globale Programm 2013
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Willkommen zur / welcome to <strong>globale</strong> <strong>2013</strong><br />
DIGITAL MEDIA FILMPRODUCTION<br />
POSTPRODUCTION<br />
DCP BLU-RAY DVD<br />
wave-line GmbH<br />
Gewerbehof Bülowbogen<br />
Bülowstr. 66 D1<br />
D-10783 Berlin<br />
Tel. +49 30 235560-0<br />
www.wave-line.de<br />
Wir freuen uns auf eine Woche voller Filme und<br />
Austausch mit Euch! Ziel ist, dass die <strong>globale</strong><br />
Euch und uns ermöglicht, Perspektiven unterschiedlicher<br />
Lebenswelten und Zusammenhänge<br />
kennenzulernen, die nicht den üblichen<br />
Darstellungen folgen. Zur Diskussion stehen<br />
Sichtweisen auf <strong>globale</strong> und lokale Machtverhältnisse.<br />
Die ausgewählten Filme beleuchten<br />
die Institutionen und Strukturen, die hinter<br />
Konflikten und sozialen Missständen existieren.<br />
Die <strong>globale</strong> ist ein politisches Filmfestival – doch<br />
was heißt das? Dies fragen wir uns in der Vorbereitung<br />
immer wieder, eine Antwort ist nicht<br />
einfach. Einig sind wir uns darin, dass wir Fragen<br />
aufwerfen möchten, anstatt festgelegte Einstellungen<br />
zu reproduzieren: Wie leben Menschen<br />
weltweit in (post)kolonial geprägten Verhältnissen?<br />
Welchen Einfluss haben Kapitalismus und<br />
dessen neoliberale Formen auf unsere Gesellschaften?<br />
Wie können wir uns dem patriarchalisch<br />
geprägten Wertesystem widersetzen?<br />
Der Film als Medium ist Teil der Auseinandersetzung,<br />
die alle angeht: die Porträtierten, das<br />
Publikum, die Filmschaffenden und uns, die das<br />
Festival vorbereitet haben: Wie lassen sich Missstände<br />
zeigen, ohne Betroffene in Opferperspektiven<br />
zu drängen? Wie gehen wir damit um, dass<br />
meistens über andere erzählt wird? Welche Mittel<br />
gibt es, Ungerechtigkeiten aufzuzeigen und<br />
gleichzeitig positive Ausblicke zu bieten? Die<br />
<strong>globale</strong> gibt diesen Fragen Raum. Über Interessierte,<br />
die Lust haben, das Festival auch nach der<br />
Kinowoche mitzugestalten, freuen wir uns.<br />
Spannende Filme für alle! Das <strong>globale</strong>-Team<br />
We are looking forward to a week packed with<br />
films and documentaries that we like to share<br />
with you! Our goal is getting to know new perspectives<br />
on different living environments and<br />
relationships that do not follow the typical structures.<br />
The films we selected point out institutions<br />
and structures behind conflicts and grievances.<br />
Globale is a political film festival – but what<br />
does that mean? During the preparation stage of<br />
the festival we ask ourselves this question again<br />
and again. We do not have a simple answer. We<br />
agree on the fact that we want to raise questions,<br />
instead of re-producing common points of view.<br />
How do people live around the world in structures<br />
marked by (post) colonialism? What kind of<br />
influence does capitalism and its neoliberal structures<br />
have on our societies? How can we leave the<br />
patriarchal system of values and fight it?<br />
Film as a medium is part of this debate that<br />
is of importance to everybody involved in the<br />
festival: the protagonists, the audience, the filmmakers<br />
and us, the <strong>globale</strong> team: How can we<br />
show grievances without victimizing any person<br />
concerned or aggrieved party? How do we deal<br />
with people mainly talking about others but not<br />
about themselves? What possibilities do we have<br />
to discuss injustice while offering positive prospects?<br />
Globale offers a platform for those who<br />
are concerned about these issues. People interested<br />
in supporting the festival in the future are<br />
– among everybody else – very welcome.<br />
Enjoy our exciting film selection!<br />
Globale-Team<br />
Inhaltsverzeichnis / table of contents<br />
facebook.com/waveline.gmbh<br />
twitter.com/wave_line<br />
Festivalorte / Venues .......................................................................................................... 4-5<br />
Zeichenlegende & Wegweiser / Symbol key & directions...................................................... 6<br />
Veranstaltungen <strong>globale</strong> <strong>2013</strong> / Event guide <strong>globale</strong> <strong>2013</strong>................................................ 7-59<br />
Filmindex ABC ................................................................................................................. 60<br />
Impressum & Unterstützer_innen / Imprint and supporters................................................ 62<br />
3
egenbogenKINO & Regenbogen Café<br />
EISZEIT KINO 1 und 2<br />
Lausitzer Str. 22<br />
10999 Berlin<br />
030 69 57 95 17<br />
regenbogenkino.de<br />
Verkehrsanbindungen:<br />
U1 Kottbusser Tor<br />
Görlitzer Bhf.<br />
U8 Kottbusser Tor<br />
Schönleinstr.<br />
M29 Ohlauer Str.<br />
N1 Kottbusser Tor<br />
Görlitzer Bhf.<br />
N8 Kottbusser Tor<br />
Schönleinstr.<br />
Zeughofstr. 20<br />
2. Hinterhof, 1. Etage<br />
10997 Berlin<br />
030 61 16 016<br />
eiszeitkino.de<br />
Verkehrsanbindungen:<br />
U1 Görlitzer Bhf.<br />
M29 Görlitzer Bhf.<br />
N1 Görlitzer Bhf.<br />
Kino bedingt barrierefrei.<br />
Bitte vorher im Kino anrufen.<br />
Info<br />
Info<br />
Mit der Besetzung einer kleinen Chemiefabrik in einem Kreuzberger Hinterhof begann 1981<br />
die Geschichte der Regenbogenfabrik und damit auch die Geschichte des regenbogenKINOs.<br />
Vieles ist noch so, wie es damals war (das Kollektiv, wo alle alles machen können, die Sofas und<br />
Sessel etc.), doch einiges hat sich auch geändert (Zentralheizung, Kinotechnik etc.). Im Vorderhaus<br />
bietet das Regenbogen Café Kuchen, Suppen und Sandwiches an.<br />
Das Kino wurde Anfang der 80er-Jahre in einem besetzten Haus in Schöneberg gegründet:<br />
Das Kollektiv der Kinomacher_innen engagierte sich insbesondere für Filme aus dem Untergrund<br />
mit politischen, gesellschaftlichen und auch ästhetischen Alternativen. Wenige Jahre<br />
später zog das Kino nach Kreuzberg um. Ein alternatives Filmprogramm ist – auch als heutiges<br />
kommerzielles <strong>Programm</strong>kino – noch immer Ziel des Eiszeit Kinos.<br />
Festival Café<br />
Fotoausstellung Belhassen Handous im Regenbogen Café<br />
Lausitzer Straße 22<br />
10999 Berlin<br />
Das Café der<br />
Regenbogenfabrik ist<br />
unser Festival-Zentrum<br />
Do, So – Mi:<br />
10:00 – 21:00 Uhr<br />
Fr und Sa:<br />
10:00 – 23:30 Uhr<br />
Nach den letzten<br />
Vorstellungen können<br />
Gespräche an der Bar<br />
im regenbogenKINO<br />
fortgeführt werden.<br />
regenbogenfabrik.de<br />
Auto-excavation<br />
Die Ausstellung ist ein stratigraphischer<br />
Schnitt durch die Leben(sräume) der Stadt<br />
Tunis. Die Bilder wurden zwischen 2010<br />
und <strong>2013</strong> in Tunesien aufgenommen und<br />
sind in zwei Bilderserien angeordnet: Erst<br />
menschenleere Räume, an der Grenze zu<br />
Unordnung und Anarchie. Die Räume beherbergten<br />
ehemals Leben, sie haben sich<br />
verändert, der Mensch hat Spuren hinterlassen.<br />
Die zweite Bilderserie ist lebhaft, zeigt<br />
die tunesische Jugend, die mit verschiedenen<br />
Veränderungen nach der Revolution konfrontiert<br />
ist. Der Fotograf begleitet Freund_<br />
innen, die seine Ideen, Visionen und einen<br />
gemeinsamen Weg des sozialen Kampfes teilen.<br />
Die Bilder sind ein Überblick über die<br />
tunesische Jugend, die in die Zukunft blickt<br />
und nach so vielen Jahren der Diktatur von<br />
der Emanzipation träumt – aber auch über<br />
die gegenwärtigen Bedrohungen gegen die<br />
Freiheit im heutigen Tunesien.<br />
Der Künstler wird anwesend sein und steht<br />
für Fragen zur Verfügung.<br />
Belhassen Handous, geboren 1980, studierte<br />
Archäologie und Frühgeschichte. Zwischen<br />
1999 und 2005 arbeitete er bei einer<br />
tunesischen Amateurfilmproduktion und in<br />
Kurzfilmprojekten. Seit 2009 ist er in zivilgesellschaftlichen<br />
Bewegungen in Tunesien<br />
aktiv und organisiert Filmfestivals mit. Aktuell<br />
ist er Projektkoordinator zum Thema<br />
Pressefreiheit in einer internationalen Organisation.<br />
Auto-excavation ist seine erste<br />
Ausstellung. Aktuell stellt der Künstler auch<br />
seinen Dokumentarfilm Hecho en Casa fertig.<br />
Er lebt und arbeitet in Tunis.<br />
4<br />
5
WEGWEISER / DIRECTIONS<br />
U Kottbusser Tor<br />
Kottbusser Str.<br />
Skalitzer Str.<br />
Oranienstr.<br />
Mannteuffelstr.<br />
Reichenberger Str.<br />
Görlitzer<br />
Bahnhof<br />
Lausitzer Str.<br />
Lausitzer<br />
Platz<br />
Spreewaldplatz<br />
Wiener Str.<br />
Ohlauer Str.<br />
Muskauer Str.<br />
Skalitzer Str.<br />
Görlitzer Str.<br />
Wrangelstr.<br />
Zeughofstr. Zeughofstr.<br />
regenbogenkino<br />
11.04.<strong>2013</strong><br />
donnerstag/thursday<br />
18:00 UHR<br />
Maybachufer<br />
Paul-Lincke-Ufer<br />
regenbogenKINO<br />
Eiszeit Kinos<br />
Info<br />
U Schönleinstr.<br />
ca. 750m, 8 Minuten zu Fuß<br />
Der Prozess<br />
Das <strong>Programm</strong>heft zum Festival wurde einige<br />
Wochen vorher erstellt, daher lohnt sich<br />
bei der einen oder anderen Veranstaltung<br />
auch der Blick auf unsere Website für aktuelle<br />
Infos zu Gästen und Diskussionen:<br />
www.<strong>globale</strong>-filmfestival.org<br />
Mit eurem Unkostenbeitrag von 4 – 10 Euro<br />
(frei wählbar) für eine Veranstaltung unterstützt<br />
ihr die Existenz des Festivals und ermöglicht<br />
uns, viele spannende Gäste einladen<br />
zu können. Für 35 Euro kommt ihr auch in<br />
den Genuss eines Festivalpasses.<br />
zeichenlegende / Symbol key<br />
Regie und Filminfos<br />
Direction and film info<br />
Sprachen und Untertitel<br />
Languages and subtitles<br />
Mehr Infos im Web<br />
More info online<br />
This programme was printed several weeks before the<br />
festival, so it is worth checking out our website for<br />
updated information about guests and discussions:<br />
www.<strong>globale</strong>-filmfestival.org<br />
With your cost contribution of 4 – 10 euros<br />
(you chose) per slot you are helping to make this<br />
festival happen and enable us to invite interesting<br />
guest for discussions. For 35 euros you can<br />
purchase a festival pass for all films and events.<br />
Schlagworte zur Veranstaltung<br />
Keywords for the event<br />
Festivalfilme mit ähnlichen Themen / Filme, mit<br />
denen die Veranstaltung zusammen konzipiert wurde<br />
Films with similar topics / other films<br />
you might be interested in<br />
Über ein Jahr dauerte der Prozess gegen 13<br />
Tierschützer_innen, die nach Paragraf 278a,<br />
dem sogenannten Mafia-Paragrafen, in Österreich<br />
angeklagt wurden. Den Aktivist_innen<br />
wurde die Bildung einer kriminellen Organisation<br />
vorgeworfen. Zwei Jahre lang wurden<br />
sie von der Polizei überwacht, sogar eine<br />
verdeckte Ermittlerin eingeschleust. Beweise<br />
für Straftaten wurden keine (!) gefunden, der<br />
Prozess trotzdem eröffnet. Im Verlauf der<br />
Verhandlung scheint selbst der Staatsanwalt<br />
zu begreifen, wie grotesk die Vorwürfe an die<br />
Tierschützer_innen sind. Dennoch hält er<br />
unbeirrt an der Anklage und dem für die Beteiligten<br />
quälend langen Prozess fest. Warum?<br />
Das fragt man sich immer wieder, je tiefer man<br />
in das absurde Konstrukt von Vertuschung<br />
und Lügen hineinblickt, mit dem Polizei und<br />
Staatsanwaltschaft die Anklage führen. Viele<br />
der Aktivist_innen stehen nun wegen der Prozesskosten<br />
sogar vor dem finanziellen Ruin.<br />
Dokumentiert der Film das (fast) völlige Versagen<br />
von Judikative und Exekutive oder zeigt<br />
er uns ihr bewusstes Ignorieren demokratischer<br />
Grundsätze und Menschenrechte in einem<br />
Musterprozess gegen zivilen Ungehorsam?<br />
Muss jede_r, der/die sich aktiv in einer NGO<br />
engagiert, fortan fürchten, als Mitglied einer<br />
terroristischen Organisation angeklagt zu werden?<br />
Ein erschreckender wie wichtiger Film.<br />
In a show trial, a group of Austrian animalrights<br />
activists was charged according to an<br />
anti-terror/mafia law. A special task force<br />
put them under surveillance for two years,<br />
infiltrated them with an undercover agent,<br />
kicked down their doors, and took them to<br />
jail at gunpoint. Without any (!) evidence to<br />
prove the involvement in property damage,<br />
the NGO activists were sued for threatening<br />
the political system and the economy. They<br />
had to spend three months in jail, and the<br />
trial lasted 14 months. In the course of the<br />
trial even the federal prosecutor seemed to<br />
realize the absurdity of the accusations but<br />
he kept on pushing for a verdict. Why? As we<br />
find out moere about the obvious construct<br />
of lies and cover-ups on the part of the police<br />
and the federal prosecutor we ask that question<br />
over and over again – why? Does The<br />
Trial document the (almost) complete failure<br />
of judiciary and executive or does it show<br />
the deliberate disregard for democratic principles<br />
and human rights in order to create a<br />
precedent against civil disobedience? Should<br />
anyone involved in an NGO from now on be<br />
scared of being taken to court for terrorist activities?<br />
A film as frightening as important.<br />
Gerald Igor<br />
Hauzenberger<br />
AT, 2012<br />
116 min<br />
deutsch<br />
mit engl. UT<br />
derprozess.com<br />
vgt.at<br />
vegan.at<br />
Tierrechte<br />
staatliche Repression<br />
Schauprozess<br />
Kafka<br />
Riot from wrong<br />
S.23 «<br />
Black Block<br />
S.30 «<br />
Gäste:<br />
Martin Balluch,<br />
Protagonist, vgt.at<br />
Anne Roth<br />
6<br />
7
11.04.<strong>2013</strong><br />
EIszeit 1<br />
EISZEIT 2<br />
11.04.<strong>2013</strong><br />
Donnerstag/Thursday<br />
18:30 UHR<br />
Donnerstag/Thursday<br />
18:45 UHR<br />
The Forgotten Space<br />
Kann bio fair sein? + workshop<br />
Allan Sekula<br />
Noël Burch<br />
NL/AT, 2010<br />
112 min<br />
deutsch u.a.<br />
mit dt. UT<br />
theforgottenspace.net<br />
Gast:<br />
Dr. Rolf Geffken<br />
wird zur Wdh. Am<br />
16.04. anwesend<br />
sein (S. 53)<br />
Globalisierung erzählt anhand des Frachtcontainers:<br />
Der Essayfilm folgt den internationalen<br />
Lieferketten, den Frachtschiffen, Güterzügen<br />
und Lastwägen. Die Filmemacher<br />
suchen die großen Häfen, unter anderem in<br />
Rotterdam, Los Angeles und Hong Kong auf<br />
und stellen Zusammenhänge her zwischen<br />
den Lebens- und Arbeitsbedingungen und<br />
den globalisierten Formen des Transports.<br />
Zu Wort kommen diejenigen, die arbeitend,<br />
planend, politisch und gewerkschaftlich<br />
involviert sind. Vor allem aber jene, deren<br />
Interessen im Zuge von Wachstum und Effizienz<br />
an den Rand gedrängt werden – die<br />
Dorfbewohner, die dem Hafenausbau oder<br />
der Güterzugstrecke weichen müssen, die<br />
unterbezahlten Fernfahrer_innen, Seeleute,<br />
Wander- und Fabrikarbeiter_innen sowie<br />
die Arbeits- und Obdachlosen. So entsteht<br />
ein Bild dessen, was Allan Sekula und Noël<br />
Burch als vergessenen Raum identifizieren:<br />
die Ozeane und Häfen, die mit der Erfindung<br />
des Frachtcontainers zu einer ökonomischen<br />
Basis für die Globalisierung von<br />
Warenverkehr und Arbeit wurden. Kommen<br />
mit dem Container, Inbegriff von Ordnung,<br />
Effizienz und <strong>globale</strong>m Fortschritt, Unordnung<br />
und Zerstörung? Wirft er die Welt aus<br />
dem Gleichgewicht? Diese Fragen werden<br />
zum Leitmotiv des Films.<br />
more info, also in english p. 53<br />
Aktuell gibt es viele Skandale in der Bio-<br />
Branche. Im Mittelpunkt stehen große<br />
Biobetriebe und die Frage, ob Bioprodukte<br />
tatsächlich gesünder oder besser für die Umwelt<br />
sind. Nie erwähnt werden dagegen die<br />
Arbeitsbedingungen in der Bio-Branche. Gibt<br />
es allgemein die Erwartung, dass sie besser<br />
sind als in der traditionellen Landwirtschaft?<br />
Ist das überhaupt möglich? Wir zeigen dazu<br />
einen Film über den Fall der Auszubildenden<br />
Conchita L.: Sie arbeitet im Gartenbaubetrieb<br />
Teltower Rübchen für 1,30 Euro netto in der<br />
Stunde. Als ihr Chef, der Bezirkspolitiker<br />
Axel Szilleweit, ihr anbietet, sie in Naturalien<br />
zu bezahlen, geht sie zur Rechtsberatung der<br />
Gewerkschaft FAU, die sie in der Folge bei<br />
ihrem Arbeitskampf unterstützt. Der Film<br />
Kann bio fair sein? dokumentiert den Arbeitskampf,<br />
wirft ein Schlaglicht auf die Produktionsbedingungen<br />
in kleinen Biobetrieben und<br />
auf ein spezielles Wechselverhältnis zwischen<br />
Ideologie und Ausbeutung. Wir zeigen den<br />
Film in Anwesenheit der Auszubildenden,<br />
Vertreter_innen der FAU und der Filmemacherinnen.<br />
Neben dem Thema der Arbeitsbedingungen<br />
in Biobetrieben und dem speziellen<br />
Fall, wollen wir die FAU als unabhängige<br />
Gewerkschaft vorstellen und darüber diskutieren,<br />
wie sich alternative Medien an solchen<br />
Mobilisierungen beteiligen sollten.<br />
The organic food sector is currently shaken<br />
by scandals. Large organic farms as well as<br />
the question whether organic products are<br />
healthier or better for the environment have<br />
become the focus of public attention. However,<br />
nobody seems to talk about the working<br />
conditions within the organic sector. Is there<br />
generally an expectation that the situation<br />
is better than in traditional agriculture? Is<br />
that actually possible? In order to stimulate<br />
a debate on this topic, we look at the case<br />
of Conchita L., an apprentice at an organic<br />
farm who earns 1,30 euros an hour. When<br />
her boss, a local green politician, offered to<br />
pay her in kind, she went to get advice from<br />
the FAU (an anarcho-syndicalist labor union),<br />
who supported her in her subsequent<br />
struggle. The film documents that struggle<br />
and takes a closer look on the production<br />
conditions in small organic companies and<br />
on the special relationship that exists between<br />
ideology and exploitation. The screening<br />
will be attended by a panel including<br />
the apprentice herself, representatives of FAU<br />
and the film-makers. In addition to the topic<br />
of working conditions in organic businesses<br />
and this particular case, we want to introduce<br />
the FAU as an independent trade union<br />
and discuss how alternative media should<br />
participate in such mobilization efforts.<br />
labournet.tv<br />
DE, <strong>2013</strong><br />
20 min<br />
deutsch<br />
mit engl. UT<br />
labournet.tv<br />
Arbeitsbedingungen<br />
biologische<br />
Landwirtschaft<br />
Gewerkschaften<br />
Gäste:<br />
Conchita L.,<br />
Vertreter_innen<br />
von FAU Berlin<br />
9
11.04.<strong>2013</strong><br />
REGENBOGENKINO<br />
EISZEIT 1<br />
11.04.<strong>2013</strong><br />
Donnerstag/Thursday<br />
20:30 UHR<br />
Donnerstag/Thursday<br />
20:45 UHR<br />
Squat – la ville est à nous<br />
Babylon<br />
Christophe Coello<br />
FR, 2011<br />
94 min<br />
spanisch<br />
mit engl. UT<br />
squat-lefilm.com<br />
Squat-Bewegung<br />
Gentrifizierung<br />
Gemeinschaft<br />
Barcelona<br />
Ecumenopolis<br />
» S.46<br />
Even a Bird needs<br />
a Nest<br />
» S.26<br />
La última calle<br />
» S.36<br />
Gast:<br />
Armin Kuhn<br />
Ein Türschloss rastet ein, eine Tür öffnet sich,<br />
ein Freudenschrei: Ein verloren geglaubtes Haus<br />
wird befreit. Laut eines Bebauungsplans sollen<br />
alle Bewohner aus dem Haus vertrieben werden,<br />
doch die Hausbesetzer schaffen es, diesen Plan<br />
über den Haufen zu werfen – ein berauschendes<br />
Gefühl. Wir befinden uns in einem Viertel von<br />
Barcelona, das Opfer von Spekulationen wurde<br />
– aber diese Szene könnte sich in jeder größeren<br />
Stadt Europas abspielen. Gentrifizierung,<br />
horrende Mieten, Rehabilitationsmaßnahmen,<br />
um das Bild einer Straße oder Innenstadt umzugestalten:<br />
der Zuschauer bewegt sich auf vertrautem<br />
Terrain. Der Film gibt Einblick in die<br />
Aktionen des in Barcelona ansässigen Kollektivs<br />
Miles de Viviendas (Tausende von Häusern),<br />
eine bodenständige und vielfältige Gruppe,<br />
die mit großer Hartnäckigkeit Abbruchhäuser<br />
durch Besetzung befreit und sie in belebte Lebensräume<br />
verwandelt. Die zutiefst politische,<br />
radikale und engagierte Gruppe kämpft gegen<br />
Gentrifizierung und protestiert gegen Krieg<br />
und Neoliberalismus, sie lässt vergessene urbane<br />
Flächen wieder aufleben und erschafft Gemeinschaften.<br />
Nach der Vorführung diskutieren wir<br />
die Inhalte mit einem Mitglied aus dem Umfeld<br />
des ehemaligen Kollektivs Miles de Viviendas<br />
und Armin Kuhn, der sich in seiner Dissertation<br />
mit der Hausbesetzerbewegungen in Berlin<br />
und Barcelona befasst hat.<br />
A door lock snaps, a door opens, shouts of<br />
joy: a condemned living space has been freed.<br />
The re-appropriation of a flat in Christophe<br />
Coello's opening sequence starts with intense<br />
vitality. Just to know that the squatters have<br />
managed to mess up a real estate's plan to<br />
empty the building of all its inhabitants is<br />
exhilarating enough. We are in a neighborhood<br />
of Barcelona which has become a prey to<br />
speculation – but the scene could take place as<br />
well in any major city in Europe. Gentrification,<br />
unaffordable rents, measures of rehabilitation<br />
to reshape the population of a street<br />
or city center: the spectator moves on familiar<br />
ground. The film an intimate look at the actions<br />
of the Barcelona-based activist collective<br />
Miles de Viviendas (Thousands of Homes), a<br />
robust and diverse group of individuals determined<br />
to set condemned buildings free by occupying<br />
them and transforming the boarded<br />
flats into inspired homes. The film follows this<br />
deeply political, radical and committed group<br />
as they resist gentrification, bring vitality to<br />
