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Basilicata

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Francesco<br />

Campitelli<br />

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<strong>Basilicata</strong><br />

01<br />

<strong>Basilicata</strong><br />

Die <strong>Basilicata</strong> ist eine der wenig bekannten Regionen Italiens, mit einer reichen Geschichte<br />

und einer vielschichtigen Identität, die ihren eigenen Charakter bewahrt hat.<br />

Ein Land mit tausend Gesichtern: Kultur & Kunst, geschlossene Bergwelt, unberührte<br />

Natur.


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<strong>Basilicata</strong><br />

02<br />

Lucania oder <strong>Basilicata</strong>?<br />

Der Name der Region hat sich oft verändert. Der klassische Name<br />

Lucania kommt wahrscheinlich vom Namen der ursprünglichen Bevölkerung<br />

dieses Landstreifens oder vom lateinischen Wort lucus = Wald.<br />

Die Verfassung in den Nachkriegsjahren legte den Namen "<strong>Basilicata</strong>" fest,<br />

während in der faschistischen Ära der Name "Lucania" benutzt wurde.<br />

Der Name <strong>Basilicata</strong> wurde allerdings schon von der bourbonischen<br />

Verwaltung benutzt.<br />

Seine Herkunft ist eindeutig griechisch und lässt darauf schließen, dass<br />

die Region unter griechischer Verwaltung in der Obhut eines Basilicos,<br />

eines Verwalters, stand. Um die Bewohner dieser Region zu bezeichnen,<br />

gibt es kein Adjektiv, das von <strong>Basilicata</strong> abgeleitet ist. Sie heißen Lucani<br />

wie die oben genannte Urbevölkerung dieser Region.<br />

Geographische Lage<br />

Die <strong>Basilicata</strong> liegt im Herzen Süditaliens zwischen Apulien im Osten,<br />

Kampanien im Westen und Kalabrien im Süden. Man muss sich die<br />

<strong>Basilicata</strong> zweigeteilt vorstellen: der westliche Teil, die Provinz von<br />

Potenza, und der östliche Teil, die Provinz von Matera. Sie unterscheiden<br />

sich nicht nur landschaftlich, sondern auch in ihre Geschichte und den<br />

verschiedenen kulturellen Einflüssen.<br />

Berge und Flachland<br />

Die Region zeigt unterschiedliche Gesichter.<br />

Im Westen befinden sich die wichtigsten Bergregionen<br />

von Pollino bis zum Vulture und Sirino, im östlichen Teil<br />

erstreckt sich eine eher trockene Hügelregion, die<br />

immer flacher wird, je näher sie dem Meer kommt.<br />

Die Küste<br />

Die Teilung in Ost und West wird noch offensichtlicher,<br />

wenn man die Küsten der <strong>Basilicata</strong> betrachtet.<br />

Die ionische Küste im Südosten ist sehr sandig, die Strände<br />

sind lang und breit, die tyrrhenische Küste im Westen<br />

dagegen ist verkarstet und felsig.


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<strong>Basilicata</strong><br />

03<br />

Wasserwege<br />

Da die <strong>Basilicata</strong> hauptsächlich eine Bergregion ist, bilden die Flüsse mit<br />

ihren Tälern die traditionellen Siedlungsgebiete der Region, so dass man den<br />

Eindruck gewinnt, diese Region habe sich um die fünf wichtigsten Flüsse<br />

entwickelt. Sie heißen Bradano, Basento, Cavone, Agri und Sinni.<br />

Alle sind im Winter sehr wild und im Sommer ausgetrocknet und sie münden<br />

alle ins Ionische Meer. Von ihnen ging nicht nur das Leben in der Region<br />

aus, sondern oft auch Gefahr. Die <strong>Basilicata</strong> war eines der größten<br />

Malariagebiete in Europa, bis nach dem 2. Weltkrieg eine Sanierung der<br />

Flüsse stattfand und das Wasser künstlich in Bewegung gebracht wurde. Nicht nur die Täler<br />

werden nach diesen Flüssen genannt, sondern auch die wichtigsten Straßenverbindungen der<br />

Region (la Basentana, la Sinnica, la Bradanica usw.).<br />

Die <strong>Basilicata</strong> ist eine sehr stark durch seismische Aktivitäten gefährdete Region. Schon seit<br />

dem Jahr 1273 sind gefährliche Erdbeben überliefert. Sie ereignen sich mit einer gewissen<br />

Regelmäßigkeit und bestimmen sehr das wirtschaftliche und soziale<br />

Leben in der Region. Die häufige Zerstörung von alten Stadtkernen<br />

und Dörfern, das Verlassen, der Wiederaufbau und die Wiederbelebung<br />

von Städten und Dörfern bestimmten die Geschichte<br />

dieser Gegend.<br />

Die letzten bedeutenden Erdbeben ereigneten sich 1980 und 1998<br />

und zogen – wie fast immer – nur den westlichen bergigen Teil in<br />

Mitleidenschaft. In vielen der betroffenen Kommunen sind die<br />

Spuren der Naturkatastrophe noch deutlich sichtbar.<br />

Das Klima<br />

Die klimatischen Bedingungen der <strong>Basilicata</strong> werden durch die Nähe<br />

der drei Meere (ionisches, adriatisches, tyrrhenisches Meer) bestimmt,<br />

obwohl sie eine hauptsächlich bergige Region ist. An der Küste<br />

herrscht ein typisches Mittelmeerklima mit relativ milden Wintern,<br />

während im Landesinneren der Winter sehr kalt und lang werden<br />

kann, und der Sommer eher frisch ist.<br />

Bevölkerung und Sprache<br />

In der <strong>Basilicata</strong> leben 640.000 Menschen, das ist knapp 1 Prozent<br />

der Gesamtbevölkerung Italiens. Die Bevölkerungsdichte beträgt 60


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<strong>Basilicata</strong><br />

04<br />

Einwohner pro km², der italienische Durchschnitt liegt bei 190 Einwohner<br />

pro km². Die Region ist also sehr dünn besiedelt, besonders<br />

die ländlichen Gebieten, in denen schon seit den fünfziger<br />

Jahren eine starke Emigration nach Norditalien und ins europäische<br />

Ausland stattfand. Die Emigration nach Amerika hat eine längere<br />

Tradition und begann wie in ganz Italien schon im 19. Jahrhundert.<br />

Die am dichtesten bevölkerten Gebiete befinden sich in unmittelbarer<br />

Nähe der Verwaltungs- und Industriezentren Potenza,<br />

Matera und Melfi. Aufgrund der landwirtschaftlichen Entwicklung im<br />

Küstengebiet um Metaponto, das vor dem Krieg extrem dünn besiedelt war,<br />

findet dort eine rasche Zunahme der Bevölkerung statt. Typisch für die bergigen<br />

Gebiete sind die kleinen Dörfer auf Bergspitzen, die nur noch von alten Leuten<br />

bewohnt werden, während die jungen Leute auf der Suche nach Arbeit weggegangen<br />

sind.<br />

In der <strong>Basilicata</strong> werden mehrere unterschiedliche Dialekte gesprochen, die von<br />

den drei angrenzenden Regionen beeinflusst werden. Interessant sind<br />

zwei Sprachgebiete:<br />

1. Zwei albanischsprachige Gebiete, eins in der Vuture-Region (mit den<br />

Gemeinden Maschito und Barile) und eins in der Pollino-Region (mit<br />

den Gemeinden San Paolo Albanese und San Costantino Albanese).<br />

In diesen beiden Gebieten ist die albanische Tradition sowohl unter<br />

alten als auch unter jungen Leuten noch sehr stark.<br />

2. Das Gebiet der galloitalienischen Dialekte um Potenza herum, im dem die französischen<br />

Einflüsse stark sichtbar sind. Am Ende des 16. Jahrhunderts siedelten sich dort Glaubensflüchtlinge<br />

aus dem Piemont an.<br />

Religion<br />

Die Religiosität in der <strong>Basilicata</strong> weist archaische Spuren auf, die in<br />

den Riten der heidnischen Vorfahren und der Naturreligionen zu<br />

suchen sind. Die Religion spielt eine große Rolle und bestimmt auch<br />

die sozialen Verhältnisse. Viele Familien gehen am Sonntag in die<br />

Kirche, und sehr oft ist die Kirchengemeinde ein Treffpunkt für junge<br />

Menschen, die dort sowohl Kultur- als auch Freizeitaktivitäten<br />

finden.<br />

Religiöse Feste sind ein Bestandteil des lucanischen Lebens. Es gibt kein<br />

Dorf ohne Schutzheilige, keine Schutzheiligen ohne Fest und keine


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<strong>Basilicata</strong><br />

05<br />

Feste ohne die entsprechenden Prozessionen und Feuerwerke. Schon in der<br />

Antike war die Religiosität der lucanischen Bevölkerung sehr stark, davon<br />

zeugt ein dichtes Netz von Funden: Tempel, heilige Quellen, heilige<br />

Wäldern und kleine Wallfahrtsorten. Außer der mehrheitlich katholischen<br />

Religion gibt es auch ganz kleine Waldensergemeinden sowie die<br />

Zeugen Jehovas.<br />

Folklore<br />

Die <strong>Basilicata</strong> ist überall in Italien und in Europa bei<br />

Wissenschaftlern und Anthropologen wegen ihrer<br />

archaischen Form der Volkskultur bekannt. Volkskultur<br />

wie auch religiöse Feste von Heiligen und<br />

Madonnen sind Ausdruck uralter Mythen. Überall sind Spuren von<br />

alten Traditionen zu finden.<br />

In Potenza findet am Vorabend des Festes für den heiligen Gerhard, den<br />

Schutzheiligen der Stadt, die Sfilata dei Turchi (Türkenprozession) statt.<br />

Sie erinnert an ein Ereignis im frühen Mittelalter, als ein Trupp sarrazenischer<br />

Räuber, die Stadt angreifend, von einer Vision überrascht wurde, in<br />

der der heilige Gerhard mit einer Engelschar erschien und die Räuber in die<br />

Flucht schlug. Der heilige Gerhard, der ursprünglich aus Piacenza kam, war<br />

zwischen 1111 und 1119 Bischof von Potenza. Seit diesem Ereignis<br />

ist San Gerardo der Schutzheilige der Stadt und in der<br />

Türkenprozession werden alle Protagonisten dieses Ereignisses<br />

dargestellt.<br />

Im Matera wird am 2. Juli das Fest der Madonna della Bruna<br />

gefeiert. Wie der Name Bruna sagt, handelt es sich um eine<br />

schwarze Madonna, die (wie die Göttin der Erde in den Naturreligionen) für Fruchtbarkeit<br />

und gute Ernten zuständig war. Das zentrale Element dieses Festes ist<br />

ein bunter Wagen, der aus Pappmaché gebaut wird und Szenen des<br />

Alten und Neuen Testaments darstellt. Zuerst findet im Februar ein Wettbewerb<br />

um den besten Entwurf unter lokalen Pappmaché-Künstlern statt.<br />

Der Bau des Wagens dauert vier Monate und zeigt in aller Pracht die alte<br />

handwerkliche Tradition des Pappmachés. Am Abend des 2. Juli wird<br />

dieser Wagen in einem inzwischen rituell gewordenen Akt von der Menge


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<strong>Basilicata</strong><br />

