Zwei Grad entscheiden... - Klimawandel bekämpfen
Zwei Grad entscheiden... - Klimawandel bekämpfen
Zwei Grad entscheiden... - Klimawandel bekämpfen
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Den <strong>Klimawandel</strong> <strong>bekämpfen</strong>:<br />
Menschliche Solidarität in einer<br />
geteilten Welt<br />
Eine Zusammenfassung des Berichts der Vereinten Nationen über die menschliche Entwicklung<br />
2007/2008 für junge Leute<br />
ZWEI GRAD<br />
111<br />
<strong>entscheiden</strong> über<br />
Hoffnung oder Verzweiflung<br />
Verfasst von jungen Menschen aus aller Welt<br />
Bildungsbroschüre ab Sekundarstufe 1
„Wir müssen damit aufhören, so zu tun,<br />
als sei die Erdatmosphäre eine<br />
kostenlose Ressource und als<br />
seien CO2-Emissionen nicht<br />
mit Kosten verbunden.<br />
Für die Menschheit als<br />
Ganzes bringen sie sogar<br />
enorm hohe Kosten<br />
mit sich. Der Bericht<br />
über die menschliche<br />
Entwicklung liefert<br />
keine Gründe dafür,<br />
zu verzweifeln,<br />
sondern ist ein<br />
Aufruf an die<br />
reichsten Länder<br />
der Welt, endlich zu<br />
handeln. Mit den Leben<br />
der Ärmsten dieser Welt<br />
und der Zukunft unseres<br />
Planeten russisches Roulette<br />
zu spielen, ist in meinen Augen<br />
unverantwortlich.“<br />
Kevin Watkins, Leitautor des<br />
Berichts über die menschliche Entwicklung 2007/2008
Den <strong>Klimawandel</strong> <strong>bekämpfen</strong>:<br />
Menschliche Solidarität in einer<br />
geteilten Welt<br />
Eine Zusammenfassung des Berichts der Vereinten Nationen über die menschliche Entwicklung<br />
2007/2008 für junge Leute<br />
ZWEI GRAD<br />
<strong>entscheiden</strong> über Hoffnung oder Verzweiflung<br />
Verfasst von jungen Menschen aus aller Welt · Bildungsbroschüre ab Sekundarstufe 1<br />
Entwicklungsprogramm<br />
der Vereinten Nationen<br />
Deutsche Gesellschaft<br />
für die Vereinten Nationen
2<br />
Über den Titel für dieses Heft haben wir uns lange den<br />
Kopf zerbrochen. Wir brauchten etwas Auffallendes,<br />
das sich aus dem üblichen Einerlei der <strong>Klimawandel</strong>diskussion<br />
hervorheben würde.<br />
Schließlich entschieden wir uns für den Titel<br />
„<strong>Zwei</strong> <strong>Grad</strong> <strong>entscheiden</strong> über Hoffnung<br />
oder Verzweiflung“, weil wir den Lesern<br />
einen konkreten Anhaltspunkt und eine<br />
klare Wahlmöglichkeit zwischen zwei<br />
Alternativen geben wollten.<br />
Noch immer wird viel darüber diskutiert,<br />
ab welchem Punkt der <strong>Klimawandel</strong><br />
wirklich gefährlich wird.<br />
Dabei steht schon im Bericht über<br />
die menschliche Entwicklung<br />
2007/2008, dass es zu einem gefährlichen<br />
<strong>Klimawandel</strong> kommen<br />
wird, wenn die Temperatur weltweit<br />
um mehr als 2°C über das<br />
vorindustrielle Niveau ansteigt.<br />
Wenn wir so weiter machen wie<br />
bisher, steuert die Welt aber eher<br />
auf einen Temperaturanstieg von<br />
über 5°C zu. Damit würde sich die<br />
Wahrscheinlichkeit katastrophaler<br />
Folgen drastisch erhöhen.<br />
Die Wissenschaftler werden sich bestimmt<br />
weiter streiten, aber wir dürfen<br />
unsere Entscheidung nicht länger aufschieben,<br />
ob wir den Weg der Hoffnung<br />
wählen wollen oder den des Verzweifelns.<br />
Katherine Mead, Großbritannien<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG<br />
WIR WISSEN,<br />
dass eine Gefahr besteht.<br />
WIR WISSEN,<br />
dass der Schaden, der<br />
durch Treibhausgasemissionen<br />
entsteht, nicht rückgängig<br />
zu machen ist.<br />
WIR WISSEN,<br />
dass mit jedem Tag, an dem wir<br />
nicht handeln, das Problem noch<br />
schlimmer wird.<br />
Kemal Dervis<br />
Leiter des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen<br />
(UNDP)<br />
und<br />
Achim Steiner<br />
Leiter des Umweltprogramms der<br />
Vereinten Nationen (UNEP)
Inhaltsverzeichnis<br />
4<br />
5<br />
6<br />
8<br />
10<br />
12<br />
14<br />
16<br />
18<br />
22<br />
26<br />
28<br />
31<br />
33<br />
34<br />
35<br />
Vorwort der Vereinten Nationen<br />
Vorwort der Jugendlichen<br />
<strong>Klimawandel</strong>: Die größte Herausforderung der Menschheit<br />
Was bedeutet „menschliche Entwicklung“?<br />
Die Armen leiden am meisten, obwohl sie am wenigsten Schuld haben<br />
Wir treiben Raubbau an unserer Zukunft<br />
Für seine Rechte muss man kämpfen<br />
Heute handeln, um morgen etwas zu bewirken<br />
Klimaschutz heißt, zu verhindern, dass das Problem noch schlimmer wird<br />
Anpassung heißt mit dem <strong>Klimawandel</strong> leben lernen<br />
Wir müssen zusammenhalten<br />
Zukunftsperspektiven für die Jugend: Bei 2°C bleiben uns nur 2 Möglichkeiten<br />
Von globalen Problemen zu individuellen Lösungen<br />
Junge Menschen tun etwas: Auf die Straße gehen!<br />
Junge Menschen tun etwas: Außergewöhnliche Geschichten<br />
Was junge Menschen sonst noch tun können<br />
Der Inhalt dieses Druckwerks darf unter der Bedingung, dass Peace Child International, UNDP und der betreffende Autor oder<br />
Fotograf als Quelle angegeben und die Redaktion schriftlich in Kenntnis gesetzt wird, ganz oder in Teilen ohne gesonderte<br />
Erlaubnis unentgeltlich vervielfältigt und in beliebiger Weise für Bildungszwecke genutzt werden.<br />
Diese Publikation darf ohne die vorherige schriftliche Erlaubnis von UNDP, Peace Child International und der Deutschen<br />
Gesellschaft für die Vereinten Nationen nicht weiterverkauft oder in anderer Weise gewerblich verwertet werden. Das gesamte<br />
Bildmaterial in diesem Heft wurde mit Wissen und vorheriger Zustimmung der betreffenden Künstler abgedruckt. Der Hersteller,<br />
der Herausgeber und der Drucker übernehmen keine Haftung für Verstöße gegen das Urheberrecht oder andere Rechte,<br />
die sich aus dem Inhalt dieser Publikation ergeben. Es wurden alle Anstrengungen unternommen, um sicherzustellen, dass die<br />
Quellenangaben mit den zur Verfügung gestellten Angaben übereinstimmen.<br />
Die in diesem Heft vertretenen Ansichten sind die der Autoren und decken sich nicht unbedingt mit den Ansichten von UNDP,<br />
von Peace Child International, der DGVN oder deren Beauftragten.<br />
CHEFREDAKTEUR<br />
Aoife O’<strong>Grad</strong>y, Irland<br />
GRAFIKERIN<br />
Natalia Aguilar Santos, Ecuador<br />
PROJEKTKOORDINATOR<br />
Oliver O’Callaghan, Irland<br />
MEDIENKOORDINATOR<br />
Adam MacIsaac, Kanada<br />
WEBMASTER<br />
Matthias Schmidt, Deutschland<br />
Gastredakteure<br />
Dana Podmolikova, Tschechische Republik<br />
Karina Pilar Sandoval, Peru<br />
Charles M. Sendegeya, Uganda<br />
Vikisha Thillainadesan, Australien<br />
Nafiz Zaman Shuva, Bangladesch<br />
Mit Beiträgen von<br />
Pawan Alex, Indien<br />
Adetunji Olabode Akinwumi, Nigeria<br />
Martial Bella, Kamerun<br />
Samantha Lyn Black, USA<br />
Michael Boampong, Ghana<br />
Suzy Bouden, Großbritannien<br />
Damien A. Côté, Kanada<br />
Younes Dokkani, Marokko<br />
Andrea Davidson, Kanada<br />
Adam Daroszewski, Deutschland<br />
Chloé Gaudet, Kanada<br />
Daniela Giardotti, Argentinien<br />
Vaakesan Guruparan, Australien<br />
Gisela Joos, Argentinien<br />
Dirya Kanan, Indien<br />
Anna Juchnowicz, Polen<br />
Vida Morkunas, USA<br />
Katherine Mead, Großbritannien<br />
Zelalen Mekomen, Äthiopien<br />
Virginie Mercier, Frankreich<br />
Sorouche Mirmiran, Kanada<br />
Baraka P. Mtinda, Tansania<br />
Lana Elena Ramos Simielli, Brasilien<br />
William Rowland, Großbritannien<br />
Eliot Ruocco-Trenouth, Großbritannien<br />
Martin Sanchez, Bolivien<br />
Carolina Santiago, Malaysia<br />
Vinayak Sasitharan, Australien<br />
Ruth Simmons, Großbritannien<br />
Casper Supa, Salomonen<br />
Samara Tanaka, Brasilien<br />
Maria Mercedes Toledo, Ecuador<br />
Dana Troy, USA<br />
Robin van Waarden, Kanada<br />
Trudy Veitch, Kanada<br />
Indah Waty, Indonesien<br />
Projektberater<br />
David Woollcombe<br />
Ansprechpartner beim UNDP<br />
Marisol Sanjines<br />
Pedro Manuel Moreno<br />
© Peace Child International<br />
www.peacechild.org<br />
© United Nations Development Programme<br />
1 UN Plaza, New York, New York, 10017, USA<br />
http://hdr.undp.org<br />
Deutsche Ausgabe<br />
Herausgeber:<br />
DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR DIE<br />
VEREINTEN NATIONEN e. V.<br />
Zimmerstraße 26/27 · D-10969 Berlin<br />
Telefon: (030) 259375-0 · Telefax: (030) 259375-29<br />
E-Mail: info@dgvn.de · www.dgvn.de<br />
Übersetzung: Bernd Neidlein<br />
Redaktion: Sibille Etling, Ulrich Keller<br />
Satz: EMS Eckert Medienservice, Rheinbach<br />
Druck: Druckhaus Berlin-Mitte<br />
Klimaneutral gedruckt (Zert.-Nr. SGS-COC-3628)<br />
und gedruckt auf umweltfreundlichem Papier<br />
(FSC-Zertifiziert)<br />
Die Herausgabe dieser Publikation wurde mit<br />
Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert.<br />
Berlin, 2009<br />
3
Vorwort der Vereinten Nationen<br />
Ich begrüße diese von Jugendlichen erstellte Kurzfassung des<br />
Berichts über die menschliche Entwicklung (Human Development<br />
Report – HDR) 2007/2008 des Entwicklungsprogramms der Vereinten<br />
Nationen (United Nations Development Programme – UNDP). Die<br />
Wissenschaft vom <strong>Klimawandel</strong> mag zwar ungeheuer kompliziert erscheinen,<br />
die Fakten jedoch sind simpel: Unsere Welt treibt auf einen<br />
fatalen <strong>Klimawandel</strong> zu. Letztes Jahr konnte ich mir selbst ein Bild davon<br />
machen, als ich die Antarktis besuchte. Dort schmilzt das jahrtausende<br />
alte Eis sehr viel schneller als ursprünglich angenommen. Während meines<br />
Aufenthalts dort erfuhr ich unter anderem, dass das Larsen-Eisschelf<br />
auf einer Länge von 87 km abgebrochen und in weniger als drei Wochen<br />
verschwunden ist. Sollte der gesamte Eispanzer der Westantarktis sich auf<br />
diese Weise auflösen, dann würde der Meeresspiegel weltweit um 6 Meter<br />
ansteigen. Falls wir also unsere Lebensweise nicht radikal umstellen, könnte<br />
dann, wenn Ihr – die Jugend von heute – so alt seid wie ich jetzt, die Welt zu<br />
einem ziemlich unwirtlichen Wohnort geworden sein.<br />
4<br />
Ihr Jugendliche müsst uns bei dieser radikalen Umstellung helfen, und das geht auf<br />
zweierlei Weise: Erstens könnt Ihr Euch aktiv an der politischen Willensbildung auf kommunaler,<br />
regionaler und nationaler Ebene beteiligen – indem Ihr Euch für Kandidaten<br />
einsetzt, die eine umfassende Gesetzgebung zur Bekämpfung des <strong>Klimawandel</strong>s unterstützen.<br />
Ihnen könnt Ihr Eure Stimme geben. Und zweitens, indem Ihr Euch bewusst für einen<br />
CO 2<br />
-armen Lebensstil entscheidet und entsprechende Berufsentscheidungen trefft.<br />
Abhängigkeit ist eine schlimme Sache. Sie verzehrt und beherrscht uns, lässt uns wichtige Wahrheiten<br />
leugnen und macht uns blind für die Folgen unseres Handelns. Unsere Welt befindet sich<br />
fest im Griff einer gefährlichen Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Und diese Abhängigkeit darf<br />
uns nicht verwundern. Denn Kohle und Erdöl haben den Weg für den industriellen Fortschritt in den<br />
Industrieländern geebnet und sind Grundlage des Wohlstands und der Annehmlichkeiten, die ein Teil der<br />
Menschheit heute genießt. Doch diese Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen kann Eurer Generation nicht<br />
auf Dauer dasselbe Maß an Wohlstand und Annehmlichkeiten bieten – geschweige denn den Milliarden von<br />
Menschen, die noch gar nicht in deren Genuss gekommen sind. Die fossilen Brennstoffe – ein einmaliges Geschenk<br />
von Mutter Natur – werden bald aufgebraucht sein, die meisten davon noch zu Euren Lebzeiten.<br />
Deshalb wird es für Eure Generation von lebenswichtiger Bedeutung sein, alternative Energiequellen zu erschließen.<br />
Wenn man es richtig anpackt, könnte sich ein derartiger Übergang zu einer „grünen“ Wirtschaftsform enorm für Euch<br />
auszahlen. Dieses „grüne“ Wachstum wird neue Arbeitsplätze schaffen – Schätzungen der Vereinten Nationen gehen davon<br />
aus, dass bis 2020 weltweit 1,9 Billionen US$ in Energieformen investiert werden, die keine Treibhausgase produzieren.<br />
