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Raupen - buweg

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Wissen<br />

Schönheit<br />

die von innen kommt<br />

Sie fressen, bis ihnen das Kleid platzt. Gut getarnt, alleine oder in Gruppen,<br />

wachsen <strong>Raupen</strong> still ihrer Bestimmung entgegen. Doch wer sie zu<br />

beobachten weiss, entdeckt in ihnen wahre Meister der Verwandlung.<br />

Text Vorname Name<br />

Fotos Vorname Name<br />

Grosser Gabelschwanz<br />

In Abwehrhaltung hält er der den<br />

Kopf eingezogen und fuchtelt mit den<br />

Schwanzfäden.<br />

20 Schweizer Familie 27/2013<br />

Fotos: Name<br />

Fotos: Name


Wissen<br />

Grosses Nachtpfauenauge II<br />

Im fünften und letzten <strong>Raupen</strong>stadium<br />

misst es schon gegen 10 Zentimeter. Seine<br />

Bauchfüsse halten es fest am Blattstängel.<br />

Es dauert jetzt nur noch wenige Tage bis<br />

zur Verpuppung.<br />

Grosses Nachtpfauenauge I<br />

Es hat schon zweimal das Kleid gewechselt.<br />

Jetzt, im dritten <strong>Raupen</strong>stadium, ist<br />

es zirka 2 cm gross.<br />

Fotos: Name<br />

Fotos: Name<br />

23


Wissen<br />

Zickzackspinner<br />

Wie ein dürrer Pflanzenteil<br />

hängt er am Stängel, den<br />

Kopf erkennt man unten<br />

links.<br />

Abendpfauenauge-<br />

Was ist Blatt, was Raupe?<br />

Sein Kleid (u.l.) immitiert<br />

sogar die Adern des<br />

Futterblattes.<br />

Buchen-Zahnspinner<br />

Unten links der Kopf, darüber<br />

der Schwanz, ruht die Raupe<br />

fast zusammengeklappt an<br />

einem Blatt.<br />

Grillen zirpen, die Luft flimmert.<br />

Auf der Suche nach Schmetterlingsraupen<br />

wandert der Biologe<br />

Remo Wenger durch die Felsensteppe an<br />

der Walliser Südrampe, hoch über dem<br />

Rhonetal. Brennnesseln am Wegesrand<br />

ziehen seine Blicke auf sich. Sie sind Futterpflanzen<br />

einer Reihe von <strong>Raupen</strong><br />

prächtiger Schmetterlinge: Tagpfauenauge,<br />

Kleiner Fuchs, Admiral und Landkärtchen.<br />

Die vertilgen Brennnesselblätter –<br />

allen Brennhaaren zum Trotz.<br />

Doch dieser Nesselbestand<br />

ist unangetastet, keine<br />

Raupe zu entdecken. «Die<br />

Falterweibchen haben beson-<br />

dere Vorlieben, wo sie ihre Eier ablegen»,<br />

erklärt Remo Wenger. Die des Kleines<br />

Fuchses mögen es gut besonnt, die des<br />

Tagpfauenauges ziehen halbschattige<br />

Standorte vor. Passt ihnen etwas nicht,<br />

suchen sie eine andere Kinderstube für<br />

ihren Nachwuchs. «Bei mir im Garten haben<br />

wir einen schönen Nesselstock. Doch<br />

auf ihm fanden wir noch nie <strong>Raupen</strong>.»<br />

Wer durch die Natur streift, auf der Suche<br />

nach <strong>Raupen</strong>, braucht ein gutes Auge,<br />

Geduld und Ausdauer. Aber es lohnt sich:<br />

Eine wunderbare Welt ist zu entdecken.<br />

Die prächtige Vielfalt der<br />

Formen und Farben, die<br />

verblüffenden Überlebenstrategien<br />

der <strong>Raupen</strong> – der Erfindungsreichtum<br />

der Natur ist unvorstellbar.<br />

Und oft entpuppen sich die unscheinbarsten<br />

<strong>Raupen</strong> später als die prächtigsten<br />

Schmetterlinge. Doch auch das Umgekehrte<br />

kommt vor: Aus einer wunderschönen<br />

Raupe wird nur ein blasser Falter.<br />

Alles für den schnellen Wachstum<br />

In der Schweiz gibt es über 2000 verschiedene<br />

