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Die Mars Society Ballon Mission

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<strong>Die</strong> <strong>Mars</strong> <strong>Society</strong> <strong>Ballon</strong> <strong>Mission</strong><br />

Von:<br />

K. Pauly, Prof. M. Bosch, Prof. H. Schlingloff, Prof. H. Ruppe, Dr. M. Landgraf,<br />

R. Scheucher, F. Kalkum, H. Griebel, S. Knuth<br />

<strong>Mars</strong> <strong>Society</strong> Deutschland e. V.<br />

Und<br />

M. Hettmer, W. Porges<br />

<strong>Mars</strong> <strong>Society</strong> Österreich<br />

Grafiken z. T. von:<br />

H. Wierzchowski<br />

<strong>Mars</strong> <strong>Society</strong> Deutschland e. V.<br />

Animation und Rendering:<br />

C. Nussbaum<br />

<strong>Mars</strong> <strong>Society</strong> Deutschland e. V.<br />

1


Inhaltsverzeichnis<br />

Zusammenfassung: .....................................................................................................................3<br />

Einleitung: ..............................................................................................................................3<br />

Geschichte des <strong>Ballon</strong>s ...............................................................................................................4<br />

Annahmen und Designphilosophie:............................................................................................5<br />

Erfolgspotenzial: ....................................................................................................................5<br />

Mögliche <strong>Mission</strong>sziele: ........................................................................................................5<br />

Das <strong>Ballon</strong>system........................................................................................................................5<br />

Der <strong>Ballon</strong> ..............................................................................................................................5<br />

Voraussichtliche Flugbahn .....................................................................................................6<br />

<strong>Die</strong> Gondel .............................................................................................................................7<br />

Wissenschaftliche Nutzlast: ...................................................................................................8<br />

Datenübertragung...................................................................................................................8<br />

Energiehaushalt ......................................................................................................................9<br />

Forderung: .........................................................................................................................9<br />

Sendebetrieb ......................................................................................................................9<br />

Vorraussetzungen:..............................................................................................................9<br />

Massenabschätzung der Energieversorgung....................................................................10<br />

Konfiguration: .................................................................................................................11<br />

Allgemeines zur Optimierung der Ausrichtung der Solarzellen......................................11<br />

Kälteschutz der Gondel ........................................................................................................12<br />

Positionsbestimmung ...........................................................................................................12<br />

Mögliche Gefahren...............................................................................................................13<br />

Massenzunahme der <strong>Ballon</strong>hülle durch Massenablagerung............................................13<br />

Start und Flug zum <strong>Mars</strong>...........................................................................................................14<br />

Bei Mitstart mit BepiColombo:............................................................................................14<br />

Varianten:.........................................................................................................................14<br />

Startmasse........................................................................................................................15<br />

Mitstart mit einer kommerziellen GTO Nutzlast: ................................................................15<br />

Startmasse........................................................................................................................16<br />

Generelles zur Kickstage und der Lageregelung .................................................................17<br />

Letzte Flugphase: .................................................................................................................17<br />

Eintritt in die <strong>Mars</strong>atmosphäre:............................................................................................17<br />

Ablauf im einzelnen: ............................................................................................................18<br />

Weiteres Abbremsen:.......................................................................................................18<br />

Das Füllen des <strong>Ballon</strong>s ....................................................................................................18<br />

Massenbudget (in kg):...............................................................................................................19<br />

Gondel Masse.......................................................................................................................19<br />

<strong>Ballon</strong>masse .........................................................................................................................19<br />

Grunddaten des <strong>Ballon</strong>s:..................................................................................................19<br />

Standart:...........................................................................................................................19<br />

Daten.........................................................................................................................................20<br />

Kosten: ......................................................................................................................................20<br />

Zusammenfassung.....................................................................................................................21<br />

Referenzen: ...............................................................................................................................21<br />

Anlage 1:...................................................................................................................................22<br />

Anlage 2:...................................................................................................................................23<br />

2


<strong>Die</strong> <strong>Mars</strong> <strong>Society</strong> <strong>Ballon</strong> <strong>Mission</strong><br />

Zusammenfassung<br />

<strong>Die</strong> MSB <strong>Mission</strong> ist das Konzept einer<br />

kostengünstigen <strong>Mars</strong>-<strong>Ballon</strong>mission in<br />

der Größenordnung bis 300kg, dessen Ziel<br />

es ist, wissenschaftliche Erkenntnisse für<br />

die deutsche Planetologie zu gewinnen.<br />

Dabei haben wir uns auf das Konzept des<br />

Überdruckballon (superpressure balloon)<br />

beschränkt und hauptsächlich auf die Arbeiten<br />

des Jet Propulsion Laboratory’s<br />

(JPL) der NASA sowie der Franzosen zur<br />

ehemals geplanten <strong>Mars</strong> ’96 <strong>Mission</strong> gestützt.<br />

Praktische Versuche konnten für die<br />

Studie nicht gemacht werden, es wurde<br />

auf Datenmaterial aus den verschiedensten<br />

Quellen zurückgegriffen. Untersucht wurde<br />

einschließlich der Kosten alle Aspekte<br />

und erforderliche Technologien einer solche<br />

<strong>Mission</strong><br />

Einleitung:<br />

Der <strong>Mars</strong> ist ohne Zweifel der erdähnlichste<br />

Planet in unserem Sonnensystem. Dazu<br />

trägt die unwahrscheinliche Übereinstimmung<br />

zweier astrophysikalischer Größen<br />

bei: <strong>Die</strong> Neigung der Äquatorebene gegenüber<br />

der Bahnebene und die Rotationsdauer<br />

der Eigendrehung von ca. 24 h (24.6 h<br />

auf <strong>Mars</strong> ) für den <strong>Mars</strong> und die Erde. Es<br />

liegt also nahe, die Geologie des <strong>Mars</strong> durch<br />

Analogien mit den sehr viel zugänglicheren<br />

Prozessen auf der Erde zu verstehen. Wie<br />

sich herausgestellt hat, führt dies aber zu<br />

Fehlschlüssen.<br />

Ein glaubwürdiges Verständnis der Geologie<br />

des <strong>Mars</strong> ist also nur von in situ Messungen<br />

zu Erwarten. Es gibt bereits eine beeindruckende<br />

Datenmenge, die sowohl von<br />

Orbitern als auch von Landesonden gesammelt<br />

wurde.<br />

Wie vergangene <strong>Mission</strong>en gezeigt haben,<br />

weist die Kombination von Orbiter- und<br />

Landesondendaten eine Lücke auf. Orbiter<br />

können zwar eine globale Kartierung der<br />

Oberfläche im verschiedenen Wellenlängenbereichen<br />

durchführen und auch eine<br />

Übersicht der globalen geologischen Eigenschaften<br />

mit Hilfe von Radioexperimenten,<br />

Radar-, und Magnetfeldmessungen liefern,<br />

jedoch sind detaillierte mineralogische,<br />

mikroskopische und chemische Analysen<br />

nicht möglich. Genau diese Messungen<br />

werden von Landesonden und Rovern<br />

durchgeführt. Der Nachteil existierender<br />

Landesonden- und Rovertechnologie ist<br />

allerdings der Mangel an Mobilität. <strong>Die</strong><br />

Reichweiten liegen Größenordnungen unter<br />

planetaren Dimensionen, folglich bleiben die<br />

Analysen auf Punktmessungen beschränkt.<br />

Gerade in diesem Bereich zwischen globaler<br />

Übersicht und in situ Analyse sind aber<br />

vielversprechende geologische Ergebnisse<br />

zu erwarten.<br />

<strong>Die</strong> Verwendung von Überdruckballons<br />

ist schon mehrfach für geologische in situ<br />

Messungen auf <strong>Mars</strong> vorgeschlagen worden.<br />

Bisher war für diese innovative, aber robuste<br />

Technologie kein Platz in den konventionellen<br />

<strong>Mars</strong>programmen der Europäischen und<br />

Nordamerikanischen Raumfahrtagenturen.<br />

In jüngster Vergangenheit haben Meldungen<br />

von Wasser auf dem <strong>Mars</strong> mehrfach zu<br />

Schlagzeilen in vielen Teilen der Welt geführt.<br />

Spätestens zur Jahreswende 2003/2004 wird<br />

die Erforschung des Roten Planeten wieder<br />

in aller Munde sein.. <strong>Die</strong> japanische Nozomi-<br />

Sonde wird zu diesem Zeitpunkt am <strong>Mars</strong><br />

eintreffen – zeitlich zusammen mit <strong>Mars</strong><br />

Express, dem Beagle Lander sowie den zwei<br />

amerikanischen Athena-Rovern. Zu dieser<br />

Zeit wird also der Rote Planet beachtlich oft<br />

in der Presse vertreten sein; nie dagewesene<br />

Bilder werden das Interesse der Bevölkerung<br />

finden, mehr noch als es seinerzeit bei Pathfinder<br />

und Sojourner der Fall war – ohnehin<br />

schon das größte Internet-Ereignis aller<br />

Zeiten. Trotz des abzusehenden Publicityboosts<br />

existieren jedoch für die Zeit nach<br />

2003/4 weder innerhalb der ESA noch<br />

innerhalb des DLR konkrete Pläne in Sachen<br />

<strong>Mars</strong>.<br />

3


<strong>Die</strong> Franzosen (CNES) sind starke Befürworter<br />

einer <strong>Mars</strong> Sample Return <strong>Mission</strong> und<br />

haben dabei einen nicht zu unterschätzenden<br />

Einfluss auf die Planungen der NASA im<br />

Rahmen des <strong>Mars</strong> Surveyor Programms.<br />

Und während Großbritannien sich mit einem<br />

eigenem Lander und Italien sich mit einem<br />

eigenen Bohrexperiment in naher Zukunft in<br />

die Erforschung des <strong>Mars</strong> einbringen, ist der<br />

Beitrag Deutschlands (insbesondere für den<br />

Durchschnittsbürger) kaum wahrnehmbar.<br />

Deutschland würde dabei durchaus über das<br />

notwendige Know-how verfügen, wie die<br />

Beteiligung am IMP und am APX Experiment<br />

des <strong>Mars</strong> Pathfinder gezeigt hat.<br />

Auch die notwendigen finanziellen Mittel<br />

sind vorhanden. Das von der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft (DFG) jüngst<br />

