1. Guernsey- Austausch - Gymnasium Bruckmühl
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Unsichtbare Kühe<br />
<strong>1.</strong> Schüleraustausch <strong>Bruckmühl</strong>-<strong>Guernsey</strong><br />
Manchmal wünscht man sich Nebel am Morgen. Denn dann starten auf den „Bailiwicks of <strong>Guernsey</strong>“,<br />
auch als britische Kanalinseln bekannt, keine Flugzeuge Richtung England. Und dann sitzt man halt fest<br />
und muss erst einmal abwarten, sich in Geduld üben und eine Tasse Earl Grey-Tee trinken. Es gibt<br />
Schlimmeres.<br />
Allzu gerne hätten sich die 22 <strong>Bruckmühl</strong>er Gymnasiasten der 9.Klassen mitsamt ihren Lehrern, Herrn<br />
Sondermann und Herrn Buxot, diesem „schweren Schicksal“ ergeben - nach einer fantastischen und mit<br />
vielfältigen Eindrücken gespickten Woche wollte keiner so recht die Heimreise antreten. Doch bei<br />
strahlendem Himmel endete am vergangenen Wochenende der erste Teil einer neuen <strong>Austausch</strong>-<br />
Partnerschaft zwischen genau genommen drei Schulen: dem „Elizabeth College <strong>Guernsey</strong>“, einer 450-<br />
Jahre alten, traditionsreichen Jungenschule in Kooperation mit dem nicht minder prestigeträchtigen<br />
„Ladies’ College <strong>Guernsey</strong>“, einer privaten Mädchenschule und dem <strong>Gymnasium</strong> <strong>Bruckmühl</strong>, das heuer<br />
sein immerhin zehnjähriges Jubiläum begeht.<br />
Nach Fluganreise von München via London-Gatwick und Propeller-Maschine in den Ärmelkanal wurden<br />
die jungen Oberbayern von der ersten Minute an herzlich empfangen und von den Deutschlehrern<br />
Richard Morris und Sue Devine sowie den Gastfamilien rührend umsorgt.<br />
Die Woche startete mit schulischen Erfahrungen: Public School-Atmosphäre mit Uniformen,<br />
Morgenversammlungen (Assembly), Mensa-Essen und Unterricht in einer Lernatmosphäre, die stark an<br />
Harry Potter-Romane erinnerte, machten auf die <strong>Bruckmühl</strong>er Jugendlichen sichtlich Eindruck. Die<br />
Schultage, die stets um 16:oo Uhr endeten, ließen aber noch ausreichend Platz für Exkursionen auf den<br />
landschaftlich reizvollen wie kulturhistorisch hochinteressanten Inseln. So wurde beispielsweise das<br />
Wohnhaus des französischen Schriftstellers Victor Hugo (Der Glöckner von Notre Dame), das<br />
historische Anwesen der Saumarez-Familie sowie die „Kleine Kapelle“, bestehend aus unzähligen<br />
Porzellan-Mosaiksteinchen besucht. Insgesamt waren es aber die vielen kleinen Kuriositäten wie die nur<br />
auf den Inseln gültige <strong>Guernsey</strong>-Pfund-Währung oder sprachliche Einsprengsel des Normannen-<br />
Französisch, die ein Kaleidoskop an Eindrücken brachten.<br />
Unterwegs mit den gelben <strong>Guernsey</strong>-Bussen und der „Ormer“-Buskarte bewegten sich die <strong>Bruckmühl</strong>er<br />
schon bald wie alte Hasen auf der Insel, auf der nach dem langen Winter die duftenden Ginsterbüsche,<br />
exotischen Palmen und blühenden Magnolienbäume eine herrliche Frühlingsstimmung verbreiteten.<br />
Unübersehbar auch die noch zahlreiche Bunker-Zeugnisse aus Kriegszeiten - doch dieses dunkle<br />
Kapitel liegt eindeutig in der Vergangenheit, denn die bayrischen Jugendlichen erwiesen sich als<br />
geschichtsbewusste Botschafter eines offenen, sympathischen Deutschlands. Von Ressentiments keine<br />
Spur!<br />
Es entstand ein herzliches Miteinander, die <strong>Guernsey</strong>-Familien veranstalteten Strand-Parties mit<br />
Sonnenuntergangsromantik, luden zum Bowlingspiel und entführten ihre jungen Gäste auf die<br />
benachbarte Insel Herm. Die Nachbarinsel Sark mit der imposanten Landbrücke „La Coupée“ wurde am<br />
Mittwoch ganztägig erwandert und erradelt.<br />
Dort schließlich kam es auch zur wichtigen Begegnung mit den berühmten Bailiwick-Kühen, die alleinig<br />
für die schmackhaften Milch- und Schokoladenprodukte auf <strong>Guernsey</strong> verantwortlich sind ( - Import-<br />
Milch ist zum Schutz der heimischen Landwirtschaft streng verboten! - ), die sich allerdings zu Beginn<br />
der Woche scheinbar in Luft aufgelöst hatten.<br />
Im Juni steht bereits der Gegenbesuch auf dem Programm, und dann liegt es an den <strong>Bruckmühl</strong>er<br />
Schülern, Lehrern und Familien, sich mit einer oberbayrischen Variante dieser unvergesslichen Woche<br />
zu revanchieren.
Text: Christian Buxot