fwv - info - Freie Wähler Dettenheim
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FWV<br />
<strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>Dettenheim</strong><br />
Partner der Bürger<br />
<strong>fwv</strong> - <strong>info</strong> - aktuell<br />
---<br />
Die FWV - Gemeinderatsfraktion <strong>info</strong>rmiert<br />
Nr.17 April 2001<br />
Themen<br />
1 Nachgefragt: Was wurde aus den Themen des letzten <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell ?<br />
1.1 Regionalplan<br />
1.2 Variantendiskussion L 602 Rußheim - Huttenheim<br />
2 ÖPNV- Perspektiven für <strong>Dettenheim</strong><br />
3 Schutzgebietsmeldungen NATURA 2000<br />
4 Hochwasserschutz und Gewässerentwicklung<br />
4.1 Abflussverhältnisse im Rheinvorland<br />
4.2 Dammsanierung am Saalbachkanal<br />
4.3 Gewässerentwicklungskonzept für den Rheinniederungskanal<br />
5 Bau- und Erschließungsmaßnahmen<br />
5.1 Stand bei der Querspange L602 - B36: Baustelle liegt im Zeitplan !<br />
5.2 Sanierung des Hallenbads<br />
5.3 Sanierunsarbeiten an der Tullaschule<br />
5.4 Friedhofneugestaltung im Ortsteil Rußheim<br />
6 Jagdverpachtung 2001 - 2010<br />
7 Anträge der FWV- Fraktion<br />
<strong>fwv</strong> - <strong>info</strong> - aktuell<br />
Informationen für die Einwohnerschaft unserer Gemeinde<br />
Herausgegeben von der Gemeinderatsfraktion der <strong>Freie</strong>n <strong>Wähler</strong> <strong>Dettenheim</strong>: Dr. Rainer Oberacker, Manfred<br />
Werner, Gunter Bolz, Frank Hacker, Gunter Hager, Ernst Keinath und Werner Roth<br />
http://www.<strong>fwv</strong>-dettenheim.de e-mail: kontakt@<strong>fwv</strong>-dettenheim.de Seite 1 von 27<br />
1. Vorsitzender: Dr. Rainer Oberacker Friedrichstrasse 53, 76706 <strong>Dettenheim</strong>, Tel. 07247/5086, Fax 07247/5086<br />
2. Vorsitzender: Manfred Werner Tullastrasse 8, 76706 <strong>Dettenheim</strong>, Tel. 07255/8283, Fax 07255/726111<br />
Kassier: Gisbert Roth Am Rotacker 16, 76706 <strong>Dettenheim</strong>, Tel. 07247/3244<br />
Schriftführerin: Angelika Gamer Hölderlinstrasse 3, 76706 <strong>Dettenheim</strong>, Tel. 07247/7983, Fax 07247/949190<br />
Bankverbdg.: Raiffeisenbank Hardt-Bruhrain Konto-Nr.: 99902, BLZ : 66062366
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 2<br />
Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,<br />
das zweite <strong>fwv</strong> - <strong>info</strong> - aktuell der laufenden Gemeinderatsperiode liegt vor ihnen. Im April 2000<br />
hatten wir den Anfang gemacht und die Reihe der bekannten grünen Hefte fortgesetzt, mit denen<br />
die <strong>Freie</strong>n <strong>Wähler</strong> <strong>Dettenheim</strong> schon von 1975 bis Ende 1982 über ihre Arbeit <strong>info</strong>rmiert haben.<br />
Seitdem ist ein Jahr vergangen, in dem sich vieles entwickelt hat. Über einige Themen berichten<br />
wir ausführlich in unserer Informationsveranstaltung am 5. April 2001. Mit dieser Veranstaltung<br />
und dem vorliegenden Heft wollen wir unsere Meinungsbildung zu aktuellen Themen transparent<br />
machen und Sie an dieser Meinungsbildung beteiligen. Ihr Diskussionsbeitrag oder Ihre persönlichen<br />
Worte an eines unserer Fraktionsmitglieder werden von uns ernst genommen.<br />
<strong>fwv</strong> - <strong>info</strong> - aktuell befasst sich schwerpunktmäßig wieder mit drei Themen zur langfristigen Entwicklung<br />
unserer Gemeinde. Wir <strong>info</strong>rmieren Sie über die Natura-2000-Schutzgebietsmeldungen<br />
("FFH-Gebiete"), von der über 60% unserer Gemarkungsfläche betroffen sind, über ein Konzept<br />
der Gewässerdirektion zur Entwicklung des Rheinniederungskanals und zu den Chancen eines<br />
Anschlusses an das KVV- Straßenbahnnetz. Auch auf die aktuellen Themen der Kommunalpolitik<br />
wie die Jagdverpachtung und diverse Baumaßnahmen nehmen wir Bezug.<br />
Wir verteilen das Heft bei unseren Veranstaltungen. Sie können es auch gerne bei uns anfordern.<br />
Außerdem steht es auf unseren Internetseiten zum Download im pdf- Format bereit.<br />
Ihre FWV- Gemeinderatsfraktion <strong>Dettenheim</strong>
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 3<br />
1 Nachgefragt: Was wurde aus den Themen des letzten <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>aktuell<br />
?<br />
1.1 Regionalplan<br />
Die Stellungnahme des Gemeinderats vom 21. März 2000 zur Fortschreibung des Regionalplans<br />
wurde eingereicht. Nachdem die Landesregierung aber im April 2000 die zur Meldung an die EU<br />
vorgesehenen NATURA-2000- (FFH) Schutzgebiete bekannt gab, war dieser Plan bereits wieder<br />
Makulatur. Dieser FFH- Problematik ist ein eigener Beitrag in diesem Heft gewidmet Der Regionalplan<br />
wurde überarbeitet und den Gemeinden erneut zur Stellungnahme vorgelegt. Der <strong>Dettenheim</strong>er<br />
Gemeinderat von dem überarbeiteten Entwurf am 30. März 2001 Kenntnis erhalten und<br />
soll am 2. April darüber beraten.<br />
Insbesondere die Ausführungen zum Hochwasserschutz wurden grundlegend überarbeitet. Der<br />
"ökologische" Hochwasserschutz (Flächen werden "dem Rhein zurückgegeben") erhält eindeutig<br />
Vorrang vor dem "technischen" Hochwasserschutz (Ausbau von Hochwasserdämmen und Schaffung<br />
von Hochwasserrückhaltebecken). In der Raumnutzungskarte werden neben dem Geltungsbereich<br />
des Integrierten Rheinprogramms (IRP) nun auch die vorgesehenen bzw. angedachten<br />
Maßnahmen aufgeführt. Bei uns ist dies ein Retentionsraum (Polder) im Bereich Elisabethenwöth<br />
und Dammrückverlegungen auf Gemarkung Liedolsheim. Hier bestehen allerdings Verträglichkeitsprobleme<br />
mit den Wasserschutzzonen der Bodensee-Wasserversorgung. Erstmals werden<br />
auch "überschwemmungsgefährdete Bereiche bei Katastrophenhochwasser" in der Raumnutzungkarte<br />
ausgewiesen, in denen Planungsbeschränkungen gelten. Hierzu gehört die Rheinniederung<br />
mit unserer Gemeinde. Unsere Befürchtungen vom letzten Jahr im Hinblick auf Einschränkungen<br />
für unsere Gemeinde werden damit bestätigt, wenn nicht sogar übertroffen. Wir hoffen,<br />
dass diese Ausweisung nicht z.B. die Gebäudeversicherungen eines Tages dazu bringt, bei uns<br />
Risikozuschläge zu erheben!<br />
1.2 Variantendiskussion L 602 Rußheim - Huttenheim<br />
Die von der FWV- Fraktion bevorzugte Ausbauvariante der L602 zwischen Rußheim und Huttenheim<br />
fand keine Mehrheit im Gemeinderat. Mit 11 gegen 7 Stimmen entschieden sich die Gemeinderäte<br />
für die Neubauvariante. Aufgrund dieses Beschlusses revidierte wenig später auch<br />
der Stadtrat Philippsburg sein früheres Votum für die Ausbautrasse und stimmte ebenfalls für die<br />
Neubauvariante. Seine Begründung, die Entscheidung für die Ausbauvariante habe man damals<br />
"<strong>Dettenheim</strong> zuliebe" getroffen stellt den Stadträten zwar kein besonders gutes Zeugnis aus, die<br />
neue Philippsburger Entscheidung ist aber zu verstehen: Die Neubauvariante entlastet das Industriegebiet<br />
in Huttenheim vom Durchgangsverkehr und eröffnet dort neue Möglichkeiten.
