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globale Programm 2013

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Willkommen zur / welcome to <strong>globale</strong> <strong>2013</strong><br />

DIGITAL MEDIA FILMPRODUCTION<br />

POSTPRODUCTION<br />

DCP BLU-RAY DVD<br />

wave-line GmbH<br />

Gewerbehof Bülowbogen<br />

Bülowstr. 66 D1<br />

D-10783 Berlin<br />

Tel. +49 30 235560-0<br />

www.wave-line.de<br />

Wir freuen uns auf eine Woche voller Filme und<br />

Austausch mit Euch! Ziel ist, dass die <strong>globale</strong><br />

Euch und uns ermöglicht, Perspektiven unterschiedlicher<br />

Lebenswelten und Zusammenhänge<br />

kennenzulernen, die nicht den üblichen<br />

Darstellungen folgen. Zur Diskussion stehen<br />

Sichtweisen auf <strong>globale</strong> und lokale Machtverhältnisse.<br />

Die ausgewählten Filme beleuchten<br />

die Institutionen und Strukturen, die hinter<br />

Konflikten und sozialen Missständen existieren.<br />

Die <strong>globale</strong> ist ein politisches Filmfestival – doch<br />

was heißt das? Dies fragen wir uns in der Vorbereitung<br />

immer wieder, eine Antwort ist nicht<br />

einfach. Einig sind wir uns darin, dass wir Fragen<br />

aufwerfen möchten, anstatt festgelegte Einstellungen<br />

zu reproduzieren: Wie leben Menschen<br />

weltweit in (post)kolonial geprägten Verhältnissen?<br />

Welchen Einfluss haben Kapitalismus und<br />

dessen neoliberale Formen auf unsere Gesellschaften?<br />

Wie können wir uns dem patriarchalisch<br />

geprägten Wertesystem widersetzen?<br />

Der Film als Medium ist Teil der Auseinandersetzung,<br />

die alle angeht: die Porträtierten, das<br />

Publikum, die Filmschaffenden und uns, die das<br />

Festival vorbereitet haben: Wie lassen sich Missstände<br />

zeigen, ohne Betroffene in Opferperspektiven<br />

zu drängen? Wie gehen wir damit um, dass<br />

meistens über andere erzählt wird? Welche Mittel<br />

gibt es, Ungerechtigkeiten aufzuzeigen und<br />

gleichzeitig positive Ausblicke zu bieten? Die<br />

<strong>globale</strong> gibt diesen Fragen Raum. Über Interessierte,<br />

die Lust haben, das Festival auch nach der<br />

Kinowoche mitzugestalten, freuen wir uns.<br />

Spannende Filme für alle! Das <strong>globale</strong>-Team<br />

We are looking forward to a week packed with<br />

films and documentaries that we like to share<br />

with you! Our goal is getting to know new perspectives<br />

on different living environments and<br />

relationships that do not follow the typical structures.<br />

The films we selected point out institutions<br />

and structures behind conflicts and grievances.<br />

Globale is a political film festival – but what<br />

does that mean? During the preparation stage of<br />

the festival we ask ourselves this question again<br />

and again. We do not have a simple answer. We<br />

agree on the fact that we want to raise questions,<br />

instead of re-producing common points of view.<br />

How do people live around the world in structures<br />

marked by (post) colonialism? What kind of<br />

influence does capitalism and its neoliberal structures<br />

have on our societies? How can we leave the<br />

patriarchal system of values and fight it?<br />

Film as a medium is part of this debate that<br />

is of importance to everybody involved in the<br />

festival: the protagonists, the audience, the filmmakers<br />

and us, the <strong>globale</strong> team: How can we<br />

show grievances without victimizing any person<br />

concerned or aggrieved party? How do we deal<br />

with people mainly talking about others but not<br />

about themselves? What possibilities do we have<br />

to discuss injustice while offering positive prospects?<br />

Globale offers a platform for those who<br />

are concerned about these issues. People interested<br />

in supporting the festival in the future are<br />

– among everybody else – very welcome.<br />

Enjoy our exciting film selection!<br />

Globale-Team<br />

Inhaltsverzeichnis / table of contents<br />

facebook.com/waveline.gmbh<br />

twitter.com/wave_line<br />

Festivalorte / Venues .......................................................................................................... 4-5<br />

Zeichenlegende & Wegweiser / Symbol key & directions...................................................... 6<br />

Veranstaltungen <strong>globale</strong> <strong>2013</strong> / Event guide <strong>globale</strong> <strong>2013</strong>................................................ 7-59<br />

Filmindex ABC ................................................................................................................. 60<br />

Impressum & Unterstützer_innen / Imprint and supporters................................................ 62<br />

3


egenbogenKINO & Regenbogen Café<br />

EISZEIT KINO 1 und 2<br />

Lausitzer Str. 22<br />

10999 Berlin<br />

030 69 57 95 17<br />

regenbogenkino.de<br />

Verkehrsanbindungen:<br />

U1 Kottbusser Tor<br />

Görlitzer Bhf.<br />

U8 Kottbusser Tor<br />

Schönleinstr.<br />

M29 Ohlauer Str.<br />

N1 Kottbusser Tor<br />

Görlitzer Bhf.<br />

N8 Kottbusser Tor<br />

Schönleinstr.<br />

Zeughofstr. 20<br />

2. Hinterhof, 1. Etage<br />

10997 Berlin<br />

030 61 16 016<br />

eiszeitkino.de<br />

Verkehrsanbindungen:<br />

U1 Görlitzer Bhf.<br />

M29 Görlitzer Bhf.<br />

N1 Görlitzer Bhf.<br />

Kino bedingt barrierefrei.<br />

Bitte vorher im Kino anrufen.<br />

Info<br />

Info<br />

Mit der Besetzung einer kleinen Chemiefabrik in einem Kreuzberger Hinterhof begann 1981<br />

die Geschichte der Regenbogenfabrik und damit auch die Geschichte des regenbogenKINOs.<br />

Vieles ist noch so, wie es damals war (das Kollektiv, wo alle alles machen können, die Sofas und<br />

Sessel etc.), doch einiges hat sich auch geändert (Zentralheizung, Kinotechnik etc.). Im Vorderhaus<br />

bietet das Regenbogen Café Kuchen, Suppen und Sandwiches an.<br />

Das Kino wurde Anfang der 80er-Jahre in einem besetzten Haus in Schöneberg gegründet:<br />

Das Kollektiv der Kinomacher_innen engagierte sich insbesondere für Filme aus dem Untergrund<br />

mit politischen, gesellschaftlichen und auch ästhetischen Alternativen. Wenige Jahre<br />

später zog das Kino nach Kreuzberg um. Ein alternatives Filmprogramm ist – auch als heutiges<br />

kommerzielles <strong>Programm</strong>kino – noch immer Ziel des Eiszeit Kinos.<br />

