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Wintergedichte Wintergedichte - Zaubereinmaleins

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<strong>Wintergedichte</strong><br />

<strong>Wintergedichte</strong><br />

www.zaubereinmaleins.de<br />

www.zaubereinmaleins.de


Winternacht<br />

Vor Kälte ist die Luft erstarrt,<br />

es kracht der Schnee von meinen Tritten,<br />

es dampft mein Hauch, es klirrt mein<br />

Bart;<br />

nur fort, nur immer fort geschritten!<br />

Wie feierlich die Gegend schweigt!<br />

Der Mond bescheint die alten Fichten,<br />

die sehnsuchtsvoll zum Tod geneigt,<br />

den Zweig zurück zur Erde richten.<br />

Frost! Friere mir ins Herz hinein!<br />

Tief in das heißbewegte, wilde!<br />

Dass einmal Ruhe mag da drinnen sein,<br />

wie hier im nächtlichen Gefilde!<br />

Winternacht<br />

Vor Kälte ist die Luft erstarrt,<br />

es kracht der Schnee von meinen Tritten,<br />

es dampft mein Hauch, es klirrt mein<br />

Bart;<br />

nur fort, nur immer fort geschritten!<br />

Wie feierlich die Gegend schweigt!<br />

Der Mond bescheint die alten Fichten,<br />

die sehnsuchtsvoll zum Tod geneigt,<br />

den Zweig zurück zur Erde richten.<br />

Frost! Friere mir ins Herz hinein!<br />

Tief in das heißbewegte, wilde!<br />

Dass einmal Ruhe mag da drinnen sein,<br />

wie hier im nächtlichen Gefilde!<br />

Nikolaus Lenau (1802-1850)<br />

Nikolaus Lenau (1802-1850)


Winternacht<br />

Es war einmal eine Glocke,<br />

die machte baum, baum.<br />

Und es war einmal eine Flocke,<br />

die fiel dazu wie im Traum.<br />

Die fiel dazu wie im Traum....<br />

Die sank so leis hernieder<br />

wie ein Stück Engleingefieder<br />

aus dem silbernen Sternenraum.<br />

Es war einmal eine Glocke,<br />

die machte baum, baum.<br />

Und dazu fiel eine Flocke,<br />

so leise wie im Traum.<br />

So leis als wie ein Traum.<br />

Und als vieltausend gefallen leis,<br />

da war die ganze Erde weiß,<br />

als wie von Engleinflaum.<br />

Da war die ganze Erde weiß,<br />

als wie von Engleinflaum<br />

.<br />

Winternacht<br />

Es war einmal eine Glocke,<br />

die machte baum, baum.<br />

Und es war einmal eine Flocke,<br />

die fiel dazu wie im Traum.<br />

Die fiel dazu wie im Traum....<br />

Die sank so leis hernieder<br />

wie ein Stück Engleingefieder<br />

aus dem silbernen Sternenraum.<br />

Es war einmal eine Glocke,<br />

die machte baum, baum.<br />

Und dazu fiel eine Flocke,<br />

so leise wie im Traum.<br />

So leis als wie ein Traum.<br />

Und als vieltausend gefallen leis,<br />

da war die ganze Erde weiß,<br />

als wie von Engleinflaum.<br />

Da war die ganze Erde weiß,<br />

als wie von Engleinflaum<br />

.<br />

Christian Morgenstern (1871-1914)<br />

Christian Morgenstern (1871-1914)


Ein großer Teich war zugefroren<br />

Ein großer Teich war zugefroren;<br />

Die Fröschlein, in der Tiefe verloren,<br />

Durften nicht ferner quaken noch springen,<br />

Versprachen sich aber, im halben Traum:<br />

Fänden sie nur da oben Raum,<br />

Wie Nachtigallen wollten sie singen.<br />

Der Tauwind kam, das Eis zerschmolz,<br />

Nun ruderten sie und landeten stolz<br />

Und saßen am Ufer weit und breit<br />

Und quakten wie vor alter Zeit.<br />

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)<br />

Ein großer Teich war zugefroren<br />

Ein großer Teich war zugefroren;<br />

Die Fröschlein, in der Tiefe verloren,<br />

Durften nicht ferner quaken noch springen,<br />

Versprachen sich aber, im halben Traum:<br />

Fänden sie nur da oben Raum,<br />

Wie Nachtigallen wollten sie singen.<br />

Der Tauwind kam, das Eis zerschmolz,<br />

Nun ruderten sie und landeten stolz<br />

Und saßen am Ufer weit und breit<br />

Und quakten wie vor alter Zeit.<br />

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)