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 4<br />
L 602 Rußheim - Huttenheim: Ausbau oder Neubau? Ziehen wir uns mehr überörtlichen Verkehr in unsere<br />
Ortschaften?
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 5<br />
Für <strong>Dettenheim</strong> befürchten wir allerdings eine zunehmende Belastung der Ortsdurchfahrten<br />
mit dem überregionalen Verkehr von Germersheim in Richtung Karlsruhe durch die Neubautrasse.<br />
Die direkte Anbindung der L602 an die B35 bei Huttenheim wird nach unserer Meinung<br />
diesen überregionalen Verkehr in weit stärkerem Maß anziehen, als die bisherige Route durch das<br />
Industriegebiet Huttenheim. Selbst wenn es langfristig gelingen würde, eine Ortsumfahrung von<br />
Rußheim zu erreichen, bleibt dieses Problem für den Ortsteil Liedolsheim bestehen bzw. würde<br />
sich dann noch weiter verschärfen.<br />
Welche Variante letztendlich in einem Planfeststellungsverfahren den Vorzug erhält, bleibt<br />
abzuwarten. Da aber von anderer Seite die Neubauvariante wegen der kürzeren Trassenführung<br />
als "umweltfreundlicher" dargestellt wurde, wollen wir an dieser Stelle noch einmal die richtigen<br />
Flächenbilanzen aufzeigen. Danach ergeben sich für die bituminös befestigten Flächen die folgenden<br />
Werte (in m 2 ):<br />
Ausbau<br />
Neubau<br />
Fahrbahnfläche (neu plus verbleibend) 26.500 25.920<br />
abz. Integration bestehender Flächen (-) 17.640 (-) 5.380<br />
abz. Rückbau bestehender Flächen (-) 3.620 (-) 7.840<br />
Fahrbahn Netto-Neuversiegelung 5.240 12.700<br />
bestehende Wege 5.240 5.710<br />
plus Mehrbedarf an Wegen 8.310 1.630<br />
abz. Wegerückbau (-) 810 (-) 720<br />
Wege Netto-Neuversiegelung 7.500 910<br />
Neuversiegelung insgesamt 12.740 13.610<br />
Kostenschätzung (DM) 9.020.000 8.940.000<br />
Tabelle 1: Versiegelungsflächen und Kosten der Ausbau- und Neubauvariante der L 602 zwischen Rußheim<br />
und Huttenheim. Die <strong>Freie</strong>n <strong>Wähler</strong> haben sich für die Ausbaulösung ausgesprochen, die Gemeinderatsmehrheit<br />
stimmte aber für die Neubauvariante.<br />
Trotz der 860 m größeren Länge ergibt sich also für die Neubauvariante eine mehr als doppelt so<br />
hohe Fahrbahn-Neuversiegelung. Auch wenn man das Wegenetz einbezieht, schneidet die Ausbauvariante<br />
noch besser ab.<br />
Bei den Kosten ergibt sich so gut wie kein Unterschied. Hier sollte man noch berücksichtigen,<br />
dass Radfahrer, PKW- und LKW- Verkehr beim Neubau zwischen Kieswerk Pfander und Huttenheim<br />
die selbe Trasse benutzen müssen, während bei der Ausbauvariante ein eigener Radweg<br />
einschließlich des notwendigen Brückenanbaus über die B35 gebaut würde.
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 6<br />
2 ÖPNV- Perspektiven für <strong>Dettenheim</strong><br />
Derzeitige Situation<br />
Ein direkter Straßenbahnanschluss ist der Wunsch vieler <strong>Dettenheim</strong>er Bürger, der auch vom<br />
Gemeinderat gehört wird. Bisher war es allerdings nicht gelungen, diesem Wunsch näher zu<br />
kommen. Immerhin ist aber im Nahverkehrsentwicklungsplan des Landkreises Karlsruhe vom Juni<br />
2000 die Weiterführung der S 1/11 von Hochstetten über <strong>Dettenheim</strong> nach Philippsburg enthalten,<br />
allerdings nur mit der Bewertungsziffer 5 bei einer Rangfolge von 1-9. Realistische Chancen für<br />
die nächsten Jahre haben nur Projekte mit Bewertungsziffern 1-3. Die Planer des Karlsruher Verkehrsverbunds<br />
kamen dabei zu dem Ergebnis: "Begrenzter Nutzen bei hohem Aufwand, GVFG-<br />
Finanzierung aus heutiger Sicht voraussichtlich nicht möglich."<br />
Die Abkürzung GVFG steht für "Gemeindeverkehrs-Finanzierungsgesetz". Wenn die Kriterien des<br />
GVFG erfüllt werden, winkt ein Investitionszuschuss von 85 % für den Fahrweg und 50 % für die<br />
Fahrzeuge. Wenn sie nicht erfüllt werden, ist die Maßnahme für finanzschwache Gemeinden wie<br />
unsere nicht realisierbar.<br />
Die Potenzialstudie zur Schienenanbindung<br />
Hierüber wollten Gemeinderat und Bürgermeister jetzt Klarheit. Sie gaben eine Kosten-Nutzen-<br />
Analyse in Auftrag, die von der PTV (Planung Transport Verkehr AG) zusammen mit dem KVV<br />
(Karlsruher Verkehrsverbund) ausgearbeitet wurde. Finanziert wurde die Studie gemeinsam von<br />
der Gemeinde <strong>Dettenheim</strong> und der Stadt Philippsburg.<br />
Im Hinblick auf die Kosten wurden zwei Trassenvarianten untersucht: Eine "Ortsrand-" und eine<br />
"Innerortstrasse". Diese unterscheiden sich aber nur in Hochstetten und Liedolsheim. In Rußheim<br />
lassen die beengten Verhältnisse nur den Trassenverlauf am Ortsrand zu. In Huttenheim<br />
und Philippsburg wurden nur Innerorstrassen betrachtet. Rußheim und Liedolsheim erhielten dabei<br />
jeweils 2 Haltestellen.<br />
Die Nachfrage wurde einmal auf der Basis der derzeitigen Nachfrage abgeschätzt (Fall 1).<br />
Daneben wurden auch Berechnungen für eine deutlich gesteigerte Nachfrage durchgeführt<br />
(Fall 2), die sich durch umfangreiche neue Wohn- und Gewerbegebiete maximal ergeben könnten.<br />
Tabelle 2 fasst die Ergebnisse der Studie zusammen. Die Investitionen für den Fahrweg belaufen<br />
sich ohne Planungskosten auf 125 bzw. 150 Mio. DM. Für die Fahrzeuge sind 19 Mio. DM aufzubringen.<br />
Busse kosten dagegen nur 6 Mio. DM, wenn man die Investitionskosten für einen vergleichbare<br />
Nutzungszeitraum abschätzt. Von den Gesamtinvestitionen von 150 bis 180 Mio. DM<br />
müssten die beteiligten Kommunen und der Kreis 40 bis 45 Mio. DM übernehmen, wenn eine<br />
GVFG-Finanzierung erfolgen würde.