Festival Café<br />

Fotoausstellung Belhassen Handous im Regenbogen Café<br />

Lausitzer Straße 22<br />

10999 Berlin<br />

Das Café der<br />

Regenbogenfabrik ist<br />

unser Festival-Zentrum<br />

Do, So – Mi:<br />

10:00 – 21:00 Uhr<br />

Fr und Sa:<br />

10:00 – 23:30 Uhr<br />

Nach den letzten<br />

Vorstellungen können<br />

Gespräche an der Bar<br />

im regenbogenKINO<br />

fortgeführt werden.<br />

regenbogenfabrik.de<br />

Auto-excavation<br />

Die Ausstellung ist ein stratigraphischer<br />

Schnitt durch die Leben(sräume) der Stadt<br />

Tunis. Die Bilder wurden zwischen 2010<br />

und <strong>2013</strong> in Tunesien aufgenommen und<br />

sind in zwei Bilderserien angeordnet: Erst<br />

menschenleere Räume, an der Grenze zu<br />

Unordnung und Anarchie. Die Räume beherbergten<br />

ehemals Leben, sie haben sich<br />

verändert, der Mensch hat Spuren hinterlassen.<br />

Die zweite Bilderserie ist lebhaft, zeigt<br />

die tunesische Jugend, die mit verschiedenen<br />

Veränderungen nach der Revolution konfrontiert<br />

ist. Der Fotograf begleitet Freund_<br />

innen, die seine Ideen, Visionen und einen<br />

gemeinsamen Weg des sozialen Kampfes teilen.<br />

Die Bilder sind ein Überblick über die<br />

tunesische Jugend, die in die Zukunft blickt<br />

und nach so vielen Jahren der Diktatur von<br />

der Emanzipation träumt – aber auch über<br />

die gegenwärtigen Bedrohungen gegen die<br />

Freiheit im heutigen Tunesien.<br />

Der Künstler wird anwesend sein und steht<br />

für Fragen zur Verfügung.<br />

Belhassen Handous, geboren 1980, studierte<br />

Archäologie und Frühgeschichte. Zwischen<br />

1999 und 2005 arbeitete er bei einer<br />

tunesischen Amateurfilmproduktion und in<br />

Kurzfilmprojekten. Seit 2009 ist er in zivilgesellschaftlichen<br />

Bewegungen in Tunesien<br />

aktiv und organisiert Filmfestivals mit. Aktuell<br />

ist er Projektkoordinator zum Thema<br />

Pressefreiheit in einer internationalen Organisation.<br />

Auto-excavation ist seine erste<br />

Ausstellung. Aktuell stellt der Künstler auch<br />

seinen Dokumentarfilm Hecho en Casa fertig.<br />

Er lebt und arbeitet in Tunis.<br />

4<br />

5


WEGWEISER / DIRECTIONS<br />

U Kottbusser Tor<br />

Kottbusser Str.<br />

Skalitzer Str.<br />

Oranienstr.<br />

Mannteuffelstr.<br />

Reichenberger Str.<br />

Görlitzer<br />

Bahnhof<br />

Lausitzer Str.<br />

Lausitzer<br />

Platz<br />

Spreewaldplatz<br />

Wiener Str.<br />

Ohlauer Str.<br />

Muskauer Str.<br />

Skalitzer Str.<br />

Görlitzer Str.<br />

Wrangelstr.<br />

Zeughofstr. Zeughofstr.<br />

regenbogenkino<br />

11.04.<strong>2013</strong><br />

donnerstag/thursday<br />

18:00 UHR<br />

Maybachufer<br />

Paul-Lincke-Ufer<br />

regenbogenKINO<br />

Eiszeit Kinos<br />

Info<br />

U Schönleinstr.<br />

ca. 750m, 8 Minuten zu Fuß<br />

Der Prozess<br />

Das <strong>Programm</strong>heft zum Festival wurde einige<br />

Wochen vorher erstellt, daher lohnt sich<br />

bei der einen oder anderen Veranstaltung<br />

auch der Blick auf unsere Website für aktuelle<br />

Infos zu Gästen und Diskussionen:<br />

www.<strong>globale</strong>-filmfestival.org<br />

Mit eurem Unkostenbeitrag von 4 – 10 Euro<br />

(frei wählbar) für eine Veranstaltung unterstützt<br />

ihr die Existenz des Festivals und ermöglicht<br />

uns, viele spannende Gäste einladen<br />

zu können. Für 35 Euro kommt ihr auch in<br />

den Genuss eines Festivalpasses.<br />

zeichenlegende / Symbol key<br />

Regie und Filminfos<br />

Direction and film info<br />

Sprachen und Untertitel<br />

Languages and subtitles<br />

Mehr Infos im Web<br />

More info online<br />

This programme was printed several weeks before the<br />

festival, so it is worth checking out our website for<br />

updated information about guests and discussions:<br />

www.<strong>globale</strong>-filmfestival.org<br />

With your cost contribution of 4 – 10 euros<br />

(you chose) per slot you are helping to make this<br />

festival happen and enable us to invite interesting<br />

guest for discussions. For 35 euros you can<br />

purchase a festival pass for all films and events.<br />

Schlagworte zur Veranstaltung<br />

Keywords for the event<br />

Festivalfilme mit ähnlichen Themen / Filme, mit<br />

denen die Veranstaltung zusammen konzipiert wurde<br />

Films with similar topics / other films<br />

you might be interested in<br />

Über ein Jahr dauerte der Prozess gegen 13<br />

Tierschützer_innen, die nach Paragraf 278a,<br />

dem sogenannten Mafia-Paragrafen, in Österreich<br />

angeklagt wurden. Den Aktivist_innen<br />

wurde die Bildung einer kriminellen Organisation<br />

vorgeworfen. Zwei Jahre lang wurden<br />

sie von der Polizei überwacht, sogar eine<br />

verdeckte Ermittlerin eingeschleust. Beweise<br />

für Straftaten wurden keine (!) gefunden, der<br />

Prozess trotzdem eröffnet. Im Verlauf der<br />

Verhandlung scheint selbst der Staatsanwalt<br />

zu begreifen, wie grotesk die Vorwürfe an die<br />

Tierschützer_innen sind. Dennoch hält er<br />

unbeirrt an der Anklage und dem für die Beteiligten<br />

quälend langen Prozess fest. Warum?<br />

Das fragt man sich immer wieder, je tiefer man<br />

in das absurde Konstrukt von Vertuschung<br />

und Lügen hineinblickt, mit dem Polizei und<br />

Staatsanwaltschaft die Anklage führen. Viele<br />

der Aktivist_innen stehen nun wegen der Prozesskosten<br />

sogar vor dem finanziellen Ruin.<br />

Dokumentiert der Film das (fast) völlige Versagen<br />

von Judikative und Exekutive oder zeigt<br />

er uns ihr bewusstes Ignorieren demokratischer<br />

Grundsätze und Menschenrechte in einem<br />

Musterprozess gegen zivilen Ungehorsam?<br />

Muss jede_r, der/die sich aktiv in einer NGO<br />

engagiert, fortan fürchten, als Mitglied einer<br />

terroristischen Organisation angeklagt zu werden?<br />

Ein erschreckender wie wichtiger Film.<br />

In a show trial, a group of Austrian animalrights<br />

activists was charged according to an<br />

anti-terror/mafia law. A special task force<br />

put them under surveillance for two years,<br />

infiltrated them with an undercover agent,<br />

kicked down their doors, and took them to<br />

jail at gunpoint. Without any (!) evidence to<br />

prove the involvement in property damage,<br />

the NGO activists were sued for threatening<br />

the political system and the economy. They<br />

had to spend three months in jail, and the<br />

trial lasted 14 months. In the course of the<br />

trial even the federal prosecutor seemed to<br />

realize the absurdity of the accusations but<br />

he kept on pushing for a verdict. Why? As we<br />

find out moere about the obvious construct<br />

of lies and cover-ups on the part of the police<br />

and the federal prosecutor we ask that question<br />

over and over again – why? Does The<br />

Trial document the (almost) complete failure<br />

of judiciary and executive or does it show<br />

the deliberate disregard for democratic principles<br />

and human rights in order to create a<br />

precedent against civil disobedience? Should<br />

anyone involved in an NGO from now on be<br />

scared of being taken to court for terrorist activities?<br />

A film as frightening as important.<br />

Gerald Igor<br />

Hauzenberger<br />

AT, 2012<br />

116 min<br />

deutsch<br />

mit engl. UT<br />

derprozess.com<br />

vgt.at<br />

vegan.at<br />

Tierrechte<br />

staatliche Repression<br />

Schauprozess<br />

Kafka<br />

Riot from wrong<br />

S.23 «<br />

Black Block<br />

S.30 «<br />

Gäste:<br />

Martin Balluch,<br />

Protagonist, vgt.at<br />

Anne Roth<br />

6<br />

7


11.04.<strong>2013</strong><br />

EIszeit 1<br />

EISZEIT 2<br />

11.04.<strong>2013</strong><br />

Donnerstag/Thursday<br />

18:30 UHR<br />

Donnerstag/Thursday<br />

18:45 UHR<br />

The Forgotten Space<br />

Kann bio fair sein? + workshop<br />

Allan Sekula<br />

Noël Burch<br />

NL/AT, 2010<br />

112 min<br />

deutsch u.a.<br />

mit dt. UT<br />

theforgottenspace.net<br />

Gast:<br />

Dr. Rolf Geffken<br />

wird zur Wdh. Am<br />

16.04. anwesend<br />

sein (S. 53)<br />

Globalisierung erzählt anhand des Frachtcontainers:<br />

Der Essayfilm folgt den internationalen<br />

Lieferketten, den Frachtschiffen, Güterzügen<br />

und Lastwägen. Die Filmemacher<br />

suchen die großen Häfen, unter anderem in<br />

Rotterdam, Los Angeles und Hong Kong auf<br />

und stellen Zusammenhänge her zwischen<br />

den Lebens- und Arbeitsbedingungen und<br />

den globalisierten Formen des Transports.<br />

Zu Wort kommen diejenigen, die arbeitend,<br />

planend, politisch und gewerkschaftlich<br />

involviert sind. Vor allem aber jene, deren<br />

Interessen im Zuge von Wachstum und Effizienz<br />

an den Rand gedrängt werden – die<br />

Dorfbewohner, die dem Hafenausbau oder<br />

der Güterzugstrecke weichen müssen, die<br />

unterbezahlten Fernfahrer_innen, Seeleute,<br />

Wander- und Fabrikarbeiter_innen sowie<br />

die Arbeits- und Obdachlosen. So entsteht<br />

ein Bild dessen, was Allan Sekula und Noël<br />

Burch als vergessenen Raum identifizieren:<br />

die Ozeane und Häfen, die mit der Erfindung<br />

des Frachtcontainers zu einer ökonomischen<br />

Basis für die Globalisierung von<br />

Warenverkehr und Arbeit wurden. Kommen<br />

mit dem Container, Inbegriff von Ordnung,<br />

Effizienz und <strong>globale</strong>m Fortschritt, Unordnung<br />

und Zerstörung? Wirft er die Welt aus<br />

dem Gleichgewicht? Diese Fragen werden<br />

zum Leitmotiv des Films.<br />

more info, also in english p. 53<br />

Aktuell gibt es viele Skandale in der Bio-<br />

Branche. Im Mittelpunkt stehen große<br />

Biobetriebe und die Frage, ob Bioprodukte<br />

tatsächlich gesünder oder besser für die Umwelt<br />

sind. Nie erwähnt werden dagegen die<br />

Arbeitsbedingungen in der Bio-Branche. Gibt<br />

es allgemein die Erwartung, dass sie besser<br />

sind als in der traditionellen Landwirtschaft?<br />

Ist das überhaupt möglich? Wir zeigen dazu<br />

einen Film über den Fall der Auszubildenden<br />

Conchita L.: Sie arbeitet im Gartenbaubetrieb<br />

Teltower Rübchen für 1,30 Euro netto in der<br />

Stunde. Als ihr Chef, der Bezirkspolitiker<br />

Axel Szilleweit, ihr anbietet, sie in Naturalien<br />

zu bezahlen, geht sie zur Rechtsberatung der<br />

Gewerkschaft FAU, die sie in der Folge bei<br />

ihrem Arbeitskampf unterstützt. Der Film<br />

Kann bio fair sein? dokumentiert den Arbeitskampf,<br />

wirft ein Schlaglicht auf die Produktionsbedingungen<br />

in kleinen Biobetrieben und<br />

auf ein spezielles Wechselverhältnis zwischen<br />

Ideologie und Ausbeutung. Wir zeigen den<br />

Film in Anwesenheit der Auszubildenden,<br />

Vertreter_innen der FAU und der Filmemacherinnen.<br />

Neben dem Thema der Arbeitsbedingungen<br />

in Biobetrieben und dem speziellen<br />

Fall, wollen wir die FAU als unabhängige<br />

Gewerkschaft vorstellen und darüber diskutieren,<br />

wie sich alternative Medien an solchen<br />

Mobilisierungen beteiligen sollten.<br />

The organic food sector is currently shaken<br />

by scandals. Large organic farms as well as<br />

the question whether organic products are<br />

healthier or better for the environment have<br />

become the focus of public attention. However,<br />

nobody seems to talk about the working<br />

conditions within the organic sector. Is there<br />

generally an expectation that the situation<br />

is better than in traditional agriculture? Is<br />

that actually possible? In order to stimulate<br />

a debate on this topic, we look at the case<br />

of Conchita L., an apprentice at an organic<br />

farm who earns 1,30 euros an hour. When<br />

her boss, a local green politician, offered to<br />

pay her in kind, she went to get advice from<br />

the FAU (an anarcho-syndicalist labor union),<br />

who supported her in her subsequent<br />

struggle. The film documents that struggle<br />

and takes a closer look on the production<br />

conditions in small organic companies and<br />

on the special relationship that exists between<br />

ideology and exploitation. The screening<br />

will be attended by a panel including<br />

the apprentice herself, representatives of FAU<br />

and the film-makers. In addition to the topic<br />

of working conditions in organic businesses<br />

and this particular case, we want to introduce<br />

the FAU as an independent trade union<br />

and discuss how alternative media should<br />

participate in such mobilization efforts.<br />

labournet.tv<br />

DE, <strong>2013</strong><br />

20 min<br />

deutsch<br />

mit engl. UT<br />

labournet.tv<br />

Arbeitsbedingungen<br />

biologische<br />

Landwirtschaft<br />

Gewerkschaften<br />

Gäste:<br />

Conchita L.,<br />

Vertreter_innen<br />

von FAU Berlin<br />

9


11.04.<strong>2013</strong><br />

REGENBOGENKINO<br />

EISZEIT 1<br />

11.04.<strong>2013</strong><br />

Donnerstag/Thursday<br />

20:30 UHR<br />

Donnerstag/Thursday<br />

20:45 UHR<br />

Squat – la ville est à nous<br />

Babylon<br />

Christophe Coello<br />

FR, 2011<br />

94 min<br />

spanisch<br />

mit engl. UT<br />

squat-lefilm.com<br />

Squat-Bewegung<br />

Gentrifizierung<br />

Gemeinschaft<br />

Barcelona<br />

Ecumenopolis<br />

» S.46<br />

Even a Bird needs<br />

a Nest<br />

» S.26<br />

La última calle<br />

» S.36<br />

Gast:<br />

Armin Kuhn<br />

Ein Türschloss rastet ein, eine Tür öffnet sich,<br />

ein Freudenschrei: Ein verloren geglaubtes Haus<br />

wird befreit. Laut eines Bebauungsplans sollen<br />

alle Bewohner aus dem Haus vertrieben werden,<br />

doch die Hausbesetzer schaffen es, diesen Plan<br />

über den Haufen zu werfen – ein berauschendes<br />

Gefühl. Wir befinden uns in einem Viertel von<br />

Barcelona, das Opfer von Spekulationen wurde<br />

– aber diese Szene könnte sich in jeder größeren<br />

Stadt Europas abspielen. Gentrifizierung,<br />

horrende Mieten, Rehabilitationsmaßnahmen,<br />

um das Bild einer Straße oder Innenstadt umzugestalten:<br />

der Zuschauer bewegt sich auf vertrautem<br />

Terrain. Der Film gibt Einblick in die<br />

Aktionen des in Barcelona ansässigen Kollektivs<br />

Miles de Viviendas (Tausende von Häusern),<br />

eine bodenständige und vielfältige Gruppe,<br />

die mit großer Hartnäckigkeit Abbruchhäuser<br />

durch Besetzung befreit und sie in belebte Lebensräume<br />

verwandelt. Die zutiefst politische,<br />

radikale und engagierte Gruppe kämpft gegen<br />

Gentrifizierung und protestiert gegen Krieg<br />

und Neoliberalismus, sie lässt vergessene urbane<br />

Flächen wieder aufleben und erschafft Gemeinschaften.<br />

Nach der Vorführung diskutieren wir<br />

die Inhalte mit einem Mitglied aus dem Umfeld<br />

des ehemaligen Kollektivs Miles de Viviendas<br />

und Armin Kuhn, der sich in seiner Dissertation<br />

mit der Hausbesetzerbewegungen in Berlin<br />

und Barcelona befasst hat.<br />

A door lock snaps, a door opens, shouts of<br />

joy: a condemned living space has been freed.<br />

The re-appropriation of a flat in Christophe<br />

Coello's opening sequence starts with intense<br />

vitality. Just to know that the squatters have<br />

managed to mess up a real estate's plan to<br />

empty the building of all its inhabitants is<br />

exhilarating enough. We are in a neighborhood<br />

of Barcelona which has become a prey to<br />

speculation – but the scene could take place as<br />

well in any major city in Europe. Gentrification,<br />

unaffordable rents, measures of rehabilitation<br />

to reshape the population of a street<br />

or city center: the spectator moves on familiar<br />

ground. The film an intimate look at the actions<br />

of the Barcelona-based activist collective<br />

Miles de Viviendas (Thousands of Homes), a<br />

robust and diverse group of individuals determined<br />

to set condemned buildings free by occupying<br />

them and transforming the boarded<br />

flats into inspired homes. The film follows this<br />

deeply political, radical and committed group<br />

as they resist gentrification, bring vitality to<br />

forgotten urban spaces, protest against war<br />

and neoliberalism, and build community.<br />

After the screening we will discuss the film<br />

with a member of the former collective Miles<br />

de Viviendas and Armin Kuhn, who wrote<br />

his dissertation about the squat movement in<br />

Berlin and Barcelona.<br />

Die überwältigenden sozialen und politischen<br />

Umbrüche in der arabischen Welt seit 2011 inspirieren<br />

zu neuen Ansätzen des Filmemachens.<br />

Was die drei Regisseur_innen an der Grenze<br />

zwischen Tunesien und Libyen festgehalten haben,<br />

ist eine beeindruckende Dokumentation<br />

über die Politik humanitärer Hilfe und internationaler<br />

Interventionen. Unmittelbar nach den<br />

politischen Unruhen in Tunesien gab es einen<br />

großen Zustrom von vertriebenen Menschen –<br />

viele von ihnen Arbeiter_innen aus Ländern wie<br />

Bangladesch, die in provisorischen Camps untergebracht<br />

wurden. Babylon dokumentiert den<br />

Aufbau, die Lebensumstände im Camp und<br />

schließlich dessen Auflösung. Die Filmemacher_innen<br />

blicken von außen auf das Geschehen<br />

im Camp, bewegen sich aber auch inmitten<br />

der Menschen und geraten so mitten hinein,<br />

als Unruhen im Camp in Gewalt umschlagen.<br />

Der Film verzichtet auf erklärende Bilder, Off-<br />

Stimme oder Musik und ist damit von großer<br />

Bedeutung, nicht nur wegen seiner ästhetischen<br />

sowie reflektierenden Betrachtungsweise, sondern<br />

auch als historisches Dokument. In der<br />

anschließenden Diskussion thematisieren wir<br />

die poetische Bildsprache im Zusammenhang<br />

mit Widerstandskämpfen von Flüchtlingen an<br />

den europäischen Außengrenzen. Dazu laden<br />

wir neben den Regisseur_innen zwei Aktivist_<br />

innen aus Tunesien ein.<br />

The overwhelming social and political upheavals<br />

that have taken place in the Arab world since 2011<br />

have inspired new approaches to filmmaking. Ala<br />

Eddine Slim and Ismaël and Youssef Chebbi’s film<br />

Babylon (Tunisia, 2012), filmed on the border<br />

between Tunisia and Libya, is an astounding meditation<br />

on the politics of humanitarian aid and<br />

international intervention. In the immediate aftermath<br />

of its own political turmoils, Tunisia received<br />

a significant influx of displaced persons – many of<br />

them laborers from countries such as Bangladesh,<br />

who were housed in impromptu camps in mainly<br />

rural areas. Babylon traces the construction, habitation<br />

and shuttering of one such camp. Sometimes<br />

looking on from a distance, sometimes right in thick<br />

of things (as when a protest turns violent in the latter<br />

stages of the camp's existence) the three unobtrusive<br />

and organically 'embedded' directors assemble<br />

a fast-paced and immersive example of old-school<br />

fly-on-the-wall cinema-verité. In addition to its<br />

value as a historical document, the film - which<br />

eschews explanatory captions, voiceover and music<br />

– is significant for its bold aesthetic and philosophical<br />

aspects. In the discussion following the screening,<br />

we want to contextualize the cine-poem to the<br />

political resistance of refugees currently taking place<br />

in the hinterlands of Europe. Therefore we have invited<br />

two activists – one resettled refugee from the<br />

Choucha Camp and one noborder activist, originally<br />

from Tunisia – to join the film-makers.<br />

Ismaël, Youssef Chebbi<br />

Ala Eddine Slim<br />

TN, 2012<br />

119 min<br />

arabisch/französisch/<br />

englisch/bengali<br />

exitprod.com<br />

Flüchtlingslager<br />

Widerstand<br />

EU-Außengrenzen<br />

Tunesien<br />

Residenzpflicht<br />

S.19 «<br />

Mare Chiuso<br />

S.18 «<br />

Fremd<br />

S.27 «<br />

Gäste:<br />

Ismaël<br />

Emmanuel<br />

Riadh<br />

10<br />

11


11.04.<strong>2013</strong><br />

eiszeit 2<br />

regenbogenkino<br />

12.04.<strong>2013</strong><br />

Donnerstag/Thursday<br />

21:00 UHR<br />

freitag/friday<br />

18:00 UHR<br />

Abschied von Matjora<br />

Zwei Filme über Proteste in Griechenland<br />

Larissa Schepitko<br />

Elem Klimow<br />

SU, 1979/1983/1987<br />

112 min<br />

deutsch<br />

Großbauprojekte<br />

Zwangsumsiedlung<br />

Rosia Montana:<br />

Dorf am Abgrund<br />

» S.16<br />

Ecumenopolis:<br />

City Without Limits<br />

» S.46<br />

De Engel van Doel<br />

» S.49<br />

Im Morgengrauen und von den Bewohner_innen<br />

Matjoras unbemerkt beginnen fremde Arbeiter<br />

mit der Planierung des alten Dorffriedhofs<br />

auf der Insel, die nach staatlichem Willen<br />

in den Fluten eines Stausees verschwinden<br />

soll. Für die Dorfbewohner_innen wird eine<br />

Betonsiedlung flussaufwärts errichtet und als<br />

das fortschrittliche und gute Leben gepriesen<br />

– kein Platz für die Kuh, dafür aber konstante<br />

Stromversorgung, fließend Wasser und dergleichen.<br />

Einer der wenigen Spielfilme auf der<br />

<strong>globale</strong> erzählt die Geschichte einer missglückten<br />

Umsiedlung. Der Konflikt entwickelt<br />

sich im Film zwischen den Generationen, im<br />

Mittelpunkt steht die Familie der alten Darja:<br />

Ihr Enkel ist euphorischer Anhänger des Projekts,<br />

auch sein Vater Pawel, der Vorsitzende<br />

des Dorfsowjets, unterstützt den staatlichen<br />

Plan, sieht sich am Ende jedoch verzweifelt<br />

als Verräter. Darja dagegen kann mit dem ihr<br />

angebotenen neuen Leben nichts anfangen,<br />

sie ist an die Insel ihrer Vorfahren und die sie<br />

umgebende Natur gebunden. Standhaft widersetzt<br />

sie sich dem staatlich angeordneten<br />

fortschrittlichen Leben. Der Film durfte lange<br />

nicht im Ausland gezeigt werden, erst Glasnost<br />

und Perestroika ermöglichten die Präsentation<br />

des Films auf der Berlinale 1987. Das Thema<br />

der Zwangsumsiedlung setzt er in stark symbolische,<br />

teils mythische Bilder um.<br />

Unnoticed by the residents of the village<br />

Matjora, strange workers start to dig<br />

up the old village cemetery on an island<br />

that is doomed to disappear in the waters<br />

of a dam reservoir. Upriver a settlement is<br />

being built for the villagers, with houses<br />

made of concrete instead of wood, a constant<br />

power supply, and running water, but<br />

no place for livestock and agriculture. One<br />

of the few feature films at the <strong>globale</strong> film<br />

festival tells the story of the failure of this<br />

resettlement. Conflict develops between the<br />

aging matriarch Darya and her family: her<br />

grandson is an enthusiastic supporter of the<br />

dam reservoir; his father Pavel, the chairman<br />

of the village Soviet, also supports the<br />

state plan. Later he finds himself in the<br />

unpleasant role of a traitor. The so-called<br />

advantages of modern life are of no use to<br />

Darya, who wants to stay surrounded by<br />

nature on the island of her ancestors. So<br />

she opposes the resettlement and centrally<br />

planned modern life. The film was subject<br />

to an export ban. Only in 1987 it could<br />

be shown at Berlinale film festival due to<br />

glasnost and perestroika. The issue of forced<br />

resettlement is portrayed in the film by<br />

symbolic and mythological imagery.<br />

Regelmäßig streiken zehntausende Arbeiter_<br />

innen in Griechenland gegen die Kürzungspolitik<br />

der Regierung. Wir zeigen zwei Clips von<br />

alternativen Videokollektiven, deren Ziel es ist,<br />

die aktuellen sozialen Kämpfe zu dokumentieren<br />

und durch mehr Sichtbarkeit zu unterstützen.<br />

In den Videos kommen unter anderem<br />

zu Wort: Arbeiter_innen des Stahlwerks Halyvourgia,<br />

Journalist_innen von AlterTV und<br />

der Zeitung Eleftherotypia sowie Streikende<br />

der Krankenhausbelegschaft von Kilkis. In<br />

Interviews an ihren Arbeitsplätzen, bei Versammlungen<br />

und auf der Straße geben sie<br />

Einblicke in die Organisationsformen unterschiedlicher<br />

Streikbewegungen und sprechen<br />

über interne und externe Widerstände und<br />

Konflikte. Von den Menschen vor Ort erfahren<br />

wir durch die konkreten Aktivitäten sowie<br />

durch die <strong>globale</strong>n Forderungen der Streikenden:<br />

Das herrschende System nicht mehr als<br />

legal anzuerkennen und sich als selbstbewusste<br />

Bürger_innen gegen die soziale und wirtschaftliche<br />

Ausbeutung des Landes zu wehren.<br />

Anschließend haben wir die Gelegenheit, mit<br />

Aktivist_innen von diakoptes, Reelnews und<br />

laboutnet. TV über Möglichkeiten, Ziele und<br />

Grenzen ihrer politischen Filmarbeit zu diskutieren.<br />

Nach der Kinoveranstaltung freuen wir<br />

uns auf informelle Gespräche und Vernetzung<br />

mit allen Interessierten im Regenbogen-Café.<br />

Thousands of people have been on strike in<br />

Greece, protesting against the austerity measures<br />

imposed by the regime. We are screening<br />

the work of two video-collectives set<br />

up to document the course of current social<br />

struggles and visibly render its dynamic. In<br />

the selected videos, workers of Halyvourgia<br />

steelworks, Journalists of Alter TV and the<br />

Eleftherotypia newspaper, as well as the<br />

striking personnel in the hospital of the<br />

town of Kilkis get a chance to share their<br />

opinions with a wider audience. Whether in<br />

interviews, in their assemblies, or out on the<br />

streets, they offer insight to various forms of<br />

strike organization and talk about internal<br />

and external resistance and conflict. The<br />

on-the-spot documentation of their struggle<br />

reveals not only concrete forms of action, but<br />

also the general determination of the strikers<br />

to doubt the legitimacy of the prevailing system<br />

and to oppose the social and financial<br />

exploitation of the country’s resources. After<br />

the screenings, a discussion with video-activists<br />

from Diakoptes, ReelNews and labournet.tv<br />

will be held, concerning the possibilities,<br />

the aims, and the limits of political<br />

film-making. Those who are interested in<br />

continuing the discussion on an interpersonal<br />

level are very welcome to join us at the<br />

Regenbogen-Café.<br />

Streikwelle in<br />

Griechenland<br />

Reelnews<br />

GR, 2012<br />

25 min<br />

Gesundheitsversorgung<br />

in der Krise<br />

diakoptes<br />

GR, 2012<br />

25 min<br />

griechisch<br />

mit engl. UT<br />

diakoptes.blogspot.de<br />

reelnews.co.uk<br />

Grandpuits et<br />

petites victoires<br />

S.31 «<br />

Big sweep up in<br />

subcontracting<br />

S.44 «<br />

Gäste:<br />

Aktivist_innen<br />

von diakoptes,<br />

Reelnews und<br />

laboutnet.TV<br />

12<br />

13


12.04.<strong>2013</strong><br />

eiszeit 1<br />

EISZEIT 2<br />

12.04.<strong>2013</strong><br />

freitag/friday<br />

18:30 UHR<br />

freitag/friday<br />

18:45 UHR<br />

The Halfmoon Files<br />

Call me Kuchu<br />

Philip Scheffner<br />

DE, 2007<br />

87 min<br />

deutsch/hindi<br />

mit dt. UT<br />

halfmoonfiles.de<br />

Koloniale Gedächtnis<br />

Zwangsarbeit<br />

Experimentalfilm<br />

Deutsch-Süd-was?!<br />

» S.59<br />

Gast:<br />

Philip Scheffner<br />

„Es war einmal ein Mann. Er geriet in den<br />

europäischen Krieg. Deutschland nahm<br />

diesen Mann gefangen. Er möchte nach Indien<br />

zurückkehren. Wenn Gott gnädig ist,<br />

wird er bald Frieden machen. Dann wird<br />

dieser Mann von hier fortgehen.“<br />

Knisternd verklingen die Worte von Mall<br />

Singh, gesprochen in einen Phonographentrichter<br />

am 11. Dezember 1916 in der Stadt<br />

Wünsdorf bei Berlin. 90 Jahre später ist<br />

