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TA D R A- P R OJ E K T e . V.<br />

Kinderdörfer für Waisen in Osttibet Kham und Amdo Tadra-Projek<br />

K i n d e r d ö r f e r f ü r Wa i s e n i n K h a m u n d A m d o / O s t t i b e t<br />

R E I S E B E R I C H T 2 0 1 1<br />

„Onkel Beat“ mit einigen Kindern<br />

DIE TADRA - KINDER


Liebe Sponsoren,<br />

Paten und Freunde des Tadra-Projektes<br />

Unser bisheriger Dorfleiter Jampa wird im Kinderdorf bleiben<br />

und sich hauptsächlich um die Finanzen und die Buchhaltung<br />

kümmern.<br />

Zum Glück gab es im 2. Kinderdorf in Golok/Amdo keine<br />

Probleme mit den Behörden, da dort die Zusammenarbeit<br />

sehr konstruktiv ist und wir große Unterstützung erhalten.<br />

Im 2. Kinderdorf Golok werden zwei neue Familienhäuser<br />

entstehen, das 9. Haus wurde von Frau Dr. Sigrid und Herrn<br />

Dr. Frank Leppin (Leppin-House) und das 10. Haus von Frau<br />

Cornelia und Herrn Cornel Fisch-Büchli (Jaden & Devyn-<br />

House) gesponsert.<br />

Unsere diesjährigen Reiseberichte wurden durch unsere<br />

Schweizer Förderer, Frau Tenzin Frapolli, Herrn Beat Renz<br />

und Herrn Jean-Francois Savoy erstellt, die –wenn auch mit<br />

Einschränkungen- zum Projekt reisen konnten und wieder<br />

viel erlebt haben. Wir danken ihnen sehr für ihren unermüdlichen<br />

Einsatz für unsere Kinder.<br />

Beispielhaft für die kreativen Unterstützungsideen in diesem<br />

Jahr möchten wir die von Herrn Beat Renz erneut durchgeführte<br />

Spendengala im Hotel Murten in Murten erwähnen<br />

sowie den 24h-Benefiz-Lauf am Seilersee zugunsten u.a. des<br />

Tadra-Projekts. Infos unter: www.24hlauf-seilersee.de. Der<br />

Lauf wurde nun schon zum vierten Mal von Herrn Bernd<br />

Nuss organisiert. Der nächste Termin ist schon für den 28./29.<br />

April 2012 geplant.“<br />

Wir danken an dieser Stelle allen Spendern, Paten und Unterstützern<br />

für Ihre Hilfe, ohne die die Betreuung und Ausbildung<br />

der inzwischen über 400 Kinder und Jugendlichen<br />

nicht zu realisieren wäre.<br />

Das wohl turbulenteste Jahr in unserer Kinderdorf-Geschichte<br />

geht in Kürze zu Ende und wir wollen Ihnen über die wichtigsten<br />

Ereignisse berichten. Leider wurde unserer Projektleitung<br />

auch in diesem Jahr kein Visum erteilt. Dies ist auf die<br />

anhaltenden Unruhen im Kham und Amdo zurückzuführen,<br />

die seit März diesen Jahres durch die Selbstverbrennung von<br />

insgesamt 8 jungen Mönchen und 1 Nonne in verschiedenen<br />

Zeitanständen als Protest gegen die Drangsalierung der Obrigkeit<br />

einen neuen dramatischen Höhepunkt erreichten. Die<br />

Behörden reagieren mit unnachgiebiger Härte und kündigten<br />

z.B. an, alle aus dem Ausland finanzierten Schulen und<br />

Projekte in der Region zu schliessen.<br />

Dies betraf auch unser 1. Kinderdorf in Dawu/Kham. Nach<br />

mühseligen und intensiven Verhandlungen unserer Beauftragten<br />

mit den Behörden konnte in letzter Minute erreicht<br />

werden, dass unser Kinderdorf und die Schulen in Dawu<br />

nicht geschlossen werden und wir weiter arbeiten dürfen. An<br />

diese Erlaubnis wurden zahlreiche Auflagen geknüpft, mit<br />

denen wir uns einverstanden erklärt haben und die wir derzeit<br />

umsetzen. So wurde u.a. die Sanierung der Gemeinschaftsküche,<br />

die Verbesserung der Wege im Kinderdorf, die<br />

Anhebung der Gehälter der Lehrer sowie ein Wechsel in der<br />

Dorfleitung gefordert. Im Gegenzug erhielten wir die Erlaubnis,<br />

30 neue Kinder aufzunehmen. Wir haben inzwischen<br />

Kunga und Gymatha, zwei Oberstufenschüler unseres Kin-<br />

Kunga und Gymatha<br />

derdorfes, zu Leitern des ersten Kinderdorfes gewählt unter<br />

der Supervision von Thupten Nyima, unserem Dorfleiter in<br />

Golok, der sich durch seine Erfahrung und diplomatisches<br />

Geschick sehr bewährt hat.<br />

Wir alle wünschen Ihnen<br />

Frohe Weihnachten<br />

und ein glückliches Neues<br />

Jahr!!<br />

Chöni Tawo<br />

Helga Fuhrmann<br />

(1. Vorsitzende) (Schatzmeisterin)<br />

Hinweis: Aus Ersparnisgründen wird das Layout -wie bisher kostenlos- von uns selbst gemacht und auf den gesonderten<br />

Rundbrief verzichtet, damit wir erhebliche Portokosten (Büchersendung) einsparen können.<br />

