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Aufgabe - Taxation.ch

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Übungen im bernis<strong>ch</strong>en Steuerre<strong>ch</strong>t<br />

FS 2013<br />

Dr. Toni Amonn<br />

Fall 5<br />

Probeklausur im öffentli<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>t (Urteil)<br />

Sa<strong>ch</strong>verhalt<br />

Die Immotrust AG, Kramgasse 222 in 3011 Bern veräusserte mit Kaufvertrag (beurkundet<br />

am 21. Dezember 2008, Grundbu<strong>ch</strong>eintrag am 28. Dezember 2008) das Grundstück Bern<br />

Gbbl. 20000/4 zum Preis von CHF 2 Mio. an Peter Glauser. Es handelt si<strong>ch</strong> dabei um ein<br />

Wohnhaus mit insgesamt 811m 2 Gebäudegrundflä<strong>ch</strong>e, Gartenanlage und Hausums<strong>ch</strong>wung,<br />

wel<strong>ch</strong>es die Immotrust AG 4½ Jahre zuvor erworben hatte. Gemäss Kaufvertrag verpfli<strong>ch</strong>tete<br />

si<strong>ch</strong> Herr Glauser, den Kaufpreis bis 31.3.2009 zu bezahlen. Für den Fall der Säumnis wurde<br />

die Rückübertragung der Liegens<strong>ch</strong>aft vereinbart.<br />

Aus Anlass dieser Handänderung auferlegte die kantonale Steuerverwaltung Abteilung<br />

Grundstückgewinnsteuer der Immotrust AG mit Verfügung vom 14. Januar 2009 eine Grundstückgewinnsteuer<br />

von CHF 400'000. Die Gewinnbere<strong>ch</strong>nung beruhte auf einem Kaufpreis<br />

von CHF 1 Mio. und anre<strong>ch</strong>enbaren Aufwendungen von CHF Null, Besitzesdauer 4 Jahre.<br />

Am 28. Januar 2009 erhob die Immotrust AG Einspra<strong>ch</strong>e mit dem Antrag, keine Steuer zu<br />

erheben. Zur Begründung wurde ausgeführt, dass in den Ges<strong>ch</strong>äftsjahren 2006 und 2007 in<br />

der Bu<strong>ch</strong>haltung insgesamt Baukosten von rund CHF 1,2 Mio. aktiviert worden seien. Da die<br />

AG auf Abs<strong>ch</strong>reibungen verzi<strong>ch</strong>tet und die Baukosten ni<strong>ch</strong>t als Aufwand verbu<strong>ch</strong>t (sondern<br />

aktiviert) habe, handle es si<strong>ch</strong> um Wertvermehrungen, die bei der Grundstückgewinnsteuer<br />

abziehbar seien. Am 17. März 2009 hat die Steuerverwaltung die Einspra<strong>ch</strong>e abgewiesen,<br />

mit der Begründung, dass sämtli<strong>ch</strong>e Baukosten nur werterhaltender Natur seien.<br />

Hiergegen erhob die AG am 10. April 2009 Rekurs mit dem Antrag, es seien sämtli<strong>ch</strong>e bauli<strong>ch</strong>en<br />

Investitionen von CHF 1,2 Mio. als wertvermehrende Aufwendungen anzure<strong>ch</strong>nen,<br />

womit si<strong>ch</strong> ein Grundstückverlust ergebe. Die AG rei<strong>ch</strong>te als Beweismittel eine Liste mit allen<br />

Bauarbeiten sowie die Bu<strong>ch</strong>haltungen 2006 und 2007 ein. Es handelte si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> diesen Akten<br />

um eine Totalrenovation der Liegens<strong>ch</strong>aft, wobei im wesentli<strong>ch</strong>en Fassade und Da<strong>ch</strong><br />

isoliert wurden, die alten (einfa<strong>ch</strong> verglasten) Holzfenster dur<strong>ch</strong> ho<strong>ch</strong>isolierende Aluminium-<br />