Mall Singh eine Nummer auf einer alten<br />

Schellackplatte in einem Archiv, eine unter<br />

Hunderten von Stimmen von Kolonialsoldaten<br />

des 1. Weltkrieges. Die Aufnahmen<br />

entstanden in einer einmaligen Allianz aus<br />

Militär, Wissenschaft und Unterhaltungsindustrie.<br />

Philip Scheffner folgt in seiner<br />

experimentellen Spurensuche The Halfmoon<br />

Files diesen Stimmen an den Ort ihrer Aufnahme.<br />

Wie in einem Memoryspiel, das bis<br />

zum Ende unvollständig bleibt, deckt er Bilder<br />

und Töne auf, in denen die Geister der<br />

Vergangenheit zum Leben erwachen.<br />

"There once was a man.This man came into<br />

the European war. Germany captured this<br />

man. He wishes to return to India. If God<br />

has mercy, he will make peace soon. This man<br />

will go away from here."<br />

Mall Singh's crackling words are heard as<br />

he spoke into the phonographic funnel on<br />

11th December 1916 in the city of Wünsdorf,<br />

near Berlin. 90 years later, Mall<br />

Singh is a number on an old Shellac record<br />

in an archive – one among hundreds<br />

of voices of colonial soldiers of the First<br />

World War. The recordings were produced<br />

as a result of a unique alliance between the<br />

military, the scientific community and the<br />

entertainment industry. In his experimental<br />

search The Halfmoon Files, Philip Scheffner<br />

follows the traces of voices to the origin<br />

of their recording. Like a memory game -<br />

which remains incomplete right until the<br />

end - he uncovers pictures and sounds that<br />

revive the ghosts of the past.<br />

Der Dokumentarfilm Call me Kuchu begleitet<br />

David Kato, Menschenrechtsaktivist und erster<br />

offen schwul lebender Mann Ugandas, über ein<br />

Jahr vor seiner brutalen Ermordung am 26. Januar<br />

2011. Seit Jahren versuchen christlich-religiöse<br />

Gruppen in Uganda ein verschärftes Anti-<br />

Homosexualitäts-Gesetz durchzusetzen, das<br />

Haftstrafen für Homosexuelle und HIV- positive<br />

Männer vorsieht, in schweren Fällen sogar die<br />

Todesstrafe. David Kato und seine Mitstreiter_<br />

innen versuchen, dies mit allen Mitteln zu stoppen.<br />

Call me Kuchu dokumentiert ihren Kampf<br />

gegen die Bedrohungen durch die ugandische<br />

Presse und die Regierung. Deren aggressive Hetze<br />

gegenüber Lesben, Schwulen und Transsexuellen,<br />

der Kuchus, wird von nordamerikanischen<br />

evangelikalen Missionaren angeheizt. Nuanciert<br />

beleuchtet der Film das Leben der Kuchus von<br />

Kampala und ihre Bemühungen, ihr eigenes<br />

Schicksal sowie das von vielen Anderen in ganz<br />

Afrika zu verändern. Die brutale Ermordung<br />

Katos während der Dreharbeiten erschüttert die<br />

Gemeinschaft der Kuchus Kampalas zutiefst und<br />

gibt dem Anliegen der Aktivisten eine noch stärkere,<br />

traurige Dringlichkeit. Durch die in David<br />

Katos Worten erzählte Geschichte lebt sein<br />

Vermächtnis in Call me Kuchu weiter: „Wenn<br />

wir uns weiter verstecken, werden sie sagen, wir<br />

würden nicht existieren.“<br />

This documentary follows David Kato who<br />

tries to repeal Uganda’s homophobic laws<br />

and liberate his fellow lesbian, gay, bisexual<br />

and transgender men and women – called<br />

kuchus. Kato insists, “if we keep on hiding,<br />

they will say we’re not here.” But David’s<br />

formidable task just became much more<br />

difficult. A new Anti-Homosexuality Bill<br />

proposes death for HIV-positive gay men,<br />

and prison for anyone who fails to turn in<br />

a known homosexual. Inspired by radical<br />

Northamerican evangelists, local newspapers<br />

have begun outing kuchus with vicious fervor<br />

under headlines such as: “Home terror!<br />

We Name and Shame Top Gays in the City.”<br />

Three weeks after a landmark legal victory<br />

and one year into filming, on January 26<br />

2011, David is brutally murdered in his<br />

home. His death leaves Kampala’s kuchus<br />

traumatized and seeking answers for a way<br />

forward. With unprecedented access, Call<br />

me Kuchu depicts the last year in the life<br />

of a courageous, quick-witted and steadfast<br />

man whose wisdom and achievements were<br />

not fully recognized until after his death,<br />

and whose memory has inspired a new generation<br />

of human rights advocates.<br />

Katherine Fairfax<br />

Wright<br />

Malika Zouhali-<br />

WorralI<br />

UG/US, 2012<br />

90 min<br />

englisch/luganda<br />

mit dt. UT<br />

callmekuchu.com<br />

Homophobie<br />

Widerstand<br />

Missionierung<br />

Uganda<br />

14<br />

15


12.04.<strong>2013</strong><br />

REGENBOGENKINO<br />

EISZEIT 1<br />

12.04.<strong>2013</strong><br />

freitag/friday<br />

20:30 UHR<br />

freitag/friday<br />

20:45 UHR<br />

Rosia Montana: Dorf am Abgrund<br />

Sobre la misma tierra<br />

Fabian Daub<br />

DE, 2012<br />

78 min<br />

rumänisch/englisch<br />

mit dt. UT<br />

rosiamontanathefilm.com<br />

Großbauprojekte<br />

Zwangsumsiedlung<br />

Umweltzerstörung<br />

Widerstand<br />

Abschied von Matjora<br />

» S.12<br />

Ecumenopolis:<br />

City Without Limits<br />

» S.46<br />

De Engel van Doel<br />

» S.49<br />

Gast:<br />

Adrian-Elias Rinnert,<br />

Bürgerinitiative<br />

Strukturwandel jetzt<br />

- Kein Nochten II<br />

Unter Roșia Montană, einem rumänischen Karpatendorf,<br />

lagern die größten Goldvorkommen<br />

Europas. Daher soll das Dorf und die umgebende<br />

Naturlandschaft nun einer Goldmine<br />

weichen. Ganze Berge sollen für Abraumbecken<br />

abgetragen werden, aus denen das bei der Goldgewinnung<br />

verwendete Zyanid ins Grundwasser<br />

zu gelangen droht. Die Meinungen über die<br />

geplante Goldmine gehen weit auseinander und<br />

spalten die Dorfgemeinde. Die Umsiedlung<br />

nach Albia Iulia wird von einigen als ein Schritt<br />

zu mehr Lebensqualität gesehen, sie hoffen auf<br />

einen wirtschaftlichen Aufschwung der Region<br />

und neue Jobperspektiven im Bergbau. Andere<br />

vermissen ihren alten Lebensraum und die<br />

frühere Gemeinschaft in Roșia Montană. Und<br />

wieder andere befinden sich trotz aller Bemühungen<br />

seitens des Bergbaukonzerns noch dort<br />

– im Widerstand. Sie wollen um keinen Preis<br />

ihre Grundstücke aufgeben. Das Land und die<br />

Viehzucht geben ihnen die Möglichkeit, sich<br />

selbst zu versorgen. Mit der eigenen Kuh sei<br />

man gegen Krisen gewappnet, versichern die<br />

Widerständigen. Die politischen Strategien zur<br />

Durchsetzung des Projekts empfinden sie als<br />

Überbleibsel kommunistischer Machtpolitik. So<br />

entsteht ein komplexes Bild. Der Film hat viel<br />

Sympathie mit seinen widerständigen Protagonist_innen,<br />

nimmt aber auch die Argumente der<br />

Befürwortenden ernst.<br />

Under Roşia Montană, a Romanian Carpathian<br />

village, lie the largest gold deposits<br />

in Europe. Therefore, the village and the<br />

surrounding nature will now give way to a<br />

gold mine, whole mountains will be removed<br />

for tailings pond, from which the cyanide<br />

used in gold mining threatens to get into<br />

groundwater. The opinions on the proposed<br />

gold mine vary widely and split the village<br />

community. The resettlement to Albia Iulia is<br />

seen by some as a step towards better quality<br />

of life, they are hoping for spur economic development<br />

to the region and new job opportunities<br />

in the mining industry. Others miss<br />

their old home and the former community in<br />

Roşia Montană. And still others are, despite<br />

all efforts by the mining company in the<br />

resistance. They don’t want to give up their<br />

land at any price, as the land and cattle give<br />

them the opportunity to be self-sufficient. As<br />

the opponents assure, with own cow one is<br />

well prepared against crises. The policies for<br />

the enforcement of the project they consider<br />

as remains of communist power politics. And<br />

so a complex picture is created. The film has a<br />

lot of sympathy with its resistive protagonists,<br />

but takes seriously the arguments of the proponents<br />

among the community.<br />

Die interne Vertreibung in Kolumbien ist ein<br />

bedauerliches Ergebnis des dort seit mehr als<br />

50 Jahre anhaltenden bewaffneten Konflikts.<br />

Mehr als 5 Mio. Kolumbianer_innen, die in<br />

umkämpften Gebieten lebten, wurden bis<br />

dato vertrieben. Dabei handelt es sich meistens<br />

um Landbewohner_innen, die ihr Hab und<br />

Gut verlieren und Zuflucht in den Slums der<br />

großen Städte suchen. Die Zivilbevölkerung<br />

wird hauptsächlich von Seiten der staatlichen<br />

Sicherheitskräften und der Paramilitärs in den<br />

Konflikt hineingezogen: Sie müssen fliehen,<br />

weil sie als Sympathisant_innen der Guerilla<br />

verunglimpft werden, weil der Boden auf dem<br />

sie leben, von den wirtschaftlichen Interessen<br />

verlangt wird oder weil sie in strategischen<br />

Gebieten des Landes wohnen: Unter anderem<br />

der Drogenhandel, die Morde, die sexuelle<br />

Gewalt gegen Mädchen und Frauen und die<br />

bewaffneten Auseinandersetzungen haben die<br />

Existenz vieler Menschen in Kolumbien nahezu<br />

unmöglich gemacht. Sobre la misma tierra<br />

ist die Erzählung von vier Geschichten, die in<br />

Wirklichkeit eine einzige ist: die Kolumbiens.<br />

Menschen zwischen Maisfeldern und Goldminen,<br />

Yucca und Erdöl, die unter dem Verlust<br />

ihrer Länder, ihres Lebens und ihrer Zukunft<br />

leiden. Wirklichkeit, Hoffnung, Vergessen und<br />

die Kraft zu Leben, wo das Leben nichts anderes<br />

ist als der Kampf ums Überleben.<br />

The internal displacement in Colombia is a<br />

tragic result of the armed conflict that has<br />

been going on in the country for more than<br />

50 years. To this day, more than 5 million<br />

Colombians living in contested areas were expelled.<br />

Mainly the rural population is affected<br />

- having lost all belongings and property,<br />

they seek refuge in the slums of big cities. The<br />

involvement of the civilian population in the<br />

conflict is mainly caused by the state security<br />

forces and the paramilitaries: Civilians are<br />

expelled because they are accused of being<br />

sympathizers of the guerrilla warfare, because<br />

their land is planned to be used for economic<br />

exploitation, or because they live in strategically<br />

important areas of the country. Other<br />

reasons why many people's lives in Colombia<br />

are threatened include drug traffic, murders,<br />

sexual violence against girls and women and<br />

the armed hostilities. Sobre la misma tierra<br />

tells four stories that in actual fact is one<br />

story: Colombia. It's a story about people living<br />

between cornfields and gold mines, yucca<br />

and oil, who are suffering from the loss<br />

of their land, their life and their future. A<br />

story about reality, hope, forgetting and finding<br />

new strength in a place where life means<br />

nothing but fight for survival.<br />

Laura Sipán<br />

ES, 2012<br />

75 min<br />

spanisch<br />

mit dt. UT<br />

facebook.com/<br />

SobreLaMismaTierra.<br />

Documental<br />

Kolumbien<br />

interne Vertreibung<br />

alltäglicher Widerstand<br />

El gigante<br />

S.37 «<br />

Resistencia en<br />

la línea negra<br />

S.48 «<br />

Gast:<br />

Laura Sipán,<br />

Filmemacherin<br />

Moderation<br />

KolumbienKampagne<br />

Berlin<br />

16<br />

17


12.04.<strong>2013</strong><br />

eiszeit 2<br />

regenbogenkino<br />

12.04.<strong>2013</strong><br />

freitag/friday<br />

21:00 UHR<br />

freitag/friday<br />

23:00 UHR<br />

Mare Chiuso – CLOSED SEA<br />

Residenzpflicht<br />

Stefano Liberti<br />

Andrea Segre<br />

IT, 2012<br />

60 min<br />

amharisch/<br />

tigrinya/<br />

somalisch<br />

mit engl. UT<br />

zalab.org<br />

Flucht<br />

Asyl<br />

Rassismus<br />

Arabische Revolution<br />

Fremd<br />

» S.27<br />

Ferrhotel<br />

» S.40<br />

Babylon<br />

» S.11<br />

Gäste:<br />

noch offen<br />

Im Jahr 2008 schlossen Berlusconi und Gaddafi<br />

ein Abschiebeabkommen zwischen Italien<br />

und Libyen. Bereits in den ersten drei Monaten<br />

nach Inkrafttreten wurden über 1.400<br />

Flüchtlinge von der italienischen Marine auf<br />

See abgefangen und gewaltsam nach Libyen<br />

abgeschoben. Dort waren sie vor allem<br />

seitens der lokalen Polizei Gewaltexzessen<br />

und rassistischen Anfeindungen ausgesetzt.<br />

Das umstrittene Abschiebeabkommen wurde<br />

von Rom erst im Februar 2012 während<br />

der Revolution in Libyen ausgesetzt. Der<br />

Europäische Gerichtshof für Menschenrechte<br />

verurteilte Italien aufgrund der Rückführungen<br />

wegen Verletzung der Europäischen<br />

Menschenrechtskonvention im Jahr 2012,<br />

da die Flüchtlinge unmenschlichen Gefahren<br />

ausgesetzt worden seien. Im Dokumentarfilm<br />

Mare Chiuso – Closed Sea berichten Opfer der<br />

Rückführungsaktionen über die Situation auf<br />

den italienischen Polizeischiffen und in den<br />

libyschen Gefängnissen. Die Zeugen der Deportationen<br />

lebten zur Zeit der Dreharbeiten<br />

im Flüchtlingslager Shousha an der Grenze<br />

zwischen Libyen und Tunesien sowie in zwei<br />

Auffanglagern für Asylbewerber_innen in<br />

Süditalien. Gemeinsam mit Gästen diskutieren<br />

wir im Anschluss an die Vorführung über<br />

die Flüchtlingspolitik der EU angesichts der<br />

Unruhen in Nordafrika.<br />

In 2008 Berlusconi and Gaddafi signed a<br />

deportation agreement between Italy and<br />

Libya. Even in the first three months after<br />

entry into force, 1,400 migrants intercepted<br />

at sea by the Italian navy were forcibly returned<br />

to Libya, where local police exposed them<br />

to various types of abuse and racial hostility.<br />

The controversial deportation agreement was<br />

only suspended in February 2011 after the<br />

outbreak of the Libyan War. The European<br />

Court of Human Rights in Strasbourg condemned<br />

Italy in 2012 for violation of the European<br />

Convention on Human Rights by exposing<br />

the refugees to inhuman dangers. One<br />

of the suitors as well as other refugees speak<br />

about their story in the documentary. In the<br />

film, African refugees are describing what<br />

happened to them on the Italian ships during<br />

these push back operations and in Libyan<br />

prisons after their deportation. The witnesses<br />

were living in Shousha refugee camp, at<br />

the border between Libya and Tunisia, and<br />

in two reception camps for asylum seekers in<br />

Southern Italy when the directors met them.<br />

After the screening we will discuss with guests<br />

the European Union’s refugee policy facing<br />

the political movements in North Africa.<br />

Seit vielen Jahren kämpfen Flüchtlinge gegen<br />

die so genannte Residenzpflicht, die 1982 in<br />

Deutschland eingeführt wurde. Diese besagt,<br />

dass Asylsuchende im laufenden Verfahren<br />

den Bezirk, in dem sie gemeldet sind, ohne<br />

Erlaubnis nicht verlassen dürfen. Die Filmemacherin<br />

Denise Garcia Bergt begleitet Aktivist_innen,<br />

die davon berichten, wie ihnen die<br />

Residenzpflicht unsichtbare Grenzen in den<br />

Weg stellt und die freie Entfaltung der Persönlichkeit<br />

behindert: Grundrechte, wie Versammlungs-<br />

und Meinungsfreiheit, die Pflege<br />

sozialer Kontakte werden eingeschränkt. „Ich<br />

war mir von Anfang an sehr bewusst darüber,<br />

dass ich nicht daran interessiert war ‚Opfer‘<br />

darzustellen. Es gibt schon zu viele Filme darüber.<br />

Ich wollte mit Menschen arbeiten, die<br />

nicht aufhören, für ihre Rechte zu kämpfen,<br />

was im Endeffekt das gleiche ist, wie für seine<br />

geistige Gesundheit zu kämpfen“ (D. Garcia<br />

Bergt). Thematisiert wird die Residenzpflicht<br />

im Film auch in einem größeren Kontext:<br />

Interviewpartner_innen erzählen, wie die<br />

Einschränkung der Bewegungsfreiheit von<br />

Flüchtlingen im Innern mit der Abschottungspolitik<br />

an den europ. Außengrenzen zusammenhängt<br />

und inwiefern diese Reglementierung<br />

mit dem kolonialen Erbe und dem<br />

Alltagsrassismus in Deutschland verwoben ist.<br />

In Germany, refugees have been fighting for<br />

many years against a regulation adopted in<br />

1982 – the so-called residence obligation.<br />

It says that asylum-seekers whose asylum<br />

procedures are not completed may not leave<br />

their registration district without an official<br />

permission. The film-maker Denise Garcia<br />

Bergt accompanies activists who report how<br />

the residence obligation creates invisible borders<br />

and restrains the free development of<br />

personality: it restricts fundamental rights<br />

like freedom of assembly, freedom of expression<br />

and social contacts. “It has never been my<br />

intention to show 'victims', since there are<br />

already too many films like this. I wanted<br />

to work with people who do not stop fighting<br />

for their rights which in the end means<br />

nothing but fighting for sanity“ (D. Garcia<br />

Bergt). The film also looks at the residence<br />

obligation in a bigger context: the interview<br />

partners describe how the restriction of the<br />

freedom of movement is part of the politics of<br />

isolation within Europe and how it is tightly<br />

interwoven with the colonial heir and the<br />

everyday racism in Germany.<br />

Denise Garcia Bergt<br />

DE, 2012<br />

71 min<br />

englisch & deutsch<br />

mit engl./dt. UT<br />

residenzpflichtdoc.com<br />

Flüchtlingspolitik<br />

Diskriminierung<br />

Widerstand<br />

Postkolonialismus<br />

Babylon<br />

S.11 «<br />

Fremd<br />

S.27 «<br />

Mare Chiuso<br />

S.18 «<br />

Gaza Calling<br />

S. 45 «<br />

18<br />

19


12.04.<strong>2013</strong><br />

eiszeit 1<br />

EISZEIT 1<br />

13.04.<strong>2013</strong><br />

freitag/friday<br />

23:00 UHR<br />

samstag/saturday<br />

15:00 UHR<br />

Are you listening!<br />

The Voice of God + Are you listening! (wdh.)<br />

Kamar Ahmad Simon<br />

Sara Afreen<br />

BD, 2012<br />

90 min<br />

bengali<br />

mit engl. UT<br />

film-areyoulistening.com<br />

catndocs.com<br />

Klimawandel<br />

Bangladesch<br />

Arbeitsbedingungen<br />

„Bangladesch existiert bis zum Ende dieses<br />

Jahrhunderts vielleicht nicht mehr; manche<br />

ziehen sogar in Betracht auszuwandern“, so<br />

berichtet der Regisseur Kamar Ahmad Simon<br />

über Scherze von Freunden nachdem<br />

der Zyklon Aila im Mai 2009 die Küste<br />

Bangladeschs traf. Die Überschwemmungen<br />

zwangen rund 1 Million Menschen zur<br />

Flucht, unter ihnen 100 Familien aus Sutarkhali.<br />

Nach der Überflutung ihres Dorfes<br />

flüchteten diese auf einen alten Deich und<br />

errichteten dort behelfsmäßige Wohnungen.<br />

Mit wachsender Ungeduld – die Jahre vergehen<br />

– darauf wartend, dass die Regierung<br />

den versprochenen Deich baut, um das verlorene<br />

Land zurückzugewinnen. Abhängig<br />

von Lebensmittelspenden ringen sie mit Arbeitslosigkeit,<br />

knappen Ressourcen und der<br />

Suche nach Möglichkeiten selbst etwas an<br />

ihrer ausweglosen Situation ändern zu können.<br />

Über Monate begleitete Simon die Gemeinschaft<br />

und insbesondere eine dreiköpfige<br />

Familie in ihrem Alltag auf dem schmalen<br />

Landstrich. Die Kamera ist immer ganz nah,<br />

ihren Gefühlen, Hoffnungen, Ängsten und<br />

ihrer Wut. Und trotz dieser Intimität erhalten<br />

wir zugleich einen Eindruck wie der Klimawandel<br />

bereits heute Millionen von Leben<br />

beeinträchtigt und von einer Zukunft, in der<br />

dieses Schicksal noch vielen mehr droht.<br />

"Bangladesh may not survive the 21st century;<br />

some even started to opt for migration",<br />

says director Kamar Ahmad Simon about<br />

talks with his friends after the cyclone Aila<br />

hit Bangladesh in May 2009. The ensuing<br />

floods drove nearly a million people from<br />

their homes, including 100 families from<br />

the village Sutarkhali. The families fled<br />

to an old dyke nearby where they built up<br />

temporary homes, not knowing for how long<br />

their displacement would last. After three<br />

years, they are growing impatient for the<br />

government to build the promised dyke so<br />

they can reclaim their lost land. Dependent<br />

on international aid for food, the people<br />

from Sutarkhali struggle with unemployment<br />

and poverty, searching for ways to<br />

change things themselves. Over a period<br />

of several months, Simon accompanied the<br />

displaced community, focusing on a small<br />

family (Rakhi, Soumen and Rahul) as they<br />

perform their daily routines on the small<br />

stretch of land. His camera always stays very<br />

close to his subjects. To their emotions, to<br />

their hopes and fears and to their anger. At<br />

the same time it gives a much broader picture<br />

of how climate change already affects<br />

millions of lives – those with the smallest<br />

carbon footprint – and of a future with<br />

much worse to come.<br />

Wer ist die Off-Stimme in Dokumentarfilmen?<br />

Ein melodramatisches Doku-Drama in<br />

Stop-Motion- und Langzeit-Exposition.<br />

Infos zum zweiten Film Are you listening! auf<br />

der Nebenseite.<br />

Who is the voice-over in documentary films? This<br />

film is a melodramatic docu-drama with voiceover<br />

in stop motion and long-time exposure.<br />

More info about the film Are you listening! on<br />

the opposite page.<br />

Alex Offener Kanal Berlin zeigt Filme der <strong>globale</strong>2011<br />

08.04.13, 20:15<br />

Das Ende der Vertretung<br />

(Bärbel Schönafinger / Samira Fansa, DE, 2009)<br />

08.04.13, 21:15<br />

Willkommen zu Hause<br />

(Eliza Petkova , DE/KO, 2011)<br />

10.04.13, 20:10<br />

Noise and Resistance<br />

(Julia Ostertag / Francesca Araiza Andrade, DE, 2011)<br />

12.04.13, 20:15<br />

Der unwissende Lehrmeister – Kommentare<br />

(Jordane Maurs, DE, 2011)<br />

Bernd Lützeler<br />

IN/DE, 2011<br />

10 min<br />

künstliche<br />

Sprache, die nicht<br />

verständlich ist<br />

nomasala.com<br />

Medienkritik<br />

experimentell<br />

20<br />

21


13.04.<strong>2013</strong><br />

eiszeit 2<br />

EISZEIT 1<br />

13.04.<strong>2013</strong><br />

samstag/saturday<br />

15:30 UHR<br />

samstag/saturday<br />

17:30 UHR<br />

Trilogie 1: Birds in the mire<br />

Riot from wrong<br />

Alinda Dimitriou<br />

GR, 2008<br />

104 min<br />

griechisch<br />

mit engl. UT<br />

Zeitzeugenbericht<br />

Frauen im Widerstand<br />

in der NS Zeit<br />

Menschenwürde<br />

Trilogie 2:<br />

Among the rocks<br />

» S.25<br />

Trilogie 3:<br />

The girls of the rain<br />

» S.39<br />

Bis heute hat die 1933 geborene Filmemacherin<br />

Alida Dimitriou mehr als 50 Dokumentarfilme<br />

gedreht. 2011 hat sie ihre Trilogie<br />

über politische Aktivistinnen in Griechenland<br />

seit Mitte des 20. Jahrhunderts vollendet. Sie<br />

beleuchtet mit einzigartigem Zeitzeugen-Material<br />

die sonst vergessene und ausgeblendete<br />

weibliche Seite des politischen Kampfes. Die<br />

drei Filme lassen diese Vergangenheit durch<br />

die Augen und Stimmen der Frauen aufleben.<br />

Ihr Mut und ihre Entschlossenheit erinnern<br />

daran, dass der Einsatz in politischen Kämpfen<br />

sehr viel mit persönlicher Integrität zu tun<br />

hat. Birds in the mire ist der erste Teil der Trilogie.<br />

Der Film erzählt die Geschichte von 32<br />

Frauen, die im Widerstand gegen die Nazi-Besetzung<br />

(1941-1944) aktiv waren – und nach<br />

der Befreiung wegen ihrer politischen Gesinnung<br />

verfolgt wurden. Die zunehmende politische<br />

Polarisierung in den Jahren nach der<br />

Besetzung führte schließlich zum Ausbruch<br />

des Bürgerkriegs (1946-1949). Der Bürgerkrieg<br />

gab vielen antikommunistischen Nazi-<br />

Kollaborateuren die Gelegenheit, sich ihrer<br />

Strafen zu entziehen und sogar zu führenden<br />

Vertreter_innen des Nachkriegs-Griechenland<br />

aufzusteigen. Der Film hat viele Preise gewonnen,<br />

darunter den Publikumspreis und den<br />

Greek-Film-Center-Award des 10. Dokumentarfilm-Festivals<br />

in Thessaloniki.<br />

Alinda Dimitriou was born in 1933, has<br />

directed over fifty documentaries and is still<br />

an active, independent filmmaker. In 2011<br />

she completed her trilogy about women in<br />

Greek politics in the second half of the 20th<br />

century, researching and recording testimonial<br />

material that would otherwise be lost. A<br />

detailed documentation of unheeded battles,<br />

a recording of unassuming bravery, the three<br />

documentaries aim to reveal the past through<br />

the eyes and voices of women, and manage to<br />

remind at the present time that engaging in<br />

political struggle is largely a matter of personal<br />

integrity. Birds in the Mire, the first<br />

part of the trilogy, preserves the stories of 32<br />

women who contributed to the resistance to<br />

Nazi occupation (1941-1944), but were<br />

nevertheless persecuted after the liberation<br />

of Greece for their political beliefs. The years<br />

following the Nazi Occupation were characterized<br />

by an escalating political polarization<br />

between leftists and rightists that led to the<br />

outbreak of civil war. The civil war gave the<br />

opportunity to many anti-communist Nazi<br />

collaborators not only to escape punishment,<br />

but also to eventually become the ruling class<br />

of post-war Greece. Among other honors,<br />

the film has won the audience prize and the<br />

Greek Film Center Award at the 10th Thessaloniki<br />

Documentary Festival.<br />

Am 4. August 2011 sollte Mark Duggan in<br />

einem Vorort von London festgenommen<br />

werden. Duggan überlebte diesen Polizeieinsatz<br />

nicht, der genaue Ablauf der Ereignisse<br />

ist bis heute ungeklärt. Zwei Tage später fand<br />

vor einer örtlichen Polizeistation eine Demonstration<br />

statt, bei der Einwohner_innen<br />

Tottenhams Aufklärung über die genauen<br />

Umstände seines Todes forderten. Die zunächst<br />

friedliche Demonstration eskalierte in<br />

den Abendstunden – es kam zu Plünderungen<br />

und Brandstiftungen, die sich in den folgenden<br />

Tagen auf andere Londoner Stadtteile<br />

und englische Großstädte ausweiteten. Im<br />

Verlauf der Unruhen verloren fünf Menschen<br />

ihr Leben. In den englischen Medien und im<br />

politischen Diskurs wurden die 2011 England<br />

Riots übereinstimmend als Ausschreitungen<br />

von kriminellen Jugendlichen verhandelt und<br />

nach einer schnellen und kompromisslosen<br />

Wiederherstellung von Recht und Ordnung<br />

gerufen. Viele Beteiligte wurden in Schnellverfahren<br />

zu hohen Strafen verurteilt. Riot<br />

from Wrong dokumentiert diese Ereignisse aus<br />

dem Blickwinkel der Betroffenen: Die vom<br />

Jugendmedienkollektiv Fully Focused produzierte<br />

Dokumentation versucht, die Hintergründe<br />

der Ausschreitungen zu analysieren<br />

und der Dämonisierung einer ganzen Generation<br />

von Jugendlichen entgegenzuwirken.<br />

At the 4. August 2011 Mark Duggan did not<br />

survive an attempt of the London Metropolitan<br />

Police to arrest him. Most of the details<br />

of this deadly incident remain unresolved.<br />

Two days later the people of the Tottenham<br />

neighbourhood congregated in front of the<br />

local police station, asking for explanations<br />

and an investigation of the coincidence.<br />

What started as a peaceful gathering, escalated<br />

in the evening hours, leading to looting<br />

