Lungernsee-West
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Karl Kiser<br />
Das Fonds Landschaft Schweiz Projekt<br />
«<strong>Lungernsee</strong>-<strong>West</strong>», Lungern,<br />
Kanton Obwalden, im Nachhaltigkeits-Test<br />
Leistungskontrolle für die Module 1 bis 3,<br />
eingereicht bei Andrea Meier
2<br />
Das Fonds Landschaft Schweiz Projekt „<strong>Lungernsee</strong>-<strong>West</strong>“, Lungern,<br />
Kanton Obwalden, im Nachhaltigkeits-Test<br />
1. Einleitung<br />
Der Fonds Landschaft Schweiz (FLS) wurde zur 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft von<br />
der Bundesversammlung 1991 gegründet. Der anfänglich mit 50 Millionen Franken dotierte<br />
und auf 10 Jahre befristete Fonds wurde 1999 vom Parlament mit weiteren 50 Millionen<br />
Franken aufgestockt und die Tätigkeit bis mindestens 2011 verlängert.<br />
Der Fonds unterstützt Projekte zur Erhaltung der biologischen und strukturellen Vielfalt der<br />
Landschaft. Die finanziellen Anreize fördern die regionalen und lokalen Trägerschaften bei<br />
freiwilligen Massnahmen im Sinne der Zielsetzung des FLS. Viele Projekte haben Vorbildfunktion<br />
und ermuntern zu Nachfolgeprojekten.<br />
Das Projekt <strong>Lungernsee</strong>-<strong>West</strong> (1995-2006) ist ein solches Vorbildprojekt. Dieses soll im Folgenden<br />
kurz vorgestellt und anschliessend anhand des Berner Nachhaltigkeitskompasses<br />
(KOMPETENZZENTRUM FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG IM KANTON BERN,<br />
2005) aus einer erweiterten Perspektive getestet werden.<br />
2. Das Projekt <strong>Lungernsee</strong>-<strong>West</strong><br />
a) Trägerschaft und Projektziel<br />
1995 reichte die Projektträgerschaft „Kulturlandschaft <strong>Lungernsee</strong>-<strong>West</strong>“ (Regionalentwicklungsverband<br />
Sarneraatal, Einwohnergemeinde Lungern, Pro Natura Unterwalden, Tourismus<br />
Lungern und Teilsame Lungern Obsee) vertreten durch ökoPro, Benno Huber, Giswil (Projektleitung)<br />
beim FLS ein Finanzierungsgesuch ein zur Erhaltung und Förderung lokaltypischer<br />
Landschaftselemente im Gebiet westlich des <strong>Lungernsee</strong>s.<br />
Das Ziel der geplanten Massnahmen wurde wie folgt umschrieben: Die typischen Landschaftselemente<br />
wie Halbtrockenrasen, Hecken und Waldränder als Lebensräume seltener und<br />
bedrohter Tier- und Pflanzenarten, welche zudem im Gebiet Landschaftsstrukturen von kulturhistorischem<br />
Wert darstellen, sollen erhalten und gefördert werden.<br />
b) Projektperimeter und Massnahmen<br />
Der Projektperimeter umfasst rund sieben km 2 und liegt am Südrand der zentralen Voralpen<br />
in Höhenlagen zwischen 680 und 1840 m ü.M.. Die oberen Lagen werden als Alpweiden<br />
(Milchkrautweiden) genutzt, in mittleren Lagen sind mosaikartig im Schutzwald extensiv genutzte,<br />
sehr artenreiche einschürige Magerwiesen eingestreut, welche teilweise mangels Nutzung<br />
am Verbuschen sind. Die tieferen Lagen werden mässig intensiv landwirtschaftlich genutzt<br />
(Wiesenkerbel-Goldhaferwiesen). Das ganze Gebiet liegt in der Tourismusregion Lungern-Schönbüel<br />
und wird von diversen Wander- und Bikerwegen durchquert.