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 7<br />
Die untersuchten Varianten: Ortsrandtrasse (rot) und Innerortstrasse (blau)
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 8<br />
Bus Innerortstrasse Ortsrandtrasse<br />
Investition Fahrweg -- 150 Mio 125 Mio<br />
Investition Fahrzeuge<br />
2 Mio.<br />
10 Jahre Nutzung<br />
18,7 Mio.<br />
30 Jahre Nutzung<br />
18,7 Mio<br />
30 Jahre Nutzung<br />
1 Mehrkosten Betrieb (gegenüber<br />
Bus)<br />
2 Abschreibung und Verzinsung<br />
Fahrweg<br />
Basis 4,85 Mio/a 4,25 Mio/a<br />
-- 6,45 Mio 5,38 Mio<br />
Fahrgäste/Tag (Fall 1) 1.300 3.200 3.000<br />
Fahrgäste/Tag (Fall 2) ? 3.800 3.600<br />
3 Nutzenbeiträge (Fall 1) Basis 4,41 Mio. 4,41 Mio.<br />
4 Nutzenbeiträge (Fall 2) Basis 5,73 Mio. 5,81 Mio.<br />
Nutzen-Kosten-Quotient<br />
(3-1)/2 = Fall 1)<br />
Nutzen-Kosten-Quotient<br />
(4-1)/2 = Fall 2)<br />
Basis -7 % 3 %<br />
Basis 14 % 29 %<br />
Tabelle 2: Wichtigste Ergebnisse der Potenzialstudie. Die geldwerte Nutzenverbesserung der Schienenanbindung<br />
deckt zwar die Betriebskostenerhöhung, nicht jedoch die Abschreibungen für den Fahrweg. Für eine<br />
GVFG-Finanzierung sollte der Nutzen-Kosten-Quotient 100 % erreichen.<br />
Die Betriebskosten steigen um 4 bis 5 Mio. DM im Jahr an im Vergleich zur Busbedienung. Dabei<br />
ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Bedienungsfrequenz auf der Schiene mit 54 Fahrten pro<br />
Tag deutlich besser wäre, als beim Bus mit 36 Fahrten (Rußheim-Hochstetten) bzw. 9 Fahrten<br />
(Philippsburg-Hochstetten) am Tag. In der Haupt- und Normalverkehrszeit wäre ein echter 20-<br />
Minuten-Takt durchgehend von Karlsruhe bis Philippsburg gegeben.<br />
Erstaunlich ist die Nachfragewirkung. Die Fahrgastzahlen würden sich auf der Schiene im Vergleich<br />
zu jetzt mehr als verdoppeln! Auf Nachfrage versicherte der KVV, dass dies keine<br />
Wunschzahlen der Planer sind, sondern auf Erfahrungen mit dem bisherigen Netzausbau beruht.<br />
Der Nachfrageunterschied zwischen der Innerorts- und der Ortsrandtrasse ist relativ gering. Durch<br />
die höhere Nachfrage steigen dann einerseits die Fahrgelderlöse um 350 bis 500 TDM im Jahr.<br />
Allerdings ergibt sich aber auch eine zusätzliche Unterdeckung von 3,0 bis 3,5 Mio. DM pro<br />
Jahr.<br />
Aus verschiedenen Faktoren, insbesondere aus den eingesparten PKW-Fahrten kann man nun<br />
einen Nutzenbeitrag in DM berechnen. Abgesehen von der Innerorstrasse liegt dieser höher als<br />
die Betriebskosten. Im Gegensatz zum Bus muss die Schiene aber auch die Abschreibung und<br />
Verzinsung des Fahrwegs "hereinfahren". Dies ist der Fall, wenn der Kosten-Nutzen-Quotient<br />
100 % erreicht. Und davon ist selbst der weit in die Zukunft gerechnete Fall mit erhöhter Nachfra-
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 9<br />
ge noch deutlich entfernt. Ein besseres Ergebnis (ca. 80 %) ergäbe sich, wenn die Stadtbahn nicht<br />
bis Philippsburg, sondern nur bis Rußheim geführt würde.<br />
Unser Fazit: Außer Spesen nichts gewesen ?<br />
Nachdem die Studie genau die Voraussage der KVV-Experten bestätigt hat, ist mancher vielleicht<br />
geneigt, das so zu sehen. Damit würde man es sich aber zu einfach machen. Wenn wir den<br />
Schienenanschluss wollen, müssen wir uns dafür einsetzen. Für unsere Argumentation und Abwägung<br />
brauchen wir Zahlen und Detailwissen. Hier liefert die Studie Klarheit. Folgende Punkte<br />
sind festzuhalten:<br />
• Eine GVFG-Finanzierung ist in absehbarer Zeit nicht erreichbar.<br />
• Die Förderkriterien würden am ehesten noch erfüllt, wenn die Stadtbahn in Rußheim enden<br />
würde.<br />
• Mit der Endhaltestelle am Bahnhof Philippsburg ergäbe sich für die Schüler eine erhebliche<br />
Verlängerung der Fußwege.<br />
• Die Schienenanbindung würde den Individualverkehr deutlich reduzieren. Das aus öffentlichen<br />
Mitteln zu finanzierende Betriebskostendefizit würde gleichzeitig aber erheblich ansteigen.<br />
Was sind die Konsequenzen daraus ?<br />
• Man kann evtl. versuchen, auf der politischen Schiene die Hürde GVFG zu überwinden, z.B.<br />
durch Hinweis auf die Vorleistungen, die wir bei FFH, im Hochwasserschutz und bei Wasserschutzgebieten<br />
für das Land und die Region erbringen. Das darf allerdings nicht bedeuten,<br />
dass wir widerspruchslos alle diese Belastungen hinnehmen. Man muss also vorsichtig<br />
sein, wenn man diese Argumente benutzt.<br />
• Eine Schienenanbindung ist, allerdings nur langfristig gesehen, realisierbar. Wir müssen die<br />
Schiene bei unseren Planungen berücksichtigen, insbesondere müssen wir Trassen für eine<br />
Schienenanbindung freihalten.<br />
• Mittelfristig sollten wir uns auf Verbesserungen der Busanbindung konzentrieren. Es ist fast<br />
unverständlich, dass man, nur weil das Umsteigen wegfällt, mit der Bahn doppelt so viele<br />
Menschen zum ÖPNV, obwohl für die meisten der Weg zur Haltestelle größer wird. In der<br />
Verbesserung der Busanbindung muss demnach ein riesiges Potenzial liegen.<br />
• Bei allen Verbesserungen, auch im Busbereich, werden deutlich höhere Kosten auf die Gemeinde<br />
zukommen. Hier ist das Wünschenswerte vom Machbaren zu unterscheiden. Auch<br />
das muss der Bevölkerung vermittelt werden.