gegründete Schwerpunktthema "<strong>Mars</strong> und die<br />

terrestrischen Planeten" 1 ist ein Anfang, doch<br />

auch ihm fehlt die Basis aktiver Forschung<br />

vor Ort.<br />

Es ist an der Zeit, dass Deutschland sich<br />

gebührend in die internationale <strong>Mars</strong>forschung<br />

einbringt. Dennoch fehlt ein<br />

schlüssiges Konzept, wie dies bewerkstelligt<br />

werden kann. Das vorliegende Memorandum<br />

beinhaltet die Beschreibung einer <strong>Mission</strong>,<br />

welche genau dies erreichen kann.<br />

Geschichte des <strong>Ballon</strong>s<br />

Der <strong>Ballon</strong> ist das älteste Luftfahrzeug, dass<br />

der Mensch kennt. Aufgrund seines einfachen<br />

Bauprinzips, des geringen Gewichts und<br />

seiner niedrigen Kosten eignet es sich<br />

auch heute noch hervorragend für wissenschaftliche<br />

Untersuchungen in der Erdatmosphäre.<br />

Für wissenschaftliche <strong>Ballon</strong>missionen<br />

werden im wesentlichen zwei verschiedene<br />

Typen eingesetzt: zero-pressure und superpressure<br />

(Überdruck) <strong>Ballon</strong>s. Zero-pressure<br />

<strong>Ballon</strong>s sind offen wodurch zu keinem<br />

Zeitpunkt ein Überdruck entsteht. Auftrieb<br />

erhält der <strong>Ballon</strong> durch das niedrigere<br />

Molekulargewicht des Füllgases und höheren<br />

Temperaturen im Inneren des <strong>Ballon</strong>s. Um<br />

die Flughöhe zu halten muss der <strong>Ballon</strong><br />

jedoch tagtäglich Ballast abwerfen, was die<br />

Lebensdauer eines solchen <strong>Ballon</strong>s stark<br />

einschränkt.<br />

Super-pressure <strong>Ballon</strong>s sind geschlossen<br />

und haben ein konstantes Volumen. Dadurch<br />

halten sie auch eine nahezu konstante<br />

Flughöhe. Den am Tag entstehenden<br />

Überdruck muss die <strong>Ballon</strong>haut aushalten.<br />

Zum Preis einer höheren <strong>Ballon</strong>hautmasse<br />

kann dabei eine deutlich höhere Lebensdauer<br />

erreicht werden.<br />

1985 konnten erfolgreich die sowjetischfranzösischen<br />

VEGA <strong>Ballon</strong>s in der Venus<br />

Atmosphäre abgesetzt werden. Kurze Zeit<br />

später begannen wiederum Frankreich und<br />

die Sowjetunion die Arbeit an einem <strong>Mars</strong>ballon.<br />

Wie die Vega <strong>Ballon</strong>s sollte es ein superpressure<br />

<strong>Ballon</strong> sein. Nachdem erhebliche<br />

Entwicklungsarbeit geleistet wurde musste<br />

das Projekt 1995 vor allem wegen finanzieller<br />

Schwierigkeiten Rußlands abgebrochen<br />

werden.<br />

1994 wurde die "<strong>Mars</strong> Aerial Platform"<br />

(MAP) als Projektvorschlag für eine Discovery<br />

<strong>Mission</strong> bei der NASA eingereicht. <strong>Die</strong>ser<br />

Vorschlag sah mehrere kleinere <strong>Ballon</strong>s mit<br />

einer Gondelmasse von je etwa 7kg vor.<br />

Das Jet Propulsion Laboratory der NASA<br />

untersuchte bis 1996 eine <strong>Mission</strong> 2 mit<br />

einem etwas größeren <strong>Ballon</strong>, Gondelmasse<br />

16 kg, im Rahmen der "<strong>Mars</strong> Aeobot/Balloon<br />

Study". Im Anschluss konzentrierte<br />

es seine Aufmerksamkeit mehr<br />

auf die technischen Vorraussetzungen einer<br />

solchen <strong>Mission</strong>: Ein funktionierendes<br />

System zum Aufblasen des <strong>Ballon</strong>s und<br />

geeignete <strong>Ballon</strong>hautmaterialien.<br />

1<br />

(http://www.dfg.de/foerder/schwerpunktprogramme/<br />

index.hmtl#3)<br />

2<br />

Cutts, et.al. “Role of <strong>Mars</strong> Aerial Platforms in Future<br />

Exploration in <strong>Mars</strong>”<br />

4


Durch diese Arbeiten ist eine <strong>Ballon</strong>mission<br />

auf <strong>Mars</strong> nun technisch weit näher gerückt als<br />

zur Zeit des MAP Vorschlags. Ein einzelner<br />

<strong>Ballon</strong> in der Größe des MAP, aber aufbauend<br />

auf den Arbeiten des JPL scheint uns die beste<br />

Möglichkeit zu sein, eine <strong>Ballon</strong>mission<br />

durchzuführen.<br />

Annahmen und Designphilosophie:<br />

Bei unseren Berechnungen sind wir von<br />

einer wissenschaftlichen Nutzlast von 2 kg<br />

ausgegangen, sowie einem max. zulässigen<br />

Startgewicht von 300 kg, für eine Mikromission<br />

die mit einem kommerziellen Satelliten<br />

oder einer wissenschaftlichen <strong>Mission</strong> wie<br />

BepiColombo mitstartet, um die Kosten<br />

für einen eigenen Launcher zu sparen. Das<br />

Eintrittsgewicht sollte unter 120kg liegen.<br />

<strong>Die</strong> Lebensdauer des <strong>Ballon</strong>s mindestens<br />

100 Tage betragen.<br />

Des weiteren nahmen wir eine Kostenobergrenze<br />

von 50 Mio. Euro als absolutes<br />

oberstes Limit für die <strong>Mission</strong> an. Wobei<br />

in den 50 Mio. Euro keinerlei Startkosten<br />

enthalten sind, sondern nur Entwicklungs-,<br />

Bau- und Operationskosten.Auch aus diesem<br />

Grunde ist die ganze <strong>Mission</strong> nach dem<br />

Motto: "Keep it as simple as possible" geplant<br />

worden. Dadurch steigen auch die Erfolgschancen<br />

einer solchen <strong>Mission</strong>. So haben<br />

wir eine Landungen gänzlich ausgeschlossen<br />

und ein Atmosphäreneintritt in der Nacht vermieden.<br />

Denn dies würde das ganze System<br />

komplizierter und teuerer machen.<br />

Des weiteren wurden Design- und Verfahrensprinzipien<br />

des Transcost Konzeptes<br />

sowie der Vorgehensweise in Skunk Works<br />

beachtet.<br />

Erfolgspotenzial:<br />

Hauptsächlich sollen zwei Ziele damit<br />

erreicht werden:<br />

Wichtige Wissenschaftliche Erkenntnisse,<br />

die für die Zukunft der <strong>Mars</strong>erforschung<br />

von entscheidender Wichtigkeit<br />

sind, gerade auch um die starke<br />

deutsche Planetologie nicht international<br />

zurückfallen zu lassen.<br />

Abzusehender PR Erfolg. Denn eine<br />

solche <strong>Mission</strong> wurde noch nie<br />

durchgeführt und würde spektakuläre<br />

Bilder vom ganzen <strong>Mars</strong> liefern. <strong>Die</strong>s<br />

würde die Sichtbarkeit der starken<br />

deutschen Planetologie verbessern.<br />

Mögliche <strong>Mission</strong>sziele:<br />

1. Suche nach Wasser (in flüssiger<br />

oder fester Form) im <strong>Mars</strong>boden bis<br />

zu 250 m Tiefe z.B. mit einem Ground<br />

Penetrating Radar.<br />

2. Übermittle ein Photo alle drei bis vier<br />

Min. (entspricht ca. 180 Photos pro<br />

Sol) für die gesamte Lebensdauer (100<br />

Sol) mit einer Auflösung von bis zu 0.2<br />

m aus einer Nominalflughöhe von 7 km<br />

über NN. <strong>Die</strong> Photos sind zum einen<br />

Nadirphotos für Kartierungszwecke<br />

und geologische Untersuchungen,<br />

zum anderen Look-Ahead Photos für<br />

Überblick und PR Zwecke.<br />

3. Neue Erkenntnisse über die <strong>Mars</strong>atmosphäre<br />

insbesondere durch Analyse<br />

der Bewegung des <strong>Ballon</strong>s und<br />

dadurch der Windgeschwindigkeit.<br />

4. Messungen mit hoher Genauigkeit, als<br />

dies aus einem <strong>Mars</strong>orbit möglich<br />

wäre. Z.B. mit einem Magnetometer.<br />

Das <strong>Ballon</strong>system<br />

Das <strong>Ballon</strong>system besteht aus einer Gondel<br />

in der die wissenschaftlichen Instrumente,<br />

Energieversorgung und Kommunikationseinrichtungen<br />

untergebracht sind und dem<br />

eigentlichen <strong>Ballon</strong>, der die Nutzlast trägt.<br />

<strong>Die</strong> Gondelmasse liegt bei etwa 8 kg, die<br />

wissenschaftliche Nutzlast bei 2 kg.<br />

Der <strong>Ballon</strong><br />

Der <strong>Ballon</strong> ist als super-pressure <strong>Ballon</strong><br />

konstruiert, ist also geschlossen. <strong>Die</strong> Wahl<br />

eines geeigneten Materials für die <strong>Ballon</strong>haut<br />

5


und die Wahl des Füllgases ist entscheidend<br />

für den Erfolg der <strong>Mission</strong>. Beide Größen<br />

bestimmen die Gesamtmasse der <strong>Mission</strong>.<br />

Als Füllgas stehen hauptsächlich Helium und<br />

Wasserstoff zur Wahl. Wegen des geringeren<br />

Molekulargewichts ziehen wir Wasserstoff<br />

vor. Verluste an Füllgas kann durch eine<br />

geeignete <strong>Ballon</strong>haut in ausreichendem Maße<br />

verhindert werden.<br />

Für die <strong>Ballon</strong>haut stehen im wesentlichen<br />

Mylar, Nylon 6 und Komposit-Materialien<br />

zur Verfügung. <strong>Die</strong> Flächendichte des<br />

Materials muss sehr gering sein und dennoch<br />

muss die Haut die Belastung beim Entfalten<br />

und Aufblasen und die Druckdifferenzen<br />

zwischen Innen- und Atmosphärendruck<br />

(zwischen 20 Pa (Nacht) und 240 Pa (Tag)<br />

) aushalten.<br />

Wir ziehen porenfreies, biaxiales Nylon-6<br />

mit einer Dicke von 12 µm vor. Es hat<br />

eine ähnliche Flächendichte wie die 6 µm<br />

Mylar Haut, die für den französischen <strong>Mars</strong><br />

96 <strong>Ballon</strong> vorgesehen war, ist dabei aber<br />

deutlich stärker. Winzen Technologies setzt<br />

Nylon-6 erfolgreich in erdgebundenen <strong>Ballon</strong>s<br />

ein. Nach Aussage von Winzen werden<br />

Leckverluste über Jahre hinweg gering genug<br />

zu sein, so dass der <strong>Ballon</strong>flug deswegen<br />

nicht beendet werden müsste. <strong>Die</strong> Lebensdauer<br />

des <strong>Ballon</strong>s wird also eher durch die<br />

Lebensdauer der Instrumente begrenzt 3 .<br />

Das JPL hat im Rahmen der Studien zum<br />

MARS 2001 AEROBOT 4 Komposit Materialien<br />

untersucht. Sie empfehlen dabei eine<br />

Materialzusammensetzung aus: 3,5 µm<br />

Mylar, Kevlar-Netz, 6 µm SF-372® PE.<br />

<strong>Die</strong> Flächendichte liegt hierbei etwas höher<br />

als bei 12 µm Nylon-6 (19,66 g/m^2 statt<br />

etwa 16 g/m^2). Das Material scheint eine<br />

geeignete Alternative darzustellen, auch wenn<br />

der <strong>Ballon</strong> dadurch schwerer würde. Andere<br />

Kompositmaterialien sollten ebenfalls in<br />

3<br />

Zubrin, et. al. “The <strong>Mars</strong> Aerial Platform <strong>Mission</strong>”,<br />

AIAA 93-4741<br />

4<br />

Nock, et. al. “<strong>Mars</strong> 2001 Aerobot/<strong>Ballon</strong> System<br />

