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Predigt zum Tag der Schöpfung am 1. September 2005 in der ...

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lernen und will sich nicht mit <strong>der</strong> ... dürftigen Zweckdeutung begnügen.“ Und weiter Adolf<br />

Portmann:“In ihrem Lied stellt sich die Amsel dar, wie sich im Blühen e<strong>in</strong>e Pflanzenart<br />

darstellt, wie sich im Pfauenrad e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Vogelart darstellt.“ (E<strong>in</strong> Naturforscher<br />

erzahlt, Basel o. J. S., 13f) Liebe Geme<strong>in</strong>de, was hat es für e<strong>in</strong>en Zweck, wenn <strong>der</strong><br />

Grünspecht auch jetzt im <strong>September</strong> <strong>in</strong> den Streuobstwiesen bei Bad Urach laut schallend<br />

“glück-glück-glück“ ruft? Überhaupt ke<strong>in</strong>en Zweck hat das! Bloß um e<strong>in</strong>en Konkurrenten<br />

zu verjagen, müsste <strong>der</strong> Grünspecht nicht so vergnügt “glück-glück-glück“ schreien. Was<br />

hat es für e<strong>in</strong>en Zweck, wenn Sie selber “Geh aus, me<strong>in</strong> Herz“ s<strong>in</strong>gen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Melodie<br />

aus Mozarts Zauberflöte pfeifen? Überhaupt ke<strong>in</strong>en Zweck hat das S<strong>in</strong>gen und Pfeifen.<br />

Sie verdienen d<strong>am</strong>it ke<strong>in</strong>en Cent. Aber Sie f<strong>in</strong>den es schön und wollen <strong>in</strong> ihrem Leben<br />

nicht darauf verzichten. Wenn wir s<strong>in</strong>gen und summen, Gitarre spielen o<strong>der</strong> Flöte, dann<br />

haben wir mit den Vögeln, die <strong>in</strong> den Zweigen s<strong>in</strong>gen, etwas Schönes geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong>:<br />

Melodien, die unser Herz erfüllen, s<strong>in</strong>d unser schönster Besitz. Die Lyriker<strong>in</strong> Eva<br />

Strittmatter hat gesagt: „Was du besitzt, ist nicht wirklich de<strong>in</strong>s. Was e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>gt, nur das<br />

ist se<strong>in</strong>s.“ (Zwiegespräch, S.11) Liebe Geme<strong>in</strong>de, wenn ich an die wun<strong>der</strong>baren Melodien<br />

<strong>der</strong> Vögel denke, an das Rotkehlchen und an den Kanarienvogel, dann wun<strong>der</strong>e ich mich<br />

überhaupt nicht darüber, dass im Psalm <strong>zum</strong> Lob des Schöpfers <strong>der</strong> Satz vorkommt: “Die<br />

Vögel s<strong>in</strong>gen unter den Zweigen.“<br />

Am <strong>Tag</strong> <strong>der</strong> <strong>Schöpfung</strong> danke wir Gott, dem Schöpfer, für alles, was schön ist <strong>in</strong> unserem<br />

Leben. Wir danken Gott nicht bloß für das, was notwendig ist. Wir danken ihm auch für<br />

das, was e<strong>in</strong>fach nur schön ist: Also für das vergnügte Lachen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong><strong>der</strong>gesicht.<br />

Wir danken Gott für e<strong>in</strong>en alten Herrn, <strong>der</strong> gern noch im Gesangvere<strong>in</strong> mit se<strong>in</strong>en<br />

Sangesbrü<strong>der</strong>n s<strong>in</strong>gt: “Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“. Wir danken Gott für die<br />

