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UR 22, Wetter 1993, Missverstaendnisse - Pressestelle der ...

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ihres Gehorsams waren keine leeren Worte, wie <strong>der</strong> Ernstfall<br />

bewies.<br />

Noch war <strong>der</strong> Brief unterwegs, als die Inquisition am 5. Dezember<br />

die Gefangensetzung <strong>der</strong> Generaloberin in München<br />

und <strong>der</strong> Visitatorin in Lüttich anordnete. Mitteilungen <strong>der</strong><br />

Schwestern aus Rom, denen Nachrichtenquellen zugänglich<br />

gewesen sein müssen, weckten in Maria Bedenken, ob die<br />

Auffassung, an <strong>der</strong> sie festhielt, ihre Richtigkeit habe.<br />

Deswegen schrieb sie am 2. Februar 1631 an die Gefährtinnen,<br />

bei einer Aufhebung durch kirchliche Behörden das<br />

Gemeinschaftsleben und den Gehorsam aufzugeben. Formal<br />

gesehen konnte das Schreiben als Wi<strong>der</strong>ruf des Briefes<br />

vom 6. April betrachtet werden. Aber am 2. Februar befahl<br />

sie Gehorsam unter einen Befehl des Papstes; dies war am<br />

6, April nicht <strong>der</strong> Fall.<br />

Am 7. Februar 1631 erschien <strong>der</strong> Dekan <strong>der</strong> Frauenkirche,<br />

Jakob Golla, im Paradeiserhaus an <strong>der</strong> Weinstraße. Nach<br />

Verlesung des Dekrets kam es zu einem zweistündigen Gespräch.<br />

Die Angeklagte war ruhig und gefaßt. Die Beschuldigung:<br />

Häresie, Schisma, Ungehorsam schien ihr unvereinbar<br />

mit dem erfahrenen gütigen Verhalten des Papstes.<br />

Sie fragte den Dekan, ob Seine Heiligkeit das Institut weiter<br />

dulden o<strong>der</strong> aufheben werde. Golla schwieg. Noch hatte sie<br />

ihre Lage nicht erfaßt. Doch fügte sich die gedemütigte<br />

Frau in die Einsperrung im Angerkloster. Golla konnte dem<br />

Heiligen Offizium und dem Kölner Nuntius mitteilen, daß die<br />

Gefangene, die krank sei, sich in aller Bescheidenheit unterworfen<br />

habe. Die Lütticher Ereignisse hatten das Schicksal<br />

Maria Wards und ihres ersten Instituts besiegelt. Als<br />

Häretikerin, Ungehorsame gegen die Kirche - dies stammte<br />

aus dem römischen Urteil über das Lütticher Verhör - bezeichnet<br />

zu werden, war <strong>der</strong> schwerste Schlag, <strong>der</strong> sie treffen<br />

konnte.<br />

Wie in den englischen Gefängnissen schrieb Maria kurze<br />

Nachrichten mit Zitronensaft auf die Einwickelpapiere <strong>der</strong><br />

Speisen, die ihr täglich vom Paradeiserhaus gebracht wurden:<br />

Trost für die Gefangene und die Gefährtinnen. Von<br />

den Mitteilungen aus dem Paradeiserhaus ist nichts erhalten.<br />

Von Maria Ward sind im Archiv des Instituts München-<br />

Nymphenburg 39 Briefe aufbewahrt, unter ihnen 27 Autographe,<br />

von denen sieben nicht entziffert werden können.

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