and arson. In the following days riots<br />

spread over various boroughs in London as<br />

well as in other big towns in England. Five<br />

people got killed. The English media quickly<br />

condemned the 2011 England riots as violent<br />

acts of young criminals exploiting the<br />

extraordinary situation. Consequently, in<br />

the political discussions it was called upon<br />

the authorities to reestablish law and order<br />

by any means necessary. As a result, many<br />

young people were sentenced to harsh punishments,<br />

employing accelerated procedures.<br />

The documentary Riot from Wrong looks at<br />

the events from the perspective of the people<br />

that are involved. By illustrating and analyzing<br />

the underlying context and reasons, the<br />

youth media collective Fully Focused works<br />

against the demonization of their generation.<br />

Teddy Nygh<br />

GB, 2012<br />

68 min<br />

englisch<br />

riotfromwrong.com<br />

Repression<br />

Polizeigewalt<br />

Widerstand<br />

soziale Missstände<br />

Protestbewegung<br />

Gentrifizierung<br />

Globalisierung<br />

Black Block<br />

S.30 «<br />

Der Prozess<br />

S.7 «<br />

Gäste:<br />

Filmemacher_innen<br />

des Jugendmedienkollektivs<br />

Fully<br />

Focused<br />

22<br />

23


13.04.<strong>2013</strong><br />

REGENBOGENKINO<br />

EISZEIT 2<br />

13.04.<strong>2013</strong><br />

samstag/saturday<br />

18:00 UHR<br />

samstag/saturday<br />

18:00 UHR<br />

Vermächtnis.Legacy<br />

Trilogie 2: Among the rocks<br />

Marika Schmiedt<br />

AT, 2011<br />

43 min<br />

deutsch<br />

mit engl. UT<br />

marikaschmiedt.<br />

wordpress.com<br />

derparia.word<br />

press.com<br />

Romaphobie<br />

Holocaust Zeitzeugen<br />

Frauen im Widerstand<br />

Revision<br />

» S.47<br />

Gast:<br />

Filiz Demirova,<br />

Aktivistin<br />

Die Arbeit Vermächtnis.Legacy ist der Künstlerin<br />

Ceija Stojka und ihren Nachkommen<br />

gewidmet. Stojka ist Malerin, Musikerin<br />

und Schriftsstellerin aus Österreich, einer<br />

der wenigen noch lebenden Überlebenden<br />

des Holocaust. Sie überstand den Horror der<br />

Inhaftierung in den Konzentrationslagern<br />

Auschwitz, Bergen-Belsen und Ravensbrück<br />

und erlebte auch die Auswirkungen des Rassismus<br />

nach Ende des Zweiten Weltkriegs.<br />

Das Hauptaugenmerk Schmiedts ähnelt der<br />

Frage des Philosophen Giorgio Agamben:<br />

Was ist die rechtliche Struktur, die solche Ereignisse<br />

ermöglichte? Zur Erforschung dieser<br />

Frage interviewte die Künstlerin verschiedene<br />

Generationen der weiblichen Nachkommen<br />

von Ceija Stojka. Diese mündlichen<br />

Mikro-Geschichten weichen selbsverständlich<br />

deutlich von makro-historischen Dokumenten<br />

ab. Beim Kampf gegen das historische<br />

Vergessen warnen uns diese Zeuginnen<br />

vor der ewigen Wiederkehr des Rassismus<br />

und auch vor der Aporie der „proxy witness“<br />

(Suzana Milevska).<br />

Zu Gast: Filiz Demirova, Aktivistin und freie<br />

Autorin mit Schwerpunkt Roma-Politik, Mitorganisation<br />

von Demonstrationen, Kundgebungen,<br />

Workshops und Vorträgen. Mitglied<br />

der EDEWA Austellungsgruppe (Einkaufsgenossenschaft<br />

antirassistischer Widerstand).<br />

The work Vermächtnis.Legacy is devoted to<br />

artist Ceija Stojka and her offspring. Stojka is<br />

a Roma woman painter, musician and writer<br />

from Austria, one of the few living survivors of<br />

the Nazi Holocaust who lived through all horrors<br />

of internment in the concentration camps<br />

Auschwitz, Bergen-Belsen and Ravensbrück<br />

and who experienced the most severe consequences<br />

of racism even after the end of the Second<br />

World War. The main issue that Schmiedt explores<br />

in the work is very similar to a question<br />

asked by philosopher Giorgio Agamben: What<br />

is the juridical structure that allowed such<br />

events to take place? In pursuit of an answer<br />

to this question, the artist interviewed different<br />

generations of Stojkas female descendents who<br />

constantly face the need to renegotiate the past<br />

as they live with her silent testimonials of those<br />

who cannot testify. Such fragmented oral microhistories<br />

may, of course, significantly differ from<br />

macro-historic documents. While fighting historical<br />

amnesia, these testimonials warn us both<br />

of racisms eternal return and of the aporia of the<br />

„proxy witness“ (Suzana Milevska).<br />

Guest: Filiz Demirova, activist and author<br />

with a focus on Roma politics. She organises<br />

demonstrations, workshops and lectures and<br />

is a member from the EDEWA.<br />

Among the rocks schließt direkt an Birds in<br />

the Mire (siehe S.22) an, dem ersten Teil von<br />

Alida Dimitrious Trilogie über politische<br />

Aktivistinnen in Griechenland. Der Film<br />

erzählt die Geschichte von 33 Frauen, die<br />

den griechischen Bürgerkrieg (1946-1949)<br />

überlebt haben. Der Ausbruch des Bürgerkriegs<br />

ist eng verbunden mit dem Scheitern<br />

des 1945 geschlossenen Varkiza-Vertrages:<br />

Er sah vor, dass die linken Widerstandsbewegungen<br />

nach Ende der Nazi-Besetzung<br />

entwaffnet werden sollten, zugleich sollten<br />

Rechtsextreme aus dem Polizei- und Militärapparat<br />

entfernt werden. Stattdessen<br />

begann die gezielte Verfolgung linksgerichteter<br />

Gruppen. Einige der Frauen entkamen<br />

in die Berge und wurden Mitglieder der<br />

kommunistischen Guerilla. Andere wurden<br />

gefangen genommen oder verschleppt und<br />

waren von der Todesstrafe bedroht. Mit<br />

dem Film wird am Beispiel der griechischen<br />

Situation ein Einblick in die generellen<br />

ideologischen Auseinandersetzungen und<br />

Verwerfungen im Nachkriegs-Europa gegeben.<br />

Zugleich gibt der Film Einblicke in<br />

persönliche Traumata und Siege und liefert<br />

damit den psychologischen und emotionalen<br />

Hintergrund für den letzten Teil der<br />

Trilogie, The girls of the Rain (siehe S.39).<br />

Among the Rocks is the direct continuation<br />

of the stories narrated in Birds in the Mire<br />

(p. 22). As a registration of personal trauma<br />

and victory, it provides not only the historical,<br />

but also the psychological and emotional<br />

background necessary to understand The<br />

Girls of the Rain (p. 39). It preserves the stories<br />

of 33 women who survived the Greek civil<br />

war (1946-1949). After the enforcement<br />

of the Varkiza Treaty, calling for the disarmament<br />

of the leftist Resistance Army forces<br />

in exchange for political amnesty failed, the<br />

right-wing persecution of leftist elements began.<br />

Some of the women escaped then to the<br />

mountains and became members of the communist<br />

guerilla army. Others were arrested,<br />

faced death penalties or were sent to exile.<br />

The film reveals life stances in the face of extreme<br />

circumstances and affirms that women<br />

are equally capable of acts of political courage,<br />

such as those commonly attributed to men<br />

only. To a certain degree it also sheds light to<br />

the historical development of the ideological<br />

struggle, whose aftermath influences political<br />

and economic practice in modern day Europe.<br />

Part 3 of the trilogy is the documentary<br />

The girls of the rain (see p. 39).<br />

Alinda Dimitriou<br />

GR, 2009<br />

98 min<br />

griechisch<br />

mit engl. UT<br />

Bürgerkrieg<br />

Zeitzeugenbericht<br />

Frauen im Widerstand<br />

Menschenwürde<br />

Trilogie 1:<br />

Birds in the mire<br />

S.22 «<br />

Trilogie 3:<br />

The girls of the rain<br />

S.39 «<br />

24<br />

25


13.04.<strong>2013</strong><br />

eiszeit 1<br />

regenbogenkino<br />

13.04.<strong>2013</strong><br />

samstag/saturday<br />

20:00 UHR<br />

samstag/saturday<br />

20:30 UHR<br />

Even a bird needs a nest<br />

Fremd<br />

Christine Chansou<br />

Vincent Trintignant-<br />

Corneau<br />

FR, 2012<br />

70 min<br />

khmer<br />

mit engl. UT<br />

widehouse.org/<br />

film/even-a-birdneeds-a-nest<br />

Kambodscha<br />

Landraub<br />

Verdrängung<br />

Menschenrechte<br />

Squat –<br />

La ville est à nous<br />

» S.10<br />

La última calle<br />

» S.36<br />

Gast:<br />

Jürgen Weber,<br />

freier Journalist<br />

Nach dem Fall des kommunistischen Pol<br />

Pot–Regimes galt der aktuelle Premierminister<br />

Hun Sen als Hoffnungsträger für viele<br />

Kambodschaner_innen. Doch ihre Hoffnungen<br />

wurden enttäuscht. Pläne von privaten<br />

Großinvestoren bedrohen Wohnhäuser in<br />

der Hauptstadt Phnom Penh sowie Reisplantagen<br />

auf dem Land und treiben damit ihre<br />

Besitzer_innen in die Verzweiflung. In dem<br />

Stadtteil Boeung Kak wurden bereits viele<br />

Familien gewaltsam gezwungen ihre Häuser<br />

zu verlassen und in Gegenden umzusiedeln,<br />

die weit entfernt von Arbeitsmöglichkeiten<br />

liegen und zudem über eine mangelhafte<br />

Grundversorgung und Infrastruktur verfügen.<br />

Jene, die sich dagegen wehren, müssen<br />

zusehen, wie die privaten Unternehmen mit<br />

der gewaltsamen Unterstützung der Polizei<br />

ihre Häuser mit Bulldozern dem Erdboden<br />

gleich machen. In diesem einseitigen Kampf<br />

riskieren einige Familien, angeführt von einer<br />

Gruppe mutiger Frauen, ihr Leben, um den<br />

Protest fortzuführen und den Widerstand zu<br />

organisieren. Der Film ist eine erschütternde<br />

Dokumentation über das Ungleichgewicht<br />

von Macht, die dem Kampf der Bewohner_innen<br />

folgt und auch Hun Sen und die<br />

Opposition zu Wort kommen lässt.<br />

After the fall of Pol Pot's communist regime,<br />

current prime minister Hun Sen<br />

carried the hope of many Cambodians. But<br />

their hopes have been undermined. Plans<br />

by real estate developers are threatening<br />

homes in the capital Phnom Penh and the<br />

rice plantations in the countryside, driving<br />

their owners to despair. In the Boeung Kak<br />

district many families have already been<br />

forced to leave their homes and to relocate<br />

to a place far from work opportunities,<br />

and lacking basic services and infrastructures.<br />

Those who resist have their homes<br />

bulldozed by the private companies, with<br />

the violent assistance of the police force. In<br />

this one-sided battle, some families headed<br />

by a group of unintimidated women continue<br />

to protest and organize the resistance.<br />

This is a harrowing documentary about the<br />

unequal balance of power, that follows the<br />

struggle of the residents, while also letting<br />

Hun Sen and the opposition have their say.<br />

Miriam Fassbenders Dokumentarfilm Fremd<br />

begleitet Migranten von Afrika auf ihrem Weg<br />

nach Europa. Mohammed aus Mali unternimmt<br />

seinen dritten Versuch, nach Spanien<br />

zu gelangen. An der Grenze zu Marokko trifft<br />

er in Algerien Jerry aus Kamerun. Dieser ist<br />

Musiker und wollte der Perspektivlosigkeit in<br />

seinem Land entfliehen. Knappe vier Jahre ist<br />

er mittlerweile unterwegs. Es sind ihre Bewegungen,<br />

ihr Warten und die unvorhersehbaren<br />

Situationen, die den Rhythmus des Films<br />

so bestimmen, wie die Realität jener, die vor<br />

Armut und Unterdrückung fliehen. Es sind<br />

die koloniale europäische Politik sowie ihre<br />

selektive Abschottung, die die Situation der<br />

sans-papiers vor den Toren Europas prägt. Die<br />

Protagonisten drehen ihre Erfahrungen unterwegs<br />

selbst und schaffen damit einen Ausgleich<br />

für die Momente des unerträglichen Wartens<br />

im Film. Ihre zirkulären Begegnungen untereinander<br />

durchbrechen ihre Isolation an den<br />

Stationen und bieten Schutz vor Überfällen<br />

und Razzien. „Fremd ist eine Geschichte über<br />

Menschen auf Reisen, auf der Suche nach einem<br />

anderen Leben. Eine Reflexion über den<br />

Verlust von Zeit und das Scheitern“ (Miriam<br />

Fassbender). Wir freuen uns, uns im Anschluss<br />

an die Vorführung – schon vor dem Kinostart<br />

im fsk am 25.4. – mit der Regisseurin und einem<br />

der Protagonisten austauschen zu können.<br />

Miriam Fassbender’s documentary film Foreign<br />

accompanies migrants from Africa on<br />

their way to Europe. Mohammed from Mali<br />

is already making his third attempt to reach<br />

Spain. At the border to Marocco, in Algeria<br />

Mohammed meets his friend Jerry from Cameroon<br />

who is a musician and wanted to leave<br />

the lack of prospects in his country. He is<br />

on his way nearly for 4 years now. It is their<br />

movements, the waiting and the unexpected<br />

situations that determine the film’s rhythm,<br />

just as the reality of those, who try to escape<br />

poverty and oppression. The situation in their<br />

homecountries and on their way towards<br />

Europe`s gates is representing Europe`s Colonialism<br />

and -border politics. It´s the protagonists<br />

themselves filming their flight with<br />

small cameras. The images on the flight are<br />

giving structure to the long waiting periods<br />

in moments where nothing happens. Their<br />

circular encounters among each other break<br />

their isolation on their stations and offer<br />

protection against assaults and police raids.<br />

“Foreign is a story about people on a journey,<br />

searching for another life. A reflection on the<br />

loss of time and about failure” (Miriam Fassbender).<br />

We are delighted to compare notes<br />

with the director and one of the protagonists<br />

six weeks before the cinematic release in the<br />

fsk on april 25.<br />

Miriam Fassbender<br />

DE, 2011<br />

92 min<br />

französisch/bambara<br />

mit engl. UT<br />

foreigndocumentary.com<br />

Flucht<br />

Asyl<br />

Rassismus<br />

Armut<br />

Mare Chiuso<br />

S.18 «<br />

Ferrhotel<br />

S.40 «<br />

Babylon<br />

S.11 «<br />

Revision<br />

S.47 «<br />

Gäste:<br />

Miriam Fassbender,<br />

Protagonist<br />

26<br />

27


13.04.<strong>2013</strong><br />

eiszeit 2<br />

EISZEIT 1<br />

13.04.<strong>2013</strong><br />

samstag/saturday<br />

20:30 UHR<br />

samstag/saturday<br />

22:30 UHR<br />

Duvarlar – Mauern – Walls<br />

der prozess (wdh.)<br />

Can Candan<br />

US/TR, 2000<br />

84 min<br />

deutsch/englisch/<br />

türkisch mit dt. UT<br />

duvarlarmauern<br />

walls.blogspot.de<br />

Wiedervereinigung<br />

Migration<br />

Rassismus<br />

Arbeit<br />

Duvarlar (Exzerpte)<br />

+ Mauern 2.0<br />

» S.34<br />

Die leere Mitte<br />

» S.59<br />

Revision<br />

» S.47<br />

Gast:<br />

Serhat Karakayali<br />

Mit der Aufführung von Duvarlar – Mauern<br />

– Walls laden wir zu einer Zeitreise ins Berlin<br />

der frühen 1990er Jahre. Diesen Film zeigen<br />

wir als Vorspiel zur Aufführung von Mauern<br />

2.0 (So 14.04.), einer Restudy des Films mit<br />

anschließender Diskussion über hegemoniale<br />

Wiedervereinigungs-Narrative sowie den<br />

Wandel rassistischer und nationalistischer<br />

Herrschaftsformen in den letzten zwanzig Jahren.<br />

Can Candan porträtiert in seinem Dokumentarfilm<br />

das alltägliche Leben türkischer<br />

Migrantinnen und Migranten im Schatten<br />

von Mauerfall und Wiedervereinigung vor<br />

dem Hintergrund eigener Migrationserfahrungen<br />

als Student in den USA. Anhand von<br />

Archivmaterialien, Alltagsbeobachtungen und<br />

einer Vielzahl von Interviews mit Migrant_<br />

innen unterschiedlicher sozialer Herkunft<br />

skizziert er die Geschichte der Migration aus<br />

der Türkei seit Beginn der 1960er-Jahre. Er<br />

beschreibt in ebenso dichter wie komplexer<br />

Form aus der Perspektive der Migrant_innen<br />

den Wandel ihrer Lebenswelten im Kontext<br />

sich verschärfender alltäglicher Diskriminierungen<br />

und Ausschlusserfahrungen, staatlich<br />

orchestrierter Asylkampagnen sowie der Welle<br />

rassistischer Anschläge und pogromartiger<br />

Überfälle. Er hinterfragt damit hegemoniale<br />

Geschichten von der Gründung gesamtdeutscher<br />

Staatlichkeit.<br />

With the presentation of Duvarlar – Mauern<br />

– Walls you are invited to a time travel<br />

back to the Berlin of the early 1990s. The<br />

film is a prelude to the screening of Mauern<br />

2.0, a re-examination of Duvarlar, followed<br />

by a discussion about the hegemonic reunification<br />

discourses and about the change of<br />

racist and nationalistic forms of political<br />

rule in the last twenty years. Driven by his<br />

own migration experience as a student in the<br />

United States, Can Candan portrays in his<br />

documentary Duvarlar the everyday life of<br />

Turkish migrants in the shadows of German<br />

reunification and the fall of the Berlin Wall.<br />

With the help of stock footage, observations of<br />

daily life and numerous interviews with migrants<br />

from different social backgrounds he<br />

outlines the history of migration from Turkey<br />

since the early 1960s. From the perspective<br />

of migrants, Candan describes equally dense<br />

and complex the change in their living environment:<br />

the worsening of the everyday<br />

discrimination and experiences of exclusion,<br />

government-coordinated Asylkampagnen –<br />

the change of asylum laws, rarely to the benefit<br />

of asylum seekers – and the wave of racist<br />

attacks and pogrom-like assaults. Thereby he<br />

challenges the hegemonic stories of the foundation<br />

of a united Germany.<br />

Über ein Jahr dauerte der Prozess gegen 13<br />

Tierschützer_innen, die nach Paragraf 278a,<br />

dem sogenannten Mafia-Paragrafen, in Österreich<br />

angeklagt wurden. Den Aktivist_innen<br />

wurde die Bildung einer kriminellen Organisation<br />

vorgeworfen. Zwei Jahre lang wurden<br />

sie von der Polizei überwacht, sogar eine<br />

verdeckte Ermittlerin eingeschleust. Beweise<br />

für Straftaten wurden keine (!) gefunden,<br />

der Prozess trotzdem eröffnet. Im Verlauf der<br />

Verhandlung scheint selbst der Staatsanwalt<br />

zu begreifen, wie grotesk die Vorwürfe an die<br />

Tierschützer_innen sind. Dennoch hält er<br />

unbeirrt an der Anklage und dem für die Beteiligten<br />

quälend langen Prozess fest. Warum?<br />

Das fragt man sich immer wieder je tiefer man<br />

in das absurde Konstrukt von Vertuschung<br />

und Lügen hineinblickt mit dem Polizei und<br />

Staatsanwaltschaft die Anklage führen. Viele<br />

der Aktivist_innen stehen nun wegen der Prozesskosten<br />

sogar vor dem finanziellen Ruin.<br />

Dokumentiert der Film das (fast) völlige Versagen<br />

von Judikative und Exekutive oder zeigt<br />

er uns ihr bewusstes Ignorieren demokratischer<br />

Grundsätze und Menschenrechte in einem<br />

Musterprozess gegen zivilen Ungehorsam?<br />

Muss jede_r, der/die sich aktiv in einer NGO<br />

engagiert, fortan fürchten, als Mitglied einer<br />

terroristischen Organisation angeklagt zu werden?<br />

Ein erschreckender wie wichtiger Film.<br />

more info, also in english p. 7<br />

Gerald Igor<br />

Hauzenberger<br />

AT, 2012<br />

116 min<br />

deutsch mit engl. UT<br />

derprozess.com<br />

vgt.at<br />

vegan.at<br />

staatliche Repression<br />

Schauprozess<br />

Kafka<br />

Tierrechte<br />

Gast:<br />

Martin Balluch<br />

28


13.04.<strong>2013</strong><br />

REGENBOGENKINO<br />

EISZEIT 2<br />

13.04.<strong>2013</strong><br />

samstag/saturday<br />

23:00 UHR<br />

samstag/saturday<br />

23:00 UHR<br />

Black Block<br />

Grandpuits et petites victoires<br />

Carlo A.<br />

Bachschmidt<br />

IT, 2011<br />

76 min<br />

verschiedene<br />

mit engl. UT<br />

fandango.it/scheda.<br />

php/it/black-block/<br />

580<br />

Polizeigewalt<br />

G8-Gipfel<br />

Globalisierung<br />

Protestbewegung<br />

Riot from wrong<br />

» S.23<br />

Der Prozess<br />

» S.7<br />

Gäste:<br />

Gruppe RZB:<br />

Ausstellung<br />

"Vermummt und<br />

gewaltbereit -<br />

Polizeigewalt in<br />

Deutschland"<br />

Vom Treffen der Repräsentant_innen der<br />

wichtigsten Industriestaaten der Welt im<br />

Jahr 2001 in Genua (aka: G8) sind vor allem<br />

die Bilder der Auseinandersetzungen zwischen<br />

Globalisierungskritiker_innen und der<br />

italienischen Polizei im kollektiven Gedächtnis<br />

haften geblieben. Die deprimierenden<br />

Höhepunkte dieser Auseinandersetzungen<br />

waren der Tod von Carlo Giuliani, der von<br />

einem Polizisten erschossen wurde und der<br />

Überfall auf die Diaz-Schule. Auf einer symbolischen<br />

Ebene sollten die Polizeieinsätze<br />

offensichtlich deutlich machen, dass Protest<br />

gegen herrschende Zustände jederzeit mit<br />

sehr realen Methoden delegitimiert werden<br />

kann. Dabei spielt es keine Rolle, wie dieser<br />

Protest artikuliert wird: Es ist egal, ob mit<br />

weißen Overalls oder als schwarzer Block<br />

demonstriert wird. Black Block rekonstruiert<br />

die Ereignisse des 21. Juli 2001 durch eine<br />

besonderen Herangehensweise: Damals anwesende<br />

Aktivist_innen wurden interviewt,<br />

der Film besteht im wesentlichen aus ihren<br />

Antworten auf die nicht gezeigten Fragen.<br />

Das besondere Ausmaß an Polizeiwillkür<br />

und -gewalt sowie die Suspendierung jeglicher<br />

rechtsstaatlicher Normen werden so auf<br />

eine sehr unmittelbare und persönliche Art<br />

und Weise erfahrbar.<br />

G8 Summits, the meetings of the representatives<br />

of the richest industrialized nations,<br />

have inspired widespread debates, protests<br />

and demonstrations. Since the G8 summit<br />

in Genoa 2001, these meetings have become<br />

associated with violent conflicts between<br />

anti-globalization activists and the<br />

police, culminating in the killing of Carlos<br />

Giulianis by a police officer and the attack<br />

on the Diaz school. At the symbolic level,<br />

this violent police raid shows that protests<br />

and resistance to the status quo can be delegitimized<br />

and suppressed, whether the protesters<br />

wear white overalls or are members<br />

of the Black Block. The movie Black Block<br />

takes a very specific approach to the events<br />

in Genoa. Various activists and victims<br />

of the Diaz attack have been interviewed.<br />

Through their candid interviews, the<br />

film-maker unearths a history of the 21st<br />

of July that differs significantly from the official<br />

version. The activists' personal stories<br />

give a disturbing impression of the levels<br />

of police violence and violation of law at<br />

the protests.<br />

Oktober 2010. Die konservative Regierung<br />

will ihr Projekt einer Rentenreform unbedingt<br />

durchsetzen. Dieser Angriff auf eine der wichtigsten<br />

sozialen Errungenschaften der französischen<br />

Arbeiterbewegung rüttelt die Bevölkerung<br />

auf, die auf die Straße geht. Nach dem<br />

Stillstand der Verhandlungen werden Tankdepots<br />

und Raffinerien blockiert: eine seit<br />

Mai '68 beispiellose Aktion. Ohne es darauf<br />

angelegt zu haben, rücken die Streikenden<br />

der Total-Raffinerie in Grandpuits Seine-et-<br />

Marne ins Scheinwerferlicht der Pariser Medien<br />

und werden zu Symbol und Speerspitze<br />

des Arbeitskampfes. Beschlagnahmungen,<br />

Anzeigen, Propaganda, die Staatsmacht konzentriert<br />

ihre Anklage auf die Arbeiter_innen<br />

der Raffinerie, um den Konflikt als Ganzes<br />

zu zerschlagen. Als Konsequenz daraus erwächst<br />

eine große Welle der nationalen und<br />

internationalen Solidarität. Die Meuterer von<br />

Grandpuits werden von der Begeisterung und<br />

der großen finanziellen und moralischen Unterstützung<br />

der Bevölkerung getragen. Sie lernen<br />

viel aus diesem Kampf und sie werden nie<br />

die vielen kleinen Siege vergessen. Der Film<br />

erzählt von Fabrizzio, Grandasse, Lolo le teigneux,<br />

Tof und anderen Streikenden Grandpuits,<br />

von den Lehren aus dem Arbeitskampf<br />

und wie wichtig die kleinen Siege sind, die oft<br />

unterschätzt und vergessen werden.<br />

Octobre 2010. Le gouvernement veut faire<br />

passer en force sa réforme des retraites.<br />

L’attaque d’un des acquis sociaux les plus<br />

importants de l’histoire populaire de France<br />

réveille une partie du pays qui descend dans<br />

la rue. Après l’enlisement de la situation, les<br />

dépôts et raffineries de pétrole sont bloqués.<br />

Situation inédite depuis Mai 68. Malgré eux,<br />

les grévistes de la raffinerie de Grandpuits en<br />

Seine-et-Marne vont alors se retrouver sous les<br />

projecteurs des médias parisiens et devenir le<br />

symbole de ce mois d’octobre, le fer de lance de<br />

la lutte. Réquisitions, charges policières, propagande,<br />

le pouvoir concentre sa charge contre<br />

les raffineurs pour briser le conflit dans son ensemble,<br />

ce qui aura pour conséquence de créer<br />

un grand mouvement de solidarité nationale<br />

et internationale. Les mutins de Grandpuits,<br />

portés par l’enthousiasme de cet immense soutien<br />

(financier et moral) mènent alors une lute<br />

remplie d’enseignements et de petites victoires<br />

qui resteront gravés dans leurs mémoires.<br />

Ce film qui raconte cette lutte de Fabrizzio,<br />

Grandasse, Lolo le teigneux, Tof et de tous les<br />

autres grévistes de Grandpuits, pointe les leçons<br />

de l’Histoire des lutes et les petites victoires qui<br />

sont souvent minimisées et oubliées. Un outil<br />

de débat sur les luttes sociales et syndicales.<br />

Olivier Azam<br />

FR, 2011/2012<br />

98 min<br />

französisch<br />

mit dt. UT<br />

grandpuits-lefilm.fr<br />

Rentenreform<br />

Widerstand<br />

Gewerkschaften<br />

Frankreich<br />

30<br />

31


Donnerstag<br />

11.04.<br />

Freitag<br />

12.04.<br />

Samstag<br />

13.04.<br />

Sonntag<br />

14.04.<br />

Montag<br />

15.04.<br />

Dienstag<br />

16.04.<br />

Mittwoch<br />

17.04.<br />

Zeit Kino Titel Filminfo Veranstaltungsinfo<br />

18:00 regenbogenKINO Der Prozess Seite 7 Diskussion mit Gästen<br />

18:30 Eiszeit 1 The Forgotten Space Seite 8<br />

18:45 Eiszeit 2 Kann bio fair sein? Seite 9 Workshop mit Gästen<br />

20:30 regenbogenKINO Squat – la ville est à nous Seite 10 Diskussion mit Gast<br />

20:45 Eiszeit 1 Babylon Seite 11 Diskussion mit Gästen<br />

21:00 Eiszeit 2 Abschied von Matjora Seite 12<br />

18:00 regenbogenKINO Zwei Filme über Proteste in Griechenland Seite 13 Diskussion mit Gästen<br />

18:30 Eiszeit 1 The Halfmoon Files Seite 14 Diskussion mit Regisseur<br />

18:45 Eiszeit 2 Call me Kuchu Seite 15<br />

20:30 regenbogenKINO Rosia Montana: Dorf am Abgrund Seite 16 Diskussion mit Gast<br />

20:45 Eiszeit 1 Sobre la misma tierra Seite 17 Diskussion mit Regisseurin<br />

21:00 Eiszeit 2 Mare Chiuso - Closed Sea Seite 18 Diskussion mit Gästen<br />

23:00 regenbogenKINO Residenzpflicht Seite 19<br />

23:00 Eiszeit 1 Are you listening! Seite 20<br />

15:00 Eiszeit 1 Are you listening! (Wdh.) + The Voice of God Seite 21<br />

15:30 Eiszeit 2 Trilogie 1: Birds in the mire Seite 22<br />

17:30 Eiszeit 1 Riot from wrong Seite 23 Diskussion mit dem Flilmteam<br />

18:00 regenbogenKINO Vermächtnis.Legacy Seite 24 Diskussion mit Gast<br />

18:00 Eiszeit 2 Trilogie 2: Among the rocks Seite 25<br />

20:00 Eiszeit 1 Even a Bird Needs a Nest Seite 26 Diskussion mit Gast<br />

20:30 regenbogenKINO Fremd Seite 27 Diskussion mit Filmteam<br />

20:30 Eiszeit 2 Duvarlar – Mauern – Walls Seite 28 Diskussion mit Gast<br />

22:30 Eiszeit 1 Der Prozess (Wdh.) Seite 29 Diskussion mit Gast<br />

23:00 regenbogenKINO Black Block Seite 30 Diskussion + Fotoausstellung<br />

23:00 Eiszeit 2 Grandpuits et petites victoires Seite 31<br />

15:00 Eiszeit 1 Duvarlar (Exzerpte) + Mauern 2.0 Seite 34 Diskussion mit Gästen<br />

