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Konzentration und Rotation Kein Grund zum ... - SWISS KNIFE

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Education<br />

<strong>Konzentration</strong> <strong>und</strong> <strong>Rotation</strong><br />

Der Anteil von Schweizerinnen <strong>und</strong> Schweizern unter den Assistenzärzten an<br />

den Spitälern im Tessin beträgt im Durchschnitt etwa 30 %, an einigen Spitälern<br />

sind es gegenwärtig sogar nur etwa 10 %. Weit mehr Kolleginnen <strong>und</strong><br />

Kollegen aus Italien, Griechenland, dem nördlichen Afrika sowie Spanien <strong>und</strong><br />

Portugal suchen hier nach einer Arbeits- <strong>und</strong> Ausbildungsstelle. Wöchentlich<br />

erhalten die Chefärzte der Tessiner Spitäler mehrere spontane Anfragen um<br />

eine Arbeitsstelle aus dem benachbarten Ausland. Dort scheinen die Aus<strong>und</strong><br />

Weiterbildungsmöglichkeiten derart erschwert <strong>und</strong> unbefriedigend zu<br />

sein, dass viele gewillt sind, ihre Koffer zu packen <strong>und</strong> ihre Ausbildung auch<br />

Tausende Kilometer von zu Hause entfernt zu absolvieren. Viele möchten<br />

eines Tages auch nicht mehr zurück, sondern sind vom Schweizer System<br />

<strong>und</strong> den Möglichkeiten hierzulande so überzeugt, dass sie ihrer Heimat für<br />

lange oder gar für immer den Rücken kehren.<br />

Unter den Bewerbern finden sich auch immer wieder ältere <strong>und</strong> erfahrene<br />

Kollegen, die längst einen Facharzttitel besitzen, aber derart unbefriedigende<br />

Arbeitsbedingungen vorfinden, dass sie bereit sind, bei uns als Assistenten<br />

zu arbeiten. Andere wiederum bieten an, erst einige Monate als Volontär oder<br />

Praktikant zu arbeiten. Sie hoffen, ihre Motivation <strong>und</strong> ihr bereits erworbenes<br />

Wissen zeigen zu können <strong>und</strong> rechnen sich gewisse Chancen auf eine kurzfristig<br />

frei werdende Stelle aus. Unter diesen vielen Bewerbern finden sich<br />

einige sehr motivierte <strong>und</strong> talentierte Leute, mit denen die Zusammenarbeit<br />

eine grosse Freude ist <strong>und</strong> die ein interessantes <strong>und</strong> multikulturelles Klima<br />

kreieren.<br />

Eine komplette Ausbildung <strong>zum</strong> Chirurgen ausschliesslich im Tessin zu<br />

absolvieren, ist aufgr<strong>und</strong> der Klinikgrössen theoretisch zwar möglich, aber<br />

kaum sinnvoll. Einige ausländische Kollegen nehmen deshalb neben der Arbeit<br />

Sprachunterricht, um eines Tages die Möglichkeit zu haben, eine Anschlussstelle<br />

an einer Klinik der Kategorie U oder A in der französischen oder<br />

deutschen Schweiz zu finden. Die Bereitschaft, für eine Ausbildung gewisse<br />

Opfer zu bringen <strong>und</strong> einen Mehraufwand zu betreiben, ist bei einigen ausländischen<br />

Kollegen sehr hoch. Die Tessiner Spitäler sind auf ausländische<br />

Mitarbeiter angewiesen <strong>und</strong> ein funktionierender Betrieb ist ohne sie nicht<br />

denkbar.<br />

Nun, warum ist der Anteil an Kollegen aus dem Ausland im Tessin besonders<br />

hoch oder warum arbeiten hier überdurchschnittlich wenig Kollegen aus dem<br />

eigenen Land? Sind die Ausbildungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen<br />

bei uns schlechter als in der übrigen Schweiz? Letzteres hoffe ich nicht, die<br />