3<br />
Im Rahmen der elfjährigen Projektphase wurden rund zehn Hektaren Magerwiese von regionaler<br />
/ nationaler Bedeutung teilweise entbuscht und mit den Landwirten Verträge zur extensiven<br />
Nutzung abgeschlossen. 300 Aren Waldrand wurden vom Forstdienst aufgelockert und<br />
abgestuft, und das Anlegen und Pflegen von Kleinstrukturen wie Hecken gefördert.<br />
Als Folgeprojekt zur langfristigen Sicherung der Naturwerte wurde 2002 ein Vernetzungsprojekt<br />
nach Ökoqualitätsverordnung des Bundes (vom 4.4.2001) und gemäss den kantonalen<br />
Richtlinien „Mindestanforderungen an Vernetzungsprojekte“ initiiert. Dies beinhaltet u.a. 47<br />
Hektaren vertraglich gesicherte Trockenstandorte; Beitragsleistungen gemäss Vernetzungsprojekt<br />
sind unabhängig der FLS-Unterstützung und werden direkt von der öffentlichen Hand<br />
an die Bewirtschafter ausbezahlt.<br />
Die getätigten Massnahmen sollen auch touristisch genutzt werden. Dazu wurden markierte<br />
„Schmetterlingspfade“ eingerichtet, ein speziell auf das Gebiet ausgerichteter Naturführer<br />
verfasst und mit Kursen und Führungen das Naturpotential und das Projekt einer breiten Bevölkerung<br />
bekannt gemacht.<br />
c) Erfolgskontrolle zum Ziel Biodiversität<br />
Die Projektmassnahmen wurden von der Projektträgerschaft einer Erfolgskontrolle unterstellt.<br />
Diese wurde von Dr. Karl Kiser (Biologe), Sarnen, ausgeführt. Als Indikatoren wurden tagaktive<br />
Grossschmetterlinge teilweise in Kombination mit botanischen Elementen verwendet.<br />
Dies aus folgenden Gründen:<br />
• Tagaktive Grossschmetterlinge eignen sich insbesondere in Wieslandgesellschaften als<br />
Bioindikatoren.<br />
• Im touristisch orientierten Gebiet Lungern sollen naturnahe, ökologisch geprägte Tourismusangebote<br />
gefördert werden. Tagaktive Grossschmetterlinge sind auch dem interessierten<br />
Laien zugänglich; die Erfolge des Projektes können somit problemlos den<br />
Naturliebhabern kommuniziert werden.<br />
Im Gebiet konnten 115 tagaktive Grossschmetterlings-Arten nachgewiesen werden, ein sehr<br />
hoher Wert für die Faunenregion „Nordalpen“. Die gezielten Massnahmen führten lokal zu<br />
einer deutlichen Steigerung der Artenvielfalt: Beispielsweise erhöhte sich die Artenzahl tagaktiver<br />
Grossschmetterlinge der verbrachenden Magerwiese Steinschlag nach Entbuschungs-<br />
Eingriffen und Wiederaufnahme der Mahd im Rotationsbetrieb um 60 % von 29 auf 47.<br />
Waldrandauflockerungen führten kurzfristig vor allem zu einer Verbesserung der Gehölzflora.<br />
Sehr wertvoll für die Artenvielfalt erwiesen sich auch Krautsäume bei Hecken und magere<br />
Restflächen in intensiver genutzten Landwirtschaftsflächen. (KISER 2006)<br />
d) Wirtschaftliche Bedeutung des Projektes für die Region Lungern<br />
Die Gemeinde Lungern liegt in der Zentralschweiz, Obwalden, an der Brünigroute, das Dorf<br />
Lungern auf rund 750 m ü. M.. Die Gemeinde mit einer Gesamtfläche von 46,5 km 2 ist rund<br />
zur Hälfte bewaldet und zählt knapp 2000 Einwohner. Rund ein Viertel der Bevölkerung ist in<br />
der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt (2005). Nebst wenigen Firmen hat Landwirtschaft<br />
und Tourismus existentielle, wirtschaftliche Bedeutung für die Berggemeinde am Nordhang<br />
des Brünigs. Mit den Massnahmen des FLS-Projektes flossen rund Fr. 180'000.- in involvierte<br />
Landwirtschaftsbetriebe und in die Forstwirtschaft. Die getätigten Massnahmen lösten zudem
4<br />
für die beteiligten Landwirte ordentliche Beiträge gemäss DZV und NHG aus.<br />
