LEUTE PORTRÄT - Reinert Open
LEUTE PORTRÄT - Reinert Open
LEUTE PORTRÄT - Reinert Open
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<strong>LEUTE</strong> <strong>PORTRÄT</strong><br />
ES GEHT UM<br />
DIE WURST<br />
Er ist Unternehmer und Fan.<br />
Er hat Turniere ins Leben gerufen<br />
und engagierte Barbara Rittner<br />
als Botschafterin seiner Marke –<br />
Hans-Ewald <strong>Reinert</strong>. Zu Besuch<br />
bei einem ungewöhnlichen<br />
Wurstfabrikanten<br />
TEXT ANDREJ ANTIC<br />
FOTOS STEFAN VON STENGEL<br />
ORTSTERMIN:<br />
Hans-Ewald <strong>Reinert</strong> vor<br />
der Drei-Felder-Halle im<br />
Tennispark Versmold.<br />
82 www.tennismagazin.de 7/2013 7/2013 www.tennismagazin.de<br />
83
<strong>LEUTE</strong> <strong>PORTRÄT</strong><br />
Kennen Sie die Bärchenwurst? Klar<br />
daher die gesunde Gesichtsfarbe, denkt der Mannschaftskamerad des Firmenchefs bei<br />
KLASSISCHE TECHNIK:<br />
kennen Sie sie. Das ist diese Geflügelwurst<br />
in Form eines fröhlichen<br />
Medenspiel am Wochenende habe ich ein in der Ostwestfalenliga.<br />
interessierte Zuhörer. Aber <strong>Reinert</strong> sagt: „Beim den 1. Herren 40 des Tennisparks Versmold<br />
Hans-Ewald <strong>Reinert</strong> schlägt Bälle<br />
für den tennis MAGAZIN-Fotografen.<br />
Ansonsten spielt er bei den Herren<br />
Teddys. Kinder lieben die hauchdünnen<br />
Scheiben – so viel Werbung<br />
Wir sind beim Gespräch inzwischen in Seit gut anderthalb Jahren ist Kuchenbecker<br />
bisschen zu viel Sonne abgekriegt.“<br />
Aber das ist nur die private Beziehung.<br />
40 in der Ostwestfalenliga.<br />
muss an dieser Stelle gestattet sein.<br />
die zweite Welt des Hans-Ewald <strong>Reinert</strong> eingetaucht,<br />
für <strong>Reinert</strong> in Sachen Tennismarketing im<br />
Der Mann, der die Bärchenwurst erfunden<br />
bei der es – Achtung, plattes Wort-<br />
Einsatz. Er soll die Professionalisierung von<br />
hat, sitzt jetzt auf einem Ledersessel im gediegenen<br />
spiel! – auch um die Wurst geht. „Wenn ich Tennis in Versmold weiter vorantreiben.<br />
Clubhaus im Tennispark Versmold.<br />
nicht Metzger oder Unternehmer geworden Sein Aha-Erlebnis hatte <strong>Reinert</strong> vor rund<br />
Flachbildschirm an der Wand, eine holzvertäfelte<br />
wäre“, sagt der Unternehmer, „dann Tennisprofi.“<br />
acht Jahren. „Ich fuhr auf den Parkplatz des<br />
Bar, Marmorfliesen, dekorative Pflan-<br />
Clubs und es sah alles unordentlich aus. Die<br />
zen. Auf dem Tisch sind kleine Wasserfläschchen<br />
Plätze fünf und sechs waren bemoost. Da hat<br />
fein säuberlich angeordnet. Es sieht ein<br />
man als Unternehmer zwei Möglichkeiten:<br />
bisschen aus wie in einem Konferenzraum. Das Vorbild hieß Entweder man legt die Plätze still und macht<br />
Hans-Ewald <strong>Reinert</strong>, Chef der Privat-<br />
daraus einen vernünftigen Acker oder man<br />
Fleischerei <strong>Reinert</strong> mit Sitz im Ostwestfälischen,<br />
Björn Borg<br />
versucht, etwas Ordentliches aufzubauen.“<br />
trinkt stilles Wasser. „Wissen Sie, wer<br />
<strong>Reinert</strong> entschied sich mit seinem Einfluss<br />
die beste Werbung für unsere Wurst gemacht<br />
im Verein für die zweite Variante. Aus dem<br />
hat?“, fragt er und gibt gleich die Antwort:<br />
Mit zwölf hieß sein großes Vorbild Clubsterben in den 90er Jahren zog er seine<br />
„Harald Schmidt!“ Der Late Night-Talker habe<br />
Björn Borg. Mit dem Schweden wuchs er auf, Schlüsse. Er moderierte zwischen den beiden<br />
in seiner Sendung immer wieder über die<br />
führte das typische Clubleben eines Jugendlichen<br />
