Johannes Ude und die Amtskirche - Steiermärkisches Landesarchiv ...
Johannes Ude und die Amtskirche - Steiermärkisches Landesarchiv ...
Johannes Ude und die Amtskirche - Steiermärkisches Landesarchiv ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
254 Farkas/<strong>Ude</strong><br />
hungen um <strong>die</strong> Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong><br />
Ernährungsreform (mit vorrangiger<br />
Beachtung des Vegetarismus)<br />
einen ethischen Tierschutz bildeten<br />
durchgängige Begleitkonstanten.<br />
<strong>Ude</strong>s geistliche Laufbahn verlief<br />
zunächst mustergültig <strong>und</strong> ist<br />
von einem breiten wissenschaftlichen<br />
Engagement gekennzeichnet.<br />
<strong>Ude</strong> betrieb sieben Jahre philosophische<br />
<strong>und</strong> theologische Stu<strong>die</strong>n<br />
an der Universitas Gregoriana<br />
in Rom, wo er 1900 zum Priester<br />
geweiht wurde (Dr. phil. 1897,<br />
Dr. theol. 1891). Nach einem einjährigen<br />
Intermezzo als Kaplan in<br />
Fernitz bei Graz <strong>und</strong> seiner Tätigkeit<br />
als Präfekt im bischöflichen<br />
Knabenseminar habilitierte sich<br />
<strong>Ude</strong> 1905 als Privatdozent für aristotelisch-thomistische<br />
Philosophie<br />
<strong>und</strong> spekulative Dogmatik<br />
an der Grazer Karl-Franzens-Universität.<br />
1907 kam zum zweifachen<br />
Doktorgrad nach Abschluß<br />
zoologischer <strong>und</strong> botanischer Stu<br />
Abb. 2: Fürstbischof Ferdinand Stanislaus<br />
Pawlikowski. (LMJ, Bild- <strong>und</strong><br />
Tonarchiv)<br />
<strong>die</strong>n ein drittes Doktorat, 1924 ein viertes für Nationalökonomie. 1910<br />
wurde <strong>Ude</strong> zum außerordentlichen, 1917 zum ordentlichen Professor ernannt<br />
<strong>und</strong> fungierte während zweier Perioden auch als Dekan der Theologischen<br />
Fakultät.<br />
Damals von Alldeutschen <strong>und</strong> Sozialdemokraten gleichermaßen distanziert,<br />
verblieb <strong>Ude</strong> in der vorrepublikanischen Periode im Rahmen des<br />
katholisch-christlichsozialen Milieus. Doch führten einerseits der lebensreformerische<br />
Impetus, andererseits sein F<strong>und</strong>amentalismus <strong>und</strong> Rigorismus<br />
ab 1916 zum verschärften Konflikt sowohl mit dem Kurs der Christlichsozialen<br />
als auch mit der mit <strong>die</strong>sem - im Zuge des Politischen Katholizismus<br />
der zwanziger <strong>und</strong> dreißiger Jahre - korrespon<strong>die</strong>renden Politik der<br />
<strong>Amtskirche</strong>. Die besondere Relevanz <strong>die</strong>ser Konfrontation belegt eine Äußerung<br />
des Fürstbischofs Ferdinand Stanislaus Pawlikowski gegenüber<br />
dem, mit <strong>Ude</strong> sympathisierenden, greisen St. Pöltener Bischof Michael<br />
Memelauer aus dem Jahre 1930: „Seit 15 Jahren gibt er dem Ordinariate zu