Overview”, AIAA 97-1447<br />

Erwägung gezogen werden.Der <strong>Ballon</strong> hat<br />

eine sphärische Form. <strong>Die</strong> <strong>Ballon</strong>größe<br />

wird so gewählt, dass der <strong>Ballon</strong> in Höhe<br />

einer Atmosphärendichte von 0,008 kg/m^3<br />

schwebt. Daraus ergibt sich ein <strong>Ballon</strong>radius<br />

von 9,48 m (Volumen 3430m^3).<br />

Voraussichtliche Flugbahn<br />

Einmal ausgesetzt fliegt der <strong>Ballon</strong> in Höhen<br />

konstanter Luftdichte – bei 0,008 kg/m^3.<br />

<strong>Die</strong>s entspricht einer minimalen Flughöhe<br />

von etwa 5600 m über NN 5 . Tag-Nacht Variationen<br />

werden bei wenigen hundert Metern<br />

liegen 6 . <strong>Die</strong> Variationen durch verschiedene<br />

Jahreszeiten könnten mit bis zu 2000m nach<br />

oben deutlich höher ausfallen. In Abb. 1 sind<br />

alle Gebiete mit einer Höhe von über 7000m<br />

schwarz markiert – sie zeigt, dass die meisten<br />

Gebiete insbesondere auf der Nordhalbkugel<br />

gefahrlos überflogen werden können.<br />

Abbildung 1 Topographie des <strong>Mars</strong>, Erhebungen<br />

über 7000 m sind schwarz markiert<br />

Unter worst-case Bedingungen, also wenn<br />

der <strong>Ballon</strong> in einer Höhe von nur 5600 m<br />

fliegen sollte, ergeben sich mehr gefährliche<br />

Gebiete. In Abbildung 2 sind alle Gebiete<br />

über 5600m weiß eingefärbt. Dabei handelt<br />

es sich aber um die gleichen Gebiete die<br />

auch bei normaler Flughöhe gemieden<br />

werden müssen – das Tharsis Plateau und<br />

der Olympus Mons.<br />

5<br />

V.V.Kerzhanovivh et. al.; “MABVAP: One step<br />

closer to an aerobot mission to <strong>Mars</strong>”<br />

6<br />

Neck, Kerry T.; Smith, Steve; Gamvber Terry; “<strong>Mars</strong><br />

2001 Aerobot/Balloon System Overview”, 1997,<br />

AIAA 97-1447<br />

und<br />

Heun, Mathew K.; Cathey, Henry M. Jr.; Haeberle,<br />

Robert: “<strong>Mars</strong> Balloon Trajectory Model for <strong>Mars</strong><br />

Geoscience Aerobot Development”, AIAA 1997<br />

6


Abbildung 2 Simulation verschiedener Flugbahnen mit verschiedensten Aussetzpunkten<br />

In horizontaler Richtung folgt der <strong>Ballon</strong><br />

den Winden in Flughöhe. Bei einem Startpunkt<br />

auf der Nordhalbkugel können Jetstreams<br />

erwartet werden, die den <strong>Ballon</strong> mit<br />

Geschwindigkeiten zwischen 10 m/s und<br />

80 m/s um den Planeten treiben. Simulationen,<br />

die vom JPL durchgeführt wurden<br />

bestätigen dies. Dadurch sind während der<br />

veranschlagten Lebensdauer des <strong>Ballon</strong>s (100<br />

Sol) einige komplette Planetenumrundungen<br />

zu erwarten. Nach Simulationen des JPL 7<br />

und von uns (Abbildung 2) können etwa zehn<br />

Planetenumrundungen erwartet werden.<br />

nördlich. Eine geringe Wahrscheinlichkeit,<br />

dass es zu einer Kollision kommt, kann<br />

jedoch nicht vermieden werden.<br />

Wir erwarten, dass die Jetststreams stabil<br />

sind und der <strong>Ballon</strong> während eines großen<br />

Teils seiner Lebensdauer in einem Bereich<br />

zwischen dem 40. und 60. Breitengrad<br />

verbleibt wenn er dort ausgesetzt wird.<br />

Flughindernisse sind im wesentlichen der<br />

Tharsis Rücken mit seinen hohen Vulkanen<br />

und der Olympus Mons. Wird der <strong>Ballon</strong><br />

nördlich des 40. Breitengrades ausgesetzt,<br />

dann umfliegt der <strong>Ballon</strong> diese Hindernisse<br />

aufgrund der Jetstreams voraussichtlich<br />

7<br />

Neck, Kerry T.; Smith, Steve; Gamvber Terry; “<strong>Mars</strong><br />

2001 Aerobot/Balloon System Overview”, 1997,<br />

AIAA 97-1447<br />

und<br />

Heun, Mathew K.; Cathey, Henry M. Jr.; Haeberle,<br />

Robert: “<strong>Mars</strong> Balloon Trajectory Model for <strong>Mars</strong><br />