Das Naturpotential stellt im Raume Lungern-Schönbüel ein wesentlicher Faktor insbesondere<br />
für den Sommertourismus dar. Eine bessere Vermarktung ist zweifelsfrei möglich und erwünscht<br />
(Postulat aus der Sitzung der Trägerschaft vom 21. Juni 2006). Durch das FLS-<br />
Projekt wurden im Gebiet keine neuen Arbeitsplätze geschaffen, für bestehende Landwirtschaftsbetriebe<br />
und insbesondere für den Sommertourismus wurden jedoch ergänzende Einnahmequellen<br />
generiert, welche sicher noch gesteigert werden können, ohne das Kapital Natur<br />
und Kulturlandschaft zu schädigen.<br />
3. Das Projekt im Nachhaltigkeitstest<br />
a) Warum eine Nachhaltigkeits-Beurteilung?<br />
Seit dem Erdgipfel in Rio de Janeiro von 1992 wird die Forderung nach nachhaltigem Tun<br />
vermehrt in der breiten Öffentlichkeit diskutiert und in Aktionsprogrammen z.B. im Rahmen<br />
der Lokalen Agenda 21 umgesetzt. Der Grundsatz der Nachhaltigkeit „die Bedürfnisse der<br />
Gegenwart zu befriedigen, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse<br />
nicht befriedigen können“, Brundtland-Kommission (HAUFF, 1987) wird kaum in<br />
Frage gestellt. Die üblichen drei Bezugsfelder der Nachhaltigkeit in der UNO, Umwelt, Wirtschaft<br />
und Gesellschaft, finden sich auch in der Nachhaltigkeitsdiskussion in der Schweiz<br />
(SCHWEIZERISCHER BUNDESRAT 2002, MONET-Indikatoren, Berner Nachhaltigkeitskompass).<br />
In zahlreichen internationalen Dokumenten verpflichtet sich die Schweiz dem nachhaltigen<br />
Handeln: Rio-Konvention zum Schutz der Biodiversität, Klimakonvention, Kyoto-Protokoll,<br />
Alpenschutzkonvention u.a.. Fest verankert ist die Nachhaltigkeitsverpflichtung auch in der<br />
neuen Schweizerischen Bundesverfassung (Art. 2, 7, 54, 73). In seiner „Strategie Nachhaltige<br />
Entwicklung 2002“ (SCHWEIZERISCHER BUNDESRAT, 2002) definiert der Bundesrat die<br />
Verpflichtung zur Nachhaltigkeit als „regulative Idee“, welche in sämtliche Bereiche der Politik<br />
einfliessen soll. Dabei positioniert sich der Bundesrat bei einer „Schwachen Nachhaltigkeit<br />
Plus“-Strategie. Eine starke Nachhaltigkeit würde bedingen, dass keiner der drei als gleichwertig<br />
zu betrachtenden Bereiche Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft durch die zukünftigen<br />
Tätigkeiten und Massnahmen geschmälert werden darf, während bei der „Schwachen Nachhaltigkeit“<br />
positive Effekte in einem Bereich, negative Effekte in einem andern Bereich kompensieren<br />
können. Die „Starke Nachhaltigkeit“ ist nach Meinung des Bundesrates zu wenig<br />
flexibel und nicht sachgerecht. Andrerseits verlangt er, dass im Abwägungsprozess darauf<br />
geachtet werden muss, dass Massnahmen nicht immer zu Lasten der gleichen Schlüsselfaktoren<br />
(z.B. zu Lasten Umwelt) entschieden werden.<br />
Im Handlungsfeld 6, Umwelt und natürliche Ressourcen, fordert der Bundesrat in Massnahme<br />
11 (Anreizstrategien für Natur und Landschaft) „... eine intensivere Förderung von Natur- und<br />
Landschaftsparks in der Schweiz.“ Dadurch soll u. a. eine ökologisch angepasste Landschaftsentwicklung<br />
und schonende Landnutzung vorangetrieben werden, was der Biodiversität<br />
zugute komme“ (SCHWEIZERISCHER BUNDESRAT, 2002).<br />
Das FLS-Projekt „<strong>Lungernsee</strong>-<strong>West</strong>“ wurde mit öffentlichen Mitteln finanziert und die Massnahmen<br />
wurden in einer bezüglich Natur und Landschaft empfindlichen Region getätigt. Viele<br />
Magerstandorte im Perimetergebiet sind von nationaler oder regionaler Bedeutung. Es erscheint<br />
deshalb sinnvoll, das Projekt bezüglich seiner Nachhaltigkeit zu analysieren.