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 10<br />
3 Schutzgebietsmeldungen NATURA 2000<br />
Worum geht es ?<br />
Sie wissen noch nichts mit den Kürzeln "FFH" und "NATURA 2000"<br />
anzufangen? Seltsam, denn bereits 1979 gibt es die EU-<br />
Vogelschutzrichtlinie und schon 1992 beschlossen die Staaten<br />
der Europäischen Union die FFH-Richtlinie (Fauna = Tierwelt, Flora<br />
= Pflanzenwelt, Habitat = Lebensraum). Sie bilden zusammen<br />
das europäische Schutzgebietssystem NATURA 2000. Beide Richtlinien<br />
sind verbindlich umzusetzendes EU-Recht. Bei den Schutzgebieten<br />
geht es um große zusammenhängende Bereiche von europäischer<br />
Bedeutung, ein Beispiel aus anderen Regionen ist das Wattenmeer.<br />
Das Schutzgebietsnetz soll in drei Phasen erstellt werden:<br />
1. Pase: Erstellung einer nationalen Meldeliste.<br />
2. Phase: Bestimmung der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung.<br />
3. Phase: Sicherung der NATURA 2000-Gebiete.<br />
Die Auswahlkriterien für die Schutzgebiete sind in den Richtlinien festgelegt. Die Auswahl muss<br />
ausschließlich nach naturschutzfachlichen Kriterien erfolgen.<br />
Was bisher geschah<br />
Was wir nun im letzten Jahr erlebt haben, war Teil der Phase 1. Die Landesregierung hat die für<br />
Baden-Württemberg vorgesehenen Gebiete nach Berlin gemeldet, Berlin meldet weiter nach<br />
Brüssel. Die Vorbereitung der Meldung kam sehr spät und erst unter erheblichem Druck der Europäischen<br />
Komission zustande, es drohten Subventionskürzungen und Strafen. Innerhalb kürzester<br />
Zeit wurden dazu knapp 10 % unserer Landesfläche ausgedeutet, was in etwa den Vorgaben entsprach.<br />
Die Kommunen wurden Mitte April 2000 über die vorgesehenen Gebiete <strong>info</strong>rmiert und<br />
aufgefordert, "nicht zu vermeidende Unrichtigkeiten" zu korrigieren. Die gab es auch haufenweise.<br />
Die naturschutzfachlichen Planer hatten veraltetes Kartenmaterial verwendet, bereits bebaute o-<br />
der mit rechtskräftigen Bebauungsplänen ausgestattete Siedlungsgebiete einbezogen, usw.<br />
<strong>Dettenheim</strong> ist eine der am stärksten betroffenen Gemeinden im Land. Über 60 % der Gemarkungsfläche<br />
sind als NATURA 2000- Gebiete vorgesehen, ein zusätzliches, bereits bestehendes<br />
Landschaftsschutzgebiet erhöht den Anteil an Schutzgebieten noch weiter. Ein großer Teil der<br />
Entwässerungsgräben hat ebenfalls FFH-Charakter. Diese Gräben überziehen die Gemarkung<br />
wie ein Spinnennetz, so dass zukünftig kaum noch eine Planungsmaßnahme ohne Eingriff in<br />
Schutzgebiete möglich ist.<br />
Der Gemeinderat hat Anfang Juli 2000 eine ausführliche Stellungnahme abgegeben. Natürlich<br />
wurden die offensichtlichen Planungsfehler aufgezeigt. Daneben wurde Bestandsschutz für
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 11<br />
nicht in den Plänen enthaltene Einrichtungen im Außenbereich eingefordert, sowie Korrekturen,<br />
die eine angemessene Siedlungs- und Verkehrsentwicklung zulassen. Außerdem wurde ein<br />
angemessener Ausgleich für die Belastung unserer Gemeinde eingefordert.<br />
Am 13. Oktober besuchte dann die Ministerin Gerdi Staiblin im Rahmen der Kreisbereisung unsere<br />
Gemeinde. Ihr Ministerium für den Ländlichen Raum (MLR) ist federführend bei den Meldungen.<br />
Ihre Aussagen blieben, nach unserer Deutung, unverbindlich. Aus den Diskussionsbeiträgen<br />
einiger der mitgereisten Bürgermeister aus unserem Landkreis wurde eines deutlich: ein angemessener<br />
Ausgleich für unsere Entwicklungsbeschränkungen liegt außerhalb der Vorstellungmöglichkeit<br />
dieser Herren. Es gilt das St. Floriansprinzip.<br />
Seitdem hat der Gemeinderat nur noch wenig von der Problematik gehört. Auf der Internetseite<br />
des MLR kann man seit Dezember 2000 die korrigierten Gebietsvorschläge abrufen. Die Karte für<br />
unseren Bereich haben wir hier wiedergegeben. Gegenüber dem ursprünglichen Vorschlag gibt es<br />
kleine Korrekturen und Verschiebungen, am Gesamtumfang der Schutzgebiete auf unserer Gemarkung<br />
hat sich so gut wie nichts geändert.<br />
Was macht unser Gebiet so schützenswert ?<br />
<strong>Dettenheim</strong> liegt in zwei großräumigen, sich überlappenden Schutzgebieten:<br />
• FFH-Gebiet "Rheinniederung von Philippsburg bis Neureut"<br />
• Vogelschutzgebiet "Rheinniederung Karlsruhe-Reinsheim"<br />
Diese umfassen 10 unterschiedliche FFH-Lebensräume, darunter 2 "prioritäre" Lebensräume:<br />
"Kalkreiche Sümpfe mit Schneidried" und "Auwälder mit Erle, Esche, Weide". Sie beherben über<br />
20 FFH-Arten, darunter die prioritäre "Spanische Flagge", einen Schmetterling. Prioritäre Räume<br />
und Arten unterliegen einem besonderen Schutz.<br />
Im Vogelschutzgebiet werden über 60 Vogelarten gezählt. 14 Arten fallen unter die Vogelschutzrichtlinie<br />
wie z.B. der Eisvogel, weitere 11 gehören zu den bedrohten Zugvögeln der Roten Liste,<br />
z.B. die Wasserralle.<br />
Was bedeutet nun die Schutzgebietsmeldung für uns?<br />
Es ist davon auszugehen, dass Brüssel in Phase 2 die gemeinschaftliche Bedeutung der gemeldeten<br />
Gebiete akzeptiert. Evtl. werden sogar weitere Gebietsmeldungen angemahnt, die von den<br />
Naturschutzverbänden auf sogenannten "Schattenlisten" nach Brüssel gemeldet wurden. Spannend<br />
wird dann die Phase 3, in der die gemeldeten Gebiete schnellstmöglich, spätestens aber<br />
nach 6 Jahren, "gesichert" werden sollen. In den Verlautbarungen des MLR wird argumentiert,<br />
dass ein Großteil der Fläche schon heute als Natur- oder Landschaftsschutzgebiet, Wasserschutzgebiet,<br />
§ 24a-Biotop usw. geschützt ist.<br />
.
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 12<br />
dunkelblau: FFH / FFH + Vogelschutzgebiet; hellblau: Vogelschutzgebiet
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 13<br />
Bei den anderen Flächen reichen die Maßnahmen vom Vertragsnaturschutz auf freiwilliger Basis<br />
über Marktentlastungsprogramme (MEKA) bis zu Arten- und Biotopschutzprogrammen. Was das<br />
für Landwirte, Jäger, Angler, und andere Naturnutzer konkret bedeutet bleibt in letzter Konsequenz<br />
ungewiss. Für unsere zukünftige Verkehrs- und Bauleitplanung werden wir in fast allen Fällen<br />
zusätzliche Experten heranziehen müssen, die uns die Verträglichkeit der Vorhaben mit den<br />
Zielen von NATURA 2000 bescheinigen oder Ausgleichsmaßnahmen aufzeigen, die dann natürlich<br />
auch umgesetzt werden müssen.<br />
Die NATURA 2000 Gebiete werden uns also in den nächsten Jahren noch stark beschäftigen. Von<br />
der Umsetzung der Phase 3 hängen die Zukunftsperspektiven unserer Gemeinde ab. Hier muss<br />
schon im Vorfeld gehandelt werden, um nicht wie bei der Gebietsmeldung eines Tages wieder<br />
einfach vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden.<br />
Ausführlich <strong>info</strong>rmieren können Sie sich über das Thema beim Ministerium für den Ländlichen<br />
Raum, das Informationsmaterial bereit hält. Eine Darstellung mit Kartenmaterial gibt es auch auf<br />
den Internetseiten des MLR unter der Adresse:<br />
http://www.mlr.baden-wuerttemberg.de/<br />
4 Hochwasserschutz und Gewässerentwicklung<br />
Es tut sich einiges im Bereich Hochwasserschutz und Gewässerentwicklung. Das Hochwasserjahr<br />
1999 hat uns gerade vor Augen geführt, wie gefährdet wir als Rheinniederungsgemeinde bei<br />
Hochwasser sein können. Hochwasserschutz ist für uns lebenswichtig. Deshalb sind wir sicher<br />
bereit Maßnahmen in Kauf zu nehmen, die auch flussabwärts die Hochwasserbedrohung mindern.<br />
Es kann allerdings nicht sein, dass sich diese Maßnahmen alle bei uns konzentrieren und Kommunen,<br />
die andere Möglichkeiten hätten, ihre Siedlungs- und Gewerbeflächen weiter in die Rheinebene<br />
ausdehnen. Die Oberlieger im gesamten Einzugsbereich unserer Gewässer können durch<br />