Neuschnee<br />

Flockenflaum zum ersten Mal zu prägen<br />

mit des Schuhs geheimnisvoller Spur,<br />

einen ersten schmalen Pfad zu schrägen<br />

durch des Schneefelds jungfräuliche Flur<br />

-<br />

Kindisch ist und köstlich solch Beginnen,<br />

wenn der Wald dir um die Stirne rauscht<br />

oder mit bestrahlten Gletscherzinnen<br />

deine Seele leuchtende Grüße tauscht.<br />

Neuschnee<br />

Flockenflaum zum ersten Mal zu prägen<br />

mit des Schuhs geheimnisvoller Spur,<br />

einen ersten schmalen Pfad zu schrägen<br />

durch des Schneefelds jungfräuliche Flur<br />

-<br />

Kindisch ist und köstlich solch Beginnen,<br />

wenn der Wald dir um die Stirne rauscht<br />

oder mit bestrahlten Gletscherzinnen<br />

deine Seele leuchtende Grüße tauscht.<br />

Christian Morgenstern (1871-1914)<br />

Christian Morgenstern (1871-1914)


Winter<br />

Ein weißes Feld, ein stilles Feld.<br />

Aus veilchenblauer Wolkenwand<br />

hob hinten, fern am Horizont,<br />

sich sacht des Mondes roter Rand.<br />

Und hob sich ganz heraus und stand<br />

bald eine runde Scheibe da,<br />

In düstrer Glut. Und durch das Feld<br />

klang einer Krähe heisres Krah.<br />

Gespenstisch durch die<br />

Winternacht<br />

der große dunkle Vogel glitt,<br />

und unten huschte durch den<br />

Schnee<br />

sein schwarzer Schatten lautlos<br />

mit.<br />

Winter<br />

Ein weißes Feld, ein stilles Feld.<br />

Aus veilchenblauer Wolkenwand<br />

hob hinten, fern am Horizont,<br />

sich sacht des Mondes roter Rand.<br />

Und hob sich ganz heraus und stand<br />

bald eine runde Scheibe da,<br />

In düstrer Glut. Und durch das Feld<br />

klang einer Krähe heisres Krah.<br />

Gespenstisch durch die<br />

Winternacht<br />

der große dunkle Vogel glitt,<br />

und unten huschte durch den<br />

Schnee<br />

sein schwarzer Schatten lautlos<br />

mit.<br />

Gustav Falke (1853-1916)<br />

Gustav Falke (1853-1916)