forgotten urban spaces, protest against war<br />
and neoliberalism, and build community.<br />
After the screening we will discuss the film<br />
with a member of the former collective Miles<br />
de Viviendas and Armin Kuhn, who wrote<br />
his dissertation about the squat movement in<br />
Berlin and Barcelona.<br />
Die überwältigenden sozialen und politischen<br />
Umbrüche in der arabischen Welt seit 2011 inspirieren<br />
zu neuen Ansätzen des Filmemachens.<br />
Was die drei Regisseur_innen an der Grenze<br />
zwischen Tunesien und Libyen festgehalten haben,<br />
ist eine beeindruckende Dokumentation<br />
über die Politik humanitärer Hilfe und internationaler<br />
Interventionen. Unmittelbar nach den<br />
politischen Unruhen in Tunesien gab es einen<br />
großen Zustrom von vertriebenen Menschen –<br />
viele von ihnen Arbeiter_innen aus Ländern wie<br />
Bangladesch, die in provisorischen Camps untergebracht<br />
wurden. Babylon dokumentiert den<br />
Aufbau, die Lebensumstände im Camp und<br />
schließlich dessen Auflösung. Die Filmemacher_innen<br />
blicken von außen auf das Geschehen<br />
im Camp, bewegen sich aber auch inmitten<br />
der Menschen und geraten so mitten hinein,<br />
als Unruhen im Camp in Gewalt umschlagen.<br />
Der Film verzichtet auf erklärende Bilder, Off-<br />
Stimme oder Musik und ist damit von großer<br />
Bedeutung, nicht nur wegen seiner ästhetischen<br />
sowie reflektierenden Betrachtungsweise, sondern<br />
auch als historisches Dokument. In der<br />
anschließenden Diskussion thematisieren wir<br />
die poetische Bildsprache im Zusammenhang<br />
mit Widerstandskämpfen von Flüchtlingen an<br />
den europäischen Außengrenzen. Dazu laden<br />
wir neben den Regisseur_innen zwei Aktivist_<br />
innen aus Tunesien ein.<br />
The overwhelming social and political upheavals<br />
that have taken place in the Arab world since 2011<br />
have inspired new approaches to filmmaking. Ala<br />
Eddine Slim and Ismaël and Youssef Chebbi’s film<br />
Babylon (Tunisia, 2012), filmed on the border<br />
between Tunisia and Libya, is an astounding meditation<br />
on the politics of humanitarian aid and<br />
international intervention. In the immediate aftermath<br />
of its own political turmoils, Tunisia received<br />
a significant influx of displaced persons – many of<br />
them laborers from countries such as Bangladesh,<br />
who were housed in impromptu camps in mainly<br />
rural areas. Babylon traces the construction, habitation<br />
and shuttering of one such camp. Sometimes<br />
looking on from a distance, sometimes right in thick<br />
of things (as when a protest turns violent in the latter<br />
stages of the camp's existence) the three unobtrusive<br />
and organically 'embedded' directors assemble<br />
a fast-paced and immersive example of old-school<br />
fly-on-the-wall cinema-verité. In addition to its<br />
value as a historical document, the film - which<br />
eschews explanatory captions, voiceover and music<br />
– is significant for its bold aesthetic and philosophical<br />
aspects. In the discussion following the screening,<br />
we want to contextualize the cine-poem to the<br />
political resistance of refugees currently taking place<br />
in the hinterlands of Europe. Therefore we have invited<br />
two activists – one resettled refugee from the<br />
Choucha Camp and one noborder activist, originally<br />
from Tunisia – to join the film-makers.<br />
Ismaël, Youssef Chebbi<br />
Ala Eddine Slim<br />
TN, 2012<br />
119 min<br />
arabisch/französisch/<br />
englisch/bengali<br />
exitprod.com<br />
Flüchtlingslager<br />
Widerstand<br />
EU-Außengrenzen<br />
Tunesien<br />
Residenzpflicht<br />
S.19 «<br />
Mare Chiuso<br />
S.18 «<br />
Fremd<br />
S.27 «<br />
Gäste:<br />
Ismaël<br />
Emmanuel<br />
Riadh<br />
10<br />
11
11.04.<strong>2013</strong><br />
eiszeit 2<br />
regenbogenkino<br />
12.04.<strong>2013</strong><br />
Donnerstag/Thursday<br />
21:00 UHR<br />
freitag/friday<br />
18:00 UHR<br />
Abschied von Matjora<br />
Zwei Filme über Proteste in Griechenland<br />
Larissa Schepitko<br />
Elem Klimow<br />
SU, 1979/1983/1987<br />
112 min<br />
deutsch<br />
Großbauprojekte<br />
Zwangsumsiedlung<br />
Rosia Montana:<br />
Dorf am Abgrund<br />
» S.16<br />
Ecumenopolis:<br />
City Without Limits<br />
» S.46<br />
De Engel van Doel<br />
» S.49<br />
Im Morgengrauen und von den Bewohner_innen<br />
Matjoras unbemerkt beginnen fremde Arbeiter<br />
mit der Planierung des alten Dorffriedhofs<br />
auf der Insel, die nach staatlichem Willen<br />
in den Fluten eines Stausees verschwinden<br />
soll. Für die Dorfbewohner_innen wird eine<br />
Betonsiedlung flussaufwärts errichtet und als<br />
das fortschrittliche und gute Leben gepriesen<br />
– kein Platz für die Kuh, dafür aber konstante<br />
Stromversorgung, fließend Wasser und dergleichen.<br />
Einer der wenigen Spielfilme auf der<br />
<strong>globale</strong> erzählt die Geschichte einer missglückten<br />
Umsiedlung. Der Konflikt entwickelt<br />
sich im Film zwischen den Generationen, im<br />
Mittelpunkt steht die Familie der alten Darja:<br />
Ihr Enkel ist euphorischer Anhänger des Projekts,<br />
auch sein Vater Pawel, der Vorsitzende<br />
des Dorfsowjets, unterstützt den staatlichen<br />
Plan, sieht sich am Ende jedoch verzweifelt<br />
als Verräter. Darja dagegen kann mit dem ihr<br />
angebotenen neuen Leben nichts anfangen,<br />
sie ist an die Insel ihrer Vorfahren und die sie<br />
umgebende Natur gebunden. Standhaft widersetzt<br />
sie sich dem staatlich angeordneten<br />
fortschrittlichen Leben. Der Film durfte lange<br />
nicht im Ausland gezeigt werden, erst Glasnost<br />
und Perestroika ermöglichten die Präsentation<br />
des Films auf der Berlinale 1987. Das Thema<br />
der Zwangsumsiedlung setzt er in stark symbolische,<br />
teils mythische Bilder um.<br />
Unnoticed by the residents of the village<br />
Matjora, strange workers start to dig<br />
up the old village cemetery on an island<br />
that is doomed to disappear in the waters<br />
of a dam reservoir. Upriver a settlement is<br />
being built for the villagers, with houses<br />
made of concrete instead of wood, a constant<br />
power supply, and running water, but<br />
no place for livestock and agriculture. One<br />
of the few feature films at the <strong>globale</strong> film<br />
festival tells the story of the failure of this<br />
resettlement. Conflict develops between the<br />
aging matriarch Darya and her family: her<br />
grandson is an enthusiastic supporter of the<br />
dam reservoir; his father Pavel, the chairman<br />
of the village Soviet, also supports the<br />
state plan. Later he finds himself in the<br />
unpleasant role of a traitor. The so-called<br />
advantages of modern life are of no use to<br />
Darya, who wants to stay surrounded by<br />
nature on the island of her ancestors. So<br />
she opposes the resettlement and centrally<br />
planned modern life. The film was subject<br />
to an export ban. Only in 1987 it could<br />
be shown at Berlinale film festival due to<br />
glasnost and perestroika. The issue of forced<br />
resettlement is portrayed in the film by<br />
symbolic and mythological imagery.<br />
Regelmäßig streiken zehntausende Arbeiter_<br />
innen in Griechenland gegen die Kürzungspolitik<br />
der Regierung. Wir zeigen zwei Clips von<br />
alternativen Videokollektiven, deren Ziel es ist,<br />
die aktuellen sozialen Kämpfe zu dokumentieren<br />
und durch mehr Sichtbarkeit zu unterstützen.<br />
In den Videos kommen unter anderem<br />
zu Wort: Arbeiter_innen des Stahlwerks Halyvourgia,<br />
Journalist_innen von AlterTV und<br />
der Zeitung Eleftherotypia sowie Streikende<br />
der Krankenhausbelegschaft von Kilkis. In<br />
Interviews an ihren Arbeitsplätzen, bei Versammlungen<br />
und auf der Straße geben sie<br />
Einblicke in die Organisationsformen unterschiedlicher<br />
Streikbewegungen und sprechen<br />
über interne und externe Widerstände und<br />
Konflikte. Von den Menschen vor Ort erfahren<br />
wir durch die konkreten Aktivitäten sowie<br />
durch die <strong>globale</strong>n Forderungen der Streikenden:<br />
Das herrschende System nicht mehr als<br />
legal anzuerkennen und sich als selbstbewusste<br />
Bürger_innen gegen die soziale und wirtschaftliche<br />
Ausbeutung des Landes zu wehren.<br />
Anschließend haben wir die Gelegenheit, mit<br />
Aktivist_innen von diakoptes, Reelnews und<br />
laboutnet. TV über Möglichkeiten, Ziele und<br />
Grenzen ihrer politischen Filmarbeit zu diskutieren.<br />
Nach der Kinoveranstaltung freuen wir<br />
uns auf informelle Gespräche und Vernetzung<br />
mit allen Interessierten im Regenbogen-Café.<br />
Thousands of people have been on strike in<br />
Greece, protesting against the austerity measures<br />
imposed by the regime. We are screening<br />
the work of two video-collectives set<br />
up to document the course of current social<br />
struggles and visibly render its dynamic. In<br />
the selected videos, workers of Halyvourgia<br />
steelworks, Journalists of Alter TV and the<br />
Eleftherotypia newspaper, as well as the<br />
striking personnel in the hospital of the<br />
town of Kilkis get a chance to share their<br />
opinions with a wider audience. Whether in<br />
interviews, in their assemblies, or out on the<br />
streets, they offer insight to various forms of<br />
strike organization and talk about internal<br />
and external resistance and conflict. The<br />
on-the-spot documentation of their struggle<br />
reveals not only concrete forms of action, but<br />
also the general determination of the strikers<br />
to doubt the legitimacy of the prevailing system<br />
and to oppose the social and financial<br />
exploitation of the country’s resources. After<br />
the screenings, a discussion with video-activists<br />
from Diakoptes, ReelNews and labournet.tv<br />
will be held, concerning the possibilities,<br />
the aims, and the limits of political<br />
film-making. Those who are interested in<br />
continuing the discussion on an interpersonal<br />
level are very welcome to join us at the<br />
Regenbogen-Café.<br />
Streikwelle in<br />
Griechenland<br />
Reelnews<br />
GR, 2012<br />
25 min<br />
Gesundheitsversorgung<br />
in der Krise<br />
diakoptes<br />
GR, 2012<br />
25 min<br />
griechisch<br />
mit engl. UT<br />
diakoptes.blogspot.de<br />
reelnews.co.uk<br />
Grandpuits et<br />
petites victoires<br />
S.31 «<br />
Big sweep up in<br />
subcontracting<br />
S.44 «<br />
Gäste:<br />
Aktivist_innen<br />
von diakoptes,<br />
Reelnews und<br />
laboutnet.TV<br />
12<br />
13
12.04.<strong>2013</strong><br />
eiszeit 1<br />
EISZEIT 2<br />
12.04.<strong>2013</strong><br />
freitag/friday<br />
18:30 UHR<br />
freitag/friday<br />
18:45 UHR<br />
The Halfmoon Files<br />
Call me Kuchu<br />
Philip Scheffner<br />
DE, 2007<br />
87 min<br />
deutsch/hindi<br />
mit dt. UT<br />
halfmoonfiles.de<br />
Koloniale Gedächtnis<br />
Zwangsarbeit<br />
Experimentalfilm<br />
Deutsch-Süd-was?!<br />
» S.59<br />
Gast:<br />
Philip Scheffner<br />
„Es war einmal ein Mann. Er geriet in den<br />
europäischen Krieg. Deutschland nahm<br />
diesen Mann gefangen. Er möchte nach Indien<br />
zurückkehren. Wenn Gott gnädig ist,<br />
wird er bald Frieden machen. Dann wird<br />
dieser Mann von hier fortgehen.“<br />
Knisternd verklingen die Worte von Mall<br />
Singh, gesprochen in einen Phonographentrichter<br />
am 11. Dezember 1916 in der Stadt<br />
Wünsdorf bei Berlin. 90 Jahre später ist<br />
Mall Singh eine Nummer auf einer alten<br />
Schellackplatte in einem Archiv, eine unter<br />
Hunderten von Stimmen von Kolonialsoldaten<br />
des 1. Weltkrieges. Die Aufnahmen<br />
entstanden in einer einmaligen Allianz aus<br />
Militär, Wissenschaft und Unterhaltungsindustrie.<br />
Philip Scheffner folgt in seiner<br />
experimentellen Spurensuche The Halfmoon<br />
Files diesen Stimmen an den Ort ihrer Aufnahme.<br />
Wie in einem Memoryspiel, das bis<br />
zum Ende unvollständig bleibt, deckt er Bilder<br />
und Töne auf, in denen die Geister der<br />
Vergangenheit zum Leben erwachen.<br />
"There once was a man.This man came into<br />
the European war. Germany captured this<br />
man. He wishes to return to India. If God<br />
has mercy, he will make peace soon. This man<br />
will go away from here."<br />
Mall Singh's crackling words are heard as<br />
he spoke into the phonographic funnel on<br />
11th December 1916 in the city of Wünsdorf,<br />
near Berlin. 90 years later, Mall<br />
Singh is a number on an old Shellac record<br />
in an archive – one among hundreds<br />
of voices of colonial soldiers of the First<br />
World War. The recordings were produced<br />
as a result of a unique alliance between the<br />
military, the scientific community and the<br />
entertainment industry. In his experimental<br />
search The Halfmoon Files, Philip Scheffner<br />
follows the traces of voices to the origin<br />
of their recording. Like a memory game -<br />
which remains incomplete right until the<br />
end - he uncovers pictures and sounds that<br />
revive the ghosts of the past.<br />
Der Dokumentarfilm Call me Kuchu begleitet<br />
David Kato, Menschenrechtsaktivist und erster<br />
offen schwul lebender Mann Ugandas, über ein<br />
Jahr vor seiner brutalen Ermordung am 26. Januar<br />
2011. Seit Jahren versuchen christlich-religiöse<br />
Gruppen in Uganda ein verschärftes Anti-<br />
Homosexualitäts-Gesetz durchzusetzen, das<br />
Haftstrafen für Homosexuelle und HIV- positive<br />
Männer vorsieht, in schweren Fällen sogar die<br />
Todesstrafe. David Kato und seine Mitstreiter_<br />
innen versuchen, dies mit allen Mitteln zu stoppen.<br />
Call me Kuchu dokumentiert ihren Kampf<br />
gegen die Bedrohungen durch die ugandische<br />
Presse und die Regierung. Deren aggressive Hetze<br />
gegenüber Lesben, Schwulen und Transsexuellen,<br />
der Kuchus, wird von nordamerikanischen<br />
evangelikalen Missionaren angeheizt. Nuanciert<br />
beleuchtet der Film das Leben der Kuchus von<br />
Kampala und ihre Bemühungen, ihr eigenes<br />
Schicksal sowie das von vielen Anderen in ganz<br />
Afrika zu verändern. Die brutale Ermordung<br />
Katos während der Dreharbeiten erschüttert die<br />
Gemeinschaft der Kuchus Kampalas zutiefst und<br />
gibt dem Anliegen der Aktivisten eine noch stärkere,<br />
traurige Dringlichkeit. Durch die in David<br />
Katos Worten erzählte Geschichte lebt sein<br />
Vermächtnis in Call me Kuchu weiter: „Wenn<br />
wir uns weiter verstecken, werden sie sagen, wir<br />
würden nicht existieren.“<br />
This documentary follows David Kato who<br />
tries to repeal Uganda’s homophobic laws<br />
and liberate his fellow lesbian, gay, bisexual<br />
and transgender men and women – called<br />
kuchus. Kato insists, “if we keep on hiding,<br />
they will say we’re not here.” But David’s<br />
formidable task just became much more<br />
difficult. A new Anti-Homosexuality Bill<br />
proposes death for HIV-positive gay men,<br />
and prison for anyone who fails to turn in<br />
a known homosexual. Inspired by radical<br />
Northamerican evangelists, local newspapers<br />
have begun outing kuchus with vicious fervor<br />
under headlines such as: “Home terror!<br />
We Name and Shame Top Gays in the City.”<br />
Three weeks after a landmark legal victory<br />
and one year into filming, on January 26<br />
2011, David is brutally murdered in his<br />
home. His death leaves Kampala’s kuchus<br />
traumatized and seeking answers for a way<br />
forward. With unprecedented access, Call<br />
me Kuchu depicts the last year in the life<br />
of a courageous, quick-witted and steadfast<br />
man whose wisdom and achievements were<br />
not fully recognized until after his death,<br />
and whose memory has inspired a new generation<br />
of human rights advocates.<br />
Katherine Fairfax<br />
Wright<br />
Malika Zouhali-<br />
WorralI<br />
UG/US, 2012<br />
90 min<br />
englisch/luganda<br />
mit dt. UT<br />
callmekuchu.com<br />
Homophobie<br />
Widerstand<br />
Missionierung<br />
Uganda<br />
14<br />
15
12.04.<strong>2013</strong><br />
REGENBOGENKINO<br />
EISZEIT 1<br />
12.04.<strong>2013</strong><br />
freitag/friday<br />
20:30 UHR<br />
freitag/friday<br />
20:45 UHR<br />
Rosia Montana: Dorf am Abgrund<br />
Sobre la misma tierra<br />
Fabian Daub<br />
DE, 2012<br />
78 min<br />
rumänisch/englisch<br />
mit dt. UT<br />
rosiamontanathefilm.com<br />
Großbauprojekte<br />
Zwangsumsiedlung<br />
Umweltzerstörung<br />
Widerstand<br />
Abschied von Matjora<br />
» S.12<br />
Ecumenopolis:<br />
City Without Limits<br />
» S.46<br />
De Engel van Doel<br />
» S.49<br />
Gast:<br />
Adrian-Elias Rinnert,<br />
Bürgerinitiative<br />
Strukturwandel jetzt<br />
- Kein Nochten II<br />
Unter Roșia Montană, einem rumänischen Karpatendorf,<br />
lagern die größten Goldvorkommen<br />
Europas. Daher soll das Dorf und die umgebende<br />
Naturlandschaft nun einer Goldmine<br />
weichen. Ganze Berge sollen für Abraumbecken<br />
abgetragen werden, aus denen das bei der Goldgewinnung<br />
verwendete Zyanid ins Grundwasser<br />
zu gelangen droht. Die Meinungen über die<br />
geplante Goldmine gehen weit auseinander und<br />
spalten die Dorfgemeinde. Die Umsiedlung<br />
nach Albia Iulia wird von einigen als ein Schritt<br />
zu mehr Lebensqualität gesehen, sie hoffen auf<br />
einen wirtschaftlichen Aufschwung der Region<br />
und neue Jobperspektiven im Bergbau. Andere<br />
vermissen ihren alten Lebensraum und die<br />
frühere Gemeinschaft in Roșia Montană. Und<br />
wieder andere befinden sich trotz aller Bemühungen<br />
seitens des Bergbaukonzerns noch dort<br />
– im Widerstand. Sie wollen um keinen Preis<br />
ihre Grundstücke aufgeben. Das Land und die<br />
Viehzucht geben ihnen die Möglichkeit, sich<br />
selbst zu versorgen. Mit der eigenen Kuh sei<br />
man gegen Krisen gewappnet, versichern die<br />
Widerständigen. Die politischen Strategien zur<br />
Durchsetzung des Projekts empfinden sie als<br />
Überbleibsel kommunistischer Machtpolitik. So<br />
entsteht ein komplexes Bild. Der Film hat viel<br />
Sympathie mit seinen widerständigen Protagonist_innen,<br />
nimmt aber auch die Argumente der<br />
Befürwortenden ernst.<br />
Under Roşia Montană, a Romanian Carpathian<br />
village, lie the largest gold deposits<br />
in Europe. Therefore, the village and the<br />
surrounding nature will now give way to a<br />
gold mine, whole mountains will be removed<br />
for tailings pond, from which the cyanide<br />
used in gold mining threatens to get into<br />
groundwater. The opinions on the proposed<br />
gold mine vary widely and split the village<br />
community. The resettlement to Albia Iulia is<br />
seen by some as a step towards better quality<br />
of life, they are hoping for spur economic development<br />
to the region and new job opportunities<br />
in the mining industry. Others miss<br />
their old home and the former community in<br />
Roşia Montană. And still others are, despite<br />
all efforts by the mining company in the<br />
resistance. They don’t want to give up their<br />
land at any price, as the land and cattle give<br />
them the opportunity to be self-sufficient. As<br />
the opponents assure, with own cow one is<br />
well prepared against crises. The policies for<br />
the enforcement of the project they consider<br />
as remains of communist power politics. And<br />
so a complex picture is created. The film has a<br />
lot of sympathy with its resistive protagonists,<br />
but takes seriously the arguments of the proponents<br />
among the community.<br />
Die interne Vertreibung in Kolumbien ist ein<br />
bedauerliches Ergebnis des dort seit mehr als<br />
50 Jahre anhaltenden bewaffneten Konflikts.<br />
Mehr als 5 Mio. Kolumbianer_innen, die in<br />
umkämpften Gebieten lebten, wurden bis<br />
dato vertrieben. Dabei handelt es sich meistens<br />
um Landbewohner_innen, die ihr Hab und<br />
Gut verlieren und Zuflucht in den Slums der<br />
großen Städte suchen. Die Zivilbevölkerung<br />
wird hauptsächlich von Seiten der staatlichen<br />
Sicherheitskräften und der Paramilitärs in den<br />
Konflikt hineingezogen: Sie müssen fliehen,<br />
weil sie als Sympathisant_innen der Guerilla<br />
verunglimpft werden, weil der Boden auf dem<br />
sie leben, von den wirtschaftlichen Interessen<br />
verlangt wird oder weil sie in strategischen<br />
Gebieten des Landes wohnen: Unter anderem<br />
der Drogenhandel, die Morde, die sexuelle<br />
Gewalt gegen Mädchen und Frauen und die<br />
bewaffneten Auseinandersetzungen haben die<br />
Existenz vieler Menschen in Kolumbien nahezu<br />
unmöglich gemacht. Sobre la misma tierra<br />
ist die Erzählung von vier Geschichten, die in<br />
Wirklichkeit eine einzige ist: die Kolumbiens.<br />
Menschen zwischen Maisfeldern und Goldminen,<br />
Yucca und Erdöl, die unter dem Verlust<br />
ihrer Länder, ihres Lebens und ihrer Zukunft<br />
leiden. Wirklichkeit, Hoffnung, Vergessen und<br />
die Kraft zu Leben, wo das Leben nichts anderes<br />
ist als der Kampf ums Überleben.<br />
The internal displacement in Colombia is a<br />
tragic result of the armed conflict that has<br />
been going on in the country for more than<br />
50 years. To this day, more than 5 million<br />
Colombians living in contested areas were expelled.<br />
Mainly the rural population is affected<br />
- having lost all belongings and property,<br />
they seek refuge in the slums of big cities. The<br />
involvement of the civilian population in the<br />
conflict is mainly caused by the state security<br />
forces and the paramilitaries: Civilians are<br />
expelled because they are accused of being<br />
sympathizers of the guerrilla warfare, because<br />
their land is planned to be used for economic<br />
exploitation, or because they live in strategically<br />
important areas of the country. Other<br />
reasons why many people's lives in Colombia<br />
are threatened include drug traffic, murders,<br />
sexual violence against girls and women and<br />
the armed hostilities. Sobre la misma tierra<br />
tells four stories that in actual fact is one<br />
