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IDZ - Blucher Systems GmbH

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G 4949<br />

wehr<br />

technik<br />

41. Jahrgang<br />

I/2009<br />

€ 12,50<br />

I<br />

$14,00 / £ 10,75 / SFR 20,00 ISSN 0043-2172<br />

■ Die Infanterie<br />

Hoch motiviert und gut gerüstet in den Einsatz?<br />

■ Die Projektabteilung See im BWB<br />

Interview mit dem Abteilungsleiter Peter Grundmann<br />

■ Die Air-to-Ground-Rolle der Deutschen Luftwaffe


INFANTERIE<br />

Volker Schubert<br />

Hightech für die deutsche Infanterie<br />

Infanterist der Zukunft –<br />

Erweitertes<br />

System<br />

Präziser, lagerelevanter Informations-<br />

und Kommunikationsfluss<br />

im Einsatz, ziel- und auftragsorientiertes<br />

Führen von Soldaten,<br />

hohe wie wirk- und zielgenaue<br />

Feuerkraft und bedrohungsangepasstes<br />

Schutzniveau,<br />

dies zeichnet das modulare<br />

Basissystem »Infanterist der<br />

Zukunft« (IdZ) aus. Mit dem<br />

»Erweiterten System« (IdZ-ES)<br />

steht nun die nächste Generation<br />

des innovativen IdZ-Konzeptes<br />

vor der Serienreife.<br />

44<br />

Wirksame Schutzausstattung, komplexe<br />

digitale Vernetzung von Kommunikationsund<br />

Informationskomponenten, neue,<br />

effektive Infanteriewaffen und alles in ein<br />

ganzheitliches, modulares System integriert,<br />

so präsentiert sich das hochmoderne<br />

wie technisch anspruchsvolle Infanteriesystem<br />

»Infanterist der Zukunft« (IdZ)<br />

derzeit. Für Heeresverbände, Luftlandetruppen<br />

und Marinesicherungskräfte konzipiert,<br />

ist die Basisvariante des IdZ bei<br />

Jägertruppe wie Fallschirmjägern bereits<br />

einsatzbewährt und kommt bei multinationalen<br />

Militärmissionen wertschöpfend zur<br />

Wirkung. »Ab Mitte 2004 ist das Basissystem<br />

nun in der Truppe und hat sich bei<br />

unseren am Boden operierenden Einsatzverbänden<br />

der International Security<br />

Assistance Force (ISAF) in Afghanistan als<br />

konzeptionell richtig erwiesen und ist auch<br />

unter extremer Witterung ein zuverlässiges<br />

Einsatz- und Führungsmittel«, sagt<br />

Oberstleutnant Wolfgang Althoff von der<br />

Infanterieschule im fränkischen Hammelburg.<br />

Modern und einsatzbewährt:<br />

Das Basissystem IdZ<br />

Die aktuell eingesetzte Grundkonfiguration<br />

des IdZ besteht dabei aus einem Einzelsystem,<br />

das rund 20 Ausrüstungskomponenten<br />

hinsichtlich der Bekleidung,<br />

Infanterist der Zukunft:<br />

Bereits das Basissystem bietet<br />

enorme Verbesserungen gegenüber<br />

der herkömmlichen Ausrüstung.<br />

(Foto: Texplorer)<br />

Bewaffnung und Elektronik umfasst und<br />

maßgeschneidert für die klassische infanteristische<br />

Gruppenstärke ausgelegt ist.<br />

So ist ein kompletter IdZ-Ausstattungssatz<br />

für zehn Soldaten konzipiert. »Im<br />

Grunde muss man sich das IdZ-Konzept<br />

wie ein Warenhaus vorstellten. Die modulare<br />

Ausstattung entspricht bildlich gesprochen<br />

einzelnen Fachabteilungen mit<br />

Produktsegmenten, aus denen sich der<br />

Gruppenführer sein einsatz- und auftragsgerechtes<br />

Gruppenset zusammenstellt«,<br />

erklärt Althoff, der als Projektverantwortlicher<br />

Weiterentwicklung Infanterie alle<br />

Entwicklungsschritte des IdZ an der<br />

Ausbildungsdrehscheibe Hammelburg/<br />

Wildflecken miterlebt hat. Im Detail lassen<br />

sich die nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzten<br />

IdZ-Systemkomponenten<br />

inhaltlich den militärischen Fähigkeitskategorien<br />

Überlebensfähigkeit, Durchsetzungsvermögen,<br />

