Download CD booklet - Monteverdi Choir
Download CD booklet - Monteverdi Choir
Download CD booklet - Monteverdi Choir
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Herausforderungen gegenüber, und jede Woche<br />
bemühten wir uns, sie zu bewältigen, den Blick auf<br />
die praktische wie auf die theoretische Seite gerichtet.<br />
Zuweilen mussten wir Kompromisse eingehen, um<br />
den Launen des Kirchenjahres zu begegnen (Ostern<br />
fiel 2000 ungewöhnlich spät, und das bedeutete,<br />
dass für die Kantaten der späten Sonntage nach<br />
Trinitatis der Platz knapp wurde und sie in anderen<br />
Programmen untergebracht werden mussten). Und<br />
wenn wir an einem Abend Kantaten gemeinsam<br />
aufführen wollten, die Bach über einen Zeitraum von<br />
über vierzig Jahren für den gleichen Tag komponiert<br />
hatte, mussten wir uns bei jedem Programm für einen<br />
einzigen Stimmton (A = 415) entscheiden, weshalb<br />
die frühen Weimarer Kantaten, die den hohen Orgelton<br />
zugrunde legten, in der transponierten Fassung<br />
aufzuführen waren, die Bach für ihre – tatsächliche<br />
oder vermeintliche – Wiederaufführung in Leipzig<br />
vorgesehen hatte. Obwohl wir Reinhold Kubik mit<br />
einer neuen Edition der Kantaten beauftragt hatten,<br />
in der die jüngsten Quellenfunde berücksichtigt<br />
wurden, blieben hinsichtlich Instrumentierung,<br />
Tonlage, Bassfiguration, Stimmtypen, Textzuordnung<br />
usw. noch viele praktische Entscheidungen zu treffen.<br />
Auch den Luxus wiederholter Aufführungen, in denen<br />
wir verschiedene Lösungen hätten ausprobieren<br />
können, hatten wir nicht. Kaum war ein Feiertag<br />
vorbei, rückten die drei oder vier Kantaten, die wir<br />
aufgeführt hatten, in den Hintergrund, und schon<br />
hatten uns die nächsten im Griff – was in der Zeit um<br />
die hohen Feiertage wie Pfingsten, Weihnachten<br />
und Ostern ins Uferlose geriet.<br />
Die Aufnahmen in dieser Folge sind ein<br />
Nebenprodukt der Konzerte, nicht ihre raison d’être.<br />
Sie sind getreue Dokumente der Pilgerreise, waren<br />
jedoch nie als endgültige stilistische oder musikwissenschaftliche<br />
Statements gedacht. Jedem der<br />
Konzerte, die wir aufgenommen haben, war ein<br />
‚Take‘ der Generalprobe in der leeren Kirche<br />
vorausgegangen, das uns gegen Störfaktoren wie<br />
Außenlärm, lautes Husten, Zwischenfälle oder<br />
wettermäßige Beeinträchtigungen während der<br />
Aufführung rückversichern sollte. Aber die Musik<br />
dieser Einspielungen ist insofern sehr ‚live‘, als sie<br />
genau wiedergibt, was an dem betreffenden Abend<br />
vor sich ging, wie die Ausführenden auf die Musik<br />
ansprachen (die für sie zuweilen vollkommen neu war)<br />
und wie der jeweilige Ort, wo sich die Kirche befand,<br />
und das Publikum unsere Reaktionen beeinflussten.<br />
Diese Serie ist eine Würdigung der erstaunlichen<br />
Musikalität und des Talentes aller beteiligten Spieler<br />
und Sänger und natürlich des Genies J.S.Bachs.<br />
17