06<br />

angegriffen. Innerhalb weniger Minuten wird er zertrümmert und jeder versucht<br />

ein Stück zu ergattern, um damit das eigene Haus, Geschäft oder<br />

Büro zu schmücken.<br />

Erwähnenswert sind darüber hinaus die Prozession der Mysterien in Barile,<br />

in der ein Bewohner dieses Dorfes Christus darstellt und auf einer Strecke<br />

von 5 Kilometern die Szenen der Passion Christi nachgespielt werden, das<br />

Carmine-Fest in Avigliano, bei dem heilige und profane Bilder in Szene gesetzt<br />

werden, und das bunte Fest des heiligen Rochus in Tolve.<br />

Die profane Folklore hat in der <strong>Basilicata</strong> einen sehr stark bäuerlichen<br />

Charakter und verwandelt Familienfeste wie Verlobungen und Hochzeiten<br />

oder Dorffeste in wahre Volkstheater. Alle wichtigen Momente der landwirtschaftlichen<br />

Arbeit wie Säen, Kornernte oder Olivenernte werden von Riten<br />

begleitet, die die Natur günstig stimmen. Am wichtigsten ist der Maggio in<br />

Accettura. Bei diesem Fest treffen sich zwei Gruppen von Bauern, die aus<br />

dem Wald kommen. Die einen fröhlich gestimmt und singend mit einer<br />

Baumkrone, die anderen wütend und ernst mit Ochsen, die einen riesigen<br />

Baumstamm schleppen. Auf dem Hauptplatz des Dorfes werden Baum und<br />

Krone symbolisch vereint.<br />

Bekannt war die <strong>Basilicata</strong> bis vor kurzem auch wegen einer sehr starken magischen Tradition<br />

von Dorfhexen und Heilern wie auch von so genannten Klageweibern, die eine uralte Tradition<br />

des Mittelmeerraumes sind.<br />

Die Volksmusik ist in der <strong>Basilicata</strong> sehr ursprünglich und erscheint als<br />

bäuerliche, als Hirten- und als Handwerkermusik. Aus der ersten Gruppe<br />

sind Wiegenlieder, Ständchen und Trauerlieder bekannt. Zur zweiten<br />

Gruppe gehören Dudelsack- und Flötenmusik und zur dritten Gruppe<br />

Moritaten und Romanzen, die ihre Verbreitung mit dem Ersten Weltkrieg<br />

gefunden haben.


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<strong>Basilicata</strong><br />

07<br />

Die Tarantella<br />

Tarantella ist einer der vielen Namen (pizzica, tammurriata etc.) eines<br />

ekstatischen Tanzes, dessen Herkunft sehr weit in die Vergangenheit,<br />

sogar bis in die Antike, reicht. Er wird mit kleinen Variationen im ganzen<br />

süditalienischen Raum getanzt.<br />

Der Name Tarantella kommt von der Tarantelspinne. Der Überlieferung<br />

nach waren alle, die von dieser Spinne gebissen wurden (meist waren es Frauen), tagelang von<br />

einer Art Besessenheit ergriffen. Der einzige Weg zur Heilung waren lokale, darauf spezialisierte<br />

Bands, die so lange spielten, bis die kranke Person genesen war.<br />

Die üblichen Instrumente dieser Bands sind die Tamburine, das Akkordeon, die Violine, der<br />

”cupa-cupa” oder ”Putipù” (eine Trommel mit einem engen Loch in der<br />

Mitte, durch das ein Stock bewegt wird und dadurch Basstöne erzeugt),<br />

und in den Bergregionen der Dudelsack und die Schalmei.<br />

Auch bei anderen Krankheiten vor allem psychischer Art und gegen die<br />

grassierende Malaria wurde die heilende Wirkung dieses Tanzes eingesetzt.<br />

Die Grenzen zwischen Heilung und reiligiösen Tanz waren immer<br />

fließend. Verschiedene Anlässe und der ekstatische Anteil dieses Tanzes sorgten bald dafür,<br />

dass die Tarantella bei allen wichtigen religiösen Festen und Pilgerfahrten dazu gehörte.<br />

Wenn Sie heute noch eine sehr ursprüngliche Atmosphäre erleben wollen, dann sollten Sie am<br />

ersten Wochenende im Juli (von Donnerstag bis Sonntag) zum Heiligtum der Madonna del<br />

Pollino im Pollino-Gebirge fahren und auch übernachten. Dort wird nächtelang vor der<br />

Statue der Madonna Tarantella getanzt. Die Hauptrolle spielen dabei die Dudelsack- und<br />

Schalmeispieler.<br />

Wirtschaft<br />

Die <strong>Basilicata</strong> ist eine Region, die lange Zeit von Ackerbau und Viehzucht<br />

gelebt hat. Bis in die fünfziger Jahre waren 70 Prozent der Einwohner in<br />

diesem Bereich tätig, in einigen Berggegenden sogar 90 Prozent. Die Landwirtschaft<br />

erwirtschaftete 60 Prozent des Bruttosozialprodukts der Region.<br />

Typisch waren Großgrundbesitz und archaische Anbaumethoden.<br />

Die Industrie spielte nur eine sehr begrenzte Rolle, wegen der Isolation<br />

der Region, wegen des fehlenden Straßennetzes und unzureichende Eisenbahnverbindungen.<br />

Die Verbindungen fehlten nicht nur zwischen der <strong>Basilicata</strong><br />

und anderen Regionen, sondern auch in der Region selbst.<br />

Nach der Landwirtschaftsreform und mit der Sanierung vieler bis dahin unfruchtbarer Gebiete<br />

in den fünfziger Jahren, erlebte die Landwirtschaft besonders in den Küstengebieten einen


Francesco<br />

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<strong>Basilicata</strong><br />

08<br />

Aufschwung, vor allem der Anbau von Gemüse, Wein und Zitrusfrüchten. In den letzten Jahren<br />

erfährt die Landwirtschaft in der Region eine Aufwertung besonders im Hinblick auf Anbau<br />

und Verwertung lokaler Produkte. Das ist eine Herausforderung für die Landesregierung<br />

und kleine und mittlere Unternehmen, die der lokalen Wirtschaft neue Impulse gibt und Investitionen<br />

notwendig macht. Es entstanden Produktionseinrichtungen für Wein und Olivenöl.<br />

Zahlreiche Landwirtschaftsbetriebe haben sich dem biologischen Anbau verschrieben.<br />

Mit Beginn der achtziger Jahre, d.h. nach dem Erdbeben von 1980, sind<br />

viele öffentliche Gelder in die Region geflossen, die besonders dem Bauund<br />

dem Industriesektor zugute kamen. Allein in der Umgebung von<br />

Potenza entstanden vier große Industriestandorte.<br />

Seit den neuziger Jahren wird die <strong>Basilicata</strong> durch Investitionen der öffentlichen<br />

Hand zu einem wichtigen Industriestandort in Süditalien.<br />

Am bekanntesten sind die Fiat-Werke in Melfi und die Polsterindustrie in<br />

der Gegend um Matera mit dem berühmten, international bekannten<br />

Polstermöbelproduzenten Divani & Divani.<br />

In der Val d’Agri wurden vor einigen Jahren große Erdölvorkommen entdeckt.<br />

Das gab Anlass zur Hoffnung in dieser Region, schürte gleichzeitig<br />

aber auch viele Ängste, weil diese Region landwirtschaftlich bedeutsam und landschaftlich sehr<br />

interessant ist. Umweltschutzorganisationen haben auf die Gefahr ihrer Zerstörung aufmerksam<br />

gemacht, bevor die Erschließung des gesamten Gebietes für den Erdölförderung voranschreitet.<br />

Sie fordern die Entstehung eines Naturparks. Hauptgegner des Vorhabens sind aber<br />

– Ironie des Schicksals – die Einwohner dieser Gegend, die dadurch ihre Wirtschaftstätigkeit<br />

gefährdet sehen.<br />

Der Tourismus entwickelt sich immer mehr zu einer wichtigen Einnahmequelle<br />

in der Region, obwohl noch sehr viel zu tun ist, vor<br />

allem im Bezug auf die Aufwertung der lokalen Kultur und der Natur.<br />

Bermerkenswert ist die Präsenz vieler wissenschaftlicher Forschungszentren<br />

in der Region, zum Beispiel das geomorphologische<br />

Forschungszentrum für das Mittelmeer in Potenza, die Operative<br />

Einheit Telespazi in Matera und das biologische Forschungszentrum<br />

Agrobios in Metaponto.


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<strong>Basilicata</strong><br />

09<br />

Kurzer Abriss der Geschichte der <strong>Basilicata</strong><br />

8. – 6. Jh v. Chr. Kolonisierung der Küstengebiete durch Griechenland. Die <strong>Basilicata</strong> wird<br />

ein Teil von Großgriechenland (Magna Grecia).<br />

5. Jh v. Chr. Die Liky, eine Bevölkerungsgruppe aus dem heutigen Anatolien, siedeln<br />

sich in zwei Gebieten, am Tyrrhenischen Meer im Westen und am Ionischen<br />

Meer im Osten, an. Zum ersten Mal taucht der Name Lucania für<br />

dieses Gebiet auf.<br />

3. Jh v. Chr. Der lange Krieg zwischen den vordringenden Römern und den hellenischen<br />

Kolonien, die sich inzwischen mit der Bevölkerung im Hinterland<br />

verbündet haben, endet im Jahre 273 v. Chr. mit der Niederlage der<br />

Kolonien. Konsequenz ist der Niedergang dieser Gebiete.<br />

Mit den Städten Venusia und Grumentum entsteht die III. Regione<br />

Augustea.<br />

Spätantike<br />

Barbarische Invasion, Zerstörung der Siedlungen und Ausbreitung der<br />

Malaria.<br />

Frühes Mittelalter In Lucania finden Kämpfe zwischen Goten, Byzantinern und<br />

Langobarden statt.<br />

847 Die Region wird ein Teil des Fürstentums von Salerno.<br />

1130 Die Normannen machen aus dieser Region eine selbständige<br />

Verwaltungseinheit, die im Normannenreich zum Zentrum des politischen<br />

Lebens wird.<br />

1143 Die Stadt Melfi wird Hauptstadt des Normannenreiches.<br />

1175 Zum ersten Mal wird der Name <strong>Basilicata</strong> als Bezeichnung für das Küstengebiet<br />

am Ionischen Meer verwendet.<br />

1186 Die normannische Königin Constanze von Altavilla heiratet Heinrich VI.<br />

von Hohenstaufen. Ihr Sohn ist der spätere Kaiser Friedrich II.<br />

1231 Von Melfi aus proklamiert Friedrich II. die Constitutiones Augustales des<br />

Königreiches Sizilien, Strafgesetze, die das ganzen Mittelalter hindurch<br />

gelten werden.<br />

1250 Friedrich II. stirbt und Karl von Anjou übernimmt die Macht in<br />

ganz Süditalien.<br />

1503 Beginn der spanischen Herrschaft in Süditalien, die erst 1712 zu Ende sein<br />

wird. Während der spanischen Herrschaft steht die <strong>Basilicata</strong> im<br />

Zentrum der Konflikte zwischen der Monarchie und Feudalherren und<br />

von Volksaufständen gegen die Feudalherrscher.


