Bergwald - Biosphärenreservat Vessertal-Thüringer Wald
Bergwald - Biosphärenreservat Vessertal-Thüringer Wald
Bergwald - Biosphärenreservat Vessertal-Thüringer Wald
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Faszination <strong>Wald</strong>natur<br />
Wir möchten Sie zu einer <strong>Wald</strong>wanderung im <strong>Biosphärenreservat</strong><br />
<strong>Vessertal</strong><strong>Thüringer</strong> <strong>Wald</strong> einladen.<br />
Entdecken und erleben Sie die Natur in den Wäldern zwischen<br />
Ilmenau, Suhl und Schleusingen. Die Stille, die Weitläufigkeit,<br />
die Tier und Pflanzenwelt, die <strong>Wald</strong>luft.<br />
Bestimmt werden Sie immer wieder aufs Neue von den besonderen<br />
Eindrücken und Stimmungen im <strong>Thüringer</strong> <strong>Wald</strong> fasziniert<br />
sein.<br />
WäLder so Weit das auge reicht<br />
Wälder so weit das Auge reicht – dieser Eindruck entsteht zu<br />
Recht, denn die Wälder nehmen im <strong>Biosphärenreservat</strong> <strong>Vessertal</strong><strong>Thüringer</strong><br />
<strong>Wald</strong> rund 90 % der Gesamtfläche ein. Lediglich<br />
in Bachtälern und auf einigen Hochflächen unterbrechen Wiesen,<br />
Moore, Siedlungen und Straßen das an sich geschlossene<br />
<strong>Wald</strong>bild.<br />
Entsprechend dem geologischen Untergrund und der Lage im<br />
Gebirge haben sich je nach Standort unterschiedliche <strong>Wald</strong>gesell<br />
schaften herausgebildet, die ineinander übergehen und ein<br />
gebietstypisches <strong>Wald</strong>mosaik bilden.<br />
Im <strong>Thüringer</strong> Gebirge ist das Klima in den Randgebieten mäßig<br />
feucht und noch relativ warm. Am Südrand wachsen auf<br />
Buntsandstein vermehrt Eichen und Hainbuchen, während am<br />
trockneren Nordrand Kiefern besser wachsen.<br />
Mit zunehmender Höhenlage wird es feuchter und kühler – zusagende<br />
Lebensbedingungen für die Fichte, die bergauf in den<br />
Beständen immer häufiger wird und am Kamm das <strong>Wald</strong>bild<br />
beherrscht.<br />
Rotbuchen besiedeln, ausgenommen einige Kammbereiche, alle<br />
Höhenlagen des Mittleren <strong>Thüringer</strong> <strong>Wald</strong>es.<br />
vom urWaLd ...<br />
Nach der letzten Eiszeit begann auch die Wiederbewaldung<br />
des <strong>Thüringer</strong> <strong>Wald</strong>es. Vor ca. 3 000 Jahren breiteten sich,<br />
durch Klimaveränderungen begünstigt, Rotbuche, Fichte und<br />
Weißtanne aus. In den Kammlagen entwickelten sich Berg fichten<br />
wälder, in den unteren Lagen Laubwälder und die größten<br />
Flächen nahmen schließlich buchenreiche Berg misch wälder in<br />
den mittleren und höheren Lagen ein.<br />
Vom Gebirgsrand aus begann die Nutzung der Bergwälder.<br />
Verstärkt wurde sie durch die Besiedlung des Gebirges, die vor<br />
etwa 1 000 Jahren einsetzte.<br />
Jahrhundertelang war Buchenholz vor allem für die Köhlerei<br />
von Bedeutung. Dessen übermäßige Nutzung verursachte zunehmend<br />
eine Verschiebung des <strong>Wald</strong>gefüges zu Gunsten der<br />
Fichte. Intensive Holzentnahme, Rodung, <strong>Wald</strong> weide sowie<br />
mangelnde <strong>Wald</strong>pflege hatten stark geschädigte Wälder zur<br />
Folge. Im Mittelalter gab es sogar völlig kahle Berge.<br />
... zum WirtschaftsWaLd ...<br />
Dem einsetzenden Holzmangel versuchte man unter anderem<br />