Geoscience Aerobot Development”, AIAA 1997<br />

<strong>Die</strong> Gondel<br />

<strong>Die</strong> Gondel bietet insgesamt etwa 37 L<br />

Raum für die wissenschaftliche Nutzlast,<br />

und übernimmt die Datenverarbeitung und<br />

Energieversorgung sowie die thermische<br />

Regulation.<br />

7


<strong>Die</strong> Konstruktion der Gondel ist an das<br />

Design des Sojourner Rovers der Pathfinder<br />

Sonde und der <strong>Mars</strong> Express landeeinheit<br />

Beagle 2 angelehnt. Eine Struktur in Leichtbauweise<br />

enthält eine thermisch gut isolierte<br />

"Elektronikbox", die die erweiterten Umgebungsanforderungen<br />

für die Elektronik<br />

erfüllt.<br />

Wissenschaftliche Nutzlast:<br />

Vorstellbar sind eine Unzahl von wissenschaftlichen<br />

Nutzlasten. Wir würden u.a.<br />

vorschlagen:<br />

Magnetometer<br />

Kamera<br />

Infrarot-Kamera<br />

Atmosphärische Messinstrumente<br />

Partikelzähler<br />

Wir wollen hier nur auf die Mitnahme einer<br />

hochauflösenden Kamera und die daraus<br />

entstehenden Chancen eingehen.<br />

Im Verlaufe eines <strong>Mars</strong>tages (= bei Sonneneinstrahlung)<br />

können z. B. alle sechs<br />

bis sieben min zwei Photos geschossen<br />

werden. Das eine mit einer hochauflösenden<br />

CKD-Schwarzweiskamera (High Resolution<br />

Camera HRC) mit einer Auflösung von 0.2<br />

m per Pixel in der nominalen Flughöhe<br />

von 7 km über NN. Mit einem 1024 x 1024<br />

Pixelfeld ergibt sich daraus ein Sichtbereich<br />

von 204 m Seitenlänge. Das andere Photo<br />

wird mit einer Farbweitwinkelkamera (Wide<br />

Angle Color Camera WACC) mit mittlerer<br />

Auflösung genommen. Mittels eines Spiegels<br />

kann diese Kamera Photos sowohl senkrecht<br />

nach unten (-90º zur Horizontalen, Nadir)<br />

als auch schräg nach unten (bis zu -20º<br />

zur Horizontalen) nehmen. <strong>Die</strong>s ergibt<br />

für Nadiraufnahmen bei einer nominalen<br />

Auflösung von 10 m pro Pixel einen Sichtbereich<br />

von 10.2 km Seitenlänge. In diesem<br />

Falle (Nadiraufnahme) sind die Weitwinkelkamera<br />

sowie die hochauflösende Kamera<br />

ausgerichtet, so dass das Zoombild in der<br />

Mitte des Weitwinkelfarbbildes liegt. Letzteres<br />

kann dazu dienen, das untersuchte<br />

Gebiet genau auf den Karten des <strong>Mars</strong> Global<br />

Surveyors zu lokalisieren (siehe dazu auch<br />

den Abschnitt über Positionsbestimmung).<br />

Im 15 Min. Takt nimmt das Radar Messungen<br />

durch. <strong>Die</strong>se dienen zum einen zur Bestimmung<br />

der aktuellen Höhe über Grund, zum<br />

anderen zur Auffindung von evtl. vorhandenem<br />

Untergrundwasser(eis) (Ground Penetrating<br />

Radar GPR).<br />

Trotz des vergleichsweise geringen Umfangs<br />

und Kostenrahmen der <strong>Mission</strong> ist die zu<br />

erwartende wissenschaftliche Ausbeute<br />

enorm: 180 Bildern pro Tag und insgesamt<br />

18000 Bildern innerhalb der angestrebten<br />

Lebensdauer von hundert Tagen. <strong>Die</strong> Hälfte<br />

davon sind hochauflösende Photographien<br />

mit einer siebenfach höheren Genauigkeit<br />

als sie die hochauflösende Kamera des <strong>Mars</strong><br />

Global Surveyor liefert. <strong>Die</strong> Ortung der<br />

<strong>Ballon</strong>e wird zum besseren Verständnis der<br />

globalen Atmosphärenzirkulation beitragen.<br />

Datenübertragung<br />

Zur Kommunikation mit der Erde dient<br />

einer der Orbiter in der <strong>Mars</strong>umlaufbahn als<br />

Relaystation. Zur Zeit befindet sich <strong>Mars</strong><br />

Globals Surveyor im <strong>Mars</strong>orbit. 2001 wird<br />

der Orbiter "2001 <strong>Mars</strong> Odyssey" der NASA<br />

zum <strong>Mars</strong> fliegen. 2003 folgt die Sonde<br />

<strong>Mars</strong> Express der ESA. Und 2005 wieder<br />

ein Orbiter der NASA. 2007 wird ein<br />

Telekommunikationssatellit der italienischen<br />

Raumfahrtagentur ASI folgen. Für 2009<br />

sind weitere <strong>Mission</strong>en geplant Es ist also<br />

zu erwarten, dass zu jedem Starttermin<br />

mindestens ein Orbiter bereitsteht.<br />

<strong>Die</strong> Datenübertragung findet im UHF Bereich<br />

(401 MHz) statt. Bei einer Sendeleistung von<br />

5W kann eine Datenübertragungsrate von<br />

128kbs erreicht werden. Damit können pro<br />

Sol durchschnittlich etwa 20Mbyte Daten<br />

übertragen werden 8 .<br />

8<br />

William D. Home, Rolf Hastrup, Robert Cesarone;<br />

“Telecommunications for <strong>Mars</strong> Rovers and Robotic<br />

<strong>Mission</strong>s”<br />

8


90% der Daten werden als Bilddaten angenommen,<br />

so dass bei einer Datenkompression<br />

um den Faktor zehn und einer<br />

Bildgröße von 1024 x 1024 Pixel etwa 180<br />

Bilder/Sol erwartet werden können. <strong>Die</strong> pro<br />

Sol übertragene Datenmenge hängt jedoch<br />

von der verfügbaren Energie, dem Aufenthaltsort<br />

des <strong>Ballon</strong>s sowie dem Orbit<br />

und dem Sendeprotokoll des verwendeten<br />

Orbiters ab.<br />

Energiehaushalt<br />

Forderung:<br />

Um die Anforderungen an die Energieversorgung<br />

zu finden, ist es notwendig zwischen<br />

Tages- und Nachteinsatz zu unterscheiden,<br />

da die Energieversorgung durch Solarzellen<br />

und einen Akku erfolgt. Wir nehmen an,<br />

dass pro Sol 10 h Tageslicht zur Verfügung<br />

stehen. Sollte das einfallende, tatsächliche<br />

Sonnenlicht zeitweise geringer ausfallen,<br />

so kann dies durch verringerten Einsatz<br />

der Kamera, des Computer und des Radars<br />

überbrückt werden.<br />

Der Energiebedarf des Kommunikationssystems<br />

beträgt für 20 Mbyte Daten und<br />

einer Eingasleistung von 18 W des Senders<br />

etwa 6.4 Wh/Sol.<br />

Energiebedarf bei Nacht<br />

Datenübertragung<br />

4,4 Wh/sol<br />

Radar<br />

5 Wh/sol<br />

Computer<br />

7.9 Wh/sol<br />

Navigationssensoren 0,75 Wh/sol<br />

sonstige Systeme<br />

4 Wh/sol<br />

Gesamtbedarf<br />

22,1 Wh/sol<br />

Akkukapazität (mit 20% Margin) 26,5 Wh<br />

Energiebedarf bei Tageslicht<br />

Datenübertragung<br />

2,2 Wh/sol<br />

Radar<br />

3 Wh/sol<br />

Kameras<br />

10 Wh/sol<br />

Computer<br />

8,6 Wh/sol<br />

Laden des Akkus<br />

21,1 Wh/sol<br />

Navigationssensoren<br />

2 Wh/sol<br />

sonstige Systeme<br />

2 Wh/sol<br />

Gesamtbedarf<br />

49,9 Wh/sol<br />

Gesamtbedarf mit 20% Margin 59,8 Wh/sol<br />

Wir brauchen also Solarzellen-Flächen mit<br />

einer Leistungsabgabe von 6W für den<br />

Dauerbetrieb.<br />

Sendebetrieb<br />

Da die Sende-Leistung von 5 W bei Tage<br />

zur Gänze von den Solarzellen bereitgestellt<br />

wird, kann der Sender alleine solargestützt<br />

arbeiten, d.h. er kann über einen Regler-IC<br />

direkt von den Solarzellen versorgt werden.<br />

<strong>Die</strong> anderen Verbraucher können dabei<br />

unabhängig alleine vom Akku versorgt<br />

werden. Für eine temporäre Spitzenleistung<br />

von 18 W über 15 min. hinweg muss der<br />

Akku also nur 13 W bereitstellen, was<br />

einer Kapazität von 3,25 Wh, aufgerundet<br />

also 4 Wh entspricht. Nimmt man an, von<br />

mindestens 6 W Solarzellen-Leistung seien<br />

nur 2 W zum Laden des Akkus verfügbar, ist<br />

dann die temporäre Spitzenleistung etwa alle<br />

2 h möglich. Mit einer geringen Anpassung<br />

des Ladestromes kann die Spitzenleistung<br />

also für die Tageslicht-Kontakte mit einem<br />

äquatorialen Orbiter verfügbar sein.<br />

Der Ladestrom für den Akku selbst kann bei<br />

der geringen Leistungsaufnahme ebenfalls<br />

alleine durch einen Regel-IC stabilisiert werden,<br />

was den Wegfall von DC/DC-Wandlern<br />

ermöglicht und damit die Einhaltung des<br />

Massenbudgets unterstützt. Alle Verbraucher<br />

mit Ausnahme des Senders werden alleine<br />

vom Akku versorgt, wobei der Akku-<br />

Ausgang ebenfalls IC-stabilisiert ist. Für<br />

jeden Regel-IC sind Kondensatoren zur<br />

Unterdrückung der vom Regler erzeugten<br />

Brummfrequenz vorzusehen. Da eine<br />

Kapazität von 0,47 pF ausreichen dürften,<br />

kann man die Masse einer Regler-Einheit<br />

mit etwa 10 g annehmen.<br />

Vorraussetzungen:<br />

Energie-Quellen mit Instrumententräger<br />

befinden sich in einer Gondel unterhalb des<br />

<strong>Ballon</strong>s. Somit ist keine Vorzugsrichtung der<br />

Solarzellen zur Sonne abzusehen, weshalb die<br />

Kollektorfläche horizontal isotrop angelegt<br />

sein muss. Dadurch kann zu jedem Zeitpunkt<br />

nur die Hälfte der Gesamtfläche sonnenzu-<br />

9


gewandt sein. dies führt dazu, dass wegen<br />

einem mittleren Winkel von 45 Grad nur<br />

70,7 % (cos 45) des Leistungspotentials<br />

genutzt werden können.<br />

Der vertikale Winkel kann bei nicht nachgeführten<br />

Flächen maximal zweimal am<br />

Tag ideal sein. Dadurch sind während eines<br />

Sonnendurchganges bei einem maximalen<br />

Einfallswinkel von 45° auch nur 70,7 %<br />

(cos45) [av] des verbleibenden Potentials<br />

nutzbar.<br />

Um eine Nettoleistung von 6W zu erhalten<br />

sind somit als Bruttoleistung von 24W<br />

notwendig.<br />

Somit ist bei einer Intensität des Sonnenlichts<br />

von 100 W/m 2 (eine sehr pessimistische<br />

Annahme) eine Gesamtfläche<br />

von 0,24 m 2 Solarzellenfläche notwendig.<br />

Bei Verwendung eines Kegelstumpfes als<br />

tragende Fläche für die Solarzellen ergibt sich<br />

die Möglichkeit dem Winkel zur Horizontalen<br />

frei zu wählen. In obiger Rechnung wurde<br />

er daher als 45° angenommen.<br />

D.h., das Sonnenlicht fällt bereits am Morgen<br />

mit 45 Grad auf die Zellen. Zur Halbzeit<br />

zwischen Morgen und Mittag, bzw. Mittag<br />

und Abend kann mit einer nahezu senkrechten<br />

Einstrahlung gerechnet werden, während mittags<br />

wieder nur 45 Grad anliegen. Man sollte<br />