Diese Investitionen sind sozusagen das Startkapital für eine Runderneuerung der Industrie auf der ganzen Welt.<br />
Ich wünsche mir, dass Ihr diese Seiten mit Hoffnung im Herzen lest und sie als Wegweiser in eine sichere, tragfähigere<br />
Zukunft nehmt. Wer aktiv wird, um sich für eine Entwicklung mit geringem CO 2<br />
-Ausstoß einzusetzen, ganz<br />
besonders in den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt, wird von den gewaltigen Veränderungen<br />
in der Weltwirtschaft profitieren, die Ihr noch erleben werdet. Macht heute den Anfang!<br />
Ban Ki-moon<br />
Generalsekretär der Vereinten Nationen<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Vorwort der<br />
Jugendlichen<br />
Matthias Schmidt, Deutschland<br />
Wir fanden uns in den verwinkelten Räumlichkeiten des „White<br />
House“ zusammen, dem Hauptsitz von Peace Child International<br />
in einer Kleinstadt in der südenglischen Provinz. Aus allen<br />
Ecken der Welt waren wir angereist. Die Aufgabe, für die<br />
man uns ausgewählt hatte, war: Von dem UNDP-Bericht über<br />
die menschliche Entwicklung (HDR) 2007/2008 zum Thema<br />
<strong>Klimawandel</strong> eine Kurzfassung für junge Leute zu erstellen. Doch<br />
wie soll man 400 Seiten geballte Information zusammenfassen?<br />
Wie soll man zum Sprachrohr für Hunderte von jungen Leuten werden,<br />
die ihre Visionen, Geschichten, Illustrationen, Gedichte und<br />
Berichte beigesteuert haben? Wie soll man sich von der üblichen<br />
Informationsflut abheben und einen sinnvollen Beitrag zu der<br />
Debatte leisten?<br />
Mitte dieses Jahrhunderts werden die Leser dieses Heftes nicht<br />
mehr jung sein – wir alle werden alt und grau und schläfrig sein.<br />
In was für einer Welt würdest Du dann leben wollen? Würdest<br />
Du, vor dem Kaminfeuer sitzend, zur Bestätigung nicken, wenn<br />
Deine Enkelkinder Dich fragen, ob Du irgendetwas getan hast,<br />
um Deinen CO 2<br />
-Fußabdruck zu verringern?<br />
Bereits 1987 erhoben sich warnende Stimmen, dass die Erde<br />
sich ständig weiter erwärmt. Bis heute, über zwei Jahrzehnte<br />
danach, hat sich noch wenig Konkretes getan. Jetzt, da die Welt<br />
langsam aus ihrem Tiefschlaf erwacht, wird uns klar, dass unsere<br />
Mutter Erde in großen Schwierigkeiten steckt.<br />
Dieses Heft wurde von jungen Leuten speziell für junge Leute<br />
erstellt. Neben den Beiträgen von uns, den in England versammelten<br />
Redakteuren, haben wir auch Hunderte von Einsendungen<br />
von jungen Leuten rund um die Welt erhalten, die während<br />
des gesamten Entstehungsprozesses nicht mit ihren Kommentaren,<br />
ihrer Kritik und ihrer Kreativität sparten. Das Ergebnis ist<br />
das Heft, das Ihr jetzt in Euren Händen haltet!<br />
Wir hoffen, dass unser Aufruf, etwas gegen den <strong>Klimawandel</strong><br />
zu unternehmen, auf allen Kontinenten, in jedem Land, in jeder<br />
Stadt und in jeder Familie Gehör findet. Wenn wir heute etwas<br />
ändern, in kleinen Schritten und jeder für sich, können wir eine<br />
sicherere Zukunft für kommende Generationen schaffen.<br />
Warte nicht 50 Jahre ab, um dann reuevoll abwechselnd dein<br />
gealtertes Gesicht im Spiegel anzuschauen und das mit Narben<br />
übersäte Gesicht von Mutter Erde um dich herum. Sondern<br />
wiege dich in dem Bewusstsein, dass Du dem Aufruf gefolgt bist<br />
und deinen Beitrag geleistet hast. Du hast die Wahl!<br />
5<br />
Matthias Schmidt, Deutschland<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
<strong>Klimawandel</strong>: Die größte<br />
6<br />
Warum steigen die Temperaturen?<br />
Treibhausgase entstehen bei der Verbrennung<br />
fossiler Brennstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas.<br />
Die starke Zunahme der industriellen Tätigkeit<br />
seit Mitte des 18. Jahrhunderts hat dazu<br />
geführt, dass große Mengen von<br />
Kohlendioxid (CO 2<br />
) erzeugt wurden,<br />
die mit Methan und Stickoxid<br />
vermischt sind. Diese Gase bilden<br />
in der Atmosphäre eine Schicht,<br />
die verhindert, dass Wärme<br />
entweichen kann. Stattdessen<br />
wird die Wärme zurück auf die<br />
Erde reflektiert und führt dort<br />
zu einem Temperaturanstieg.<br />
Die Wissenschaftler sind sich<br />
seit neuestem darüber einig,<br />
dass mit 90-prozentiger<br />
Wahrscheinlichkeit ein<br />
Großteil der Erderwärmung<br />
auf das Konto von<br />
Treibhausgasen geht, die<br />
durch menschliche Tätigkeit<br />
hervorgerufen wurden.<br />
Wieso 2ºC?<br />
Es wird weiter darüber debattiert,<br />
wie weit die Temperatur noch<br />
genau steigen darf, bevor die Situation<br />
katastrophale Ausmaße annimmt. Dem<br />
HDR zufolge darf man nicht zulassen,<br />
dass die Temperatur mehr als 2°C über das<br />
vorindustrielle Niveau ansteigt, wenn man einen<br />
verheerenden <strong>Klimawandel</strong> verhindern will. Dazu<br />
müsste die Konzentration von CO 2<br />
in der Atmosphäre<br />
bei 450 ppm (Teile pro Million) stabilisiert werden.<br />
Herausforderung der Menschheit<br />
HUMAN IMPACT ON CLIMATE CHANGE<br />
Andrea Davidson, Kanada<br />
TEMPERATUR (in ºC)<br />
8<br />
4<br />
0<br />
Veränderungen des Kohlendioxidgehalts und der Temperatur in<br />
den letzten 400.000 Jahren<br />
Die Angaben in diesem Schaubild wurden von Wissenschaftlern anhand von Bohrkernproben aus den tiefen Schichten des Antarktiseises<br />
zusammengestellt. Daran lässt sich erkennen, wie sich in den letzten 400.000 Jahren der CO 2<br />
-Gehalt der Atmosphäre unmittelbar auf die<br />
Erdtemperatur ausgewirkt hat. Das Ende der roten Kurve in dem Schaubild zeigt den heutigen rasanten Anstieg der CO 2<br />
-Konzentration.<br />
Die Temperaturkurve, die möglicherweise folgen wird, kann einem Angst machen.<br />
380<br />
340<br />
300<br />
260<br />
220<br />
CO 2<br />
(in ppm)<br />
-4<br />
-8<br />
400 359 300 250 200 150 100 50 0<br />
Vor 400.000 Jahren<br />
VOR TAUSENDEN VON JAHREN<br />
Heute<br />
Mit freundlicher Genehmigung der<br />
Environmental Protection Agency<br />
(Umweltschutzbehörde der USA)<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Ganz schÖn heiss hier<br />
Die Temperaturen des vergangenen<br />
halben Jahrhunderts waren wahrscheinlich<br />
die höchsten von allen 50-Jahres-<br />
Zeiträumen der letzten 1.300 Jahre<br />
In der gegenwärtigen Zwischeneiszeit,<br />
die vor etwa 12.000 Jahren begann,<br />
wurden noch nie so hohe Temperaturen<br />
aufgezeichnet wie heute<br />
Elf der zwölf wärmsten Jahre<br />
seit 1850 fallen in den Zeitraum<br />
zwischen 1995 und 2006<br />
Was bedeutet „<strong>Klimawandel</strong>“?<br />
<strong>Klimawandel</strong> bedeutet, dass sich das Wetter überall auf der Welt<br />
ändert. Am besten kann man das am Ansteigen der Temperatur<br />
an der Erdoberfläche ablesen.<br />
„<strong>Klimawandel</strong>“ ist zu einem derart geläufigen Begriff geworden,<br />
dass man bei dem Wort nicht mehr, wie es eigentlich sein sollte,<br />
alle Alarmglocken schrillen hört. Für viele Leute ist es bloß eine<br />
hohle Phrase, die sich auf eine nur undeutlich erkennbare Krise<br />
weit weg von uns bezieht. In Wahrheit ist der <strong>Klimawandel</strong><br />
eine bittere Realität und die größte Herausforderung für unsere<br />
Generation.<br />
Ursachen<br />
7<br />
Anstieg der CO 2<br />
-<br />
Konzentration<br />
Entwaldung<br />
Wirkungen<br />
Anstieg des<br />
Meeresspiegels<br />
Anstieg der Oberflächentemperaturen<br />
Folgen<br />
Dürren<br />
Überschwemmungen und<br />
negative Auswirkungen auf<br />
Atmosphäre und Niederschläge<br />
Beeinträchtigung<br />
von Gesundheit<br />
und Bildung<br />
Artensterben und andere<br />
ökologische Schäden<br />
Einbußen in der<br />
Landwirtschaft<br />
Erschöpfung der<br />
Wasservorräte<br />
Schädigung der<br />
Wirtschaft<br />
Adam Daroszewski, Deutschland<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Was bedeutet „menschliche<br />
Wahlmöglichkeiten bieten, damit<br />
jeder das Beste aus sich machen kann<br />
Bei menschlicher Entwicklung geht es darum, eine Welt zu<br />
erschaffen, in der alle Menschen die Chance haben, ihre<br />
Möglichkeiten auszuschöpfen und ein gesundes und<br />
glückliches Leben zu führen.<br />
Entwicklung?”<br />
<strong>Klimawandel</strong> bedroht die<br />
menschliche Entwicklung:<br />
Es gibt bestimmte grundlegende Dinge, die wir alle<br />
brauchen, um uns entwickeln zu können. Dazu gehören<br />
eine ausreichende Ernährung, Bildung und Ausbildung<br />
sowie die Möglichkeit, einen menschenwürdigen Lebensstandard<br />
zu erreichen. Leider werden vielen Armen auf der<br />
Welt selbst diese Grundbedürfnisse verwehrt.<br />
Der <strong>Klimawandel</strong> hindert uns nicht allein<br />
potenziell daran, uns als menschliche Familie<br />
weiterzuentwickeln, sondern droht auch,<br />
einen großen Teil der bereits erreichten<br />
Entwicklung wieder zunichte zu machen.<br />
8<br />
„Das grundlegende Ziel<br />
von Entwicklung ist es,<br />
die Wahlmöglichkeiten der<br />
Menschen zu erweitern. Diese<br />
Wahlmöglichkeiten können im<br />
Prinzip unbegrenzt sein und sich<br />
im Lauf der Zeit wandeln....<br />
Zweck der Entwicklung ist die<br />
Schaffung eines förderlichen<br />
Umfelds, in dem Menschen ein<br />
langes, gesundes und kreatives<br />
Leben führen können.“<br />
Gefährlicher <strong>Klimawandel</strong> droht die Lage der Armen noch weiter<br />
zu verschlechtern und ihnen Freiheiten vorzuenthalten, die für die<br />
Wohlhabenden selbstverständlich sind. So könnten beispielsweise<br />
bei einem Abschmelzen der Gletscher im Hochland von Tibet<br />
vier der größten Flüsse Südostasiens versiegen und damit die<br />
Lebensgrundlage von einem Drittel der Weltbevölkerung gefährdet<br />
werden.<br />
Deshalb stellt der <strong>Klimawandel</strong> die derzeit größte Bedrohung für<br />
die menschliche Entwicklung dar.<br />
Mahbub Ul Haq, Begründer des Berichts<br />
über die menschliche Entwicklung<br />
Früher wurde Entwicklung nur an wirtschaftlichen Maßstäben<br />
gemessen. Doch das Konzept der menschlichen<br />
Entwicklung umfasst viel mehr als nur die finanzielle<br />
Situation eines Menschen. Ernährung, Bildung und ein<br />
menschenwürdiger Lebensstandard sind alles unentbehrliche<br />
Bestandteile des Konzepts.<br />
Maria Mercedes Toledo, Ecuador<br />
Im HDR wird detailliert vor den katastrophalen Folgen des<br />
<strong>Klimawandel</strong>s für die menschliche Entwicklung gewarnt.<br />
Außerdem wird dargelegt, was wir als menschliche Familie<br />
angesichts dieser Herausforderung tun müssen.<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Landwirtschaft<br />
und Nahrungsmittel<br />
Dürren und Schwankungen bei der<br />
Verteilung der Niederschläge würden zu<br />
drastischer Nahrungsmittelknappheit und<br />
einem Rückgang der landwirtschaftlichen<br />
Produktion führen.<br />
Society für the Protection of Animals Abroad<br />
Wasserknappheit<br />
Martial Bella, Kamerun<br />
Durch abschmelzende Gletscher würde es<br />
zunächst zu Überschwemmungen kommen.<br />
Danach würden die Flüsse versiegen, was zu<br />
massiver Wasserknappheit führen würde. Auch<br />
die Industrieländer würden nicht verschont<br />
bleiben. Wenn z.B. der „ewige“ Schnee auf<br />
den Gipfeln der kalifornischen Sierra Nevada<br />
abschmilzt, kann es in Städten wie Los Angeles<br />
leicht zu Wasserknappheit kommen.<br />
Gefahren für<br />
die menschliche<br />
Gesundheit<br />
Die menschliche Gesundheit wäre sowohl<br />
direkt als auch indirekt betroffen. In Ländern<br />
mit hohen Armutsquoten sind öffentliche<br />
Gesundheitssysteme, die eine angemessene<br />
Versorgung sicherstellen könnten, nicht<br />
vorhanden. Weitere 220-440 Millionen<br />
Menschen könnten Gefahr laufen, an<br />
Malaria zu erkranken.<br />
Nafiz Zaman Shuva, Bangladesch<br />
Auswirkungen<br />
auf die Natur<br />
Infolge eines Temperaturanstiegs von über<br />
3°C könnte die unglaubliche Zahl von 20-30<br />
Prozent der Tier- und Pflanzenarten der Erde<br />
vom Aussterben bedroht werden. Durch das<br />
„Ausbleichen“ der Korallenriffsysteme würde<br />
sich die Lebenswelt im Meer völlig verändern<br />
und ein Teil der Meeresbiodiversität würde<br />