2


Eindrücke 2011<br />

von Beat Renz / Schweiz<br />

Kinder mit so viel Lebensfreude<br />

und Herzenswärme<br />

Wie stellen Sie sich das Leben der Kinder in den<br />

TADRA-Kinderdörfern in Tibet vor? Als ich vor<br />

Jahren das erste Mal in eines der 2 TADRA-Dörfer<br />

reiste, hatte ich so meine Vorstellungen. Ich<br />

reiste mit sehr viel Mitgefühl zu diesen armen<br />

Kindern, die grösstenteils in ihren jungen Jahren<br />

bereits Unfassbares durchmachen mussten. Vorab<br />

hörte ich von so vielen schrecklichen Lebensgeschichten,<br />

die mich zutiefst erschütterten. Bei<br />

meiner Ankunft erwartete ich deshalb traurige,<br />

gezeichnete Kindergesichter. Völlig überrascht<br />

war ich, als mich glückliche, von Herzen strahlende,<br />

lebensfrohe Kinder empfingen.<br />

Die politische Situation in Tibet hat sich dieses Jahr<br />

markant verschlechtert. Auf 2 meiner 4 Reisen in<br />

diesem Jahr konnte ich leider nicht ins 1. Kinderdorf<br />

vordringen. Kurzfristig mussten die Reisepläne<br />

geändert werden, was auf solchen Reisen gar<br />

nicht immer so einfach ist. Schliesslich reisen die<br />

Fahrer oft über Tage von weit her, um mich und<br />

meine BegleiterInnen abzuholen. Innlandflüge<br />

müssen geändert und das Zusatzgepäck (100-200<br />

kg/Reise), welches für die Kinder bestimmt und<br />

nach Dörfern gepackt wurde, musste zum Teil über<br />

Monate zwischengelagert werden.<br />

Die Reise ist lang und beschwerlich, egal ob man<br />

ins erste oder zweite Dorf reist. Meist erreicht man<br />

die Dörfer erschöpft und ausgelaugt. All diese Strapazen<br />

sind jeweils beim Empfang wie weggeblasen.<br />

Die Kinder und die Dorfcrew erwarten uns stets<br />

mit ausgelassener Freude, strahlenden Gesichtern<br />

und viel Herzlichkeit. Dies lässt keinen Ankömmling<br />

unbeeindruckt.<br />

Verbringt man etwas Zeit mit diesen Kindern, fallen<br />

einem viele Punkte auf. Als Erstes sicher ihre<br />

Aufgeschlossenheit und Kontaktfreudigkeit. Bereits<br />

wenige Sekunden nach Ankunft fühlt sich jeder<br />

herzlich willkommen und hat gleich eine Schar<br />

Kinder um sich. Fürsorglich führen sie alle Ankömmlinge<br />

an der Hand zur Unterkunft. Bevor<br />

man es realisiert, organisieren sie sich und tragen<br />

alle schweren Koffer in die Räumlichkeiten. Fortan<br />

läuft man nie mehr alleine durch das Kinderdorf.<br />

Kaum verlässt man das Haus, eilen von allen Seiten<br />

Kinder herbei.<br />

Jedem Mitreisenden fallen rasch die fürsorglichen,<br />

respekt- und liebevollen Umgangsformen auf. Die<br />

Kinder betrachten sich als Geschwister und helfen<br />

sich gegenseitig, wo sie nur können. Jede und jeder<br />

hat seine Aufgabe und erledigt diese ohne Aufforderung<br />

und ohne Reklamieren. Auch, oder vielleicht<br />

besonders in den Häusern, wo keine Hausmutter<br />

anwesend ist, klappt alles wie von selbst.<br />

Ein weiterer Punkt ist das hohe Verantwortungsbewusstsein<br />

der Kinder. So kümmern sie sich rührend<br />

um die ganz kleinen Sprösslinge oder um<br />

Kranke. Die gebotene Chance einer Schulausbildung<br />

nehmen alle sehr ernst. Auch wenn einmal<br />

kein Lehrer anwesend ist, lernen sie konzentriert<br />

weiter. Auch in den Stunden, welche für die Hausaufgaben<br />

reserviert sind, lassen sie sich durch<br />

nichts ablenken. Sie realisieren sehr früh, dass diese<br />

Schulausbildung eine grosse Chance für ihre Zukunft<br />

darstellt und geben wirklich ihr Bestes.<br />

Bei so vielen Kindern könnte man sich leicht auch<br />

Streitigkeiten, Eifersuchtsszenen, Raufereien, Tränen<br />

und Geschrei vorstellen. All dies sucht man in<br />

den TADRA-Dörfern jedoch vergebens. Mit Ausnahme<br />

einiger harmloser und „homöopathischen“<br />

Zankereien ist das Zusammenleben sehr harmonisch<br />

und friedlich. Auch die bei uns weit verbrei-<br />

3


tete Gier nach materiellem Besitz gibt es nicht. Erstens,<br />

weil es in den Dörfern kaum solchen gibt<br />

und zweitens, weil diese Kinder durch ihre Lebenserfahrung<br />

über diesen Problemen stehen. Gerechtes<br />

Teilen ist eine Selbstverständlichkeit.<br />

Diesen Sommer organisierten wir für die Kinder<br />

Spiele, bei denen die verschiedenen Häuser gegeneinander<br />

antraten. Das Siegerhaus erhielt eine<br />

Prämie von 150 Yuan (ca. Euro 15) für die Hauskasse.<br />

Damit hätten sich die Kinder in diesem<br />

Haus eine grössere Menge Süssigkeiten kaufen<br />

können. Doch sie wünschten sich eine Überraschungsparty<br />

für die 7-köpfige Delegation aus der<br />

Schweiz. Sie gaben das ganze Geld für Geschenke<br />

und Nahrungsmittel aus und holten uns völlig<br />

aufgeregt und voller Freude zu diesem Fest. Es<br />

war rührend zu beobachten, wie sehr sich die Kinder<br />

freuten, uns eine Freude bereiten zu können.<br />

Beeindruckend ist für mich immer wieder die beispiellose<br />

Lebensfreude der TADRA-Kinder. Sie<br />

machen mir einen so glücklichen Eindruck. Das<br />

TADRA-Dorf ist eine grosse Familie, in der jeder<br />

für jeden da ist. Das gleiche Schicksal hat sie alle<br />

Dawa Yuntso und Gamentso geniessen<br />

Phagma im Einsatz bei den TADRA-Spielen<br />

Dorjee Rabten und Sonam Dorjee<br />

Urgyen Lhakyi und Jamba, ein Herz und eine Seele Seele<br />

Yeshe Kangdro und Yama Choetso kamen erst 2010 ins 1. Kinderdorf<br />

4


stark zusammengeschweißt und man spürt viel<br />

Herz und Liebe. Dies macht den Aufenthalt dort<br />

auch für uns Besucher zu einem einmalig schönen<br />

Erlebnis. Trotzdem, tief im Inneren tragen sie alle<br />

ihre Geschichte mit sich und wenn sie darüber zu<br />

sprechen versuchen, gibt es viele Tränen zu trocknen.<br />

Die Eltern fehlen den Kindern natürlich, das<br />

spüren wir besonders beim Gutenacht sagen. Sie<br />

Die Haarpflege ligt den Mädchen sehr am Herzen<br />

Der Dorfmönch arbeitet seit Jahren ohne Bezahlung und leistet<br />

Grossartiges. Hier mit Choeje Dolma und Drolmatso.<br />

geniessen den kurzen Moment der Aufmerksamkeit,<br />

gedrückt und gestreichelt zu werden, ganz besonders.<br />

Wenn Sie sich also vorzustellen versuchen, wie das<br />

Leben in einem TADRA-Kinderdorf ist, müssen<br />

Sie zuerst von vorgefassten Klischees abweichen.<br />

Auch wenn für uns das Leben in den Dörfern sehr<br />

einfach erscheinen mag, die Kinder sind sehr<br />

glücklich dort und wachsen behütet und mit viel<br />

Liebe und Geborgenheit auf. Die gute Schulausbildung<br />

bietet ihnen zusätzlich ausgezeichnete Zukunftsperspektiven.<br />

Die Zeit zusammen mit diesen<br />

lebensbejahenden Kindern ist für mich jedes Mal<br />

unvergesslich schön. So kann ich es kaum erwarten,<br />

bald wieder die Koffer zu packen, um mich auf<br />

die sehr lange Reise zu ihnen zu begeben.<br />

Beat Renz<br />

Ein Bad im eiskalten Fluss nur für abgehärtete<br />

5


Andrin Luciani (8j) am Weinachtsmarkt<br />

Khyung Tso und Pamo Gyal bedanken sich<br />

Ein junger Mann mit Herz für die TADRA-Kinder<br />

Andrin Luciani (8 J) aus Wettingen in der Schweiz führte die letzten 2 Jahre einen Stand am Weihnachtsmarkt.<br />

