Schwarm- intelligenz - Personal im Fokus
Schwarm- intelligenz - Personal im Fokus
Schwarm- intelligenz - Personal im Fokus
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ausgabe 1_2012 | € 14,95 | b 4321<br />
Einblicke und Impulse für eine erfolgreiche HR-Arbeit<br />
<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong><br />
Wie Unternehmen das Potenzial des Mitarbeiterschwarms zur Lösung von<br />
unternehmerischen Herausforderungen für sich nutzen können a 14<br />
effizienz statt präsenz selbstmarketing altes recht, neue medien<br />
Die Präsenz am<br />
Arbeitsplatz wird zum<br />
Strategiemittel <strong>im</strong><br />
Kampf um Prestige,<br />
Image und Arbeitskräfte.<br />
Sechs <strong>Personal</strong>experten nehmen<br />
Stellung zum Thema a 12<br />
Leistung ist gut, ein<br />
makelloser Auftritt ist<br />
besser. Wer sich ins<br />
rechte Licht setzen<br />
möchte, sollte in sein<br />
Selbstmarketing investieren – eine wichtige<br />
Voraussetzung für mehr Erfolg a 36<br />
Trifft altes Recht auf<br />
neue Medien, sind<br />
<strong>Personal</strong>abteilungen<br />
gefragt: Wer darf<br />
sich wie <strong>im</strong> Namen des<br />
Unternehmens äußern? So schützen Sie<br />
sich vor Ärger a 46
BESTE LÖSUNGEN VON P&I FÜR<br />
EUROPAS MODERNSTE MESSE<br />
Dynamisches Umfeld, turnusbedingte Spitzenauslastungen,<br />
Flexibilität: Das ist die Messe Stuttgart. Der Messe- und Kongressveranstalter<br />
setzt seit 2 Jahren <strong>im</strong> <strong>Personal</strong>management auf das<br />
Komplettportfolio der P&I AG. Ergebnis: verschlankte und<br />
opt<strong>im</strong>ierte Prozesse durch das webbasierte Mitarbeiter- und<br />
Führungskräfteportal, schnelles und modernes Recruiting sowie<br />
managementgerechte Aufbereitung verschiedenster <strong>Personal</strong>- und<br />
Unternehmenskennzahlen – mit starken Instrumenten zum Erfolg.<br />
Sind Sie neugierig geworden? Lesen Sie die gesamte<br />
Geschichte in unserem exklusivem Kundenmagazin und lernen<br />
Sie die Lösungen von P&I kennen: www.pi-ag.com/magazin<br />
© BILDNACHWEIS MESSE STUTTGART
editorial<br />
Sabine Hockling<br />
Chefredakteurin <strong>Personal</strong> <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong><br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
Sie halten die erste Ausgabe der<br />
in den Händen.<br />
Mit diesem Magazin möchten wir Sie<br />
in Zukunft bei Ihrer Arbeit unterstützen.<br />
Dabei behalten wir für Sie die Auswirkungen<br />
der sich schnell verändernden<br />
Arbeitswelt <strong>im</strong> Auge. Wir informieren<br />
Sie über neue Trends in der <strong>Personal</strong>entwicklung.<br />
Und wir möchten auch<br />
Ihnen und Ihrer persönlichen Arbeitswelt<br />
Raum <strong>im</strong> Heft geben. Wie z. B. mit<br />
der These <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong>: In jeder Ausgabe<br />
diskutieren sechs <strong>Personal</strong>verantwortliche<br />
engagiert und fachkundig über ein<br />
aktuelles Thema.<br />
Dabei legen wir großen Wert darauf,<br />
selbst komplexe Themen leicht verständlich<br />
aufzubereiten. Dies drückt<br />
sich unter anderem in der Zusammenfassung<br />
KOMPAKT am Ende der Beiträge<br />
aus. Dort bieten wir Ihnen das<br />
Thema noch einmal in kompr<strong>im</strong>ierten,<br />
praxisorientierten Stichworten. Denn<br />
soll nicht nur Fachlektüre,<br />
sondern auch ein Ratgebermagazin<br />
für Sie sein.<br />
Wert legen wir auch auf die Einbindung<br />
neuer Medien. An vielen Stellen<br />
<strong>im</strong> Magazin finden Sie weiterführende<br />
Informationen, die z. B. mit dem QR-<br />
Code schnell zu erreichen sind. Darüber<br />
hinaus vernetzt der Webauftritt von<br />
Print und Online zu einem<br />
zeitgemäßen Gesamtangebot.<br />
Ich hoffe, Sie lesen<br />
mit<br />
der gleichen Begeisterung, mit der wir<br />
das Magazin für Sie machen.<br />
Ihre<br />
Sabine Hockling<br />
PS: Wie gefällt Ihnen ?<br />
Schreiben Sie mir Ihre Meinung, Ihre<br />
Anregungen oder Ihre Wünsche unter:<br />
leserbrief@personal-<strong>im</strong>-fokus.de.<br />
qr-code<br />
Was ist das für ein Zeichen?<br />
Immer wieder stoßen Sie <strong>im</strong> Magazin auf dieses Quadrat.<br />
Hierbei handelt es sich um einen „QR-Code“; QR steht für<br />
„Quick Response“. Dahinter kann sich eine Website, ein Video<br />
oder eine Information verbergen.<br />
Verfügt Ihr Mobiltelefon über einen QR-Reader (Software<br />
zum Lesen des Codes), führt es Sie automatisch auf den Inhalt.<br />
Dafür brauchen Sie nur ein Smartphone und eine App zum Erfassen von Barcodes.<br />
Für Ihr iPhone oder iPad ist das z. B. die kostenlose Anwendung Barcoo aus<br />
dem App-Store. Für Android-Geräte finden Sie <strong>im</strong> Android Market z. B. QR Droid<br />
und für Ihr Blackberry z. B. den QR Code Scanne Pro, ebenfalls kostenfrei.<br />
Und so geht’s: Starten Sie den QR-Reader und halten Sie die Linse Ihres eingeschalteten<br />
Mobiltelefons über den hier abgebildeten Code – und Sie gelangen zu dem<br />
Inhalt. In diesem Fall zu unserer ganz neuen Website www.personal.<strong>im</strong>-fokus.de.
inhalt<br />
PERSONALIMFOKUS 1/2012<br />
8 12 14<br />
aktuell<br />
Promi <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong>: Michael Käfer, Käfer GmbH & Co. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
News, Namen und Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
Kolumne <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong>: Wie finde ich heraus, wer meine besten Mitarbeiter sind? . . . . 11<br />
These <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong>: Effizienz statt Präsenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
personalmanagement<br />
<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong>: Mit dem <strong>Schwarm</strong> gewinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
Interview Jochen May: „Mitarbeiter denken gern mit“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
News . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
Gastbeitrag <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong>: Mehr Zeit – Mehr Erfolg – No Burnout . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
Mitarbeiterbindung: Der Mitarbeiter als Wettbewerbsvorteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
Mitarbeiterpotenzial: Motivieren Sie Ihre Low Performer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
Changemanagement: Veränderungen kommunizieren, nicht ignorieren . . . . . . . . . . . 30<br />
organisation<br />
News . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
Sommer <strong>im</strong> Büro: Kalte Tipps für heiße Tage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />
4<br />
| 1/2012
Gute Azubis<br />
schneller online finden,<br />
testen und verwalten<br />
24 36 44<br />
organisation<br />
Selbstmarketing: Ich – einfach unverbesserlich! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
Weiterbildung: So ermitteln Sie den Nutzen Ihrer Weiterbildungsmaßnahmen . . 38<br />
Ausbildung: Frühzeitige Starthilfe für Azubis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
recht<br />
online rekrutieren<br />
mit dem Bewerber-Management-<br />
System „Bewerbernavigator“<br />
online testen<br />
mit dem Online-Test-System<br />
OPTA2 für Einstellungstests zur<br />
Gewinnung von Auszubildenden<br />
erfolgreich ausbilden<br />
mit der perfekten Prüfungsvorbereitung<br />
für Ihre Auszubildenden<br />
erfolgreich weiterbilden<br />
mit dem Seminar- und<br />
Power-Workshop-Programm in<br />
der Ideenwerkstatt<br />
News . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />
Das Urteil und die Folgen: Richter verschärfen Kündigungsanforderungen . . . . . . 44<br />
Expertenrat <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong>: Steuerfreie Bahncard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />
Internet, Facebook & Co.: Altes Recht für neue Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
rubriken<br />
@<br />
U-Form online erleben<br />
Alle wichtigen Infor mationen zu unseren<br />
Produkten erhalten Sie auch online auf:<br />
www.u-form.de<br />
Besuchen Sie uns auch auf:<br />
Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
Buchtipps <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />
Damals & Heute: Vom Fließband zur Fertigungsinsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />
Vorschau | Impressum | Bildnachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />
Humor <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />
U-Form Verlag<br />
Herm. Ullrich (GmbH & Co) KG<br />
Cronenberger Str. 58<br />
42651 Solingen<br />
Tel. 0212 22207 - 0<br />
Fax. 0212 208963<br />
www.a-recruiter.de<br />
| 1/2012<br />
5
promi <strong>im</strong> fokus<br />
Michael Käfer:<br />
„<strong>Personal</strong> – Grundlage<br />
des Erfolges“<br />
<strong>Personal</strong>verantwortung, Menschen anleiten und führen – das ist<br />
für viele eine große Herausforderung. Die wenigsten werden als<br />
charismatische Anführer geboren. Wie machen es alle anderen?<br />
<strong>Personal</strong> <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong> fragt in der Praxis nach, in dieser Ausgabe<br />
bei: Michael Käfer (54).<br />
<strong>Personal</strong> ist für mich …<br />
… die Grundlage des Erfolges. Ohne die Menschen<br />
hinter der Marke würde unser Geschäft<br />
in keinem Bereich funktionieren.<br />
Und <strong>Personal</strong>manager fördern …<br />
… die Leidenschaft für das Unternehmen,<br />
halten sie aufrecht und müssen sie selbst<br />
demonstrieren.<br />
Ich habe <strong>Personal</strong>führung gelernt, indem ich …<br />
… gute (und nicht so gute) Chefs beobachtet<br />
habe.<br />
Ich führe mein <strong>Personal</strong> mit …<br />
… viel Herz und durch Vorleben.<br />
Ein No-Go bei der <strong>Personal</strong>führung ist für mich …<br />
… autoritärer Starrsinn.<br />
Die schweren <strong>Personal</strong>entscheidungen treffe ich,<br />
indem ich …<br />
… aus dem Bauch heraus entscheide.<br />
Be<strong>im</strong> Umgang mit meinem <strong>Personal</strong> bemühe ich mich um …<br />
… Respekt, Teamgeist und persönlichen Umgang.<br />
Mit schwierigen Mitarbeitern gehe ich …<br />
… möglichst genauso um wie mit allen anderen.<br />
Jeder hat einfache und nicht so einfache<br />
Seiten.<br />
Feedback ist für mich …<br />
… ein wichtiger Teil der Teamarbeit.<br />
Wenn ich kritisieren muss, mache ich …<br />
… das (hoffentlich) sachlich und zielorientiert.<br />
michael käfer<br />
Unternehmen: Käfer GmbH & Co. Verwaltungs- und Beteiligungs<br />
KG, Mitarbeiter: 942. Michael Käfer ist Geschäftsführer<br />
der Münchner Käfer Gruppe. Der studierte<br />
Betriebswirt stieg 1988 in den Familienbetrieb ein, der<br />
heute rund 114 Mio Euro Umsatz macht.<br />
Lob und Anerkennung sind für mich …<br />
… nicht nur das Salz in der Suppe, sondern<br />
eine Selbstverständlichkeit. Durch Anerkennung<br />
einer Leistung entsteht die Leidenschaft,<br />
die am Ende der Gast/Kunde<br />
spürt.<br />
Ich unterstütze meine Mitarbeiter in schwierigen Situationen,<br />
indem ich …<br />
… zuhöre und versuche, mit Taten zu helfen.<br />
Die Weiterbildung meiner Mitarbeiter ist für mich …<br />
… eine absolute Notwendigkeit. Sie schult, sie<br />
motiviert und ermöglicht Karrieren auch in<br />
Ausbildungsberufen.<br />
Mein schönstes Erlebnis mit meinem <strong>Personal</strong> …<br />
… waren unsere neuen Käfer Wir-Gefühl-<br />
Tage, von denen der erste so gut angenommen<br />
wurde, dass der zweite mit über 150<br />
Mitarbeitern in Kürze belegt war.<br />
Anderen Chefs würde ich gern sagen:<br />
Macht euren Job so, wie ihr es von den Mitarbeitern<br />
erwartet.<br />
6<br />
| 1/2012
aktuell | news<br />
Web 2.0-Kündigung <strong>im</strong> Kommen<br />
Von Bewerbungen per Youtube-Video<br />
haben Sie sicher schon häufiger gehört.<br />
Und das Mitarbeiter aufgrund eines<br />
Videos ihren Arbeitsplatz verlieren, ist<br />
auch nichts Neues. Neu ist jetzt aber,<br />
dass auch der Abschied vom Job per<br />
Filmchen erfolgt.<br />
Während der Amerikaner Joey<br />
DeFrancesco <strong>im</strong> August 2011 seinen<br />
Arbeitgeber als schlechten Boss per<br />
Video anklagte und kündigte, hat jetzt<br />
eine Microsoft-Mitarbeiterin mit Hilfe<br />
einer selbst getexteten Version des<br />
Klassikers „American Pie“ charmant<br />
per Video „Tschüss“ gesagt. Drei Minuten<br />
lang bedankt sie sich bei Microsoft<br />
für die guten Arbeitsjahre.<br />
Einige Tage später gab es einen weiteren<br />
öffentlichen Abgang bei Microsoft.<br />
Ein Produktmanager kritisierte die<br />
Unternehmenskultur sowie die strengen<br />
Hierarchien. Er beklagte sich<br />
über seine Arbeitsbedingungen und<br />
beschwerte sich letztlich auch bei seinem<br />
Vorgesetzten. Als er kurz darauf<br />
gefeuert wird, veröffentlicht er per<br />
Filmchen seine Geschichte auf dem<br />
Portal Techcrunch.<br />
Seien Sie wachsam und beobachten Sie<br />
die Aktivitäten zu Ihrer Firma <strong>im</strong> Internet.<br />
Denn eine Web 2.0-Kündigung ist<br />
schnell verbreitet. sh<br />
Aviva feuert versehentlich 1.300 Mitarbeiter<br />
Das britische<br />
Versicherungsunternehmen<br />
Aviva hat irrtümlich<br />
allen<br />
seinen 1.300 Mitarbeitern der Investment-Abteilung<br />
gefeuert und sie in der<br />
E-Mail dazu aufgefordert, be<strong>im</strong> Verlassen<br />
des Unternehmens Firmeneigentum<br />
wie Schlüssel und auch Han-<br />
PiF-Im.3.5.12:Layout 1 02.05.12 15:09 Seite 1<br />
dys abzugeben. Eigentlich sollte diese<br />
E-Mail aber nur an einen einzigen<br />
Mitarbeiter gehen. Durch einen Fehler<br />
wurde sie jedoch weltweit an die<br />
gesamte Abteilung verschickt.<br />
Verheerend an diesem Faupax: Der<br />
Konzern steht aktuell nicht gut dar und<br />
kündigte vor einiger Zeit einen <strong>Personal</strong>abbau<br />
<strong>im</strong> großen Stil an. Nicht<br />
verwunderlich also, dass die Mitarbeiter<br />
davon ausgingen, dass Aviva die<br />
gesamte Abteilung schließen wird.<br />
Auch wenn Vorgesetzte sich bei Kündigungen<br />
vor der Emotion der Mitarbeiter<br />
fürchten, eine Alternative ist<br />
die Kündigung per E-Mail nicht. Ganz<br />
<strong>im</strong> Gegenteil: Aufgrund ihrer Stellung<br />
sollte das Management sich dieser –<br />
wenn auch unangenehmen – Situation<br />
nicht entziehen. sh<br />
anzeige<br />
Führender Qualitätsanbieter für Management- und<br />
Leadership-Entwicklung <strong>im</strong> deutschsprachigen Raum.<br />
LEISTUNGEN<br />
• Entwicklungs<strong>im</strong>pulse<br />
für Führungskräfte<br />
»OFFENE PROGRAMME«<br />
• Strategische<br />
F ührungskräfte-Entwicklung<br />
»INHOUSE PROGRAMME«<br />
www.hernstein.at
aktuell | news<br />
Millennials erobern den Arbeitsmarkt<br />
was ist los?<br />
In weniger als fünf Jahren wird die Generation Y, auch Millennials<br />
genannt, weltweit nahezu die Hälfte aller Arbeitnehmer<br />
ausmachen. Setzen Sie sich bereits jetzt mit den Bedürfnissen<br />
dieser Arbeitnehmergruppe auseinanderzusetzen.<br />
Eine vom Unternehmen „Future Workplace“ erstellte Studie<br />
zeigt beispielsweise, welche Mittel und Wege be<strong>im</strong> Mentoring<br />
für die Generation Y sinnvoll sind: Mit dem umgekehrten<br />
Mentoring betreuen Millennials Führungskräfte,<br />
um zu zeigen, welche Fähigkeiten in ihnen stecken. Vorteil<br />
für Vorgesetzte: Sie treten mit Mitarbeiter<br />
in Kontakt, die sie ansonsten<br />
nicht so intensiv kennenlernen würden.<br />
Be<strong>im</strong> Gruppenmentoring schulen<br />
Führungskräfte mehrere Mitarbeiter<br />
gleichzeitig – auch über Zeitzonen und<br />
Standorte hinaus. Zu bewerkstelligen<br />
ist das für sie, weil diesen Arbeitnehmern<br />
häufig schnelle Feedbacks <strong>im</strong><br />
Twitter-Stil ausreichen. Und das anonyme<br />
Mentoring findet nicht nur ausschließlich online statt,<br />
sondern auch mit einer externen, unbekannten Person. Beide<br />
Seiten können so über Dinge sprechen, die abgekoppelt sind<br />
von konkreten Unternehmen, Produkten und Personen.<br />
Zwar funktionieren diese Mentorings auch bei Mitarbeitern<br />
anderer Generationen. Sie entsprechen aber stark dem Lebensstil<br />
der Millennials und sind daher besonders bei diesen<br />
Mitarbeitern wirksam. sh<br />
4. bis 5. Juni<br />
HR <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong> in Berlin<br />
<strong>Personal</strong>verantwortliche sind in besonderem Maße gefragt,<br />
das Unternehmenswachstum durch gute Mitarbeiter<br />
sicherzustellen, Prozesse neu zu gestalten und innovative<br />
Wege zu gehen. Auf der Jahrestagung „HR <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong>“<br />
gewinnen sie einen Einblick in die <strong>Personal</strong>arbeit verschiedener<br />
Branchen. www.handelsblatt-personal.de<br />
13. Juni<br />
Deutsch-Chinesische <strong>Personal</strong>konferenz in Frankfurt<br />
Auf der „Sino HR Conference 2012“ erhalten <strong>Personal</strong>verantwortliche<br />
einen aktuellen Einblick über Entwicklungen<br />
und Trends des <strong>Personal</strong>managements <strong>im</strong> deutsch-chinesischen<br />
Kontext. www.sino-hr-conference.de<br />
18. bis 19. Juni<br />
RKW-Fachkräftekongress in Kassel<br />
Wie finden Unternehmen die Fachkräfte, die sie brauchen?<br />
Wie verändert sich Führung, wenn Fachkräfte knapp, älter<br />
und bunter werden? Diese und weitere Fragen diskutieren<br />
Experten aus Verbänden, Unternehmen, Wissenschaft und<br />
Politik <strong>im</strong> Rahmen des RKW-Fachkräftekongresses.<br />
www.fachkraefte-blog.de/kongress<br />
21. und 22. Juni<br />
Kongress des Bundesverband der <strong>Personal</strong>manager<br />
in Berlin<br />
Der <strong>Personal</strong>managementkongress ist die eine der größten<br />
Fachtagungen für Human Resources in Deutschland. Auch<br />
2012 informieren wieder zahlreiche profilierte Referenten<br />
aus Unternehmen, Verbänden und Institutionen.<br />
www.personalmanagementkongress.de<br />
Die Generation Y verändert sowohl den Alltag als auch die Kultur<br />
in Unternehmen. Auf diese Veränderungen sollte reagiert werden.<br />
5. Juli<br />
Towers Watson HR Executive-Konferenz 2012 in Frankfurt<br />