5<br />
b) Projektziele und Nachhaltigkeit<br />
Die explizit formulierten Ziele der Projektträgerschaft „die typischen Landschaftselemente<br />
wie Halbtrockenrasen, Hecken und Waldränder als Lebensräume seltener und bedrohter Tierund<br />
Pflanzenarten, welche zudem im Gebiet Landschaftsstrukturen von kulturhistorischem<br />
Wert darstellen, sollen erhalten und gefördert werden“, betreffen im Wesentlichen den Bereich<br />
Umwelt, insbesondere die Biodiversität. Im Verlaufe des elfjährigen Projektes wurden<br />
die Ziele ergänzt: Mit dem Erstellen eines Schmetterlingspfades soll der Natur-Tourismus<br />
gefördert und damit das wirtschaftliche Potential der Region verbessert werden.<br />
c) Gegenstand und Methodik der Nachhaltigkeits-Analyse<br />
Im Folgenden wird die Umsetzung der Massnahmen und die bis anhin beobachtbaren Folgen<br />
des Projektes „<strong>Lungernsee</strong>-<strong>West</strong>“ bezüglich ihrer Nachhaltigkeit reflektiert. Insbesondere<br />
betrifft dies die Entbuschung und ökologisch angepasste Nutzung von Magerstandorten, das<br />
Pflegen von Hecken und Waldrändern und die Förderung des Natur-Tourismus im Gebiet.<br />
Nebst den Auswirkungen auf die Umwelt, insbesondere auf Landschaft und Biodiversität,<br />
werden besonders die ökonomischen Aspekte, welche sich aus dem Projekt ergaben, untersucht.<br />
Daten zur Biodiversität entstammen dem Bericht der Erfolgskontrolle (KISER 2006),<br />
finanzielle Angaben stützen sich auf die Angaben der Projektleitung (Benno Huber, ökoPro,<br />
Giswil). Auswirkungen auf Umwelt, Verkehr, Gastgewerbe, Bergbahnfrequenzen usw. entsprechen<br />
meinen Beobachtungen in den vergangenen Jahren, quantitative Erhebungen fehlen<br />
diesbezüglich.<br />
Als geeignetes „Werkzeug“ zur Abschätzung der Nachhaltigkeit wird hier der Berner Nachhaltigkeitskompass<br />
, Version 05, erachtet (www.be.ch/kompass/). Dem mit 44 Zielbereichen<br />
arbeitenden Test liegt das in der Schweiz übliche Verständnis von Nachhaltigkeit in den drei<br />
gleichwertigen Dimensionen Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft zu Grunde. Der Test wurde<br />
speziell zur praxisnahen Beurteilung von regionalen Vorhaben entwickelt<br />
(KOMPETENZZENTRUM FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG IM KANTON BERN,<br />
2005).<br />
d) Ergebnisse (siehe auch Indikatoren und Bewertung im Anhang 1)<br />
Zum Bereich Umwelt:<br />
Durch die gezielte Förderung und artgerechte Bewirtschaftung von Extensivstandorten, Hecken<br />
und Waldrändern nimmt die Biodiversität in einzelnen Testflächen markant zu. Die ökologische<br />
Bewirtschaftung von Steilhängen vermindert auch das Erosions-Risiko und vermindert<br />
die Gefahr von Beeinträchtigungen der Oberflächengewässer z.B. durch Dünger.<br />
Bei einem Gesamtwert von + 0,29 zeigt die Auswertung im Berner Nachhaltigkeitskompass<br />
erwartungsgemäss im Bereich Umwelt (Mittelwert 0,35) die höchsten Werte.<br />
Zum Bereich Wirtschaft:<br />
Die Massnahmen und Folgen des Projektes verursachen eine Reihe kleiner, aber positiver<br />
Effekte. Das Einkommen der Bergbauern konnte durch Nutzungsverträge verbessert werden.<br />
Da bei den, im Rahmen des Projektes initiierten Pflegevereinbarungen der Kanton Obwalden<br />
als Vertragspartner auftritt, bleiben in der Regel die Einkünfte an die Bewirtschafter auch<br />
nach Projektabschluss gesichert – lediglich einige Sondermassnahmen wie Entbuschung einer<br />
Magerwiese oder das Auflockern von Waldrändern wurden mit Projektmitteln finanziert. Der<br />
