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Wissen<br />
Schönheit<br />
die von innen kommt<br />
Sie fressen, bis ihnen das Kleid platzt. Gut getarnt, alleine oder in Gruppen,<br />
wachsen <strong>Raupen</strong> still ihrer Bestimmung entgegen. Doch wer sie zu<br />
beobachten weiss, entdeckt in ihnen wahre Meister der Verwandlung.<br />
Text Vorname Name<br />
Fotos Vorname Name<br />
Grosser Gabelschwanz<br />
In Abwehrhaltung hält er der den<br />
Kopf eingezogen und fuchtelt mit den<br />
Schwanzfäden.<br />
20 Schweizer Familie 27/2013<br />
Fotos: Name<br />
Fotos: Name
Wissen<br />
Grosses Nachtpfauenauge II<br />
Im fünften und letzten <strong>Raupen</strong>stadium<br />
misst es schon gegen 10 Zentimeter. Seine<br />
Bauchfüsse halten es fest am Blattstängel.<br />
Es dauert jetzt nur noch wenige Tage bis<br />
zur Verpuppung.<br />
Grosses Nachtpfauenauge I<br />
Es hat schon zweimal das Kleid gewechselt.<br />
Jetzt, im dritten <strong>Raupen</strong>stadium, ist<br />
es zirka 2 cm gross.<br />
Fotos: Name<br />
Fotos: Name<br />
23
Wissen<br />
Zickzackspinner<br />
Wie ein dürrer Pflanzenteil<br />
hängt er am Stängel, den<br />
Kopf erkennt man unten<br />
links.<br />
Abendpfauenauge-<br />
Was ist Blatt, was Raupe?<br />
Sein Kleid (u.l.) immitiert<br />
sogar die Adern des<br />
Futterblattes.<br />
Buchen-Zahnspinner<br />
Unten links der Kopf, darüber<br />
der Schwanz, ruht die Raupe<br />
fast zusammengeklappt an<br />
einem Blatt.<br />
Grillen zirpen, die Luft flimmert.<br />
Auf der Suche nach Schmetterlingsraupen<br />
wandert der Biologe<br />
Remo Wenger durch die Felsensteppe an<br />
der Walliser Südrampe, hoch über dem<br />
Rhonetal. Brennnesseln am Wegesrand<br />
ziehen seine Blicke auf sich. Sie sind Futterpflanzen<br />
einer Reihe von <strong>Raupen</strong><br />
prächtiger Schmetterlinge: Tagpfauenauge,<br />
Kleiner Fuchs, Admiral und Landkärtchen.<br />
Die vertilgen Brennnesselblätter –<br />
allen Brennhaaren zum Trotz.<br />
Doch dieser Nesselbestand<br />
ist unangetastet, keine<br />
Raupe zu entdecken. «Die<br />
Falterweibchen haben beson-<br />
dere Vorlieben, wo sie ihre Eier ablegen»,<br />
erklärt Remo Wenger. Die des Kleines<br />
Fuchses mögen es gut besonnt, die des<br />
Tagpfauenauges ziehen halbschattige<br />
Standorte vor. Passt ihnen etwas nicht,<br />
suchen sie eine andere Kinderstube für<br />
ihren Nachwuchs. «Bei mir im Garten haben<br />
wir einen schönen Nesselstock. Doch<br />
auf ihm fanden wir noch nie <strong>Raupen</strong>.»<br />
Wer durch die Natur streift, auf der Suche<br />
nach <strong>Raupen</strong>, braucht ein gutes Auge,<br />
Geduld und Ausdauer. Aber es lohnt sich:<br />
Eine wunderbare Welt ist zu entdecken.<br />
Die prächtige Vielfalt der<br />
Formen und Farben, die<br />
verblüffenden Überlebenstrategien<br />
der <strong>Raupen</strong> – der Erfindungsreichtum<br />
der Natur ist unvorstellbar.<br />
Und oft entpuppen sich die unscheinbarsten<br />
<strong>Raupen</strong> später als die prächtigsten<br />
Schmetterlinge. Doch auch das Umgekehrte<br />
kommt vor: Aus einer wunderschönen<br />
Raupe wird nur ein blasser Falter.<br />