Rückhaltemaßnahmen an den kleineren Flüssen und bei der Regenwassereinleitung ebenfalls<br />
erheblich zum Hochwasserschutz beitragen. Auch hier ist eine gerechte Lastenteilung einzufordern.<br />
4.1 Abflussverhältnisse im Rheinvorland<br />
Eine Maßnahme der Gewässerdirektion (GDR) ist die Verbesserung der Abflußverhältnisse im<br />
Rheinvorland, d.h. zwischen dem Rheinstrom und den Hauptdämmen. Ziel ist es, dort die Reste<br />
der ehemaligen Altarme wieder besser zu durchströmen. Für das Gebiet bei Alt-<strong>Dettenheim</strong> wurde<br />
hierzu ein Gutachten erstellt, das Günter Wendel von der GDR in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung<br />
vorstellte. Dieser Bereich bewegt aus anderen Gründen den Gemeinderat schon geraume<br />
Zeit. Zum einen ist der Weg vom Damm zum Rhein in einem unhaltbaren Zustand. Zum<br />
anderen nehmen die Hochwasserschäden nach jeder Überflutung des Rheinvorlands zu. Die Ein-
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 14<br />
wohner von Alt-<strong>Dettenheim</strong> klagen seit Jahren über eine Verschärfung der Druckwassersituation<br />
mit Keller- und Geländeüberflutungen.<br />
Auch wenn das jeweilige Anliegen der GDR und der Gemeinde zunächst einmal völlig unterschiedlich<br />
ist, gibt es doch einen Zusammenhang. Die Ausführungen von Herrn Wendel machten<br />
deutlich, dass aufgrund der unterschiedlichen Eigentumsverhältnisse eine Kompetenzenzersplitterung<br />
vorliegt. Ein Beispiel ist die vom Forst angelegte Schlute, die ein Durchfahren des Radwegs<br />
durch den Rheinwald schon bei leicht erhöhtem Wasserstand unmöglich macht. Hier gäbe es<br />
bessere Lösungen, die sowohl die Durchströmung, als auch die Passierbarkeit sicher stellen würden.<br />
Nach Vermutung der meisten Gemeinderäte liegt der Knackpunkt der Hochwasser- und<br />
Druckwasserschäden in der vor Jahren erfolgten Verlegung der Schiffszufahrt für die Kiesverladung.<br />
Diese Zufahrt liegt jetzt direkt am Prallufer der Rheinkrümmung.<br />
Links: Heutiger Zustand mit Problembereichen (Pfeil = Dammlücke, rot = Druckwasser)<br />
Rechts: Vor Verlegung der Schiffszufahrt
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 15<br />
Unsere Meinung: Die bessere Anbindung und Durchströmung der Altarme im Rheinvorland ist<br />
eine sinnvolle Maßnahme, die wir unterstützen können. Sie kann aber nicht isoliert von den Problemen<br />
Hochwasser, Druckwasser und Passierbarkeit der Wege durch die Mehlfurt und den<br />
Rheinwald vorangetrieben werden. Hier muss ein Lösungskonzept für alle Teilbereiche her.<br />
4.2 Dammsanierung am Saalbachkanal<br />
Am 1. März begann der letzte Abschnitt der Sanierungsmaßnahmen am Damm auf der Südseite<br />
des Saalbachkanals. Der 5 km lange Abschnitt zwischen Graben und der Schleifmühle in Rußheim<br />
war in 4 Bauabschnitte eingeteilt worden, von denen 3,5 km am Oberlauf inzwischen fertiggestellt<br />
sind. Der Damm ist aufgrund von Setzungen nicht mehr ausreichend hoch, außerdem<br />
muss seine Stabilität verbessert und eine Zufahrtsmöglichkeit geschaffen werden. Für diese Stabilität<br />
sollen über 30.000 m 3 Kies und 4.500 m 3 Schottersteine sorgen. Bei der Saalbachbrücke<br />
werden ca. 60 lfm Spunddielen in den Damm eingerammt, um diesen trotz der Enge zwischen<br />
Pfinz und Saalbachkanal zu stabilisieren. Der Damm erhält eine Drainage, die Druckwasser in<br />
einen Entwässerungsgraben einleitet. Drainageaustritte sind alle 60 m geplant. Ein bereits vorhandener,<br />
weitgehend verlandeter Graben wird aus naturschutzgründen nicht genutzt, stattdessen<br />
wird ein neuer Graben angelegt. Die Unterhaltspflicht liegt beim Wasserwirtschaftsamt.<br />
Bereits saniertes Teilstück des<br />
Damms<br />
Beim Ewigkeitssteg wird eine<br />
Überquerungshilfe über den<br />
Verlängerten Pfinzkanal angelegt.<br />
Die Feldwege werden nach<br />
Beendigung der Bauarbeiten in<br />
ihren ursprünglichen Zustand<br />
versetzt (asphaltiert bzw. geschottert).<br />
Die Arbeiten sollen<br />
bis Ende Februar 2001 abgeschlossen<br />
sein. Die jetzige<br />
Teilmaßnahme kostet ca. 2,5 Mio. DM, die Gesamtmaßnahme ca. 7 Mio. DM. Der Damm ist dann<br />
auch auf der Südseite für einen Rheindurchfluss von 5.000 m 3 bei einem Pegelstand von 9,18 m<br />
am Pegel Maxau ausgelegt und somit auch das Land zwischen Liedolsheim und Rußheim wieder<br />
sicherer. Wir hoffen, dass dieser "technische Hochwasserschutz" auch weiterhin einen solchen<br />
Stellenwert behält.
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 16<br />
4.3 Gewässerentwicklungskonzept für den Rheinniederungskanal<br />
Wird der künstlich als Entwässerungskanal angelegte Rheinniederungskanal eines Tages zum<br />
idyllischen Naturgewässer?<br />
Auch mit dieser Frage beschäftigen sich derzeit Mitarbeiter der Gewässerdirektion. Sie erstellen<br />
ein Gewässerentwicklungskonzept für alle Gewässer erster Ordnung, für die das Land Baden-<br />
Württemberg unterhaltungsspflichtig ist. Das Gewässerentwicklungskonzept ist eine Art großräumiger<br />
Rahmenplan für eine später aufzustellenden Gewässerentwicklungsplan, der einzelne<br />
Flussabschnitte umfasst. Details und Einzelmaßnahmen werden erst im konkreten Ausbauplan<br />
festgelegt. Ziel ist es, naturnahe Gewässer- und Aue-Zustände dort (wieder) herbeizuführen, "wo<br />
es die für das Allgemeinwohl erforderlichen Nutzungen zulassen". Diese ökologisch orientierte<br />
Gewässerunterhaltung soll durch Wegfall von Bau- und Pflegeaufwand auch die Unterhaltskosten<br />
reduzieren.<br />
Derzeit werden erste Entwürfe dieses Konzepts mit den betroffenen Anliegergemeinden diskutiert.<br />
Darin wird auf die Entstehungsgeschichte des Rheinniederungskanals eingegangen, der derzeitige<br />
Zustand wird beschrieben und es werden "Leitbilder" für eine naturnahe Entwicklung aufgestellt.<br />
Schließlich wird ein Maßnahmenkatalog abgeleitet für kurz-, mittel- und längerfristige Maßnahmen<br />
zur Verwirklichung dieser Leitbilder.<br />
Anfang des 19. Jahrhunderts gab es drei unabhängige Entwässerungssysteme in der Rheinniederung,<br />
die jeweils die Gemarkungsflächen von Neureut-Eggenstein-Leopoldshafen, Linkenheim-<br />
Hochstetten-Liedolsheim und Rußheim-Graben-Philippsburg und Reinsheim entwässerten. 1934<br />
wurde dann die Pfinz-Saalbach-Korrektion eingeleitet, um "die unter ständiger Nässe und unter<br />
dem Druckwasser des Rheins leidenden ausgedehnten landwirtschaftlichen Flächen zu<br />
entwässern". Die nebenstehende Grafik aus einer Broschüre der GDR über das Schöpfwerk Philippsburg<br />
macht den Erfolg dieser 1962 abgeschlossenen Arbeiten deutlich. Heute dient der<br />
Rheinniederungskanal zusätzlich als Vorflut für 5 kommunale Kläranlagen und für die Kläranlage<br />
des Forschungszentrums Karlsruhe.<br />
Der Kanal gilt auf 29 % seiner Fließstrecke als "mäßig belastet" (Güteklasse II), auf 58 % "kritisch<br />
belastet" (II-III) und auf 13 % "stark verschmutzt" (III). Sein Hauptproblem rührt daher, dass er<br />
sauerstoffarmes Grundwasser führt und dass er Altrheinarme durchfließt, die als stehende Gewässer<br />
wirken. Der Nährstoffeintrag, auch aus "sauberen" Kläranlage verursacht deshalb Schwierigkeiten.<br />
Eine Hauptforderung der Planer ist es deshalb, die Kläranlagen zukünftig direkt in den<br />
Rhein abzuleiten. Eggenstein-Leopoldshafen und das Forschungszentrum sind hier Vorreiter, ihre<br />
Ableitung ist im Bau. Bei den anderen Gemeinden gibt es hierzu noch keine Überlegungen.<br />
Als Leitbilder für die naturnahe Entwicklung werden der "Rheinauebach", das "Gießen als Sondertyp<br />
des Rheinauebachs" und der "durchströmte Altrheinarm" festgelegt. Ein schematischer Querschnitt<br />
durch den Rheinauebach ist im folgenden Bild gezeigt (nach GDR).