Beweglichkeit Durchhaltefähigkeit<br />

und Führungsfähigkeit zuordnen.<br />

Dazu umfasst das IdZ-Basiskonzept ein<br />

Bekleidungssystem, das durch modularen<br />

Aufbau an unterschiedliche Klimaregionen<br />

angepasst werden kann, schwer entflammbar<br />

ist und ebenso eine – wenn<br />

auch begrenzte – Schutzwirkung gegen<br />

Feuer und ABC-Kampfstoffe integriert. Die<br />

körpernahe Einsatzausrüstung – Gruppenfunkgerät,<br />

GPS-Empfänger, Magazine und<br />

Handgranaten – wird in einer dreigliedrigen<br />

taktischen Trageweste mitgeführt,<br />

welche durch sogenannte Daypacks erweiterbar<br />

ist und beispielsweise Platz für<br />

den Nässeschutz bietet. Schutz gegen<br />

Projektile und Splitter bietet das IdZ-Konzept<br />

mittels einer innovativen, weil deutlich<br />

gewichtsreduzierten Schutzweste, die<br />

wt I/2009


Tragekomfort und das bedarfsgerechte<br />

Aufrüsten des Schutzniveaus von Schutzklasse<br />

(SK) 1 mittels flexibel nutzbarer<br />

Kevlarplatten auf SK 4 mit leichten Keramikeinschüben<br />

bei einem Gewicht von<br />

maximal 13 Kilogramm vereint.<br />

Breit gefächerter<br />

Handwaffen-Mix<br />

Auch die Bewaffnung der IdZ-Infanteriegruppe<br />

wird modernsten militärischen Anforderungen<br />

im urbanen Umfeld gerecht.<br />

Zwar bleibt das G36 Standardwaffe der<br />

IdZ-Gruppe, doch kann die Langwaffe<br />

durch diverse Anbaugruppen, wie ein Laserlichtmodul<br />

mit integrierter Weißlichtlampe<br />

und den Granatwerfer AG36 (Kaliber<br />

40 mm) optimiert werden, der dreifach<br />

in der IdZ-Gruppe vorhanden ist. Mit<br />

dem MG 4 steht die IdZ-Gruppe ein gewichtsoptimiertes,<br />

durch ein G36-Zielfernrohr<br />

bis 1.000 Meter zielgenaues Maschinengewehr<br />

als hoch wirksame Infanteriewaffe<br />

zur Verfügung, das mit einem leistungsfähigen<br />

Wärmbildzielgerät auch<br />

nachtsichtfähig gemacht werden kann.<br />

Neben dem Gewehr großer Reichweite<br />

G82 (Kaliber 12,7 mm), bekämpft die IdZ-<br />

Gruppe leicht gepanzerte und Hochwertziele<br />

– etwa wichtige technische Infrastruktur<br />

–, das per Präzisionsschuss auch<br />

Minen ausgeschalten kann. Diese Waffe<br />

(Reichweite 1.800 Meter) wird nur bei spezifischen<br />

Lagen mitgeführt. Mit der MP7<br />

bietet das IdZ-Konzept eine leistungsfähige<br />

Nahbereichswaffe mit hoher Durchschlagskraft,<br />

die auch als Einhandwaffe<br />

präzise Feuerstöße ermöglicht. Und die<br />

Panzerfaust 3, mit neuem Abschuss- und<br />

Feuerleitrechner, lässt als kampfwertgesteigerte<br />

Version Einsatzreichweiten bis zu<br />

600 Metern mit hoher Ersttrefferwahrscheinlichkeit<br />

zu. Das Einsatzspektrum<br />

aller Handwaffen komplettieren zudem<br />

Laserentfernungsmesser, Digitalkompass<br />

und Restlichtverstärkerbrille Lucie.<br />

Infanteristische<br />

Schlüsseltechnologie<br />

des 21. Jahrhunderts<br />

Dass sich das IdZ zunehmend als unverzichtbare<br />

infanteristische Schlüsseltechnologie<br />

der Infanterie herauskristallisiert,<br />

ist vor allem strategischen Überlegungen<br />

führender Militärs des ausgehenden<br />

20. Jahrhunderts geschuldet. Der<br />

Kerngedanke für das realisierte IdZ-<br />

Konzepts mutete damals allerdings höchst<br />

futuristisch an und schien eher der Feder<br />

eines Science-Fiction-Autors zu entstammen:<br />

Was konzeptionell nach der Forderung<br />

einer militärisch nutzbaren Kombination<br />

von Adleraugen, Röntgenblick,<br />

Schutzschild und Superkräften klang, entsprach<br />

der Überlegung, das künftige Konfliktgeschehen<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