verlorengehen.<br />
9<br />
Trudy Veitch, Kanada<br />
Überschwemmungen<br />
und extremes Wetter<br />
Ein anhaltender Temperaturanstieg würde<br />
zu Dürren, Überschwemmungen und heftigen<br />
tropischen Wirbelstürmen führen. Viele<br />
Menschen in Bangladesch, Ägypten und<br />
Vietnam müssten ihr Land verlassen und<br />
einige kleine Inselstaaten würden vollständig<br />
überflutet.<br />
William Rowland, Großbritannien<br />
Wenn wir nichts Entscheidendes verändern, werden bis 2080:<br />
Zusätzliche 600 Millionen Menschen weltweit (9 Prozent der gegenwärtigen Weltbevölkerung)<br />
neu von Unterernährung bedroht sein. Weitere 1,8 Milliarden Menschen (mehr als<br />
die Einwohnerzahlen von China und den USA zusammengerechnet) könnten von Engpässen<br />
bei der Energieversorgung betroffen sein.<br />
Bericht über die menschliche Entwicklung, Seiten 18 & 19<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Die Armen leiden am meisten,<br />
10<br />
Obwohl die Armen auf der Erde nur einen leichten<br />
CO 2<br />
-Fußabdruck hinterlassen, haben sie die Hauptlast<br />
der Auswirkungen des <strong>Klimawandel</strong>s zu tragen.<br />
Ist es denn gerecht, dass diejenigen Menschen<br />
und Länder, die am wenigsten Schuld haben,<br />
am meisten leiden müssen?<br />
Der CO2-Fußabdruck<br />
der ärmsten 1 Milliarde<br />
Erdbewohner beträgt<br />
nur etwa 3 Prozent<br />
des gesamten CO2-<br />
Fußabdrucks der<br />
Welt.<br />
Bericht über die menschliche<br />
Entwicklung, Seite 43<br />
„Wegen der ständigen Wetterschwankungen<br />
wissen unsere<br />
Landwirte nicht mehr, wann sie ihre<br />
Feldfrüchte anpflanzen sollen. Und<br />
steigende Wasserspiegel zerstören die<br />
Lebensgrundlage derjenigen, die bisher<br />
von der Fischerei lebten.“<br />
ADETUNJI OLABODE AKINWUMI,<br />
NIGERIA<br />
In der Welt, in der wir leben, gibt<br />
es ohnehin schon gravierende<br />
Ungleichheiten zwischen<br />
Reichen und Armen. Durch die<br />
Auswirkungen des <strong>Klimawandel</strong>s<br />
wird nun die bestehende<br />
Benachteiligung noch weiter<br />
geschürt. So sind z.B. die Armen<br />
nach einem Klimaschock oft dazu<br />
gezwungen, ihre Kinder von der<br />
Schule zu nehmen. In Nicaragua ist<br />
nach dem Hurrikan Mitch der Anteil der<br />
Kinder, die gleichzeitig die Schule besuchen<br />
und parallel zum Schulbesuch noch arbeiten<br />
müssen, in den betroffenen Haushalten von 7,5<br />
auf 15,6 Prozent gestiegen. Diese Kinder werden<br />
weniger dazu fähig sein, sich aus der Armutsfalle zu<br />
befreien.<br />
Wenn alle Menschen in den Entwicklungsländern den<br />
gleichen CO 2<br />
-Fußabdruck hätten wie der Durchschnitt<br />
in den wohlhabenden Ländern, würden wir ganze sechs<br />
Planeten benötigen, um ihre Konsumgewohnheiten zu<br />
befriedigen.<br />
„Dadurch, dass bei uns<br />
der Regen weniger geworden<br />
ist oder ganz ausbleibt, steigt die<br />
Wahrscheinlichkeit von Versorgungsengpässen<br />
und Hungersnöten. Darüber<br />
hinaus wissen die Leute zu wenig über<br />
Vorsorgemaßnahmen, z. B. wie man<br />
Nahrungsmittel richtig lagert und<br />
wie man verhindert, dass Krankheiten<br />
sich ausbreiten können.“<br />
BARAKA P. MTINDA,<br />
DAR ES SALAAM,<br />
TANSANIA<br />
obwohl sie am wenigsten Schuld haben<br />
„Warum müssen wir<br />
Bangladeschis immer so<br />
leiden? Haben wir denn nicht<br />
auch ein Recht auf Nahrungsmittel,<br />
medizinische Behandlung, Bildung<br />
und finanzielle Sicherheit? Sind wir<br />
denn keine Menschen?“<br />
KARIMON,<br />
BANGLADESCH<br />
„Die Kinder haben keine<br />
Ahnung vom <strong>Klimawandel</strong>. Sie<br />
spüren zwar jeden Tag, wie heiß<br />
es ist, und sie bekommen die ganzen<br />
Überschwemmungen mit, aber den<br />
Zusammenhang zwischen diesen<br />
Ereignissen und dem <strong>Klimawandel</strong><br />
begreifen sie nicht.“<br />
INDAH WATY,<br />
INDONESIEN<br />
„Die Dorfbewohner können<br />
nur zuschauen, wenn ihre Häuser<br />
durch Sturmfluten, das Ansteigen des<br />
Meeresspiegels und sintflutartige Regenfälle<br />
weggespült werden. Sie verfügen über keine<br />
Mittel, diese Auswirkungen einzudämmen,<br />
die ja durch das Verhalten anderer verursacht<br />
werden. Die einfachen Leute auf den Salomon-<br />
Inseln wissen nicht, dass Klimakatastrophen<br />
auf den <strong>Klimawandel</strong> zurückzuführen sind.<br />
Sie glauben, dass das der normale Lauf der<br />
Natur ist.“<br />
CASPER SUPA,<br />
HONIARA, SALOMONEN<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Die Nachwirkungen von Klimaereignissen können sich auf Jahre hinaus verheerend<br />
auf das Leben der Armen auswirken:<br />
In Äthiopien ist es um 36 Prozent wahrscheinlicher, dass Kinder im Alter bis zu<br />
fünf Jahren unterernährt sind oder an Wachstumsstörungen leiden, sogar ganze<br />
41 Prozent, wenn sie in einem Dürrejahr geboren wurden.<br />
In Kenia leiden Kinder, die während einer Dürreperiode geboren wurden, bis zu<br />
50 Prozent häufiger an Unterernährung.<br />
Im Niger leiden in einem Dürrejahr geborene Kinder im Alter bis zwei Jahre um<br />
ganze 72 Prozent häufiger an Wachstumsstörungen.<br />
Bericht über die menschliche Entwicklung, Seite 89<br />
Die Menschen in Bangladesch<br />
sind die Hauptleidtragenden<br />
Am 14. April 2008 besuchte ich Chor Khalpar, ein an einem<br />
Flussufer gelegenes Dorf im Bezirk Faridpur meines Heimatlandes<br />
Bangladesch, wo die Menschen sehr stark von Klimaereignissen<br />
betroffen sind.<br />
Dort traf ich einen Fischer namens Karim. Er erzählte mir, dass<br />
er durch die Ufererosion des Flusses alles verloren habe und<br />
obdachlos geworden sei. „Wir wissen nicht, ob wir heute etwas<br />
zu essen haben werden“, sagte er. Eine ältere Frau fügte hinzu:<br />
„Wir wissen überhaupt nicht, was aus uns werden soll. Vielleicht<br />
sind wir nächstes Jahr schon nicht mehr hier“. Sie wusste gar<br />
nichts über den <strong>Klimawandel</strong>. „Das einzige, was wir wissen,<br />
ist, dass das der Lauf der Natur ist und wir nicht dagegen<br />
ankommen.“<br />
Besonders verzweifelt war die Situation in Bangladesch, als<br />
der Wirbelsturm Sidr im November 2007 das Land verwüstete.<br />
Danach waren viele Menschen gezwungen, unter freiem<br />
Himmel zu schlafen, schutzlos und ohne etwas zu essen. Die<br />
Landwirte verloren ihre gesamte Ernte. Dieses Problem haben<br />
wir zwar nicht gemacht, aber wir stehen an vorderster Linie<br />
im Kampf dagegen. Es macht mich wütend, wenn ich mir<br />
überlege, dass ein dicker Geländewagen auf einer Strecke von<br />
3.000 Kilometern genauso viel CO 2<br />
ausstößt wie eine Familie in<br />
Bangladesch in einem ganzen Jahr.<br />
Wie können wir also das Problem in Angriff nehmen? Durch<br />
Aufklärungs- und Bildungsmaßnahmen und die Einführung<br />
wirksamer Umweltschutzgesetze in den Entwicklungsländern.<br />
Wir müssen unbedingt heute handeln, damit mein Land<br />
überlebt.<br />
von Nafiz Zaman Shuva, Bangladesch<br />
Nafz Zaman Shuva, Bangladesch<br />
11<br />
Entwicklungsländer sind weitaus stärker<br />
von Naturkatastrophen bedroht<br />
Risiko, von einer Naturkatastrophe betroffen zu sein<br />
(auf 100.000 Menschen)<br />
Entwicklungsländer<br />
OECD-Länder mit hohem Einkommen<br />
50 von 100.000 Menschen<br />
Quelle: Berechnungen des HDR-Büros auf der Grundlage von<br />
Office of US Foreign Disaster Assistance (OFDA) und Centre for<br />
Research on the Epidemiology of Disasters (CRED) 2007. 1980-84 2000-04<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Wir treiben Raubbau an unserer<br />
Zukunft<br />
12<br />
„Unter dem Strich sieht es so<br />
aus: Als globale Gemeinschaft<br />
müssen wir mit einem nachhaltigen<br />
Kohlenstoffbudget<br />
auskommen. Derzeit überziehen<br />
wir dieses Budget und<br />
zehren damit vom Umweltkapital<br />
künftiger Generationen.“<br />
Bericht über die menschliche<br />
Entwicklung, Seite 9<br />
Ein Mann fragte einmal einen berühmten Maler:<br />
„Was lässt sich am schwierigsten malen?“<br />
„Leute, Gesichter, Haustiere; alles, was alltäglich<br />
und vertraut ist“, gab dieser zur Antwort.<br />
„Und was lässt sich dann am leichtesten malen?“,<br />
fragte der Mann weiter.<br />
„Geister“, sagte der Maler.<br />
„Wieso?“, wunderte sich der Mann.<br />
„Weil sie keine Form haben“, erklärte der Maler.<br />
„Sie sind unsichtbar, und niemand hat je einen Geist<br />
gesehen. Darum sind sie so leicht zu malen.“<br />
Charles M. Sendegeya, Uganda<br />
Die Welt gehört nicht uns allein<br />
Manchmal betrachten wir die Zukunft als konturlos und die<br />
Leute, die darin leben, als unsichtbare und namenlose Wesen<br />
– eben Geister! Und das verleitet uns dazu, so zu leben,<br />
als seien wir die letzten Bewohner dieser Erde.<br />
Doch auf uns werden ganz sicher neue Generationen<br />
folgen, die dann weiter den Weg beschreiten<br />
müssen, den wir gebahnt haben.<br />
Wenn wir diesen Weg nicht ändern, dann sind<br />
wir verantwortlich für die geschädigte Welt,<br />
die unsere Kinder von uns erben.<br />
Der <strong>Klimawandel</strong> zwingt uns dazu, auf vielen<br />
Ebenen umzudenken. In einer geteilten Welt<br />
zwingt er uns zum Nachdenken darüber, was<br />
ökologische Interdependenz bedeutet und<br />
wie wir mit etwas umgehen, das wir alle gemeinsam<br />
teilen: dem Planeten Erde.<br />
Wir sind eine menschliche Gesellschaft, die<br />
über Raum und Zeit hinweg miteinander<br />
verbunden ist. Deshalb muss auch die Lage<br />
künftiger Generationen berücksichtigt werden.<br />
Deren Stimmen hallen durch die Zeit und<br />
bitten uns eindringlich darum, Dinge wie soziale<br />
Gerechtigkeit und menschliche Solidarität nicht zu<br />
vergessen. Aber hören wir ihren Appell?<br />
Eliot Ruocco-Trenouth, Großbritannien<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
„Wir haben die Erde nicht von<br />
unseren Vorfahren geerbt, sondern<br />
nur von unseren Kindern geliehen.“<br />
Indianische Weisheit<br />
Der Aufschrei von Mutter Erde<br />
Die politischen Auseinandersetzungen werden hitziger,<br />
unsere Regierungen stehen vor großen Entscheidungen,<br />
die mit Fairness gegenüber anderen Generationen zu tun haben.<br />
Mutter Erde spürt die Flammen,<br />
denn ihre Temperatur steigt unkontrollierbar.<br />
In letzter Zeit ist ihr Schrei zu einem Wehklagen geworden,<br />
denn die Menschheit vergiftet sie mit ihren Schadstoffen.<br />
Das zuvor heftige Klopfen des <strong>Klimawandel</strong>s<br />
hat dazu geführt, dass er ungebeten hereingestürzt kam,<br />
wobei er eine Kette katastrophaler Ereignisse auslöste,<br />
darunter Dürre, Überschwemmungen und Hungersnot.<br />
13<br />
Unsere künftigen Kinder scheinen nur in unserer Vorstellung zu existieren,<br />
mit ihren unsichtbaren Gesichtern nehmen sie keine Form oder Gestalt an.<br />
Werden die Freiheiten, die wir heute sorglos genießen, in Zukunft auf dem<br />
Spiel stehen, weil wir nichts für Klimaschutz und Anpassung getan haben?<br />
Da starrt sie auf ihr Bild im Spiegel,<br />
unfähig, das Abbild ihres Gewissens zu verstehen,<br />
denkt sie über die Zukunft ihres ungeborenen Kindes nach.<br />
In der Angst, dass die Gesellschaft weiter wegschauen wird,<br />
schreit sie auf: „Habe ich die richtige Entscheidung getroffen?“<br />
Was soll gerecht daran sein, Raubbau an der Zukunft zu treiben;<br />
in Wahrheit ist das so, als würden wir einem kleinen Kind sein Bonbon<br />
wegnehmen!<br />
von Vikisha Thillainadesan,<br />
Australien<br />
Lara Elena Ramos Simielli, Brasilien<br />
„Wir werden nicht durch die Erinnerung<br />
an unsere Vergangenheit<br />
weise, sondern durch die Verantwortung<br />
für unsere Zukunft.“<br />
George Bernard Shaw<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Für seine Rechte muss man<br />
kämpfen<br />
14<br />
Menschenrechte sind der<br />
Kern der Sache...<br />
Der <strong>Klimawandel</strong> und die Menschenrechte<br />
sind untrennbar miteinander verbunden.<br />
Mein Volk, die Inuit, sind durch den<br />
<strong>Klimawandel</strong> vom Aussterben bedroht.<br />
Es kann kein <strong>Zwei</strong>fel bestehen, dass<br />
