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Ein Hesse in Innsbruck – Einblicke in die Tiroler ... - TSV Ransbach

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<strong>E<strong>in</strong></strong> <strong>Hesse</strong> <strong>in</strong> <strong>Innsbruck</strong> <strong>–</strong> <strong>E<strong>in</strong></strong>blicke <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Tiroler</strong> Schiedsrichterwelt<br />

Der 21-jährige Christopher Zier aus Hohenroda-<strong>Ransbach</strong> (Kreis Hersfeld-Rotenburg)<br />

stu<strong>die</strong>rt Meteorologie an der Universität <strong>Innsbruck</strong>. Seit 2011 leitet er zudem Spiele <strong>in</strong> Tirol<br />

und gibt den HESSEN FUSSBALL-Lesern hier e<strong>in</strong>en <strong>E<strong>in</strong></strong>blick <strong>in</strong> das Schiedsrichterleben <strong>in</strong><br />

Österreich.<br />

An sich denkt man, <strong>Hesse</strong>n und Tirol liegen beide im Bereich der UEFA, da kann es nicht<br />

viele Unterschiede geben… Doch weit gefehlt, es gibt so <strong>E<strong>in</strong></strong>ige!<br />

In Tirol pfeift man nicht wie <strong>in</strong> <strong>Hesse</strong>n für e<strong>in</strong>en Vere<strong>in</strong>, sondern untersteht dem<br />

Fußballverband und muss sowohl an den <strong>Tiroler</strong> Fußballverband als auch an den ÖFB e<strong>in</strong>en<br />

Jahresbeitrag <strong>in</strong> nicht unbeträchtlicher Höhe (ca. 50€ ÖFB, 20€ TFV) entrichten.<br />

Der wohl gravierendste Unterschied ist, dass es <strong>in</strong> Tirol viel zu wenig Schiedsrichter gibt.<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>e Sollpflicht wie <strong>in</strong> <strong>Hesse</strong>n kennt man dort nicht, demnach haben auch <strong>die</strong> Vere<strong>in</strong>e ke<strong>in</strong>e<br />

Abstellungspflicht, sodass <strong>in</strong> Tirol nur ca. 200 aktive Schiedsrichter zur Pfeife greifen<br />

(Anmerkung: Alle<strong>in</strong>e der Kreis Fulda hat fast 300 aktive SR). Dies führt dazu, dass längst<br />

nicht alle Spiele besetzt werden können, und <strong>die</strong> nicht besetzbaren Spiele dann von<br />

sogenannten Vere<strong>in</strong>sschiedsrichtern geleitet werden, <strong>die</strong> nur e<strong>in</strong>e sehr ger<strong>in</strong>ge Ausbildung<br />

genossen haben. Zudem können nur <strong>die</strong> obersten vier Ligen <strong>in</strong> Österreich gänzlich mit<br />

Assistenten besetzt werden. Darunter wird teilweise nur e<strong>in</strong> Assistent angesetzt oder je tiefer<br />

<strong>die</strong> Liga gar ke<strong>in</strong>er, <strong>die</strong> offenen Assistentenpositionen werden dann von Vere<strong>in</strong>smitgliedern<br />

oder Vere<strong>in</strong>sschiedsrichtern besetzt, <strong>die</strong> jedoch auch berechtigt s<strong>in</strong>d alles anzuzeigen! Zu<br />

welchen Konfusionen <strong>die</strong>s führen kann, kann sich jeder vorstellen, wenn bei Jugendspielen<br />

dann zwei Jugendliche ohne jegliche Regelkenntnis an der L<strong>in</strong>ie stehen, <strong>die</strong> zudem kreuz und<br />

quer alles anzeigen.<br />

Weiterh<strong>in</strong> f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> Tirol <strong>die</strong> Ansetzung über <strong>die</strong> Homepage des Fußballverbandes statt <strong>–</strong> e<strong>in</strong><br />

DFBnet mit Mails gibt es nicht. Zudem kann man sich noch, <strong>in</strong>sofern ke<strong>in</strong>e Assistenten<br />

angesetzt s<strong>in</strong>d, selber Assistenten suchen, <strong>die</strong> man dann zu den Spielen mitnimmt und den<br />