Schmetterlingspfad ist ein Aushängeschild für einen naturnahen Wander- und Naturtourismus
6<br />
und bringt eine willkommene Belebung für die Bergbahn und das Gastgewerbe von Frühling<br />
bis Herbst. Führungen zu verschiedensten Themen wie Geologie, Botanik und Schmetterlinge<br />
bringen nebst Naturliebhabern Fachleute und Schulklassen ins Bergdorf. Das Beispiel<br />
Schmetterlingspfad dient als Anregung für weitere umweltverträgliche Angebote für einen<br />
„sanften Tourismus“; so entstanden inzwischen auch ein Waldlehrpfad und familienfreundliche<br />
Picknickplätze. Schlafen im Stroh gehört seit Jahren zum Standard-Angebot im Lungerer-<br />
Tourismus.<br />
Die Dimension Wirtschaft erreicht im Berner Kompass einen Wert von +0,27, der insbesondere<br />
durch die generierten ergänzenden Einkommen und durch die Innovation und das neue<br />
Wissen im Umfeld des Natur-Tourismus zustande kommt.<br />
Zum Bereich Gesellschaft:<br />
Bei den Test-Indikatoren des Feldes Gesellschaft (siehe Anhang 1) wirkt sich das Projekt erwartungsgemäss<br />
besonders positiv auf die Landschaftsqualität aus. Die an sich schon vielseitige,<br />
strukturreiche Natur- und Kulturlandschaft im Projektgebiet wurde durch die Massnahmen<br />
weiter aufgewertet und besser geschützt. Die naturnahe, ansprechende Landschaft in der<br />
Gemeinde Lungern bildet einen wesentlichen Grundwert für Bewohner und Besucher.<br />
Die Projektträgerschaft vertrat die wichtigsten Akteure der Gemeinde, die lebhaften Diskussionen<br />
um die geeigneten Massnahmen dienten dem Informationsaustausch und der Akzeptanz<br />
der Massnahmen bei der örtlichen Bevölkerung. (Als Beauftragter für die Erfolgskontrolle<br />
besuchte ich die Sitzungen mit beratender Stimme.) Bei formellen und informellen Kontakten<br />
zwischen Vertretern der Projektleitung, von kantonalen Fachstellen, Landwirten, Förstern und<br />
Gästen konnten Meinungen ausgetauscht und Vorurteile z.B. gegen die „Schutzauflagen“<br />
abgebaut werden.<br />
Der Berner Nachhaltigkeitskompass erreicht im Bereich Gesellschaft einen Wert von + 0,27.<br />
4. Interpretation der Resultate und Bemerkungen zum Einsatz des<br />
Berner Nachhaltigkeitskompasses<br />
Die Massnahmen des Projektes „<strong>Lungernsee</strong>-<strong>West</strong>“ veränderten nur sehr zurückhaltend die<br />
bestehende Natur und Landschaft im Gebiet. In der Regel wurden bestehende Strukturen z.B.<br />
Magerwiesen im Sinne der Biodiversität aber auch der Bewirtschaftung optimiert. Der<br />
„Schmetterlingspfad“ wurde möglichst auf bestehenden Wanderwegen eingerichtet und durch<br />
zurückhaltende Beschilderung ergänzt. Dadurch konnten Eingriffe in Natur- und Landschaft<br />
minimal gehalten werden. Die Belebung des Sommertourismus in Lungern-Schönbüel bedarf<br />
keines Ausbaus der vorhandenen Infrastruktur: Bahnen, Parkplätze, Restaurants sind auf den<br />
viel intensiveren Wintertourismus ausgelegt, die zusätzlichen Touristen im Sommer führen<br />
lediglich zu einer etwas besseren Auslastung der bestehenden Kapazitäten im Gebiet.<br />
Was bringt nun der Berner Nachhaltigkeitskompass für ein Projekt wie das von „<strong>Lungernsee</strong>-<br />
<strong>West</strong>“?<br />
In seiner Strategie Nachhaltige Entwicklung 2002 fordert der Schweizerische Bundesrat in der<br />
Massnahme 22 ein „Werkzeug“, welches die Auswirkungen von Gesetzesvorlagen, Konzepten<br />
und Projekten im Hinblick auf die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit abschätzen und<br />
