LEUTE PORTRÄT - Reinert Open
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<strong>LEUTE</strong> <strong>PORTRÄT</strong><br />
Kennen Sie die Bärchenwurst? Klar<br />
daher die gesunde Gesichtsfarbe, denkt der Mannschaftskamerad des Firmenchefs bei<br />
KLASSISCHE TECHNIK:<br />
kennen Sie sie. Das ist diese Geflügelwurst<br />
in Form eines fröhlichen<br />
Medenspiel am Wochenende habe ich ein in der Ostwestfalenliga.<br />
interessierte Zuhörer. Aber <strong>Reinert</strong> sagt: „Beim den 1. Herren 40 des Tennisparks Versmold<br />
Hans-Ewald <strong>Reinert</strong> schlägt Bälle<br />
für den tennis MAGAZIN-Fotografen.<br />
Ansonsten spielt er bei den Herren<br />
Teddys. Kinder lieben die hauchdünnen<br />
Scheiben – so viel Werbung<br />
Wir sind beim Gespräch inzwischen in Seit gut anderthalb Jahren ist Kuchenbecker<br />
bisschen zu viel Sonne abgekriegt.“<br />
Aber das ist nur die private Beziehung.<br />
40 in der Ostwestfalenliga.<br />
muss an dieser Stelle gestattet sein.<br />
die zweite Welt des Hans-Ewald <strong>Reinert</strong> eingetaucht,<br />
für <strong>Reinert</strong> in Sachen Tennismarketing im<br />
Der Mann, der die Bärchenwurst erfunden<br />
bei der es – Achtung, plattes Wort-<br />
Einsatz. Er soll die Professionalisierung von<br />
hat, sitzt jetzt auf einem Ledersessel im gediegenen<br />
spiel! – auch um die Wurst geht. „Wenn ich Tennis in Versmold weiter vorantreiben.<br />
Clubhaus im Tennispark Versmold.<br />
nicht Metzger oder Unternehmer geworden Sein Aha-Erlebnis hatte <strong>Reinert</strong> vor rund<br />
Flachbildschirm an der Wand, eine holzvertäfelte<br />
wäre“, sagt der Unternehmer, „dann Tennisprofi.“<br />
acht Jahren. „Ich fuhr auf den Parkplatz des<br />
Bar, Marmorfliesen, dekorative Pflan-<br />
Clubs und es sah alles unordentlich aus. Die<br />
zen. Auf dem Tisch sind kleine Wasserfläschchen<br />
Plätze fünf und sechs waren bemoost. Da hat<br />
fein säuberlich angeordnet. Es sieht ein<br />
man als Unternehmer zwei Möglichkeiten:<br />
bisschen aus wie in einem Konferenzraum. Das Vorbild hieß Entweder man legt die Plätze still und macht<br />
Hans-Ewald <strong>Reinert</strong>, Chef der Privat-<br />
daraus einen vernünftigen Acker oder man<br />
Fleischerei <strong>Reinert</strong> mit Sitz im Ostwestfälischen,<br />
Björn Borg<br />
versucht, etwas Ordentliches aufzubauen.“<br />
trinkt stilles Wasser. „Wissen Sie, wer<br />
<strong>Reinert</strong> entschied sich mit seinem Einfluss<br />
die beste Werbung für unsere Wurst gemacht<br />
im Verein für die zweite Variante. Aus dem<br />
hat?“, fragt er und gibt gleich die Antwort:<br />
Mit zwölf hieß sein großes Vorbild Clubsterben in den 90er Jahren zog er seine<br />
„Harald Schmidt!“ Der Late Night-Talker habe<br />
Björn Borg. Mit dem Schweden wuchs er auf, Schlüsse. Er moderierte zwischen den beiden<br />
in seiner Sendung immer wieder über die<br />
führte das typische Clubleben eines Jugendlichen<br />
rivalisierenden Versmolder Vereinen – dem<br />
Bärchenwurst gescherzt.<br />
in den 70er Jahren. Gleich nach der TC Grün-Weiß und der Tennisabteilung der<br />
Die Bärchenwurst. Nur ist sie leider gerade<br />
Schule ging es auf die Anlage des TC Grün- Spielvereinigung Versmold. 2008 wurde der<br />