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<strong>Basilicata</strong><br />

10<br />

1806 – 1815 Die <strong>Basilicata</strong> erlebt wie ganz Süditalien unter der zehnjährigen<br />

französischen Herrschaft große Veränderungen. Besonders wichtig ist die<br />

Abschaffung des Feudalismus, die eine große Veränderung der<br />

Agrarwirschaft mit sich bringt.<br />

1860 Die <strong>Basilicata</strong> wird Teil des italienischen Königreiches. Die Enttäuschung<br />

über die nationale Einheit führt jedoch innerhalb weniger Jahren zum<br />

Ausbruch sozialer Konflikte. Mit Zentrum in der <strong>Basilicata</strong> entsteht das<br />

Phänomen des Brigantaggio (Räubertums), Banden von bewaffneten<br />

Bauern, die in Wälder zurückgezogen leben und sich der Zentralmacht<br />

widersetzen. Mit Hilfe einer beispiellosen Repression und einer Reihe von<br />

Gesetzen zur Förderung der Wirtschaft in der armen <strong>Basilicata</strong> versucht<br />

die Zentralregierung des Phänomens Herr zu werden.<br />

1872 Carmine Donato Crocco, der berühmteste Repräsentant der Briganten,<br />

wird vom Tribunal von Potenza zum Tode verurteilt. Das Urteil wird in<br />

lebenslange Sträflingsarbeit umgewandelt. Er stirbt am 28. Juni 1905 mit<br />

75 Jahren.<br />

1905 Ein Sondergesetz für die <strong>Basilicata</strong> wird verabschiedet mit dem Zweck,<br />

die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern.<br />

1932 – 1945 Während der faschistischen Diktatur wird die <strong>Basilicata</strong> in Lucania<br />

umbenannt.<br />

1945 Carlo Levi, ein Antifaschist, der mit Hunderten anderer Oppostioneller in<br />

die <strong>Basilicata</strong> verbannt war, veröffentlicht das Buch ”Christus kam nur<br />

bis Eboli”.<br />

1949 Arme Bauern und Tagelöhner besetzen Ländereien.<br />

1950 Agrarreform und Ende des Großgrundbesitzes<br />

1958 Die Entdeckung von Erdgasvorkommen gibt den Anstoß zur ersten<br />

Industrialisierung des Basento-Tals.<br />

1975 Eine Autobahn verbindet die <strong>Basilicata</strong> mit der Nord-Süd-Achse der<br />

Autobahn A3 Salerno – Reggio Calabria.<br />

23.11.1980 Ein sehr starkes Erdbeben zerstört zahlreiche Dörfer und Städte in der<br />

<strong>Basilicata</strong>. Hunderte von Menschen sterben.<br />

1981 Die Universität der <strong>Basilicata</strong> wird gegründet.<br />

1990 Das Pollino-Gebirge wird zum Nationalpark erklärt.<br />

1993 In der Val d’Agri wird ein Erdölvorkommen entdeckt.<br />

Die Altstadt von Matera, i Sassi, wird von der UNESCO in die Liste des<br />

Weltkulturerbes aufgenommen.<br />

1994 Die Fiat-Werke bei San Nicola di Melfi nehmen ihren Betrieb auf.<br />

1996 Die Nationalbibliothek und das Staatsarchiv werden in Potenza eröffnet.


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<strong>Basilicata</strong><br />

11<br />

Zwei wichtige Städte: Potenza und Matera<br />

Die beiden wichtigsten Städte in der <strong>Basilicata</strong> sind Potenza und Matera. Potenza ist die<br />

Hauptstadt der Region. Sie liegt im Westen, 150 Kilometer von Neapel entfernt.<br />

Matera hingegen ist das Tor zum Osten, sie liegt nur 50 Kilometer entfernt von Bari, der<br />

Hauptstadt von Apulien.<br />

Potenza<br />

Die Stadt Potenza (890 m ü.d.M., 69.695 Einwohner) ist die höchst<br />

gelegene Regionalhauptstadt Italiens. Sie besteht aus einem historischen<br />

Kern, der auf der Spitze des Berges die linke Uferseite des<br />

Basento dominiert, und einer Neustadt, die sich um den alten Kern<br />

herum entwickelt hat. Vor lauter Neubauten ist der alte Kern kaum noch<br />

zu erkennen.<br />

In den 60er und 70er Jahren ist die Stadt sehr schnell gewachsen. In dieser Zeit wurde sie zum<br />

Verwaltungszentrum der Region. Dies führte zu einer demographischen Explosion, weil viele<br />

Menschen von den umliegenden Dörfern in die Stadt zogen. Die schnelle und unkontrollierte<br />

Veränderung des Stadtbildes hat nicht nur architektonische Schandtaten hinterlassen, sondern<br />

spiegelt sich auch in der Mentalität der Menschen wider.<br />

Der durchschnittliche Einwohner von Potenza lebt in einem ständigen<br />

Widerspruch zwischen bäuerlicher Herkunft und urbanem Lebensstil.<br />

60 Prozent der Einwohner sind staatliche Angestellte in unterschiedlichen<br />

Büros, in Schulen, in Krankenhäusern, in der Universität. Die<br />

Übrigen sind in den Sektoren Handel und Industrie beschäftigt.<br />

Das soziale Leben der Stadt entwickelt sich vor allem in der Via Pretoria,<br />

einer schlangenförmigen engen Fußgängerzone mit vielen Geschäften und Schaufenstern, die<br />

bis in die Nacht erleuchtet sind. Sie sieht so aus, als wolle diese Straße die Menschen mit ihrer<br />

Enge vor der Winterkälte schützen. Hier zwischen Piazza Matteotti<br />

und Porta Salsa auf einem Raum von einigen hundert Metern<br />

finden die wichtigsten Ereignisse statt: Beerdigungen, Prozessionen,<br />

Demonstrationen und der tägliche Passeggio (Spaziergang), bis hin zu<br />

den Treffen in den wichtigsten Cafés, bei denen man über Geschäfte<br />

und Politik redet.<br />

Der Passeggio ist kaum aus dem Bild der Stadt wegzudenken. Zu bestimmten Zeiten hört man<br />

ganz deutlich die Geräusche tausender Füße, die über das Pflaster klappern und schleifen.<br />

Ab 20 Uhr füllt sich die Straße mit jungen Leuten, die dort bis in die späten Nachtstunden in<br />

kleinen oder größeren Gruppen die Zeit verbringen.


Francesco<br />

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<strong>Basilicata</strong><br />

12<br />

Matera<br />

Eine der malerischsten Städte der <strong>Basilicata</strong> wurde durch einige Filme wie z.B. “Das Matthäusevangelium”<br />

von Pier Paolo Pasolini und durch die Beschreibung im Buch “Christus kam nur<br />

bis Eboli” von Carlo Levi weltberühmt. Sehr strategisch gelegen (400 m ü.M.), zwischen<br />

Adriatischem und Ionischem Meer, die 40 bzw. 60 Kilometer entfernt sind, präsentiert sich diese<br />

Stadt mit zwei völlig unterschiedlichen Gesichtern: die Neustadt auf der Hochebene, die sich<br />

seit Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute entwickelt hat, und die Altstadt, die terassenförmig<br />

am Rande der Graviner Schlucht entstanden ist und die den bezeichnenden Namen i Sassi –<br />

die Steine – trägt.<br />

Die Sassi, das ist ein Stadtteil, der komplett in den lokalen Sandstein<br />

namens Tufo (Tuffstein) gehauen wurde. Es ist eine der größten und<br />

ursprünglichsten Bauernsiedlungen in Europa, ein aus der Antike stammendes<br />

Wohngebiet, das alle altertümlichen Vorrichtungen enthält, um<br />

die harte Natur der Murgia-Hochebene sowohl für die Landwirtschaft, als<br />

auch für Wohnzwecke nutzbar zu machen. Ein trichterförmiges steinernes<br />

Wohngebiet, das für Jahrhunderte Klöster byzantinischer Mönche, Häuser für Arme und Reiche,<br />

hängende Gärten und Handwerksbetriebe nebeneinander beherbergte. Es wurde mit dem<br />

Einbruch der Moderne immer mehr zu einem Symbol der bitteren Armut in Süditalien, weil<br />

mit dem Fortschreiten der Zeit die Menschen den Umgang mit solchen<br />

altertümlichen Vorrichtungen verlernten. 1952 wurden im Ergebnis einer<br />

sozial engagierten Bewegung Milliarden Lire investiert, um neue Wohnsiedlungen<br />

für die Bevölkerung der Sassi zu bauen und diese in mehreren<br />

Schüben zwangsumzusiedeln. Die Sassi galten zu dieser Zeit als ein menschenunwürdiger<br />

Schandfleck. Seit einigen Jahren werden dank vieler<br />

engagierter Intellektueller und Wissenschaftler und vor allem dank vieler<br />

junger Leute zahlreiche Sassi-Häuser unter Beibehaltung ihrer alten Struktur und ihres Erscheinungsbildes<br />

restauriert. Es entstanden sowohl Wohnhäuser als auch kulturelle Treffpunkte<br />

und Begegnungszentren, die viele Besucher anziehen. 1993 wurden die Sassi in das Weltkulturerbe<br />

der UNESCO aufgenommen. Das führte zu einem neuen Schub des Engagements für die<br />

Rettung und Wiederbelebung der Altstadt. Selbst die hartnäckigsten<br />

Materaner, die in den Sassi immer nur den Ausdruck von Armut sahen,<br />

engagieren sich heute für ihre Altstadt.<br />

Matera ist ganz anders als Potenza. Ihre Nähe zu Apulien beeinflusst<br />

den Lebensstil der Stadt: dynamischer, offen für Innovationen, weniger<br />

bürokratisch, un das unter Beibehaltung der Grundstruktur einer kleinen<br />

Provinzhauptstadt.