Das Büblein auf dem Eise<br />

von Friedrich Gül<br />

Gefroren hat es heuer<br />

noch gar kein festes Eis.<br />

Das Büblein steht am Weiher<br />

und spricht zu sich ganz leis:<br />

"Ich will es einmal wagen,<br />

das Eis, es muss doch tragen.<br />

Wer weiß!"<br />

Das Büblein stapft und hacket<br />

mit seinem Stiefelein.<br />

Das Eis auf einmal knacket,<br />

und krach! schon bricht's hinein.<br />

Das Büblein platscht und krabbelt,<br />

als wie ein Krebs und zappelt<br />

mit Arm und Bein.<br />

"O helft, ich muss versinken<br />

in lauter Eis und Schnee!<br />

O helft, ich muss ertrinken<br />

im tiefen, tiefen See!"<br />

Wär' nicht ein Mann gekommen -<br />

der sich ein Herz genommen,<br />

o weh!<br />

Der packt es bei dem Schopfe<br />

und zieht es dann heraus,<br />

vom Fuße bis zum Kopfe<br />

wie eine Wassermaus.<br />

Das Büblein hat getropfet,<br />

der Vater hat's geklopfet<br />

es aus zu Haus.<br />

Das Büblein auf dem Eise<br />

von Friedrich Gül<br />

Gefroren hat es heuer<br />

noch gar kein festes Eis.<br />

Das Büblein steht am Weiher<br />

und spricht zu sich ganz leis:<br />

"Ich will es einmal wagen,<br />

das Eis, es muss doch tragen.<br />

Wer weiß!"<br />

Das Büblein stapft und hacket<br />

mit seinem Stiefelein.<br />

Das Eis auf einmal knacket,<br />

und krach! schon bricht's hinein.<br />

Das Büblein platscht und krabbelt,<br />

als wie ein Krebs und zappelt<br />

mit Arm und Bein.<br />

"O helft, ich muss versinken<br />

in lauter Eis und Schnee!<br />

O helft, ich muss ertrinken<br />

im tiefen, tiefen See!"<br />

Wär' nicht ein Mann gekommen -<br />

der sich ein Herz genommen,<br />

o weh!<br />

Der packt es bei dem Schopfe<br />

und zieht es dann heraus,<br />

vom Fuße bis zum Kopfe<br />

wie eine Wassermaus.<br />

Das Büblein hat getropfet,<br />

der Vater hat's geklopfet<br />

es aus zu Haus.


Altes Kaminstück<br />

Draußen ziehen weiße Flocken<br />

Durch die Nacht, der Sturm ist laut;<br />

Hier im Stübchen ist es trocken,<br />

Warm und einsam, stillvertraut.<br />

Altes Kaminstück<br />

Draußen ziehen weiße Flocken<br />

Durch die Nacht, der Sturm ist laut;<br />

Hier im Stübchen ist es trocken,<br />

Warm und einsam, stillvertraut.<br />

Sinnend sitz ich auf dem Sessel,<br />

An dem knisternden Kamin,<br />

Kochend summt der Wasserkessel<br />

Längst verklungne Melodien.<br />

Sinnend sitz ich auf dem Sessel,<br />

An dem knisternden Kamin,<br />

Kochend summt der Wasserkessel<br />

Längst verklungne Melodien.<br />

Und ein Kätzchen sitzt daneben,<br />

Wärmt die Pfötchen an der Glut;<br />

Und die Flammen schweben, weben,<br />

Wundersam wird mir zu Mut.<br />

Heinrich Heine<br />

(1797-1856)<br />

Und ein Kätzchen sitzt daneben,<br />

Wärmt die Pfötchen an der Glut;<br />

Und die Flammen schweben, weben,<br />

Wundersam wird mir zu Mut.<br />

Heinrich Heine<br />

(1797-1856)


Alles still!<br />

Alles still! Es tanzt den Reigen<br />

Mondenstrahl in Wald und Flur,<br />

Und darüber thront das Schweigen<br />

Und der Winterhimmel nur.<br />

Alles still! Vergeblich lauschet<br />

Man der Krähe heisrem Schrei.<br />

Keiner Fichte Wipfel rauschet,<br />

Und kein Bächlein summt vorbei.<br />

Abb<br />

Alles still! Die Dorfeshütten<br />

Sind wie Gräber anzusehn,<br />

Die, von Schnee bedeckt, inmitten<br />

Eines weiten Friedhofs stehn.<br />

Alles still! Nichts hör ich klopfen<br />

Als mein Herze durch die Nacht -<br />

Heiße Tränen niedertropfen<br />

Auf die kalte Winterpracht.<br />

Theodor Fontane (1819-1898)<br />

Alles still!<br />

Alles still! Es tanzt den Reigen<br />

Mondenstrahl in Wald und Flur,<br />

Und darüber thront das Schweigen<br />

Und der Winterhimmel nur.<br />

Alles still! Vergeblich lauschet<br />

Man der Krähe heisrem Schrei.<br />

Keiner Fichte Wipfel rauschet,<br />

Und kein Bächlein summt vorbei.<br />

Abb<br />

Alles still! Die Dorfeshütten<br />

Sind wie Gräber anzusehn,<br />

Die, von Schnee bedeckt, inmitten<br />

Eines weiten Friedhofs stehn.<br />

Alles still! Nichts hör ich klopfen<br />

Als mein Herze durch die Nacht -<br />

Heiße Tränen niedertropfen<br />

Auf die kalte Winterpracht.<br />

Theodor Fontane (1819-1898)