Bereits zum 10. Mal veranstaltet Towers Watson die Jahreskonferenz<br />
für HR-Verantwortliche, die <strong>Personal</strong>manager<br />
aus Deutschland, Österreich und der Schweiz eine attraktive<br />
Plattform für den Wissens- und Erfahrungsaustausch<br />
bietet.<br />
www.towerswatson.com/germany/events/15557<br />
| 1/2012<br />
9
aktuell | news<br />
Überstunden belasten die Psyche<br />
<strong>Personal</strong>suche per Social Media<br />
Leisten Mitarbeiter täglich drei bis vier<br />
Überstunden, ist die Wahrscheinlichkeit<br />
für eine schwere Depression offenbar<br />
deutlich höher als bei Arbeitnehmern,<br />
die keine Überstunden machen.<br />
Das wollen Forscher vom University<br />
College London und vom Finnischen<br />
Institut für Arbeitsmedizin (Helsinki)<br />
in einer Langzeitstudie herausgefunden<br />
haben. Im Rahmen dieser Untersuchung<br />
werteten die Forscher Daten<br />
von 1.626 Männer und 497 Frauen aus:<br />
11 Prozent arbeiteten <strong>im</strong> Schnitt elf<br />
Stunden und mehr täglich. Insgesamt<br />
entwickelten 66 Personen (3,1 Prozent)<br />
der 2.123 Studienteilnehmer während<br />
der Langzeitstudie eine schwere<br />
Depression. Bei 1.105 Befragten, die<br />
täglich sieben bis acht Arbeitsstunden<br />
leisteten, erkrankten 38 Teilnehmer.<br />
Und von 227 Personen, die täglich<br />
elf bis zwölf Stunden arbeiteten, waren<br />
zehn betroffen. Nach dem Herausrechnen<br />
anderer Einflussfaktoren kamen<br />
die Forscher zu dem Schluss, dass eine<br />
schwere Depression bei den Mehrarbeitern<br />
doppelt so häufig auftrat wie bei<br />
Personen ohne Überstunden. sh<br />
Immer wieder hört und liest man<br />
davon, dass Unternehmen bei ihrer<br />
<strong>Personal</strong>suche verstärkt auf Social<br />
Media setzen. Eine Bitkom-Studie,<br />
die Anfang dieses Jahres veröffentlicht<br />
wurde, zeigt, dass fast jedes dritte<br />
deutsche Unternehmen Xing, Facebook<br />
& Co. für seine <strong>Personal</strong>suche nutzt.<br />
Der Grund: <strong>Personal</strong>er finden hier teils<br />
sehr persönliche Informationen von<br />
Bewerbern. Eine aktuelle Umfrage, die<br />
von dem amerikanischen Unternehmen<br />
Reppler durchgeführt wurde, zeigt, wie<br />
wichtig solche Informationen bei der<br />
Suche nach Bewerbern wirklich sind.<br />
Etwa 150 der 300 befragten <strong>Personal</strong>er<br />
gaben an, dass sie als Erstes das Profil<br />
eines Bewerbers in den sozialen Netzwerken<br />
suchen. Zwei von drei <strong>Personal</strong>chefs<br />
sagten gar, dass sie aufgrund<br />
von solchen Profilinformationen bereits<br />
Bewerber aus dem Rennen kickten<br />
beziehungsweise sich für einen anderen<br />
Kandidaten entschieden. sh<br />
wer verändert sich?<br />
Christian Körber & Dirk Schaffrin<br />
Christian Körber, zuvor Leiter<br />
<strong>Personal</strong> bei der E.ON Vertrieb<br />
Deutschland GmbH, ist zum 1.<br />
Mai 2012 Leiter <strong>Personal</strong> Deutschland<br />
bei der Heidelberg Cement<br />
AG geworden. In dieser Funktion<br />
folgt er auf Dirk Schaffrin.<br />
Christiane Doll<br />
Seit dem 1. April ist Christiane<br />
Doll Head of Human Resources<br />
der Gruppe Börse Stuttgart.<br />
Die 49-Jährige war zuvor be<strong>im</strong><br />
Autozulieferer Magna als Director<br />
Human Resources tätig. Die Stelle<br />
wurde neu geschaffen.<br />
Kerstin Wagner<br />
Kerstin Wagner, Leiterin Globales<br />
Talent Management bei Siemens ,<br />
steigt zum 1. Juni 2012 als Leitung<br />
der Organisationseinheit Recruiting<br />
bei der Deutschen Bahn<br />
ein. Der neu geschaffene Bereich<br />
umfasst das strategische operative<br />
<strong>Personal</strong>marketing, Rekrutierung<br />
und das Bewerbermanagement.<br />
Bettina Volkens & Ursel Reininger<br />
Zum 15. August übern<strong>im</strong>mt Bettina<br />
Volkens die Leitung „Führungskräfte<br />
Konzern“ bei der<br />
Lufthansa. Dort tritt die 48-Jährige<br />
die Nachfolge von Ursel Reininger<br />
an, die in den Vorruhestand<br />
geht. Bettina Volkens wird<br />
in dieser Funktion für die rund<br />
1800 Spitzenmanager in Europas<br />
größtem Luftfahrtkonzern verantwortlich<br />
sein. Sie berichtet an<br />
den Vorstandsvorsitzenden der<br />
Lufthansa AG, Christoph Franz.<br />
10<br />
| 1/2012
kolumne <strong>im</strong> fokus<br />
experte<br />
Wie finde ich heraus, wer<br />
meine besten Mitarbeiter sind?<br />
Nur etwa ein Drittel aller Unternehmen<br />
führt eine jährliche Mitarbeiterbeurteilung<br />
durch. Wie aber wollen<br />
Sie ansonsten herausfinden, wer<br />
in Ihrem Unternehmen etwas leistet?<br />
Ein Mitarbeiterbeurteilungsbogen beispielsweise<br />
ist ein einfacher Fragebogen,<br />
der Sie bei Ihrer Mitarbeiterbeurteilung<br />
unterstützt.<br />
In drei Schritten zur Beurteilung<br />
Im ersten Schritt kreuzen Ihre Mitarbeiter<br />
an, welches Verhalten auf sie zutrifft.<br />
Im zweiten Schritt füllt der direkte<br />
Vorgesetzte den exakt gleichen<br />
Bogen aus und bewertet so seine Mitarbeiter.<br />
Im dritten Schritt reden Sie und<br />
Ihre Mitarbeiter miteinander und legen<br />
gemeinsam eine Note fest. Diese Einigung<br />
ist wichtig, denn an diese Benotung<br />
wird eine Gratifikation gebunden.<br />
Reden Sie dabei mit Ihren Mitarbeitern<br />
auch über ihre Zukunftsplanung. Fragen<br />
Sie zum Beispiel: Was müsste an<br />
Schrecklichem passieren, dass Sie das<br />
Unternehmen verlassen?<br />
Wer redet mit wem?<br />
Führen Sie die Gespräche mit den Ihnen<br />
direkt zugeordneten Mitarbeitern.<br />
Diese wiederum führen die Gespräche<br />
mit den ihnen zugeordneten Mitarbeitern<br />
– so findet letztlich in der gesamten<br />
Firma eine identische Mitarbeiterbeurteilung<br />
statt.<br />
Und warum der Aufwand?<br />
Mit der Mitarbeiterbeurteilung erhalten<br />
Sie unter anderem eine zentrale Entscheidungsgrundlage<br />
für Beförderungen,<br />
Fortbildungsmaßnahmen, Zeugnisse<br />
und Vergütungen. Und damit gehört<br />
sie zu den Daueraufgaben für Sie<br />
als Arbeitgeber oder Vorgesetzten.<br />
Damit Sie die besten Mitarbeiter finden<br />
und halten!<br />
Ihr Prof. Dr. Jörg Knoblauch<br />
Prof. Dr. Jörg Knoblauch ist geschäftsführender<br />
Gesellschafter<br />
der tempus-Unternehmensgruppe,<br />
Bestsellerautor und ein<br />
gefragter Referent zum Thema<br />
„Die besten Mitarbeiter finden<br />
und halten“.<br />
www.abc-strategie.de<br />
qr-code<br />
Laden Sie kostenlos den<br />
Mitarbeiterbeurteilungsbogen<br />
von Prof. Dr. Jörg<br />
Knoblauch herunter<br />
http://bit.ly/Hz55IR<br />
anzeige<br />
Erfahrung<br />
für Ihren<br />
Unternehmenserfolg<br />
Die ZAV-Managementvermittlung<br />
unterstützt Sie bei der Besetzung<br />
Ihrer vakanten Führungsposition.<br />
www.zav.de<br />
| 1/2012<br />
11
these <strong>im</strong> fokus<br />
Effizienz statt Präsenz<br />
Die Präsenz am Arbeitsplatz wird zum Strategiemittel <strong>im</strong> Kampf um Prestige und<br />
Image: Wer lange arbeitet, ist wichtig. Präsenz und ständige Erreichbarkeit werden mit<br />
Leistung, Qualität und Motivation gleichgesetzt. Und wer als Erster geht, verliert. Dabei<br />
ist die physische Präsenz <strong>im</strong> Zeitalter von Smartphones und Home-Arbeitsplätzen<br />
mit Zugängen zu nötigen Firmendaten mittlerweile überholt und nicht mehr nötig.<br />
die these:<br />
„Gestalten Mitarbeiter<br />
ihre Arbeitszeiten selber,<br />
sind sie auch produktiver.“<br />
Stefanie Hirte,<br />
Bereichsleiterin <strong>Personal</strong>entwicklung<br />
& <strong>Personal</strong>marketing, Otto, Hamburg,<br />
4.100 Mitarbeiter<br />
„Motivierte Mitarbeiter sind produktiver.<br />
Otto setzt daher auf ergebnisorientiertes<br />
Arbeiten – Ort und Zeit sind<br />
nebensächlich. Das setzt sich aber nur<br />
langsam in den Köpfen der Belegschaft<br />
durch. Über flexible Arbeitszeiten und<br />
mobilen Zugriff auf alle arbeitsnotwendigen<br />
Systeme ermuntern wir deshalb<br />
unsere Mitarbeiter, ihre Präsenz bei<br />
Otto selbst zu gestalten. Denn eine ausgewogene<br />
Work-Life-Balance motiviert<br />
und sorgt für gute Ergebnisse.<br />
“<br />
Jens Sebastian Becke,<br />
Mitarbeiter Jobcenter,<br />
Gotha, 180 Mitarbeiter<br />
„Dem st<strong>im</strong>me ich zu, denn seit Jahren<br />
ist bekannt, dass Menschen einen Biorhythmus<br />
haben und die produktiven<br />
Zeiten jedes Mitarbeiters daher anders<br />
liegen. Deshalb finde ich eine flexible<br />
Arbeitszeit sehr sinnvoll und zeitgemäß.<br />
Allerdings glaube ich, dass das nur in<br />
Verwaltungen funktioniert. Produktionen<br />
und Abteilungen mit Kundenverkehr<br />
müssten hier genauer betrachtet<br />
und anders gestaltet werden (z. B.<br />
Schichtzeiten, Jobrotation etc.).<br />
“<br />
Andrea Krügel,<br />
Leiterin <strong>Personal</strong> der agentes GmbH,<br />
Aschhe<strong>im</strong>-Dornach, 100 Mitarbeiter<br />
„Produktivität ist nicht abhängig von<br />
der Präsenz an einem best<strong>im</strong>mten<br />
Standort. Entscheidend sind Messgrößen<br />
wie Zielvereinbarungen oder (Kunden-)Zufriedenheit.<br />
Vor allem gehört<br />
das Vertrauen in die Mitarbeiter dazu.<br />
Flache Hierarchien, klare Strukturen<br />
und eine offene Kommunikation zeigen<br />
sehr schnell, wer produktiver ist<br />
als andere. Nicht wer lange arbeitet,<br />
sondern wer <strong>im</strong> Sinne unseres Unternehmens<br />
und unserer Kunden effektiv<br />
arbeitet, ist wichtig.<br />
“<br />
12<br />
| 1/2012
qr-code<br />
Voting:<br />
Wem st<strong>im</strong>men Sie zu?<br />
www.personal-<strong>im</strong>-fokus.de<br />
Norbert Wendel,<br />
<strong>Personal</strong>vertreter Landratsamt,<br />
Schweinfurt, 347 Mitarbeiter<br />
„Effizienz und Präsenz müssen sich<br />
nicht ausschließen. Entsprechend der<br />
Arbeitsplatzanforderung, dem Publikumsverkehr<br />
oder auch den Kundenkontakten<br />
kann es allerdings Notwendigkeit<br />
sein, dass die Präsenz des Mitarbeiters<br />
erforderlich ist – für einen<br />
gewissen Zeitraum oder gar ganz.<br />
Auch unterliegen He<strong>im</strong>arbeitsplätze<br />
best<strong>im</strong>mten Anforderungen des Datenschutzes<br />
und der Zugriffsmöglichkeit<br />
der Leitungsebenen.<br />
Eine ausschließliche He<strong>im</strong>arbeitsplatztätigkeit<br />
kann es meiner Meinung nach<br />
nicht geben, denn der persönliche Kontakt<br />
mit den Mitarbeitern und zu den<br />
wichtigsten Führungspersonen ist notwendig<br />
und für das <strong>Personal</strong>management<br />
erforderlich.<br />
“<br />
Maren Rath,<br />
Manager Human Resources bei der<br />
XING AG, Hamburg, 450 Mitarbeiter<br />
„Flexible Arbeitszeiten und Home<br />
Office statt Kernarbeitszeiten und<br />
Anwesenheitspflicht, das ist unser<br />
Grundsatz bei XING. Viele der 450 Mitarbeiter<br />
können sich ihre Arbeitszeit in<br />
Absprache mit ihren Teams frei einteilen.<br />
Wenn viel zu tun ist, bleibt man<br />
länger. An anderen Tagen geht man<br />
dafür früher. Auf die Stunden achten<br />
wir nicht, schließlich ist Dauerpräsenz<br />
nicht mit Qualität gleichzusetzen. Wir<br />
vertrauen unseren Mitarbeitern, und<br />
diese zahlen es der Firma durch effizienten<br />
Einsatz zurück.<br />
“<br />
Carsten Albers,<br />
<strong>Personal</strong>sachbearbeiter<br />
Franz Fischer Spedition GmbH,<br />
Nienburg, 172 Mitarbeiter<br />
„Eine eigenständige Arbeitsorganisation<br />
ist sicher ein erstrebenswertes Ziel.<br />
Hierzu braucht es aber konkrete Zielvorgaben,<br />
die über den ‚leeren Schreibtisch<br />
am Abend' hinausgehen. Wenn<br />
ich per Arbeitsvertrag Arbeitszeit ‚einkaufe‘,<br />
dem Mitarbeiter aber die Auswahl<br />
überlasse, welche Tageszeiten er<br />
für die Arbeitsleistung nutzt, bekomme<br />
ich gegebenenfalls die unproduktiveren<br />
Zeiten – abends, nachts oder mit ablenkenden<br />
Nebenaufgaben.<br />
Die These trifft meiner Meinung nach<br />
nur zu, wenn klare Zielvorgaben existieren<br />
und der Arbeitnehmer in der<br />
Selbstorganisation geübt ist.<br />
“<br />
| 1/2012<br />
13
personalmanagement<br />
Mit dem <strong>Schwarm</strong><br />
gewinnen<br />
Frank Schätzings Roman „Der <strong>Schwarm</strong>“ machte den Begriff der <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> bekannt. Gemeint ist<br />
damit die Klugheit der Masse, von der auch Unternehmen profitieren können. Allgegenwärtig ist sie sowieso –<br />
ob sie zur <strong>Schwarm</strong>dummheit wird oder Gewinn bringt, hängt vom System ab.<br />
Es war <strong>im</strong> Jahr 2006. Die Fahrer des Logistikunternehmens<br />
UPS meldeten an ihre Disponenten,<br />
dass viele der vorberechneten Routen in der<br />
Realität länger waren und dass Linksabbiegen mehr<br />
Zeit kostet als Rechtsabbiegen. Auf Basis dieser Informationen<br />
veränderte UPS seine Logistikstrategie.<br />
So gelang es dem Unternehmen, die Paketzustellung<br />
zu beschleunigen, den Benzinverbrauch<br />
um 14 Millionen Liter pro Jahr zu senken und die<br />
Zahl der Unfälle zu reduzieren. Szenenwechsel: Ein<br />
Bienenstock am Waldrand. Bienen, die auf Pollen<br />
gestoßen sind, kehren zurück und vermitteln mit<br />
einem komplizierten Tanz die Richtung und Entfernung<br />
der Nahrungsquelle. Unbeschäftigte Bienen<br />
schauen ihnen zu und entscheiden daraufhin,<br />
welches Ziel sie als Nächstes anfliegen. Hat eine<br />
Blume weniger Pollen, braucht die Biene mehr Zeit<br />
zum Sammeln, tanzt also nicht so häufig vor dem<br />
Stock. Als Folge fliegen mehr Bienen zu lukrativen<br />
und wenig zu pollenarmen Blumen.<br />
Zugegeben, besonders viel gemeinsam haben UPS-<br />
Fahrer und Bienen nicht gerade. Doch der Prozess,<br />
in dem sie sich befinden, schon. In beiden<br />
Fällen geht es um das erfolgreiche Zusammenspiel<br />
von Arbeit, Selbstorganisation und Kommunikation.<br />
Die Wissenschaft betitelt das Phänomen mit<br />
„<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong>“. Fischschwärme, die blitzschnell<br />
die Richtung ändern, Menschen, die einem<br />
Modetrend folgen, oder langweilige Tweets<br />
die schnell <strong>im</strong> Nirwana der Twitterwelt abtauchen,<br />
weil der Twitterer-<strong>Schwarm</strong> kollektiv und<br />
stillschweigend entschieden hat, dass dieser Tweet<br />
nicht zu beachten ist. <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> hat viele<br />
Gesichter und bewährt sich seit Jahrmillionen.<br />
Manchen ist sie unhe<strong>im</strong>lich, andere sind fasziniert.<br />
Einige bevorzugen den Begriff „Herdentrieb“ wie<br />
Professor Dirk Helbing von der ETH Zürich, andere<br />
sprechen von „kollektiver Intelligenz“. Gemeint<br />
ist aber <strong>im</strong>mer das Gleiche: Das Verhalten von vielen,<br />
die kollektiv nach einfachen Regeln handeln.<br />
14<br />
| 1/2012
Gruppen mit <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> zeichnen sich<br />
durch Selbstorganisation und Anpassungsfähigkeit<br />
aus. Das Ergebnis, ein komplexes Verhaltensmuster,<br />
das sich auf Basis der zugrunde liegenden s<strong>im</strong>plen<br />
Regeln erklären lässt und das über das hinausreicht,<br />
wozu ein Einzelner fähig wäre. Intelligenz<br />
beschreibt hier also die Fähigkeit einer Gruppe, ein<br />
Problem besser zu lösen oder mit einer Situation<br />
besser umgehen zu können als ein Einzelner.<br />
Mitarbeiter: Autonom wie Bienen,<br />
reaktionsschnell wie <strong>Schwarm</strong>fische<br />
Erste Unternehmen nutzen die Vorteile der<br />
<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> bereits. Neben UPS sind IBM,<br />
eBay, Apple und Amazon weitere Beispiele, die<br />
das <strong>Schwarm</strong>potenzial einsetzten, allerdings für<br />
ihr Marketing und den Verkauf. Parallel sind Verhaltensforscher<br />
und Organisationsentwickler bemüht,<br />
fundierte Ideen zu liefern, wie die Weisheit<br />
der Masse die Wirtschaft am besten voranqr-info<br />
Mehr Informationen<br />
zur<br />
<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong>:<br />
www.jmayconsulting.de<br />
bringen kann. So fanden Professor Andreas Remer<br />
und Doktor Sophia Lux von der Universität Bayreuth<br />
unter anderem heraus, dass der Erfolg von<br />
<strong>Schwarm</strong>tieren auf ihrem Zusammenhalt und der<br />
Fähigkeit zur schnellen Selbstkoordination beruht.<br />
Voraussetzung dafür ist bedingungsloses Vertrauen<br />
innerhalb des <strong>Schwarm</strong>s. Das ist leicht nachvollziehbar<br />
bei einem Fischschwarm,<br />
der blitzschnell<br />
buchtipps<br />
die Richtung wechselt, um<br />
sich vor einem Raubfisch zu „<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong><br />
schützen. Möglicherweise in Unternehmen“<br />
hat nur einer der <strong>Schwarm</strong>fische<br />
den Angreifer bemerkt<br />
und ist ausgewichen. Alle<br />
anderen folgten blind seinem<br />
Beispiel. Da Menschen<br />
nun aber doch etwas anders<br />
von Jochen May,<br />
Publics Publishing<br />
„<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> –<br />
Wie einfache Regeln Großes<br />
möglich machen“ von Len Fisher,<br />
Eichborn Verlag<br />
funktionieren müssen als „Die Intelligenz des <strong>Schwarm</strong>s“<br />
Bienen und Fische, ist es mit von Peter Miller, Campus Verlag<br />
| 1/2012<br />
15
personalmanagement<br />
führungsmodelle <strong>im</strong> vergleich<br />
Klassisches Management<br />
Informationsvorsprung und<br />
Entscheidungsmonopol<br />
Detailanweisung und<br />
Regelbefolgung<br />
Entscheidungsmonopol der<br />
Führungskraft, Gehorsam<br />
Monopol der Führungskraft<br />
Persönlichkeit der<br />
Führungskraft, Vergütung<br />
Spielmacher<br />
Steuert durch Anweisung und Kontrolle<br />
des ‚Mit-Unternehmers‘ ausgerichteder<br />
reinen <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> nicht getan. Dazu<br />
Remer: „Zu groß wäre die Gefahr blinden Herdenverhaltens.<br />
Vielmehr müssten parallel - und <strong>im</strong><br />
Widerspruch zum <strong>Schwarm</strong>verhalten - Kreativität<br />
und Querdenkertum gepflegt werden. Man könnte<br />
in diesem Sinne auch von einer 'Individualisierung<br />
des <strong>Schwarm</strong>s' sprechen. Kreativität und Querdenkertum<br />
brauchen mehr Kommunikation, die<br />
deshalb zu stärken wäre.“<br />
Teams: Erfolgreich durch viele Blickwinkel<br />