Arbeitsverträge bieten die landesweit üblichen Konditionen. Die Ausbildung<br />

versuchen wir auch hier stets besser zu strukturieren, in der letzten FMH-<br />

Umfrage für Assistenten wurden wir nicht vom Besenwagen aufgesammelt.<br />

Dass der Anteil von Einheimischen im Tessin geringer als in der übrigen<br />

Schweiz ist, liegt <strong>zum</strong> Teil sicher an der sprachlichen Hürde. Kolleginnen <strong>und</strong><br />

Kollegen, welche bereits von zu Hause aus italienisch sprechen oder gar<br />

aus dem Tessin stammen, absolvieren meistens einen Teil ihrer Ausbildung<br />

in der Südschweiz. Für kaum oder nicht italienisch sprechende Kollegen<br />

bedeutet eine Assistentenstelle hierzulande eine zusätzliche Schwierigkeit.<br />

Das Verständnis für Fremdsprachige ist in den Tessiner Spitälern ganz sicher<br />

vorhanden. Es mag allerdings sein, dass es Fremdsprachige scheuen, sich<br />

zusätzlich zur Arbeit noch sprachliche Probleme aufzubürden.<br />

Hinzu kommt die geografische Distanz. Hat man sich einmal während des<br />

Studiums oder während einiger Assistentenjahre nahe einer Ausbildungsstätte<br />

eingerichtet, hat Partnerin oder Partner <strong>und</strong> eventuell Familie, fällt<br />

es einem sicherlich schwer, für einige Zeit die Wohnung aufzugeben, eine<br />

Wochenendbeziehung zu führen <strong>und</strong> immer wieder st<strong>und</strong>enlang im Zug zu<br />

sitzen oder in der Hitze im Stau zu stehen.<br />

Was kann man nun als Leiter einer Weiterbildungsstätte tun, um das Interesse<br />

der Schweizer Kollegen zu wecken. Unsere Bemühungen gehen in die<br />

Richtung, ein solides Ausbildungskonzept zu erstellen. Im Sinne eines Departements<br />

für Chirurgie zwischen den öffentlichen Tessiner Spitälern, durch<br />

Konzentrierung von Fachgebieten innerhalb der Chirurgie, werden Schwerpunkte<br />

an den einzelnen Kliniken geschaffen. Diese führen zu einer <strong>Konzentration</strong><br />

gewisser Pathologien <strong>und</strong> Eingriffe, was für Kollegen in der Aus- <strong>und</strong><br />

Weiterbildung den Vorteil hat, entsprechende Patienten in vermehrter Anzahl<br />

behandeln zu können. Damit die Ausbildung nicht zu einseitig gestaltet wird,<br />

müssen <strong>Rotation</strong>smöglichkeiten zwischen den Kliniken geschaffen werden.<br />

So wird angestrebt, dass ausgesuchte Assistenten während der Ausbildung<br />

<strong>zum</strong> Chirurgen zwischen den Kliniken verschiedener Grösse <strong>und</strong> mit verschiedenen<br />

Schwerpunkten im Tessin rotieren können, um ihnen einerseits<br />

innerhalb der Ausbildungszeit die benötigten Kenntnisse <strong>und</strong> Eingriffe vermitteln<br />

zu können <strong>und</strong> ihnen anderseits über die Ausbildungsdauer ein Anstellungsverhältnis<br />

bieten zu können. Da die gesamte Ausbildung im Tessin,<br />

wie ausgeführt, nicht sinnvoll ist, sollten solche Ausbildungsstellen zudem in<br />

Absprache inklusive <strong>Rotation</strong>smöglichkeit mit einem grösseren Partner aus<br />

der übrigen Schweiz konzipiert werden.<br />

Martin Bolli, Chefarzt Chirurgie Ospedale San Giovanni in Bellinzona<br />

<strong>Kein</strong> Gr<strong>und</strong> <strong>zum</strong> Pessimismus<br />

