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Die pflegerische Haltung am Ende des Lebens - Institut für Pflege ...

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Auszüge aus den Ergebnissen: Es wurde deutlich,<br />

dass der Umgang mit dem Tod nur bedingt gelehrt<br />

– aber deutlich erlebt werden kann. Wir brauchen<br />

also Erlebnisse. Einer der Studenten fasste<br />

es so zus<strong>am</strong>men: „... weil es immer wieder<br />

Ereignisse gibt, die einem zeigen, dass sich das<br />

Kämpfen gelohnt hat.“ Ein Beobachter: „<strong>Die</strong><br />

Studenten begannen im Rahmen eines solchen<br />

Lehrangebotes zu verstehen, wie sie im Angesicht<br />

unheilbarer Erkrankungen dennoch Heilende sein<br />

können.“ Und hier scheint schon durch, dass der<br />

Begriff „Heilen“ ganz anders aufgefasst werden<br />

kann als im engeren Sinne. Sozusagen kur-rativ<br />

und nicht kurativ.<br />

„... die Gewissheit, dass etwas Sinn hat – ohne<br />

Rücksicht darauf, wie es ausgeht“<br />

Mit einem Ausspruch von Václav Havel möchte<br />

ich jetzt zum Eigentlichen überleiten, zu dem,<br />

was aus der Anthroposophie einfließt. „Hoffnung<br />

ist eben nicht Optimismus. Es ist nicht die<br />

Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern<br />

die Gewissheit, dass etwas Sinn hat – ohne<br />

Rücksicht darauf, wie es ausgeht.“ Dazu möchte<br />

ich Ihnen ein Bild vor Augen führen, das mich<br />

sehr beeindruckt hat. Ich habe es von einem<br />

Pfarrer innerhalb meiner palliativmedizinischen<br />

Ausbildung. Stellen Sie sich vor, Sie haben einen<br />

Stein in der einen Hand und einen H<strong>am</strong>mer in der<br />

anderen. Dann könnten Sie, wenn Sie draufschlagen,<br />

sagen: „Ich haue auf einen Stein.“ Sie<br />

könnten aber auch sagen: „Ich baue einen<br />

Torbogen“ oder „Ich baue an einer Kathedrale.“<br />

Für mich eine schöne Darstellung, wie verschie-<br />

den die Motivationen, aus denen heraus wir handeln,<br />

sein können. Zur Erläuterung: Wenn Sie zu<br />

einem Patienten gehen, der Schmerzen hat, können<br />

Sie einfach das Schmerzmittel geben –„ich<br />

haue auf einen Stein“ – und ganz symptombezogen<br />

die Schmerzen dämpfen. Sie können aber<br />

auch sagen: Das ist ein Mensch in diesem Moment<br />

seiner Biografie, mit seiner Vergangenheit und<br />

auch Zukunft, die wir noch nicht kennen. Und diesem<br />

Menschen will ich jetzt an diesem Zeitpunkt<br />

helfen, diese Schmerzen zu bewältigen – „ich<br />

baue einen Torbogen“. Sie können aber auch,<br />

und das ist dann die Kathedrale, sehen, dass dieser<br />

Mensch ein Teil unserer Gesellschaft, unserer<br />

Gemeinschaft ist. Und mit dem, wie es ihm geht,<br />

hat er auch Einfluss auf uns alle. „Ich baue eine<br />

Kathedrale.“<br />

Erweiterung aus der Anthroposophie.<br />

Im Wesentlichen – vielleicht mit einer kleinen<br />

Einschränkung aus der anthroposophischen<br />

Medizin – können wir die Ziele und Ideale in der<br />

Palliativmedizin aus ärztlicher Sicht unterschreiben.<br />

Es gibt aber einige Aspekte aus der<br />

Anthroposophie heraus, die zu einer anderen<br />

<strong>Haltung</strong> gegenüber bestimmten Fragestellungen<br />

<strong>für</strong> die ärztliche Seite führen. So ist uns aus der<br />

Anthroposophie die Reinkarnation eine Realität,<br />

der Tod ist nicht das <strong>Ende</strong>, sondern ein Übergang.<br />

Schicksalsaspekte sind keine Frage <strong>des</strong> Zufalls,<br />

sondern eben <strong>des</strong> Schicksals; der Entwicklungsund<br />

Reifungsgedanke über den Tod hinaus ist ein<br />

Kriterium, von dem wir überzeugt sind, wie auch<br />

von der Realität der geistigen Welt und der<br />

Beziehung zwischen Lebenden und Verstorbenen.<br />

Das sind Aspekte, die das bisher Beschriebene<br />

sehr stark beeinflussen. <strong>Die</strong> Sinnfragen werden<br />

in gewisser Weise dadurch erweitert.<br />

Mensch, Gemeinschaft, Erdenschicksal<br />

Entwicklung könnte man als eine Grundgeste <strong>des</strong><br />

Heilens sehen, Entwicklung bis zum Schluss. Das<br />

Schicksal <strong>des</strong> Einzelnen ist nicht nur individuell<br />

zu betrachten, sondern im Zus<strong>am</strong>menhang mit der<br />

Menschengemeinschaft und ihrer Entwicklung und<br />

d<strong>am</strong>it in seiner Bedeutung <strong>für</strong> das Erdenschicksal.<br />

Bevor ich wieder Beispiele aufführe, zwei Zitate<br />

zur Einstimmung: Das erste st<strong>am</strong>mt von Leonardo<br />

da Vinci: „<strong>Die</strong> große Liebe erwächst erst aus der<br />

vertieften Kenntnis <strong>des</strong>sen, das man gerne hat.“<br />

Und Professor Mumenthaler, ein bekannter<br />

Neurologe, sagte anlässlich einer<br />

Staatsex<strong>am</strong>ensfeier: „Der Arzt fängt nämlich da<br />

an, wo der Mediziner aufhört.“ Ich habe mich<br />

entschlossen, in meinen Beispielen auch auf<br />

diese Seite <strong>des</strong> Ärztlichen zu schauen und den<br />

Mediziner nur zu streifen. Aus der Anthroposophie<br />

heraus haben wir <strong>für</strong> uns als Ärzte einen ganz<br />

konkreten Ausbildungsweg, sowohl im<br />

Medizinischen als auch im Ärztlichen. Und ich<br />

möchte diese beiden Aspekte kurz darstellen<br />

oder andeuten.<br />

<strong>Die</strong> „äußere“ Ausbildung <strong>für</strong> den Mediziner,<br />

die „innere“ Ausbildung <strong>für</strong> den Arzt<br />

In der „äußeren“ Ausbildung <strong>für</strong> den Mediziner<br />

gehören ganz selbstverständlich zur normalen<br />

allopathischen, schulmedizinischen Ausbildung<br />

30<br />

Weleda <strong>Pflege</strong>forum 18 * August 2007

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