story: Colombia. It's a story about people living<br />
between cornfields and gold mines, yucca<br />
and oil, who are suffering from the loss<br />
of their land, their life and their future. A<br />
story about reality, hope, forgetting and finding<br />
new strength in a place where life means<br />
nothing but fight for survival.<br />
Laura Sipán<br />
ES, 2012<br />
75 min<br />
spanisch<br />
mit dt. UT<br />
facebook.com/<br />
SobreLaMismaTierra.<br />
Documental<br />
Kolumbien<br />
interne Vertreibung<br />
alltäglicher Widerstand<br />
El gigante<br />
S.37 «<br />
Resistencia en<br />
la línea negra<br />
S.48 «<br />
Gast:<br />
Laura Sipán,<br />
Filmemacherin<br />
Moderation<br />
KolumbienKampagne<br />
Berlin<br />
16<br />
17
12.04.<strong>2013</strong><br />
eiszeit 2<br />
regenbogenkino<br />
12.04.<strong>2013</strong><br />
freitag/friday<br />
21:00 UHR<br />
freitag/friday<br />
23:00 UHR<br />
Mare Chiuso – CLOSED SEA<br />
Residenzpflicht<br />
Stefano Liberti<br />
Andrea Segre<br />
IT, 2012<br />
60 min<br />
amharisch/<br />
tigrinya/<br />
somalisch<br />
mit engl. UT<br />
zalab.org<br />
Flucht<br />
Asyl<br />
Rassismus<br />
Arabische Revolution<br />
Fremd<br />
» S.27<br />
Ferrhotel<br />
» S.40<br />
Babylon<br />
» S.11<br />
Gäste:<br />
noch offen<br />
Im Jahr 2008 schlossen Berlusconi und Gaddafi<br />
ein Abschiebeabkommen zwischen Italien<br />
und Libyen. Bereits in den ersten drei Monaten<br />
nach Inkrafttreten wurden über 1.400<br />
Flüchtlinge von der italienischen Marine auf<br />
See abgefangen und gewaltsam nach Libyen<br />
abgeschoben. Dort waren sie vor allem<br />
seitens der lokalen Polizei Gewaltexzessen<br />
und rassistischen Anfeindungen ausgesetzt.<br />
Das umstrittene Abschiebeabkommen wurde<br />
von Rom erst im Februar 2012 während<br />
der Revolution in Libyen ausgesetzt. Der<br />
Europäische Gerichtshof für Menschenrechte<br />
verurteilte Italien aufgrund der Rückführungen<br />
wegen Verletzung der Europäischen<br />
Menschenrechtskonvention im Jahr 2012,<br />
da die Flüchtlinge unmenschlichen Gefahren<br />
ausgesetzt worden seien. Im Dokumentarfilm<br />
Mare Chiuso – Closed Sea berichten Opfer der<br />
Rückführungsaktionen über die Situation auf<br />
den italienischen Polizeischiffen und in den<br />
libyschen Gefängnissen. Die Zeugen der Deportationen<br />
lebten zur Zeit der Dreharbeiten<br />
im Flüchtlingslager Shousha an der Grenze<br />
zwischen Libyen und Tunesien sowie in zwei<br />
Auffanglagern für Asylbewerber_innen in<br />
Süditalien. Gemeinsam mit Gästen diskutieren<br />
wir im Anschluss an die Vorführung über<br />
die Flüchtlingspolitik der EU angesichts der<br />
Unruhen in Nordafrika.<br />
In 2008 Berlusconi and Gaddafi signed a<br />
deportation agreement between Italy and<br />
Libya. Even in the first three months after<br />
entry into force, 1,400 migrants intercepted<br />
at sea by the Italian navy were forcibly returned<br />
to Libya, where local police exposed them<br />
to various types of abuse and racial hostility.<br />
The controversial deportation agreement was<br />
only suspended in February 2011 after the<br />
outbreak of the Libyan War. The European<br />
Court of Human Rights in Strasbourg condemned<br />
Italy in 2012 for violation of the European<br />
Convention on Human Rights by exposing<br />
the refugees to inhuman dangers. One<br />
of the suitors as well as other refugees speak<br />
about their story in the documentary. In the<br />
film, African refugees are describing what<br />
happened to them on the Italian ships during<br />
these push back operations and in Libyan<br />
prisons after their deportation. The witnesses<br />
were living in Shousha refugee camp, at<br />
the border between Libya and Tunisia, and<br />
in two reception camps for asylum seekers in<br />
Southern Italy when the directors met them.<br />
After the screening we will discuss with guests<br />
the European Union’s refugee policy facing<br />
the political movements in North Africa.<br />
Seit vielen Jahren kämpfen Flüchtlinge gegen<br />
die so genannte Residenzpflicht, die 1982 in<br />
Deutschland eingeführt wurde. Diese besagt,<br />
dass Asylsuchende im laufenden Verfahren<br />
den Bezirk, in dem sie gemeldet sind, ohne<br />
Erlaubnis nicht verlassen dürfen. Die Filmemacherin<br />
Denise Garcia Bergt begleitet Aktivist_innen,<br />
die davon berichten, wie ihnen die<br />
Residenzpflicht unsichtbare Grenzen in den<br />
Weg stellt und die freie Entfaltung der Persönlichkeit<br />
behindert: Grundrechte, wie Versammlungs-<br />
und Meinungsfreiheit, die Pflege<br />
sozialer Kontakte werden eingeschränkt. „Ich<br />
war mir von Anfang an sehr bewusst darüber,<br />
dass ich nicht daran interessiert war ‚Opfer‘<br />
darzustellen. Es gibt schon zu viele Filme darüber.<br />
Ich wollte mit Menschen arbeiten, die<br />
nicht aufhören, für ihre Rechte zu kämpfen,<br />
was im Endeffekt das gleiche ist, wie für seine<br />
geistige Gesundheit zu kämpfen“ (D. Garcia<br />
Bergt). Thematisiert wird die Residenzpflicht<br />
im Film auch in einem größeren Kontext:<br />
Interviewpartner_innen erzählen, wie die<br />
Einschränkung der Bewegungsfreiheit von<br />
Flüchtlingen im Innern mit der Abschottungspolitik<br />
an den europ. Außengrenzen zusammenhängt<br />
und inwiefern diese Reglementierung<br />
mit dem kolonialen Erbe und dem<br />
Alltagsrassismus in Deutschland verwoben ist.<br />
In Germany, refugees have been fighting for<br />
many years against a regulation adopted in<br />
1982 – the so-called residence obligation.<br />
It says that asylum-seekers whose asylum<br />
procedures are not completed may not leave<br />
their registration district without an official<br />
permission. The film-maker Denise Garcia<br />
Bergt accompanies activists who report how<br />
the residence obligation creates invisible borders<br />
and restrains the free development of<br />
personality: it restricts fundamental rights<br />
like freedom of assembly, freedom of expression<br />
and social contacts. “It has never been my<br />
intention to show 'victims', since there are<br />
already too many films like this. I wanted<br />
to work with people who do not stop fighting<br />
for their rights which in the end means<br />
nothing but fighting for sanity“ (D. Garcia<br />
Bergt). The film also looks at the residence<br />
obligation in a bigger context: the interview<br />
partners describe how the restriction of the<br />
freedom of movement is part of the politics of<br />
isolation within Europe and how it is tightly<br />
interwoven with the colonial heir and the<br />
everyday racism in Germany.<br />
Denise Garcia Bergt<br />
DE, 2012<br />
71 min<br />
englisch & deutsch<br />
mit engl./dt. UT<br />
residenzpflichtdoc.com<br />
Flüchtlingspolitik<br />
Diskriminierung<br />
Widerstand<br />
Postkolonialismus<br />
Babylon<br />
S.11 «<br />
Fremd<br />
S.27 «<br />
Mare Chiuso<br />
S.18 «<br />
Gaza Calling<br />
S. 45 «<br />
18<br />
19
12.04.<strong>2013</strong><br />
eiszeit 1<br />
EISZEIT 1<br />
13.04.<strong>2013</strong><br />
freitag/friday<br />
23:00 UHR<br />
samstag/saturday<br />
15:00 UHR<br />
Are you listening!<br />
The Voice of God + Are you listening! (wdh.)<br />
Kamar Ahmad Simon<br />
Sara Afreen<br />
BD, 2012<br />
90 min<br />
bengali<br />
mit engl. UT<br />
film-areyoulistening.com<br />
catndocs.com<br />
Klimawandel<br />
Bangladesch<br />
Arbeitsbedingungen<br />
„Bangladesch existiert bis zum Ende dieses<br />
Jahrhunderts vielleicht nicht mehr; manche<br />
ziehen sogar in Betracht auszuwandern“, so<br />
berichtet der Regisseur Kamar Ahmad Simon<br />
über Scherze von Freunden nachdem<br />
der Zyklon Aila im Mai 2009 die Küste<br />
Bangladeschs traf. Die Überschwemmungen<br />
zwangen rund 1 Million Menschen zur<br />
Flucht, unter ihnen 100 Familien aus Sutarkhali.<br />
Nach der Überflutung ihres Dorfes<br />
flüchteten diese auf einen alten Deich und<br />
errichteten dort behelfsmäßige Wohnungen.<br />
Mit wachsender Ungeduld – die Jahre vergehen<br />
– darauf wartend, dass die Regierung<br />
den versprochenen Deich baut, um das verlorene<br />
Land zurückzugewinnen. Abhängig<br />
von Lebensmittelspenden ringen sie mit Arbeitslosigkeit,<br />
knappen Ressourcen und der<br />
Suche nach Möglichkeiten selbst etwas an<br />
ihrer ausweglosen Situation ändern zu können.<br />
Über Monate begleitete Simon die Gemeinschaft<br />
und insbesondere eine dreiköpfige<br />
Familie in ihrem Alltag auf dem schmalen<br />
Landstrich. Die Kamera ist immer ganz nah,<br />
ihren Gefühlen, Hoffnungen, Ängsten und<br />
ihrer Wut. Und trotz dieser Intimität erhalten<br />
wir zugleich einen Eindruck wie der Klimawandel<br />
bereits heute Millionen von Leben<br />
beeinträchtigt und von einer Zukunft, in der<br />
dieses Schicksal noch vielen mehr droht.<br />
"Bangladesh may not survive the 21st century;<br />
some even started to opt for migration",<br />
says director Kamar Ahmad Simon about<br />
talks with his friends after the cyclone Aila<br />
hit Bangladesh in May 2009. The ensuing<br />
floods drove nearly a million people from<br />
their homes, including 100 families from<br />
the village Sutarkhali. The families fled<br />
to an old dyke nearby where they built up<br />
temporary homes, not knowing for how long<br />
their displacement would last. After three<br />
years, they are growing impatient for the<br />
government to build the promised dyke so<br />
they can reclaim their lost land. Dependent<br />
on international aid for food, the people<br />
from Sutarkhali struggle with unemployment<br />
and poverty, searching for ways to<br />
change things themselves. Over a period<br />
of several months, Simon accompanied the<br />
displaced community, focusing on a small<br />
family (Rakhi, Soumen and Rahul) as they<br />
perform their daily routines on the small<br />
stretch of land. His camera always stays very<br />
close to his subjects. To their emotions, to<br />
their hopes and fears and to their anger. At<br />
the same time it gives a much broader picture<br />
of how climate change already affects<br />
millions of lives – those with the smallest<br />
carbon footprint – and of a future with<br />
much worse to come.<br />
Wer ist die Off-Stimme in Dokumentarfilmen?<br />
Ein melodramatisches Doku-Drama in<br />
Stop-Motion- und Langzeit-Exposition.<br />
Infos zum zweiten Film Are you listening! auf<br />
der Nebenseite.<br />
Who is the voice-over in documentary films? This<br />
film is a melodramatic docu-drama with voiceover<br />
in stop motion and long-time exposure.<br />
More info about the film Are you listening! on<br />
the opposite page.<br />
Alex Offener Kanal Berlin zeigt Filme der <strong>globale</strong>2011<br />
08.04.13, 20:15<br />
Das Ende der Vertretung<br />
(Bärbel Schönafinger / Samira Fansa, DE, 2009)<br />
08.04.13, 21:15<br />
Willkommen zu Hause<br />
(Eliza Petkova , DE/KO, 2011)<br />
10.04.13, 20:10<br />
Noise and Resistance<br />
(Julia Ostertag / Francesca Araiza Andrade, DE, 2011)<br />
12.04.13, 20:15<br />
Der unwissende Lehrmeister – Kommentare<br />
(Jordane Maurs, DE, 2011)<br />
Bernd Lützeler<br />
IN/DE, 2011<br />
10 min<br />
künstliche<br />
Sprache, die nicht<br />
verständlich ist<br />
nomasala.com<br />
Medienkritik<br />
experimentell<br />
20<br />
21
13.04.<strong>2013</strong><br />
eiszeit 2<br />
EISZEIT 1<br />
13.04.<strong>2013</strong><br />
samstag/saturday<br />
15:30 UHR<br />
samstag/saturday<br />
17:30 UHR<br />
Trilogie 1: Birds in the mire<br />
Riot from wrong<br />
Alinda Dimitriou<br />
GR, 2008<br />
104 min<br />
griechisch<br />
mit engl. UT<br />
Zeitzeugenbericht<br />
Frauen im Widerstand<br />
in der NS Zeit<br />
Menschenwürde<br />
Trilogie 2:<br />
Among the rocks<br />
» S.25<br />
Trilogie 3:<br />
The girls of the rain<br />
» S.39<br />
Bis heute hat die 1933 geborene Filmemacherin<br />
Alida Dimitriou mehr als 50 Dokumentarfilme<br />
gedreht. 2011 hat sie ihre Trilogie<br />
über politische Aktivistinnen in Griechenland<br />
seit Mitte des 20. Jahrhunderts vollendet. Sie<br />
beleuchtet mit einzigartigem Zeitzeugen-Material<br />
die sonst vergessene und ausgeblendete<br />
weibliche Seite des politischen Kampfes. Die<br />
drei Filme lassen diese Vergangenheit durch<br />
die Augen und Stimmen der Frauen aufleben.<br />
Ihr Mut und ihre Entschlossenheit erinnern<br />
daran, dass der Einsatz in politischen Kämpfen<br />
sehr viel mit persönlicher Integrität zu tun<br />
hat. Birds in the mire ist der erste Teil der Trilogie.<br />
Der Film erzählt die Geschichte von 32<br />
Frauen, die im Widerstand gegen die Nazi-Besetzung<br />
(1941-1944) aktiv waren – und nach<br />
der Befreiung wegen ihrer politischen Gesinnung<br />
verfolgt wurden. Die zunehmende politische<br />
Polarisierung in den Jahren nach der<br />
Besetzung führte schließlich zum Ausbruch<br />
des Bürgerkriegs (1946-1949). Der Bürgerkrieg<br />
gab vielen antikommunistischen Nazi-<br />
Kollaborateuren die Gelegenheit, sich ihrer<br />
Strafen zu entziehen und sogar zu führenden<br />
Vertreter_innen des Nachkriegs-Griechenland<br />
aufzusteigen. Der Film hat viele Preise gewonnen,<br />
darunter den Publikumspreis und den<br />
Greek-Film-Center-Award des 10. Dokumentarfilm-Festivals<br />
in Thessaloniki.<br />
Alinda Dimitriou was born in 1933, has<br />
directed over fifty documentaries and is still<br />
an active, independent filmmaker. In 2011<br />
she completed her trilogy about women in<br />
Greek politics in the second half of the 20th<br />
century, researching and recording testimonial<br />
material that would otherwise be lost. A<br />
detailed documentation of unheeded battles,<br />
a recording of unassuming bravery, the three<br />
documentaries aim to reveal the past through<br />
the eyes and voices of women, and manage to<br />
remind at the present time that engaging in<br />
political struggle is largely a matter of personal<br />
integrity. Birds in the Mire, the first<br />
part of the trilogy, preserves the stories of 32<br />
women who contributed to the resistance to<br />
Nazi occupation (1941-1944), but were<br />
nevertheless persecuted after the liberation<br />
of Greece for their political beliefs. The years<br />
following the Nazi Occupation were characterized<br />
by an escalating political polarization<br />
between leftists and rightists that led to the<br />
outbreak of civil war. The civil war gave the<br />
opportunity to many anti-communist Nazi<br />
collaborators not only to escape punishment,<br />
but also to eventually become the ruling class<br />
of post-war Greece. Among other honors,<br />
the film has won the audience prize and the<br />
Greek Film Center Award at the 10th Thessaloniki<br />
Documentary Festival.<br />
Am 4. August 2011 sollte Mark Duggan in<br />
einem Vorort von London festgenommen<br />
werden. Duggan überlebte diesen Polizeieinsatz<br />
nicht, der genaue Ablauf der Ereignisse<br />
ist bis heute ungeklärt. Zwei Tage später fand<br />
vor einer örtlichen Polizeistation eine Demonstration<br />
statt, bei der Einwohner_innen<br />
Tottenhams Aufklärung über die genauen<br />
Umstände seines Todes forderten. Die zunächst<br />
friedliche Demonstration eskalierte in<br />
den Abendstunden – es kam zu Plünderungen<br />
und Brandstiftungen, die sich in den folgenden<br />
Tagen auf andere Londoner Stadtteile<br />
und englische Großstädte ausweiteten. Im<br />
Verlauf der Unruhen verloren fünf Menschen<br />
ihr Leben. In den englischen Medien und im<br />
politischen Diskurs wurden die 2011 England<br />
Riots übereinstimmend als Ausschreitungen<br />
von kriminellen Jugendlichen verhandelt und<br />
nach einer schnellen und kompromisslosen<br />
Wiederherstellung von Recht und Ordnung<br />
gerufen. Viele Beteiligte wurden in Schnellverfahren<br />
zu hohen Strafen verurteilt. Riot<br />
from Wrong dokumentiert diese Ereignisse aus<br />
dem Blickwinkel der Betroffenen: Die vom<br />
Jugendmedienkollektiv Fully Focused produzierte<br />
Dokumentation versucht, die Hintergründe<br />
der Ausschreitungen zu analysieren<br />
und der Dämonisierung einer ganzen Generation<br />
von Jugendlichen entgegenzuwirken.<br />
At the 4. August 2011 Mark Duggan did not<br />
survive an attempt of the London Metropolitan<br />
Police to arrest him. Most of the details<br />
of this deadly incident remain unresolved.<br />
Two days later the people of the Tottenham<br />
neighbourhood congregated in front of the<br />
local police station, asking for explanations<br />
and an investigation of the coincidence.<br />
What started as a peaceful gathering, escalated<br />
in the evening hours, leading to looting<br />
and arson. In the following days riots<br />
spread over various boroughs in London as<br />
well as in other big towns in England. Five<br />
people got killed. The English media quickly<br />
condemned the 2011 England riots as violent<br />
acts of young criminals exploiting the<br />
extraordinary situation. Consequently, in<br />
the political discussions it was called upon<br />
the authorities to reestablish law and order<br />
by any means necessary. As a result, many<br />
young people were sentenced to harsh punishments,<br />
employing accelerated procedures.<br />
The documentary Riot from Wrong looks at<br />
the events from the perspective of the people<br />
that are involved. By illustrating and analyzing<br />
the underlying context and reasons, the<br />
youth media collective Fully Focused works<br />
against the demonization of their generation.<br />
Teddy Nygh<br />
GB, 2012<br />
68 min<br />
englisch<br />
riotfromwrong.com<br />
Repression<br />
Polizeigewalt<br />
Widerstand<br />
soziale Missstände<br />
Protestbewegung<br />
Gentrifizierung<br />
Globalisierung<br />
Black Block<br />
S.30 «<br />
Der Prozess<br />
S.7 «<br />
Gäste:<br />
Filmemacher_innen<br />
des Jugendmedienkollektivs<br />
Fully<br />
Focused<br />
22<br />
23
13.04.<strong>2013</strong><br />
REGENBOGENKINO<br />
EISZEIT 2<br />
13.04.<strong>2013</strong><br />
samstag/saturday<br />
18:00 UHR<br />
samstag/saturday<br />
18:00 UHR<br />
Vermächtnis.Legacy<br />
Trilogie 2: Among the rocks<br />
Marika Schmiedt<br />
AT, 2011<br />
43 min<br />
deutsch<br />
mit engl. UT<br />
marikaschmiedt.<br />
wordpress.com<br />
derparia.word<br />
press.com<br />
Romaphobie<br />
Holocaust Zeitzeugen<br />
Frauen im Widerstand<br />
Revision<br />
» S.47<br />
Gast:<br />
Filiz Demirova,<br />
Aktivistin<br />
Die Arbeit Vermächtnis.Legacy ist der Künstlerin<br />
Ceija Stojka und ihren Nachkommen<br />
gewidmet. Stojka ist Malerin, Musikerin<br />
und Schriftsstellerin aus Österreich, einer<br />
der wenigen noch lebenden Überlebenden<br />
des Holocaust. Sie überstand den Horror der<br />
Inhaftierung in den Konzentrationslagern<br />
Auschwitz, Bergen-Belsen und Ravensbrück<br />
und erlebte auch die Auswirkungen des Rassismus<br />
nach Ende des Zweiten Weltkriegs.<br />
Das Hauptaugenmerk Schmiedts ähnelt der<br />
Frage des Philosophen Giorgio Agamben:<br />
Was ist die rechtliche Struktur, die solche Ereignisse<br />
ermöglichte? Zur Erforschung dieser<br />
Frage interviewte die Künstlerin verschiedene<br />
Generationen der weiblichen Nachkommen<br />
von Ceija Stojka. Diese mündlichen<br />
Mikro-Geschichten weichen selbsverständlich<br />
deutlich von makro-historischen Dokumenten<br />
ab. Beim Kampf gegen das historische<br />
Vergessen warnen uns diese Zeuginnen<br />
vor der ewigen Wiederkehr des Rassismus<br />
und auch vor der Aporie der „proxy witness“<br />
(Suzana Milevska).<br />
Zu Gast: Filiz Demirova, Aktivistin und freie<br />
Autorin mit Schwerpunkt Roma-Politik, Mitorganisation<br />
von Demonstrationen, Kundgebungen,<br />
Workshops und Vorträgen. Mitglied<br />
der EDEWA Austellungsgruppe (Einkaufsgenossenschaft<br />
antirassistischer Widerstand).<br />
The work Vermächtnis.Legacy is devoted to<br />
artist Ceija Stojka and her offspring. Stojka is<br />
a Roma woman painter, musician and writer<br />
from Austria, one of the few living survivors of<br />
the Nazi Holocaust who lived through all horrors<br />
of internment in the concentration camps<br />
Auschwitz, Bergen-Belsen and Ravensbrück<br />
and who experienced the most severe consequences<br />
of racism even after the end of the Second<br />
World War. The main issue that Schmiedt explores<br />
in the work is very similar to a question<br />
asked by philosopher Giorgio Agamben: What<br />
is the juridical structure that allowed such<br />
events to take place? In pursuit of an answer<br />
to this question, the artist interviewed different<br />
generations of Stojkas female descendents who<br />
constantly face the need to renegotiate the past<br />
as they live with her silent testimonials of those<br />
who cannot testify. Such fragmented oral microhistories<br />
may, of course, significantly differ from<br />
macro-historic documents. While fighting historical<br />
amnesia, these testimonials warn us both<br />
of racisms eternal return and of the aporia of the<br />
„proxy witness“ (Suzana Milevska).<br />
Guest: Filiz Demirova, activist and author<br />
with a focus on Roma politics. She organises<br />
demonstrations, workshops and lectures and<br />
is a member from the EDEWA.<br />
Among the rocks schließt direkt an Birds in<br />
the Mire (siehe S.22) an, dem ersten Teil von<br />
Alida Dimitrious Trilogie über politische<br />
Aktivistinnen in Griechenland. Der Film<br />
erzählt die Geschichte von 33 Frauen, die<br />
den griechischen Bürgerkrieg (1946-1949)<br />
überlebt haben. Der Ausbruch des Bürgerkriegs<br />
ist eng verbunden mit dem Scheitern<br />
des 1945 geschlossenen Varkiza-Vertrages:<br />
Er sah vor, dass die linken Widerstandsbewegungen<br />
nach Ende der Nazi-Besetzung<br />
entwaffnet werden sollten, zugleich sollten<br />
Rechtsextreme aus dem Polizei- und Militärapparat<br />
entfernt werden. Stattdessen<br />
begann die gezielte Verfolgung linksgerichteter<br />
Gruppen. Einige der Frauen entkamen<br />
in die Berge und wurden Mitglieder der<br />
