Deutsch und Qualifizierung - Sima-saar.de
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SIMA-Forum<br />
<strong>Deutsch</strong> für Beruf <strong>und</strong> <strong>Qualifizierung</strong><br />
am 3. November 2009<br />
<strong>Deutsch</strong> <strong>und</strong> <strong>Qualifizierung</strong><br />
Interkulturelle Öffnung von<br />
<strong>Qualifizierung</strong>smaßnahmen<br />
U. Dimpl, Saarbrücken, 03.11.2009<br />
1<br />
Hintergr<strong>und</strong>:<br />
Vorbemerkung<br />
• Frankfurter Erfahrungen<br />
• Aus <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>s SGB II, aber<br />
relevant für alle an<strong>de</strong>ren Bereiche von<br />
beruflicher <strong>Qualifizierung</strong><br />
Womit ich mich heute nicht beschäftige:<br />
Nutzung <strong>de</strong>r Ressourcen wie z.B.<br />
• Mehrsprachigkeit <strong>und</strong><br />
• im Ausland erworbene Qualifikationen<br />
2<br />
1
Übersicht<br />
• Ausgangssituation<br />
• Integrationskurse<br />
• ESF-BAMF-Programm<br />
• Exkurs: Berufsbezogenes <strong>Deutsch</strong> –<br />
Bildungssprache<br />
• SGB II, § 3 Abs. 2b<br />
• För<strong>de</strong>rketten<br />
• Kenntnisfeststellung <strong>Deutsch</strong>, ein Beispiel aus<br />
Frankfurt<br />
• Interkulturelle Öffnung von<br />
<strong>Qualifizierung</strong>smaßnahmen/ <strong>Deutsch</strong><br />
• Informationsquellen<br />
3<br />
Ausgangssituation<br />
Frankfurt<br />
• Ca. 24 % <strong>de</strong>r Frankfurter Bürger haben einen nicht<strong>de</strong>utschen<br />
Paß<br />
• Ca. 40 % <strong>de</strong>r Frankfurter Bürger haben einen<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />
• 09/2009 lag in Frankfurt <strong>de</strong>r Anteil an erwerbsfähigen<br />
Leistungsbeziehern nach <strong>de</strong>m SGB II mit nicht-<strong>de</strong>utschem<br />
Pass bei 45%;<br />
• d.h. <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r K<strong>und</strong>en mit Migrationshintergr<strong>und</strong> liegt<br />
über 50%.<br />
4<br />
2
Das be<strong>de</strong>utet<br />
Der K<strong>und</strong>e/ die K<strong>und</strong>in mit<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong> ist nicht die<br />
Ausnahme, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Normalfall.<br />
Konsequenz<br />
Dieser Normalität muss perspektivisch<br />
die Ausgestaltung aller Maßnahmen <strong>und</strong><br />
Instrumente <strong>de</strong>s SGB II gerecht wer<strong>de</strong>n.<br />
5<br />
Saarbrücken<br />
• Ca. 13,2 % <strong>de</strong>r Bürger Saarbrückens haben einen<br />
nicht-<strong>de</strong>utschen Paß;<br />
• Ca. 20 % <strong>de</strong>r Bürger Saarbrückens haben einen<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />
• 09/2009 lag in Saarbrücken <strong>de</strong>r Anteil an<br />
erwerbsfähigen Leistungsbeziehern nach <strong>de</strong>m SGB II<br />
mit nicht-<strong>de</strong>utschem Pass bei 28 %;<br />
• d.h. <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r K<strong>und</strong>en mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
liegt über 30%.<br />
6<br />
3
<strong>Deutsch</strong>kenntnisse <strong>und</strong> die Integration<br />
in <strong>de</strong>n Arbeitsmarkt -<br />
Ausgangssituation<br />