Francesco<br />

Campitelli<br />

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<strong>Basilicata</strong><br />

13<br />

Eine kleine und vielfältige Region<br />

Die <strong>Basilicata</strong> ist eine Region, die in vieler Hinsicht noch unerschlossen<br />

ist. Sie bietet in ihrem Inneren Orte von fast archaischer natürlicher<br />

Schönheit, denen – zum Glück – bis heute der zerstörerische Einfluss<br />

des Massentourismus erspart blieb. Morphologisch ist die Region<br />

hauptsächlich bergig mit zahlreichen fruchtbaren Tälern. Einzigartig ist der Zugang zur Südund<br />

Westküste (Ionisches und Adriatisches Meer). Das alles trägt zu einer landschaftlichen Vielfalt<br />

bei, die für den ökologisch interessierten Touristen einzigartig ist. Innerhalb weniger Kilometer<br />

ist es möglich, ans Meer zu fahren, Ski zu laufen, Pilze zu sammeln, zu angeln, zu reiten,<br />

im Sommer von der ionischen Hitze in die Frische des Pollino-Gebirges und im Winter von<br />

der Eiseskälte der Berge in die milde Küstenregion zu wechseln. In den letzten Jahren sind zahlreiche<br />

Naturparks und Landschaftsschutzgebiete entstanden. Zu den Naturreichtümern der<br />

<strong>Basilicata</strong> gehört vor allem der 1990 gegründete Nationalpark Pollino-Gebirge, einer der<br />

größten seiner Art in ganz Italien, an der Grenze zwischen den Regionen Calabria und<br />

<strong>Basilicata</strong>. Er umfasst 196.000 ha Täler, Gebirge und Wälder. Dort wohnen 170.000 Menschen<br />

in 56 Gemeinden, von denen 24 zur <strong>Basilicata</strong> gehören. Die erstaunliche Pflanzenvielfalt reicht<br />

von der Weißtanne über die Buche bis zu der für den Pollino typischen Panzerkiefer, einer uralten<br />

riesigen Kiefer, die oberhalb der Baumgrenze wächst. Sie hat ihren Namen von der Ähnlichkeit<br />

ihrer Rinde mit einem Brustpanzer der römischen Legionäre. Auch die Tiervielfalt ist im<br />

Pollino-Gebirge sehr groß. Appenninenwolf, Wildkatze, Königsadler und Fischotter habe hier<br />

ihre Heimat. Der Park ist aber auch voll von historischen und anthropologischen Überresten.<br />

Zu erwähnen sind die berühmten Ochsengrafittis (bos primigenius) aus dem Paläolitikum, gezeichnet<br />

vor 12.000 Jahren in einer Höhle zwischen Papasidero und der Grenze der <strong>Basilicata</strong>,<br />

die byzantinischen Kloster aus dem 10. Jahrhundert,<br />

den altalbanischen Kolonien, denhistorischen Kernen aller<br />

Gemeinden mit ihren Kirchen,Türmen und Burgen. Sehr<br />

wichtig, unter ökopolitischen Gesichtspunkten, ist der neue<br />

Nationalpark Lagonegrese Val d’Agri, der sich noch in der<br />

Experimentalphase befindet und der ein wichtiger Damm<br />

gegen die Ausbreitung des Erdölfördergebietes im<br />

Val d’Agri ist. Genauso faszinierend ist der Meeresnaturpark<br />

an der Küste von Maratea, die mit ihren Felsen und Meeresschluchten<br />

wohl eine der schönsten Küsten Italiens ist.<br />

Seit einigen Jahren erhält die Küste von Matera jährlich die<br />

"Blaue Fahne" Europas für die Sauberkeit ihrer Gewässer. Bemerkenswert wegen seiner einzigartigen<br />

Natur ist auch der regionale Naturpark von Galipoli-Cognato. Das sind 4.200 ha dichte


Francesco<br />

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<strong>Basilicata</strong><br />

14<br />

Vegetation, dazu die malerischen lucanischen Dolomiten: Felsspitzen, die durch die atmosphärischen<br />

Gegebenheiten zusehends verändert werden. In diesem Gebiet liegen die malerischen<br />

Dörfer Castelmezzano, Pietrapertosa, Accettura, Calciano und der anthropologische Park von<br />

Monte Croccia.<br />

Auf der materanischen Hochebene befindet sich der Regionalpark der Felsenkirche von<br />

Matera, Reste einer uralten Hirtenkultur, die sich seit Jahrhunderten in diesem Gebiet erhalten<br />

hat. Es ist eine Mischung zwischen Alltagsritualen und Volksfrömmigkeit: Interessant sowohl in<br />

kultureller Hinsicht (präsent durch vielen ausgemalten byzantinischen Felsenkirchen), als auch<br />

auf Grund der vielen unterschiedlichen Pflanzenarten, die nur in dieser kargen Landschaft<br />

wachsen. Interessant auch viele ausgefeilte Vorrichtungen, die die Menschen seit Jahrhunderten<br />

gebaut haben, um in dieser Landschaft überleben zu können. In diese Murgia genannte Landschaft<br />

brachten die Hirten ihr Vieh zum Überwintern.<br />

Im Zentrum des Vulture-Gebirges befinden sich die beiden vulkanischen Seen von Monticchio,<br />

deren Wasser wegen seiner Sauberkeit, seiner leicht sprudelnden Beschaffenheit und seiner heilenden<br />

Wirkung in ganz Italien sehr bekannt ist. Dieses Gebiet ist inzwischen der größte<br />

Mineralwasserproduzent in ganz Italien geworden. Mit unterschiedlichen Namen, mehr oder<br />

weniger sprudelnd findet man immer mehr Mineralwasser aus Monticchio auf den Tischen von<br />

Restaurants und Haushalten. Der westliche große See (656 m ü.M.) mit eine Fläche von 40 ha<br />

und der kleine See (658 m ü.M.) mit einer Fläche von 10 ha werden durch eine Landzunge getrennt<br />

und unterscheiden sich durch in der Farbe ihres Wassers: olivgrün der große See und<br />

dunkelgrün der pittoreske, von Kastanienwäldern umgebene kleine See.<br />

Was gibt es noch zu entdecken?<br />

1. Die ”paesi” der <strong>Basilicata</strong><br />

Das Bild der <strong>Basilicata</strong> prägen Hunderte von kleinen und<br />

mittelgroßen paesi (Bauerndörfer), die fast unerreichbar auf<br />

den Bergspitzen liegen. Kleine, in sich abgeschlossene Einheiten,<br />

in denen man jahrhundertelang auf sich selbst gestellt<br />

war aus dem Überleben eine Kunst gemacht hat.<br />

Noch heute sind diese Dörfer (in Deutschland würde man sie<br />

eher Kleinstädte nennen), obwohl oft auf Sichtweite, fast unerreichbar voneinander getrennt.<br />

In den sechziger Jahre verlassen und fast nur noch von alten Leuten bewohnt, erleben<br />

sie seit Mitte der achtziger Jahre durch die Rückkehr einiger und das Dableiben anderer<br />

junger Menschen eine neue Belebung.


Francesco<br />

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<strong>Basilicata</strong><br />

15<br />

Im Zuge des langwierigen Wiederaufbaus nach dem Erdbeben,<br />

hat so manches Dorf viel an neuem Stolz und alter Ehrwürdigkeit<br />

gewonnen. Nennenswert und besonders pittoresk sind die<br />

Dörfer Pietrapertosa und Castelnezzano, die sich in ihrer Architektur<br />

der wilden Landschaft der lukanischen Dolomiten anpassen; Gravina,<br />

das mit seinen Kirchen und dem Kloster eine der größten Ebenen<br />

hoch über der Kornkammer der <strong>Basilicata</strong> dominiert; das lebendige<br />

mittelalterliche Tricarico mit seinem sarazenischen Dorfteil, die<br />

Reihenhäuser von Pisticci, das verlassene Dorf Craco, die<br />

malerische Altstadt von Rivello in der Nähe der Adriaküste,<br />

das Schloss und die Altstadt von Lagonegro, wo sich das Grab<br />

der Mona Lisa befinden soll, Montescaglioso mit der wunderbaren<br />

benediktinischen Abtei, Acerenza mit seiner einzigartigen<br />

romanischen Basilika, die fast das Symbol des<br />

Mittelalters in dieser Region geworden ist, usw.<br />

2. Die Burgen<br />

Fast über jeder lukanischen Stadt thronen Ruinen von mittelalterlichen Burgen, die einerseits<br />

die wechselvolle Geschichte, aber vor allem die Wichtigkeit dieser Region im Mittelalter<br />

bezeugen. Langobarden, Normannen, Schwaben, Sarazenen, Anjous und Aragonesen sind<br />

die Völker und Herrscherdynastien, die sich in dieser<br />

Region abwechselten und ihre Spuren hinterließen.<br />

Castel Lagopesole<br />

Als eines der von Friedrich II. von Hohenstaufen zuletzt<br />

gebauten Schlösser, welches das ganze Tal um Lagopesole<br />

mit seiner streng rechteckigen Struktur dominiert,<br />

sollte es als Raststation auf dem Weg nach Apulien dienen. Es wurde von ihm meistens als<br />

Ausgangspunkt für seine Jagdzüge, die seine große Leidenschaft waren, genutzt und gilt<br />

als eine seiner LIeblingsburgen .<br />

Melfi<br />

Es ist Zweifelsohne die bekannteste Burg in der <strong>Basilicata</strong>. Sie wurde von den Normannen<br />

gebaut und hauptsächlich von Friedrich II. von Hohenstaufen genutzt und zu Ruhm gebracht.<br />

Von hier aus proklamierte er die Costitutiones Augustales des Königreiches Sizilien.<br />

Die späteren Herrscher, Anjous und Doria, nahmen wesentliche Veränderungen an der


Francesco<br />

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<strong>Basilicata</strong><br />

16<br />

Struktur der Burg vor.<br />

Hier befindet sich heute das Nationalmuseum der Stadt Melfi.<br />

Venosa<br />

Im Jahre 1074 von den Aragonesern an der Stelle eines alten Doms erbaut, erinnert sie sehr<br />

stark an Castelnuovo (oder Maschio Angioino) in Neapel. In den Türmen befanden sich<br />

Verliese. Die Burg ist von einem tiefen Graben umgeben. Sie war Schauplatz von Verschwörungen<br />

und Morden.<br />

Der Volksmund erzählt, dass in der Nacht des 24.Oktober (Fest des Heiligen Felix, des<br />

Schutzheiligen von Venosa) in eben diesem Graben eine Prozession<br />

der Seelen aus dem Fegefeuer stattfindet.<br />

Miglionico<br />

Die Burg Malconsiglio, die mächtig die ganze Stadt beherrscht,<br />

wurde im 11. Jahrhundert von den Normannen erbaut. In dieser<br />

Burg verschworen sich die Barone im Jahre 1481 gegen König<br />

Ferdinand I. von Aragon.<br />

Matera<br />

Die Tramontano-Burg wurde Ende des 15.Jh. gebaut und<br />

beherrschte mit ihren zwei runden Türmen das Tal außerhalb der<br />

Altstadt. Sie wurde höchstwahrscheinlich nicht zu Ende gebaut,<br />

weil der Baron von Tramontano wegen seines geschäftlichen Ungeschicks von den Reichen<br />

der Stadt umgebracht wurde. Inzwischen befindet sie sich in mitten in der Neustadt von<br />

Matera.<br />

Valsinni<br />

Eine der malerischsten sagenumwobenen Burgen der<br />

<strong>Basilicata</strong> wurde im frühen Mittelalter gebaut und später<br />

nach aragonesischem Stil umgebaut.<br />

Hier lebte die Dichterin und Prinzessin Isabella Morra<br />

(1520-45), die von ihrem Bruder wegen einer unerlaubten<br />

Liaison umgebracht wurde.


