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Karl Ludwig Schweisfurth in Russland

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Das Dorf „LEO-TOLSTOI“<br />

E<strong>in</strong> „landwirtschaftliches und handwerkliches Projekt“<br />

zur Erzeugung von ökologischen Lebens-Mitteln<br />

nach dem Vorbild der Herrmannsdorfer Landwerkstätten<br />

„Die wichtigen D<strong>in</strong>ge im Leben s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach.<br />

Sie haben etwas Lässiges.<br />

Sie liegen wie Kühe auf der Weide ...“<br />

Friedrich Nietzsche<br />

Ich glaube es war im Frühjahr 2005, da standen der russische Unternehmer Alexander Brodowski mit se<strong>in</strong>er<br />

Frau Roswitha und se<strong>in</strong>em Sohn Pjotr vor mir. Sie hatten von Herrmannsdorf und me<strong>in</strong>en Ideen gehört und<br />

wollten nun alles vor Ort gezeigt und erklärt bekommen, was es hier zu sehen gibt. Nach <strong>in</strong>tensiven Stunden<br />

des Austauschs und Führungen durch Metzgerei und Symbiotische Landwirtschaft®, erzählten sie mir<br />

nie gehörte Geschichten vom neuen <strong>Russland</strong>: e<strong>in</strong>e brachliegende Landwirtschaft, verrottete Kolchosen, die<br />

Nahrungsmittel teuer, von schlechter Qualität und zum größten Teil importiert. Das Schwe<strong>in</strong>efleisch kommt<br />

aus Brasilien, die Hühner aus Thailand, R<strong>in</strong>dfleisch aus den Überschüssen der EU.<br />

Brodowski hatte Land gekauft und trug sich nun mit dem Gedanken – begeistert von all dem Erlebten –<br />

e<strong>in</strong> ähnliches Projekt <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> auf die Be<strong>in</strong>e zu stellen. Er war überzeugt davon, dass sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Heimat, nach den vielen Jahren bolschewistischer Planwirtschaft, genügend Menschen nach solch e<strong>in</strong>er<br />

Landwirtschaft und Lebensmittelqualität sehnen würden.<br />

Neugierig geworden reiste ich zusammen mit me<strong>in</strong>em jungen Mitarbeiter Sven L<strong>in</strong>dauer nach Moskau –<br />

und war erschüttert: brachliegende Felder, menschenleere Dörfer, moderne Supermärkte, m<strong>in</strong>derwertige<br />

Nahrungsmittel <strong>in</strong> den Theken. Es berührte mich tief, was ich da sah: die brutale Ausrottung dessen, was<br />

wir Landwirtschaft und Handwerk nennen. Das Land war <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zustand wie nach der Vertreibung aus<br />

dem Paradies: „Disteln und Dornen sollen auf eurem Acker wachsen und von Disteln und Dornen sollt ihr<br />

Euch ernähren, e<strong>in</strong> Leben lang ...“<br />

E<strong>in</strong>e spannende Zeit begann, <strong>in</strong> der ich der Familie Brodowski half, etwas wie Herrmannsdorf <strong>in</strong> dieser<br />

unwirtlichen „geistigen Wüste“ zu verwirklichen. Würde es überhaupt möglich se<strong>in</strong>, verschwundenes<br />

Bauern- und Handwerkerwissen wieder hierher zurückzubr<strong>in</strong>gen? Mit unendlich vielen Schwierigkeiten,<br />

langsam und mit etlichen Rückschlägen, entstand nun, drei Autostunden südlich von Moskau, etwas für<br />

<strong>Russland</strong> völlig Neues, Unbekanntes.

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