An den Winter<br />

Willkommen, lieber Winter,<br />

Willkommen hier zu Land!<br />

Wie reich du bist, mit Perlen<br />

Spielst du, als wär' es Sand!<br />

Den Hof, des Gartens Wege<br />

Hast du damit bestreut;<br />

Sie an der Bäume Zweige<br />

Zu Tausenden gereiht.<br />

Dein Odem, lieber Winter,<br />

Ist kälter, doch gesund;<br />

Den Sturm nur halt' im Zaume,<br />

Sonst macht er es zu bunt!<br />

An den Winter<br />

Willkommen, lieber Winter,<br />

Willkommen hier zu Land!<br />

Wie reich du bist, mit Perlen<br />

Spielst du, als wär' es Sand!<br />

Den Hof, des Gartens Wege<br />

Hast du damit bestreut;<br />

Sie an der Bäume Zweige<br />

Zu Tausenden gereiht.<br />

Dein Odem, lieber Winter,<br />

Ist kälter, doch gesund;<br />

Den Sturm nur halt' im Zaume,<br />

Sonst macht er es zu bunt!<br />

Elisabeth Kulmann<br />

(1808-1825)<br />

Elisabeth Kulmann<br />

(1808-1825)


An die Bäume im Winter<br />

Gute Bäume, die ihr die starr entblätterten Arme<br />

Reckt zum Himmel und fleht wieder den Frühling herab!<br />

Ach, ihr müsst noch harren, ihr armen Söhne der Erde,<br />

Manche stürmische Nacht, manchen erstarrenden Tag!<br />

Aber dann kommt wieder die Sonne<br />

mit dem grünenden Frühling<br />

Euch; nur kehret auch mir Frühling und Sonne zurück?<br />

Harr geduldig, Herz, und bringt in die Wurzel den Saft<br />

dir!<br />

Unvermutet vielleicht treibt ihn das Schicksal empor.<br />

An die Bäume im Winter<br />

Gute Bäume, die ihr die starr entblätterten Arme<br />

Reckt zum Himmel und fleht wieder den Frühling herab!<br />

Ach, ihr müsst noch harren, ihr armen Söhne der Erde,<br />

Manche stürmische Nacht, manchen erstarrenden Tag!<br />

Aber dann kommt wieder die Sonne<br />

mit dem grünenden Frühling<br />

Euch; nur kehret auch mir Frühling und Sonne zurück?<br />

Harr geduldig, Herz, und bringt in die Wurzel den Saft<br />

dir!<br />

Unvermutet vielleicht treibt ihn das Schicksal empor.<br />

Johann Gottfried von Herder<br />

(1744–1803)<br />

Johann Gottfried von Herder<br />

(1744–1803)


Auf die nunmehr angekommene kalte<br />

Winterzeit<br />

Auf die nunmehr angekommene kalte<br />

Winterzeit<br />

Der Winter hat sich angefangen,<br />

der Schnee bedeckt das ganze Land,<br />

der Sommer ist hinweggegangen,<br />

der Wald hat sich in Reif verwandt.<br />

Die Wiesen sind vom Frost versehret,<br />

die Felder glänzen wie Metall,<br />

die Blumen sind in Eis verkehret,<br />

die Flüsse stehn wie harter Stahl.<br />

Wohlan, wir wollen wieder von uns jagen<br />

durchs Feuer das kalte Winterleid!<br />

Kommt, lasst uns Holz zum Herde tragen<br />

und Kohlen dran, jetzt ist es Zeit.<br />

Der Winter hat sich angefangen,<br />

der Schnee bedeckt das ganze Land,<br />

der Sommer ist hinweggegangen,<br />

der Wald hat sich in Reif verwandt.<br />

Die Wiesen sind vom Frost versehret,<br />

die Felder glänzen wie Metall,<br />

die Blumen sind in Eis verkehret,<br />

die Flüsse stehn wie harter Stahl.<br />

Wohlan, wir wollen wieder von uns jagen<br />

durchs Feuer das kalte Winterleid!<br />

Kommt, lasst uns Holz zum Herde tragen<br />

und Kohlen dran, jetzt ist es Zeit.<br />

Johannes Rist (1607-1667)<br />

Johannes Rist (1607-1667)


