(C. Schmickler), WS 10/11 - Erasmus
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Ein Jahr an der Jagiellonenuniversität in Krakau<br />
Christiane <strong>Schmickler</strong><br />
Nachdem ich zwei Semester (20<strong>10</strong>/20<strong>11</strong>) an der Jagiellonenuniversität in Krakau studiert habe, möchte<br />
ich nun meine Erfahrungen weitergeben, um auch andere zu einem Studienaufenthalt in Polen und speziell<br />
in Krakau zu ermuntern.<br />
Vorbereitung<br />
Ungefähr ein Jahr vor dem geplanten Aufenthalt habe ich angefangen, mich intensiv mit den Vorbereitungen<br />
auseinanderzusetzen. Dass ich nach Krakau gehen möchte, wusste ich schon vorher, weil ich mich bereits<br />
während mehrwöchigen Sprachkursaufenthalten in Krakau in die Stadt verliebt hatte.<br />
Ich hatte auch vorher schon im Internet nach Fördermöglichkeiten gesucht und war dabei auf das Programm<br />
Metropolen in Osteuropa der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung und ein Förderprogramm<br />
der GFPS e.V. gestoÿen, wobei letzteres allerdings nur einen halbjährigen Aufenthalt gefördert hätte.<br />
Zusätzlich habe ich mich bei <strong>Erasmus</strong> beworben, weil ich mir die Organisation mit <strong>Erasmus</strong> einfacher vorgestellt<br />
habe. Im Endeekt hat es, glaube ich, keinen Unterschied gemacht, weil sich der ESN auch um andere<br />
Studenten aus dem Ausland gekümmert hat und das International Oce auch nicht zwischen den verschiedenen<br />
Gruppen unterschieden hat.<br />
Ansonsten habe ich zur Vorbereitung einen Sprachkurs an der Sommerschule in Krakau gemacht, die ich<br />
nur empfehlen kann, auch wenn sie leider nicht ganz billig ist. (http://www.uj.edu.pl/web/sjikp/kursy/<br />
intensywne-2-tygodniowe) Da ich auch schon im Jahr davor gute Erfahrungen mit diesen Kursen gemacht<br />
hatte, habe ich mich gar nicht mehr für einen EILC-Sprachkurs beworben.<br />
Auÿerdem habe ich mich an meiner Heimathochschule informiert, was ich tun muss, um meine Studienleistungen<br />
hinterher anerkannt zu bekommen. Das war speziell beim Fach Physik sehr unkompliziert, weil die<br />
Lerninhalte überall ungefähr die gleichen sind und auch die Organisation nicht zu verschieden ist. Nur beim<br />
Praktikum habe ich eine Liste bekommen, welche der angebotenen Versuche wahrscheinlich anerkannt werden<br />
können. Hinterher sollte ich eine zusätzliche Bescheinigung der durchgeführten Versuche mitbringen, da diese<br />
einzeln anerkannt werden mussten, was aber auch problemlos geklappt hat.<br />
Unterkunft<br />
Für den Anfang habe ich mir ein Zimmer in einem der Studentenwohnheime gebucht, die im Sommer so gut<br />
wie leerstehen und die Zimmer wie Jugendherbergen vermieten. Der Standard dieser Zimmer ist zwar nicht<br />
hoch, aber für ein paar Wochen völlig in Ordnung. Der Vorteil ist, dass es kostenlosen Internetzugang gibt<br />
und man sich so ein Studentenwohnheim mal von innen ansehen kann, was ich persönlich interessant nde.<br />
Kochen kann man dort zwar ohne eigene Töpfe nicht, aber am Anfang sollte man sowieso einmal das Menü<br />
von Babcia Malina, einer Kette, die gute polnische Hausmannskost zu Mensapreisen serviert, durchprobieren.<br />
Die ersten Wochen habe ich neben meinem Sprachkurs zur Wohnungssuche genutzt, wobei ich hauptsächlich<br />
über http://krakow.gumtree.pl gesucht habe. Es ist nicht ganz einfach, eine Unterkunft zu nden, weil oft<br />
die Wohnungen noch am selben Tag weg sind und gerade im September sehr viele Studenten Zimmer suchen.<br />
Am Ende habe ich ein gemütliches Zimmer bei einer dreiköpgen Familie gefunden, was sicherlich eine eher<br />
unkonventionelle Unterbringung war, aber mir sehr viel Einblick in den polnischen Alltag gewährt hat.<br />
Studium an der Jagiellonenuniversität<br />
Als <strong>Erasmus</strong>student steht einem an der Jagiellonenuniversität jeder Kurs oen, man muss nur eine nette<br />
Email an die Dozenten schreiben und fragen, ob man teilnehmen darf. Das Kursangebot ist sehr breit gefächert,<br />
wenn man Polnisch kann. Man sollte nur beim Stundenplanzusammenstellen darauf achten, wo sich die<br />
Institute benden, weil man teilweise von einem Institut zum anderen staubedingt eine Stunde mit dem Bus<br />
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aucht. Die Kurse sind alle im https://www.usosweb.uj.edu.pl verzeichnet, nur teilweise nicht einfach<br />
zu nden, da die Suche Deklinationsendungen berücksichtigt. Man ndet also mit dem Suchbegri zyka<br />
(Physik) nicht Podstawy zyki j¡drowej (Grundlagen der Kernphysik).<br />
