MRT in der neurologischen Diagnostik - Tierklinik Bielefeld

Bildgebende Verfahren/Neurologische Diagnostik
MRT IN DER NEUROLOGISCHEN DIAGNOSTIK
A. Gerdwilker
Bielefeld, den 26.06.2010

MRT-Anatomie
Gehirn – mit der Anatomie auf Kriegsfuß
- für die anatomische Detailerkennbarkeit von nervalem
Gewebe T2-gewichtete Sequenzen
sagittal
coronar - dorsal

MRT-Anatomie
Gehirn – mit der Anatomie auf Kriegsfuß
- für die anatomische Detailerkennbarkeit von nervalem
Gewebe T2-gewichtete Sequenzen
transversal

Fall 1:
Gehirn
- „Wilma“, Bullterrier, 9 Jahre, weibl.-kastriert
- seit einer Woche progradientes, nasales Atemgeräusch,
selten Niesen, kein Nasenausfluß oder Husten
- Allg. US o.b.B.
- bei Nachkontrolle nach vier Tagen sehr ggr., blutig
seröser Nasenausfluß re.
- auf Nachfrage berichten Bes., daß Hund in der letzten
Zeit anscheinend schlechter riecht
Neurologische US:
- Riechtest mit Alkohol oder
Gewürznelken:
keine Reaktion
- sonst alles o.b.B., bzw. 0

Fall 1:
Gehirn
- „Wilma“
T2 TSE gewichtet,
coronar

Fall 1:
- „Wilma“
T1 coronar, nach
Kontrast
Gehirn
T1 coronar, nativ

Fall 1:
Gehirn
- „Wilma“
- weitere Diagnostik auf Wunsch der Bes.:
Rhinoskopie mit Bioptatentnahme
Pathologie: malignes
Hämangioendotheliom
Mit freundlicher Genehmigung OVC, Guelph

MRT – KLEINTIERKLINIK BIELEFELD
Magnetresonanztomograghie
= Kernspintomographie
Unser Tomograph:
Siemens Magnetom C! 0.35 T
Humanmedizinisches Gerät
Veterinärmedizin:
Hallmark
Esaote

MRT – KLEINTIERKLINIK BIELEFELD
Tesla = Einheit der Magnetfeldstärke
Siemens Magnetom C! 0.35 T
Niedrigfeldsysteme: 0.2 bis 0.5 T
- Permanentmagnete
- Magnetfeld wird durch eingebaute,
magnetisierte Metallmassen generiert
- offene Systeme

MRT – KLEINTIERKLINIK BIELEFELD
Hochfeldsysteme: 1.0 bis 21.0 T
- klinischer, humanmdizinischer Einsatz mit
0.2 bis 3.0 T
- Magnetfeld wird durch supraleitende
Metallspulen generiert => ständige
Kühlung der Spulen auf – 276 °C durch
flüssiges Helium
- Magnetfeld nicht permanent
- geschlossene Röhre

MRT – KLEINTIERKLINIK BIELEFELD
Physik (aber nur ganz kurz)
- Reaktion der Wasserstoffatome im Magnetfeld und
Verhalten unter Einfluss von Radiowellen
- Aufbau Atom:
-Bohr´sches Atommodell
-- Elektronenhülle: Elektronen (negativ geladen)
bewegen sich je nach energetischem Zustand
auf unterschiedlichen Bahnen (Schalen)
um den Atomkern

MRT – KLEINTIERKLINIK BIELEFELD
Physik (aber nur ganz kurz)
- Aufbau Atom:
-Bohr´sches Atommodell
- Atomkern besteht aus Neutronen und
Protonen (positiv geladen)

MRT – KLEINTIERKLINIK BIELEFELD
Physik (aber nur ganz kurz)
- Aufbau Atom:
-Bohr´sches Atommodell
- Wasserstoff: nur ein Proton und ein Elektron =>
Atommasse = 1

MRT – KLEINTIERKLINIK BIELEFELD
Physik (aber nur ganz kurz)
Magnetresonanztomographie beruht auf Eigenschaften
der Atomkerne (Kerneigenschaften)
- wichtigste Kerneigenschaft =>
Eigenrotation der Atomkerne (Spin)

MRT – KLEINTIERKLINIK BIELEFELD
Physik (aber nur ganz kurz)
Sich bewegende elektrische Ladung ( Elektron/Proton) in einem
elektrischen Feld erzeugt ein Magnetfeld
Durch Proton erzeugtes magnetisches Feld gleicht dem
eines Stabmagneten

MRT – KLEINTIERKLINIK BIELEFELD
Physik (aber nur ganz kurz)
Drehimpuls eines „magnetischen Kreisels“ führt unter
Anwesenheit eines statischen Magnetfeldes zur
Präzessionsbewegung
Frequenz der Präzession =
Lamorfrequenz