in urbanen Strukturen stattfinden würden.<br />

Rund 75 Prozent der Weltbevölkerung<br />

leben mittlerweile in Metropolen und<br />

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45<br />

wt I/2009


INFANTERIE<br />

folgerichtig gehe von dort auch der Ursprung<br />

von Konfliktszenarien aus. So hätten<br />

sich bei vielen Militäroperationen letzter<br />

Jahrzehnte asymmetrische Bedrohungen<br />

als schwerwiegende Herausforderung<br />

für eingesetzte Bodentruppen herausgeschält<br />

– später als so genannter»<br />

»Three-Block-War« definiert, wo humanitäre<br />

Hilfeleistung, friedenserhaltende Stabilisierungsoperation<br />

und hoch intensives<br />

Gefecht parallel verlaufend in einem Stadtteil<br />

zu bewältigen seien.<br />

Den strategischen Überlegungen folgend,<br />

verpflichtete sich Deutschland 1991<br />

innerhalb der NATO ein nationales »Soldier<br />

Modernization Programm« durchzuführen.<br />

1997 erhielt der General der Infanterie den<br />

Auftrag gemeinsam mit dem Bundesamt<br />

für Wehrtechnik und Beschaffung und der<br />

Industrie ein Experimentalprogramm zu<br />

implementieren – mit dem Ergebnis des<br />

2004 in die Truppe eingeführten Basissystems<br />

IdZ.<br />

Zweite IdZ-Generation<br />

vor der Serienreife<br />

Nun steht das moderne IdZ-Konzept in<br />

den Startlöchern zur zweiten Runde. Mit<br />

der Neukonzipierung des »Infanteristen<br />

der Zukunf« zum »Erweiterten System«<br />

(IdZ-ES), soll die modulare Systemkonfiguration,<br />

konsequent entlang der Herausforderungen<br />

asymmetrischer Bedrohungsszenarien<br />

ausgerichtet, einen nachhaltigen<br />

Innovationsschub bekommen.<br />

»Zwar wird der Systemgedanke weiter<br />

vorangetrieben, aber das IdZ-ES ist technisch<br />

etwas völlig Neues«, erläutert Dr.<br />

Infanterist der Zukunft mit<br />

Gefechtsfahrzeugen im Hintergrund.<br />

(Foto: Schubert)<br />

Karl-Heinz Rippert, Projektleiter IdZ-ES<br />

beim BWB. Zwei Systeme von Systemdemonstratoren<br />

sind seit 2008 in verschiedenen<br />

Schulen zur Risikoabschätzung<br />

und wurden bereits im Sommer des gleichen<br />

Jahres unter klimatischen Extrembedingungen<br />

in Fort Bliss (USA/Texas) auf<br />

ihre Einsatztauglichkeit hin getestet.<br />

Im Zentrum der Konzeptionäre steht die<br />

Schaffung eines »Gesamtsystem Infanterie«.<br />

So wird der Infanterist, als Teilsystem<br />

hoher Komplexität, künftig voll in die<br />

Vernetze Operationsführung (NetOpFü)<br />

integriert, was dem NetOpFü-Kerngedanken<br />

folgend ein fein abgestimmtes Geflecht<br />

aus Aufklärungs-, Führungs- und<br />

Waffenwirkungskomponenten ist. Kombiniert<br />

mit der Führungsphilosophie »Auftragstaktik«<br />

wird als Ergebnis eine deutliche<br />

Erhöhung der Schlagkraft der Truppe<br />

