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Schwarm- intelligenz - Personal im Fokus

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ausgabe 1_2012 | € 14,95 | b 4321<br />

Einblicke und Impulse für eine erfolgreiche HR-Arbeit<br />

<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong><br />

Wie Unternehmen das Potenzial des Mitarbeiterschwarms zur Lösung von<br />

unternehmerischen Herausforderungen für sich nutzen können a 14<br />

effizienz statt präsenz selbstmarketing altes recht, neue medien<br />

Die Präsenz am<br />

Arbeitsplatz wird zum<br />

Strategiemittel <strong>im</strong><br />

Kampf um Prestige,<br />

Image und Arbeitskräfte.<br />

Sechs <strong>Personal</strong>experten nehmen<br />

Stellung zum Thema a 12<br />

Leistung ist gut, ein<br />

makelloser Auftritt ist<br />

besser. Wer sich ins<br />

rechte Licht setzen<br />

möchte, sollte in sein<br />

Selbstmarketing investieren – eine wichtige<br />

Voraussetzung für mehr Erfolg a 36<br />

Trifft altes Recht auf<br />

neue Medien, sind<br />

<strong>Personal</strong>abteilungen<br />

gefragt: Wer darf<br />

sich wie <strong>im</strong> Namen des<br />

Unternehmens äußern? So schützen Sie<br />

sich vor Ärger a 46


BESTE LÖSUNGEN VON P&I FÜR<br />

EUROPAS MODERNSTE MESSE<br />

Dynamisches Umfeld, turnusbedingte Spitzenauslastungen,<br />

Flexibilität: Das ist die Messe Stuttgart. Der Messe- und Kongressveranstalter<br />

setzt seit 2 Jahren <strong>im</strong> <strong>Personal</strong>management auf das<br />

Komplettportfolio der P&I AG. Ergebnis: verschlankte und<br />

opt<strong>im</strong>ierte Prozesse durch das webbasierte Mitarbeiter- und<br />

Führungskräfteportal, schnelles und modernes Recruiting sowie<br />

managementgerechte Aufbereitung verschiedenster <strong>Personal</strong>- und<br />

Unternehmenskennzahlen – mit starken Instrumenten zum Erfolg.<br />

Sind Sie neugierig geworden? Lesen Sie die gesamte<br />

Geschichte in unserem exklusivem Kundenmagazin und lernen<br />

Sie die Lösungen von P&I kennen: www.pi-ag.com/magazin<br />

© BILDNACHWEIS MESSE STUTTGART


editorial<br />

Sabine Hockling<br />

Chefredakteurin <strong>Personal</strong> <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong><br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

Sie halten die erste Ausgabe der<br />

in den Händen.<br />

Mit diesem Magazin möchten wir Sie<br />

in Zukunft bei Ihrer Arbeit unterstützen.<br />

Dabei behalten wir für Sie die Auswirkungen<br />

der sich schnell verändernden<br />

Arbeitswelt <strong>im</strong> Auge. Wir informieren<br />

Sie über neue Trends in der <strong>Personal</strong>entwicklung.<br />

Und wir möchten auch<br />

Ihnen und Ihrer persönlichen Arbeitswelt<br />

Raum <strong>im</strong> Heft geben. Wie z. B. mit<br />

der These <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong>: In jeder Ausgabe<br />

diskutieren sechs <strong>Personal</strong>verantwortliche<br />

engagiert und fachkundig über ein<br />

aktuelles Thema.<br />

Dabei legen wir großen Wert darauf,<br />

selbst komplexe Themen leicht verständlich<br />

aufzubereiten. Dies drückt<br />

sich unter anderem in der Zusammenfassung<br />

KOMPAKT am Ende der Beiträge<br />

aus. Dort bieten wir Ihnen das<br />

Thema noch einmal in kompr<strong>im</strong>ierten,<br />

praxisorientierten Stichworten. Denn<br />

soll nicht nur Fachlektüre,<br />

sondern auch ein Ratgebermagazin<br />

für Sie sein.<br />

Wert legen wir auch auf die Einbindung<br />

neuer Medien. An vielen Stellen<br />

<strong>im</strong> Magazin finden Sie weiterführende<br />

Informationen, die z. B. mit dem QR-<br />

Code schnell zu erreichen sind. Darüber<br />

hinaus vernetzt der Webauftritt von<br />

Print und Online zu einem<br />

zeitgemäßen Gesamtangebot.<br />

Ich hoffe, Sie lesen<br />

mit<br />

der gleichen Begeisterung, mit der wir<br />

das Magazin für Sie machen.<br />

Ihre<br />

Sabine Hockling<br />

PS: Wie gefällt Ihnen ?<br />

Schreiben Sie mir Ihre Meinung, Ihre<br />

Anregungen oder Ihre Wünsche unter:<br />

leserbrief@personal-<strong>im</strong>-fokus.de.<br />

qr-code<br />

Was ist das für ein Zeichen?<br />

Immer wieder stoßen Sie <strong>im</strong> Magazin auf dieses Quadrat.<br />

Hierbei handelt es sich um einen „QR-Code“; QR steht für<br />

„Quick Response“. Dahinter kann sich eine Website, ein Video<br />

oder eine Information verbergen.<br />

Verfügt Ihr Mobiltelefon über einen QR-Reader (Software<br />

zum Lesen des Codes), führt es Sie automatisch auf den Inhalt.<br />

Dafür brauchen Sie nur ein Smartphone und eine App zum Erfassen von Barcodes.<br />

Für Ihr iPhone oder iPad ist das z. B. die kostenlose Anwendung Barcoo aus<br />

dem App-Store. Für Android-Geräte finden Sie <strong>im</strong> Android Market z. B. QR Droid<br />

und für Ihr Blackberry z. B. den QR Code Scanne Pro, ebenfalls kostenfrei.<br />

Und so geht’s: Starten Sie den QR-Reader und halten Sie die Linse Ihres eingeschalteten<br />

Mobiltelefons über den hier abgebildeten Code – und Sie gelangen zu dem<br />

Inhalt. In diesem Fall zu unserer ganz neuen Website www.personal.<strong>im</strong>-fokus.de.


inhalt<br />

PERSONALIMFOKUS 1/2012<br />

8 12 14<br />

aktuell<br />

Promi <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong>: Michael Käfer, Käfer GmbH & Co. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

News, Namen und Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Kolumne <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong>: Wie finde ich heraus, wer meine besten Mitarbeiter sind? . . . . 11<br />

These <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong>: Effizienz statt Präsenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

personalmanagement<br />

<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong>: Mit dem <strong>Schwarm</strong> gewinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

Interview Jochen May: „Mitarbeiter denken gern mit“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

News . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

Gastbeitrag <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong>: Mehr Zeit – Mehr Erfolg – No Burnout . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

Mitarbeiterbindung: Der Mitarbeiter als Wettbewerbsvorteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

Mitarbeiterpotenzial: Motivieren Sie Ihre Low Performer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

Changemanagement: Veränderungen kommunizieren, nicht ignorieren . . . . . . . . . . . 30<br />

organisation<br />

News . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

Sommer <strong>im</strong> Büro: Kalte Tipps für heiße Tage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

4<br />

| 1/2012


Gute Azubis<br />

schneller online finden,<br />

testen und verwalten<br />

24 36 44<br />

organisation<br />

Selbstmarketing: Ich – einfach unverbesserlich! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

Weiterbildung: So ermitteln Sie den Nutzen Ihrer Weiterbildungsmaßnahmen . . 38<br />

Ausbildung: Frühzeitige Starthilfe für Azubis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

recht<br />

online rekrutieren<br />

mit dem Bewerber-Management-<br />

System „Bewerbernavigator“<br />

online testen<br />

mit dem Online-Test-System<br />

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Gewinnung von Auszubildenden<br />

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Power-Workshop-Programm in<br />

der Ideenwerkstatt<br />

News . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

Das Urteil und die Folgen: Richter verschärfen Kündigungsanforderungen . . . . . . 44<br />

Expertenrat <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong>: Steuerfreie Bahncard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />

Internet, Facebook & Co.: Altes Recht für neue Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

rubriken<br />

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Buchtipps <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

Damals & Heute: Vom Fließband zur Fertigungsinsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

Vorschau | Impressum | Bildnachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

Humor <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

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Tel. 0212 22207 - 0<br />

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| 1/2012<br />

5


promi <strong>im</strong> fokus<br />

Michael Käfer:<br />

„<strong>Personal</strong> – Grundlage<br />

des Erfolges“<br />

<strong>Personal</strong>verantwortung, Menschen anleiten und führen – das ist<br />

für viele eine große Herausforderung. Die wenigsten werden als<br />

charismatische Anführer geboren. Wie machen es alle anderen?<br />

<strong>Personal</strong> <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong> fragt in der Praxis nach, in dieser Ausgabe<br />

bei: Michael Käfer (54).<br />

<strong>Personal</strong> ist für mich …<br />

… die Grundlage des Erfolges. Ohne die Menschen<br />

hinter der Marke würde unser Geschäft<br />

in keinem Bereich funktionieren.<br />

Und <strong>Personal</strong>manager fördern …<br />

… die Leidenschaft für das Unternehmen,<br />

halten sie aufrecht und müssen sie selbst<br />

demonstrieren.<br />

Ich habe <strong>Personal</strong>führung gelernt, indem ich …<br />

… gute (und nicht so gute) Chefs beobachtet<br />

habe.<br />

Ich führe mein <strong>Personal</strong> mit …<br />

… viel Herz und durch Vorleben.<br />

Ein No-Go bei der <strong>Personal</strong>führung ist für mich …<br />

… autoritärer Starrsinn.<br />

Die schweren <strong>Personal</strong>entscheidungen treffe ich,<br />

indem ich …<br />

… aus dem Bauch heraus entscheide.<br />

Be<strong>im</strong> Umgang mit meinem <strong>Personal</strong> bemühe ich mich um …<br />

… Respekt, Teamgeist und persönlichen Umgang.<br />

Mit schwierigen Mitarbeitern gehe ich …<br />

… möglichst genauso um wie mit allen anderen.<br />

Jeder hat einfache und nicht so einfache<br />

Seiten.<br />

Feedback ist für mich …<br />

… ein wichtiger Teil der Teamarbeit.<br />

Wenn ich kritisieren muss, mache ich …<br />

… das (hoffentlich) sachlich und zielorientiert.<br />

michael käfer<br />

Unternehmen: Käfer GmbH & Co. Verwaltungs- und Beteiligungs<br />

KG, Mitarbeiter: 942. Michael Käfer ist Geschäftsführer<br />

der Münchner Käfer Gruppe. Der studierte<br />

Betriebswirt stieg 1988 in den Familienbetrieb ein, der<br />

heute rund 114 Mio Euro Umsatz macht.<br />

Lob und Anerkennung sind für mich …<br />

… nicht nur das Salz in der Suppe, sondern<br />

eine Selbstverständlichkeit. Durch Anerkennung<br />

einer Leistung entsteht die Leidenschaft,<br />

die am Ende der Gast/Kunde<br />

spürt.<br />

Ich unterstütze meine Mitarbeiter in schwierigen Situationen,<br />

indem ich …<br />

… zuhöre und versuche, mit Taten zu helfen.<br />

Die Weiterbildung meiner Mitarbeiter ist für mich …<br />

… eine absolute Notwendigkeit. Sie schult, sie<br />

motiviert und ermöglicht Karrieren auch in<br />

Ausbildungsberufen.<br />

Mein schönstes Erlebnis mit meinem <strong>Personal</strong> …<br />

… waren unsere neuen Käfer Wir-Gefühl-<br />

Tage, von denen der erste so gut angenommen<br />

wurde, dass der zweite mit über 150<br />

Mitarbeitern in Kürze belegt war.<br />

Anderen Chefs würde ich gern sagen:<br />

Macht euren Job so, wie ihr es von den Mitarbeitern<br />

erwartet.<br />

6<br />

| 1/2012


aktuell | news<br />

Web 2.0-Kündigung <strong>im</strong> Kommen<br />

Von Bewerbungen per Youtube-Video<br />

haben Sie sicher schon häufiger gehört.<br />

Und das Mitarbeiter aufgrund eines<br />

Videos ihren Arbeitsplatz verlieren, ist<br />

auch nichts Neues. Neu ist jetzt aber,<br />

dass auch der Abschied vom Job per<br />

Filmchen erfolgt.<br />

Während der Amerikaner Joey<br />

DeFrancesco <strong>im</strong> August 2011 seinen<br />

Arbeitgeber als schlechten Boss per<br />

Video anklagte und kündigte, hat jetzt<br />

eine Microsoft-Mitarbeiterin mit Hilfe<br />

einer selbst getexteten Version des<br />

Klassikers „American Pie“ charmant<br />

per Video „Tschüss“ gesagt. Drei Minuten<br />

lang bedankt sie sich bei Microsoft<br />

für die guten Arbeitsjahre.<br />

Einige Tage später gab es einen weiteren<br />

öffentlichen Abgang bei Microsoft.<br />

Ein Produktmanager kritisierte die<br />

Unternehmenskultur sowie die strengen<br />

Hierarchien. Er beklagte sich<br />

über seine Arbeitsbedingungen und<br />

beschwerte sich letztlich auch bei seinem<br />

Vorgesetzten. Als er kurz darauf<br />

gefeuert wird, veröffentlicht er per<br />

Filmchen seine Geschichte auf dem<br />

Portal Techcrunch.<br />

Seien Sie wachsam und beobachten Sie<br />

die Aktivitäten zu Ihrer Firma <strong>im</strong> Internet.<br />

Denn eine Web 2.0-Kündigung ist<br />

schnell verbreitet. sh<br />

Aviva feuert versehentlich 1.300 Mitarbeiter<br />

Das britische<br />

Versicherungsunternehmen<br />

Aviva hat irrtümlich<br />

allen<br />

seinen 1.300 Mitarbeitern der Investment-Abteilung<br />

gefeuert und sie in der<br />

E-Mail dazu aufgefordert, be<strong>im</strong> Verlassen<br />

des Unternehmens Firmeneigentum<br />

wie Schlüssel und auch Han-<br />

PiF-Im.3.5.12:Layout 1 02.05.12 15:09 Seite 1<br />

dys abzugeben. Eigentlich sollte diese<br />

E-Mail aber nur an einen einzigen<br />

Mitarbeiter gehen. Durch einen Fehler<br />

wurde sie jedoch weltweit an die<br />

gesamte Abteilung verschickt.<br />

Verheerend an diesem Faupax: Der<br />

Konzern steht aktuell nicht gut dar und<br />

kündigte vor einiger Zeit einen <strong>Personal</strong>abbau<br />

<strong>im</strong> großen Stil an. Nicht<br />

verwunderlich also, dass die Mitarbeiter<br />

davon ausgingen, dass Aviva die<br />

gesamte Abteilung schließen wird.<br />

Auch wenn Vorgesetzte sich bei Kündigungen<br />

vor der Emotion der Mitarbeiter<br />

fürchten, eine Alternative ist<br />

die Kündigung per E-Mail nicht. Ganz<br />

<strong>im</strong> Gegenteil: Aufgrund ihrer Stellung<br />

sollte das Management sich dieser –<br />

wenn auch unangenehmen – Situation<br />

nicht entziehen. sh<br />

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aktuell | news<br />

Millennials erobern den Arbeitsmarkt<br />

was ist los?<br />

In weniger als fünf Jahren wird die Generation Y, auch Millennials<br />

genannt, weltweit nahezu die Hälfte aller Arbeitnehmer<br />

ausmachen. Setzen Sie sich bereits jetzt mit den Bedürfnissen<br />

dieser Arbeitnehmergruppe auseinanderzusetzen.<br />

Eine vom Unternehmen „Future Workplace“ erstellte Studie<br />

zeigt beispielsweise, welche Mittel und Wege be<strong>im</strong> Mentoring<br />

für die Generation Y sinnvoll sind: Mit dem umgekehrten<br />

Mentoring betreuen Millennials Führungskräfte,<br />

um zu zeigen, welche Fähigkeiten in ihnen stecken. Vorteil<br />

für Vorgesetzte: Sie treten mit Mitarbeiter<br />

in Kontakt, die sie ansonsten<br />

nicht so intensiv kennenlernen würden.<br />

Be<strong>im</strong> Gruppenmentoring schulen<br />

Führungskräfte mehrere Mitarbeiter<br />

gleichzeitig – auch über Zeitzonen und<br />

Standorte hinaus. Zu bewerkstelligen<br />

ist das für sie, weil diesen Arbeitnehmern<br />

häufig schnelle Feedbacks <strong>im</strong><br />

Twitter-Stil ausreichen. Und das anonyme<br />

Mentoring findet nicht nur ausschließlich online statt,<br />

sondern auch mit einer externen, unbekannten Person. Beide<br />

Seiten können so über Dinge sprechen, die abgekoppelt sind<br />

von konkreten Unternehmen, Produkten und Personen.<br />

Zwar funktionieren diese Mentorings auch bei Mitarbeitern<br />

anderer Generationen. Sie entsprechen aber stark dem Lebensstil<br />

der Millennials und sind daher besonders bei diesen<br />

Mitarbeitern wirksam. sh<br />

4. bis 5. Juni<br />

HR <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong> in Berlin<br />

<strong>Personal</strong>verantwortliche sind in besonderem Maße gefragt,<br />

das Unternehmenswachstum durch gute Mitarbeiter<br />

sicherzustellen, Prozesse neu zu gestalten und innovative<br />

Wege zu gehen. Auf der Jahrestagung „HR <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong>“<br />

gewinnen sie einen Einblick in die <strong>Personal</strong>arbeit verschiedener<br />

Branchen. www.handelsblatt-personal.de<br />

13. Juni<br />

Deutsch-Chinesische <strong>Personal</strong>konferenz in Frankfurt<br />

Auf der „Sino HR Conference 2012“ erhalten <strong>Personal</strong>verantwortliche<br />

einen aktuellen Einblick über Entwicklungen<br />

und Trends des <strong>Personal</strong>managements <strong>im</strong> deutsch-chinesischen<br />