Barbarazweige<br />

Am Barbaratage holt' ich<br />

Drei Zweiglein vom Kirschenbaum,<br />

Die setzt' ich in eine Schale,<br />

Drei Wünsche sprach ich im Traum:<br />

Der erste, dass einer mich werbe,<br />

Der zweite, dass er noch jung,<br />

Der dritte, dass er auch habe<br />

Des Geldes wohl genung.<br />

Weihnachten vor der Mette<br />

Zwei Stöcklein nur blühten zur<br />

Frist:<br />

Ich weiß einen armen Gesellen,<br />

Den nähm' ich, wie er ist.<br />

Martin Greif (1839 - 1911)<br />

Barbarazweige<br />

Am Barbaratage holt' ich<br />

Drei Zweiglein vom Kirschenbaum,<br />

Die setzt' ich in eine Schale,<br />

Drei Wünsche sprach ich im Traum:<br />

Der erste, dass einer mich werbe,<br />

Der zweite, dass er noch jung,<br />

Der dritte, dass er auch habe<br />

Des Geldes wohl genung.<br />

Weihnachten vor der Mette<br />

Zwei Stöcklein nur blühten zur<br />

Frist:<br />

Ich weiß einen armen Gesellen,<br />

Den nähm' ich, wie er ist.<br />

Martin Greif (1839 - 1911)