erwartet. Dabei werde der rasche Informationsaustausch<br />

hohe Flexibilität und Initiative<br />

bei der Planung und Durchführung<br />

von Einsätzen ermöglichen, sagt Rippert.<br />

Neben der Neukonfiguration der Informations-<br />

und Kommunikationstechnik,<br />

wird beim IdZ-ES großes Augenmerk auf<br />

die Verbesserung des Tragekomforts, einsatzoptimierte<br />

Ergonomie, weitere Gewichtsreduzierung<br />

und Miniaturisierung<br />

aller Komponenten gelegt.<br />

Mit der IdZ-ES Integration des »Mutterschiff-Konzeptes«<br />

in die NetOpFü wird –<br />

anders als beim Basissystem – die IdZ-<br />

Gruppe vollständig in den übergeordneten<br />

Führungsprozess eingebunden und kann<br />

so erstmalig auch in einem Datenverbund<br />

aim Führungs- und Informationssystem<br />

Heer partizipieren. Serienmäßig werden<br />

die neuen gepanzerten Fahrzeuge GTK<br />

Boxer und der Schützenpanzer Puma zur<br />

Basisstation für den Datenaustausch ausgerüstet<br />

und fungieren dann als Station für<br />

den IdZ-Führungsfunk und damit zur<br />

NetOpFü-Anbindung. Zur ebenengerech-<br />

46<br />

Die ersten 25 Mowag EAGLE IV hat die<br />

Bundeswehr bestellt. Das gepanzerte<br />

Führungsfahrzeug bietet sich<br />

für verschiedenste Einrüstsätze an.<br />

Auch die Aufnahme von IdZ ist denkbar.<br />

(Foto: Mowag)<br />

wt I/2009


ten Kommunikation ist geplant, die IdZ-<br />

ES-Gruppenführer und deren Stellvertreter<br />

mit einem integrierten »Truppführungsrechner«<br />

mit passender Führungsfunkanbindung<br />

auszurüsten.<br />

»Kompetenz- und<br />

Entscheidungsträger<br />

bleibt der Mensch«<br />

Auch die Elektronik »am Mann« beinhaltet<br />

eine völlig neue Konzeptlösung. »Im<br />

IdZ-ES gibt es keinen Schnittstellenrechner<br />

mehr«, sagt Rippert. Der Personal<br />

Data Assistant (NaviPat) wird in Zukunft<br />

durch die wesentlich erweiterten Aufgaben<br />

nicht mehr ausreichen. Gemäß der »Doktrin«<br />

des Bedarfsträgers im den Combat-<br />

Modus »niemals die Waffe aus der Hand<br />

legen zu müssen«, sind nun alle wichtigen<br />

Bedienelemente – unabhängig ob Linksoder<br />

Rechtshänder – in die Waffe integriert.<br />

Jeder Soldat kann damit Informationen<br />

über sein Helmdisplay abrufen und<br />

die Waffensensorik mit integriertem Laserentfernungsmesser<br />

und den Gruppenfunk<br />

mit dem per Push to Talk (PTT-Taste)<br />

bedienen.<br />

Der IdZ-ES-Kernrechner, ebenso wie die<br />

Stromversorgung jedes IdZ-Soldaten,<br />

befinden sich als »elektronischer Rücken«<br />

in einem Tragesystem, das für alle IdZ-<br />

Einsatz-Modi von einem joystickähnlichen<br />

Bedien- und Anzeigegerät bedient wird .<br />

Die Darstellung wichtiger einsatz- und<br />

lagerelevanten Informationen erfolgt beim<br />

IdZ-ES erstmalig durch Überlagerung von<br />

