Das Wort vom Kreuz" 1. Korinther 1, 18-24 Predigt am 4. Juli 2010 ...
Das Wort vom Kreuz" 1. Korinther 1, 18-24 Predigt am 4. Juli 2010 ...
Das Wort vom Kreuz" 1. Korinther 1, 18-24 Predigt am 4. Juli 2010 ...
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<strong>Predigt</strong> über <strong>1.</strong> Kor. 1, <strong>18</strong> - <strong>24</strong> (Reihe II) <strong>am</strong> <strong>4.</strong> <strong>Juli</strong> <strong>2010</strong><br />
Petri-Pauli-Kirche Bad Münder<br />
Pastor Schultz-Waßmuth, Bad Münder<br />
I.<br />
Heute Morgen möchte ich mit Ihnen einen Abschnitt<br />
aus der Bibel bedenken, den ich sehr schätze.<br />
Es ist ein wunderbarer Text, den ich Ihnen<br />
gleich zu Gehör bringen werde. Ich selbst habe in<br />
meinem Studium ein ganzes Semester darüber<br />
gebrütet und für meinen Glauben ganz wichtige<br />
Dinge daran entdeckt.<br />
Es sind <strong>Wort</strong>e aus dem <strong>1.</strong> <strong>Korinther</strong>brief, Kap. <strong>1.</strong><br />
Paulus schreibt da (nach ZB):<br />
»(<strong>18</strong>) <strong>Das</strong> <strong>Wort</strong> <strong>vom</strong> Kreuz ist Torheit für<br />
die, die verloren gehen, für die aber, die gerettet<br />
werden, für uns, ist es Gottes Kraft …<br />
(22) … Die Juden fordern Zeichen und die<br />
Griechen suchen Weisheit, (23) wir (aber)<br />
verkündigen Christus den Gekreuzigten - für<br />
die Juden ein Ärgernis, für die Heiden eine<br />
Torheit, (<strong>24</strong>) für die aber, die berufen sind,<br />
Juden wie Griechen, Christus als Gottes<br />
Kraft und Gottes Weisheit.«<br />
II.<br />
Vielleicht flimmert es jetzt ein bisschen vor Ihrem<br />
geistigen Auge - verständlich: Denn Paulus jongliert<br />
in diesem Abschnitt mit verschiedenen Gegensatzpaaren<br />
herum; und die stiften zunächst einmal<br />
Verwirrung: gerettet – verloren, Torheit – Gottes<br />
Kraft, Juden – Griechen, Zeichen – Weisheit, Ärgernis<br />
– Torheit. Aber keine Sorge: Wir kriegen<br />
das sortiert. Zunächst einmal ist deutlich festzuhalten:<br />
Im Zentrum dieser Verse steht das »<strong>Wort</strong><br />
<strong>vom</strong> Kreuz« (V. <strong>18</strong>) oder, wie Paulus auch sagt:<br />
»Christus, der Gekreuzigte« (V. 23). Und so ist<br />
es auch bei uns: Auf der Mittelachse unserer Kirche,<br />
zentral auf dem Altar steht Christus der<br />
Gekreuzigte. Und seit der Renovierung des<br />
Turmsaales vor einigen Wochen, steht, zunächst<br />
aus Verlegenheit, das alte, ausdrucksstarke Kanzelkreuz<br />
von Conrad Wilhelm Hase hier im linken<br />
Seitenschiff unserer Kirche und verdeutlicht: <strong>Das</strong><br />
ist das Zentrum evangelisch-lutherischen Glaubens:<br />
Christus der Gekreuzigte.<br />
III.<br />
Aber genau d<strong>am</strong>it fangen die Schwierigkeiten an -<br />
fingen die Schwierigkeiten an, d<strong>am</strong>als schon. Was,<br />
bitte schön, hat ein Gekreuzigter mit Gott zu tun?<br />
Wie kann man auf die Idee kommen, das <strong>Wort</strong><br />
<strong>vom</strong> Kreuz sei eine Kraft Gottes? Ich weiß nicht,<br />