Kontext. www.sino-hr-conference.de<br />

18. bis 19. Juni<br />

RKW-Fachkräftekongress in Kassel<br />

Wie finden Unternehmen die Fachkräfte, die sie brauchen?<br />

Wie verändert sich Führung, wenn Fachkräfte knapp, älter<br />

und bunter werden? Diese und weitere Fragen diskutieren<br />

Experten aus Verbänden, Unternehmen, Wissenschaft und<br />

Politik <strong>im</strong> Rahmen des RKW-Fachkräftekongresses.<br />

www.fachkraefte-blog.de/kongress<br />

21. und 22. Juni<br />

Kongress des Bundesverband der <strong>Personal</strong>manager<br />

in Berlin<br />

Der <strong>Personal</strong>managementkongress ist die eine der größten<br />

Fachtagungen für Human Resources in Deutschland. Auch<br />

2012 informieren wieder zahlreiche profilierte Referenten<br />

aus Unternehmen, Verbänden und Institutionen.<br />

www.personalmanagementkongress.de<br />

Die Generation Y verändert sowohl den Alltag als auch die Kultur<br />

in Unternehmen. Auf diese Veränderungen sollte reagiert werden.<br />

5. Juli<br />

Towers Watson HR Executive-Konferenz 2012 in Frankfurt<br />

Bereits zum 10. Mal veranstaltet Towers Watson die Jahreskonferenz<br />

für HR-Verantwortliche, die <strong>Personal</strong>manager<br />

aus Deutschland, Österreich und der Schweiz eine attraktive<br />

Plattform für den Wissens- und Erfahrungsaustausch<br />

bietet.<br />

www.towerswatson.com/germany/events/15557<br />

| 1/2012<br />

9


aktuell | news<br />

Überstunden belasten die Psyche<br />

<strong>Personal</strong>suche per Social Media<br />

Leisten Mitarbeiter täglich drei bis vier<br />

Überstunden, ist die Wahrscheinlichkeit<br />

für eine schwere Depression offenbar<br />

deutlich höher als bei Arbeitnehmern,<br />

die keine Überstunden machen.<br />

Das wollen Forscher vom University<br />

College London und vom Finnischen<br />

Institut für Arbeitsmedizin (Helsinki)<br />

in einer Langzeitstudie herausgefunden<br />

haben. Im Rahmen dieser Untersuchung<br />

werteten die Forscher Daten<br />

von 1.626 Männer und 497 Frauen aus:<br />

11 Prozent arbeiteten <strong>im</strong> Schnitt elf<br />

Stunden und mehr täglich. Insgesamt<br />

entwickelten 66 Personen (3,1 Prozent)<br />

der 2.123 Studienteilnehmer während<br />

der Langzeitstudie eine schwere<br />

Depression. Bei 1.105 Befragten, die<br />

täglich sieben bis acht Arbeitsstunden<br />

leisteten, erkrankten 38 Teilnehmer.<br />

Und von 227 Personen, die täglich<br />

elf bis zwölf Stunden arbeiteten, waren<br />

zehn betroffen. Nach dem Herausrechnen<br />

anderer Einflussfaktoren kamen<br />

die Forscher zu dem Schluss, dass eine<br />

schwere Depression bei den Mehrarbeitern<br />

doppelt so häufig auftrat wie bei<br />

Personen ohne Überstunden. sh<br />

Immer wieder hört und liest man<br />

davon, dass Unternehmen bei ihrer<br />

<strong>Personal</strong>suche verstärkt auf Social<br />

Media setzen. Eine Bitkom-Studie,<br />

die Anfang dieses Jahres veröffentlicht<br />

wurde, zeigt, dass fast jedes dritte<br />

deutsche Unternehmen Xing, Facebook<br />

& Co. für seine <strong>Personal</strong>suche nutzt.<br />

Der Grund: <strong>Personal</strong>er finden hier teils<br />

sehr persönliche Informationen von<br />

Bewerbern. Eine aktuelle Umfrage, die<br />

von dem amerikanischen Unternehmen<br />

Reppler durchgeführt wurde, zeigt, wie<br />

wichtig solche Informationen bei der<br />

Suche nach Bewerbern wirklich sind.<br />

Etwa 150 der 300 befragten <strong>Personal</strong>er<br />

gaben an, dass sie als Erstes das Profil<br />

eines Bewerbers in den sozialen Netzwerken<br />

suchen. Zwei von drei <strong>Personal</strong>chefs<br />

sagten gar, dass sie aufgrund<br />

von solchen Profilinformationen bereits<br />

Bewerber aus dem Rennen kickten<br />

beziehungsweise sich für einen anderen<br />

Kandidaten entschieden. sh<br />

wer verändert sich?<br />

Christian Körber & Dirk Schaffrin<br />

Christian Körber, zuvor Leiter<br />

<strong>Personal</strong> bei der E.ON Vertrieb<br />

Deutschland GmbH, ist zum 1.<br />

Mai 2012 Leiter <strong>Personal</strong> Deutschland<br />

bei der Heidelberg Cement<br />

AG geworden. In dieser Funktion<br />

folgt er auf Dirk Schaffrin.<br />

Christiane Doll<br />

Seit dem 1. April ist Christiane<br />

Doll Head of Human Resources<br />

der Gruppe Börse Stuttgart.<br />

Die 49-Jährige war zuvor be<strong>im</strong><br />

Autozulieferer Magna als Director<br />

Human Resources tätig. Die Stelle<br />

wurde neu geschaffen.<br />

Kerstin Wagner<br />

Kerstin Wagner, Leiterin Globales<br />

Talent Management bei Siemens ,<br />

steigt zum 1. Juni 2012 als Leitung<br />

der Organisationseinheit Recruiting<br />

bei der Deutschen Bahn<br />

ein. Der neu geschaffene Bereich<br />

umfasst das strategische operative<br />

<strong>Personal</strong>marketing, Rekrutierung<br />

und das Bewerbermanagement.<br />

Bettina Volkens & Ursel Reininger<br />

Zum 15. August übern<strong>im</strong>mt Bettina<br />

Volkens die Leitung „Führungskräfte<br />

Konzern“ bei der<br />

Lufthansa. Dort tritt die 48-Jährige<br />

die Nachfolge von Ursel Reininger<br />

an, die in den Vorruhestand<br />

geht. Bettina Volkens wird<br />

in dieser Funktion für die rund<br />

1800 Spitzenmanager in Europas<br />

größtem Luftfahrtkonzern verantwortlich<br />

sein. Sie berichtet an<br />

den Vorstandsvorsitzenden der<br />

Lufthansa AG, Christoph Franz.<br />

10<br />

| 1/2012


kolumne <strong>im</strong> fokus<br />

experte<br />

Wie finde ich heraus, wer<br />

meine besten Mitarbeiter sind?<br />

Nur etwa ein Drittel aller Unternehmen<br />

führt eine jährliche Mitarbeiterbeurteilung<br />

durch. Wie aber wollen<br />

Sie ansonsten herausfinden, wer<br />

in Ihrem Unternehmen etwas leistet?<br />

Ein Mitarbeiterbeurteilungsbogen beispielsweise<br />

ist ein einfacher Fragebogen,<br />

der Sie bei Ihrer Mitarbeiterbeurteilung<br />

unterstützt.<br />

In drei Schritten zur Beurteilung<br />

Im ersten Schritt kreuzen Ihre Mitarbeiter<br />

an, welches Verhalten auf sie zutrifft.<br />

Im zweiten Schritt füllt der direkte<br />

Vorgesetzte den exakt gleichen<br />

Bogen aus und bewertet so seine Mitarbeiter.<br />

Im dritten Schritt reden Sie und<br />

Ihre Mitarbeiter miteinander und legen<br />

gemeinsam eine Note fest. Diese Einigung<br />

ist wichtig, denn an diese Benotung<br />

wird eine Gratifikation gebunden.<br />

Reden Sie dabei mit Ihren Mitarbeitern<br />

auch über ihre Zukunftsplanung. Fragen<br />

Sie zum Beispiel: Was müsste an<br />

Schrecklichem passieren, dass Sie das<br />

Unternehmen verlassen?<br />

Wer redet mit wem?<br />

Führen Sie die Gespräche mit den Ihnen<br />

direkt zugeordneten Mitarbeitern.<br />

Diese wiederum führen die Gespräche<br />

mit den ihnen zugeordneten Mitarbeitern<br />

– so findet letztlich in der gesamten<br />

Firma eine identische Mitarbeiterbeurteilung<br />

statt.<br />

Und warum der Aufwand?<br />

Mit der Mitarbeiterbeurteilung erhalten<br />

Sie unter anderem eine zentrale Entscheidungsgrundlage<br />

für Beförderungen,<br />

Fortbildungsmaßnahmen, Zeugnisse<br />

und Vergütungen. Und damit gehört<br />

sie zu den Daueraufgaben für Sie<br />

als Arbeitgeber oder Vorgesetzten.<br />

Damit Sie die besten Mitarbeiter finden<br />

und halten!<br />

Ihr Prof. Dr. Jörg Knoblauch<br />

Prof. Dr. Jörg Knoblauch ist geschäftsführender<br />

Gesellschafter<br />

der tempus-Unternehmensgruppe,<br />

Bestsellerautor und ein<br />

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„Die besten Mitarbeiter finden<br />

und halten“.<br />

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| 1/2012<br />

11


these <strong>im</strong> fokus<br />

Effizienz statt Präsenz<br />

Die Präsenz am Arbeitsplatz wird zum Strategiemittel <strong>im</strong> Kampf um Prestige und<br />

Image: Wer lange arbeitet, ist wichtig. Präsenz und ständige Erreichbarkeit werden mit<br />

Leistung, Qualität und Motivation gleichgesetzt. Und wer als Erster geht, verliert. Dabei<br />

ist die physische Präsenz <strong>im</strong> Zeitalter von Smartphones und Home-Arbeitsplätzen<br />

mit Zugängen zu nötigen Firmendaten mittlerweile überholt und nicht mehr nötig.<br />

die these:<br />

„Gestalten Mitarbeiter<br />

ihre Arbeitszeiten selber,<br />

sind sie auch produktiver.“<br />

Stefanie Hirte,<br />

Bereichsleiterin <strong>Personal</strong>entwicklung<br />

& <strong>Personal</strong>marketing, Otto, Hamburg,<br />

4.100 Mitarbeiter<br />

„Motivierte Mitarbeiter sind produktiver.<br />

Otto setzt daher auf ergebnisorientiertes<br />

Arbeiten – Ort und Zeit sind<br />

nebensächlich. Das setzt sich aber nur<br />

langsam in den Köpfen der Belegschaft<br />

durch. Über flexible Arbeitszeiten und<br />

mobilen Zugriff auf alle arbeitsnotwendigen<br />

Systeme ermuntern wir deshalb<br />

unsere Mitarbeiter, ihre Präsenz bei<br />

Otto selbst zu gestalten. Denn eine ausgewogene<br />

Work-Life-Balance motiviert<br />

und sorgt für gute Ergebnisse.<br />

“<br />

Jens Sebastian Becke,<br />

Mitarbeiter Jobcenter,<br />

Gotha, 180 Mitarbeiter<br />

„Dem st<strong>im</strong>me ich zu, denn seit Jahren<br />

ist bekannt, dass Menschen einen Biorhythmus<br />

haben und die produktiven<br />

Zeiten jedes Mitarbeiters daher anders<br />

liegen. Deshalb finde ich eine flexible<br />

Arbeitszeit sehr sinnvoll und zeitgemäß.<br />

Allerdings glaube ich, dass das nur in<br />

Verwaltungen funktioniert. Produktionen<br />

und Abteilungen mit Kundenverkehr<br />

müssten hier genauer betrachtet<br />

und anders gestaltet werden (z. B.<br />

Schichtzeiten, Jobrotation etc.).<br />

“<br />

Andrea Krügel,<br />

Leiterin <strong>Personal</strong> der agentes GmbH,<br />

Aschhe<strong>im</strong>-Dornach, 100 Mitarbeiter<br />

„Produktivität ist nicht abhängig von<br />

der Präsenz an einem best<strong>im</strong>mten<br />

Standort. Entscheidend sind Messgrößen<br />

wie Zielvereinbarungen oder (Kunden-)Zufriedenheit.<br />

Vor allem gehört<br />

das Vertrauen in die Mitarbeiter dazu.<br />

Flache Hierarchien, klare Strukturen<br />

und eine offene Kommunikation zeigen<br />

sehr schnell, wer produktiver ist<br />

als andere. Nicht wer lange arbeitet,<br />

sondern wer <strong>im</strong> Sinne unseres Unternehmens<br />

und unserer Kunden effektiv<br />

arbeitet, ist wichtig.<br />

“<br />

12<br />

| 1/2012


qr-code<br />

Voting:<br />

Wem st<strong>im</strong>men Sie zu?<br />

www.personal-<strong>im</strong>-fokus.de<br />

Norbert Wendel,<br />

<strong>Personal</strong>vertreter Landratsamt,<br />

Schweinfurt, 347 Mitarbeiter<br />

„Effizienz und Präsenz müssen sich<br />

nicht ausschließen. Entsprechend der<br />

Arbeitsplatzanforderung, dem Publikumsverkehr<br />

oder auch den Kundenkontakten<br />

kann es allerdings Notwendigkeit<br />

sein, dass die Präsenz des Mitarbeiters<br />

erforderlich ist – für einen<br />

gewissen Zeitraum oder gar ganz.<br />

Auch unterliegen He<strong>im</strong>arbeitsplätze<br />

best<strong>im</strong>mten Anforderungen des Datenschutzes<br />

und der Zugriffsmöglichkeit<br />

der Leitungsebenen.<br />

Eine ausschließliche He<strong>im</strong>arbeitsplatztätigkeit<br />

kann es meiner Meinung nach<br />

nicht geben, denn der persönliche Kontakt<br />

mit den Mitarbeitern und zu den<br />

wichtigsten Führungspersonen ist notwendig<br />

und für das <strong>Personal</strong>management<br />

erforderlich.<br />

“<br />

Maren Rath,<br />

Manager Human Resources bei der<br />

XING AG, Hamburg, 450 Mitarbeiter<br />

„Flexible Arbeitszeiten und Home<br />

Office statt Kernarbeitszeiten und<br />

Anwesenheitspflicht, das ist unser<br />

Grundsatz bei XING. Viele der 450 Mitarbeiter<br />

können sich ihre Arbeitszeit in<br />

Absprache mit ihren Teams frei einteilen.<br />

Wenn viel zu tun ist, bleibt man<br />

länger. An anderen Tagen geht man<br />

dafür früher. Auf die Stunden achten<br />

wir nicht, schließlich ist Dauerpräsenz<br />

nicht mit Qualität gleichzusetzen. Wir<br />

vertrauen unseren Mitarbeitern, und<br />

diese zahlen es der Firma durch effizienten<br />

Einsatz zurück.<br />

“<br />

Carsten Albers,<br />

<strong>Personal</strong>sachbearbeiter<br />

Franz Fischer Spedition GmbH,<br />

Nienburg, 172 Mitarbeiter<br />

„Eine eigenständige Arbeitsorganisation<br />

ist sicher ein erstrebenswertes Ziel.<br />

Hierzu braucht es aber konkrete Zielvorgaben,<br />

die über den ‚leeren Schreibtisch<br />

am Abend' hinausgehen. Wenn<br />

ich per Arbeitsvertrag Arbeitszeit ‚einkaufe‘,<br />

dem Mitarbeiter aber die Auswahl<br />

überlasse, welche Tageszeiten er<br />

für die Arbeitsleistung nutzt, bekomme<br />

ich gegebenenfalls die unproduktiveren<br />

Zeiten – abends, nachts oder mit ablenkenden<br />

Nebenaufgaben.<br />

Die These trifft meiner Meinung nach<br />

nur zu, wenn klare Zielvorgaben existieren<br />

und der Arbeitnehmer in der<br />

Selbstorganisation geübt ist.<br />

“<br />

| 1/2012<br />

13


personalmanagement<br />

Mit dem <strong>Schwarm</strong><br />

gewinnen<br />

Frank Schätzings Roman „Der <strong>Schwarm</strong>“ machte den Begriff der <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> bekannt. Gemeint ist<br />

damit die Klugheit der Masse, von der auch Unternehmen profitieren können. Allgegenwärtig ist sie sowieso –<br />

ob sie zur <strong>Schwarm</strong>dummheit wird oder Gewinn bringt, hängt vom System ab.<br />

Es war <strong>im</strong> Jahr 2006. Die Fahrer des Logistikunternehmens<br />

UPS meldeten an ihre Disponenten,<br />

dass viele der vorberechneten Routen in der<br />

Realität länger waren und dass Linksabbiegen mehr<br />

Zeit kostet als Rechtsabbiegen. Auf Basis dieser Informationen<br />

veränderte UPS seine Logistikstrategie.<br />

So gelang es dem Unternehmen, die Paketzustellung<br />

zu beschleunigen, den Benzinverbrauch<br />

um 14 Millionen Liter pro Jahr zu senken und die<br />

Zahl der Unfälle zu reduzieren. Szenenwechsel: Ein<br />

Bienenstock am Waldrand. Bienen, die auf Pollen<br />

gestoßen sind, kehren zurück und vermitteln mit<br />

einem komplizierten Tanz die Richtung und Entfernung<br />

der Nahrungsquelle. Unbeschäftigte Bienen<br />

schauen ihnen zu und entscheiden daraufhin,<br />

welches Ziel sie als Nächstes anfliegen. Hat eine<br />

Blume weniger Pollen, braucht die Biene mehr Zeit<br />

zum Sammeln, tanzt also nicht so häufig vor dem<br />

Stock. Als Folge fliegen mehr Bienen zu lukrativen<br />

und wenig zu pollenarmen Blumen.<br />

Zugegeben, besonders viel gemeinsam haben UPS-<br />

Fahrer und Bienen nicht gerade. Doch der Prozess,<br />

in dem sie sich befinden, schon. In beiden<br />

Fällen geht es um das erfolgreiche Zusammenspiel<br />

von Arbeit, Selbstorganisation und Kommunikation.<br />

Die Wissenschaft betitelt das Phänomen mit<br />

„<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong>“. Fischschwärme, die blitzschnell<br />

die Richtung ändern, Menschen, die einem<br />

Modetrend folgen, oder langweilige Tweets<br />

die schnell <strong>im</strong> Nirwana der Twitterwelt abtauchen,<br />

weil der Twitterer-<strong>Schwarm</strong> kollektiv und<br />

stillschweigend entschieden hat, dass dieser Tweet<br />

nicht zu beachten ist. <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> hat viele<br />

Gesichter und bewährt sich seit Jahrmillionen.<br />

Manchen ist sie unhe<strong>im</strong>lich, andere sind fasziniert.<br />

Einige bevorzugen den Begriff „Herdentrieb“ wie<br />

Professor Dirk Helbing von der ETH Zürich, andere<br />

sprechen von „kollektiver Intelligenz“. Gemeint<br />

ist aber <strong>im</strong>mer das Gleiche: Das Verhalten von vielen,<br />

die kollektiv nach einfachen Regeln handeln.<br />

14<br />

| 1/2012


Gruppen mit <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> zeichnen sich<br />

durch Selbstorganisation und Anpassungsfähigkeit<br />

aus. Das Ergebnis, ein komplexes Verhaltensmuster,<br />

das sich auf Basis der zugrunde liegenden s<strong>im</strong>plen<br />

Regeln erklären lässt und das über das hinausreicht,<br />

wozu ein Einzelner fähig wäre. Intelligenz<br />

beschreibt hier also die Fähigkeit einer Gruppe, ein<br />

Problem besser zu lösen oder mit einer Situation<br />

besser umgehen zu können als ein Einzelner.<br />

Mitarbeiter: Autonom wie Bienen,<br />

reaktionsschnell wie <strong>Schwarm</strong>fische<br />

Erste Unternehmen nutzen die Vorteile der<br />

<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> bereits. Neben UPS sind IBM,<br />

eBay, Apple und Amazon weitere Beispiele, die<br />

das <strong>Schwarm</strong>potenzial einsetzten, allerdings für<br />

ihr Marketing und den Verkauf. Parallel sind Verhaltensforscher<br />

und Organisationsentwickler bemüht,<br />

fundierte Ideen zu liefern, wie die Weisheit<br />

der Masse die Wirtschaft am besten voranqr-info<br />

Mehr Informationen<br />

zur<br />

<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong>:<br />

www.jmayconsulting.de<br />

bringen kann. So fanden Professor Andreas Remer<br />

und Doktor Sophia Lux von der Universität Bayreuth<br />

unter anderem heraus, dass der Erfolg von<br />

<strong>Schwarm</strong>tieren auf ihrem Zusammenhalt und der<br />

Fähigkeit zur schnellen Selbstkoordination beruht.<br />

Voraussetzung dafür ist bedingungsloses Vertrauen<br />

innerhalb des <strong>Schwarm</strong>s. Das ist leicht nachvollziehbar<br />

bei einem Fischschwarm,<br />

der blitzschnell<br />

buchtipps<br />

die Richtung wechselt, um<br />

sich vor einem Raubfisch zu „<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong><br />

schützen. Möglicherweise in Unternehmen“<br />

hat nur einer der <strong>Schwarm</strong>fische<br />

den Angreifer bemerkt<br />

und ist ausgewichen. Alle<br />

anderen folgten blind seinem<br />

Beispiel. Da Menschen<br />

nun aber doch etwas anders<br />

von Jochen May,<br />

Publics Publishing<br />

„<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> –<br />

Wie einfache Regeln Großes<br />

möglich machen“ von Len Fisher,<br />

Eichborn Verlag<br />

funktionieren müssen als „Die Intelligenz des <strong>Schwarm</strong>s“<br />

Bienen und Fische, ist es mit von Peter Miller, Campus Verlag<br />

| 1/2012<br />

15


personalmanagement<br />

führungsmodelle <strong>im</strong> vergleich<br />

Klassisches Management<br />

Informationsvorsprung und<br />

Entscheidungsmonopol<br />

Detailanweisung und<br />

Regelbefolgung<br />

Entscheidungsmonopol der<br />

Führungskraft, Gehorsam<br />

Monopol der Führungskraft<br />

Persönlichkeit der<br />

Führungskraft, Vergütung<br />

Spielmacher<br />

Steuert durch Anweisung und Kontrolle<br />

des ‚Mit-Unternehmers‘ ausgerichteder<br />

reinen <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> nicht getan. Dazu<br />