Am <strong>Tag</strong> <strong>der</strong> <strong>Schöpfung</strong> danken wir Gott<br />

nicht bloß für das, was notwendig ist. Wir<br />

danken ihm auch für das, was e<strong>in</strong>fach<br />

nur schön ist<br />

Dahlien und Astern im Kurpark und für den<br />

Uracher Wasserfall. Wir danken Gott für die<br />

überwältigende Schönheit des nächtlichen<br />

Sternhimmels.<br />

Nach den s<strong>in</strong>genden Vögeln kommen im<br />

Psalm <strong>zum</strong> Lob des Schöpfers dann freilich<br />

auch die lebensnotwendigen D<strong>in</strong>ge an die Reihe: “Du lässest Gras wachsen für das Vieh<br />

und Saat zu Nutz den Menschen, dass du Brot aus <strong>der</strong> Erde hervorbr<strong>in</strong>gst, dass das Brot<br />

des Menschen Herz stärke.“ Gott, <strong>der</strong> Schöpfer, lässt Gras wachsen für das Vieh. Gras für<br />

Kühe, die Milch geben. Daraus kann man Butter machen und Joghurt, Mixgetränke und<br />

Quark. Gott, <strong>der</strong> Schöpfer, lässt Gras wachsen für Ponies, an denen K<strong>in</strong><strong>der</strong> Freude<br />

haben. Gras für Schafe, aus <strong>der</strong>en Wolle Pullover für den W<strong>in</strong>ter gestrickt werden. Gott,<br />

<strong>der</strong> Schöpfer, lasst Roggen wachsen für das Schwarzbrot und Weizen für die duftenden<br />

Brötchen und Hafer für die Flocken <strong>zum</strong> Frühstück. Auch bei den Nahrungsmitteln:<br />

Gesegnete Vielfalt.<br />

Gleich neben dem lebensnotwendigen Brot ist im Psalm <strong>zum</strong> Lob des Schöpfers auch <strong>der</strong><br />

We<strong>in</strong> genannt. Es heißt: “Dass <strong>der</strong> We<strong>in</strong> erfreue des Menschen Herz.“ Wir wissen, wie viel<br />

Unheil <strong>der</strong> Alkohol über die Menschen br<strong>in</strong>gen kann. Wenn jemand abhängig wird von<br />

diesem Mittel, süchtig wird. Vom Elend <strong>der</strong> Alkoholkranken ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bibel auch die Rede.<br />

Aber darüber wird nicht vergessen, dass <strong>der</strong> We<strong>in</strong> zunächst dazu da ist, das Herz des<br />

Menschen zu erfreuen. Dass es ihm nach e<strong>in</strong>em Gläschen Troll<strong>in</strong>ger leicht wird. Dass er<br />

die Scheu verliert. Er geht aus sich heraus und fängt an, zu plau<strong>der</strong>n und zu lachen. Der<br />

We<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong>e Gabe Gottes, “dass er erfreue des Menschen Herz“. Mit diesem Ziel ist auch<br />

die Grenze gesetzt: Wo We<strong>in</strong> das Herz e<strong>in</strong>es Menschen betrübt macht, so dass er<br />

alkoholkrank wird, e<strong>in</strong> elendes Leben führt und für se<strong>in</strong>e Umgebung zur Last wird, da ist<br />

<strong>der</strong> We<strong>in</strong> nicht im S<strong>in</strong>ne Gottes, des Schöpfers <strong>der</strong> Reben, gebraucht. Aber <strong>der</strong><br />

Missbrauch setzt den rechten Gebrauch nicht außer Kraft. In <strong>der</strong> Bibel wird Gott auch<br />

gedankt für die D<strong>in</strong>ge, die das Leben heiterer machen und beschw<strong>in</strong>gt. Dafür steht <strong>der</strong><br />

Psalmvers, “dass <strong>der</strong> We<strong>in</strong> erfreue des Menschen Herz“.<br />

Und noch etwas wird im Psalm genannt, das überflüssig ist, genau betrachtet <strong>zum</strong> Luxus<br />

gehört: “Dass des Menschen Antlitz schön werde vom Öl“. D<strong>am</strong>it ist Olivenöl geme<strong>in</strong>t, e<strong>in</strong><br />

altes Mittel <strong>der</strong> Kosmetik. Wenn die Haut von <strong>der</strong> Sonnenhitze ausgedörrt war, gab ihr<br />

das Öl den Glanz und die Geschmeidigkeit zurück. E<strong>in</strong> Gesicht darf also schön se<strong>in</strong>. Vom<br />

Psalm her gesehen, ist es normal, dass die Menschen die Mittel nützen, die geeignet s<strong>in</strong>d,

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