allfällige Defizite aufzeigen kann. Im hier beurteilten FLS-Projekt erbringt das „Werkzeug“<br />
Berner Nachhaltigkeitskompass eine wertvolle Gesamtschau bezüglich den Auswirkungen<br />
des Projektes auf die Bereiche Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft für die Gemeinde Lungern.<br />
Die spezifisch gesetzten Ziele des FLS und des Projektmanagements z.B. die qualitative<br />
und quantitative Verbesserung der Biodiversität im Projektperimeter muss mit passenden<br />
Feldmethoden, wie sie in Kapitel 2 c beschrieben wurden, kontrolliert werden. Dazu wurde
7<br />
der Berner Nachhaltigkeitskompass weder geschaffen, noch eignet er sich für solche Fragestellungen.<br />
Meiner Meinung nach kann ein FLS-Projekt dann als wirklich erfolgreich betrachtet werden,<br />
wenn dieses, die für das Projekt spezifischen Ziele erreicht und in allen drei Dimensionen der<br />
Nachhaltigkeit positiv oder neutral abschliesst. Solche Projekte genügen damit den Forderungen<br />
der „Strengen Nachhaltigkeit“ (siehe Seite 4) und dürften auch in unserer Gesellschaft<br />
grosse Anerkennung finden, selbst bei Leuten, die einzelnen Zielen eines FLS-Projektes wie<br />
„der Förderung kulturhistorischer Werte“ wenig Bedeutung beimessen. Das Projekt „<strong>Lungernsee</strong>-<strong>West</strong>“<br />
erfüllt die oben aufgeführten Kriterien und geniesst heute, soweit ich dies im<br />
Gespräch mit der örtlichen Bevölkerung festgestellt habe, grosse Akzeptanz. Wertvoll wäre<br />
eine generelle Nachhaltigkeits-Abschätzung bei derartigen Projekten im Voraus, was Hinweise<br />
auf eventuelle negative Nebeneffekte der geplanten Massnahmen hervor bringen könnte<br />
und wertvolle Korrekturen mit oft wenig Aufwand erlauben würde.<br />
5. Schlussgedanken<br />
Der Erfolg von solchen Projekten in der Region ist wesentlich abhängig von der klaren Zielsetzung,<br />
von einem kompetenten Management, welches auch über die notwendigen Mittel<br />
verfügen muss und der Partizipation der örtlichen Bevölkerung. Nach meinen Beobachtungen<br />
erfüllte im Projekt „<strong>Lungernsee</strong>-<strong>West</strong>“ die mit den wichtigsten Akteuren der Gemeinde gut<br />
vernetzte Trägerschaft unter der Leitung des Planers Benno Huber vom Büro ökoPro diese<br />
Aufgabe recht gut, wenn auch die gesamte Organisation recht schlank war. Ein Problem sehe<br />
ich nach Abschluss des Projektes (ca. 2007), wenn die Trägerschaft aufgelöst wird. Falls kein<br />
geeignetes Nachfolge-Management eingesetzt wird, drohen die ganzen, angelaufenen Prozesse<br />
in Richtung nachhaltigen Tourismus zu versanden.<br />
Literatur<br />
SCHWEIZERISCHER BUNDESRAT (2002): Strategie Nachhaltige Entwicklung 2002, Bericht des Schweizerischen<br />
Bundesrates vom 27. März 2002. Bern: IDARIO 2002.<br />
HAUFF , V. (Hrsg., 1987): Unsere gemeinsame Zukunft. Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt<br />
und Entwicklung. Eggenkamp, Greven.<br />
KISER, KARL (2006): Tagaktive Grossschmetterlinge als Bioindikatoren zur Erfolgskontrolle, Schlussbericht<br />
an die Trägerschaft <strong>Lungernsee</strong>-<strong>West</strong> und Fond Landschaft Schweiz (unpubliziert).<br />
KOMPETENZZENTRUM FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG IM KANTON BERN (2005): Berner<br />
Nachhaltigkeitskompass, Leitfaden, Koordinationsstelle für Umweltschutz des Kantons Bern, Bern.<br />
Anhang<br />
Auswertung Nachhaltigkeitstest<br />
Sarnen, im November 2006<br />
Dr. Karl Kiser<br />
Landenbergstrasse 11<br />
CH-6060 Sarnen<br />
kibi@bluewin.ch
W<br />
W<br />
G<br />