mit <strong>Wald</strong>schutzverordnungen, Regulierung der <strong>Wald</strong>weide sowie<br />
der Aufforstung mit schnell nutzbaren Baumarten zu begegnen<br />
– hauptsächlich durch Fichtenreinbestände. Ist doch<br />
die Fichte relativ schnellwüchsig, kann auf Kahlflächen aufwachsen<br />
und hat ein vielseitig verwendbares Holz.<br />
Heute überwiegen Fichtenwälder im <strong>Biosphärenreservat</strong>, die,<br />
wie beispielsweise nach der großen Sturmkatastrophe von<br />
1946, als „Ersatzgesellschaften“ für andere, standort typische<br />
<strong>Wald</strong>gesellschaften aufgezogen wurden. So sind Fichten im<br />
Gebirgsvorland ebenso zu finden wie im Gebirge, auf trockenen<br />
Standorten wie in der Aue, auf tiefgründigen Böden wie<br />
auf sehr steinigen – also auch dort, wo sie keine optimalen<br />
Lebensbedingungen haben.<br />
Was noch bis Ende des letzten Jahrhunderts als notwendig,<br />
fortschrittlich und gewinnbringend galt, ist heute zum Problem<br />
geworden. Reinbestände aus nur einer Art und Bäume gleichen<br />
Alters sind naturfern, instabil und wirtschaftlich unsicher.<br />
... zur nachhaLtigen WaLdbeWirtschaftung<br />
Langfristiges Ziel einer naturnahen<br />
<strong>Wald</strong>wirtschaft sind Wälder,<br />
die wieder voll ihre standortabhängigen<br />
Funktionen erfüllen können,<br />
wie Holzproduktion, Naturschutz,<br />
Wasser und Bodenschutz sowie<br />
die Erholungsfunktion. Eine<br />
Voraussetzung für die naturnahe<br />
<strong>Wald</strong>entwicklung ist eine ökosystemverträgliche<br />
Wilddichte.<br />
Im <strong>Biosphärenreservat</strong> – einem Modellgebiet der UNESCO<br />
für nachhaltige Entwicklungen – sollen in vorbildlicher<br />
Weise die Wälder naturnah bewirtschaftet und vorrangig die<br />
Fichtenbestände außerhalb der Kamm region wieder zu stabilen,<br />
laubholzreichen Misch wäl dern um ge baut werden.<br />
Vor allem durch Naturverjüngung und gezielte Pflege von<br />
Rotbuche, Bergahorn, Weißtanne und weiteren Baumarten<br />
können sich strukturreiche <strong>Wald</strong>lebensräume entwickeln, die<br />
gleichzeitig ertragreiche Wirtschaftswälder sind.<br />
WaLdreservate<br />
In den Kernzonen des <strong>Biosphärenreservat</strong>s werden Wälder,<br />
teilweise schon seit Jahr zehn ten, nicht mehr wirtschaftlich<br />
genutzt. <strong>Wald</strong> entwicklungs pro zesse können hier weitgehend<br />
ungestört ablaufen. Allmählich entwickeln sich urwaldähnliche<br />
Wälder, die auch selten gewor dene Tier und<br />
Pflanzenarten beherbergen. Besonders tot holz bewohnende<br />
und zersetzende Insekten, Pilze und Bak terien finden wieder<br />
mehr Lebensraum, der ihnen in den Wirt schaftswäldern<br />
weitgehend verloren gegangen ist.<br />
Bäume erreichen ihr natürliches Alter, sterben ab, zerfallen<br />
und werden zersetzt. Komplette Lebenszyklen aus Wachsen,<br />
Reifen und Vergehen vollenden sich und laufen gleichzeitig<br />
und nebeneinander ab. Ein charakteristisches, kleinflächiges<br />
Mosaik von verschiedenen <strong>Wald</strong>entwicklungsphasen bildet<br />
sich heraus.<br />
In den Kernzonen können natürliche <strong>Wald</strong> entwick lungsprozesse<br />
und die hier typische biologische Vielfalt studiert<br />
werden. Daraus lassen sich unter anderem Erkenntnisse für<br />
künftiges naturgemäßes <strong>Wald</strong>bewirtschaften gewinnen.