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 17<br />
Die Verhältnisse in der Rheinniederung vor und nach der Pfinz-Saalbachkorrektion (aus einem<br />
Infoheft der Gewässerdirektion Nördlicher Oberrhein zum Schöpfwerk Philippsburg von 1996)<br />
Der Bach ist umsäumt von Röhricht und Gehölzen. Beim Gießen ist das Verhältnis von Breite zu<br />
Tiefe größer, der Abfluss wird fast ausschließlich vom Grundwasser gespeist. Dort wo der Kanal<br />
ehemalige Rheinschlingen durchschneidet, wird das Leitbild Gießen angestrebt. Auf unserer Ge-
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 18<br />
markung z.B. im Gewann Danwiese, zwischen <strong>Dettenheim</strong>er Weg und Kläranlage und von der<br />
Kuhbrücke zum Beginn des Rußheimer Altrheins.<br />
Schematischer Querschnitt eines Rheinauebachs<br />
Wie das Konzept letztendlich aussieht, hängt von den weiteren Diskussionen ab. Da es sich nicht<br />
um ein Planungsverfahren handelt, gibt es formal keine Mitwirkungsrechte der Kommunen. In einer<br />
Aussprache zwischen Vertretern der GDR und den Anliegergemeinden am 29. März in der<br />
Festhalle in Liedolsheim wurden Bedenken der Gemeinden vorgebracht, die die GDR in ihrer endgültigen<br />
Konzeption aufnehmen will. Bürgermeister Johs aus Linkenheim-Hochstetten regte eine<br />
Ortsbesichtigung mit den Planern an, "bei der man schnell klar machen könne, was machbar und<br />
sinnvoll ist". Das halten auch wir für unseren Bereich für die geeignete Vorgehensweise. Wenn die<br />
Entwicklung hier weiter gediehen ist, werden wir Sie noch ausführlich <strong>info</strong>rmieren.<br />
5 Bau- und Erschließungsmaßnahmen<br />
5.1 Stand bei der Querspange L602 - B36: Baustelle liegt im Zeitplan !<br />
An der Baustelle Querspange L 602 zur B 36 sind die Bauarbeiten wieder im Gange, nachdem die<br />
Ruhezeit für die Absetzung bei den Aufschüttungen zu Auffahrt am Hochgestade abgelaufen ist.<br />
Nach den Prüfungen der Bodengutachter sind die Setzungen abgeklungen, so daß mit dem Weiterbau<br />
der oberen Tragschichten begonnen wird.<br />
Zur Zeit werden Arbeiten für die Amphibien-Einrichtungen gebaut. Hier werden sogenannte L-<br />
Steine verlegt und an die vorgesehene Rohre angeschlossen. Die Rohre verlaufen in bestimmten<br />
Abständen unterhalb der Straße, so daß die Tiere an diesen Schlupflöchern die Straße unterqueren<br />
können. Die Maßnahme wurde im Planfeststellungsverfahren festgelegt.
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 19<br />
Einbau einer Amphibienleiteinrichtung<br />
Bisher wurden für die Baumaßnahmen<br />
insgesamt ca. 4,75 Mio DM verbaut.<br />
Damit eingeschlossen ist auch die Anbindung<br />
des Gewerbegebiets Hambiegel,<br />
sowie die Kosten für den eventuellen<br />
Flächenverbrauch. Die gesamte<br />
Maßnahme ist mit einer Kostenberechnung<br />
von ca. 10,5 Mio. DM veranschlagt.<br />
Nach heutigem Zeitplan soll zu Beginn<br />
der Sommerferien der Verkehr über die Querspange freigegeben werden.<br />
5.2 Sanierung des Hallenbads<br />
Nachdem bereits 1998 der Hubboden des Lehrschwimmbeckens betonsaniert wurde, steht eine<br />
Koplettsanierung des 35 Jahre alten Beckens und der Filteranlage an. Der ursprüngliche Vorschlag<br />
mit einem Edelstahlbecken überzeugte den Gemeinderat nach Besichtigung von Vergleichsobjekten<br />
weder in technischer Hinsicht, noch von den Kosten. Deshalb wurde 1999 das<br />
Planungsbüro Albrecht-Hoffmeyer beauftragt weitere Vorschläge auszuarbeiten. Aus vier Varianten<br />
entschied sich der Gemeinderat für die Abdichtungsart mit Keraprengummifolie und einer Kieselgur-Anschwemmfilteranlage.<br />
Mit Kosten von 860.000,-- DM eine wesentlich günstigere Lösung<br />
als die zunächst vorgesehene Edelstahlvariante.<br />
Den meisten Gemeinderäten, auch uns, waren 860.000,-- DM zu viel, um wieder nur eine Teilsanierungsmaßnahme<br />
zu machen mit weiteren, absehbaren Folgemaßnahmen in den kommenden<br />
Jahren. Zunächst sollte deshalb der Gesamtzustand überprüft und ein Kostenvoranschlag für die<br />
Sanierung des ganzen Hallenbades erstellt werden. Für diese Untersuchung wurde das Büro<br />
Werner & Kiefer mit einbezogen. Das Büro Werner und Kiefer (Tragwerk, Wärmedämmung) und<br />
das Planungsbüro Albrecht-Hoffmeyer (Becken, Wasseraufbereitung, Lüftung) prüften und planten<br />
gemeinsam und kamen zu folgendem Ergebnis:<br />
Eine grundlegende Sanierung des Schwimmbades ist erforderlich!<br />
• Nach der Wärmeschutzverordnung von 1995 ist der Wärmeschutz in folgenden Punkten<br />
nicht erfüllt: Fassaden, Fenster, Dach.<br />
• Erforderliche Renovierungsarbeiten (35 Jahre alt ): Abdichtung des Schwimmbeckens,<br />
Renovierung des Umkleidebereiches, Änderung der WC-Räume.<br />
• Erneuerung der technischen Ausrüstung: Badewasseraufbereitungsanlage, Lüftungsanlage,<br />
Elektrotechnik.