Fenster ersetzt wurden, sowie Kü<strong>ch</strong>en- und Bäder auf den neusten Stand der Te<strong>ch</strong>nik gebra<strong>ch</strong>t<br />

wurden. Die AG hatte den Kaufpreis sowie sämtli<strong>ch</strong>e Renovationskosten aktiviert,<br />

womit si<strong>ch</strong> der Bu<strong>ch</strong>wert per Ende 2007 auf CHF 2,2 Mio. belief. In der Bu<strong>ch</strong>haltung wurden<br />

keine Abs<strong>ch</strong>reibungen geltend gema<strong>ch</strong>t und au<strong>ch</strong> keine Unterhaltskosten als Aufwand verbu<strong>ch</strong>t.<br />

Am 30. April 2009 führte die Rekurskommission einen Augens<strong>ch</strong>ein dur<strong>ch</strong>, um den<br />

Zustand der Liegens<strong>ch</strong>aft zu prüfen. Der Ges<strong>ch</strong>äftsführer der AG gab damals au<strong>ch</strong> zu Protokoll,<br />

dass Peter Glauser den per 31.3.2009 fälligen Kaufpreis no<strong>ch</strong> immer ni<strong>ch</strong>t bezahlt habe.<br />

Es sei daher wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>, dass der Kauf rückgängig gema<strong>ch</strong>t werde.


Die Steuerrekurskommission hiess den Rekurs mit Ents<strong>ch</strong>eid vom 28. Juli 2009 (Poststempel<br />

vom 29. Juli 2009, zugestellt am 30. Juli 2009) teilweise gut. Sie kam zum S<strong>ch</strong>luss, dass<br />

ein Teil der Baukosten, nämli<strong>ch</strong> CHF 500'000 aufgrund der damals no<strong>ch</strong> geltenden Dumont-<br />

Praxis (die mit Wirkung per 1.1.2009 abges<strong>ch</strong>afft wurde) wertvermehrend sei und setzte die<br />

Grundstückgewinnsteuer damit auf CHF 180'000 herab.<br />

Mit Bes<strong>ch</strong>werde vom 28. August 2009 (Postaufgabe 31. August 2009, Posteingang 1. September<br />

2009) beantragte die AG, vertreten dur<strong>ch</strong> Fürspre<strong>ch</strong>erin Roswita Siegenthaler (Leiterin<br />

Re<strong>ch</strong>tsdienst der Immotrust AG mit Einzelprokura), das Urteil der Rekurskommission sowie<br />

der Einspra<strong>ch</strong>eents<strong>ch</strong>eid der Steuerverwaltung seien aufzuheben und es sei festzustellen,<br />

dass keine Grundstückgewinnsteuer ges<strong>ch</strong>uldet sei. Für ihre eigenen mit dem Verfahren<br />

verbundenen Aufwendungen verlangte die Bes<strong>ch</strong>werdeführerin die Zuspre<strong>ch</strong>ung einer Parteients<strong>ch</strong>ädigung.<br />

Zur Begründung führte sie aus, die Rekurskommission habe übersehen,<br />

dass bei einer AG bezügli<strong>ch</strong> Abgrenzung zwis<strong>ch</strong>en Wertvermehrung und Werterhaltung ni<strong>ch</strong>t<br />

baute<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Kriterien massgebend seien, sondern die Bu<strong>ch</strong>haltung. Da man bei den jährli<strong>ch</strong>en<br />

Gewinnsteuern keine Unterhaltskosten abgezogen habe, müssten nun sämtli<strong>ch</strong>e Baukosten<br />

als Wertvermehrungen bei der Grundstückgewinnsteuer anerkannt werden. Beides<br />

müsse dazu führen, dass die AG auf einen Gewinn von Null veranlagt werde. Die Bes<strong>ch</strong>werdeführerin<br />

habe im Falle des Obsiegens Anspru<strong>ch</strong> auf eine Parteients<strong>ch</strong>ädigung. Es werde<br />

beantragt, diese auf einen Betrag von CHF 6'000 festzusetzen, entspre<strong>ch</strong>end 2 Wo<strong>ch</strong>en<br />