Die <strong>Deutsch</strong>kenntnisse vieler K<strong>und</strong>en mit<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong> reichen bezogen auf<br />
<br />
<br />
die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r beruflichen<br />
Weiterbildung o<strong>de</strong>r<br />
die Anfor<strong>de</strong>rungen am Arbeitsplatz<br />
nicht o<strong>de</strong>r nur eingeschränkt aus.<br />
7<br />
Die <strong>Deutsch</strong>-För<strong>de</strong>rprogramme <strong>de</strong>s<br />
B<strong>und</strong>es<br />
<br />
<br />
Integrationskurse <strong>und</strong><br />
das neue ESF-BAMF-Programm für<br />
berufsbezogenes <strong>Deutsch</strong><br />
Was können sie für die berufliche <strong>Qualifizierung</strong><br />
<strong>und</strong> die Integration in <strong>de</strong>n Arbeitsmarkt leisten?<br />
8<br />
4
Die Integrationskurse<br />
zur systematischen Vermittlung von allgemeinen<br />
<strong>Deutsch</strong>kenntnissen <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>stufe zur<br />
Verständigung im Alltag (auch Alphabetisierung)<br />
Teilnahmeberechtigt<br />
ist nahezu je<strong>de</strong> Person im ALG II-Bezug, <strong>de</strong>ren<br />
Herkunftssprache nicht <strong>Deutsch</strong> ist, <strong>und</strong> die keine<br />
o<strong>de</strong>r geringe <strong>Deutsch</strong>kenntnisse besitzt.<br />
(d.h. auch Zuwan<strong>de</strong>rer mit dt. Staatsangehörigkeit!)<br />
Ähnliches gilt für Nicht-Leistungsbezieher.<br />
För<strong>de</strong>rumfang i.d.R. 600-900 Ustd<br />
(bis zu 1200 Ustd möglich)<br />
max. 20-25 UE/ Woche<br />
9<br />
Kurstypen<br />
Kurstyp<br />
Ustd<br />
Sprache O-Kurs<br />
Allg. Sprachkurs 600 45<br />
Spezielle Kurse für Zielgruppen bis zu<br />
Jugendliche (bis zu 27 Jahre) 900 45<br />
Alphabetisierung 900 45<br />
Eltern-/ Frauenkurs 900 45<br />
För<strong>de</strong>rkurs 900 45<br />
für Personen mit beson<strong>de</strong>rem Sprachför<strong>de</strong>rbedarf, nicht für Neuzuwan<strong>de</strong>rer;<br />
für Personen z.B. mit sog. fossiliertem Sprachgebrauch <strong>und</strong>/ o<strong>de</strong>r geringer<br />
Schulbildung<br />
Intensivsprachkurs (besser: Kurzkurs) 400 30<br />
10<br />
5
Ziel <strong>de</strong>r Integrationskurse<br />
Das nach <strong>de</strong>m Europäischen<br />
Sprachreferenzrahmen (GER) festgelegte<br />
Sprachbeherrschungsniveau B1.<br />
11<br />
Niveau B1 – Ziel <strong>de</strong>r Integrationskurse<br />
Verstehen<br />
Hören: Ich kann die Hauptpunkte verstehen, wenn langsam <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>utlich gesprochen wird <strong>und</strong> wenn es um Themen geht, die mir<br />
vertraut sind (Schule, Arbeit, Familie, Freizeit)<br />
Lesen: Ich kann Texte verstehen, in <strong>de</strong>nen vertraute Themen in sehr<br />
gebräuchlicher Sprache dargestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Sprechen<br />
Ich kann an Gesprächen zu Themen teilnehmen, die mir vertraut sind,<br />
wie Familie, Alltag, Arbeit. Ich kann in einfachen Sätzen sprechen <strong>und</strong><br />
über Erfahrungen berichten o<strong>de</strong>r meine Meinung begrün<strong>de</strong>n. Ich<br />
brauche einen geduldigen <strong>und</strong> aufmerksamen Gesprächspartner.<br />
Schreiben<br />
Ich kann über Themen, die mir vertraut sind, einfache Texte schreiben,<br />
z.B. in persönlichen Briefen.<br />
12<br />