Schmetterlingsarten. Jede von ihnen<br />

ist perfekt auf ihre Umgebung abgestimmt.<br />

Aber nicht wenige sind bedroht,<br />

weil ihre Lebensräume schwinden. <strong>Raupen</strong><br />

haben es nicht leicht: Sie müssen eine<br />

Menge durchstehen, bis sie sich als<br />

Schmetterlinge in<br />

die Lüfte erheben<br />

dürfen. Doch sie<br />

spielen in der Natur eine wichtige Rolle:<br />

Sei es als Kontrolleure ungehemmten<br />

Pflanzenwachstums, als Blütenbestäuber<br />

oder als Nahrung für viele Tiere.<br />

Remo Wenger, der in Visp ein Ökobüro<br />

betreibt und Naturschutz-Gutachten verfasst,<br />

zieht es auf seiner <strong>Raupen</strong>-Entdeckungstour<br />

weiter zu einer Pappel. Ein<br />

kümmerlicher Baum. Der prallen Sonne<br />

ausgesetzt und auf felsigen Untergrund<br />

wurzelnd, wächst er mehr schlecht als recht.<br />

Doch gerade solche vereinzelten Bäume<br />

sind begehrt. Die Wärme ist gut für <strong>Raupen</strong>.<br />

➳<br />

So gefällts der Raupe im Garten<br />

Gärten können eine wichtige<br />

Rolle als Ersatzlebensraum<br />

für <strong>Raupen</strong> und Schmetterlinge<br />

spielen. Dabei ist folgendes<br />

zu beachten:<br />

l Blumenreiche Wiesen<br />

ansäen, diese nur selten<br />

und nie die ganze Fläche<br />

auf einmal mähen.<br />

l Brennesselbestände<br />

teilweise stehen lassen.<br />

Sie sind wichtige Futterpflanzen<br />

für mehrere<br />

einheimische<br />

Tagfalterarten.<br />

l Nur einheimische<br />

Blumen, Kräuter und<br />

Sträucher anpflanzen.<br />

Gute <strong>Raupen</strong>pflanzen<br />

sind Schwarzdorn,<br />

Spitzwegerich, Brennnessel,<br />

Wiesenschaumkraut.<br />

Schmetterlinge<br />

mögen Wilden Dost,<br />

Seifenkraut, Flockenblume<br />

und Wiesenkerbel.<br />

Wilde Möhre und Hornklee<br />

dienen sowohl <strong>Raupen</strong><br />

wie auch Schmetterlingen<br />

als Nahrung.<br />

l Im Herbst schätzen besonders<br />

Wanderfalter wie<br />

Admiral und Distelfalter<br />

Fallobst, bei dem sie sich<br />

die Energie für ihren weiten<br />

Flug holen.<br />

l Altes Gras, Asthaufen,<br />

und dürre Stauden als<br />

Überwinterungplätze<br />

stehen lassen.<br />

Pflanztipps für den Garten:<br />

www.schmetterlings-garten.<br />

de<br />

24 Schweizer Familie 27/2013 Fotos: Name<br />

Schweizer Familie 27/2013 25


Wissen<br />

Wolfsmilchschwärmer<br />

Sein auffälliges Farbmuster signalisiert<br />

möglichen Feinden: «Achtung giftig!»<br />

Nagelfleck<br />

Die frisch gehäutete Raupe<br />

frisst ihr abgestreiftes<br />

Kleid auf.<br />

Rotschwanz (l.)<br />

Die Raupe hat sich zum<br />

Schutz zusammengerollt<br />

und zeigt ihr Clowngesicht.<br />

Totenkopfschwärmer (r.)<br />

Mit bis zu zwölf Zentimeter ist er<br />

die grösste einheimisch Raupe.<br />

Prozessionsspinner<br />

Im Wallis und im Tessin<br />

leben die Kiefern-Prozessionsspinner.<br />

Diese <strong>Raupen</strong><br />

leben gesellig auf<br />

Föhren. Den Tag verbringen<br />

sie im watteartigen<br />

Seidennest. Nachts gehen<br />

sie gemeinsam zum Fressen.<br />

Ihren Namen verdanken<br />

die Tiere einer merkwürdigen<br />

Eigenschaft: Sie<br />

verlassen das Nest im<br />

Gänsemarsch und ziehen<br />

als lange Kolonne («Prozession»)<br />

zum Futterplatz.<br />

Legendär sind die Experimente<br />

und Berichte des<br />