künstlicher mit realer Welt in einem Durchsicht-Helmdisplay.<br />

Helmdisplay, Bedienund<br />

Anzeigegerät und Kernrechner bilden<br />

damit das Herzstück für alle taktischen<br />

Informations- und Kommunikationsebenen.<br />

Der Datenaustausch des Gruppenführers<br />

mit höheren Führungsebenen läuft<br />

nach internationalem NATO-Standard<br />

(MIP/DEM) ab.<br />

Trendsetter, weil Weltspitze, ist das IdZ-<br />

ES-Qualitätsniveau beim Faktor Schutz.<br />

»Gemessen am Volumen weist die Gewichtsrelation<br />

pro Quadratzentimeter bei<br />

den eingesetzten Keramikplatten das<br />

weltweit geringstes Flächengewicht von<br />

ca. 30kg/m 2 auf«, sagt Rippert nicht ohne<br />

Stolz in der Stimme.<br />

Hohen Optimierungsbedarf bei den erprobten<br />

IdZ-ES-Systemkomponenten<br />

sieht Rippert vor allem im Systemgewicht.<br />

»Wir wollen die Gesamtlast der IdZ-ES-<br />

Basisausstattung, einschließlich Wasservorrat<br />

und Batterien, bei ca. 20 Kilogramm<br />

einfrieren«. Bei der Stromversorgung<br />

werden in einer umfassenden Energiekonzeption<br />

auch moderne Brennstoffzellen<br />

mit einbezogen. Ziel ist mit möglichst<br />

nur einem Batterietyp für die »Großverbraucher«<br />

auszukommen. Auch ist die<br />

Bedienung nach heutigen Erfahrungen mit<br />

dem System ergonomisch noch zu optimieren.<br />

»Damit sich der der Soldat voll<br />

auf die Einsatzlage konzentrieren kann«.<br />

Technik muss im Hintergrund wirken und<br />

darf den Soldat nicht zusätzlich belasten,<br />

sondern muss ihn entlasten. Für Rippert<br />

muss der Soldat aber auch noch Erfahrung<br />

sammeln, wann und wie er die neuen<br />

Fähigkeiten des IdZ-ES sinnvoll einsetzt<br />

und in welchen Situationen er sich ganz<br />

auf seine eigenen Sinne und militärische<br />

Professionalität verlassen sollte. »Auch<br />

beim IdZ bleibt der Mensch trotz aller<br />

technischer Unterstützung letztlich Kompetenz-<br />

und Entscheidungsträger« selbst,<br />

so Rippert kritisch.<br />

Läuft die weitere Erprobung und Entwicklung<br />

des IdZ-ES planmäßig, wird<br />

Ende 2010 die 0-Serie in die Einsatzprüfung<br />

gehen, 2011 die Fahrzeugintegration<br />

in Fahrzeuge, wie den GTK BOXER abgeschlossen<br />

sein und noch im selben Jahr<br />

nach Billigung durch das Parlament die<br />

Serienproduktion anlaufen. Ingesamt sind<br />

nach heutiger Planung 938 IdZ-Systeme<br />

zu beschaffen. Die Stückzahl wird jedoch<br />

mit der Realisierungsgenehmigung noch<br />

an die neue Bw-Planung an einen geringeren<br />

Bedarf anzupassen sein. Die stark in<br />

die Beschaffung involvierte Firma Rheinmetall<br />

AG ist Kummer gewohnt. Sie wird<br />

es mit Fassung tragen.<br />

wt<br />

INFANTERIE<br />

Die Bekleidungs-, Schutz- und Trageausstattung des Infanteristen der Zukunft<br />