nicht von einer senkrechten Einstrahlung<br />

zu Mittag ausgehen, da der Verbraucher<br />

auch in einer hohen geographischen Breite<br />

arbeiten muss.<br />

Im worst-case, bei einer geographischen<br />

Breite von 60° Breite Nord im Nordwinter<br />

würde die Sonne nie höher als 6° über der<br />

Horizontalen stehen. In diesem Fall würde<br />

man den Kegelstumpf steiler wählen. <strong>Die</strong>se<br />

Entscheidung muss jedoch, da die Solarzellen<br />

nicht auf beweglichen Trägern montiert<br />

werden, bereits vor dem Start der Sonde<br />

getroffen werden.<br />

<strong>Die</strong> Optimierung der Solarzellenfläche auf<br />

einen Tagesmittelwert von einem mittleren<br />

Einstrahlwinkel von 22,5° welcher bei<br />

Anpassung auf einen vorgegebene Breite und<br />

Jahreszeit aber tatsächlich erreichbar ist und<br />

in jedem Breitengrad zu unterschiedlicher<br />

Tageszeit eintritt, erlaubt den Einsatz in<br />

der zuvor beschriebenen Form mindestens<br />

einmal täglich mit einem zeitweiligen Leistungsmaximum.<br />

<strong>Die</strong>se Möglichkeit ist aber in höheren Breiten<br />

erst einige Zeit nach Sonnenaufgang gegeben,<br />

während sie in niedrigeren Breiten um die<br />

Mittagszeit nicht mehr gegeben ist, die<br />

Anzahl von Leistungsspitzen pro Tag ist<br />

daher auch vom jeweiligen Breitengrad<br />

abhängig.<br />

Im oben genannten worst-case Fall erhalten<br />

wir also eine sehr spitzen Kegelstumpf mit<br />

einer Neigung von nur 84°. Das verringert<br />

allerdings die Wahrscheinlichkeit, dass die<br />

Effektivität der Zellen durch Staubablagerung<br />

wesentlich eingeschränkt wird, kann diese<br />

Gefahr aber nicht eliminieren. <strong>Die</strong> Brutto<br />

Leistung würde bei etwa 19W liegen.<br />

Ein dauerhafter Einsatz höher als dem 60.<br />

Breitengrad ist jedoch nicht empfehlenswert<br />

und höher als 66° im Winter in der vorliegenden<br />

Konfiguration nicht möglich.<br />

Sollte der <strong>Ballon</strong> jedoch nur kurzfristig in<br />

solche Breiten vorstoßen kann die durch<br />

verringerten Energieeinsatz überbrückt<br />

werden.<br />

Massenabschätzung der<br />

Energieversorgung<br />

Für den Akku gehen wir von einer Masse<br />

von 20 g/Wh (wie bei LunarSat ) aus. Für<br />

den Akku mit einer Kapazität von 27Wh<br />

erhalten wir: 0,55 kg.<br />

Für GaAs/Ge-Zellen werden 2,5 g für eine<br />

40 x 40-Zelle angegeben, was 1,5625 kg/m²<br />

ergibt. Eine 40 x 20mm-Zelle hat demnach<br />

eine Masse von 2.29 g, eine 40 x 40-Zelle<br />

von 4,57 g. Bei einer Verdrahtungsmasse von<br />

0,58 g pro Zelle kommt man bei GaAs/Ge-<br />

Zellen Auf 2,14 kg/m², was für 19 W eine<br />

Masse von 0,41 kg mit Margin und 0,33 kg<br />

ohne Margin ergibt.<br />

10


Wir müssen bedenken, dass wir 38 Zellen<br />

in Serie schalten müssen, von denen aber<br />

immer nur 19 bestrahlt werden, um 16 V<br />

zu erhalten. Bei 0,19 m² ist die non-factory-<br />

Zellengröße also auf 0,5 cm² beschränkt. Das<br />

ergibt 22 g zuzüglich der reinen Zellenmasse.<br />

In der Summe hätten wir dann aufgerundet:<br />

0,55 kg Akku<br />

0,41 kg GaAs/Ge-Zellen<br />

0,05 kg V-Stabilisierung<br />

0,03 kg Zellen-Verdrahtung<br />

----------------------------------<br />

1,04 kg mit Margin<br />

0,83 kg ohne Margin<br />

Ungeklärt ist noch ob die thermischen Eigenschaften<br />

von GaAs/Ge Zellen einen<br />

Einsatz auf <strong>Mars</strong> zulassen. Ansonsten wären<br />

GaAs/GaAs Zellen vorzuziehen. Und wir<br />

kämen auf eine Masse von 0,55 kg für die<br />

Solarzellen.<br />

Konfiguration:<br />

Ein wesentlicheres Problem stellt die Frage<br />

dar, wie eine Serien-Schaltung zur Bereitstellung<br />

der geforderten Spannung hergestellt<br />

werden kann, wenn die Größe der Zellen<br />

nicht variabel ist. Wenn durch eine Zelle<br />

mehr Strom fließt, als sie selbst produziert,<br />

kann diese Zelle auf Dauer ausfallen, bzw.<br />

wirkt sie dann als Widerstand?<br />

Bei einem nicht homogen bestrahlten<br />

Kegelstumpf tritt diese Situation auf, wenn<br />

eine senkrechte Zellenreihe nicht zur Bereitstellung<br />

der geforderten Spannung ausreicht.<br />

Ansonsten ist die Masse einer Regelschaltung<br />

zu bedenken, sollte der zuvor vorgeschlagene<br />

Einsatz einzelner Regel-ICs nicht anwendbar<br />

sein. Andernfalls kann eine Platine auch<br />

0,1 kg oder mehr wiegen.<br />

Da die Möglichkeit einbezogen wurde<br />

nicht seriengefertigte Komponenten zu<br />

verwenden, nehmen wir an, sowohl der<br />

Akku, als auch die Größe der einzelnen<br />

Zellen werden den beschriebenen Bedürfnissen<br />

angepasst. Damit wäre die Frage der<br />

Konfiguration, vor allem der Serien-Schaltung<br />

der Zellen nicht mehr relevant. Gleiches<br />

gilt für die Frage der Spannungsregelung. Zu<br />

klären ist noch die Frage nach dem Verhalten<br />

der Zellen bei ungleichmäßigem Stromfluss<br />

in einzelnen seriell geschalteten Zellen, da<br />

alle 38 Zellen verschaltet werden müssen.<br />

Es ist nicht absehbar, welche Zellen gerade<br />

bestrahlt werden. Ebenso ist zu klären, bis<br />

zu welcher Zahl ausfallender Zellen, die<br />

Spannungsregelung noch funktioniert.<br />

Allgemeines zur Optimierung der<br />

Ausrichtung der Solarzellen<br />

In der allgemeinen Beschreibung zur Energieversorgung<br />

wurde vorgeschlagen, den Kegelstumpfwinkel<br />

von 6 Grad für den Einsatz<br />

am 60. Breitengrad zur Wintersonnenwende<br />

zu konfigurieren. Da dabei stets der Winkel<br />

zwischen dem einfallendem Sonnenlicht<br />

und der Normalen der Solarzellenfläche<br />

kleiner als 22,5 Grad ist. Da der Winkel<br />

zur Sonne maximal 6 Grad erreicht,<br />

ist die Nominalmission u.U. auch bei<br />

einer Tageslänge von weniger als 10 h<br />

durchführbar. Dadurch ist die <strong>Mission</strong> bis<br />

zum 21. Breitengrad zur Wintersonnenwende<br />

konfiguriert.<br />

Um ein beliebiges <strong>Mission</strong>sprofil nach den<br />

Möglichkeiten der elektrischen Versorgung<br />

definieren zu können, bzw. den Kegelstumpfwinkel<br />

bei gegebener Solarzellenfläche dem<br />

möglichen Einsatz zwischen verschiedenen<br />

Breiten zur jeweiligen Jahreszeit und Einsatzdauer<br />

anzupassen, hat einer der Autoren<br />

(Walter Porges) den folgenden Integral<br />

definiert:<br />

Berechnung zur mittleren Höhe des Sonnenstandes:<br />

Annahmen:<br />

1.) exakte Sphäre, d.h. Berge, Flughöhe,<br />

Äquatorialwulst etc. unberücksichtigt,<br />

2.) ohne Refraktion (Dämmerung),<br />

11


3.) gleichförmige Rotation entlang Äquator;<br />

ohne Berücksichtigung von Präzession und<br />

Nutation,<br />

4.) klassisch, euklidisch.<br />

E = Achsneigung (abhängig von Jahreszeit)<br />

Z = Zenit<br />

S = Sonne<br />

P = Pol<br />

h = Höhe (über Horizont)<br />

a = Stundenwinkel<br />

y = geographische Breite<br />

sich empfindliche Elektronik und die Batterie<br />

befindet - der Gondel in der Nacht warm<br />

zu halten (minimal –40°C). <strong>Die</strong> Datenverarbeitung<br />

und -übertragung der Bilder wird<br />

auch nachts durchgeführt werden. Ebenso<br />

der Betrieb des Radars. <strong>Die</strong>s wird die Gondel<br />

aufheizen und damit helfen die Elektronik<br />

zu schützen.<br />

Positionsbestimmung<br />

Der Computer der Gondel ist in der<br />

Lage selbstständig seine Position zu ermitteln.<br />

Dadurch können in wissenschaftlich<br />

besonders interessanten Gebieten in erhöhtem<br />

Maße Daten aufgenommen werden. <strong>Die</strong>s<br />

wäre wegen der großen Funkverzögerung<br />

bei Steuerung von der Erde nur schwer<br />

möglich.<br />

Für die Positionsbestimmung des MSB bieten<br />

sich eine Vielzahl von Möglichkeiten:<br />

y´ = (PI / 2) - y<br />

cos(h´) = sin(y) . sin(E) + cos(y) . cos(E).<br />

cos(a)<br />

Auf-/Untergang: h = 0<br />

a(Auf) = arccos[- tan(y) . tan(E)]<br />

tagsüber gilt: cos(h´) = sin(h)<br />

h = arcsin[sin(y) . sin(E) + cos(y) . cos(E).<br />

cos(a)]<br />

mittlere Sonnenhöhe:<br />

H = 1 / a(Auf) int{0|a(Auf)}[sin(y).sin(E) +<br />

cos(y).cos(E).cos(a)] d(a)<br />

Kälteschutz der Gondel<br />

<strong>Die</strong> Gondel kann, wie auch der Beagle Lander,<br />

bei Anwendung geeigneter Designkonzepte<br />

ohne Radioisotopen-Heizelemente (RHUs)<br />

auskommen 9 . <strong>Die</strong> Schmelzwärme von Wasser<br />

(etwa 500 g) wäre als Energiespeicher geeignet<br />

um einen gut isolierten Teil – in der<br />

9<br />

http://www.beagle2.com/technology/warm.htm<br />

1. Mit Hilfe eines Orbiters und einem<br />

Funkempfänger (vergl. Argos System).<br />

Daraus ergibt sich eine Genauigkeit von<br />

etwa 150 m. Solch ein System wurde<br />

z.B. auch im SARSAT verwendet. Das<br />

notwendige Funkgerät ist ein einfach<br />

und leicht, so werden mit Hilfe des<br />

Argos Systems auf der Erde die<br />

Flugbahnen von Vögeln beobachtet,<br />

die dazu kleine Sender umgeschnallt<br />

bekommen.<br />

2. Mit Accelerometern und Gyroskopen,<br />

Sonnen-, Phobos- und Sternen-Sensoren.<br />

Wir haben für ein Sonnen-, Phobos-<br />

und einen Sternensensor sowie für<br />

ein Accelerometer im Massenbudget<br />

etwa 500 gr. Masse reserviert. Sollte<br />

ein "Argos"-fähiger Orbiter zur Zeit<br />

der <strong>Mission</strong> im Orbit des <strong>Mars</strong> sein<br />

würden wir nur die Mitnahme eines einfachen<br />

Sonne, Phobos, Sternesensors<br />

empfehlen. Dann könnte die wissenschaftliche<br />

Nutzlast noch entsprechend<br />

steigen.<br />

Insgesamt existieren noch weitere Möglichkeiten<br />

zur Positionsbestimmung auf die wir<br />

hier nicht mehr eingehen.<br />

12


Mögliche Gefahren<br />

Massenzunahme der <strong>Ballon</strong>hülle<br />

durch Massenablagerung<br />

