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Johannes Ude und die Amtskirche - Steiermärkisches Landesarchiv ...

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MStLA47(1997) 261<br />

Es kann hier nicht dargelegt werden, weshalb sich Anfang 1927 aus<br />

dem Wirtsehafisverein eine Liste <strong>Ude</strong>-Verband—B<strong>und</strong> gegen Korruption bildete,<br />

<strong>die</strong> zu den bevorstehenden Wahlgängen zur Nationalversammlung <strong>und</strong><br />

zum Landtag; anzutreten beabsichtigte. Entscheidend ist <strong>die</strong> Abgrenzung,<br />

von der kirchlich favorisierten Einheitsliste aus Christlichsozialen, Großdeutscher<br />

Volkspartei <strong>und</strong> NSDAP unter Führung von Prälat Ignaz Seipel<br />

<strong>und</strong> damit der Ausbruch aus dem bipolaren Schema. 1 " Großdeutsche<br />

Volkspartei <strong>und</strong> CSP wandten sich mit demagogischen Mitteln <strong>und</strong> im<br />

Gr<strong>und</strong>e laizistischen Argumenten gegen den parlamentarismuskritischen<br />

Impetus der Splitterpartei <strong>und</strong> <strong>die</strong> f<strong>und</strong>amentalchristliche Attitüde von<br />

deren Listenführer in sämtlichen Wahlkreisen, <strong>Johannes</strong> <strong>Ude</strong>. 11<br />

Die Chance, jedoch auch <strong>die</strong> neuralgische Stelle des Öde-Verbands<br />

bestand in seiner charismatischen Führungspersönlichkeit, über deren<br />

sendungsbewußtes Auftreten zahlreiche Informationen im Ordinariat gesammelt<br />

wurden. So berichtete der Hartberger Prälat Msgr. Karl Gerstauer<br />

über <strong>Ude</strong>s Auftritt in der oststeirischen Bezirksstadt, der „sich abends von<br />

seinen Anhängern, <strong>die</strong> vielfach aus Großdeutschen <strong>und</strong> Landbündlern<br />

bestanden, wie im Triumph auf den Kernstockplatz geleiten fließ], wo er<br />

<strong>die</strong> Rede hielt <strong>und</strong> mit seinen langen Haaren wie ein Apostel <strong>und</strong> wie ein<br />

Rufender in der Wüste auftrat <strong>und</strong> den Satz mit Fjnphase in <strong>die</strong> Menge rief:<br />

'Ich glaube an meine Sendung!" '<br />

Die Hierarchie bemühte sich einerseits, teilweise erfolgreich, durch<br />

<strong>Ude</strong>s Maximalismus kopfscheu gewordene katholische Exponenten des<br />

Verbands zurückzugewinnen. Andererseits waren <strong>die</strong> Maßnahmen des neuen<br />

Fürstbischofs Pawlikowski geschickt zunächst auf Beschränkung der<br />

Redefreiheit abgestimmt: Erst kurz vor den Wahlgängen vom 24. April, <strong>die</strong><br />

dennoch insbesondere in der Steiermark Erfolge <strong>und</strong> zwei Landtagsmandate<br />

brachten,' 1 mußte <strong>Ude</strong> - nach einem Schreiben Pawlikowskis vom<br />

'" Vgl. Österreichischer B<strong>und</strong> 2, 7 (1927), 1; Neues Grazer Tagblatt (6. April 1927), 3.<br />

" Vgl. <strong>die</strong> Wiedergabe einer Rede Seipels vom 19. April 1927 im Neuen Grazer Tagblatt<br />

(20. April 1927), 2f. sowie bei DIAKOW (wie Anm. 24), 81 ff. Seipel reagierte auch auf<br />

<strong>Ude</strong>s Angriffe gegen seine Person. Vgl. etwaJOHANNes <strong>Ude</strong>:, Offener Brief an den Herrn<br />

Altkanzler Prälaten Dr. Seipel, Wien. In: Neues Grazer Tagblatt (1 8. Feh. 1926), 8.<br />

Vgl. Karl Gerstauer, Politische Tätigkeit des Prof. Dr. <strong>Ude</strong> in der Oststeiermark im<br />

Wahljahre 1927 (o. D.). DAG, Personalakt <strong>Ude</strong>.<br />

In der Steiermark erreichte der <strong>Ude</strong>-Verband bei den Nationalratswahlen 22.759 oder<br />

4,53 Prozent, bei den Landtagswahlen 23.014 oder 4,7 Prozent der gültigen Stimmen.<br />

Vgl. Österreichischer B<strong>und</strong> 2, 17 (1927), 5; DAGMAR SCHANTI., Wahlen <strong>und</strong> Wahlwerbung<br />

von 1919—1930 in Graz unter besonderer Berücksichtigung der Parteipresse.<br />

Dipl. Graz 1992, XXVIff.

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