Lösung Fälle 6-7
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Ordnungswidrigkeitenrecht<br />
Vors. Richter am LG A. Heidrich<br />
<strong>Lösung</strong>en zu <strong>Fälle</strong>n für das Selbststudium<br />
<strong>Lösung</strong> Fall 6:<br />
1. §§ 28 Abs. 1 Nr. 3, 7 Abs. 2 GastG<br />
Tatbestand: a. Gaststätte?<br />
Ein Gaststättengewerbe im Sinne des GastG betreibt, wer im stehenden<br />
Gewerbe Getränke zum Verzehr an Ort und Stelle verabreicht<br />
(Schankwirtschaft) oder zubereitete Speisen zum Verzehr an Ort und<br />
Stelle verabreicht (Speisewirtschaft) oder Gäste beherbergt (Beherbergungsbetrieb),<br />
wenn der Betrieb jedermann oder bestimmten Personenkreisen<br />
zugänglich ist, § 1 Abs. 1 GastG.<br />
Die Tankstelle ist ein gemischter Betrieb:<br />
Es handelt sich um ein stehendes Gewerbe.<br />
A verabreicht Getränke. Verabreichen ist nicht nur der Ausschank,<br />
sondern auch der Verkauf in Flaschen oder Dosen (KG 2 Ss 168/97).<br />
Zum Verzehr an Ort und Stelle: Zwischen dem Platz der Ausgabe und<br />
dem Platz des Verzehrs der Getränke muss ein räumlicher Zusammenhang<br />
bestehen.<br />
Der Betrieb ist jedermann zugänglich. Bestimmter Personenkreis<br />
meint, der Zugang steht solchen Personen offen, die nicht durch individuelle<br />
Persönlichkeitsmerkmale gekennzeichnet sind (persönliche Einladung<br />
– geschlossene Gesellschaft), sondern durch ein Gruppenmerkmal,<br />
das sich nicht ändert, wenn die Mitglieder der Gruppe wechseln<br />
(Kunden und deren Begleitung; KG 2 Ss 438/98).<br />
Also liegt ein (genehmigter) Gaststättenbetrieb nach § 7 GastG vor,<br />
das Ladenschlussgesetz ist nicht anwendbar.<br />
b. Abgabe über die Straße<br />
c. Außerhalb der Sperrzeit (in der Sperrzeit geht 28 Abs. 1 Nr. 6 GastG<br />
vor)<br />
d. Über den erlaubten Umfang (mehr als zum alsbaldigen Verzehr)<br />
2. §§ 28 Abs. 1 Nr. 9, 20 Nr. 2 GastG<br />
Tatbestand: a. Gaststätte, s. o.<br />
Merke: Alsbaldiger Verzehr meint zeitnah. Nicht eingehalten, wenn abgegebene<br />
Menge so groß, dass auch auf einer privaten Veranstaltung<br />
am selben Tag nicht zum Eigenkonsum zu verzehren.<br />
b. Verabreichen von Alkohol<br />
c. An einen erkennbar Betrunkenen<br />
Stand: 10.02.2013<br />
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Betrunkensein setzt nicht sinnlose Trunkenheit oder Volltrunkenheit voraus.<br />
Es genügt ein Zustand, in dem sich eine Person unter dem Einfluss<br />
des Alkohols nach verständiger Würdigung nicht mehr eigenverantwortlich<br />
verhalten kann. Allein aufgrund der Alkoholmenge muss<br />
ein Gastwirt nicht darauf schließen, dass ein Gast betrunken ist. Es bedarf<br />
äußerlich auffälliger geistiger oder körperlicher Ausfallerscheinungen<br />
(Stuttgart Justiz 96, 67).<br />
A war nicht erkennbar betrunken.<br />
3. §§ 28 Abs. 1 Nr. 6, 18 GastG, 9 GastVO BW<br />
Tatbestand: a. Gaststätte, s. o.<br />
b. Bewirtung in der Sperrzeit<br />
Sperrzeit richtet sich gem. § 18 GastG nach der GastVO BW, dort § 9<br />
(-), Sperrzeit noch nicht eingetreten<br />
4. §§ 28 Abs. 1 Nr. 5, 4 Abs. 1 S. 1 JSchG<br />
Tatbestand: a. Jugendlicher unter 16 Jahren<br />
b. Aufenthalt in einer Gaststätte liegt nicht vor; hilfsweise:<br />
c. Ohne Begleitung eines Erziehungsberechtigten<br />
5. §§ 28 Abs. 1 Nr. 10, 9 Abs. 1 JSchG<br />
Erziehungsberechtigter ist der Sorgerechtsinhaber. Erziehungsberechtigter<br />
ist aber auch jede andere Person über 18 Jahren, soweit sie aufgrund<br />
einer Vereinbarung mit den Eltern die Betreuung während des<br />
Gaststättenbesuchs übernimmt (Bay NStZ-RR 96, 280). Dies setzt keine<br />
zeitliche Mindestdauer voraus.<br />