Da die Gesamtmasse des Systems im<br />

Verhältnis zu seinem Volumen begrenzt ist,<br />

sind atmosphärische Ablagerungen auf der<br />

<strong>Ballon</strong>hülle nur im begrenztem Umfang<br />

akzeptabel. Man kann dem Problem jedoch<br />

kausal begegnen.<br />

Grundsätzlich kann man folgende Möglichkeiten<br />

unterscheiden:<br />

Wasserdampfkondensation: Da die<br />

Atmosphäre des <strong>Mars</strong> Wasser nur in<br />

äußerst geringer Konzentration enthält,<br />

kann man dieses Problem vernachlässigen.<br />

Trockeneisablagerung: Im Gegensatz<br />

zum auf der Erde bekannten Problem<br />

der Taubildung kann dieses Phänomen<br />

in der <strong>Mars</strong>atmosphäre auftreten, wenn<br />

ein Körper sich unterhalb des Gefrierpunkts<br />

von Kohlendioxid abkühlt.<br />

<strong>Die</strong>sem Problem kann man begegnen,<br />

indem man versucht ein Auskühlen des<br />

im <strong>Ballon</strong> befindlichen Gasvolumens<br />

unterhalb des kritischen Wertes während<br />

der Nachtstunden zu verhindern.<br />

Das kann in einfacher Form geschehen<br />

indem die Oberseite des <strong>Ballon</strong>s mit<br />

einer IR-reflektierenden Schicht, z.B.<br />

Aluminium, der untere Teil mit einer<br />

IR-absorbierenden Schicht versehen<br />

wird. Dadurch kann die vom <strong>Mars</strong><br />

abgestrahlte IR-Strahlung das Füllgas<br />

erwärmen, ohne dass gleichzeitig zuviel<br />

Wärme in den Weltraum abgestrahlt<br />

wird. <strong>Die</strong>se Maßnahme ist nicht nur<br />

für das Trockeneisproblem relevant.<br />

Im <strong>Ballon</strong> muss für einen permanenten<br />

Tag-/Nachtbetrieb ein gewisser Mindestdruck<br />

und damit eine gewisse Mindesttemperatur<br />

herrschen. Mit der gleichen<br />

materialspezifischen Eigenschaft<br />

der <strong>Ballon</strong>hülle kann man also auch<br />

dem Trockeneisproblem begegnen.<br />

Staubablagerung durch elektrostatische<br />

Aufladung der <strong>Ballon</strong>hülle: Da die<br />

Dichte, Größe, Temperatur, Häufigkeit,<br />

etc. der in der Atmosphäre vorhandenen<br />

Staub- und Aerosol-Partikel nicht<br />

sehr genau bekannt ist, kann in<br />

der <strong>Mission</strong>svorbereitung dazu nicht<br />

viel vorweggenommen werden. Das<br />

Problem sollte jedoch berücksichtigt<br />

werden. Partikelablagerungen in<br />

missionsgefährdender Quantität sind an<br />

sich nur denkbar, wenn die <strong>Ballon</strong>hülle<br />

sich in Folge mechanischer Reibung<br />

mit jenen Partikeln elektrostatisch<br />

auflädt. <strong>Die</strong>sem Problem kann man<br />

in zweierlei Hinsicht entgegen treten.<br />

Einerseits sollte die Hülle neben den<br />

oben genannten Eigenschaften auch<br />

antistatisch sein. Andererseits ist dieses<br />

Problem in der irdischen Luftfahrt<br />

bereits lange bekannt, so dass man auf<br />

dort eingesetzte Präventivmaßnahmen<br />

zurückgreifen kann. Flugzeuge haben<br />

im Allgemeinen stabförmige Ausleger<br />

meist an den Enden von Trag- und<br />

Steuerflächen zur Ableitung elektrostatischer<br />

Aufladung. Nun bewegen sich<br />

Flugzeuge nicht mit der Luft, sondern<br />

durch die Luft und ziehen einen Schweif<br />

aufgeladener Luft hinter sich her.<br />

Ein <strong>Ballon</strong> hat dagegen die Möglichkeit<br />

sein Potential über die Gondel, die<br />

an einer langen Leine hängt, an die<br />

Atmosphäre abzugeben. Auch diese<br />

Maßnahme dient nicht nur zur Verhinderung<br />

des genannten Problems,<br />

auch die Elektronik sollte vor Beeinträchtigung<br />

durch elektrostatische Phänomene<br />

geschützt werden. Wie bereits<br />

erwähnt fliegt ein Flugzeug der durch<br />

die Ableitung der elektrostatischen Aufladung<br />

entstehenden Potentialwolke<br />

stets davon. Bei einem <strong>Ballon</strong> kann<br />

die Aufladung durch Reibung nur entstehen,<br />

wenn die umgebende Luft den<br />

Körper umströmt. <strong>Die</strong> Potentialwolke<br />

wird durch eben diese Luftströmung<br />

auch vom <strong>Ballon</strong> weggetragen, so dass<br />

der Fall einer den <strong>Ballon</strong> umgebenden<br />

stationären Potentialwolke nichtper-<br />

13


manent eintreten kann. Eine Aufladung<br />

durch UV-Strahlung, welche auch bei<br />

Windstille auftreten kann, sollte durch<br />

die antistatischen Eigenschaften der<br />

<strong>Ballon</strong>hülle verhindert werden.<br />

Wie wir sehen kann man dem Ablagerungsproblem<br />

kausal durch Maßnahmen<br />

begegnen, die vom <strong>Mission</strong>sprofil bereits<br />

grundsätzlich gefordert werden.<br />

Start und Flug zum <strong>Mars</strong><br />

Wir studieren mehrere Optionen für eine<br />

Startgelegenheit, um der <strong>Mission</strong> maximale<br />

Flexibilität zu verleihen. Typischerweise<br />

wird eine Mikromission mit Ariane 5 auf<br />

dem ASAP5 Adapter in einen geosynchronen<br />

Transferorbit (GTO) gebracht. Um die<br />

Raumsonde auf eine klassische Oppositionstransferbahn<br />

zum <strong>Mars</strong> mit einer asymptotischen<br />

Geschwindigkeit von 3 km/s<br />

zu bringen, muss ein Perigäumsmanöver<br />

von 1169 m/s durchgeführt werden. <strong>Die</strong>se<br />

Geschwindigkeitsänderung kann durch einen<br />

sog. Weak Stability Boundary (WSB) transfer<br />

mit anschließendem Mondvorbeiflug auf<br />

800 m/s reduziert werden. <strong>Die</strong>ses Verfahren<br />

wurde bei der Japanischen Nozomi <strong>Mission</strong><br />

demonstriert. Es muss allerdings gesagt<br />

werden, dass WSB transfers in operationeller<br />

Hinsicht sehr kostspielig sind, sodass sich<br />

kaum eine Ersparnis im Gesamtbudget ergibt.<br />

Im Falle eines Mitflugs auf Ariane 5 zum<br />

GTO muss eine sog. Kick-stage mitgeführt<br />

werden, die das Perigäumsmanöver ausführt.<br />

Eine weitere Option ist der Start vom niedrigen<br />

Erdorbit (200 km Höhe) mit einer kommerziellen<br />

Oberstufe (z.B. Sozuz/Fregat).<br />

Ein solcher Start wurde von der Cluster-II<br />

<strong>Mission</strong> geflogen und wird 2003 von ESA´s<br />

<strong>Mars</strong> Express für Transferbahnen zum <strong>Mars</strong><br />

demonstriert werden. Von einem 200 km<br />

hohen, zirkularen Orbit aus muss die Bahngeschwindigkeit<br />

um 1901 m/s erhöht werden,<br />

um auf eine <strong>Mars</strong>transferbahn zu gelangen.<br />

BepiColombo, die voraussichtlich 2010<br />

zum Merkur aufbricht. BepiColombo wird<br />

wahrscheinlich von Suyuz/Fregat gestartet,<br />

mit einem möglichen Ariane 5 Start als<br />

Reserve. Eine Mitfluggelegenheit ergibt sich<br />

nur für Ariane 5. <strong>Die</strong> MSB Sonde müsste<br />

dann zuerst mit BepiColombo Richtung<br />

Venus fliegen, um dann durch Venus- und<br />

Erdvorbeiflüge zum <strong>Mars</strong> zu gelangen. Bei<br />

der Berechnung einer solchen Bahn ist zu<br />

bedenken, dass die Ankunftsgeschwindigkeit<br />

möglichst gering gehalten werden muss, die<br />

Flugzeit jedoch nicht zu lang werden darf.<br />

Bei Mitstart mit BepiColombo:<br />

Wenn wir von BepiColombo ausgehen gibt<br />

es mehrere Optionen:<br />

Nach einem Swingby an der Venus direkt<br />

zum <strong>Mars</strong> führt zu einer Ankunftsgeschwindigkeit<br />

von 7.2 km/s. <strong>Die</strong> nächsten<br />

Alternativen (2 x Venus oder 1 x Venus + 1 x<br />

Erde) führen zu 5,9 km/s - Flugzeit 2,3 Jahre.<br />

Schließlich der dreifache Swingby (einer ist<br />

ja obligatorisch) führt zu 3,8 km/s und einer<br />

Flugzeit von 4 Jahren. Dabei wird keine<br />

besondere Raketenstufe benötigt, da wir "no<br />

deterministic post launch Dv" brauchen. Wir<br />

bräuchten nur die stochastischen Flugbahnstörungen<br />

aus zu manövrieren. <strong>Die</strong> Manöver<br />

sind jeweils eine Woche vor und eine Woche<br />

nach dem Swingby (bzw. Start) durchzuführen<br />

(je Manöver werden 0 bis 25 m/s<br />

benötigt).<br />

Varianten:<br />

<strong>Die</strong> E-V-M Variante ist nur der Vollständigkeit<br />

halber aufgeführt. <strong>Die</strong> Ankunftsgeschwindigkeit<br />

übersteigt die Möglichkeiten<br />

des Hitzeschutzschildes für direct-entry.<br />

Wir möchten zeigen, dass MSB <strong>Mission</strong> auch<br />

exotischere Mitfluggelegenheiten nutzen<br />

kann. Dazu betrachten wir die ESA mission<br />

14


Mikrolavaldüsen. Da der Geschwindigkeitsbedarf<br />

relativ gering ist, waehlen wir<br />

monergolen Treibstoff (z.B. Aerozin). Also<br />

haben wir nur einen Treibstofftank und einen<br />

Druckgastank. <strong>Die</strong> Solarzellen sollen auf<br />

zwei Kegelstümpfen angeordnet werden:<br />

einer zwischen den beiden Tanks, einer<br />

am andern Ende, in dessen Hohlraum die<br />

Batterien und Steuerelektronik sitzen soll.<br />

Fixe Massen:<br />

------------<br />

1 kg Haupttriebwerk inkl. starrer<br />

Aufhängung und Zuleitungen<br />

1 kg Manövertriebwerke inkl. starrer<br />

Aufhängung und Zuleitungen<br />

1 kg Solarzellen, Struktur darunter<br />

und Verkabelung<br />

0,5 kg Batterien, Bordcomputer und<br />

Verkabelung<br />

0,5 kg komplette (restliche) Struktur<br />

Geschwindigkeitsbedarf: v = 50 m/s pro Jahr<br />

x 4 Jahre = 200 m/s<br />

Bei einer Margin von 20% für die Transfereinheit<br />

ergibt das ein gesamtes Startgewicht<br />

von etwa 140 Kg.<br />

Abbildung 4 <strong>Die</strong> EVVEM Variante ist aus bahnmechanischen<br />

Gründen eine sehr interesante Variante,<br />

aber sie führt zu einer zu langen Flugzeit.<br />

Insgesamt wäre die EVVM Variante die in der<br />

Praxis günstigste Bahn. Denn einerseits ist<br />

die Flugzeit mit gut 2 Jahren akzeptabel, auf<br />

der anderen Seite ist die Ankunftsgeschwindigkeit<br />

niedrig genug für direct-entry. Sollte<br />

der <strong>Mars</strong> <strong>Society</strong> <strong>Ballon</strong> mit BepiColombo<br />