kommunistischen Guerilla. Andere wurden<br />
gefangen genommen oder verschleppt und<br />
waren von der Todesstrafe bedroht. Mit<br />
dem Film wird am Beispiel der griechischen<br />
Situation ein Einblick in die generellen<br />
ideologischen Auseinandersetzungen und<br />
Verwerfungen im Nachkriegs-Europa gegeben.<br />
Zugleich gibt der Film Einblicke in<br />
persönliche Traumata und Siege und liefert<br />
damit den psychologischen und emotionalen<br />
Hintergrund für den letzten Teil der<br />
Trilogie, The girls of the Rain (siehe S.39).<br />
Among the Rocks is the direct continuation<br />
of the stories narrated in Birds in the Mire<br />
(p. 22). As a registration of personal trauma<br />
and victory, it provides not only the historical,<br />
but also the psychological and emotional<br />
background necessary to understand The<br />
Girls of the Rain (p. 39). It preserves the stories<br />
of 33 women who survived the Greek civil<br />
war (1946-1949). After the enforcement<br />
of the Varkiza Treaty, calling for the disarmament<br />
of the leftist Resistance Army forces<br />
in exchange for political amnesty failed, the<br />
right-wing persecution of leftist elements began.<br />
Some of the women escaped then to the<br />
mountains and became members of the communist<br />
guerilla army. Others were arrested,<br />
faced death penalties or were sent to exile.<br />
The film reveals life stances in the face of extreme<br />
circumstances and affirms that women<br />
are equally capable of acts of political courage,<br />
such as those commonly attributed to men<br />
only. To a certain degree it also sheds light to<br />
the historical development of the ideological<br />
struggle, whose aftermath influences political<br />
and economic practice in modern day Europe.<br />
Part 3 of the trilogy is the documentary<br />
The girls of the rain (see p. 39).<br />
Alinda Dimitriou<br />
GR, 2009<br />
98 min<br />
griechisch<br />
mit engl. UT<br />
Bürgerkrieg<br />
Zeitzeugenbericht<br />
Frauen im Widerstand<br />
Menschenwürde<br />
Trilogie 1:<br />
Birds in the mire<br />
S.22 «<br />
Trilogie 3:<br />
The girls of the rain<br />
S.39 «<br />
24<br />
25
13.04.<strong>2013</strong><br />
eiszeit 1<br />
regenbogenkino<br />
13.04.<strong>2013</strong><br />
samstag/saturday<br />
20:00 UHR<br />
samstag/saturday<br />
20:30 UHR<br />
Even a bird needs a nest<br />
Fremd<br />
Christine Chansou<br />
Vincent Trintignant-<br />
Corneau<br />
FR, 2012<br />
70 min<br />
khmer<br />
mit engl. UT<br />
widehouse.org/<br />
film/even-a-birdneeds-a-nest<br />
Kambodscha<br />
Landraub<br />
Verdrängung<br />
Menschenrechte<br />
Squat –<br />
La ville est à nous<br />
» S.10<br />
La última calle<br />
» S.36<br />
Gast:<br />
Jürgen Weber,<br />
freier Journalist<br />
Nach dem Fall des kommunistischen Pol<br />
Pot–Regimes galt der aktuelle Premierminister<br />
Hun Sen als Hoffnungsträger für viele<br />
Kambodschaner_innen. Doch ihre Hoffnungen<br />
wurden enttäuscht. Pläne von privaten<br />
Großinvestoren bedrohen Wohnhäuser in<br />
der Hauptstadt Phnom Penh sowie Reisplantagen<br />
auf dem Land und treiben damit ihre<br />
Besitzer_innen in die Verzweiflung. In dem<br />
Stadtteil Boeung Kak wurden bereits viele<br />
Familien gewaltsam gezwungen ihre Häuser<br />
zu verlassen und in Gegenden umzusiedeln,<br />
die weit entfernt von Arbeitsmöglichkeiten<br />
liegen und zudem über eine mangelhafte<br />
Grundversorgung und Infrastruktur verfügen.<br />
Jene, die sich dagegen wehren, müssen<br />
zusehen, wie die privaten Unternehmen mit<br />
der gewaltsamen Unterstützung der Polizei<br />
ihre Häuser mit Bulldozern dem Erdboden<br />
gleich machen. In diesem einseitigen Kampf<br />
riskieren einige Familien, angeführt von einer<br />
Gruppe mutiger Frauen, ihr Leben, um den<br />
Protest fortzuführen und den Widerstand zu<br />
organisieren. Der Film ist eine erschütternde<br />
Dokumentation über das Ungleichgewicht<br />
von Macht, die dem Kampf der Bewohner_innen<br />
folgt und auch Hun Sen und die<br />
Opposition zu Wort kommen lässt.<br />
After the fall of Pol Pot's communist regime,<br />
current prime minister Hun Sen<br />
carried the hope of many Cambodians. But<br />
their hopes have been undermined. Plans<br />
by real estate developers are threatening<br />
homes in the capital Phnom Penh and the<br />
rice plantations in the countryside, driving<br />
their owners to despair. In the Boeung Kak<br />
district many families have already been<br />
forced to leave their homes and to relocate<br />
to a place far from work opportunities,<br />
and lacking basic services and infrastructures.<br />
Those who resist have their homes<br />
bulldozed by the private companies, with<br />
the violent assistance of the police force. In<br />
this one-sided battle, some families headed<br />
by a group of unintimidated women continue<br />
to protest and organize the resistance.<br />
This is a harrowing documentary about the<br />
unequal balance of power, that follows the<br />
struggle of the residents, while also letting<br />
Hun Sen and the opposition have their say.<br />
Miriam Fassbenders Dokumentarfilm Fremd<br />
begleitet Migranten von Afrika auf ihrem Weg<br />
nach Europa. Mohammed aus Mali unternimmt<br />
seinen dritten Versuch, nach Spanien<br />
zu gelangen. An der Grenze zu Marokko trifft<br />
er in Algerien Jerry aus Kamerun. Dieser ist<br />
Musiker und wollte der Perspektivlosigkeit in<br />
seinem Land entfliehen. Knappe vier Jahre ist<br />
er mittlerweile unterwegs. Es sind ihre Bewegungen,<br />
ihr Warten und die unvorhersehbaren<br />
Situationen, die den Rhythmus des Films<br />
so bestimmen, wie die Realität jener, die vor<br />
Armut und Unterdrückung fliehen. Es sind<br />
die koloniale europäische Politik sowie ihre<br />
selektive Abschottung, die die Situation der<br />
sans-papiers vor den Toren Europas prägt. Die<br />
Protagonisten drehen ihre Erfahrungen unterwegs<br />
selbst und schaffen damit einen Ausgleich<br />
für die Momente des unerträglichen Wartens<br />
im Film. Ihre zirkulären Begegnungen untereinander<br />
durchbrechen ihre Isolation an den<br />
Stationen und bieten Schutz vor Überfällen<br />
und Razzien. „Fremd ist eine Geschichte über<br />
Menschen auf Reisen, auf der Suche nach einem<br />
anderen Leben. Eine Reflexion über den<br />
Verlust von Zeit und das Scheitern“ (Miriam<br />
Fassbender). Wir freuen uns, uns im Anschluss<br />
an die Vorführung – schon vor dem Kinostart<br />
im fsk am 25.4. – mit der Regisseurin und einem<br />
der Protagonisten austauschen zu können.<br />
Miriam Fassbender’s documentary film Foreign<br />
accompanies migrants from Africa on<br />
their way to Europe. Mohammed from Mali<br />
is already making his third attempt to reach<br />
Spain. At the border to Marocco, in Algeria<br />
Mohammed meets his friend Jerry from Cameroon<br />
who is a musician and wanted to leave<br />
the lack of prospects in his country. He is<br />
on his way nearly for 4 years now. It is their<br />
movements, the waiting and the unexpected<br />
situations that determine the film’s rhythm,<br />
just as the reality of those, who try to escape<br />
poverty and oppression. The situation in their<br />
homecountries and on their way towards<br />
Europe`s gates is representing Europe`s Colonialism<br />
and -border politics. It´s the protagonists<br />
themselves filming their flight with<br />
small cameras. The images on the flight are<br />
giving structure to the long waiting periods<br />
in moments where nothing happens. Their<br />
circular encounters among each other break<br />
their isolation on their stations and offer<br />
protection against assaults and police raids.<br />
“Foreign is a story about people on a journey,<br />
searching for another life. A reflection on the<br />
loss of time and about failure” (Miriam Fassbender).<br />
We are delighted to compare notes<br />
with the director and one of the protagonists<br />
six weeks before the cinematic release in the<br />
fsk on april 25.<br />
Miriam Fassbender<br />
DE, 2011<br />
92 min<br />
französisch/bambara<br />
mit engl. UT<br />
foreigndocumentary.com<br />
Flucht<br />
Asyl<br />
Rassismus<br />
Armut<br />
Mare Chiuso<br />
S.18 «<br />
Ferrhotel<br />
S.40 «<br />
Babylon<br />
S.11 «<br />
Revision<br />
S.47 «<br />
Gäste:<br />
Miriam Fassbender,<br />
Protagonist<br />
26<br />
27
13.04.<strong>2013</strong><br />
eiszeit 2<br />
EISZEIT 1<br />
13.04.<strong>2013</strong><br />
samstag/saturday<br />
20:30 UHR<br />
samstag/saturday<br />
22:30 UHR<br />
Duvarlar – Mauern – Walls<br />
der prozess (wdh.)<br />
Can Candan<br />
US/TR, 2000<br />
84 min<br />
deutsch/englisch/<br />
türkisch mit dt. UT<br />
duvarlarmauern<br />
walls.blogspot.de<br />
Wiedervereinigung<br />
Migration<br />
Rassismus<br />
Arbeit<br />
Duvarlar (Exzerpte)<br />
+ Mauern 2.0<br />
» S.34<br />
Die leere Mitte<br />
» S.59<br />
Revision<br />
» S.47<br />
Gast:<br />
Serhat Karakayali<br />
Mit der Aufführung von Duvarlar – Mauern<br />
– Walls laden wir zu einer Zeitreise ins Berlin<br />
der frühen 1990er Jahre. Diesen Film zeigen<br />
wir als Vorspiel zur Aufführung von Mauern<br />
2.0 (So 14.04.), einer Restudy des Films mit<br />
anschließender Diskussion über hegemoniale<br />
Wiedervereinigungs-Narrative sowie den<br />
Wandel rassistischer und nationalistischer<br />
Herrschaftsformen in den letzten zwanzig Jahren.<br />
Can Candan porträtiert in seinem Dokumentarfilm<br />
das alltägliche Leben türkischer<br />
Migrantinnen und Migranten im Schatten<br />
von Mauerfall und Wiedervereinigung vor<br />
dem Hintergrund eigener Migrationserfahrungen<br />
als Student in den USA. Anhand von<br />
Archivmaterialien, Alltagsbeobachtungen und<br />
einer Vielzahl von Interviews mit Migrant_<br />
innen unterschiedlicher sozialer Herkunft<br />
skizziert er die Geschichte der Migration aus<br />
der Türkei seit Beginn der 1960er-Jahre. Er<br />
beschreibt in ebenso dichter wie komplexer<br />
Form aus der Perspektive der Migrant_innen<br />
den Wandel ihrer Lebenswelten im Kontext<br />
sich verschärfender alltäglicher Diskriminierungen<br />
und Ausschlusserfahrungen, staatlich<br />
orchestrierter Asylkampagnen sowie der Welle<br />
rassistischer Anschläge und pogromartiger<br />
Überfälle. Er hinterfragt damit hegemoniale<br />
Geschichten von der Gründung gesamtdeutscher<br />
Staatlichkeit.<br />
With the presentation of Duvarlar – Mauern<br />
– Walls you are invited to a time travel<br />
back to the Berlin of the early 1990s. The<br />
film is a prelude to the screening of Mauern<br />
2.0, a re-examination of Duvarlar, followed<br />
by a discussion about the hegemonic reunification<br />
discourses and about the change of<br />
racist and nationalistic forms of political<br />
rule in the last twenty years. Driven by his<br />
own migration experience as a student in the<br />
United States, Can Candan portrays in his<br />
documentary Duvarlar the everyday life of<br />
Turkish migrants in the shadows of German<br />
reunification and the fall of the Berlin Wall.<br />
With the help of stock footage, observations of<br />
daily life and numerous interviews with migrants<br />
from different social backgrounds he<br />
outlines the history of migration from Turkey<br />
since the early 1960s. From the perspective<br />
of migrants, Candan describes equally dense<br />
and complex the change in their living environment:<br />
the worsening of the everyday<br />
discrimination and experiences of exclusion,<br />
government-coordinated Asylkampagnen –<br />
the change of asylum laws, rarely to the benefit<br />
of asylum seekers – and the wave of racist<br />
attacks and pogrom-like assaults. Thereby he<br />
challenges the hegemonic stories of the foundation<br />
of a united Germany.<br />
Über ein Jahr dauerte der Prozess gegen 13<br />
Tierschützer_innen, die nach Paragraf 278a,<br />
dem sogenannten Mafia-Paragrafen, in Österreich<br />
angeklagt wurden. Den Aktivist_innen<br />
wurde die Bildung einer kriminellen Organisation<br />
vorgeworfen. Zwei Jahre lang wurden<br />
sie von der Polizei überwacht, sogar eine<br />
verdeckte Ermittlerin eingeschleust. Beweise<br />
für Straftaten wurden keine (!) gefunden,<br />
der Prozess trotzdem eröffnet. Im Verlauf der<br />
Verhandlung scheint selbst der Staatsanwalt<br />
zu begreifen, wie grotesk die Vorwürfe an die<br />
Tierschützer_innen sind. Dennoch hält er<br />
unbeirrt an der Anklage und dem für die Beteiligten<br />
quälend langen Prozess fest. Warum?<br />
Das fragt man sich immer wieder je tiefer man<br />
in das absurde Konstrukt von Vertuschung<br />
und Lügen hineinblickt mit dem Polizei und<br />
Staatsanwaltschaft die Anklage führen. Viele<br />
der Aktivist_innen stehen nun wegen der Prozesskosten<br />
sogar vor dem finanziellen Ruin.<br />
Dokumentiert der Film das (fast) völlige Versagen<br />
von Judikative und Exekutive oder zeigt<br />
er uns ihr bewusstes Ignorieren demokratischer<br />
Grundsätze und Menschenrechte in einem<br />
Musterprozess gegen zivilen Ungehorsam?<br />
Muss jede_r, der/die sich aktiv in einer NGO<br />
engagiert, fortan fürchten, als Mitglied einer<br />
terroristischen Organisation angeklagt zu werden?<br />
Ein erschreckender wie wichtiger Film.<br />
more info, also in english p. 7<br />
Gerald Igor<br />
Hauzenberger<br />
AT, 2012<br />
116 min<br />
deutsch mit engl. UT<br />
derprozess.com<br />
vgt.at<br />
vegan.at<br />
staatliche Repression<br />
Schauprozess<br />
Kafka<br />
Tierrechte<br />
Gast:<br />
Martin Balluch<br />
28
13.04.<strong>2013</strong><br />
REGENBOGENKINO<br />
EISZEIT 2<br />
13.04.<strong>2013</strong><br />
samstag/saturday<br />
23:00 UHR<br />
samstag/saturday<br />
23:00 UHR<br />
Black Block<br />
Grandpuits et petites victoires<br />
Carlo A.<br />
Bachschmidt<br />
IT, 2011<br />
76 min<br />
verschiedene<br />
mit engl. UT<br />
fandango.it/scheda.<br />
php/it/black-block/<br />
580<br />
Polizeigewalt<br />
G8-Gipfel<br />
Globalisierung<br />
Protestbewegung<br />
Riot from wrong<br />
» S.23<br />
Der Prozess<br />
» S.7<br />
Gäste:<br />
Gruppe RZB:<br />
Ausstellung<br />
"Vermummt und<br />
gewaltbereit -<br />
Polizeigewalt in<br />
Deutschland"<br />
Vom Treffen der Repräsentant_innen der<br />
wichtigsten Industriestaaten der Welt im<br />
Jahr 2001 in Genua (aka: G8) sind vor allem<br />
die Bilder der Auseinandersetzungen zwischen<br />
Globalisierungskritiker_innen und der<br />
italienischen Polizei im kollektiven Gedächtnis<br />
haften geblieben. Die deprimierenden<br />
Höhepunkte dieser Auseinandersetzungen<br />
waren der Tod von Carlo Giuliani, der von<br />
einem Polizisten erschossen wurde und der<br />
Überfall auf die Diaz-Schule. Auf einer symbolischen<br />
Ebene sollten die Polizeieinsätze<br />
offensichtlich deutlich machen, dass Protest<br />
gegen herrschende Zustände jederzeit mit<br />
sehr realen Methoden delegitimiert werden<br />
kann. Dabei spielt es keine Rolle, wie dieser<br />
Protest artikuliert wird: Es ist egal, ob mit<br />
weißen Overalls oder als schwarzer Block<br />
demonstriert wird. Black Block rekonstruiert<br />
die Ereignisse des 21. Juli 2001 durch eine<br />
besonderen Herangehensweise: Damals anwesende<br />
Aktivist_innen wurden interviewt,<br />
der Film besteht im wesentlichen aus ihren<br />
Antworten auf die nicht gezeigten Fragen.<br />
Das besondere Ausmaß an Polizeiwillkür<br />
und -gewalt sowie die Suspendierung jeglicher<br />
rechtsstaatlicher Normen werden so auf<br />
eine sehr unmittelbare und persönliche Art<br />
und Weise erfahrbar.<br />
G8 Summits, the meetings of the representatives<br />
of the richest industrialized nations,<br />
have inspired widespread debates, protests<br />
and demonstrations. Since the G8 summit<br />
in Genoa 2001, these meetings have become<br />
associated with violent conflicts between<br />
anti-globalization activists and the<br />
police, culminating in the killing of Carlos<br />
Giulianis by a police officer and the attack<br />
on the Diaz school. At the symbolic level,<br />
this violent police raid shows that protests<br />
and resistance to the status quo can be delegitimized<br />
and suppressed, whether the protesters<br />
wear white overalls or are members<br />
of the Black Block. The movie Black Block<br />
takes a very specific approach to the events<br />
in Genoa. Various activists and victims<br />
of the Diaz attack have been interviewed.<br />
Through their candid interviews, the<br />
film-maker unearths a history of the 21st<br />
of July that differs significantly from the official<br />
version. The activists' personal stories<br />
give a disturbing impression of the levels<br />
of police violence and violation of law at<br />
the protests.<br />
Oktober 2010. Die konservative Regierung<br />
will ihr Projekt einer Rentenreform unbedingt<br />
durchsetzen. Dieser Angriff auf eine der wichtigsten<br />
sozialen Errungenschaften der französischen<br />
Arbeiterbewegung rüttelt die Bevölkerung<br />
auf, die auf die Straße geht. Nach dem<br />
Stillstand der Verhandlungen werden Tankdepots<br />
und Raffinerien blockiert: eine seit<br />
Mai '68 beispiellose Aktion. Ohne es darauf<br />
angelegt zu haben, rücken die Streikenden<br />
der Total-Raffinerie in Grandpuits Seine-et-<br />
Marne ins Scheinwerferlicht der Pariser Medien<br />
und werden zu Symbol und Speerspitze<br />
des Arbeitskampfes. Beschlagnahmungen,<br />
Anzeigen, Propaganda, die Staatsmacht konzentriert<br />
ihre Anklage auf die Arbeiter_innen<br />
der Raffinerie, um den Konflikt als Ganzes<br />
zu zerschlagen. Als Konsequenz daraus erwächst<br />
eine große Welle der nationalen und<br />
internationalen Solidarität. Die Meuterer von<br />
Grandpuits werden von der Begeisterung und<br />
der großen finanziellen und moralischen Unterstützung<br />
der Bevölkerung getragen. Sie lernen<br />
viel aus diesem Kampf und sie werden nie<br />
die vielen kleinen Siege vergessen. Der Film<br />
erzählt von Fabrizzio, Grandasse, Lolo le teigneux,<br />
Tof und anderen Streikenden Grandpuits,<br />
von den Lehren aus dem Arbeitskampf<br />
und wie wichtig die kleinen Siege sind, die oft<br />
unterschätzt und vergessen werden.<br />
Octobre 2010. Le gouvernement veut faire<br />
passer en force sa réforme des retraites.<br />
L’attaque d’un des acquis sociaux les plus<br />
importants de l’histoire populaire de France<br />
réveille une partie du pays qui descend dans<br />
la rue. Après l’enlisement de la situation, les<br />
dépôts et raffineries de pétrole sont bloqués.<br />
Situation inédite depuis Mai 68. Malgré eux,<br />
les grévistes de la raffinerie de Grandpuits en<br />
Seine-et-Marne vont alors se retrouver sous les<br />
projecteurs des médias parisiens et devenir le<br />
symbole de ce mois d’octobre, le fer de lance de<br />
la lutte. Réquisitions, charges policières, propagande,<br />
le pouvoir concentre sa charge contre<br />
les raffineurs pour briser le conflit dans son ensemble,<br />
ce qui aura pour conséquence de créer<br />
un grand mouvement de solidarité nationale<br />
et internationale. Les mutins de Grandpuits,<br />
portés par l’enthousiasme de cet immense soutien<br />
(financier et moral) mènent alors une lute<br />
remplie d’enseignements et de petites victoires<br />
qui resteront gravés dans leurs mémoires.<br />
Ce film qui raconte cette lutte de Fabrizzio,<br />
Grandasse, Lolo le teigneux, Tof et de tous les<br />
autres grévistes de Grandpuits, pointe les leçons<br />
de l’Histoire des lutes et les petites victoires qui<br />
sont souvent minimisées et oubliées. Un outil<br />
de débat sur les luttes sociales et syndicales.<br />
Olivier Azam<br />
FR, 2011/2012<br />
98 min<br />
französisch<br />
mit dt. UT<br />
grandpuits-lefilm.fr<br />
Rentenreform<br />
Widerstand<br />
Gewerkschaften<br />
Frankreich<br />
30<br />
31
Donnerstag<br />
11.04.<br />
Freitag<br />
12.04.<br />
Samstag<br />
13.04.<br />
Sonntag<br />
14.04.<br />
Montag<br />
15.04.<br />
Dienstag<br />
16.04.<br />
Mittwoch<br />
17.04.<br />
Zeit Kino Titel Filminfo Veranstaltungsinfo<br />
18:00 regenbogenKINO Der Prozess Seite 7 Diskussion mit Gästen<br />
18:30 Eiszeit 1 The Forgotten Space Seite 8<br />
18:45 Eiszeit 2 Kann bio fair sein? Seite 9 Workshop mit Gästen<br />
20:30 regenbogenKINO Squat – la ville est à nous Seite 10 Diskussion mit Gast<br />
20:45 Eiszeit 1 Babylon Seite 11 Diskussion mit Gästen<br />
21:00 Eiszeit 2 Abschied von Matjora Seite 12<br />
18:00 regenbogenKINO Zwei Filme über Proteste in Griechenland Seite 13 Diskussion mit Gästen<br />
18:30 Eiszeit 1 The Halfmoon Files Seite 14 Diskussion mit Regisseur<br />
18:45 Eiszeit 2 Call me Kuchu Seite 15<br />
20:30 regenbogenKINO Rosia Montana: Dorf am Abgrund Seite 16 Diskussion mit Gast<br />
20:45 Eiszeit 1 Sobre la misma tierra Seite 17 Diskussion mit Regisseurin<br />
21:00 Eiszeit 2 Mare Chiuso - Closed Sea Seite 18 Diskussion mit Gästen<br />
23:00 regenbogenKINO Residenzpflicht Seite 19<br />
23:00 Eiszeit 1 Are you listening! Seite 20<br />
15:00 Eiszeit 1 Are you listening! (Wdh.) + The Voice of God Seite 21<br />
15:30 Eiszeit 2 Trilogie 1: Birds in the mire Seite 22<br />
17:30 Eiszeit 1 Riot from wrong Seite 23 Diskussion mit dem Flilmteam<br />
18:00 regenbogenKINO Vermächtnis.Legacy Seite 24 Diskussion mit Gast<br />
18:00 Eiszeit 2 Trilogie 2: Among the rocks Seite 25<br />
20:00 Eiszeit 1 Even a Bird Needs a Nest Seite 26 Diskussion mit Gast<br />
20:30 regenbogenKINO Fremd Seite 27 Diskussion mit Filmteam<br />
20:30 Eiszeit 2 Duvarlar – Mauern – Walls Seite 28 Diskussion mit Gast<br />
22:30 Eiszeit 1 Der Prozess (Wdh.) Seite 29 Diskussion mit Gast<br />
23:00 regenbogenKINO Black Block Seite 30 Diskussion + Fotoausstellung<br />
23:00 Eiszeit 2 Grandpuits et petites victoires Seite 31<br />
15:00 Eiszeit 1 Duvarlar (Exzerpte) + Mauern 2.0 Seite 34 Diskussion mit Gästen<br />
15:30 Eiszeit 2 Die Geige aus Cervarolo Seite 35 Disk. mit Filmteam und Gästen<br />
17:30 Eiszeit 1 La última calle Seite 36 Diskussion mit dem Flilmteam<br />