Er bastelte fleissig und spendete den gesamten Erlös für die TADRA-Kinder. Obwohl Andrin Luciani<br />

selber auf ein Computerspiel sparte, überwies er jeweils den gesamten Betrag. Beide Jahre kamen so<br />

je fast Fr. 800.— dem TADRA-Projekt zugute. Dieser Betrag ermöglicht es 2 Waisenkindern, ein ganzes<br />

Jahr im Tadra-Dorf zu leben. Vor dieser grossartigen Leistung ziehen wir den Hut und sagen auch im Namen<br />

der TADRA-Kinder ein herzliches DANKESCHÖN!<br />

Lhakar Dolma & Choeje Dolma sind die besten Tänzerinnen im 2. Dorf<br />

Claudio und Jean-Francois ein Top-Team für alle Reperaturarbeiten im Dorf<br />

Pema<br />

und<br />

Tatjana<br />

sind<br />

unzertrennliche<br />

Freunde<br />

geworden<br />

Die<br />

Kinder<br />

zeichnen<br />

als<br />

Dank<br />

für<br />

die<br />

Sponsoren<br />

6


Eindrücke 2011<br />

von Jean-Francois Savoy / Schweiz<br />

TADRA -Kinderdorf Golok,<br />

22.07.2011 bis 11.08.2011<br />

Schon beim ersten mal, als ich über das TADRA-<br />

Projekt gehört und einen Film darüber gesehen<br />

habe, war ich sofort davon vereinnahmt. Meine<br />

Entscheidung, nach Tibet zu reisen ging dann<br />

rasch. Die Reise war bereits von Beat organisiert,<br />

und ich konnte mich einfach der Gruppe anschliessen.<br />

Mein Ziel war es, Reparaturarbeiten in<br />

den Gebäuden vor Ort zu erledigen, um auf diese<br />

Weise meinen persönlichen Beitrag zum Wohlergehen<br />

diser Kinder zu leisten.<br />

Die Ankunft im Kinderdorf von Golok war für<br />

mich ein grosser emotionaler Moment. Die so<br />

warmherzige Begrüssung durch all diese Kinder,<br />

die mich nicht kannten, hat mich zutiefst berührt.<br />

Meine anfänglich rein « technische » Mission wurde<br />

schnell durch das grosse affektive Bedürfnis erweitert,<br />

welches diese Kinder zeigten. Ich wurde<br />

also während meines gesamten Aufenthaltes von<br />

den Kindern adoptiert und habe diese Vaterrolle<br />

mit einer immensen Freude angenommen.<br />

Die Arbeiten vor Ort<br />

Zusammen mit Claudio Frapolli hatte ich das Vergnügen,<br />

einige Arbeiten vor Ort auszuführen, im<br />

Wesentlichen im Bereich Elektrizität, Sanitär, und<br />

Schreinerei. Die ersten Reparaturen erwiesen sich<br />

als einfach. Tatsächlich ein falscher Eindruck. Je<br />

mehr wir reparierten, desto mehr Probleme aller<br />

Arten tauchten auf. Tag für Tag kamen die Kinder<br />

immer öfters, um uns während ihren Schulpausen<br />

zu beobachten, machten sich ihrerseits nützlich<br />

indem sie uns ein Werkzeug reichten oder holten<br />

sich einfach eine Streicheleinheit ab. Die « Mamas<br />

» von jedem Kinderhaus haben uns rasch in unserer<br />

Reparaturrolle akzeptiert und zeigten uns<br />

bereitwillig, was nicht funktionierte, in der Hoffnung,<br />

dass wir ihnen ihren Alltag etwas erleichtern<br />

konnten.<br />

Die « Mamas »<br />

Ich war sehr beeindruckt über die Arbeit, die diese<br />

Frauen im Dienste der Kinder ausführen.<br />

Ihre Selbstlosigkeit und Engagement als « Mama<br />

» kennen keine Grenze. Ihre erzieherische Rolle<br />

ist schwierig. Sie kümmern sich von morgens bis<br />

abends um etwa 20 Kinder, reinigen die Räumlichkeiten,<br />

waschen die Wäsche, verteilen die Mahlzeiten,<br />

helfen den Kindern, sich anzuziehen, wärmen<br />

sie auf, wenn es kalt ist und vor allem geben<br />

sie ihnen Liebe.<br />

Claudio bei der Arbeiten<br />

Die Hausmüttern bei der Essensausgabe<br />

7


Die Kinder<br />

Sie sind wunderbar! Ich kann mir das Leben im<br />

Kinderdorf nicht vorstellen, ohne ihre tägliche<br />

Wirklichkeit mit ihnen zu teilen. Sie haben alle einen<br />

schwierigen Lebenslauf und haben ihre Eltern<br />

sowie ihr Heim in den tragischsten Umständen<br />

verloren. Nichts desto trotz sind sie unglaublich<br />

grossherzig. Sie teilen alles, helfen sich gegenseitig<br />

und sind solidarisch untereinander. Dort brauchen<br />

sie keine « Play Station ». Die Kinder spielen miteinander<br />

ganz einfach mit Steinen, einem Gummiband<br />

oder einem Ball.<br />

Sie sind lernbegierig. Nach dem Abendessen habe<br />

ich grossartige Momente mit ihnen verbracht,<br />

wenn sie in der Schulklasse ihre Englisch- oder<br />

Mathe-Hausaufgaben machten.<br />

Sie haben uns eine wunderbare Unterhaltung geboten vergleichbar mit unseren Festen zum Schulabschluss.<br />

Wir wurden an diesem Abend wie Ehrengäste empfangen, wie ihre eigenen Eltern. Sie haben für uns mit<br />

Enthusiasmus getanzt und gesungen. In jenem privilegierten Moment fühlte ich mich in dieser Paparolle<br />

sehr emotional betroffen.<br />

Ich kann den Moment des Schlafen-Gehens nicht vergessen. Ein zauberhafter Moment als alle darauf<br />

warteten, dass wir vorbeikommen, um sie in die Arme zu nehmen und ihnen eine gute Nacht zu wünschen.<br />

Ich denke oft an sie und kann es kaum erwarten, sie bei einer nächsten Reise wiederzusehen.<br />