unsere Menschenrechte gefährdet<br />
sind.<br />
Im Jahr 2005 haben wir die<br />
Menschenrechtspetition zum<br />
<strong>Klimawandel</strong> gestartet. Darin<br />
wurden die Regierungen dazu<br />
aufgerufen, Wirtschaftsformen<br />
zu entwickeln, die Technologien<br />
zur Eindämmung der<br />
Treibhausgasemissionen verwenden.<br />
Außerdem wurde<br />
geltend gemacht, dass Emissionen<br />
aus den USA die Menschenrechte<br />
der Inuit verletzen.<br />
Sheila Watt-Cloutier,<br />
preisgekrönte Arktis-Klimaaktivistin<br />
„Der <strong>Klimawandel</strong> wirkt sich bereits<br />
negativ auf die Verwirklichung der<br />
Menschenrechte aus... unser gemeinsamer<br />
Menschenrechtsrahmen berechtigt und<br />
befähigt Entwicklungsländer und verarmte<br />
Gemeinschaften, Schutz für diese Rechte<br />
einzufordern.“<br />
Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit<br />
und Sicherheit der Person. Tatenlosigkeit<br />
angesichts der vom <strong>Klimawandel</strong> ausgehenden<br />
Bedrohung würde eine ganz unmittelbare Verletzung<br />
dieses Menschenrechts bedeuten.<br />
Bericht über die menschliche Entwicklung, Seite 60<br />
Menschenrechte sind diejenigen Grundfreiheiten, auf die man aufgrund der Tatsache,<br />
dass man ein Mensch ist, einen Anspruch hat.<br />
Unsere Grundrechte sind in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten<br />
Nationen verankert, die im Jahr 2008 60 Jahre alt wurde. Damals, 1948, als die Erklärung<br />
verfasst wurde, hätte man sich kaum vorstellen können, dass einmal der <strong>Klimawandel</strong> zu<br />
einer der größten Bedrohungen unserer Menschenrechte werden könnte.<br />
Schon jetzt werden unsere Möglichkeiten, diese Rechte zu genießen, durch die Folgen<br />
des <strong>Klimawandel</strong>s wie Überschwemmungen, Dürren und das Ansteigen des Meeresspiegels<br />
eingeschränkt.<br />
– Wenn du durch das Ansteigen des Meeresspiegels dein Haus verlierst, wird dein<br />
Recht auf Obdach verletzt.<br />
– Wenn deine Ernte durch Dürre vernichtet wird, wirst du deines Rechts auf Nahrung<br />
beraubt.<br />
– Wenn du durch Stürme und Hochwasser bedroht wirst, wird außerdem dein<br />
Recht auf Leben und Sicherheit der Person einer Gefahr ausgesetzt.<br />
Wir sind zu Recht entrüstet, wenn Staatsführer Bürgern ihre Rechte vorenthalten.<br />
Durch den <strong>Klimawandel</strong> schaffen wir eine Welt, in der die Rechte<br />
ernsthaft bedroht sind. Doch sind wir entrüstet genug?<br />
Mary Robinson, frühere UN-Hochkommissarin<br />
für Menschenrechte<br />
Samara Tanaka, Brasilien<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Stell dir vor – eine Welt, die uns nicht retten kann!<br />
Stell dir vor, nur noch Meer und kaum noch genug Land zum Leben;<br />
Stell dir vor, keine Wälder mehr, sondern sich endlos hinziehende Wüste;<br />
Stell dir vor, kein frisches Wasser, aber verseuchtes Wasser in Hülle und Fülle;<br />
Stell dir vor, keine schneebedeckten Berge, kein Wintersport;<br />
Stell dir vor, den Himmel, den Mond und die Sterne nicht sehen zu können;<br />
Stell dir vor, man muss mit einer Gasmaske herumlaufen;<br />
Stell dir vor, eine Welt ohne wilde Tiere, wo man nur Bilder und Filme hat;<br />
Stell dir die Welt vor durch die Augen eines KINDES –<br />
wenn das, was von der Welt zurückgeblieben ist, zu einem Fluch für die Lebenden wird<br />
von Pawan Alex, Indien<br />
In Peru liegen 70 Prozent der Gletscher in den<br />
tropischen Anden. Doch sie verschwinden vor<br />
unseren Augen und mit ihnen die Menschenrechte,<br />
die uns zustehen. Die Eiskappe von<br />
Quelccaya, die größte auf der Welt, hat seit<br />
Anfang der 1970er Jahre 30 Prozent ihrer<br />
Gletscherflächen verloren. Die örtlichen Landwirte,<br />
die für die Bewässerung ihrer Felder<br />
auf Gletscherwasser angewiesen sind, werden<br />
bald drastische Produktionseinbußen hinnehmen<br />
müssen. Wasserknappheit ist eine riesige<br />
Bedrohung unseres Menschenrechts auf einen<br />
angemessenen Lebensstandard.<br />
Karina Pilar Sandoval, Peru<br />
Die Wetterverhältnisse in Ghana sind unerträglich<br />
geworden. In der Nacht herrscht<br />
eine derartige Hitze, dass man kaum<br />
schlafen kann, und sintflutartige Regenfälle<br />
sind häufig. Der Regen kann Menschen<br />
umbringen und die Erzeugnisse und den<br />
Besitz der Bauern zerstören. Das erschwert<br />
die Bemühungen, Armut und<br />
Hunger zu <strong>bekämpfen</strong> und ökologische<br />
Nachhaltigkeit zu fördern. <strong>Klimawandel</strong><br />
ist nicht bloß ein Umwelt-, sondern sehr<br />
wohl auch ein Menschenrechtsproblem.<br />
Michael Boampong, Ghana<br />
Vinayak Sasitharan, Australien<br />
Als ich klein war, konnten wir Kinder<br />
noch an warmen Tagen in der Sonne<br />
spielen. Heute ist es im Sommer unerträglich<br />
heiß geworden. Jeden Tag wird<br />
es um die 34°C heiß und um 17 Uhr<br />
ziehen Stürme auf, die den Abendhimmel<br />
verdunkeln. Das extreme Wetter,<br />
das wir innerhalb von 24 Stunden<br />
durchmachen, ist eine Folge der globalen<br />
Erwärmung. Es beeinträchtigt unsere<br />
Menschenrechte, weil es unsere Gesundheit<br />
und Sicherheit aufs Spiel setzt.<br />
Carolina Santiago, Malaysia<br />
15<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Heute handeln, um morgen<br />
etwas zu bewirken<br />
Wir können künftige Generationen vor Rückschlägen im 21. Jahrhundert<br />
und Katastrophenrisiken bewahren, wenn wir uns dafür<br />
<strong>entscheiden</strong>, heute zu handeln. Es gibt eine zeitliche Verzögerung<br />
zwischen unseren Handlungen heute und den Ergebnissen<br />
morgen – die Treibhausgase, die wir 2009 in die Erdatmosphäre<br />
blasen, werden auch 2109 und danach noch da sein.<br />
Selbst wenn wir unverzüglich handeln, um die Emissionen zu<br />
senken, werden sich unsere Bemühungen frühestens 2030 auf<br />
den Trend der Welttemperatur auswirken. Daher ist Eile geboten.<br />
Denn mit jedem Tag, an dem wir nicht handeln, vergrößert sich<br />
das Problem.<br />
16<br />
Entwicklungsländer<br />
(mit einer großen Bandbreite in<br />
ihren Emissionsniveaus, müssen<br />
ihre Emissionen bis 2050 um 20<br />
Prozent gegenüber dem Niveau<br />
von 1990 verringern)<br />
Industrieländer<br />
(müssen ihre Emissionen bis<br />
2020 um 30 Prozent und bis<br />
2050 um 80 Prozent gegenüber<br />
dem Niveau von 1990<br />
verringern)<br />
WELT<br />
(die Emissionen der Welt<br />
müssen bis 2050 um 50 Prozent<br />
verringert werden, damit<br />
Ende des 21. Jahrhunderts ein<br />
tragbares Emissionsniveau<br />
erreicht ist)<br />
„Der <strong>Klimawandel</strong> ist die große Herausforderung, vor der<br />
die Politik überall auf der Welt heute steht. Zukünftige<br />
Generationen werden uns danach beurteilen, wie wir auf<br />
diese Herausforderung reagiert haben.“<br />
Luiz Inácio Lula da Silva, Präsident von Brasilien<br />
Samara Tanaka, Brasilien • Konzept: Zelalen Mekomen, Äthiopien; Karina Pilar Sandoval, Peru<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Wenn der Meeresspiegel um<br />
1 Meter steigt, müssen<br />
6 Millionen Menschen in<br />
Unterägypten ihr Land<br />
verlassen; 4.500 km 2<br />
Ackerland werden überflutet<br />
werden.<br />
Wenn wir<br />
nichts<br />
..<br />
andern. . .<br />
Nafz Zaman Shuva, Bangladesch<br />
So steht es um die Welt. . .<br />
Eine durchschnittliche<br />
Geschirrspülmaschine<br />
in<br />
Europa produziert<br />
mehr CO 2<br />
in<br />
einem Jahr als<br />
drei Äthiopier.<br />
Eine Klimaanlage in<br />
Florida stößt im Durchschnitt<br />
mehr CO 2<br />
in<br />
einem Jahr aus als jemand<br />
in Afghanistan im ganzen<br />
Leben.<br />
In Afrika südlich der<br />
Sahara sind über 80<br />
Prozent der Bevölkerung<br />
auf traditionelle<br />
Biomasse zum Kochen<br />
angewiesen.<br />
Der Inselstaat Tuvalu im<br />
Pazifik wird durch das<br />
Ansteigen des Meeresspiegels<br />
voraussichtlich im Verlauf<br />
des nächsten Jahrzehnts<br />
unbewohnbar werden.<br />
Es wird vorhergesagt, dass im Libanon<br />
durch einen Temperaturanstieg von 1,2°C die<br />
verfügbaren Wasservorräte um 15 Prozent<br />
abnehmen werden.<br />
17<br />
Hier treffen wir<br />
unsere Entscheidung:<br />
Hoffnung oder<br />
Verzweiflung?<br />
Maria Mercedes Toledo, Ecuador<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Klimaschutz heißt, zu verhindern, dass<br />
das Problem noch schlimmer wird<br />
DIE WELT MUSS MIT DEM PROBLEM DES<br />
KLIMAWANDELS AUF ZWEIERLEI ART UMGEHEN:<br />
Wir müssen unseren Kurs wechseln, indem wir die Kohlendioxidemissionen<br />
senken, um gefährlichen <strong>Klimawandel</strong> zu verhindern.<br />
Das nennt man Klimaschutz.<br />
Wir müssen uns und unser Eigentum vor den Gefahren schützen,<br />
die vom <strong>Klimawandel</strong> ausgehen und zum Teil unvermeidbar sind.<br />
Das nennt man Anpassung an den <strong>Klimawandel</strong>.<br />
Durch Klimaschutz müssen wir die Art und Weise, wie wir Energie nutzen, ändern, um weiteren Schaden zu vermeiden, und durch<br />
Anpassung müssen wir uns vor dem Schaden schützen, den wir bereits angerichtet haben.<br />
Was bedeutet Klimaschutz?<br />
Inzwischen ist es zu spät, um gewisse nicht rückgängig zu machende Änderungen noch zu verhindern. Durch wirksame Klimaschutzstrategien<br />
werden wir in der Lage sein, in Zukunft Krisen zu vermeiden. Im Grunde bedeutet dies, dass die Welt ihre Kohlendioxidemissionen<br />
reduzieren und eine radikale Wende in der Energiepolitik vornehmen muss.<br />
18<br />
Es gibt drei Grundlagen des Erfolgs<br />
EINEN PREIS FÜR CO2 BESTIMMEN<br />
Durch Besteuerung sowie den Emissionsrechtehandel<br />
(„cap and trade“) müssen wir einen Preis<br />
für Kohlendioxidemissionen festsetzen.<br />
Eine solche „Bepreisung“ der Treibhausgase<br />
muss die tatsächlichen sozialen<br />
Kosten widerspiegeln, die durch die<br />
Emissionen verursacht werden.<br />
ETWAS ÄNDERN<br />
Wir müssen unseren Hunger<br />
auf fossile Brennstoffe<br />
zügeln und auf alternative<br />
Energiequellen mit geringem<br />
Kohlendioxidausstoß<br />
umstellen.<br />
INTERNATIONALE KOOPERATION<br />
Die Länder müssen lernen, zusammenzuarbeiten.<br />
Denn Treibhausgase<br />
kennen keine Grenzen.<br />
Die reichen Länder können und<br />
müssen beim Kampf gegen den<br />
<strong>Klimawandel</strong> eine Vorreiterrolle<br />
übernehmen.<br />
Ganz einfach: Sie müssen dringendst ihre<br />
Kohlendioxidemissionen so stark und so rasch wie möglich senken.<br />
Ruth Simmons, Großbritannien<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Windturbine im Windpark<br />
Zafarana, Ägypten<br />
Zum Klimaschutz benötigt man Innovationen im Bereich<br />
Technik sowie einen raschen und breit angelegten Transfer<br />
und Einsatz ökologisch nachhaltiger Technologien.<br />
Die Stromerzeugung mit Windgeneratoren ist nachhaltig,<br />
weil Wind im Grunde eine unerschöpfliche (erneuerbare)<br />
Energiequelle ist. Zu den anderen erneuerbaren Energiequellen<br />
gehören Wasserkraft und Sonnenenergie<br />
19<br />
Charles M. Sendegeya, Uganda<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Klimaschutz heißt, zu verhindern, dass<br />
Maßnahmen zum Klimaschutz<br />
Was ist eine CO2-Steuer?<br />
Eine Abgabe, die von einer Regierung für jede<br />
Einheit von ausgestoßenem CO 2<br />
-Äquivalent<br />
erhoben wird. Die Erhebung einer CO 2<br />
-<br />
Steuer führt dazu, dass es sich wirtschaftlich<br />
lohnt, die Emissionen zu senken.<br />
das Problem noch schlimmer wird<br />
20<br />
Was ist der Mechanismus<br />
für umweltvertragliche<br />
Entwicklung<br />
..<br />
(Clean Development<br />
Mechanism - CDM)?<br />
Der Mechanismus für umweltverträgliche<br />
Entwicklung ermöglicht<br />
es den Industrieländern,<br />
die sich zur Senkung ihrer<br />
Treibhausgasemissionen verpflichtet<br />
haben, in Projekte zu<br />
investieren, die Emissionen in den<br />
Entwicklungsländern senken.<br />
Er stellt damit eine Alternative zur<br />
Reduzierung im eigenen Land dar,<br />
die mit höheren Kosten verbunden<br />
wäre. Dies ist eine Regelung gemäß<br />
dem Kyoto-Protokoll.<br />
Was ist „cap and trade“ oder auf<br />