Der Schneemann<br />

Steh, Schneemann, steh!<br />

Und bist du auch von Schnee,<br />

So bist du doch ein ganzer Mann,<br />

Hast Kopf und Leib und Arme dran,<br />

Und hast ein Kleid, so weiß und rein,<br />

Kein Seidenzeug kann weißer sein:<br />

Du stehst so stolz und fest und breit<br />

Als wär' es für die Ewigkeit.<br />

Steh, Schneemann, steh!<br />

Wenn ich dich recht beseh':<br />

So fehlt dir nichts auf weiter Welt<br />

Du hungerst nicht, sorgst nicht um Geld.<br />

Ich glaub' auch, dass dich gar nichts rührt,<br />

Und wenn es Stein und Beine friert;<br />

Der Frost, der andre klappern lässt,<br />

Der macht dich erst recht hart und fest.<br />

Steh, Schneemann, steh!<br />

Die Sonne kommt, Juchhe!<br />

Jetzt wirst du erst recht lustig sein!<br />

Was ist denn das? Was fällt dir ein?<br />

Du leckst und triefst ohn' Unterlass,<br />

o Schneemann, Schneemann, was ist das?<br />

Das schöne warme Sonnenlicht,<br />

Der Menschen Lust erträgst du nicht?<br />

Weh, Schneemann, weh!<br />

Du bist doch nichts als Schnee!<br />

Dein Kopf war dick, doch nichts darin,<br />

Dein Leib war groß, kein Herz darin,<br />

Und das, was andre fröhlich macht,<br />

Hat dir, du Wicht, nur Leid gebracht.<br />

Ich glaub', ich glaub', manch Menschenkind<br />

Ist grade so wie du gesinnt:<br />

Schnee, nichts als Schnee!<br />

Der Schneemann<br />

Steh, Schneemann, steh!<br />

Und bist du auch von Schnee,<br />

So bist du doch ein ganzer Mann,<br />

Hast Kopf und Leib und Arme dran,<br />

Und hast ein Kleid, so weiß und rein,<br />

Kein Seidenzeug kann weißer sein:<br />

Du stehst so stolz und fest und breit<br />

Als wär' es für die Ewigkeit.<br />

Steh, Schneemann, steh!<br />

Wenn ich dich recht beseh':<br />

So fehlt dir nichts auf weiter Welt<br />

Du hungerst nicht, sorgst nicht um Geld.<br />

Ich glaub' auch, dass dich gar nichts rührt,<br />

Und wenn es Stein und Beine friert;<br />

Der Frost, der andre klappern lässt,<br />

Der macht dich erst recht hart und fest.<br />

Steh, Schneemann, steh!<br />

Die Sonne kommt, Juchhe!<br />

Jetzt wirst du erst recht lustig sein!<br />

Was ist denn das? Was fällt dir ein?<br />

Du leckst und triefst ohn' Unterlass,<br />

o Schneemann, Schneemann, was ist das?<br />

Das schöne warme Sonnenlicht,<br />

Der Menschen Lust erträgst du nicht?<br />

Weh, Schneemann, weh!<br />

Du bist doch nichts als Schnee!<br />

Dein Kopf war dick, doch nichts darin,<br />

Dein Leib war groß, kein Herz darin,<br />

Und das, was andre fröhlich macht,<br />

Hat dir, du Wicht, nur Leid gebracht.<br />

Ich glaub', ich glaub', manch Menschenkind<br />

Ist grade so wie du gesinnt:<br />

Schnee, nichts als Schnee!<br />

Robert Reinick<br />

(1805-52)<br />

Robert Reinick<br />

(1805-52)


Der Winter und die Spatzen<br />

Sie zwitscherten und sangen,<br />

Man hörte kaum sein Wort:<br />

Der Winter ist gegangen<br />

Und alles Leid ist fort! -<br />

Ei, wartet nur, ihr Spatzen!<br />

Sollt mich schon wieder seh'n.<br />

Das Zwitschern und das Schwatzen,<br />

Das soll euch bald vergeh'n!<br />

Da kam der Winter wieder,<br />

Er brachte Kält' und Schnee;<br />

Da gab es keine Lieder,<br />

Kein fröhliches Juchhe.<br />

Die Spatzen aber saßen<br />

Vergnügt in Stall und Haus:<br />

O Winter, lass das Spaßen!<br />

Wir lachen dich doch aus.<br />

So ist es auch ergangen:<br />

Kaum war der Winter fort,<br />

Die Spatzen fröhlich sangen,<br />

Man hörte kaum sein Wort.<br />

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)<br />

Der Winter und die Spatzen<br />

Sie zwitscherten und sangen,<br />

Man hörte kaum sein Wort:<br />

Der Winter ist gegangen<br />

Und alles Leid ist fort! -<br />

Ei, wartet nur, ihr Spatzen!<br />

Sollt mich schon wieder seh'n.<br />

Das Zwitschern und das Schwatzen,<br />

Das soll euch bald vergeh'n!<br />

Da kam der Winter wieder,<br />

Er brachte Kält' und Schnee;<br />

Da gab es keine Lieder,<br />

Kein fröhliches Juchhe.<br />

Die Spatzen aber saßen<br />

Vergnügt in Stall und Haus:<br />

O Winter, lass das Spaßen!<br />

Wir lachen dich doch aus.<br />

So ist es auch ergangen:<br />

Kaum war der Winter fort,<br />

Die Spatzen fröhlich sangen,<br />

Man hörte kaum sein Wort.<br />

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)


Der Schneemann auf der Straße<br />

Der Schneemann auf der Straße<br />

trägt einen weißen Rock,<br />

hat eine rote Nase<br />

und einen dicken Stock.<br />

Der Schneemann auf der Straße<br />

Der Schneemann auf der Straße<br />

trägt einen weißen Rock,<br />

hat eine rote Nase<br />

und einen dicken Stock.<br />

Er rührt sich nicht vom Flecke,<br />

auch wenn es stürmt und schneit.<br />

Stumm steht er an der Ecke<br />

zur kalten Winterszeit.<br />

Er rührt sich nicht vom Flecke,<br />

auch wenn es stürmt und schneit.<br />

Stumm steht er an der Ecke<br />

zur kalten Winterszeit.<br />

Doch tropft es von den Dächern<br />

im ersten Sonnenschein,<br />

da fängt er an zu laufen,<br />

und niemand holt ihn ein.<br />

Doch tropft es von den Dächern<br />

im ersten Sonnenschein,<br />

da fängt er an zu laufen,<br />

und niemand holt ihn ein.<br />

Robert Reinick<br />

(1805-52)<br />

Robert Reinick<br />

(1805-52)