Jochen May, Unternehmensberater und Autor des<br />
Buchs „<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> in Unternehmen“,<br />
drückt es ähnlich aus: „<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> in Unternehmen<br />
funktioniert genau dann, wenn unterschiedliche<br />
Meinungen statt eines Konsens gefördert<br />
werden.“ Das Problem ist nur, dass Menschen<br />
die Tendenz haben, ihre Meinungen einander<br />
anzugleichen. Sie glauben: Wenn alle das Gleiche<br />
machen, muss es richtig sein. Wissenschaftler<br />
bezeichnen das als den „Vertrauenseffekt“, und<br />
der kann erfahrungsgemäß schnell zu <strong>Schwarm</strong>dummheit<br />
führen. Ein Beispiel dafür sind unbegründete<br />
Panikverkäufe an der Börse, aber auch<br />
homogene Teams, die sich nicht mehr hinterfragen.<br />
Führen<br />
Autorität als<br />
Führungskraft<br />
Leistungserstellung<br />
Entscheidungsspielräume<br />
Innovation und<br />
Weiterentwicklung<br />
Motivation<br />
Führen durch <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong><br />
Vermittlung von Leit- und<br />
Kundenzielen, Coaching<br />
Ergebnisverantwortung<br />
für Servicelevel<br />
Verantwortung auf niedrigste<br />
mögliche Berichtsebene<br />
Kernaufgabe aller Mitarbeiter<br />
Reizvolle Aufgabe, fordernde<br />
Verantwortung, Vergütung<br />
Impulsgeber<br />
Steuert durch Servicelevel und Dialog<br />
Daraus folgt: Ein Teamprozess wird zunehmend<br />
unkreativer, je homogener das Team ist. Ebenso<br />
lassen Diktatur und strikte Kontrollen die <strong>Schwarm</strong>-<br />
<strong>intelligenz</strong> verkümmern. In Abteilungen, in denen<br />
nur wenige die Debatte beherrschen, bleiben viele<br />
Blickwinkel bei der Problemlösung unberücksichtigt.<br />
Ein Mitarbeiter, der seinen Job haargenau<br />
nach einem Prozesshandbuch macht, hat kaum<br />
Spielraum für eigene Gedanken, geschweige denn<br />
Verbesserungsvorschläge.<br />
Es gilt also dafür zu sorgen, dass Mitarbeiter die<br />
Chance auf eine eigene Meinung bekommen, unterschiedliche<br />
Meinungen einen Wert <strong>im</strong> Unternehmen<br />
darstellen und zu äußern sind – wie es die<br />
UPS-Fahrer getan haben. So funktioniert die Klugheit<br />
der Masse erstaunlich gut und reicht tatsächlich<br />
über die Intelligenz des Einzelnen hinaus – wie<br />
folgendes Beispiel zeigt: 1968 verlor die US-Navy<br />
den Kontakt zu einem Atom-U-Boot <strong>im</strong> Nordatlantik.<br />
Es gab kaum Informationen über die Ursache<br />
und die letzte Position; man hätte genauso<br />
gut die Heuhaufennadel <strong>im</strong> Atlantik suchen können.<br />
Deshalb bildete die Navy Teams aus Technikern,<br />
Offizieren und Navigatoren, die folgerten, wo<br />
das U-Boot sein könnte. Das Mittel aller Einzelmeinungen<br />
ergab fast eine Punktlandung:<br />
Das U-Boot war nur 200 Meter von den<br />
ermittelten Koordinaten gesunken. Besonders<br />
bemerkenswert war, dass keiner<br />
der Experten genau dort gesucht<br />
hätte.<br />
Führungskräfte: Richtungweisender<br />
Coach und Diversitätsmanager<br />
Wer die Massenklugheit in seinem Unternehmen<br />
nutzen möchte, braucht allerdings<br />
ein passendes Management.<br />
„Hierzu gehört vor allem die Balance<br />
zwischen Homogenität und Kreativität“,<br />
so Lux. „Eine solche spannungsvolle<br />
Balance erreicht man unter anderem<br />
durch dezentrale Organisationsstrukturen,<br />
gepaart mit einer am Bild<br />
16<br />
| 1/2012
WWW.LEASEPLAN.DE/GEHALTSUMWANDLUNG.HTML<br />
AUS DEM EINZIGARTIGEN FUHRPARK-<br />
VERWÖHNPROGRAMM:<br />
DIE EFFIZIENTERE GEHALTSUMWANDLUNG<br />
Firmenwagen für alle: Steigern Sie die Motivation bei Ihren Mitarbeitern<br />
und erhöhen Sie Ihre Attraktivität als Arbeitgeber. Mit unserer effizienteren<br />
Gehaltsumwandlung ist dies für Sie frei von Haftungsrisiken und Arbeitsaufwand.<br />
Lernen Sie unser Modell kennen und vereinbaren Sie ein erstes<br />
Beratungsgespräch unter 02131 132-200. It’s easier to leaseplan.<br />
WWW.LEASEPLAN.DE<br />
| 1/2012<br />
17
personalmanagement<br />
sungen bekamen sie die Aufgabe, die Ware pünktlich<br />
zum Kunden zu bringen. Zusätzlich unterstützte<br />
Cemex die direkte Kommunikation zwischen<br />
den Fahrern, sodass diese sich untereinander<br />
verständigen konnten, sobald Verzögerungen<br />
auftraten. Der Fahrer, der dem Zielort am nächsten<br />
war, übernahm ab sofort die Auslieferung. Das min<strong>im</strong>ierte<br />
die Verzögerungen.<br />
<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> braucht längere Züge. Wer es<br />
aber wagt, kann viele Vorteile verbuchen. Prozesse<br />
werden flexibler, der betriebliche Alltag gestaltet<br />
sich reibungsärmer und effizienter. Die Mitarbeiter<br />
können sich und ihre Fähigkeiten dank der<br />
Spielräume besser einbringen. Es braucht weniger<br />
Spezialisten, denn die vernetzten Talente aller Mitarbeiter<br />
erzielen mindestens genauso gute Ergebnisse.<br />
Das alles hilft Unternehmen, schneller und<br />
zielgenauer auf Kundenwünsche und Marktbedingungen<br />
zu reagieren. Ulrike-Johanna Badorrek<br />
ten <strong>Personal</strong>entwicklung .“ Remer und Lux empfehlen<br />
eine sinnstiftende systemische Führung, einen<br />
Führungsstil, der die Interaktion zwischen den<br />
Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten berücksichtigt.<br />
Ergänzend ist die Kommunikation zu stärken.<br />
Das leuchtet ein und ergibt sich aus den bisher<br />
genannten Fakten, zumal eine fundierte Meinung<br />
<strong>im</strong>mer auf fundierten Informationen basiert.<br />
May wird konkreter: „Schwärme müssen besser informiert<br />
sein, z. B. über den Bedarf ihrer Kunden.<br />
Die Kommunikation sollte deshalb nicht sternförmig<br />
auf die Führungskräfte ausgerichtet sein. Bei<br />
Meinungsdifferenzen braucht der <strong>Schwarm</strong> autoritätsfreie<br />
Abst<strong>im</strong>mungsprozesse.“ Spätestens an<br />
dieser Stelle fragen sich Praktiker vermutlich, wie<br />
sie so sicher gehen können, dass ihr Mitarbeiterschwarm<br />
in die richtige Richtung schw<strong>im</strong>mt. Immerhin<br />
gilt es Unternehmensziele zu erreichen.<br />
May rät Managern den Rollenwechsel vom allwissenden<br />
Spielmacher zum Impulsgeber<br />
und Coach. In dieser<br />
kompakt<br />
neuen Rolle steuern sie<br />
den <strong>Schwarm</strong> mit festen Zielen,<br />
die an Freiheitsgrade gekoppelt<br />
sind. Was erreicht<br />
werden soll, muss feststehen.<br />
Das Wie ist freigestellt. Dies<br />
ist z. B. mit Service-Vereinbarungen<br />
möglich.<br />
<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> ist eine Bottom-up-Lösung. Nutzen Sie das Potenzial des<br />
Mitarbeiterschwarms, also der Basis, zur Lösung von unternehmerischen<br />
Herausforderungen:<br />
2 Dafür brauchen Sie einen passenden Führungsstil, der den Mitarbeitern mehr Freiheiten<br />
gibt (z. B. einen systemischen Führungsstil).<br />
2 Führen Sie mit Freiheitsgraden und Zielvorgaben: Das Ziel geben Sie vor, den Weg dorthin<br />
überlassen Sie Ihren Mitarbeitern.<br />
Ein Beispiel aus Mexiko 2 Sorgen Sie für eine verstärkte Kommunikation der Mitarbeiter untereinander, z. B.<br />
macht deutlich, wie eine<br />
Umsetzung all dieser Empfehlungen<br />
durch Kommunikationstrainings, die Einführung einer neuer Informationspolitik und<br />
einer entsprechenden Kommunikationstechnik.<br />
aussehen kann: 2 Geben Sie Ihren Mitarbeitern durch Weiterbildungen das Handwerkszeug, das sie brau-<br />
Die Fertigbetonfirma Cemex<br />
kämpfte vermehrt mit Terminproblemen.<br />
Ihre Lösung<br />
bestand zunächst darin, den<br />
alten Führungsstil aufzugeben.<br />
Die bisherige zentrale<br />
Lenkung der Lieferfahrzeuge<br />
machte einer stärkeren Freiheit<br />
für die einzelnen Fahrer<br />
Platz. Statt genauer Anweichen,<br />
um sich autoritätsfrei abst<strong>im</strong>men zu können. Geben Sie dem <strong>Schwarm</strong> die Möglichkeit,<br />
dies zu tun. Denn Vorgesetzte gehören nicht zum <strong>Schwarm</strong>.<br />
2 Etablieren Sie für den Fall eines Konfliktes ein Eskalationsmanagement.<br />
2 Geben Sie Ihren Mitarbeitern alle Informationen, die sie brauchen, um Ihren Job bestmöglich<br />
zu machen und sich eine Meinung zu bilden. Von den Unternehmenszielen über<br />
das Bedürfnis der Kunden bis zur Konkurrenz ist alles wichtig.<br />
2 Fördern Sie den Wert einer eigenen Meinung: Wer sich äußert, darf nicht dafür bestraft<br />
werden. Auch wenn die Äußerung vielleicht nicht das ist, was Vorgesetzte hören wollten.<br />
Sammeln Sie Meinungen und Vorschläge und werten Sie die Sammlung qualitativ<br />
und quantitativ aus.<br />
18<br />
| 1/2012
„Mitarbeiter<br />
denken gern mit“<br />
Jochen May unterstützt Unternehmen, ihre Arbeitskultur leistungsfreundlicher zu gestalten und die Vergütung<br />
ihrer Beschäftigten an deren Wertschöpfungsbeitrag zu binden. Letzten Herbst erschien sein Buch<br />
„<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> <strong>im</strong> Unternehmen“. <strong>Personal</strong> <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong> sprach mit Jochen May über das Führen von Mitarbeitern<br />
mit <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong>.<br />
: In welchen Wirtschaftszweigen<br />
ist es schwierig, die <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> <strong>im</strong> Unternehmen<br />
zu nutzen, welche sind geeignet?<br />
Jochen May: Für exakt <strong>im</strong> Voraus kalkulierbare<br />
Situationen und Aufgaben genügt ein Spezialist.<br />
Bei komplexeren Problemstellungen, die zur Lösung<br />
Innovation und Kreativität erfordern, liefern<br />
Schwärme das bessere Ergebnis: Die unterschiedlichsten<br />
Aspekte werden berücksichtigt, selbst<br />
schwierige Fälle lösbar. Warum? Wo die Kompetenz<br />
eines Einzelnen nicht ausreicht, bewirkt die<br />
Vernetzung <strong>im</strong> <strong>Schwarm</strong> eine Gesichtsfelderweiterung.<br />
<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> ist ideal für hochinnovative<br />
Märkte. Aber auch klassische Industriezweige<br />
können profitieren: <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong><br />
lässt sich sehr gut zur Steigerung der Produktivität<br />
<strong>im</strong> Arbeitsalltag einsetzen.<br />
: Wie sehen die ersten Schritte<br />
aus, die ein Unternehmen mit einem herkömmlichen<br />
Führungssystem vollziehen müsste, um die<br />
<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> zu nutzen?<br />
Jochen May: Führungskräfte trauen sich häufig<br />
nicht, ihren Mitarbeitern mehr Verantwortung zu<br />
übertragen, weil sie einen Macht- und Kontrollverlust<br />
befürchten. Zur Einführung von <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong><br />
erarbeiten Führungskräfte <strong>im</strong> ersten<br />
Schritt, wie und warum <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> zusätzliches<br />
Leistungspotenzial aktiviert. Dabei wird<br />
klar, dass Führungskräfte keineswegs überflüssig<br />
werden. Allerdings muss sich das Führungsverhalten<br />
entwickeln: Nicht mehr das Aufstellen allum-<br />
fassender Regelungen ist gefragt, sondern die Erarbeitung<br />
von Ergebniszielen. Und auch die Mitarbeiter<br />
müssen sich anpassen. <strong>Schwarm</strong>effekte stellen<br />
sich nur ein, wenn die Freiheitsgrade genutzt<br />
und Ergebnisverantwortung übernommen wird.<br />
Führungskräfte sollten deshalb alles daran setzen,<br />
ihre Mitarbeiter von der <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> zu<br />
überzeugen – das ist Phase 2. Last but not least bedarf<br />
es betrieblicher Instrumente, um <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong><br />
<strong>im</strong> Arbeitsalltag Zug um Zug umzusetzen.<br />
Dies ist die dritte Phase.<br />
experte<br />
: Ist es denkbar,<br />
nur in best<strong>im</strong>mten Etagen oder Abteilungen<br />
auf <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong><br />
zu setzen?<br />
Jochen May: Natürlich können Sie<br />
einen Testlauf in ausgewählten Bereichen<br />
starten. Auf Dauer halte ich<br />
ein zweigleisiges Führungsmodell<br />
allerdings nicht für sinnvoll. Die Gefahr<br />
ist groß, dass sich Befürworter<br />
und Gegner gegenseitig Steine in Jochen May war <strong>Personal</strong>leiter<br />
den Weg legen. Auch sonst spricht in der Markenartikelindustrie,<br />
u. a. bei adidas, und Senior<br />
nichts für solch ein doppeltes Lottchen:<br />
Entweder bringt <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong><br />
dem Unternehmen Vorteile, beratung Towers Perrin (heute<br />
Consultant der Unternehmens-<br />
dann sollten Sie diese in allen Bereichen<br />
nutzen. Oder die große Mehr-<br />
er sich mit „Jochen May Human<br />
Towers Watson). 2003 machte<br />
heit <strong>im</strong> Unternehmen lässt sich nicht Resources Consulting“ selbstständig.<br />
überzeugen; in diesem Fall würde<br />
ich den Testlauf abbrechen. g www.jmayconsulting.de<br />
| 1/2012<br />
19
ALEXANDER SCHMIDT<br />
VERTRIEBSLEITER<br />
Top-Führungskraft, wurde bei der<br />
Beförderung übergangen. Genießt<br />
nun ein exklusives Abendessen<br />
mit Ihrem größten Wettbewerber.<br />
Kennen Sie Ihre Mitarbeiter? Wirklich? Herkömmliches Talent Management bietet<br />
Informationen, aber mit Taleo bekommen Sie Talent Intelligence: ein tieferes Verständnis<br />
und die Einblicke,die Sie benötigen um die besten Mitarbeiter anzuziehen, zu entwickeln<br />
und an das Unternehmen zu binden. Schlussendlich gewinnt das Unternehmen mit den<br />
besten Mitarbeitern.<br />
www.taleo.de<br />
Copyright © 2012, Taleo Corporation
personalmanagement<br />
: Wie lange braucht so ein Umstellungsprozess<br />
<strong>im</strong> Unternehmen?<br />
Jochen May: Eine Modifizierung der Arbeitskultur<br />
vollzieht sich nie von heute auf morgen. Jeder<br />
Mentalitätswechsel braucht seine Zeit. Ich empfehle<br />
deshalb, die angesprochenen Umsetzungsinstrumente<br />
Zug um Zug einzuführen. So können<br />
sich Führungskräfte und Mitarbeiter langsam Anzeige und ABB_131x215 <br />
Das mm_VNR Interview 03.05.12 führte Ulrike-Johanna 16:59 Seite Badorrek 1<br />
kontinuierlich an ihre neuen Rollen herantasten.<br />
Unternehmen sollten mit<br />
mindestens einem halben Jahr rechnen,<br />
bevor sich erste Erfolge einstellen.<br />
: Was kann eine Führungskraft<br />
tun, wenn ein Mitarbeiter<br />
nicht mit den neuen Freiheitsgraden<br />
umzugehen weiß?<br />
Jochen May: Die Umstellung ist in der<br />
Tat gewöhnungsbedürftig! Viele Unternehmen<br />
haben ihren Beschäftigten abgewöhnt,<br />
mitzudenken. Andererseits<br />
beweisen betriebliche Innovationsprogramme<br />
<strong>im</strong>mer wieder, dass Mitarbeiter<br />
tolle Ideen haben. Wenn man sie lässt,<br />
denken Mitarbeiter gerne mit. Dennoch:<br />
Gerade in der Umstellungsphase<br />
sind Coaching und Kompetenzentwicklung<br />
wesentliche Instrumente, damit<br />
Mitarbeiter sich von der Kulturänderung<br />
nicht überfahren fühlen. Sind<br />
die ersten Schritte aber getan, wird das<br />
Konzept zum Selbstläufer: Begeisterte<br />
„Schwärmer“ nutzen ihre neuen Freiheiten,<br />
ziehen Kollegen und Kolleginnen<br />
mit.<br />
: Welche Art von „Prozesspflege“<br />
braucht eine Organisation,<br />
die mit <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> arbeitet?<br />
Jochen May: <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> bedarf<br />
spezifischer Prozesse zur betrieblichen<br />
Umsetzung. Servicelevel-Vereinbarungen<br />
auf Mitarbeiterebene spielen<br />
eine tragende Rolle. Aus dem bisherigen<br />
„Bearbeiten Sie Bestellungen“ wird z. B.:<br />
„Ich sorge dafür, dass alle Bestellungen<br />
binnen 24 Stunden ausgeliefert sind und<br />
die durchschnittliche Bearbeitungszeit<br />
fünf Minuten nicht übersteigt“.<br />
: Welche Vorteile bietet die Nutzung<br />
der <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> <strong>Personal</strong>managern?<br />
Jochen May: Die Mitarbeiter entwickeln zugkräftige<br />
Ideen und beseitigen Reibungsverluste <strong>im</strong> Arbeitsalltag.<br />
Ganz konkret: Die Arbeitseffizienz<br />
steigt, Leistungen werden empfängergerechter,<br />
Reaktionszeiten sinken.<br />
anzeige<br />
Eine Veranstaltung der<br />
BWRmed!a<br />
Akademie<br />
Sie stehen auch oft vor herausfordernden<br />
Situationen mit Ihrem Betriebsrat?<br />
Erhalten Sie an nur 2 Tagen kompetente<br />
Antworten und Informationen!<br />
ARBEITGEBERTAGE<br />
zum Brennpunkt Betriebsrat<br />
23.–24. Oktober 2012<br />
Im NH Hotel Hamburg Horn<br />
Erfahren Sie:<br />
• wann und wo Ihr<br />
Betriebsrat wirklich<br />
mitbest<strong>im</strong>mt,<br />
• wie sich neue Gesetze<br />
und Urteile auf seine<br />
Mitbest<strong>im</strong>mungsrechte<br />
auswirken,<br />
• wo Sie Stopp sagen<br />
können,<br />
• wie Sie in Verhandlungen<br />
Ihre Interessen <strong>im</strong>mer<br />
wieder deutlich machen<br />
und durchsetzen.<br />
inkl.<br />
kostenlose<br />
Abendveranstaltung:<br />
Hamburger-<br />
Hafenrundfahrt<br />
| 1/2012<br />
Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website:<br />
www.arbeitgebertage.de<br />
21
personalmanagement | news<br />
Drei Wege zur mentalen Verjüngung<br />
Älter werden und dabei automatisch<br />
die Energie und Leidenschaft für den<br />
Job verlieren – das muss nicht sein. Auf<br />
dem US-Business-Portal Inc.com empfiehlt<br />
der amerikanische Verkaufsstratege<br />
Tom Searcy (Big Hunt Sales) <strong>im</strong><br />
März 2012 drei einfache Methoden, mit<br />
denen Sie sich <strong>im</strong> Berufsleben mental<br />
verjüngen können.<br />
Tipp Nummer eins: Sich mindestens<br />
einmal in der Woche mit Menschen<br />
zum Mittagessen treffen, die nicht<br />
zum engeren Bekanntenkreis zählen.<br />
So erweitert man seinen Horizont und<br />
verharrt nicht in der eingeschränkten<br />
Gedankenwelt einer kleinen Gruppe<br />
von Vertrauten. Tipp Nummer zwei:<br />
Nicht aufhören, Fragen zu stellen.<br />
Scham, die neuesten professionellen<br />
Trends verpasst zu haben, ist angesichts<br />
einer rasch komplexer werdenden<br />
Arbeitswelt fehl am Platz. Tipp<br />
Nummer drei: Nicht die älteren Mitarbeiter<br />