8


Bericht 2011<br />

von Tenzin W. Frapolli<br />

Weil unsere TADRA-Kinder das Wichtigste für uns sind, und es oft schwierig ist, zu verstehen, warum<br />

es viele Waisenkinder in Tibet gibt, beginne ich meinen Bericht mit einer Auswahl von fünf<br />

tragischen Kinderschicksalen.<br />

Yeshe Gyamtsen,<br />

5. Kl. Lions Haus<br />

« Mein Bruder und ich<br />

sind Vollwaisen. Als<br />

ich 10 Jahre alt war, ist<br />

mein Vater an einem<br />

Schlaganfall gestorben.<br />

Ein Jahr später,<br />

während ich in der Nagchen Schule in die 4. Kl.<br />

ging, ist meine Mutter durch Lebensmittelvergiftung<br />

gestorben. Wir zwei Buben wurden getrennt<br />

und lebten jeder bei einem Onkel. Im Jahre 2006<br />

bin ich in das TADRA-Kinderdorf aufgenommen<br />

worden und zwei Jahre später dann auch mein jüngerer<br />

Bruder. Ich bin sehr glücklich, dass wir zwei<br />

zusammen sind und in die Schule gehen können.<br />

Hier habe ich Basketball spielen gelernt, male gerne<br />

und tanze oft Rundtänze mit den anderen Kindern.<br />

Ich freue mich auch, dass ich mich nützlich<br />

machen kann. Man hat mir die Verantwortung für<br />

die Benutzung und Verwaltung des Fernsehers,<br />

der DVD`s sowie der CD`s übertragen. Kürzlich<br />

wurde ich sogar<br />

in die neue Material- und Gebäudekommission<br />

gewählt, worauf ich stolz bin. Später möchte ich<br />

Lehrer werden und chinesische Sprache unterrichten.<br />

»<br />

Sangdak,<br />

14J. Chemaleb<br />

Haus<br />

« Ich stamme<br />

aus einer Nomadenfamilie,<br />

habe<br />

1 Schwester und<br />

2 Brüder. Unsere<br />

Eltern haben<br />

sich sehr früh getrennt und so blieben wir Kinder<br />

mit unserer Mutter alleine zurück. Als ich 6 Jahre<br />

alt war, ist meine Mutter wegen einer Krankheit im<br />

Kopf gestorben. Im Jahre 2006 sind mein jüngerer<br />

Bruder und ich glücklicherweise in das TADRA-<br />

Kinderdorf hier aufgenommen worden. Wir bekommen<br />

zu essen und dürfen in die Schule gehen.<br />

Ich würde gerne später den Beruf eines Elektrikers<br />

erlernen. »<br />

Metok Lhamzi,<br />

14J. und<br />

Chöyang Döma,<br />

10 J. Wäger Haus<br />

« Wir waren Nomaden.<br />

Unsere Mutter<br />

ist vor 3 Jahren gestorben<br />

und unser Vater hat uns verlassen. Wir<br />

wissen nicht, wo er ist. Hier im TADRA-Dorf lernen<br />

wir schreiben und lesen. Die Lehrer sind nett,<br />

und wir spielen viel mit den anderen Kindern, z.B.<br />

Seil springen. Ich möchte später einmal Tibetisch-<br />

Lehrerin werden und meine jüngere Schwester<br />

Mathematiklehrerin. »<br />

Karma Tsegya,<br />

12 J., 3. Kl.<br />

Andi & Beat Haus<br />

« Mein Vater arbeitet<br />

für andere als<br />

Lastwagenfahrer.<br />

Im April 2010 war<br />

er wieder einmal<br />

unterwegs, als das Erdbeben in Jekundo (Provinz<br />

Kham) ausbrach. Mein jüngerer Bruder und ich<br />

blieben verschont, weil wir in der Schule waren.<br />

Wir wurden zu Verwandten gebracht, und dort<br />

rief unser Vater uns an und erzählte uns, dass unsere<br />

Mutter, unsere zwei Brüder und die Tochter<br />

9


meines Onkels ums Leben gekommen seien. Wir<br />

waren sehr traurig und weinten viel. Ich wollte<br />

unbedingt noch einmal meine Mutter sehen, aber<br />

es war nicht möglich. Im Mai wollte ich für unseren<br />

Lebensunterhalt Pilzraupen pflücken gehen,<br />

aber das hat nicht geklappt. Mein jüngerer Bruder<br />

blieb bei unseren Verwandten und ich wurde in<br />

das TADRA-Kinderdorf zusammen mit 20 anderen<br />

Erdbebenopfern aus meiner Gegend gebracht.<br />

Anfangs hatte ich etwas Sprachprobleme hier, weil<br />

ich einen anderen tibetischen Dialekt spreche.<br />

Jetzt geht es gut und ich fühle mich hier wohl. Wir<br />

können zur Schule gehen, die Lehrer sind gut, die<br />

Pflegemütter behandeln uns wie ihre eigenen Kinder<br />

und unter allen Kindern im Dorf herrscht eine<br />

gute Solidarität. Ich strenge mich an, um gut in der<br />

Schule zu sein.<br />

Drugmo,<br />

9. Kl. Tinley Haus<br />

Ich bin eines der 5<br />

Kinder einer Nomadenfamilie<br />

im<br />

Bezirk Jirtil. Unser<br />

Vater ist schon seit<br />

längerem gestorben.<br />

Unsere Mutter<br />

starb im Februar<br />

diesen Jahres<br />

an einer schweren<br />

Krankheit. Unsere Grossmutter, mit der wir zusammen<br />

lebten, starb am nächsten Tag aus lauter<br />

Kummer. Kurz danach ging unsere ältere Schwester<br />

mit ihrem Geliebten fort. Ein Bruder hat sich<br />

danach verheiratet und zog in die Familie seiner<br />

Frau. Mein 15-jähriger Bruder ging als Mönch in<br />

ein Kloster und meine jüngere Schwester wurde<br />

aus Mitgefühl von einem anderen Kloster aufgenommen.<br />

Schliesslich blieb ich ganz alleine zurück.<br />

Nachbarn und entfernte Verwandte gaben<br />

mir zu essen. Eine sehr nette Lehrerin aus der Gegend<br />

kannte das TADRA-Kinderdorf, sodass ich<br />

in meinem grossen Leid neue Hoffnung bekam.<br />

Dank der Vermittlung durch diese Lehrerin wurde<br />

mein Schicksal bei der Kinderdorfleitung bekannt.<br />

Schlussendlich wurde ich hier aufgenommen, wo<br />

ich mich sehr glücklich fühle. »<br />

Einige Handweksschüler nehmen mit Freude am Unterricht teil<br />

Trotz schwierigen Lebensumständen und fehlender<br />

Schulbildung, lernen die TADRA-Kinder<br />

sehr schnell, sich in unserer ausgezeichneten<br />

Grundschule zurecht zu finden, lernen mit viel<br />