rivalisierenden Versmolder Vereinen – dem<br />
Bärchenwurst gescherzt.<br />
in den 70er Jahren. Gleich nach der TC Grün-Weiß und der Tennisabteilung der<br />
Die Bärchenwurst. Nur ist sie leider gerade<br />
Schule ging es auf die Anlage des TC Grün- Spielvereinigung Versmold. 2008 wurde der<br />
nicht da. „Die müssen wir holen“, sagt <strong>Reinert</strong><br />
Weiß Versmold und erst mit Einbruch der Tennispark Versmold gegründet inklusive<br />
und schickt Marc Kuchenbecker, den Verantwortlichen<br />
Dunkelheit wieder nach Hause.<br />
moderner Tennishalle.<br />
für die <strong>Reinert</strong>schen Tennispro-<br />
„So ähnlich wie Borg habe ich auch gespielt. Völlig antizyklisch sei das gewesen, sagt<br />
jekte, in die Firma. Ein paar Minuten später<br />
Man nannte mich die Wand“, sagt er. <strong>Reinert</strong>s <strong>Reinert</strong>, in einer Zeit, in der andere Betreiber<br />
ist Kuchenbecker zurück und <strong>Reinert</strong> demonstriert,<br />
Motto: immer einen Ball mehr übers Netz Tenniscourts in Badminton- oder Fußball-<br />
wie Kids seine Wurst verspeisen. Erst<br />
bringen als der Gegner. Und wenn er den plätze umwandelten. Insgesamt 2,3 Millionen<br />
beißt er Ärmchen und Beinchen ab, dann ohne<br />
Matchball erst nach vier Stunden verwandelt Euro wurden in drei Granulatplätze mit<br />
Erbarmen den Kopf. Genüsslich leckt sich<br />
habe, sei das auch okay gewesen.<br />
Schwingboden, bester Beleuchtung und optimaler<br />
<strong>Reinert</strong> die Finger. Mit der Nummer könnte<br />
„Herr <strong>Reinert</strong> ist sehr zäh“, sagt Marc<br />
Belüftung investiert. 75 Prozent der<br />
er auch in einem Werbespot auftreten.<br />
Kuchenbecker, früher einmal einer der besten Kosten für die Halle übernahm <strong>Reinert</strong>, 25<br />
Überhaupt: Hans-Ewald <strong>Reinert</strong> kann sich<br />
Junioren Deutschlands und inzwischen Prozent sein Partner im Tennispark.<br />
gut verkaufen. Er trägt einen dunklen Anzug<br />
mit Einstecktuch. Am Revers prangt das<br />
Firmenlogo. Am Ringfinger der linken Hand<br />
glänzt ein Siegelring. Die Stimme ist sonor,<br />
die Sätze druckreif, der Teint sommerlich<br />
frisch. So stellt man sich nicht unbedingt einen<br />
Metzger vor. Doch genau das ist sein Beruf.<br />
Er hat den Job – wie es so schön heißt – von<br />
der Pike auf gelernt.<br />
Ein Blick in seinen illustren Lebenslauf:<br />
Abitur in Versmold, Wehrdienst, Lehre als<br />
Metzger, Studium an der European Business<br />
School in Oestrich-Winkel, Paris und London,<br />
Auslandspraktika in Hongkong, Frankreich<br />
und den USA. Mit 26 Jahren steigt er ins<br />
elterliche Unternehmen ein – und schnell zum<br />
Gesellschafter auf. Mit 38 schmeißt er den<br />
Laden, der knapp 1.500 Mitarbeiter in Deutschland,<br />
Rumänien und Frankreich beschäftigt<br />
und rund 350 Millionen Euro Umsatz pro Jahr<br />
abwirft. Den anderen Gesellschafterstamm,<br />
die Familie des Onkels, hat der heute 50-Jährige<br />
inzwischen komplett herausgekauft.<br />
„Ich halte jetzt 100 Prozent“, sagt <strong>Reinert</strong>,<br />
der Erfolgsmensch, der die letzte Woche in<br />
SCHMUCKES CLUBHAUS: tennis MAGAZIN-Vize Andrej Antic im Gespräch mit Hans-Ewald <strong>Reinert</strong> und<br />
seiner Finca auf Mallorca verbracht hat. Aha,<br />
seinem Marketingchef für Tennisaktivitäten Marc Kuchenbecker (v. l.).<br />
SO VIEL EIGENWERBUNG DARF SEIN:<br />
84 www.tennismagazin.de 7/2013 7/2013 www.tennismagazin.de<br />
<strong>Reinert</strong> beim Geschmackstest seiner<br />
„Bärchenwurst“. Das Produkt hat 85<br />
er selbst erfunden.