Alles für den schnellen Wachstum<br />
In der Schweiz gibt es über 2000 verschiedene<br />
Schmetterlingsarten. Jede von ihnen<br />
ist perfekt auf ihre Umgebung abgestimmt.<br />
Aber nicht wenige sind bedroht,<br />
weil ihre Lebensräume schwinden. <strong>Raupen</strong><br />
haben es nicht leicht: Sie müssen eine<br />
Menge durchstehen, bis sie sich als<br />
Schmetterlinge in<br />
die Lüfte erheben<br />
dürfen. Doch sie<br />
spielen in der Natur eine wichtige Rolle:<br />
Sei es als Kontrolleure ungehemmten<br />
Pflanzenwachstums, als Blütenbestäuber<br />
oder als Nahrung für viele Tiere.<br />
Remo Wenger, der in Visp ein Ökobüro<br />
betreibt und Naturschutz-Gutachten verfasst,<br />
zieht es auf seiner <strong>Raupen</strong>-Entdeckungstour<br />
weiter zu einer Pappel. Ein<br />
kümmerlicher Baum. Der prallen Sonne<br />
ausgesetzt und auf felsigen Untergrund<br />
wurzelnd, wächst er mehr schlecht als recht.<br />
Doch gerade solche vereinzelten Bäume<br />
sind begehrt. Die Wärme ist gut für <strong>Raupen</strong>.<br />
➳<br />
So gefällts der Raupe im Garten<br />
Gärten können eine wichtige<br />
Rolle als Ersatzlebensraum<br />
für <strong>Raupen</strong> und Schmetterlinge<br />
spielen. Dabei ist folgendes<br />
zu beachten:<br />
l Blumenreiche Wiesen<br />
ansäen, diese nur selten<br />
und nie die ganze Fläche<br />
auf einmal mähen.<br />
l Brennesselbestände<br />
teilweise stehen lassen.<br />
Sie sind wichtige Futterpflanzen<br />
für mehrere<br />
einheimische<br />
Tagfalterarten.<br />
l Nur einheimische<br />
Blumen, Kräuter und<br />
Sträucher anpflanzen.<br />
Gute <strong>Raupen</strong>pflanzen<br />
sind Schwarzdorn,<br />
Spitzwegerich, Brennnessel,<br />
Wiesenschaumkraut.<br />
Schmetterlinge<br />
mögen Wilden Dost,<br />
Seifenkraut, Flockenblume<br />
und Wiesenkerbel.<br />
Wilde Möhre und Hornklee<br />
dienen sowohl <strong>Raupen</strong><br />
wie auch Schmetterlingen<br />
als Nahrung.<br />
l Im Herbst schätzen besonders<br />
Wanderfalter wie<br />
Admiral und Distelfalter<br />
Fallobst, bei dem sie sich<br />
die Energie für ihren weiten<br />
Flug holen.<br />
l Altes Gras, Asthaufen,<br />
und dürre Stauden als<br />
Überwinterungplätze<br />
stehen lassen.<br />
Pflanztipps für den Garten:<br />
www.schmetterlings-garten.<br />
de<br />
24 Schweizer Familie 27/2013 Fotos: Name<br />
Schweizer Familie 27/2013 25
Wissen<br />
Wolfsmilchschwärmer<br />
Sein auffälliges Farbmuster signalisiert<br />
möglichen Feinden: «Achtung giftig!»<br />
Nagelfleck<br />
Die frisch gehäutete Raupe<br />
frisst ihr abgestreiftes<br />
Kleid auf.<br />
Rotschwanz (l.)<br />
Die Raupe hat sich zum<br />
Schutz zusammengerollt<br />
und zeigt ihr Clowngesicht.<br />
Totenkopfschwärmer (r.)<br />
Mit bis zu zwölf Zentimeter ist er<br />
die grösste einheimisch Raupe.<br />
Prozessionsspinner<br />
Im Wallis und im Tessin<br />
leben die Kiefern-Prozessionsspinner.<br />
Diese <strong>Raupen</strong><br />
leben gesellig auf<br />
Föhren. Den Tag verbringen<br />
sie im watteartigen<br />
Seidennest. Nachts gehen<br />
sie gemeinsam zum Fressen.<br />