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<strong>Basilicata</strong><br />

17<br />

3. Klöster und Kirchen<br />

Die Kathedrale von Acerenza<br />

ist eines der wichtigsten Bauwerke des Mittelalters in Süditalien.<br />

Die wunderschöne romanische Basilika wurde im Jahre 1080 vom<br />

Erzbischof und Metropoliten Arnald eingeweiht. Er soll dabei vom<br />

Benediktinerkloster von Cluny inspiriert worden sein.<br />

Dom von Melfi<br />

Ursprünglich eine romanische Kirche, von der nur der mächtige und schöne Kirchturm<br />

übrig geblieben ist, wurde sie mehrmals von Erdbeben zerstört. Was heute zu sehen ist,<br />

stammt überwiegend aus der Barockzeit.<br />

Unweit von Melfi liegt auch Rapolla mit seiner gotischen Kathedrale aus dem<br />

13. Jahrhundert.<br />

Kathedrale von Irsina<br />

Diese Kirche sieht sehr imposant aus. Da sie auf der ursprünglichen<br />

Stadtmauer gebaut wurde, wirkt sie wie in den Berg hineingehauen.<br />

Ihr schöner Kirchturm hat alle Wirren der Zeit überstanden.<br />

Unweit der Kathedrale ist die Krypta des San-Francesco-Klosters<br />

einen Besuch wert. Dort wurden vor nicht allzu langer Zeit wunderbaren<br />

Fresken der Giotto-Schule entdeckt. Die Krypta wurde vom heiligen Franziskus<br />

selbst eingeweiht, als er sich auf dem Weg ins heilige Land befand.<br />

Abbazia di Montescalioso<br />

Dies ist aus politischer und kunsthistorischer Sicht eines der wichtigsten Bauwerke dieser<br />

Gegend auf halben Weg zwischen Matera und Taranto. Die benediktinische Abtei von<br />

Montescaglioso wurde im 11. Jahrhundert gebaut und war bis zu ihrer<br />

Auflösung im Jahre 1784 ein Zentrum der Macht. Ihre Ländereien reichten<br />

bis an die Tore der Stadt Taranto. Sehr schön sind der normannische<br />

Kreuzgang, der Kirchturm und die Fresken in der Bibliothek.<br />

Felsenkirchen von Matera<br />

Die Besiedlung von Matera begann etwa im 9. Jahrhundert, als byzantinische<br />

Mönche, die aus Kappadokien vor den Türken geflüchtet waren<br />

und eine Landschaft ähnlich der dortigen suchten, ihre Felsenklöster und


Francesco<br />

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<strong>Basilicata</strong><br />

18<br />

Kirchen erbauten. Im ganzen Gebiet um und in der Altstadt von Matera selbst sind mehr<br />

als 120 Kirchen zu finden. Sie sind fast alle mit byzantinischer Ikonenmalerei bemalt.<br />

Leider haben der poröse Tuffstein und der Vandalismus oft sehr große Schäden an diesen<br />

Kirchen angerichtet.<br />

Nennenswert sind: S. Nicola dell’Annunziata, La Madonna della Murgia, S. Maria della<br />

Vaglia, der Convicino di S. Antonio, S. Nicolas dei Greci, La Madonna delle tre porte,<br />

S. Barbara usw.<br />

Die Kathedrale von Matera<br />

Die im apulischen Stil gebaute romanische Kirche überragt die langobardische “Civita”.<br />

In der Barockzeit wurde die Kirche umgebaut. Sehr interessant ist die<br />

Weihnachtskrippe aus dem 17. Jahrhundert, die Renaissancekapelle der<br />

Verkündigung und das Renaissance-Hauptaltarrelief, das romanische<br />

Löwenportal, die Reste der Fresken aus dem Mittelalter sowie der geschnitzte<br />

Hauptaltar aus der Abteikirche von Montescaglioso.<br />

Santa Maria Assunta d’Anglona<br />

Anglona war ein wichtiger Bischofssitz, bis es im 13. Jahrhundert von den<br />

Sarazenen überfallen wurde. Die schöne normannische Kathedrale blieb<br />

in einem guten Zustand erhalten und ist Ziel vieler Pilgerfahrten aus der<br />

Umgebung. Sie enthält wunderschöne Wandmalereien aus dem 12., 13. und 14. Jahrhundert.<br />

L’abbazzia della Trinità in Venosa<br />

Die im 12. Jahrhundert von langobardischen Mönchen aus den Trümmern der altrömischen<br />

Stadt und des Amphitheaters gebaute dreischiffige Basilika sollte<br />

als Grabstätte der normannischen Könige dienen. Mit der Krise der<br />

normannischen Dynastie wurde auch der Bau der Basilika gestoppt,<br />

die – einmal in den Händen der Ritter des Ordens vom Heiligen<br />

Johannes aus Jerusalem – nie fertig gebaut wurde.<br />

4. Ausgrabungen/Archäologie<br />

Venosa<br />

Einer alten Sage nach wurde Venosa vom griechischen Helden Diomedes<br />

gegründet, nachdem er aus dem Krieg von Troja zurückgekehrt war.<br />

268 vor Chr. wurde Venosa zur römischen Kolonie Venusia und erfuhr eine beträchtliche<br />

Entwicklung als Handels- und Verwaltungszentrum, dank der Verlängerung der Staats-


Francesco<br />

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<strong>Basilicata</strong><br />

19<br />

straße von Benevent bis nach Tarent.<br />

Nicht weit von der heutigen Stadt entfernt befinden sich die archäologischen Ausgrabungen.<br />

Dort kann man die Überreste einer Wohnstruktur der römischen Stadt aus der Kaiserzeit<br />

besichtigen, sowie einen Thermenkomplex aus dem 3. Jahrhundert n. Chr., in dem noch<br />

Teile der Heizanlage und des Frigidariums mit seinem berühmten Mosaikfußboden zu erkennen<br />

sind. Bei den Ausgrabungen wurde auch ein Amphitheater aus der Kaiserzeit mit<br />

seiner Ringmauer und Eingangsbögen freigelegt.<br />

Gegenüber dem Amphitheater sind die Reste der nie vollendeten Abteikirche der Heiligen<br />

Dreifaltigkeit aus dem 12. Jahrhundert zu sehen, in deren Inneren sich eine urchristliche Basilika<br />

mit Apsis und Mosaikfußboden aus dem<br />

fünften Jahrhundert befindet.<br />

Grumento<br />

Zeugnis der Gründung der Kolonie von Grumentum sind zwei<br />

Bronzestatuen von Rittern mit Pelzrüstung, die sich heute im<br />

Britischen Museum in London befinden. Sie belegen vor allem<br />

die engeren Kontakte mit anderen griechischen Kolonien und<br />

besonders mit Tarent. Es existieren dort heute noch Überreste der von den Römern nach 133<br />

v. Chr. gegründeten Kolonie. Bei archäologischen Ausgrabungen wurde ein Theater freigelegt,<br />

das auf das Ende des 1. vorchristlichen Jahrhunderts datiert wurde.<br />

Hinter dem Theater haben sich ein Laubensaal und Räume mit den Überresten eines<br />

Mosaikfuß bodens erhalten. Außerdem kann man den Grundriss eines Tempels, eine gepflasterte<br />

Straße und Teile eines Brunnens mit einem weiß-blauen Mosaik sehen. Entdeckt wurden<br />

ebenfalls ein Amphitheater und zwei öffentliche Thermenanlagen.<br />

Vaglio<br />

In der alten Ortschaft, 2 km von dem heutigen Vaglio entfernt, befinden sich Ausgrabungen,<br />

die schon in den 50er Jahren begonnen, und bei denen einige Wohnkomplexe und eine<br />

Stadtmauer freigelegt wurden. Sie belegen die Existenz<br />

einer Stadt, die zwischen dem achten und dem dritten Jahrhundert<br />

v. Chr. bewohnt wurde. Zu sehen sind u. a. die “Casa dei<br />

Pithoi”, ein heute völlig rekonstruiertes Haus, in dem sich ein<br />

Aufbewahrungsort für Amphoren (Pithoi) befindet, und die<br />

imposante fünf Kilometer lange Stadtmauer.


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<strong>Basilicata</strong><br />

20<br />

Metaponto und Policoro<br />

An den Quellen der Flüsse und in der fruchtbaren Ebene gründeten die Griechen die<br />

Kolonialstädte Metaponto, Siris, Heraclea und Pandosia, die innerhalb der sogenannten<br />

Magna Grecia auf Grund ihrer reichen Getreideproduktion einen wichtigen Platz einnahmen.<br />

In dem Archäologischen Park von Metaponto erheben sich noch die fünf Säulen des<br />

Heratempels, der über den Bradano-Fluss wachte. Man kann urbane Bauten, den Tempel<br />

für Apollo Licio und den Zuschauerraum des Theaters besichtigen.<br />

Nicht weit davon entfernt sind die Säulen der “tavole palatine” zu sehen, die den Glanz der<br />

hellenistischen Zeit am besten darstellen.<br />

In Policoro sind sowohl die Reste des archaischen Siris, wie auch die regelmäßigen Häuserblocks<br />

des späteren Heraclea (433 v. Chr.) zu sehen. Auffangbecken und Spuren einer<br />

Wasserkanalisation bezeichnen das Viertel der Handwerker mit seinen Brennöfen und die<br />

Wohnhäuser.<br />

Gastronomie<br />

Der alte Name Lukanien lässt an eine bergige, waldreiche Region mit Hirtenwirtschaft<br />

denken. Gleichzeitig ist die <strong>Basilicata</strong> aber auch durch ihre Nähe<br />

zum Meer geprägt. Neben einer typischen kulinarischen Mittelmeerkultur<br />

findet man in der <strong>Basilicata</strong> einen traditionell geprägten unvergleichlichen<br />

Reichtum an Käsesorten. Ricotta, Mozzarelle, Caciocavalli und Scamorze<br />

aus der <strong>Basilicata</strong> sind in ganz Italien ein Begriff für Qualität. Ähnlich ist es<br />

mit der Produktion von Wurstwaren. Überall auf der Welt berühmt ist die<br />

“Lucanica”, eine pikante Hartwurst.<br />

Die Provinz von Matera ist einer der größten Hartweizenproduzenten im ganzen Mittelmeerraum.<br />

Das führt dazu, dass die Region traditionell auch eine führende Position bei der Produktion<br />

von Teigwaren einnimmt.<br />

In den Mittelgebirgen leben die Bauern seit Jahrhunderten von der<br />

Herstellung eines exzellenten Olivenöls und vom Weinanbau.<br />

Die typische Weinsorte der <strong>Basilicata</strong> ist der Aglianico aus dem<br />

Vulture-Gebirge, ein Tafelwein, der sehr gut mit Braten und gegrilltem<br />

Fleisch harmoniert. Der dunkelrote Wein erinnert im Duft an<br />

Erdbeeren und Himbeeren.<br />

Egal wo man sich in der <strong>Basilicata</strong> befindet: Man wird immer eine<br />

erstaunliche Vielfalt an Gemüse finden. Zum Beispiel die bekannten Bohnen aus Saconi, Paprika<br />

aus Senise, viele unterschiedliche Blattgemüse, Cime di rape (eine Mischung von Raps und<br />

Broccoli) und Fenchel aus der Piana di Metaponto.