Remer: „Zu groß wäre die Gefahr blinden Herdenverhaltens.<br />

Vielmehr müssten parallel - und <strong>im</strong><br />

Widerspruch zum <strong>Schwarm</strong>verhalten - Kreativität<br />

und Querdenkertum gepflegt werden. Man könnte<br />

in diesem Sinne auch von einer 'Individualisierung<br />

des <strong>Schwarm</strong>s' sprechen. Kreativität und Querdenkertum<br />

brauchen mehr Kommunikation, die<br />

deshalb zu stärken wäre.“<br />

Teams: Erfolgreich durch viele Blickwinkel<br />

Jochen May, Unternehmensberater und Autor des<br />

Buchs „<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> in Unternehmen“,<br />

drückt es ähnlich aus: „<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> in Unternehmen<br />

funktioniert genau dann, wenn unterschiedliche<br />

Meinungen statt eines Konsens gefördert<br />

werden.“ Das Problem ist nur, dass Menschen<br />

die Tendenz haben, ihre Meinungen einander<br />

anzugleichen. Sie glauben: Wenn alle das Gleiche<br />

machen, muss es richtig sein. Wissenschaftler<br />

bezeichnen das als den „Vertrauenseffekt“, und<br />

der kann erfahrungsgemäß schnell zu <strong>Schwarm</strong>dummheit<br />

führen. Ein Beispiel dafür sind unbegründete<br />

Panikverkäufe an der Börse, aber auch<br />

homogene Teams, die sich nicht mehr hinterfragen.<br />

Führen<br />

Autorität als<br />

Führungskraft<br />

Leistungserstellung<br />

Entscheidungsspielräume<br />

Innovation und<br />

Weiterentwicklung<br />

Motivation<br />

Führen durch <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong><br />

Vermittlung von Leit- und<br />

Kundenzielen, Coaching<br />

Ergebnisverantwortung<br />

für Servicelevel<br />

Verantwortung auf niedrigste<br />

mögliche Berichtsebene<br />

Kernaufgabe aller Mitarbeiter<br />

Reizvolle Aufgabe, fordernde<br />

Verantwortung, Vergütung<br />

Impulsgeber<br />

Steuert durch Servicelevel und Dialog<br />

Daraus folgt: Ein Teamprozess wird zunehmend<br />

unkreativer, je homogener das Team ist. Ebenso<br />

lassen Diktatur und strikte Kontrollen die <strong>Schwarm</strong>-<br />

<strong>intelligenz</strong> verkümmern. In Abteilungen, in denen<br />

nur wenige die Debatte beherrschen, bleiben viele<br />

Blickwinkel bei der Problemlösung unberücksichtigt.<br />

Ein Mitarbeiter, der seinen Job haargenau<br />

nach einem Prozesshandbuch macht, hat kaum<br />

Spielraum für eigene Gedanken, geschweige denn<br />

Verbesserungsvorschläge.<br />

Es gilt also dafür zu sorgen, dass Mitarbeiter die<br />

Chance auf eine eigene Meinung bekommen, unterschiedliche<br />

Meinungen einen Wert <strong>im</strong> Unternehmen<br />

darstellen und zu äußern sind – wie es die<br />

UPS-Fahrer getan haben. So funktioniert die Klugheit<br />

der Masse erstaunlich gut und reicht tatsächlich<br />

über die Intelligenz des Einzelnen hinaus – wie<br />

folgendes Beispiel zeigt: 1968 verlor die US-Navy<br />

den Kontakt zu einem Atom-U-Boot <strong>im</strong> Nordatlantik.<br />

Es gab kaum Informationen über die Ursache<br />

und die letzte Position; man hätte genauso<br />

gut die Heuhaufennadel <strong>im</strong> Atlantik suchen können.<br />

Deshalb bildete die Navy Teams aus Technikern,<br />

Offizieren und Navigatoren, die folgerten, wo<br />

das U-Boot sein könnte. Das Mittel aller Einzelmeinungen<br />

ergab fast eine Punktlandung:<br />

Das U-Boot war nur 200 Meter von den<br />

ermittelten Koordinaten gesunken. Besonders<br />

bemerkenswert war, dass keiner<br />

der Experten genau dort gesucht<br />

hätte.<br />

Führungskräfte: Richtungweisender<br />

Coach und Diversitätsmanager<br />

Wer die Massenklugheit in seinem Unternehmen<br />

nutzen möchte, braucht allerdings<br />

ein passendes Management.<br />

„Hierzu gehört vor allem die Balance<br />

zwischen Homogenität und Kreativität“,<br />

so Lux. „Eine solche spannungsvolle<br />

Balance erreicht man unter anderem<br />

durch dezentrale Organisationsstrukturen,<br />

gepaart mit einer am Bild<br />

16<br />

| 1/2012


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| 1/2012<br />

17


personalmanagement<br />

sungen bekamen sie die Aufgabe, die Ware pünktlich<br />

zum Kunden zu bringen. Zusätzlich unterstützte<br />

Cemex die direkte Kommunikation zwischen<br />

den Fahrern, sodass diese sich untereinander<br />

verständigen konnten, sobald Verzögerungen<br />

auftraten. Der Fahrer, der dem Zielort am nächsten<br />

war, übernahm ab sofort die Auslieferung. Das min<strong>im</strong>ierte<br />

die Verzögerungen.<br />

<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> braucht längere Züge. Wer es<br />

aber wagt, kann viele Vorteile verbuchen. Prozesse<br />

werden flexibler, der betriebliche Alltag gestaltet<br />

sich reibungsärmer und effizienter. Die Mitarbeiter<br />

können sich und ihre Fähigkeiten dank der<br />

Spielräume besser einbringen. Es braucht weniger<br />

Spezialisten, denn die vernetzten Talente aller Mitarbeiter<br />

erzielen mindestens genauso gute Ergebnisse.<br />

Das alles hilft Unternehmen, schneller und<br />

zielgenauer auf Kundenwünsche und Marktbedingungen<br />

zu reagieren. Ulrike-Johanna Badorrek<br />

ten <strong>Personal</strong>entwicklung .“ Remer und Lux empfehlen<br />

eine sinnstiftende systemische Führung, einen<br />

Führungsstil, der die Interaktion zwischen den<br />

Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten berücksichtigt.<br />

Ergänzend ist die Kommunikation zu stärken.<br />

Das leuchtet ein und ergibt sich aus den bisher<br />

genannten Fakten, zumal eine fundierte Meinung<br />

<strong>im</strong>mer auf fundierten Informationen basiert.<br />

May wird konkreter: „Schwärme müssen besser informiert<br />

sein, z. B. über den Bedarf ihrer Kunden.<br />

Die Kommunikation sollte deshalb nicht sternförmig<br />

auf die Führungskräfte ausgerichtet sein. Bei<br />

Meinungsdifferenzen braucht der <strong>Schwarm</strong> autoritätsfreie<br />

Abst<strong>im</strong>mungsprozesse.“ Spätestens an<br />

dieser Stelle fragen sich Praktiker vermutlich, wie<br />

sie so sicher gehen können, dass ihr Mitarbeiterschwarm<br />

in die richtige Richtung schw<strong>im</strong>mt. Immerhin<br />

gilt es Unternehmensziele zu erreichen.<br />

May rät Managern den Rollenwechsel vom allwissenden<br />

Spielmacher zum Impulsgeber<br />

und Coach. In dieser<br />

kompakt<br />

neuen Rolle steuern sie<br />

den <strong>Schwarm</strong> mit festen Zielen,<br />

die an Freiheitsgrade gekoppelt<br />

sind. Was erreicht<br />

werden soll, muss feststehen.<br />

Das Wie ist freigestellt. Dies<br />

ist z. B. mit Service-Vereinbarungen<br />

möglich.<br />

<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> ist eine Bottom-up-Lösung. Nutzen Sie das Potenzial des<br />

Mitarbeiterschwarms, also der Basis, zur Lösung von unternehmerischen<br />

Herausforderungen:<br />

2 Dafür brauchen Sie einen passenden Führungsstil, der den Mitarbeitern mehr Freiheiten<br />

gibt (z. B. einen systemischen Führungsstil).<br />

2 Führen Sie mit Freiheitsgraden und Zielvorgaben: Das Ziel geben Sie vor, den Weg dorthin<br />

überlassen Sie Ihren Mitarbeitern.<br />

Ein Beispiel aus Mexiko 2 Sorgen Sie für eine verstärkte Kommunikation der Mitarbeiter untereinander, z. B.<br />

macht deutlich, wie eine<br />

Umsetzung all dieser Empfehlungen<br />

durch Kommunikationstrainings, die Einführung einer neuer Informationspolitik und<br />

einer entsprechenden Kommunikationstechnik.<br />

aussehen kann: 2 Geben Sie Ihren Mitarbeitern durch Weiterbildungen das Handwerkszeug, das sie brau-<br />

Die Fertigbetonfirma Cemex<br />

kämpfte vermehrt mit Terminproblemen.<br />

Ihre Lösung<br />

bestand zunächst darin, den<br />

alten Führungsstil aufzugeben.<br />

Die bisherige zentrale<br />

Lenkung der Lieferfahrzeuge<br />

machte einer stärkeren Freiheit<br />

für die einzelnen Fahrer<br />

Platz. Statt genauer Anweichen,<br />

um sich autoritätsfrei abst<strong>im</strong>men zu können. Geben Sie dem <strong>Schwarm</strong> die Möglichkeit,<br />

dies zu tun. Denn Vorgesetzte gehören nicht zum <strong>Schwarm</strong>.<br />

2 Etablieren Sie für den Fall eines Konfliktes ein Eskalationsmanagement.<br />

2 Geben Sie Ihren Mitarbeitern alle Informationen, die sie brauchen, um Ihren Job bestmöglich<br />

zu machen und sich eine Meinung zu bilden. Von den Unternehmenszielen über<br />

das Bedürfnis der Kunden bis zur Konkurrenz ist alles wichtig.<br />

2 Fördern Sie den Wert einer eigenen Meinung: Wer sich äußert, darf nicht dafür bestraft<br />

werden. Auch wenn die Äußerung vielleicht nicht das ist, was Vorgesetzte hören wollten.<br />

Sammeln Sie Meinungen und Vorschläge und werten Sie die Sammlung qualitativ<br />

und quantitativ aus.<br />

18<br />

| 1/2012


„Mitarbeiter<br />

denken gern mit“<br />

Jochen May unterstützt Unternehmen, ihre Arbeitskultur leistungsfreundlicher zu gestalten und die Vergütung<br />

ihrer Beschäftigten an deren Wertschöpfungsbeitrag zu binden. Letzten Herbst erschien sein Buch<br />

„<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> <strong>im</strong> Unternehmen“. <strong>Personal</strong> <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong> sprach mit Jochen May über das Führen von Mitarbeitern<br />

mit <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong>.<br />

: In welchen Wirtschaftszweigen<br />

ist es schwierig, die <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> <strong>im</strong> Unternehmen<br />

zu nutzen, welche sind geeignet?<br />

Jochen May: Für exakt <strong>im</strong> Voraus kalkulierbare<br />

Situationen und Aufgaben genügt ein Spezialist.<br />

Bei komplexeren Problemstellungen, die zur Lösung<br />

Innovation und Kreativität erfordern, liefern<br />

Schwärme das bessere Ergebnis: Die unterschiedlichsten<br />

Aspekte werden berücksichtigt, selbst<br />

schwierige Fälle lösbar. Warum? Wo die Kompetenz<br />

eines Einzelnen nicht ausreicht, bewirkt die<br />

Vernetzung <strong>im</strong> <strong>Schwarm</strong> eine Gesichtsfelderweiterung.<br />

<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> ist ideal für hochinnovative<br />

Märkte. Aber auch klassische Industriezweige<br />

können profitieren: <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong><br />

lässt sich sehr gut zur Steigerung der Produktivität<br />

<strong>im</strong> Arbeitsalltag einsetzen.<br />

: Wie sehen die ersten Schritte<br />

aus, die ein Unternehmen mit einem herkömmlichen<br />

Führungssystem vollziehen müsste, um die<br />

<strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> zu nutzen?<br />

Jochen May: Führungskräfte trauen sich häufig<br />

nicht, ihren Mitarbeitern mehr Verantwortung zu<br />

übertragen, weil sie einen Macht- und Kontrollverlust<br />

befürchten. Zur Einführung von <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong><br />

erarbeiten Führungskräfte <strong>im</strong> ersten<br />

Schritt, wie und warum <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> zusätzliches<br />

Leistungspotenzial aktiviert. Dabei wird<br />

klar, dass Führungskräfte keineswegs überflüssig<br />

werden. Allerdings muss sich das Führungsverhalten<br />

entwickeln: Nicht mehr das Aufstellen allum-<br />

fassender Regelungen ist gefragt, sondern die Erarbeitung<br />

von Ergebniszielen. Und auch die Mitarbeiter<br />

müssen sich anpassen. <strong>Schwarm</strong>effekte stellen<br />

sich nur ein, wenn die Freiheitsgrade genutzt<br />

und Ergebnisverantwortung übernommen wird.<br />

Führungskräfte sollten deshalb alles daran setzen,<br />

ihre Mitarbeiter von der <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> zu<br />

überzeugen – das ist Phase 2. Last but not least bedarf<br />

es betrieblicher Instrumente, um <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong><br />

<strong>im</strong> Arbeitsalltag Zug um Zug umzusetzen.<br />

Dies ist die dritte Phase.<br />

experte<br />

: Ist es denkbar,<br />

nur in best<strong>im</strong>mten Etagen oder Abteilungen<br />

auf <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong><br />

zu setzen?<br />

Jochen May: Natürlich können Sie<br />

einen Testlauf in ausgewählten Bereichen<br />

starten. Auf Dauer halte ich<br />

ein zweigleisiges Führungsmodell<br />

allerdings nicht für sinnvoll. Die Gefahr<br />

ist groß, dass sich Befürworter<br />

und Gegner gegenseitig Steine in Jochen May war <strong>Personal</strong>leiter<br />

den Weg legen. Auch sonst spricht in der Markenartikelindustrie,<br />

u. a. bei adidas, und Senior<br />

nichts für solch ein doppeltes Lottchen:<br />

Entweder bringt <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong><br />

dem Unternehmen Vorteile, beratung Towers Perrin (heute<br />

Consultant der Unternehmens-<br />

dann sollten Sie diese in allen Bereichen<br />

nutzen. Oder die große Mehr-<br />

er sich mit „Jochen May Human<br />

Towers Watson). 2003 machte<br />

heit <strong>im</strong> Unternehmen lässt sich nicht Resources Consulting“ selbstständig.<br />

überzeugen; in diesem Fall würde<br />

ich den Testlauf abbrechen. g www.jmayconsulting.de<br />

| 1/2012<br />

19


ALEXANDER SCHMIDT<br />

VERTRIEBSLEITER<br />

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Beförderung übergangen. Genießt<br />

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und die Einblicke,die Sie benötigen um die besten Mitarbeiter anzuziehen, zu entwickeln<br />

und an das Unternehmen zu binden. Schlussendlich gewinnt das Unternehmen mit den<br />

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personalmanagement<br />

: Wie lange braucht so ein Umstellungsprozess<br />

<strong>im</strong> Unternehmen?<br />

Jochen May: Eine Modifizierung der Arbeitskultur<br />

vollzieht sich nie von heute auf morgen. Jeder<br />

Mentalitätswechsel braucht seine Zeit. Ich empfehle<br />

deshalb, die angesprochenen Umsetzungsinstrumente<br />

Zug um Zug einzuführen. So können<br />

sich Führungskräfte und Mitarbeiter langsam Anzeige und ABB_131x215 <br />

Das mm_VNR Interview 03.05.12 führte Ulrike-Johanna 16:59 Seite Badorrek 1<br />

kontinuierlich an ihre neuen Rollen herantasten.<br />

Unternehmen sollten mit<br />

mindestens einem halben Jahr rechnen,<br />

bevor sich erste Erfolge einstellen.<br />

: Was kann eine Führungskraft<br />

tun, wenn ein Mitarbeiter<br />

nicht mit den neuen Freiheitsgraden<br />

umzugehen weiß?<br />

Jochen May: Die Umstellung ist in der<br />

Tat gewöhnungsbedürftig! Viele Unternehmen<br />

haben ihren Beschäftigten abgewöhnt,<br />

mitzudenken. Andererseits<br />

beweisen betriebliche Innovationsprogramme<br />

<strong>im</strong>mer wieder, dass Mitarbeiter<br />

tolle Ideen haben. Wenn man sie lässt,<br />

denken Mitarbeiter gerne mit. Dennoch:<br />

Gerade in der Umstellungsphase<br />

sind Coaching und Kompetenzentwicklung<br />

wesentliche Instrumente, damit<br />

Mitarbeiter sich von der Kulturänderung<br />

nicht überfahren fühlen. Sind<br />

die ersten Schritte aber getan, wird das<br />

Konzept zum Selbstläufer: Begeisterte<br />

„Schwärmer“ nutzen ihre neuen Freiheiten,<br />

ziehen Kollegen und Kolleginnen<br />

mit.<br />

: Welche Art von „Prozesspflege“<br />

braucht eine Organisation,<br />

die mit <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> arbeitet?<br />

Jochen May: <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> bedarf<br />

spezifischer Prozesse zur betrieblichen<br />

Umsetzung. Servicelevel-Vereinbarungen<br />

auf Mitarbeiterebene spielen<br />

eine tragende Rolle. Aus dem bisherigen<br />

„Bearbeiten Sie Bestellungen“ wird z. B.:<br />

„Ich sorge dafür, dass alle Bestellungen<br />

binnen 24 Stunden ausgeliefert sind und<br />

die durchschnittliche Bearbeitungszeit<br />

fünf Minuten nicht übersteigt“.<br />

: Welche Vorteile bietet die Nutzung<br />

der <strong>Schwarm</strong><strong>intelligenz</strong> <strong>Personal</strong>managern?<br />

Jochen May: Die Mitarbeiter entwickeln zugkräftige<br />

Ideen und beseitigen Reibungsverluste <strong>im</strong> Arbeitsalltag.<br />

Ganz konkret: Die Arbeitseffizienz<br />

steigt, Leistungen werden empfängergerechter,<br />

Reaktionszeiten sinken.<br />

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• wann und wo Ihr<br />

Betriebsrat wirklich<br />

mitbest<strong>im</strong>mt,<br />

• wie sich neue Gesetze<br />

und Urteile auf seine<br />

Mitbest<strong>im</strong>mungsrechte<br />

auswirken,<br />

• wo Sie Stopp sagen<br />

können,<br />

• wie Sie in Verhandlungen<br />

Ihre Interessen <strong>im</strong>mer<br />

wieder deutlich machen<br />

und durchsetzen.<br />

inkl.<br />

kostenlose<br />

Abendveranstaltung:<br />

Hamburger-<br />

Hafenrundfahrt<br />

| 1/2012<br />

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website:<br />

www.arbeitgebertage.de<br />

21


personalmanagement | news<br />

Drei Wege zur mentalen Verjüngung<br />

Älter werden und dabei automatisch<br />

die Energie und Leidenschaft für den<br />

Job verlieren – das muss nicht sein. Auf<br />

dem US-Business-Portal Inc.com empfiehlt<br />

der amerikanische Verkaufsstratege<br />

Tom Searcy (Big Hunt Sales) <strong>im</strong><br />

März 2012 drei einfache Methoden, mit<br />

denen Sie sich <strong>im</strong> Berufsleben mental<br />

verjüngen können.<br />

Tipp Nummer eins: Sich mindestens<br />

einmal in der Woche mit Menschen<br />

zum Mittagessen treffen, die nicht<br />

zum engeren Bekanntenkreis zählen.<br />

So erweitert man seinen Horizont und<br />

verharrt nicht in der eingeschränkten<br />

Gedankenwelt einer kleinen Gruppe<br />

von Vertrauten. Tipp Nummer zwei:<br />

Nicht aufhören, Fragen zu stellen.<br />

Scham, die neuesten professionellen<br />

Trends verpasst zu haben, ist angesichts<br />

einer rasch komplexer werdenden<br />

Arbeitswelt fehl am Platz. Tipp<br />

Nummer drei: Nicht die älteren Mitarbeiter<br />

sollten Mentoren der Jüngeren<br />

sein, sondern genau umgekehrt. Searcys<br />

Empfehlung: Suchen Sie sich einen<br />

Mentor, der mindestens zehn Jahre<br />

jünger ist! Dessen Energie, Kreativität<br />

Tom Searcy<br />

und Technologiekompetenz ergeben in<br />

Verbindung mit dem Wissen, den Kontakten<br />

und der Erfahrung einer älteren<br />

Fachkraft eine Win-Win-Situation für<br />

beide Seiten. kr<br />

Kreativität ist keine Zauberei<br />

Es gibt sie erst seit etwa zehn Jahren,<br />

und doch kommt die Disziplin der Kreativitätsforschung<br />

zu erstaunlichen<br />

Ergebnissen.<br />

In seinem Buch „Imagine – How Creativity<br />

Works“ (Houghton Mifflin Harcourt)<br />

reiht Autor Jonah Lehrer eine<br />

Reihe von Beispielen auf, die beweisen,<br />

dass Kreativität keine Frage der Veranlagung<br />

ist. Oft führt etwa die Naivität<br />

von neu eingestellten Mitarbeitern oder<br />

Außenseitern zu Erfolgsideen. Auch<br />

ein Zustand tiefer Entspannung oder<br />

der Zufall können kreative Geburtshelfer<br />

sein. Sogar Stillstand hilft: Das Herz<br />

als Key Visual des Slogans „I love New<br />

York“ erschien, als dessen Erfinder <strong>im</strong><br />

Stau stand. kr<br />

Wo die Suche nach ausländischen Fachkräften lohnt<br />

Auf der Suche nach ausländischen<br />

Fachkräften sollten Unternehmen die<br />

Bildungssituation des jeweiligen Staats<br />

berücksichtigen.<br />

Laut der aktuellen OECD-Studie „The<br />

Output of Educational Institutions<br />

and the Impact of Learning“ von 2011,<br />

die auf oecd.org zum Download bereit<br />

steht, lohnt der Blick nach Norwegen:<br />

Hier hat jeder Dritte einen Universitätsabschluss.<br />

Auch in Tschechien<br />

und der Slowakei ist der Anteil von<br />

Erwerbstätigen mit Abschluss hoch.<br />

Positiv zudem: In allen drei Ländern ist<br />

die Affinität gegenüber der deutschen<br />

Sprache ausgeprägter als in anderen<br />

Staaten Europas. Junge Arbeitskräfte<br />

mit einem Oberschulabschluss können<br />

so zunehmend auch in Griechenland,<br />

Spanien und Portugal rekrutiert werden.<br />

Universitätsabsolventen kommen<br />

künftig vermehrt aus Frankreich und<br />

Irland, während ihre Zahl in Deutschland<br />

stagniert. kr<br />

22<br />

| 1/2012


Wer keine Frauen einstellt, erhält weniger Tantiemen<br />

Die Da<strong>im</strong>ler AG macht es vor: Für<br />

das Jahr 2012 hat jede Führungskraft<br />

in ihren Zielvereinbarungen festgelegt,<br />

wie viel Frauen sie 2012 zusätzlich<br />

einstellen soll. Wird dieses Ziel nicht<br />

erreicht, werden am Jahresende die<br />

Tantiemen gekürzt. Für Ursula Schwarzenbart,<br />

seit 2006 Director Global<br />

Diversity des schwäbischen Automobilkonzerns,<br />

sind die internen Vorgaben<br />

durchaus ambitioniert. Doch seien<br />

sie unverzichtbar, wie Schwarzbart am<br />

Rande der „2. Mixed Leadership Conference<br />

2012“ in Hamburg äußerte, um<br />

langfristig mit einer Vielfalt von Erfahrungen,<br />

Blickwinkeln und Ideen die<br />

globale Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns<br />

zu sichern. kr<br />

Ursula Schwarzenbart soll mehr Vielfalt in<br />

die Belegschaft von Da<strong>im</strong>ler bringen.<br />

Hausnummern für Boni<br />

Spiele-Millionär verschenkt Gewinn<br />

Hans-Georg Blang, Mitglied der<br />

Geschäftsleitung und Partner bei Kienbaum<br />

Management Consultants empfiehlt<br />

Arbeitgebern ein halbes Monatsgehalt<br />

als untere Grenze für einen<br />

Mitarbeiter-Bonus auf Sachbearbeiter-Ebene.<br />

„Alles darunter ist erfahrungsgemäß<br />

nicht motivationsfördernd“,<br />

sagte der Experte <strong>im</strong> Frühjahr<br />

2012 gegenüber der Stuttgarter Zeitung.<br />

Be<strong>im</strong> mittleren Management habe sich<br />

beispielsweise ein prozentualer Anteil<br />

von etwa 15 Prozent, auf der Ebene<br />

unmittelbar unterhalb der Geschäftsleitung<br />

ein Satz von 20 Prozent als sinnvoll<br />

erwiesen. Bei der Einführung eines<br />

Bonus-Systems dürfe jedoch auch die<br />

Teamkomponente keinesfalls zu kurz<br />

kommen. Hans-<br />

Georg Blangs<br />

Begründung:<br />

„Einzelleistungen<br />

sind häufig nicht<br />

gut messbar.“ kr<br />

Hans-Georg Blang<br />

Markus Persson, Entwickler des internationalen<br />

Erfolgspiels „Minecraft“<br />

und Gründer der Firma Mojang, hat<br />

seinen Anteil am Unternehmensgewinn<br />

des Jahres 2011 unter den 25 Mitarbeitern<br />

seiner Firma verteilt. Pro Nase verschenkte<br />

er umgerechnet 110.000 Euro.<br />

Die Reaktion der Beschenkten irritierte<br />

den Schweden zunächst. „Es war<br />

Schock.“ Nach Angaben des Mult<strong>im</strong>illionärs,<br />

der sein erstes Computerspiel<br />

mit acht Jahren programmiert hatte<br />

und Mitglied des Hochbegabtenvereins<br />

Mensa ist, wurde es be<strong>im</strong> späteren<br />

Firmenfest in Stockholm zu seiner<br />

Erleichterung „dann doch noch wild“.<br />

Markus Perssons Firma Mojang erzielte<br />

bereits <strong>im</strong> Gründungsjahr 2009 einen<br />

mucksmäuschenstill“, berichtet der<br />

32-Jährige, „die Leute standen unter<br />

Umsatz von 60 Millionen Euro. kr<br />

Corporate Responsibility punktet auch <strong>im</strong> <strong>Personal</strong>management<br />