Der Ruf der Chirurgen ist in den letzten Jahren mit negativen Schlagzeilen<br />

befleckt worden – <strong>zum</strong> Teil selbst verschuldet, <strong>zum</strong> Teil unverschuldet. Wir<br />

müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Presse, aber auch die breite Öffentlichkeit,<br />

leider zurzeit nur noch Interesse daran hat, über Operationen am<br />

falschen Ort, so genannte Kunstfehler oder exorbitante Chirurgeneinkommen<br />

zu berichten. Die mehrere tausend Eingriffe, die tagtäglich in der Schweiz<br />

komplikationslos <strong>und</strong> <strong>zum</strong> Wohl des Patienten durchgeführt werden, finden<br />

leider keinen Platz in positiven Schlagzeilen. Dass auch wir Chirurgen keine<br />

„Halbgötter in Weiss“ sind <strong>und</strong> wie gewöhnliche Menschen keinen Anspruch<br />

auf eine Null-Fehler-Toleranz haben, wird leider übersehen. Von der „Garantie<br />

auf Heilung“ wollen wir schon gar nicht sprechen.<br />

Das hier aufgezeichnete negative Image, verb<strong>und</strong>en mit administrativem<br />

Druck in den Spitälern, eingeschränkten Arbeitszeiten <strong>und</strong> den damit einhergehenden<br />

eingeschränkten chirurgischen Weiterbildungsmöglichkeiten, erklären<br />

<strong>zum</strong> Teil das fehlende Interesse unseres medizinischen Nachwuchses<br />

für das Fach Chirurgie. Hier sind standespolitische Massnahmen <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />

auf Ebene der Fachgesellschaften gefordert, die den angeschlagenen<br />

Ruf der Chirurgie verbessern <strong>und</strong> das Fach für unseren Nachwuchs<br />

wieder attraktiv machen müssen.<br />

Wir, die chirurgischen Kliniken <strong>und</strong> deren Kader, haben aber ebenfalls eine<br />

grosse Verantwortung in der Nachwuchsförderung. Es liegt an uns, mit Engagement<br />

<strong>und</strong> Motivation für das Fach Chirurgie zu begeistern. In Biel sind wir<br />

seit Jahren daran, trotz Auflagen von Gesamtarbeitsverträgen <strong>und</strong> Arbeitsge-<br />

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swiss knife 2010; 1


Education<br />

setz Voraussetzungen zu schaffen, welche eine gute chirurgische Weiterbildung,<br />

aber auch ein gutes Arbeitsklima, ermöglichen. Dabei geht es vor allem<br />

darum, unsere Assistenzärztinnen <strong>und</strong> Assistenzärzte von administrativen<br />

Aufgaben so weit als möglich zu entlasten, diese Arbeiten so einfach <strong>und</strong><br />

so effizient als möglich zu gestalten <strong>und</strong> ein seriöses chirurgisches Weiterbildungsprogramm<br />

zu offerieren; sei dies durch elektronische Hilfsmittel, die<br />

Anstellung von Stationssekretärinnen oder organisatorische Massnahmen<br />

im Tagesablauf. Die strikte Handhabung der Weiterbildungsstellen (maximal<br />

je 1-2 Stellen in den Weiterbildungsblöcken B <strong>und</strong> C), um das notwendige<br />

Operationsvolumen für den Operationskatalog anbieten zu können, ist eine<br />

weitere Massnahme zur Attraktivitätssteigerung unserer Klinik. Letztendlich<br />

hat auch die Anstellung einer Leitenden Ärztin für Innere Medizin zu einer<br />

nachhaltigen Verbesserung in der Abteilungsbetreuung der Assistenzärzte,<br />

aber auch zur Attraktivität unserer Klinik, geführt. Dies schlägt sich in den<br />

jährlichen FMH-Evaluationen nieder, die natürlich von Weiterbildungskandidaten<br />

auch konsultiert werden.<br />

Trotzdem sind wir immer noch nicht am Ziel einer idealen Betriebskultur angelangt.<br />

Da die chirurgische Weiterbildung nicht nur theoretisches Wissen<br />

<strong>und</strong> Patientenbetreuung umfasst, sondern auch eine umfassende praktische<br />

Tätigkeit beinhaltet, stehen wir vor dem Dilemma einer Stellenvermehrung<br />

mit der Konsequenz, das „Weiterbildungsvolumen“ für die einzelnen Weiterzubildenden<br />

auszudünnen oder – mit der gleichen Konsequenz – das<br />

Leistungsangebot <strong>und</strong> die Qualität der postoperativen Betreuung abzubauen.<br />