Lohn- und Lohnnebenkostenaufwand für die Firmenjuristin.<br />

Die Steuerverwaltung sowie die Vorinstanz wurden mit prozessleitender Verfügung vom 10.<br />

September 2009 aufgefordert, innert 30 Tagen eine Vernehmlassung einzurei<strong>ch</strong>en. Die<br />

Steuerrekurskommission verzi<strong>ch</strong>tete auf eine Vernehmlassung. Am 19.10.2009 beantragte<br />

die Steuerverwaltung eine Fristverlängerung bis Ende Oktober 2009, wel<strong>ch</strong>e mit Verfügung<br />

vom 21.10.2009 gewährt wurde. Mit Eingabe vom 30.10.2009 beantragte die Steuerverwaltung,<br />

dass der Ents<strong>ch</strong>eid der Rekurskommission aufzuheben sei, und sie beantragte die Bestätigung<br />

ihres Einspra<strong>ch</strong>eents<strong>ch</strong>eids. Zur Begründung wurde ausgeführt, der Grundstückgewinn<br />

sei mit der Eigentumsübertragung, wel<strong>ch</strong>e per Datum des Grundbu<strong>ch</strong>eintrags erfolgt<br />

sei, realisiert worden. Ferner habe die AG die Baukosten fals<strong>ch</strong> verbu<strong>ch</strong>t. Unterhaltskosten<br />

dürften ni<strong>ch</strong>t aktiviert, sondern müssten als Aufwand verbu<strong>ch</strong>t und damit sofort dem laufenden<br />

Gewinn belastet werden. Nur e<strong>ch</strong>te Wertvermehrungen, wie z.B. der Ausbau eines Estri<strong>ch</strong>s<br />

oder ein Anbau bzw. Einbau von vorher ni<strong>ch</strong>t existierenden Anlagen seien steuerli<strong>ch</strong><br />

wertvermehrend. Vorliegend sei alles Unterhalt. Wenn die AG zufolge fals<strong>ch</strong>er Verbu<strong>ch</strong>ung<br />

die Baukosten weder früher bei der Gewinnsteuer abgezogen habe, no<strong>ch</strong> heute bei der<br />

Grundstückgewinnsteuer abziehen könne, sei dies ni<strong>ch</strong>t das Problem der Steuerverwaltung,<br />

sondern der AG selber.<br />

Ans<strong>ch</strong>liessend beantragte die AG einen zweiten S<strong>ch</strong>riftenwe<strong>ch</strong>sel, wel<strong>ch</strong>er vom Verwaltungsgeri<strong>ch</strong>t<br />

gewährt wurde. Mit Eingabe vom 30.11.2009 beantragte die AG, die Vernehmlassung<br />

der Steuerverwaltung sei aus den Akten zu weisen, weil das Gesu<strong>ch</strong> um Fristverlängerung<br />

verspätet eingerei<strong>ch</strong>t worden sei. Im Übrigen sei eine reformatio in peius im verwaltungsgeri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />

Verfahren ohnehin ni<strong>ch</strong>t zulässig. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> bra<strong>ch</strong>te die AG vor, am<br />

22. Oktober 2009 habe Peter Glauser das Grundstück auf die Immotrust AG zurückübertragen,<br />

weil er keine Kaufpreisfinanzierung zustande bra<strong>ch</strong>te, und belegte dies mit entspre<strong>ch</strong>enden<br />

Urkunden. Damit sei gar kein Gewinn realisiert worden. Na<strong>ch</strong>dem die Steuerverwaltung<br />

auf eine weitere Stellungnahme verzi<strong>ch</strong>tet hatte, erklärte die Instruktionsri<strong>ch</strong>terin das<br />

Beweisverfahren für ges<strong>ch</strong>lossen.<br />

Auftrag<br />

Verfassen Sie das vollständige Verwaltungsgeri<strong>ch</strong>tsurteil.

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