Nachhaltigkeitskompass: Auswertung<br />
Vorhaben:<br />
FLS Projekt <strong>Lungernsee</strong>-<strong>West</strong> 1995-<br />
2005<br />
Vorhaben fördert die nachhaltige Entwicklung!<br />
Gesamtwert:<br />
0.29<br />
nicht nachhaltig<br />
nachhaltig<br />
Nachhaltigkeitsdimension Mittelwert Zielbereich Mittelwert -2 -1 0 1 2<br />
UMWELT 0.35 Wasserhaushalt 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Wasserqualität 0.67 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Bodenverbrauch 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Bodenqualität 0.50 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Rohstoffverbrauch: Stoffumsatz 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Rohstoffverbrauch: Wertstoffwiederverwertu 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Stoffqualität 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Biodiversität 1.33 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Naturraum 2.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Luftqualität 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Klima 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Energieverbrauch 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Energiequalität 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
WIRTSCHAFT 0.27 Einkommen 1.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Lebenskosten 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Arbeitsangebot 0.50 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Investitionen: Neuinvestitionen 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Investitionen: Werterhaltung 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Wirtschaftsförderung 0.50 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Kostenwahrheit 0.50 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Ressourceneffizienz 0.25 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Wirtschaftsstruktur 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Steuerbelastung 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Öffentlicher Haushalt: Ausgaben 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Öffentlicher Haushalt: Einnahmen 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Know-how 0.67 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Innovationen 0.33 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
GESELLSCHAFT 0.27 Landschaftsqualität 2.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Wohnqualität 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Siedlungsqualität 0.20 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Einkaufsangebot 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Mobilität 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Gesundheit 0.14 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Sicherheit 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Partizipation 0.33 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Integration 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Gemeinschaft 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Einkommens- und Vermögensverteilung 0.50 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Chancengleichheit 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Überregionale Zusammenarbeit 0.50 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Freizeit 0.67 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Kultur 0.17 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Bildung 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
Soziale Unterstützung 0.00 ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ## ##<br />
1