Erklärung Gruppensimulation - Syst-Biz
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<strong>Syst</strong>emische Strukturaufstellungen – www.syst.info<br />
<strong>Syst</strong>emische Strukturaufstellungen (SySt) sind ein von<br />
Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd<br />
entwickeltes systemisch-konstruktivistisches Verfahren,<br />
das vier Hauptwurzeln hat:<br />
(a) Die Rekonstruktions- und Skulpturarbeit von<br />
Virginia Satir, deren Haltung und<br />
Menschenbild für die Strukturaufstellungsarbeit<br />
entscheidend ist,<br />
(b) Die lösungsfokussierte Methodik und Haltung<br />
der Schule von Milwaukee, die auf den Ideen von<br />
Steve de Shazer und Insoo Kim Berg beruht.<br />
(c) Familienaufstellungsarbeit, deren Wurzeln u.a. bei Thea Schönfelder, Ruth McClendon<br />
und Les Kadis gewürdigt werden, ebenso wie der Ursprung der Idee der<br />
transgenerationalen Solidarität, des Ausgleichs von Geben und Nehmen und der<br />
ökonomischen Umdeutung des Schuldbegriffs (mit Wurzeln bei Martin Buber) bei Ivan<br />
Boszormenyi-Nagy, die dann Eingang fanden und umgestaltet wurden im Familienstellen von<br />
Bert Hellinger und den klassischen Organisationsaufstellungen, die vor allem auf<br />
Gunthard Weber zurückgeführt werden.<br />
(d) Die Ericksonsche Hypnotherapie, die prägend für den Sprachgebrauch bei<br />
Strukturaufstellungen ist, sowie den darauf aufbauenden hypnosystemischen Ansatz von<br />
Gunther Schmidt.<br />
SySt sind ein <strong>Gruppensimulation</strong>sverfahren. Spezifisch charakterisiert sind SySt durch (i)<br />
lösungsfokussiertes, (ii) syntaktisches (von Deutungen möglichst weitgehend absehendes) und<br />
(iiii) systematisch ambiges (zugleich mehrere Symbolisierungsebenen betreffendes) Vorgehen.<br />
Grundlage der Arbeit ist (iv) die repräsentierende Wahrnehmung.<br />
<strong>Gruppensimulation</strong>sverfahren:<br />
Vorgehensweise, bei der in einem Vorgespräch benannten, im Moment relevanten Elemente des<br />
darzustellenden <strong>Syst</strong>ems mit RepräsentantInnen (Personen oder Symbole) im Raum dargestellt,<br />
und so Strukturen, Verhalten und Änderungstendenzen im <strong>Syst</strong>em simuliert werden. So können<br />
z.B. bei der Frage nach einer Konfliktlösung in einem Team als Element des <strong>Syst</strong>ems<br />
Teammitglieder, FirmenleiterIn, Firma, Ziele und KundInnen durch RepräsentantInnen dargestellt<br />
werden.<br />
Lösungsfokussiertes Vorgehen:<br />
Interventions- und Gesprächsführungsmethodik, die auf den Ideen und Prinzipien der Schule von<br />
Milwaukee aufbaut und bei der Merkmale der Lösung wesentlicher sind als die des Problems.<br />
KlientInnen werden dabei angeleitet, ihre Lösungsmöglichkeiten so zu beschreiben als ob eine<br />
Lösung schon erfolgt wäre. Dadurch erleben sie erweiterte Handlungsspielräume und neue<br />
Perspektiven.<br />
Syntaktisches Vorgehen:<br />
Die <strong>Syst</strong>emischen Strukturaufstellungen basieren auf Logischen und Philosophisch-<br />
<strong>Syst</strong>emtheoretischen Grundannahmen. Dadurch ergeben sich allgemeine Strukturen, die es<br />
ermöglichen, weitgehend auf Inhalte und Deutungen zu verzichten. So wird es bei einem<br />
Entscheidungsdilemma stets mindestens zwei Möglichkeiten der Entscheidung geben, aber darüber<br />
hinaus können auch übersehene Vereinbarkeiten und nicht berücksichtigte Kontextbedingungen<br />
eine Rolle spielen. Das Inhaltliche erforschen dieser unterschiedlichen Perspektiven und ihre<br />
Bewertung bleibt den KlientInnen überlassen.<br />
<strong>Syst</strong>ematisch ambiges Vorgehen:<br />