Freude und Eifer und erlangen sehr gute Kenntnisse<br />

in der tibetischen Sprache und Poesie.<br />

Hier habe ich rührende Gedichtexemplare von<br />

zwei unserer Schüler aus dem Tibetischen übersetzt.<br />

Tsering Dolma, Kelsang Wangmo Dawa Yuntso bei einer Schulversammlung<br />

10


Trauerlied im Andenken an meine Mama<br />

von Pema, 5. Klasse<br />

Meinem lieben Papa aus Dankbarkeit<br />

Von Chönyi Dön, 5. Klasse<br />

Meine liebe Mama,<br />

Wo bist Du hingegangen ?<br />

Die Zeit ohne Dich<br />

Erfüllt meine Augen mit Tränen.<br />

Wenn ich die Berge in der Ferne sehe,<br />

Denke ich von ganzem Herzen an Dich, Mama.<br />

Das, was mich mit großem Schmerz erfüllt,<br />

Schreibe ich auf dieses weiße Blatt.<br />

Mit Dankbarkeit denke ich an all das,<br />

was Du für mich getan hast.<br />

Ich, Dein kleiner Junge, werde Dich nie vergessen.<br />

Die Wärme Deiner Liebe und Zärtlichkeit,<br />

Kommt mir immer wieder in den Sinn.<br />

Ich verspreche Dir, viel und hart zu lernen.<br />

Ich kleines, armes Waisenkind,<br />

Wenn ich an meine liebe Mama denke,<br />

Erfüllt es mich mit großer Trauer.<br />

Mein lieber Papa Lobsang Palden,<br />

Als Kleinkind hatte ich viel Leid und Sorgen.<br />

Als meine Eltern gestorben sind,<br />

Hatte ich niemanden, den ich Eltern nennen konnte.<br />

Mein lieber Papa Lobsang Palden,<br />

Du hast mein Leid beendet.<br />

Essen, Kleider, und vieles andere hast Du mir gegeben.<br />

Du bist für mich wie meine Eltern.<br />

Mein lieber Papa Lobsang Palden,<br />

Deine Liebe und Zärtlichkeit sind völlig<br />

unvoreingenommen.<br />

Seit ich in das TADRA-Kinderdorf gekommen bin,<br />

Sammle ich Blumen aus Wissen und Erfahrung.<br />

Mein lieber Papa Lobsang Palden,<br />

Ich werde nie all das zurückgeben können, was ich von<br />

Dir erhalten habe.<br />

Ich Waisenkind, möchte wie Du, bis zu meinem Tode,<br />

Auf dreifache Weise, durch Körper, Sprache und Geist,<br />

viel Gutes für andere tun.<br />

11


Gäste im zweiten TADRA-Kinderdorf<br />

Aufgrund der sehr unstabilen politischen Lage<br />

um das erste TADRA-Kinderdorf in der Region<br />

von Kham, konnten wir es leider dieses mal gar<br />

nicht besuchen, worüber wir alle sehr traurig waren.<br />

Unsere tatkräftige 7-köpfige Gruppe aus der<br />

französischen Schweiz wurde am Freitag, 22. Juli<br />

gen und sie nannten uns Papa, Mama oder Tante.<br />

Ihre Hilfsbereitschaft gegenseitig und Mitgefühl<br />

für diejenigen unter uns, die aufgrund der Höhe<br />

(3800 m) Kopfweh, Schnupfen oder Husten hatten,<br />

hat mich sehr gerührt. Sie fragten immer<br />

wieder nach, wie es uns geht. Die meisten Kinder<br />

sind sehr lernbegierig und freuen sich, ihre Englischkenntnisse<br />

mit uns zu erproben, neue Wörter,<br />

Lieder oder Spiele zu erlernen. Wieder einmal<br />

konnten wir beobachten, wie kompetent unser<br />

junger Direktor, Thubten Nyima, das gesamte TA-<br />

DRA-Dorf leitet und ausgezeichnete Kontakte zur<br />

Bevölkerung und den lokalen Behörden pflegt, sodass<br />

viele großzügige private sowie offizielle Materialspenden<br />

von Tibetern sowie Chinesen eintrafen.<br />

Das Lehrerteam ist bislang so gut, dass unsere<br />

Unsere Schweizergruppe<br />

2011, vom Flughafen Xining von einem Kleinbus<br />

abgeholt. Nach einigen Halts unterwegs kamen<br />

wir nach etwa 10 Stunden im zweiten TADRA-<br />

Dorf an, wo wir mit viel Freude von den etwa 200<br />

singenden Kindern begrüßt worden sind. Im Gegensatz<br />

zu unseren ersten Besuchen, sind sie nun<br />

viel vertrauensvoller zu uns Besuchern aus dem<br />

Westen.<br />

Während unseres gesamten Aufenthaltes wurden<br />

wir immer wieder von vielen Kindern umschlun-<br />

Ich und einige Kinder geniessen unseren Ausflug<br />

Unsere Englischlehrerin inmitten der Lehrerkolegen<br />

Grundschule zu den besten Privatschulen in ganz<br />

Golok gehört.<br />

Eine sehr hohe tibetische Beamtin der Region<br />

schickt sogar ihre junge 6-jährige Tochter tagsüber<br />

in unsere Schule und bezahlt wertvolles Schulgeld<br />

dafür. Wir haben auch enormes Glück mit unserem<br />

emsigen und sehr auf Hygiene bedachten<br />

tibetischen Dorfkoch. Unglücklicherweise hatte<br />

seine junge Frau kürzlich eine Frühgeburt, weswegen<br />

das Baby nach 10 Tagen verstorben ist. Leider<br />

gibt es noch immense Probleme bei Tibeterinnen<br />

während der Schwangerschaft und bei der Geburt<br />

aufgrund des mangelnden Gesundheitssystems<br />

und der fehlenden finanziellen Mitteln. Unser<br />

12


Unser Koch Tsering<br />

Koch sorgt für eine gesunde Ernährung und hält<br />

eine fast deutsche Ordnung in seiner Großküche.<br />

Aufgrund der Höhenlage, der langen und kalten<br />

Wintermonate und nicht zuletzt wegen der niedrigen<br />

Löhne, hat der Dorfleiter seit Eröffnung des<br />

zweiten Kinderdorfes große Schwierigkeiten, Pflegemütter<br />

für unsere Kinder zu finden. Im Moment<br />

fehlen sie in 3 Kinderhäusern, sodass momentane<br />

Aushilfslösungen gefunden werden mussten, die<br />

aber nur wenige Monate bleiben können. Unter<br />

ihnen befindet sich die junge Schwester unseres<br />

Dorfleiters, die ihre Semesterferien auf diese Weise<br />

verbracht hat. Auch Sherab Gyaltsen, einer unserer<br />

Pflegevater Sherab Gyaltsen bei der großen Wäsche<br />

rem dank der grosszügigen Spende der Deutschen<br />

Tibethilfe im Jahre 2009 gebaut und in Betrieb<br />