ob sich das für Sie so ohne weiteres zus<strong>am</strong>menreimt:<br />
Kreuz und Gott.<br />
Für Menschen jüdischen Glaubens stand fest:<br />
»Wer <strong>am</strong> Kreuz hängt, ist verflucht.« (Gal. 3, 13)<br />
Auf einem <strong>am</strong> Holz Gekreuzigten liegt Gottes<br />
Fluch. <strong>Das</strong> war ein Verworfener, wir würden sagen:<br />
ein <strong>am</strong> Galgen Gescheiterter. Ihn in irgendeiner<br />
Weise mit Gott in Verbindung zu bringen, ist<br />
ärgerlich, fast gotteslästerlich, ein Skandal. Gott<br />
und ein Gekreuzigter haben nichts gemeins<strong>am</strong>.<br />
Auf Menschen mit griechischen Wurzeln wirkt es<br />
eher lächerlich oder dumm und töricht, einen Gekreuzigten<br />
anzubeten. In den Augen gebildeter<br />
Griechen sind Christen einfach Verrückte. Und das<br />
findet seinen Ausdruck in dem berühmten Spottkruzifix<br />
<strong>vom</strong> Palatin in Rom, wo <strong>am</strong> Kreuz ein<br />
menschlicher Körper mit einem Eselskopf dargestellt<br />
wird. Und darunter steht: Alex<strong>am</strong>enos betet<br />
seinen Gott an. Und alle, die daran vorbei gekommen<br />
sind, werden sich lachend an den Kopf gefasst<br />
und gesagt haben: Wie kann man nur so blöd<br />
sein, so etwas zu glauben? Und genau davon<br />
schreibt Paulus an die Gemeinde in Korinth:<br />
»Wir verkündigen Christus den Gekreuzigten<br />
- für die Juden ein Skandal, für die Heiden<br />
eine Torheit …« (V. 23)<br />
Selbst für die Jüngerinnen und Jünger muss der<br />
Tod Jesu <strong>am</strong> Kreuz wie eine Katastrophe gewirkt<br />
haben. Erst ganz langs<strong>am</strong> und allmählich haben sie<br />
<strong>Wort</strong>e dafür gefunden. Anfangs haben sie nur<br />
gesagt:<br />
»Gott hat Jesus, den ihr ausgeliefert und ans<br />
Kreuz geschlagen habt, auferweckt und zum<br />
Christus erhöht.« (Apg. 2, 36)<br />
Man hat also Gottes Handeln an Jesus wohl mit<br />
der Auferstehung in Verbindung gebracht; aber<br />
nicht mit dem Tod <strong>am</strong> Kreuz. <strong>Das</strong> galt als eine Tat<br />
von Menschen. Und Paulus ist es dann gewesen,<br />
der zu einer tieferen Erkenntnis des Kreuzes<br />
durchbricht: <strong>Das</strong> Kreuz ist nicht nur ein Vorspiel für<br />
die Auferstehung gewesen, nicht nur eine Durchgangsstation<br />
auf dem Weg zur Erhöhung Christi.<br />
Vielmehr ist schon das Kreuz selbst ein Heilsereignis,<br />
Teil des göttlichen Heilsgeschehens, Verwirklichung<br />
und Angebot der Gnade Gottes für uns<br />
Menschen. Die Verse, die heute als <strong>Predigt</strong>text zu<br />
bedenken sind, bringen es zum ersten Mal zum<br />
Ausdruck:<br />
»<strong>Das</strong> <strong>Wort</strong> <strong>vom</strong> Kreuz ist Torheit für die, die<br />
verloren gehen, für die aber, die gerettet<br />
werden, für uns, ist es Gottes Kraft …« (V. <strong>18</strong>)<br />
IV.<br />
Es sind atemberaubend kühne <strong>Wort</strong>e - das empfinde<br />
ich immer wieder so. Und sie lösen immer<br />
wieder Kopfschütteln bei mir aus. Kann das denn<br />
sein - Gott bei Christus <strong>am</strong> Kreuz!? Meinem Vor-
Seite 2<br />
stellungsvermögen ist und bleibt dies ein fremder<br />