Deutsch “Emissionsrechtehandel”?<br />
Es ist ein ausgehandeltes System zwischen einem Land oder<br />
einer Gruppe von Ländern. Diese legen eine Obergrenze für die<br />
Gesamtmenge von Kohlendioxid fest, die in einem bestimmten Zeitraum<br />
ausgestoßen werden darf. Diese Höchstmenge bezeichnet man als „cap“ (Deckel, Obergrenze).<br />
Sie wird in Zertifikate aufgeteilt, die an die Wirtschaft/Industrie verkauft oder ausgegeben werden.<br />
Wenn ein Betrieb die ihm zustehenden Zertifikate aufgebraucht hat, kann er anderen Betrieben, die<br />
ihr Emissionslimit unterschritten haben, Zertifikate abkaufen. Das nennt man „trade“ (Handel).<br />
Martin Sanchez, Bolivien<br />
Unsere alten Gewohnheiten ändern –<br />
die Welt verändern<br />
Unsere Welt hat sich zu sehr angewöhnt, fossile Brennstoffe im<br />
Übermaß zu verbrauchen. Um unsere alten Gewohnheiten zu<br />
ändern, bedarf es gemeinsamer Anstrengungen. Wir sind zu stark<br />
auf Energiesysteme angewiesen, die von fossilen Brennstoffen<br />
abhängig sind – das muss sich ändern! Während wir einerseits<br />
Kohlendioxidemissionen zu verhindern versuchen, müssen wir<br />
uns andererseits auch für Technologien mit geringem CO 2<br />
-Ausstoß<br />
einsetzen. Dazu gehören vor allem sogenannte erneuerbare<br />
Energien wie Wind-, Solar- und Wasserkraft oder geothermische<br />
Wärmepumpen sowie Elektroautos. Die Debatte über Atomenergie<br />
geht zwar weiter, doch auch dies ist ein Thema, über das<br />
intensiver diskutiert werden muss.<br />
Kalifornien in Vorreiterrolle<br />
Die USA müssen sich noch zu festen Zielvorgaben für Emissionen<br />
verpflichten, doch während die Regierung in Washington, DC<br />
noch zögert, übernimmt der Staat Kalifornien die Initiative. Zu<br />
den Selbstverpflichtungen Kaliforniens gehören eine Obergrenze<br />
von Treibhausgasemissionen auf dem Niveau von 1990 bis zum<br />
Jahr 2020, die Senkung der Fahrzeugemissionen von Neuwagen<br />
um 30 Prozent bis zum Jahr 2016 und die Auszahlung von über<br />
2,9 Milliarden US$ über einen Zeitraum von 10 Jahren, um die<br />
Aufstellung von Sonnenkollektoren zu fördern. Es bleibt zu hoffen,<br />
dass die Politik von Kalifornien für andere Bundesstaaten der USA<br />
zum Anreiz wird, eine ähnliche Politik und ähnliche Standards zu<br />
übernehmen, um unsere zunehmende Energiekrise aufzufangen.<br />
von Dana Troy, USA<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Anna Juchnowicz, Polen<br />
Ziele festlegen<br />
Regierungen müssen unbedingt verbindliche Ziele für ihre<br />
Emissionen festlegen. Diese werden von Land zu Land<br />
unterschiedlich sein.<br />
Frankreich hat vor, seine Emissionen bis zum Jahr 2050<br />
um 75 Prozent zu senken. Japan plant eine Senkung um<br />
50 Prozent bis zum Jahr 2050. Die Vereinigten Staaten<br />
haben noch keine landesweit gültige, langfristige<br />
Zielvorgabe für ihre Emissionen aufgestellt.<br />
Entwaldung<br />
Unsere Wälder sind unschätzbar wertvoll, weil sie CO 2<br />
auf<br />
natürliche Weise aufnehmen und speichern. Deshalb ist<br />
es auch so schlimm, dass man sie so rücksichtslos abholzt.<br />
Die Entwaldung ist für ca. 20 Prozent der globalen Kohlendioxidemissionen<br />
verantwortlich. Wenn man verhindert,<br />
dass Wälder zerstört werden, trägt man wirksam zur Verminderung<br />
der Neubildung von Treibhausgasen bei.<br />
Internationale und regionale Vereinbarungen können nur<br />
einen Sinn haben, wenn nationale Zielvorgaben vorhanden<br />
sind – und wenn die Länder auch tatsächlich ihre<br />
Zusagen einhalten. Gibt es in Deinem Land eine nationale<br />
Zielvorgabe für die Reduzierung der CO 2<br />
-Emissionen? Wie<br />
sieht es mit der Umsetzung aus, ist man auf Kurs? Ist die<br />
Zielvorgabe verbindlich? Darüber kannst Du auch Deinen<br />
Volksvertreter auf örtlicher oder nationaler Ebene befragen.<br />
21<br />
Vida Morkunas, USA<br />
Samantha Lyn Black, USA<br />
Peru besitzt 68 Millionen Hektar Tropenwald. Bis zum Jahr<br />
2006 gingen in dem Land täglich bis zu 17,6 ha Wald<br />
verloren. Durch die Entwaldung sind einheimischen Bevölkerungsgruppen<br />
wie den Shipibos wichtige Tierarten<br />
und Heilpflanzen verloren gegangen. Die Shipibos haben<br />
immer im Einklang mit ihrer Umwelt gelebt und eine<br />
<strong>entscheiden</strong>de Rolle für den Naturschutz gespielt. Heute<br />
greifen wir brutal in ihren Lebensraum ein und zwingen<br />
sie dazu, in bevölkerte Gebiete umzusiedeln. Es liegt in<br />
unserer Hand, diesen Teufelskreis zu stoppen – wir dürfen<br />
nicht zulassen, dass der Amazonas seiner Seele beraubt<br />
wird!<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Anpassung heißt mit dem<br />
<strong>Klimawandel</strong> leben lernen<br />
22<br />
Was ist Anpassung?<br />
Bei Anpassung geht es darum, Menschen dazu zu befähigen,<br />
mit den Risiken umzugehen, die der <strong>Klimawandel</strong> mit sich<br />
bringt. Es geht darum, dass man in grundlegende Infrastruktur<br />
investiert und in Programme, die uns vor den Auswirkungen des<br />
<strong>Klimawandel</strong>s schützen sollen.<br />
4 x Anpassung<br />
In Indonesien werden als<br />
Anpassungsmaßnahme<br />
Mangroven angepflanzt,<br />
um sich vor Sturmfluten<br />
infolge des<br />
<strong>Klimawandel</strong>s zu<br />
schützen.<br />
Mit freundlicher Genehmigung von KeSEMaT<br />
Wie passen wir uns an?<br />
Eine erfolgreiche Anpassungsplanung<br />
beinhaltet folgende Maßnahmen:<br />
• Informationen<br />
eine wirksame Planung<br />
ermöglichen<br />
• Infrastruktur<br />
vor den Auswirkungen des<br />
<strong>Klimawandel</strong>s schützen<br />
• Versicherung<br />
soziale Risiken auffangen<br />
und die Armut reduzieren<br />
• Institutionen<br />
den Katastrophenschutz<br />
gewährleisten<br />
Wer ist betroffen?<br />
Im Endeffekt wird jedes Land betroffen sein und sich an den<br />
<strong>Klimawandel</strong> anpassen müssen.<br />
Das Wort „Anpassung“ hat in unterschiedlichen Ländern unterschiedliche<br />
Bedeutungen. In den reichen Ländern passen<br />
sich die Regierungen an, indem sie ausgeklügelte technische<br />
Schutzanlagen errichten. In den ärmeren Ländern hingegen<br />
ist die Anpassung schwieriger, weil keine ausreichenden<br />
Ressourcen vorhanden sind. Für manche Menschen bedeutet<br />
es vielleicht nur, dass sie schwimmen lernen müssen, um ein<br />
Hochwasser oder einen Sturm überleben zu können. Leider<br />
können sich diejenigen, die wirksame Schutzmaßnahmen<br />
am nötigsten hätten, diese am wenigsten leisten.<br />
„Untergehen oder<br />
schwimmen sind die Alternativen<br />
für die Armen der Welt<br />
- sie angesichts der Bedrohung<br />
durch den <strong>Klimawandel</strong> ihrem<br />
Schicksal zu überlassen, ist<br />
moralisch verwerflich …. Wir<br />
bewegen uns immer mehr auf eine<br />
Welt der Anpassungs-Apartheid zu.“<br />
Desmond Tutu,<br />
früherer Erzbischof von Kapstadt<br />
und Friedensnobelpreisträger<br />
Was haben die Stadt New York, das Ganges-Delta in Indien und<br />
Bangladesch gemeinsam? Durch das Ansteigen des Meeresspiegels<br />
sind alle drei einem erhöhten Überschwemmungsrisiko<br />
ausgesetzt, doch sie sind unterschiedlich darauf vorbereitet.<br />
Die New Yorker können sich Schutzbauwerke leisten und rasch<br />
auf neue Bedrohungen reagieren. Im Gegensatz dazu sind<br />
die Bewohner des Ganges-Deltas, die kaum zur Verursachung<br />
des Problems beigetragen haben, den Gefahren fast schutzlos<br />
ausgeliefert. Im HDR wird geschätzt, dass bis 2015 Investitionen<br />
der Industrieländer in einer Gesamthöhe von 86 Milliarden US$<br />
pro Jahr benötigt werden, damit sich alle Länder ausreichend<br />
anpassen können.<br />
Die Anpassungspläne in vielen Entwicklungsländern sind unzureichend:<br />
„Die vorhandenen Hilfsmöglichkeiten lassen sich damit vergleichen, als<br />
würde man versuchen, eine Überschwemmung mit einem Schwamm<br />
aufzuwischen.“ Bericht über die menschliche Entwicklung, Seite 167<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Casper Supa, Salomonen<br />
23<br />
„Auf das Beste hoffen – und sich<br />
dafür einsetzen –, aber auf das<br />
Schlimmste vorbereitet sein, das hat sich<br />
als Leitsatz der Anpassungsplanung bewährt.“<br />
Bericht über die menschliche Entwicklung, Seite 198<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Anpassung heißt mit dem<br />
<strong>Klimawandel</strong> leben lernen<br />
GROSS-<br />
BRITANNIEN<br />
Die britische Umweltbehörde hat<br />
gefordert, 8 Milliarden US$ für die<br />
Verstärkung der Flutsperre an der<br />
Themse bereitzustellen. Derzeit werden<br />
rund 1,2 Milliarden US$ im Jahr<br />
für das Hochwassermanagement<br />
und die Bekämpfung der<br />
Küstenerosion ausgegeben.<br />
24<br />
USA<br />
Kalifornien hat ein ausgedehntes<br />
System von Wasserspeichern<br />
und Transportkanälen<br />
aufgebaut, damit Trockengebiete<br />
ständig mit Wasser<br />
versorgt werden<br />
können.<br />
HAITI<br />
Im nationalen Anpassungsplan<br />
wird geschätzt, dass für<br />
Investitionen in Projekte zur<br />
Verhinderung von Wasserknappheit,<br />
Hochwassergefahr und<br />
Bodenerosion ein Budget von<br />
11 Millionen US$ benötigt<br />
wird.<br />
ECUADOR<br />
Die Bauern bauen hier traditionelle<br />
Rückhaltebecken in<br />
U-Form, sogenannte albarradas,<br />
um in niederschlagsreicheren<br />
Jahren Wasser aufzufangen, das<br />
in Dürrejahren wieder in das<br />
Bewässerungssystem eingespeist<br />
wird.<br />
ÄTHIOPIEN<br />
Das Produktivitäts-Sicherungsprogramm<br />
des Landes (Productivity<br />
Safety Net Programme - PSNP) bietet<br />
etwa 5 Millionen Menschen garantierte<br />
Beschäftigung für fünf Tage im Monat als<br />
Gegenleistung für Geld oder Nahrungsmittel.<br />
4 US$ monatlich genügen, um<br />
die Grundversorgung spürbar zu<br />
verbessern und die Auswirkungen<br />
von Klimaschocks abzumildern.<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
NIEDERLANDE<br />
Für den Hochwasserschutz<br />
wurden Haushaltsmittel in Höhe<br />
von 3 Milliarden US$ zur Verfügung<br />
gestellt. Im Dorf Maasbommel wurden<br />
37 Häuser gebaut, die auf dem Wasser<br />
schwimmen können. Sie sind an<br />
großen Stahlpfählen im Flussbett<br />
verankert und verhalten sich<br />
bei Hochwasser wie<br />
Boote.<br />
..<br />
So passen sich Lander auf<br />
der ganzen Welt an<br />
JAPAN<br />
Die japanische Regierung<br />
hat Pläne entwickelt, um angesichts<br />
des steigenden Meeresspiegels<br />
einen wirksameren<br />
Schutz zu bieten. Die Umsetzung<br />
wird schätzungsweise<br />
93 Milliarden US$<br />
kosten.<br />
25<br />
DAS<br />
MEKONG-DELTA<br />
IN VIETNAM<br />
Zum Schutz vor Hochwasser und<br />
Sturmfluten werden Erddeiche angelegt<br />
und Mangroven gepflanzt.<br />
Gefährdete Dorfgemeinschaften<br />
erhalten Schwimmunterricht<br />
und Schwimmwesten.<br />
INDIEN<br />
In den Dörfern des Ganges-<br />
Delta bauen Frauen erhöhte<br />
Bambus-Plattformen, sogenannte<br />
machan, die während der<br />
Monsun-Überschwemmungen<br />
als Zuflucht dienen.<br />
SRI LANKA<br />
Landwirte experimentieren<br />
mit neuen Reissorten, die auch<br />
Salzwasser vertragen können<br />
oder mit wenig Wasser zurechtkommen.<br />
ABER DAS REICHT NICHT AUS!<br />
NEPAL<br />
Die Bewohner hochwassergefährdeter<br />
Gebiete bauen Frühwarnsysteme<br />
– wie zum Beispiel<br />
erhöhte Wachtürme – und verstärken<br />
Uferböschungen, um<br />
Gletscherseen daran zu<br />
hindern, über die Ufer<br />
zu treten.<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Wir müssen zusammenhalten<br />
Die Vereinten Nationen (UN) wurden 1945 gegründet,<br />
als Reaktion auf „die Geißel des Krieges“ von<br />
der die Welt zweimal in der ersten Hälfte des<br />
20. Jahrhunderts heimgesucht worden war.<br />
Die UN hat daraufhin die Allgemeine Erklärung<br />
der Menschenrechte verfasst. Es<br />
ist ihr gelungen, dafür die Zustimmung<br />
aller Regierungen zu bekommen. Sie<br />
ist daher eine <strong>entscheiden</strong>de Kraft<br />
im Kampf um den Schutz dieser<br />
Rechte, die durch den <strong>Klimawandel</strong><br />
gefährdet sind.<br />