<strong>LEUTE</strong> <strong>PORTRÄT</strong><br />
ERFOLGREICHES DUO: Im Januar<br />
engagierte <strong>Reinert</strong> Fed Cup-<br />
Chefin Barbara Rittner als<br />
Markenbotschafterin. Ihre Aufgabe:<br />
aufstrebende Youngsters<br />
für die „<strong>Reinert</strong> <strong>Open</strong>“ gewinnen.<br />
TURNIER-<br />
HISTORIE:<br />
Die Plakate der<br />
„<strong>Reinert</strong> <strong>Open</strong>“<br />
2008 bis 2012.<br />
MATS<br />
WILANDER<br />
MICHAEL<br />
Classics<br />
VS<br />
STICH<br />
2008 war auch der Startschuss für die<br />
„<strong>Reinert</strong> <strong>Open</strong>“, ein mit 10.000 Dollar dotiertes<br />
Futureturnier in Versmold. Inzwischen werden<br />
50.000 Dollar Prämie ausgeschüttet. Das Turnier<br />
war damit im letzten Jahr – man kann es<br />
kaum glauben – Deutschlands größtes Damenturnier<br />
im Freien. Vier Top 80-Spielerinnen<br />
starteten: Kristina Mladenovic (Nummer 49),<br />
Irina-Camelia Begu (50), Romina Oprandi (52)<br />
und die spätere Siegerin Annika Beck (74).<br />
ZUR PERSON<br />
Hans-Ewald <strong>Reinert</strong> ist geschäftsführender<br />
Gesellschafter der<br />
Privat-Fleischerei <strong>Reinert</strong>. Er führt<br />
das Unternehmen mit Sitz<br />
im ostwestfälischen<br />
Versmold in dritter<br />
Generation. 1.450<br />
Angestellte arbeiten in<br />
fünf Betriebsstätten in<br />
Deutschland, Rumänien und<br />
Frankreich und erwirtschaften 350<br />
Millionen Euro Umsatz. <strong>Reinert</strong>s<br />
Tennisengagement umfasst das mit<br />
50.000 Dollar dotierte Future-Turnier<br />
„<strong>Reinert</strong> <strong>Open</strong>“, den internationalen<br />
„Bärchen Cup“ für die U 12 und den<br />
„Dunlop Ladies Cup“. <strong>Reinert</strong><br />
unterstützt darüber hinaus den<br />
Westfälischen Tennis Verband sowie<br />
die heimischen Talente Dinah<br />
Pfizenmaier, Daniel Masur sowie<br />
Louis Weßels (15). Der 50-Jährige<br />
wohnt in Münster und ist Vater von<br />
zwei Söhnen (13, 18) und einer<br />
21-jährigen Tochter.<br />
Dass jetzt das neue WTA-Turnier in Nürnberg<br />
die Nummer eins unter den deutschen<br />
Freiluftveranstaltungen ist, findet <strong>Reinert</strong> gut.<br />
Er mag, wenn sich Leute für den nationalen<br />
Tennissport engagieren. Mit Gerhard Weber,<br />
dem ostwestfälischen Nachbarn, pflegt er eine<br />
„wunderbare Partnerschaft“. 20 Minuten sind<br />
es mit dem Auto bis Halle.<br />
<strong>Reinert</strong> unterstützt die Gerry Weber <strong>Open</strong><br />
seit den Anfängen als Sponsor. Und Weber<br />
Engagement<br />
bei Schalke 04<br />
wirbt bei <strong>Reinert</strong>s Turnier, das in diesem Jahr<br />
noch besser werden soll – mit einem attraktiveren<br />
Spielerfeld und erstmals einem<br />
Night-Match.<br />
Damit alles bestens klappt, hat <strong>Reinert</strong> einen<br />
besonderen Coup eingetütet. Anfang des Jahres<br />
nahm er Barbara Rittner, Miss Damentennis<br />
höchstpersönlich, als Markenbotschafterin<br />
unter Vertrag. Die persönliche Wertschätzung<br />
geht so weit, dass <strong>Reinert</strong> die Fed Cup-Chefin<br />
