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Konfliktdefinition - Konflikt und Mediation

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1<br />

<strong><strong>Konflikt</strong>definition</strong><br />

Es gibt viele unterschiedliche Definitionen von „<strong>Konflikt</strong>“.<br />

Das Wort „<strong>Konflikt</strong>“ kommt vom lat. „configere“ <strong>und</strong> heißt zusammenstoßen,<br />

aufeinanderprallen. Unterschiedliche Meinungen <strong>und</strong> Ansichten z.B..<br />

<strong>Konflikt</strong>e gelten als destruktiv, unproduktiv. Streit <strong>und</strong> <strong>Konflikt</strong>e gelten als negativ<br />

- sie wirken bedrohlich <strong>und</strong> werden oft als schmerzhaft erlebt. Über <strong>Konflikt</strong>e<br />

spricht man nicht!!!<br />

Wir vermeiden Streit <strong>und</strong> <strong>Konflikt</strong>e, wir gehen ihnen aus dem Weg - oft um jeden<br />

Preis, koste es, was es wolle. Schon als Kinder hörten wir: „So hört doch<br />

auf zu streiten!“<br />

Der <strong>Konflikt</strong> jedoch gehört zu den Gr<strong>und</strong>lagen gesellschaftlichen Handelns<br />

<strong>und</strong> Lebens. Er gehört dazu, ohne geht es nicht. <strong>Konflikt</strong>e sind notwendig.<br />

Streitbeilegung <strong>und</strong> <strong>Konflikt</strong>regelung ist Alltagsarbeit. Ob wir wollen oder<br />

nicht - wir werden immer wieder gezwungen, uns dem Streit zu stellen, zu verhandeln,<br />

zu diskutieren, zu entscheiden.<br />

Doch muss zwischen reiner Aggression (die beabsichtigte körperliche oder seelische<br />

Schädigung einer Person) <strong>und</strong> <strong>Konflikt</strong> unterschieden werden, da bei Aggressionen<br />

wesentliche Merkmale eines <strong>Konflikt</strong>s fehlen. Der Begriff <strong>Konflikt</strong><br />

wird oft unpräzise verwendet <strong>und</strong> für vieles gebraucht, was schlicht eine Meinungsverschiedenheit,<br />

Spannungen oder Ärger meint.<br />

1. <strong>Konflikt</strong>e machen vorhandene Unterschiede deutlich.<br />

2. Trotzdem ist nicht jede Situation zwischen Menschen mit unterschiedlichen<br />

Meinungen auch gleich ein <strong>Konflikt</strong>.<br />

3. Heute werden viele Meinungsverschiedenheiten mit dem Wort <strong>Konflikt</strong> bezeichnet,<br />

beispielsweise der Streit zwischen Eheleuten als Ehekonflikt oder<br />

die unterschiedlichen Auffassungen in der Familie als Generationenkonflikt.<br />

Diese Situationen, in denen Ereignisse lediglich unterschiedlich wahrgenommen<br />

werden, sind jedoch noch keine <strong>Konflikt</strong>e. Erst wenn dieser Eindruck<br />

einer Unvereinbarkeit ein entsprechendes Handeln nach sich zieht, sind<br />

die Voraussetzungen für einen <strong>Konflikt</strong> gegeben.<br />

4. Für das Entstehen eines <strong>Konflikt</strong>es ist das Verhalten der betreffenden Parteien<br />

verantwortlich. Es kommt zum <strong>Konflikt</strong>, wenn Ziele <strong>und</strong> Interessen unvereinbar<br />

scheinen <strong>und</strong> die Parteien sich entsprechend verhalten. Die<br />

Ziele können dabei objektiv vereinbar sein. Doch wenn eine der Parteien<br />

subjektiv davon ausgeht, mit der anderen in einem Interessengegensatz<br />

zu sein <strong>und</strong> dementsprechend handelt, kann ein <strong>Konflikt</strong> entstehen.<br />

2.Kristiane Finke: <strong>Konflikt</strong>management / <strong><strong>Konflikt</strong>definition</strong>