15:30 Eiszeit 2 Die Geige aus Cervarolo Seite 35 Disk. mit Filmteam und Gästen<br />

17:30 Eiszeit 1 La última calle Seite 36 Diskussion mit dem Flilmteam<br />

18:00 regenbogenKINO El gigante Seite 37 Moderation KolumbienKampagne<br />

18:00 Eiszeit 2 You are late, the Miners are out Seite 38 Diskussion mit dem Flilmteam<br />

20:00 Eiszeit 1 Trilogie 3: The girls of the rain Seite 39 Diskussion mit Gast<br />

20:30 regenbogenKINO Ferrhotel Seite 40 Diskussion mit Filmteam<br />

20:30 Eiszeit 2 Rosia Montana: Dorf am Abgrund (Wdh.) Seite 41<br />

18:00 regenbogenKINO Babylon (Wdh.) Seite 42<br />

18:30 Eiszeit 1 Winter, go away! Seite 43<br />

18:45 Eiszeit 2 Big sweep up in subcontracting Seite 44<br />

20:30 regenbogenKINO Gaza Calling Seite 45 Disk. mit Filmteam und Gästen<br />

20:45 Eiszeit 1 Ecumenopolis: City Without Limits Seite 46 Diskussion mit Gästen<br />

21:00 Eiszeit 2 Revision Seite 47 Diskussion mit Regisseur<br />

18:00 regenbogenKINO Resistencia en la línea negra Seite 48 Moderation KolumbienKampagne<br />

18:30 Eiszeit 1 De Engel van Doel Seite 49<br />

18:45 Eiszeit 2 Sobre la misma tierra (Wdh.) Seite 50 Moderation KolumbienKampagne<br />

20:30 regenbogenKINO Isqat al Nizam Seite 51 Diskussion mit Filmteam<br />

20:45 Eiszeit 1 Thorberg Seite 52 Diskussion mit Gast<br />

21:00 Eiszeit 2 The Forgotten Space (Wdh.) Seite 53 Diskussion mit Gast<br />

18:00 regenbogenKINO Masamadre + Y la memoria somos nosotras Seite 54 zum Via Campesina Aktionstag<br />

18:30 Eiszeit 1 Die Ausbildung Seite 55 Disk. mit Regisseur und Gast<br />

18:45 Eiszeit 2 Harvest of Loneliness Seite 56<br />

20:30 regenbogenKINO Raising Resistance Seite 57 Disk. zum Via Campesina Tag<br />

20:45 Eiszeit 1 ¡Viva México! Seite 58<br />

21:00 Eiszeit 2 Deutsch-Südwas?! + Die leere Mitte Seite 59 Diskussion mit Gästen