MRT – KLEINTIERKLINIK BIELEFELD
Physik (aber nur ganz kurz )

MRT – KLEINTIERKLINIK BIELEFELD
Physik (aber nur ganz kurz )
Längsmagnetisierung / Quermagnetisierung

MRT – KLEINTIERKLINIK BIELEFELD
Physik (aber nur ganz kurz)
T1-Relaxation (Spin-Gitter-Relaxation):
Wärmeabgabe an die Umgebung

MRT – KLEINTIERKLINIK BIELEFELD
Physik (aber nur ganz kurz )
T2-Relaxation (Spin-Spin-Relaxation) durch Wechselwirkung der
Kernmomente untereinander

MRT – KLEINTIERKLINIK BIELEFELD
MRT:
weiß ist nicht gleich weiß
grau ist nicht gleich grau
weiß ist nicht gleich Knochen
schwarz ist nicht gleich Wasser
etc.
Zur Interpretation ist Art der Sequenz wichtig
T1- ,T2-, PD gewichtete Bilder, GE

Fall 2:
Gehirn
- „Kalle“, Beagle-Mix, 15 Jahre, männl.-kastriert
- seit Monaten mgr. Polydipsie
- beim Spazieren gehen plötzlich auf re. Seite umgekippt,
Neurologische US:
- Seitenlage, nach Aufrichten sofortiges Umfallen
nach re.
- ggr. Kieferschlagen mit Speicheln, bds.
rotierender Nystagmus, bds. hgr. Miosis,
Pupillenreflex -2, Sensibilität Ohren -1/2

Fall 2:
Gehirn
- „Kalle“:
T2 TSE, sagittal und coronar

Fall 2:
Gehirn
- „Kalle“
T1 TSE, transversal, nativ

Fall 2:
- „Kalle“
Gehirn
Lage: Medulla oblongata
T2: inhomogen hyperintens
T1: inhomogen hypointens
Nach Kontrast: hgr. homogene
Anreicherung
„dural tail“ (Pfeil)
=> Meningeom
T1 TSE, transversal,nach
Kontrast

Fall 3:
Gehirn
- „Herr Schmidt“, DSH, 12 Jahre, männl.-kastriert
- vorbehandelt mit NSAID wegen Schmerzhaftigkeit beim
Wälzen im HWS-Bereich
- bei Vorstellung insgesamt verhaltener Gang
- HWS mit mgr. schmerzhafter Bewegungshemmung in
alle Richtungen
Neurologische US :
- hi. ggr. Ataxie
- bds. hi. Propriozeption -1
und Patellar -1
V.a. Cauda equina-Kompressions-Syndrom
(CES)
- Therapie: weiter NSAID und Rat zur Physiotherapie

Fall 3:
Gehirn
- „Herr Schmidt“
- nach 14 Tagen plötzlich hgr. Symptomatik
Neurologische US:
- Tetraparese mit hgr. Spasmus, nicht stehfähig
- Kopfschiefhaltung nach li.
- ggr. Anisokorie, bds. ggr. Mydriasis, Pupillenreflex
dir. und indirekt -1, kein Nystagmus auslösbar
- hgr. Hyperästhesie gesamter Kopfbereich
- spinale Reflexe wegen Spasmus nicht zu
beurteilen
Lokalisation: medullär/cerebellär

Fall 3:
Gehirn
- „Herr Schmidt“
T2 TSE, sagittal

Fall 3:
Gehirn
- „Herr Schmidt“
T1 TSE, coronar, nativ und
nach Kontrast
T2 TSE, coronar

Fall 3:
Gehirn
- „Herr Schmidt“
Lage: cerebello-pontialer Winkel
T2: inhomogen hyperintens
T1: inhomogen hypointens
keine hypointense Abrenzung

Fall 3:
Gehirn
- „Herr Schmidt“
Lage: cerebello-pontialer Winkel
T2: inhomogen hyperintens
T1: inhomogen hypointens
keine hypointense Abrenzung
nach Kontrast: mgr. Anreicherung
Meningeom fraglich
+ Lage, abgegrenzt,
- wenig Anreicherung
kein „dural tail“

Fall 3:
Gehirn
- „Herr Schmidt“

Fall 3:
Gehirn
- „Herr Schmidt“
Pathologie: Anaplastisches Gliom,
wahrscheinlich
Anaplastisches Astrozytom

Tumordiagnostik im MRT
Gehirn
- Differenzierung nach Art des Tumors möglich:
für manche Arten sehr sensitiv ( z.B. Meningeom)
- Lokalisation in den Gehirnarealen:
wichtig für evtl. Bioptatentnahme und chirurgische Planung
- Sekundärschäden sichtbar Blutung/Ödem/Atrophie/Abflußstörung

