Beitrag von JUVE-Redakteurin Silke Brünger in azur 01 | 2013
Beitrag von JUVE-Redakteurin Silke Brünger in azur 01 | 2013
Beitrag von JUVE-Redakteurin Silke Brünger in azur 01 | 2013
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
KARRIERE Dresden und Leipzig<br />
Insbesondere die Großkanzleien geben sich daher<br />
überaus große Mühe zu betonen, dass es zwischen<br />
den ostdeutschen Büros und anderen Standorten ke<strong>in</strong>erlei<br />
Unterschiede gebe. Alles sei genau gleich, anfangen<br />
vom kanzleiweit e<strong>in</strong>heitlichen Gehalt über die<br />
Qualität und Internationalität der Arbeit bis h<strong>in</strong> zu<br />
den Partnerchancen. Zwar argwöhnt manch e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>erer<br />
Wettbewerber, ob die <strong>in</strong> Dresden und Leipzig<br />
gezahlten Gehälter <strong>von</strong> CMS, Noerr oder Luther tatsächlich<br />
genauso so hoch s<strong>in</strong>d wie im Süden oder<br />
Westen der Republik, e<strong>in</strong>en Ostabschlag, wie noch<br />
vor e<strong>in</strong>igen Jahren durchaus praktiziert, gibt es aber<br />
nach Aussage der Großkanzleien heute def<strong>in</strong>itiv nicht<br />
mehr.<br />
Und selbst wenn die großen Sozietäten ihre Gehaltsspannen<br />
nutzen und statt 100.000 Euro im ersten<br />
Jahr vielleicht nur die untere Grenze <strong>von</strong> 80.000<br />
oder 85.000 Euro bezahlen, dürfte das kaum wehtun.<br />
Die relative Kaufkraft <strong>in</strong> Dresden und Leipzig ist e<strong>in</strong>e<br />
andere als <strong>in</strong> München oder Hamburg. „Von e<strong>in</strong>em<br />
Großkanzleigehalt lässt sich hier e<strong>in</strong> Wahns<strong>in</strong>nsleben<br />
führen“, br<strong>in</strong>gt es e<strong>in</strong> Associate auf den Punkt.<br />
Juristisch durchaus am Hochreck<br />
Weiteren Gerüchten <strong>von</strong> misstrauischen kle<strong>in</strong>eren<br />
Wettbewerbern, die Existenzberechtigung der ostdeutschen<br />
Großkanzleibüros läge nur noch im billigeren<br />
Abarbeiten <strong>von</strong> Mandaten anderer Standorte begründet,<br />
erteilen Großkanzleipartner e<strong>in</strong>e klare<br />
Absage. „Das Verweisgeschäft funktioniert vielmehr<br />
<strong>in</strong> beiden Richtungen. Wir geben m<strong>in</strong>destens so viel<br />
Arbeit an andere Praxen wie umgekehrt“, so e<strong>in</strong> Großkanzleipartner.<br />
Zwar s<strong>in</strong>d viele der Großkanzleiteams<br />
mittlerweile überwiegend außerhalb der Region<br />
tätig, dies liegt aber an der Strategie der Spezialisierung.<br />
KPMG Law hat ihre kapitalmarktrechtliche Praxis<br />
<strong>in</strong> Leipzig konzentriert und steuert <strong>von</strong> dort aus<br />
bundesweite Beratungsprojekte. E<strong>in</strong> weiteres Beispiel<br />
s<strong>in</strong>d die Leipziger Luther-Anwälte, die die öffentlichrechtliche<br />
Beratung bei deutschlandweiten Mandaten<br />
übernehmen, zum Beispiel bei Spielbankprivatisierungen.<br />
Und CMS ist es unter anderem gelungen,<br />
e<strong>in</strong> ostdeutsches Team im Gewerblichen Rechtsschutz<br />
aufzubauen.<br />
So haben sich die ostdeutschen Büros e<strong>in</strong>e feste<br />
Stellung im Gesamtgefüge der Großkanzleien erarbeitet.<br />
Auch die Dresdner Anwälte <strong>von</strong> KPMG Law<br />
verbuchen zunehmenden Erfolg beim Ausbau ihrer<br />
deutschlandweit tätigen Prozesspraxis. Etablierte<br />
Player wie Noerr haben den Prozessbereich nochmals<br />
ausgebaut. Zudem nimmt auch die Beratung bei<br />
Transaktionen deutlich zu, nicht zuletzt, weil immer<br />
mehr ausländische Investoren <strong>in</strong> sächsische Unternehmen<br />
<strong>in</strong>vestieren. „Wer e<strong>in</strong>mal bei uns angefangen<br />
hat, ist schnell überzeugt“, erklärt e<strong>in</strong> Leipziger Partner.<br />
„Spätestens, wenn der Associate im Flieger nach<br />
Frankreich sitzt, um dort e<strong>in</strong>en Unternehmenskauf zu<br />
verhandeln, s<strong>in</strong>d sämtliche Bedenken ausgeräumt.“<br />
Der Osten punktet zudem noch mit e<strong>in</strong>em ganz<br />
anderen Thema: Hier lag die Betreuungsquote für<br />
K<strong>in</strong>der <strong>von</strong> unter drei Jahren 2<strong>01</strong>2 bei über 50 Prozent.<br />
Währenddessen dümpelte die Quote im Westen zwischen<br />
15 und 30 Prozent vor sich h<strong>in</strong>. „Die K<strong>in</strong>derbetreuung<br />
<strong>in</strong> Dresden ist fantastisch – angefangen<br />
<strong>von</strong> der Krippe über den Ganztagsk<strong>in</strong>dergarten als<br />
Regelform bis h<strong>in</strong> zu den Grundschulen mit Mittagessen<br />
und Hort“, sagt Dr. Andrea Benkendorff <strong>von</strong> der<br />
Regionalkanzlei Battke Grünberg. Das sei e<strong>in</strong> echter<br />
Standortvorteil und erleichtere die Berufstätigkeit<br />
enorm. Sie selbst ist 1996 <strong>von</strong> München nach Dresden<br />
gekommen. Das war für die damalige Berufsanfänger<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong> großer Schritt. Anfangs vermisste Benkendorff<br />
Rückkehrer nach Leipzig:<br />
Dr. Jochen Lux kam als<br />
Praktikant <strong>in</strong> die Bach-Stadt<br />
und f<strong>in</strong>g Feuer. Nach Leipzig<br />
kehrt er aber erst nach<br />
e<strong>in</strong>em Umweg über Berl<strong>in</strong><br />
zurück, als Quere<strong>in</strong>steiger <strong>in</strong>s<br />
Leipziger CMS-Büro.<br />
52 <strong>azur</strong> <strong>01</strong> 13 Karrieremagaz<strong>in</strong> für junge Juristen