Ihren Namen verdanken<br />
die Tiere einer merkwürdigen<br />
Eigenschaft: Sie<br />
verlassen das Nest im<br />
Gänsemarsch und ziehen<br />
als lange Kolonne («Prozession»)<br />
zum Futterplatz.<br />
Legendär sind die Experimente<br />
und Berichte des<br />
französischen Insektenforschers<br />
Jean-Henri Fabre<br />
(1823-1915). Er beschreibt<br />
die <strong>Raupen</strong>karawane (und<br />
was er mit ihr so alles<br />
anstellt) auf amüsante Art<br />
und Weise: «In dieser<br />
Truppe kann jeder Anführer<br />
werden. Wen das<br />
Schicksal per Zufall an die<br />
Spitze des Umzugs befördert,<br />
sucht den Weg. Alle<br />
andern folgen, ohne zu<br />
murren. Sie laufen – wenn<br />
man sich den bösen Spass<br />
erlaubt und das vorderste<br />
Tier am hintersten anhängt<br />
– tagelang im Kreis<br />
herum.» Fabre konnte<br />
einmal 335 Runden zählen,<br />
ehe es einer Raupe zu<br />
dumm wurde. Sie brach<br />
aus dem Kreis und gab die<br />
neue Marschrichtung vor.<br />
Die Haare der <strong>Raupen</strong><br />
können beim Menschen<br />
übrigens allergische Reaktionen<br />
auslösen.<br />
Sie entwickeln sich dann schneller. Die<br />
Faustregel lautet: Zehn Grad mehr = doppelte<br />
Wachstumsgeschwindigkeit. Und wer<br />
schneller wächst, kann sich früher verpuppen<br />
und ist damit kürzer den Gefahren<br />
eines <strong>Raupen</strong>lebens ausgesetzt.<br />
Remo Wenger entdeckt Frassspuren an<br />
den Pappelblättern und kurze Zeit später<br />
auch deren Verursacherin: Es ist eine Raupe<br />
vom Grossen Gabelschwanz. Was für ein<br />
kurioses Tier! Es plustert sich auf, zieht den<br />
Kopf ein und auf einmal zeigt sich ein maskenhaftes<br />
Gesicht. Am Körperende wuseln<br />
zwei rote Fäden. Mit diesem Gehabe erschreckt<br />
die Raupe manchen hungrigen<br />
Vogel. Würde sie weiter bedrängt, könnte<br />
sie noch ein scharfes Sekret<br />
verspritzen.<br />
<strong>Raupen</strong> haben guten<br />
Grund, wehrhaft zu sein. Zahlreich<br />
sind die Feinde. «Von hundert<br />
<strong>Raupen</strong> schaffen es nur zwei bis<br />
zum Schmetterling», sagt Remo Wenger.<br />
Die andern landen im Magen von Singvögeln,<br />
Spinnen oder Igeln. Doch die<br />
ärgsten Feinde stammen – wie die <strong>Raupen</strong><br />
selbst – aus dem Reich der Insekten. Es<br />
sind Schlupfwespen und <strong>Raupen</strong>fliegen,<br />
deren Larven als Parasiten die <strong>Raupen</strong><br />
von innen her auffressen.<br />
Keine schöne Vorstellung. Doch alles<br />
hat seinen Sinn in der Natur. Damit keine<br />
Art Überhand nimmt, wird sie von anderen<br />
in Schach gehalten. Das ist nur ein schwacher<br />
Trost für Menschen, die eine Raupe<br />
finden und sie voll Freude aufziehen, um<br />
dann festzustellen, dass sich schon ein<br />
Parasit in der Raupe eingenistet hatte.<br />
Zehn Minuten Fussmarsch weiter<br />
bringen die nächsten Brennnesseln gleich<br />
mehrfach Erfolg. Ein ganzes Nest voller<br />
«Von hundert <strong>Raupen</strong><br />
schaffen es nur zwei<br />
bis zum Schmetterling.»<br />
Remo Wenger, Biologe<br />
<strong>Raupen</strong> des Kleinen Fuchses tut sich gütlich<br />