14.04.<strong>2013</strong><br />

eiszeit 1<br />

EISZEIT 2<br />

14.04.<strong>2013</strong><br />

Sonntag/sunday<br />

15:00 UHR<br />

Sonntag/sunday<br />

15:30 UHR<br />

Duvarlar – Mauern – Walls (Exzerpte)+Mauern 2.0<br />

Die GEIGE aus Cervarolo<br />

Can Candan<br />

US/TR, 2000<br />

30 min<br />

deutsch/englisch/<br />

türkisch<br />

mit dt. UT<br />

Jana König<br />

Elisabeth Steffen<br />

Inga Turczyn<br />

DE, 2012<br />

30 min<br />

deutsch<br />

mit engl. UT<br />

Gäste:<br />

Jana König<br />

Elisabeth Steffen<br />

Ingrid Turczyn<br />

Der Film Duvarlar – Mauern – Walls von<br />

Can Candan dokumentiert migrantische<br />

Perspektiven, vor allem aus der türkischen<br />

Community, den Mauerfall und die Wiedervereinigung<br />

in den Jahren 1990-91. Im<br />

Jahr 2011 – zum 50. Jahrestag des deutschtürkischen<br />

Anwerbevertrags und 50 Jahre<br />

nach dem Mauerbau – trägt Mauern 2.0<br />

diese Perspektiven in die öffentliche Diskussion.<br />

Hauptanliegen war eine kritische Auseinandersetzung<br />

mit und Intervention in die<br />

hegemoniale, nationale Geschichtsdeutung,<br />

in der migrantische und anti-rassistische<br />

Perspektiven weitgehend ausgeblendet werden.<br />

Dieser eindimensionalen Erzählung<br />

stellt Mauern 2.0 eine multi-perspektivische<br />

Annäherung an Vergangenheit und Gegenwart<br />

entgegen. Mauern 2.0 befragt dafür<br />

einige Protagonist_innen des Films erneut:<br />

Wie sehen sie Themen wie Rassismus, Nationalismus<br />

und ökonomische Ausbeutung<br />

heute? Gibt es neue Mauern? Der Film zieht<br />

weitere Kreise und fragt auch nach Perspektiven<br />

aus dem Ost-Teil der Stadt. Mauern<br />

2.0 aktualisiert vergangene Auseinandersetzungen<br />

für die Gegenwart und fragt nach<br />

Brüchen und Korrespondenzen. Schließlich<br />

stellt der Film die unausweichliche Frage:<br />

Was ist Rassismus heute?<br />

The film Duvarlar – Mauern – Walls documents<br />

migrant perspectives, mainly from<br />

the Berlin-based Turkish community, on the<br />

Fall of the Wall and the Re-unification in<br />

the years 1990-91. In the year 2011 – the<br />

50th anniversary of the German-Turkish labor<br />

recruitment agreement and 50 years after<br />

the erection of the Berlin Wall – Mauern<br />

2.0 brings these perspectives back into public<br />

discourse. The main concern was a critical<br />

intervention in the hegemonic, national interpretation<br />

of history in Germany, in which<br />

migrant and anti-racist perspectives are largely<br />

muted. Mauern 2.0 contrasts this one-dimensional<br />

narrative with a multi-perspective<br />

approach to past and present. Mauern 2.0<br />

revisits some of the protagonists and interviews<br />

them again: What do they think about<br />

topics like racism, nationalism and economic<br />

exploitation today? Are there any new walls?<br />

The film draws wider circles and also looks out<br />

for perspectives from the Eastern part of the<br />

city. Mauern 2.0 updates contestations from<br />

the past for the present and looks for ruptures<br />

and correspondences. Ultimately, the film poses<br />

the inevitable question: What is racism today?<br />

Beinahe 70 Jahre nach dem NS-Massaker von<br />

Cervarolo, einem Dorf im Apennin-Gebirge<br />

bei Reggio Emilia in Italien, versucht Italo Rovali,<br />

der seinen Großvater und Onkel verlor,<br />

anhand seiner Erinnerungen die Verantwortlichen<br />

zu finden. Dank seiner unermüdlichen<br />

Nachforschungen und einer Gruppe von<br />

Anwält_innen wird ein Prozess eröffnet. Am<br />

18.3.1944 beging die 1. Fallschirm-Panzer-<br />

Division Hermann Göring, unterstützt von italienischen<br />

Faschisten, eine Serie von Massakern<br />

an Zivilisten in den Apenninen. Die Tragödie<br />

hat für immer das Leben von Italo und seiner<br />

Familie gezeichnet. Seine Erinnerungen leben<br />

im Laufe des Prozesses wieder auf, einschließlich<br />

der erstaunlichen Geschichte der Geige<br />

seines Vaters. Der Film Die Geige aus Cervarolo<br />

erzählt von Geschichte und Erinnerungen wie<br />

auch vom heutigen Leben. Dieses betrifft das<br />

Verfahren und das zukunftsweisende Urteil in<br />

Verona vom 6. Juli 2011, wie auch die Rechtsprechung<br />

des Internationalen Gerichtshofs<br />

am 3. Februar 2012, der nach Internationalem<br />

Recht fordert, Klagen gegen Deutschland auf<br />

Entschädigungen der Opfer des Nationalsozialismus<br />

einzustellen, anlässlich der Klagen<br />

von Opfern aus Griechenland und Italien. Der<br />

Regisseur Nico Guidetti und Damianos Vassiliadis<br />

vom griechischen Nationalrat für Entschädigungen<br />

werden zum Gespräch dabei sein.<br />

Almost seventy years after the Nazi massacre<br />

of Cervarolo, is a small community in Italian<br />

Reggio Emilia Apennines, Italo Rovali lost<br />

his grandfather and uncle in that occasion,<br />

investigates among his memories searching<br />

the people responsible for that massacre. Due<br />

to his tireless investigation with a group of<br />

attorneys he is finally able to open the court<br />

process. On 18th March 1944 the Hermann<br />

Goering Armored Division, assisted by local<br />

fascist troops, committed a series of massacres<br />

of civilians in the Apennines. A tragedy that<br />

has forever marked the life of Italo. His memories<br />

are brought back during the process, including<br />

the amazing story of his father's violin.<br />

The film The violin of Cervarolo remembers<br />

the past, but also talks about today's life. Not<br />

only for the judgment on the process of Verona<br />

6th July 2011, but also for the ruling of the<br />

International Court of Justice on 3rd February<br />

2012, which accused Italy of violating its<br />

obligations under international law against<br />

accepting requests of compensation from Germany<br />

in Berlin for the victims of Nazi war<br />

crimes, on occasion of the german complaint<br />

against the demands by victims from Italy and<br />

Greece. The director Nico Guidetti and Damianos<br />

Vassiliadis of the Greek National Council<br />

Bid debts will be present.<br />

Nico Guidetti<br />

Matthias Durchfeld<br />

IT, 2012<br />

75 min<br />

italienisch<br />

mit engl. UT<br />

popcultdocs.com/<br />

violin.html<br />

istoreco.re.it<br />

Nationalsozialismus<br />

Entschädigung<br />

Rassismus<br />

Birds in the mire<br />

S.22 «<br />

Among the rocks<br />

S.25 «<br />

The Halfmoon Files<br />

S.14 «<br />

Detusch-Südwas?!<br />

S.59 «<br />

Gäste:<br />

Nico Guidetti,<br />

Damianos Vassiliadis<br />

34<br />

35


14.04.<strong>2013</strong><br />

eiszeit 1<br />

regenbogenkino<br />

14.04.<strong>2013</strong><br />

Sonntag/sunday<br />

17:30 UHR<br />

Sonntag/sunday<br />

18:00 UHR<br />

La Última calle<br />

El gigante<br />

Rasmus Sievers<br />

Marina Monsoní<br />

DE, 2011<br />

60 min<br />

spanisch<br />

mit dt. UT<br />

la-ultima-calle.com<br />

Gentrifizierung<br />

Nachbarschaftsleben<br />

Barcelona<br />

Squat –<br />

la ville est à nous<br />

» S.10<br />

Gäste:<br />

Rasmus Sievers<br />

Marina Monsoní<br />

In Barcelona veranstalten die Nachbar_innen<br />

der Carrer Pescadors jedes Jahr eine Fiesta in<br />

ihrem Stadtteil Barceloneta. Dieses alte Fischerviertel<br />

ist wie ein Dorf, hier berührt die Altstadt<br />

das Mittelmeer. Eingekeilt zwischen dem<br />

künstlichen Stadtstrand und dem neuen Hafen,<br />

widerstehen die Nachbar_innen im meist fortgeschrittenen<br />

Alter auf ihre ganz eigene Weise<br />

den Kräften von Gentrifizierung und Stadtentwicklungspolitik.<br />

Der Wandel hat existentielle<br />

Auswirkungen für die Menschen, die ehemals<br />

in einem verrufenen und gemiedenen Viertel<br />

aufgewachsen sind. Sollte die Mieterhöhung zu<br />

hoch sein, droht Ihnen die Kündigung der üblicherweise<br />

auf fünf Jahre befristeten Mietverträge:<br />

Bewaffnet mit Schürzen und einem großen<br />

kollektiven Geist kämpfen sie darum zu bleiben<br />

und dass ihre Traditionen weiterleben. Die Carrer<br />

Pescadors liegt im Schatten der neuen modernen<br />

Apartments, Wäsche hängt in der engen<br />

Gasse zwischen den Häusern - Romantik für<br />

Touris, Alltag für die Bewohnenenden. Zugezogene<br />

erkennt man daran, dass „sie nicht wissen,<br />

wie man die Wäsche ordentlich aufhängt“. Der<br />

Film dokumentiert auf leichte Art die Essenz<br />

von nachbarschaftlicher Nähe und Zusammenhalt<br />

– etwas, das am Verschwinden ist, zwischen<br />

Erinnerung, Fischerlegenden und der Vorahnung<br />

einer sich wegbahnenden Moderne.<br />

The Carrer dels Pescadors - Fisher Street - in<br />

Barcelona’s Barceloneta district, idyllically<br />

situated at the seaside and harbor, is organizing<br />

its annual neighborhood fiestas. It’s a<br />

rest of the old city gets into the Mediterranean<br />

like a wedge between the urban beach and<br />

the new nautical port, resisting in its own<br />

way the attacks of real estate development.<br />

The sailor-spirited streets of La Barceloneta<br />

lie beneath the shadow casted by apartments<br />

where you can still see clothes hanging in<br />

the balconies and recognize new neighbors<br />

because they “don’t know how to hang it properly”.<br />

With the quiet denouncing spirit of<br />

people who are aware that they will probably<br />

lose their homes, the defending neighbors of<br />

La Barceloneta tell their life stories and prepare<br />

the annual festivity. A festival which is<br />

celebrated in the Calle de los Pescadores and<br />

depends less on the city’s bureaucracy than on<br />

the good will of those who live there. These<br />

retired women can still provoke a smile and<br />

know every nook of the neighborhood because<br />

they have lived in it. This film makes<br />

the difficult seem easy: capturing the essence<br />

of something that is vanishing between the<br />

memories of sailor legends and the premonition<br />

of an advancing modernity.<br />

„Was würdest du tun, wenn an einem Tag jemand<br />

zu deinem Haus kommt und Dir sagt,<br />

dass es bald überflutet wird?“ Die Konstruktion<br />

eines gigantischen Wasserkraftwerks in Kolumbien<br />

bedroht das Tal des Flusses Magdalena<br />

(Huila Region), Flora und Fauna sowie die dort<br />

lebenden Menschen. Eine Gruppe Kleinbauern<br />

und Fischer_innen widersetzt sich den multinationalen<br />

Unternehmen Endesa, Enel und Impregilo,<br />

die das heftig umstrittene Megaprojekt<br />

mit staatlicher Unterstützung und militärischem<br />

Schutz umsetzen. Durch die Stimmen der Protagonist_innen<br />

und ihre Protestaktionen zeigt dieser<br />

Dokumentarfilm ein Jahr des Widerstands,<br />

welcher noch nicht beendet ist. Kolumbien ist<br />

reich an Bodenschätzen und der Film El Gigante<br />

berichtet über die Ressourcen- und Landkonflikte<br />

und über die Konfrontation zwischen den<br />

transnationalen, profitorientierten Industrien<br />

und den betroffenen lokalen Gemeinden. Darin<br />

kommen zwei unterschiedliche Lebensvorstellungen<br />

zum Ausdruck: einerseits das Streben<br />

nach unbegrenztem ökonomischen Wachstum<br />

und die Inwertsetzung von Natur und Lebensräumen;<br />

andererseits ein nachhaltiger Umgang<br />

mit Naturressourcen. Der Kampf gegen Megaprojekte<br />

wie der Staudamm el Quimbo wird im<br />

ganzen Land weitergehen.<br />

„What would you do if on one day somebody<br />

came to your house and said that it<br />

will be flooded soon?“ The construction of a<br />

huge hydroelectric power station in Colombia<br />

threatens the valley of the river Magdalena<br />

(Huila region), her flora and fauna<br />

as well as the people living there. A small<br />

group of farmers and fishermen oppose the<br />

multinational companies Endesa, Enel and<br />

Impregilo who implant the very controversial<br />

mega project with the support of the state<br />

and a military protection. Through the<br />

voices of the protagonists and their protests<br />

this documentary film shows one year of resistance<br />

which is not finished yet. Colombia<br />

is rich in mineral resources and the film El<br />

Gigante reports about the resource conflicts,<br />

the land conflicts, and about the confrontation<br />

between the profit-oriented transnational<br />

industries and the local municipalities<br />

concerned. Here are expressed two different<br />

ways of life: on the one hand the ambition<br />

for boundless economic growth, the exploitation<br />

of nature and living spaces; on the other<br />

hand, a harmonious way of life in line with<br />

natural resources. The fight against mega<br />

projects like the dam el Quimbo will go on<br />

in the whole country.<br />

Consuelo Navarro<br />

Andrea Ciacci<br />

Bruno Federico<br />

CO/IT, 2012<br />

62 min<br />

spanisch mit dt. UT<br />

elgigantedocumental.<br />

wordpress.com<br />

Ressourcenkonflikt<br />

Megaprojekte<br />

Kolumbien<br />

Sobre la misma tierra<br />

S.17 «<br />

Resistencia en la<br />

línea negra<br />

S.48 «<br />

Masamadre + Y la<br />

memoria somos<br />

nosotras<br />

S.54 «<br />

Moderation<br />

KolumbienKampagne<br />

Berlin<br />

36<br />

37


14.04.<strong>2013</strong><br />

eiszeit 2<br />

EISZEIT 1<br />

14.04.<strong>2013</strong><br />

Sonntag/sunday<br />

18:00 UHR<br />

Sonntag/sunday<br />

20:00 UHR<br />

You are late, the miners are out<br />

Trilogie 3: THE Girls of the rain<br />

Anna Bartholdy<br />

DE/CL, 2012<br />

55 min<br />

spanisch<br />

mit dt. UT<br />

Chile<br />

Minenarbeit<br />

Gast:<br />

Filmteam<br />

Der Film You are late, the Miners are out<br />

dokumentiert die Rettung der 33 Minenarbeiter,<br />

die im August 2010 in der San<br />

José Mine in der Atacama Wüste in Chile<br />

verschüttet wurden. Doch im Fokus steht<br />

hier nicht die Befreiung selbst, sondern<br />

vielmehr der Medienhype um das Ereignis<br />

sowie die Konsequenzen für das Leben<br />

der 300 weiteren Mineros, die ihre Arbeit<br />

im Zuge des Unfalls verloren. So zeigt<br />

der Film das Camp, welches nach dem<br />

Unglück um die Mine herum aufgebaut<br />

wurde und in dem sich unter anderem die<br />

etwa 1.700 Journalist_innen für wenige<br />

Monate aufhielten. Das Filmteam blieb<br />

über die von allen begleitete Live-Bergung<br />

hinaus vor Ort, bis die Wüste wieder Wüste<br />

wurde. Anna Bartholdy beleuchtet die<br />

Schattenseite des Geschehens und spricht<br />

mit Vertreter_innen der Regierung, Gewerkschaft<br />

und einigen der 300 entlassenen<br />

Bergleuten. Sie gehörten nicht zu den<br />

glücklichen 33 Verschütteten und standen<br />

so nicht im Rampenlicht, um Ruhm, bzw.<br />

kurzfristigen Reichtum zu erlangen.<br />

The documentary You are late, the Miners<br />

are out is about the unknown consequences<br />

of the rescue of 33 miners who were buried<br />

alive on August 5 2010 in the San José<br />

mine in the Atacama desert, Chile. And it's<br />

about the lives of the 300 other miners who<br />

lost their jobs through the mine accident.<br />

Anna Bartholdy and cinematographer Luise<br />

Schröder watched how life in the (media)<br />

camp around the mine developed after the<br />

accident. Until the recovery of the buried<br />

miners which about 1.700 media representatives<br />

from all over the world wanted to<br />

report on-site. But for the filmmaker it was<br />

particularly interesting to stay until everyone<br />

and everything was gone again. She also<br />

filmed the removal of the whole media infrastructure<br />

which came out of nowhere and<br />

vanished a quarter later. "Till only the desert<br />

remained." Observing this hype from a<br />

healthy distance Bartholdy especially shows<br />

the other side of the story, the staging of politics<br />

associated with the events. She spoke<br />

to government officials, trade unionists and<br />

some of the 300 dismissed miners who were<br />

not among the lucky 33 for whom there was<br />

publicity, fame and partly also quick cash.<br />

The girls of the rain bildet den Abschluss<br />

von Alida Dimitrious Trilogie über den politischen<br />

Widerstand von Frauen in Griechenland<br />

in der zweiten Hälfte des 20.<br />

Jahrhunderts (siehe S.22 und 25). In diesem<br />

bedrückenden Film legen 50 Frauen Zeugnis<br />

ab von der Gewalt der griechischen Militärdiktatur<br />

(1967-1974). Sie wurden gefangen<br />

genommen, gefoltert und entgingen nur<br />

knapp der Ermordung. Der tiefe Graben zwischen<br />

rechts- und linksgerichteten Gruppen<br />

nach dem Ende der Nazi-Besetzung 1944<br />

– die befeuert wurden von übergeordneten<br />

geostrategischen Interessen während des<br />

Kalten Krieges – führte zu einer dauerhaften<br />

instabilen Lage. Diese politische Instabilität<br />

führte zu einer Reihe von rechtsgerichteten<br />

Militärregierungen, die das Land seit dem<br />

Putsch am 21. April 1967 beherrschten.<br />

Mehr als die beiden anderen Teile liegt der<br />

Fokus des Abschlussfilms auf den schmerzhaften<br />

Erinnerungen der Frauen, ihren Erlebnissen<br />

und der emotionalen Traumata. Er<br />

zeigt auch die Wege der Verarbeitung dieser<br />

bedrückenden Erfahrungen. Unser Gast, Nadia<br />

Valavani, ist eine der Rain girls. Sie ist<br />

Mitglied bei Amnesty International, Autorin<br />

und Dichterin. Im Anschluss an die Vorführung<br />

folgt eine Diskussion über die Inhalte<br />

der Dokumentation mit Nadia Valavani.<br />

The Girls of the Rain preserves the testimonies<br />

of 50 women who were imprisoned,<br />

tortured and suffered humiliation by the<br />

Greek military, Junta (1967-1974). This<br />

film completes Alida Dimitriou’s trilogy on<br />

Greek women’s political resistance in the past<br />

century. The unstable condition of Greek politics<br />

in the mid-1960s was a direct result of<br />

the Civil War and the deep divide between<br />

the leftist and rightist sections of Greek society<br />

described in the first two parts of the<br />

trilogy (p. 22 and 25). This instability led<br />

to a coup d' etat on 21 April 1967, under<br />

the pretext of “saving the nation” from the<br />

“communist conspiracy”. The coup subjected<br />

Greece to a repressive regime where martial<br />

law, censorship, arrests, beatings, torture<br />

and killings were common practices for seven<br />

years. More than in any other part of the trilogy,<br />

the focus of this film is not the course<br />

of history itself, but rather the oppressive,<br />

painful memories of these women’s emotional<br />

and physical wounds, as well as their<br />

courage, dignity and desire to live and move<br />

on.The guest, Nadia Valavani, is one of the<br />

Rain Girls. Among others, she is a deputy, a<br />

member of Amnesty International, a writer<br />

and a poet. At the end of the screening she<br />

will discuss the issues presented in the film.<br />

Alida Dimitriou<br />

GR, 2011<br />

106 min<br />

griechisch<br />

mit engl. UT<br />

Zeitzeugenbericht<br />

Frauen im Widerstand<br />

Repression<br />

Menschenwürde<br />

Trilogie 1:<br />

Birds in the mire<br />

S.22 «<br />

Trilogie 2:<br />

Among the rocks<br />

S.25 «<br />

Gast:<br />

Nadia Valavani<br />

38<br />

39


14.04.<strong>2013</strong><br />

REGENBOGENKINO<br />

EISZEIT 2<br />

14.04.<strong>2013</strong><br />

Sonntag/sunday<br />

20:30 UHR<br />

Sonntag/sunday<br />

20:30 UHR<br />

Ferrhotel<br />

Rosia Montana: Dorf am Abgrund (wdh.)<br />

40<br />

Mariangela Barbanente<br />

IT, 2011<br />

73 min<br />

somali/italienisch<br />

mit engl. UT<br />

FB: Ferrhotel-il-doc<br />

Flucht<br />

Rassismus<br />

Armut<br />

Bewegungsfreiheit<br />

Mare Chuiso<br />

» S.18<br />

Fremd<br />

» S.27<br />

Babylon<br />

» S.11<br />

Isqat Al Nizam<br />

» S.51<br />

Gäste:<br />

M. Barbanente,<br />

Regisseurin<br />

Sergio Gravili,<br />

Co-Autor<br />

Ferrhotel ist ein verlassenes Hotel, nicht weit<br />

entfernt vom Hauptbahnhof von Bari in Süditalien,<br />

das vor Jahren von einigen Leuten aus<br />

Somalia besetzt wurde. Ein Ort verschiedener<br />

Geschichten von Menschen, die ein besseres<br />

Leben suchen und stattdessen zwischen ihrem<br />

Herkunftsland im Krieg, einem feindlichen<br />

Land und dem europäischen Asylsystem festgesetzt<br />

sind: „Wir sind in einer Box gefangen<br />

und es gibt nichts, was wir machen können.<br />

Selbst wenn du davongehst (…) schicken sie<br />

dich zurück“. Die Protagonist_innen tauschen<br />

sich über ihre Erfahrungen aus, in dem auch<br />

mit Aufenthaltstitel widrigen Territorium Wege<br />

zu finden oder auszubrechen. Sie kämpfen mit<br />

den Hindernissen, ihre Familie zu holen, Unterstützung<br />

zu bekommen und sich diesen Ort als<br />

Basis herzurichten. Mariangela Barbanente, die<br />

Regisseurin des Dokumentarfilms und geboren<br />

in Mola di Bari, hat viel Zeit mit den Leuten<br />

verbracht, die die Protagonist_innen des Films<br />

wurden. Das Ferrhotel ist Ort der Hoffnung<br />

und Träume und zugleich steinerne Behausung,<br />

um standzuhalten. Es ist Hort der Sorge<br />

um die Anderen, homebase des Aufbruchs in<br />

den langen Korridoren von ungewisser Aussicht<br />

und Aufmerksamkeit für das Leben. Wir<br />

freuen uns, dass die Regisseurin Mariangela<br />

Barbanente und der Co-Autor Sergio Gravili<br />

zum Gespräch dabei sein werden.<br />

Ferrhotel is an abandoned hotel, not far away<br />

from the central train station of Bari in southern<br />

Italy. Several years ago it was squatted<br />

by people from Somalia. Since then it has<br />

become a specific place characterized by the<br />

people and their stories. People who looked<br />

for a better life, but remained blocked in a<br />

strange way between their country of origin<br />

at war, a hostile country, and the European<br />

asylum system: “We're trapped in a box and<br />

there's nothing we can do. Even if you leave<br />

(…) you will be sent back”. The protagonists<br />

exchange their experiences of living in and<br />

how to break out of these adverse circumstances<br />

that even with a resident permit are very<br />

demanding. They try to find solutions and<br />

deal with the obstacles on the way to bring in<br />

their family, to get support, and to maintain<br />

this place. Director Mariangela Barbanente,<br />

born in Mola di Bari, has spent a lot of time<br />

with the people who later became the protagonists<br />

of her film. The Ferrhotel is a place of<br />

hope and dreams and at the same time the<br />

solid shelter to withstand. It is a haven and a<br />

home base of departure in the long corridors<br />

of uncertain prospects. It is a place of care<br />

for the others and of attention to life. We are<br />

pleased that the director Mariangela Barbanente<br />

and the co-author Sergio Gravili will<br />

be present to talk after the screening.<br />

Unter Roșia Montană, einem rumänischen<br />

Karpatendorf, lagern die größten Goldvorkommen<br />

Europas. Daher soll das Dorf und<br />

die umgebende Naturlandschaft nun einer<br />

Goldmine weichen, ganze Berge für Abraumbecken<br />

abgetragen werden, aus denen<br />

das bei der Goldgewinnung verwendete<br />

Zyanid ins Grundwasser zu gelangen droht.<br />

Die Meinungen über die geplante Goldmine<br />

gehen weit auseinander und spalten die<br />

Dorfgemeinde. Die Umsiedlung nach Albia<br />

Iulia wird von einigen als ein Schritt zu mehr<br />

Lebensqualität gesehen. Sie hoffen auf einen<br />

wirtschaftlichen Aufschwung der Region<br />

und neue Jobperspektiven im Bergbau. Andere<br />

vermissen ihren alten Lebensraum und<br />

die frühere Gemeinschaft in Roșia Montană.<br />

Wir rufen auf zu Spenden für<br />

den Protest der Flüchtlinge!<br />

Förderverein Karawane e.V.<br />

Kto-Nr: 40 30 780 800<br />

BLZ: 430 609 67<br />

Verwendungszweck:<br />

“Protestmarsch Berlin”<br />

Und wieder andere befinden sich trotz aller<br />

Bemühungen seitens des Bergbaukonzerns<br />

noch dort – im Widerstand. Sie wollen um<br />

keinen Preis ihre Grundstücke aufgeben.<br />

Das Land und die Viehzucht geben ihnen<br />

die Möglichkeit, sich selbst zu versorgen.<br />

Mit der eigenen Kuh sei man gegen Krisen<br />

gewappnet, versichern die Widerständigen.<br />

Die politischen Strategien zur Durchsetzung<br />

des Projekts empfinden sie als Überbleibsel<br />

kommunistischer Machtpolitik. So entsteht<br />

ein komplexes Bild: Der Film zeigt viel Sympathie<br />

mit seinen widerständigen Protagonisten,<br />

nimmt aber auch die Argumente der Befürworter<br />

unter den Bewohner_innen ernst.<br />

more info, also in english p. 16<br />

Breaking<br />

asylstrikeberlin.wordpress.com<br />

Fabian Daub<br />

DE, 2012<br />

78 min<br />

rumänisch/englisch<br />

mit dt. UT<br />

rosiamontanathefilm.com<br />

Großbauprojekte<br />

Zwangsumsiedlung<br />

Umweltzerstörung<br />

Widerstand<br />

Residenzpflicht,<br />

Lager & Deportation!


15.04.<strong>2013</strong><br />

REGENBOGENKINO<br />

EISZEIT 1<br />

15.04.<strong>2013</strong><br />

montag/monday<br />

18:00 UHR<br />

montag/monday<br />

18:30 UHR<br />

Babylon (wdh.)<br />

Winter, go away!<br />

Ismaël, Youssef Chebbi<br />

Ala Eddine Slim<br />

TN, 2012<br />

119 min<br />

arabisch/französisch/<br />

englisch/bengali<br />

exitprod.com<br />

Flüchtlingslager<br />

Widerstand<br />

EU-Außengrenzen<br />

Tunesien<br />

Die überwältigenden sozialen und politischen<br />

Umbrüche in der arabischen Welt seit 2011 inspirieren<br />

zu neuen Ansätzen des Filmemachens.<br />

Was die drei Regisseur_innen an der Grenze<br />

zwischen Tunesien und Libyen festgehalten<br />

haben, ist eine beeindruckende Dokumentation<br />

über die Politik humanitärer Hilfe und<br />

internationaler Interventionen. Unmittelbar<br />

nach den politischen Unruhen in Tunesien<br />

gab es einen großen Zustrom von vertriebenen<br />

Menschen – viele von ihnen Arbeiter_innen aus<br />

Ländern wie Bangladesch, die in provisorischen<br />

Camps untergebracht wurden. Babylon dokumentiert<br />

den Aufbau, die Lebensumstände im<br />

Camp und schließlich dessen Auflösung. Die<br />

Filmemacher_innen blicken von außen auf das<br />

Geschehen im Camp, bewegen sich aber auch<br />

inmitten der Menschen und geraten so mitten<br />

hinein, als Unruhen im Camp in Gewalt umschlagen.<br />

Der Film verzichtet auf erklärende<br />

Bilder, Off-Stimme oder Musik und ist damit<br />

von großer Bedeutung, nicht nur wegen<br />

seiner ästhetischen sowie reflektierenden Betrachtungsweise,<br />

sondern auch als historisches<br />

Dokument. In der anschließenden Diskussion<br />

thematisieren wir die poetische Bildsprache im<br />

Zusammenhang mit Widerstandskämpfen von<br />

Flüchtlingen an den europäischen Außengrenzen.<br />

Dazu laden wir neben den Regisseur_innen<br />

zwei Aktivist_innen aus Tunesien ein.<br />

more info, also in english p. 11<br />

Zehn junge Regisseur_innen um die Dokfilmerin<br />

Marina Razbežkina filmten im St.<br />

Petersburger Winter kurz vor den letzten<br />

Präsidentschaftswahlen 2012 die russische<br />

Opposition: Bei Anti-Putin-Demos mit ihren<br />

willkürlichen Verhaftungen durch die Polizei<br />

sowie bei politischen Meetings und Kunst-<br />

Aktionen, unter anderem das Punkgebet der<br />

Gruppe Pussy Riot. Es werden einzelne Oppositionelle<br />

und bekannte Persönlichkeiten<br />

wie der Anwalt und Blogger Alexei Nawalny,<br />

der ehemalige Schachweltmeister Garri<br />

Kasparow und der Politiker Boris Nemzow<br />

vorgestellt und zum Teil auch interviewt.<br />

Oder man begleitet den populären Präsidentschaftskandidaten<br />

und Unternehmer<br />

Michail Prochorow bei dessen pompösen<br />

Wahlkampfauftritten. Verschiedenste Meinungen<br />

und Kommentare werden eingefangen<br />

und verzweifelte Wahlbeobachter_innen<br />

bei ihrer schwierigen Tätigkeit gezeigt. Selbst<br />

in oppositionellen Kreisen kann man sich in<br />

emotionalen Diskussionen nicht auf eine_n<br />

Politiker_in verständigen. Zu links, zu rechts,<br />

zu nationalistisch oder antisemitisch. Und so<br />

vermittelt der Film nicht nur ein Bild der vielfältigen<br />

oppositionellen Bewegungen Russlands,<br />

sondern auch die innere Zerstrittenheit<br />

der oppositionellen Kräfte untereinander.<br />

(Quelle: Blog Theater Nachtgedanken)<br />

Ten young filmmakers, graduates of Marina<br />

Razbezhkina and Mikhail Ugarov's Documentary<br />

Filmmaking and Theater School,<br />

filmed the Russian opposition for two<br />

months in the final stages before the presidential<br />

elections. Documenting the anti-<br />

Putin protests with random arrests by Russian<br />

police, as well as political meetings and<br />

art-actions, for example the 'punk-prayer'<br />

from Pussy Riot. Individual protagonists<br />

of the opposition as the lawyer and blogger<br />

Alexei Nawalny, the former world chess<br />

champion Garry Kasparov, the politician<br />

Boris Nemzow and others are introduced,<br />

some are interviewed. Or we follow the popular<br />

presidential candidate and businessman<br />

on his pompous electoral campaign. A<br />

number of different opinions and comments<br />

are recorded and distressed election observers<br />

are shown at their complicated task. Even<br />

among the opposition there is no agreement<br />

in sight on who is the right political candidate.<br />

Too much on the left, too much to the<br />

right, too nationalistic or too anti-semetic.<br />

Thus Winternter, go away! not only portrays<br />

the manifold oppositional movements<br />

in Russia, but also the considerable dissent<br />

among themselves.<br />

Elena Khoreva<br />

Denis Klebleev<br />

Dmitry Kubasov<br />

Askold Kurov<br />

Nadezhda Leonteva<br />

Anna Moiseenko<br />

Madina Mustafina<br />

Sofia Rodkevich<br />

Anton Seregin<br />

Alexey Zhiryakov<br />

RU, 2012<br />

79 min<br />

russisch<br />

mit engl. UT<br />

Russland<br />

politischer Widerstand<br />

Repression<br />

43


15.04.<strong>2013</strong><br />

eiszeit 2<br />

regenbogenkino<br />

15.04.<strong>2013</strong><br />

montag/monday<br />

18:45 UHR<br />

montag/monday<br />

20:30 UHR<br />

Big sweep up in subcontracting<br />

Gaza Calling<br />

Ivora Cusack<br />

FR, 2008<br />

70 min<br />

französisch<br />

mit dt. UT<br />

remue-menage.<br />

360etmemeplus.org<br />

Frauen<br />

Gewerkschaft<br />

Streik<br />

prekäre Arbeitsverhältnisse<br />

Harvest of Loneliness<br />

» S.56<br />

Die Ausbildung<br />

» S.55<br />

Grandpuits et petites<br />

Victoires<br />

» S.31<br />

Im Mai 2002 treten in Paris Reinigungsfrauen<br />

in den Streik. Sie sind bei der Firma Arcade<br />

angestellt, um in Accor-Hotels zu arbeiten.<br />

Ihre Hauptforderungen bei diesem Protest<br />

klingen simpel: die Bezahlung aller geleisteten<br />

Stunden und die Senkung des Arbeitsakkords.<br />

Die Mehrzahl der Streikenden sind Familienmütter<br />

afrikanischer Herkunft, die zum ersten<br />

Mal in ihrem Leben für ihre Rechte kämpfen.<br />

Nach einem Jahr des Kampfes setzen sie sich<br />

vorerst durch. Doch im Mai 2004 wird plötzlich<br />

die Gewerkschaftsdelegierte entlassen, die<br />

während des Streiks eine tragende Rolle gespielt<br />

hat. Damit beginnt der Kampf erneut.<br />

Über mehr als vier Jahre hinweg gedreht, zeigt<br />

dieser Film einige Arbeitskämpfe, in denen organisierte<br />

Beschäftigte – mit wenigen Mitteln,<br />

aber großer Hartnäckigkeit – das Gesetz der<br />

Unterwerfung brechen, das in der Arbeitswelt<br />

und insbesondere in Subunternehmen gilt.<br />

Die französische Filmemacherin Ivora Cusack<br />

und das Kollektiv 360° zeigen in dieser<br />

Dokumentation, wie die Reinigungskräfte<br />

von Accor und insbesondere Faty Mayant<br />

mit ihrem Arbeitskampf auch vielen anderen<br />

Arbeiterinnen Mut gemacht haben, gegen die<br />

unhaltbaren Zustände an ihren Arbeitsplätzen<br />

aufzustehen – und dies in einer Branche, die<br />

exemplarisch für die Prekarisierung von Arbeitsverhältnissen<br />

steht.<br />

À Paris en mars 2002, des femmes de chambre<br />

employées par la société Arcade pour<br />

travailler dans les hôtels Accor, se mettent<br />

en grève. Leurs revendications principales :<br />

la baisse des cadences de travail et le paiement<br />

de toutes les heures travaillées. La plupart<br />

des grévistes sont des mères de famille<br />

d’origine africaine qui vont pour la première<br />

fois lutter pour leurs droits. Après un an<br />

de lutte, elles sortent victorieuses… Mais en<br />

mai 2004, la déléguée syndicale qui avait<br />

joué un rôle prépondérant dans la grève,<br />

est licenciée. La lutte reprend autour d’elle.<br />

Tourné sur une période de plus de quatre<br />

ans, ce film brosse un tableau de luttes où<br />

avec peu de moyens mais une volonté tenace,<br />

des individus organisés collectivement<br />

bousculent la loi de la soumission qui règne<br />

dans le monde du travail et en particulier<br />

dans la sous-traitance. Dans leur documentation,<br />

la cinéaste française Ivora Cusack<br />

et le collectif 360° montrent comment les<br />

femmes de chambres d'Accor et Faty Mayant<br />

en particulier, ont donné du courage à beaucoup<br />

d'autres employées de lutter contre<br />

des conditions de travail insoutenables - et<br />

ceci dans un secteur qui est exemplaire de la<br />

précarisation du travail.<br />

Der Dokumentarfilm Gaza Calling von Nahed<br />

Awwad erzählt in ruhigen und aufmerksamen<br />

Bildern von der Einschränkung der<br />

Bewegungsfreiheit in und außerhalb der besetzten<br />

palästinensischen Gebiete (oPt). Samer<br />

lebt in Ramallah in Westbank und seine Familie<br />

in Gaza, eine Stunde entfernt. Sie haben<br />

sich seit sechs Jahren nicht mehr gesehen. Mit<br />

18 Jahren ging Mustafa für einen Besuch nach<br />

Gaza. Ihm wurde nie erlaubt, zurückzukehren<br />

– seine Mutter Hekamt kämpft seit sieben<br />

Jahren dafür, ihn wieder zu sehen. Zwei Familien<br />

wurden auseinander gerissen, die dasselbe<br />

Verbrechen begingen: eine Adresse in Gaza in<br />

ihren Ausweisen. Nach israelischem Gesetz<br />

werden sie als Eindringlinge in ihrem eigenen<br />

Land gesehen und ihr Leben ist zu einem ständigen<br />

Kampf geworden. Eltern können ihre<br />

Söhne nur am Telefon sprechen, Schwestern<br />

ihre Brüder nur im Internet sehen – Mütter<br />

und ihre Kinder kämpfen darum, zusammenzukommen.<br />

Nach der Vorführung sprechen<br />

wir mit der Regisseurin Nahed Awwad und<br />

Charles Shamas aus Palästina von RTE, einer<br />

Gruppe von Menschen und Familien, die von<br />

der israelischen Besatzungspolitik betroffen<br />

sind, die Bewohner_innen wie Besucher_innen<br />

der oPt den Zugang verwehrt. Die Basiskampagne<br />

verteidigt das Recht auf Zugang,<br />

Bewegung und Aufenthalt in den oPt.<br />

The documentary Gaza Calling by Nahed<br />

Awwad tells in calm and attentive images<br />

about the restriction of movement in and<br />

outside the occupied Palestinian territories<br />

(oPt). Samer lives in Ramallah in the West<br />

Bank – his family lives in Gaza. Although<br />

separated only by a one hour road trip, they<br />

have not seen each other for six years. When<br />

Mustafa went for a visit to Gaza in 2006,<br />

he was 18 years old. He was never allowed<br />

to return – his mother Hekmat has been<br />

fighting to see her son again for seven years.<br />

Two families torn apart. They share the same<br />

crime: being registered with a Gaza address<br />

in their Identity Cards. Under Israeli rule,<br />

they are considered infiltrators in their own<br />

country and their lives have turned into a<br />

permanent struggle. Parents can only talk<br />

to their sons on the phone; sisters can only<br />

see their brothers on the Internet – mothers<br />

and their children are fighting to be together<br />

at last. After the screening we talk with the<br />

director Nahed Awwad and Charles Shamas<br />

from Palestine of RTE, a volunteer group<br />

of individuals and families affected by the<br />

current Israeli occupation authorities policy<br />

that denies entry to residents of and visitors<br />

to the oPt (Gaza Strip and West Bank). The<br />

grassroots campaign is defending the rights of<br />

access, movement and residency in the oPt.<br />

Nahed Awwad<br />

PS/CH/ AE, 2012<br />

64 min<br />

arabisch<br />

mit engl. UT<br />

nahedawwad.com<br />

righttoenter.ps<br />

Palästina<br />

Flucht<br />

Rassismus<br />

Bewegungsfreiheit<br />

Ferrhotel<br />

S.40 «<br />

Fremd<br />

S.27 «<br />

Babylon<br />

S.11 «<br />

Isqat Al Nizam<br />

S.51 «<br />

Gäste:<br />

Nahed Awwad, RTE<br />

Charles Shamas<br />

44<br />

45


15.04.<strong>2013</strong><br />

eiszeit 1<br />

EISZEIT 2<br />

15.04.<strong>2013</strong><br />

montag/monday<br />

20:45 UHR<br />

montag/monday<br />

21:00 UHR<br />

Ecumenopolis: City Without Limits<br />

Revision<br />

Imre Azem<br />

TR, 2011<br />

93 min<br />

türkisch/englisch/<br />

deutsch<br />

mit engl. UT<br />

ekumenopolis.net<br />

Gentrifizierung<br />

Zwangsumsiedlung<br />

Umweltzerstörung<br />

Abschied von Matjora<br />

» S.12<br />

Rosia Montana:<br />

Dorf am Abgrund<br />

» S.16<br />

De Engel van Doel<br />

» S.49<br />

Gäste:<br />

Imre Azem<br />

Emine Gaye Gunay<br />

(Produzent, angefragt)<br />

Ekümenopolis – das ist die Vision des Stadtplaners<br />

Constantinos Doxiadis vom kontinuierlichen<br />

Wachstum großer Städte bis zu<br />

dem Punkt, an dem sie sich vereinigen und<br />

so einen weltweit zusammenhängenden städtischen<br />

Raum ausmachen. Der Filmemacher<br />

Imre Azem verwendet dieses Bild der Ekümenopolis,<br />

um die aktuelle Situation in Istanbul<br />

zu beschreiben. Er dokumentiert die<br />

sozialen Härten und ökologischen Probleme,<br />

die mit dem rapiden und scheinbar unaufhörlichen<br />

Wachstum Istanbuls einhergehen:<br />

der gewaltsame Abriss von Wohnraum gegen<br />

den Willen ihrer Bewohner_innen und<br />

ihre Umsiedlung an den Stadtrand sowie die<br />

Zerstörung der Natur in und um Istanbul.<br />

Der Film thematisiert nicht nur die Transformation<br />

der Stadt, sondern hinterfragt auch<br />

die zugrunde liegende Dynamik: Das Wachstum<br />

Istanbuls wird forciert durch städtische<br />

Großprojekte wie den geplanten Bau einer<br />

dritten Brücke über den Bosporus. Auch<br />

dieses Projekt soll politisch durchgesetzt<br />

werden – gegen den Einwand von Wissenschaftler_innen<br />

und gegen die Forderung der<br />

Bevölkerung, den eigenen Lebensraum mitgestalten<br />

zu wollen. Der Film entwirft ein<br />

Bild neoliberaler Urbanisierung, welche die<br />

ökologischen, ökonomischen und demographischen<br />

Grenzen überschreitet.<br />

Ecumenopolis - the name comes from a<br />

vision of the urban planner Constantinos<br />

Doxiadis: large cities continue to grow<br />

until they grow together, forming some<br />

day a globally coherent urban space. The<br />

filmmaker Imre Azem uses this metaphor<br />

of Ecumenopolis to describe the current situation<br />

in Istanbul. His film documents<br />

the social hardships and environmental<br />

problems associated with the rapid and<br />

seemingly incessant growth of Istanbul:<br />

the violent demolition of housing space<br />

against the will of the residents and the<br />

residents' relocation to the suburbs as well<br />

as the destruction of nature in and around<br />

Istanbul. The film points out not only the<br />

transformation of the city, but also the<br />

dynamics behind it: The growth of Istanbul<br />

is pushed forward with urban projects<br />

such as the planned construction of a third<br />

bridge over the Bosphorus. Despite scientific<br />

objection and residents' demanding<br />

participation in decision making, politicians<br />

try to put through the project. The<br />

film sketches a picture of neoliberal urbanization,<br />

that surpassed ecological, economic<br />

and demographic limits.<br />

Am 29. Juni 1992 entdeckt ein Bauer zwei<br />

Körper in einem Getreidefeld in Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Ermittlungen ergeben,<br />