Beide Lösungen sind nicht ideal <strong>und</strong> die Zukunft mit DRGs, bei denen<br />

die Finanzierung der Weiterbildung noch nicht einmal geregelt ist, sieht auch<br />

nicht gerade rosig aus.<br />

Wir stehen also vor zwei Problemen, die es zu lösen gilt, um die Begeisterung<br />

für das chirurgische Handwerk wieder zu beleben. Einerseits gilt es, auf übergeordneter<br />

Ebene das Image unseres Berufes in der Öffentlichkeit wieder zu<br />

verbessern <strong>und</strong> andererseits an den Spitälern mit organisatorischen Massnahmen<br />

ein attraktives Weiterbildungsangebot zu gestalten.<br />

Letztendlich braucht es aber auch den Willen <strong>und</strong> die Motivation unseres<br />

Nachwuchses, auch unter erschwerten Umständen konsequent <strong>und</strong> zielstrebig<br />

den Weg zu einem spannenden, interessanten <strong>und</strong> erfüllenden Beruf<br />

– unseren Patienten chirurgisch helfen zu können – zu gehen. Der häufig<br />

gehörte Pessimismus, die Ansicht, es fehlten Karrieremöglichkeiten in der<br />

Chirurgie, ist fehl am Platz. Wer sein Ziel konsequent verfolgt, wird auch in<br />

der Chirurgie Karriere machen. Nur um viel Geld zu verdienen, sollte man<br />

allerdings diesen Beruf nicht mehr ergreifen.<br />

Ich jedenfalls möchte keines meiner 35 Jahre im chirurgischen Berufsleben<br />

– weder als Assistenzarzt, noch als Oberarzt, noch als Chefarzt – missen!<br />

Urban Laffer, Chefarzt Chirurgische Klinik Spitalzentrum Biel<br />

Herausfordern statt Händchenhalten<br />

Zunächst einmal sind die statistischen Angaben, welche in der Einleitung<br />

aufgeführt sind, mit Vorsicht zu interpretieren. Hätte man eine gleiche Erhebung<br />

vor 20 Jahren durchgeführt, so wäre der Anteil an ausländischen<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen etwas kleiner gewesen, aber die Gesamtzahl der<br />

sich in Weiterbildung befindlichen Ärzteschaft wäre unvergleichlich viel kleiner<br />

gewesen.<br />

Die Umstrukturierung der ärztlichen Weiterbildung <strong>und</strong> die Regulierung der<br />

Arbeitszeit sowie die zunehmende Subspezialisierung haben dazu geführt,<br />

dass der Pool der sich in Weiterbildung befindlichen Ärzteschaft stets angestiegen<br />

ist. Die vielen neu geschaffenen Stellen mussten besetzt werden in<br />

einer Zeit, in welcher die Universitäten konstante Nachwuchszahlen hatten<br />

<strong>und</strong> die Arbeitsbedingungen in den umliegenden europäischen Ländern prinzipiell<br />

schlechter waren (Bsp. PJ in Deutschland). Somit wurden diese Stellen<br />

vermehrt von ausländischen Kollegen besetzt. Die Schweiz befindet sich<br />

bezüglich Nachwuchsentwicklung im chirurgischen Bereich gegenüber ihren<br />

Nachbarländern in einer momentan noch komfortablen Situation, da das<br />

gute Weiterbildungsniveau <strong>und</strong> insbesondere auch die bisher attraktiveren<br />

Einkommensmöglichkeiten <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen geschätzt werden. Hier<br />

droht selbstverständlich eine Schubumkehr, da in Deutschland in letzter Zeit<br />

viele Anstrengungen unternommen wurden, die Arbeitsbedingungen für<br />

Ärzte in Weiterbildung wieder attraktiver zu gestalten.<br />

Die gesellschaftliche Entwicklung hat in den letzten 10 bis 20 Jahren eine<br />

Veränderung im Werteverständnis herbeigeführt. Der sich berufen fühlende,<br />

aufopfernd sich engagierende <strong>und</strong> das ganze Leben sich dafür einsetzende<br />