genommen werden konnte. Um das langjährige<br />

Tibet-Engagement der vorherigen Vorsitzenden<br />

gebührend zu ehren, wurde es Wäger Haus getauft.<br />

Frau Heide Maier, die eine langjährige Erfahrung<br />

mit humanitären Projekten in Drittweltländern<br />

hat, war sehr beeindruckt vom ausgezeichneten<br />

Zustand der Kinder und des TADRA-Dorfes und<br />

seiner kompetenten Leitung.<br />

In der Nacht vom Montag, 25. Juli 2011, kam Besuch<br />

aus dem ersten TADRA-Dorf an. Es ist inzwischen<br />

Tradition geworden, all unseren Grundschulabgängern<br />

aus Kham eine besondere Freude<br />

zu machen und ihnen die grosse Reise ins zweite<br />

TADRA-Dorf zu finanzieren. Dieses Jahr waren<br />

es besonders viele, in etwa 30 Schüler, weil einige<br />

Grundschulabgänger von anderen Jahren dabei<br />

waren, die aus bestimmten Gründen nicht in den<br />

Genuss dieser beliebten Reise kommen konnten.<br />

Auf diese Weise schaffen wir alljährlich die Möglichkeit,<br />

dass sich TADRA-Schüler aus zwei tibetischen<br />

Provinzen etwas besser kennen lernen<br />

können. Auch für die allerersten Grundschulabgänger<br />

vom 2. TADRA-Dorf wollen wir nächstes<br />

Jahr diese Reise in die andere Richtung organisieren.<br />

Am Dienstag, 26. Juli 2011, wurde der kurze Besuch<br />

aus Hamburg durch die Ankunft von unserer<br />

neuen Englischlehrerin aus der Schweiz abgelöst.<br />

Bettina Herter ist ausgebildete Grundschullehrerin<br />

älteren Kinder aus dem ersten Kinderdorf, der Medizinstudent<br />

ist, konnte während seiner Ferien als<br />

Pflegevater verpflichtet werden. Sie arbeiten mit<br />

großem Engagement ohne jeglichen Lohn.<br />

Am Sonntag, 24. Juli 2011 kam als Vertretung der<br />

Deutschen Tibethilfe aus Hamburg, Frau Heide<br />

Mayer begleitet von Frau Marlit für zwei Tage zu<br />

Besuch. Ein kleines Komitee präsentierte ihnen<br />

das ganze Kinderdorf. Natürlich interessierten sie<br />

sich insbesondere für das Haus, das unter ande-<br />

Ich mit Frau Frau Marlit, Heide Mayer, Beat und Tupten Nyima<br />

13


die Buchhaltung vor Ort zu optimieren und dann<br />

auch auszuloten, ob man in unseren Handwerksschulen<br />

Produkte herstellen kann, die man später<br />

zugunsten der Kinderdörfer verkaufen könnte.<br />

Bettina beim Musikunterricht<br />

im Kanton Zürich und kam voller Tatendrang vorerst<br />

für einen ganzen Monat ins zweite Kinderdorf.<br />

Rasch lernte sie die wichtigsten tibetischen Begriffe<br />

auszusprechen und zu verstehen, was ihr bestimmt<br />

half, sich in das Dorfleben zu integrieren.<br />

Schon nach zwei Tagen gab sie unseren dankbaren<br />

und lernbegierigen Kindern ihren ersten Englischunterricht.<br />

Aufgrund der sehr verschiedenen<br />

Lehrmethoden vor Ort, will Bettina ihr Schwergewicht<br />

im Englischunterricht auf das Erlernen von<br />

vernetztem Denken legen.<br />

Dorfareal<br />

Aufgrund der Tatsache, dass die lokalen Behörden<br />

in Golok unserem Projekt wohlgesonnen sind, und<br />

dank eines sehr interessanten privaten Angebotes<br />

in 2010, hat der TADRA-Verein Deutschland entschieden,<br />

das Areal unseres zweiten Kinderdorfes<br />

um weitere Bauprojekte zu erweitern. Um dieses<br />

neue Landstück mit Flusslauf bis zum Bergfuß<br />

definitiv abzusichern, muss die jetzige Mauer abgerissen<br />

und das neue Areal mit einer Mauer aus<br />

Stein abgegrenzt werden. Außerdem besteht aufgrund<br />

des Flusses Überschwemmungsgefahr für<br />

unser Dorf. Glücklicherweise ist die Ehefrau unseres<br />

Dorfleiters die Vorsteherin des Amtes für<br />

Tourismus (Marketing und Umweltsicherheit) in<br />

Am Donnerstag, 28. Juli 2011, kam auch wieder<br />

wie letztes Jahr, Choephel, Tawo Chönyis Bruder<br />

aus der Schweiz, angereist. Dieses mal will er<br />

sich für drei Monate in den beiden Kinderdörfern<br />

nützlich machen und viel Filmmaterial mit nach<br />

Hause bringen. Choephel verfügt über enorme<br />

Erfahrungen im Projektmanagement und hat sich<br />

ehrenamtlich anerboten, seine Kompetenzen vor<br />

Ort zur Verfügung zu stellen. Seine Ziele waren,<br />

Yangchen Lhamo, Ehefrau des Dorfleiters mit mir<br />

einem der sechs Bezirke in Golok und hat offiziell<br />

den Antrag gestellt, unseren Flusslauf aus Sicherheitsgründen<br />

zu korrigieren und mit einer Dammmauer<br />

abzusichern. Wir können nur hoffen, dass<br />

dieser Antrag baldmöglichst genehmigt und mit<br />

Regierungsmitteln finanziert wird.<br />

Choephel geniesst das schöne Wetter mit den Kindern<br />

Tiere im Kinderdorf<br />

Seit unserem letztjährigen Besuch sind die meisten<br />

Hähne aus Krankheitsgründen umgekommen.<br />

Die Dorfleitung hat jedoch zwei „Dzomo“ (Kreuzung<br />

zwischen Kuh und Yak-Kuh), vier Yak-Kühe<br />

14


und vier Kleintiere für die Milchgewinnung angeschafft,<br />

die sich auf dem Dorfgelände frei bewegen<br />

können und nebenbei auch guten Feuerdung<br />

liefern. Ab und zu kommt ein Kind auf die Idee,<br />

Kinder alleine in die nahegelegene Stadt Tawo/Golok<br />

alles mögliche unkontrolliert einkaufen gehen<br />

Wächterin beim Verkauf<br />

Sherab Gyaltsen und xxx mit dem geretteten Häschen<br />

einem kleinen Schlachttier auf dem Markt das Leben<br />

zu retten, wie diesem weißen Häschen, den der<br />

stolze Besitzer für 40 Yuan ( etwa 4,5 Euros, CHF<br />

5,50) gekauft und damit gerettet hat. Leider ist es<br />

