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Schizophrenie - verstehen, behandeln, bewältigen ... - BCB Schweiz

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DR. MED. SAMUEL PFEIFER: SCHIZOPHRENIE<br />

Plädoyer für die Schwachheit<br />

In unserer auf Leistung, Gesundheit und Erfolg<br />

ausgerichteten Gesell schaft werden die<br />

Schwachen an den Rand gedrängt. Studien<br />

haben gezeigt, daß die Wiedereingliederung<br />

und die Annahme schizophrener Menschen in<br />

ländlichen Gegenden deutlich besser erreicht<br />

wird als in städtischen Regionen.<br />

Eine verbesserte Akzeptanz beginnt bei unserer<br />

Wertung schwacher und behinderter Mitmenschen,<br />

insbesondere bei psychischen Störungen.<br />

Warum nur Krebs oder Diabetes als chronische<br />

organische Krankheit ansehen, nicht<br />

aber Stoffwechsel störungen im Gehirn? Lösbare<br />

Probleme wollen wir lösen. Doch wir brauchen<br />

auch die Bereitschaft, unlösbare Probleme<br />

zu tragen.<br />

Zwischen Förderung und Überforderung<br />

Die Begleitung von Patienten und Angehörigen<br />

bedeutet immer einen «Seiltanz» zwischen<br />

Förderung und Überforderung, zwischen zu hohen<br />

Zielen und Resignation.<br />

Eine Psychotherapie, die nur Eigenverantwortung<br />

und Einsicht betont, und dadurch Heilung<br />

verspricht, ist letztlich kontraproduktiv und unbarmherzig.<br />

Familien-perspektive<br />

Einige Merkpunkte:<br />

1. Psychiatrisches Handeln bedeutet, dass ich<br />

mich nie auf einen Einzelmenschen sondern<br />

immer auf eine ganze Familie einlasse.<br />

2. Die Familie ist der Ort der Entstehung psychischer<br />

Störungen, nicht aber ihre Ursache<br />

und daher auch nicht der Anlass für Schuldzuschreibung.<br />

3. Wir haben uns ein Bild von den Entwicklungsstufen<br />

im Erwachsenenalter zu machen.<br />

4. Ich habe ständig mein Bild vom Sinn, von<br />

der Funktion, von der Aufgabe der Familie<br />

aus der Erfahung anzureichern.<br />

(nach K. Dörner)<br />

Ähnliches gilt auch für eine Seel Sorge,<br />

die immer nur die Verantwortung, die Sünde<br />

und das Ziel der Ge sundheit betont. Hoffnung<br />

liegt meist nicht in völliger Heilung, sondern<br />

in einem Leben, das mit Grenzen sinnvoll gestaltet<br />

wird.<br />

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