- Erweitertes System - (IdZ -ES-) – Erkenntnisse aus der Risikoabschätzung<br />

Die Bekleidungs-, Schutz- und<br />

Trageausstattung des IdZ -ES- hat zum<br />

Ziel, die Anforderung an bestmöglichen<br />

Schutz gegen biologisch-chemische<br />

Gefahrstoffe, ballistische Bedrohung<br />

in unterschiedlich starker Ausprägung,<br />

Splitter und Stichwaffen sowie<br />

Wettereinflüsse bei möglichst hohem<br />

Tragekomfort in allen Klimabereichen<br />

zu bieten. Gleichzeitig muss es dem<br />

Soldaten möglich sein, die für den Einsatz<br />

benötigten Ausrüstungsgegenstände<br />

mitzuführen – hierbei variiert in<br />

Abhängigkeit von der Truppengattung<br />

die Anzahl dieser Gegenstände stark:<br />

Während ein Panzergrenadier im Sitz<br />

des gepanzerten Fahrzeuges so wenig<br />

Volumen wie möglich am Rücken haben<br />

darf, muss ein Fallschirmjäger<br />

beim Sprung seine gesamte Ausrüstung<br />

für den bis zu 72 Stunden dauernden<br />

Einsatz dabei haben.<br />

Um die komplexen Anforderungen,<br />

welche viele Zielkonflikte bergen, bestmöglich<br />

zu erfüllen, war es notwendig,<br />

bei der Entwicklung jeder Einzelkomponente,<br />

deren Einfluss auf das Gesamtsystem<br />

zu beachten. Die Texplorer ® <strong>GmbH</strong><br />

hat von der Unterwäsche bis zur obersten<br />

Schutzschicht ein modulares Gesamtsystem<br />

geschaffen, in welchem jede<br />

Schicht exakt auf die vorhergehende<br />

abgestimmt ist. So passt sich bereits die<br />

Unterwäsche exakt an die Körperform an<br />

ohne Druckstellen oder Falten zu verursachen.<br />

Der Aufbau der Unterwäsche in verschiedene<br />

Strickzonen ist auf das darüber<br />

getragene Belüftungsshirt abgestimmt.<br />

Die Entwicklung eines Belüftungsshirts<br />

speziell für das System IdZ -<br />

ES- ist auf die Tatsache zurückzuführen,<br />

dass durch ballistische Schutzschichten<br />

keinerlei Feuchtigkeitstransport vom<br />

Körper in die Umgebung stattfinden kann.<br />

Aus diesem Grund wird durch Kanäle des<br />

Belüftungsshirts Luft am Körper entlang<br />

geführt. Über dem Belüftungsshirt werden<br />

je nach Klimabereich isolierende<br />

Schichten und der Kampfanzug mit integriertem<br />

BC-Schutz getragen. Ein flexibel<br />

mit Taschen zu versehendes Tragegestell<br />

enthält die elektronischen Komponenten<br />

sowie Schutzelemente gegen<br />

Hartkerngeschosse und Stichwaffen.<br />

Insgesamt wurden im Vergleich<br />

zum Basissystem Gewicht und Volumen<br />

stark reduziert.<br />

Die Risikoabschätzung zeigte, dass<br />

auch beim Einsatz modernster Materialien<br />

die Fülle an Anforderungen und<br />

die Anzahl mitzuführender Ausrüstungsgegenstände<br />

eine zu hohe körperliche<br />

Belastung des Soldaten mit<br />

sich bringt. In der Serienreifmachung<br />

wird aus diesem Grund das Konzept<br />

nochmals derart verfeinert, dass die<br />

Modularität truppengattungsspezifisch<br />

weiter gesteigert wird. Dies soll<br />

es dem Nutzer ermöglichen, sich situationsgerecht<br />

vorzubereiten, d. h.<br />

nur die Ausrüstungsbestandteile mit<br />

sich zu tragen, die er für den aktuellen<br />

Einsatz unter Betrachtung der zu erwartenden<br />

Bedrohung tatsächlich benötigt.<br />

47<br />

wt I/2009

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