26<br />
Was können die UN<br />
für uns tun?<br />
Schon der Name „Vereinte<br />
Nationen“ macht deutlich,<br />
was der Auftrag der UN<br />
ist: die Nationen der Welt<br />
zu vereinigen. Doch die<br />
UN können nur so stark<br />
sein wie die Bereitschaft<br />
ihrer Mitgliedstaaten, sich<br />
vereinigen zu lassen. Jede<br />
einzelne Nation wird von<br />
ihrer Regierung gesteuert,<br />
und die Regierungen werden<br />
wiederum von uns,<br />
den Bürgern, gesteuert!<br />
Der Druck, den wir, die<br />
jungen Menschen dieser<br />
Welt, auf unsere Volksvertreter<br />
auf örtlicher und nationaler<br />
Ebene ausüben, erreicht<br />
letztendlich auch die internationale<br />
Ebene und steuert die<br />
Handlungsweise der UN. In Bezug<br />
auf den <strong>Klimawandel</strong> müssen wir unbedingt<br />
die Macht der UN stärken, um<br />
ein gemeinsames und einheitliches Vorgehen<br />
gegen diese weltweite Bedrohung<br />
zu ermöglichen, die uns alle etwas angeht!<br />
Wir müssen zusammenhalten, oder<br />
wir gehen gemeinsam unter.<br />
Martin Sanchez, Bolivien<br />
Ich glaube, dass der <strong>Klimawandel</strong> genau die Art von globaler Herausforderung<br />
ist, die am ehesten von den Vereinten Nationen angegangen werden<br />
kann. Um den <strong>Klimawandel</strong> in Angriff zu nehmen, müssen wir auf zwei<br />
Fronten vorgehen. Erstens muss die Welt dringend mehr unternehmen, um<br />
die Treibhausgasemissionen zu senken. Die zweite globale Notwendigkeit<br />
ist Anpassung. Wir brauchen außerdem einen größeren Anstoß, um neue<br />
Technologien zur Bekämpfung des <strong>Klimawandel</strong>s zu entwickeln, um bereits<br />
vorhandene erneuerbare Technologien wirtschaftlich nutzbar zu machen<br />
und um dazu beizutragen, dass sich diese Technologien rasch verbreiten.<br />
Ban Ki-moon, UN-Generalsekretär<br />
So kann sich unser Einfluss ausweiten<br />
JUGEND-<br />
LICHE<br />
ÖRTLICHE<br />
VERTRETER<br />
NATIONALE<br />
VERTRETER<br />
REGIERUNG<br />
VEREINTE<br />
NATIONEN<br />
Die Verantwortung der Einzelstaaten<br />
Die UN ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Wenn einige<br />
Länder weiterhin immer größere Mengen fossiler Brennstoffe<br />
verbrennen, entsteht denen, die sich zurückhalten – und es sich<br />
etwas kosten lassen, ihre Emissionen zu verringern – ein enormer<br />
wirtschaftlicher Nachteil. Es müssen für alle die gleichen Regeln<br />
gelten – und nur die UN können dies gewährleisten. Deshalb<br />
tragen wir alle Verantwortung, dafür zu sorgen, dass unsere<br />
nationalen Vertreter verbindliche Vereinbarungen auf UN-Ebene<br />
ratifizieren – und dass sie ihre Zusagen auch einhalten.<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Der <strong>Klimawandel</strong> gilt als die derzeit größte Bedrohung der Menschheit.<br />
Als junge Weltbürger haben wir die Verantwortung, zu fragen:<br />
„Haben die Vereinten Nationen genug unternommen?“<br />
Kyoto-Protokoll:<br />
Dieses von der UN vermittelte Abkommen, das im<br />
Dezember 1997 von vielen Staaten unterzeichnet wurde,<br />
ist ein erster Schritt hin zu gemeinsamen Maßnahmen gegen<br />
den <strong>Klimawandel</strong>. In ihm werden verbindliche Zielvorgaben<br />
aufgestellt, damit die Treibhausgasemissionen bis 2012 auf ein<br />
Niveau gesenkt werden können, das 5 Prozent unter dem Stand<br />
von 1990 liegt. Die Wissenschaftler sind sich aber inzwischen einig,<br />
dass dieses 5-Prozent-Ziel viel zu niedrig gegriffen ist. Außerdem<br />
haben etliche Länder, darunter auch die USA, das Abkommen nie<br />
Was machen die UN<br />
überhaupt?<br />
in staatliches Recht überführt (ratifiziert), und es zeichnet<br />
sich deutlich ab, dass viele Länder noch nicht einmal dieses<br />
bescheidene Ziel erreichen werden.<br />
27<br />
Suzy Bouden, Großbritannien<br />
Durchbruch auf Bali:<br />
Im Dezember 2007 kamen die Vertreter von 180 Ländern auf der<br />
UN-Klimakonferenz auf der indonesischen Insel Bali zusammen.<br />
Nach längerem Hin und Her stimmten selbst die USA dem sogenannten<br />
„Fahrplan von Bali“ zu – erstmals waren sich alle mächtigen Länder<br />
der Welt einig, dass der <strong>Klimawandel</strong> ein ernsthaftes Problem darstellt,<br />
dessen sich die Weltgemeinschaft vorrangig annehmen muss. Kritiker<br />
verweisen mit Recht darauf, dass immer noch keine verbindlichen<br />
Emissionsziele vereinbart wurden. Doch ein Anfang ist gemacht – und<br />
der Fahrplan zeigt uns immerhin, wo die Fahrt hingehen soll, wenn<br />
wir irgendwann mal ans Ziel kommen wollen.<br />
„Ich hatte das Glück, bei der UN-Klimakonferenz<br />
auf Bali mit 200 engagierten Jugenddelegierten<br />
aus aller Welt zusammenzuarbeiten. Dabei erlebte<br />
ich aus erster Hand, wie wir als junge Menschen<br />
für unsere Interessen einstehen können. Wir<br />
können durchaus Einfluss im Kampf gegen den<br />
<strong>Klimawandel</strong> nehmen, indem wir Rechenschaft<br />
von unseren Regierungen fordern und sowohl unsere<br />
Altersgenossen als auch die breite Öffentlichkeit<br />
aufklären.“<br />
Adam MacIsaac, Kanada<br />
Nächster Halt: Kopenhagen, Dezember 2009.<br />
In Kopenhagen wird es wahrscheinlich zu tiefgreifenden<br />
Entscheidungen kommen. Die Frage ist, was für die Zeit<br />
„nach Kyoto“ vereinbart wird – also, nachdem das Kyoto-<br />
Abkommen im Jahr 2012 ausläuft.<br />
Zu der Konferenz werden hochrangige Teilnehmer aus 189 Ländern<br />
erwartet. Wenn es nach den Wissenschaftlern geht, müssten sie<br />
verbindlich beschließen, die Kohlendioxidemissionen bis 2020 um<br />
25 Prozent und bis 2050 um 50 Prozent zu senken. Unsere Aufgabe<br />
ist es, den Politikern klarzumachen, dass wir sie nur dann wiederwählen,<br />
wenn sie diese Verpflichtung tatsächlich eingehen.<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Zukunftsperspektiven für die Jugend:<br />
MÖGLICHKEIT 1<br />
NICHTS TUN = Krieg<br />
SCHRITTE, DIE<br />
UNS IN GEFÄHR-<br />
LICHE KONFLIKT-<br />
SITUATIONEN<br />
FÜHREN<br />
Kohlendioxidemissionen,<br />
die keinen<br />
Beschränkungen unterliegen<br />
und keinen<br />
Preis kosten<br />
Bei 2ºC bleiben uns nur 2 Möglichkeiten<br />
Der Zorn der Natur<br />
28<br />
Abschmelzen<br />
des Eises der Polkappen<br />
und Hochgebirge,<br />
Ansteigen des Meeresspiegels,<br />
Überflutung von<br />
Küstengebieten, Austrocknung<br />
von Flüssen, extreme<br />
Klimaereignisse aller<br />
erdenklichen Art<br />
Steigende<br />
Temperaturen<br />
auf der ganzen<br />
Welt<br />
Wieso immer kämpfen? Wieso immer Krieg?<br />
Können wir denn nicht mehr friedlich zusammenleben?<br />
Der <strong>Klimawandel</strong> treibt Wellen der Zerstörung vor sich her,<br />
Die geballte Wucht von Hurrikan Katrina<br />
Entfachte Gewalt und Hass in den Herzen der Menschen.<br />
„Alle Macht dem Volk“ skandieren die Demonstranten,<br />
Doch ihre Stimmen verhallen in einem leeren Tunnel.<br />
Die Zeit ist gekommen, dass die Böswilligen unterliegen,<br />
Und die Erdenmenschen wieder neu erwachen.<br />
Die Jagd nach dem gelben Kuchen: Ein trügerisches Abenteuer<br />
Mit Helden, die sich in einem Kampf verausgaben, den sie gar nicht<br />
verstehen<br />
Zuhause an der Front bricht Gottes Zorn über die Menschen herein<br />
Die für die Sünden ihrer Herren büßen müssen.<br />
Doch darin liegt die Hoffnung,<br />
Die Menschen sind des Kämpfens überdrüssig<br />
Erschöpft von <strong>Klimawandel</strong> und Konflikt<br />
Alle stimmen ein in das Lied von einer besseren Zukunft.<br />
Zunehmende Knappheit<br />
der Ressourcen wie<br />
Nahrungsmittel, Treibund<br />
Brennstoffe, Grund<br />
und Boden<br />
Zwangsmigration:<br />
Hungernde und<br />
durstende Menschen<br />
fallen in Gebiete ein, wo es<br />
noch Wasser und Ackerland<br />
gibt; weltweiter Krieg um<br />
die Ressourcen und das<br />
Überleben<br />
Was passiert, wenn wir einen katastrophalen <strong>Klimawandel</strong><br />
nicht verhindern:<br />
Die Eiskappen des tibetischen Hochlands werden<br />
verschwinden. Dadurch werden die großen Flussbecken<br />
Südostasiens austrocknen und eine Milliarde<br />
Menschen dazu gezwungen sein, in den Norden, nach<br />
Sibirien, zu ziehen, wo es Wasser gibt.<br />
Das Abschmelzen des Eises in den Hochgebirgen<br />
Nordamerikas könnte Millionen auf der Suche nach<br />
Wasser nordwärts treiben, nach Kanada. Und wenn<br />
der Eispanzer schmilzt, der über der Antarktis und<br />
Grönland liegt, wird der Meeresspiegel um 7 Meter<br />
steigen. 330 Millionen Menschen müssten sich eine<br />
neue Heimat suchen.<br />
Werden die betroffenen Länder einfach ihre Grenzen<br />
öffnen und Neuankömmlinge bereitwillig in ihr Land<br />
lassen? Die Geschichte lehrt, dass das eher unwahrscheinlich<br />
ist.<br />
von Vaakesan Guruparan, Australien<br />
Lara Elena Ramos Simielli, Brasilien<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Klimabedingte Migration ist für kleine Inselstaaten heute schon Realität<br />
Migration als Folge des <strong>Klimawandel</strong>s ist keine reine Zukunftsvision<br />
mehr, sondern für manche Menschen bereits harte Wirklichkeit.<br />
Schon heute produziert der <strong>Klimawandel</strong> Flüchtlinge:<br />
Sie müssen Gegenden verlassen, die nicht mehr bewohnbar<br />
sind.<br />
Kleine Inselstaaten sind besonders gefährdet: 1.500 Bewohner<br />
von Carteret Island, einem Atoll in der Autonomen Region Bougainville<br />
von Papua-Neuguinea, haben damit begonnen, ihre<br />
Heimat auf Dauer zu verlassen. Der Meeresspiegel rund um das<br />
Atoll ist in den letzten 20 Jahren um 10 cm gestiegen.<br />
Derweil wird der Inselstaat Tuvalu im Pazifik durch das Ansteigen<br />
des Meeresspiegels voraussichtlich im Verlauf des nächsten<br />
Jahrzehnts unbewohnbar werden. Auch bei anderen Inseln ist<br />
damit zu rechnen, dass sie überflutet werden. In Kiribati und<br />
Vanuatu mussten Menschen schon in höheres Gelände ziehen,<br />
weil der Meeresspiegel gestiegen ist.<br />
29<br />
Von Pip Starr. Mit freundlicher Genehmigung von FoE Australien: www.foe.org.au<br />
Namen wie Hitler, Stalin und Pol Pot sind für uns Synonyme<br />
für das Böse und den Tod von Millionen. Doch im Vergleich<br />
zu dem Massenmord, den manche sogenannte liberale<br />
Regierungen in Europa und Nordamerika heutzutage<br />
durch ihre Untätigkeit angesichts des <strong>Klimawandel</strong>s<br />
heraufbeschwören, waren Hitler, Stalin und die Anderen<br />
blutige Anfänger: Nichts gegen den <strong>Klimawandel</strong> zu tun,<br />
könnte nämlich Milliarden Menschen den Tod bringen.“<br />
David Woollcombe, Vorsitzender von Peace Child International<br />
„Wenn man eine Gesellschaft<br />
befähigt, mit Konflikten umzugehen,<br />
entwickelt sich auch<br />
ihre Fähigkeit, sich an den <strong>Klimawandel</strong><br />
anzupassen. Auch<br />
wenn die Aufgaben einander<br />
nicht zu ähneln scheinen – im<br />
Endeffekt braucht man dieselben<br />
Fähigkeiten …“<br />
Jan Smith, Janani Vivekananda,<br />
International Alert<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Zukunftsperspektiven für die Jugend:<br />
30<br />
Möglichkeit 2<br />
ETWAS TUN = Ein Zeitalter ohne<br />
CO 2<br />
-Ausstoß!<br />
„Die Bekämpfung des <strong>Klimawandel</strong>s verlangt<br />
von uns, dass wir die Wirtschaft nach ökologischen<br />
Notwendigkeiten ausrichten. Die internationale<br />
Zusammenarbeit in ihrem gegenwärtigen<br />
Zustand ist für diese Aufgabe nicht<br />
gewappnet. Vorrangig benötigt die Welt ein<br />
verbindliches völkerrechtliches Abkommen, damit<br />
die Treibhausgasemissionen auf lange Sicht<br />
gesenkt werden können…“<br />
Younes Dokkani, Marokko<br />
Bericht über die menschliche<br />
Entwicklung, Seite 16<br />
Bei 2ºC bleiben uns nur 2 Möglichkeiten<br />
Guten Morgen,<br />
schÖne Welt!<br />
Als ich heute aufwachte, fühlte ich mich gut, ich war total<br />
glücklich!<br />
Ich schaute aus dem Fenster und bemerkte etwas sehr<br />
Schönes:<br />
Die Bäume waren voller Blüten und Früchte<br />
Die Luft war sauber, ganz unverseucht. Das Wasser war<br />
kristallklar.<br />
Mein Hinterhof war nicht verdreckt und der Müll wurde<br />
getrennt und wiederverwertet.<br />