6
Erwartbarer Lernerfolg<br />
Eine große Zahl <strong>de</strong>r I-Kurs-Teilnehmer wird<br />
dieses Niveau überdurchschnittlich erfüllen.<br />
Aber: Eine noch größere Zahl <strong>de</strong>r Teilnehmer<br />
wird dieses Niveau wahrscheinlich nicht<br />
erreichen.<br />
In je<strong>de</strong>m Fall:<br />
Die in <strong>de</strong>n Integrationskursen erworbenen<br />
<strong>Deutsch</strong>kenntnisse reichen für eine berufliche<br />
<strong>Qualifizierung</strong> o<strong>de</strong>r eine stabile Integration in<br />
<strong>de</strong>n Arbeitsmarkt i.d.R. nicht aus.<br />
13<br />
Das ESF-BAMF Programm<br />
zur berufsbezogenen sprachlichen <strong>und</strong><br />
fachlichen Weiterqualifizierung<br />
14<br />
7
ESF-Bamf-Programm<br />
Teilnehmen können Personen, <strong>de</strong>ren<br />
Herkunftssprache nicht <strong>Deutsch</strong> ist, <strong>und</strong> die im<br />
ALG I o<strong>de</strong>r II-Bezug stehen, o<strong>de</strong>r Beschäftigte in<br />
Betrieben<br />
(d.h. auch Zuwan<strong>de</strong>rer mit dt. Staatsangehörigkeit).<br />
Eine weitere Voraussetzung:<br />
i.d.R. die Teilnahme an <strong>de</strong>n Integrationskursen,<br />
aber nicht das Erreichen <strong>de</strong>s<br />
Sprachbeherrschungsniveaus B1.<br />
För<strong>de</strong>rumfang:<br />
max. 730 Ustd<br />
(25 UE/Wo)<br />
15<br />
Inhalte <strong>de</strong>r Kurse<br />
Berufsbezogenes <strong>Deutsch</strong>, niveaubezogen<br />
Theoretischer Unterricht<br />
(z.B. neue Medien, Mathematik, Berufsk<strong>und</strong>e,<br />
Infos zum Arbeitsmarkt)<br />
ggf. Lernstrategien<br />
Berufsorientierung<br />
Betriebsbesichtigungen<br />
Praktikum<br />
Was die Kurse nicht sind bzw. nicht sein<br />
sollen: Berufsqualifizierung light<br />
16<br />
8
Berufsbezogenes <strong>Deutsch</strong> –<br />
Anwendung am Arbeitsplatz<br />
Je nach Sprachniveau <strong>und</strong> ggf. Branche z.B.:<br />
• Anweisungen verstehen<br />
• Telefonieren<br />
• K<strong>und</strong>en bedienen<br />
• Verhandlungsgespräche führen<br />
• Sachverhalte/ Maschinen erklären<br />
• Mitteilungen bzw. Berichte schreiben<br />
• Anleitungen <strong>und</strong> Anweisungen lesen<br />
17<br />
Die überwiegen<strong>de</strong> Mehrheit <strong>de</strong>r ESF-<br />
BAMF-Kurse (in Frankfurt) wird<br />
mit <strong>de</strong>r <strong>Deutsch</strong>för<strong>de</strong>rung unter <strong>de</strong>m Niveau B1<br />
o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Niveau B1 ansetzen.<br />
Es wer<strong>de</strong>n aber auch Kurse auf <strong>de</strong>m Niveau<br />
B2/ C1 angeboten wer<strong>de</strong>n; das ist wichtig z.B.<br />
für kaufmännische Berufe o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />
(sprachlich) anspruchsvolle Tätigkeiten bzw.<br />
entsprechen<strong>de</strong> <strong>Qualifizierung</strong>en.<br />
Die Kurse wer<strong>de</strong>n überwiegend berufsorientierend<br />
sein.<br />
18<br />
9
Kursarten b<strong>und</strong>esweit,<br />
Stand 10/2009<br />
• Gr<strong>und</strong>lagen/Berufsorientierung 101<br />
• Gewerblich-Technisch 57<br />
• Kaufmännisch 23<br />
• Han<strong>de</strong>l, Lager <strong>und</strong> Logistik 25<br />
• Dienstleistungsbereich 19<br />
• Sozial-pflegerisch 11<br />
• Aka<strong>de</strong>misch 9<br />