Tatbestand: a. Verabreichen von Branntwein liegt nicht vor<br />
Rechtswidrigkeit indiziert<br />
b. Verabreichen von anderem Alkohol an Jugendlichen unter sechzehn<br />
Jahren<br />
c. Begleitung eines personensorgeberechtigten iSv Abs. 2 liegt nicht vor.<br />
B ist nur erziehungsberechtigt, s.o.<br />
Vorwerfbarkeit:<br />
Mindestens fahrlässig, wenn kein Altersnachweis verlangt wird<br />
<strong>Lösung</strong> Fall 7:<br />
Ordnungswidrigkeiten des A?<br />
1. §§ 83 Abs. 1 Nr. 1, 41 Abs. 1 Nr. 1 LWaldG BW<br />
Tatbestand: a. Im Wald<br />
Stand: 10.02.2013<br />
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. außerhalb einer eingerichteten und gekennzeichneten Feuerstelle<br />
ein Feuer anzündet oder unterhält oder offenes Licht gebraucht<br />
A hat sich eine Zigarette angezündet, also jedenfalls offenes<br />
Licht gebraucht<br />
c. Er gehört nicht zum Personenkreis des § 41 Abs. 2 LWaldG<br />
BW<br />
Vorwerfb.:<br />
Er handelte zweifellos rechtswidrig und vorsätzlich, denn es war im<br />
bewusst, dass er sich im Wald aufhielt und außerhalb einer Feuerstelle<br />
mit Feuer hantierte, was er auch wollte; ein ggf. vorhandener Irrtum<br />
über das Verbot wäre sicher vermeidbar gewesen und damit gem.<br />
§ 11 Abs. 2 OWiG unbeachtlich.<br />
2. §§ 83 Abs. 1 Nr. 2, 41 Abs. 4 LWaldG BW<br />
Tatbestand: a. Im Wald<br />
Rechtswidrigkeit indiziert<br />
Vorwerfb.: a. Vorsatz?<br />
b. einen brennenden oder glimmenden Gegenstand weggeworfen<br />
A hat nicht gewusst, dass die Kippe noch glomm oder brannte;<br />
Tatbestandsirrtum<br />
b. Fahrlässigkeit<br />
3. §§ 83 Abs. 1 Nr. 6, 41 Abs. 3 LWaldG BW<br />
Tatbestand: a. Im Wald<br />
Auch fahrlässige Begehung ist mit Geldbuße belegt<br />
A ließ pflichtwidrig die erforderliche Sorgfalt außer Acht, sonst<br />
hätte er erkannt, dass die Kippe noch glomm<br />
b. Rauchen<br />
Rechtswidrigkeit indiziert<br />
c. 1. März bis 31. Oktober<br />
Vorwerfb.: a. Vorsatz?<br />
d. Keine Ausnahme des § 41 Abs. 2 Nr. 1 LWaldG<br />
A war bewusst, dass er rauchte; ein ggf. vorhandener Verbotsirrtum<br />
war vermeidbar<br />
Stand: 10.02.2013<br />
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4. §§ 83 Abs. 2 Nr. 1, 37 Abs. 3 S. 2 LWaldG BW<br />
Tatbestand: a. Im Wald<br />
Rechtswidrigkeit indiziert<br />
Vorwerfb.: a. Vorsatz?<br />
b. Radfahren außerhalb von Straßen und Wegen<br />
A war bewusst, dass er außerhalb von Wegen radfuhr; ein ggf.<br />
vorhandener Verbotsirrtum war vermeidbar<br />
5. §§ 80 Abs. 2 Nr. 12, 51 Abs. 4, 14 Abs. 1 Nr. 3 NatSchG BW<br />
Tatbestand: a. Freie Landschaft: Außerh. Einer besiedelten Fläche<br />
Rechtswidrigkeit indiziert<br />
b. Abfälle: Kippe<br />
c. Nicht entfernt<br />
Vorwerfb.: a. Vorsatz?<br />
6. §§ 69 Abs. 1 Nr. 2, 28, 3 KrWG<br />
A war bewusst, dass er außerhalb einer besiedelten Fläche die<br />
Kippe wegwarf<br />
Tatbestand: a. Abfall: Kippe mindestens subj. Abfall<br />
b. Zur Beseitigung: Kippe kann A nicht recyclen<br />
c. Ablagern<br />
Rechtswidrigkeit indiziert<br />
Vorwerfb.: a. Vorsatz<br />
7. Konkurrenzen<br />
d. Außerhalb Abfallentsorgungsanlage<br />
Das Anzünden der Zigarette, das Rauchen und das Wegwerfen der Kippe bilden eine<br />
natürliche Handlungseinheit, da die Handlungen sich überschneiden.<br />
Die Vorschrift des § 83 Abs. 1 Nr. 2 ist jedoch spezieller als die beiden anderen Vorschriften<br />
des WaldG, da sie gegenüber dem Hantieren mit Feuer und dem Rauchen das<br />
Element des Wegwerfens enthält.<br />
Dazu steht das Radfahren außerhalb von Wegen in Tatmehrheit.<br />
Somit können zwei Geldbußen gegen A verhängt werden.<br />
Stand: 10.02.2013<br />
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