französischen Insektenforschers<br />

Jean-Henri Fabre<br />

(1823-1915). Er beschreibt<br />

die <strong>Raupen</strong>karawane (und<br />

was er mit ihr so alles<br />

anstellt) auf amüsante Art<br />

und Weise: «In dieser<br />

Truppe kann jeder Anführer<br />

werden. Wen das<br />

Schicksal per Zufall an die<br />

Spitze des Umzugs befördert,<br />

sucht den Weg. Alle<br />

andern folgen, ohne zu<br />

murren. Sie laufen – wenn<br />

man sich den bösen Spass<br />

erlaubt und das vorderste<br />

Tier am hintersten anhängt<br />

– tagelang im Kreis<br />

herum.» Fabre konnte<br />

einmal 335 Runden zählen,<br />

ehe es einer Raupe zu<br />

dumm wurde. Sie brach<br />

aus dem Kreis und gab die<br />

neue Marschrichtung vor.<br />

Die Haare der <strong>Raupen</strong><br />

können beim Menschen<br />

übrigens allergische Reaktionen<br />

auslösen.<br />

Sie entwickeln sich dann schneller. Die<br />

Faustregel lautet: Zehn Grad mehr = doppelte<br />

Wachstumsgeschwindigkeit. Und wer<br />

schneller wächst, kann sich früher verpuppen<br />

und ist damit kürzer den Gefahren<br />

eines <strong>Raupen</strong>lebens ausgesetzt.<br />

Remo Wenger entdeckt Frassspuren an<br />

den Pappelblättern und kurze Zeit später<br />

auch deren Verursacherin: Es ist eine Raupe<br />

vom Grossen Gabelschwanz. Was für ein<br />

kurioses Tier! Es plustert sich auf, zieht den<br />

Kopf ein und auf einmal zeigt sich ein maskenhaftes<br />

Gesicht. Am Körperende wuseln<br />

zwei rote Fäden. Mit diesem Gehabe erschreckt<br />

die Raupe manchen hungrigen<br />

Vogel. Würde sie weiter bedrängt, könnte<br />

sie noch ein scharfes Sekret<br />

verspritzen.<br />

<strong>Raupen</strong> haben guten<br />

Grund, wehrhaft zu sein. Zahlreich<br />

sind die Feinde. «Von hundert<br />

<strong>Raupen</strong> schaffen es nur zwei bis<br />

zum Schmetterling», sagt Remo Wenger.<br />

Die andern landen im Magen von Singvögeln,<br />

Spinnen oder Igeln. Doch die<br />

ärgsten Feinde stammen – wie die <strong>Raupen</strong><br />

selbst – aus dem Reich der Insekten. Es<br />

sind Schlupfwespen und <strong>Raupen</strong>fliegen,<br />

deren Larven als Parasiten die <strong>Raupen</strong><br />

von innen her auffressen.<br />

Keine schöne Vorstellung. Doch alles<br />

hat seinen Sinn in der Natur. Damit keine<br />

Art Überhand nimmt, wird sie von anderen<br />

in Schach gehalten. Das ist nur ein schwacher<br />

Trost für Menschen, die eine Raupe<br />

finden und sie voll Freude aufziehen, um<br />

dann festzustellen, dass sich schon ein<br />

Parasit in der Raupe eingenistet hatte.<br />

Zehn Minuten Fussmarsch weiter<br />

bringen die nächsten Brennnesseln gleich<br />

mehrfach Erfolg. Ein ganzes Nest voller<br />

«Von hundert <strong>Raupen</strong><br />

schaffen es nur zwei<br />

bis zum Schmetterling.»<br />

Remo Wenger, Biologe<br />

<strong>Raupen</strong> des Kleinen Fuchses tut sich gütlich<br />

am Nesselkraut. Im gemeinsamen<br />

Gespinst ist man gut geschützt. «Und sollte<br />

doch mal ein Fressfeind auftauchen»,<br />

erklärt Remo Wenger die Vorzüge der<br />

<strong>Raupen</strong>-WG, «ist die Chance gross, dass<br />

es einen Nachbarn erwischt und man<br />

selbst davonkommt.» Die Überlebensstrategie<br />

des Kleinen Fuchses ist einfach: Die<br />

➳<br />

26 Schweizer Familie 27/2013 Fotos: Name<br />