18:00 regenbogenKINO El gigante Seite 37 Moderation KolumbienKampagne<br />
18:00 Eiszeit 2 You are late, the Miners are out Seite 38 Diskussion mit dem Flilmteam<br />
20:00 Eiszeit 1 Trilogie 3: The girls of the rain Seite 39 Diskussion mit Gast<br />
20:30 regenbogenKINO Ferrhotel Seite 40 Diskussion mit Filmteam<br />
20:30 Eiszeit 2 Rosia Montana: Dorf am Abgrund (Wdh.) Seite 41<br />
18:00 regenbogenKINO Babylon (Wdh.) Seite 42<br />
18:30 Eiszeit 1 Winter, go away! Seite 43<br />
18:45 Eiszeit 2 Big sweep up in subcontracting Seite 44<br />
20:30 regenbogenKINO Gaza Calling Seite 45 Disk. mit Filmteam und Gästen<br />
20:45 Eiszeit 1 Ecumenopolis: City Without Limits Seite 46 Diskussion mit Gästen<br />
21:00 Eiszeit 2 Revision Seite 47 Diskussion mit Regisseur<br />
18:00 regenbogenKINO Resistencia en la línea negra Seite 48 Moderation KolumbienKampagne<br />
18:30 Eiszeit 1 De Engel van Doel Seite 49<br />
18:45 Eiszeit 2 Sobre la misma tierra (Wdh.) Seite 50 Moderation KolumbienKampagne<br />
20:30 regenbogenKINO Isqat al Nizam Seite 51 Diskussion mit Filmteam<br />
20:45 Eiszeit 1 Thorberg Seite 52 Diskussion mit Gast<br />
21:00 Eiszeit 2 The Forgotten Space (Wdh.) Seite 53 Diskussion mit Gast<br />
18:00 regenbogenKINO Masamadre + Y la memoria somos nosotras Seite 54 zum Via Campesina Aktionstag<br />
18:30 Eiszeit 1 Die Ausbildung Seite 55 Disk. mit Regisseur und Gast<br />
18:45 Eiszeit 2 Harvest of Loneliness Seite 56<br />
20:30 regenbogenKINO Raising Resistance Seite 57 Disk. zum Via Campesina Tag<br />
20:45 Eiszeit 1 ¡Viva México! Seite 58<br />
21:00 Eiszeit 2 Deutsch-Südwas?! + Die leere Mitte Seite 59 Diskussion mit Gästen
14.04.<strong>2013</strong><br />
eiszeit 1<br />
EISZEIT 2<br />
14.04.<strong>2013</strong><br />
Sonntag/sunday<br />
15:00 UHR<br />
Sonntag/sunday<br />
15:30 UHR<br />
Duvarlar – Mauern – Walls (Exzerpte)+Mauern 2.0<br />
Die GEIGE aus Cervarolo<br />
Can Candan<br />
US/TR, 2000<br />
30 min<br />
deutsch/englisch/<br />
türkisch<br />
mit dt. UT<br />
Jana König<br />
Elisabeth Steffen<br />
Inga Turczyn<br />
DE, 2012<br />
30 min<br />
deutsch<br />
mit engl. UT<br />
Gäste:<br />
Jana König<br />
Elisabeth Steffen<br />
Ingrid Turczyn<br />
Der Film Duvarlar – Mauern – Walls von<br />
Can Candan dokumentiert migrantische<br />
Perspektiven, vor allem aus der türkischen<br />
Community, den Mauerfall und die Wiedervereinigung<br />
in den Jahren 1990-91. Im<br />
Jahr 2011 – zum 50. Jahrestag des deutschtürkischen<br />
Anwerbevertrags und 50 Jahre<br />
nach dem Mauerbau – trägt Mauern 2.0<br />
diese Perspektiven in die öffentliche Diskussion.<br />
Hauptanliegen war eine kritische Auseinandersetzung<br />
mit und Intervention in die<br />
hegemoniale, nationale Geschichtsdeutung,<br />
in der migrantische und anti-rassistische<br />
Perspektiven weitgehend ausgeblendet werden.<br />
Dieser eindimensionalen Erzählung<br />
stellt Mauern 2.0 eine multi-perspektivische<br />
Annäherung an Vergangenheit und Gegenwart<br />
entgegen. Mauern 2.0 befragt dafür<br />
einige Protagonist_innen des Films erneut:<br />
Wie sehen sie Themen wie Rassismus, Nationalismus<br />
und ökonomische Ausbeutung<br />
heute? Gibt es neue Mauern? Der Film zieht<br />
weitere Kreise und fragt auch nach Perspektiven<br />
aus dem Ost-Teil der Stadt. Mauern<br />
2.0 aktualisiert vergangene Auseinandersetzungen<br />
für die Gegenwart und fragt nach<br />
Brüchen und Korrespondenzen. Schließlich<br />
stellt der Film die unausweichliche Frage:<br />
Was ist Rassismus heute?<br />
The film Duvarlar – Mauern – Walls documents<br />
migrant perspectives, mainly from<br />
the Berlin-based Turkish community, on the<br />
Fall of the Wall and the Re-unification in<br />
the years 1990-91. In the year 2011 – the<br />
50th anniversary of the German-Turkish labor<br />
recruitment agreement and 50 years after<br />
the erection of the Berlin Wall – Mauern<br />
2.0 brings these perspectives back into public<br />
discourse. The main concern was a critical<br />
intervention in the hegemonic, national interpretation<br />
of history in Germany, in which<br />
migrant and anti-racist perspectives are largely<br />
muted. Mauern 2.0 contrasts this one-dimensional<br />
narrative with a multi-perspective<br />
approach to past and present. Mauern 2.0<br />
revisits some of the protagonists and interviews<br />
them again: What do they think about<br />
topics like racism, nationalism and economic<br />
exploitation today? Are there any new walls?<br />
The film draws wider circles and also looks out<br />
for perspectives from the Eastern part of the<br />
city. Mauern 2.0 updates contestations from<br />
the past for the present and looks for ruptures<br />
and correspondences. Ultimately, the film poses<br />
the inevitable question: What is racism today?<br />
Beinahe 70 Jahre nach dem NS-Massaker von<br />
Cervarolo, einem Dorf im Apennin-Gebirge<br />
bei Reggio Emilia in Italien, versucht Italo Rovali,<br />
der seinen Großvater und Onkel verlor,<br />
anhand seiner Erinnerungen die Verantwortlichen<br />
zu finden. Dank seiner unermüdlichen<br />
Nachforschungen und einer Gruppe von<br />
Anwält_innen wird ein Prozess eröffnet. Am<br />
18.3.1944 beging die 1. Fallschirm-Panzer-<br />
Division Hermann Göring, unterstützt von italienischen<br />
Faschisten, eine Serie von Massakern<br />
an Zivilisten in den Apenninen. Die Tragödie<br />
hat für immer das Leben von Italo und seiner<br />
Familie gezeichnet. Seine Erinnerungen leben<br />
im Laufe des Prozesses wieder auf, einschließlich<br />
der erstaunlichen Geschichte der Geige<br />
seines Vaters. Der Film Die Geige aus Cervarolo<br />
erzählt von Geschichte und Erinnerungen wie<br />
auch vom heutigen Leben. Dieses betrifft das<br />
Verfahren und das zukunftsweisende Urteil in<br />
Verona vom 6. Juli 2011, wie auch die Rechtsprechung<br />
des Internationalen Gerichtshofs<br />
am 3. Februar 2012, der nach Internationalem<br />
Recht fordert, Klagen gegen Deutschland auf<br />
Entschädigungen der Opfer des Nationalsozialismus<br />
einzustellen, anlässlich der Klagen<br />
von Opfern aus Griechenland und Italien. Der<br />
Regisseur Nico Guidetti und Damianos Vassiliadis<br />
vom griechischen Nationalrat für Entschädigungen<br />
werden zum Gespräch dabei sein.<br />
Almost seventy years after the Nazi massacre<br />
of Cervarolo, is a small community in Italian<br />
Reggio Emilia Apennines, Italo Rovali lost<br />
his grandfather and uncle in that occasion,<br />
investigates among his memories searching<br />
the people responsible for that massacre. Due<br />
to his tireless investigation with a group of<br />
attorneys he is finally able to open the court<br />
process. On 18th March 1944 the Hermann<br />
Goering Armored Division, assisted by local<br />
fascist troops, committed a series of massacres<br />
of civilians in the Apennines. A tragedy that<br />
has forever marked the life of Italo. His memories<br />
are brought back during the process, including<br />
the amazing story of his father's violin.<br />
The film The violin of Cervarolo remembers<br />
the past, but also talks about today's life. Not<br />
only for the judgment on the process of Verona<br />
6th July 2011, but also for the ruling of the<br />
International Court of Justice on 3rd February<br />
2012, which accused Italy of violating its<br />
obligations under international law against<br />
accepting requests of compensation from Germany<br />
in Berlin for the victims of Nazi war<br />
crimes, on occasion of the german complaint<br />
against the demands by victims from Italy and<br />
Greece. The director Nico Guidetti and Damianos<br />
Vassiliadis of the Greek National Council<br />
Bid debts will be present.<br />
Nico Guidetti<br />
Matthias Durchfeld<br />
IT, 2012<br />
75 min<br />
italienisch<br />
mit engl. UT<br />
popcultdocs.com/<br />
violin.html<br />
istoreco.re.it<br />
Nationalsozialismus<br />
Entschädigung<br />
Rassismus<br />
Birds in the mire<br />
S.22 «<br />
Among the rocks<br />
S.25 «<br />
The Halfmoon Files<br />
S.14 «<br />
Detusch-Südwas?!<br />
S.59 «<br />
Gäste:<br />
Nico Guidetti,<br />
Damianos Vassiliadis<br />
34<br />
35
14.04.<strong>2013</strong><br />
eiszeit 1<br />
regenbogenkino<br />
14.04.<strong>2013</strong><br />
Sonntag/sunday<br />
17:30 UHR<br />
Sonntag/sunday<br />
18:00 UHR<br />
La Última calle<br />
El gigante<br />
Rasmus Sievers<br />
Marina Monsoní<br />
DE, 2011<br />
60 min<br />
spanisch<br />
mit dt. UT<br />
la-ultima-calle.com<br />
Gentrifizierung<br />
Nachbarschaftsleben<br />
Barcelona<br />
Squat –<br />
la ville est à nous<br />
» S.10<br />
Gäste:<br />
Rasmus Sievers<br />
Marina Monsoní<br />
In Barcelona veranstalten die Nachbar_innen<br />
der Carrer Pescadors jedes Jahr eine Fiesta in<br />
ihrem Stadtteil Barceloneta. Dieses alte Fischerviertel<br />
ist wie ein Dorf, hier berührt die Altstadt<br />
das Mittelmeer. Eingekeilt zwischen dem<br />
künstlichen Stadtstrand und dem neuen Hafen,<br />
widerstehen die Nachbar_innen im meist fortgeschrittenen<br />
Alter auf ihre ganz eigene Weise<br />
den Kräften von Gentrifizierung und Stadtentwicklungspolitik.<br />
Der Wandel hat existentielle<br />
Auswirkungen für die Menschen, die ehemals<br />
in einem verrufenen und gemiedenen Viertel<br />
aufgewachsen sind. Sollte die Mieterhöhung zu<br />
hoch sein, droht Ihnen die Kündigung der üblicherweise<br />
auf fünf Jahre befristeten Mietverträge:<br />
Bewaffnet mit Schürzen und einem großen<br />
kollektiven Geist kämpfen sie darum zu bleiben<br />
und dass ihre Traditionen weiterleben. Die Carrer<br />
Pescadors liegt im Schatten der neuen modernen<br />
Apartments, Wäsche hängt in der engen<br />
Gasse zwischen den Häusern - Romantik für<br />
Touris, Alltag für die Bewohnenenden. Zugezogene<br />
erkennt man daran, dass „sie nicht wissen,<br />
wie man die Wäsche ordentlich aufhängt“. Der<br />
Film dokumentiert auf leichte Art die Essenz<br />
von nachbarschaftlicher Nähe und Zusammenhalt<br />
– etwas, das am Verschwinden ist, zwischen<br />
Erinnerung, Fischerlegenden und der Vorahnung<br />
einer sich wegbahnenden Moderne.<br />
The Carrer dels Pescadors - Fisher Street - in<br />
Barcelona’s Barceloneta district, idyllically<br />
situated at the seaside and harbor, is organizing<br />
its annual neighborhood fiestas. It’s a<br />
rest of the old city gets into the Mediterranean<br />
like a wedge between the urban beach and<br />
the new nautical port, resisting in its own<br />
way the attacks of real estate development.<br />
The sailor-spirited streets of La Barceloneta<br />
lie beneath the shadow casted by apartments<br />
where you can still see clothes hanging in<br />
the balconies and recognize new neighbors<br />
because they “don’t know how to hang it properly”.<br />
With the quiet denouncing spirit of<br />
people who are aware that they will probably<br />
lose their homes, the defending neighbors of<br />
La Barceloneta tell their life stories and prepare<br />
the annual festivity. A festival which is<br />
celebrated in the Calle de los Pescadores and<br />
depends less on the city’s bureaucracy than on<br />
the good will of those who live there. These<br />
retired women can still provoke a smile and<br />
know every nook of the neighborhood because<br />
they have lived in it. This film makes<br />
the difficult seem easy: capturing the essence<br />
of something that is vanishing between the<br />
memories of sailor legends and the premonition<br />
of an advancing modernity.<br />
„Was würdest du tun, wenn an einem Tag jemand<br />
zu deinem Haus kommt und Dir sagt,<br />
dass es bald überflutet wird?“ Die Konstruktion<br />
eines gigantischen Wasserkraftwerks in Kolumbien<br />
bedroht das Tal des Flusses Magdalena<br />
(Huila Region), Flora und Fauna sowie die dort<br />
lebenden Menschen. Eine Gruppe Kleinbauern<br />
und Fischer_innen widersetzt sich den multinationalen<br />
Unternehmen Endesa, Enel und Impregilo,<br />
die das heftig umstrittene Megaprojekt<br />
mit staatlicher Unterstützung und militärischem<br />
Schutz umsetzen. Durch die Stimmen der Protagonist_innen<br />
und ihre Protestaktionen zeigt dieser<br />
Dokumentarfilm ein Jahr des Widerstands,<br />
welcher noch nicht beendet ist. Kolumbien ist<br />
reich an Bodenschätzen und der Film El Gigante<br />
berichtet über die Ressourcen- und Landkonflikte<br />
und über die Konfrontation zwischen den<br />
transnationalen, profitorientierten Industrien<br />
und den betroffenen lokalen Gemeinden. Darin<br />
kommen zwei unterschiedliche Lebensvorstellungen<br />
zum Ausdruck: einerseits das Streben<br />
nach unbegrenztem ökonomischen Wachstum<br />
und die Inwertsetzung von Natur und Lebensräumen;<br />
andererseits ein nachhaltiger Umgang<br />
mit Naturressourcen. Der Kampf gegen Megaprojekte<br />
wie der Staudamm el Quimbo wird im<br />
ganzen Land weitergehen.<br />
„What would you do if on one day somebody<br />
came to your house and said that it<br />
will be flooded soon?“ The construction of a<br />
huge hydroelectric power station in Colombia<br />
threatens the valley of the river Magdalena<br />
(Huila region), her flora and fauna<br />
as well as the people living there. A small<br />
group of farmers and fishermen oppose the<br />
multinational companies Endesa, Enel and<br />
Impregilo who implant the very controversial<br />
mega project with the support of the state<br />
and a military protection. Through the<br />
voices of the protagonists and their protests<br />
this documentary film shows one year of resistance<br />
which is not finished yet. Colombia<br />
is rich in mineral resources and the film El<br />
Gigante reports about the resource conflicts,<br />
the land conflicts, and about the confrontation<br />
between the profit-oriented transnational<br />
industries and the local municipalities<br />
concerned. Here are expressed two different<br />
ways of life: on the one hand the ambition<br />
for boundless economic growth, the exploitation<br />
of nature and living spaces; on the other<br />
hand, a harmonious way of life in line with<br />
natural resources. The fight against mega<br />
projects like the dam el Quimbo will go on<br />
in the whole country.<br />
Consuelo Navarro<br />
Andrea Ciacci<br />
Bruno Federico<br />
CO/IT, 2012<br />
62 min<br />
spanisch mit dt. UT<br />
elgigantedocumental.<br />
wordpress.com<br />
Ressourcenkonflikt<br />
Megaprojekte<br />
Kolumbien<br />
Sobre la misma tierra<br />
S.17 «<br />
Resistencia en la<br />
línea negra<br />
S.48 «<br />
Masamadre + Y la<br />
memoria somos<br />
nosotras<br />
S.54 «<br />
Moderation<br />
KolumbienKampagne<br />
Berlin<br />
36<br />
37
14.04.<strong>2013</strong><br />
eiszeit 2<br />
EISZEIT 1<br />
14.04.<strong>2013</strong><br />
Sonntag/sunday<br />
18:00 UHR<br />
Sonntag/sunday<br />
20:00 UHR<br />
You are late, the miners are out<br />
Trilogie 3: THE Girls of the rain<br />
Anna Bartholdy<br />
DE/CL, 2012<br />
55 min<br />
spanisch<br />
mit dt. UT<br />
Chile<br />
Minenarbeit<br />
Gast:<br />
Filmteam<br />
Der Film You are late, the Miners are out<br />
dokumentiert die Rettung der 33 Minenarbeiter,<br />
die im August 2010 in der San<br />
José Mine in der Atacama Wüste in Chile<br />
verschüttet wurden. Doch im Fokus steht<br />
hier nicht die Befreiung selbst, sondern<br />
vielmehr der Medienhype um das Ereignis<br />
sowie die Konsequenzen für das Leben<br />
der 300 weiteren Mineros, die ihre Arbeit<br />
im Zuge des Unfalls verloren. So zeigt<br />
der Film das Camp, welches nach dem<br />
Unglück um die Mine herum aufgebaut<br />
wurde und in dem sich unter anderem die<br />
etwa 1.700 Journalist_innen für wenige<br />
Monate aufhielten. Das Filmteam blieb<br />
über die von allen begleitete Live-Bergung<br />
hinaus vor Ort, bis die Wüste wieder Wüste<br />
wurde. Anna Bartholdy beleuchtet die<br />
Schattenseite des Geschehens und spricht<br />
mit Vertreter_innen der Regierung, Gewerkschaft<br />
und einigen der 300 entlassenen<br />
Bergleuten. Sie gehörten nicht zu den<br />
glücklichen 33 Verschütteten und standen<br />
so nicht im Rampenlicht, um Ruhm, bzw.<br />
kurzfristigen Reichtum zu erlangen.<br />
The documentary You are late, the Miners<br />
are out is about the unknown consequences<br />
of the rescue of 33 miners who were buried<br />
alive on August 5 2010 in the San José<br />
mine in the Atacama desert, Chile. And it's<br />
about the lives of the 300 other miners who<br />
lost their jobs through the mine accident.<br />
Anna Bartholdy and cinematographer Luise<br />
Schröder watched how life in the (media)<br />
camp around the mine developed after the<br />
accident. Until the recovery of the buried<br />
miners which about 1.700 media representatives<br />
from all over the world wanted to<br />
report on-site. But for the filmmaker it was<br />
particularly interesting to stay until everyone<br />
and everything was gone again. She also<br />
filmed the removal of the whole media infrastructure<br />
which came out of nowhere and<br />
vanished a quarter later. "Till only the desert<br />
remained." Observing this hype from a<br />
healthy distance Bartholdy especially shows<br />
the other side of the story, the staging of politics<br />
associated with the events. She spoke<br />
to government officials, trade unionists and<br />
some of the 300 dismissed miners who were<br />
not among the lucky 33 for whom there was<br />
publicity, fame and partly also quick cash.<br />
The girls of the rain bildet den Abschluss<br />
von Alida Dimitrious Trilogie über den politischen<br />
Widerstand von Frauen in Griechenland<br />
in der zweiten Hälfte des 20.<br />
Jahrhunderts (siehe S.22 und 25). In diesem<br />
bedrückenden Film legen 50 Frauen Zeugnis<br />
ab von der Gewalt der griechischen Militärdiktatur<br />
(1967-1974). Sie wurden gefangen<br />
genommen, gefoltert und entgingen nur<br />
knapp der Ermordung. Der tiefe Graben zwischen<br />
rechts- und linksgerichteten Gruppen<br />
nach dem Ende der Nazi-Besetzung 1944<br />
– die befeuert wurden von übergeordneten<br />
geostrategischen Interessen während des<br />
Kalten Krieges – führte zu einer dauerhaften<br />
instabilen Lage. Diese politische Instabilität<br />
führte zu einer Reihe von rechtsgerichteten<br />
Militärregierungen, die das Land seit dem<br />
Putsch am 21. April 1967 beherrschten.<br />
Mehr als die beiden anderen Teile liegt der<br />
Fokus des Abschlussfilms auf den schmerzhaften<br />
Erinnerungen der Frauen, ihren Erlebnissen<br />
und der emotionalen Traumata. Er<br />
zeigt auch die Wege der Verarbeitung dieser<br />
bedrückenden Erfahrungen. Unser Gast, Nadia<br />
Valavani, ist eine der Rain girls. Sie ist<br />
Mitglied bei Amnesty International, Autorin<br />
und Dichterin. Im Anschluss an die Vorführung<br />
folgt eine Diskussion über die Inhalte<br />
der Dokumentation mit Nadia Valavani.<br />
The Girls of the Rain preserves the testimonies<br />
of 50 women who were imprisoned,<br />
tortured and suffered humiliation by the<br />
Greek military, Junta (1967-1974). This<br />
film completes Alida Dimitriou’s trilogy on<br />
Greek women’s political resistance in the past<br />
century. The unstable condition of Greek politics<br />
in the mid-1960s was a direct result of<br />
the Civil War and the deep divide between<br />
the leftist and rightist sections of Greek society<br />
described in the first two parts of the<br />
trilogy (p. 22 and 25). This instability led<br />
to a coup d' etat on 21 April 1967, under<br />
the pretext of “saving the nation” from the<br />
“communist conspiracy”. The coup subjected<br />
Greece to a repressive regime where martial<br />
law, censorship, arrests, beatings, torture<br />
and killings were common practices for seven<br />
years. More than in any other part of the trilogy,<br />
the focus of this film is not the course<br />
of history itself, but rather the oppressive,<br />
painful memories of these women’s emotional<br />
and physical wounds, as well as their<br />
courage, dignity and desire to live and move<br />
on.The guest, Nadia Valavani, is one of the<br />
Rain Girls. Among others, she is a deputy, a<br />
member of Amnesty International, a writer<br />
and a poet. At the end of the screening she<br />
will discuss the issues presented in the film.<br />
Alida Dimitriou<br />
GR, 2011<br />
106 min<br />
griechisch<br />
mit engl. UT<br />
Zeitzeugenbericht<br />
Frauen im Widerstand<br />
Repression<br />
Menschenwürde<br />
Trilogie 1:<br />
Birds in the mire<br />
S.22 «<br />
Trilogie 2:<br />
Among the rocks<br />
S.25 «<br />
Gast:<br />
Nadia Valavani<br />
38<br />
39
14.04.<strong>2013</strong><br />
REGENBOGENKINO<br />
EISZEIT 2<br />
14.04.<strong>2013</strong><br />
Sonntag/sunday<br />
20:30 UHR<br />
Sonntag/sunday<br />
20:30 UHR<br />
Ferrhotel<br />
Rosia Montana: Dorf am Abgrund (wdh.)<br />
40<br />
Mariangela Barbanente<br />
IT, 2011<br />
73 min<br />
somali/italienisch<br />
mit engl. UT<br />
FB: Ferrhotel-il-doc<br />
Flucht<br />
Rassismus<br />
Armut<br />
Bewegungsfreiheit<br />
Mare Chuiso<br />
» S.18<br />
Fremd<br />
» S.27<br />
Babylon<br />
» S.11<br />
Isqat Al Nizam<br />
» S.51<br />
Gäste:<br />
M. Barbanente,<br />
Regisseurin<br />
Sergio Gravili,<br />
Co-Autor<br />
Ferrhotel ist ein verlassenes Hotel, nicht weit<br />
entfernt vom Hauptbahnhof von Bari in Süditalien,<br />
das vor Jahren von einigen Leuten aus<br />
Somalia besetzt wurde. Ein Ort verschiedener<br />
Geschichten von Menschen, die ein besseres<br />
Leben suchen und stattdessen zwischen ihrem<br />
Herkunftsland im Krieg, einem feindlichen<br />
Land und dem europäischen Asylsystem festgesetzt<br />
sind: „Wir sind in einer Box gefangen<br />
und es gibt nichts, was wir machen können.<br />
Selbst wenn du davongehst (…) schicken sie<br />
dich zurück“. Die Protagonist_innen tauschen<br />
sich über ihre Erfahrungen aus, in dem auch<br />
mit Aufenthaltstitel widrigen Territorium Wege<br />
zu finden oder auszubrechen. Sie kämpfen mit<br />
den Hindernissen, ihre Familie zu holen, Unterstützung<br />
zu bekommen und sich diesen Ort als<br />