am Nesselkraut. Im gemeinsamen<br />
Gespinst ist man gut geschützt. «Und sollte<br />
doch mal ein Fressfeind auftauchen»,<br />
erklärt Remo Wenger die Vorzüge der<br />
<strong>Raupen</strong>-WG, «ist die Chance gross, dass<br />
es einen Nachbarn erwischt und man<br />
selbst davonkommt.» Die Überlebensstrategie<br />
des Kleinen Fuchses ist einfach: Die<br />
➳<br />
26 Schweizer Familie 27/2013 Fotos: Name<br />
Fotos: Name<br />
Schweizer Familie 27/2013 27
Aus dem Leben eines Schwalbenschwanzes<br />
Wissen<br />
Raupe Verpuppung Puppe Schlupf<br />
Die metamorphose miterleben<br />
<strong>Raupen</strong> aufziehen ist nicht schwer. Das Wichtigste ist die<br />
richtige Futterpflanze. Die finden Sie am einfachsten, wenn<br />
Sie die Raupe in der Natur beim Fressen beobachten. Bei<br />
einer Raupe, die über den Weg spaziert, wird es schwieriger.<br />
Probieren<br />
Nähe<br />
Sie verschiedene Pflanzen aus, die in der<br />
des Fundortes wachsen. Frisst die<br />
Raupe zwei Tage nichts, lassen Sie sie<br />
wieder frei. Brennnesselraupen oder<br />
Schwalbenschwänze sind einfach zu<br />
halten. Ein grosses Marmeladeglas oder, noch besser,<br />
ein Terrarium, bieten dem Pflegling ein Zuhause.<br />
Täglich misten und frisches Futter bereitstellen.<br />
Zum Verpuppen braucht die Raupe<br />
je nach Art einen dürren Pflanzenstängel<br />
oder etwas Erde. Der schlüpfende<br />
Falter braucht unbedingt eine Möglichkeit,<br />
empor zu klettern, um<br />
hängend seine noch unfertigen<br />
Flügel aufzupumpen. www.<br />
schmetterling-raupe.de/<br />
zucht<br />
««Innerhalb von zwei Wochen<br />
vertausendfacht eine frisch aus dem Ei<br />
geschlüpfte Raupe ihr Gewicht.»<br />
Remo Wenger<br />
Buchsbaumzünsler<br />
Manchmal werden <strong>Raupen</strong> zu Schädlingen.<br />
Der Buchsbaumzünsler wurde<br />
2007 aus Asien in die Schweiz eingeschleppt.<br />
Er bedroht den Buchsbaum.<br />
Die gefrässigen <strong>Raupen</strong> erobern von<br />
Basel her das Land. Da sie im Innern<br />
des Blattwerks zu fressen beginnen,<br />
offenbart sich der Schrecken für die<br />
Gartenliebhaber erst nach ein paar<br />
Wochen, wenn die Schädlinge auf den<br />
äussersten Zweigen angelangt sind,<br />
die sich dann beige verfärben. Deshalb<br />
empfiehlt es sich, die Buchspflanzen<br />
regelmässig nach <strong>Raupen</strong><br />
abzusuchen und sie abzusammeln,<br />
wenn man welche findet. Bei grösserem<br />
Befall ist es ratsam, Gartenfachleute<br />
beizuziehen.<br />
Buchsbaumzünsler<br />
Traubenkirschen-<br />
Gespinstmotten<br />
Zu Abertausenden leben sie im Schutz<br />
ihres Gemeinschaftsnetzes und<br />
fressen Baum darunter kahl.<br />
Verluste bereits einkalkulieren, viel Nachwuchs<br />
produzieren und alle Eier zusammen<br />
an einem günstigen Ort ablegen.<br />
Eine andere Taktik wählt der Admiral.<br />
Er produziert weniger Eier, platziert sie dafür<br />
einzeln. Die Raupe baut sich dann ein<br />
Versteck, indem sie ein Nesselblatt zu einer<br />
Tüte zusammenspinnt. Unweit der Kleinen<br />
Füchse finden wir tatsächlich zwei Wohntüten<br />
von Admiralen, doch deren Bewohner<br />