Tumordiagnostik im MRT
Gehirn
- Akustikusneurinom

Tumordiagnostik im MRT
Gehirn
- Hypophysenadenom einer Hausratte

Fall 1:
Entzündung
- „Percy“, Westhighland White Terrier, 6 Jahre, männl.
- vorgestellt wegen zweimaligem Fieber von 40 °C,
Wesensveränderungen (Aggressivität und auch Apathie)
- war vor einem Jahr in Spanien
Neurologische US:
- läßt sich nicht am Kopf anfassen, beißt um sich;
war aber bisher beim Tierarzt sehr freundlich
- ggr. horizontaler Nystagmus

Fall 1:
Entzündung
- „Percy“
T2 TSE, sagittal und coronar

Fall 1:
Entzündung
- „Percy“
T2 TSE, coronar T2 TIRM, coronar =>
Gewebe wie T2 TSE, aber freie Flüssigkeit
schwarz

Fall 1:
Entzündung
- „Percy“
T1 TSE, coronar, nativ
T1 TSE, coronar, nach
Kontrast

Fall 1:
Entzündung
- „Percy“
- Liquorpunktion:
Zellen 78/3; ggr. Menge an Erys, gemischtzellige
Pleozytose (seg. Gran., Lymphos, vereinzelt Eos.)
- PCR aus Liquor Toxoplasmen und Neospora neg.
- AK Borellien und Babesien neg.
=> granulomatöse Meningoenzephalitis (GME)

Fall 2:
Entzündung
- „Dicke“, Mix, 17 kg, 1 ½ Jahre, weiblich
- vorgestellt wegen Apathie, Anorexie, geröteten
Konjunktiven
- T 40,9°C
Neurologische Untersuchung:
- Droh-, Pupillar-, Lidreflex +1
- Hyperästhesie Kopf/Hals
- gesenkter Kopf, Hals sehr steif

Fall 2:
Entzündung
- „Dicke“
?
T2 TSE, coronar
T2 TIRM, coronar

Fall 2:
Entzündung
- „Dicke“
- in T2 TSE fragliche Hyperintensität
im Bereich der Meningen
- in T2 TIRM Bereich hyperintens
-Liquor:
-109/3 Zellen, Pandy ++-
-hgr. neutrophile Gran., vereinzelt
Lymphozyten
Steroid-responsive-Meningitis-
Arteriitis (SRMA)
auch Steril-eitrige-Meningitis-Arteriitis

Entzündungsdiagnostik im MRT
Entzündung
- Lokalisation und Ausdehnung
- zusammen mit Liquor-US => Ätiologie-Suche
- infektiös: Staupe, Tollwut, Herpes, FIP, FeLV
Anaerobier/Aerobier, Ehrlichien
Toxoplasmen, Neospora, Babesien
Kryptokokken, Histoplasmen, Kokzidiomykose
Toxocara canis, Dirofilarien
- nicht infektiös: GME, SRMA
- Folgepathologien, z.B. Verklebungen des Aquäduktes
- Kontrolle des Therapieerfolges

Fall 1:
Trauma
- „Jecky“, Mix. 8 kg, 7 Jahre, männl.-kastriert
- vor 2 Jahren Tritt vom Pferd
- nach 7 Tagen Vorstellung in der Klinik => multiple
Schädelfrakturen
- MRT: hgr. Blutungen subdural und intracerebrär
- Plattenosteosynthese
- nach 10 Tagen mit Kopfschiefhaltung, Paradeschritt,
reduziertem Drohreflex entlassen
- danach epileptische Anfälle => Platte entfernt, da eine
Schraube im Parenchym
- weiter Anfälle; mit Phenobarbital unter Kontrolle
- Wiedervorstellung wegen Rückenschmerzen
MRT mit Kontrolle des Gehirns

Fall 1:
Trauma
- „Jecky“

MRT beim Traumapatienten
Gehirn
- Stärke und Ausdehnung des direkten Parenchymschadens
- Umfang von Blutungen (evtl. Druckentlastung)
- parenchymatöse Ödeme nach Kontusionen
- Umfang von Frakturen
aber !!! : zur OP-Planung 3D-CT

Missbildungen im MRT
Gehirn
- Hydrocephalus
Mit freundlicher Genehmigung OVC, Guelph, Canada

Missbildungen im MRT
Gehirn
- cerebelläre A-, Hypo- und Dysplasien
- Arnold-Chiari-Malformation

Degenerationen im MRT
Gehirn
- Leukodystrophien/neuroaxonale Dystrophie/Hypomyelinisierung
- cerebelläre Degeneration
Normalbefund Cerebellum

Fall 1:
Rückenmark
- „Ben“, Labrador, 11 Jahre, männlich
- schon seit Monaten Schwanken in der Hinterhand; kann
morgens schlecht aufstehen
Neurologische US:
- deutl. gesenkte Hinterhand bei mgr. Kyphose im
BWS/LWS-Bereich
- hgr. Ataxie hi., Zehenschleifen, bds. Überköten
- spinale Reflexe bds. -1
- Pannikullus bds. ab L3 -1/2