Fairness, Transparenz, Nachhaltigkeit<br />

und die Übernahme von Verantwortung:<br />

Die Einhaltung von Corporate<br />

Responsibility Werten erzielt nicht nur<br />

bei der Außendarstellung ein positives<br />

Image. Auch <strong>im</strong> <strong>Personal</strong>management<br />

wird sie zunehmend <strong>im</strong>plementiert –<br />

etwa durch Weiterbildungsmaßnahmen<br />

und/oder die Benennung von Verantwortlichen.<br />

controller und Fachmann für das Portal<br />

experto.de, ist davon überzeut: Nachhaltiges<br />

Handeln zahlt sich auch <strong>im</strong><br />

Kündigungsfall aus, um Verbundenheit<br />

zu gewährleisten und die gute Reputation<br />

des Unternehmens zu wahren.<br />

Wichtig: Dabei darf es aber keine Rolle<br />

spielen, welche Seite den Trennungsprozess<br />

initiiert hat und wie dieser<br />

Fred Schübbe, <strong>Personal</strong>-<br />

rechtlich abläuft.<br />

kr<br />

| 1/2012<br />

23


das Gefühl habe, mit meiner Arbeit<br />

etwas nach vorne zu bringen, wird<br />

es kritisch: ein Lehrer etwa, der die<br />

Kinder nicht erreicht. Oder eine<br />

Führungskraft, die an ihr Team nicht<br />

herankommt oder wichtige Aufgabenstellungen<br />

nicht voranbringt. Es<br />

könnte sogar so weit kommen, dass<br />

ein <strong>Personal</strong>leiter keine neuen Mitarbeiter<br />

mehr findet.<br />

Als einst der Bauer als Tagewerk<br />

seine Wiese per Hand niedergemäht<br />

hat, erlitt er keinen Burnout. Denn<br />

seine Leistung war sichtbar und hat<br />

somit Zufriedenheit über das Vollbrachte<br />

ausgelöst. Sobald wir spügastbeitrag<br />

<strong>im</strong> fokus<br />

Mehr Zeit – Mehr Erfolg –<br />

No Burnout<br />

der autor<br />

<strong>Personal</strong>arbeit steuert derzeit auf <strong>im</strong>mer neue<br />

Herausforderungen zu. Durch den demografischen<br />

Wandel erleben wir zunehmend einen Arbeitnehmermarkt<br />

wodurch sich die <strong>Personal</strong>suche<br />

mehr und mehr zum „Kampf um Talente“ entwickelt.<br />

Parallel nehmen die berufsbedingten Krankheiten,<br />

angeführt vom Burnout, in enormem Maße<br />

zu. Anhand dieser Entwicklung steigt nicht nur<br />

der Anspruch an die <strong>Personal</strong>arbeit, sondern es gilt<br />

auch zu verhindern, irgendwann selbst mit dem<br />

Befund Burnout konfrontiert zu werden. Um diese<br />

Gefahr bei sich und natürlich be<strong>im</strong> gesamten <strong>Personal</strong><br />

zu vermeiden, erfordert es ein Gespür für die<br />

richtige Prophylaxe.<br />

Walter Z<strong>im</strong>mermann, Hochschuldozent<br />

an der Hochschule Biberach<br />

und Experte für Effizienz <strong>im</strong> Business,<br />

zeigt in seinen Vorträgen und<br />

Seminaren, wie sich der Wirkungsgrad<br />

systematisch erhöhen lässt.<br />

Der Praktiker, der sich mit 21 Jahren<br />

selbstständig machte, leitete<br />

bereits als 24-Jähriger einen Vertrieb<br />

mit über 240 Mitarbeitern.<br />

www.walterz<strong>im</strong>mermann.de<br />

Leben heißt sich spüren!<br />

Irrtümlicherweise ist die Meinung weit verbreitet,<br />

Burnout komme von zu viel Arbeit. In Wirklichkeit<br />

zeigt sich, dass in erster Linie<br />

diejenigen gefährdet sind, die bei<br />

der geleisteten Arbeit ein Gefühl haben,<br />

nichts bewegt, nichts bewirkt<br />

zu haben. Sobald ich also nicht mehr<br />

ren, dass wir etwas bewirken, geht es uns gut. Die<br />

Psychologie nennt dies: lustvoll <strong>im</strong> Vollzug der eigenen<br />

Möglichkeiten.<br />

Zurück zur Zeitsouveränität<br />

Wer <strong>im</strong> Burnout steckt, sollte selbstverständlich<br />

professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Zur Prophylaxe<br />

ist es wichtig, sich eine gewisse Zeitsouveränität<br />

zu erhalten. Wer zu 100 Prozent fremdgesteuert<br />

ist und dabei an einer Tätigkeit arbeitet,<br />

die keine erkennbaren Resultate liefert, ist in einer<br />

schwierigen Situation.<br />

Es gilt, pro-aktiv die Schnittstellen zu suchen, wo<br />

unser Verhalten Einfluss auf die Situation hat, um<br />

diesen Einfluss dann auch wahrzunehmen. Beginnen<br />

Sie den Tag damit, eventuell nur 20 Minuten<br />

vom Hamsterrad der Gewohnheiten (E-Mails abrufen,<br />

Telefon anschalten und die Fremdsteuerung<br />

beginnt) fern zu bleiben. Nutzen Sie diese Zeit, um<br />

etwas zu erledigen, was Ihnen am Herzen liegt. Im<br />

einfachsten Fall kann sich bereits das Aufräumen<br />

einer Schublade als befreiend anfühlen. Oder Sie<br />

vereinbaren endlich den Termin, der schon seit einiger<br />

Zeit geschoben wird. Es gibt unzählige Optionen<br />

je nach Arbeitsplatz.<br />

In der <strong>Personal</strong>arbeit können wir das durch die Gestaltung<br />

von Arbeitssituationen wesentlich unterstützen.<br />

buchtipp<br />

„Raus aus dem Hamsterrad. Mehr Zeit –<br />

Mehr Erfolg – No Burnout“ von Walter Z<strong>im</strong>mermann,<br />

Verlag Z<strong>im</strong>mermann<br />

24<br />

| 1/2012


Spürnase<br />

Die Suche und Auswahl der passenden Mitarbeiter erfordert ein<br />

umfassendes Know-how. Die <strong>Personal</strong> berater von personal total<br />

beschäftigen sich schon seit mehr als 15 Jahren mit der Rekrutierung<br />

von Fach- und Führungskräften aller Branchen. Und das an<br />

mehr als 30 Standorten in Deutschland.<br />

www.personal-total.com


personalmanagement<br />

Der Mitarbeiter<br />

als Wettbewerbsvorteil<br />

Der Fachkräftemangel in Deutschland kostet den Mittelstand<br />

laut der Studie „Talent Management <strong>im</strong> Mittelstand – mit innovativen<br />

Strategien gegen den Fachkräftemangel“ jährlich über 30<br />

Milliarden Euro an Umsatzeinbußen. Eine nachhaltige <strong>Personal</strong>strategie<br />

sollte daher grundsätzlich ein wichtiges Thema in <strong>Personal</strong>abteilungen<br />

sein.<br />

Die Mitarbeiterbindung ist meist geringer als vermutet.<br />

Nach der Studie „Gallup Engagement-Index Deutschland<br />

2011“ fühlen sich gerade einmal 14 Prozent der Arbeitnehmer<br />

in Deutschland emotional an ihren Arbeitgeber gebunden. Die<br />

Mehrzahl (63 Prozent) fühlt sich nur gering zugehörig und<br />

macht Dienst nach Vorschrift. Und fast ein Viertel verspürt gar<br />

keine emotionale Bindung mehr zum Arbeitsplatz.<br />

Mit fatalen Folgen für Unternehmen, denn die mangelnde<br />

Mitarbeitermotivation und die damit verbundene innere<br />

Kündigung kostet Firmen jährlich bis zu 124 Milliarden Euro.<br />

Denn demotivierte Mitarbeiter fehlen häufiger als ihre motivierten<br />

Kollegen; auch ist die Fluktuationsrate des Unternehmens<br />

höher als bei vergleichbaren Arbeitgebern. Ferner führt<br />

dieser Abfluss von wertvollem Know-how zu hohen Einarbeitungskosten<br />

für neues <strong>Personal</strong>.<br />

Wer hat es verdient?<br />

Bevor Sie ermitteln, wer konkret in den Genuss Ihres Bindungsprogramms<br />

kommen soll, klären Sie: Welche Mitarbeiter<br />

sollen <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong> Ihrer Bindungsaktivitäten stehen? Und<br />

welche Maßnahmen sollen konkret umgesetzt werden?<br />

Eine Hilfe dabei sind Mitarbeiterbefragungen, mit denen Sie<br />

herausfinden, wie verbunden sich ein Mitarbeiter mit seinem<br />

Arbeitgeber fühlt. Ist seine Bindung:<br />

a normativ, also durch den Arbeitsvertrag oder durch eine<br />

moralische Verpflichtung?<br />

a kalkulativ, das heißt, durch ein Kosten-Nutzen-Kalkül?<br />

a affektiv, weil der Mitarbeiter sich emotional mit dem Unternehmen<br />

verbunden fühlt und sich so mit seinem Arbeitgeber<br />

identifiziert?<br />

Vorgesetzte sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor<br />

Nachdem Sie wissen, wer am Bindungsprogramm teilnehmen<br />

soll, müssen Sie herausfinden, welche Maßnahmen für wen<br />

geeignet sind. Unterscheiden Sie dabei auch zwischen Nachwuchs-<br />

und Spitzenkräften. Letzteren ist weniger ein hohes<br />

Gehalt wichtig, sondern vielmehr ihre Zufriedenheit und ihre<br />

Einflussmöglichkeiten. Daher ist ein wesentlicher Faktor bei<br />

der Mitarbeiterbindung auch der Vorgesetzte: Wie flexibel<br />

geht er mit neuen Ideen um? Wie stark engagiert er sich bei<br />

den individuellen Karriereplänen und der Entwicklung seiner<br />

Mitarbeiter? Dabei sind die Maßnahmen des strategischen und<br />

operativen Bindungsmanagements vielfältig und reichen von<br />

der Arbeitsgestaltung über die Mitarbeiterentwicklung und<br />

-führung bis hin zur Teamarbeit.<br />

Neuere Bindungskonzepte berücksichtigen allerdings auch:<br />

a Gleichbehandlung, Frauenförderung sowie Diversity Management:<br />

Unternehmen, die beispielsweise auf Diversity<br />

Management setzen, werden von Mitarbeitern in der Regel als<br />

weltoffen gesehen.<br />

a Familienförderung: Die Zeiten haben sich geändert. Während<br />

früher meist nur an Familien mit kleinen Kindern ge-<br />

26<br />

| 1/2012


ild: <strong>im</strong>agesource<br />

Nicht alle Bindungsmaßnahmen sind für<br />

alle Unternehmen umsetzbar. Sowohl<br />

Unternehmensgröße als auch Standorte<br />

sollten das Bindungsprogramm beeinflussen.<br />

dacht wurde, sollte die Familienförderung jetzt auch allein<br />

erziehende Mütter und Väter sowie die Pflege von (älteren)<br />

Familienangehörigen und Lebenspartnern mit einbeziehen.<br />

a Aging Workforce: Das angehobene Renteneintrittsalter stellt<br />

sowohl Mitarbeiter als auch Unternehmen vor neue Herausforderungen.<br />

Setzen Sie auf altersheterogene Teams, nutzen<br />

Sie nicht nur die Vorteile der einzelnen Mitarbeiter, sondern<br />

steigern auch Ihre Attraktivität als Arbeitgeber.<br />

a Work-Life-Balance und betriebliches Gesundheitsmanagement:<br />

Und dass einfache Maßnahmen sehr erfolgreich sein<br />

können, zeigt das Beispiel der Firma Anton Schönberger, die<br />

nicht nur in einer ländlichen Gegend angesiedelt ist, sondern<br />

auch in unmittelbarer Nähe BMW als Konkurrenten hat. Der<br />

Betrieb setzt allerdings erfolgreich auf Familienorientierung<br />

als Bindungsmaßnahme: So gibt es <strong>im</strong> Unternehmen ein eigenes<br />

Spielz<strong>im</strong>mer mit Aufsicht, an Kindergeburtstagen freie<br />

Tage sowie einen Familienservice, der mit Botengängen u. Ä.<br />

unterstützt, wenn ein Mitarbeiter auf Dienstreise ist. <br />

Um Mitarbeiter langfristig an den Betrieb binden zu<br />

können, dürfen Sie Maßnahmen wie Gesundheitschecks,<br />

<br />

Sabine Hockling<br />

flexible Arbeitszeitmodelle etc.<br />

kompakt<br />

nicht vernachlässigen.<br />

a Employability: Dieser relativ neue Trend <strong>im</strong><br />

<strong>Personal</strong>wesen stellt nicht die Arbeitsplatzsicherheit,<br />

sondern auch die Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit<br />

in den <strong>Fokus</strong>. Das heißt,<br />

Unternehmen halten die Arbeitsmarktfähigkeit<br />

ihrer Mitarbeiter <strong>im</strong>mer „up to date“.<br />

Kritiker weisen hier auf die Gefahr hin, dass<br />

Arbeitgeber so ihre Mitarbeiter für den Wechsel<br />

zur Konkurrenz bestens vorbereiten. Die<br />

Deutsche Bank allerdings zeigt, dass die Befürchtung<br />

unbegründet ist, denn dort führt<br />

diese Maßnahme zu einer hohen Akzeptanz<br />

der Mitarbeiter.<br />

2 Ermitteln Sie mithilfe von Mitarbeiterbefragungen, wer sich mit<br />

dem Unternehmen verbunden fühlt. So wissen Sie als <strong>Personal</strong>abteilung,<br />

wer konkret in den Genuss des Bindungsprogramms<br />

kommen soll.<br />

2 Ein wesentlicher Erfolgsfaktor bei der Mitarbeiterbindung sind<br />

Vorgesetzte. Prüfen Sie, wie flexibel diese mit neuen Ideen umgehen,<br />

wie stark sie sich bei individuellen Karriereplänen und der<br />

Weiterentwicklung engagieren.<br />

2 Die Maßnahmen des strategischen und operativen Bindungsmanagements<br />

sind vielfältig und nicht für jedes Unternehmen geeignet.<br />

Wählen Sie daher die Bindungsprogramme sorgfältig aus<br />

und berücksichtigen Sie eventuell auch neue Bindungskonzepte<br />

wie Diversity, Aging Workforce oder Employability.<br />

| 1/2012<br />

27


personalmanagement<br />

Motivieren Sie Ihre<br />

Low Performer<br />

Einem Low Performer kündigen, das kann sich in Zeiten von Fachkräftemangel und Bewerbungsflaute kaum<br />

noch ein Unternehmen leisten. Aber kein Anlass zur Sorge: Minderleister neu zu motivieren, birgt für Arbeitgeber<br />

mehr Chancen als Risiken.<br />

Es gibt viele Kategorien von Low Performern.<br />

Jene, deren Leistungsvermögen den Anforderungen<br />

des Jobs be<strong>im</strong> besten Willen nicht gerecht<br />

wird. Jene, die das Wort TEAM nach der Devise<br />

„Toll, ein anderer macht’s“ bewusst falsch buchstabieren.<br />

Und dazwischen eine ganze Reihe von<br />

Mitarbeitern, deren Minderleistung auf ganz unterschiedlichen<br />

Gründen beruht. Doch ganz egal,<br />

mit welchem Typus Sie es zu tun haben: Schädlich<br />

sind sie alle für Ihren Betrieb. Wollen Sie einen<br />

Low Performer in einen Normal oder gar High Performer<br />

verwandeln, sind Sie zunächst gut beraten,<br />

sich selbst zu hinterfragen.<br />

Tabulose Ursachenforschung führt zum Erfolg<br />

Die Unternehmensberatung Gallup schätzt, dass<br />

durch schlecht motivierte Mitarbeiter ein volkswirtschaftlicher<br />

Schaden von bis zu 124 Milliarden<br />

Euro pro Jahr entsteht. Rund 23 Prozent der deutschen<br />

Mitarbeiter, so die Aussage der aktuellen<br />

Gallup-Studie, haben null Bindung zu ihrem Job.<br />

Der Hauptgrund: schlechte <strong>Personal</strong>führung. Wollen<br />

Sie die Ursachen für eine schlechte Leistung <strong>im</strong><br />

persönlichen Gespräch herausfinden, signalisieren<br />

Sie die Bereitschaft zur Selbstreflexion. Denn nicht<br />

nur die Führungskraft sollte den Low Performer<br />

kritisieren dürfen, sondern auch der Low Performer<br />

die Führungskraft.<br />

Eine angstfreie Gesprächsatmosphäre führt<br />

schneller zum Ziel:<br />

a Sie hilft, Überforderung oder Unterforderung des<br />

Mitarbeiters besser einschätzen zu können.<br />

a Sie erleichtert die Suche nach innerbetrieblichen<br />

und/oder privaten Ursachen für die unbefriedigende<br />

Leistung.<br />

a Sie unterstützt auf dem Weg zu passgenaueren<br />

korrigierenden Maßnahmen.<br />

a Sie kann wichtige Erkenntnisse für Team und<br />

Teamleiter zu Tage fördern – und damit das Unternehmen<br />

weiter nach vorn bringen.<br />

Individualität ist Trumpf<br />

Ein konkretes Programm zum „Drehen“ eines<br />

Low Performers gibt es bei dem Fuldaer Direktvertriebsunternehmen<br />

Iwetec und seinen<br />

400 Mitarbeitern <strong>im</strong> Innen- und Außendienst<br />

nicht. „Es kommt ganz auf den<br />

Menschen an“, sagt Silvia Feuerstein, die<br />

die Abteilung Human Resources bei Iwetec<br />

leitet. Wird von den jeweiligen Teamverantwortlichen<br />

ein Low Performer identifiziert,<br />

lädt die 29-Jährige, die zuvor als<br />

<strong>Personal</strong>entwicklerin für das Unternehmen gearbeitet<br />

hat, den Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin<br />

zum Gespräch ein. Die dort gewonnenen Erkenntnisse<br />

bilden einen Teil der Entscheidungsgrundlage<br />

für die Wahl einer passenden Handlungsoption.<br />

Dabei ist die Palette der Maßnahmen so individuell<br />

wie vielfältig. Feuerstein: „Es kann eine Schulung<br />

in unserem Schulungszentrum oder ein Training<br />

On The Job sein, eine Mitreise bei einem erfolgreicheren<br />

Kollegen, eine engmaschigere Begleitung<br />

durch den Vorgesetzten oder – wenn es das persönliche<br />

Gespräch ergibt – auch mal ein, zwei Tage<br />

Urlaub, um eventuelle private Problemursachen in<br />

Ruhe und entspannt regeln zu können.“<br />

Auch ein Low Performer hat Talente<br />

Im Umgang mit Low Performern ist überdurchschnittliches<br />

Fingerspitzengefühl gefragt. Ganz<br />

banale Führungsfehler rächen sich rasch. So wird<br />

Silvia Feuerstein,<br />

Leitung Human Resources<br />

bei Iwetec,<br />

hilft Low Performern<br />

bei der Bewältigung<br />

ihrer<br />

Probleme.<br />

28<br />

| 1/2012


Engagement Index Deutschland 2011: Status Quo in deutschen Büros und Fabrikhallen<br />