sind nicht zu Hause. Nur eine alte <strong>Raupen</strong>haut<br />
zeugt von der Bewohnerschaft.<br />
Das Leben der <strong>Raupen</strong> ist ein einziges<br />
Fressen, ihr Wachstum enorm. Von Zeit<br />
zu Zeit müssen sie sich deshalb häuten.<br />
Die <strong>Raupen</strong>haut ist zwar dehnbar, stösst<br />
aber schnell an ihre Grenzen. sagt Remo<br />
Wenger. Auf menschliche Verhältnisse<br />
übertragen hiesse das: Ein Säugling wiegt<br />
bereits einen halben Monat nach der Geburt<br />
soviel wie ein Lieferwagen. Die Raupe<br />
wechselt also in der Regel vier- oder<br />
fünfmal ihr Kleid. Dann ist sie so gross<br />
und fett, dass die Zeit der Verpuppung<br />
ansteht.<br />
Das Wunder der Metamorphose<br />
In der scheinbar leblosen Puppe vollzieht<br />
sich das Wunder der Metamorphose, die<br />
Verwandlung zum Schmetterling. Diese<br />
Phase dauert je nach Art unterschiedlich<br />
lange. Das Tagpfauenauge schlüpft im<br />
Sommer schon nach rund zehn Tagen aus<br />
der Puppe, der Frühlings-Wollafter lässt<br />
sich dafür bis zu sieben Jahre Zeit.<br />
Am Boden unter einem Busch der Felsenkirsche<br />
entdeckt Biologe Wenger unscheinbare<br />
braune Kügelchen. <strong>Raupen</strong>kot!<br />
Das ist einer der Tricks, mit dem Kenner die<br />
Tierchen entdecken. Tatsächlich sitzt auf<br />
einem Ästchen genau über den Kotbällchen<br />
etwas, das jeder Laie glatt übersehen würde:<br />
die Raupe eines Segelfalters, perfekt getarnt.<br />
Ihre Silhouette gleicht einem Blatt des<br />
Strauches, auf dem sie sitzt. Der Segelfalter<br />
ist der Cousin des Schwalbenschwanzes.<br />
Die <strong>Raupen</strong> beider Arten haben eine<br />
eigenartige Abwehrstrategie. Remo Wenger<br />
berührt das Tier, worauf es zwei gelborange<br />
Hörnchen ausfährt. Die so genannte Nackengabel<br />
verströmt einen penetranten Gestank.<br />
Leicht vorzustellen, dass ein Vogel<br />
den vermeintlich feinen Happen sofort fallen<br />
lässt.<br />
Der Schwalbenschwanz ist nicht nur<br />
eine der attraktivsten einheimischen<br />
Schmetterlingsarten. Er ist auch häufig im<br />
Kulturland anzutreffen, nicht selten sind<br />
seine <strong>Raupen</strong> im Garten auf Karotten-, Fenchel-<br />
oder Dillkraut zu finden. Die «Rüebliraupe»<br />
lässt sich leicht als temporäres Haustier<br />
halten, sagt Remo Wenger, sei es zu<br />
Hause oder im Schulzimmer (siehe Tipps,<br />
S. 30, 32). Der pädagogische Wert ist nicht<br />
hoch genug einzuschätzen. «Ein Kind, das<br />
eine Raupe heran wachsen sieht und das<br />
Wunder der Metamorphose erlebt, wird<br />
das sein Leben lang nicht vergessen.» Und<br />
es wird, so Remo Wengers Hoffnung, als<br />
erwachsener Mensch den Respekt für die<br />
Natur beibehalten.<br />
Obschon ein und dasselbe Tier, werden<br />
Schmetterlinge bewundert, während <strong>Raupen</strong><br />
eher verpönt sind. Zu Unrecht. Will<br />
man Schmetterlinge, von denen eine grosse<br />
Zahl bedroht ist, vor dem Aussterben bewahren,<br />
gilt es vor allem, die Futterpflanzen<br />
der <strong>Raupen</strong> zu erhalten. Ein Falter kann verschiedenste<br />
Blüten besuchen, Hauptsache<br />