• Helfer- <strong>und</strong> Anlerntätigkeit 2<br />
• Unterschiedliche Berufe 26<br />
Gesamt: 273<br />
19<br />
Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Integrationskurse <strong>und</strong> <strong>de</strong>s ESF-BAMF-<br />
Programms für die berufliche <strong>Qualifizierung</strong><br />
Für die Rechtskreise SGB II <strong>und</strong> III sind die Integrationskurse die<br />
einzige Möglichkeit zur Vermittlung allgemeiner <strong>Deutsch</strong>kenntnisse.<br />
Die ESF-BAMF-Kurse sind die einzige Möglichkeit zur För<strong>de</strong>rung<br />
von berufsbezogenem <strong>Deutsch</strong> unabhängig von<br />
<strong>Qualifizierung</strong>smaßnahmen.<br />
Für Teilnehmer ist <strong>de</strong>r Besuch bei<strong>de</strong>r Programme eine gute<br />
Basis, reicht aber meistens nicht aus, um ohne weitere<br />
För<strong>de</strong>rung in <strong>Deutsch</strong> erfolgreich an beruflicher <strong>Qualifizierung</strong><br />
teilnehmen zu können.<br />
Dieser Tatsache muss bei <strong>de</strong>r Konzeption von<br />
<strong>Qualifizierung</strong>smaßnahmen Rechnung getragen wer<strong>de</strong>n.<br />
20<br />
10
Exkurs<br />
Beherrschung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Sprache<br />
<strong>und</strong> berufliche Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
21<br />
Niveau B1 – Ziel <strong>de</strong>r Integrationskurse<br />
Verstehen<br />
Hören: Ich kann die Hauptpunkte verstehen, wenn langsam <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>utlich gesprochen wird <strong>und</strong> wenn es um Themen geht, die mir<br />
vertraut sind (Schule, Arbeit, Familie, Freizeit)<br />
Lesen: Ich kann Texte verstehen, in <strong>de</strong>nen vertraute Themen in sehr<br />
gebräuchlicher Sprache dargestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Sprechen<br />
Ich kann an Gesprächen zu Themen teilnehmen, die mir vertraut sind,<br />
wie Familie, Alltag, Arbeit. Ich kann in einfachen Sätzen sprechen <strong>und</strong><br />
über Erfahrungen berichten o<strong>de</strong>r meine Meinung begrün<strong>de</strong>n. Ich<br />
brauche einen geduldigen <strong>und</strong> aufmerksamen Gesprächspartner.<br />
Schreiben<br />
Ich kann über Themen, die mir vertraut sind, einfache Texte schreiben,<br />
z.B. in persönlichen Briefen.<br />
22<br />
11
Berufsbezogenes <strong>Deutsch</strong><br />
Typische Sprachstrukturen <strong>und</strong> Ausdrucksformen - Beispiele<br />
aus Lehrwerken<br />
• Die Datensicherung umfasst alle Arten <strong>de</strong>r Vorsorge gegen<br />
<strong>de</strong>n Verlust, die Verän<strong>de</strong>rung o<strong>de</strong>r die missbräuchliche<br />
Nutzung von Daten.<br />
• Wird ein Produkt auf ausländischen Märkten zu einem Preis<br />
angeboten, <strong>de</strong>r die Herstellungskosten nicht <strong>de</strong>ckt, liegt<br />
Dumping vor.<br />
• Um einen ständigen Überblick über <strong>de</strong>n Materialbestand zu<br />
erreichen, muss für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Lagerhaltung ein<br />
Organisationssystem geschaffen wer<strong>de</strong>n, in das sich alle<br />
Vorgänge einordnen lassen.<br />
23<br />
Die Sprache <strong>de</strong>r Beispiele – Kurzanalyse<br />
Die verwen<strong>de</strong>ten Sprachstrukturen sind in <strong>de</strong>r<br />