Grundlage: 34,125 Millionen Erwerbstätige ab 18 Jahre <strong>im</strong> Jahr 2010<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden<br />

sich ein chronisches Leistungstief mit Sicherheit<br />

einstellen, wenn das Mitarbeiter-Placement nicht<br />

st<strong>im</strong>mt. Lassen Sie also nie den reizscheuen Systematiker<br />

<strong>im</strong> direkten Kundenkontakt und das Kommunikationstalent<br />

<strong>im</strong> Backoffice arbeiten! Wenn<br />

Sie eine Weile nach der Einstellung dass Gefühl<br />

haben, die Minderleistung wurde aufgrund eines<br />

Misplacements provoziert, fragen Sie den Low Performer,<br />

in welcher Position er sich besser aufgehoben<br />

fühlen würde. Signalisieren Sie, seine Wünsche<br />

Schritt für Schritt zu ermöglichen.<br />

Außerdem: Wenn gute Leistungen dauerhaft übersehen<br />

werden, legen selbst leidenschaftliche High<br />

Performer schnell den Rückwärtsgang ein. Dabei<br />

ist die Anerkennung guter Leistungen nicht<br />

zwangsläufig mit hohen Kosten verbunden: Vom<br />

multiplen Lob über die Einladung zu Teambuilding-Workshops<br />

bis hin zur Gratifikation oder variablen<br />

Vergütung steht eine Vielzahl von Anreizsystemen<br />

zur Verfügung, die Low Performer neu<br />

motivieren können.<br />

Endstation Kündigung<br />

Angstfreiheit ist das eine Mittel, maßvoller Druck<br />

ein anderes, um Leistungsverbesserung zu erzielen.<br />

Arrangieren Sie mit Low Performern besser<br />

zwei statt ein Zielvereinbarungsgespräch pro Jahr,<br />

wahlweise auch mehr. Doch auch Sie selbst sollten<br />

sich eine zeitliche Grenze setzen. Allerdings: Die<br />

Entlassung eines Low Performers will gut überlegt<br />

sein. Bei einem eventuellen Gang vors Arbeitsgericht<br />

sind Minderleistungen gegebenenfalls genau<br />

zu beweisen und zu dokumentieren, ein Vergleich<br />

mit ähnlichen Arbeitnehmern durchzuführen und<br />

der Nachweis zu erbringen, dass es keine anderen<br />

Wege als die Kündigung gibt, um Leistung und Gegenleistung<br />

in Einklang zu bringen. Kirstin Ruge<br />

kompakt<br />

Im Umgang mit Low Performern ist Fingerspitzengefühl gefragt.<br />

Oft sind es banale Führungsfehler, die zur Minderleistung führen.<br />

Diese Maßnahmen können helfen:<br />

2 Nehmen Sie sich Zeit, um z. B. <strong>im</strong> persönlichen Gespräch tabulos<br />

nach Ursachen für das Leistungstief forschen.<br />

2 Schaffen Sie eine angstfreie Atmosphäre, damit ein Low Performer<br />

sich auch traut, Ihren Führungsstil kritisieren.<br />

2 Klären Sie, ob die Gründe für die schlechte Leistung <strong>im</strong> Unternehmen<br />

oder außerhalb liegen.<br />

2 Leiten Sie aus dem Gespräch Handlungsoptionen ab: z. B. Schulungen,<br />

Nachschulungen, Mentorensysteme, Lernen durch Lehren<br />

bei unterforderten Mitarbeitern etc.<br />

2 Reflektieren Sie Ihren Führungsstil: St<strong>im</strong>mt das Mitarbeiter-<br />

Placement? Ist eine Versetzung, bzw. eine Jobrotation sinnvoll?<br />

2 Überprüfen Sie Ihre Anreizsysteme: Sehen und honorieren Sie<br />

gute Leistungen?<br />

2 Letztes Mittel Kündigung: Löst dieser Schritt das Problem, oder<br />

schafft er neue?<br />

| 1/2012<br />

29


personalmanagement<br />

Veränderungen<br />

kommunizieren,<br />

nicht ignorieren<br />

Ob Technik, Struktur oder <strong>Personal</strong> – Veränderungsprozesse<br />

wirken auf unterschiedlichste<br />

Weise. Wenn alles anders<br />

wird, gilt es Abläufe und Emotionen gleichermaßen<br />

zu managen. Eine gute Kommunikationsstrategie<br />

ist dabei sicher<br />

nicht die einzige notwendige Maßnahme,<br />

aber eine sehr zentrale.<br />

Globalisierung und unruhige Märkte zwingen Unternehmen<br />

zu einer beständigen Wandlung. Je nach Organisation<br />

und Notwendigkeit tragen diese Veränderungsprozesse<br />

unterschiedliche Gesichter. Ein Patentrezept für Changemanagement<br />

kann es deshalb nicht geben. Doch eines steht fest:<br />

Ohne Kommunikation und Einbindung der Mitarbeiter geht<br />

es kaum. Denn egal, wie die Veränderung aussieht: Die Mitarbeiter<br />

tragen sie stets mit.<br />

Ein Veränderungsprozess ist darum auch ein menschlicher<br />

Prozess. Einen Anhaltspunkt, wie Menschen Veränderungen<br />

verarbeiten, liefert die Veränderungskurve der Trauerforscherin<br />

Elisabeth Kübler-Ross. Demnach durchläuft jeder die ein-<br />

Die einzelnen Stufen <strong>im</strong> Detail<br />

Schock: Schock ist eine Erstarrung. Jetzt hilft erst einmal<br />

keine Kommunikation. Geben Sie Ihren Mitarbeitern ein<br />

paar Tage Zeit, die Information zu verarbeiten.<br />

Verneinung: Ihre Mitarbeiter verdrängen, reden sich ein,<br />

das hätte alles nichts mit ihnen zu tun; einige verfallen<br />

vielleicht sogar in Apathie. Machen Sie die Dringlichkeit<br />

der Veränderung klar, ebenso welche negativen Auswirkungen<br />

es hat, wenn es keine Änderung gibt. Verstehen<br />

Ihre Mitarbeiter den Grund, können sie die Maßnahmen<br />

leichter akzeptieren.<br />

Widerstand: Es folgen Ängste, Ärger, Befürchtungen und<br />

für so manchen Mitarbeiter schlaflose Nächte. Jetzt ist eine<br />

persönliche Kommunikation in Gruppen oder <strong>im</strong> Zweiergespräch<br />

hilfreich. Ermutigen Sie dabei Ihre Mitarbeiter<br />

auch, Fragen zu stellen und Ängste auszusprechen. Und<br />

beziehen Sie durch Gestaltungsfreiräume alle in den Veränderungsprozess<br />

ein. So schaffen Sie eine Identifikation<br />

mit der anstehenden Veränderung.<br />

Anpassung: Ihre Mitarbeiter machen erste Erfahrungen<br />

mit der neuen Situation. Jetzt geht es darum, sie zu qualifizieren<br />

und zu coachen. Kommunizieren Sie erste Erfolge.<br />

Denn es motiviert, dass die Veränderung machbar und<br />

nützlich ist. Schaffen Sie ein Forum zum Erfahrungsaustausch.<br />

Fördern Sie Kreativität und Selbstverantwortung –<br />

die meisten Menschen packen gern mit an, wenn sie mitgestalten<br />

dürfen.<br />

Akzeptanz: Jetzt geht es um Selbstvertrauen, Erfolg und<br />

Zufriedenheit. Neue Routinen und Rituale entstehen.<br />

Kommunizieren Sie den erfolgreichen Umgang mit dem<br />

Neuen, das bestärkt. Kommunizieren Sie auch eventuelle<br />

neue Leistungskriterien, Belohnungssysteme, Jobbeschreibungen<br />

und Ziele, das schafft Klarheit und Sicherheit.<br />

30<br />

| 1/2012


Sicherheit <strong>im</strong><br />

Bewerbermanagement.<br />

Bei uns zertifiziert!<br />

zelnen Stufen Schock, Verneinung, Widerstand, Anpassung<br />

und Akzeptanz. Diesen fünf Stufen können Sie mit Kommunikation<br />

begegnen und so Ihre Mitarbeiter ins Boot holen. Nutzen<br />

Sie die Veränderungskurve als eine grobe Richtlinie für<br />

Ihre Kommunikationsstrategie <strong>im</strong> Changemanagement. Denn<br />

mit Mitarbeitern, die sich in der Verneinung oder <strong>im</strong> Widerstand<br />

befinden, können Sie nicht viel anfangen. Ebenso wenig<br />

mit Mitarbeitern, die mit einer inneren Kündigung oder wildem<br />

Aktionismus auf die Veränderung reagieren.<br />

Daneben gilt für den gesamten Prozess der Veränderung: Informieren<br />

Sie Ihre Mitarbeiter rechtzeitig, umfassend und<br />

entschlossen, bevor die Gerüchteküche überkocht. Denn<br />

kommt die Information zu spät, fühlen sich Ihre Mitarbeiter<br />

vor den Kopf gestoßen.<br />

Fällt die Information zu mager aus, fühlen sich Ihre Mitarbeiter<br />

ausgeschlossen. Schaffen Sie daher durch Versammlungen<br />

einen stetigen Informationsfluss zwischen Kopf und Basis.<br />

Geben Sie Ihren Mitarbeitern in diesem Rahmen die Möglichkeit,<br />

Fragen zu stellen. Sie selbst können so auf breiter Basis<br />

Verunsicherungen entgegenwirken. Vermitteln Sie verständlich<br />

und klar, warum es die Veränderung gibt, beziehungsweise<br />

wozu der nächste Schritt <strong>im</strong> Prozess nötig ist. Machen<br />

Sie Ihren Mitarbeitern den Nutzen deutlich.<br />

Vergessen Sie dabei nicht Lob und Anerkennung, wenn es gut<br />

voran geht. Das motiviert, vermittelt Sicherheit und hilft, den<br />

Umbruch zu meistern. <br />

Ulrike-Johanna Badorrek<br />

Sie suchen ein Bewerbermanagement mit höchster<br />

Qualität und Kundenzufriedenheit, das zusätzlich die<br />

Anforderungen des Bundesdatenschutzgesetzes an die<br />

Sicherheit Ihrer Recruiting-Prozesse erfüllt?<br />

Willkommen bei d.vinci!<br />

Mit der Zertifizierung nach ISO 9001, ISO 27001 und<br />

BSI-IT-Grundschutz übern<strong>im</strong>mt d.vinci die<br />

Vorreiterrolle <strong>im</strong> Markt für Bewerbermanagement-Software.<br />

Als bislang einziger Anbieter in unserem Segment können wir<br />

Ihnen die Sicherheit der persönlichen Bewerberdaten <strong>im</strong> gesamten<br />

Recruiting-Prozess nicht nur versprechen, sondern nachweislich<br />

und TÜV-zertifiziert belegen.<br />

Damit stellen wir uns den hohen Anforderungen unserer Kunden<br />

und setzen Maßstäbe für die Zukunft – auch für Sie!<br />

| 1/2012<br />

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Ein Unternehmen der delphi Management GmbH


organisation | news<br />

Mittelstand tastet sich<br />

an Social Media heran<br />

Über den Umgang mit Twitter, Facebook<br />

und anderen sozialen Netzen<br />

herrscht in vielen mittelständischen<br />

Unternehmen Unsicherheit.<br />

Das auf zwei Jahre ausgelegtes Forschungsprojekt<br />

„Expedition Unternehmen<br />

– Social Media <strong>im</strong> Mittelstand“<br />

soll Abhilfe schaffen. Im Rahmen der<br />

Auftaktveranstaltung der vom Bundeswirtschaftsministerium<br />

geförderten<br />

Workshop-Reihe, bei der rund 100<br />

Teilnehmer aus Mittelstand und Kommunikationsbranche<br />

zusammenkamen,<br />

wurde zunächst der Status Quo<br />

festgestellt. Ergebnis: In<br />

vielen Firmen fehlt eine<br />

Strategie, die die Chancen<br />

und Risiken sozialer Netze<br />

vor dem Hintergrund der<br />

Unternehmensziele festlegt.<br />

Gewerkschaftsvertreter<br />

warnen zudem vor dem drohenden<br />

Zeitverlust, der mit einer Pflicht<br />

zum sozialen Netzwerken einhergehen<br />

könnte. Unterdessen neigt das auf<br />

Technologie spezialisierte amerikanische<br />

Marktforschungsunternehmen<br />

Gartner <strong>im</strong> Blick auf global operierende<br />

Konzerne zu Opt<strong>im</strong>ismus: Seiner Einschätzung<br />

nach werden in zwei Jahren<br />

nur noch 30 Prozent der Konzerne<br />

Vorbehalte gegen Social Media hegen.<br />

Im Jahr 2010 hatte noch die Hälfte der<br />

befragten Konzerne gegen Twitter,<br />

Facebook und Co. argumentiert. kr<br />

Anerkennung <strong>im</strong> Beruf senkt Risiko von Burnout<br />

Prof. Dr. Ralf Haubl<br />

Wissenschaftler der Universität Frankfurt,<br />

des Sigmund-Freud-Instituts in<br />

Frankfurt und der Technischen Universität<br />

Chemnitz haben 900 Supervisoren,<br />

die in Krankenhäusern oder<br />

Schulen arbeiten, nach Vermeidungsstrategien<br />

gegenüber chronischer<br />

Erschöpfung befragt. Sozialpsychologe<br />

und Studienleiter Prof. Dr. Ralf<br />

Haubl: „Wichtig ist vor allem die soziale<br />

Anerkennung, die Menschen für<br />

ihren Arbeitseinsatz erhalten.“ Der<br />

Glaube, dauerhaft überforderte Mitarbeiter<br />

würden gegenüber ihrer Arbeit<br />

zwangsläufig gleichgültig, sei falsch.<br />

Haubl: „Die Regel sind Beschäftigte, die<br />

darunter leiden, wenn sie aufgrund des<br />

herrschenden ökonomischen Effizienzdrucks<br />

gezwungen sind, Qualitätsstandards<br />

zu verletzen.“ kr<br />

Die wichtigsten Stressfaktoren am Arbeitsplatz<br />

Je mehr Überstunden, desto größer<br />

der Stress: Laut Umfrage des Deutschen<br />

Gewerkschaftsbundes (DGB)<br />

„Gute Arbeit“, bei der 6083 Beschäftigte<br />

aus mehr als einem Dutzend Branchen<br />

befragt wurden, macht jeder<br />

fünfte Arbeitnehmer wegen wachsender<br />

Arbeitsbelastung mindestens<br />

zehn Überstunden pro Woche. Mehr<br />

als die Hälfte der Befragten fühlen sich<br />

dadurch erheblich gestresst – parallel<br />

zur Überstundenmenge. Auch der<br />

Zwang, in der Freizeit stets verfügbar<br />

sein zu müssen, stresst Arbeitnehmer.<br />

Weitere belastende Faktoren: Fast jeder<br />

Siebte arbeitet häufig und unbezahlt in<br />

der Freizeit. 49 Prozent gaben an, <strong>im</strong><br />

Jahr 2011 trotz Krankheitsgefühls mindestens<br />

zwe<strong>im</strong>al zur Arbeit gegangen<br />

zu sein. kr<br />

32<br />

| 1/2012


organisation | news<br />

Im Trend: Metrosexueller Führungsstil<br />

Das Adjektiv „metrosexuell“ ist eine<br />

Erfindung der 90er Jahre und bezeichnet<br />

heterosexuelle Männer, die sich für<br />

typisch weibliche Themen wie Mode,<br />

Ernährung, Kunst und Familie interessieren.<br />

Martin Raymond, Mitgründer<br />

der britischen Trendagentur Future<br />

Laboratory, sieht jetzt den metrosexuellen<br />

Führungsstil, eine Mischung aus<br />

männlicher und weiblicher Herangehensweise,<br />

<strong>im</strong> Aufwind. Als weiblich<br />

werden dabei die Intensität der Beziehungspflege<br />

und das Austarieren zwischen<br />

Arbeit und Leben definiert. Kombiniert<br />

mit männlichen Attributen wie<br />

Durchsetzungswille, Entscheidungsfreude<br />

und Beharrlichkeit<br />

gilt der metrosexuelle<br />

Führungsstil<br />

auch für Männer<br />

zunehmend als attraktiver,<br />

weil effektiver Mittelweg<br />

zwischen männlich<br />

und weiblich. kr<br />

<strong>Personal</strong>controlling: Datenfriedhöfe vermeiden<br />

Eine zukunftsorientierte <strong>Personal</strong>planung<br />

kann einem Unternehmen Wettbewerbsvorteile<br />

verschaffen. Doch wer<br />

nicht die richtigen Fragen stellt, generiert<br />

selbst mit dem besten Programm<br />

nur Datenfriedhöfe. Gleichwohl gestatten<br />

es IT-Funktionaliäten <strong>im</strong> Bereich<br />

der Predictive Analytics, aus Regelmäßigkeiten<br />

der Vergangenheit eine<br />

passgenaue <strong>Personal</strong>planung für die<br />

Zukunft abzuleiten.<br />

Geschulte <strong>Personal</strong>controller legen<br />

jedoch niemals pauschalisierte Daten<br />

zugrunde, sondern differenzieren z. B.<br />

die Fluktuationsrate der Austritte nach<br />

Alter, Tätigkeiten oder Region. Entsprechend<br />

differenziert fällt <strong>im</strong> Endeffekt<br />

die Planung aus. kr<br />

Schwache Azubis stärken<br />

Je individueller das Incentive, desto besser<br />

Selbst der schwächste Azubi hat Stärken:<br />

Dabei kann es sich um kommunikative<br />

Fähigkeiten, eine technische<br />

Begabung oder Talent <strong>im</strong> Sozialverhalten<br />

handeln. Erkennt und wertschätzt<br />

der Ausbilder sie, ist dies oft der erste<br />

Schritt für bessere Leistungen. Wer<br />

überdies einen genaueren Blick auf die<br />

Schwächen des Azubis wagt, kann bei<br />

der Agentur für Arbeit „ausbildungsbegleitende<br />

Hilfen“ und damit eine<br />

gezielte Förderung in Anspruch nehmen.<br />

Ein kleiner, aber feiner Ansporn<br />

ist überdies, das Bestehen der Probezeit<br />

mit einem kleinen Geschenk feierlich<br />

zu zelebrieren. Auch ein regelmäßiger<br />

gemeinsamer Blick auf den Ausbildungsrahmenplan<br />

motiviert schwache<br />

Azubis zuverlässig. kr<br />

Der Nutzen von Mitarbeiterincentives<br />

zur Steigerung des Umsatzes, der Motivation<br />

und der Loyalität ist unbestritten.<br />

Jetzt ergab eine aktuelle Studie der<br />

Vok Dams Gruppe, an der sich 58 deutsche<br />

Unternehmen beteiligten, dass<br />

konstante Incentivierungsprogramme,<br />

die über einen längeren Zeitraum laufen,<br />

besonders wirkungsvoll sind. Die<br />

meisten der befragten Unternehmen<br />

präferieren ferner Incentives, die individuell<br />

auf den einzelnen Mitarbeiter<br />

zugeschnitten sind. Pro Incentive gaben<br />

86 Prozent der Befragten über 300 Euro<br />

aus, 92 Prozent vergaben Incentives,<br />

die sich bereits in der Vergangenheit<br />

bewährt hatten, 38 Prozent beziehen<br />

den Mitarbeiter bei der Wahl des Incentives<br />

mit ein. kr<br />

Kurzurlaube und Fitnessprogramme sollen<br />

die Mitarbeitermotivaton ankurbeln.<br />

| 1/2012<br />

33


organisation<br />

Kalte Tipps<br />

für heiße Tage<br />

Der Sommer ist eine der schönsten Jahreszeiten. Es sei denn, man sitzt <strong>im</strong><br />

Büro und kann vor Hitze keinen klaren Gedanken fassen. Unterstützen Sie<br />

Ihre Mitarbeiter, damit die Arbeit an heißen Tagen nicht zur Belastung wird.<br />