sie spenden Nektar. Die meisten <strong>Raupen</strong><br />
hingegen haben ein eng begrenztes Spektrum<br />
an Futterpflanzen. Viele fressen nur ein<br />
bestimmtes Kraut und verhungern eher, als<br />
etwas anderes zu probieren.<br />
Remo Wenger arbeitet an einem Artenschutzprojekt<br />
mit dem Leinkraut-<br />
Scheckenfalter. Er deutet auf die andere<br />
Seite des Rhonetals: «Da drüben ist einer<br />
der letzten Standorte in der Schweiz, wo<br />
dieser rare Falter vorkommt. Seit wir<br />
begonnen haben, die Futterpflanze der<br />
Raupe in Rebbergen anzusäen, geht es<br />
dem Leinkraut-Scheckenfalter wieder<br />
besser.»<br />
Ein Bläuling gaukelt vorbei. «Ein Himmelblauer<br />
Bläuling», präzisiert Remo<br />
➳<br />
30 Schweizer Familie 27/2013 Fotos: Name<br />
Fotos: Name<br />
Schweizer Familie 27/2013 31
estellen sie den<br />
katalog<br />
www.globotrek.ch<br />
Wenger. Unter den Bläulingen, von denen es rund drei<br />
Dutzend Arten bei uns gibt, führen einige ein abenteuerliches<br />
Leben. Ihre <strong>Raupen</strong> wohnen unbehelligt in<br />
Ameisennestern und fressen die Ameisenbrut. Die<br />
Ameisen lassen das zu, weil sie ganz versessen sind auf<br />
den süssen Zuckersaft, den die Raupe spendet. Zudem<br />
duftet die Raupe nach Ameisenlarven und imitiert Geräusche,<br />
die sonst nur die Ameisenkönigin von sich gibt.<br />
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27.09.2013 bis 15.10.2013<br />
Sogar Kleider auf dem Speiseplan<br />
Das Klischee der friedlichen, blattmampfenden Raupe<br />
stimmt also nicht immer. Es gibt auch welche, die fressen<br />
Obst, Kleider, Holz oder sogar ihresgleichen. Ins<br />
Kuriositätenkabinett der <strong>Raupen</strong>welt gehört auch der<br />
Wasserzünsler, der sein Reich unter Wasser hat. Oder<br />
die <strong>Raupen</strong> eines Dickopffalters, die ihre Kotkügelchen<br />
weit von sich schiessen, um durch deren verräterischen<br />
Duft keine Feinde anzulocken.<br />
Der Wanderweg führt uns nach Ausserberg. Auf einer<br />
Blüte am Wegesrand spaziert eine kleine Raupe. Sie zieht<br />
sich zusammen und streckt sich energisch, immer wieder,<br />
und kommt so erstaunlich schnell voran. Sie gehört zur<br />
Familie der Spanner. Welche Art es ist, kann Remo Wenger<br />
nicht sagen. Zu gross sei die Zahl möglicher Kandidaten<br />
und die Bestimmung müsse darauf spezialisierten<br />
Fachleuten überlassen werden.«Es gibt in der <strong>Raupen</strong>welt<br />
noch viel zu entdecken», sagt der Biologe, «die Wissenschaft<br />
weiss noch lange nicht alles.» Von einigen Faltern<br />
kennt man erst den Schmetterling, die zugehörige Raupe<br />
führt ihr Leben noch ganz inkognito.<br />
●<br />
Äthiopien Berge und Kultur Äthiopiens<br />
28.09.2013 bis 19.10.2013<br />
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schmetterling-raupe.de<br />
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www.actias.de/board62/ und www.lepiforum.de/<br />
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Zuchttipps zum Schwalbenschwanz und weiteren Arten. www.<br />
schwalbenschwanz.ch<br />
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