Francesco<br />

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<strong>Basilicata</strong><br />

21<br />

In der <strong>Basilicata</strong> kann man exzellente Sorten von hausgemachten<br />

Nudeln genießen, wie zum Beispiel Lagane, Cavatelli, Stracsinati<br />

und Fusilli, die oft mit Gemüse- oder Fleischsoßen serviert werden,<br />

angereichert natürlich mit dem leckeren Olivenöl und den nie<br />

fehlenden superscharfen Peperoncine.<br />

Typische Nudelgerichte sind zum Beispiel Cavatelli (kleine Nockerln)<br />

mit Cime di rapa, Ravioli mit Ricotta und Schinkenfüllung oder mit<br />

Ricotta und Zimtfüllung, serviert mit Fleischsoße und pikantem Käse,<br />

Stockfisch mit Paprika, der in Bündeln vor der Haustür getrocknet wird.<br />

Die am häufigsten gegessene Fleischsorte ist Lamm, das in einem Tongefäß<br />

gekocht wird. Schweinefleisch fehlt fast nie, es kommt aber nur verarbeitet<br />

und nicht als Frischfleisch vor.<br />

Sehr verbreitet ist die Vacca podalica, eine Kuh, die in den Bergen der<br />

Apenninen weidet. Ihr Fleisch ist ein bisschen härter, aber dafür geschmacklich<br />

besser als anderes Rindfleisch.<br />

Bei den süßen Nachspeisen ist es schwierig, etwas für die <strong>Basilicata</strong><br />

Typisches auszumachen, weil es einen großen Austausch zwischen den<br />

süditalienischen Regionen gibt. Typisch sind jedenfalls Panzarotti<br />

(Teigtaschen), gefüllt mit Kichererbsenmus, Schokolade, Zucker und Zimt, die fritiert<br />

oder überbacken und mit Puderzucker bestreut oder mit Honig bestrichen werden.<br />

Ausführlichere Informationen über die lukanische Gastronomie findet man unter<br />

www.prodottilucani.it.<br />

Bildung<br />

Das italienische Schulsystem befindet sich in einem totalen Umbruch. Bisher bestand es aus<br />

fünf Jahren Elementarschule, drei Jahren Mittelschule und fünf Jahren Oberschule mit unterschiedlichen<br />

Zielrichtungen. Das Pflichtschulalter betrug 14 Jahre. Ab 2002 wird die Schule in<br />

zwei Strängen organisiert sein. Der erste dauert sieben Jahre und ist für alle gleich. Der zweite<br />

dauert drei Jahre und wird nur noch drei Richtungen haben: technische, wissenschaftliche und<br />

literarische Ausrichtung. Am Ende dieser zehn Jahre kann jeder Schüler entscheiden, ob er die<br />

Schule fortsetzt oder verlässt. Für diejenigen, die weitermachen, gibt es weitere Ausrichtungen,<br />

je nach persönlicher Begabung und Neigung, während diejenigen, die die Schule verlassen,<br />

sich für eine berufliche Bildung entscheiden müssen. Diese wird in der Regel mit 18 Jahren beendet<br />

sein. Die bisher in Italien übliche Trennung zwischen beruflicher Ausbildung (in der<br />

Schule) und Lehre (in einem Betrieb) wird abgeschafft.


Francesco<br />

Campitelli<br />

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<strong>Basilicata</strong> 22<br />

Auch die Universität befindet sich in einer Umbruchphase. 1968 wurde der Zugang zur Universität<br />

für alle göffnet, die einen Oberschulabschluss<br />

hatten. Diese Reform war eine Antwort auf die immer<br />

stärkere Forderung der Gesellschaft nach Chancengleichheit<br />

in der Ausbildung. Aber in den Jahren danach<br />

gab es keine Anpassung der Universitätsstrukturen an<br />

diese Reform. Das führte zu einem immer größeren Widerspruch zwischen den Universtätsstrukturen<br />

und den Bedürfnissen der Studenten. Seit einigen Jahren spricht man sogar vom<br />

Numerus clausus und viele Fakultäten haben begonnen Eingangstests durchzuführen.<br />

Die Reorganisation des Schulwesens geht einher mit einem Rückzug des Staates aus der direkten<br />

Beteiligung an der Verwaltung von Schulen und Universitäten. Obwohl sie überwiegend<br />

von öffentlicher Finanzierung abhängig sind, sind Schulen und Universitäten dabei, mit<br />

Finanzierungsmodellen zu experimentieren, die es den Schulleitern und Rektoren mit Zustimmung<br />

des Schulrates erlauben, Dienstleitungen an private Interessenten zu verkaufen.<br />

Für die Kinder im Vorschulalter von drei Monaten bis sechs Jahren gibt es Krippen und Kindergärten.<br />

Krippen werden meist von Kindern im Alter zwischen drei Monaten und drei Jahren<br />

besucht; es sind private Einrichtungen mit kommunaler Beteiligung für ärmere Familien.<br />

Die Kindergärten sind für Kinder von drei bis sechs Jahren gedacht, ihr Besuch ist kostenlos.<br />

Sport<br />

Wie überall in Italien begeistert der Sport auch in der <strong>Basilicata</strong><br />

viele Menschen. Jedes kleine Dorf hat eine Fußballmannschaft,<br />

aber keine hatte jemals die Gelegenheit erfolgreich zu sein.<br />

Selbst die Mannschaften der beiden Provinzhauptstädte Potenza<br />

und Matera spielen in der untersten Liga. Das hindert aber<br />

die Bewohner dieser beiden Städte nicht daran, ihre Mannschaften<br />

mit großer Leidenschaft zu unterstützen. Das wichtigste<br />

Spiel des Jahres ist natürlich das Spiel Potenza gegen Matera.<br />

Bei dieser Gelegenheit erreicht die Leidenschaft ihren Höhepunkt und bricht oft Bahn in<br />

gewalttägigen Auseinandersetzungen zwischen den gegnerischen Hooligans. Davon zeugen<br />

auch Graffitis auf den Häuserwänden beider Städten, die die jeweils gegnerische Stadt übel<br />

beschimpfen.<br />

Die Stärke der <strong>Basilicata</strong> liegt im Basketball für Männer und im Volleyball für Frauen. Diese<br />

beiden Sportarten ziehen sehr viele junge Menschen in Potenza und Matera an und haben eine<br />

sehr wichtige soziale Funktion. Die Trainingsstunden sind oft eine Möglichkei, ins soziale Leben<br />

der Stadt eingeführt zu werden. Wer keine dieser beiden Sportarten betreibt, hat weit we-


Francesco<br />

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<strong>Basilicata</strong> 23<br />

niger Kontakte als diejenigen, die das tun.<br />

Andere Sportarten werden seltener betrieben und führen ein Randständiges Nischendasein.<br />

Hingegen erfreuen sich die Fitnessstudios in den beiden Provinzstädten einer sehr großen Popularität.<br />

Und auch dies nicht nur aus sportlichen Gründen, sondern meist aus Gründen der<br />

sozialen Kontakte. In den letzten Jahren wurde eine propotional gesehen sehr große Anzahl von<br />

Fitnessstudios aus dem Boden gestampft, und fast jeder junge Mann besucht sie mindestens<br />

einmal pro Woche. Bei Mädchen und Frauen in den Städten ist sportliche Betätigung zwar populär,<br />

aber bei weitem nicht so verbreitet wie bei Männern.<br />

Ältere Menschen werden nicht vom sportlichen Leben ausgeschlossen, viele beschäftigen sich<br />

mit dem Boccia-Spiel. Fast jeder Bezirk in den Städten hat ein Boccia-Spielfeld, aber die wichtigsten<br />

befinden sich meist am Rande der Grünanlagen.<br />

Eine ebenfalls sehr verbreitete Sportart ist das Kartenspiel am Tisch mit neapolitanischen<br />

tarockähnlichen Karten Briscola, Scopa, Scopone sind die Namen der meistgespielten Spiele.<br />

Jede Ecke ist dafür geeignet. Benötigt werden lediglich eine tischähnliche Spielfläche, etwas,<br />

worauf man sitzen kann und ein Päckchen Karten. Natürlich ist die Bar der ideale Spielort,<br />

aber bei schönem Wetter kann man überall leidenschaftlichen Spielerummel erleben.<br />

Verkehrswege<br />

Sich in der <strong>Basilicata</strong> zu bewegen ist zweifellos ein einmaliges Erlebnis, aber oft schwierig und<br />

ermüdend. Wer aus überfüllten Städten und Straßen Nordeuropas kommt, findet es angenehm,<br />

auf wenig den belebten Straßen der <strong>Basilicata</strong> durch Täler und über Berge zu fahren.<br />

Wer sich als dynamischer und bewegungsfreudiger Tourist in die <strong>Basilicata</strong> begibt und hofft,<br />

sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln von einem Ort zum anderen bewegen zu können, wird<br />

schnell enttäuscht sein und sein Vorhaben frustriert abbrechen.<br />

Abgesehen von der Autobahn A3, die Potenza mit der Nord-Süd-Achse Salerno – Reggio –<br />

Calabria und mit den Großstädten Neapel<br />

und Salerno verbindet, hat die <strong>Basilicata</strong><br />

keine Autobahnen. Von der Ostküste aus kann<br />

man den Norden der <strong>Basilicata</strong> über die<br />

Schnellstraße 93 erreichen. Die Basentana<br />

verläuft entlang des Flusses Basento und<br />

verbindet Potenza mit der ionischen Küste<br />

und mit Taranto. Dies sind zwei der wichtigsten<br />

superstrade (Schnellstraßen), die in den<br />

letzten 10 Jahren die Verkehrsverbindungen<br />

in der <strong>Basilicata</strong> deutlich verbessert haben.