sollten Mentoren der Jüngeren<br />
sein, sondern genau umgekehrt. Searcys<br />
Empfehlung: Suchen Sie sich einen<br />
Mentor, der mindestens zehn Jahre<br />
jünger ist! Dessen Energie, Kreativität<br />
Tom Searcy<br />
und Technologiekompetenz ergeben in<br />
Verbindung mit dem Wissen, den Kontakten<br />
und der Erfahrung einer älteren<br />
Fachkraft eine Win-Win-Situation für<br />
beide Seiten. kr<br />
Kreativität ist keine Zauberei<br />
Es gibt sie erst seit etwa zehn Jahren,<br />
und doch kommt die Disziplin der Kreativitätsforschung<br />
zu erstaunlichen<br />
Ergebnissen.<br />
In seinem Buch „Imagine – How Creativity<br />
Works“ (Houghton Mifflin Harcourt)<br />
reiht Autor Jonah Lehrer eine<br />
Reihe von Beispielen auf, die beweisen,<br />
dass Kreativität keine Frage der Veranlagung<br />
ist. Oft führt etwa die Naivität<br />
von neu eingestellten Mitarbeitern oder<br />
Außenseitern zu Erfolgsideen. Auch<br />
ein Zustand tiefer Entspannung oder<br />
der Zufall können kreative Geburtshelfer<br />
sein. Sogar Stillstand hilft: Das Herz<br />
als Key Visual des Slogans „I love New<br />
York“ erschien, als dessen Erfinder <strong>im</strong><br />
Stau stand. kr<br />
Wo die Suche nach ausländischen Fachkräften lohnt<br />
Auf der Suche nach ausländischen<br />
Fachkräften sollten Unternehmen die<br />
Bildungssituation des jeweiligen Staats<br />
berücksichtigen.<br />
Laut der aktuellen OECD-Studie „The<br />
Output of Educational Institutions<br />
and the Impact of Learning“ von 2011,<br />
die auf oecd.org zum Download bereit<br />
steht, lohnt der Blick nach Norwegen:<br />
Hier hat jeder Dritte einen Universitätsabschluss.<br />
Auch in Tschechien<br />
und der Slowakei ist der Anteil von<br />
Erwerbstätigen mit Abschluss hoch.<br />
Positiv zudem: In allen drei Ländern ist<br />
die Affinität gegenüber der deutschen<br />
Sprache ausgeprägter als in anderen<br />
Staaten Europas. Junge Arbeitskräfte<br />
mit einem Oberschulabschluss können<br />
so zunehmend auch in Griechenland,<br />
Spanien und Portugal rekrutiert werden.<br />
Universitätsabsolventen kommen<br />
künftig vermehrt aus Frankreich und<br />
Irland, während ihre Zahl in Deutschland<br />
stagniert. kr<br />
22<br />
| 1/2012
Wer keine Frauen einstellt, erhält weniger Tantiemen<br />
Die Da<strong>im</strong>ler AG macht es vor: Für<br />
das Jahr 2012 hat jede Führungskraft<br />
in ihren Zielvereinbarungen festgelegt,<br />
wie viel Frauen sie 2012 zusätzlich<br />
einstellen soll. Wird dieses Ziel nicht<br />
erreicht, werden am Jahresende die<br />
Tantiemen gekürzt. Für Ursula Schwarzenbart,<br />
seit 2006 Director Global<br />
Diversity des schwäbischen Automobilkonzerns,<br />
sind die internen Vorgaben<br />
durchaus ambitioniert. Doch seien<br />
sie unverzichtbar, wie Schwarzbart am<br />
Rande der „2. Mixed Leadership Conference<br />
2012“ in Hamburg äußerte, um<br />
langfristig mit einer Vielfalt von Erfahrungen,<br />
Blickwinkeln und Ideen die<br />
globale Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns<br />
zu sichern. kr<br />
Ursula Schwarzenbart soll mehr Vielfalt in<br />
die Belegschaft von Da<strong>im</strong>ler bringen.<br />
Hausnummern für Boni<br />
Spiele-Millionär verschenkt Gewinn<br />
Hans-Georg Blang, Mitglied der<br />
Geschäftsleitung und Partner bei Kienbaum<br />
Management Consultants empfiehlt<br />
Arbeitgebern ein halbes Monatsgehalt<br />
als untere Grenze für einen<br />
Mitarbeiter-Bonus auf Sachbearbeiter-Ebene.<br />
„Alles darunter ist erfahrungsgemäß<br />
nicht motivationsfördernd“,<br />
sagte der Experte <strong>im</strong> Frühjahr<br />
2012 gegenüber der Stuttgarter Zeitung.<br />
Be<strong>im</strong> mittleren Management habe sich<br />
beispielsweise ein prozentualer Anteil<br />
von etwa 15 Prozent, auf der Ebene<br />
unmittelbar unterhalb der Geschäftsleitung<br />
ein Satz von 20 Prozent als sinnvoll<br />
erwiesen. Bei der Einführung eines<br />
Bonus-Systems dürfe jedoch auch die<br />
Teamkomponente keinesfalls zu kurz<br />
kommen. Hans-<br />
Georg Blangs<br />
Begründung:<br />
„Einzelleistungen<br />
sind häufig nicht<br />
gut messbar.“ kr<br />
Hans-Georg Blang<br />
Markus Persson, Entwickler des internationalen<br />
Erfolgspiels „Minecraft“<br />
und Gründer der Firma Mojang, hat<br />
seinen Anteil am Unternehmensgewinn<br />
des Jahres 2011 unter den 25 Mitarbeitern<br />
seiner Firma verteilt. Pro Nase verschenkte<br />
er umgerechnet 110.000 Euro.<br />
Die Reaktion der Beschenkten irritierte<br />
den Schweden zunächst. „Es war<br />
Schock.“ Nach Angaben des Mult<strong>im</strong>illionärs,<br />
der sein erstes Computerspiel<br />
mit acht Jahren programmiert hatte<br />
und Mitglied des Hochbegabtenvereins<br />
Mensa ist, wurde es be<strong>im</strong> späteren<br />
Firmenfest in Stockholm zu seiner<br />
Erleichterung „dann doch noch wild“.<br />
Markus Perssons Firma Mojang erzielte<br />
bereits <strong>im</strong> Gründungsjahr 2009 einen<br />
mucksmäuschenstill“, berichtet der<br />
32-Jährige, „die Leute standen unter<br />
Umsatz von 60 Millionen Euro. kr<br />
Corporate Responsibility punktet auch <strong>im</strong> <strong>Personal</strong>management<br />
Fairness, Transparenz, Nachhaltigkeit<br />
und die Übernahme von Verantwortung:<br />
Die Einhaltung von Corporate<br />
Responsibility Werten erzielt nicht nur<br />
bei der Außendarstellung ein positives<br />
Image. Auch <strong>im</strong> <strong>Personal</strong>management<br />
wird sie zunehmend <strong>im</strong>plementiert –<br />
etwa durch Weiterbildungsmaßnahmen<br />
und/oder die Benennung von Verantwortlichen.<br />
controller und Fachmann für das Portal<br />
experto.de, ist davon überzeut: Nachhaltiges<br />
Handeln zahlt sich auch <strong>im</strong><br />
Kündigungsfall aus, um Verbundenheit<br />
zu gewährleisten und die gute Reputation<br />
des Unternehmens zu wahren.<br />
Wichtig: Dabei darf es aber keine Rolle<br />
spielen, welche Seite den Trennungsprozess<br />
initiiert hat und wie dieser<br />
Fred Schübbe, <strong>Personal</strong>-<br />
rechtlich abläuft.<br />
kr<br />
| 1/2012<br />
23
das Gefühl habe, mit meiner Arbeit<br />
etwas nach vorne zu bringen, wird<br />
es kritisch: ein Lehrer etwa, der die<br />
Kinder nicht erreicht. Oder eine<br />
Führungskraft, die an ihr Team nicht<br />
herankommt oder wichtige Aufgabenstellungen<br />
nicht voranbringt. Es<br />
könnte sogar so weit kommen, dass<br />
ein <strong>Personal</strong>leiter keine neuen Mitarbeiter<br />
mehr findet.<br />
Als einst der Bauer als Tagewerk<br />
seine Wiese per Hand niedergemäht<br />
hat, erlitt er keinen Burnout. Denn<br />
seine Leistung war sichtbar und hat<br />
somit Zufriedenheit über das Vollbrachte<br />
ausgelöst. Sobald wir spügastbeitrag<br />
<strong>im</strong> fokus<br />
Mehr Zeit – Mehr Erfolg –<br />
No Burnout<br />
der autor<br />
<strong>Personal</strong>arbeit steuert derzeit auf <strong>im</strong>mer neue<br />
Herausforderungen zu. Durch den demografischen<br />
Wandel erleben wir zunehmend einen Arbeitnehmermarkt<br />
wodurch sich die <strong>Personal</strong>suche<br />
mehr und mehr zum „Kampf um Talente“ entwickelt.<br />
Parallel nehmen die berufsbedingten Krankheiten,<br />
angeführt vom Burnout, in enormem Maße<br />
zu. Anhand dieser Entwicklung steigt nicht nur<br />
der Anspruch an die <strong>Personal</strong>arbeit, sondern es gilt<br />
auch zu verhindern, irgendwann selbst mit dem<br />
Befund Burnout konfrontiert zu werden. Um diese<br />
Gefahr bei sich und natürlich be<strong>im</strong> gesamten <strong>Personal</strong><br />
zu vermeiden, erfordert es ein Gespür für die<br />
richtige Prophylaxe.<br />
Walter Z<strong>im</strong>mermann, Hochschuldozent<br />
an der Hochschule Biberach<br />
und Experte für Effizienz <strong>im</strong> Business,<br />
zeigt in seinen Vorträgen und<br />
Seminaren, wie sich der Wirkungsgrad<br />
systematisch erhöhen lässt.<br />
Der Praktiker, der sich mit 21 Jahren<br />
selbstständig machte, leitete<br />
bereits als 24-Jähriger einen Vertrieb<br />
mit über 240 Mitarbeitern.<br />
www.walterz<strong>im</strong>mermann.de<br />
Leben heißt sich spüren!<br />
Irrtümlicherweise ist die Meinung weit verbreitet,<br />
Burnout komme von zu viel Arbeit. In Wirklichkeit<br />
zeigt sich, dass in erster Linie<br />
diejenigen gefährdet sind, die bei<br />
der geleisteten Arbeit ein Gefühl haben,<br />
nichts bewegt, nichts bewirkt<br />
zu haben. Sobald ich also nicht mehr<br />
ren, dass wir etwas bewirken, geht es uns gut. Die<br />
Psychologie nennt dies: lustvoll <strong>im</strong> Vollzug der eigenen<br />
Möglichkeiten.<br />
Zurück zur Zeitsouveränität<br />
Wer <strong>im</strong> Burnout steckt, sollte selbstverständlich<br />
professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Zur Prophylaxe<br />
ist es wichtig, sich eine gewisse Zeitsouveränität<br />
zu erhalten. Wer zu 100 Prozent fremdgesteuert<br />
ist und dabei an einer Tätigkeit arbeitet,<br />
die keine erkennbaren Resultate liefert, ist in einer<br />
schwierigen Situation.<br />
Es gilt, pro-aktiv die Schnittstellen zu suchen, wo<br />
unser Verhalten Einfluss auf die Situation hat, um<br />
diesen Einfluss dann auch wahrzunehmen. Beginnen<br />
Sie den Tag damit, eventuell nur 20 Minuten<br />
vom Hamsterrad der Gewohnheiten (E-Mails abrufen,<br />
Telefon anschalten und die Fremdsteuerung<br />
beginnt) fern zu bleiben. Nutzen Sie diese Zeit, um<br />
etwas zu erledigen, was Ihnen am Herzen liegt. Im<br />
einfachsten Fall kann sich bereits das Aufräumen<br />
einer Schublade als befreiend anfühlen. Oder Sie<br />
vereinbaren endlich den Termin, der schon seit einiger<br />
Zeit geschoben wird. Es gibt unzählige Optionen<br />
je nach Arbeitsplatz.<br />
In der <strong>Personal</strong>arbeit können wir das durch die Gestaltung<br />
von Arbeitssituationen wesentlich unterstützen.<br />
buchtipp<br />
„Raus aus dem Hamsterrad. Mehr Zeit –<br />
Mehr Erfolg – No Burnout“ von Walter Z<strong>im</strong>mermann,<br />
Verlag Z<strong>im</strong>mermann<br />
24<br />
| 1/2012
Spürnase<br />
Die Suche und Auswahl der passenden Mitarbeiter erfordert ein<br />
umfassendes Know-how. Die <strong>Personal</strong> berater von personal total<br />
beschäftigen sich schon seit mehr als 15 Jahren mit der Rekrutierung<br />
von Fach- und Führungskräften aller Branchen. Und das an<br />
mehr als 30 Standorten in Deutschland.<br />
www.personal-total.com
personalmanagement<br />
Der Mitarbeiter<br />
als Wettbewerbsvorteil<br />
Der Fachkräftemangel in Deutschland kostet den Mittelstand<br />
laut der Studie „Talent Management <strong>im</strong> Mittelstand – mit innovativen<br />
Strategien gegen den Fachkräftemangel“ jährlich über 30<br />
Milliarden Euro an Umsatzeinbußen. Eine nachhaltige <strong>Personal</strong>strategie<br />
sollte daher grundsätzlich ein wichtiges Thema in <strong>Personal</strong>abteilungen<br />
sein.<br />
Die Mitarbeiterbindung ist meist geringer als vermutet.<br />
Nach der Studie „Gallup Engagement-Index Deutschland<br />
2011“ fühlen sich gerade einmal 14 Prozent der Arbeitnehmer<br />
in Deutschland emotional an ihren Arbeitgeber gebunden. Die<br />
Mehrzahl (63 Prozent) fühlt sich nur gering zugehörig und<br />
macht Dienst nach Vorschrift. Und fast ein Viertel verspürt gar<br />
keine emotionale Bindung mehr zum Arbeitsplatz.<br />
Mit fatalen Folgen für Unternehmen, denn die mangelnde<br />
Mitarbeitermotivation und die damit verbundene innere<br />
Kündigung kostet Firmen jährlich bis zu 124 Milliarden Euro.<br />
Denn demotivierte Mitarbeiter fehlen häufiger als ihre motivierten<br />
Kollegen; auch ist die Fluktuationsrate des Unternehmens<br />
höher als bei vergleichbaren Arbeitgebern. Ferner führt<br />
dieser Abfluss von wertvollem Know-how zu hohen Einarbeitungskosten<br />
für neues <strong>Personal</strong>.<br />
Wer hat es verdient?<br />
Bevor Sie ermitteln, wer konkret in den Genuss Ihres Bindungsprogramms<br />
kommen soll, klären Sie: Welche Mitarbeiter<br />
sollen <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong> Ihrer Bindungsaktivitäten stehen? Und<br />
welche Maßnahmen sollen konkret umgesetzt werden?<br />
Eine Hilfe dabei sind Mitarbeiterbefragungen, mit denen Sie<br />
herausfinden, wie verbunden sich ein Mitarbeiter mit seinem<br />
Arbeitgeber fühlt. Ist seine Bindung:<br />
a normativ, also durch den Arbeitsvertrag oder durch eine<br />
moralische Verpflichtung?<br />
a kalkulativ, das heißt, durch ein Kosten-Nutzen-Kalkül?<br />
a affektiv, weil der Mitarbeiter sich emotional mit dem Unternehmen<br />
verbunden fühlt und sich so mit seinem Arbeitgeber<br />
identifiziert?<br />
Vorgesetzte sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor<br />
Nachdem Sie wissen, wer am Bindungsprogramm teilnehmen<br />
soll, müssen Sie herausfinden, welche Maßnahmen für wen<br />
geeignet sind. Unterscheiden Sie dabei auch zwischen Nachwuchs-<br />
und Spitzenkräften. Letzteren ist weniger ein hohes<br />
Gehalt wichtig, sondern vielmehr ihre Zufriedenheit und ihre<br />
Einflussmöglichkeiten. Daher ist ein wesentlicher Faktor bei<br />
der Mitarbeiterbindung auch der Vorgesetzte: Wie flexibel<br />
geht er mit neuen Ideen um? Wie stark engagiert er sich bei<br />
den individuellen Karriereplänen und der Entwicklung seiner<br />
Mitarbeiter? Dabei sind die Maßnahmen des strategischen und<br />
operativen Bindungsmanagements vielfältig und reichen von<br />
der Arbeitsgestaltung über die Mitarbeiterentwicklung und<br />
-führung bis hin zur Teamarbeit.<br />
Neuere Bindungskonzepte berücksichtigen allerdings auch:<br />
a Gleichbehandlung, Frauenförderung sowie Diversity Management:<br />
Unternehmen, die beispielsweise auf Diversity<br />
Management setzen, werden von Mitarbeitern in der Regel als<br />
weltoffen gesehen.<br />
a Familienförderung: Die Zeiten haben sich geändert. Während<br />
früher meist nur an Familien mit kleinen Kindern ge-<br />
26<br />
| 1/2012
ild: <strong>im</strong>agesource<br />
Nicht alle Bindungsmaßnahmen sind für<br />
alle Unternehmen umsetzbar. Sowohl<br />
Unternehmensgröße als auch Standorte<br />
sollten das Bindungsprogramm beeinflussen.<br />
dacht wurde, sollte die Familienförderung jetzt auch allein<br />
erziehende Mütter und Väter sowie die Pflege von (älteren)<br />
Familienangehörigen und Lebenspartnern mit einbeziehen.<br />
a Aging Workforce: Das angehobene Renteneintrittsalter stellt<br />
sowohl Mitarbeiter als auch Unternehmen vor neue Herausforderungen.<br />
Setzen Sie auf altersheterogene Teams, nutzen<br />
Sie nicht nur die Vorteile der einzelnen Mitarbeiter, sondern<br />
steigern auch Ihre Attraktivität als Arbeitgeber.<br />
a Work-Life-Balance und betriebliches Gesundheitsmanagement:<br />
Und dass einfache Maßnahmen sehr erfolgreich sein<br />
können, zeigt das Beispiel der Firma Anton Schönberger, die<br />
nicht nur in einer ländlichen Gegend angesiedelt ist, sondern<br />
auch in unmittelbarer Nähe BMW als Konkurrenten hat. Der<br />
Betrieb setzt allerdings erfolgreich auf Familienorientierung<br />
als Bindungsmaßnahme: So gibt es <strong>im</strong> Unternehmen ein eigenes<br />
Spielz<strong>im</strong>mer mit Aufsicht, an Kindergeburtstagen freie<br />
Tage sowie einen Familienservice, der mit Botengängen u. Ä.<br />
unterstützt, wenn ein Mitarbeiter auf Dienstreise ist. <br />
Um Mitarbeiter langfristig an den Betrieb binden zu<br />
können, dürfen Sie Maßnahmen wie Gesundheitschecks,<br />
<br />
Sabine Hockling<br />
flexible Arbeitszeitmodelle etc.<br />
kompakt<br />
nicht vernachlässigen.<br />
a Employability: Dieser relativ neue Trend <strong>im</strong><br />
<strong>Personal</strong>wesen stellt nicht die Arbeitsplatzsicherheit,<br />
sondern auch die Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit<br />
in den <strong>Fokus</strong>. Das heißt,<br />
Unternehmen halten die Arbeitsmarktfähigkeit<br />
ihrer Mitarbeiter <strong>im</strong>mer „up to date“.<br />
Kritiker weisen hier auf die Gefahr hin, dass<br />
Arbeitgeber so ihre Mitarbeiter für den Wechsel<br />
zur Konkurrenz bestens vorbereiten. Die<br />
Deutsche Bank allerdings zeigt, dass die Befürchtung<br />
unbegründet ist, denn dort führt<br />
diese Maßnahme zu einer hohen Akzeptanz<br />
der Mitarbeiter.<br />
2 Ermitteln Sie mithilfe von Mitarbeiterbefragungen, wer sich mit<br />
dem Unternehmen verbunden fühlt. So wissen Sie als <strong>Personal</strong>abteilung,<br />
wer konkret in den Genuss des Bindungsprogramms<br />
kommen soll.<br />
2 Ein wesentlicher Erfolgsfaktor bei der Mitarbeiterbindung sind<br />
Vorgesetzte. Prüfen Sie, wie flexibel diese mit neuen Ideen umgehen,<br />
wie stark sie sich bei individuellen Karriereplänen und der<br />
Weiterentwicklung engagieren.<br />
2 Die Maßnahmen des strategischen und operativen Bindungsmanagements<br />
sind vielfältig und nicht für jedes Unternehmen geeignet.<br />
Wählen Sie daher die Bindungsprogramme sorgfältig aus<br />
und berücksichtigen Sie eventuell auch neue Bindungskonzepte<br />
wie Diversity, Aging Workforce oder Employability.<br />
| 1/2012<br />
27
personalmanagement<br />
Motivieren Sie Ihre<br />
Low Performer<br />
Einem Low Performer kündigen, das kann sich in Zeiten von Fachkräftemangel und Bewerbungsflaute kaum<br />
noch ein Unternehmen leisten. Aber kein Anlass zur Sorge: Minderleister neu zu motivieren, birgt für Arbeitgeber<br />
mehr Chancen als Risiken.<br />
Es gibt viele Kategorien von Low Performern.<br />
Jene, deren Leistungsvermögen den Anforderungen<br />
des Jobs be<strong>im</strong> besten Willen nicht gerecht<br />
wird. Jene, die das Wort TEAM nach der Devise<br />
„Toll, ein anderer macht’s“ bewusst falsch buchstabieren.<br />
Und dazwischen eine ganze Reihe von<br />
Mitarbeitern, deren Minderleistung auf ganz unterschiedlichen<br />
Gründen beruht. Doch ganz egal,<br />
mit welchem Typus Sie es zu tun haben: Schädlich<br />
sind sie alle für Ihren Betrieb. Wollen Sie einen<br />
Low Performer in einen Normal oder gar High Performer<br />
verwandeln, sind Sie zunächst gut beraten,<br />
sich selbst zu hinterfragen.<br />
Tabulose Ursachenforschung führt zum Erfolg<br />
Die Unternehmensberatung Gallup schätzt, dass<br />