dass es sich bei den Toten um rumänische<br />

Staatsbürger handelt. Sie wurden<br />

bei dem Versuch, die polnisch-deutsche<br />

Grenze, das heißt die EU-Außengrenze,<br />

zu überschreiten, von Jägern erschossen.<br />

Diese geben an, die Menschen mit Wildschweinen<br />

verwechselt zu haben. Vier<br />

Jahre später beginnt der Prozess. Welcher<br />

der Jäger den tödlichen Schuss abgegeben<br />

hat, lässt sich nie beweisen. Das Urteil:<br />

Freispruch. dpa meldet: „Aus Rumänien<br />

ist niemand zur Urteilsverkündung angereist.“<br />

In den Akten stehen die Namen<br />

und Adressen der Getöteten. Ihre Familien<br />

wussten nicht, dass jemals ein Prozess<br />

stattgefunden hat. Mit Revision wird ein<br />

juristisch abgeschlossener Kriminalfall einer<br />

filmischen Revision unterzogen, die<br />

Orte, Personen und Erinnerungen miteinander<br />

verknüpft. Es entsteht ein fragiles<br />

Geflecht aus Versionen und Perspektiven<br />

einer „europäischen Geschichte“ vor dem<br />

Hintergrund der ausländerfeindlichen<br />

Hetze Anfang der 1990er Jahre. Wir zeigen<br />

den Film mit anschließender Diskussion<br />

mit dem Regisseur Philip Scheffner.<br />

On 29th June 1992 a farmer discovers two<br />

bodies in a cornfield in the North East of Germany.<br />

Police enquiries lead to the fact that<br />

the dead men are Romanian citizens who during<br />

an attempt to cross the EU border, have<br />

been shot by hunters. Hunters who claim to<br />

have mistaken them for wild boar. The trial<br />

takes place four years later to no avail, as it<br />

is never discovered to which of the hunters<br />

fired the fatal bullet. The verdict: not guilty.<br />

German Press Agency dpa reports: „From<br />

Romania, no one has arrived for the rendition<br />

of judgment.“ The police files contain the<br />

names and addresses of the killed men however;<br />

their families never knew that a trial<br />

had even been held. With Revision, a legally<br />

terminated crime case becomes the subject of<br />

a cinematic revision. Places, individuals and<br />

memories are connected to form a fragile pattern<br />

of different versions and perspectives of<br />

contemporary European history, in a time of<br />

aggressive antipathy towards asylum seekers<br />

in the early 90’s. After the screening we will<br />

speak with the director Philip Scheffner.<br />

Philip Scheffner<br />

DE, 2012<br />

106 min<br />

rumänisch/<br />

deutsch/romanes<br />

mit dt. UT<br />

revision-film.eu<br />

Romaphobie<br />

Rassismus<br />

experimentell<br />

Vermächtnis.Legacy<br />

S.24 «<br />

Gast:<br />

Philip Scheffner<br />

46<br />

47


16.04.<strong>2013</strong><br />

REGENBOGENKINO<br />

EISZEIT 1<br />

16.04.<strong>2013</strong><br />

dienstag/tuesday<br />

18:00 UHR<br />

dienstag/tuesday<br />

18:30 UHR<br />

RESIStencia en la línea negra<br />

De Engel van Doel<br />

Amado Villafaña<br />

Saúl Gil<br />

Silvestre Gil Zarabata<br />

CO, 2011<br />

85 min<br />

spanisch/arhuaco/<br />

wiwa/kogui<br />

mit dt. UT<br />

corazondelmundo.co<br />

Kolumbien<br />

Widerstand indigener<br />

Völker<br />

El gigante<br />

» S.37<br />

Sobre la misma tierra<br />

» S.17<br />

Moderation<br />

KolumbienKampagne<br />

Berlin<br />

Resistencia en la línea negra ist der erste kolumbianische<br />

Film, dessen gesamte Produktion von<br />

Indigenen durchgeführt wurde. Die Schwarze<br />

Linie ist eine traditionelle Grenze, die aus Erdhügeln<br />

für rituelle Zeremonien besteht und sich<br />

im Gebirgszug der Sierra Nevada im Norden<br />

Kolumbiens befindet. Sie wurde von indigenen<br />

Gruppen errichtet und beschreibt einen symbolischen<br />

Übergang von einer sichtbaren zu einer<br />

unsichtbaren Welt. Sie trennt somit auch zwei<br />

Formen der Nutzung natürlicher Ressourcen:<br />

eine nachhaltige und eine zerstörerische. Der<br />

Dokumentarfilm erzählt von Protesten der<br />

Arhuco, Kogi und Wiwa gegen multinationale<br />

Unternehmen, paramilitärische Gruppen und<br />

der Guerrilla sowie ihre zerstörerischen Eingriffe<br />

in die Natur ihrer Ahnengebiete. Der Film ist<br />

auch eine Antwort auf die Art und Weise, wie<br />

Indigene von nicht-indigenen Filmemacher_innen<br />

dargestellt werden. Der Filmemacher Amado<br />

Villafaña ist unter anderem Direktor des<br />

Centro de Comunicaciones Zhigoneshi, welches<br />

zum Ziel hat, indigene Interessen und Ansichten<br />

durch visuelle Medien zu dokumentieren<br />

und der Öffentlichkeit zu kommunizieren.<br />

Zudem ist das Zentrum Teil der indigenen Organisation<br />

Gonawindua Tayrona, gegründet, um<br />

die Ahnengebiete und ihr kulturelles Überleben<br />

vor politischer Gewalt und den Nachteilen von<br />

Entwicklung zu schützen.<br />

Resistance along the Black Line is the first<br />

Colombian documentary to be entirely directed,<br />

scripted, photographed, and post-produced by<br />

Amerindians. The Black Line is an ancestral<br />

topographical frontier marked by ritual mounds<br />

along a strategic area of the Sierra Nevada<br />

Mountain range in northern Colombia. It is<br />

the symbolical divide between the visible and<br />

the invisible world set by the Arhuaco, Kogi and<br />

Wiwa peoples of the Sierra Nevada, and has also<br />

come to symbolize the final frontier between sustainable<br />

and destructive uses of natural resources.<br />

Resistance along the Black Line narrates<br />

instances of resistance by the Arhuaco, Kogi, and<br />

Wiwa to destructive forays into their ancestral<br />

territories by multinationals, paramilitaries and<br />

guerrillas. It is also a response to how indigenous<br />

peoples are portrayed by non-indigenous filmmakers.<br />

Photographer and filmmaker Amado<br />

Villafaña is director of the Zhigoneshi Indigenous<br />

Center of Communications, located in<br />

Colombia‘s Sierra Nevada de Santa Marta. The<br />

center is focused on documenting and communicating<br />

indigenous concerns and worldviews<br />

using visual media. It is a unit of Gonawindúa<br />

Tayrona, an organisation founded by three of the<br />

region‘s indigenous groups – Kogi, Arhuaco and<br />

Wiwa – to recover ancestral lands and to secure<br />

their cultural survival in a region threatened by<br />

development and by political violence.<br />

Bereits zu Beginn des Films ist Doel ein Geisterdorf<br />

– der Abrissbeschluss steht, das Dorf<br />

soll dem expandierenden Hafen Antwerpens<br />

weichen, weil Wachstum Jobs schafft und<br />

dies die Zukunft künftiger Generationen<br />

sichern würde. Die Hintergründe für das<br />

Schicksal Doels huschen in einer kurzen<br />

Sequenz aus Fernsehbildern vorüber. Das<br />

Augenmerk von Filmemacher Tom Fassaert<br />

liegt auf Emilienne, einer Frau Mitte 70, die<br />

sich dem Räumungsgebot und damit dem<br />

extern aufgenötigten Lebenslauf zu widersetzen<br />

versucht. Ein vergeblicher Kampf,<br />

denn die widerständige Gemeinschaft in<br />

Doel bröckelt, auch die Freundinnen packen<br />

Umzugskisten – Emilienne kann das Leben<br />

in ihrer gewohnten Gemeinschaft nicht retten,<br />

ob sie nun bleibt oder nicht. Immer<br />

stärker dringt der Ausbau des Hafens in ihr<br />

Leben, der Lärm der Baustellen bemächtigt<br />

sich ihres Wohnraums, Tourist_innen besichtigen<br />

die Häuser Doels wie Vitrinen in<br />

einem Museum. Der Film ist ein intensives<br />

Porträt Emillienes, ihres stillen Protests und<br />

ihrer Zweifel. Die Hafenerweiterung und der<br />

Abriss Doels werden in einem weiteren Film<br />

der <strong>globale</strong> thematisiert: The Forgotten Space<br />

– hier im größeren Zusammenhang von Globalisierung<br />

und Transport.<br />

Already at the beginning of the movie Doel<br />

seems like a ghost town. The demolition<br />

permit has been granted, the village stands<br />

in the way of the expanding port of Antwerp.<br />

The project would bring new jobs and<br />

would protect the quality of life for future<br />

generations. The background information<br />

about Doel's fate are shown in short sequences<br />

of television images. The filmmaker Tom<br />

Fassaert focuses on Emilienne, an old lady<br />

in her mid 70's who attempts to oppose the<br />

externally forced way of life. It is a hopeless<br />

battle as the resistant community is crumbling.<br />

Even her friends are ready to move<br />

and pack up their boxes – Emilienne cannot<br />

save the life in the familiar community, no<br />

matter if she stays or not. The construction<br />

work for the expansion of the harbor takes<br />

its course and has a great impact on her life:<br />

the noise of the construction takes possession<br />

of her living space, tourists visit the houses<br />

of Doel like showcases in a museum. The<br />

film is an intense portrait of Emilienne, her<br />

silent protest and her doubts. The port expansion<br />

and the demolition of Doel is also<br />

discussed in another film in the programme<br />

– The Forgotten Space, this time in the wider<br />

context of globalization and transport.<br />

Tom Fassaert<br />

NL/BE, 2011<br />

77 min<br />

flämisch<br />

mit dt. UT<br />

tomfassaert.com<br />

doel2020.org<br />

Großbauprojekte<br />

Zwangsumsiedlung<br />

Widerstand<br />

The Forgotten Space<br />

S.8 «<br />

Abschied von Matjora<br />

S.12 «<br />

Rosia Montana:<br />

Dorf am Abgrund<br />

S.16 «<br />

Ecumenopolis:<br />

City Without Limits<br />

S.46 «<br />

48<br />

49


16.04.<strong>2013</strong><br />

eiszeit 2<br />

regenbogenkino<br />

16.04.<strong>2013</strong><br />

dienstag/tuesday<br />

18:45 UHR<br />

dienstag/tuesday<br />

20:30 UHR<br />

Sobre la misma tierra (wdh.)<br />

Isqat al Nizam<br />

Laura Sipán<br />

ES, 2012<br />

75 min<br />

spanisch<br />

mit dt. UT<br />

facebook.com/<br />

SobreLaMismaTierra.<br />

Documental<br />

Kolumbien<br />

interne Vertreibung<br />

alltäglicher Widerstand<br />

EINE KAMPAGNE VOM<br />

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WWW.MEDIBUERO.DE<br />

Die interne Vertreibung in Kolumbien ist<br />

ein bedauerliches Ergebnis des dort seit mehr<br />

als 50 Jahren anhaltenden bewaffneten Konflikts.<br />

Mehr als 5 Mio. Kolumbianer_innen,<br />

die in umkämpften Gebieten lebten, wurden<br />

bis dato vertrieben. Dabei handelt es sich<br />

meistens um Landbewohner_innen, die ihr<br />

Hab und Gut verlieren und Zuflucht in den<br />

Slums der großen Städte suchen. Die Zivilbevölkerung<br />

wird hauptsächlich von Seiten der<br />

staatlichen Sicherheitskräfte und der Paramilitärs<br />

in den Konflikt hineingezogen: Sie müssen<br />

fliehen, weil sie als Sympathisant_innen<br />

der Guerilla verunglimpft werden, weil der<br />

Boden, auf dem sie leben, von den wirtschaftlichen<br />

Interessen verlangt wird oder weil sie in<br />

strategischen Gebieten des Landes wohnen:<br />

Unter anderem der Drogenhandel, die Morde,<br />

die sexuelle Gewalt gegen Mädchen und<br />

Frauen und die bewaffneten Auseinandersetzungen<br />

haben die Existenz vieler Menschen<br />

in Kolumbien nahezu unmöglich gemacht.<br />

Sobre la misma tierra ist die Erzählung von<br />

vier Geschichten, die in Wirklichkeit eine einzige<br />

ist: die Kolumbiens. Menschen zwischen<br />

Maisfeldern und Goldminen, Yucca und Erdöl,<br />

die unter dem Verlust ihrer Länder, ihres<br />

Lebens und ihrer Zukunft leiden. Wirklichkeit,<br />

Hoffnung, Vergessen und die Kraft zu<br />

Leben, wo das Leben nichts anderes ist als der<br />

Kampf ums Überleben.<br />

more info, also in english p. 16<br />

BAR–M.DE<br />

In einem System aus Kontrolle, Verachtung<br />

und Bespitzelung kann ein Funke ausreichen,<br />

um bei den Menschen, ihren Widerstand und<br />

ihre Würde zu offenbaren. In Syrien gingen die<br />

Menschen auf die Straße und auf die Rufe nach<br />

Veränderung antworten die Spitzel, Schläger<br />

und Soldaten, die das Netz der Gerüchte, Entrechtungen<br />

und Folter fortsetzen, mit Snipern,<br />

Vergewaltigung und Bomben. Isqat Al Nizam<br />

zeigt die energischen Proteste, die hinterhältigen<br />

Angriffe auf sie und die Auswege, die<br />

bleiben. Menschen fliehen, bewaffnen sich,<br />

bleiben beharrlich, auch wenn sie die Taktiken<br />

und Worte der Mächte erleben müssen. In der<br />

Türkei in Camps gesperrt oder in Wohnungen<br />

versteckt, herausgerissen aus dem Leben, dessen<br />

Vernichtung allgegenwärtig bleibt, durch<br />

die Toten, Verwundeten und Bilder des Krieges<br />

gegen die Erhebung, auf den Straßen und<br />

in den Häusern, gegen Männer und Frauen,<br />

gegen Kinder durch Folter und Einschüchterung.<br />

Soldaten desertieren, erzählen von ihrer<br />

Einschwörung auf das Regime und gegen den<br />

Feind, zeigen ihre Bilder von der Macht, die<br />

sich im Recht sieht. Menschen widersetzen<br />

sich der militärischen Logik, ihnen aufgezwungen<br />

und von anderen fortgesetzt, je länger das<br />

Schweigen kein Ende nimmt. Zu Gast: Der<br />

Protagonist Hamzeh Gadban und die Produzentin<br />

Serena Gramizzi.<br />

In a system marked by government control,<br />

disrespect and spying the tiniest spark can<br />

cause political unrest and make people fight<br />

for their dignity. In Syria the people went<br />

on the street and the informers, thugs and<br />

soldiers, continuing the web of rumours,<br />

deprivation of rights and torture, answer to<br />

the calls for change with snipers, rape and<br />

bombs. Isqat Al Nizam shows the energetic<br />

protests and how they get attacked. People<br />

escape, arm themselves, keep patient, even if<br />

they have to experience the tactics and words<br />

of the forces. Locked up into the camps in<br />

Turkey or hidden in flats, dragged out of<br />

their lives, their destruction nevertheless<br />

ever-present, through the dead, the wounded<br />

and the images of the war against the uprising,<br />

in the streets and the houses, against<br />

the men and women, against the children by<br />

torture and intimidation. Soldiers desert,<br />

report how they took an oath on the regime<br />

and against the enemy, show their pictures of<br />

the power. People resist to the military logic<br />

imposed on them and continued by others<br />

that still doesn´t come to an end the longer<br />

the silence continues. We are glad that the<br />

protagonist Hamzeh Gadban and the producer<br />

Serena Gramizzi will be present.<br />

Antonio Martino,<br />

IT, 2012<br />

74 min<br />

arabisch<br />

mit engl. UT<br />

antoniomartino.net<br />

Syrien<br />

Krieg<br />

Flucht<br />

Bewegungsfreiheit<br />

Babylon<br />

S.11 «<br />

Ferrhotel<br />

S.40 «<br />

Fremd<br />

S.27 «<br />

Gäste:<br />

Hamzeh Gadban<br />

Serena Gramizzi<br />

51


16.04.<strong>2013</strong><br />

eiszeit 1<br />

EISZEIT 2<br />

16.04.<strong>2013</strong><br />

dienstag/tuesday<br />

20:45 UHR<br />

dienstag/tuesday<br />

21:00 UHR<br />

Thorberg<br />

The Forgotten Space (wdh.)<br />

Dieter Fahrer<br />

CH, 2012<br />

105 min<br />

deutsch/<br />

schweizerdeutsch/<br />

französisch/englisch/<br />

albanisch<br />

mit dt. UT<br />

thorberg.ch<br />

Strafvollzug<br />

Repression<br />

Gender/Männlichkeit<br />

Migration<br />

Gast:<br />

Kiralina<br />

(angefragt)<br />

Der Inhaftierte Andrij über das Schweizer<br />

Hochsicherheitsgefängnis Thorberg: „It´s<br />

no switzerland, no territory, no body, just<br />

mind“. Zur Zeit sind dort 180 männliche<br />

Gefangene, die schwere Verbrechen begangen<br />

haben, eingeschlossen. Der Film lässt 7<br />

von ihnen zu Wort kommen. Sie sprechen<br />

über ihre Geschichten, Gedanken und Gefühle,<br />

aber auch die Gründe des Entzugs<br />

der Freiheit, verzweifelt und hoffnungsvoll<br />

zugleich. Zwischen dem Filmenden und<br />

den Gefilmten ist ein großes Vertrauen<br />

spürbar. Es entsteht eine Nähe zu ihnen,<br />

die alles andere als aufdringlich ist. Dargestellt<br />

wird ihr Umgang mit den eigenen<br />

Taten, aber auch die Alltäglichkeit des<br />

Wegschließens, der immer gleichen Routinen,<br />

die Zeit, die abgesessen werden muss.<br />

Computerspiele sind erlaubt, Internet<br />

nicht. Sportmöglichkeiten gibt es wenige,<br />

bei 'guter' Führung können Bildungskurse<br />

belegt werden, eine Möglichkeit zur Ausbildung<br />

ist ausgeschlossen. Die Institution<br />

Knast lebt von einer starken Ordnung<br />

des Alltags, die gewahrt werden muss. Der<br />

Film vermittelt dies in einprägsamen Bildern<br />

und befindet sich in seiner Erzählweise<br />

auf Augenhöhe mit den Interviewten.<br />

The prisoner, Andrij, about the maximum<br />

security prison Thorberg: "It´s no switzerland,<br />

no territory, no body, just mind."<br />

Currently there are 180 men imprisoned<br />

for felony at Thorberg. In this documentary<br />

seven of them comment on their situation.<br />

They talk about their personal historys,<br />

ideas and feelings and also about what led<br />

to their imprisonment – desperate and hopeful<br />

at the same time. One can sense a lot of<br />

trust between the ones filming and the ones<br />

being filmed. There develops a closeness to<br />

the protagonists without it feeling intrusive.<br />

Their reflections on their past actions are<br />

illustrated as is the daily routine of being<br />

locked away, the repetitive days, the sentence<br />

that has to be served. Computer games<br />

are permitted, Internet is not. Not a lot of<br />

possibilities to do sports are given, for good<br />

conduct one can take simple educational<br />

courses. There is no chance for a professional<br />

training. Jail as an institution needs the<br />

strict order of the daily routine and it needs<br />

it to be preserved. 'Thorberg' conveys this in<br />

memorable images and tells it's story on eye<br />

level with the interviewees.<br />

Globalisierung erzählt anhand des Frachtcontainers:<br />

Der Essayfilm folgt den internationalen<br />

Lieferketten, den Frachtschiffen, Güterzügen<br />

und Lastwägen. Die Filmemacher<br />

suchen die großen Häfen, unter anderem in<br />

Rotterdam, Los Angeles und Hong Kong auf<br />

und stellen Zusammenhänge her zwischen<br />

den Lebens- und Arbeitsbedingungen und<br />

den globalisierten Formen des Transports.<br />

Zu Wort kommen diejenigen, die arbeitend,<br />

planend, politisch und gewerkschaftlich<br />

involviert sind. Vor allem aber jene, deren<br />

Interessen im Zuge von Wachstum und Effizienz<br />

an den Rand gedrängt werden – die<br />

Dorfbewohner, die dem Hafenausbau oder<br />

der Güterzugstrecke weichen müssen, die<br />

unterbezahlten Fernfahrer_innen, Seeleute,<br />

Wander- und Fabrikarbeiter_innen sowie<br />

die Arbeits- und Obdachlosen. So entsteht<br />

ein Bild dessen, was Allan Sekula und Noël<br />

Burch als vergessenen Raum identifizieren:<br />

die Ozeane und Häfen, die mit der Erfindung<br />

des Frachtcontainers zu einer ökonomischen<br />

Basis für die Globalisierung von<br />

Warenverkehr und Arbeit wurden. Kommen<br />

mit dem Container, Inbegriff von Ordnung,<br />

Effizienz und <strong>globale</strong>m Fortschritt, Unordnung<br />

und Zerstörung? Wirft er die Welt aus<br />

dem Gleichgewicht? Diese Fragen werden<br />

zum Leitmotiv des Films.<br />

Globalization told as the story of the cargo<br />

container: in their essayistic and visual documentary,<br />

Allan Sekula and Noël Burch follow<br />

the international supply chains, the cargo<br />

ships, barges, trains and trucks that transport<br />

containers with their hidden cargo from A<br />

to B. The filmmakers visit the big harbors<br />

in Rotterdam, Los Angeles and Hong Kong<br />

etc. and show the link between working and<br />

living conditions and the globalized ways of<br />

transport. They listen to workers, engineers,<br />

planners, politicians, and those marginalized<br />

by the global transport system. Displaced farmers<br />

and villagers tell their story, underpaid<br />

truck drivers in Los Angeles, seafarers aboard<br />

mega-ships and factory workers in China,<br />

whose low wages are the key to the whole<br />

puzzle. The result is an image of what Allan<br />

Sekula und Noël identify as the forgotten<br />

space: the oceans and harbors that with the<br />

invention of the cargo container became the<br />

economic base of the globalization of goods<br />

traffic and work. After the film we’ll speak<br />

with Dr. Rolf Geffken, specialist lawyer for<br />

labour law and author. He completed his thesis<br />

on the subject Strike of the Sailors and<br />

Boykott of the Dockers and has just finished<br />

his manuscript on dock work and labour disputes<br />

in the harbour.<br />

Allan Sekula<br />

Noël Burch<br />

NL/AT, 2010<br />

112 min<br />

deutsch u.a.<br />

mit dt. UT<br />

theforgottenspace.net<br />

Globalisierung<br />

Frachtcontainer<br />

Arbeitsbedingungen<br />

Armut<br />

De Engel van Doel<br />

S.49 «<br />

Gast:<br />

Dr. Rolf Geffken<br />

Fachanwalt für<br />

Arbeitsrecht und<br />

Autor<br />

52<br />

53


17.04.<strong>2013</strong><br />

REGENBOGENKINO<br />

EISZEIT 1<br />

17.04.<strong>2013</strong><br />

mittwoch/wednesday<br />

18:00 UHR<br />

mittwoch/wednesday<br />

18:30 UHR<br />

Masamadre + Y la memoria somos nosotras<br />

Die Ausbildung<br />

Mariana Ares<br />

Ana Barry<br />

AR, 2012<br />

65 min<br />

spanisch<br />

mit dt. UT<br />

Argentinien<br />

Selbstorganisation<br />

Kollektive Prozesse<br />

Paola Figueroa-Cancino<br />

Angela Rubiano Tamayo<br />

CO, 2012<br />

31 min<br />

spanisch<br />

mit dt. UT<br />

achiote-audiovisual.<br />

blogspot.de<br />

Kolumbien<br />

Selbstorganisation<br />

Kollektive Prozesse<br />

In Masamadre erzählen Bewohner_innen die<br />

Geschichte der von ihnen aufgebauten informellen<br />

Siedlung Maria Elena im Stadtteil La<br />

Matanza am Rand von Buenos Aires. Gemeinschaftlich<br />

kämpfen sie seit den 80-er Jahren für<br />

die Behebung existenzieller Not – Nahrung,<br />

Gesundheit und Wohnraum. Neben visuellen<br />

Eindrücken über den Alltag im Gesundheitszentrum<br />

und den Gemeinschaftsküchen erhalten<br />

die Zuschauer_innen auch spannende Einblicke<br />

in die Emanzipationsprozesse der Frauen<br />

im Viertel. Einst als Versorgerinnen zuständig<br />

für die Reproduktionsarbeit und wenig an den<br />

Entscheidungsprozessen beteiligt, wandelte sich<br />

ihre Rolle hin zu führenden Protagonistinnen im<br />

Kampf gegen strukturelle Armut.<br />

Um Empowerment-Strategien von Frauen geht<br />

es auch im zweiten Film: Seit über 10 Jahren<br />

treffen sich die Bäuerinnen aus dem Munizip<br />

Inzá in südlicher Region Cauca (Kolumbien) in<br />

Gärten, Innenhöfen, Küchen und öffentlichen<br />

Plätzen, um über ihre Probleme zu diskutieren.<br />

Durch die Prämisse, kollektive Lösungen für die<br />

gemeinsamen Probleme zu finden, ist ihnen die<br />

Entwicklung von Strategien gelungen, die sie<br />

dazu ermutigen, sich der Gewalt und der Armut<br />

zu stellen, sich auszubilden, den Boden zu bearbeiten<br />

und ein würdevolles Leben zu führen.<br />

So verwirklichen sie die femenismos campesinos.<br />

Masamadre tells the story of the residents of<br />

Maria Elena, an informal settlement that they<br />

built in the neighbourhood of La Matanza on<br />

the outskirts of Buenos Aires. Since the 1980s<br />

they have been fighting collectively to secure<br />

their basic needs – food, health and living<br />

space. Beside visual impressions of the everyday<br />

life in the health centre and the communal<br />

kitchens, the audience also gains insight<br />

into women's emancipation process . Initially<br />

used as mere providers for reproductive work<br />

and having very little to say in the decisionmaking<br />

process, they have over time become<br />

leading protagonists in the fight against structural<br />

poverty.<br />

The second film also relates to empowerment<br />

strategies of women: For over a decade now<br />

the peasant women from Inzá - Cauca department<br />

(Colombia) - get together in vegetable<br />

gardens, courtyards, kitchens and public spaces<br />

to speak about their problems. Through the<br />

maxim to seek collective solutions. they have<br />

developed strategies that give them strength to<br />

oppose violence and poverty, to get an education,<br />

to farm their land and live a dignified<br />

live. Realizing the femenismos campesinos.<br />

Der 20-jährige Jan (Joseph K. Bundschuh) ist<br />

ein introvertierter junger Mann, der im letzten<br />

Jahr seiner Ausbildung in einem mittelständischen<br />

Betrieb steht. Seine Mutter (Anja Beatrice<br />

Kaul), eine engagierte Gewerkschafterin,<br />

arbeitet im selben Betrieb. Wegen ihres Engagements<br />

