Besichtigung der Energie- und Verwertungsanlage in Dettendorf
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LANDKREIS JOURNAL Nr. 21/2010<br />
Die Welt <strong>der</strong> fränkischen Müller (Teil 49)<br />
Die Vetter- o<strong>der</strong> Ohlmannsmühle <strong>in</strong> Oberlaimbach<br />
Die Vetter- o<strong>der</strong><br />
Ohlmannsmühle <strong>in</strong><br />
Oberlaimbach zählt<br />
im E<strong>in</strong>zugsbereich<br />
<strong>der</strong> Aisch zu den wenigen<br />
Mühlen, die<br />
das Mühlensterben<br />
<strong>der</strong> Nachkriegszeit<br />
nicht nur nicht unbeschadet<br />
überstanden<br />
hat, son<strong>der</strong>n<br />
ihre Mahlkapazität<br />
ausbauen konnte.<br />
Urk<strong>und</strong>lich taucht die Mühle erstmals ca.<br />
1413, dann wie<strong>der</strong> 1457 im Casteller Lehenbuch<br />
auf: die Mul zwischen den zweien<br />
Leymbachen gelegen. Möglicherweise ist sie<br />
e<strong>in</strong>e Nachfolger<strong>in</strong> <strong>der</strong> Mühle, die zu dem zu<br />
Beg<strong>in</strong>n des 9. Jahrhun<strong>der</strong>ts - im Jahre 816<br />
- gegründetem Benedikt<strong>in</strong>erkloster Meg<strong>in</strong>gaudshausen<br />
gehört hatte.<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts (1617) wird<br />
sie „Merck“- o<strong>der</strong> „Marckmühle“ genannt,<br />
wohl nach e<strong>in</strong>em früheren Besitzer dieses<br />
Namens. Das Müllergeschlecht <strong>der</strong> Merck<br />
saß bereits 1414 auf <strong>der</strong> Untermühle <strong>in</strong> Hambühl,<br />
1569 hatte e<strong>in</strong> Jakob Merck die Hohlweilermühle<br />
<strong>in</strong>ne.<br />
E<strong>in</strong> erneuter Namenswechsel ist für 1835<br />
festgehalten, als die <strong>in</strong>zwischen Franckenste<strong>in</strong>ische<br />
Mühle, e<strong>in</strong> Casteller Lehen, unter<br />
dem Namen „Vetter“- o<strong>der</strong> „Markmühle“,<br />
Oberlaimbach Hs.-Nr. 28, genannt ist. E<strong>in</strong><br />
Müller Vetter ist erstmals 1671 nachgewiesen,<br />
doch schon 1702 g<strong>in</strong>g die Mühle auf<br />
die Familie Blum über, die 104 Jahre auf <strong>der</strong><br />
Mühle wirkte, im Namen jedoch nicht auftaucht.<br />
Die „Ohlmannsmühle“ um 2000<br />
1835 ist die „Vettermühle“<br />
im Besitz des<br />
Müllermeisters Andreas<br />
Schirmer, <strong>der</strong> sie 1808<br />
von <strong>der</strong> Witwe Blum<br />
erworben hatte. 1854<br />
übernahm <strong>der</strong> gleichnamige<br />
Sohn Andreas<br />
Schirmer (geb. 1814) das<br />
Mühlenanwesen, das<br />
mit 3 Mahlgängen <strong>und</strong><br />
1 Gerbgang ausgestattet<br />
war, angetrieben von drei<br />
Wasserrä<strong>der</strong>n. Aus <strong>der</strong><br />
1854 geschlossenen Ehe<br />
mit Barbara W<strong>in</strong>dsheimer<br />
(geb. 1832) aus Ullstadt<br />
g<strong>in</strong>gen acht K<strong>in</strong><strong>der</strong> hervor,<br />
drei <strong>der</strong> Geschwister<br />
lebten bis zu ihrem Tod<br />
auf <strong>der</strong> „Vettermühle“,<br />
die 1937 von dem unverheirateten<br />
Müllermeister<br />
Gottfried Schirmer (1867-<br />
1943) auf den Mühlenbauer<br />
Konrad Ohlmann<br />
(1910-1977) überg<strong>in</strong>g,<br />
<strong>der</strong> zwar den Beruf e<strong>in</strong>es<br />
Mühlenbauers erlernt<br />
hatte, aber auch als Müller<br />
auf <strong>der</strong> Stübacher<br />
Mühle gearbeitet hatte.<br />
Die „Vettermühle“ um 1950<br />
Klaus <strong>und</strong> Annette Ohlmann<br />
Aus den Umbauplänen<br />
für das im Frühjahr 1942<br />
beschädigte Wehr geht hervor, dass die<br />
Mühle nur noch e<strong>in</strong> Wasserrad von 5,5 Metern<br />
Durchmesser mit 50 Schaufeln (53 cm<br />
breit) besaß, das e<strong>in</strong>e Leistung von 4,8 PS<br />
besaß; dieses wurde 1959 durch e<strong>in</strong>e Francis-Schachturb<strong>in</strong>e<br />
ersetzt, die bei e<strong>in</strong>em maximalen<br />
Schluckvermögen von 740 l/s <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>er Stauhöhe von 2,35 m e<strong>in</strong>e maximale<br />
Leistung von 15 PS erbrachte.<br />
Im Jahre 1965 g<strong>in</strong>g das Anwesen auf den<br />
ältesten Sohn Philipp Ohlmann (1934-2010)<br />
über, verheiratet mit Maria Kaiser (1937-<br />
2004) aus Stierhöfstetten, die vier K<strong>in</strong><strong>der</strong> gebar.<br />
Unter dem agilen Müllermeister wurde<br />
die Kapazität <strong>der</strong> Mühle erweitert <strong>und</strong> den<br />
jeweiligen Errungenschaften <strong>der</strong> Technik angepasst.<br />
Bis 1985 blieb <strong>der</strong> Name „Vettermühle“<br />
bestehen, heute ist <strong>der</strong> Name „Ohlmannsmühle“<br />
gebräuchlich.<br />
Zwei Jahre, nachdem <strong>der</strong> jüngste Sohn Klaus<br />
(geb. 1971) die Meisterprüfung im Müllerhandwerk<br />
vor <strong>der</strong> Handwerkskammer <strong>in</strong><br />
Stuttgart abgelegt hatte, übernahm er den<br />
Betrieb. Die „Ohlmannsmühle“ bezieht ihr<br />
Getreide von Landwirten aus ganz Franken<br />
<strong>und</strong> über den Getreidehandel, das Mehl geht<br />
überwiegend an K<strong>und</strong>en <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region, aber<br />
auch darüber h<strong>in</strong>aus. Über e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en<br />
Mühlenladen werden zusätzlich auch Müllereiprodukte<br />
an Endk<strong>und</strong>en verkauft.<br />
Dr. Wolfgang Mück<br />
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