auf einer Ariane 5 gestartet werden, empfehlen<br />

wir diese Variante. Dabei wir keine Kickstage<br />

benötigt, das Startgewicht liegt also<br />

max. 20% über dem Eintrittsgewicht des<br />

<strong>Ballon</strong>s in die <strong>Mars</strong>atmosphäre.<br />

Startmasse<br />

Hier ist kein Haupttriebwerk notwendig,<br />

wir haben nur die 4 x 4 Manövertriebwerke<br />

(Anordnung wieder wie bei Apollo) mit<br />

Hierbei wäre nicht so auf Leichtbau zu<br />

achten, damit würde die Transferstufe billiger<br />

werden.<br />

Mitstart mit einer kommerziellen<br />

GTO Nutzlast:<br />

Hierbei wird ein Drei-Impuls-Manöver in der<br />

Erdumlaufbahn durchgeführt. Wir bräuchten<br />

hier also eine Kick-Stufe, die insgesamt max.<br />

800 m/s aufbringen müsste. <strong>Die</strong> verwendeten<br />

Treibstoffe wären Monomethylhydrazin<br />

(MMH) und Stickstoff-Tetroxid (N2O4), die<br />

bei Berührung zünden (sie sind hypergol). Ein<br />

400 N Triebwerk wäre völlig ausreichend.<br />

Prof. Schlingloff rechnet damit, dass der<br />

MSB bei Dv = 2,2 km/s mit der doppelten<br />

Masse als Startmasse auskommt.<br />

15


Bepi Colombo (10.8.2010) Mitflug:<br />

Venus Swingby (Ankunft <strong>Mars</strong><br />

10.8.2011)<br />

Venus Venus Earth Swingby<br />

(Ankunft <strong>Mars</strong> 2.8.2014)<br />

Alternativen:<br />

Ariane 5 ASAP Piggyback (z.B.<br />

2007, 2009, 2011)<br />

GTO Hohmann Transfer<br />

GTO Weak Stability Boundary<br />

Trajectory<br />

potentielle <strong>Mars</strong>mitfluggelegenheiten (à la<br />

Beagle 2):<br />

<strong>Mars</strong> Express 2 (2005) oder<br />

ASI Telemars Orbiter (2007) oder<br />

CNES Orbiter Aerocapture /<br />

Netlanders (2007) oder<br />

NASA Smart Landers (2007) oder<br />

weiteren <strong>Mission</strong>en.<br />

Wir wollen hiermit zeigen, dass wir neben<br />

einer "Bepi-EVVM" auch eine "Banana-GTO<br />

-> Typ I/II", eine "Banana-GTO ->WSB-<br />

Bahn" und eine "<strong>Mars</strong>huckepack-<strong>Mission</strong>"<br />

fliegen können (a la Beagle, z.B. mit dem<br />

ASI Orbiter oder der CNES Aerocapture<br />

<strong>Mission</strong> oder den Netlanders oder den Smart<br />

Landers oder weiteren <strong>Mission</strong>en).<br />

Startmasse<br />

Für den Transfer von GTO zum <strong>Mars</strong> stelle<br />

man sich die Triebwerke des Apollo-CM vor<br />

(Haupttriebwerk + 4 x 4 Manövertriebwerke<br />

mit Mikrolavaldüsen). <strong>Die</strong> Raketenstufe hat<br />

aber keine zylindrischen Wände, sondern<br />

besteht aus drei Kugeltanks (von oben nach<br />

unten: Druckgas + Oxydator + Brennstoff).<br />

Verbunden ist Alles nur durch sehr leichte<br />

Gestänge. Zwischen dem kleinen Oxydatorund<br />

großen Brennstoff-Tank stelle ich mir<br />

einen hauchdünnen Kegelstumpfmantel<br />

vor, auf dem die Solarzellen sitzen. Im<br />

Inneren, sind dann die Batterien und der<br />

Bordcomputer.<br />

Fixe Massen:<br />

------------<br />

1 kg Haupttriebwerk inkl. starrer<br />

Aufhängung und Zuleitungen<br />

1 kg Manövertriebwerke inkl. starrer<br />

Aufhängung und Zuleitungen<br />

1 kg Solarzellen, Struktur darunter<br />

und Verkabelung<br />

0,5 kg Batterien, Bordcomputer und<br />

Verkabelung<br />

0,5 kg komplette (restliche) Struktur<br />

<strong>Die</strong> Tankmassen wurden nicht überprüft,<br />

sondern es wurde nach plausiblen Zahlen<br />

gesucht. Folgendes Verfahren wurde angewendet:<br />

Geschwindigkeitsbedarf v = 800 m/s (für<br />

Einschuss) + 80 m/s (für Manöver) = 1000<br />

m/s (incl. Sicherheitsmargin).<br />

Massenverhältnis R = m_0 / m_e = exp ( v /<br />

c ); m_0 = m_pr + m_e<br />

m_0 ... Startmasse, m_e ... Trockenmasse,<br />

m_pr ... Treibstoffmasse,<br />

c ... Ausströmgeschwindigkeit im Vakuum<br />

Abbildung 5 Ab GTO und LEO existieren Standardbahnen.<br />

16


Aufgrund der extrem geringen Masse, die die<br />

leere Stufe haben soll (ca. 12 kg), halten wir<br />

Turbopumpen für ausgeschlossen.<br />

Wir nehmen deshalb Druckgasförderung an.<br />

Damit haben wir aber das Problem, dass der<br />

Brennkammerdruck bei etwa 25 bis 30 bar<br />

sein Optimum erreicht, weil sonst die Tanks<br />

zu schwer werden. Das bedeutet aber, dass c<br />

wohl maximal 2800 m/s erreicht.<br />

Also ergibt sich m_0 = 220 kg => m_e =<br />

122,14 kg was realistisch erscheint. Wir<br />

müssen also mit einer Startmasse unseres<br />

Gerätes von etwa 220 kg ausgehen. Plus einer<br />

Margin von 20% auf die Transferstufe ergibt<br />

sich eine Startmasse von 240 Kg. <strong>Die</strong>se wird<br />

mit Sicherheit nicht überschritten.<br />

Generelles zur Kickstage und der<br />

Lageregelung<br />

Generell sind verschiedene Varianten für<br />

die entsprechende Kickstage sowie die<br />

Lageregelungsvarianten denkbar. Für die<br />

Lageregelung ist auch Blowdown denkbar,<br />

sprich der Nominal-Treibstofftankdruck wird<br />

zum <strong>Mission</strong>sende hin unterschritten. Isp<br />

sinkt zwar dadurch etwas, dafür verschwendet<br />

man aber auch nicht soviel Druckgas durch<br />

Residuals.<br />

<strong>Die</strong> Alternative zu MMH/NTO ist natürlich<br />

immer ein elektrischer Antrieb bzw. Monoprop<br />

(die Grenze zw. denen beiden ist zunehmend<br />

fließend) 10 ,<br />

dafür müssten allerdings Low-Thrust-Bahnen<br />

gerechnet werden. Monoprop wird<br />

wahrscheinlich etwas schwerer, aber unter<br />

Umständen beträchtlich simpler und billiger.<br />

Von der Startmasse her wäre dafür allerdings<br />

noch Raum vorhanden.<br />

Letzte Flugphase:<br />

Nach dem Transfer trennt sich der Wiedereintrittskörper<br />

von der Transferstufe und<br />

beginnt den direkten Abstieg zum <strong>Mars</strong>.<br />

<strong>Die</strong> Genauigkeitsanforderungen für den<br />

10<br />

vergl. http://www.irs.uni-stuttgart.de/research/<br />

d_el_prob.html<br />

Eintrittskorridor sind dabei im Vergleich zu<br />

Landermissionen vergleichsweise harmlos.<br />

Eintritt in die <strong>Mars</strong>atmosphäre:<br />

Abbildung 6 Nachdem der Hauptfallschirm den<br />

<strong>Ballon</strong> auf unter 35 m/s abgebremst hat, wird der<br />

<strong>Ballon</strong> aufgeblasen.<br />

Mit freundlicher Genehmigung von JPL/NASA<br />

Wir fliegen direct-entry, es ist kein Eintritt in<br />

den <strong>Mars</strong>orbit geplant. Der Hitzeschutzschild<br />

ist entsprechend dem des Pathfinders dimensioniert<br />

in unserer Massenabschätzung. Auch<br />

für den Start mit BepiColombo, obwohl die<br />

Ankunftsgeschwindigkeit am <strong>Mars</strong> dann<br />

sehr viel geringer sein könnte (je nach<br />

Bahn). Nach den üblichen Verfahren beträgt<br />

die Hitzeschutzschildmasse 9 bis 14% der<br />

Eintrittsmasse.<br />

Bei sehr kleinen Flugkörpern ergibt sich<br />

allerdings ein sehr viel ungünstigeres Verhältnis<br />

von Volumen und Oberfläche, so<br />

dass dort der prozentuale Anteil ansteigt.<br />

Ausgehend von einem Durchmesser von<br />

einem Meter des Hitzeschutzschildes kamen<br />

wir bei einer Ankunftsgeschwindigkeit von<br />

etwa 7,6 km/s auf eine Hitzeschutzschildmasse<br />

incl. Struktur von ca. 20 kg. Verwendet<br />

wird ein ablativer Hitzeschutzschild mit<br />

Graphit wie auch beim Pathfinder. Der<br />

Einfachheit halber, wurde diese Hitzeschutzschildmasse<br />

von 20 kg auch bei einem<br />

Mitstart mit BepiColombo angenommen.<br />

Dort wäre die Ankunftsgeschwindigkeit<br />

geringer und der Hitzeschutzschild würde<br />

dementsprechend leichter ausfallen. <strong>Die</strong><br />

17


Hitzeschutzschildmasse wurde konservativ<br />

berechnet, ohne L/D.<br />

Ablauf im einzelnen:<br />

Der Eintritt in die Atmosphäre wird ähnlich<br />

wie bei der <strong>Mars</strong> Pathfinder Sonde durchgeführt.<br />

Ein Hitzschild (Pathfinder Typ) mit<br />

einem Durchmesser von 1,0m 11 bremst die<br />

Sonde auf eine Geschwindigkeit von etwa<br />

400m/s ab. Bei dieser Geschwindigkeit wird<br />

der Fallschirm ausgeworfen (in Größe und<br />

Typ wie bei Pathfinder).<br />

Abbildung 7 Bevor der <strong>Ballon</strong> richtig aufgeblasen<br />

ist, wird der Hauptfallschirm abgeworfen. Mit<br />

freundlicher Genehmigung von Don Folev.<br />

Nach einer Flugzeit von 30s erreicht die<br />

Sonde eine stabile Geschwindigkeit von<br />

unter 35m/s. Zu diesem Zeitpunkt beginnt<br />

das Füllen des <strong>Ballon</strong>s (Abbildung 3). Dauer<br />

des Füllprozesses ist etwa 60s und endet mit<br />

dem Fallschirmabwurf. Nach weiteren 60s<br />

wird das Hitzeschild mit dem Aufblassystem<br />

abgetrennt und der <strong>Ballon</strong> sucht seine<br />

Flughöhe.<br />

11<br />

Damit entspricht das Verhältnis von Masse des<br />

Eintrittskörpers zu Querschnittsfläche etwa dem der<br />

Pathfinder Sonde. <strong>Die</strong> Ergebnisse aus (3) können<br />

daher auch auf den MSB angewandt werden.<br />

18<br />

Abbildung 8 Topographie des <strong>Mars</strong>, Erhebungen<br />

über 2000 m sind weiß markiert<br />

Weiteres Abbremsen:<br />

Simulationen des Atmosphäreneintritt von<br />

<strong>Mars</strong> Pathfinder lassen für den MSB eine<br />

Höhe für den Fallschirmauswurf zwischen<br />

4.5 und 11.5 km über Normal-Null erwarten<br />

12 . Simulationen des weiteren Abstiegs<br />

wurden von uns durchgeführt. <strong>Die</strong>se lassen<br />

erwarten, dass der <strong>Ballon</strong> eine minimale Höhe<br />

von 2000m über Normal Null bei worstcase<br />

Bedingungen erreicht. In Abbildung<br />

8 sind alle Gebiete weiß markiert, die eine<br />

Höhe von mindestens 2000m erreichen. Der<br />

Eintritt des <strong>Ballon</strong> und das Aufblasen sollten<br />

also möglichst über den tief gelegenen blauen<br />

Gebieten geschehen um eine Sicherheitsreserve<br />

zu haben. <strong>Die</strong> Grafiken in Anlage<br />

1 zeigen einige Abstiegssequenzen bei<br />

verschiedenen Umgebungsbedingungen<br />

und Anfangswerten. Insgesamt zeigt sich,<br />

dass das Risiko eines Fehlschlages niedrig<br />

gehalten werden kann, wenn die Topografie<br />

des <strong>Mars</strong> dazu genutzt wird eine Sicherheitsreserve<br />

zu haben.<br />

Das Füllen des <strong>Ballon</strong>s<br />

Das <strong>Mission</strong>sprofil des MSB sieht vor, dass<br />

der <strong>Ballon</strong> noch während des Abstieges<br />

gefüllt wird. Dadurch kann auf eine Landeeinheit<br />

verzichtet werden und eine Beschädigung<br />

des <strong>Ballon</strong>s durch Kontakt mit dem<br />

Boden kann vermieden werden. Eine funktionsfähige<br />

und sichere Methode zum Füllen<br />

eines <strong>Ballon</strong>s bei Geschwindigkeiten um<br />

35 m/s zu finden war und ist eine große<br />

technische Herausforderung. <strong>Die</strong> Arbeiten<br />

der Französischen CNES zum <strong>Mars</strong> 96<br />

<strong>Ballon</strong> belegen dies.<br />

12<br />

Spencer, David A.; Braun, Robert D.; “<strong>Mars</strong><br />

Pathfinder Atmospheric Entry Trajectory Design”;<br />

AAS 95-379


Erfolgreiche Versuche in einer ähnlichen<br />

Konfiguration konnten mit dem U.S. Off-<br />

Board Jammer System (OBJS) durchgeführt<br />

werden. Nicht unerwähnt bleiben sollte<br />

auch die russisch-französischen VEGA <strong>Ballon</strong>s<br />

die erfolgreich in der Venus Atmosphäre<br />

aufgeblasen werden konnten. In Anlage 2<br />

sind die Versuche und deren Ergebnisse<br />

aufgeführt.<br />

Inzwischen konnte jedoch die Durchführbarkeit<br />

eines solchen Unterfangens im<br />

Rahmen des <strong>Mars</strong> Balloon Validation Programs<br />

(MABVAP) am Jet Propulsion Laboratory<br />

(JPL) der NASA zwischen 1997 und<br />

1999 gezeigt werden. Das JPL konnte eine<br />

Konfiguration identifizieren die in allen<br />

Flugphasen stabil bleibt und die <strong>Ballon</strong>haut<br />

nicht gefährdet. <strong>Die</strong>se Konfiguration wurde<br />

in Vakuumkammern, Windtunneln und bei<br />

Abwurftests, einer davon in einer Höhe von<br />

35 km, getestet.<br />

Wir halten allerdings weitere Abwurfversuche<br />

für zwingend notwendig um den<br />

Vorgang des Aufblasens sowie die dabei<br />

ablaufenden Prozesse zu verstehen. <strong>Die</strong>s<br />

kann relativ günstig aus Hubschraubern,<br />

Flugzeugen sowie von Stratosphärenballonen<br />

(der für eine <strong>Mars</strong>mission gebaute <strong>Ballon</strong><br />

würde auf der Erde etwa in einer Höhe von<br />

35 km also in der Stratosphäre schweben)<br />

aus geschehen.<br />

<strong>Die</strong> Tanks mit dem Füllgas befinden sich<br />

in dieser Konfiguration zusammen mit der<br />

Gondel unterhalb des <strong>Ballon</strong>s. <strong>Die</strong> obere<br />

Abdeckung der Sonde, an der der Fallschirm<br />

befestigt ist, befindet sich zusammen mit<br />

dem Container, in dem der <strong>Ballon</strong> aufbewahrt<br />

wird, oberhalb des <strong>Ballon</strong>s. <strong>Die</strong><br />

Aufblassequenz beginnt mit dem Entfalten<br />

des <strong>Ballon</strong>s. <strong>Die</strong> Last von Hitzeschild und<br />