Fall 1:
Rückenmark
- „Ben“
T2 TSE sagittal
-Th 13 – L4 hgr. Nucleusdegeneration
- L1/2 hgr. Diskusherniation Hansen Typ II
- L7/S1 mgr. Diskusherniation bei ggr.
Dachabsenkung

Fall 1:
Rückenmark
- „Ben“
T2 TSE transversal in Höhe Th 13 In Höhe L1/2

Fall 2:
Rückenmark
- „Dana“, DSH, 11 Jahre, weiblich
- hi. Ataxie, Zehenschleifen, Muskelatrophie, ggr.
Harninkontinenz
Neurologische US:
Propriozeption bds. -1/2
Zwischenzehensensibilität -1
spinale Reflexe bds. -1
Vulvoanalreflex -1
=> Lokalisation: UMN hi. (L3 bis S2)

Fall 2:
Rückenmark
- „Dana“

Fall :
Rückenmark
- „Dana“

Fall 2:
Rückenmark
- „Dana“
Cauda-equina-
Kompressions-Syndrom
(CES)
PD coronar
T1 TSE, trans

Bandscheibendiagnostik im MRT Rückenmark
- schnell; in der Regel nur zwei Sequenzen notwendig
- keine invasive Myelographie notwendig
- multiple Herniationen zu beurteilen
- keine Röntgenstrahlung
- genaue Lage des Prolapsmaterials sichtbar
- Zustand des Myelonparenchyms zu beurteilen
- Spinalnerven/Foramina intervertebralia mit Weichteilgewebe

Fall 3:
Rückenmark
- „Sinja“, Mix, 20 kg, aus Spanien, 2 ½ Jahre, weibl.
- immer wieder plötzliches, hgr. Aufschreien in Bewegung
- läuft aber zwischendurch normal
- NSAID ohne Wirkung
Neurologische US:
- schreit bei der US mehrmals auf
- Mm. longissimi dorsi sehr fest
- sonst alles o.b.B., bzw. 0

Fall 3:
Rückenmark
- „Sinja“

Fall 3:
Rückenmark
- „Sinja“

Fall 3:
Rückenmark
- „Sinja“
T2 TIRM, sagittal

Fall 3:
Rückenmark
- „Sinja“
T1 TSE, nativ
=> Diskospondylitis
T1 TSE, nach Kontrastmittel

Fall 4:
Rückenmark
- „Hashky of Cornwall´s dream“, Labrador, 4 Jahre, männl.
- beim Spaziergang plötzlich aufgeschrien, nach 30 Min. hi.
zusammengesackt, kann nur aufgestellt werden
Neurologische US:
- Paraparese
- wenn Bewegung, dann ataktisch
- kann Gewicht nur 10 Sek. halten
- Propriozeption hi.li. -2, hi.re. -1
- Patellar bds. 0, Tibialis cran. bds. -1
Röntgen BWS/LWS/Os sacrum l/l und v/d => o.b.B.

Fall 4:
Rückenmark
- „Hashky of Cornwall´s dream“

Fall 4:
Rückenmark
- „Hashky of Cornwall´s dream“
=> akuter Myeloninfarkt
T2 TIRM, coronar

Myelondiagnostik im MRT
Rückenmark
- Blutungsinfarkt => Blut
- fibrocartilaginöser Infarkt => evtl. Ödem
Differenzierung Blut/Ödem:
Hämosiderin-sensitive Sequenzen => Blutung
hypointens
- Missbildungen => Syringo-/Hydromyelie, dermoidaler Sinus
caudale cervicale Spondylomyelopathie
(„Wobbler“)
- Tumore (intraaxial/extraaxial)

Peripheres Nervensystem im MRT
PNS
- Hirnnerven:
- II. =>N. opticus: retrobulbärer Abszeß, Tumor
- Traumata
- Nervenwurzeltumore
- VIII =>N. vestibulocochlearis: Vestibularorgan/Mittel- und
Innenohr
- Plexus brachialis/ lumbosacralis:
- Tumore
- Traumata/Avulsionen
- Entzündungen
- größere periphere Nerven (von Tiergröße abhängig)
-N. radialis/ischiadicus/femoralis
Tumore/Entzündungen
besser EMG/Biopsie bei chron. Veränderungen

Neurologische Diagnostik im MRT
MRT
- primäre Bildgebungstechnik für nervales Gewebe
- Anatomie und Parenchymqualität (Blutung/Ödem/Degeneration/
tumoröse Entartung)
- Detailgenauigkeit
- freie Wahl der Schnittebene
- keine Röntgenstrahlung

MRT
Vielen
Dank