Wenn man kein Polnisch kann, ist das Angebot eher eingeschränkt, vor allem was Bachelorstudiengänge angeht.<br />
Bei Mastervorlesungen ist es oft so, dass Vorlesungen auf Wunsch auf Englisch gehalten werden. Das<br />
International Oce schickt aber auch eine Liste mit englischen Vorlesungen per Email rund.<br />
Eine kleine Vorwarnung: Manchmal passiert es, dass Vorlesungen nicht stattnden, wenn beim ersten Treen<br />
nicht genug Studenten erscheinen. Bei mir ist es nur bei einer Vorlesung vorgekommen, die für mich glücklicherweise<br />
nicht wichtig war.<br />
Das Studium an sich fand ich sehr ähnlich aufgebaut. In der Physik gab es Vorlesungen und Übungen dazu,<br />
wobei die Übungen allerdings im Unterschied zu Bonn meistens von den Professoren selbst gehalten wurden.<br />
Die Übungszettel werden normalerweise nicht abgegeben, sondern es wird erwartet, dass man die Aufgaben<br />
an der Tafel vorrechnen kann. Ansonsten habe ich an Sprachkursen und einem Programmierkurs teilgenommen,<br />
der in einem gut ausgestatteten Computerraum stattfand.<br />
Die Prüfungen waren vergleichsweise oft mündlich, da die Kurse zumindest in der Physik deutlich kleiner<br />
waren als in Bonn und es sich meistens nicht gelohnt hat, eine Klausur aufzusetzen.<br />
Alles in allem waren die meisten Dozenten sehr nett und hilfsbereit, die Gruppen meistens klein und die<br />
Anforderungen ähnlich wie zu Hause.<br />
Alltag und Freizeit<br />
Hier ein paar nützliche Tipps zum Transport: Ein Fahrrad lohnt sich nicht wirklich, da es so gut wie keine<br />
Fahrradwege gibt und auf den Bürgersteigen kein Durchkommen ist, weil doch immer relativ viele Menschen<br />
zu Fuÿ unterwegs sind. Was sich dagegen wahrscheinlich lohnt oder zumindest praktisch ist, ist ein<br />
Semesterticket für Bus und Straÿenbahn, das man in bestimmten Verkaufsstellen in Krakau kaufen kann,<br />
nachdem man seinen Studentenausweis hat. Genaueres ndet man auf http://www.mpk.krakow.pl/en/<br />
tickets/where-to-buy-tickets/document,<strong>11</strong>7.html. Auf dieser Seite ist auch ein Verbindungssucher.<br />
Hinterher ist mir aufgefallen, dass wahrscheinlich auch Inlineskates praktisch gewesen wären, weil die meisten<br />
Unigebäude Garderoben haben.<br />
Der ESN bietet einiges an Freizeitgestaltung an, die ich soweit ich sie ausprobiert habe, empfehlen kann.<br />
Leider sind viele Veranstaltungen unter der Woche, wo ich zumindest in der Uni war. Wer schwimmen gehen<br />
möchte, kann das beispielsweise im Hallenbad der AGH tun. Man muss dabei nur beachten, dass man als<br />
Nicht-AGH-Student tagsüber nicht reinkommt. Dafür hat das Schwimmbad sehr lange Önungszeiten, die<br />
man unter http://www.basen.agh.edu.pl ndet (unter Aktualno±ci ndet man auch die Reservierungszeiten).<br />
Abgesehen davon habe ich in meiner Freizeit Deutschunterricht gegeben und Geigenunterricht genommen,<br />
was ich beides über http://www.e-korepetycje.net, eigentlich ein Nachhilfeportal, wo jeder eintragen kann,<br />
welchen Unterricht er bietet, gefunden habe.<br />
Zum Nachtleben ist zu sagen, dass fast alle Clubs zumindest teilweise rauchfrei sind, was ich sehr angenehm<br />
nde. Wenn man lieber zu polnischer Gutelaune-Musik statt zu House tanzen möchte, ist Spoªem zu empfehlen.<br />
In Kazimierz benden sich viele kleine gemütliche Kneipen, und in der Altstadt wird man abends mit<br />
Flyern und Freibiergutscheinen für verschiedene Clubs ausgestattet, sodass man immer etwas ndet. Unter<br />
der Woche sind auch viele <strong>Erasmus</strong>parties, von denen man allerdings nur über Facebook mitkriegt.<br />
Fazit<br />
Ich habe sehr viel Spaÿ gehabt und in meinem Studium noch nicht einmal Zeit verloren, da ich einfach ganz<br />
normal alle Vorlesungen gehört habe, die ich auch in Bonn hätte hören müssen. Dementsprechend kann ich<br />
jedem empfehlen, auch ein Auslandssemester zu machen. Ich würde allerdings, wenn ich es nochmal machen<br />
würde, den Zeitpunkt im Studium überdenken, zu dem ich ins Ausland gehe. Denn dadurch, dass es auch<br />
für die polnischen Studenten auf die Bachelorarbeit zuging und die Abschlussprüfungen anstanden, waren sie<br />
relativ gestresst und schwer für andere Dinge als Übungszettel-zusammen-lösen zu gewinnen. Ich denke, dass<br />
die Atmosphäre im 3./4. Semester etwas lockerer gewesen wäre. Nur ist da die Organisation etwas schwierig,<br />
weil man sozusagen gleichzeitig mit dem Studienbeginn anfangen muss, sich darum zu kümmern.<br />
Wer noch genauere Informationen und Tipps haben möchte oder Fragen hat, kann sich auch gerne bei mir<br />
unter ch.schmickler@uni-bonn.de melden.<br />
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