Basis herzurichten. Mariangela Barbanente, die<br />
Regisseurin des Dokumentarfilms und geboren<br />
in Mola di Bari, hat viel Zeit mit den Leuten<br />
verbracht, die die Protagonist_innen des Films<br />
wurden. Das Ferrhotel ist Ort der Hoffnung<br />
und Träume und zugleich steinerne Behausung,<br />
um standzuhalten. Es ist Hort der Sorge<br />
um die Anderen, homebase des Aufbruchs in<br />
den langen Korridoren von ungewisser Aussicht<br />
und Aufmerksamkeit für das Leben. Wir<br />
freuen uns, dass die Regisseurin Mariangela<br />
Barbanente und der Co-Autor Sergio Gravili<br />
zum Gespräch dabei sein werden.<br />
Ferrhotel is an abandoned hotel, not far away<br />
from the central train station of Bari in southern<br />
Italy. Several years ago it was squatted<br />
by people from Somalia. Since then it has<br />
become a specific place characterized by the<br />
people and their stories. People who looked<br />
for a better life, but remained blocked in a<br />
strange way between their country of origin<br />
at war, a hostile country, and the European<br />
asylum system: “We're trapped in a box and<br />
there's nothing we can do. Even if you leave<br />
(…) you will be sent back”. The protagonists<br />
exchange their experiences of living in and<br />
how to break out of these adverse circumstances<br />
that even with a resident permit are very<br />
demanding. They try to find solutions and<br />
deal with the obstacles on the way to bring in<br />
their family, to get support, and to maintain<br />
this place. Director Mariangela Barbanente,<br />
born in Mola di Bari, has spent a lot of time<br />
with the people who later became the protagonists<br />
of her film. The Ferrhotel is a place of<br />
hope and dreams and at the same time the<br />
solid shelter to withstand. It is a haven and a<br />
home base of departure in the long corridors<br />
of uncertain prospects. It is a place of care<br />
for the others and of attention to life. We are<br />
pleased that the director Mariangela Barbanente<br />
and the co-author Sergio Gravili will<br />
be present to talk after the screening.<br />
Unter Roșia Montană, einem rumänischen<br />
Karpatendorf, lagern die größten Goldvorkommen<br />
Europas. Daher soll das Dorf und<br />
die umgebende Naturlandschaft nun einer<br />
Goldmine weichen, ganze Berge für Abraumbecken<br />
abgetragen werden, aus denen<br />
das bei der Goldgewinnung verwendete<br />
Zyanid ins Grundwasser zu gelangen droht.<br />
Die Meinungen über die geplante Goldmine<br />
gehen weit auseinander und spalten die<br />
Dorfgemeinde. Die Umsiedlung nach Albia<br />
Iulia wird von einigen als ein Schritt zu mehr<br />
Lebensqualität gesehen. Sie hoffen auf einen<br />
wirtschaftlichen Aufschwung der Region<br />
und neue Jobperspektiven im Bergbau. Andere<br />
vermissen ihren alten Lebensraum und<br />
die frühere Gemeinschaft in Roșia Montană.<br />
Wir rufen auf zu Spenden für<br />
den Protest der Flüchtlinge!<br />
Förderverein Karawane e.V.<br />
Kto-Nr: 40 30 780 800<br />
BLZ: 430 609 67<br />
Verwendungszweck:<br />
“Protestmarsch Berlin”<br />
Und wieder andere befinden sich trotz aller<br />
Bemühungen seitens des Bergbaukonzerns<br />
noch dort – im Widerstand. Sie wollen um<br />
keinen Preis ihre Grundstücke aufgeben.<br />
Das Land und die Viehzucht geben ihnen<br />
die Möglichkeit, sich selbst zu versorgen.<br />
Mit der eigenen Kuh sei man gegen Krisen<br />
gewappnet, versichern die Widerständigen.<br />
Die politischen Strategien zur Durchsetzung<br />
des Projekts empfinden sie als Überbleibsel<br />
kommunistischer Machtpolitik. So entsteht<br />
ein komplexes Bild: Der Film zeigt viel Sympathie<br />
mit seinen widerständigen Protagonisten,<br />
nimmt aber auch die Argumente der Befürworter<br />
unter den Bewohner_innen ernst.<br />
more info, also in english p. 16<br />
Breaking<br />
asylstrikeberlin.wordpress.com<br />
Fabian Daub<br />
DE, 2012<br />
78 min<br />
rumänisch/englisch<br />
mit dt. UT<br />
rosiamontanathefilm.com<br />
Großbauprojekte<br />
Zwangsumsiedlung<br />
Umweltzerstörung<br />
Widerstand<br />
Residenzpflicht,<br />
Lager & Deportation!
15.04.<strong>2013</strong><br />
REGENBOGENKINO<br />
EISZEIT 1<br />
15.04.<strong>2013</strong><br />
montag/monday<br />
18:00 UHR<br />
montag/monday<br />
18:30 UHR<br />
Babylon (wdh.)<br />
Winter, go away!<br />
Ismaël, Youssef Chebbi<br />
Ala Eddine Slim<br />
TN, 2012<br />
119 min<br />
arabisch/französisch/<br />
englisch/bengali<br />
exitprod.com<br />
Flüchtlingslager<br />
Widerstand<br />
EU-Außengrenzen<br />
Tunesien<br />
Die überwältigenden sozialen und politischen<br />
Umbrüche in der arabischen Welt seit 2011 inspirieren<br />
zu neuen Ansätzen des Filmemachens.<br />
Was die drei Regisseur_innen an der Grenze<br />
zwischen Tunesien und Libyen festgehalten<br />
haben, ist eine beeindruckende Dokumentation<br />
über die Politik humanitärer Hilfe und<br />
internationaler Interventionen. Unmittelbar<br />
nach den politischen Unruhen in Tunesien<br />
gab es einen großen Zustrom von vertriebenen<br />
Menschen – viele von ihnen Arbeiter_innen aus<br />
Ländern wie Bangladesch, die in provisorischen<br />
Camps untergebracht wurden. Babylon dokumentiert<br />
den Aufbau, die Lebensumstände im<br />
Camp und schließlich dessen Auflösung. Die<br />
Filmemacher_innen blicken von außen auf das<br />
Geschehen im Camp, bewegen sich aber auch<br />
inmitten der Menschen und geraten so mitten<br />
hinein, als Unruhen im Camp in Gewalt umschlagen.<br />
Der Film verzichtet auf erklärende<br />
Bilder, Off-Stimme oder Musik und ist damit<br />
von großer Bedeutung, nicht nur wegen<br />
seiner ästhetischen sowie reflektierenden Betrachtungsweise,<br />
sondern auch als historisches<br />
Dokument. In der anschließenden Diskussion<br />
thematisieren wir die poetische Bildsprache im<br />
Zusammenhang mit Widerstandskämpfen von<br />
Flüchtlingen an den europäischen Außengrenzen.<br />
Dazu laden wir neben den Regisseur_innen<br />
zwei Aktivist_innen aus Tunesien ein.<br />
more info, also in english p. 11<br />
Zehn junge Regisseur_innen um die Dokfilmerin<br />
Marina Razbežkina filmten im St.<br />
Petersburger Winter kurz vor den letzten<br />
Präsidentschaftswahlen 2012 die russische<br />
Opposition: Bei Anti-Putin-Demos mit ihren<br />
willkürlichen Verhaftungen durch die Polizei<br />
sowie bei politischen Meetings und Kunst-<br />
Aktionen, unter anderem das Punkgebet der<br />
Gruppe Pussy Riot. Es werden einzelne Oppositionelle<br />
und bekannte Persönlichkeiten<br />
wie der Anwalt und Blogger Alexei Nawalny,<br />
der ehemalige Schachweltmeister Garri<br />
Kasparow und der Politiker Boris Nemzow<br />
vorgestellt und zum Teil auch interviewt.<br />
Oder man begleitet den populären Präsidentschaftskandidaten<br />
und Unternehmer<br />
Michail Prochorow bei dessen pompösen<br />
Wahlkampfauftritten. Verschiedenste Meinungen<br />
und Kommentare werden eingefangen<br />
und verzweifelte Wahlbeobachter_innen<br />
bei ihrer schwierigen Tätigkeit gezeigt. Selbst<br />
in oppositionellen Kreisen kann man sich in<br />
emotionalen Diskussionen nicht auf eine_n<br />
Politiker_in verständigen. Zu links, zu rechts,<br />
zu nationalistisch oder antisemitisch. Und so<br />
vermittelt der Film nicht nur ein Bild der vielfältigen<br />
oppositionellen Bewegungen Russlands,<br />
sondern auch die innere Zerstrittenheit<br />
der oppositionellen Kräfte untereinander.<br />
(Quelle: Blog Theater Nachtgedanken)<br />
Ten young filmmakers, graduates of Marina<br />
Razbezhkina and Mikhail Ugarov's Documentary<br />
Filmmaking and Theater School,<br />
filmed the Russian opposition for two<br />
months in the final stages before the presidential<br />
elections. Documenting the anti-<br />
Putin protests with random arrests by Russian<br />
police, as well as political meetings and<br />
art-actions, for example the 'punk-prayer'<br />
from Pussy Riot. Individual protagonists<br />
of the opposition as the lawyer and blogger<br />
Alexei Nawalny, the former world chess<br />
champion Garry Kasparov, the politician<br />
Boris Nemzow and others are introduced,<br />
some are interviewed. Or we follow the popular<br />
presidential candidate and businessman<br />
on his pompous electoral campaign. A<br />
number of different opinions and comments<br />
are recorded and distressed election observers<br />
are shown at their complicated task. Even<br />
among the opposition there is no agreement<br />
in sight on who is the right political candidate.<br />
Too much on the left, too much to the<br />
right, too nationalistic or too anti-semetic.<br />
Thus Winternter, go away! not only portrays<br />
the manifold oppositional movements<br />
in Russia, but also the considerable dissent<br />
among themselves.<br />
Elena Khoreva<br />
Denis Klebleev<br />
Dmitry Kubasov<br />
Askold Kurov<br />
Nadezhda Leonteva<br />
Anna Moiseenko<br />
Madina Mustafina<br />
Sofia Rodkevich<br />
Anton Seregin<br />
Alexey Zhiryakov<br />
RU, 2012<br />
79 min<br />
russisch<br />
mit engl. UT<br />
Russland<br />
politischer Widerstand<br />
Repression<br />
43
15.04.<strong>2013</strong><br />
eiszeit 2<br />
regenbogenkino<br />
15.04.<strong>2013</strong><br />
montag/monday<br />
18:45 UHR<br />
montag/monday<br />
20:30 UHR<br />
Big sweep up in subcontracting<br />
Gaza Calling<br />
Ivora Cusack<br />
FR, 2008<br />
70 min<br />
französisch<br />
mit dt. UT<br />
remue-menage.<br />
360etmemeplus.org<br />
Frauen<br />
Gewerkschaft<br />
Streik<br />
prekäre Arbeitsverhältnisse<br />
Harvest of Loneliness<br />
» S.56<br />
Die Ausbildung<br />
» S.55<br />
Grandpuits et petites<br />
Victoires<br />
» S.31<br />
Im Mai 2002 treten in Paris Reinigungsfrauen<br />
in den Streik. Sie sind bei der Firma Arcade<br />
angestellt, um in Accor-Hotels zu arbeiten.<br />
Ihre Hauptforderungen bei diesem Protest<br />
klingen simpel: die Bezahlung aller geleisteten<br />
Stunden und die Senkung des Arbeitsakkords.<br />
Die Mehrzahl der Streikenden sind Familienmütter<br />
afrikanischer Herkunft, die zum ersten<br />
Mal in ihrem Leben für ihre Rechte kämpfen.<br />
Nach einem Jahr des Kampfes setzen sie sich<br />
vorerst durch. Doch im Mai 2004 wird plötzlich<br />
die Gewerkschaftsdelegierte entlassen, die<br />
während des Streiks eine tragende Rolle gespielt<br />
hat. Damit beginnt der Kampf erneut.<br />
Über mehr als vier Jahre hinweg gedreht, zeigt<br />
dieser Film einige Arbeitskämpfe, in denen organisierte<br />
Beschäftigte – mit wenigen Mitteln,<br />
aber großer Hartnäckigkeit – das Gesetz der<br />
Unterwerfung brechen, das in der Arbeitswelt<br />
und insbesondere in Subunternehmen gilt.<br />
Die französische Filmemacherin Ivora Cusack<br />
und das Kollektiv 360° zeigen in dieser<br />
Dokumentation, wie die Reinigungskräfte<br />
von Accor und insbesondere Faty Mayant<br />
mit ihrem Arbeitskampf auch vielen anderen<br />
Arbeiterinnen Mut gemacht haben, gegen die<br />
unhaltbaren Zustände an ihren Arbeitsplätzen<br />
aufzustehen – und dies in einer Branche, die<br />
exemplarisch für die Prekarisierung von Arbeitsverhältnissen<br />
steht.<br />
À Paris en mars 2002, des femmes de chambre<br />
employées par la société Arcade pour<br />
travailler dans les hôtels Accor, se mettent<br />
en grève. Leurs revendications principales :<br />
la baisse des cadences de travail et le paiement<br />
de toutes les heures travaillées. La plupart<br />
des grévistes sont des mères de famille<br />
d’origine africaine qui vont pour la première<br />
fois lutter pour leurs droits. Après un an<br />
de lutte, elles sortent victorieuses… Mais en<br />
mai 2004, la déléguée syndicale qui avait<br />
joué un rôle prépondérant dans la grève,<br />
est licenciée. La lutte reprend autour d’elle.<br />
Tourné sur une période de plus de quatre<br />
ans, ce film brosse un tableau de luttes où<br />
avec peu de moyens mais une volonté tenace,<br />
des individus organisés collectivement<br />
bousculent la loi de la soumission qui règne<br />
dans le monde du travail et en particulier<br />
dans la sous-traitance. Dans leur documentation,<br />
la cinéaste française Ivora Cusack<br />
et le collectif 360° montrent comment les<br />
femmes de chambres d'Accor et Faty Mayant<br />
en particulier, ont donné du courage à beaucoup<br />
d'autres employées de lutter contre<br />
des conditions de travail insoutenables - et<br />
ceci dans un secteur qui est exemplaire de la<br />
précarisation du travail.<br />
Der Dokumentarfilm Gaza Calling von Nahed<br />
Awwad erzählt in ruhigen und aufmerksamen<br />
Bildern von der Einschränkung der<br />
Bewegungsfreiheit in und außerhalb der besetzten<br />
palästinensischen Gebiete (oPt). Samer<br />
lebt in Ramallah in Westbank und seine Familie<br />
in Gaza, eine Stunde entfernt. Sie haben<br />
sich seit sechs Jahren nicht mehr gesehen. Mit<br />
18 Jahren ging Mustafa für einen Besuch nach<br />
Gaza. Ihm wurde nie erlaubt, zurückzukehren<br />
– seine Mutter Hekamt kämpft seit sieben<br />
Jahren dafür, ihn wieder zu sehen. Zwei Familien<br />
wurden auseinander gerissen, die dasselbe<br />
Verbrechen begingen: eine Adresse in Gaza in<br />
ihren Ausweisen. Nach israelischem Gesetz<br />
werden sie als Eindringlinge in ihrem eigenen<br />
Land gesehen und ihr Leben ist zu einem ständigen<br />
Kampf geworden. Eltern können ihre<br />
Söhne nur am Telefon sprechen, Schwestern<br />
ihre Brüder nur im Internet sehen – Mütter<br />
und ihre Kinder kämpfen darum, zusammenzukommen.<br />
Nach der Vorführung sprechen<br />
wir mit der Regisseurin Nahed Awwad und<br />
Charles Shamas aus Palästina von RTE, einer<br />
Gruppe von Menschen und Familien, die von<br />
der israelischen Besatzungspolitik betroffen<br />
sind, die Bewohner_innen wie Besucher_innen<br />
der oPt den Zugang verwehrt. Die Basiskampagne<br />
verteidigt das Recht auf Zugang,<br />
Bewegung und Aufenthalt in den oPt.<br />
The documentary Gaza Calling by Nahed<br />
Awwad tells in calm and attentive images<br />
about the restriction of movement in and<br />
outside the occupied Palestinian territories<br />
(oPt). Samer lives in Ramallah in the West<br />
Bank – his family lives in Gaza. Although<br />
separated only by a one hour road trip, they<br />
have not seen each other for six years. When<br />
Mustafa went for a visit to Gaza in 2006,<br />
he was 18 years old. He was never allowed<br />
to return – his mother Hekmat has been<br />
fighting to see her son again for seven years.<br />
Two families torn apart. They share the same<br />
crime: being registered with a Gaza address<br />
in their Identity Cards. Under Israeli rule,<br />
they are considered infiltrators in their own<br />
country and their lives have turned into a<br />
permanent struggle. Parents can only talk<br />
to their sons on the phone; sisters can only<br />
see their brothers on the Internet – mothers<br />
and their children are fighting to be together<br />
at last. After the screening we talk with the<br />
director Nahed Awwad and Charles Shamas<br />
from Palestine of RTE, a volunteer group<br />
of individuals and families affected by the<br />
current Israeli occupation authorities policy<br />
that denies entry to residents of and visitors<br />
to the oPt (Gaza Strip and West Bank). The<br />
grassroots campaign is defending the rights of<br />
access, movement and residency in the oPt.<br />
Nahed Awwad<br />
PS/CH/ AE, 2012<br />
64 min<br />
arabisch<br />
mit engl. UT<br />
nahedawwad.com<br />
righttoenter.ps<br />
Palästina<br />
Flucht<br />
Rassismus<br />
Bewegungsfreiheit<br />
Ferrhotel<br />
S.40 «<br />
Fremd<br />
S.27 «<br />
Babylon<br />
S.11 «<br />
Isqat Al Nizam<br />
S.51 «<br />
Gäste:<br />
Nahed Awwad, RTE<br />
Charles Shamas<br />
44<br />
45
15.04.<strong>2013</strong><br />
eiszeit 1<br />
EISZEIT 2<br />
15.04.<strong>2013</strong><br />
montag/monday<br />
20:45 UHR<br />
montag/monday<br />
21:00 UHR<br />
Ecumenopolis: City Without Limits<br />
Revision<br />
Imre Azem<br />
TR, 2011<br />
93 min<br />
türkisch/englisch/<br />
deutsch<br />
mit engl. UT<br />
ekumenopolis.net<br />
Gentrifizierung<br />
Zwangsumsiedlung<br />
Umweltzerstörung<br />
Abschied von Matjora<br />
» S.12<br />
Rosia Montana:<br />
Dorf am Abgrund<br />
» S.16<br />
De Engel van Doel<br />
» S.49<br />
Gäste:<br />
Imre Azem<br />
Emine Gaye Gunay<br />
(Produzent, angefragt)<br />
Ekümenopolis – das ist die Vision des Stadtplaners<br />
Constantinos Doxiadis vom kontinuierlichen<br />
Wachstum großer Städte bis zu<br />
dem Punkt, an dem sie sich vereinigen und<br />
so einen weltweit zusammenhängenden städtischen<br />
Raum ausmachen. Der Filmemacher<br />
Imre Azem verwendet dieses Bild der Ekümenopolis,<br />
um die aktuelle Situation in Istanbul<br />
zu beschreiben. Er dokumentiert die<br />
sozialen Härten und ökologischen Probleme,<br />
die mit dem rapiden und scheinbar unaufhörlichen<br />
Wachstum Istanbuls einhergehen:<br />
der gewaltsame Abriss von Wohnraum gegen<br />
den Willen ihrer Bewohner_innen und<br />
ihre Umsiedlung an den Stadtrand sowie die<br />
Zerstörung der Natur in und um Istanbul.<br />
Der Film thematisiert nicht nur die Transformation<br />
der Stadt, sondern hinterfragt auch<br />
die zugrunde liegende Dynamik: Das Wachstum<br />
Istanbuls wird forciert durch städtische<br />
Großprojekte wie den geplanten Bau einer<br />
dritten Brücke über den Bosporus. Auch<br />
dieses Projekt soll politisch durchgesetzt<br />
werden – gegen den Einwand von Wissenschaftler_innen<br />
und gegen die Forderung der<br />
Bevölkerung, den eigenen Lebensraum mitgestalten<br />
zu wollen. Der Film entwirft ein<br />
Bild neoliberaler Urbanisierung, welche die<br />
ökologischen, ökonomischen und demographischen<br />
Grenzen überschreitet.<br />
Ecumenopolis - the name comes from a<br />
vision of the urban planner Constantinos<br />
Doxiadis: large cities continue to grow<br />
until they grow together, forming some<br />
day a globally coherent urban space. The<br />
filmmaker Imre Azem uses this metaphor<br />
of Ecumenopolis to describe the current situation<br />
in Istanbul. His film documents<br />
the social hardships and environmental<br />
problems associated with the rapid and<br />
seemingly incessant growth of Istanbul:<br />
the violent demolition of housing space<br />
against the will of the residents and the<br />
residents' relocation to the suburbs as well<br />
as the destruction of nature in and around<br />
Istanbul. The film points out not only the<br />
transformation of the city, but also the<br />
dynamics behind it: The growth of Istanbul<br />
is pushed forward with urban projects<br />
such as the planned construction of a third<br />
bridge over the Bosphorus. Despite scientific<br />
objection and residents' demanding<br />
participation in decision making, politicians<br />
try to put through the project. The<br />
film sketches a picture of neoliberal urbanization,<br />
that surpassed ecological, economic<br />
and demographic limits.<br />
Am 29. Juni 1992 entdeckt ein Bauer zwei<br />
Körper in einem Getreidefeld in Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Ermittlungen ergeben,<br />
dass es sich bei den Toten um rumänische<br />
Staatsbürger handelt. Sie wurden<br />
bei dem Versuch, die polnisch-deutsche<br />
Grenze, das heißt die EU-Außengrenze,<br />
zu überschreiten, von Jägern erschossen.<br />
Diese geben an, die Menschen mit Wildschweinen<br />
verwechselt zu haben. Vier<br />
Jahre später beginnt der Prozess. Welcher<br />
der Jäger den tödlichen Schuss abgegeben<br />
hat, lässt sich nie beweisen. Das Urteil:<br />
Freispruch. dpa meldet: „Aus Rumänien<br />
ist niemand zur Urteilsverkündung angereist.“<br />
In den Akten stehen die Namen<br />
und Adressen der Getöteten. Ihre Familien<br />
wussten nicht, dass jemals ein Prozess<br />
stattgefunden hat. Mit Revision wird ein<br />
juristisch abgeschlossener Kriminalfall einer<br />
filmischen Revision unterzogen, die<br />
Orte, Personen und Erinnerungen miteinander<br />
verknüpft. Es entsteht ein fragiles<br />
Geflecht aus Versionen und Perspektiven<br />
einer „europäischen Geschichte“ vor dem<br />
Hintergrund der ausländerfeindlichen<br />
Hetze Anfang der 1990er Jahre. Wir zeigen<br />
den Film mit anschließender Diskussion<br />
mit dem Regisseur Philip Scheffner.<br />
On 29th June 1992 a farmer discovers two<br />
bodies in a cornfield in the North East of Germany.<br />
Police enquiries lead to the fact that<br />
the dead men are Romanian citizens who during<br />
an attempt to cross the EU border, have<br />
been shot by hunters. Hunters who claim to<br />
have mistaken them for wild boar. The trial<br />
takes place four years later to no avail, as it<br />
is never discovered to which of the hunters<br />
fired the fatal bullet. The verdict: not guilty.<br />
German Press Agency dpa reports: „From<br />
Romania, no one has arrived for the rendition<br />
of judgment.“ The police files contain the<br />
names and addresses of the killed men however;<br />
their families never knew that a trial<br />
had even been held. With Revision, a legally<br />
terminated crime case becomes the subject of<br />
a cinematic revision. Places, individuals and<br />
memories are connected to form a fragile pattern<br />
of different versions and perspectives of<br />
contemporary European history, in a time of<br />
aggressive antipathy towards asylum seekers<br />
in the early 90’s. After the screening we will<br />
speak with the director Philip Scheffner.<br />
Philip Scheffner<br />
DE, 2012<br />
106 min<br />
rumänisch/<br />
deutsch/romanes<br />
mit dt. UT<br />
revision-film.eu<br />
Romaphobie<br />
Rassismus<br />
experimentell<br />
Vermächtnis.Legacy<br />
S.24 «<br />
Gast:<br />
Philip Scheffner<br />
46<br />
47
16.04.<strong>2013</strong><br />
REGENBOGENKINO<br />
EISZEIT 1<br />
16.04.<strong>2013</strong><br />
dienstag/tuesday<br />
18:00 UHR<br />
dienstag/tuesday<br />
18:30 UHR<br />
RESIStencia en la línea negra<br />
De Engel van Doel<br />
Amado Villafaña<br />
Saúl Gil<br />