Das Abwasser wurde nicht in die Flüsse geleitet, sondern<br />
geklärt und in Gas umgewandelt; nichts wurde mehr<br />
verschmutzt.<br />
Die Vögel vergnügten sich im Wald. Die Tiere freuten sich über<br />
die saftig grünen Weiden.<br />
Ich erkannte, dass die Welt völlig verändert war. Ich schaute in<br />
mein Haus hinein und sah meine Familie, wie sie um den Tisch<br />
versammelt war. Alle tranken heißen Tee und unterhielten sich<br />
über angenehme Dinge. Meine Brüder spielten unbekümmert,<br />
denn sie wussten, dass die Welt gut ist.<br />
Im Fernsehen gab man das Ende der Erderwärmung bekannt.<br />
Gewalt, die einmal das größte Problem auf der Welt war, gab es<br />
nicht mehr.<br />
Nahrung war nicht verseucht und wir erfreuten uns besserer<br />
Gesundheit.<br />
Alle hatten einen Arbeitsplatz.<br />
Es gab keine Reichen und keine Armen,<br />
weder Korruption noch Rassenvorurteile.<br />
Die Menschen lebten in Frieden und alle Kriege waren vorbei.<br />
In dem Moment wurde mir klar, dass ich geträumt hatte, und<br />
ich wachte auf. Ich hatte Angst und meine Mama rief nach mir.<br />
Die Realität heute sieht anders aus als in meinem Traum. Aber<br />
heute müssen wir mehr tun, damit die Wirklichkeit morgen so<br />
wird, wie wir sie uns jetzt erträumen!<br />
Jonathan, São José do Rio Preto (SP), Brasilien<br />
Eine rosige Zukunft ist in greifbarer Nähe!<br />
Warum findet sie dann nicht statt?<br />
1) Aufgrund der Kosten – auch wenn wir dieses Argument nicht<br />
wirklich akzeptieren können. In dem Solarplan, der im Januar<br />
2008 in der Zeitschrift Scientifc American erschien, wurden die<br />
Kosten für eine Umwandlung der USA in eine auf Sonnenenergie<br />
und Wasserstoff beruhende Volkswirtschaft mit landesweiter<br />
Stromversorgung per Hochspannungs-Gleichstrom (HVDC) auf<br />
420 Milliarden US$ über einen Zeitraum von 40 Jahren beziffert.<br />
Das ist gerade einmal ein Fünftel der Summe, die in nur 5 Jahren<br />
für den Irakkrieg ausgegeben wurde.<br />
2) Mehr Forschung ist nötig – Energie, Geldmittel und der<br />
politische Wille müssen in diese Richtung gelenkt werden.<br />
3) Wir schreien nicht laut genug, dass unsere Regierungen sich<br />
veranlasst sehen, etwas zu tun!<br />
Wir können eine Welt erschaffen, wie Jonathan sie sich<br />
in seinem Traum ausgemalt hat. Dazu müssen wir heute<br />
schon in eine Zukunft ohne CO 2<br />
-Ausstoß investieren.<br />
In einer Welt ohne CO 2<br />
-Ausstoß würde es diese Dinge<br />
geben:<br />
- riesige Windfarmen draußen auf dem Meer.<br />
- Sonnenkraftwerke, die Tausende von Quadratkilometern<br />
bedecken.<br />
- Druckluftspeicheranlagen in stillgelegten Bergwerken<br />
und unterirdischen Höhlensystemen.<br />
- ein Hochspannungs-Gleichstrom-Netz (HVDC) für die<br />
Stromübertragung.<br />
- Geothermik-Wärmepumpen und Sonnenkollektoren<br />
auf jedem Haus.<br />
- mit Wasserstoff betriebene Flugzeuge.<br />
- Elektroautos und -lastwagen.<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Von globalen Problemen<br />
zu individuellen Lösungen<br />
Was kannst Du tun?<br />
Man fühlt sich leicht wie David, der gegen Goliath<br />
kämpft, oder wie der Igel, der sich mit dem Hasen ein<br />
Rennen liefert, wenn wir darüber nachdenken, was wir als<br />
Einzelne tun können, um das Problem des <strong>Klimawandel</strong>s<br />
anzugehen. Aber wir sollten Mut fassen und uns daran<br />
erinnern, wer aus diesen berühmten Wettkämpfen als<br />
Sieger hervorgegangen ist…<br />
„Du musst selber<br />
zu der Veränderung<br />
werden, die Du in der<br />
Welt sehen willst“<br />
Mahatma<br />
Gandhi<br />
Eine Unmenge wissenschaftlicher<br />
Fakten und das ständige Gerede<br />
von apokalyptischen Folgen<br />
können uns die Lust an<br />
diesem Thema verderben.<br />
Doch wir sollten uns in Erinnerung<br />
führen, dass das<br />
uralte chinesische Schriftzeichen<br />
für „Krise“ aus zwei<br />
Zeichen zusammengesetzt<br />
ist – dem für Gefahr und dem<br />
für Chance. Wir dürfen die<br />
Gefahr nicht außer Acht lassen,<br />
aber wir sollten auch die Chance<br />
ergreifen, etwas zu tun!<br />
Reden wir erst einmal über die kleinen Dinge, die Du<br />
schon JETZT tun kannst, sobald Du dieses Heft aus der<br />
Hand legst…<br />
Die einfachen Dinge<br />
Beim Einkaufen…<br />
- Nimm Deine eigenen Stoff-, Leinen- oder Jutetaschen<br />
mit. Finger weg von Plastiktüten!<br />
- Kauf nur Lebensmittel, die auf jeden Fall gegessen werden!<br />
Jedes Jahr werden in Großbritannien 6,7 Millionen Tonnen<br />
Lebensmittel in den Müll geworfen. Die meisten davon<br />
landen auf Mülldeponien, wo sie verfaulen und das<br />
gefährliche Treibhausgas Methan freisetzen.<br />
- Kauf im Dritte-Welt-Laden oder Second-Hand-Shop ein<br />
und spende selber Deine alten Kleider, CDs, Bücher usw.<br />
- Nutze Webseiten wie www.kostenlos-tauschen.com,<br />
www.tauschticket.de, über die Du alle möglichen<br />
Sachen kostenlos mit Anderen tauschen kannst, oder<br />
www.creadoo.com, wo es viele Anregungen gibt, wie<br />
man alte Sachen sinnvoll verwenden kann.<br />
In der Schule oder an der Uni…<br />
- Fahr mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln.<br />
Radfahren ist so ziemlich die grünste Fortbewegungsart –<br />
Fahrräder sind die energieeffizientesten Fahrzeuge, die es<br />
gibt!<br />
- Benutze Papier grundsätzlich immer beidseitig, z. B.<br />
Notizen vom Unterricht, und ermuntere Andere zum<br />
Nachmachen, z. B. indem Du einen Hinweiszettel an den<br />
Kopierer hängst.<br />
- Nimm immer Deine eigene Tee- oder Kaffeetasse mit,<br />
damit Du keine Styropor-, Plastik- oder Pappbecher benutzen<br />
musst.<br />
Daheim…<br />
- Mach ein Schild an den Briefkasten: Bitte keine Werbung!<br />
- Recyceln, recyceln, recyceln: Glasflaschen, Dosen, Kartons,<br />
Pappe, Papier, CDs, Batterien, Briefumschläge, Zeitungen,<br />
Zeitschriften, Telefonbücher, Kataloge, Korken, Kunststoffe,<br />
Aluminium…<br />
- Schalte Fernseher, Computer und Ladegerät immer ganz<br />
aus, statt sie im Stand-by laufen zu lassen.<br />
- Repariere und flicke Deine Sachen soviel es geht, bevor Du<br />
sie wegwirfst.<br />
- Benutze Energiesparlampen.<br />
- Lege im Garten einen Komposthaufen an.<br />
31<br />
Vor öffentlichen<br />
Erfolgen kommen<br />
immer erst die privaten<br />
Daniela Giardotti, Argentinien<br />
Stephen R. Covey<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
IF<br />
Langsam wird es schwerer…<br />
Auch kleine Veränderungen sind wichtig. Doch das<br />
Ausmaß des Problems bedeutet, dass wir auch einige<br />
radikale und vielleicht nicht so angenehme Veränderungen<br />
in unserem Lebensstil machen müssen. Schließlich hat alles<br />
seinen Preis.<br />
Miss Deinen Fußabdruck<br />
Deinen individuellen CO 2<br />
-Fußabdruck zu berechnen ist die beste<br />
Methode, Deinen eigenen Beitrag zum <strong>Klimawandel</strong> einzuschätzen.<br />
Im Internet gibt es alle möglichen Rechner. Empfehlenswert ist der<br />
von Greenpeace: www.greenpeace.klima-aktiv.com<br />
Gisela Joos, Argentinien<br />
Überleg Dir Deine eigene CO 2<br />
-Quote<br />
Wie würdest Du wohl überleben, wenn Du jedes Jahr nur eine bestimmte<br />
Menge von Kohlendioxidemissionen verursachen dürftest?<br />
Viele Menschen in Bangladesch oder in Afrika südlich der Sahara<br />
würden das vorgegebene Limit wohl nie erreichen, während<br />
die meisten Europäer und Nordamerikaner ständig darüber<br />
liegen würden – immerhin produziert der Durchschnitts-<br />
Nordamerikaner über 100-mal mehr Kohlendioxidausstoß<br />
als Afrikaner es durchschnittlich tun.<br />
SO WÜRDE EINE CO2-QUOTE<br />
FUNKTIONIEREN:<br />
Verbessere die Ökobilanz<br />
Eures Hauses<br />
Red‘ mal mit Deinen Eltern, wie energieeffizient Euer Haus<br />
eigentlich ist. Sind Fenster, Türen und Wände ausreichend<br />
wärmegedämmt? Könntet Ihr einen Teil Eures Energiebedarfs<br />
aus erneuerbaren Quellen decken, z.B. über Sonnenkollektoren<br />
oder eine Erdwärmepumpe? Erdwärme (Geothermik) kann<br />
man prima zum Heizen und zur Warmwasserbereitung nutzen.<br />
Schon bei einer kleinen Anlage für ein Einfamilienhaus werden<br />
jedes Jahr 7 Tonnen weniger Kohlendioxid in die Erdatmosphäre<br />
geblasen.<br />
Betreibe Werbung für Einspeisevergütungen!<br />
Mach Deiner Regierung Druck, damit eine brauchbare Einspeisevergütung<br />
eingeführt wird. Einspeisevergütungen sind eine<br />
einfache, kostengünstige und wirksame Methode, um die Entwicklung<br />
und Nutzung erneuerbarer Energieformen zu fördern.<br />
Es funktioniert eigentlich ganz einfach: Die Regierung schafft<br />
einen Anreiz für die Bürger, damit sie erneuerbare Energie für den<br />
Eigenbedarf erzeugen, z.B. mit Sonnenenergie oder Windkraft.<br />
Die Energie, die man selber nicht benötigt, darf man dann in das<br />
Stromnetz einspeisen und bekommt Geld dafür. Deutschland<br />
ist in diesem Bereich weltweit führend. Schon 2005 wurden dort<br />
10,2 Prozent der Elektrizität aus erneuerbare Quellen gewonnen,<br />
70 Prozent davon über Einspeisevergütungen. Das bedeutet<br />
52 Millionen Tonnen weniger Kohlendioxid bis zum Jahr 2010 –<br />
nicht schlecht, oder?<br />
X = KOHLENDIOXIDMENGE PRO JAHR, DIE WIR<br />
UNS LEISTEN KÖNNEN AUSZUSTOSSEN<br />
Y MILLIARDEN = DIE WELTBEVÖLKERUNG<br />
FOLGLICH<br />
X/Y = DEINE PERSÖNLICHE CO2-QUOTE<br />
Ist das eine gute Idee? Und würde es funktionieren?<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Junge Menschen tun etwas: Auf die Straße gehen!<br />
Noch nie gab es so viele junge Menschen unter 25 wie heute –<br />
3 Milliarden, das ist fast die Hälfte der Weltbevölkerung. Man sieht<br />
also, wir sind zahlreich genug, um Veränderungen zu bewirken<br />
– ob durch Lobbyarbeit, Kampagnen, Proteste, Demonstrationen<br />
oder Diskussionen. Viele junge Leute auf der ganzen Welt, die vor<br />
Ideen und Begeisterungsfähigkeit überschäumen, nutzen diese<br />
Aktions-Instrumente bereits, um sich Gehör zu verschaffen. Auch<br />
Du könntest dazugehören!<br />
Den Druck auf die<br />
US-Regierung aufrechterhalten<br />
www.sustainus.org<br />
USA<br />
„SustainUS“ ist eine Gruppe junger Leute, die sich für eine nachhaltige<br />
Entwicklung und die Stärkung des Mitspracherechts junger<br />
Leute in den USA einsetzen. Vor dem Weltgipfel für Nachhaltige<br />
Entwicklung (WSSD), der 2002 in Johannesburg stattfand, schob<br />
sich die Gruppe mit ihrer „Wett“-Aktion ins Blickfeld der Medien.<br />
Sie wetteten mit dem damaligen US-Präsident George W. Bush,<br />
dass es ihnen gelingen würde, durch Selbstverpflichtungen von<br />
Jugendlichen 20.000 Tonnen Kohlendioxid einzusparen. Wenn<br />
sie es schafften, würden sie Bush dazu auffordern, zusammen mit<br />
einer Gruppe von 5 jungen Menschen den WSSD zu besuchen.<br />
Für den Fall, dass sie die Wette verlieren, boten sie an, Bush<br />
oder ein beliebiges Mitglied seines Kabinetts eine Woche lang<br />
kostenlos in einer Fahrradrikscha überall hin zu kutschieren.<br />
SustainUS hat die Wette gewonnen – über 20.000 Tonnen Kohlendioxidemissionen<br />
konnten durch die Jugendlichen eingespart<br />
werden. Trotzdem ließ sich Bush nicht dazu bewegen, am WSSD-<br />
Gipfel teilzunehmen.<br />
In Delhi über die Zukunft<br />
debattieren<br />
Basisarbeit<br />
in Bangladesch<br />
Nafiz Zaman Shuva,<br />
Bangladesch<br />
Ich bin Vorsitzender der „Bangladesh Association of Young<br />
Researchers“ (BAYR), der einzigen landesweiten Forschungsund<br />
Entwicklungsorganisation für Jugendliche in Bangladesch.<br />
Junge Leute spielen eine <strong>entscheiden</strong>de Rolle bei der Information<br />
und Aufklärung der Bevölkerung über den <strong>Klimawandel</strong>.<br />
Viele Bangladeschis wissen einfach nicht, dass ihr<br />
Elend etwas mit dem <strong>Klimawandel</strong> zu tun haben könnte, der<br />
von Menschen gemacht ist. Sie verfügen außerdem über keine<br />
Informationen darüber, wie sie sich vor den Auswirkungen<br />
des <strong>Klimawandel</strong>s schützen können. In Anbetracht dessen<br />
haben wir eine Reihe von <strong>Klimawandel</strong>projekten organisiert.<br />