Aufblassausrüstung wird dabei durch einen<br />

zentralen Schlauch getragen, die durch die<br />

Mitte des <strong>Ballon</strong>s führt. Durch diesen wird<br />

der <strong>Ballon</strong> von oben beginnend gefüllt. Ist<br />

der <strong>Ballon</strong> vollständig aufgeblasen so wird<br />

der Fallschirm abgeworfen. Nach Abwurf des<br />

Hitzeschildes wird die Gondel an einem Seil<br />

auf 20 m unterhalb des <strong>Ballon</strong>s abgesenkt.<br />

Massenbudget (in kg):<br />

Für das Massenbudget haben wir auch<br />

verschiedene Möglichkeiten untersucht. <strong>Die</strong><br />

Gondelmasse ist fix und vorgeben durch<br />

den <strong>Ballon</strong> und die Flughöhe. Allerdings<br />

können sich innerhalb der Gondelmasse<br />

noch Verschiebungen zugunsten der wissenschaftlichen<br />

Nutzlast ergeben. Sollten an<br />

den Akku und den Navigationsmechanismus<br />

weniger hohe Anforderungen gestellt werden,<br />

könnte die wissenschaftliche Nutzlast noch<br />

auf deutlich über 2 kg steigen.<br />

Gondel Masse<br />

Batterie (Li-Ionen, 28Wh) 0,55<br />

Solarzellenfläche 0,40<br />

Funkgerät 0,50<br />

Bordcomputer 0,75<br />

Navigationssensoren 0,75<br />

Struktur & Thermalhaushalt 1,50<br />

Wissenschaftliche Nutzlast 2,00<br />

(HRC 0,60)<br />

(WACC 0,30)<br />

(GPR 1,20)<br />

Kabel 0,30<br />

Total Gondel 6,75<br />

20,0% Margin Gondel 1,35<br />

Total Gondel mit Margin 8,10<br />

<strong>Ballon</strong>masse<br />

Grunddaten des <strong>Ballon</strong>s:<br />

Durchmesser des <strong>Ballon</strong>s: 18.8m<br />

<strong>Ballon</strong>volumen: 3448m^3<br />

Standart:<br />

<strong>Ballon</strong>hautmasse: 16gr/m^2<br />

19


Flächengewicht <strong>Ballon</strong><br />

Mindestgewicht Füllgas<br />

Mindestgewicht <strong>Ballon</strong><br />

0,016 kg/m^2<br />

2,02 kg<br />

17,66 kg<br />

Kosten:<br />

Erfahrungswerte ergeben folgende<br />

Schätzungen:<br />

Eintrittsmasse <strong>Mars</strong> Pathfinder <br />

275 Mio. US$<br />

Eintrittsmasse <strong>Mars</strong> Polar Lander 120 Mio. US$<br />

Darauf würde folgen:<br />

Entry mass MSB 55 Mio. Euro<br />

Im Vergleich zum Beagle ergibt sich:<br />

Beagle: 60kg Entry Mass = 50 Mio. US$<br />

MSB: 110kg Entry Mass = 100 Mio. Euro<br />

Daten<br />

Gaskonstante<br />

<strong>Mars</strong>atmosphäre<br />

Gaskonstante Füllgas (H2)<br />

Min. Druck <strong>Mars</strong>atmosphäre<br />

@ NN<br />

Maximaler Fülldruck<br />

Maximaltemperatur in<br />

Flughöhe<br />

Skalenhöhe für <strong>Mars</strong><br />

Min. Flughöhe<br />

Mindestdichte in<br />

Flughöhe<br />

Füllgasdichte<br />

min. <strong>Ballon</strong>volumen<br />

min. <strong>Ballon</strong>radius 9,37 m<br />

min. <strong>Ballon</strong>oberfläche<br />

188 J/kgK<br />

4127 J/kgK<br />

600 Pa<br />

600 Pa<br />

250 K<br />

11800 m<br />

5600 m<br />

0,008 kg/m^3<br />

0,59 g/m^3<br />

3448 m^3<br />

1104 m^2<br />

Der MSB wurde im Rahmen der Design-to-<br />

Cost-Philosophie so entworfen, dass die<br />

absoluten Kostengrenze von 55 Mio.<br />

Euro, auf Basis der Jahres 2001, nicht<br />

überschritten wird. Je nach den zugrundegelegten<br />

Annahmen (Masse, Komplexität,<br />

<strong>Mission</strong>sverlauf und -dauer) ergeben sich<br />

bei Verwendung typischer Cost Estimation<br />

Relationsships (CERs) Werte zwischen<br />

35 Mio. Euro und 90 Mio. Euro. Hierbei<br />

wurde davon ausgegangen, dass für den<br />

Start keine Kosten anfallen. <strong>Die</strong> ermittelten<br />

Werte beinhalten daher lediglich Entwurfs-<br />

,Entwicklungs- ,Produktions- und Operationskosten.<br />

<strong>Die</strong> Operationskosten sind der<br />

größte Teil der Kosten, bedingt durch die<br />

lange <strong>Mission</strong>sdauer von bis zu 100 Tagen.<br />

Unter Verwendung der oben genannten<br />

Daten kommen wir zu einer Kostenprognose<br />

von 55 Mio. Euro. <strong>Die</strong>se Grenze sollte insbesondere<br />

bei Einhaltung von Kostensenkenden<br />

Faktoren wie sie im Transcost Programm<br />

beschrieben werden, einzuhalten sein. Dabei<br />

enthalten sind Abwurfversuche um das<br />

Aufblasen eines <strong>Ballon</strong>s während des Fluges<br />

zu testen.<br />

20


Zusammenfassung<br />

<strong>Die</strong> MSB <strong>Mission</strong> kann einen signifikanten<br />

Beitrag zur gegenwärtig vorangetriebenen<br />

wissenschaftlichen Erforschung des Roten<br />

Planeten bringen. Neben neuen Erkenntnissen<br />

in den Bereichen Geologie und Meteorologie<br />

kann es den Ingenieuren auch die Daten<br />

geben, welche diese für den Entwurf von<br />

Rovern und Landern benötigen. Zukünftigen<br />

Forschern auf der <strong>Mars</strong>oberfläche kann es<br />

Erkenntnisse über Wasservorkommen dicht<br />

unter der <strong>Mars</strong>oberfläche liefern – ebenso<br />

kann es Kandidaten für Oasen des Lebens<br />

auf dem <strong>Mars</strong> ausfindig machen.<br />

Der größte Output der MSB <strong>Mission</strong> ist<br />

jedoch der Eindruck, den die <strong>Mission</strong> in<br />

der öffentlichkeit hinterlassen wird. Bei<br />

unterdurchschnittlichen Kosten wird MSB<br />

die Augen der Öffentlichkeit in eine bisher<br />

nie da gewesene Position bringen. Durch<br />

die Kameras der Gondel werden wir in der<br />

Lage sein, den Roten Planeten in seiner<br />

ganzen Groesse zu sehen, seine Canyons,<br />

seine Vulkane, seine Krater, seine Hochebenen,<br />

seine ausgetrockneten Seen, seine<br />

Steinwüsten, alles erstmalig aus der Vogelperspektive.<br />

<strong>Die</strong> erreichten Auflösungen sind<br />

dabei teilweise mehr als eine Größenordnung<br />

besser als die Auflösung der MOC Kamera<br />

an Bord des <strong>Mars</strong> Global Surveyor. <strong>Die</strong><br />

Flughöhe liegt zwar bei konstant 7km über<br />

NN, die wahre Höhe über Grund wechselt<br />

während einer <strong>Mars</strong>umrundung jedoch<br />

stark, so dass eine Reihe verschiedener<br />

Auflösungen erzielt werden kann. <strong>Die</strong>ses ist<br />

insbesondere für die Erstellung von Modellen<br />

der <strong>Mars</strong>umgebung nützlich. Landungen<br />

werden im Gegensatz zum französischen<br />

<strong>Mars</strong> 96 <strong>Ballon</strong> vermieden, was die Lebensdauer<br />

wesentlich erhöht.<br />

Magnetometer, IR-Radiometer, IR-Spektrometer,<br />

Nephelometer, Hygrometer, uvm..<br />

<strong>Die</strong> MSB <strong>Mission</strong> ist machbar, ihr wissenschaftliche<br />

Ausbeute beachtlich und das alles<br />

zu einem sehr niedrigen Preis. Der MSB<br />

ist prinzipiell simpler als Lander-, Rover-,<br />

Flugzeug- und andere <strong>Ballon</strong>konzepte und<br />

genau deshalb auch erfolgversprechender.<br />

Noch in diesem Jahrzehnt könnte die <strong>Mars</strong><br />

<strong>Society</strong> <strong>Ballon</strong> <strong>Mission</strong> starten.<br />

Referenzen:<br />

[1] MABS Presentation 9 May 1996 -<br />

Agenda im Internet<br />

htp:/lheawww.gsfc.nasa.gov/docs/baloon/MABS_9may1996/mabs_9may96.html<br />

[2] Zubrin, Robert et. al.; "The <strong>Mars</strong> Aerial<br />

Platform <strong>Mission</strong>: A Global Reconnaissance<br />

of the Red Planet Using Super-Pressure<br />

Balloons", 1993, AIAA 93 - 4741<br />

In diesem Memorandum wurden nur zwei<br />

mögliche Nutzlasten (Kameras/Radar) vorgestellt,<br />

die Liste der möglichen Nutzlasten ist<br />

jedoch nahezu unbegrenzt. Denkbar wären<br />

auch Neutronenspektrometer, Gammastrahlenspektrometer,<br />

Mikrowellenradiometer,<br />

21


Anlage 1:<br />

22


Anlage 2:<br />

System 70’s<br />

Description VEGA OBJS ADDBS ALBS ALEWS <strong>Mars</strong>’96 MAP MABVAP<br />

Anzahl der erfolg-<br />

Kein<br />

reichen Aufblas- 2 Er- 2 Er- Kein Kein Kein Verversuche:<br />

folge 1 Erfolg folge Erfolg Erfolg Versuch such 1 Erfolg<br />

Alle Angaben laut JPL/NASA, die nicht erfolgreichen Aufblasversuche während eines<br />

Abwurfes wurden nicht publiziert bzw. sind uns nicht bekannt. <strong>Die</strong> VEGA-<strong>Mission</strong> auf der<br />

Vernus war ein voller Erfolg. Weitere <strong>Ballon</strong>-<strong>Mission</strong>en gab es nicht. Auf der Erde wurden<br />

nach dem 2. Weltkrieg eine Vielzahl von hochfliegenden <strong>Ballon</strong>s eingesetzt. U.a. auch zur<br />

Spionage mit einfachen Kameras.<br />

23

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