Interventionsform, bei der die verwendeten Symbole absichtlich und systematisch mehrdeutig<br />
zugelassen werden, damit für die KlientInnen zugleich mehrere <strong>Syst</strong>emzusammenhänge (z.B.<br />
Familien- und Arbeitskontext) berührt werden können und die KlientInnen selbst eine (in der Regel
teils bewusste, teils unbewusste) Auswahl treffen können, welche Themenkreise bei der Arbeit<br />
offen behandelt und welche mit größerem Schutz nur verdeckt berührt werden sollen.<br />
Repräsentierende Wahrnehmung:<br />
RepräsentantInnen werden von KlientInnen benannt und aufgestellt, z.B. als Familienmitglied,<br />
ChefIn, oder auch völlig verdeckt und nur mit einem Buchstaben benannt. Sie erfahren spontan<br />
Körper- und Fremdwahrnehmungen, die in Übereinstimmung mit Strukturen und<br />
Veränderungstendenzen eines dargestellten <strong>Syst</strong>ems stehen. Repräsentierende Wahrnehmung ist<br />
die Fähigkeit des Menschen, in einem Aufstellungsbild die Qualität der Stellung und der Beziehung<br />
der dargestellten <strong>Syst</strong>emelemente zueinander durch spontane Veränderung der<br />
Körperwahrnehmung abzubilden.<br />
Die Grundidee bei systemischen Strukturaufstellungen, liegt darin, das innere Bild, das die KlientIn<br />
von einem für sie gerade problematischen <strong>Syst</strong>em hat, zu ändern.<br />
Dabei können externe <strong>Syst</strong>eme, bei denen die <strong>Syst</strong>emelemente vor allem häufig Personen oder<br />
Personengruppen sind, ebenso wie interne <strong>Syst</strong>eme, bei denen die <strong>Syst</strong>emelemente innere Anteile,<br />
Symptome, Werte oder anderes sind, aufgestellt werden. Typische Beispiele für SySt externer<br />
<strong>Syst</strong>eme sind Organisations-, Teamstrukturaufstellungen, Projekt- und Drehbuchaufstellungen.<br />
Typische Aufstellungen interner <strong>Syst</strong>eme sind etwa Problemaufstellung, Glaubenpolaritäten und<br />
andere.<br />
In vielen Strukturaufstellungen kommen beide Arten von Elementen vor.<br />
Eine Aufstellung wird durchgeführt indem Personen als RepräsentantInnen für <strong>Syst</strong>emelemente von<br />
der KlientIn in den Raum gestellt werden. Abstände und Winkel zwischen den Personen geben<br />
Hinweise auf die Beziehungen zwischen den realen <strong>Syst</strong>emelementen. Anschließend werden die<br />
Personen (Repräsentanten) nach den Unterschieden in den körperlichen Wahrnehmungen befragt.<br />
Wir sprechen hier von repräsentierender Wahrnehmung. Das auf diese Weise aufgestellte Bild wird<br />
dann so lange verändert, bis alle Repräsentanten sich ressourcenreicher fühlen.<br />
Was zeichnet SySt gegenüber anderen Verfahren aus?<br />
Die <strong>Syst</strong>emischen Strukturaufstellungen unterscheiden sich von der Arbeit Hellingers in<br />
wesentlichen Merkmalen:<br />
* SySt betonen das Anliegen der KlientInnen als absolut zentral für den Aufstellungsprozess und<br />
legen größten Wert auf eine klare Kontraktarbeit,<br />
* Wir verstehen die SySt als systemisch-konstruktivistisches Verfahren, das heißt die Ergebnisse<br />
der Arbeit entstehen in Kooperation mit den KlientInnen, die an jeder Stelle des Prozesses die<br />
Möglichkeit haben, eigene Deutungen und Alternativen, Ideen, Umformulierungen und Fragen<br />
einzubringen und auf diese Möglichkeit auch immer wieder hingewiesen werden.<br />
* Die Rolle der Leitung einer SySt verstehen wir als "Gastgeberschaft" - d.h. wir leisten eine<br />
prozessbegleitende Arbeit, die explizit absieht von vorgefassten (ideologisch geprägten)<br />
Einsichten in "Ordnungen" und "Gesetzmäßigkeiten", die die teilweise stark deutende Arbeit<br />