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 20<br />
• Untersucht und in die Kostenrechnung einbezogen wurde auch der Einbau einer Solarkollektoranlage<br />
für die Brauchwassererwärmung.<br />
Gesamtkosten der Sanierungmaßnahmen: ca. 2,5 Mio. DM<br />
Nun standen wir vor der Frage alles oder nichts. Eine Teilsanierung ist in diesem Fall nicht möglich<br />
und wäre auch falsch.<br />
Nach einigen Bauausschuss- und Gemeinderatssitzungen stimmten wir am 21. November 2000<br />
einer Sanierung zu und vergaben am 23.01.2001 Aufträge für die Architekten- und Ingenieurleistungen.<br />
Nachdem der Gesetzgeber seit dem 10.6.1998 einen Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator<br />
bei solchen Bauvorhaben verlangt, haben wir auch diese Leistung für 16.058,11<br />
DM am 6. März 2001 an das Ing. Büro Engel und Suffler vergeben.<br />
Bei der technischen Ausführung haben wir darauf gedrängt, die Frage der Sonnenkollektoren offen<br />
zu halten. Wir sehen durchaus unsere Verantwortung, bei der Förderung erneuerbarer Energien<br />
mit gutem Beispiel voranzugehen. Da aber das Brauchwasser in öffentlichen Bädern wegen<br />
der "Legionellenproblematik" einmal am Tag auf über 60 °C aufgeheizt werden muss und die besten<br />
Sonnenmonate wegen der Schulferien nicht genutzt werden, ergibt sich eine sehr ungünstige<br />
Energiebilanz im Vergleich zum Kostenaufwand. (Legionellen sind die Verursacher der Legionärskrankheit,<br />
sie vermehren sich besonders gut im warmen Wasser). Vielleicht gibt es hier bessere<br />
Möglichkeiten in Verbindung mit der sich ebenfalls abzeichnenden Erneuerung der Heizungsanlage<br />
der Pestalozzi-Schule.<br />
Die Detailplanung der Maßnahmen ist auf dem Weg, danach erfolgen die Ausschreibungen. Die<br />
Arbeiten können voraussichtlich in den Sommerferien 2001 beginnen. Sie werden dann ca. 1 Jahr<br />
dauern.<br />
5.3 Sanierunsarbeiten an der Tullaschule<br />
Dachsanierungsarbeiten an der Tullaschule bewegen den Bauausschuss und den Gemeinderat<br />
schon seit geraumer Zeit. Schon im April 2000 emppfahl der Bauausschuss nach einer Begehung,<br />
• den alten Gebäudetrakt neu einzudecken<br />
• dabei auch die Flachdachfläche zwischen den beiden Pultdächern zu überdecken<br />
• die Eternitplatten an den Giebelwänden und Seiten abzunehmen<br />
• die Fassaden neu zu gestalten und dabei auch die Betonköpfe zu sanieren<br />
• ein Konzept für die Sanierung des Glasdaches über dem Foyerbereich zu erstellen.<br />
Im Oktober wurde zu diesen Maßnahmen ein Planungsauftrag vergeben, im November fand eine<br />
weitere Besichtigung statt. Bauchschmerzen verursachte dabei vor allem das erst 10 Jahre alte<br />
Glasdach über dem Foyerbereich, bei dem immer wieder Abdichtungsprobleme auftraten. Eine<br />
kostengünstige Radikalkur durch Überdeckung eines Teilbereichs (Hofseite) mit einem Thermodach<br />
stieß auf Ablehnung, da man dadurch das Foyer stark abgewertet hätte. Deshalb wurde die<br />
Sanierung der Dachfläche und der Einbau von Sonnenschutzeinrichtungen beschlossen, wobei<br />
man hofft, nur den senkrechten Teil des Dachs umgestalten zu müssen. Es würden dann Kosten
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 21<br />
von 440.000,-- DM anfallen. Endgültige Klarheit ergibt sich erst nach einer genaueren Untersuchung<br />
der Konstruktion. Falls eine Erneuerung des gesamten Glasdaches erforderlich wäre, ist<br />
mit Kosten von 500.000,-- DM zu rechnen.<br />
Die Baumaßnahmen sollen in den kommenden Sommerferien durchgeführt werden.<br />
5.4 Friedhofneugestaltung im Ortsteil Rußheim<br />
In den zurückliegenden Jahren konnte durch Ablauf der Ruhefristen die Nord-Ost-Seite der Friedhofsanlage<br />
im OT Rußheim für Einzel-, Doppel- und Urnengräber neu gestaltet werden. Eine weitere<br />
Neugestaltung des hinteren südwestlichen Friedhofsbereichs steht nun an, da die Ruhefristen<br />
der Gräber im entsprechenden Bereich abgelaufen sind und Grabflächen für Doppelgräber benötigt<br />
werden. Auf unserer Planskizze können Sie die vorgesehenen Maßnahmen erkennen.<br />
Hierzu werden die Angehörigen der Gräber im Friedhofbereich Block A gebeten, bis nach der<br />
Sommerpause ihre Grabflächen abzuräumen. Siehe hierzu die Bekanntmachung im <strong>Dettenheim</strong>er<br />
Anzeiger.
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 22
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 23<br />
Bei der Neugestaltung werden Grabflächen für Einzelgräber, aber überwiegend Flächen für<br />
Doppelgräber geschaffen. Dazu sind Zwischenwege geplant (wie auf der Nord-Ost-Seite), damit<br />
der komplette Bereich aufgelockert wird. Auch eine Wegverbindung zur neuen Friedhofsanlage ist<br />
von diesem Block A-Bereich mit vorgesehen.<br />
Die zur Zeit vorhandenen Flächen für Doppelgräber sind bis auf eine Grabfläche ausgeschöpft,<br />
deshalb wurde der Block H (Belegung mit Doppelgräbern) der nordöstlichen Friedhofsseite um 5<br />
Doppelgrabflächen erweitert.<br />
6 Jagdverpachtung 2001 - 2010<br />
Zum 1. April 2001 stand die Neuverpachtung der Jagdreviere auf unserer Gemarkung an. Aufgrund<br />
gesetzlicher Änderungen waren zwei wesentliche Neuerungen zu beachten: Die Jagdgenossenschaft<br />
und das Jagdkataster. Das Jagdrecht steht den Grundstückseigentümern zu, die<br />
dieses nur wahrnehmen können, wenn ihre Grundstücke eine zusammenhängende Fläche von<br />
75 ha haben. Man spricht dann von einem Eigenjagdbezirk. Zur Jagdausübung ist natürlich auch<br />
ein Jagdschein erforderlich. Die kleineren Grundstückseigentümer eines Jagdbezirks bilden als<br />
Zwangsgemeinschaft die Jagdgenossenschaft. Diese Jagdgenossenschaft existierte auch schon<br />
bei der letzten Jagdverpachtung vor 9 Jahren, hatte aber damals noch keine Satzung beschlossen.<br />
Ihre Organe sind die Genossenschaftsversammlung und der Jagdvorstand. In der Jagdgenossenschaftsversammlung<br />
werden bei Abstimmungen 2 Mehrheiten ermittelt:<br />
• Die Stimmenmehrheit der anwesenden Jagdgenossen, wobei Eigentümergemeinschaften<br />
nur 1 Stimme abgeben können.<br />
• Die Mehrheit nach der Grundstücksfläche.<br />
In <strong>Dettenheim</strong> sind über 80 % der bejagbaren Fläche in Gemeindebesitz, darunter fast vollständig<br />
auch die jagdlich wichtigen Waldflächen. Deshalb hat sich der Gemeinderat einstimmig dafür ausgesprochen,<br />
die Aufgaben des Jagdvorstands zu übernehmen, die ihm von der Genossenschaftsversammlung<br />
am 6.2.2001 auch übertragen wurden. Die Genossenschaftsversammlung beschloss<br />
dabei auch die Satzung, nach der die Jagd freihändig vergeben und der Reinertrag der<br />
Jagdpacht im Feld- und Waldwegebau verwendet wird.<br />
Das Jagdkataster ist eine Datenbank über die Eigentumsverhältnisse im Jagdbezirk und die Abgrenzung<br />
der bejagbaren und befriedeten Bereiche. Unsere Gemeinde hatte, als eine Art Modellprojekt<br />
des Landesvermessungsamts, dieses elektronische Kataster erstellt und für die Abstimmung<br />
bei der bei der Genossenschaftsversammlung auch schon nutzen können. Die nicht unerheblichen<br />
Kosten solcher gesetzlich vorgegeben Maßnahmen schmälern natürlich den Reinertrag<br />
aus der Verpachtung.<br />
Da die Jagd freihändig, - also nicht gegen Meistgebot - zu vergeben war, mussten die Vergabebedingungen<br />