Silvestre Gil Zarabata<br />
CO, 2011<br />
85 min<br />
spanisch/arhuaco/<br />
wiwa/kogui<br />
mit dt. UT<br />
corazondelmundo.co<br />
Kolumbien<br />
Widerstand indigener<br />
Völker<br />
El gigante<br />
» S.37<br />
Sobre la misma tierra<br />
» S.17<br />
Moderation<br />
KolumbienKampagne<br />
Berlin<br />
Resistencia en la línea negra ist der erste kolumbianische<br />
Film, dessen gesamte Produktion von<br />
Indigenen durchgeführt wurde. Die Schwarze<br />
Linie ist eine traditionelle Grenze, die aus Erdhügeln<br />
für rituelle Zeremonien besteht und sich<br />
im Gebirgszug der Sierra Nevada im Norden<br />
Kolumbiens befindet. Sie wurde von indigenen<br />
Gruppen errichtet und beschreibt einen symbolischen<br />
Übergang von einer sichtbaren zu einer<br />
unsichtbaren Welt. Sie trennt somit auch zwei<br />
Formen der Nutzung natürlicher Ressourcen:<br />
eine nachhaltige und eine zerstörerische. Der<br />
Dokumentarfilm erzählt von Protesten der<br />
Arhuco, Kogi und Wiwa gegen multinationale<br />
Unternehmen, paramilitärische Gruppen und<br />
der Guerrilla sowie ihre zerstörerischen Eingriffe<br />
in die Natur ihrer Ahnengebiete. Der Film ist<br />
auch eine Antwort auf die Art und Weise, wie<br />
Indigene von nicht-indigenen Filmemacher_innen<br />
dargestellt werden. Der Filmemacher Amado<br />
Villafaña ist unter anderem Direktor des<br />
Centro de Comunicaciones Zhigoneshi, welches<br />
zum Ziel hat, indigene Interessen und Ansichten<br />
durch visuelle Medien zu dokumentieren<br />
und der Öffentlichkeit zu kommunizieren.<br />
Zudem ist das Zentrum Teil der indigenen Organisation<br />
Gonawindua Tayrona, gegründet, um<br />
die Ahnengebiete und ihr kulturelles Überleben<br />
vor politischer Gewalt und den Nachteilen von<br />
Entwicklung zu schützen.<br />
Resistance along the Black Line is the first<br />
Colombian documentary to be entirely directed,<br />
scripted, photographed, and post-produced by<br />
Amerindians. The Black Line is an ancestral<br />
topographical frontier marked by ritual mounds<br />
along a strategic area of the Sierra Nevada<br />
Mountain range in northern Colombia. It is<br />
the symbolical divide between the visible and<br />
the invisible world set by the Arhuaco, Kogi and<br />
Wiwa peoples of the Sierra Nevada, and has also<br />
come to symbolize the final frontier between sustainable<br />
and destructive uses of natural resources.<br />
Resistance along the Black Line narrates<br />
instances of resistance by the Arhuaco, Kogi, and<br />
Wiwa to destructive forays into their ancestral<br />
territories by multinationals, paramilitaries and<br />
guerrillas. It is also a response to how indigenous<br />
peoples are portrayed by non-indigenous filmmakers.<br />
Photographer and filmmaker Amado<br />
Villafaña is director of the Zhigoneshi Indigenous<br />
Center of Communications, located in<br />
Colombia‘s Sierra Nevada de Santa Marta. The<br />
center is focused on documenting and communicating<br />
indigenous concerns and worldviews<br />
using visual media. It is a unit of Gonawindúa<br />
Tayrona, an organisation founded by three of the<br />
region‘s indigenous groups – Kogi, Arhuaco and<br />
Wiwa – to recover ancestral lands and to secure<br />
their cultural survival in a region threatened by<br />
development and by political violence.<br />
Bereits zu Beginn des Films ist Doel ein Geisterdorf<br />
– der Abrissbeschluss steht, das Dorf<br />
soll dem expandierenden Hafen Antwerpens<br />
weichen, weil Wachstum Jobs schafft und<br />
dies die Zukunft künftiger Generationen<br />
sichern würde. Die Hintergründe für das<br />
Schicksal Doels huschen in einer kurzen<br />
Sequenz aus Fernsehbildern vorüber. Das<br />
Augenmerk von Filmemacher Tom Fassaert<br />
liegt auf Emilienne, einer Frau Mitte 70, die<br />
sich dem Räumungsgebot und damit dem<br />
extern aufgenötigten Lebenslauf zu widersetzen<br />
versucht. Ein vergeblicher Kampf,<br />
denn die widerständige Gemeinschaft in<br />
Doel bröckelt, auch die Freundinnen packen<br />
Umzugskisten – Emilienne kann das Leben<br />
in ihrer gewohnten Gemeinschaft nicht retten,<br />
ob sie nun bleibt oder nicht. Immer<br />
stärker dringt der Ausbau des Hafens in ihr<br />
Leben, der Lärm der Baustellen bemächtigt<br />
sich ihres Wohnraums, Tourist_innen besichtigen<br />
die Häuser Doels wie Vitrinen in<br />
einem Museum. Der Film ist ein intensives<br />
Porträt Emillienes, ihres stillen Protests und<br />
ihrer Zweifel. Die Hafenerweiterung und der<br />
Abriss Doels werden in einem weiteren Film<br />
der <strong>globale</strong> thematisiert: The Forgotten Space<br />
– hier im größeren Zusammenhang von Globalisierung<br />
und Transport.<br />
Already at the beginning of the movie Doel<br />
seems like a ghost town. The demolition<br />
permit has been granted, the village stands<br />
in the way of the expanding port of Antwerp.<br />
The project would bring new jobs and<br />
would protect the quality of life for future<br />
generations. The background information<br />
about Doel's fate are shown in short sequences<br />
of television images. The filmmaker Tom<br />
Fassaert focuses on Emilienne, an old lady<br />
in her mid 70's who attempts to oppose the<br />
externally forced way of life. It is a hopeless<br />
battle as the resistant community is crumbling.<br />
Even her friends are ready to move<br />
and pack up their boxes – Emilienne cannot<br />
save the life in the familiar community, no<br />
matter if she stays or not. The construction<br />
work for the expansion of the harbor takes<br />
its course and has a great impact on her life:<br />
the noise of the construction takes possession<br />
of her living space, tourists visit the houses<br />
of Doel like showcases in a museum. The<br />
film is an intense portrait of Emilienne, her<br />
silent protest and her doubts. The port expansion<br />
and the demolition of Doel is also<br />
discussed in another film in the programme<br />
– The Forgotten Space, this time in the wider<br />
context of globalization and transport.<br />
Tom Fassaert<br />
NL/BE, 2011<br />
77 min<br />
flämisch<br />
mit dt. UT<br />
tomfassaert.com<br />
doel2020.org<br />
Großbauprojekte<br />
Zwangsumsiedlung<br />
Widerstand<br />
The Forgotten Space<br />
S.8 «<br />
Abschied von Matjora<br />
S.12 «<br />
Rosia Montana:<br />
Dorf am Abgrund<br />
S.16 «<br />
Ecumenopolis:<br />
City Without Limits<br />
S.46 «<br />
48<br />
49
16.04.<strong>2013</strong><br />
eiszeit 2<br />
regenbogenkino<br />
16.04.<strong>2013</strong><br />
dienstag/tuesday<br />
18:45 UHR<br />
dienstag/tuesday<br />
20:30 UHR<br />
Sobre la misma tierra (wdh.)<br />
Isqat al Nizam<br />
Laura Sipán<br />
ES, 2012<br />
75 min<br />
spanisch<br />
mit dt. UT<br />
facebook.com/<br />
SobreLaMismaTierra.<br />
Documental<br />
Kolumbien<br />
interne Vertreibung<br />
alltäglicher Widerstand<br />
EINE KAMPAGNE VOM<br />
BÜRO FÜR MEDIZINISCHE<br />
FLÜCHTLINGSHILFE BERLIN<br />
DEINE SPENDE HILFT!<br />
WWW.MEDIBUERO.DE<br />
Die interne Vertreibung in Kolumbien ist<br />
ein bedauerliches Ergebnis des dort seit mehr<br />
als 50 Jahren anhaltenden bewaffneten Konflikts.<br />
Mehr als 5 Mio. Kolumbianer_innen,<br />
die in umkämpften Gebieten lebten, wurden<br />
bis dato vertrieben. Dabei handelt es sich<br />
meistens um Landbewohner_innen, die ihr<br />
Hab und Gut verlieren und Zuflucht in den<br />
Slums der großen Städte suchen. Die Zivilbevölkerung<br />
wird hauptsächlich von Seiten der<br />
staatlichen Sicherheitskräfte und der Paramilitärs<br />
in den Konflikt hineingezogen: Sie müssen<br />
fliehen, weil sie als Sympathisant_innen<br />
der Guerilla verunglimpft werden, weil der<br />
Boden, auf dem sie leben, von den wirtschaftlichen<br />
Interessen verlangt wird oder weil sie in<br />
strategischen Gebieten des Landes wohnen:<br />
Unter anderem der Drogenhandel, die Morde,<br />
die sexuelle Gewalt gegen Mädchen und<br />
Frauen und die bewaffneten Auseinandersetzungen<br />
haben die Existenz vieler Menschen<br />
in Kolumbien nahezu unmöglich gemacht.<br />
Sobre la misma tierra ist die Erzählung von<br />
vier Geschichten, die in Wirklichkeit eine einzige<br />
ist: die Kolumbiens. Menschen zwischen<br />
Maisfeldern und Goldminen, Yucca und Erdöl,<br />
die unter dem Verlust ihrer Länder, ihres<br />
Lebens und ihrer Zukunft leiden. Wirklichkeit,<br />
Hoffnung, Vergessen und die Kraft zu<br />
Leben, wo das Leben nichts anderes ist als der<br />
Kampf ums Überleben.<br />
more info, also in english p. 16<br />
BAR–M.DE<br />
In einem System aus Kontrolle, Verachtung<br />
und Bespitzelung kann ein Funke ausreichen,<br />
um bei den Menschen, ihren Widerstand und<br />
ihre Würde zu offenbaren. In Syrien gingen die<br />
Menschen auf die Straße und auf die Rufe nach<br />
Veränderung antworten die Spitzel, Schläger<br />
und Soldaten, die das Netz der Gerüchte, Entrechtungen<br />
und Folter fortsetzen, mit Snipern,<br />
Vergewaltigung und Bomben. Isqat Al Nizam<br />
zeigt die energischen Proteste, die hinterhältigen<br />
Angriffe auf sie und die Auswege, die<br />
bleiben. Menschen fliehen, bewaffnen sich,<br />
bleiben beharrlich, auch wenn sie die Taktiken<br />
und Worte der Mächte erleben müssen. In der<br />
Türkei in Camps gesperrt oder in Wohnungen<br />
versteckt, herausgerissen aus dem Leben, dessen<br />
Vernichtung allgegenwärtig bleibt, durch<br />
die Toten, Verwundeten und Bilder des Krieges<br />
gegen die Erhebung, auf den Straßen und<br />
in den Häusern, gegen Männer und Frauen,<br />
gegen Kinder durch Folter und Einschüchterung.<br />
Soldaten desertieren, erzählen von ihrer<br />
Einschwörung auf das Regime und gegen den<br />
Feind, zeigen ihre Bilder von der Macht, die<br />
sich im Recht sieht. Menschen widersetzen<br />
sich der militärischen Logik, ihnen aufgezwungen<br />
und von anderen fortgesetzt, je länger das<br />
Schweigen kein Ende nimmt. Zu Gast: Der<br />
Protagonist Hamzeh Gadban und die Produzentin<br />
Serena Gramizzi.<br />
In a system marked by government control,<br />
disrespect and spying the tiniest spark can<br />
cause political unrest and make people fight<br />
for their dignity. In Syria the people went<br />
on the street and the informers, thugs and<br />
soldiers, continuing the web of rumours,<br />
deprivation of rights and torture, answer to<br />
the calls for change with snipers, rape and<br />
bombs. Isqat Al Nizam shows the energetic<br />
protests and how they get attacked. People<br />
escape, arm themselves, keep patient, even if<br />
they have to experience the tactics and words<br />
of the forces. Locked up into the camps in<br />
Turkey or hidden in flats, dragged out of<br />
their lives, their destruction nevertheless<br />
ever-present, through the dead, the wounded<br />
and the images of the war against the uprising,<br />
in the streets and the houses, against<br />
the men and women, against the children by<br />
torture and intimidation. Soldiers desert,<br />
report how they took an oath on the regime<br />
and against the enemy, show their pictures of<br />
the power. People resist to the military logic<br />
imposed on them and continued by others<br />
that still doesn´t come to an end the longer<br />
the silence continues. We are glad that the<br />
protagonist Hamzeh Gadban and the producer<br />
Serena Gramizzi will be present.<br />
Antonio Martino,<br />
IT, 2012<br />
74 min<br />
arabisch<br />
mit engl. UT<br />
antoniomartino.net<br />
Syrien<br />
Krieg<br />
Flucht<br />
Bewegungsfreiheit<br />
Babylon<br />
S.11 «<br />
Ferrhotel<br />
S.40 «<br />
Fremd<br />
S.27 «<br />
Gäste:<br />
Hamzeh Gadban<br />
Serena Gramizzi<br />
51
16.04.<strong>2013</strong><br />
eiszeit 1<br />
EISZEIT 2<br />
16.04.<strong>2013</strong><br />
dienstag/tuesday<br />
20:45 UHR<br />
dienstag/tuesday<br />
21:00 UHR<br />
Thorberg<br />
The Forgotten Space (wdh.)<br />
Dieter Fahrer<br />
CH, 2012<br />
105 min<br />
deutsch/<br />
schweizerdeutsch/<br />
französisch/englisch/<br />
albanisch<br />
mit dt. UT<br />
thorberg.ch<br />
Strafvollzug<br />
Repression<br />
Gender/Männlichkeit<br />
Migration<br />
Gast:<br />
Kiralina<br />
(angefragt)<br />
Der Inhaftierte Andrij über das Schweizer<br />
Hochsicherheitsgefängnis Thorberg: „It´s<br />
no switzerland, no territory, no body, just<br />
mind“. Zur Zeit sind dort 180 männliche<br />
Gefangene, die schwere Verbrechen begangen<br />
haben, eingeschlossen. Der Film lässt 7<br />
von ihnen zu Wort kommen. Sie sprechen<br />
über ihre Geschichten, Gedanken und Gefühle,<br />
aber auch die Gründe des Entzugs<br />
der Freiheit, verzweifelt und hoffnungsvoll<br />
zugleich. Zwischen dem Filmenden und<br />
den Gefilmten ist ein großes Vertrauen<br />
spürbar. Es entsteht eine Nähe zu ihnen,<br />
die alles andere als aufdringlich ist. Dargestellt<br />
wird ihr Umgang mit den eigenen<br />
Taten, aber auch die Alltäglichkeit des<br />
Wegschließens, der immer gleichen Routinen,<br />
die Zeit, die abgesessen werden muss.<br />
Computerspiele sind erlaubt, Internet<br />
nicht. Sportmöglichkeiten gibt es wenige,<br />
bei 'guter' Führung können Bildungskurse<br />
belegt werden, eine Möglichkeit zur Ausbildung<br />
ist ausgeschlossen. Die Institution<br />
Knast lebt von einer starken Ordnung<br />
des Alltags, die gewahrt werden muss. Der<br />
Film vermittelt dies in einprägsamen Bildern<br />
und befindet sich in seiner Erzählweise<br />
auf Augenhöhe mit den Interviewten.<br />
The prisoner, Andrij, about the maximum<br />
security prison Thorberg: "It´s no switzerland,<br />
no territory, no body, just mind."<br />
Currently there are 180 men imprisoned<br />
for felony at Thorberg. In this documentary<br />
seven of them comment on their situation.<br />
They talk about their personal historys,<br />
ideas and feelings and also about what led<br />
to their imprisonment – desperate and hopeful<br />
at the same time. One can sense a lot of<br />
trust between the ones filming and the ones<br />
being filmed. There develops a closeness to<br />
the protagonists without it feeling intrusive.<br />
Their reflections on their past actions are<br />
illustrated as is the daily routine of being<br />
locked away, the repetitive days, the sentence<br />
that has to be served. Computer games<br />
are permitted, Internet is not. Not a lot of<br />
possibilities to do sports are given, for good<br />
conduct one can take simple educational<br />
courses. There is no chance for a professional<br />
training. Jail as an institution needs the<br />
strict order of the daily routine and it needs<br />
it to be preserved. 'Thorberg' conveys this in<br />
memorable images and tells it's story on eye<br />
level with the interviewees.<br />
Globalisierung erzählt anhand des Frachtcontainers:<br />
Der Essayfilm folgt den internationalen<br />
Lieferketten, den Frachtschiffen, Güterzügen<br />
und Lastwägen. Die Filmemacher<br />
suchen die großen Häfen, unter anderem in<br />
Rotterdam, Los Angeles und Hong Kong auf<br />
und stellen Zusammenhänge her zwischen<br />
den Lebens- und Arbeitsbedingungen und<br />
den globalisierten Formen des Transports.<br />
Zu Wort kommen diejenigen, die arbeitend,<br />
planend, politisch und gewerkschaftlich<br />
involviert sind. Vor allem aber jene, deren<br />
Interessen im Zuge von Wachstum und Effizienz<br />
an den Rand gedrängt werden – die<br />
Dorfbewohner, die dem Hafenausbau oder<br />
der Güterzugstrecke weichen müssen, die<br />
unterbezahlten Fernfahrer_innen, Seeleute,<br />
Wander- und Fabrikarbeiter_innen sowie<br />
die Arbeits- und Obdachlosen. So entsteht<br />
ein Bild dessen, was Allan Sekula und Noël<br />
Burch als vergessenen Raum identifizieren:<br />
die Ozeane und Häfen, die mit der Erfindung<br />
des Frachtcontainers zu einer ökonomischen<br />
Basis für die Globalisierung von<br />
Warenverkehr und Arbeit wurden. Kommen<br />
mit dem Container, Inbegriff von Ordnung,<br />
Effizienz und <strong>globale</strong>m Fortschritt, Unordnung<br />
und Zerstörung? Wirft er die Welt aus<br />
dem Gleichgewicht? Diese Fragen werden<br />
zum Leitmotiv des Films.<br />
Globalization told as the story of the cargo<br />
container: in their essayistic and visual documentary,<br />
Allan Sekula and Noël Burch follow<br />
the international supply chains, the cargo<br />
ships, barges, trains and trucks that transport<br />
containers with their hidden cargo from A<br />
to B. The filmmakers visit the big harbors<br />
in Rotterdam, Los Angeles and Hong Kong<br />
etc. and show the link between working and<br />
living conditions and the globalized ways of<br />
transport. They listen to workers, engineers,<br />
planners, politicians, and those marginalized<br />
by the global transport system. Displaced farmers<br />
and villagers tell their story, underpaid<br />
truck drivers in Los Angeles, seafarers aboard<br />
mega-ships and factory workers in China,<br />
whose low wages are the key to the whole<br />
puzzle. The result is an image of what Allan<br />
Sekula und Noël identify as the forgotten<br />
space: the oceans and harbors that with the<br />
invention of the cargo container became the<br />
economic base of the globalization of goods<br />
traffic and work. After the film we’ll speak<br />
with Dr. Rolf Geffken, specialist lawyer for<br />
labour law and author. He completed his thesis<br />
on the subject Strike of the Sailors and<br />
Boykott of the Dockers and has just finished<br />
his manuscript on dock work and labour disputes<br />
in the harbour.<br />
Allan Sekula<br />
Noël Burch<br />
NL/AT, 2010<br />
112 min<br />
deutsch u.a.<br />
mit dt. UT<br />
theforgottenspace.net<br />
Globalisierung<br />
Frachtcontainer<br />
Arbeitsbedingungen<br />
Armut<br />
De Engel van Doel<br />
S.49 «<br />
Gast:<br />
Dr. Rolf Geffken<br />
Fachanwalt für<br />
Arbeitsrecht und<br />
Autor<br />
52<br />
53
17.04.<strong>2013</strong><br />
REGENBOGENKINO<br />
EISZEIT 1<br />
17.04.<strong>2013</strong><br />
mittwoch/wednesday<br />
18:00 UHR<br />
mittwoch/wednesday<br />
18:30 UHR<br />
Masamadre + Y la memoria somos nosotras<br />
Die Ausbildung<br />
Mariana Ares<br />
Ana Barry<br />
AR, 2012<br />
65 min<br />
spanisch<br />
mit dt. UT<br />
Argentinien<br />
Selbstorganisation<br />
Kollektive Prozesse<br />
Paola Figueroa-Cancino<br />
Angela Rubiano Tamayo<br />
CO, 2012<br />
31 min<br />
spanisch<br />
mit dt. UT<br />
achiote-audiovisual.<br />
blogspot.de<br />
Kolumbien<br />
Selbstorganisation<br />
Kollektive Prozesse<br />
In Masamadre erzählen Bewohner_innen die<br />
Geschichte der von ihnen aufgebauten informellen<br />
Siedlung Maria Elena im Stadtteil La<br />
Matanza am Rand von Buenos Aires. Gemeinschaftlich<br />
kämpfen sie seit den 80-er Jahren für<br />
die Behebung existenzieller Not – Nahrung,<br />
Gesundheit und Wohnraum. Neben visuellen<br />
Eindrücken über den Alltag im Gesundheitszentrum<br />
und den Gemeinschaftsküchen erhalten<br />
die Zuschauer_innen auch spannende Einblicke<br />
in die Emanzipationsprozesse der Frauen<br />
im Viertel. Einst als Versorgerinnen zuständig<br />
für die Reproduktionsarbeit und wenig an den<br />
Entscheidungsprozessen beteiligt, wandelte sich<br />
ihre Rolle hin zu führenden Protagonistinnen im<br />
Kampf gegen strukturelle Armut.<br />
Um Empowerment-Strategien von Frauen geht<br />
es auch im zweiten Film: Seit über 10 Jahren<br />
treffen sich die Bäuerinnen aus dem Munizip<br />
Inzá in südlicher Region Cauca (Kolumbien) in<br />
Gärten, Innenhöfen, Küchen und öffentlichen<br />
Plätzen, um über ihre Probleme zu diskutieren.<br />
Durch die Prämisse, kollektive Lösungen für die<br />
gemeinsamen Probleme zu finden, ist ihnen die<br />
Entwicklung von Strategien gelungen, die sie<br />
dazu ermutigen, sich der Gewalt und der Armut<br />
zu stellen, sich auszubilden, den Boden zu bearbeiten<br />
und ein würdevolles Leben zu führen.<br />
So verwirklichen sie die femenismos campesinos.<br />
Masamadre tells the story of the residents of<br />
Maria Elena, an informal settlement that they<br />
built in the neighbourhood of La Matanza on<br />
the outskirts of Buenos Aires. Since the 1980s<br />
they have been fighting collectively to secure<br />
their basic needs – food, health and living<br />
space. Beside visual impressions of the everyday<br />
life in the health centre and the communal<br />
kitchens, the audience also gains insight<br />
into women's emancipation process . Initially<br />
used as mere providers for reproductive work<br />
and having very little to say in the decisionmaking<br />
process, they have over time become<br />
leading protagonists in the fight against structural<br />
poverty.<br />
The second film also relates to empowerment<br />
strategies of women: For over a decade now<br />
the peasant women from Inzá - Cauca department<br />
(Colombia) - get together in vegetable<br />
gardens, courtyards, kitchens and public spaces<br />
to speak about their problems. Through the<br />
maxim to seek collective solutions. they have<br />
developed strategies that give them strength to<br />
oppose violence and poverty, to get an education,<br />
to farm their land and live a dignified<br />
live. Realizing the femenismos campesinos.<br />
Der 20-jährige Jan (Joseph K. Bundschuh) ist<br />
ein introvertierter junger Mann, der im letzten<br />
Jahr seiner Ausbildung in einem mittelständischen<br />
Betrieb steht. Seine Mutter (Anja Beatrice<br />
Kaul), eine engagierte Gewerkschafterin,<br />
arbeitet im selben Betrieb. Wegen ihres Engagements<br />
im Betriebsrat gerät sie von Seiten<br />
der Betriebsleitung immer mehr unter Druck.<br />
Jan will alles richtig machen – aber was ist das<br />
Richtige, wenn durch Umstrukturierungen<br />
der Druck auf die Mitarbeitenden wächst,<br />
wenn Entlassungen an der Tagesordnung stehen<br />
und der Personalchef (Stefan Rudolf) mit<br />
Argusaugen über alles wacht? In rasanten Autofahrten<br />
und intensivem Konsum sucht Jan<br />
einen Ausgleich. Als die Zeitarbeiterin Jenny<br />
(Anke Retzlaff) in seine Firma kommt, entspinnt<br />