Wenn es Winter wird<br />

Der See hat eine Haut bekommen,<br />

so dass man fast drauf gehen kann,<br />

und kommt ein großer Fisch geschwommen,<br />

so stößt er mit der Nase an.<br />

Und nimmst du einen Kieselstein<br />

und wirfst ihn drauf, so macht es klirr<br />

und titscher - titscher - titscher - dirr . . .<br />

Heißa, du lustiger Kieselstein!<br />

Er zwitschert wie ein Vögelein<br />

und tut als wie ein Schwälblein fliegen -<br />

doch endlich bleibt mein Kieselstein<br />

ganz weit, ganz weit auf dem See draußen<br />

liegen.<br />

Wenn es Winter wird<br />

Der See hat eine Haut bekommen,<br />

so dass man fast drauf gehen kann,<br />

und kommt ein großer Fisch geschwommen,<br />

so stößt er mit der Nase an.<br />

Und nimmst du einen Kieselstein<br />

und wirfst ihn drauf, so macht es klirr<br />

und titscher - titscher - titscher - dirr . . .<br />

Heißa, du lustiger Kieselstein!<br />

Er zwitschert wie ein Vögelein<br />

und tut als wie ein Schwälblein fliegen -<br />

doch endlich bleibt mein Kieselstein<br />

ganz weit, ganz weit auf dem See draußen<br />

liegen.<br />

Da kommen die Fische haufenweis<br />

und schaun durch das klare Fenster von Eis<br />

und denken, der Stein wär etwas zum Essen;<br />

doch sosehr sie die Nase ans Eis auch<br />

pressen,<br />

das Eis ist zu dick, das Eis ist zu alt,<br />

sie machen sich nur die Nasen kalt.<br />

Aber bald, aber bald<br />

werden wir selbst auf eignen Sohlen<br />

hinausgehn können und den Stein<br />

wiederholen.<br />

Christian Morgenstern<br />

(1871 - 1914)<br />

Da kommen die Fische haufenweis<br />

und schaun durch das klare Fenster von Eis<br />

und denken, der Stein wär etwas zum Essen;<br />

doch sosehr sie die Nase ans Eis auch<br />

pressen,<br />

das Eis ist zu dick, das Eis ist zu alt,<br />

sie machen sich nur die Nasen kalt.<br />

Aber bald, aber bald<br />

werden wir selbst auf eignen Sohlen<br />

hinausgehn können und den Stein<br />

wiederholen.<br />

Christian Morgenstern<br />

(1871 - 1914)


Januar<br />

Wohin man schaut, nur Schnee und Eis,<br />

Der Himmel grau, die Erde weiß;<br />

Hei, wie der Wind so lustig pfeift,<br />

Hei, wie er in die Backen kneift!<br />

Doch meint er`s mit den Leuten gut,<br />

Erfrischt und stärkt, macht frohen Mut.<br />

Ihr Stubenhocker schämet euch,<br />

kommt nur heraus, tut es uns gleich.<br />

Bei Wind und Schnee auf glatter Bahn,<br />

Da hebt erst recht der Jubel an.<br />

Robert Reinick (1805-1852)<br />

Januar<br />

Wohin man schaut, nur Schnee und Eis,<br />

Der Himmel grau, die Erde weiß;<br />

Hei, wie der Wind so lustig pfeift,<br />

Hei, wie er in die Backen kneift!<br />

Doch meint er`s mit den Leuten gut,<br />

Erfrischt und stärkt, macht frohen Mut.<br />

Ihr Stubenhocker schämet euch,<br />

kommt nur heraus, tut es uns gleich.<br />

Bei Wind und Schnee auf glatter Bahn,<br />

Da hebt erst recht der Jubel an.<br />

Robert Reinick (1805-1852)

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