Francesco<br />

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<strong>Basilicata</strong> 24<br />

In der Tat ist die <strong>Basilicata</strong> berühmt für die Unerreichbarkeit ihrer Dörfer und Städte. Dennoch<br />

wurden bereits viele Fortschritte in Sachen Straßenbau gemacht, was die wirtschaftliche Entwicklung<br />

der Region befördert.<br />

Potenza ist von Neapel aus mit der staatlichen Eisenbahn erreichbar,<br />

Melfi und Metaponto vom Osten her über Foggia und<br />

Taranto. Matera ist die einzige Provinzhauptstadt Italiens, die<br />

keine Eisenbahnanbindung hat, wenn man von der lokalen privaten<br />

Eisenbahn Ferrovie Appulo-Lucane absieht, die Matera<br />

mit Bari verbindet und wegen ihrer Langsamkeit berühmtberüchtigt<br />

ist. Aber selbst mit der staatlichen Eisenbahn sind die<br />

Verbindungen nicht gerade schnell. Nur die Hauptstrecke Rom –<br />

Neapel – Potenza hat dank der vor kurzem erfolgten Elektrifizierung<br />

einigermaßen kurze Fahrtzeiten (2 1/2 Stunden von Potenza nach Neapel und 4 1/2 Stunden<br />

nach Rom). Wer kein Auto hat und die kleinen Dörfer im<br />

Hinterland erreichen möchte, kann mit Linienbussen fahren, deren<br />

Netz in den letzten Jahren sehr stark erweitert wurde.<br />

Die am meisten vertretene Gesellschaft ist die SITA, die alle Dörfer<br />

miteinander verbindet. Abfahrtszeiten und Informationen sind in<br />

Potenza unter der Telefonnummer 0971/57901 oder in Matera<br />

unter 0835/385007 zu erhalten. Fahrscheine löst man im Bus.<br />

Die Busgesellschaft Autolinee Liscio (Tel. 0971/54673) verbindet<br />

die Provinz von Potenza mit Neapel, Rom und neuerdings auch Mailand, mit Fahrzeiten, die<br />

längst kürzer sind als die der Eisenbahn. In der <strong>Basilicata</strong> gibt es keine Flughäfen. Wer den<br />

Westteil erreichen möchte, sollte entweder nach Neapel oder nach Rom fliegen. Wer aber in die<br />

Provinz von Matera oder an die Ostküste will, sollte lieber nach Bari fliegen.<br />

Kultur<br />

So findet man Informationen<br />

Die meisten Tageszeitungen, die entweder wie die Gazzetta del<br />

Mezzogiorno aus Bari und der Mattino aus Neapel eine <strong>Basilicata</strong>-<br />

Seite haben oder La Nuova <strong>Basilicata</strong> bieten außer den täglichen<br />

Nachrichten auch wichtige Informationen über Ausstellungen,<br />

Tagungen, Konzerte, Veranstaltungen. Daneben gibt es zahlreiche Wochenblätter wie<br />

Promo, Vito und das Monatsblatt Il Borsino, die neben einer Tauschbörse und Shopping-<br />

Empfehlungen auch ausführliche kulturelle Tipps und Informationen enthalten.<br />

Nützliche Adressen (z.B. Kunstgalerien, Kinos und Nachtlokale) enthalten die Pagine utili,


Francesco<br />

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<strong>Basilicata</strong> 25<br />

die jedem Haushalt zugestellt werden und in Bars und Kneipen ausliegen. Auch die lokalen<br />

Fernsehsender (Teleday und Teleregione) sowie die RAI 3 der <strong>Basilicata</strong><br />

berichten ausführlich über kulturelle Ereignisse.<br />

Um die Folklore der <strong>Basilicata</strong> kennen zu lernen, empfehlen wir, sich an<br />

das Fremdenverkehrsamt Proloco zu wenden, das detaillierte Informationen<br />

über Gastronomie, Feste, Heiligenfeste, Prozessionen und über die<br />

Orte, wo man Kunsthandwerk und kulinarische Produkte liefern kann.<br />

Proloco ist in jedem Dorf der <strong>Basilicata</strong> vertreten.<br />

In Potenza und Matera findet man in den jeweiligen Touristenbüros<br />

(A.P.T. - Azienda di Promozione Turistica) Informationen und Adressen.<br />

Wenn man einen Abend im Theater oder im Kino verbringen möchte<br />

In Potenza gibt es mehrere kleine Kinos wie das Don Bosco (0971/445921) und Due Torri<br />

(0971/21960) und ebenso Theater wie das Piccolo Teatro und das vor kurzem restaurierte<br />

Barocktheater F. Stabile, das jedes Jahr in Zusammenarbeit mit dem<br />

Teatro Mercadante aus Neapel eine Theatersaison veranstaltet.<br />

Im Sommer ist der Theaterbetrieb so gut wie eingestellt, aber es findet<br />

eine ganze Menge im Freien statt.<br />

In Matera gibt es zwei Theater, das Teatro Duni und das Teatro Communale,<br />

die ihre Theatersaison von Mitte Dezember bis April haben.<br />

Sehr interessant ist das Projekt Geografie dei Teatri Meridiani, das seit<br />

Jahren Theaterretrospektiven und Folkkonzerte in der archaischen Umgebung<br />

der Sassi organisiert. Eintrittskarten und Informationen sind bei<br />

Mosicomania, Via de Sariis, Tel. 0835/330037 zu erhalten. Außerdem<br />

hat Matera zwei Kinos, das Cinema Duni und das Cinema Kennedy.<br />

Kleine Theaterkompanien sind in der ganzen <strong>Basilicata</strong> zu finden. Oft treten sie auf der<br />

Straße und auf öffentlichen Plätzen auf, besonders bei Heiligen- und Stadtfesten.<br />

Charateristisch für das kulturelle Leben in der <strong>Basilicata</strong> ist eine sehr starke Hinwendung<br />

zur traditionellen Kultur und zu den eigenen Wurzeln,<br />

ohne sich darüber den modernen kulturellen Einflüssen<br />

aus der ganzen Welt zu verschließen. Ganz im Gegenteil:<br />

In der <strong>Basilicata</strong> ist besonders in der Musikproduktion<br />

und in der Kunst eine Mischung zwischen<br />

Tradition und Moderne anzutreffen. Ein solcher Versuch<br />

, Vergangenheit und Gegenwart zu vereinen, wird<br />

in einem Freiluftspektakel mit dem Titel Cinespettacolo


Francesco<br />

Campitelli<br />

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<strong>Basilicata</strong> 26<br />

della Grancia unternommen. Dies ist ein multimediales Ereignis, das am Rande des<br />

Gallipoli-Cognato-Waldes stattfindet und in dem 400 Menschen aus den benachbarten Dörfern<br />

mitwirken. Es wurde mit vielen Investitionen und EU-Fördermitteln aufgebaut, um die<br />

Geschichte des Brigantenaufstands darzustellen. Das Ergebnis ist sehr zweifelhaft, die kulturelle<br />

Wirkung dubios, es entspricht nicht unbedingt der historischen Realität, das wirtschaftliche<br />

Kalkül geht nicht auf. Es hat den Anschein, als eigne sich die <strong>Basilicata</strong> nicht für<br />

solche Massenveranstaltungen, wie sie sich auch nicht für den Massentourismus eignet.<br />

Eintrittskarten für die Show kann man bei der Agentur in Potenza erwerben.<br />

Musik erleben<br />

In Potenza finden viele Klassik-Konzerte im Konservatorium und im Teatro F. Stabile statt.<br />

Die Organisation "Carpe diem live" sorgt dafür, dass alle bekannten<br />

Pop-Gruppen Italiens in Potenza Halt machen. Sie treten in einer<br />

ehemaligen Fabrikhalle am Rande der Stadt auf.<br />

Im Pollino-Naturschutzgebiet findet alljählich im August ein internationales<br />

Folk-Festival statt, in dem die wichtigsten Ethno<br />

-Gruppen Italiens auftreten. In Matera findet man eine sehr<br />

produktive Jazz-Szene, die aus einer Musikschule in den Sassi,<br />

einer Produktions-firma und regelmäßig in den Sassi stattfindenden<br />

Konzerten besteht.<br />

Nach guter süditalienischer Tradition gibt es auch in der Provinz von Matera in fast jeder<br />

Kleinstadt bandas (Blasorchester), die in der letzten Zeit ein regelrechtes Revival erleben und<br />

die neben dem traditionellen Banda-Repertoire aus der Opernmusik auch jazzige und moderne<br />

Elemente in ihr heutiges Repertoire aufgenommen<br />

haben. Im Sommer kann man überall auf Straßen und Plätzen<br />

Live-Konzerte erleben.<br />

Museen besuchen<br />

Unter archäologischen Gesichtspunkten ist die <strong>Basilicata</strong> wegen der<br />

Funde im Metaponto-Gebiet eine der wichtigsten Regionen im Mittelmeerraum.<br />

In den Museen von Metaponto und Poligoro sind umfangreiche<br />

Sammlungen von Gegenständen aus den Ausgrabungen der<br />

Umgebung zu sehen. In Matera sammelt das Nationale Archäologische<br />

Museum D. Ridola vorgeschichtliche Gegenstände wie Sarkophage,<br />

Töpfe, Statuen, Waffen, Schmuck und Münzen, die Auskunft<br />

geben über die unterschiedliche Entwicklung der Bevölkerung in


Francesco<br />

Campitelli<br />

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<strong>Basilicata</strong> 27<br />

diesem geographischen Raum. Vieles von den archäologischen Funden ist auch im Museo<br />

Provinciale von Potenza anzutreffen, dessen Gemäldesammlung vor kurzem eröffnet wurde,<br />

ebenso wie im Seminario Vecchio, in der Sala Celestini und in der Nationalbibliothek.<br />

Exkursionen<br />

Die <strong>Basilicata</strong> bietet sehr viel für Ausflüge in die Natur. Genannt seien hier die Berggebiete<br />

von Sellata und Rifreddo in der Nähe von Potenza, wie auch der<br />

Pantano-See, ebenfalls in der Nähe der Regionshauptstadt. Dort<br />

kann man in einem wunderschönen Naturschutzgebiet joggen oder<br />

Fahrrad fahren.<br />

In der Nähe von Matera sind die Höhlen in der Gravina-Schlucht<br />

und die zahlreichen Felsenkirchen sehenswert, ebenso die außergewöhnliche<br />

Natur der Murga. Es gibt dazu ein umfangreiches<br />

Angebot an geführten Exkursionen. Wer an der Geschichte des<br />

Brigantenaufstands interessiert ist, sollte das Angebot einiger Kooperativen von jungen Leuten<br />

in der Nähe von Rionero wahrnehmen, die Wanderungen in den<br />

Kastanienwäldern auf den Spuren der Briganten, die dort gehaust haben,<br />

anbieten.<br />

Im Pollino-Gebirge ist ein Netz von ausgebildeten guide turistiche<br />

(Touristenführern) entstanden, die in jeder Kleinstadt des Naturschutzgebietes<br />

ihre Dienste anbieten. Für viele der Wege in den Bergen ist ein<br />

Führer unverzichtbar, sowohl wegen des Schwierigkeitsgrades als auch<br />

wegen der mangelnden Ausschilderung der Wege.<br />

Caffe', Birrerie und vor allem Agriturismi<br />

Caffè, birrerie, pizzerie und paninoteche spielen eine wichtige Rolle in<br />

den Städten der Region. Dort treffen sich Abend für Abend die jungen<br />

Leute aus Potenza oder Matera. Am Samstagabend ist es fast unmöglich<br />

einen Platz zu bekommen, weil sich dort alle in auffallend großen<br />

Gruppen verabredet haben, um ein panino oder eine pizza zu essen,<br />

Bier zu trinken und sich laut zu unterhalten und Scherze zu machen.<br />

Oft finden dort spontane Konzerte statt.<br />

Wenn man die Absicht hat tanzen zu gehen, sind in Potenza die<br />

Discotheken Carpe diem, Basilisko’s und Millenium, in Matera<br />

Pianeta und Palace im Zentrum sowie die beliebte Discothek<br />

Divine Follie am Meer bei Metaponto zu empfehlen. Jede dieser


Francesco<br />

Campitelli<br />

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<strong>Basilicata</strong> 28<br />