nach einem Tag schon gestorben, denn höchstwahrscheinlich<br />

war es bereits krank aufgrund einer<br />

nicht tiergerechten Haltung.<br />

Unser Wächter mit einigen Kindern<br />

Wachhaus und Kinderkiosk<br />

Ein älteres Nomadenehepaar konnte in 2010 angestellt<br />

werden, um das Eingangstor zum 2. Kinderdorf<br />

zu bewachen. Zu ihren Aufgaben gehört unter<br />

anderem auch, an Wochenenden den Kinderkiosk<br />

zu bedienen. Damit wird vermieden, dass unsere<br />

oder dass unsere Pflegemütter den Einkauf übernehmen<br />

müssen. Von unserem Dorfleiter Thubten<br />

Nyima hat das Wächterehepaar folgende Anweisungen<br />

erhalten: Nicht zu viele Süßigkeiten oder<br />

Dinge einzukaufen, die die Gesundheit unserer<br />

Kinder beeinträchtigen könnten, und vor allem auf<br />

das Verfallsdatum der Waren zu achten.<br />

Persönliches Geld der Kinder<br />

Unsere Kinder erhalten von Zeit zu Zeit Gelder<br />

von eventuellen Verwandten oder von chinesischen<br />

sowie tibetischen Besuchern. Gemäss<br />

unseren Dorfregeln müssen sie diese Gelder bei<br />

ihrem Klassenlehrer abgeben. Dieser schreibt die<br />

abgegebenen Beträge in ein spezielles Register auf<br />

und führt genauestens Buch über die ein- und<br />

ausbezahlten Beträge jedes einzelnen Kindes. Pro<br />

Woche darf ein Kind gemäss der Dorfregeln nur<br />

höchstens 5 Yuan (etwa 60 Cents, 70 Rappen) beim<br />

Klassenlehrer verlangen. Es gibt leider immer wieder<br />

Kinder, die keine Gelder oder nur sehr wenig<br />

besitzen. In diesen Fällen gibt es etwas finanzielle<br />

Unterstützung durch das persönliche Engagement<br />

der Lehrerschaft oder der Dorfleitung.<br />

Erlernen von Verantwortung<br />

Es gibt seit dem Beginn des zweiten Kinderdorfes<br />

eine Schülerkommission und seit diesem Jahr eine<br />

Material- und Gebäudekommission. Deren Mitglieder<br />

werden demokratisch von der Schüler- und<br />

Lehrerschaft gewählt. Beide Kommissionen ergän-<br />

15


Neue Englischbücher in unserer Grundschule<br />

Dank ihrem enormen persönlichem Engagement<br />

haben unsere zwei ehemaligen freiwilligen Englischlehrer,<br />

Sandra Busch aus Deutschland und<br />

Thomas Gutersohn aus der Schweiz, neue Englischbücher<br />

für unsere Grundschüler zusammen<br />

konzipiert und realisiert. Diese wurden den örtlichen<br />

Schulbehörden vorgelegt und offiziell genehmigt.<br />

Unsere Erst- und Zweitklässler benutzen<br />

Usere Schülerkommission<br />

zen und unterstützen sich gegenseitig und arbeiten<br />

wunderbar zusammen.<br />

Die Schülerkommission besteht aus 5 jungen Mitgliedern<br />

und wird von einem Lehrer unterstützt.<br />

Ihre Leiterin heißt Norgay Kyi und besucht die 5.<br />

Klasse. Diese Kommission hat zur Aufgabe, die<br />

Hygiene jedes Kindes, die Sauberkeit der Häuser<br />

und des Kinderdorf-Areals täglich zu kontrollieren<br />

und auf die Einhaltung der Verhaltensregeln<br />

zu achten.<br />

Die Material- und Gebäudekommission besteht<br />

aus 4 jungen Mitgliedern und wird auch von einem<br />

Lehrer unterstützt. Deren Leiterin heißt Wöser<br />

Lhamo und besucht ebenfalls die 5. Klasse. Diese<br />

Kommission hat zur Aufgabe, den Zustand der<br />

Dorfgeräte, Möbel und Gebäude zu beaufsichtigen<br />

und etwaige notwendige Reparaturen bei der<br />

Dorfleitung zu melden.<br />

Vorher- und Nachherbilder von Wöser Lhamo (im letzten<br />

Reisebericht 2010 bereits erwähnt)<br />

bereits rege diese Bücher, deren minimale Druckkosten<br />

in China durch großzügige Spenden aus<br />

der Schweiz und Deutschland finanziert worden<br />

sind. Daher wurden diese Englischbücher auch in<br />

anderen tibetischen Privatschulen kostenlos verteilt.<br />

Sie finden allgemein sehr guten Anklang bei<br />

den Schülern sowie der Lehrerschaft, da die Referenzen<br />

in den Texten (Namen) und Zeichnungen<br />

(tibetische Trachten) vor allem tibetisch gewählt<br />

worden sind. Die anderen Englischbücher für die<br />

3. – 6. Klasse sind noch in Bearbeitung und werden<br />

ebenfalls in den TADRA-Grundschulen sowie<br />

anderen Privatschulen verteilt werden. Spezifische<br />

Spenden dafür sind sehr willkommen.<br />

Schulbibliothek<br />

16


Neue Mittelschule<br />

im Moment aus 20 Schülerinnen und 11 Schülern<br />

zwischen 11 und 17 Jahren besteht. Daher wird<br />

diese ganz neue Schule erst nächsten Sommer mit<br />

der 7. Klasse richtig eingeweiht werden.<br />

Statue von König Gesar<br />

Dieser neue Platz wird derzeit auf halbem Wege<br />

Die von der Legacon Stiftung gespendete Mittelschule<br />

steht im zweiten Kinderdorf und ist seit<br />

dem letzten Jahr fertig. Unsere ältesten hiesigen<br />

Schüler kommen demnächst in die 6. Klasse, die<br />

Handwerksschule und Mittelschule<br />

zwischen dem TADRA-Kinderdorf und der Stadt<br />

Tawo/Golok gebaut. Die zentrale Statue stellt den<br />

legendären tibetischen König Gesar dar, der in dieser<br />

Region gelebt zu haben scheint. Seine kriegerische<br />

Heldentaten werden bis heute von Barden<br />

in Gesängen vorgetragen. Dabei geht es grundsätzlich<br />

um seinen Kampf für das Gute gegen das Böse<br />

in der Welt. Ich hoffe, dass dieser Platz ein Frieden<br />

verheißendes Vorzeichen für das tibetische Volk<br />

darstellt.<br />

Liebe Kinder, wir freuen uns sehr<br />

darauf, Euch nächstes Jahr wieder<br />

zu sehen!<br />

17


Hier die deutsche<br />

Uebersetzung.<br />

