Gnostischer Gottesdienst (Michael S. Horton) - pewid.ch
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Unheimli<strong>ch</strong>e Begegnungen der s<strong>ch</strong>limmsten Art<br />
Wenn wir einfa<strong>ch</strong> den apostolis<strong>ch</strong>en und reformierten Sinn von göttli<strong>ch</strong>en Souveränität und<br />
Transzendenz wieder herstellen könnten, würde vieles der zeitgenössis<strong>ch</strong>en Gnosis als<br />
ketzeris<strong>ch</strong> erkannt. Aber genau so wie Liberalismus bekannt war für seine Betonung auf<br />
göttli<strong>ch</strong>er Immanenz (Nähe) anstatt seiner Transzendenz ("Anderssein"), hat<br />
Evangelikalismus diese s<strong>ch</strong>werwiegende Last geerbt.<br />
Wesentli<strong>ch</strong> an dieser gnostis<strong>ch</strong>en Orientierung ist die Unmittelbarkeit der göttli<strong>ch</strong>mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />
Beziehung. Zur Zeit der Reformation stellte Martin Luther "der (von den<br />
Aposteln und den Reformatoren unterstützten) Theologie vom Kreuz" "die (von Katholiken<br />
und Anabaptisten unterstützte) Theologie der Herrli<strong>ch</strong>keit" entgegen. Jede Person, sagte<br />
Luther, ist im Innersten ein Mystiker. Wir wollen alle eine Leiter in die Gegenwart Gottes<br />
ho<strong>ch</strong>steigen - ob es eine Leiter der Erfahrung und Emotion oder eine Leiter von Werken<br />
(wenn sie dies tun, werde i<strong>ch</strong> das tut, S<strong>ch</strong>ritte zum Sieg usw.) oder eine Leiter des Verdiensts<br />
ist (i<strong>ch</strong> habe vor Gott ausserhalb seiner öffentli<strong>ch</strong>en Selbstenthüllung in der Heiliger S<strong>ch</strong>rift<br />
anzunehmen). Luther nannte dies die mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Sehnsu<strong>ch</strong>t dana<strong>ch</strong>, "den nackten Gott" zu<br />
sehen. Es ist eine Theologie der Herrli<strong>ch</strong>keit, weil sie die s<strong>ch</strong>ändli<strong>ch</strong>e Erniedrigung des Wegs<br />
von Christus Sünder zu erlösen, in seiner eigenen Erniedrigung und unserer eigenen,<br />
vera<strong>ch</strong>tet. Es ist zu ho<strong>ch</strong> und zu erhaben, um geistli<strong>ch</strong> mit einem Erlösergott zufrieden zu<br />
sein, der Fleis<strong>ch</strong>, ein wahrer Mens<strong>ch</strong> wurde, für unsere Sünden litt und wieder auferstand zu<br />
unserer Re<strong>ch</strong>tfertigung, uns seinen heiligen Geist zurückliess und sonst ni<strong>ch</strong>ts als ein Bu<strong>ch</strong>,<br />
etwas Wasser, und etwas Brot und Wein spendend. Aber wie Paulus, Luther bestimmte ni<strong>ch</strong>ts<br />
anderes zu wissen als allein Christus als den Gekreuzigten, obwohl die "Super-Apostel", wie<br />
Paulus die Gnostiker in Korinth nannte, auf etwas höherem und erregenderem bestanden.<br />
(1.Kor 1, 2)<br />
Wir nehmen automatis<strong>ch</strong> an, dass eine persönli<strong>ch</strong>e Beziehung mit Gott zu haben eine gute<br />
Sa<strong>ch</strong>e ist. Wir fordern Leute ni<strong>ch</strong>t ausdrückli<strong>ch</strong> dazu auf zu gestehen, dass sie hilflose Sünder,<br />
geistli<strong>ch</strong> Tote und Feinde Gottes sind, die si<strong>ch</strong> von ihrem Selbst abwenden müssen und für<br />
ihre Erlösung allein auf Christus angewiesen sind, aber stattdessen drängen wir sie eher dazu<br />
eine persönli<strong>ch</strong>e Beziehung mit Gott aufzunehmen dur<strong>ch</strong> Erfahren einer direkten Begegnung<br />
der Wiedergeburt. In der Heiligen S<strong>ch</strong>rift ist es ni<strong>ch</strong>t immer eine gute Sa<strong>ch</strong>e, nahe bei Gott zu<br />
sein.<br />
Bereits in Genesis 3 finden wir das erste Paar, ers<strong>ch</strong>affen na<strong>ch</strong> dem Bilde Gottes, vor der<br />
Gegenwart Gottes fliehend. Das Letzte was sie wollten war eine persönli<strong>ch</strong>e Beziehung zu<br />
Gott, weil ihre Rebellion sie in eine andere Beziehung zu Gott gestellt hatte. Wo er zuvor ein<br />
guter Freund war, war er jetzt ein zorniger Ri<strong>ch</strong>ter. Es war nur weil Gott sie ertappte, sie ihrer<br />
Ansprü<strong>ch</strong>e auf Gere<strong>ch</strong>tigkeit (die Feigenblätter) entblösste und sie mit den blutigen Fellen<br />
eines geopferten Tieres bekleidete (vorwärts auf Christus zeigend), dass sie si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr<br />
davor für<strong>ch</strong>teten nahe bei Gott zu sein.<br />
Später waren Kain und Abel uneins über den <strong>Gottesdienst</strong>-Stil. Abel glaubte, dass es für<br />
gefährli<strong>ch</strong> war, si<strong>ch</strong> Gott auf eine für den Su<strong>ch</strong>enden attraktive, komfortable und vernünftige<br />
Weise zu nähern und bot das Erstgeborene seiner Herde als Opfer an, wie es Gott in<br />
Erwartung seines Opfers von seinem einen Sohn befahl. Kain konnte ni<strong>ch</strong>t begreifen, warum<br />
Gott ein blutiges Opfer benötigen sollte, so ents<strong>ch</strong>ied er verwundbar und aufri<strong>ch</strong>tig zu sein<br />
und Gott etwas Besseres zu bringen als das was er befahl. Er bra<strong>ch</strong>te Blumen und einen<br />
Frü<strong>ch</strong>tekorb, wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> ähnli<strong>ch</strong> einem Blumenarrangement eines online-Blumenversands<br />
- "si<strong>ch</strong> darum bemühend, das Beste zu senden". Aber er war ni<strong>ch</strong>t was Gott befohlen hat, und