Viele Mitarbeiter fragen sich jedes Jahr bei hohen<br />

Außentemperaturen: Gibt es eigentlich ab<br />

einer gewissen Temperatur hitzefrei? Ist mein Arbeitgeber<br />

verpflichtet, am Arbeitsplatz für eine gewisse<br />

Abkühlung zu sorgen? Und muss ich mich<br />

auch bei hohen Temperaturen an die Kleiderordnung<br />

des Unternehmens halten?<br />

Die Rechtslage ist für Sie eindeutig, denn das Bürgerliche<br />

Gesetzbuch verpflichtet Arbeitgeber, Arbeitsräume<br />

so zu gestalten, dass Mitarbeiter „gegen<br />

Gefahr für Leben und Gesundheit soweit geschützt<br />

sind, als es die Natur der Dienstleistung gestattet“.<br />

Ferner verlangt die Arbeitsstättenverordnung<br />

am Arbeitsplatz eine „gesundheitlich zuträgliche<br />

Raumtemperatur“. Konkrete Angaben, was darunter<br />

zu verstehen ist, machen die Gesetze allerdings<br />

nicht. Nur die ausführende Arbeitsstätten-<br />

Richtlinie (ASR) nennt bei den Temperaturen eine<br />

das können ihre mitarbeiter für sich selbst tun:<br />

2 Auf schwere, fettige Kost verzichten.<br />

2 Ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen.<br />

2 Sich regelmäßig runterkühlen (z.B. Handgelenke mit Wasser<br />

abkühlen, gekühltes Obst essen oder an sehr heißen Tagen die<br />

Füße in einem E<strong>im</strong>er mit kaltem Wasser abkühlen).<br />

2 Atmungsaktive Kleidung tragen.<br />

schwammige Obergrenze: „Die Lufttemperatur<br />

in Arbeitsräumen soll plus 26° Celsius nicht überschreiten.<br />

Bei darüber liegender Außentemperatur<br />

darf in Ausnahmefällen die Lufttemperatur höher<br />

sein.“ Wer jetzt daran denkt, auf Durchzug zu<br />

schalten, wird ebenfalls enttäuscht. Denn die ASR<br />

fordert auch, Zugluft zu vermeiden – sei es durch<br />

geöffnete Räume oder Kl<strong>im</strong>aanlagen.<br />

Mitarbeiter können aus arbeitsrechtlicher Sicht<br />

diese Raumtemperatur jedoch nicht durchsetzen,<br />

da sie lediglich als Sollwert zu verstehen ist. Daher<br />

können Arbeitnehmer bei einer höheren Raumtemperatur<br />

auch nicht ihre Arbeitsleistung verweigern<br />

und sich beispielsweise selbst beurlauben.<br />

Best<strong>im</strong>mte Personengruppen wie schwangere Mitarbeiterinnen<br />

oder stillende Mütter können allerdings<br />

auf strengere Regeln pochen. Voraussetzung:<br />

Sie weisen ein ärztliches Attest vor, das die Einhaltung<br />

best<strong>im</strong>mter Raumtemperaturen fordert. Können<br />

Sie dies nicht gewährleisten, hat diese Personengruppe<br />

einen Anspruch auf eine Beschäftigung<br />

an einem anderen, kühleren Ort oder sogar auf<br />

eine Freistellung.<br />

Eindeutiger sind die Vorschriften be<strong>im</strong> Thema Sonnenlicht.<br />

Hier verlangt die ASR wirksame Schutzvorkehrungen<br />

gegen direkte Sonneneinstrahlung.<br />

Fenster, Oberlichter oder Glaswände sind dement-<br />

34<br />

| 1/2012


das sollten sie für ihre mitarbeiter tun:<br />

2 In den frühen Morgenstunden lüften und anschließend Räume<br />

mit einem Sonnenschutz vor der Hitze schützen.<br />

2 Nicht benutzte Geräte ausschalten.<br />

2 Verlagerung der Arbeitszeit in kühlere Stunden.<br />

2 Zusätzliche Pausen genehmigen.<br />

2 Die Arbeitszeit vorübergehend verkürzen (z. B. Überstunden abbummeln,<br />

Betriebsferien).<br />

2 Das Arbeitstempo herunterfahren.<br />

2 Kostenlose Getränke zur Verfügung stellen.<br />

2 Ventilatoren oder Raumluftbefeuchter aufstellen.<br />

2 Die Kleiderordnung lockern.<br />

Besonders belastet sind Mitarbeiter, die <strong>im</strong> Freien arbeiten müssen.<br />

Denn neben der Hitze stellen UV-Strahlen sowie die Ozonbelastung<br />

eine weitere Anstrengung für den Körper dar. Haben Ihre Mitarbeiter<br />

Anzeichen von Hitzeerkrankungen (z.B. Schwäche, Schwindel,<br />

Übelkeit), müssen Sie sofort reagieren.<br />

sprechend zu präparieren. Und auch der Betriebsrat<br />

hat hier ein Mitbest<strong>im</strong>mungsrecht. Allerdings<br />

können Sie solche wirksamen Schutzvorkehrungen<br />

auch von dem Vermieter Ihrer Betriebsräume<br />

rechtlich einfordern.<br />

Ungeachtet Ihrer rechtlichen Verpflichtungen sollten<br />

Sie gewisse Vorkehrungen und Sonderregelungen<br />

für heiße Arbeitstage treffen. Denn es sollte<br />

auch in Ihrem Interesse sein, die Motivation und<br />

Leistungsbereitschaft Ihrer Mitarbeiter trotz Hitze<br />

zu erhalten. Die aktuelle Studie „Hitzebeanspruchung<br />

und Leistungsfähigkeit in Büroräumen bei<br />

erhöhten Außentemperaturen (HESO)“ von der<br />

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin<br />

(BAuA) zeigt, wie Arbeitgeber und -nehmer das<br />

Wohlbefinden selbst an heißen Sommertagen erhalten<br />

können (siehe Kästen). Sabine Hockling<br />

Bei Temperaturen von über 25° Celsius <strong>im</strong> Schatten sollten Sie:<br />

2 Ihre Mitarbeiter über die Gefahren informieren.<br />

2 Sie davor schützen (z.B. geeignete Kopfbedeckungen, Sonnenbrillen<br />

mit UV-Filter, Sonnenschutzcremes mit hohem Lichtschutzfaktor<br />

sowie leichte Kleidung zur Verfügung stellen, die vor der<br />

Sonne schützt und die Verdunstung von Schweiß gewährleistet).<br />

2 Die Umgebungsbedingungen beobachten, das Befinden Ihrer Mitarbeiter<br />

kontrollieren sowie für schattige Pausenplätze und ausreichend<br />

kalte Getränke sorgen.<br />

Bei Temperaturen über 30° Celsius <strong>im</strong> Schatten:<br />

2 Sind Arbeiten nicht zu vermeiden oder können nicht verschoben<br />

werden, sind künstliche Beschattungen (z.B. Sonnensegel und<br />

-dächer) sinnvoll.<br />

2 Die Arbeitszeiten anpassen, indem sehr früh oder spät mit der<br />

Arbeit begonnen wird. Achten Sie hier aber darauf, dass zwischen<br />

Arbeitsende und -beginn mindestens elf Stunden liegen<br />

müssen.<br />

2 Stündlich Pausen von etwa fünf Minuten an einem schattigen Ort.<br />

2 Sind Schutzausrüstungen zu tragen, die die Körpertemperatur<br />

noch weiter steigern können, sollte eine zweite Person zur Überwachung<br />

eingesetzt werden<br />

qr-code<br />

Weitere Informationen<br />

bietet die BAuA<br />

online unter:<br />

http://url.ie/f9va<br />

Bei Temperaturen über 35° Celsius <strong>im</strong> Schatten bzw. schwülem<br />

Kl<strong>im</strong>a über 32° Celsius und hoher Luftfeuchtigkeit von über 75<br />

Prozent:<br />

2 Schwere Arbeiten auf das absolut Notwendige reduzieren.<br />

2 Kontrollieren, dass Mitarbeiter zwei- bis dre<strong>im</strong>al pro Stunde<br />

mindestens 300 Milliliter bis einem halben Liter Wasser trinken.<br />

2 Stündlich Pausen von etwa 15 Minuten an einem schattigen Ort.<br />

| 1/2012<br />

35


organisation<br />

Ich – einfach<br />

unverbesserlich!<br />

Manchen Menschen öffnen sich alle Türen. Woran liegt das? Ein<br />

Grund ist sicher ihr Selbstmarketing. Sie verstehen es, sich ins<br />

richtige Licht zu setzen. Ein gutes, aber kein gehe<strong>im</strong>es Rezept –<br />

auch Sie können das.<br />

Selbstmarketing ist für jeden wichtig, beruflich und privat.<br />

Sind Sie sich sicher, dass Ihre Vorgesetzten wissen, was<br />

Sie wirklich können? Werden Sie bei der Vergabe von Projekten<br />

berücksichtig? Ernst genommen? Es reicht nicht, gute Arbeit<br />

zu leisten, um erfolgreich zu sein. Es geht auch <strong>im</strong>mer um<br />

die „Marke Ich“. Das liegt daran, dass Menschen nicht nichtkommunizieren<br />

können. Was <strong>im</strong>mer Sie sind oder tun, es ist<br />

eine Art Werbung. Die Frage ist nur, ob die vermittelte Botschaft<br />

hilft oder schadet. Deshalb lautet das Rezept für mehr<br />

Erfolg <strong>im</strong> Leben: Selbstmarketing. Und das ist vor allem eine<br />

persönliche Angelegenheit, denn es geht um Sie, um Ihr „Ich“,<br />

um Psychologie und Strategie. Ein Artikel kann dieses Thema<br />

sicher nur anreißen. Deshalb sollten Sie das Folgende als<br />

Stichwort betrachten, wie Sie mit der „Marke Ich“ arbeiten<br />

und jonglieren können.<br />

Die Standortbest<strong>im</strong>mung<br />

Gutes Selbstmarketing basiert auf einer ehrlichen Standortanalyse.<br />

Wer sind Sie und wo stehen Sie? Was ist Ihre Kernkompetenz?<br />

Fragen Sie sich: Was kann ich gut? Wann wenden<br />

sich andere an mich? Bin ich introvertiert oder extrovertiert?<br />

Zahlenmensch oder Sprachmensch? Generalist oder Spezialist?<br />

Charismatischer Führer, strategischer Manager oder<br />

Fachkraft? Und was erwarte ich sowohl beruflich als auch privat<br />

von meinem Leben?<br />

Das sind Fragen, die sich Menschen meistens in einer Krise<br />

stellen. Einfacher zu beantworten sind sie natürlich vor der<br />

Krise. Nehmen Sie sich ein paar Tage Zeit. Schreiben Sie alles<br />

auf. Seien Sie ehrlich, sonst steuern Sie in die falsche Richtung.<br />

Es ist nicht leicht, sich selbst zu kennen, zwischen den<br />

Ansprüchen anderer und den eigenen Wünschen zu unterscheiden.<br />

Im Zweifel hilft ein Coach.<br />

Das Ziel benennen<br />

Haben Sie Ihre Kernkompetenz umrissen, definieren Sie das<br />

Ziel, den Motor, der Sie vorwärtstreibt. Was möchten und<br />

können Sie mit Ihren Stärken leisten? Welche Rolle möchten<br />

Sie spielen? Bedenken Sie: Wer überall mitmischt, macht<br />

nichts richtig. Konzentrieren Sie sich bei der Wahl der Rolle<br />

auf Ihre Kernkompetenz. Stecken Sie sich ein machbares Ziel.<br />

36<br />

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uchtipps<br />

„Die Kunst der Selbstvermarktung, So verkaufen Sie<br />

sich besser“ von Catherin Kaputa, ambition Verlag<br />

„Wie gut ist mein Ruf?, Die besten Strategien für eine<br />

gute Reputation“ von Bernhard Bauhofer, Michael Neubert,<br />

GABAL Verlag<br />

aber auch die Form (Kleidung, M<strong>im</strong>ik, Gestik, Sprache, Social<br />

Media). Wie treten Sie auf? Wie drücken Sie sich aus? Was<br />

steht <strong>im</strong> Internet über Sie? Sind Sie eher der Kreative in Jeans<br />

und Blazer? Oder der organisationsstarke Assistent <strong>im</strong> perfekten<br />

Anzug? Und keine Angst: Wie auch <strong>im</strong>mer Sie sind, Sie<br />

können etwas daraus machen. Auch mit einer leisen St<strong>im</strong>me<br />

können Sie Erfolg haben – solange die „Marke Ich“ überzeugt.<br />

Sie sind ein guter Stratege? Dann trumpfen Sie mit Ihren strategischen<br />

Lösungen auf. Bewerben Sie sich für Projekte, bei<br />

denen Sie dies beweisen können. Betonen Sie diese Kernkompetenz<br />

<strong>im</strong> echten und virtuellen Leben.<br />

Selbstbild und Fremdbild abgleichen<br />

Ihr guter Ruf ergibt sich aus zwei Faktoren: Erwartung und<br />

Erfüllung. Um die Erwartungen anderer opt<strong>im</strong>al erfüllen zu<br />

können, müssen Sie genau kommunizieren, wer Sie sind. Erwartungen<br />

entspringen <strong>im</strong>mer dem Fremdbild, also dem Bild,<br />

das andere von Ihnen haben. Deshalb sollte dieses möglichst<br />

nahe an Ihrem Selbstbild sein, dem Bild, das Sie selbst von<br />

sich haben. Beides weicht <strong>im</strong>mer ein bisschen voneinander ab,<br />

doch jede Abweichung ist wertvoll, gibt sie doch einen Hinweis,<br />

wo Sie sich deutlicher darstellen sollten, wo es Missverständnisse<br />

zwischen Ihnen und anderen gibt. Befragen Sie zur<br />

Ermittlung von Fremdbild und Selbstbild Menschen, denen<br />

Sie vertrauen. Wie schätzen diese Sie ein? Wie beurteilen sie<br />

Ihren Kleidungsstil? Ihre Kommunikation? Welchen beruflichen<br />

Weg schlagen sie vor? Aber Achtung: Nicht diskutieren,<br />

sondern nur notieren.<br />

Zeigen Sie, wer Sie sind<br />

Aus Kernkompetenz, Ziel, Fremd- und Selbstbild ergibt sich<br />

Ihr Selbstmarketing. St<strong>im</strong>men Sie alles darauf ab: alle Inhalte,<br />

Werden Sie unverwechselbar<br />

Und nun zur Kür: Was macht Sie einzigartig? Vielleicht die Art<br />

Ihrer Strategien, die besonders kreativ sind? Das ist das Tüpfelchen<br />

auf dem „i“ von „Ich“, das Sahnehäubchen, die Kirsche<br />

oder die Kaffeebohne – je nachdem, wie Ihre Eigenmarke<br />

aussieht. Dieses i-Tüpfelchen sollte überall durchblitzen, bei<br />

Ihrer Kleidung genauso wie in Gesprächen. Das i-Tüpfelchen<br />

ist Ihr Markenzeichen: Sie sind nicht irgendein Stratege, sondern<br />

der kreative Stratege. Vermitteln Sie das, werden Menschen<br />

mit entsprechenden Erwartungen auf Sie zukommen.<br />

Und erfüllen Sie ihre Erwartungen, stärken Sie damit automatisch<br />

Ihre Eigenmarke. Ulrike-Johanna Badorrek<br />

kompakt<br />

Kommunikation ist zentral für die „Marke Ich“.<br />

Kommunizieren Sie deshalb:<br />

2 <strong>im</strong>mer mit Blick auf Ihre Kernkompetenz.<br />

2 ehrlich und authentisch.<br />

2 Ihre Erfolge und Niederlagen.<br />

2 überall gleich: am Arbeitsplatz, privat, <strong>im</strong> Internet,<br />

bei Twitter & Co.<br />

2 mit Ihrem gesamten Auftritt: von der Kleidung bis<br />

zum Haarschnitt und zur Website.<br />

| 1/2012<br />

37


organisation<br />

So ermitteln Sie den Nutzen<br />

Ihrer Weiterbildungsmaßnahmen<br />

Die schnelle technologische Entwicklung macht es notwendig, dass Mitarbeiter sich regelmäßig weiterbilden.<br />

Nachdem Sie Ihren Bildungsbedarf ermittelt und die Arbeitnehmer die Weiterbildungsmaßnahme absolviert<br />

haben, steht in der Regel der Kassensturz an: Welchen Nutzen hat diese Weiterbildungsmaßnahme für den<br />

Unternehmenserfolg?<br />

Laut einer Studie des Instituts der deutschen<br />

Wirtschaft Köln (IW) investierten Mitarbeiter<br />

<strong>im</strong> Jahr 2010 fast zehn Stunden Freizeit in Seminare<br />

und Workshops, um sich weiter zu qualifizieren.<br />

Die Stunden, die Mitarbeiter außerhalb ihrer Tätigkeit<br />

für die Weiterbildung investierten, verdoppelten<br />

sich <strong>im</strong> Vergleich zu 2007 gar.<br />

„Deutlich mehr Beschäftigte als früher konnten ihr<br />

Wissen erweitern, und sie tun es häufiger und länger<br />

als zuvor“, sagt Michael Hüther, Direktor des<br />

IW. Laut der Untersuchung boten mehr als 80 Prozent<br />

aller deutschen Unternehmen ihren Arbeitnehmern<br />

in den letzten vier Jahren die Möglichkeit,<br />

sich weiterzubilden.<br />

Die Ursache für den höheren Freizeitaufwand sehen<br />

die Forscher in der Finanzkrise. Unternehmen und<br />

Mitarbeiter hätten aus der Krise eine Chance für<br />

die Weiterbildung gemacht. Dabei investierten Arbeitnehmer<br />

ihre gestiegene Zeit, die beispielsweise<br />

durch Kurzarbeit oder Überstundenabbau entstand,<br />

um ihre eigene Qualifikation zu verbessern.<br />

Der Erfinder und Unternehmer Benjamin Franklin<br />

(1706-1790) war sich bereits seinerzeit darüber <strong>im</strong><br />

Klaren: „Eine Investition in Wissen bringt noch <strong>im</strong>mer<br />

die besten Zinsen.“ Viele Unternehmen wissen<br />

um die Notwendigkeit von Weiterbildungsmaßnahmen<br />

und kennen auch die Kosten dafür, nicht<br />

aber die erhaltenen „Zinsen“ für diese Investition.<br />

Dauerbrenner Bildungscontrolling<br />

Das vor allem in den 70er Jahren in den USA entwickelte<br />

Thema Bildungscontrolling ist nach einer<br />

Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB)<br />

ein Dauerbrenner in der <strong>Personal</strong>arbeit. Durchgeführt<br />

wird es allerdings höchstens in etwa 50 Prozent<br />

der deutschen Unternehmen, auch konzentriert<br />

es sich dann meist auf die Kostenerfassung.<br />

Die Nutzenerfassung und der Transfer des Erlernten<br />

werden selten erfasst.<br />

Investieren Sie in die Weiterbildungskontrolle,<br />

denn mit einer<br />

effizienten Überprüfung und Erfolgsmessung<br />

wird der Beitrag<br />

betrieblicher Weiterbildung zum<br />

Unternehmenserfolg aufgezeigt.<br />

So erhöhen Sie die Akzeptanz für<br />

Weiterbildungsinvestitionen <strong>im</strong><br />

Unternehmen, und die <strong>Personal</strong>entwicklung<br />

wird so wirkungsvoller<br />

eingesetzt.<br />

Zur konkreten Messung von Weiterbildungsmaßnahmen<br />

können<br />

Sie das von dem Wissenschaftler<br />

Donald L. Kirkpatrick 1959 entwickelte Modell zur<br />

sachgerechten Beurteilung von Weiterbildungsmaßnahmen<br />

heranziehen. Demnach erfolgt die<br />

Messung in vier Stufen:<br />

Donald L. Kirkpatrick,<br />

Experte für<br />

die Evaluierung von<br />

Bildungsprozessen<br />

38<br />

| 1/2012


Mitarbeiter werden häufiger und länger weitergebildet<br />

Teilnehmerfälle Veranstaltungen Stundenumfang<br />

2007 2010 2007 2010 2007 2010<br />

Eigene Lehrveranstaltungen 92,1 116,3 15,3 23,1 9,0 12,7<br />

Externe Lehrveranstaltungen 34,2 44,6 19,5 20,7 9,2 12,1<br />

Informationsveranstaltungen 79,6 65,7 18,9 18,4 3,8 4,6<br />

Veranstaltungen insgesamt 205,9 226,6 53,8 62,2 21,9 29,4<br />

Anzahl der Teilnehmerfälle und Veranstaltungen je 100 Mitarbeiter sowie Stundenumfang je Mitarbeiter (inkl. Auszubildende)<br />

in allen Unternehmen (weiterbildungsaktive und nicht weiterbildungsaktive); Rundungsdifferenzen<br />

quelle: iw-weiterbildungserhebung 2011; befragung bei 2.254 unternehmen<br />

1. Stufe: Zufriedenheitserfolg<br />

Lassen Sie Ihre Mitarbeiter direkt nach der Weiterbildungsmaßnahme<br />

die Trainingsinhalte, Methodenvielfalt,<br />

Relevanz, Arbeitsmaterial sowie die<br />

Rahmenbedingungen bewerten. Dies kann anhand<br />

von Feedback-Formularen erfolgen: Wie viele positive<br />

Rückmeldungen gibt es? Wie sieht die Abbruchsquote<br />

bei aufeinander folgenden Weiterbildungsmaßnahmen<br />

aus?<br />

2. Stufe: Lernerfolg<br />

Was Ihre Mitarbeiter bei der Weiterbildungsmaßnahme<br />

gelernt haben, können Sie anhand von<br />

Tests oder Probearbeiten ermitteln. Dabei ist es<br />

sinnvoll, diese Messungen vor und nach der Weiterbildungsmaßnahme<br />

durchzuführen. So erkennen<br />

Sie den Kompetenzzuwachs Ihrer Mitarbeiter.<br />

3. Stufe: Transfererfolg<br />

Der Transfererfolg ist in der Praxis nicht leicht zu<br />

ermitteln, da Veränderungen nicht <strong>im</strong>mer sofort<br />

eintreten. Best<strong>im</strong>men Sie die D<strong>im</strong>ension der Veränderungen,<br />

indem Sie prüfen, was konkret <strong>im</strong><br />

Arbeitsalltag umgesetzt wird. Regelmäßige Mitarbeitergespräche<br />

und Supervision <strong>im</strong> Team sind<br />

hier geeignete Methoden, mit denen Sie feststellen<br />

können, ob und wie Weiterbildungsinhalte von Ihren<br />

Mitarbeitern umgesetzt werden.<br />

4. Stufe: Unternehmenserfolg<br />

Leider können Sie nicht <strong>im</strong>mer einen Zusammenhang<br />

zwischen den Weiterbildungsmaßnahmen und dem<br />

Geschäftserfolg herstellen. Messen Sie daher unter anderem<br />

die Steigerung der Umsatzzahlen nach einem<br />

Verkaufstraining, die Verbesserung der Durchlaufzeit<br />

in der Produktion oder bei Arbeitsprozessen, die Senkung<br />

der Ausschussquote oder auch die Verbesserung<br />

der Kundenzufriedenheit. Beate Bieniek<br />

kompakt<br />

2 Investitionen in die Weiterbildungskontrolle<br />

rechnen sich, denn sie zeigen den<br />

Beitrag einer Bildungsmaßnahme am Unternehmenserfolg.<br />

Und das erhöht in der<br />

Regel die Akzeptanz <strong>im</strong> Unternehmen.<br />

2 Mit dem von Donald L. Kirkpatrick entwickelten<br />

Modell zur sachgerechten Beurteilung<br />

von Weiterbildungsmaßnahmen<br />

erfolgt die Messung der Bildungsmaßnahmen<br />

in vier Stufen: Zufriedenheitserfolg,<br />

Lernerfolg, Transfererfolg und Unternehmenserfolg.<br />

2 Best<strong>im</strong>men Sie die Ziele Ihrer Weiterbildungsmaßnahme<br />

<strong>im</strong> Vorfeld so präzise wie<br />

möglich, denn nur so lässt sich auch feststellen,<br />

was am Ende dabei rauskommt.<br />

| 1/2012<br />

39


organisation<br />

Frühzeitige Starthilfe<br />

für Ihre Azubis<br />

Im August und September ist es wieder so weit: Die neuen Auszubildenden wechseln „von der Schul- an die<br />