Fotos: Name<br />

Schweizer Familie 27/2013 27


Aus dem Leben eines Schwalbenschwanzes<br />

Wissen<br />

Raupe Verpuppung Puppe Schlupf<br />

Die metamorphose miterleben<br />

<strong>Raupen</strong> aufziehen ist nicht schwer. Das Wichtigste ist die<br />

richtige Futterpflanze. Die finden Sie am einfachsten, wenn<br />

Sie die Raupe in der Natur beim Fressen beobachten. Bei<br />

einer Raupe, die über den Weg spaziert, wird es schwieriger.<br />

Probieren<br />

Nähe<br />

Sie verschiedene Pflanzen aus, die in der<br />

des Fundortes wachsen. Frisst die<br />

Raupe zwei Tage nichts, lassen Sie sie<br />

wieder frei. Brennnesselraupen oder<br />

Schwalbenschwänze sind einfach zu<br />

halten. Ein grosses Marmeladeglas oder, noch besser,<br />

ein Terrarium, bieten dem Pflegling ein Zuhause.<br />

Täglich misten und frisches Futter bereitstellen.<br />

Zum Verpuppen braucht die Raupe<br />

je nach Art einen dürren Pflanzenstängel<br />

oder etwas Erde. Der schlüpfende<br />

Falter braucht unbedingt eine Möglichkeit,<br />

empor zu klettern, um<br />

hängend seine noch unfertigen<br />

Flügel aufzupumpen. www.<br />

schmetterling-raupe.de/<br />

zucht<br />

««Innerhalb von zwei Wochen<br />

vertausendfacht eine frisch aus dem Ei<br />

geschlüpfte Raupe ihr Gewicht.»<br />

Remo Wenger<br />

Buchsbaumzünsler<br />

Manchmal werden <strong>Raupen</strong> zu Schädlingen.<br />

Der Buchsbaumzünsler wurde<br />

2007 aus Asien in die Schweiz eingeschleppt.<br />

Er bedroht den Buchsbaum.<br />

Die gefrässigen <strong>Raupen</strong> erobern von<br />

Basel her das Land. Da sie im Innern<br />

des Blattwerks zu fressen beginnen,<br />

offenbart sich der Schrecken für die<br />

Gartenliebhaber erst nach ein paar<br />

Wochen, wenn die Schädlinge auf den<br />

äussersten Zweigen angelangt sind,<br />

die sich dann beige verfärben. Deshalb<br />

empfiehlt es sich, die Buchspflanzen<br />

regelmässig nach <strong>Raupen</strong><br />

abzusuchen und sie abzusammeln,<br />

wenn man welche findet. Bei grösserem<br />

Befall ist es ratsam, Gartenfachleute<br />

beizuziehen.<br />

Buchsbaumzünsler<br />

Traubenkirschen-<br />

Gespinstmotten<br />

Zu Abertausenden leben sie im Schutz<br />

ihres Gemeinschaftsnetzes und<br />

fressen Baum darunter kahl.<br />

Verluste bereits einkalkulieren, viel Nachwuchs<br />

produzieren und alle Eier zusammen<br />

an einem günstigen Ort ablegen.<br />

Eine andere Taktik wählt der Admiral.<br />

Er produziert weniger Eier, platziert sie dafür<br />

einzeln. Die Raupe baut sich dann ein<br />

Versteck, indem sie ein Nesselblatt zu einer<br />

Tüte zusammenspinnt. Unweit der Kleinen<br />

Füchse finden wir tatsächlich zwei Wohntüten<br />

von Admiralen, doch deren Bewohner<br />

sind nicht zu Hause. Nur eine alte <strong>Raupen</strong>haut<br />

zeugt von der Bewohnerschaft.<br />

Das Leben der <strong>Raupen</strong> ist ein einziges<br />

Fressen, ihr Wachstum enorm. Von Zeit<br />

zu Zeit müssen sie sich deshalb häuten.<br />

Die <strong>Raupen</strong>haut ist zwar dehnbar, stösst<br />

aber schnell an ihre Grenzen. sagt Remo<br />

Wenger. Auf menschliche Verhältnisse<br />

übertragen hiesse das: Ein Säugling wiegt<br />

bereits einen halben Monat nach der Geburt<br />

soviel wie ein Lieferwagen. Die Raupe<br />

wechselt also in der Regel vier- oder<br />