durch schlecht motivierte Mitarbeiter ein volkswirtschaftlicher<br />
Schaden von bis zu 124 Milliarden<br />
Euro pro Jahr entsteht. Rund 23 Prozent der deutschen<br />
Mitarbeiter, so die Aussage der aktuellen<br />
Gallup-Studie, haben null Bindung zu ihrem Job.<br />
Der Hauptgrund: schlechte <strong>Personal</strong>führung. Wollen<br />
Sie die Ursachen für eine schlechte Leistung <strong>im</strong><br />
persönlichen Gespräch herausfinden, signalisieren<br />
Sie die Bereitschaft zur Selbstreflexion. Denn nicht<br />
nur die Führungskraft sollte den Low Performer<br />
kritisieren dürfen, sondern auch der Low Performer<br />
die Führungskraft.<br />
Eine angstfreie Gesprächsatmosphäre führt<br />
schneller zum Ziel:<br />
a Sie hilft, Überforderung oder Unterforderung des<br />
Mitarbeiters besser einschätzen zu können.<br />
a Sie erleichtert die Suche nach innerbetrieblichen<br />
und/oder privaten Ursachen für die unbefriedigende<br />
Leistung.<br />
a Sie unterstützt auf dem Weg zu passgenaueren<br />
korrigierenden Maßnahmen.<br />
a Sie kann wichtige Erkenntnisse für Team und<br />
Teamleiter zu Tage fördern – und damit das Unternehmen<br />
weiter nach vorn bringen.<br />
Individualität ist Trumpf<br />
Ein konkretes Programm zum „Drehen“ eines<br />
Low Performers gibt es bei dem Fuldaer Direktvertriebsunternehmen<br />
Iwetec und seinen<br />
400 Mitarbeitern <strong>im</strong> Innen- und Außendienst<br />
nicht. „Es kommt ganz auf den<br />
Menschen an“, sagt Silvia Feuerstein, die<br />
die Abteilung Human Resources bei Iwetec<br />
leitet. Wird von den jeweiligen Teamverantwortlichen<br />
ein Low Performer identifiziert,<br />
lädt die 29-Jährige, die zuvor als<br />
<strong>Personal</strong>entwicklerin für das Unternehmen gearbeitet<br />
hat, den Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin<br />
zum Gespräch ein. Die dort gewonnenen Erkenntnisse<br />
bilden einen Teil der Entscheidungsgrundlage<br />
für die Wahl einer passenden Handlungsoption.<br />
Dabei ist die Palette der Maßnahmen so individuell<br />
wie vielfältig. Feuerstein: „Es kann eine Schulung<br />
in unserem Schulungszentrum oder ein Training<br />
On The Job sein, eine Mitreise bei einem erfolgreicheren<br />
Kollegen, eine engmaschigere Begleitung<br />
durch den Vorgesetzten oder – wenn es das persönliche<br />
Gespräch ergibt – auch mal ein, zwei Tage<br />
Urlaub, um eventuelle private Problemursachen in<br />
Ruhe und entspannt regeln zu können.“<br />
Auch ein Low Performer hat Talente<br />
Im Umgang mit Low Performern ist überdurchschnittliches<br />
Fingerspitzengefühl gefragt. Ganz<br />
banale Führungsfehler rächen sich rasch. So wird<br />
Silvia Feuerstein,<br />
Leitung Human Resources<br />
bei Iwetec,<br />
hilft Low Performern<br />
bei der Bewältigung<br />
ihrer<br />
Probleme.<br />
28<br />
| 1/2012
Engagement Index Deutschland 2011: Status Quo in deutschen Büros und Fabrikhallen<br />
Grundlage: 34,125 Millionen Erwerbstätige ab 18 Jahre <strong>im</strong> Jahr 2010<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden<br />
sich ein chronisches Leistungstief mit Sicherheit<br />
einstellen, wenn das Mitarbeiter-Placement nicht<br />
st<strong>im</strong>mt. Lassen Sie also nie den reizscheuen Systematiker<br />
<strong>im</strong> direkten Kundenkontakt und das Kommunikationstalent<br />
<strong>im</strong> Backoffice arbeiten! Wenn<br />
Sie eine Weile nach der Einstellung dass Gefühl<br />
haben, die Minderleistung wurde aufgrund eines<br />
Misplacements provoziert, fragen Sie den Low Performer,<br />
in welcher Position er sich besser aufgehoben<br />
fühlen würde. Signalisieren Sie, seine Wünsche<br />
Schritt für Schritt zu ermöglichen.<br />
Außerdem: Wenn gute Leistungen dauerhaft übersehen<br />
werden, legen selbst leidenschaftliche High<br />
Performer schnell den Rückwärtsgang ein. Dabei<br />
ist die Anerkennung guter Leistungen nicht<br />
zwangsläufig mit hohen Kosten verbunden: Vom<br />
multiplen Lob über die Einladung zu Teambuilding-Workshops<br />
bis hin zur Gratifikation oder variablen<br />
Vergütung steht eine Vielzahl von Anreizsystemen<br />
zur Verfügung, die Low Performer neu<br />
motivieren können.<br />
Endstation Kündigung<br />
Angstfreiheit ist das eine Mittel, maßvoller Druck<br />
ein anderes, um Leistungsverbesserung zu erzielen.<br />
Arrangieren Sie mit Low Performern besser<br />
zwei statt ein Zielvereinbarungsgespräch pro Jahr,<br />
wahlweise auch mehr. Doch auch Sie selbst sollten<br />
sich eine zeitliche Grenze setzen. Allerdings: Die<br />
Entlassung eines Low Performers will gut überlegt<br />
sein. Bei einem eventuellen Gang vors Arbeitsgericht<br />
sind Minderleistungen gegebenenfalls genau<br />
zu beweisen und zu dokumentieren, ein Vergleich<br />
mit ähnlichen Arbeitnehmern durchzuführen und<br />
der Nachweis zu erbringen, dass es keine anderen<br />
Wege als die Kündigung gibt, um Leistung und Gegenleistung<br />
in Einklang zu bringen. Kirstin Ruge<br />
kompakt<br />
Im Umgang mit Low Performern ist Fingerspitzengefühl gefragt.<br />
Oft sind es banale Führungsfehler, die zur Minderleistung führen.<br />
Diese Maßnahmen können helfen:<br />
2 Nehmen Sie sich Zeit, um z. B. <strong>im</strong> persönlichen Gespräch tabulos<br />
nach Ursachen für das Leistungstief forschen.<br />
2 Schaffen Sie eine angstfreie Atmosphäre, damit ein Low Performer<br />
sich auch traut, Ihren Führungsstil kritisieren.<br />
2 Klären Sie, ob die Gründe für die schlechte Leistung <strong>im</strong> Unternehmen<br />
oder außerhalb liegen.<br />
2 Leiten Sie aus dem Gespräch Handlungsoptionen ab: z. B. Schulungen,<br />
Nachschulungen, Mentorensysteme, Lernen durch Lehren<br />
bei unterforderten Mitarbeitern etc.<br />
2 Reflektieren Sie Ihren Führungsstil: St<strong>im</strong>mt das Mitarbeiter-<br />
Placement? Ist eine Versetzung, bzw. eine Jobrotation sinnvoll?<br />
2 Überprüfen Sie Ihre Anreizsysteme: Sehen und honorieren Sie<br />
gute Leistungen?<br />
2 Letztes Mittel Kündigung: Löst dieser Schritt das Problem, oder<br />
schafft er neue?<br />
| 1/2012<br />
29
personalmanagement<br />
Veränderungen<br />
kommunizieren,<br />
nicht ignorieren<br />
Ob Technik, Struktur oder <strong>Personal</strong> – Veränderungsprozesse<br />
wirken auf unterschiedlichste<br />
Weise. Wenn alles anders<br />
wird, gilt es Abläufe und Emotionen gleichermaßen<br />
zu managen. Eine gute Kommunikationsstrategie<br />
ist dabei sicher<br />
nicht die einzige notwendige Maßnahme,<br />
aber eine sehr zentrale.<br />
Globalisierung und unruhige Märkte zwingen Unternehmen<br />
zu einer beständigen Wandlung. Je nach Organisation<br />
und Notwendigkeit tragen diese Veränderungsprozesse<br />
unterschiedliche Gesichter. Ein Patentrezept für Changemanagement<br />
kann es deshalb nicht geben. Doch eines steht fest:<br />
Ohne Kommunikation und Einbindung der Mitarbeiter geht<br />
es kaum. Denn egal, wie die Veränderung aussieht: Die Mitarbeiter<br />
tragen sie stets mit.<br />
Ein Veränderungsprozess ist darum auch ein menschlicher<br />
Prozess. Einen Anhaltspunkt, wie Menschen Veränderungen<br />
verarbeiten, liefert die Veränderungskurve der Trauerforscherin<br />
Elisabeth Kübler-Ross. Demnach durchläuft jeder die ein-<br />
Die einzelnen Stufen <strong>im</strong> Detail<br />
Schock: Schock ist eine Erstarrung. Jetzt hilft erst einmal<br />
keine Kommunikation. Geben Sie Ihren Mitarbeitern ein<br />
paar Tage Zeit, die Information zu verarbeiten.<br />
Verneinung: Ihre Mitarbeiter verdrängen, reden sich ein,<br />
das hätte alles nichts mit ihnen zu tun; einige verfallen<br />
vielleicht sogar in Apathie. Machen Sie die Dringlichkeit<br />
der Veränderung klar, ebenso welche negativen Auswirkungen<br />
es hat, wenn es keine Änderung gibt. Verstehen<br />
Ihre Mitarbeiter den Grund, können sie die Maßnahmen<br />
leichter akzeptieren.<br />
Widerstand: Es folgen Ängste, Ärger, Befürchtungen und<br />
für so manchen Mitarbeiter schlaflose Nächte. Jetzt ist eine<br />
persönliche Kommunikation in Gruppen oder <strong>im</strong> Zweiergespräch<br />
hilfreich. Ermutigen Sie dabei Ihre Mitarbeiter<br />
auch, Fragen zu stellen und Ängste auszusprechen. Und<br />
beziehen Sie durch Gestaltungsfreiräume alle in den Veränderungsprozess<br />
ein. So schaffen Sie eine Identifikation<br />
mit der anstehenden Veränderung.<br />
Anpassung: Ihre Mitarbeiter machen erste Erfahrungen<br />
mit der neuen Situation. Jetzt geht es darum, sie zu qualifizieren<br />
und zu coachen. Kommunizieren Sie erste Erfolge.<br />
Denn es motiviert, dass die Veränderung machbar und<br />
nützlich ist. Schaffen Sie ein Forum zum Erfahrungsaustausch.<br />
Fördern Sie Kreativität und Selbstverantwortung –<br />
die meisten Menschen packen gern mit an, wenn sie mitgestalten<br />
dürfen.<br />
Akzeptanz: Jetzt geht es um Selbstvertrauen, Erfolg und<br />
Zufriedenheit. Neue Routinen und Rituale entstehen.<br />
Kommunizieren Sie den erfolgreichen Umgang mit dem<br />
Neuen, das bestärkt. Kommunizieren Sie auch eventuelle<br />
neue Leistungskriterien, Belohnungssysteme, Jobbeschreibungen<br />
und Ziele, das schafft Klarheit und Sicherheit.<br />
30<br />
| 1/2012
Sicherheit <strong>im</strong><br />
Bewerbermanagement.<br />
Bei uns zertifiziert!<br />
zelnen Stufen Schock, Verneinung, Widerstand, Anpassung<br />
und Akzeptanz. Diesen fünf Stufen können Sie mit Kommunikation<br />
begegnen und so Ihre Mitarbeiter ins Boot holen. Nutzen<br />
Sie die Veränderungskurve als eine grobe Richtlinie für<br />
Ihre Kommunikationsstrategie <strong>im</strong> Changemanagement. Denn<br />
mit Mitarbeitern, die sich in der Verneinung oder <strong>im</strong> Widerstand<br />
befinden, können Sie nicht viel anfangen. Ebenso wenig<br />
mit Mitarbeitern, die mit einer inneren Kündigung oder wildem<br />
Aktionismus auf die Veränderung reagieren.<br />
Daneben gilt für den gesamten Prozess der Veränderung: Informieren<br />
Sie Ihre Mitarbeiter rechtzeitig, umfassend und<br />
entschlossen, bevor die Gerüchteküche überkocht. Denn<br />
kommt die Information zu spät, fühlen sich Ihre Mitarbeiter<br />
vor den Kopf gestoßen.<br />
Fällt die Information zu mager aus, fühlen sich Ihre Mitarbeiter<br />
ausgeschlossen. Schaffen Sie daher durch Versammlungen<br />
einen stetigen Informationsfluss zwischen Kopf und Basis.<br />
Geben Sie Ihren Mitarbeitern in diesem Rahmen die Möglichkeit,<br />
Fragen zu stellen. Sie selbst können so auf breiter Basis<br />
Verunsicherungen entgegenwirken. Vermitteln Sie verständlich<br />
und klar, warum es die Veränderung gibt, beziehungsweise<br />
wozu der nächste Schritt <strong>im</strong> Prozess nötig ist. Machen<br />
Sie Ihren Mitarbeitern den Nutzen deutlich.<br />
Vergessen Sie dabei nicht Lob und Anerkennung, wenn es gut<br />
voran geht. Das motiviert, vermittelt Sicherheit und hilft, den<br />
Umbruch zu meistern. <br />
Ulrike-Johanna Badorrek<br />
Sie suchen ein Bewerbermanagement mit höchster<br />
Qualität und Kundenzufriedenheit, das zusätzlich die<br />
Anforderungen des Bundesdatenschutzgesetzes an die<br />
Sicherheit Ihrer Recruiting-Prozesse erfüllt?<br />
Willkommen bei d.vinci!<br />
Mit der Zertifizierung nach ISO 9001, ISO 27001 und<br />
BSI-IT-Grundschutz übern<strong>im</strong>mt d.vinci die<br />
Vorreiterrolle <strong>im</strong> Markt für Bewerbermanagement-Software.<br />
Als bislang einziger Anbieter in unserem Segment können wir<br />
Ihnen die Sicherheit der persönlichen Bewerberdaten <strong>im</strong> gesamten<br />
Recruiting-Prozess nicht nur versprechen, sondern nachweislich<br />
und TÜV-zertifiziert belegen.<br />
Damit stellen wir uns den hohen Anforderungen unserer Kunden<br />
und setzen Maßstäbe für die Zukunft – auch für Sie!<br />
| 1/2012<br />
delphi HR-Systems GmbH · Nagelsweg 37–39 · 20097 Hamburg<br />
Tel. +49 (0) 40 - 37 47 99 70 · Fax +49 (0) 40 - 37 47 99 99<br />
E-Mail: kontakt@delphi-mb.de<br />
Ein Unternehmen der delphi Management GmbH
organisation | news<br />
Mittelstand tastet sich<br />
an Social Media heran<br />
Über den Umgang mit Twitter, Facebook<br />
und anderen sozialen Netzen<br />
herrscht in vielen mittelständischen<br />
Unternehmen Unsicherheit.<br />
Das auf zwei Jahre ausgelegtes Forschungsprojekt<br />
„Expedition Unternehmen<br />
– Social Media <strong>im</strong> Mittelstand“<br />
soll Abhilfe schaffen. Im Rahmen der<br />
Auftaktveranstaltung der vom Bundeswirtschaftsministerium<br />
geförderten<br />
Workshop-Reihe, bei der rund 100<br />
Teilnehmer aus Mittelstand und Kommunikationsbranche<br />
zusammenkamen,<br />
wurde zunächst der Status Quo<br />
festgestellt. Ergebnis: In<br />
vielen Firmen fehlt eine<br />
Strategie, die die Chancen<br />
und Risiken sozialer Netze<br />
vor dem Hintergrund der<br />
Unternehmensziele festlegt.<br />
Gewerkschaftsvertreter<br />
warnen zudem vor dem drohenden<br />
Zeitverlust, der mit einer Pflicht<br />
zum sozialen Netzwerken einhergehen<br />
könnte. Unterdessen neigt das auf<br />
Technologie spezialisierte amerikanische<br />
Marktforschungsunternehmen<br />
Gartner <strong>im</strong> Blick auf global operierende<br />
Konzerne zu Opt<strong>im</strong>ismus: Seiner Einschätzung<br />
nach werden in zwei Jahren<br />
nur noch 30 Prozent der Konzerne<br />
Vorbehalte gegen Social Media hegen.<br />
Im Jahr 2010 hatte noch die Hälfte der<br />
befragten Konzerne gegen Twitter,<br />
Facebook und Co. argumentiert. kr<br />
Anerkennung <strong>im</strong> Beruf senkt Risiko von Burnout<br />
Prof. Dr. Ralf Haubl<br />
Wissenschaftler der Universität Frankfurt,<br />
des Sigmund-Freud-Instituts in<br />
Frankfurt und der Technischen Universität<br />
Chemnitz haben 900 Supervisoren,<br />
die in Krankenhäusern oder<br />
Schulen arbeiten, nach Vermeidungsstrategien<br />
gegenüber chronischer<br />
Erschöpfung befragt. Sozialpsychologe<br />
und Studienleiter Prof. Dr. Ralf<br />
Haubl: „Wichtig ist vor allem die soziale<br />
Anerkennung, die Menschen für<br />
ihren Arbeitseinsatz erhalten.“ Der<br />
Glaube, dauerhaft überforderte Mitarbeiter<br />
würden gegenüber ihrer Arbeit<br />
zwangsläufig gleichgültig, sei falsch.<br />
Haubl: „Die Regel sind Beschäftigte, die<br />
darunter leiden, wenn sie aufgrund des<br />
herrschenden ökonomischen Effizienzdrucks<br />
gezwungen sind, Qualitätsstandards<br />
zu verletzen.“ kr<br />
Die wichtigsten Stressfaktoren am Arbeitsplatz<br />
Je mehr Überstunden, desto größer<br />
der Stress: Laut Umfrage des Deutschen<br />
Gewerkschaftsbundes (DGB)<br />
„Gute Arbeit“, bei der 6083 Beschäftigte<br />
aus mehr als einem Dutzend Branchen<br />
befragt wurden, macht jeder<br />
fünfte Arbeitnehmer wegen wachsender<br />
Arbeitsbelastung mindestens<br />
zehn Überstunden pro Woche. Mehr<br />
als die Hälfte der Befragten fühlen sich<br />
dadurch erheblich gestresst – parallel<br />
zur Überstundenmenge. Auch der<br />
Zwang, in der Freizeit stets verfügbar<br />
sein zu müssen, stresst Arbeitnehmer.<br />
Weitere belastende Faktoren: Fast jeder<br />
Siebte arbeitet häufig und unbezahlt in<br />
der Freizeit. 49 Prozent gaben an, <strong>im</strong><br />
Jahr 2011 trotz Krankheitsgefühls mindestens<br />
zwe<strong>im</strong>al zur Arbeit gegangen<br />
zu sein. kr<br />
32<br />
| 1/2012
organisation | news<br />
Im Trend: Metrosexueller Führungsstil<br />
Das Adjektiv „metrosexuell“ ist eine<br />
Erfindung der 90er Jahre und bezeichnet<br />
heterosexuelle Männer, die sich für<br />
typisch weibliche Themen wie Mode,<br />
Ernährung, Kunst und Familie interessieren.<br />
Martin Raymond, Mitgründer<br />
der britischen Trendagentur Future<br />
Laboratory, sieht jetzt den metrosexuellen<br />
Führungsstil, eine Mischung aus<br />
männlicher und weiblicher Herangehensweise,<br />
<strong>im</strong> Aufwind. Als weiblich<br />
werden dabei die Intensität der Beziehungspflege<br />
und das Austarieren zwischen<br />
Arbeit und Leben definiert. Kombiniert<br />
mit männlichen Attributen wie<br />
Durchsetzungswille, Entscheidungsfreude<br />
und Beharrlichkeit<br />
gilt der metrosexuelle<br />
Führungsstil<br />
auch für Männer<br />
zunehmend als attraktiver,<br />
weil effektiver Mittelweg<br />
zwischen männlich<br />
und weiblich. kr<br />
<strong>Personal</strong>controlling: Datenfriedhöfe vermeiden<br />
Eine zukunftsorientierte <strong>Personal</strong>planung<br />
kann einem Unternehmen Wettbewerbsvorteile<br />
verschaffen. Doch wer<br />
nicht die richtigen Fragen stellt, generiert<br />
selbst mit dem besten Programm<br />
nur Datenfriedhöfe. Gleichwohl gestatten<br />
es IT-Funktionaliäten <strong>im</strong> Bereich<br />
der Predictive Analytics, aus Regelmäßigkeiten<br />
der Vergangenheit eine<br />
passgenaue <strong>Personal</strong>planung für die<br />
Zukunft abzuleiten.<br />
Geschulte <strong>Personal</strong>controller legen<br />
jedoch niemals pauschalisierte Daten<br />
zugrunde, sondern differenzieren z. B.<br />
die Fluktuationsrate der Austritte nach<br />
Alter, Tätigkeiten oder Region. Entsprechend<br />
differenziert fällt <strong>im</strong> Endeffekt<br />
die Planung aus. kr<br />
Schwache Azubis stärken<br />
Je individueller das Incentive, desto besser<br />
Selbst der schwächste Azubi hat Stärken:<br />
Dabei kann es sich um kommunikative<br />
Fähigkeiten, eine technische<br />
Begabung oder Talent <strong>im</strong> Sozialverhalten<br />
handeln. Erkennt und wertschätzt<br />
der Ausbilder sie, ist dies oft der erste<br />
Schritt für bessere Leistungen. Wer<br />
überdies einen genaueren Blick auf die<br />
Schwächen des Azubis wagt, kann bei<br />
der Agentur für Arbeit „ausbildungsbegleitende<br />
Hilfen“ und damit eine<br />
gezielte Förderung in Anspruch nehmen.<br />
Ein kleiner, aber feiner Ansporn<br />
ist überdies, das Bestehen der Probezeit<br />
mit einem kleinen Geschenk feierlich<br />
zu zelebrieren. Auch ein regelmäßiger<br />
gemeinsamer Blick auf den Ausbildungsrahmenplan<br />
motiviert schwache<br />
Azubis zuverlässig. kr<br />
Der Nutzen von Mitarbeiterincentives<br />
zur Steigerung des Umsatzes, der Motivation<br />
und der Loyalität ist unbestritten.<br />
Jetzt ergab eine aktuelle Studie der<br />
Vok Dams Gruppe, an der sich 58 deutsche<br />
Unternehmen beteiligten, dass<br />
konstante Incentivierungsprogramme,<br />