nicht da. „Die müssen wir holen“, sagt <strong>Reinert</strong><br />
Weiß Versmold und erst mit Einbruch der Tennispark Versmold gegründet inklusive<br />
und schickt Marc Kuchenbecker, den Verantwortlichen<br />
Dunkelheit wieder nach Hause.<br />
moderner Tennishalle.<br />
für die <strong>Reinert</strong>schen Tennispro-<br />
„So ähnlich wie Borg habe ich auch gespielt. Völlig antizyklisch sei das gewesen, sagt<br />
jekte, in die Firma. Ein paar Minuten später<br />
Man nannte mich die Wand“, sagt er. <strong>Reinert</strong>s <strong>Reinert</strong>, in einer Zeit, in der andere Betreiber<br />
ist Kuchenbecker zurück und <strong>Reinert</strong> demonstriert,<br />
Motto: immer einen Ball mehr übers Netz Tenniscourts in Badminton- oder Fußball-<br />
wie Kids seine Wurst verspeisen. Erst<br />
bringen als der Gegner. Und wenn er den plätze umwandelten. Insgesamt 2,3 Millionen<br />
beißt er Ärmchen und Beinchen ab, dann ohne<br />
Matchball erst nach vier Stunden verwandelt Euro wurden in drei Granulatplätze mit<br />
Erbarmen den Kopf. Genüsslich leckt sich<br />
habe, sei das auch okay gewesen.<br />
Schwingboden, bester Beleuchtung und optimaler<br />
<strong>Reinert</strong> die Finger. Mit der Nummer könnte<br />
„Herr <strong>Reinert</strong> ist sehr zäh“, sagt Marc<br />
Belüftung investiert. 75 Prozent der<br />
er auch in einem Werbespot auftreten.<br />
Kuchenbecker, früher einmal einer der besten Kosten für die Halle übernahm <strong>Reinert</strong>, 25<br />
Überhaupt: Hans-Ewald <strong>Reinert</strong> kann sich<br />
Junioren Deutschlands und inzwischen Prozent sein Partner im Tennispark.<br />
gut verkaufen. Er trägt einen dunklen Anzug<br />
mit Einstecktuch. Am Revers prangt das<br />
Firmenlogo. Am Ringfinger der linken Hand<br />
glänzt ein Siegelring. Die Stimme ist sonor,<br />
die Sätze druckreif, der Teint sommerlich<br />
frisch. So stellt man sich nicht unbedingt einen<br />
Metzger vor. Doch genau das ist sein Beruf.<br />
Er hat den Job – wie es so schön heißt – von<br />
der Pike auf gelernt.<br />
Ein Blick in seinen illustren Lebenslauf:<br />
Abitur in Versmold, Wehrdienst, Lehre als<br />
Metzger, Studium an der European Business<br />
School in Oestrich-Winkel, Paris und London,<br />
Auslandspraktika in Hongkong, Frankreich<br />
und den USA. Mit 26 Jahren steigt er ins<br />
elterliche Unternehmen ein – und schnell zum<br />
Gesellschafter auf. Mit 38 schmeißt er den<br />
Laden, der knapp 1.500 Mitarbeiter in Deutschland,<br />
Rumänien und Frankreich beschäftigt<br />
und rund 350 Millionen Euro Umsatz pro Jahr<br />
abwirft. Den anderen Gesellschafterstamm,<br />
die Familie des Onkels, hat der heute 50-Jährige<br />
inzwischen komplett herausgekauft.<br />
„Ich halte jetzt 100 Prozent“, sagt <strong>Reinert</strong>,<br />
der Erfolgsmensch, der die letzte Woche in<br />
SCHMUCKES CLUBHAUS: tennis MAGAZIN-Vize Andrej Antic im Gespräch mit Hans-Ewald <strong>Reinert</strong> und<br />
seiner Finca auf Mallorca verbracht hat. Aha,<br />
seinem Marketingchef für Tennisaktivitäten Marc Kuchenbecker (v. l.).<br />
SO VIEL EIGENWERBUNG DARF SEIN:<br />
84 www.tennismagazin.de 7/2013 7/2013 www.tennismagazin.de<br />
<strong>Reinert</strong> beim Geschmackstest seiner<br />
„Bärchenwurst“. Das Produkt hat 85<br />
er selbst erfunden.