Kurz gesagt: Unvereinbares Verhalten prallt aufeinander. Nicht jede Unvereinbarkeit<br />

führt zum <strong>Konflikt</strong>. Liegt eine Meinungsdifferenz vor, also eine Unvereinbarkeit<br />

im kognitiven Bereich, so können wir uns dieser Unterschiede konfliktfrei<br />

bewusst sein.<br />

Bei Unvereinbarkeiten im Wahrnehmen können wir diese Unterschiede annehmen<br />

<strong>und</strong> anerkennen.<br />

Prallt aber unvereinbares Handeln aufeinander, <strong>und</strong> es stellt sich dabei ein<br />

Gefühl ein, dann haben wir einen <strong>Konflikt</strong>. Zum <strong>Konflikt</strong> gehört also unbedingt<br />

das Handeln<br />

2<br />

Unvereinbarkeiten<br />

im:<br />

Denken Fühlen Wollen Handeln<br />

Widerspruch<br />

Ambivalenz<br />

x<br />

x<br />

x<br />

Meinungsdifferenz<br />

Gefühlsgegensatz<br />

x<br />

Spannung x x<br />

Krise x x x<br />

<strong>Konflikt</strong> x x x x<br />

Laut dem <strong>Konflikt</strong>forscher Friedrich Glasl ist ein zwischenmenschlicher <strong>Konflikt</strong><br />

- eine Interaktion - d.h., die Beteiligten haben miteinander zu tun <strong>und</strong> sind in der<br />

Regel voneinander in irgendeiner Weise abhängig -<br />

- bei der es Unvereinbarkeiten gibt,<br />

- die mindestens von einem Beteiligten als emotionale Beeinträchtigung erlebt<br />

.<br />

2.Kristiane Finke: <strong>Konflikt</strong>management / <strong><strong>Konflikt</strong>definition</strong>


3<br />

In <strong>Konflikt</strong>en geht es also um Gefühle, um emotionale Beeinträchtigung.<br />

Wie der Kommunikationsforscher <strong>und</strong> Psychotherapeut Paul Watzlawick in seinem<br />

2. Axiom festhielt, hat jede Kommunikation einen Sach- <strong>und</strong> einen Beziehungsaspekt,<br />

wobei der Beziehungsaspekt den Sachaspekt bestimmt.<br />

Die Sachebene ist zuständig für den reinen Austausch von Informationen, Fakten<br />

oder Daten. Die Beziehungsebene ist immer dabei - sie sagt aus, wie die<br />

Kommunikationspartner zueinander stehen.<br />

Solange die oft versteckten „Beziehungshinweise“ von beiden Seiten als neutral<br />

oder sogar positiv gesehen werden, gibt es kaum <strong>Konflikt</strong>e. Sobald sich jedoch<br />

eine Person schlecht behandelt fühlt, wie kommt es zu einer Störung auf der<br />

Beziehungsebene. Gefühle, Bedürfnisse, Wünsche, Erwartungen, Einstellungen<br />

<strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legende Werte spielen auf der Beziehungsebene eine große Rolle.<br />

Ein <strong>Konflikt</strong> entsteht dann, wenn es eine Differenz zwischen einem<br />

Wunsch, einer Erwartung, einem Anspruch <strong>und</strong> der erlebten Wirklichkeit<br />

gibt. Diese Differenz geht meistens mit der Verletzung des Selbstwertgefühls<br />

einher.<br />

Derartige Verletzungen werden oftmals nicht thematisiert. Die Gefühle werden<br />

„unter Verschluss“ gehalten. Die ursprüngliche Meinungsverschiedenheit<br />

eskaliert zum <strong>Konflikt</strong>.<br />

Gerade Emotionen, die nicht zur Sprache gebracht werden, haben eine Wirkung.<br />

Emotionen lösen neuronale Impulse aus, die an den Neocortex∫ - unser<br />

Großhirn weitergeleitet werden.<br />

Häufig versuchen wir dann, rationale Begründungen <strong>und</strong> Argumente zu finden,<br />

die mit diesen Emotionen im Einklang stehen. Worum es jedoch eigentlich geht,<br />

nämlich um den Ärger, die Kränkung, die Gefühle, wird meist nicht thematisiert.<br />

Und das ist das Charakteristische am <strong>Konflikt</strong>: die emotionale Beeinträchtigung.<br />

2.Kristiane Finke: <strong>Konflikt</strong>management / <strong><strong>Konflikt</strong>definition</strong>

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