Alltagssprache weniger o<strong>de</strong>r nicht gebräuchlich.<br />
Die Sprache ist abstrakt, weil man oft allgemeine Regeln<br />
<strong>und</strong> Zusammenhänge ausdrücken will.<br />
Die Sätze sind lang <strong>und</strong> kompliziert, weil viele<br />
Informationen ein<strong>de</strong>utig formuliert <strong>und</strong> miteinan<strong>de</strong>r in<br />
Zusammenhang gebracht wer<strong>de</strong>n sollen.<br />
Die Ausdrucksweise ist verdichtet, d.h. viele<br />
Informationen in möglichst kurzer Form möglichst genau<br />
formuliert.<br />
Diesen Sprachtyp nennt man Bildungssprache <strong>und</strong><br />
wird meistens geschrieben.<br />
Gesprochene Sprache, Umgangssprache, ist an<strong>de</strong>rs.<br />
24<br />
12
Bildungssprache<br />
Die Umgangssprache (Muttersprache) lernen<br />
die Kin<strong>de</strong>r z.B. in ihrer Familie, beim Spielen<br />
<strong>und</strong> im Kin<strong>de</strong>rgarten.<br />
Die Bildungs-Sprache lernen sie in <strong>de</strong>r Schule.<br />
Umgangssprache ist durch <strong>de</strong>n Kontext <strong>und</strong><br />
interpersonelle Hinweise gestützt, d.h. durch Vorwissen,<br />
Mimik, Gestik, Intonation etc.<br />
Bildungssprache arbeitet ohne Kontext außerhalb <strong>de</strong>s<br />
Textes, d.h. ausschließlich mit sprachlichen<br />
Mitteln. Das be<strong>de</strong>utet, dass <strong>de</strong>r Text alle zum Verständnis<br />
notwendigen Informationen enthalten muss.<br />
25<br />
Bildungssprache <strong>und</strong> DaZ<br />
Bildungssprache ist für Migranten mit kurzer Schulbildung<br />
o<strong>de</strong>r ohne Schulbildung eine beson<strong>de</strong>re Hür<strong>de</strong>, da sie die<br />
Bildungssprache auch in ihrer Herkunftssprache nicht<br />
beherrschen.<br />
Sie müssen fachliche Inhalte <strong>und</strong> gleichzeitig eine völlig neue<br />
Sprachebene erlernen - <strong>und</strong> das in einer Fremd- bzw.<br />
Zweitsprache.<br />
Für gut ausgebil<strong>de</strong>te Personen, z.B. Aka<strong>de</strong>miker, ist <strong>de</strong>r<br />
Transfer von einer Bildungssprache in eine an<strong>de</strong>re leichter, ist<br />
aber mit viel Arbeit <strong>und</strong> Zeitaufwand verb<strong>und</strong>en, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschsprachige<br />
Teilnehmer nicht haben.<br />
Mit komplizierter wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n beruflichen bzw. Lern-Inhalten<br />
nimmt auch die sprachliche Komplexität zu, <strong>und</strong> damit auch die<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen an die Beherrschung <strong>de</strong>r Zweitsprache <strong>Deutsch</strong>.<br />
26<br />
13
Bildungssprache <strong>und</strong> U 25<br />
• Bei Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, die hier<br />
geboren wur<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r als kleine Kin<strong>de</strong>r gekommen sind,<br />
lässt sich kaum noch <strong>de</strong>finieren, ob <strong>und</strong> in welchem<br />
Umfang <strong>Deutsch</strong> für sie eine Zweitsprache ist.<br />
• Bei Absolventen <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Hauptschulen lassen<br />
sich aber häufig gravieren<strong>de</strong> Mängel in <strong>de</strong>r<br />
Beherrschung <strong>de</strong>r Bildungssprache feststellen; das gilt<br />