die über einen längeren Zeitraum laufen,<br />
besonders wirkungsvoll sind. Die<br />
meisten der befragten Unternehmen<br />
präferieren ferner Incentives, die individuell<br />
auf den einzelnen Mitarbeiter<br />
zugeschnitten sind. Pro Incentive gaben<br />
86 Prozent der Befragten über 300 Euro<br />
aus, 92 Prozent vergaben Incentives,<br />
die sich bereits in der Vergangenheit<br />
bewährt hatten, 38 Prozent beziehen<br />
den Mitarbeiter bei der Wahl des Incentives<br />
mit ein. kr<br />
Kurzurlaube und Fitnessprogramme sollen<br />
die Mitarbeitermotivaton ankurbeln.<br />
| 1/2012<br />
33
organisation<br />
Kalte Tipps<br />
für heiße Tage<br />
Der Sommer ist eine der schönsten Jahreszeiten. Es sei denn, man sitzt <strong>im</strong><br />
Büro und kann vor Hitze keinen klaren Gedanken fassen. Unterstützen Sie<br />
Ihre Mitarbeiter, damit die Arbeit an heißen Tagen nicht zur Belastung wird.<br />
Viele Mitarbeiter fragen sich jedes Jahr bei hohen<br />
Außentemperaturen: Gibt es eigentlich ab<br />
einer gewissen Temperatur hitzefrei? Ist mein Arbeitgeber<br />
verpflichtet, am Arbeitsplatz für eine gewisse<br />
Abkühlung zu sorgen? Und muss ich mich<br />
auch bei hohen Temperaturen an die Kleiderordnung<br />
des Unternehmens halten?<br />
Die Rechtslage ist für Sie eindeutig, denn das Bürgerliche<br />
Gesetzbuch verpflichtet Arbeitgeber, Arbeitsräume<br />
so zu gestalten, dass Mitarbeiter „gegen<br />
Gefahr für Leben und Gesundheit soweit geschützt<br />
sind, als es die Natur der Dienstleistung gestattet“.<br />
Ferner verlangt die Arbeitsstättenverordnung<br />
am Arbeitsplatz eine „gesundheitlich zuträgliche<br />
Raumtemperatur“. Konkrete Angaben, was darunter<br />
zu verstehen ist, machen die Gesetze allerdings<br />
nicht. Nur die ausführende Arbeitsstätten-<br />
Richtlinie (ASR) nennt bei den Temperaturen eine<br />
das können ihre mitarbeiter für sich selbst tun:<br />
2 Auf schwere, fettige Kost verzichten.<br />
2 Ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen.<br />
2 Sich regelmäßig runterkühlen (z.B. Handgelenke mit Wasser<br />
abkühlen, gekühltes Obst essen oder an sehr heißen Tagen die<br />
Füße in einem E<strong>im</strong>er mit kaltem Wasser abkühlen).<br />
2 Atmungsaktive Kleidung tragen.<br />
schwammige Obergrenze: „Die Lufttemperatur<br />
in Arbeitsräumen soll plus 26° Celsius nicht überschreiten.<br />
Bei darüber liegender Außentemperatur<br />
darf in Ausnahmefällen die Lufttemperatur höher<br />
sein.“ Wer jetzt daran denkt, auf Durchzug zu<br />
schalten, wird ebenfalls enttäuscht. Denn die ASR<br />
fordert auch, Zugluft zu vermeiden – sei es durch<br />
geöffnete Räume oder Kl<strong>im</strong>aanlagen.<br />
Mitarbeiter können aus arbeitsrechtlicher Sicht<br />
diese Raumtemperatur jedoch nicht durchsetzen,<br />
da sie lediglich als Sollwert zu verstehen ist. Daher<br />
können Arbeitnehmer bei einer höheren Raumtemperatur<br />
auch nicht ihre Arbeitsleistung verweigern<br />
und sich beispielsweise selbst beurlauben.<br />
Best<strong>im</strong>mte Personengruppen wie schwangere Mitarbeiterinnen<br />
oder stillende Mütter können allerdings<br />
auf strengere Regeln pochen. Voraussetzung:<br />
Sie weisen ein ärztliches Attest vor, das die Einhaltung<br />
best<strong>im</strong>mter Raumtemperaturen fordert. Können<br />
Sie dies nicht gewährleisten, hat diese Personengruppe<br />
einen Anspruch auf eine Beschäftigung<br />
an einem anderen, kühleren Ort oder sogar auf<br />
eine Freistellung.<br />
Eindeutiger sind die Vorschriften be<strong>im</strong> Thema Sonnenlicht.<br />
Hier verlangt die ASR wirksame Schutzvorkehrungen<br />
gegen direkte Sonneneinstrahlung.<br />
Fenster, Oberlichter oder Glaswände sind dement-<br />
34<br />
| 1/2012
das sollten sie für ihre mitarbeiter tun:<br />
2 In den frühen Morgenstunden lüften und anschließend Räume<br />
mit einem Sonnenschutz vor der Hitze schützen.<br />
2 Nicht benutzte Geräte ausschalten.<br />
2 Verlagerung der Arbeitszeit in kühlere Stunden.<br />
2 Zusätzliche Pausen genehmigen.<br />
2 Die Arbeitszeit vorübergehend verkürzen (z. B. Überstunden abbummeln,<br />
Betriebsferien).<br />
2 Das Arbeitstempo herunterfahren.<br />
2 Kostenlose Getränke zur Verfügung stellen.<br />
2 Ventilatoren oder Raumluftbefeuchter aufstellen.<br />
2 Die Kleiderordnung lockern.<br />
Besonders belastet sind Mitarbeiter, die <strong>im</strong> Freien arbeiten müssen.<br />
Denn neben der Hitze stellen UV-Strahlen sowie die Ozonbelastung<br />
eine weitere Anstrengung für den Körper dar. Haben Ihre Mitarbeiter<br />
Anzeichen von Hitzeerkrankungen (z.B. Schwäche, Schwindel,<br />
Übelkeit), müssen Sie sofort reagieren.<br />
sprechend zu präparieren. Und auch der Betriebsrat<br />
hat hier ein Mitbest<strong>im</strong>mungsrecht. Allerdings<br />
können Sie solche wirksamen Schutzvorkehrungen<br />
auch von dem Vermieter Ihrer Betriebsräume<br />
rechtlich einfordern.<br />
Ungeachtet Ihrer rechtlichen Verpflichtungen sollten<br />
Sie gewisse Vorkehrungen und Sonderregelungen<br />
für heiße Arbeitstage treffen. Denn es sollte<br />
auch in Ihrem Interesse sein, die Motivation und<br />
Leistungsbereitschaft Ihrer Mitarbeiter trotz Hitze<br />
zu erhalten. Die aktuelle Studie „Hitzebeanspruchung<br />
und Leistungsfähigkeit in Büroräumen bei<br />
erhöhten Außentemperaturen (HESO)“ von der<br />
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin<br />
(BAuA) zeigt, wie Arbeitgeber und -nehmer das<br />
Wohlbefinden selbst an heißen Sommertagen erhalten<br />
können (siehe Kästen). Sabine Hockling<br />
Bei Temperaturen von über 25° Celsius <strong>im</strong> Schatten sollten Sie:<br />
2 Ihre Mitarbeiter über die Gefahren informieren.<br />
2 Sie davor schützen (z.B. geeignete Kopfbedeckungen, Sonnenbrillen<br />
mit UV-Filter, Sonnenschutzcremes mit hohem Lichtschutzfaktor<br />
sowie leichte Kleidung zur Verfügung stellen, die vor der<br />
Sonne schützt und die Verdunstung von Schweiß gewährleistet).<br />
2 Die Umgebungsbedingungen beobachten, das Befinden Ihrer Mitarbeiter<br />
kontrollieren sowie für schattige Pausenplätze und ausreichend<br />
kalte Getränke sorgen.<br />
Bei Temperaturen über 30° Celsius <strong>im</strong> Schatten:<br />
2 Sind Arbeiten nicht zu vermeiden oder können nicht verschoben<br />
werden, sind künstliche Beschattungen (z.B. Sonnensegel und<br />
-dächer) sinnvoll.<br />
2 Die Arbeitszeiten anpassen, indem sehr früh oder spät mit der<br />
Arbeit begonnen wird. Achten Sie hier aber darauf, dass zwischen<br />
Arbeitsende und -beginn mindestens elf Stunden liegen<br />
müssen.<br />
2 Stündlich Pausen von etwa fünf Minuten an einem schattigen Ort.<br />
2 Sind Schutzausrüstungen zu tragen, die die Körpertemperatur<br />
noch weiter steigern können, sollte eine zweite Person zur Überwachung<br />
eingesetzt werden<br />
qr-code<br />
Weitere Informationen<br />
bietet die BAuA<br />
online unter:<br />
http://url.ie/f9va<br />
Bei Temperaturen über 35° Celsius <strong>im</strong> Schatten bzw. schwülem<br />
Kl<strong>im</strong>a über 32° Celsius und hoher Luftfeuchtigkeit von über 75<br />
Prozent:<br />
2 Schwere Arbeiten auf das absolut Notwendige reduzieren.<br />
2 Kontrollieren, dass Mitarbeiter zwei- bis dre<strong>im</strong>al pro Stunde<br />
mindestens 300 Milliliter bis einem halben Liter Wasser trinken.<br />
2 Stündlich Pausen von etwa 15 Minuten an einem schattigen Ort.<br />
| 1/2012<br />
35
organisation<br />
Ich – einfach<br />
unverbesserlich!<br />
Manchen Menschen öffnen sich alle Türen. Woran liegt das? Ein<br />
Grund ist sicher ihr Selbstmarketing. Sie verstehen es, sich ins<br />
richtige Licht zu setzen. Ein gutes, aber kein gehe<strong>im</strong>es Rezept –<br />
auch Sie können das.<br />
Selbstmarketing ist für jeden wichtig, beruflich und privat.<br />
Sind Sie sich sicher, dass Ihre Vorgesetzten wissen, was<br />
Sie wirklich können? Werden Sie bei der Vergabe von Projekten<br />
berücksichtig? Ernst genommen? Es reicht nicht, gute Arbeit<br />
zu leisten, um erfolgreich zu sein. Es geht auch <strong>im</strong>mer um<br />
die „Marke Ich“. Das liegt daran, dass Menschen nicht nichtkommunizieren<br />
können. Was <strong>im</strong>mer Sie sind oder tun, es ist<br />
eine Art Werbung. Die Frage ist nur, ob die vermittelte Botschaft<br />
hilft oder schadet. Deshalb lautet das Rezept für mehr<br />
Erfolg <strong>im</strong> Leben: Selbstmarketing. Und das ist vor allem eine<br />
persönliche Angelegenheit, denn es geht um Sie, um Ihr „Ich“,<br />
um Psychologie und Strategie. Ein Artikel kann dieses Thema<br />
sicher nur anreißen. Deshalb sollten Sie das Folgende als<br />
Stichwort betrachten, wie Sie mit der „Marke Ich“ arbeiten<br />
und jonglieren können.<br />
Die Standortbest<strong>im</strong>mung<br />
Gutes Selbstmarketing basiert auf einer ehrlichen Standortanalyse.<br />
Wer sind Sie und wo stehen Sie? Was ist Ihre Kernkompetenz?<br />
Fragen Sie sich: Was kann ich gut? Wann wenden<br />
sich andere an mich? Bin ich introvertiert oder extrovertiert?<br />
Zahlenmensch oder Sprachmensch? Generalist oder Spezialist?<br />
Charismatischer Führer, strategischer Manager oder<br />
Fachkraft? Und was erwarte ich sowohl beruflich als auch privat<br />
von meinem Leben?<br />
Das sind Fragen, die sich Menschen meistens in einer Krise<br />
stellen. Einfacher zu beantworten sind sie natürlich vor der<br />
Krise. Nehmen Sie sich ein paar Tage Zeit. Schreiben Sie alles<br />
auf. Seien Sie ehrlich, sonst steuern Sie in die falsche Richtung.<br />
Es ist nicht leicht, sich selbst zu kennen, zwischen den<br />
Ansprüchen anderer und den eigenen Wünschen zu unterscheiden.<br />
Im Zweifel hilft ein Coach.<br />
Das Ziel benennen<br />
Haben Sie Ihre Kernkompetenz umrissen, definieren Sie das<br />
Ziel, den Motor, der Sie vorwärtstreibt. Was möchten und<br />
können Sie mit Ihren Stärken leisten? Welche Rolle möchten<br />
Sie spielen? Bedenken Sie: Wer überall mitmischt, macht<br />
nichts richtig. Konzentrieren Sie sich bei der Wahl der Rolle<br />
auf Ihre Kernkompetenz. Stecken Sie sich ein machbares Ziel.<br />
36<br />
| 1/2012
uchtipps<br />
„Die Kunst der Selbstvermarktung, So verkaufen Sie<br />
sich besser“ von Catherin Kaputa, ambition Verlag<br />
„Wie gut ist mein Ruf?, Die besten Strategien für eine<br />
gute Reputation“ von Bernhard Bauhofer, Michael Neubert,<br />
GABAL Verlag<br />
aber auch die Form (Kleidung, M<strong>im</strong>ik, Gestik, Sprache, Social<br />
Media). Wie treten Sie auf? Wie drücken Sie sich aus? Was<br />
steht <strong>im</strong> Internet über Sie? Sind Sie eher der Kreative in Jeans<br />
und Blazer? Oder der organisationsstarke Assistent <strong>im</strong> perfekten<br />
Anzug? Und keine Angst: Wie auch <strong>im</strong>mer Sie sind, Sie<br />
können etwas daraus machen. Auch mit einer leisen St<strong>im</strong>me<br />
können Sie Erfolg haben – solange die „Marke Ich“ überzeugt.<br />
Sie sind ein guter Stratege? Dann trumpfen Sie mit Ihren strategischen<br />
Lösungen auf. Bewerben Sie sich für Projekte, bei<br />
denen Sie dies beweisen können. Betonen Sie diese Kernkompetenz<br />
<strong>im</strong> echten und virtuellen Leben.<br />
Selbstbild und Fremdbild abgleichen<br />
Ihr guter Ruf ergibt sich aus zwei Faktoren: Erwartung und<br />
Erfüllung. Um die Erwartungen anderer opt<strong>im</strong>al erfüllen zu<br />
können, müssen Sie genau kommunizieren, wer Sie sind. Erwartungen<br />
entspringen <strong>im</strong>mer dem Fremdbild, also dem Bild,<br />
das andere von Ihnen haben. Deshalb sollte dieses möglichst<br />
nahe an Ihrem Selbstbild sein, dem Bild, das Sie selbst von<br />
sich haben. Beides weicht <strong>im</strong>mer ein bisschen voneinander ab,<br />
doch jede Abweichung ist wertvoll, gibt sie doch einen Hinweis,<br />
wo Sie sich deutlicher darstellen sollten, wo es Missverständnisse<br />
zwischen Ihnen und anderen gibt. Befragen Sie zur<br />
Ermittlung von Fremdbild und Selbstbild Menschen, denen<br />
Sie vertrauen. Wie schätzen diese Sie ein? Wie beurteilen sie<br />
Ihren Kleidungsstil? Ihre Kommunikation? Welchen beruflichen<br />
Weg schlagen sie vor? Aber Achtung: Nicht diskutieren,<br />
sondern nur notieren.<br />
Zeigen Sie, wer Sie sind<br />
Aus Kernkompetenz, Ziel, Fremd- und Selbstbild ergibt sich<br />
Ihr Selbstmarketing. St<strong>im</strong>men Sie alles darauf ab: alle Inhalte,<br />
Werden Sie unverwechselbar<br />
Und nun zur Kür: Was macht Sie einzigartig? Vielleicht die Art<br />
Ihrer Strategien, die besonders kreativ sind? Das ist das Tüpfelchen<br />
auf dem „i“ von „Ich“, das Sahnehäubchen, die Kirsche<br />
oder die Kaffeebohne – je nachdem, wie Ihre Eigenmarke<br />
aussieht. Dieses i-Tüpfelchen sollte überall durchblitzen, bei<br />
Ihrer Kleidung genauso wie in Gesprächen. Das i-Tüpfelchen<br />
ist Ihr Markenzeichen: Sie sind nicht irgendein Stratege, sondern<br />
der kreative Stratege. Vermitteln Sie das, werden Menschen<br />
mit entsprechenden Erwartungen auf Sie zukommen.<br />
Und erfüllen Sie ihre Erwartungen, stärken Sie damit automatisch<br />
Ihre Eigenmarke. Ulrike-Johanna Badorrek<br />
kompakt<br />
Kommunikation ist zentral für die „Marke Ich“.<br />
Kommunizieren Sie deshalb:<br />
2 <strong>im</strong>mer mit Blick auf Ihre Kernkompetenz.<br />
2 ehrlich und authentisch.<br />
2 Ihre Erfolge und Niederlagen.<br />
2 überall gleich: am Arbeitsplatz, privat, <strong>im</strong> Internet,<br />
bei Twitter & Co.<br />
2 mit Ihrem gesamten Auftritt: von der Kleidung bis<br />
zum Haarschnitt und zur Website.<br />
| 1/2012<br />
37
organisation<br />
So ermitteln Sie den Nutzen<br />
Ihrer Weiterbildungsmaßnahmen<br />
Die schnelle technologische Entwicklung macht es notwendig, dass Mitarbeiter sich regelmäßig weiterbilden.<br />
Nachdem Sie Ihren Bildungsbedarf ermittelt und die Arbeitnehmer die Weiterbildungsmaßnahme absolviert<br />
haben, steht in der Regel der Kassensturz an: Welchen Nutzen hat diese Weiterbildungsmaßnahme für den<br />
Unternehmenserfolg?<br />
Laut einer Studie des Instituts der deutschen<br />
Wirtschaft Köln (IW) investierten Mitarbeiter<br />
<strong>im</strong> Jahr 2010 fast zehn Stunden Freizeit in Seminare<br />
und Workshops, um sich weiter zu qualifizieren.<br />
Die Stunden, die Mitarbeiter außerhalb ihrer Tätigkeit<br />
für die Weiterbildung investierten, verdoppelten<br />
sich <strong>im</strong> Vergleich zu 2007 gar.<br />
„Deutlich mehr Beschäftigte als früher konnten ihr<br />
Wissen erweitern, und sie tun es häufiger und länger<br />
als zuvor“, sagt Michael Hüther, Direktor des<br />
IW. Laut der Untersuchung boten mehr als 80 Prozent<br />
aller deutschen Unternehmen ihren Arbeitnehmern<br />
in den letzten vier Jahren die Möglichkeit,<br />
sich weiterzubilden.<br />
Die Ursache für den höheren Freizeitaufwand sehen<br />
die Forscher in der Finanzkrise. Unternehmen und<br />
Mitarbeiter hätten aus der Krise eine Chance für<br />
die Weiterbildung gemacht. Dabei investierten Arbeitnehmer<br />
ihre gestiegene Zeit, die beispielsweise<br />
durch Kurzarbeit oder Überstundenabbau entstand,<br />
um ihre eigene Qualifikation zu verbessern.<br />
Der Erfinder und Unternehmer Benjamin Franklin<br />
(1706-1790) war sich bereits seinerzeit darüber <strong>im</strong><br />
Klaren: „Eine Investition in Wissen bringt noch <strong>im</strong>mer<br />
die besten Zinsen.“ Viele Unternehmen wissen<br />
um die Notwendigkeit von Weiterbildungsmaßnahmen<br />
und kennen auch die Kosten dafür, nicht<br />
aber die erhaltenen „Zinsen“ für diese Investition.<br />
Dauerbrenner Bildungscontrolling<br />
Das vor allem in den 70er Jahren in den USA entwickelte<br />
Thema Bildungscontrolling ist nach einer<br />
Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB)<br />
ein Dauerbrenner in der <strong>Personal</strong>arbeit. Durchgeführt<br />
wird es allerdings höchstens in etwa 50 Prozent<br />
der deutschen Unternehmen, auch konzentriert<br />
es sich dann meist auf die Kostenerfassung.<br />
Die Nutzenerfassung und der Transfer des Erlernten<br />
werden selten erfasst.<br />
Investieren Sie in die Weiterbildungskontrolle,<br />
denn mit einer<br />
effizienten Überprüfung und Erfolgsmessung<br />
wird der Beitrag<br />
betrieblicher Weiterbildung zum<br />
Unternehmenserfolg aufgezeigt.<br />
So erhöhen Sie die Akzeptanz für<br />
Weiterbildungsinvestitionen <strong>im</strong><br />
Unternehmen, und die <strong>Personal</strong>entwicklung<br />
wird so wirkungsvoller<br />
eingesetzt.<br />
Zur konkreten Messung von Weiterbildungsmaßnahmen<br />
können<br />
Sie das von dem Wissenschaftler<br />
Donald L. Kirkpatrick 1959 entwickelte Modell zur<br />
sachgerechten Beurteilung von Weiterbildungsmaßnahmen<br />
heranziehen. Demnach erfolgt die<br />
Messung in vier Stufen:<br />
Donald L. Kirkpatrick,<br />
Experte für<br />
die Evaluierung von<br />
Bildungsprozessen<br />
38<br />
| 1/2012
Mitarbeiter werden häufiger und länger weitergebildet<br />
Teilnehmerfälle Veranstaltungen Stundenumfang<br />
2007 2010 2007 2010 2007 2010<br />
Eigene Lehrveranstaltungen 92,1 116,3 15,3 23,1 9,0 12,7<br />
Externe Lehrveranstaltungen 34,2 44,6 19,5 20,7 9,2 12,1<br />
Informationsveranstaltungen 79,6 65,7 18,9 18,4 3,8 4,6<br />
Veranstaltungen insgesamt 205,9 226,6 53,8 62,2 21,9 29,4<br />
Anzahl der Teilnehmerfälle und Veranstaltungen je 100 Mitarbeiter sowie Stundenumfang je Mitarbeiter (inkl. Auszubildende)<br />
in allen Unternehmen (weiterbildungsaktive und nicht weiterbildungsaktive); Rundungsdifferenzen<br />
quelle: iw-weiterbildungserhebung 2011; befragung bei 2.254 unternehmen<br />
1. Stufe: Zufriedenheitserfolg<br />
Lassen Sie Ihre Mitarbeiter direkt nach der Weiterbildungsmaßnahme<br />
die Trainingsinhalte, Methodenvielfalt,<br />
Relevanz, Arbeitsmaterial sowie die<br />
Rahmenbedingungen bewerten. Dies kann anhand<br />
von Feedback-Formularen erfolgen: Wie viele positive<br />
Rückmeldungen gibt es? Wie sieht die Abbruchsquote<br />
bei aufeinander folgenden Weiterbildungsmaßnahmen<br />
aus?<br />
2. Stufe: Lernerfolg<br />
Was Ihre Mitarbeiter bei der Weiterbildungsmaßnahme<br />
gelernt haben, können Sie anhand von<br />
Tests oder Probearbeiten ermitteln. Dabei ist es<br />
sinnvoll, diese Messungen vor und nach der Weiterbildungsmaßnahme<br />