Phänotyp ist einem eher von weniger hehren Zielen getriebenen, das Leben<br />

geniessenden, hochkommunikativ ausweichenden <strong>und</strong> umgänglichen Temporärarbeiter<br />

gewichen. Es darf uns deshalb nicht erstaunen, dass Berufe<br />

mit Höchstanforderungen, wie die Chirurgie einen darstellt, an Attraktivität<br />

verlieren.<br />

Dieser Attraktivitätsverlust ist besonders dann nachvollziehbar, wenn hohes<br />

zeitliches Engagement, lange Lernkurven, die Last der Verantwortung <strong>und</strong><br />

die erforderte breit gefächerte Kompetenz weit über das Kerngeschäft hinaus<br />

nicht einmal honoriert werden, weder im Sozialprestige, geschweige<br />

denn finanziell. Berufe sind entweder attraktiv durch die Freude an der Tätigkeit,<br />

die Höhe der finanziellen Entschädigung oder das damit verb<strong>und</strong>ene<br />

Prestige. Alle drei Kriterien wären in der Chirurgie prinzipiell vorhanden, werden<br />

aber offensichtlich von der Nachwuchsgeneration nicht als solche anerkannt,<br />

weil diese im momentanen gesellschaftlichen Umfeld vermeintlich<br />

nicht „trendy“ sind. Wir haben in unserer Weiterbildungsstätte gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

ein offenes Förderungsklima mit einem ges<strong>und</strong>en Wettbewerb, indem wir<br />

versuchen, insbesondere die abgemachten Lerninhalte <strong>und</strong> Lernziele verbindlich<br />

einzuhalten. Weiter geben wir uns Mühe, eine Karriereplanung zu<br />

machen, sodass auch die Zeit nach der Weiterbildung bei uns in sicheren<br />

Bahnen verlaufen kann, die Kandidatinnen <strong>und</strong> Kandidaten entsprechende<br />

Stellen finden <strong>und</strong> ihre Facharzt- <strong>und</strong> Schwerpunktweiterbildung innert nützlicher<br />

Frist erreichen können. Weitere unterstützende Massnahmen <strong>und</strong> eine<br />

Veränderung der Rahmenbedingungen sind aus meiner Sicht unnötig, denn<br />

wer den Weg der Chirurgie wählt, braucht eine eigenständige intrinsische<br />

Motivation, um bei seiner beruflichen <strong>und</strong> persönlichen Weiterentwicklung<br />

in den unbedingt notwendigen Highend-Bereich vorstossen zu können. Ich<br />

bin auch überzeugt, dass nur die frühzeitige <strong>und</strong> ehrliche Information der<br />

jungen Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen über das tatsächliche Anforderungsprofil<br />

in fachlicher, technischer, persönlicher <strong>und</strong> charakterlicher Hinsicht zu einer<br />

guten <strong>und</strong> zweckmässigen Selektion beiträgt. Die Überprüfung des Vorhandenseins<br />

dieser gr<strong>und</strong>sätzlichen Anforderungen ist aus meiner Sicht die<br />

wichtigste Aufgabe des Leitungsteams der Weiterbildungsstätte.<br />

Sie schafft die Rahmenbedingung für das Funktionieren einer echten Nachwuchsförderung<br />

<strong>und</strong> chirurgischen Schule <strong>und</strong> trägt durch Aufrechterhaltung<br />

eines kompetitiven <strong>und</strong> selektiven Wettbewerbs auch zur Qualität der Nachwuchsförderung<br />

bei. Für den Rest der beruflichen Entwicklung setze ich auf<br />

die Eigenverantwortung der in Weiterbildung stehenden Kolleginnen <strong>und</strong><br />

Kollegen. Ich bin kein Verfechter von auf dem Tableau servierten Weiterbildungshäppchen,<br />

welche zu mühsam an das Arbeitszeitgesetz angepassten<br />

Operationsassistenzen führen, <strong>und</strong> Händchenhalten im Operationssaal ist<br />

auch nicht mein Ding.<br />

Othmar Schöb, Chefarzt Chirurgie am Spital Limmattal<br />

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