Gedanke. In meinen ganz menschlichen Vorstellungen<br />
verbinde ich Gott mit dem Guten und<br />
Schönen und Wahren - da bin ich, glaube ich, ganz<br />
und gar griechisch geprägt. Im Zus<strong>am</strong>menhang<br />
mit dem Tod Jesu <strong>am</strong> Kreuz von Gott zu reden, es<br />
als Heilsereignis zu bezeichnen - das ist schon<br />
mächtig fremd. Und zugleich faszinieren mich diese<br />
<strong>Wort</strong>e des Paulus:<br />
»Wir verkündigen Christus den Gekreuzigten<br />
- für die Juden ein Skandal, für die Heiden<br />
eine Torheit, für die aber, die berufen<br />
sind, Juden wie Griechen, Christus als Gottes<br />
Kraft und Gottes Weisheit.« (V. 23 + <strong>24</strong>)<br />
V.<br />
Gesetzt den Fall, es wäre so, dass Gott in irgendeiner<br />
Weise in positiver Verbindung mit dem Tod<br />
Jesu <strong>am</strong> Kreuz steht - wenn das stimmt, dass das<br />
Kreuz Christi kein Symbol ist für Schwäche, Tod<br />
und Untergang, sondern voller Kraft - göttlicher<br />
Kraft, dann ist alles anders, wirklich alles anders,<br />
als ich es mir zus<strong>am</strong>menreime.<br />
Konkret: Gott ist dann anders. Nicht apathisch,<br />
leidensunfähig, über den Wolken thronend. Vielmehr<br />
mitten im K<strong>am</strong>pfgetümmel menschlicher<br />
Existenz, ganz dicht dran <strong>am</strong> Leben und <strong>am</strong> Leid.<br />
Er erfährt das Leid hautnah, lässt es an sich heran,<br />
nimmt es in sich auf - und sagt ihm den K<strong>am</strong>pf<br />
an und besiegt es <strong>am</strong> Ende, indem er Jesus von<br />
den Toten auferweckt.<br />
Und für mein Leben ist dann einiges anders zu<br />
sehen: Wenn ich schwach und krank bin, wenn ich<br />
niedergeschlagen und gescheitert bin, wenn ich<br />
schuldig geworden bin und versagt habe, dann bin<br />
ich eben nicht ohne Gott, wie es mir meine innere<br />
Stimme sofort meldet. Gerade dann ist Gott für<br />
mich da, trägt mich und weist mir den Weg in die<br />
Zukunft.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Wort</strong> <strong>vom</strong> Kreuz ist eine Gotteskraft.<br />
Ein befremdendes und zugleich faszinierendes<br />
<strong>Wort</strong>.<br />
VI.<br />
Was kann helfen, das zu glauben? <strong>Das</strong> Kreuz<br />
selbst. <strong>Das</strong> Betrachten und Meditieren des Kreuzes.<br />
Nehmen Sie sich gerade jetzt in der Urlaubsund<br />
Ferienzeit einmal 5 Minuten, um vor einem<br />
Bild des Gekreuzigten zu beten und lassen Sie Ihre<br />
Gedanken und Empfindungen - alles, was Sie im<br />
Augenblick beschäftigt und belastet, zu IHM hinfließen.<br />
Es könnte geschehen, dass Ihnen eine Last<br />
genommen wird und dass es Ihnen leichter ums<br />
Herz wird und dass Sie spüren, dass <strong>vom</strong> Gekreuzigten<br />
her ganz neue, unbekannte Kräfte zu Ihnen<br />
hinfließen. Eine befremdende und zugleich faszinierende<br />
Erfahrung.<br />
»<strong>Das</strong> <strong>Wort</strong> <strong>vom</strong> Kreuz ist eine Gotteskraft …<br />
Wir verkündigen Christus den Gekreuzigten -<br />
als Gottes Kraft und Gottes Weisheit.«<br />
Amen.