fünfmal ihr Kleid. Dann ist sie so gross<br />

und fett, dass die Zeit der Verpuppung<br />

ansteht.<br />

Das Wunder der Metamorphose<br />

In der scheinbar leblosen Puppe vollzieht<br />

sich das Wunder der Metamorphose, die<br />

Verwandlung zum Schmetterling. Diese<br />

Phase dauert je nach Art unterschiedlich<br />

lange. Das Tagpfauenauge schlüpft im<br />

Sommer schon nach rund zehn Tagen aus<br />

der Puppe, der Frühlings-Wollafter lässt<br />

sich dafür bis zu sieben Jahre Zeit.<br />

Am Boden unter einem Busch der Felsenkirsche<br />

entdeckt Biologe Wenger unscheinbare<br />

braune Kügelchen. <strong>Raupen</strong>kot!<br />

Das ist einer der Tricks, mit dem Kenner die<br />

Tierchen entdecken. Tatsächlich sitzt auf<br />

einem Ästchen genau über den Kotbällchen<br />

etwas, das jeder Laie glatt übersehen würde:<br />

die Raupe eines Segelfalters, perfekt getarnt.<br />

Ihre Silhouette gleicht einem Blatt des<br />

Strauches, auf dem sie sitzt. Der Segelfalter<br />

ist der Cousin des Schwalbenschwanzes.<br />

Die <strong>Raupen</strong> beider Arten haben eine<br />

eigenartige Abwehrstrategie. Remo Wenger<br />

berührt das Tier, worauf es zwei gelborange<br />

Hörnchen ausfährt. Die so genannte Nackengabel<br />

verströmt einen penetranten Gestank.<br />

Leicht vorzustellen, dass ein Vogel<br />

den vermeintlich feinen Happen sofort fallen<br />

lässt.<br />

Der Schwalbenschwanz ist nicht nur<br />

eine der attraktivsten einheimischen<br />

Schmetterlingsarten. Er ist auch häufig im<br />

Kulturland anzutreffen, nicht selten sind<br />

seine <strong>Raupen</strong> im Garten auf Karotten-, Fenchel-<br />

oder Dillkraut zu finden. Die «Rüebliraupe»<br />

lässt sich leicht als temporäres Haustier<br />

halten, sagt Remo Wenger, sei es zu<br />

Hause oder im Schulzimmer (siehe Tipps,<br />

S. 30, 32). Der pädagogische Wert ist nicht<br />

hoch genug einzuschätzen. «Ein Kind, das<br />

eine Raupe heran wachsen sieht und das<br />

Wunder der Metamorphose erlebt, wird<br />

das sein Leben lang nicht vergessen.» Und<br />

es wird, so Remo Wengers Hoffnung, als<br />

erwachsener Mensch den Respekt für die<br />

Natur beibehalten.<br />

Obschon ein und dasselbe Tier, werden<br />

Schmetterlinge bewundert, während <strong>Raupen</strong><br />

eher verpönt sind. Zu Unrecht. Will<br />

man Schmetterlinge, von denen eine grosse<br />

Zahl bedroht ist, vor dem Aussterben bewahren,<br />

gilt es vor allem, die Futterpflanzen<br />

der <strong>Raupen</strong> zu erhalten. Ein Falter kann verschiedenste<br />

Blüten besuchen, Hauptsache<br />

sie spenden Nektar. Die meisten <strong>Raupen</strong><br />

hingegen haben ein eng begrenztes Spektrum<br />

an Futterpflanzen. Viele fressen nur ein<br />

bestimmtes Kraut und verhungern eher, als<br />

etwas anderes zu probieren.<br />

Remo Wenger arbeitet an einem Artenschutzprojekt<br />

mit dem Leinkraut-<br />

Scheckenfalter. Er deutet auf die andere<br />

Seite des Rhonetals: «Da drüben ist einer<br />

der letzten Standorte in der Schweiz, wo<br />

dieser rare Falter vorkommt. Seit wir<br />

begonnen haben, die Futterpflanze der<br />

Raupe in Rebbergen anzusäen, geht es<br />

dem Leinkraut-Scheckenfalter wieder<br />

besser.»<br />

Ein Bläuling gaukelt vorbei. «Ein Himmelblauer<br />

Bläuling», präzisiert Remo<br />

➳<br />

30 Schweizer Familie 27/2013 Fotos: Name<br />