Werkbank“. Als Ausbildungsbetrieb sollten Sie schon jetzt die Weichen stellen, damit sich die jungen Mitarbeiter<br />

frühzeitig auf ihren Start vorbereiten und so die von Ihnen erwartete Leistung zeigen können.<br />

Ausbildungsabteilungen rechtzeitig vorbereiten<br />

Sinnvoll ist, wenn Sie etwa vier Wochen vor Ausbildungsbeginn<br />

Ihren neuen Azubis wichtige Informationen<br />

wie Datenschutzerklärungen und<br />

Unternehmensleitfäden sowie wichtige Informationen<br />

zu ihren Rechten und Pflichten per Post zuschicken.<br />

Denn eine frühzeitige Aufklärung ist für<br />

neue Auszubildende generell zur Orientierung hilfreich<br />

und notwendig.<br />

Denken Sie darüber hinaus auch an Organisatorisches.<br />

Das betrifft vor allem das Einrichten der Arbeitsplätze.<br />

Denn wenn nichts fehlt, sorgt das für<br />

einen reibungslosen Start in die Ausbildung. Vor<br />

allem aber fühlen sich Ihre neuen Azubis so in Ihrem<br />

Betrieb willkommen. Lassen Sie sie spüren:<br />

Man hat sie erwartet.<br />

Für die Kollegen und Ausbilder der Abteilungen, in<br />

denen Sie Ihre neuen Azubis einsetzen, gilt gerade<br />

in den ersten Wochen der Ausbildung: Fingerspitzengefühl<br />

an den Tag legen und Verständnis für die<br />

neue und unbekannte Lebensphase der jungen Arbeitnehmer<br />

aufbringen.<br />

Der perfekte erste Tag<br />

Der erste Ausbildungstag ist für Azubis meist mit<br />

gemischten Gefühlen verbunden. Sorgen Sie daher<br />

dafür, dass dieser Tag perfekt organisiert ist<br />

und auch die nötige Portion Menschlichkeit nicht<br />

vermissen lässt. Das beginnt be<strong>im</strong> Pförtner bzw.<br />

Empfang, wo Ihre neuen Azubis erwartet werden<br />

– selbstverständlich mit einer Namensliste und einem<br />

Tagesablauf, was, wann wo passiert. Eine offizielle<br />

Begrüßung durch den Ausbildungsverantwortlichen<br />

und ein Rundgang durch das Unternehmen<br />

runden eine gelungene Einführung ab.<br />

Ein Pate für einen reibungslosen Start<br />

Es hat sich bewährt, neuen Azubis von Beginn an<br />

einen Paten – möglicherweise einen Auszubildenden<br />

des zweiten oder dritten Ausbildungsjahres –<br />

an die Seite zu stellen. Gerade bei ihm können die<br />

Neulinge jede Frage loswerden. Auch wissen diese<br />

Paten in der Regel noch, wie man sich am ersten<br />

Tag fühlt und welche Fragen aufkommen.<br />

<br />

Martin B. Glania<br />

40<br />

| 1/2012


uchtipps <strong>im</strong> fokus<br />

Humor hat nichts mit Witzen zu tun, sondern ist eine Grundhaltung, die<br />

auf Wertschätzung und Empathie basiert — und eine großartige Erfolgsstrategie,<br />

die über so manche Hürde trägt. Jumi Vogler, Humor- und<br />

Kommunikationsexpertin, beweist es in ihren Seminaren und erklärt es<br />

in ihrem neuen Buch „Erfolg lacht!“.<br />

Aber was hat Humor <strong>im</strong> Job verloren? Geht nicht mit dem Berufsleben<br />

der Ernst los? Ganz falsch ist das sicher nicht, aber warum muss dann<br />

Schluss sein mit Lustig? Vogler macht deutlich, dass Humor <strong>im</strong> Büro<br />

motiviert, Türen öffnet, Kreativität und Innovationsprozesse belebt. In<br />

ihrem praxisnahem Buch behandelt sie die vier wichtigsten Anwendungsbereiche:<br />

Beruf, Karriere, Unternehmen, Privatleben. Praktische<br />

Übungen und konkrete Anleitungen machen klar, wann und wie Humor<br />

funktioniert. Das Ergebnis: statt deutscher Jammerei mehr Schlagfertigkeit<br />

und Erfolg. Lesenswert und praktisch umsetzbar. m m m m m m ujb<br />

Jumi Vogler: Erfolg lacht! Humor als Erfolgsstrategie. Gabal Verlag 2012, 223 Seiten,<br />

19,90 Euro<br />

Martin Wolmerath/Axel Esser<br />

(Hrsg.): Werkbuch Mobbing.<br />

Offensive Methoden gegen<br />

psychische Gewalt am<br />

Arbeitsplatz. Bund Verlag<br />

Mobbing ist nicht nur ein persönliches<br />

Problem, es ist auch<br />

Chefsache. Im „Werkbuch Mobbing“<br />

sind mit 26 Beiträge von<br />

30 Experten aus unterschiedlichen<br />

Berufsgruppen vom Juristen<br />

über Mediziner und Psychologen<br />

bis zum <strong>Personal</strong>rat<br />

erstmalig die wirkungsvollsten<br />

Maßnahmen gegen Mobbing<br />

zusammengetragen worden. Das<br />

Buch bietet ein großes Spektrum<br />

an Anregungen für die betriebliche<br />

und außerbetriebliche Praxis.<br />

Besonders gut: Handlungsanleitungen<br />

für <strong>Personal</strong>- und<br />

Marion Kl<strong>im</strong>mer:<br />

So coachen sich die Besten.<br />

Persönliche Höchstleistungen<br />

erzielen. Redline Verlag 2012,<br />

279 Seiten, 24,99 Euro<br />

Gerade wenn es darauf<br />

ankommt, versagen oft die Nerven:<br />

vor Prüfungen, Präsentationen<br />

und auf der Zielgeraden.<br />

Marion Kl<strong>im</strong>mer vermittelt<br />

neurowissenschaftlich fundiert,<br />

wie Stress entsteht und wie Sie<br />

diesen mit einem Selbstcoaching<br />

in den Griff bekommen.<br />

Sie deckt auf, wie Gedanken und<br />

Gefühle Leistungen beeinflussen,<br />

und stellt Techniken zum<br />

Selbstcoaching vor. 28 Top-Performer<br />

ergänzen ihre Ausführungen<br />

mit persönlichen Erfahrungen<br />

und Strategien. Sehr<br />

2012, 310 Seiten, 29,90 Euro<br />

Betriebsräte. m m m m m m ujb<br />

empfehlenswert. m m m m m m ujb<br />

Der Management Atlas macht vor allem eines deutlich: dass Führung<br />

etwas ist, was man lernen kann. Eppler, Professor für Kommunikationsmanagement<br />

an der Uni St. Gallen, und Forscherin Mengis von der USI<br />

ist es gelungen, aus den Unmengen an Theorien und Führungsmodellen<br />

die für die Praxis wichtigsten herauszufiltern und verständlich darzustellen.<br />

Ein gelungener und praxisnaher Mix mit guter Präsentation.<br />

m m m m m m ujb<br />

Martin. J. Eppler, Jeanne Mengis: Management Atlas. Managment-Methoden für den<br />

Arbeitsalltag. Carl Hanser Verlag 2011, 239 Seiten, 29,99 Euro<br />

| 1/2012<br />

41


echt | news<br />

Arbeitsverträge in Muttersprache<br />

keine Pflicht<br />

Unwissenheit schützt weder vor Strafe<br />

noch vor negativen Auswirkungen.<br />

Dies musste ein Mitarbeiter schmerzlich<br />

erfahren, der von seinem ehemaligen<br />

Arbeitgeber noch seinen ausstehenden<br />

Lohn sowie eine Fahrtkostenerstattung<br />

verlangte.<br />

Denn er kam mit seiner Forderung zu<br />

spät. Sein Arbeitsvertrag enthielt eine<br />

Klausel, die besagte, dass Ansprüche<br />

innerhalb von drei Monaten geltend<br />

gemacht werden müssten. Das wusste<br />

der Arbeitnehmer allerdings nicht,<br />

denn aufgrund seiner mangelnden<br />

Deutschkenntnisse konnte er seinen<br />

Arbeitsvertrag nicht verstehen.<br />

Für die Richter ist die Sachlage eindeutig<br />

(Landesarbeitsgericht Rhein-<br />

Arbeitnehmer haben keinen Anspruch auf einen Arbeitsvertrag in ihrer Muttersprache.<br />

land-Pfalz, Urteil v. 2.2.2012, Az.: 11<br />

Sa 569/11): Akzeptiert ein Mitarbeiter<br />

die deutsche Sprache als Vertragssprache,<br />

gilt dies auch für den Arbeitsvertrag<br />

und alle darin enthaltenen Klauseln.<br />

Möglich wäre für den Arbeitnehmer<br />

gewesen, den Vertrag vom Arbeitgeber<br />

eine Übersetzung mitzunehmen. Da der<br />

klagende Arbeitnehmer das allerdings<br />

nicht getan hatte, fiel es in seinen Risikobereich.<br />

Wegen der grundsätzlichen Bedeutung<br />

ließ das Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz<br />

allerdings die Revision be<strong>im</strong><br />

übersetzen zu lassen oder ihn für Bundesarbeitsgericht zu.<br />

sh<br />

Betriebsrat spricht bei Ausschreibung mit<br />

Ein Arbeitgeber hat sich in einer<br />

Betriebsvereinbarung bezüglich der<br />

Stellenausschreibungen zu Folgendem<br />

verpflichtet: „Jeder neue oder freiwerdende<br />

Arbeits- und Ausbildungsplatz<br />

ist innerhalb des Betriebs auszuschreiben<br />

...“ Daran hielt sich der<br />

Arbeitgeber allerdings nicht. Denn um<br />

seine Produktion zu sichern, stellte er<br />

für drei Monate einige Leiharbeitnehmer<br />

befristet ein – schrieb die entsprechenden<br />

Stellen allerdings vorher nicht<br />

innerbetrieblich aus. Der Betriebsrat<br />

des Unternehmens verweigerte daraufhin<br />

seine Zust<strong>im</strong>mung zur Einstellung<br />

der Leiharbeitnehmer. Der Grund: Ihm<br />

stehe aufgrund des § 23 Abs. 3 BetrVG<br />

ein Unterlassungsanspruch zu.<br />

Das Landesarbeitsgericht Schleswig-<br />

Holstein gab dem Betriebsrat Recht<br />

(LAG Schleswig-Holstein, Beschluss v.<br />

29.2.2012, Az. 6 TaBV 43/11), allerdings<br />

nicht aufgrund der Betriebsvereinbarung.<br />

Denn hier handelt es sich um eine<br />

freiwillige Betriebsvereinbarung nach §<br />

88 BetrVG. Vielmehr kann der Betriebsrat<br />

nach § 93 BetrVG vom Arbeitgeber<br />

verlangen, dass dieser sämtliche<br />

Arbeitsstellen ausschreibt, die er mit<br />

Leiharbeitnehmern – wenn auch kurzfristig<br />

– besetzen möchte. sh<br />

42<br />

| 1/2012


echt | news<br />

Außerordentliche Kündigung nach Stalking<br />

Arbeitgeber sind aufgrund der Best<strong>im</strong>mungen<br />

des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes<br />

(AGG) verpflichtet,<br />

ihre Mitarbeiter vor Belästigungen zu<br />

schützen – egal, ob es sich hierbei um<br />

sexuell motivierte oder andere diskr<strong>im</strong>inierende<br />

Verhaltensweisen von Kollegen<br />

handelt.<br />

Eine Arbeitnehmerin fühlte sich von<br />

einem ihrer Kollegen belästigt. Denn<br />

sie wünschte sich weder dienstlich<br />

noch privat Kontakt zu ihm, er allerdings<br />

ignorierte ihren Wunsch. Daraufhin<br />

schaltete sie ihren Arbeitgeber ein,<br />

der dem Arbeitnehmer mitteilte, dass<br />

eine unmittelbare Kontaktaufnahme<br />

mit seiner Kollegin „auf jeden Fall zur<br />

Vermeidung arbeitsrechtlicher Konsequenzen<br />

zu unterbleiben“ habe.<br />

Nach einer gewissen Zeit fühlte sich<br />

eine andere Mitarbeiterin von diesem<br />

Kollegen ebenfalls in unerträglicher Art<br />

und Weise belästigt. Nach Anhörung<br />

beider Seiten kündigte der Arbeitgeber<br />

dem Mitarbeiter daraufhin außerordentlich<br />

fristlos.<br />

Das Bundesarbeitsgericht entschied,<br />

dass ein solches Verhalten eine außerordentliche<br />

Kündigung rechtfertigen<br />

könne. Ob eine vorherige Abmahnung<br />

dabei notwendig ist, hängt vom Einzelfall<br />

ab (BAG, Urteil v. 19.4.2012, Az.<br />

2 AZR 258/11). Daher hat das BAG die<br />

Angelegenheit zur neuen Verhandlung<br />

und Entscheidung an das hessische<br />

Landesarbeitsgericht zurückverwiesen,<br />

um zu prüfen, ob auf die Abmahnung<br />

verzichtet werden konnte. sh<br />

Bagatellverstöße sind keine Lappalien<br />

In der Praxis wird oft über die Zulässigkeit<br />

arbeitsrechtlicher Abmahnungen<br />

aufgrund geringfügiger Verstöße<br />

gestritten. Das Landesarbeitsgericht<br />

Köln hat in einem Fall wegen Bagatellverstößen<br />

entschieden, dass so<br />

genannte Bagatellen keine Lappalien<br />

sind (LAG Köln, Urteil v. 18.11.2011, Az.<br />

4 Sa 711/11). Im vorliegenden Fall hielt<br />

ein Mitarbeiter eine erhaltene Abmahnung<br />

für unverhältnismäßig und<br />

pochte auf ihre Entfernung. Denn seine<br />

Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung war<br />

nur verspätet be<strong>im</strong> Arbeitgeber eingetroffen,<br />

da er bei der Empfängeradresse<br />

eine falsche Postleitzahl angegeben<br />

hatte. Für ihn eine Bagatelle. Für seinen<br />

Arbeitgeber allerdings nicht, denn<br />

der sprach seinem Mitarbeiter eine<br />

Abmahnung aus.<br />

Das LAG Köln stellte klar: Auch wenn<br />

das Aufschreiben der falschen Postleitzahl<br />

kein gravierender Fehler war, so<br />

hätte dieser doch bei entsprechender<br />

Sorgfalt vermieden werden können.<br />

Daher war für die Richter die ausgesprochene<br />

Abmahnung rechtens.<br />

Ferner sind Arbeitgeber berechtigt,<br />

bei objektiven Verstößen gegen die<br />

arbeitsvertraglichen Pflichten eines<br />

Mitarbeiters eine Abmahnung auszusprechen<br />

– und zwar auch ohne eine<br />

Schuldzuweisung. Das Bundesarbeitsgericht<br />

(BAG) stellte in einem grundsätzlichen<br />

Urteil klar, dass Arbeitgeber<br />

aufgrund ihrer Direktions- und Meinungsfreiheit<br />

entscheiden können, ob<br />

sie bei Pflichtverstößen nur mündlich<br />

ermahnen oder schriftlich abmahnen<br />

(BAG, Urteil v. 30.5.1996, Az.: 6 AZR<br />

537/95). sh<br />

| 1/2012<br />

43


das urteil und die folgen<br />

Richter verschärfen<br />

Kündigungsanforderungen<br />

bild: christian jakubaszek<br />

experte<br />

Ulf Weigelt ist Fachanwalt für<br />

Arbeitsrecht in der Berliner Kanzlei<br />

Weigelt & Ziegler<br />

www.weigelt-ziegler.de<br />

Wollen Sie einem Mitarbeiter wegen Diebstahls oder<br />

des Verdachts eines Diebstahls kündigen, müssen<br />

Sie nicht nur Ihre festgestellten Fakten mitteilen,<br />

sondern auch den Verlauf des Arbeitsverhältnisses.<br />

Ansonsten ist die Kündigung angreifbar.<br />

So zumindest sehen es die Richter des Landesarbeitsgerichts<br />

Schleswig-Holstein in einem<br />

aktuellen Urteil (LAG Schleswig-Holstein vom<br />

10.1.2012, Aktenzeichen: 2 Sa 305/11), mit dem sie<br />

die Anforderungen bei einer beabsichtigten fristlosen<br />

Kündigung für Arbeitgeber<br />

verschärften.<br />

Die Richter nämlich setzen voraus,<br />

dass Arbeitgeber vor einer beabsichtigten<br />

Kündigung ihren Betriebsrat<br />

stets umfassend informieren,<br />

und zwar auch über Umstände,<br />

die nicht zum eigentlichen Vorwurf<br />

gehören, aber wesentlich für die<br />

Kündigungsberechtigung sind.<br />

Der Fall<br />

Ein Schw<strong>im</strong>mbad kündigte seiner<br />

Putzfrau aufgrund eines Diebstahl-<br />

Verdachts fristlos. Die Mitarbeiterin,<br />

die dort seit 1999 tätig war, stand <strong>im</strong><br />

Verdacht, etwas aus dem Fundsachenregal<br />

entwendet zu haben. Darauf<br />

angesprochen, gab sie an, lediglich<br />

den Tauchring ihres Sohnes gesucht<br />

zu haben.<br />

Der Arbeitgeber schilderte dem Betriebsrat zwar<br />

den Sachverhalt und hörte ihn zu der beabsichtigten<br />

Kündigung wegen des Diebstahl-Verdachts<br />

an. Eine Abmahnung und zwei Ermahnungen erwähnte<br />

er allerdings nicht. Auch erklärte er nicht,<br />

warum er trotz der langen Betriebszugehörigkeit<br />

kündigen wollte. Und obwohl der Betriebsrat Bedenken<br />

äußerte, sprach der Arbeitgeber eine fristlose<br />

und vorsorglich fristgemäße Kündigung aus.<br />

Die Putzfrau fühlte sich ungerecht behandelt, zog<br />

vor Gericht und bekam sowohl be<strong>im</strong> Arbeitsgericht<br />

Neumünster (ArbG Neumünster, Urteil vom<br />

30.6.2011, Aktenzeichen: 4 Ca 284 b/11) als auch<br />

be<strong>im</strong> Landesarbeitsgericht Recht. Das Arbeitsgericht<br />

gab der Kündigungsschutzklage aus Gründen<br />

der Unverhältnismäßigkeit statt, die Richter des<br />

Landesarbeitsgerichts hielten die Kündigung aufgrund<br />

der fehlerhaften Betriebsratsanhörung für<br />

unwirksam.<br />

Was bedeutet dieses Urteil für Ihre Arbeitspraxis?<br />

Der Streitfall zeigt, wie wichtig es für Sie ist, die<br />

Betriebsratsanhörung rechtlich einwandfrei und<br />

formell ordnungsgemäß zu gestalten. Kleinste<br />

Fehler können zur Unwirksamkeit einer von Ihnen<br />

ausgesprochenen Kündigung führen. Die Praxis<br />

zeigt auch hier, dass es zum Standard einer Kündigungsschutzklage<br />

gehört, vorsorglich die ordnungsgemäße<br />

Betriebsratsanhörung zu bestreiten.<br />

Und nicht zu vergessen: Eine fehlende und zeitnahe<br />

Einigung vor Gericht führt für Sie meist zu<br />

erheblichen Annahmeverzugslohnansprüchen. <br />

44<br />

| 1/2012


expertenrat <strong>im</strong> fokus<br />

Hildegard<br />

Gemünden<br />

Martin<br />

Glania<br />

Horst<br />

Marburger<br />

Maria<br />

Markatou<br />

Angelika<br />

Rodatus<br />

Britta<br />

Schwalm<br />

Günter<br />

Stein<br />

Dr. Christian<br />

Wolf<br />

Die Experten von BWRmed!a geben schnell verständliche und rechtssichere Antworten zu Arbeitsrecht,<br />