Dazu zählen das Environment Friendly Programme 2008 in<br />
Zusammenarbeit mit Green Earth Bangladesch sowie „Act Now“<br />
(Jetzt Handeln), eine landesweite Initiative, die Jugendliche in<br />
Fragen des Klimaschutzes schult.<br />
33<br />
Dirya Kanan, Indien<br />
Am 28. Mai 2008 trafen sich in Delhi 150 Jugendliche,<br />
junge Berufstätige und Beobachter verschiedener Nicht-<br />
Regierungsorganisationen zum ersten Jugend-Klimagipfel<br />
(Delhi Youth Summit on Climate - DYSoC). Auf dieser Veranstaltung<br />
sollte die Zukunft der Stadt Delhi angesichts<br />
der durch den <strong>Klimawandel</strong> drohenden Gefahr diskutiert<br />
und debattiert werden.<br />
Es wurde über eine Vielfalt von Themen wie Wasserversorgung,<br />
Abfallentsorgung, Energie und Verkehr beraten.<br />
Lösungsvorschläge, die junge Leute eingebracht haben,<br />
wurden in einer Erklärung, der Delhi Youth Charter<br />
on Climate (herunterladbar unter:<br />
http://whatswiththeclimate.org), zusammengestellt.<br />
DIE BOTSCHAFT NACH ENGLAND TRAGEN<br />
Als ich zum ersten Mal hörte,<br />
dass die britische Regierung<br />
Pläne für eine neue, dritte<br />
Start- und Landebahn am<br />
Londoner Großflughafen<br />
Heathrow hatte, war ich<br />
einfach nur empört.<br />
Den Bau einer neuen<br />
Start- und Landebahn<br />
halte ich für einen Riesenschritt<br />
rückwärts. Meine<br />
Nationalität spielt dabei<br />
keine Rolle – denn das<br />
Kohlendioxid, das bei den<br />
Flügen von und nach<br />
Heathrow ausgestoßen<br />
wird, bleibt ja nicht über<br />
England hängen. CO 2<br />
kennt keine Grenzen.<br />
von Virginie Mercier, Frankreich<br />
Was nützt es, wenn wir als<br />
Einzelne versuchen, einen<br />
nachhaltigen Lebensstil<br />
zu praktizieren, aber<br />
unsere Regierungen uns<br />
immer weiter auf einen<br />
gefährlichen <strong>Klimawandel</strong><br />
zusteuern lassen?<br />
Deshalb war es mir auch<br />
so wichtig, bei dem<br />
Protestmarsch dabei zu<br />
sein, dessen Teilnehmer<br />
das größte „NO“ der Welt<br />
formten. No - Nein zur<br />
Startbahn, Nein zum<br />
<strong>Klimawandel</strong> und Nein zu<br />
einer Regierung, die uns<br />
unserer Zukunft beraubt.<br />
Foto: Matthias Schmidt, Deutschland<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Junge Menschen tun<br />
etwas: Außergewöhnliche<br />
Geschichten<br />
Aus Kindesmund…<br />
Im Alter von nur 12 Jahren bewegte Severn Suzuki aus Kanada<br />
die Delegierten aus aller Welt beim Erdgipfel 1992 in Rio de<br />
Janeiro mit ihren Worten. In ihrer Rede machte sie die Welt auf<br />
die Einstellung junger Menschen zum <strong>Klimawandel</strong> aufmerksam.<br />
Unter anderem sagte sie:<br />
„Ich bin heute ganz ohne Hintergedanken hierher gekommen.<br />
Ich kämpfe für meine Zukunft. Den Verlust meiner<br />
Zukunft kann ich nicht mit einer verlorenen Wahl oder<br />
einigen verlorenen Punkten an der Aktienbörse vergleichen.<br />
Ich bin hier, um für alle zukünftigen Generationen<br />
zu sprechen.“<br />
Carolina Santiago, Malaysia<br />
2002 war Severn an der Gründung einer internetbasierten Denkfabrik<br />
namens The Skyfsh Project beteiligt, die auch vom damaligen<br />
UN-Generalsekretär Kofi Annan in seinen Umwelt-Sonderbeirat<br />
berufen wurde. Als junge Frau Ende 20 befasst sie sich heute<br />
weiter mit Umweltfragen und hält Vorträge in aller Welt, bei<br />
denen sie ihre Zuhörer darum bittet, sich über ihre Werte klar<br />
zu werden, bei dem, was sie tun, auch immer an die Zukunft<br />
zu denken, und persönliche Verantwortung zu übernehmen.<br />
Kochende Jugendinitiative<br />
34<br />
Raphael Wanjaria Njararuhi und seine Mitstreiter<br />
von der rührigen Jugendorganisation Youth Intercommunity<br />
Network (YIN) in Kenia tun etwas,<br />
um zu versuchen, die Entwaldung in ihrem Land<br />
zu stoppen: Sie wollen erreichen, dass die Landbevölkerung<br />
anders mit Energie umgeht.<br />
Die Aktivisten von YIN bauen und verteilen Energiesparherde,<br />
mit denen sich viel effizienter<br />
kochen lässt als mit einem offenen Feuer. Wie<br />
Raphael berichtet, verwenden 75 Prozent der Landbevölkerung<br />
in Kenia Brennholz zum Kochen.<br />
Dadurch werden die Holzvorräte dezimiert und<br />
die Entwaldung vorangetrieben – mit schlimmen<br />
Folgen für die Umwelt. Das größte Problem für die<br />
Menschen in Kenia ist, dass die Nahrungsversorgung<br />
gefährdet wird.<br />
Was hat Gandhi wohl gemeint, als er sagte: „Wir müssen selber zu der<br />
Veränderung werden, die wir in der Welt sehen wollen“? Für mich bedeutete<br />
es, dass ich den Willen habe, mein eigenes Verhalten zu ändern, Verzicht zu<br />
leisten und mit meinem Beispiel voranzugehen. Deshalb beschloss ich, die<br />
Welt mit dem Fahrrad zu umrunden.<br />
Insgesamt habe ich ganze 19.000 Kilometer abgespult, bin durch 15 Länder<br />
und 3 Erdteile geradelt und von Vancouver immer gen Osten gefahren, bis<br />
ich schließlich in Peking angelangt war.<br />
Kein Tag war wie der andere. Ich schlief, kochte und lebte fast immer unter<br />
freiem Himmel. In Kanada bin ich Bären begegnet, ich habe die Wüste Gobi<br />
in der Mongolei durchquert, wo es keine Straßen gibt, die mörderischen<br />
„Straßen“verhältnisse in Sibirien habe ich am eigenen Leib erlebt und noch<br />
vieles mehr. Auf dieser Reise habe ich unendlich viel gelernt, darüber, wie<br />
klein und unbedeutend wir Menschen sind und wie groß und mächtig die<br />
Natur dagegen ist. Nur merken wir es normalerweise nicht, weil wir uns so<br />
weit von der Natur entfernt haben.<br />
Von den Tausenden von Menschen, denen ich bei meinem Abenteuer<br />
begegnet bin, erwarte ich natürlich nicht, dass sie jemals auf eine solche<br />
Reise gehen wie ich. Ich hoffe aber, dass ich vielleicht als Vorbild für andere<br />
dienen kann, dass auch sie, einige zumindest, etwas bewirken können.<br />
Wenn nicht, dann glaube ich, dass wenigstens ich etwas bewirkt habe.<br />
Danke, Herr Gandhi!<br />
von Damien A. Côté, Kanada<br />
Die Herde bauen die jungen<br />
Leute meist selber. Sie verwenden dazu traditionelle<br />
Techniken und vor Ort vorhandenes Material<br />
(hauptsächlich Lehm und Steine). Sie schulen die<br />
Menschen darin, wie sie mit ihrem Energiesparherd<br />
umgehen, ihn pflegen und instandhalten. Die wiederum<br />
geben ihre neu erworbenen Kenntnisse<br />
an Andere weiter. Und schon kommt der Stein ins<br />
Rollen!<br />
Durch das Projekt ermöglicht YIN der Landbevölkerung<br />
und den jungen Leuten, konkrete und<br />
wirkungsvolle Schritte zu unternehmen, um den<br />
gegenwärtigen und künftigen Auswirkungen des<br />
<strong>Klimawandel</strong>s entgegenzusteuern.<br />
Sorouche Mirmiran, Kanada<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Chloé Gaudet, Kanada<br />
MITMACHEN – Engagiert Euch doch in Eurem eigenen<br />
Land in einer Organisation, wie es sie auch in anderen<br />
Ländern gibt. Hier einige Adressen von Initiativen und<br />
Organisationen in Deutschland. Häufig gibt es von ihnen<br />
lokale Gruppen im ganzen Land. Informiere Dich doch<br />
mal, welche es in Deiner Stadt gibt.<br />
Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz<br />
Deutschland (BUND)<br />
Am Köllnischen Park 1a · 10179 Berlin<br />
Telefon: 030-275-865-0 · www.bundjugend.de<br />
Naturschutzjugend im Naturschutzbund<br />
Deutschland<br />
Postfach 301045 · 53190 Bonn<br />
Telefon: 0228-4036-190 · www.naju.de<br />
Greenpeace<br />
Große Elbstraße 39 · 22767 Hamburg<br />
Telefon: 040-30618-0 · www.greenpeace.de<br />
Robin Wood<br />
Postfach 102122 · 28021 Bremen<br />
Telefon: 0421-598288 · www.robinwood.de<br />
WWF<br />
Rebstöcker Straße 55 · 60326 Frankfurt/Main<br />
Telefon: 069-791440 · www.wwf-jugend.de<br />
Grüne Jugend<br />
Postfach 040609 · 10063 Berlin<br />
Telefon: 030-27594095 · www.gruene-jugend.de<br />
Robert vanWaarden, Kanada<br />
Was junge Leute sonst<br />
noch tun können<br />
Jetzt kennst Du die Fakten, hast einige Geschichten gehört<br />
und bist dir sicher bewusst geworden, wohin es führt, wenn<br />
man nichts tut. Frage Dich, was Du sonst noch tun kannst –<br />
Anregungen kannst Du dir auf dieser Seite holen!<br />
Mehr wissen - –Zeit, noch mehr herausfinden!<br />
Schlau machen könnt Ihr Euch auf Webseiten für Jugendliche,<br />
in Publikationen wie TUNZA, der Zeitschrift des<br />
UN-Umweltprogramms, in globalen Online-Communities,<br />
z.B. http://itsgettinghotinhere.org, und bei Aktionsbündnissen<br />
wie www.stopclimatechaos.org und www.<br />
youthagainstclimatechange.org.<br />
Eine informative deutsche Seite mit vielen Bildern, Grafiken<br />
und Animationen ist www.klimawandel-bekaempfen.de<br />
MEHR TUN!<br />
Chloé Gaudet, Kanada<br />
MEHR TUN!<br />
kreativ(er) werden –- – Kunst in jeder Form kann<br />
eine gute Möglichkeit sein, eine Aussage rüberzubringen.<br />
Bringt Eure Vorstellungen und Ideen durch Schreiben,<br />
Malen, Fotografieren, Schauspielern, Singen und Tanzen<br />
zum Ausdruck!<br />
Lasst Euch von dem Musical „Green Peace Child“ anregen<br />
– es dient der Bewusstseinsbildung und Bestärkung der<br />
jungen Leute, die es proben, aufführen und selber umschreiben.<br />
Das Textbuch (Script) zum Musical erhaltet Ihr<br />
bei: info@peacechild.org.<br />
Mehr Fragen stellen–- –nicht bloß an Eure Regierung,<br />
sondern auch an die Unternehmen, die Euch ihre<br />
Dienste zur Verfügung stellen. Als Kunden seid Ihr sehr<br />
wichtig, so wichtig, dass manche Firmen womöglich ein<br />
ökologisches Bewusstsein entwickeln, wenn man Ihnen<br />
nur genug Fragen stellt! So könnt Ihr beispielsweise etwas<br />
gegen illegale Abholzung und Entwaldung tun, indem Ihr<br />
nur Produkte kauft, die ein Siegel von FSC (www.fsc.org),<br />
Woodmark oder Smart Wood tragen. Denkt darüber nach,<br />
wo die ganzen Sachen, die man so kauft, eigentlich herkommen.<br />
Seid immer neugierig und werdet zu bewussten<br />
Verbrauchern!<br />
Mehr SchÖnes bewahren - warum ist es Euch<br />
so wichtig, unseren Planeten zu retten? Weil er so wertvoll<br />
und so schön ist! Freut Euch jeden Tag neu an der Schönheit<br />
unserer Umwelt und lasst Euch von ihr daran erinnern,<br />
warum Ihr sie bewahren wollt!<br />
MEHR TUN!<br />
35<br />
Karina Pilar Sandoval, Peru<br />
ZWEI GRAD ENTSCHEIDEN ÜBER HOFFNUNG ODER VERZWEIFLUNG
Die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen hat über die globale<br />
Wasserkrise und zum <strong>Klimawandel</strong> zwei interaktive DVDs herausgegeben,<br />
die für die Bildungsarbeit zur Verfügung stehen.<br />
Jeweils mehr als 20 Videos,<br />
viele Fotos und interaktive Grafiken<br />
sowie aufwändige Animationen<br />
geben Einblick in die komplexen<br />
U3: Hier Werbung “Multimedia-DVD zur Wasser- und Klimakrise”<br />
Zusammenhänge der globalen<br />
von Wasserbroschüre einsetzen!<br />
Wasserprobleme und die Folgen des<br />
<strong>Klimawandel</strong>s. Grundlage sind die<br />
UN-Berichte über die menschliche<br />
Entwicklung aus den Jahren 2006<br />
und 2007/2008.<br />
Inhalte der Wasser-DVD:<br />
• Wasserknappheit, Verteilung von<br />
Wasser und die systematische<br />
Verletzung des Rechts auf Wasser<br />
• Wasser für das tägliche Leben<br />
• Das riesige Defizit an Sanitärversorgung<br />
• Wasserkonflikte und<br />
grenzüberschreitendes Wasser<br />
Inhalte der Klima-DVD:<br />
• Videos von den „Klima-Brennpunkten“<br />
aus vielen Teilen der Welt<br />
• Berichte über aktuelle Entwicklungen im<br />
Bereich alternative Energiegewinnung<br />
und Klimaanpassung<br />
• Interviews mit Wissenschaftlern<br />
und Politikern<br />
• Wichtige Reden anlässlich der<br />
Weltklimakonferenz 2007 auf Bali<br />
• Beeindruckende Zeitraffer-Sequenzen<br />
und 3D-Animationen.<br />
Die DVD-ROM sind kostenlos und werden gegen Portoerstattung versandt.<br />
Bestellungen unter info@dgvn.de / Tel.: (030) 259375-0 / www.dgvn.de
Wir müssen lernen,<br />
als Brüder und Schwestern<br />
miteinander zu leben, oder wir<br />
werden miteinander als<br />
Narren untergehen<br />
Martin Luther King Jr.<br />
114<br />
Ruth Simmons, Großbritannien<br />
http://hdr.undp.org www.dgvn.de www.peacechild.org