Fotos: Name<br />

Schweizer Familie 27/2013 31


estellen sie den<br />

katalog<br />

www.globotrek.ch<br />

Wenger. Unter den Bläulingen, von denen es rund drei<br />

Dutzend Arten bei uns gibt, führen einige ein abenteuerliches<br />

Leben. Ihre <strong>Raupen</strong> wohnen unbehelligt in<br />

Ameisennestern und fressen die Ameisenbrut. Die<br />

Ameisen lassen das zu, weil sie ganz versessen sind auf<br />

den süssen Zuckersaft, den die Raupe spendet. Zudem<br />

duftet die Raupe nach Ameisenlarven und imitiert Geräusche,<br />

die sonst nur die Ameisenkönigin von sich gibt.<br />

Erlebnisreisen weltweit!<br />

Usbekistan Die goldene Strasse nach Samarkand<br />

27.09.2013 bis 15.10.2013<br />

Sogar Kleider auf dem Speiseplan<br />

Das Klischee der friedlichen, blattmampfenden Raupe<br />

stimmt also nicht immer. Es gibt auch welche, die fressen<br />

Obst, Kleider, Holz oder sogar ihresgleichen. Ins<br />

Kuriositätenkabinett der <strong>Raupen</strong>welt gehört auch der<br />

Wasserzünsler, der sein Reich unter Wasser hat. Oder<br />

die <strong>Raupen</strong> eines Dickopffalters, die ihre Kotkügelchen<br />

weit von sich schiessen, um durch deren verräterischen<br />

Duft keine Feinde anzulocken.<br />

Der Wanderweg führt uns nach Ausserberg. Auf einer<br />

Blüte am Wegesrand spaziert eine kleine Raupe. Sie zieht<br />

sich zusammen und streckt sich energisch, immer wieder,<br />

und kommt so erstaunlich schnell voran. Sie gehört zur<br />

Familie der Spanner. Welche Art es ist, kann Remo Wenger<br />

nicht sagen. Zu gross sei die Zahl möglicher Kandidaten<br />

und die Bestimmung müsse darauf spezialisierten<br />

Fachleuten überlassen werden.«Es gibt in der <strong>Raupen</strong>welt<br />

noch viel zu entdecken», sagt der Biologe, «die Wissenschaft<br />

weiss noch lange nicht alles.» Von einigen Faltern<br />

kennt man erst den Schmetterling, die zugehörige Raupe<br />

führt ihr Leben noch ganz inkognito.<br />

●<br />

Äthiopien Berge und Kultur Äthiopiens<br />

28.09.2013 bis 19.10.2013<br />

Chile Naturwunder Patagoniens<br />

02.11.2013 bis 23.11.2013<br />

Nützliche Links:<br />

<strong>Raupen</strong>bestimmung, Porträts der häufigsten <strong>Raupen</strong>. www.<br />

schmetterling-raupe.de<br />

Foto des Findlings hochladen und Experten um Rat fragen.<br />

www.actias.de/board62/ und www.lepiforum.de/<br />

Praktische Zuchtkäfige. www.wins.ch/aerarium.html<br />

Zuchttipps zum Schwalbenschwanz und weiteren Arten. www.<br />

schwalbenschwanz.ch<br />

Buchtipps<br />

Der neue Kosmos-Schmetterlingsführer, von<br />

Heiko Bellmann. Mit 1100 Farbfotos von<br />

<strong>Raupen</strong>, Schmetterlingen und Futterpflanzen.<br />

Kosmos, 36.90 Fr.<br />

Schmetterlinge und <strong>Raupen</strong>, von Léon Rogez.<br />

Einsteigerbüchlein für Kinder mit den<br />

gängigsten Tag- und Nachtfalterarten und<br />

ihren <strong>Raupen</strong>. Ensslin Verlag, 5 Fr.<br />

Schmetterlinge, von Thomas Bühler-Cortesi.<br />

Sämtliche Tagfalter der Schweiz, mit Verbreitungskarten.<br />

Haupt Verlag, 39 Fr.<br />

Schmetterlinge und ihre Lebensräume.<br />

Gesammeltes Wissen in 3 separaten Bänden.<br />

Pro Natura, 110 / 119 / 139 Fr.<br />

Globotrek:Neuengasse 30, 3001 Bern, Tel. 031 313 00 10<br />

info@globotrek.ch, www.globotrek.ch

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