durchzuführen. So erkennen<br />
Sie den Kompetenzzuwachs Ihrer Mitarbeiter.<br />
3. Stufe: Transfererfolg<br />
Der Transfererfolg ist in der Praxis nicht leicht zu<br />
ermitteln, da Veränderungen nicht <strong>im</strong>mer sofort<br />
eintreten. Best<strong>im</strong>men Sie die D<strong>im</strong>ension der Veränderungen,<br />
indem Sie prüfen, was konkret <strong>im</strong><br />
Arbeitsalltag umgesetzt wird. Regelmäßige Mitarbeitergespräche<br />
und Supervision <strong>im</strong> Team sind<br />
hier geeignete Methoden, mit denen Sie feststellen<br />
können, ob und wie Weiterbildungsinhalte von Ihren<br />
Mitarbeitern umgesetzt werden.<br />
4. Stufe: Unternehmenserfolg<br />
Leider können Sie nicht <strong>im</strong>mer einen Zusammenhang<br />
zwischen den Weiterbildungsmaßnahmen und dem<br />
Geschäftserfolg herstellen. Messen Sie daher unter anderem<br />
die Steigerung der Umsatzzahlen nach einem<br />
Verkaufstraining, die Verbesserung der Durchlaufzeit<br />
in der Produktion oder bei Arbeitsprozessen, die Senkung<br />
der Ausschussquote oder auch die Verbesserung<br />
der Kundenzufriedenheit. Beate Bieniek<br />
kompakt<br />
2 Investitionen in die Weiterbildungskontrolle<br />
rechnen sich, denn sie zeigen den<br />
Beitrag einer Bildungsmaßnahme am Unternehmenserfolg.<br />
Und das erhöht in der<br />
Regel die Akzeptanz <strong>im</strong> Unternehmen.<br />
2 Mit dem von Donald L. Kirkpatrick entwickelten<br />
Modell zur sachgerechten Beurteilung<br />
von Weiterbildungsmaßnahmen<br />
erfolgt die Messung der Bildungsmaßnahmen<br />
in vier Stufen: Zufriedenheitserfolg,<br />
Lernerfolg, Transfererfolg und Unternehmenserfolg.<br />
2 Best<strong>im</strong>men Sie die Ziele Ihrer Weiterbildungsmaßnahme<br />
<strong>im</strong> Vorfeld so präzise wie<br />
möglich, denn nur so lässt sich auch feststellen,<br />
was am Ende dabei rauskommt.<br />
| 1/2012<br />
39
organisation<br />
Frühzeitige Starthilfe<br />
für Ihre Azubis<br />
Im August und September ist es wieder so weit: Die neuen Auszubildenden wechseln „von der Schul- an die<br />
Werkbank“. Als Ausbildungsbetrieb sollten Sie schon jetzt die Weichen stellen, damit sich die jungen Mitarbeiter<br />
frühzeitig auf ihren Start vorbereiten und so die von Ihnen erwartete Leistung zeigen können.<br />
Ausbildungsabteilungen rechtzeitig vorbereiten<br />
Sinnvoll ist, wenn Sie etwa vier Wochen vor Ausbildungsbeginn<br />
Ihren neuen Azubis wichtige Informationen<br />
wie Datenschutzerklärungen und<br />
Unternehmensleitfäden sowie wichtige Informationen<br />
zu ihren Rechten und Pflichten per Post zuschicken.<br />
Denn eine frühzeitige Aufklärung ist für<br />
neue Auszubildende generell zur Orientierung hilfreich<br />
und notwendig.<br />
Denken Sie darüber hinaus auch an Organisatorisches.<br />
Das betrifft vor allem das Einrichten der Arbeitsplätze.<br />
Denn wenn nichts fehlt, sorgt das für<br />
einen reibungslosen Start in die Ausbildung. Vor<br />
allem aber fühlen sich Ihre neuen Azubis so in Ihrem<br />
Betrieb willkommen. Lassen Sie sie spüren:<br />
Man hat sie erwartet.<br />
Für die Kollegen und Ausbilder der Abteilungen, in<br />
denen Sie Ihre neuen Azubis einsetzen, gilt gerade<br />
in den ersten Wochen der Ausbildung: Fingerspitzengefühl<br />
an den Tag legen und Verständnis für die<br />
neue und unbekannte Lebensphase der jungen Arbeitnehmer<br />
aufbringen.<br />
Der perfekte erste Tag<br />
Der erste Ausbildungstag ist für Azubis meist mit<br />
gemischten Gefühlen verbunden. Sorgen Sie daher<br />
dafür, dass dieser Tag perfekt organisiert ist<br />
und auch die nötige Portion Menschlichkeit nicht<br />
vermissen lässt. Das beginnt be<strong>im</strong> Pförtner bzw.<br />
Empfang, wo Ihre neuen Azubis erwartet werden<br />
– selbstverständlich mit einer Namensliste und einem<br />
Tagesablauf, was, wann wo passiert. Eine offizielle<br />
Begrüßung durch den Ausbildungsverantwortlichen<br />
und ein Rundgang durch das Unternehmen<br />
runden eine gelungene Einführung ab.<br />
Ein Pate für einen reibungslosen Start<br />
Es hat sich bewährt, neuen Azubis von Beginn an<br />
einen Paten – möglicherweise einen Auszubildenden<br />
des zweiten oder dritten Ausbildungsjahres –<br />
an die Seite zu stellen. Gerade bei ihm können die<br />
Neulinge jede Frage loswerden. Auch wissen diese<br />
Paten in der Regel noch, wie man sich am ersten<br />
Tag fühlt und welche Fragen aufkommen.<br />
<br />
Martin B. Glania<br />
40<br />
| 1/2012
uchtipps <strong>im</strong> fokus<br />
Humor hat nichts mit Witzen zu tun, sondern ist eine Grundhaltung, die<br />
auf Wertschätzung und Empathie basiert — und eine großartige Erfolgsstrategie,<br />
die über so manche Hürde trägt. Jumi Vogler, Humor- und<br />
Kommunikationsexpertin, beweist es in ihren Seminaren und erklärt es<br />
in ihrem neuen Buch „Erfolg lacht!“.<br />
Aber was hat Humor <strong>im</strong> Job verloren? Geht nicht mit dem Berufsleben<br />
der Ernst los? Ganz falsch ist das sicher nicht, aber warum muss dann<br />
Schluss sein mit Lustig? Vogler macht deutlich, dass Humor <strong>im</strong> Büro<br />
motiviert, Türen öffnet, Kreativität und Innovationsprozesse belebt. In<br />
ihrem praxisnahem Buch behandelt sie die vier wichtigsten Anwendungsbereiche:<br />
Beruf, Karriere, Unternehmen, Privatleben. Praktische<br />
Übungen und konkrete Anleitungen machen klar, wann und wie Humor<br />
funktioniert. Das Ergebnis: statt deutscher Jammerei mehr Schlagfertigkeit<br />
und Erfolg. Lesenswert und praktisch umsetzbar. m m m m m m ujb<br />
Jumi Vogler: Erfolg lacht! Humor als Erfolgsstrategie. Gabal Verlag 2012, 223 Seiten,<br />
19,90 Euro<br />
Martin Wolmerath/Axel Esser<br />
(Hrsg.): Werkbuch Mobbing.<br />
Offensive Methoden gegen<br />
psychische Gewalt am<br />
Arbeitsplatz. Bund Verlag<br />
Mobbing ist nicht nur ein persönliches<br />
Problem, es ist auch<br />
Chefsache. Im „Werkbuch Mobbing“<br />
sind mit 26 Beiträge von<br />
30 Experten aus unterschiedlichen<br />
Berufsgruppen vom Juristen<br />
über Mediziner und Psychologen<br />
bis zum <strong>Personal</strong>rat<br />
erstmalig die wirkungsvollsten<br />
Maßnahmen gegen Mobbing<br />
zusammengetragen worden. Das<br />
Buch bietet ein großes Spektrum<br />
an Anregungen für die betriebliche<br />
und außerbetriebliche Praxis.<br />
Besonders gut: Handlungsanleitungen<br />
für <strong>Personal</strong>- und<br />
Marion Kl<strong>im</strong>mer:<br />
So coachen sich die Besten.<br />
Persönliche Höchstleistungen<br />
erzielen. Redline Verlag 2012,<br />
279 Seiten, 24,99 Euro<br />
Gerade wenn es darauf<br />
ankommt, versagen oft die Nerven:<br />
vor Prüfungen, Präsentationen<br />
und auf der Zielgeraden.<br />
Marion Kl<strong>im</strong>mer vermittelt<br />
neurowissenschaftlich fundiert,<br />
wie Stress entsteht und wie Sie<br />
diesen mit einem Selbstcoaching<br />
in den Griff bekommen.<br />
Sie deckt auf, wie Gedanken und<br />
Gefühle Leistungen beeinflussen,<br />
und stellt Techniken zum<br />
Selbstcoaching vor. 28 Top-Performer<br />
ergänzen ihre Ausführungen<br />
mit persönlichen Erfahrungen<br />
und Strategien. Sehr<br />
2012, 310 Seiten, 29,90 Euro<br />
Betriebsräte. m m m m m m ujb<br />
empfehlenswert. m m m m m m ujb<br />
Der Management Atlas macht vor allem eines deutlich: dass Führung<br />
etwas ist, was man lernen kann. Eppler, Professor für Kommunikationsmanagement<br />
an der Uni St. Gallen, und Forscherin Mengis von der USI<br />
ist es gelungen, aus den Unmengen an Theorien und Führungsmodellen<br />
die für die Praxis wichtigsten herauszufiltern und verständlich darzustellen.<br />
Ein gelungener und praxisnaher Mix mit guter Präsentation.<br />
m m m m m m ujb<br />
Martin. J. Eppler, Jeanne Mengis: Management Atlas. Managment-Methoden für den<br />
Arbeitsalltag. Carl Hanser Verlag 2011, 239 Seiten, 29,99 Euro<br />
| 1/2012<br />
41
echt | news<br />
Arbeitsverträge in Muttersprache<br />
keine Pflicht<br />
Unwissenheit schützt weder vor Strafe<br />
noch vor negativen Auswirkungen.<br />
Dies musste ein Mitarbeiter schmerzlich<br />
erfahren, der von seinem ehemaligen<br />
Arbeitgeber noch seinen ausstehenden<br />
Lohn sowie eine Fahrtkostenerstattung<br />
verlangte.<br />
Denn er kam mit seiner Forderung zu<br />
spät. Sein Arbeitsvertrag enthielt eine<br />
Klausel, die besagte, dass Ansprüche<br />
innerhalb von drei Monaten geltend<br />
gemacht werden müssten. Das wusste<br />
der Arbeitnehmer allerdings nicht,<br />
denn aufgrund seiner mangelnden<br />
Deutschkenntnisse konnte er seinen<br />
Arbeitsvertrag nicht verstehen.<br />
Für die Richter ist die Sachlage eindeutig<br />
(Landesarbeitsgericht Rhein-<br />
Arbeitnehmer haben keinen Anspruch auf einen Arbeitsvertrag in ihrer Muttersprache.<br />
land-Pfalz, Urteil v. 2.2.2012, Az.: 11<br />
Sa 569/11): Akzeptiert ein Mitarbeiter<br />
die deutsche Sprache als Vertragssprache,<br />
gilt dies auch für den Arbeitsvertrag<br />
und alle darin enthaltenen Klauseln.<br />
Möglich wäre für den Arbeitnehmer<br />
gewesen, den Vertrag vom Arbeitgeber<br />
eine Übersetzung mitzunehmen. Da der<br />
klagende Arbeitnehmer das allerdings<br />
nicht getan hatte, fiel es in seinen Risikobereich.<br />
Wegen der grundsätzlichen Bedeutung<br />
ließ das Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz<br />
allerdings die Revision be<strong>im</strong><br />
übersetzen zu lassen oder ihn für Bundesarbeitsgericht zu.<br />
sh<br />
Betriebsrat spricht bei Ausschreibung mit<br />
Ein Arbeitgeber hat sich in einer<br />
Betriebsvereinbarung bezüglich der<br />
Stellenausschreibungen zu Folgendem<br />
verpflichtet: „Jeder neue oder freiwerdende<br />
Arbeits- und Ausbildungsplatz<br />
ist innerhalb des Betriebs auszuschreiben<br />
...“ Daran hielt sich der<br />
Arbeitgeber allerdings nicht. Denn um<br />
seine Produktion zu sichern, stellte er<br />
für drei Monate einige Leiharbeitnehmer<br />
befristet ein – schrieb die entsprechenden<br />
Stellen allerdings vorher nicht<br />
innerbetrieblich aus. Der Betriebsrat<br />
des Unternehmens verweigerte daraufhin<br />
seine Zust<strong>im</strong>mung zur Einstellung<br />
der Leiharbeitnehmer. Der Grund: Ihm<br />
stehe aufgrund des § 23 Abs. 3 BetrVG<br />
ein Unterlassungsanspruch zu.<br />
Das Landesarbeitsgericht Schleswig-<br />
Holstein gab dem Betriebsrat Recht<br />
(LAG Schleswig-Holstein, Beschluss v.<br />
29.2.2012, Az. 6 TaBV 43/11), allerdings<br />
nicht aufgrund der Betriebsvereinbarung.<br />
Denn hier handelt es sich um eine<br />
freiwillige Betriebsvereinbarung nach §<br />
88 BetrVG. Vielmehr kann der Betriebsrat<br />
nach § 93 BetrVG vom Arbeitgeber<br />
verlangen, dass dieser sämtliche<br />
Arbeitsstellen ausschreibt, die er mit<br />
Leiharbeitnehmern – wenn auch kurzfristig<br />
– besetzen möchte. sh<br />
42<br />
| 1/2012
echt | news<br />
Außerordentliche Kündigung nach Stalking<br />
Arbeitgeber sind aufgrund der Best<strong>im</strong>mungen<br />
des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes<br />
(AGG) verpflichtet,<br />
ihre Mitarbeiter vor Belästigungen zu<br />
schützen – egal, ob es sich hierbei um<br />
sexuell motivierte oder andere diskr<strong>im</strong>inierende<br />
Verhaltensweisen von Kollegen<br />
handelt.<br />
Eine Arbeitnehmerin fühlte sich von<br />
einem ihrer Kollegen belästigt. Denn<br />
sie wünschte sich weder dienstlich<br />
noch privat Kontakt zu ihm, er allerdings<br />
ignorierte ihren Wunsch. Daraufhin<br />
schaltete sie ihren Arbeitgeber ein,<br />
der dem Arbeitnehmer mitteilte, dass<br />
eine unmittelbare Kontaktaufnahme<br />
mit seiner Kollegin „auf jeden Fall zur<br />
Vermeidung arbeitsrechtlicher Konsequenzen<br />
zu unterbleiben“ habe.<br />
Nach einer gewissen Zeit fühlte sich<br />
eine andere Mitarbeiterin von diesem<br />
Kollegen ebenfalls in unerträglicher Art<br />
und Weise belästigt. Nach Anhörung<br />
beider Seiten kündigte der Arbeitgeber<br />
dem Mitarbeiter daraufhin außerordentlich<br />
fristlos.<br />
Das Bundesarbeitsgericht entschied,<br />
dass ein solches Verhalten eine außerordentliche<br />
Kündigung rechtfertigen<br />
könne. Ob eine vorherige Abmahnung<br />
dabei notwendig ist, hängt vom Einzelfall<br />
ab (BAG, Urteil v. 19.4.2012, Az.<br />
2 AZR 258/11). Daher hat das BAG die<br />
Angelegenheit zur neuen Verhandlung<br />
und Entscheidung an das hessische<br />
Landesarbeitsgericht zurückverwiesen,<br />
um zu prüfen, ob auf die Abmahnung<br />
verzichtet werden konnte. sh<br />
Bagatellverstöße sind keine Lappalien<br />
In der Praxis wird oft über die Zulässigkeit<br />
arbeitsrechtlicher Abmahnungen<br />
aufgrund geringfügiger Verstöße<br />
gestritten. Das Landesarbeitsgericht<br />
Köln hat in einem Fall wegen Bagatellverstößen<br />
entschieden, dass so<br />
genannte Bagatellen keine Lappalien<br />
sind (LAG Köln, Urteil v. 18.11.2011, Az.<br />
4 Sa 711/11). Im vorliegenden Fall hielt<br />
ein Mitarbeiter eine erhaltene Abmahnung<br />
für unverhältnismäßig und<br />
pochte auf ihre Entfernung. Denn seine<br />
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung war<br />
nur verspätet be<strong>im</strong> Arbeitgeber eingetroffen,<br />
da er bei der Empfängeradresse<br />
eine falsche Postleitzahl angegeben<br />
hatte. Für ihn eine Bagatelle. Für seinen<br />
Arbeitgeber allerdings nicht, denn<br />
der sprach seinem Mitarbeiter eine<br />
Abmahnung aus.<br />
Das LAG Köln stellte klar: Auch wenn<br />
das Aufschreiben der falschen Postleitzahl<br />
kein gravierender Fehler war, so<br />
hätte dieser doch bei entsprechender<br />
Sorgfalt vermieden werden können.<br />
Daher war für die Richter die ausgesprochene<br />
Abmahnung rechtens.<br />
Ferner sind Arbeitgeber berechtigt,<br />
bei objektiven Verstößen gegen die<br />
arbeitsvertraglichen Pflichten eines<br />
Mitarbeiters eine Abmahnung auszusprechen<br />
– und zwar auch ohne eine<br />
Schuldzuweisung. Das Bundesarbeitsgericht<br />
(BAG) stellte in einem grundsätzlichen<br />
Urteil klar, dass Arbeitgeber<br />
aufgrund ihrer Direktions- und Meinungsfreiheit<br />
entscheiden können, ob<br />
sie bei Pflichtverstößen nur mündlich<br />
ermahnen oder schriftlich abmahnen<br />
(BAG, Urteil v. 30.5.1996, Az.: 6 AZR<br />
537/95). sh<br />
| 1/2012<br />
43
das urteil und die folgen<br />
Richter verschärfen<br />
Kündigungsanforderungen<br />
bild: christian jakubaszek<br />
experte<br />
Ulf Weigelt ist Fachanwalt für<br />
Arbeitsrecht in der Berliner Kanzlei<br />
Weigelt & Ziegler<br />
www.weigelt-ziegler.de<br />
Wollen Sie einem Mitarbeiter wegen Diebstahls oder<br />
des Verdachts eines Diebstahls kündigen, müssen<br />
Sie nicht nur Ihre festgestellten Fakten mitteilen,<br />
sondern auch den Verlauf des Arbeitsverhältnisses.<br />
Ansonsten ist die Kündigung angreifbar.<br />
So zumindest sehen es die Richter des Landesarbeitsgerichts<br />
Schleswig-Holstein in einem<br />
aktuellen Urteil (LAG Schleswig-Holstein vom<br />
10.1.2012, Aktenzeichen: 2 Sa 305/11), mit dem sie<br />
die Anforderungen bei einer beabsichtigten fristlosen<br />
Kündigung für Arbeitgeber<br />
verschärften.<br />
Die Richter nämlich setzen voraus,<br />
dass Arbeitgeber vor einer beabsichtigten<br />
Kündigung ihren Betriebsrat<br />
stets umfassend informieren,<br />
und zwar auch über Umstände,<br />
die nicht zum eigentlichen Vorwurf<br />
gehören, aber wesentlich für die<br />
Kündigungsberechtigung sind.<br />
Der Fall<br />
Ein Schw<strong>im</strong>mbad kündigte seiner<br />
Putzfrau aufgrund eines Diebstahl-<br />
Verdachts fristlos. Die Mitarbeiterin,<br />
die dort seit 1999 tätig war, stand <strong>im</strong><br />
Verdacht, etwas aus dem Fundsachenregal<br />
entwendet zu haben. Darauf<br />
angesprochen, gab sie an, lediglich<br />
den Tauchring ihres Sohnes gesucht<br />
zu haben.<br />
Der Arbeitgeber schilderte dem Betriebsrat zwar<br />
den Sachverhalt und hörte ihn zu der beabsichtigten<br />
Kündigung wegen des Diebstahl-Verdachts<br />
an. Eine Abmahnung und zwei Ermahnungen erwähnte<br />
er allerdings nicht. Auch erklärte er nicht,<br />
warum er trotz der langen Betriebszugehörigkeit<br />
kündigen wollte. Und obwohl der Betriebsrat Bedenken<br />
äußerte, sprach der Arbeitgeber eine fristlose<br />
und vorsorglich fristgemäße Kündigung aus.<br />
Die Putzfrau fühlte sich ungerecht behandelt, zog<br />
vor Gericht und bekam sowohl be<strong>im</strong> Arbeitsgericht<br />
Neumünster (ArbG Neumünster, Urteil vom<br />
30.6.2011, Aktenzeichen: 4 Ca 284 b/11) als auch<br />
be<strong>im</strong> Landesarbeitsgericht Recht. Das Arbeitsgericht<br />
gab der Kündigungsschutzklage aus Gründen<br />
der Unverhältnismäßigkeit statt, die Richter des<br />
Landesarbeitsgerichts hielten die Kündigung aufgrund<br />
der fehlerhaften Betriebsratsanhörung für<br />
unwirksam.<br />
Was bedeutet dieses Urteil für Ihre Arbeitspraxis?<br />
Der Streitfall zeigt, wie wichtig es für Sie ist, die<br />
Betriebsratsanhörung rechtlich einwandfrei und<br />
formell ordnungsgemäß zu gestalten. Kleinste<br />
Fehler können zur Unwirksamkeit einer von Ihnen<br />
ausgesprochenen Kündigung führen. Die Praxis<br />
zeigt auch hier, dass es zum Standard einer Kündigungsschutzklage<br />
gehört, vorsorglich die ordnungsgemäße<br />
Betriebsratsanhörung zu bestreiten.<br />
Und nicht zu vergessen: Eine fehlende und zeitnahe<br />
Einigung vor Gericht führt für Sie meist zu<br />
erheblichen Annahmeverzugslohnansprüchen. <br />
44<br />
| 1/2012
expertenrat <strong>im</strong> fokus<br />
Hildegard<br />
Gemünden<br />
Martin<br />
Glania<br />
Horst<br />
Marburger<br />
Maria<br />
Markatou<br />
Angelika<br />
Rodatus<br />
Britta<br />
Schwalm<br />
Günter<br />
Stein<br />
Dr. Christian<br />
Wolf<br />
Die Experten von BWRmed!a geben schnell verständliche und rechtssichere Antworten zu Arbeitsrecht,<br />
<strong>Personal</strong>management, Sozialversicherung und Lohnsteuer.<br />
Steuerfreie Bahncard?<br />
frage:<br />
antwort unserer experten:<br />
Wir möchten unseren<br />
Arbeitnehmern eine<br />
Bahncard zur Verfügung<br />
stellen. Diese soll nur<br />
dienstlich genutzt werden.<br />
Stellt dies einen geldwerten<br />
Vorteil dar? Was müssen<br />
