Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis SS 2000 - Lehrstuhl für ...
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Teufelsbündner, Faustgestalten, Satansdiener<br />
2 St., Do 16-18 Uhr, HS 3<br />
Beginn: 04.05.<strong>2000</strong><br />
Harmening<br />
Wo endet der Bereich des ‚Möglichen‘, des noch ‚Erlaubten‘? Wo beginnt in einer säkularisierten<br />
Welt die Hybris? Wo läßt sich wagemutiger Forschergeist vom „irrsinnsnahen Übergriff“<br />
scheiden? Leopold Kretzenbacher fragte so in seinem ‚Teufelbündner-Buch‘ von 1968<br />
und hätte 30 Jahre danach besonderen Grund so zu fragen. Teufelsbündner und Satansdiener –<br />
Tänzer zwischen Gott und seinem Widerpart: Exempel der Reichweite und der Grenzen des<br />
Menschlichen, zugleich Bilder seines Sturzes. Die Vorlesung will ihren Mythos vorstellen,<br />
ihre Sage, die Stoffe von Volksliedern, Balladen und Puppenspielern sowie die zeitgemäß<br />
streng durchsexualisierten Satanskulte unserer Tage.<br />
Hauptseminare (Mag.)<br />
Kulturgeschichte der Gefühle<br />
2 St., Di 14-16 Uhr, ÜR 13<br />
Beginn: 02.05.<strong>2000</strong><br />
Daxelmüller<br />
Läßt sich die moderne Lachschwelle mit der historischen gleichsetzen? Gefühle und Emotionen,<br />
zuvorderst Forschungsgegenstand der Psychologie, werden in dem Augenblick wahrnehmbar,<br />
in dem man sie – sprichwörtlich – „zeigt“. Doch ob man sie überhaupt und wenn ja,<br />
dann wie zeigen durfte (und darf), hängt von den sich wandelnden gesellschaftlichen Normen<br />
und Einstellungen ab. Der Geruch der Verwesung erzeugt Ekel, ausbleibender Verwesungsgeruch<br />
oder gar Wohlgeruch bei der Öffnung von Gräbern deutet auf Heiligkeit der bestatteten<br />
Person hin. Was empfanden Menschen während des Gottesdienstes in Kirchen, in deren<br />
Grüften sich die Gräber befanden wie etwa in der Wiener Michaeler-Gruft? Damit aber werden<br />
Gefühle und Empfindungen wie Angst, Liebe, Haß, Ekel, Freude oder Trauer auch zum<br />
Objekt der kulturgeschichtlichen und kulturwissenschaftlichen Analyse. Die Lehrveranstaltung<br />
versucht, die kulturellen und sozialen Dimensionen der Veränderung von Einstellungen<br />
und Wahrnehmungen zu erarbeiten. Referatthemen können bereits in den Semesterferien<br />
übernommen werden.<br />
Lit.: Berkenbusch, Gisela: Zum Heulen. Kulturgeschichte unserer Tränen. Berlin 1985.<br />
„Hexen-Sonderauftrag“ des Reichsführers <strong>SS</strong><br />
Das Interesse des Nationalsozialismus an der Hexenverfolgung<br />
2 St., Mi 16-18 Uhr<br />
Beginn: 03.05.<strong>2000</strong><br />
Harmening<br />
1935 formulierte der „Reichsführer <strong>SS</strong>“, Heinrich Himmler, einen „Hexen-Sonderauftrag“ <strong>für</strong><br />
ein Sonderkommando der <strong>SS</strong>. Es sollten historische Hexenprozeßprotokolle ausgewertet werden.<br />
Aus etwa 150 Archiven und Bibliotheken im gesamten „Reich“ sowie in Österreich und<br />
Böhmen wurde Material gesichtet und daraus eine Kartei von etwa 30.000 Blättern erstellt.<br />
Bemerkungen im Umkreis der Aktion können darauf hinweisen, daß die Sammlung als<br />
Instrument im „Weltanschauungskampf“ mit dem Christentum gedacht war. Das Seminar<br />
erörtert die Geschichte dieses „Sonderauftrages“ sowie dessen Rezeption der älteren historischen,<br />
mythologischen, volkskundlichen und völkerkundlichen Forschung, die im Hexenwesen<br />
nach Relikten germanischer Mythologie suchen wollte.