Discotheken vertritt eine spezielle Musikrichtung. Sehr typisch für Matera sind<br />

Musikkneipen in der Altstadt wie zum Beispiel Terrazza Martini, La Talpa und Caffè del<br />

Cavaliere. Eine wirkliche Neuheit und in ihrer Art einzigartig sind die vielen<br />

agriturisme in der ganzen Region. Das sind Bauernhöfe, die neben dem traditionellen<br />

Landwirtschaftbetrieb sehr oft Freizeit, Kultur und Gastronomie im Angebot haben. Dort<br />

kann man den ganzen Tag verbringen, in der Natur spazieren gehen, reiten<br />

und die vorzügliche Küche mit den Produkten des jeweiligen Hofes genießen.<br />

Wenn diese agriturismi in der Nähe der Städte liegen, sind sie abends oft<br />

Treffpunkte für junge Leute.<br />

Fortbewegungsmittel in der Stadt<br />

In Potenza und Matera kann man sich ausschließlich<br />

mit Bussen bewegen, deren Verbindungen nicht unbedingt<br />

sehr zuverlässig sind. Fahrkarten bekommt<br />

man in den tabacchini und oft auch in Bars.<br />

In Potenza kann man das Zentrum auf der Spitze<br />

des Berges sehr gut von der Ostseite der Stadt mit einer Rolltreppe erreichen, die unter anderem<br />

in den harten Wintern dieser Stadt auch einen guten Schutz<br />

vor der Kälte bietet, da sie überdacht ist. Leider wird sie aber nicht<br />

so häufig benutzt, weil das Auto auf jeden Fall beliebter ist. Es dient<br />

nicht nur der Fortbewegung, sondern repräsentiert auch einen sozialen<br />

Status.<br />

In Matera gibt es auch eine U-Bahn, die nichts anderes als die Verbindung<br />

zwischen zwei Stationen der Eisenbahnlinie nach Barí ist.<br />

Der Name “U-Bahn” wird hier eher ironisch benutzt. Man kann sich<br />

auch mit dem Taxi bewegen, aber da die Entfernungen in allen<br />

Städten der <strong>Basilicata</strong> nicht sehr groß sind, findet man nur wenige Taxis, und diese vor<br />

allem am Bahnhof. Wer aus einer deutschen oder österreichischen Großstadt kommt und<br />

gewohnt ist, Taxis unterwegs anzuhalten, sollte das in der <strong>Basilicata</strong> vergessen.<br />

Shopping<br />

In den letzten Jahren hat in ganz Italien eine Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten stattgefunden.<br />

Das heißt, dass es eine Kernzeit gibt, in der alle Geschäfte geöffnet haben müssen,<br />

und jeder Laden diese dann nach Belieben ausdehnen kann. In der <strong>Basilicata</strong> gibt es<br />

aber “heilige” Öffnungszeiten, die von den meisten Ladenbesitzern eingehalten werden.<br />

Alle Geschäfte öffnen zwischen 9.30 und 10 Uhr und schließen um 14 Uhr, um dann


Francesco<br />

Campitelli<br />

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<strong>Basilicata</strong> 29<br />

wieder von 17 Uhr bis 20.30 Uhr geöffnet zu sein. Ausnahmen<br />

sind die Lebensmittelgeschäfte, die schon gegen 8 Uhr<br />

öffnen, die Zeitungskioske, die etwa um 7 Uhr öffnen, und die<br />

Tabacchini, die am Nachmittag schon um 16 Uhr aufmachen.<br />

Je mehr man nach Osten (Richtung Matera) kommt, umso<br />

mehr setzt sich ein mediterraner Lebensstil durch und desto<br />

länger sind die Geschäfte geöffnet. Das ist besonders in den<br />

Dörfern und Kleinstädten, die von touristischem Interesse<br />

sind, der Fall. Die großen Supermärkte und die centri commerciali am Rande der Städte<br />

haben keine Mittagspause sind oft abends sehr lange geöffnet, und das sechs Tage<br />

in der Woche.<br />

Nützliche Hinweise<br />

Telefonieren<br />

Unterwegs kann man Telefonkabinen der Telecom (orange) oder Infostrada<br />

(grün) benutzen, die meisten davon nur mit Telefonkarte.<br />

Telefonkarten bekommt man in tabacchini oder Zeitungskiosken für<br />

2,60 Euro und 5,20 Euro.<br />

Es ist nicht möglich (wie in Deutschland), über bestimmte Vorwahlnummern<br />

billiger zu telefonieren. Dazu muss man immer einen Vertrag<br />

mit dem jeweiligen Billiganbieter abschließen und eine Geheimnummer<br />

benutzen.<br />

Wichtig ist, dass man in Italien immer die Vorwahl wählen muss, auch<br />

wenn man innerhalb einer Stadt telefoniert (0971 für Potenza, 0835 für Matera). Auch<br />

wenn man vom Ausland aus anruft, wird zuerst die 0039 für Italien und dann die vollständige<br />

Vorwahlnummer der jeweiligen Stadt (mit der Null) gewählt. Um Deutschland von<br />

Italien aus zu erreichen, wählt man die 0049. Festnetzanschlüsse werden immer mehr von<br />

den telefonini (Handys) verdrängt. Italien ist das Land mit dem proportional größten Anteil<br />

an Handybesitzern in der ganzen Welt. Inzwischen hat in den meisten Familien jedes Familienmitglied<br />

von den sieben-, achtjährigen Kindern bis zu den Großeltern ein telefonino.<br />

Entsprechend groß ist die Zahl der Telefonini-Läden in allen großen und kleinen Städten.<br />

Dort kann man auch Zubehör und Karten für Handys kaufen.


Francesco<br />

Campitelli<br />

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<strong>Basilicata</strong> 30<br />

Die Post<br />

Die italienische Post ist wegen ihrer Langsamkeit und Schlampigkeit<br />

berüchtigt, obwohl sich die Situation seit einigen Jahren entschieden<br />

verbessert hat. Briefmarken kann man in jedem Tabakwarenladen<br />

kaufen. Wenn man die Tarife nicht genau kennt, sollte man dem Verkäufer sagen, wofür<br />

man die Marken verwenden will. Für Pakete, Einschreiben, Schnellbriefe und Eilbriefe<br />

muss man zu einem Postamt gehen. Die neue Dienstleistung Eilpost befördert Briefe gegen<br />

einen Zuschlag in Italien innerhalb von 24 Stunden und in Europa innerhalb von 48 Stunden<br />

zum Empfänger. Die Postämter haben von 9.00 bis 14.30 Uhr geöffnet, die zentralen<br />

Postämter in den Städten bleiben bis 18 Uhr geöffnet. Am Samstag schließen alle um 14.30<br />

Uhr. Am letzten Tag des Monats verkaufen die Postämter ab 12.30 Uhr nur Briefmarken –<br />

andere Dienstleistungen werden nicht angeboten. Man darf sich auch nicht wundern, wenn<br />

am Ende des Monats große Schlangen von alten Leuten die Postämter bevölkern. Sie bekommen<br />

dort ihre Rente ausgezahlt.<br />

Viele private Gesellschaften bieten ihre Dienstleistungen alternativ zur Post an.<br />

Nützliche Telefonnummern<br />

Taxi:<br />

0971/54669/444056/444842 (Potenza),<br />

0835/334348/333472 (Matera)<br />

Biblioteche dell’archivio di Stato (Bibliothek des Staatsarchivs): 0971 56144 (Potenza)<br />

0835/331442 (Matera)<br />

Bibliotca nazionale (Nationalbibliothek):<br />

Biblioteca provinciale (Bibliothek der Provinz):<br />

Seminario Regionale (Regionales Priesterseminar):<br />

Seminario Provinciale (Priesterseminar der Provinz):<br />

Pinacoteca D’Errico (Gemäldesammlung):<br />

Università degli Studi della <strong>Basilicata</strong> (Universität):<br />

0971/54829 (Potenza)<br />

0971/57162 (Potenza)<br />

0835/330671 (Matera)<br />

0971 54817 (Potenza)<br />

0971 57162 (Potenza)<br />

0835/310137 (Matera)<br />

0971/47411 (Potenza)<br />

Unitre (Università della Terza età - Seniorenuniversität): 0972/716269<br />

Azienda di Promozione Turistica (Fremdenverkehrsamt): 0971/472042 (Potenza)<br />

0835/333541 (Matera)<br />

Pronto soccorso (Rettungsdienst):<br />

0971/612694 (Potenza)<br />

0835/2431 (Matera)<br />

Ferrovie dello Stato (Staatliche Eisenbahn): 848.888088<br />

Piscina comunale (Städtisches Schwimmbad):<br />

Poste (Post):<br />

0971/476577 (Potenza)<br />

0835/382352 (Matera)<br />

0971/326405 (Potenza)<br />

0835/307023 (Matera)


Francesco<br />

Campitelli<br />

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<strong>Basilicata</strong> 31<br />

Inhalt<br />

Lucania oder <strong>Basilicata</strong>? 2<br />

Geographische Lage 2<br />

Berge und Flachland<br />

Die Küste<br />

Wasserwege 3<br />

Das Klima 3<br />

Bevölkerung und Sprache 3-4<br />

Religionen 4-5<br />

Folklore 5-6<br />

Die Tarantella 7<br />

Wirtschaft 7-8<br />

Kurzer Abriss der Geschichte<br />

der <strong>Basilicata</strong> 9-10<br />

Zwei wichtige Städte: Potenza<br />

und Matera 11<br />

Potenza 11<br />

Matera 12<br />

Eine kleine und vielfältige Region 13-14<br />

1. Die "paesi" der <strong>Basilicata</strong> 14-15<br />

2. Die Burgen 15-16<br />

Castel Lagopesole<br />

Melfi<br />

Venosa<br />

Miglionico<br />

3. Klöster und Kirchen 17-18<br />

Die Kathedrale von Acerenza<br />

Dom von Melfi<br />

Kathedrale vom Irsina<br />

Abbazia di Montescaglioso<br />

Felsenkirchen von Matera<br />

Die Kathedrale von Matera<br />

Santa Maria Assunta D'Anglona<br />

L'abbazia della Trinità in Venosa<br />

4. Ausgrabungen/Archäologie 18-20<br />

Venosa<br />

Grumento<br />

Vaglio<br />

Metaponto und Policoro<br />

Gastronomie 20-21<br />

Bildung 21-22<br />

Sport 22-23<br />

Verkehrswege 23-24<br />

Kultur 24-29<br />

So holt man sich Informationen<br />

Wenn man einen Abend im Theater<br />

oder im Kino verbringen möchte<br />

Musik erleben<br />

Museen besuchen<br />

Exkursionen<br />

Caffè, Birrerie und vor allem Agriturismi<br />

Fortbewegungsmittel in der Stadt<br />

Shopping<br />

Nützliche Hinweise 29-30<br />

Telefonieren<br />

Die Post<br />

Nützliche Telefonnummern

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