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Call Center im Spannungsfeld zwischen Wirtschaftlichkeit und Politik

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<strong>Call</strong> <strong>Center</strong> Branche<br />

Im <strong>Spannungsfeld</strong> von <strong>Wirtschaftlichkeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Politik</strong><br />

<strong>Call</strong> <strong>Center</strong> sind unverzichtbar für den K<strong>und</strong>enkontakt. Zugleich kämpfen die<br />

Serviceanbieter mit einem Image, das auf Defizite fokussiert. Oftmals verschleiert<br />

dabei die öffentliche Diskussion den Blick auf die wirklichen Probleme:<br />

Mitarbeitermangel, Preisverfall, technisch unerfüllbare Forderungen <strong>und</strong> schwammige<br />

rechtliche Vorgaben.<br />

Die <strong>Call</strong> <strong>Center</strong> Branche kämpft mit einer dramatischen Schieflage: Auf der einen Seite sind<br />

r<strong>und</strong> 500.000 Mitarbeiter innerhalb von Unternehmen <strong>und</strong> bei Serviceanbietern mit Aufgaben<br />

des telefonischen K<strong>und</strong>endialoges beschäftigt. Der überwiegende Anteil davon inhouse, also<br />

als Unternehmensmitarbeiter, <strong>und</strong> inbo<strong>und</strong>, also als Anlaufstelle für K<strong>und</strong>enanfragen. Auf der<br />

anderen Seite wird die öffentliche Diskussion geprägt von Beschwerden über unerwünschte<br />

Werbeanrufe oder schlecht erreichbare oder kostenpflichtige Hotlines.<br />

Das Dilemma ist vielschichtig <strong>und</strong> betrifft wirtschaftliche Fragen ebenso wie gesetzliche<br />

Regelungen, Verbraucherschutz <strong>und</strong> technologische Integration.<br />

Boomender Markt<br />

In welcher wirtschaftlichen Zwickmühle Customer Contact heute steckt, hat Manfred<br />

Stockmann, Präsident des <strong>Call</strong> <strong>Center</strong> Verbandes Deutschland, auf der Frühjahrstagung von<br />

VAF <strong>und</strong> GFT geschildert: „Der Markt für <strong>Call</strong> <strong>Center</strong> Dienstleistungen hat sich in den letzten<br />

zehn Jahren verzehnfacht. Dabei hat sich der Minutenpreis seit 1998 von fünf D-Mark auf<br />

heute 29 Euro-Cent verringert. Bei einem boomenden Geschäft ergibt sich daraus ein<br />

signifikanter Mangel an qualifizierten Mitarbeitern.“<br />

Etwa 15.000 offene Stellen konstatiert der Verband derzeit, darunter allein 3.000 <strong>im</strong><br />

Management. Kontraproduktiv wirkt auch hier das problematische Image der Branche, das<br />

vor allem durch unerwünschte Anrufe <strong>und</strong> kostenpflichtige Hotlines geschürt wird. Eine<br />

wesentliche Maßnahme, dem zu begegnen, ist die Einführung der Europanorm EN 15838 für<br />

die Zertifizierung von <strong>Call</strong> <strong>Center</strong>n. Sie etabliert Anforderungen an die Qualität der<br />

Dienstleistung unabhängig davon, ob es sich um firmeninterne oder externe Organisationen<br />

handelt. Die auch vom Deutschen Institut für Normung übernommene Fassung soll „die<br />

Qualität der Leistung am Punkt des Kontaktes <strong>zwischen</strong> dem K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> dem<br />

K<strong>und</strong>enkontaktzentrum“ sicherstellen.<br />

Angesichts der tatsächlichen Probleme in der Praxis wird allerdings mancherorts die<br />

Relevanz der Norm in Frage gestellt. So ergibt die Online-Umfrage des Fachmagazins<br />

<strong>Call</strong>center Profi hier eine eher geteilte Meinung: „ Die Zertifizierung nach DIN EN 15838 ist<br />

r<strong>und</strong> ein Jahr nach Markteinführung denn meisten zwar bekannt. Beliebt ist das Thema<br />

deswegen aber noch lange nicht.“


Rechtliche <strong>und</strong> organisatorische Probleme<br />

Das verw<strong>und</strong>ert nicht angesichts anderer Probleme, mit denen die Anbieter von <strong>Call</strong> <strong>Center</strong><br />

Dienstleistungen sowie deren Auftraggeber zu kämpfen haben. Allen voran gesetzliche<br />

Vorgaben <strong>und</strong> Regulierungen. Diese sind oft ebenso wohlmeinend wie schwer umsetzbar.<br />

Die Branche beklagt etwa den geforderten Wegfall des Monitoring von Mitarbeitern <strong>im</strong> Sinne<br />

des Arbeitnehmerdatenschutzes, weil dadurch die Qualitätssicherung deutlich erschwert<br />

wird. Hier sieht Manfred Stockmann allerdings einen „laufenden Prozess der Formulierung“,<br />

der möglichst bald zu einer „beiderseitig akzeptablen Einigung“ führen soll.<br />

Die schwebende Unwirksamkeit von am Telefon geschlossenen Verträgen ist ein anderer<br />

Problempunkt der Arbeit von <strong>Call</strong> <strong>Center</strong>n. Damit einher geht die Frage der Aufzeichnung<br />

von K<strong>und</strong>engesprächen.<br />

Aber nicht nur rechtliche <strong>und</strong> organisatorische Problemstellungen beeinflussen die Arbeit der<br />

<strong>Call</strong> <strong>Center</strong> Dienstleister. Oftmals gibt es auch rein technische Hürden. So etwa bei der<br />

Forderung nach einer kostenfreien Warteschleife. So berechtigt der Wunsch nach einer<br />

kostenfreien Verbindung sein mag, wenn am anderen Ende kein Service geleistet wird, so<br />

schwierig ist die Umsetzung in der Praxis.<br />

Für ITK-Systemhäuser ergeben sich aus der <strong>Call</strong> <strong>Center</strong> Diskussion zweierlei Aspekte.<br />

Einerseits sind sie als Nutzer entsprechender Services von entsprechenden Regularien<br />

betroffen, andererseits sind sie als Anbieter von Dienstleistungen <strong>und</strong> Beratung von <strong>Call</strong><br />

<strong>Center</strong>n gefordert. (us)<br />

Erschienen in VAF Report 2/2011

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