PDF herunterladen - Verband der Luftfahrtsachverständigen
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Low on Fuel<br />
und wie sag´ ich´s dem Controller?<br />
Werner Fischbach<br />
Zu Zeiten steigen<strong>der</strong> Spritpreise scheint die<br />
alte Fliegerweisheit, dass man nur im Falle<br />
eines Brandes zu viel Treibstoff an Bord<br />
habe, keine Gültigkeit mehr zu haben. Vielmehr<br />
gilt es Sprit zu sparen und ein Weg, um<br />
dieses Ziel zu erreichen, liegt darin, so wenig<br />
wie möglich an Bord zu nehmen. Was zu<br />
Problemen führen kann. Um es einmal vorsichtig<br />
auszudrücken.<br />
Die etwas verunglückte Notlandung des<br />
Hapag-Lloyd Airbus A310 in Wien wegen<br />
Spritmangels am 12. Juli 2000 und die<br />
Tatsache, dass am 26. Juli 2012 gleich drei<br />
Flugzeuge <strong>der</strong> irischen Ryanair über Valencia<br />
aufgrund <strong>der</strong> noch an Bord vorhandenen<br />
Treibstoffmenge Luftnotlage erklärten, hat<br />
in <strong>der</strong> Öffentlichkeit entsprechende Wellen<br />
geschlagen. Dabei scheint es des öfteren<br />
vorzukommen, dass Piloten wegen eines<br />
zu geringen Treibstoffvorrats Luftnotlage<br />
(„fuel emergency“) erklären. So sah sich die<br />
Besatzung eines A320 <strong>der</strong> Alitalia am 17.<br />
Juli letzten Jahres, also nur wenige Tage vor<br />
dem Ryanair-Zwischenfall, gezwungen, im<br />
Anflug auf Palermo Luftnotlage zu erklären.<br />
Der Grund hierfür war, dass <strong>der</strong> Flughafen<br />
wegen eines Notfalls geschlossen worden<br />
war und sich die Crew deshalb entschloss,<br />
„fuel emergency“ zu erklären. Die Controller<br />
werden sich gefreut haben, gleich zwei<br />
Notfälle abarbeiten zu müssen. Aber sie<br />
genehmigten <strong>der</strong> Airbusbesatzung, den<br />
Anflug fortzusetzen. Worauf <strong>der</strong> A320 denn<br />
auch sicher in Palermo landete. Am 7. Oktober<br />
2012 erwischte es dann die Besatzung<br />
eines EasyJet A319 beim Anflug auf Budapest.<br />
Wegen eines schweren Gewitters über<br />
ihrem Zielflughafen entschlossen sich die<br />
Piloten, nach Timisoara in Rumänien auszuweichen.<br />
Und da sich die Treibstoffmenge<br />
dem vorgeschriebenen Minimum näherte,<br />
erklärte sie dort Luftnotlage und landeten<br />
danach sicher auf dem rumänischen Flughafen.<br />
Beide Zwischenfälle werden von den<br />
jeweiligen Luftfahrtbehörden untersucht.<br />
Untersucht wird auch <strong>der</strong> Flug einer Air Berlin<br />
B737-800, die am 21. September 2012<br />
von München nach Heraklion auf Kreta unterwegs<br />
war. Nachdem die Besatzung die<br />
Piste nicht eindeutig identifizieren konnte,<br />
entschloss sie sich aufgrund <strong>der</strong> verbleibenden<br />
Treibstoffmenge von 2 200 kg und <strong>der</strong><br />
Verkehrssituation, zu ihrem Ausweichflughafen<br />
Chania zu fliegen. Da <strong>der</strong> Controller<br />
ihr Anliegen offensichtlich nicht so richtig<br />
verstanden hatte und die B737 zu einem<br />
Anflug freigeben wollte, setzte die Crew<br />
eine PAN-Meldung ab und bat um einen<br />
Direktanflug auf die Piste 29 von Chania.<br />
Dies wurde ihr aufgrund einer an<strong>der</strong>en anfliegenden<br />
Maschine zunächst verwehrt.<br />
Erst nachdem die Piloten Luftnotlage erklärten,<br />
for<strong>der</strong>te <strong>der</strong> Controller das an<strong>der</strong>e Flugzeug<br />
zum Fehlanflugverfahren auf und gab<br />
die Air Berlin – Maschine zu dem von ihr<br />
gewünschten Direktanflug frei. Zumindest<br />
kann man dies dem Bulletin <strong>der</strong> Bundesstelle<br />
für Flugunfalluntersuchung (BFU) entneh-<br />
Wegen Wetter von Zürich nach Basel ausgewichen und in Treibstoffprobleme geraten – CityLine BAe146 (Foto: W.Fischbach)<br />
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