wir beachten?<br />
Es gibt eine Möglichkeit, Ihren Arbeitnehmern die Bahncard<br />
steuerfrei zur Verfügung zu stellen: Ihr Mitarbeiter<br />
kauft die Bahncard 25 oder 50 und Sie ersetzen ihm die<br />
Kosten. Wird die Bahncard nur dienstlich genutzt und<br />
führt sie so zu einer Verbilligung von Dienstreisen, ist Ihr<br />
arbeitgeberseitiger Ersatz der Bahncardkosten steuerund<br />
beitragsfrei.<br />
Die Bahncard 100 können Sie Ihren Mitarbeitern steuerfrei<br />
ersetzen, wenn die Kosten der Dienstreisen ohne den<br />
Einsatz der Bahncard 100 den Kaufpreis der Bahncard<br />
100 übersteigen.<br />
anzeige<br />
Aktuelle Gesetze für die <strong>Personal</strong>praxis 2012<br />
Jedes Jahr erlässt der Gesetzgeber eine Vielzahl von neuen Gesetzesänderungen und Gesetzen. 2012 gab es z. B.<br />
Änderungen be<strong>im</strong> Altersteilzeitgesetz, be<strong>im</strong> Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz sowie bei der Insolvenzverordnung.<br />
Dies ist nur eine kleine Auswahl der Gesetzesänderungen, die Sie als Arbeitgeber betreffen.<br />
Aus diesem Grund haben wir unsere CD-ROM „Gesetze für die <strong>Personal</strong>praxis“ aktualisiert und auf den Rechtsstand für<br />
2012 gebracht. Sie finden auf der CD-ROM „Gesetze für die <strong>Personal</strong>praxis 2012“ über 80 wichtige Arbeits- und<br />
Sozialgesetze, Verordnungen und Vorschriften, die Sie für Ihre tägliche <strong>Personal</strong>arbeit benötigen. So können Sie Ihre<br />
Entscheidungen jederzeit schwarz auf weiß belegen.<br />
Zusätzlich erhalten Sie die wichtigsten aushangpflichtigen Gesetze 2012 als Broschüre zum direkten Aushang an<br />
Ihrem „Schwarzen Brett“. So kommen Sie ganz einfach Ihrer gesetzlichen Aushangpflicht nach. Denn: falls Sie nicht alle<br />
bekannt zu machenden Rechtsvorschriften auf dem aktuellen Rechtsstand in Ihrem Betrieb aushängen, drohen Ihnen<br />
Bußgelder in einer Höhe von 2.500 €!<br />
Gehen Sie daher auf<br />
Nummer sicher und nutzen Sie<br />
die beiliegenden, für 2012<br />
aktualisierten Gesetze.<br />
E-Mail: tp@bwr-media.de<br />
Fax: 02 28 / 9 02 97 98<br />
www.bwr-media.de/<strong>Personal</strong>politik_2012/
echt<br />
Altes Recht<br />
für neue Medien<br />
qr-code<br />
Aktuelle Urteile<br />
dazu finden Sie<br />
online unter:<br />
www.personal<strong>im</strong>-fokus.de<br />
Nichts bleibt so wie es ist. Das gilt für das Thema Arbeitsrecht und neue<br />
Medien <strong>im</strong> Zeitalter von Web 2.0 und 3.0 ganz besonders. Wie aber soll mit<br />
negativen Bewertungen von Mitarbeitern <strong>im</strong> Internet umgegangen werden?<br />
Und was tun, wenn ein ausgeschiedener Mitarbeiter den Twitter-Account<br />
mitn<strong>im</strong>mt?<br />
Guter, schlechter, strenger oder nachlässiger<br />
Chef – viele Arbeitnehmer haben darüber eine<br />
sehr konkrete Meinung und geben diese auf Arbeitgeberportalen<br />
wie Kununu.de, Jobvoting.de<br />
oder Bizzwatch.de bekannt. Daher kann es sinnvoll<br />
sein, wenn <strong>Personal</strong>abteilungen <strong>im</strong>mer wieder<br />
einmal nachschauen, ob und wie das Unternehmen<br />
dort als Arbeitgeber bewertet wird.<br />
Das ist aber nur eine Möglichkeit von vielen. Für<br />
eine permanente Risikoanalyse sollten <strong>Personal</strong>abteilungen<br />
grundsätzlich das Internet <strong>im</strong> Auge behalten<br />
sowie regelmäßig in Suchmaschinen den<br />
Unternehmensnamen checken. Erscheinen negative<br />
Äußerungen, sollten sie reagieren, indem sie<br />
sachlich Stellung zu Angriffen nehmen. Bei unsachlicher<br />
Kritik sollte grundsätzlich versucht<br />
werden, den Betreiber der Homepage zum Löschen<br />
des Eintrags zu bewegen.<br />
Das sagt die Rechtsprechung<br />
Grundlegend in diesem Bereich ist das so genannte<br />
Spick-mich-Urteil des Bundesgerichtshofs (Urteil<br />
vom 23.06.2009, Az.: VI ZR 196/08). Darin ist<br />
die Bewertung von Dienstleistern für grundsätzlich<br />
zulässig erachtet worden. Es ging in dem Fall<br />
um die öffentliche Benotung von Lehrern <strong>im</strong> Internet.<br />
Bei jeder einzelnen Bewertung ist allerdings zu<br />
prüfen, ob sie Rechte Dritter wie das Persönlichkeitsrecht<br />
verletzt.<br />
Verboten sind eine Schmähkritik oder Beleidigungen.<br />
Die Grenze ist letztlich dort tangiert, wo Äußerungen<br />
den wirtschaftlichen Ruf eines Unternehmens<br />
beeinträchtigen.<br />
Verletzen eigene Arbeitnehmer Grenzen, können<br />
<strong>Personal</strong>er hingegen einfacher einschreiten. Das<br />
gilt insbesondere für Beleidigungen, Drohungen<br />
und falsche Behauptungen gegenüber anderen Arbeitnehmern<br />
oder des Unternehmens. Hier entstehen<br />
Ansprüche auf Schadenersatz, Schmerzensgeld,<br />
Unterlassung und Löschung der rechtsverletzenden<br />
Beiträge.<br />
Mitarbeitern Grenzen setzen<br />
<strong>Personal</strong>abteilungen sollten Zeit in die Vorsorge investieren,<br />
indem sie ihren Mitarbeitern von vornherein<br />
klare Grenzen setzen. Insbesondere, wenn<br />
Unternehmen eigene Weblogs oder Communities<br />
einrichten, sollten sie sinnvolle Verhaltensstan-<br />
46<br />
| 1/2012
Verletzen eigene Mitarbeiter Grenzen,<br />
kann und sollte eingegriffen werden.<br />
Das gilt insbesondere für Beleidigungen,<br />
Drohungen und falsche Behauptungen<br />
gegenüber anderen Arbeitnehmern oder<br />
des Unternehmens.<br />
dards für die Kommunikationsbereiche beschreiben.<br />
Dazu gehört:<br />
a Gebot der Identifikation, also der Nennung des<br />
Namens und der jeweiligen Position <strong>im</strong> Betrieb.<br />
a Das Verbot der Veröffentlichung von Betriebsund<br />
Geschäftsgehe<strong>im</strong>nissen.<br />
a Der Hinweis auf Einhaltung gesetzlicher Vorgaben,<br />
wie beispielsweise des Urheberrechts.<br />
a Das Verbot der Veröffentlichung von unwahren<br />
oder abwertenden Äußerungen.<br />
Ein ausgeschiedener Mitarbeiter n<strong>im</strong>mt Daten mit<br />
Gerade in kleineren Unternehmen betreut oft nur<br />
ein Arbeitnehmer den Internetauftritt, Facebook-,<br />
Twitter- oder Xing-Account.<br />
Scheidet nun dieser Mitarbeiter aus und n<strong>im</strong>mt er<br />
Daten oder den gesamten Account mit, ist hier zu<br />
unterscheiden. Bei dem Account selber kommt es<br />
letztendlich nicht darauf an, auf welchem Namen<br />
er angemeldet ist, sondern wer tatsächlich Rechteinhaber<br />
ist. Also kann ein Internet-Auftritt sicherlich<br />
auf dem Namen eines ehemaligen Mitarbeiters<br />
lauten. Wird jedoch der Name des Unternehmens<br />
dort verwendet, können Unternehmen die Herausgabe<br />
und Übertragung der Rechte verlangen.<br />
Unternehmensdaten gehören auch dem Betrieb,<br />
Arbeitnehmer haben sie daher ebenfalls herauszugeben.<br />
Arno Schrader, Fachanwalt für Arbeitsrecht<br />
kompakt<br />
So sollten <strong>Personal</strong>abteilungen rechtlich mit den neuen<br />
Medien umgehen:<br />
2 Die öffentliche Bewertung von Arbeitgebern ist <strong>im</strong> Internet<br />
zulässig.<br />
2 Als Arbeitgeber das Internet regelmäßig „kontrollieren“,<br />
ob negative Äußerungen vorhanden sind.<br />
2 Ist das der Fall, sollten <strong>Personal</strong>abteilungen sachlich<br />
Stellung nehmen. Schmähkritik und Beleidigungen muss<br />
niemand hinnehmen.<br />
2 Für das eigene <strong>Personal</strong> sollten verbindliche Regelungen<br />
aufgestellt werden. Zu klären ist, wer sich wie <strong>im</strong> Internet<br />
<strong>im</strong> Namen des Unternehmens präsentieren darf.<br />
2 Wenn Arbeitnehmer Daten oder gleich einen ganzen Account<br />
bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses mitnehmen,<br />
ist zu prüfen, wem diese Daten zustehen. Im Regelfall<br />
ist der Rechteinhaber der Arbeitgeber.<br />
| 1/2012<br />
47
damals & heute<br />
Vom Fließband zur<br />
Fertigungsinsel<br />
Taylor, Ford & Co. brachten der Menschheit die wissenschaftliche Betriebsführung,<br />
das Fließband und den Massenkonsum. Kaum etwas anderes hat<br />
unser Arbeitsleben so nachhaltig verändert.<br />
1903 gründete Henry Ford die Ford Motor Company<br />
in Detroit, wo ein Monteur zunächst noch in Handarbeit<br />
ein Auto fast allein fertigte – mit hohen Herstellungskosten.<br />
1911 legte der amerikanische Ingenieur<br />
Frederick W. Taylor mit dem Gedanken der<br />
wissenschaftlichen Betriebsführung den Grundstock<br />
für die Akkordarbeit. Es war die Zeit der industriellen<br />
Revolution, neue Maschinen und Entdeckungen<br />
befruchteten sich gegenseitig.<br />
Diese Idee setze Henry Ford 1913 konsequent mit<br />
seiner Fließbandfabrik um und produzierte mehr<br />
als 15 Millionen „Tin Lizzies“ für jedermann. Der<br />
Beginn des Kreislaufs von Massenangebot, Massennachfrage<br />
und Massenkaufkraft. Sowie eine massive<br />
Veränderung von Arbeit und Berufsbildern.<br />
Das System gewann, die menschliche Persönlichkeit<br />
verlor an Bedeutung. Es kam zu einer Trennung<br />
von Kopf- und Handarbeit, einer Kluft zwischen<br />
Management und Arbeitern. In den Fabriken<br />
herrschten Entfremdung, Monotonie und gleichförmige<br />
Bewegungen.<br />
Betrug der Arbeitszyklus eines Fordarbeiters<br />
1908 noch ganze 514 Minuten, bis er sich wiederholte,<br />
waren es bereits 1915 nur noch 79 Sekunden.<br />
Und <strong>im</strong> Laufe der Jahre sollte das Band sogar noch<br />
schneller werden. Mit verheerenden Folgen für<br />
den Arbeitsmarkt: Der Facharbeiter wurde überflüssig.<br />
Mit positiven Folgen für Unternehmer: Die<br />
Produktivität stieg. Während 1914 lediglich 308.162<br />
Autos die Ford-Fabrik verließen, waren es 1927 gar<br />
schon 2 Millionen.<br />
Mittlerweile ist aus der bloßen Kontrolle der Arbeitermassen<br />
ein mitarbeiterorientiertes <strong>Personal</strong>management<br />
geworden. In flachen Hierarchien<br />
nähern sich Arbeiter und Management wieder an.<br />
Und am Fließband übernehmen <strong>im</strong>mer mehr Maschinen<br />
die Arbeit.<br />
Dort, wo Menschen am Band stehen, gibt das prozessorientierte<br />
Management mittlerweile neue<br />
Wege vor, denn der Arbeiter ist wieder zu einem<br />
Erfolgsfaktor geworden. Und mit den Fertigungsinseln<br />
kehrt das Management dem Taylorismus den<br />
Rücken: Eine strikte Arbeitsteilung entfällt, die Arbeitsprozesse<br />
erfolgen durch Selbststeuerung und<br />
Teams stellen wieder komplette Bauteile oder Endprodukte<br />
her. <br />
Ulrike-Johanna Badorrek<br />
48<br />
| 1/2012
vorschau & <strong>im</strong>pressum<br />
Vorschau 2/12<br />
Die Anforderungen an Führungskräfte werden <strong>im</strong>mer vielfältiger<br />
und komplexer. Damit sie ihren Führungsaufgaben<br />
jederzeit gewachsen sind, müssen sie sich regelmäßig<br />
qualifizieren. Für <strong>Personal</strong>abteilung heißt das, dass die interne<br />
Führungskräfteentwicklung einen besonderen Stellenwert <strong>im</strong><br />
Bereich der Betrieblichen Bildung einnehmen sollte.<br />
Welche Maßnahmen sind wirklich effektiv? Was gilt es zu bedenken?<br />
Kann jeder zu einer guten Führungskraft werden?<br />
<strong>Personal</strong> <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong> hat für Sie die Antworten.<br />
Haltung, Gestik, M<strong>im</strong>ik und Kleidung – all das ist ein Teil<br />
der non-verbalen Kommunikation. Menschen kommunizieren<br />
<strong>im</strong>mer, auch wenn sie nur auf einem Stuhl sitzen<br />
oder in einem Raum stehen. Oft auch Dinge, die sie vielleicht<br />
lieber nicht kommunizieren möchten. Tiere können<br />
all diese feinen Signale hervorragend deuten, so weiß ein<br />
Hund manchmal schon vor seinem Herrchen, dass der heute<br />
schlechte Laune hat. Aber auch Menschen können lernen, bewusster<br />
mit den nicht-sprachlichen Signalen umzugehen.<br />
<strong>Personal</strong> <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong> auf den Spuren non-verbalen Vokabulars.<br />
Das Altern der Erwerbsbevölkerung in Deutschland ist betriebliche<br />
Realität. Seit 1999 n<strong>im</strong>mt die Zahl der sozialversicherten<br />
Erwerbstätigen <strong>im</strong> Alter von 50 und mehr Jahren<br />
zu – seit 2007 jährlich um mehr als 300.000 Mitarbeiter.<br />
Unternehmen täten deshalb gut dran, sich mit den Vorzügen,<br />
die ältere Mitarbeiter mitbringen, auseinanderzusetzen und<br />
ihre Potenziale zu nutzen. Worin aber besteht das Potenzial<br />
von älteren Mitarbeitern? Und wie lässt es sich sinnvoll in Unternehmen<br />
nutzen?<br />
<strong>Personal</strong> <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong> hinterfragt die alternsgerechte Arbeitsgestaltung.<br />
Mobbing ist ein ernst zu nehmendes Problem – sowohl für<br />
das Opfer als auch für das Kl<strong>im</strong>a unter den Mitarbeitern,<br />
den Ruf des Unternehmens – und schließlich alle <strong>Personal</strong>verantwortlichen.<br />
Soll Mobbing keinen Flächenbrand <strong>im</strong> Unternehmen<br />
auslösen und zu größeren Reibungsverlusten führen,<br />
muss eingegriffen werden.<br />
<strong>Personal</strong> <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong> gibt Anregungen, wie Sie mit Verstand<br />
und Einfühlungsvermögen eingreifen können.<br />
<strong>im</strong>pressum<br />
Einblicke und Impulse für eine<br />
erfolgreiche HR-Arbeit<br />
www.personal-<strong>im</strong>-fokus.de<br />
service@personal-<strong>im</strong>-fokus.de<br />
ISSN 2194-3362<br />
PVSt 82708<br />
Verlag<br />
BWRmed!a<br />
ein Unternehmensbereich der<br />
VNR Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG<br />
Theodor-Heuss-Str. 2-4, 53177 Bonn<br />
Telefon: 0228 8205-0<br />
www.bwr-media.de<br />
Vorstand: Helmut Graf<br />
Herausgeber: Guido Ems<br />
Redaktion<br />
Sabine Hockling (Chefredakteurin)<br />
Telefon: 040 7305 3090<br />
E-Mail: redaktion@personal-<strong>im</strong>-fokus.de<br />
Redaktion Die Ratgeber<br />
Preystraße 13, 22303 Hamburg<br />
Autoren und Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />
Ulrike-Johanna Badorrek, Beate Bieniek, Reinhard<br />
Fey, Martin Glania, Prof. Dr. Jörg Knoblauch,<br />
Kristin Ruge, Arno Schrader, Wiebke Toebelmann,<br />
Ulf Weigelt, S<strong>im</strong>one Weissenbach, Walter<br />
Z<strong>im</strong>mermann<br />
Bildredaktion<br />
Christoph Born, München<br />
Art Direction und Layout<br />
Alex Weidner GSD, München<br />
Druck<br />
Druckhaus Köthen, Köthen<br />
Herstellung<br />
Sebastian Gerber, Bonn<br />
Herstellungsleitung<br />
Monika Graf, Bonn<br />
Produktmanagement<br />
Kirsten Keller, Bonn<br />
Mediaberatung/-verkauf<br />
Gültige Anzeigenpreisliste 2012.<br />
Anzeigenschluss: 4 Wochen vor Erscheinen<br />
Uwe Mark, Jürgen Pfister<br />
grassgreenmedia GmbH<br />
Goethestr. 19, 80336 München<br />
Telefon: 089 9739 9743<br />
E-Mail: anzeigen@personal-<strong>im</strong>-fokus.de<br />
Buchung/Disposition/Rechnungsstellung<br />
Melanie Schmitz<br />
Telefon: 0228 9550 6500<br />
E-Mail: disposition@personal-<strong>im</strong>-fokus.de<br />
Presseservice Bonn GmbH & Co. KG<br />
Theodor-Heuss-Str. 2-4, 53177 Bonn<br />
Erscheinungsweise<br />
9 x jährlich<br />
Bezugspreise<br />
Einzelheft € 14,95<br />
Jahresabonnement € 179,40<br />
zzgl. MwSt. und Versand<br />
Das Jahresabonnement verlängert sich um ein<br />
weiteres Jahr, wenn es nicht 3 Monate vor Jahresende<br />
gekündigt wird.<br />
AbonnentenService<br />
Presse Service Bonn GmbH & Co. KG<br />
Theodor-Heuss-Str. 2-4, 53177 Bonn<br />
kundendienst@psbbonn.de<br />
Telefon: 0228 9550 100<br />
Alle Angaben bei PERSONAL IM FOKUS wurden<br />
mit äußerster Sorgfalt ermittelt und überprüft.<br />
Sie basieren jedoch auf der Richtigkeit uns erteilter<br />
Auskünfte und unterliegen Veränderungen.<br />
Eine Gewähr kann deshalb nicht übernommen<br />
werden.<br />
Copyright<br />
© 2012 by BWRmed!a, Bonn, Warschau,<br />
Bukarest, Moskau, London, Manchester,<br />
Madrid, Johannesburg, Paris<br />
Bildnachweise<br />
Titelseite: iStockphoto, Seite 5: Käfer GmbH, Seite<br />
8/9: Rubberball; iStockphoto, Seite 10/11: Imagesource;<br />
Tempus, Seite 12/13: Otto; Jobcenter;<br />
Agentes; Landratsamt Schweinfurt; Xing; Franz<br />
Fischer, Seite 14/21: iStockphopto; Jochen May<br />
Human Rescources, Seite 22/23: Bass Photo Co.;<br />
Da<strong>im</strong>ler AG; Kienbaum, Seite 24: Z<strong>im</strong>mermann<br />
Seminare, Seite 26/27: <strong>im</strong>agesource, Seite 28/29:<br />
Iwetec, Seite 30/31: iStockphoto, Seite 32/33: Sigmund-Freud-Institut;<br />
iStockphoto; Rubberball;<br />
Hotel Exquisit; Walser-Image.com, Seite 34/35:<br />
iStockphoto/Engine Images, Seite 36/37: iStockphoto,<br />
Seite 38/39: Kirkpatrick Partners, Seite<br />
40/41: iStockphoto, Seite 42/43: iStockphoto;<br />
Fotolia/Sandra Thiele, Seite 44: Weigelt&Ziegler;<br />
BRW media, Seite 46/47: Fotolia/Wavebreakmedia,<br />
Seite 48: Henry Ford Collection<br />
| 1/2012<br />
49
humor <strong>im</strong> fokus<br />
qr-code<br />
© Orlgenda Verlag<br />
Mehr Motive finden Sie unter:<br />
www.motivationsposter.de.<br />
anzeige<br />
grassgreenmedia<br />
WE LET YOUR IDEAS GROW<br />
Beratung & Opt<strong>im</strong>ierung | Social Media Marketing | SEM | Vertrieb & Marketing<br />
Die innovativen Berater & Umsetzer für Ihr Medienunternehmen.<br />
grassgreenmedia GmbH | Goethestraße 19 | 80636 München | www.grassgreenmedia.com<br />
Tel.: +49 (0) 89 / 9739 9743 | Fax: +49 (0) 89 / 9739 9743 | info@grassgreenmedia.com
Geprüfter <strong>Personal</strong>fachkaufmann<br />
Geprüfte <strong>Personal</strong>fachkauffrau<br />
Blended Learning Lehrgang<br />
In sechs Monaten zur IHK-Prüfung<br />
Online Lehrgang mit kurzen<br />
Präsenzphasen<br />
Ansprechpartnerin<br />
Ramona Knopp<br />
Telefon 0261 30471-16 · knopp@koblenz.ihk.de<br />
www.personalfachkaufmann-online.de<br />
In Zusammenarbeit mit:<br />
IHK-Bildungszentrum Koblenz e.V.<br />
Josef-Görres-Platz 19 · 56068 Koblenz<br />
www.ihk-koblenz-biz.de
Für jede Aufgabe<br />
gibt es das perfekte Werkzeug.<br />
Haare schneiden<br />
Wand streichen<br />
Mitarbeiter finden<br />
XING – das perfekte Werkzeug, um neue Mitarbeiter zu finden.<br />
Erreichen Sie unter 11 Millionen Fach- und Führungskräften Ihren Top-Kandidaten. Schalten Sie<br />
Jobanzeigen oder suchen Sie direkt mit der Recruiter-Mitgliedschaft.<br />
www.recruiting.xing.com