sich eine zarte Liebesgeschichte. Doch<br />
Jennys Aufenthalt ist von kurzer Dauer und<br />
Jan ist gefangen in seiner Unfähigkeit, Entscheidungen<br />
zu fällen, in seiner Angst, seinen<br />
Arbeitsplatz, seine Liebe, seinen Status zu verlieren.<br />
Der Film stellt die Schwierigkeiten von<br />
Selbstorganisierungsprozessen sehr realistisch<br />
dar. Darauf werden der Regisseur Dirk Lütter<br />
und der Journalist Peter Nowak eingehen,<br />
der in seinen Artikeln über Arbeitskämpfe in<br />
diesen schwer organisierbaren Branchen unter<br />
Anderem in der Jungle World, der Taz und<br />
dem Neue Deutschland berichtet.<br />
The Film directed by Dirk Lütter tells the story<br />
of the 20-year-old Jan (Joseph K. Bundschuh).<br />
The introverted young man stands in the last<br />
year of training in a medium-sized company.<br />
While trying to please everybody, he is torn<br />
between conflicting demands of adaptation.<br />
His mother (Anja Beatrice Kaul) is a dedicated<br />
trade unionist and works for the same<br />
company. As a consequence of her involvement<br />
in the works council she gets more and more<br />
under pressure. Jan tries very hard not to make<br />
mistakes. But the right thing often remains<br />
unclear in times of restructuring when pressure<br />
on employees becomes unbearable and layoffs<br />
are on the daily agenda. To make matters worse<br />
the manager (Stefan Rudolf) watches over<br />
all incidents like a hawk. Jan finds relief in<br />
rapid car rides and intense shopping trips to<br />
the mall. When temporary worker Jenny (Anke<br />
Retzlaff) joins the company, a tender love story<br />
unfolds between Jenny and Jan. But Jenny leaves<br />
the company soon and Jan stays caught up<br />
in his inability to make decisions and his anxiety<br />
to lose his job, love and status. After the<br />
screening director Dirk Lütter and journalist<br />
Peter Nowak will discuss the difficulties of selforganization<br />
processes. Peter Nowak has published<br />
articles about labor disputes in the Jungle<br />
World and Taz and other news platforms.<br />
Dirk Lütter<br />
DE,2010<br />
85 min<br />
deutsch<br />
die-ausbildung.com<br />
peter-nowakjournalist.de<br />
Prekäre Arbeitsverhältnisse<br />
Anpassung<br />
Gewerkschaft<br />
Zeitarbeit<br />
Harvest of Loneliness<br />
S.56 «<br />
Big sweep up in<br />
subcontracting<br />
S.44 «<br />
Gäste:<br />
Dirk Lütter<br />
Peter Nowak<br />
54<br />
55
17.04.<strong>2013</strong><br />
eiszeit 2<br />
regenbogenkino<br />
17.04.<strong>2013</strong><br />
mittwoch/wednesday<br />
18:45 UHR<br />
mittwoch/wednesday<br />
20:30 UHR<br />
Harvest of Loneliness<br />
raising Resistance<br />
Gilbert Gonzalez<br />
Vivian Price<br />
Adrian Salinas<br />
US/MX, 2010<br />
56 min<br />
spanisch<br />
mit engl. UT<br />
harvestofloneliness.com<br />
Gastarbeiter_innen<br />
Rassismus<br />
Ausbeutung<br />
Mexiko<br />
Duvarlar - Mauern - Walls<br />
» S.28<br />
¡Viva México!<br />
» S.58<br />
Verborgen im kollektiven Gedächtnis der Minderheiten,<br />
in der amerikanischen Gesellschaft<br />
ist die Geschichte der Millionen mexikanischen<br />
Männer und Frauen, deren Leben vom Gastarbeiterprogramm<br />
mit den USA geprägt wurde:<br />
dem Bracero-<strong>Programm</strong>. Das <strong>Programm</strong> wurde<br />
angesichts des kriegsbedingten Mangels an<br />
Arbeitskräften in den USA entwickelt, auch<br />
um aufkommende gewerkschaftliche Bestrebungen<br />
in den USA zu unterbinden. Der Film<br />
verfolgt dokumentarisch den Weg der Männer,<br />
die zwischen 1942 und 1964 regelrecht in<br />
die USA importiert wurden, um dort als billige,<br />
leicht verfügbare und vor allem auch gut<br />
kontrollierbare Arbeitskräfte ausgebeutet zu<br />
werden. Im Film kommen ehemalige Arbeiter<br />
des Bracero <strong>Programm</strong>s zu Wort und erzählen<br />
von ihren Erfahrungen. Aber auch die damals<br />
zurückgelassenen Ehefrauen und Familien bekommen<br />
erstmals die Gelegenheit, öffentlich<br />
über ihre Entbehrungen und die Situation in<br />
den männerverlassenen Dörfern zu sprechen.<br />
Ehefrauen und Familien wussten nicht, ob und<br />
wenn ja, wann die Arbeiter zurückkehren würden<br />
oder wo die Männer genau hingebracht<br />
wurden. Die Familien waren stark gestresst und<br />
wurden teils auf ewig auseinandergerissen.<br />
Hidden within the historical accounts of minorities,<br />
workers and immigrants in American<br />
society, is the story of the millions of Mexican<br />
men and women who experienced the temporary<br />
contract worker program known as the<br />
Bracero Program. Established to replace an alleged<br />
wartime labor shortage, research reveals<br />
that the Bracero Program intended to undermine<br />
farm workers unionization. Harvest of<br />
Loneliness shows how several million men, in<br />
one of the largest state managed migrations in<br />
history, were imported from 1942 to 1964 to<br />
work as cheap, controlled and disposable workers.<br />
The documentary features the men speaking<br />
of their experiences and addresses what to<br />
expect from a new temporary contract worker<br />
program. Harvest of Loneliness also focuses on<br />
the voices of wives and families who were left<br />
behind and forced to readjust, as an untold<br />
number of villages were virtually emptied of<br />
men as they supplied workers for the largest<br />
US agricultural corporations. Wives and families,<br />
not knowing if or when their men would<br />
return or where they were going to work, were<br />
deeply distressed. Family separation became an<br />
ongoing periodic experience for many villages<br />
and for many the separation became permanent.<br />
Over the 22 years of the Bracero Program,<br />
the economy and living standards of the<br />
villages remained virtually unchanged.<br />
„Das Soja-Modell ist Mord am Volk“, steht auf<br />
dem Schild einer Demonstrantin in Asunción,<br />
der Hauptstadt Paraguays. Aus allen Landesteilen<br />
sind Campesinos angereist und demonstrieren<br />
für ihre Rechte, auch Menschen aus<br />
Santa Rosa. Santa Rosa liegt in der Soja-Zone<br />
im Osten des Landes. Der Dokumentarfilm<br />
erzählt von Protest und Widerstand der dort<br />
lebenden Campesinos gegen die Massenproduktion<br />
von Gen-Soja vor ihrer Haustür. Diese<br />
bedroht existentiell die Lebensgrundlage der<br />
Kleinbauer_innen. Paraguay ist weltweit der<br />
viertgrößte Exporteur gentechnisch veränderter<br />
Sojabohnen. Ziele der nährstoffreichen und<br />
beliebten Gen-Bohnen sind Europa und China,<br />
wo es als Futtermittel und Pflanzenöl zu<br />
einer Grundlage der industriellen Lebensmittelproduktion<br />
geworden ist. Die sozialen und<br />
gesundheitlichen Kosten der möglichst billigen<br />
Sojaproduktion tragen jedoch die Campesinos:<br />
Für den großflächigen Gen-Sojaanbau<br />
mit dem starken Einsatz hochgiftiger Pflanzenschutzmittel<br />
werden Millionen Hektar<br />
Wald gerodet, Böden und Gewässer vergiftet.<br />
Ganze Dorfgemeinschaften fallen dem zum<br />
Opfer und den Campesinos fehlt fruchtbares<br />
Land um Grundnahrungsmittel anzubauen.<br />
Zum jährlichen La Via Campesina Aktionstag<br />
am 17. April zeigen wir Raising Resistance in<br />
Anwesenheit der Regie.<br />
The words, „The soy model is murder of the people‘<br />
is written on the sign of one of the protesters<br />
in Asunción, the capital city of Paraguay.<br />
From all parts of the country including Santa<br />
Rosa, which is located in the soy zone east of<br />
Paraguay, Campesinos are demonstrating for<br />
their rights. This documentary is about protest<br />
and resistance of the Campesinos, the small<br />
farmers, against the aggressively expanding<br />
production of genetic soy. The production next<br />
to their homes deeply threatens their existence<br />
by destroying the basics for subsistence economy.<br />
Paraguay is the fourth largest exporter of<br />
genetically modified soybeans in the world,<br />
supplying primarily Europe and Asia for the<br />
industrial production of food. Soybeans are<br />
mainly used as animal feed and vegetable oil.<br />
The Campesinos have to bear the social and<br />
health related costs of the cheap soy production,<br />
which is that the growing of genetic soy needs<br />
larger cultivable areas. Millions of hectares of<br />
forest are cleared and soil fertility and water<br />
quality are badly affected by high doses of toxic<br />
plant protection chemicals. Whole village communities<br />
fall victim to this, and maybe it will<br />
hit the last generation of independent farmers.<br />
Raising Resistance shown on the International<br />
Day of Peasants La Via Campesina on April<br />
17th in the presence of the director.<br />
Bettina Borgfeld<br />
David Bernet<br />
DE/CH, 2011<br />
84 min<br />
spanisch/guaraní/<br />
portugiesisch/<br />
englisch<br />
mit dt. UT<br />
raising-resistance.com<br />
viacampesina.org<br />
Landraub<br />
Umweltzerstörung<br />
Gentechnik<br />
Arbeitsbedingungen<br />
Gäste:<br />
Filmemacher_innen<br />
56<br />
57
17.04.<strong>2013</strong><br />
mittwoch/wednesday<br />
20:45 UHR<br />
eiszeit 1 EISZEIT 2<br />
17.04.<strong>2013</strong><br />
mittwoch/wednesday<br />
21:00 UHR<br />
¡Viva México!<br />
Deutsch-Südwas?! + Die leere Mitte<br />
Nicolas Défossé<br />
MX, 2010<br />
120 min<br />
spanisch<br />
mit dt. UT<br />
vivamexicofilm.com<br />
Mexiko<br />
Zapatistas<br />
Widerstand<br />
soziale Missstände<br />
Anfang Januar 2006: In den Bergen im<br />
Südosten Mexikos versammeln sich tausende<br />
indigene Zapatista, um ihren Wortführer<br />
Subcomandante Marcos, auch Delegado<br />
Zero genannt, zu verabschieden. In den<br />
kommenden sechs Monaten wird er das<br />
Land bereisen, um von den verschiedenen<br />
Formen des Widerstands mexikanischer<br />
Frauen, Männer und Transgender, die für<br />
ein gerechteres Mexiko kämpfen, zu lernen.<br />
Von Chiapas bis Quintana Roo, von Yucatan<br />
bis Oaxaca, von Nayarit bis Colima,<br />
von Michoacan bis Guerrero – von einem<br />
zum anderen Ende des Landes über Mexiko<br />
Stadt folgt der Film seiner Reise, die<br />
das Gesicht des anderen Mexikos abzeichnet,<br />
eines fern ab der Welt der TV-Shows.<br />
Der Film zeigt verschiedene Frauen, Männer<br />
und Transgender in ihrem alltäglichen<br />
Kampf sich Gehör zu verschaffen, um auf<br />
die herrschenden Missstände in ihrem Land<br />
aufmerksam zu machen. Die Reise ist aber<br />
auch mit Risiken verbunden. Sie ist eine<br />
Provokation gegen jene, die die Wirtschaft<br />
und das Image des Landes kontrollieren,<br />
indem sie die Samen der Rebellion und die<br />
Solidarität unter den Menschen nährt. Was<br />
als isoliertes Gemurmel beginnt, entwickelt<br />
sich zu einem Ruf von hunderttausenden<br />
Stimmen: ¡Viva México!<br />
January 1, 2006: In the mountains of southeastern<br />
Mexico thousands of indigenous<br />
Zapatistas prepare to say farewell to their<br />
spokesman Subcomandante Marcos, also<br />
known as Delegado Zero. In the following<br />
six months he will travel across the country<br />
to learn about the resistance of Mexican<br />
men, women and transgender who are<br />
fighting for more justice in Mexico. From<br />
Chiapas to Quintana Roo, from Yucatan<br />
to Oaxaca, from Nayarit to Colima, from<br />
Michoacan to Guerrero, from one end to<br />
another via Mexico City, the film follows<br />
his journey that traces the face of the other<br />
Mexico, a face much different from the one<br />
TV shows us every day. The film shows women,<br />
men and transgender in their every<br />
day struggle to make themselves heard, to<br />
draw attention to the widespread grievances<br />
in the country. This journey is not without<br />
risks. By irrigating the seeds of rebellion and<br />
solidarity of the people, it is a provocation<br />
against those who control the country's economy<br />
and its image. What starts as an isolated<br />
murmur will become a clamor of hundreds<br />
of thousands of voices: ¡Viva México!<br />
Der Film Deutsch-Südwas?! -Erinnerung an einen<br />
deutschen Völkermord streift durch vergangene<br />
koloniale Realitäten und deren Kontinuitäten<br />
in der Gegenwart. Er versucht, die Konturen<br />
deutscher Herrschaft in der ehemaligen Kolonie<br />
Deutsch-Südwestafrika nachzuzeichnen und gibt<br />
Einblicke in heutige Kämpfe Schwarzer Menschen<br />
um Gehör, um Anerkennung und um<br />
einen dekolonialen Perspektivwechsel innerhalb<br />
der weißen, deutschen Mehrheitsgesellschaft.<br />
Der Film Die Leere Mitte beobachtet über einen<br />
Zeitraum von 8 Jahren die architektonischen<br />
und politischen Veränderungen am Potsdamer<br />
Platz in Berlin. Auf einem leeren Minenfeld<br />
zwischen den Grenzen des Kalten Krieges<br />
entsteht ab 1990 langsam ein Hauptquartier<br />
internationaler Konzerne. Gleichzeitig werden<br />
viele Menschen, insbesondere Migrant_innen<br />
und andere Minderheiten, an den Rand der<br />
Stadt gedrängt. Der Film versucht Geschichten<br />
aufzufinden, die nach wie vor von dieser<br />
Mitte ausgeschlossen bleiben. Seine Form ist<br />
eine Archäologie der Amnesie – in der nicht<br />
Erinnerungen ausgegraben werden, sondern<br />
Auslöschungen von Erinnerung. Anschließend<br />
diskutieren Vorstandsmitglied des ISD-Bund<br />
und Autorin, Sharon Dodua Otoo, Politikwissenschaftler/Aktivist<br />
Joshua Kwesi Aikins, sowie<br />
die Filmemacher_innen von Deutsch-Südwas?<br />
die Filme sowie deren Thematik.<br />
The Film German South-what?! Recalling a<br />
German genocide, roams over past colonial<br />
realities and their continuities in the present.<br />
It tries to trace the outlines of German domination<br />
in the former German colony of German<br />
South-West Africa (Deutsch-Südwestafrika)<br />
and gives insight to today’s struggles<br />
of Black people to be heard, for recognition,<br />
and for a decolonialized change of perspective<br />
within the white, German mainstream<br />
society. The documentary The Empty Centre<br />
observes the political and architectural<br />
changes at Potsdamer Platz in Berlin over the<br />
course of eight years. On an empty minefield<br />
in between the boundaries of Cold War, slowly<br />
headquarters of international corporations<br />
have emerged since 1990. At the same time,<br />
people, especially migrants and other minorities,<br />
have been dislodged to the outskirts<br />
of the city. The film tries to find stories that<br />
stay excluded, in one way or the other, from<br />
this center. Its form of expression is that of<br />
an archeology of amnesia – not one where<br />
memories are excavated, but the obliteration<br />
of memories. After the screening board member<br />
of ISD-Bund and author Sharon Dodua<br />
Otoo, political scientist and activist Joshua<br />
Kwesi Aikins will discuss together with the<br />
filmmakers of German South-what?! the implications<br />
of the film.<br />
Nikolai Alber<br />
Hilke Rusch<br />
DE, 2012<br />
37 min<br />
Hito Steyerl<br />
DE, 1998<br />
62 min<br />
deutsch<br />
mit engl. UT<br />
Flucht<br />
Asyl<br />
Rassismus<br />
Armut<br />
Mare Chuiso<br />
S.18 «<br />
Halfmoon files<br />
S.14 «<br />
Revision<br />
S.47 «<br />
Gäste:<br />
Sharon Dodua Otoo<br />
Joshua Kwesi Aikins<br />
Nikolai Alber<br />
Hilke Rusch<br />
58<br />
59
Filmindex abc<br />
60<br />
Abschied von Matjora..................................................................................................12<br />
Among the rocks..........................................................................................................25<br />
Are you listening!..........................................................................................................20<br />
Babylon...................................................................................................................11, 42<br />
Big sweep up in subcontracting.................................................................................44<br />
Birds in the mire...........................................................................................................22<br />
Black Block....................................................................................................................30<br />
Call me Kuchu...............................................................................................................15<br />
De Engel van Doel........................................................................................................49<br />
Der Prozess...............................................................................................................7, 29<br />
Deutsch-Südwas?!........................................................................................................59<br />
Die Ausbildung.............................................................................................................55<br />
Die Geige aus Cervarolo..............................................................................................35<br />
Die leere Mitte..............................................................................................................59<br />
Duvarlar - Mauern - Walls...........................................................................................28<br />
Duvarlar (Exzerpte) & Mauern 2.0..............................................................................34<br />
Ecumenopolis: City Without Limits............................................................................46<br />
El gigante.......................................................................................................................37<br />
Even a bird needs a nest.............................................................................................26<br />
Ferrhotel.......................................................................................................................40<br />
Fremd............................................................................................................................27<br />
Gaza Calling..................................................................................................................45<br />
Gesundheitsversorgung in der Krise..........................................................................13<br />
Grandpuits et petites victoires....................................................................................31<br />
Harvest of Loneliness..................................................................................................56<br />
Isqat al Nizam...............................................................................................................51<br />
Kann bio fair sein?.........................................................................................................9<br />
La ultima calle..............................................................................................................36<br />
Mare Chiuso.................................................................................................................18<br />
Masamadre...................................................................................................................54<br />
Raising Resistance........................................................................................................57<br />
Residenzpflicht.............................................................................................................19<br />
Resistencia en la línea negra.......................................................................................48<br />
Revision.........................................................................................................................47<br />
Riot from wrong...........................................................................................................23<br />
Rosia Montana: Dorf am Abgrund.......................................................................16, 41<br />
Sobre la misma tierra............................................................................................17, 50<br />
Streikwelle in Griechenland........................................................................................13<br />
Squat – la ville est à nous............................................................................................10<br />
The Forgotten Space................................................................................................8, 53<br />
The Girls of the rain.....................................................................................................39<br />
The Halfmoon Files......................................................................................................14<br />
The Voice of God..........................................................................................................21<br />
Thorberg........................................................................................................................52<br />
Vermächtnis.Legacy.....................................................................................................24<br />
¡Viva México!.................................................................................................................58<br />
Winter, go away!...........................................................................................................43<br />
Y la memoria somos nosotras....................................................................................54<br />
You are late, the miners are out.................................................................................38<br />
www.fahrwerk-berlin.de<br />
Biod i versit ät schützen – na klar!<br />
Aber Biod i versit ät essen – ist das kein Widerspruch?<br />
Keineswegs…<br />
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Imprint & Credits<br />
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Katharina Istel, Leona Goldstein, Lieke Alina Rahn,<br />
Linda Kirmse, Lissi Dobbler, Mathis Gruber, Marc<br />
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