Vere<strong>in</strong> fragt, ob er <strong>die</strong> Gebühren entrichten möchte.<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong> weiterer Unterschied ist, dass <strong>in</strong> Tirol alles e<strong>in</strong> wenig enger gesehen wird, so erfolgen bei<br />

groben Fehlern <strong>in</strong> der Spielleitung Ansetzungssperren, bei Krankheit muss e<strong>in</strong> ärztliches<br />

Attest vorgelegt werden. Zudem muss ab <strong>E<strong>in</strong></strong>satz <strong>in</strong> Ligen, vergleichbar mit Gruppenliga<br />

hierzulande, mit Puls-Uhr m<strong>in</strong>destens 2-mal wöchentlich e<strong>in</strong>e Stunde tra<strong>in</strong>iert werden. Erfolgt<br />

<strong>die</strong>s nicht, wird man nicht angesetzt oder es kommt zum Abstieg aus der jeweiligen Liga. Die<br />

Kosten für <strong>die</strong> Pulsuhr (ca. 350 €) s<strong>in</strong>d übrigens selbst zu entrichten...<br />

Jedoch muss auch erwähnt werden, dass <strong>die</strong> Spesen für SR <strong>in</strong> Österreich wesentlich höher<br />

s<strong>in</strong>d, so erhält man für e<strong>in</strong> Jugendspiel nicht wie <strong>in</strong> <strong>Hesse</strong>n 12 €, sondern 30 € (ab U14). Für<br />

e<strong>in</strong> Seniorenspiel unterster Spielklasse erhält man, je nachdem ob Reserveteam oder nicht, 35<br />

€ bzw. 47 € (im Gegensatz zu 20€ hier). Für e<strong>in</strong>en Assistentene<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> unteren Klassen<br />

erhält man um <strong>die</strong> 25€ im Vergleich zu 15 € hier. Außerdem beträgt das Kilometergeld 39<br />

Cent im Vergleich zu 30 Cent hierzulande. Jedoch muss auch erwähnt werden, dass es je nach<br />

Region <strong>in</strong> Tirol se<strong>in</strong> kann, dass man nicht mit Essen und Tr<strong>in</strong>ken versorgt wird, hier gilt dann<br />

Selbstversorgung!<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong> gravierender Unterschied im Jugendbereich <strong>in</strong> Tirol ist zudem noch das Vorhandense<strong>in</strong><br />

der blauen Karte und <strong>die</strong> Inexistenz der gelben Karte. So gibt es ab dem Bamb<strong>in</strong>i-Bereich<br />

schon <strong>die</strong> blaue Karte, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e 10-m<strong>in</strong>ütige Zeitstrafe darstellt, kommt nach bereits erfolgter<br />

Zeitstrafe e<strong>in</strong> erneut „Blaue-Karte-würdiges“ Vergehen vor, so wird erneut <strong>die</strong> blaue Karte<br />

gezeigt und anschließend <strong>die</strong> rote Karte, analog zur gelb-roten Karte im Herrenbereich <strong>in</strong><br />

<strong>Hesse</strong>n. Jedoch ist auch e<strong>in</strong> direkter Ausschluss per roter Karte für besonders schwere<br />

Vergehen möglich, genauso wie im Jugendbereich <strong>in</strong> <strong>Hesse</strong>n, wo ja jedoch <strong>die</strong> gelbe Karte<br />

und e<strong>in</strong>e 5m<strong>in</strong> Zeitstrafe existieren.


Es zeigt sich also, dass selbst im Bereich der UEFA trotz gleicher Regelvorgaben<br />

beträchtliche Unterschiede vorherrschen <strong>–</strong> ich b<strong>in</strong> froh als aktiver Schiedsrichter e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong><br />

den Genuss <strong>die</strong>ses Vergleiches gekommen zu se<strong>in</strong>.<br />

Christopher Zier<br />

Steckbrief<br />

Name: Christopher Zier<br />

Geburtsdatum: 09.05.1991<br />

Beruf: Student (Meteorologie)<br />

Hobbys: Fussball, Skifahren, Mounta<strong>in</strong>biken<br />

SR seit: 2008<br />

Höchste Klasse: KOL seit 2009<br />

Vere<strong>in</strong>: <strong>TSV</strong> <strong>Ransbach</strong><br />

Bildunterschrift: <strong>E<strong>in</strong></strong>e Farbe, <strong>die</strong> man auf <strong>Hesse</strong>ns Sportplätzen nicht kennt: Christopher Zier<br />

vom <strong>TSV</strong> <strong>Ransbach</strong> mit der „blauen Karte“. Foto: privat

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