Liebe Freunde,<br />

Wir sind ungefähr 400<br />

tibetische Waisenkinder<br />

in den zwei TADRA-Kinderdörfern.<br />

Wir hatten bereits<br />

unsere einmonatigen<br />

Schulferien im Mai. Derzeit<br />

haben wir wieder Schule:<br />

drei Sprachen (Tibetisch,<br />

Chinesisch, Englisch), Mathematik,<br />

Grammatik,<br />

Computer, Tanzen und Singen.<br />

Im Juli und August haben<br />

wir die schönsten Monate<br />

mit warmem Wetter,<br />

verbringen viel Zeit draußen<br />

und schwimmen im Fluss.<br />

Unsere Winter sind lang,<br />

weil unser Ort auf 3‘765 bzw<br />

auf 4200 m.ü.M. hoch liegt.<br />

Das Kinderdorf ist unsere<br />

Familie und unser zu Hause.<br />

Wir sind hier sehr glücklich.<br />

Vielen Dank für Ihre Hilfe<br />

und großzügige Spenden für<br />

uns alle.<br />

Wir wünschen Ihnen viel<br />

Erfolg und hoffen, Sie bald<br />

einmal zu treffen.<br />

TASHI DELEK!<br />

Herzliche Grüsse.<br />

Alle TADRA-Kinder<br />

18


Yeshe Kangdro und Yama Choetso kamen erst 2010 ins 1. Kinderdorf<br />

Wir suchen persönliche Paten für unsere Studenten/innen in diversen<br />

Universitäten<br />

Hier sehen Sie 5 Beispiele unserer<br />

Studenten/innen:<br />

Bumo chung<br />

(Rinzin Wangmo)<br />

Studiert<br />

Management<br />

Chengdu<br />

August 2011<br />

Tsultrim Dechen<br />

Studiert auf<br />

Lehramt<br />

Amdo Ngawa<br />

August 2011<br />

Inzwischen besuchen 12 unserer Waisenkinder nach erfolgreichem<br />

Schulabschluss eine Universität in verschiedenen Städten Osttibets<br />

bzw. in China. Der Tadraverein unterstützt sie weiterhin finanziell<br />

bis zum Abschluss ihres Studiums. Es entstehen pro Jahr und Studierendem<br />

derzeit ca. 2.000,-2.500 € (für Unterkunft / Verpflegung<br />

/ Studiengebühren / Prüfungsgebühren / Bücher usw.). Wegen der<br />

sehr stark gestiegenen Lebenshaltungskosten in China und Tibet<br />

benötigen wir drimngend Hilfe bei der Unterstützung unserer Studierenden.<br />

Wir haben für diese Jugendlichen den Weg der personenbezogenen<br />

Patenschaften gewählt, auch um den Paten die Möglichkeit zu geben,<br />

mit „ihrem“ Studenten / „ihrer“ Studentin Kontakt aufzunehmen.<br />

Bitte melden Sie sich bei uns, wir vermitteln Ihnen eine Patenschaft<br />

und informieren Sie über alle Einzelheiten.<br />

Sonam Choetso<br />

Studiert auf<br />

Lehramt<br />

Amdo Ngawa<br />

August 2011<br />

Die anderen Studenten/innen:<br />

- Amdo Ngawa:<br />

Sonam Tsewang, Lehramt<br />

Dechen Dolma, Lehramt<br />

Lobsang Tenzin<br />

Studiert auf<br />

Sprache, Jura<br />

Amdo Silling<br />

August 2010<br />

- Amdo Silling:<br />

- Kham Kampag.:<br />

Sherab Gyaltsen, Medizin<br />

Dolma kyab<br />

Studiert auf<br />

Kunst<br />

Amdo Tsongon<br />

August 2011<br />

Dechen Wangmo, Lehramt<br />

Sherab Thabkhe, Lehramt<br />

Tenzin Darjee, Lehramt<br />

Cheme Dorjee, Medizin<br />

19


Sie haben die Möglichkeit, Kalender etc. zu erwerben und das<br />

Tadra-Projekt damit zu unterstützen.<br />

Tibets Kinder<br />

Ein Geburtstagskalender<br />

Wir möchten Ihnen hier noch einen Geburtstagskalender<br />

(Format A3) ans Herz legen, der aus eigenen Fotos von<br />

S.K.H. Herzog Eberhard von Württemberg und weiteren<br />

Freunden des TADRA-Projekts zusammengestellt und<br />

gestaltet wurde.<br />

Der Erlös kommt zu 100% den Tadra-Kindern zugute!<br />

Preis von 19.95 € zzgl. 4.95 €<br />

Bestellunen per E-mail: info@tadra.de<br />

Der neue Kalender 2012<br />

Der Kalender 2012 der Gruppe Unna mit dem Thema „Tibeter“ ist fertiggestellt.<br />

Der Erlös kommt zu 100% dem Tadra-Kindern zugute!<br />

Preis von 9.00 € zzgl. Versandkosten<br />

Bestellungen per E-mail: bergermann-unna@web.de<br />

CD Trinkhor Vol. IV<br />

“Songs of Tibet”, wurde 2009 im Hansa-Studio in Bonn aufgenommen.<br />

Das Album enthält 10 brandneue Songs. Tibetische, westliche und indische<br />

Musikelemente machen das Album für jedermann interessant.<br />

Der Erlös geht an das Tadra-Projekt. Preis 15,-€ inkl. Versandkosten.<br />

Bestellungen per E-mail: info@tadra.de<br />

Tibetische Märchenerzählerin<br />

Tenzin, erfahrene Märchenerzählerin und Referentin aus der Schweiz<br />

stellt Talent und Wissen (deutsch, schweizerdeutsch, französisch,<br />

englisch, tibetisch) für eine gelungene Veranstaltung zur Verfügung.<br />

Tenzin erzählt spirituelle Märchen aus „der Prinz und der Geist“ für<br />

Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die sie von ihren Eltern übermittelt<br />

bekommen hat. Dazu singt Sie auch tibetische Volksieder.<br />

100 % des Honorars geht an die DEMIGH-Stiftung (Tadra-Projekt-<br />

Schweiz)<br />

tencla@citycable.ch<br />

Photograph Siegfried Gragnato, Stuttgart<br />

Tenzin Drongshar-Frapolli<br />

Tadra-Projekt e.V.<br />

www.tadra.de<br />

Stettiner Str. 11a,<br />

D- 58515 Lüdenscheid<br />

Tel. / Fax: 02351-944753 / 54<br />

Email: info@tadra.de<br />

Spendenkonto Deutschland<br />

Sparkasse Lüdenscheid<br />

Konto 12 12 02<br />

IBAN DE94 4585 0005 0000 1212 02<br />

SWIFT: WELADED1LSD<br />

Herr Beat Renz<br />

Rte de Chaffeiru 75<br />

CH-1745 Lentigny FR<br />

Frau Tenzin Frapolli<br />

Domaine „Pierriane”<br />

CH- 1041 Bottens VD<br />

Spendenkonto Schweiz<br />

DEMIGH-Stiftung<br />

Credit Suisse, 4002 Basel<br />

Konto 504-50453-20<br />

IBAN: CH44 0483 5005 0453 2000 0

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