festgelegt werden. Ein wichtiges Anliegen war, jedem <strong>Dettenheim</strong>er Jagdscheinin-
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 24<br />
haber bei uns die Jagdausübung bei tragbaren Kosten zu ermöglichen. Deshalb wurde das<br />
Angebot auf <strong>Dettenheim</strong>er Jäger und Jagdgenossen beschränkt.<br />
Die Jagdbögen I bis V und der Eigenjagdbezirk "Hoffeld" auf <strong>Dettenheim</strong>er Gemarkung<br />
Ein weiteres, einmütiges Anliegen war die Festlegung vergleichbarer Pachtpreise in allen Revieren,<br />
die bisher im Ortsteil Rußheim höher lagen als in Liedolsheim. Es erfolgte eine Einigung<br />
auf 23,-- DM/ha, wobei die großen Wasserflächen in den beiden Jagdbögen III und V nur zur Hälfte<br />
berechnet werden. Das Hoffeld, das ein Eigenjagdbezirk der Gemeinde ist, wurde in diese Re-
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 25<br />
gelung einbezogen. Für die Jagdgenossenschaft (bzw. beim Hoffeld die Gemeinde) bedeutet dies<br />
einen Verzicht auf 10 % der bisherigen Pachteinnahmen.<br />
Da es in <strong>Dettenheim</strong> ca. 30 aktive Jäger gibt und alle Jagdbögen zusammengenommen 34 Jagdpächter<br />
aufnehmen können, hatten wir gehofft, dass die Jägergemeinschaft in der Lage wäre,<br />
unter Berücksichtigung der Vorgaben die Dinge unter sich zu regeln. Nach Eingang der schriftlichen<br />
Bewerbungen am 9. März war dies nicht der Fall.<br />
Der Ortschaftsrat Rußheim, dem für die Bögen IV-V und das Hoffeld ein Vorschlagsrecht zukommt,<br />
hatte bereits am 14. März zu entscheiden und sprach sich beim Bogen IV und V für die<br />
Pächtergemeinschaften Golombek/Metzinger/Hager bzw. Reinacher/Ratzel aus, die jeweils die<br />
einzigen Bewerber waren. Beim Hoffeld gab es 3 Bewerber(gruppen): Hans Seitz (bisheriger<br />
Pächter), Gunter Hornung, und Paul Süß/JensMaier. Der Ortschaftsrat entschied sich für die<br />
Pächtergemeinschaft Süß/Maier mit Karlheinz Hanke als entgeltlichem Begehungsscheininhaber.<br />
Im Ortsteil Liedolsheim bargen die Bewerbungen ähnlichen Sprengstoff. Ein bisher privatrechtlich<br />
ausgehandelter Grenzverlauf zwischen den Bögen II und III wurde aufgekündigt, was die bisherigen<br />
Pächter des Bogens III unter Hinweis auf weitere Nachteile des Bogens III veranlasste, auf<br />
eine Neuabgrenzung oder einen Reviertausch zu drängen.<br />
In mehreren Gesprächen des Bürgermeisters, Ortsvorstehers und der Fraktionsvorsitzenden mit<br />
Pachtbewerbern konnte keine Annäherung der unterschiedlichen Positionen erreicht werden. Die<br />
Entscheidung im Gemeinderat wurde sogar um eine Woche verschoben, um eine evtl. Einigung<br />
abzuwarten. Im Verlauf dieser Phase zogen die Bewerber des größten Jagdbogens V ihre Bewerbung<br />
zurück, was die Situation eigentlich hätte vollständig entspannen müssen. Auch dies war<br />
nicht der Fall. Obwohl klar war, dass bei einer Entscheidung des Gemeinderats, egal wie sie ausfällt,<br />
nicht mehr alle Jagdscheininhaber unterkommen würden, gab es keine Interessenten für dieses<br />
Revier.<br />
Der Gemeinderat traf dann am 27. März folgende Mehrheitsentscheidungen:<br />
• Es gibt eine geringfügige Grenzanpassung zu Gunsten des Bogens III im Bereich des<br />
Rheinvorlandes, um dort die Zugangsmöglichkeiten besser zu regeln.<br />
• Die Bögen werden folgenden Pächtern/Pachtgemeinschaften zugeschlagen:<br />
I<br />
II<br />
III<br />
IV<br />
Hoffeld<br />
Roth/Roth/Seitz + Hornung<br />
Bolz/Zimmermann<br />
Bolz/Kubach/Oesterle/Roth/Seitz/Seitz/Zimmermann<br />
Golombek/Metzinger/Hager<br />
Seitz + Süß<br />
• Bogen V wird nochmals an die <strong>Dettenheim</strong>er Jäger angeboten, um die jetzt auftretenden<br />
Härtefälle zu regeln. Nach angemessener Frist werden die Beschränkungen hinsichtlich<br />
Preis und Bewerberkreis hinfällig und der Bogen wird ohne diese Einschränkungen meistbietend<br />
vergeben.
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 26<br />
Wir hoffen hier natürlich auf eine sinnvolle Regelung, die die Interessen der <strong>Dettenheim</strong>er Jäger,<br />
Jagdgenossen, Landwirte und sonstigen Naturnutzer wahrt. Man wird hier dem Gemeinderat aus<br />
Sicht der einen oder anderen Bewerbergruppe sicher nicht gerade zujubeln. Einen Vorwurf kann<br />
man ihm aber ganz sicher nicht machen: sich nicht intensiv genug mit dieser Materie beschäftigt<br />
zu haben!<br />
7 Anträge der FWV- Fraktion<br />
Anträge zur Behandlung im Gemeinderat sind ein in der Gemeindeordnung vorgesehenes Instrument.<br />
Wir versuchen, dieses Instrument sinnvoll einzusetzen, d.h., bei Dingen die von allgemeinem<br />
Interesse sind und wo auch realistische Umsetzungsmöglichkeiten bestehen.<br />
7.1 Feldwege- Instandhaltung (März 2001)<br />
In letzter Zeit häufen sich die Beschwerden über den schlechten Zustand von Feldwegen auf unserer<br />
Gemarkung, die von unterschiedlichen Bürgern und Interessengruppen an die Gemeinderäte<br />
herangetragen werden. Die Beratungen zum Haushalt 2001 und die Versammlung der Jagdgenossen<br />
bestärken unseren Eindruck, dass hier dringend Handlungsbedarf besteht, um in dieser<br />
Frage eine für alle Seiten transparente und hoffentlich auch zufriedenstellende Lösung zu finden.<br />
Wir haben deshalb folgenden Antrag zur Behandlung im Gemeinderat gestellt:<br />
Der Landwirtschaftsausschuss befasst sich einmal im Jahr mit der Instandhaltung der<br />
Feldwege (geeignet wäre ein Termin im Juni/Juli). Dazu werden Vertreter der Landwirte, (ggf. der<br />
Jäger, Angler und Naturschützer ?) als sachkundige Bürger eingeladen. Mit anwesend sind Bauamt<br />
und Bauhof. So ergibt sich etwas wie ein runder Tisch oder eine Agenda 21- Arbeitsgruppe<br />
mit folgenden Aufgaben:<br />
1. Aufstellung eines mittelfristigen Konzepts zur Verbesserung der Feldwege:<br />
• Einteilung der Wege in Wegeklassen (z.B. Hauptzufahrtswege, Gebietserschließungswege,<br />
Gewannerschließungswege).<br />
• Festlegung des Ausbaustandards und der Priorität für Verbesserungsnaßnahmen an<br />
einzelnen Teilstücken.<br />
2. Festlegung der Teilstücke und Maßnahmen für die kurzfristige Wegeunterhaltung.<br />
3. Einbindung der Landwirte bzw. anderer Interessengruppen in die Unterhaltungsmaßnahmen<br />
(von Seiten der Landwirtschaft wurde hier Bereitschaft signalisiert und diese Mitarbeit war in<br />
der Vergangenheit auch üblich).<br />
4. Bericht über die durchgeführten Maßnahmen und deren Kosten aus dem Vorjahr.<br />
5. Feststellung von Schäden aus grob fahrlässiger Übernutzung oder ungenehmigtem Umbruch<br />
der Wege. Festlegung geeigneter Maßnahmen zur Problembehebung.
FWV <strong>Freie</strong> <strong>Wähler</strong> <strong>fwv</strong>-<strong>info</strong>-aktuell April 2001 Seite 27<br />
Der Gemeinderat erhält einen Bericht über diese Sitzung, diskutiert und beschließt über die vorgeschlagenen<br />
Maßnahmen.<br />
7.2 Einrichtung eines Öko- Kontos (April 2000)<br />
Wir hatten Sie über diesen Antrag schon bei der letzten Info-Veranstaltung <strong>info</strong>rmiert. Im Gemeinderat<br />
wurde von einem Planer inzwischen vorgestellt, wozu ein Ökokonto gut ist. Über die Kosten<br />
liegen noch keine konkreten Angaben vor. Im Haushalt 2001 sind Mittel bereitgestellt, um hier ggf.<br />
weiterzukommen. Wie ein Ökokonto genutzt werden kann, sehen Sie an einem Beispiel aus<br />
Weingarten, das wir den BNN vomm 22.2.2001entnommen haben.