<strong>Personal</strong>management, Sozialversicherung und Lohnsteuer.<br />

Steuerfreie Bahncard?<br />

frage:<br />

antwort unserer experten:<br />

Wir möchten unseren<br />

Arbeitnehmern eine<br />

Bahncard zur Verfügung<br />

stellen. Diese soll nur<br />

dienstlich genutzt werden.<br />

Stellt dies einen geldwerten<br />

Vorteil dar? Was müssen<br />

wir beachten?<br />

Es gibt eine Möglichkeit, Ihren Arbeitnehmern die Bahncard<br />

steuerfrei zur Verfügung zu stellen: Ihr Mitarbeiter<br />

kauft die Bahncard 25 oder 50 und Sie ersetzen ihm die<br />

Kosten. Wird die Bahncard nur dienstlich genutzt und<br />

führt sie so zu einer Verbilligung von Dienstreisen, ist Ihr<br />

arbeitgeberseitiger Ersatz der Bahncardkosten steuerund<br />

beitragsfrei.<br />

Die Bahncard 100 können Sie Ihren Mitarbeitern steuerfrei<br />

ersetzen, wenn die Kosten der Dienstreisen ohne den<br />

Einsatz der Bahncard 100 den Kaufpreis der Bahncard<br />

100 übersteigen.<br />

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Aktuelle Gesetze für die <strong>Personal</strong>praxis 2012<br />

Jedes Jahr erlässt der Gesetzgeber eine Vielzahl von neuen Gesetzesänderungen und Gesetzen. 2012 gab es z. B.<br />

Änderungen be<strong>im</strong> Altersteilzeitgesetz, be<strong>im</strong> Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz sowie bei der Insolvenzverordnung.<br />

Dies ist nur eine kleine Auswahl der Gesetzesänderungen, die Sie als Arbeitgeber betreffen.<br />

Aus diesem Grund haben wir unsere CD-ROM „Gesetze für die <strong>Personal</strong>praxis“ aktualisiert und auf den Rechtsstand für<br />

2012 gebracht. Sie finden auf der CD-ROM „Gesetze für die <strong>Personal</strong>praxis 2012“ über 80 wichtige Arbeits- und<br />

Sozialgesetze, Verordnungen und Vorschriften, die Sie für Ihre tägliche <strong>Personal</strong>arbeit benötigen. So können Sie Ihre<br />

Entscheidungen jederzeit schwarz auf weiß belegen.<br />

Zusätzlich erhalten Sie die wichtigsten aushangpflichtigen Gesetze 2012 als Broschüre zum direkten Aushang an<br />

Ihrem „Schwarzen Brett“. So kommen Sie ganz einfach Ihrer gesetzlichen Aushangpflicht nach. Denn: falls Sie nicht alle<br />

bekannt zu machenden Rechtsvorschriften auf dem aktuellen Rechtsstand in Ihrem Betrieb aushängen, drohen Ihnen<br />

Bußgelder in einer Höhe von 2.500 €!<br />

Gehen Sie daher auf<br />

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aktualisierten Gesetze.<br />

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Altes Recht<br />

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Aktuelle Urteile<br />

dazu finden Sie<br />

online unter:<br />

www.personal<strong>im</strong>-fokus.de<br />

Nichts bleibt so wie es ist. Das gilt für das Thema Arbeitsrecht und neue<br />

Medien <strong>im</strong> Zeitalter von Web 2.0 und 3.0 ganz besonders. Wie aber soll mit<br />

negativen Bewertungen von Mitarbeitern <strong>im</strong> Internet umgegangen werden?<br />

Und was tun, wenn ein ausgeschiedener Mitarbeiter den Twitter-Account<br />

mitn<strong>im</strong>mt?<br />

Guter, schlechter, strenger oder nachlässiger<br />

Chef – viele Arbeitnehmer haben darüber eine<br />

sehr konkrete Meinung und geben diese auf Arbeitgeberportalen<br />

wie Kununu.de, Jobvoting.de<br />

oder Bizzwatch.de bekannt. Daher kann es sinnvoll<br />

sein, wenn <strong>Personal</strong>abteilungen <strong>im</strong>mer wieder<br />

einmal nachschauen, ob und wie das Unternehmen<br />

dort als Arbeitgeber bewertet wird.<br />

Das ist aber nur eine Möglichkeit von vielen. Für<br />

eine permanente Risikoanalyse sollten <strong>Personal</strong>abteilungen<br />

grundsätzlich das Internet <strong>im</strong> Auge behalten<br />

sowie regelmäßig in Suchmaschinen den<br />

Unternehmensnamen checken. Erscheinen negative<br />

Äußerungen, sollten sie reagieren, indem sie<br />

sachlich Stellung zu Angriffen nehmen. Bei unsachlicher<br />

Kritik sollte grundsätzlich versucht<br />

werden, den Betreiber der Homepage zum Löschen<br />

des Eintrags zu bewegen.<br />

Das sagt die Rechtsprechung<br />

Grundlegend in diesem Bereich ist das so genannte<br />

Spick-mich-Urteil des Bundesgerichtshofs (Urteil<br />

vom 23.06.2009, Az.: VI ZR 196/08). Darin ist<br />

die Bewertung von Dienstleistern für grundsätzlich<br />

zulässig erachtet worden. Es ging in dem Fall<br />

um die öffentliche Benotung von Lehrern <strong>im</strong> Internet.<br />

Bei jeder einzelnen Bewertung ist allerdings zu<br />

prüfen, ob sie Rechte Dritter wie das Persönlichkeitsrecht<br />

verletzt.<br />

Verboten sind eine Schmähkritik oder Beleidigungen.<br />

Die Grenze ist letztlich dort tangiert, wo Äußerungen<br />

den wirtschaftlichen Ruf eines Unternehmens<br />

beeinträchtigen.<br />

Verletzen eigene Arbeitnehmer Grenzen, können<br />

<strong>Personal</strong>er hingegen einfacher einschreiten. Das<br />

gilt insbesondere für Beleidigungen, Drohungen<br />

und falsche Behauptungen gegenüber anderen Arbeitnehmern<br />

oder des Unternehmens. Hier entstehen<br />

Ansprüche auf Schadenersatz, Schmerzensgeld,<br />

Unterlassung und Löschung der rechtsverletzenden<br />

Beiträge.<br />

Mitarbeitern Grenzen setzen<br />

<strong>Personal</strong>abteilungen sollten Zeit in die Vorsorge investieren,<br />

indem sie ihren Mitarbeitern von vornherein<br />

klare Grenzen setzen. Insbesondere, wenn<br />

Unternehmen eigene Weblogs oder Communities<br />

einrichten, sollten sie sinnvolle Verhaltensstan-<br />

46<br />

| 1/2012


Verletzen eigene Mitarbeiter Grenzen,<br />

kann und sollte eingegriffen werden.<br />

Das gilt insbesondere für Beleidigungen,<br />

Drohungen und falsche Behauptungen<br />

gegenüber anderen Arbeitnehmern oder<br />

des Unternehmens.<br />

dards für die Kommunikationsbereiche beschreiben.<br />

Dazu gehört:<br />

a Gebot der Identifikation, also der Nennung des<br />

Namens und der jeweiligen Position <strong>im</strong> Betrieb.<br />

a Das Verbot der Veröffentlichung von Betriebsund<br />

Geschäftsgehe<strong>im</strong>nissen.<br />

a Der Hinweis auf Einhaltung gesetzlicher Vorgaben,<br />

wie beispielsweise des Urheberrechts.<br />

a Das Verbot der Veröffentlichung von unwahren<br />

oder abwertenden Äußerungen.<br />

Ein ausgeschiedener Mitarbeiter n<strong>im</strong>mt Daten mit<br />

Gerade in kleineren Unternehmen betreut oft nur<br />

ein Arbeitnehmer den Internetauftritt, Facebook-,<br />

Twitter- oder Xing-Account.<br />

Scheidet nun dieser Mitarbeiter aus und n<strong>im</strong>mt er<br />

Daten oder den gesamten Account mit, ist hier zu<br />

unterscheiden. Bei dem Account selber kommt es<br />

letztendlich nicht darauf an, auf welchem Namen<br />

er angemeldet ist, sondern wer tatsächlich Rechteinhaber<br />

ist. Also kann ein Internet-Auftritt sicherlich<br />

auf dem Namen eines ehemaligen Mitarbeiters<br />

lauten. Wird jedoch der Name des Unternehmens<br />

dort verwendet, können Unternehmen die Herausgabe<br />

und Übertragung der Rechte verlangen.<br />

Unternehmensdaten gehören auch dem Betrieb,<br />

Arbeitnehmer haben sie daher ebenfalls herauszugeben.<br />

Arno Schrader, Fachanwalt für Arbeitsrecht<br />

kompakt<br />

So sollten <strong>Personal</strong>abteilungen rechtlich mit den neuen<br />

Medien umgehen:<br />

2 Die öffentliche Bewertung von Arbeitgebern ist <strong>im</strong> Internet<br />

zulässig.<br />

2 Als Arbeitgeber das Internet regelmäßig „kontrollieren“,<br />

ob negative Äußerungen vorhanden sind.<br />

2 Ist das der Fall, sollten <strong>Personal</strong>abteilungen sachlich<br />

Stellung nehmen. Schmähkritik und Beleidigungen muss<br />

niemand hinnehmen.<br />

2 Für das eigene <strong>Personal</strong> sollten verbindliche Regelungen<br />

aufgestellt werden. Zu klären ist, wer sich wie <strong>im</strong> Internet<br />

<strong>im</strong> Namen des Unternehmens präsentieren darf.<br />

2 Wenn Arbeitnehmer Daten oder gleich einen ganzen Account<br />

bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses mitnehmen,<br />

ist zu prüfen, wem diese Daten zustehen. Im Regelfall<br />

ist der Rechteinhaber der Arbeitgeber.<br />

| 1/2012<br />

47


damals & heute<br />

Vom Fließband zur<br />

Fertigungsinsel<br />

Taylor, Ford & Co. brachten der Menschheit die wissenschaftliche Betriebsführung,<br />

das Fließband und den Massenkonsum. Kaum etwas anderes hat<br />

unser Arbeitsleben so nachhaltig verändert.<br />

1903 gründete Henry Ford die Ford Motor Company<br />

in Detroit, wo ein Monteur zunächst noch in Handarbeit<br />

ein Auto fast allein fertigte – mit hohen Herstellungskosten.<br />

1911 legte der amerikanische Ingenieur<br />

Frederick W. Taylor mit dem Gedanken der<br />

wissenschaftlichen Betriebsführung den Grundstock<br />

für die Akkordarbeit. Es war die Zeit der industriellen<br />

Revolution, neue Maschinen und Entdeckungen<br />

befruchteten sich gegenseitig.<br />

Diese Idee setze Henry Ford 1913 konsequent mit<br />

seiner Fließbandfabrik um und produzierte mehr<br />

als 15 Millionen „Tin Lizzies“ für jedermann. Der<br />

Beginn des Kreislaufs von Massenangebot, Massennachfrage<br />

und Massenkaufkraft. Sowie eine massive<br />

Veränderung von Arbeit und Berufsbildern.<br />

Das System gewann, die menschliche Persönlichkeit<br />

verlor an Bedeutung. Es kam zu einer Trennung<br />

von Kopf- und Handarbeit, einer Kluft zwischen<br />

Management und Arbeitern. In den Fabriken<br />

herrschten Entfremdung, Monotonie und gleichförmige<br />

Bewegungen.<br />

Betrug der Arbeitszyklus eines Fordarbeiters<br />

1908 noch ganze 514 Minuten, bis er sich wiederholte,<br />

waren es bereits 1915 nur noch 79 Sekunden.<br />

Und <strong>im</strong> Laufe der Jahre sollte das Band sogar noch<br />

schneller werden. Mit verheerenden Folgen für<br />

den Arbeitsmarkt: Der Facharbeiter wurde überflüssig.<br />

Mit positiven Folgen für Unternehmer: Die<br />

Produktivität stieg. Während 1914 lediglich 308.162<br />

Autos die Ford-Fabrik verließen, waren es 1927 gar<br />

schon 2 Millionen.<br />

Mittlerweile ist aus der bloßen Kontrolle der Arbeitermassen<br />

ein mitarbeiterorientiertes <strong>Personal</strong>management<br />

geworden. In flachen Hierarchien<br />

nähern sich Arbeiter und Management wieder an.<br />

Und am Fließband übernehmen <strong>im</strong>mer mehr Maschinen<br />

die Arbeit.<br />

Dort, wo Menschen am Band stehen, gibt das prozessorientierte<br />

Management mittlerweile neue<br />

Wege vor, denn der Arbeiter ist wieder zu einem<br />

Erfolgsfaktor geworden. Und mit den Fertigungsinseln<br />

kehrt das Management dem Taylorismus den<br />

Rücken: Eine strikte Arbeitsteilung entfällt, die Arbeitsprozesse<br />

erfolgen durch Selbststeuerung und<br />

Teams stellen wieder komplette Bauteile oder Endprodukte<br />

her. <br />

Ulrike-Johanna Badorrek<br />

48<br />

| 1/2012


vorschau & <strong>im</strong>pressum<br />

Vorschau 2/12<br />

Die Anforderungen an Führungskräfte werden <strong>im</strong>mer vielfältiger<br />

und komplexer. Damit sie ihren Führungsaufgaben<br />

jederzeit gewachsen sind, müssen sie sich regelmäßig<br />

qualifizieren. Für <strong>Personal</strong>abteilung heißt das, dass die interne<br />

Führungskräfteentwicklung einen besonderen Stellenwert <strong>im</strong><br />

Bereich der Betrieblichen Bildung einnehmen sollte.<br />

Welche Maßnahmen sind wirklich effektiv? Was gilt es zu bedenken?<br />

Kann jeder zu einer guten Führungskraft werden?<br />

<strong>Personal</strong> <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong> hat für Sie die Antworten.<br />

Haltung, Gestik, M<strong>im</strong>ik und Kleidung – all das ist ein Teil<br />

der non-verbalen Kommunikation. Menschen kommunizieren<br />

<strong>im</strong>mer, auch wenn sie nur auf einem Stuhl sitzen<br />

oder in einem Raum stehen. Oft auch Dinge, die sie vielleicht<br />

lieber nicht kommunizieren möchten. Tiere können<br />

all diese feinen Signale hervorragend deuten, so weiß ein<br />

Hund manchmal schon vor seinem Herrchen, dass der heute<br />

schlechte Laune hat. Aber auch Menschen können lernen, bewusster<br />

mit den nicht-sprachlichen Signalen umzugehen.<br />

<strong>Personal</strong> <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong> auf den Spuren non-verbalen Vokabulars.<br />

Das Altern der Erwerbsbevölkerung in Deutschland ist betriebliche<br />

Realität. Seit 1999 n<strong>im</strong>mt die Zahl der sozialversicherten<br />

Erwerbstätigen <strong>im</strong> Alter von 50 und mehr Jahren<br />

zu – seit 2007 jährlich um mehr als 300.000 Mitarbeiter.<br />

Unternehmen täten deshalb gut dran, sich mit den Vorzügen,<br />

die ältere Mitarbeiter mitbringen, auseinanderzusetzen und<br />

ihre Potenziale zu nutzen. Worin aber besteht das Potenzial<br />

von älteren Mitarbeitern? Und wie lässt es sich sinnvoll in Unternehmen<br />

nutzen?<br />

<strong>Personal</strong> <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong> hinterfragt die alternsgerechte Arbeitsgestaltung.<br />

Mobbing ist ein ernst zu nehmendes Problem – sowohl für<br />

das Opfer als auch für das Kl<strong>im</strong>a unter den Mitarbeitern,<br />

den Ruf des Unternehmens – und schließlich alle <strong>Personal</strong>verantwortlichen.<br />

Soll Mobbing keinen Flächenbrand <strong>im</strong> Unternehmen<br />

auslösen und zu größeren Reibungsverlusten führen,<br />

muss eingegriffen werden.<br />

<strong>Personal</strong> <strong>im</strong> <strong>Fokus</strong> gibt Anregungen, wie Sie mit Verstand<br />

und Einfühlungsvermögen eingreifen können.<br />

<strong>im</strong>pressum<br />

Einblicke und Impulse für eine<br />

erfolgreiche HR-Arbeit<br />

www.personal-<strong>im</strong>-fokus.de<br />

service@personal-<strong>im</strong>-fokus.de<br />

ISSN 2194-3362<br />

PVSt 82708<br />

Verlag<br />

BWRmed!a<br />

ein Unternehmensbereich der<br />

VNR Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG<br />

Theodor-Heuss-Str. 2-4, 53177 Bonn<br />

Telefon: 0228 8205-0<br />

www.bwr-media.de<br />

Vorstand: Helmut Graf<br />

Herausgeber: Guido Ems<br />

Redaktion<br />

Sabine Hockling (Chefredakteurin)<br />

Telefon: 040 7305 3090<br />

E-Mail: redaktion@personal-<strong>im</strong>-fokus.de<br />

Redaktion Die Ratgeber<br />

Preystraße 13, 22303 Hamburg<br />

Autoren und Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />

Ulrike-Johanna Badorrek, Beate Bieniek, Reinhard<br />

Fey, Martin Glania, Prof. Dr. Jörg Knoblauch,<br />

Kristin Ruge, Arno Schrader, Wiebke Toebelmann,<br />

Ulf Weigelt, S<strong>im</strong>one Weissenbach, Walter<br />

Z<strong>im</strong>mermann<br />

Bildredaktion<br />

Christoph Born, München<br />

Art Direction und Layout<br />

Alex Weidner GSD, München<br />

Druck<br />

Druckhaus Köthen, Köthen<br />

Herstellung<br />

Sebastian Gerber, Bonn<br />

Herstellungsleitung<br />

Monika Graf, Bonn<br />

Produktmanagement<br />

Kirsten Keller, Bonn<br />

Mediaberatung/-verkauf<br />

Gültige Anzeigenpreisliste 2012.<br />

Anzeigenschluss: 4 Wochen vor Erscheinen<br />

Uwe Mark, Jürgen Pfister<br />

grassgreenmedia GmbH<br />

Goethestr. 19, 80336 München<br />

Telefon: 089 9739 9743<br />

E-Mail: anzeigen@personal-<strong>im</strong>-fokus.de<br />

Buchung/Disposition/Rechnungsstellung<br />

Melanie Schmitz<br />

Telefon: 0228 9550 6500<br />

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Presseservice Bonn GmbH & Co. KG<br />

Theodor-Heuss-Str. 2-4, 53177 Bonn<br />

Erscheinungsweise<br />

9 x jährlich<br />

Bezugspreise<br />

Einzelheft € 14,95<br />

Jahresabonnement € 179,40<br />

zzgl. MwSt. und Versand<br />

Das Jahresabonnement verlängert sich um ein<br />

weiteres Jahr, wenn es nicht 3 Monate vor Jahresende<br />

gekündigt wird.<br />

AbonnentenService<br />

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Alle Angaben bei PERSONAL IM FOKUS wurden<br />

mit äußerster Sorgfalt ermittelt und überprüft.<br />

Sie basieren jedoch auf der Richtigkeit uns erteilter<br />

Auskünfte und unterliegen Veränderungen.<br />

Eine Gewähr kann deshalb nicht übernommen<br />

werden.<br />

Copyright<br />

© 2012 by BWRmed!a, Bonn, Warschau,<br />

Bukarest, Moskau, London, Manchester,<br />

Madrid, Johannesburg, Paris<br />

Bildnachweise<br />

Titelseite: iStockphoto, Seite 5: Käfer GmbH, Seite<br />

8/9: Rubberball; iStockphoto, Seite 10/11: Imagesource;<br />

Tempus, Seite 12/13: Otto; Jobcenter;<br />

Agentes; Landratsamt Schweinfurt; Xing; Franz<br />

Fischer, Seite 14/21: iStockphopto; Jochen May<br />

Human Rescources, Seite 22/23: Bass Photo Co.;<br />

Da<strong>im</strong>ler AG; Kienbaum, Seite 24: Z<strong>im</strong>mermann<br />

Seminare, Seite 26/27: <strong>im</strong>agesource, Seite 28/29:<br />

Iwetec, Seite 30/31: iStockphoto, Seite 32/33: Sigmund-Freud-Institut;<br />

iStockphoto; Rubberball;<br />

Hotel Exquisit; Walser-Image.com, Seite 34/35:<br />

iStockphoto/Engine Images, Seite 36/37: iStockphoto,<br />

Seite 38/39: Kirkpatrick Partners, Seite<br />

40/41: iStockphoto, Seite 42/43: iStockphoto;<br />

Fotolia/Sandra Thiele, Seite 44: Weigelt&Ziegler;<br />

BRW media, Seite 46/47: Fotolia/Wavebreakmedia,<br />

Seite 48: Henry Ford Collection<br />

| 1/2012<br />

49


humor <strong>im</strong> fokus<br />

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Mehr Motive finden Sie unter:<br />

www.motivationsposter.de.<br />

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