im Betriebsrat gerät sie von Seiten<br />

der Betriebsleitung immer mehr unter Druck.<br />

Jan will alles richtig machen – aber was ist das<br />

Richtige, wenn durch Umstrukturierungen<br />

der Druck auf die Mitarbeitenden wächst,<br />

wenn Entlassungen an der Tagesordnung stehen<br />

und der Personalchef (Stefan Rudolf) mit<br />

Argusaugen über alles wacht? In rasanten Autofahrten<br />

und intensivem Konsum sucht Jan<br />

einen Ausgleich. Als die Zeitarbeiterin Jenny<br />

(Anke Retzlaff) in seine Firma kommt, entspinnt<br />

sich eine zarte Liebesgeschichte. Doch<br />

Jennys Aufenthalt ist von kurzer Dauer und<br />

Jan ist gefangen in seiner Unfähigkeit, Entscheidungen<br />

zu fällen, in seiner Angst, seinen<br />

Arbeitsplatz, seine Liebe, seinen Status zu verlieren.<br />

Der Film stellt die Schwierigkeiten von<br />

Selbstorganisierungsprozessen sehr realistisch<br />

dar. Darauf werden der Regisseur Dirk Lütter<br />

und der Journalist Peter Nowak eingehen,<br />

der in seinen Artikeln über Arbeitskämpfe in<br />

diesen schwer organisierbaren Branchen unter<br />

Anderem in der Jungle World, der Taz und<br />

dem Neue Deutschland berichtet.<br />

The Film directed by Dirk Lütter tells the story<br />

of the 20-year-old Jan (Joseph K. Bundschuh).<br />

The introverted young man stands in the last<br />

year of training in a medium-sized company.<br />

While trying to please everybody, he is torn<br />

between conflicting demands of adaptation.<br />

His mother (Anja Beatrice Kaul) is a dedicated<br />

trade unionist and works for the same<br />

company. As a consequence of her involvement<br />

in the works council she gets more and more<br />

under pressure. Jan tries very hard not to make<br />

mistakes. But the right thing often remains<br />

unclear in times of restructuring when pressure<br />

on employees becomes unbearable and layoffs<br />

are on the daily agenda. To make matters worse<br />

the manager (Stefan Rudolf) watches over<br />

all incidents like a hawk. Jan finds relief in<br />

rapid car rides and intense shopping trips to<br />

the mall. When temporary worker Jenny (Anke<br />

Retzlaff) joins the company, a tender love story<br />

unfolds between Jenny and Jan. But Jenny leaves<br />

the company soon and Jan stays caught up<br />

in his inability to make decisions and his anxiety<br />

to lose his job, love and status. After the<br />

screening director Dirk Lütter and journalist<br />

Peter Nowak will discuss the difficulties of selforganization<br />

processes. Peter Nowak has published<br />

articles about labor disputes in the Jungle<br />

World and Taz and other news platforms.<br />

Dirk Lütter<br />

DE,2010<br />

85 min<br />

deutsch<br />

die-ausbildung.com<br />

peter-nowakjournalist.de<br />

Prekäre Arbeitsverhältnisse<br />

Anpassung<br />

Gewerkschaft<br />

Zeitarbeit<br />

Harvest of Loneliness<br />

S.56 «<br />

Big sweep up in<br />

subcontracting<br />

S.44 «<br />

Gäste:<br />

Dirk Lütter<br />

Peter Nowak<br />

54<br />

55


17.04.<strong>2013</strong><br />

eiszeit 2<br />

regenbogenkino<br />

17.04.<strong>2013</strong><br />

mittwoch/wednesday<br />

18:45 UHR<br />

mittwoch/wednesday<br />

20:30 UHR<br />

Harvest of Loneliness<br />

raising Resistance<br />

Gilbert Gonzalez<br />

Vivian Price<br />

Adrian Salinas<br />

US/MX, 2010<br />

56 min<br />

spanisch<br />

mit engl. UT<br />

harvestofloneliness.com<br />

Gastarbeiter_innen<br />

Rassismus<br />

Ausbeutung<br />

Mexiko<br />

Duvarlar - Mauern - Walls<br />

» S.28<br />

¡Viva México!<br />

» S.58<br />

Verborgen im kollektiven Gedächtnis der Minderheiten,<br />

in der amerikanischen Gesellschaft<br />

ist die Geschichte der Millionen mexikanischen<br />

Männer und Frauen, deren Leben vom Gastarbeiterprogramm<br />

mit den USA geprägt wurde:<br />

dem Bracero-<strong>Programm</strong>. Das <strong>Programm</strong> wurde<br />

angesichts des kriegsbedingten Mangels an<br />

Arbeitskräften in den USA entwickelt, auch<br />

um aufkommende gewerkschaftliche Bestrebungen<br />

in den USA zu unterbinden. Der Film<br />

verfolgt dokumentarisch den Weg der Männer,<br />

die zwischen 1942 und 1964 regelrecht in<br />

die USA importiert wurden, um dort als billige,<br />

leicht verfügbare und vor allem auch gut<br />

kontrollierbare Arbeitskräfte ausgebeutet zu<br />

werden. Im Film kommen ehemalige Arbeiter<br />

des Bracero <strong>Programm</strong>s zu Wort und erzählen<br />

von ihren Erfahrungen. Aber auch die damals<br />

zurückgelassenen Ehefrauen und Familien bekommen<br />

erstmals die Gelegenheit, öffentlich<br />

über ihre Entbehrungen und die Situation in<br />

den männerverlassenen Dörfern zu sprechen.<br />

Ehefrauen und Familien wussten nicht, ob und<br />

wenn ja, wann die Arbeiter zurückkehren würden<br />

oder wo die Männer genau hingebracht<br />

wurden. Die Familien waren stark gestresst und<br />

wurden teils auf ewig auseinandergerissen.<br />

Hidden within the historical accounts of minorities,<br />

workers and immigrants in American<br />

society, is the story of the millions of Mexican<br />

men and women who experienced the temporary<br />

contract worker program known as the<br />

Bracero Program. Established to replace an alleged<br />

wartime labor shortage, research reveals<br />

that the Bracero Program intended to undermine<br />

farm workers unionization. Harvest of<br />

Loneliness shows how several million men, in<br />

one of the largest state managed migrations in<br />

history, were imported from 1942 to 1964 to<br />

work as cheap, controlled and disposable workers.<br />

The documentary features the men speaking<br />

of their experiences and addresses what to<br />

expect from a new temporary contract worker<br />

program. Harvest of Loneliness also focuses on<br />

the voices of wives and families who were left<br />

behind and forced to readjust, as an untold<br />

number of villages were virtually emptied of<br />

men as they supplied workers for the largest<br />

US agricultural corporations. Wives and families,<br />

not knowing if or when their men would<br />

return or where they were going to work, were<br />

deeply distressed. Family separation became an<br />

ongoing periodic experience for many villages<br />

and for many the separation became permanent.<br />

Over the 22 years of the Bracero Program,<br />

the economy and living standards of the<br />

villages remained virtually unchanged.<br />

„Das Soja-Modell ist Mord am Volk“, steht auf<br />

dem Schild einer Demonstrantin in Asunción,<br />

der Hauptstadt Paraguays. Aus allen Landesteilen<br />

sind Campesinos angereist und demonstrieren<br />

für ihre Rechte, auch Menschen aus<br />

Santa Rosa. Santa Rosa liegt in der Soja-Zone<br />

im Osten des Landes. Der Dokumentarfilm<br />

erzählt von Protest und Widerstand der dort<br />

lebenden Campesinos gegen die Massenproduktion<br />

von Gen-Soja vor ihrer Haustür. Diese<br />

bedroht existentiell die Lebensgrundlage der<br />

Kleinbauer_innen. Paraguay ist weltweit der<br />

viertgrößte Exporteur gentechnisch veränderter<br />

Sojabohnen. Ziele der nährstoffreichen und<br />

beliebten Gen-Bohnen sind Europa und China,<br />

wo es als Futtermittel und Pflanzenöl zu<br />

einer Grundlage der industriellen Lebensmittelproduktion<br />

geworden ist. Die sozialen und<br />

gesundheitlichen Kosten der möglichst billigen<br />

Sojaproduktion tragen jedoch die Campesinos:<br />

Für den großflächigen Gen-Sojaanbau<br />

mit dem starken Einsatz hochgiftiger Pflanzenschutzmittel<br />

werden Millionen Hektar<br />

Wald gerodet, Böden und Gewässer vergiftet.<br />

Ganze Dorfgemeinschaften fallen dem zum<br />

Opfer und den Campesinos fehlt fruchtbares<br />

Land um Grundnahrungsmittel anzubauen.<br />

Zum jährlichen La Via Campesina Aktionstag<br />

am 17. April zeigen wir Raising Resistance in<br />

Anwesenheit der Regie.<br />

The words, „The soy model is murder of the people‘<br />

is written on the sign of one of the protesters<br />

in Asunción, the capital city of Paraguay.<br />

From all parts of the country including Santa<br />

Rosa, which is located in the soy zone east of<br />

Paraguay, Campesinos are demonstrating for<br />

their rights. This documentary is about protest<br />

and resistance of the Campesinos, the small<br />

farmers, against the aggressively expanding<br />

production of genetic soy. The production next<br />

to their homes deeply threatens their existence<br />

by destroying the basics for subsistence economy.<br />

Paraguay is the fourth largest exporter of<br />

genetically modified soybeans in the world,<br />

supplying primarily Europe and Asia for the<br />

industrial production of food. Soybeans are<br />

mainly used as animal feed and vegetable oil.<br />

The Campesinos have to bear the social and<br />

health related costs of the cheap soy production,<br />

which is that the growing of genetic soy needs<br />

larger cultivable areas. Millions of hectares of<br />

forest are cleared and soil fertility and water<br />

quality are badly affected by high doses of toxic<br />

plant protection chemicals. Whole village communities<br />

fall victim to this, and maybe it will<br />

hit the last generation of independent farmers.<br />

Raising Resistance shown on the International<br />

Day of Peasants La Via Campesina on April<br />

17th in the presence of the director.<br />

Bettina Borgfeld<br />

David Bernet<br />

DE/CH, 2011<br />

84 min<br />

spanisch/guaraní/<br />

portugiesisch/<br />

englisch<br />

mit dt. UT<br />

raising-resistance.com<br />

viacampesina.org<br />

Landraub<br />

Umweltzerstörung<br />

Gentechnik<br />

Arbeitsbedingungen<br />

Gäste:<br />

Filmemacher_innen<br />

56<br />

57


17.04.<strong>2013</strong><br />

mittwoch/wednesday<br />

20:45 UHR<br />

eiszeit 1 EISZEIT 2<br />

17.04.<strong>2013</strong><br />

mittwoch/wednesday<br />

21:00 UHR<br />

¡Viva México!<br />

Deutsch-Südwas?! + Die leere Mitte<br />

Nicolas Défossé<br />

MX, 2010<br />

120 min<br />

spanisch<br />

mit dt. UT<br />

vivamexicofilm.com<br />

Mexiko<br />

Zapatistas<br />

Widerstand<br />

soziale Missstände<br />

Anfang Januar 2006: In den Bergen im<br />

Südosten Mexikos versammeln sich tausende<br />

indigene Zapatista, um ihren Wortführer<br />

Subcomandante Marcos, auch Delegado<br />

Zero genannt, zu verabschieden. In den<br />

kommenden sechs Monaten wird er das<br />

Land bereisen, um von den verschiedenen<br />

Formen des Widerstands mexikanischer<br />

Frauen, Männer und Transgender, die für<br />

ein gerechteres Mexiko kämpfen, zu lernen.<br />

Von Chiapas bis Quintana Roo, von Yucatan<br />

bis Oaxaca, von Nayarit bis Colima,<br />

von Michoacan bis Guerrero – von einem<br />

zum anderen Ende des Landes über Mexiko<br />

Stadt folgt der Film seiner Reise, die<br />

das Gesicht des anderen Mexikos abzeichnet,<br />

eines fern ab der Welt der TV-Shows.<br />

Der Film zeigt verschiedene Frauen, Männer<br />

und Transgender in ihrem alltäglichen<br />

Kampf sich Gehör zu verschaffen, um auf<br />

die herrschenden Missstände in ihrem Land<br />

aufmerksam zu machen. Die Reise ist aber<br />

auch mit Risiken verbunden. Sie ist eine<br />

Provokation gegen jene, die die Wirtschaft<br />

und das Image des Landes kontrollieren,<br />

indem sie die Samen der Rebellion und die<br />

Solidarität unter den Menschen nährt. Was<br />

als isoliertes Gemurmel beginnt, entwickelt<br />

sich zu einem Ruf von hunderttausenden<br />

Stimmen: ¡Viva México!<br />

January 1, 2006: In the mountains of southeastern<br />

Mexico thousands of indigenous<br />

Zapatistas prepare to say farewell to their<br />

spokesman Subcomandante Marcos, also<br />

known as Delegado Zero. In the following<br />

six months he will travel across the country<br />

to learn about the resistance of Mexican<br />

men, women and transgender who are<br />

fighting for more justice in Mexico. From<br />

Chiapas to Quintana Roo, from Yucatan<br />

to Oaxaca, from Nayarit to Colima, from<br />

Michoacan to Guerrero, from one end to<br />

another via Mexico City, the film follows<br />

his journey that traces the face of the other<br />

Mexico, a face much different from the one<br />

TV shows us every day. The film shows women,<br />

men and transgender in their every<br />

day struggle to make themselves heard, to<br />

draw attention to the widespread grievances<br />

in the country. This journey is not without<br />

risks. By irrigating the seeds of rebellion and<br />

solidarity of the people, it is a provocation<br />

against those who control the country's economy<br />

and its image. What starts as an isolated<br />

murmur will become a clamor of hundreds<br />

of thousands of voices: ¡Viva México!<br />

Der Film Deutsch-Südwas?! -Erinnerung an einen<br />

deutschen Völkermord streift durch vergangene<br />

koloniale Realitäten und deren Kontinuitäten<br />

in der Gegenwart. Er versucht, die Konturen<br />

deutscher Herrschaft in der ehemaligen Kolonie<br />

Deutsch-Südwestafrika nachzuzeichnen und gibt<br />

Einblicke in heutige Kämpfe Schwarzer Menschen<br />

um Gehör, um Anerkennung und um<br />

einen dekolonialen Perspektivwechsel innerhalb<br />

der weißen, deutschen Mehrheitsgesellschaft.<br />

Der Film Die Leere Mitte beobachtet über einen<br />

Zeitraum von 8 Jahren die architektonischen<br />

und politischen Veränderungen am Potsdamer<br />

Platz in Berlin. Auf einem leeren Minenfeld<br />

zwischen den Grenzen des Kalten Krieges<br />

entsteht ab 1990 langsam ein Hauptquartier<br />

internationaler Konzerne. Gleichzeitig werden<br />

viele Menschen, insbesondere Migrant_innen<br />

und andere Minderheiten, an den Rand der<br />

Stadt gedrängt. Der Film versucht Geschichten<br />

aufzufinden, die nach wie vor von dieser<br />

Mitte ausgeschlossen bleiben. Seine Form ist<br />

eine Archäologie der Amnesie – in der nicht<br />

Erinnerungen ausgegraben werden, sondern<br />

Auslöschungen von Erinnerung. Anschließend<br />

diskutieren Vorstandsmitglied des ISD-Bund<br />

und Autorin, Sharon Dodua Otoo, Politikwissenschaftler/Aktivist<br />

Joshua Kwesi Aikins, sowie<br />

die Filmemacher_innen von Deutsch-Südwas?<br />

die Filme sowie deren Thematik.<br />

The Film German South-what?! Recalling a<br />

German genocide, roams over past colonial<br />

realities and their continuities in the present.<br />

It tries to trace the outlines of German domination<br />

in the former German colony of German<br />

South-West Africa (Deutsch-Südwestafrika)<br />

and gives insight to today’s struggles<br />

of Black people to be heard, for recognition,<br />

and for a decolonialized change of perspective<br />

within the white, German mainstream<br />

society. The documentary The Empty Centre<br />

observes the political and architectural<br />

changes at Potsdamer Platz in Berlin over the<br />

course of eight years. On an empty minefield<br />

in between the boundaries of Cold War, slowly<br />

headquarters of international corporations<br />

have emerged since 1990. At the same time,<br />

people, especially migrants and other minorities,<br />

have been dislodged to the outskirts<br />

of the city. The film tries to find stories that<br />

stay excluded, in one way or the other, from<br />

this center. Its form of expression is that of<br />

an archeology of amnesia – not one where<br />

memories are excavated, but the obliteration<br />

of memories. After the screening board member<br />

of ISD-Bund and author Sharon Dodua<br />

Otoo, political scientist and activist Joshua<br />

Kwesi Aikins will discuss together with the<br />

filmmakers of German South-what?! the implications<br />

of the film.<br />

Nikolai Alber<br />

Hilke Rusch<br />

DE, 2012<br />

37 min<br />

Hito Steyerl<br />

DE, 1998<br />

62 min<br />

deutsch<br />

mit engl. UT<br />

Flucht<br />

Asyl<br />

Rassismus<br />

Armut<br />

Mare Chuiso<br />

S.18 «<br />

Halfmoon files<br />

S.14 «<br />

Revision<br />

S.47 «<br />

Gäste:<br />

Sharon Dodua Otoo<br />

Joshua Kwesi Aikins<br />

Nikolai Alber<br />

Hilke Rusch<br />

58<br />

59


Filmindex abc<br />

60<br />

Abschied von Matjora..................................................................................................12<br />

Among the rocks..........................................................................................................25<br />

Are you listening!..........................................................................................................20<br />

Babylon...................................................................................................................11, 42<br />

Big sweep up in subcontracting.................................................................................44<br />

Birds in the mire...........................................................................................................22<br />

Black Block....................................................................................................................30<br />

Call me Kuchu...............................................................................................................15<br />

De Engel van Doel........................................................................................................49<br />

Der Prozess...............................................................................................................7, 29<br />

Deutsch-Südwas?!........................................................................................................59<br />

Die Ausbildung.............................................................................................................55<br />

Die Geige aus Cervarolo..............................................................................................35<br />

Die leere Mitte..............................................................................................................59<br />

Duvarlar - Mauern - Walls...........................................................................................28<br />

Duvarlar (Exzerpte) & Mauern 2.0..............................................................................34<br />

Ecumenopolis: City Without Limits............................................................................46<br />

El gigante.......................................................................................................................37<br />

Even a bird needs a nest.............................................................................................26<br />

Ferrhotel.......................................................................................................................40<br />

Fremd............................................................................................................................27<br />

Gaza Calling..................................................................................................................45<br />

Gesundheitsversorgung in der Krise..........................................................................13<br />

Grandpuits et petites victoires....................................................................................31<br />

Harvest of Loneliness..................................................................................................56<br />

Isqat al Nizam...............................................................................................................51<br />

Kann bio fair sein?.........................................................................................................9<br />

La ultima calle..............................................................................................................36<br />

Mare Chiuso.................................................................................................................18<br />

Masamadre...................................................................................................................54<br />

Raising Resistance........................................................................................................57<br />

Residenzpflicht.............................................................................................................19<br />

Resistencia en la línea negra.......................................................................................48<br />

Revision.........................................................................................................................47<br />

Riot from wrong...........................................................................................................23<br />

Rosia Montana: Dorf am Abgrund.......................................................................16, 41<br />

Sobre la misma tierra............................................................................................17, 50<br />

Streikwelle in Griechenland........................................................................................13<br />

Squat – la ville est à nous............................................................................................10<br />

The Forgotten Space................................................................................................8, 53<br />

The Girls of the rain.....................................................................................................39<br />

The Halfmoon Files......................................................................................................14<br />

The Voice of God..........................................................................................................21<br />

Thorberg........................................................................................................................52<br />

Vermächtnis.Legacy.....................................................................................................24<br />

¡Viva México!.................................................................................................................58<br />

Winter, go away!...........................................................................................................43<br />

Y la memoria somos nosotras....................................................................................54<br />

You are late, the miners are out.................................................................................38<br />

www.fahrwerk-berlin.de<br />

Biod i versit ät schützen – na klar!<br />

Aber Biod i versit ät essen – ist das kein Widerspruch?<br />

Keineswegs…<br />

Mehr zu Schnittstelle & zur Abo-Kiste<br />

auf dem Blog: schnittstelle.blogsport.de/bio-d i v-abo<br />

KONTAKT unter: schnittstelle@jpberlin.de<br />

oder Tel: 0178-1664633<br />

'<br />

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<strong>globale</strong> <strong>2013</strong> Impressum & Unterstützer_INNEN<br />

Imprint & Credits<br />

<strong>globale</strong> <strong>2013</strong> Team<br />

Basia Janisch, Benjamin Schubert, Dagmara Konsek,<br />

Eleftheria Xenikaki, Galina Amashukeli, Heike<br />

Kanter, Jana Mattert, Jannika Siegel, Jordane Maurs,<br />

Katharina Istel, Leona Goldstein, Lieke Alina Rahn,<br />

Linda Kirmse, Lissi Dobbler, Mathis Gruber, Marc<br />

Bellinghausen, Marlene Hentschel, Martin Ecklebe,<br />

Sebastian Schottstedt, Thoralf Schulze<br />

Veranstalter<br />

<strong>globale</strong> Filmfestival<br />

Lausitzer Straße 10 | 10999 Berlin<br />

Aufgang B, 2. Stock<br />

<strong>globale</strong>-filmfestival.org<br />

info@<strong>globale</strong>-filmfestival.org<br />

content e.V.<br />

Verein zur Förderung alternativer Medien e.V.<br />

Kiehlufer 65 | 12059 Berlin<br />

Vielen Dank an:<br />

Chris und das Kollektiv des regenbogenKINOs,<br />

das Team des Regenbogencafés, Rainer Krisp und<br />

das Team des Eiszeit Kinos, Bärbel Schönafinger,<br />

Pappsatt, Bürogemeinschaft Lausitzer Straße 10<br />

Gestaltung<br />

Bennika | Benjamin Schubert<br />

Kommunikationsdesign<br />

www.bennika.com<br />

Druck<br />

Hinkelstein-Druck sozialistische GmbH<br />

Auflage 3.000 Stück<br />

Festivalorte<br />

regenbogenKINO und Regenbogen Café<br />

Lausitzer Str. 22 | 10999 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel: 030-69579517 | regenbogenkino.de<br />

Eiszeit Kino 1 und 2<br />

Zeughofstr. 20 | 10997 Berlin<br />

Tel: 030-6116016 | eiszeitkino.de<br />

Bildverzeichnis<br />

Archiv Regenbogenfabrik (S.4), Progress<br />

Film-Verleih (S.12), Bernd Meiners (S.47)<br />

Kooperationspartner_innen<br />

KolumbienKampagne Berlin<br />

kolumbienkampagne@emdash.org<br />

<strong>globale</strong> <strong>2013</strong> wird unterstützt von:


www.illimani-kaffee.de

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