Hellingers auszeichnen, sondern das Feedback des Klienten/ Auftraggebers wird als<br />
konstitutiver Aspekt der Arbeit einbezogen.<br />
* SySt sind unterschiedsbasiert und betonen den möglichst weitgehenden Verzicht auf<br />
Deutungen von Seiten der Gastgeberinnen. Durch Betonung von Fragen nach Unterschieden<br />
werden auch von den RepräsentantInnen geäußerte Deutungen, Bilder und Meinungen sanft<br />
vernachlässigt.<br />
* Strukturaufstellungen erlauben verdeckte und teaminterne Arbeit, während klassische<br />
Familien- wie Organisations-aufstellungen im allgemeinen externe Repräsentanten erfordern<br />
und nur mit explizit deklarierten Teilen arbeiten. SySt als lösungsorientiertes Verfahren zielen<br />
stets darauf ab, den Prozess interaktiv auftragsorientiert zu einem Lösungsangebot zu führen -
und damit dem <strong>Syst</strong>em des Klienten ein Angebot für eine veränderte Haltung, Überzeugung,<br />
Denkrichtung zu machen (Reframing), d.h. wir brechen keine Aufstellungen ab.<br />
* SySt sind keine isolierten Maßnahmen sondern in Vor- und Nachgespräche in Beratungs- und<br />
Therapieprozessen eingebettet. SySt können segmentiert und in aufeinander folgenden<br />
Sitzungen wiederholt aufgegriffen und fortgeführt werden.<br />
* In unserer weltanschaulichen und therapeutischen Haltung leben wir eine wertschätzend<br />
stützende Haltung.<br />
Mit <strong>Syst</strong>emischen Struktur-Aufstellungen werden sowohl interne <strong>Syst</strong>eme (innere Anteile,<br />
Symptome, Zustände und Werte, u.a.) als auch externe <strong>Syst</strong>eme (Organisationen, Abteilungen,<br />
Teams, Drehbücher, politische Zusammenhänge u.a.) aufgestellt.<br />
Wirkungsebenen<br />
SySt laufen gleichzeitig auf verschiedenen Resonanzebenen ab. So können z.B. bei einer<br />
Problemaufstellung gleichzeitig die Resonanzebenen<br />
> Problemsystem<br />
> Arbeitsbereich<br />
> familiärer Kontext<br />
> psychosomatische Zustände<br />
> Werte und Überzeugungen<br />
angesprochen werden. Es wird also gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen gearbeitet, wobei nur die<br />
von den KlientInnen präsentierte Problemebene offensichtlich ist. Die anderen Ebenen können<br />
mitschwingen, werden aber meist nicht direkt benannt, sondern dem Unbewussten der KlientInnen<br />
anvertraut. Deutungen werden bewusst vermieden und Mehrdeutigkeit wird zugelassen, damit der<br />
Aufsteller selbst seine Interpretationsebene wählt.<br />
Es ist wichtiger, dass ein Prozess stattfindet, statt die Deutung zu haben, zwischen wem er<br />
stattfindet (Primat der Prozessarbeit). Veränderung geschieht durch Erfahrung, nicht durch<br />
Deutung. Das Erleben des Aufstellungsprozesses, nicht die dabei gewonnene deskriptive<br />
Information, führt zu einer Veränderung. Es geht hier um ein verändertes Wie-Wissen durch<br />
Erfahrung, während eine gelungene Deutung eher einem vermehrten Was-Wissen entspräche.<br />
Die <strong>Syst</strong>emischen Strukturaufstellungen können daher eher als ein hypnosystemisches Konzept<br />
aufgefasst werden. So wird z.B. der Widerstand als kooperatives Signal des Klienten (der Klientin)<br />
gesehen und nicht als etwas, das man bekämpfen muss. Deswegen wird auch dem Konzept des<br />
Pacing mehr Rechnung getragen als beim klassischen Familienstellen. Es gibt inzwischen die<br />
Theorie und Praxis von über 80 Arten von <strong>Syst</strong>emischen Strukturaufstellungen. Diese<br />
Aufstellungsarten sind durch eine gemeinsame Grammatik und Methodik verbunden.<br />
"Die Lösung des Problems merkt man an seinem Verschwinden." (Wittgenstein)