Anfang Juni zu seinem 50. Geburtstag einlud.<br />
Was das Tennisbusiness betrifft, soll Rittner<br />
ihre Kontakte spielen lassen und möglichst<br />
viele hoffnungsvolle Nachwuchsspielerinnen<br />
zu einem Start in der Provinz animieren.<br />
Anders formuliert: Vom Aufschwung im<br />
Damentennis will auch <strong>Reinert</strong> mit seinen<br />
Würsten profitieren. Ebenfalls im Portfolio<br />
des Edelfans: der „Bärchen Cup“, ein Nachwuchsturnier<br />
für die besten U 12-Spieler<br />
Europas. Sogar Spieler aus Südafrika und<br />
Kanada nahmen im letzten Jahr teil.<br />
Träumt er von einem WTA-Turnier? <strong>Reinert</strong><br />
überlegt, fixiert den Gesprächspartner<br />
mit seinen stahlblauen Augen. Er wolle es nicht<br />
ausschließen, aber es sei zurzeit kein Thema.<br />
Es hänge auch von so vielen Faktoren ab: Wie<br />
entwickelt sich der Club, der aktuell 420 Mitglieder<br />
zählt? Gibt es weitere Konsolidierungen<br />
in anderen Vereinen aus der Umgebung? Was<br />
bietet die Hotellerie? Gibt es zusätzliche<br />
Freizeitangebote?<br />
„Und außerdem“, sagt <strong>Reinert</strong>, „die Zeit,<br />
die ich für weitere Projekte investiere, fehlt<br />
mir bei meinem eigenen Sport.“ Ein Funktionär<br />
wolle er nicht werden – „auch nicht mein<br />
eigener.“ Nein, die Welt des Hans-Ewald<br />
<strong>Reinert</strong> scheint in Ordnung wie sie ist – mit<br />
seinen diversen Tennisprojekten, aber auch<br />
mit seinem Engagement beim Fußball-Bundesligisten<br />
Schalke 04. Seit der Traditionsverein<br />
in die neue Arena umzog, ist <strong>Reinert</strong> als<br />
Sponsor dabei. Er hält sogar eine Beteiligung.<br />
Eine Herzensangelegenheit sei das.<br />
Und dann gibt es ja auch noch den privaten<br />
<strong>Reinert</strong>, der gerne taucht, der in Fachzeitschriften<br />
über Geschichte liest und mit seinen<br />
Kindern die Grand Slam-Turniere in Paris<br />
oder Wimbledon besucht. Ein Workaholic sei<br />
er nicht. Er könne auch genießen. Nur arbeiten<br />
sei ungesund, aber nur genießen auch. Es gehe<br />
um die Balance. Einer seiner Lieblingssprüche:<br />
„Zwischen Spiegelei und Kaviar“. Soll heißen:<br />
<strong>Reinert</strong> ist der bodenständige Unternehmer<br />
aus Westfalen, aber auch der weltgewandte<br />
Bonvivant.<br />
Genug philosophiert. Wir brauchen den<br />
Unternehmer noch als Fotomodell – spielend<br />
auf dem Platz und im Porträt vor der ansehnlichen<br />
Tennishalle. „Eines unserer Produkte<br />
muss mit aufs Foto“, sagt <strong>Reinert</strong>. Schon klar,<br />
es geht schließlich um – die Wurst.<br />
FOTO: DANA ANDERS<br />
– PRESENTED BY –<br />
14. JULI 2013<br />
19.00 UHR<br />
AM ROTHENBAUM<br />
CENTER COURT<br />
TICKET-HOTLINE: 040 / 23 880 4444<br />
INTERNET: www.bet-at-home-open.com<br />
86 www.tennismagazin.de 7/2013 TICKETPREISE: 7/2013 www.tennismagazin.de Kategorie 1: € 39,- · Kategorie 2: € 29,- · Kategorie 3: € 19,-<br />
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Kinder bis einschließlich 6 Jahren haben freien Eintritt!