auch für Jugendliche mit <strong>de</strong>utscher Muttersprache.<br />
• Unterstützung bei <strong>de</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>r<br />
Bildungssprache ist in Maßnahmen für U 25 immer gut.<br />
27<br />
Exkurs<br />
Beherrschung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Sprache <strong>und</strong> berufliche<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
ENDE<br />
28<br />
14
Auszug aus <strong>de</strong>m Gesetz zur Neuausrichtung <strong>de</strong>r<br />
arbeitsmarktpolitischen Instrumente, Dez 2008<br />
Artikel 2 (SGB II)<br />
Nach § 3 Abs. 2a wur<strong>de</strong> folgen<strong>de</strong>r Absatz 2b eingefügt:<br />
„(2b) Die Agentur für Arbeit hat darauf hinzuwirken,<br />
dass erwerbsfähige Hilfebedürftige, die nicht über <strong>de</strong>utsche<br />
Sprachkenntnisse entsprechend <strong>de</strong>m Niveau B1 <strong>de</strong>s<br />
Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens (GER) für<br />
Sprachen verfügen, (…..)<br />
an einem Integrationskurs nach § 43 <strong>de</strong>s Aufenthaltsgesetzes<br />
teilnehmen,<br />
sofern sie nicht unmittelbar in eine Ausbildung o<strong>de</strong>r Arbeit<br />
vermittelt wer<strong>de</strong>n können <strong>und</strong> ihnen eine Teilnahme an einem<br />
Integrationskurs daneben nicht zumutbar ist.“<br />
29<br />
Aus <strong>de</strong>r Begründung<br />
Ausreichen<strong>de</strong> Kenntnisse <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Sprache sind eine<br />
wesentliche, z. T. die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Voraussetzung zur Einglie<strong>de</strong>rung in<br />
<strong>de</strong>n Arbeitsmarkt.<br />
Die Entscheidung über die Erfor<strong>de</strong>rlichkeit <strong>und</strong> Geeignetheit <strong>de</strong>r<br />
Teilnahme an einem Sprachkurs trifft im Regelfall <strong>de</strong>r persönliche<br />
Ansprechpartner.<br />
Kommt <strong>de</strong>r persönliche Ansprechpartner unter Beachtung <strong>de</strong>s<br />
individuellen Sprachniveaus <strong>de</strong>s Betroffenen <strong>und</strong> seiner Chancen am<br />
Arbeitsmarkt zu <strong>de</strong>m Ergebnis, dass die Vermittlung berufsbezogener<br />
<strong>Deutsch</strong>kenntnisse zweckmäßiger ist, soll er darauf hinwirken, dass<br />
Betroffene an entsprechen<strong>de</strong>n Kursen teilnehmen.<br />
Maßnahmen mit berufsbezogener Sprachför<strong>de</strong>rung anstelle eines<br />
Integrationskurses wer<strong>de</strong>n durch die Neuregelung nicht ausgeschlossen.<br />
Hierfür kommt u. a. die berufsbezogene Sprachför<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s BAMF<br />
(„ESF-BAMF-Programm“) in Betracht.<br />
30<br />
15
Reihenfolge <strong>de</strong>r Kursteilnahme -<br />
För<strong>de</strong>rketten<br />
Es gibt eine fachlich sinnvolle Reihenfolge innerhalb <strong>de</strong>r<br />
För<strong>de</strong>rmaßnahmen für <strong>de</strong>n Erwerb <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Sprache;<br />
<strong>de</strong>r § 3, Abs. 2b folgt dieser Einschätzung im<br />
Gr<strong>und</strong>satz.<br />
Empfohlene Reihenfolge:<br />
• Integrationskurs<br />
• ESF-Bamf-Kurs<br />
• <strong>Qualifizierung</strong> (auch AGH + <strong>Deutsch</strong>) o<strong>de</strong>r Vermittlung<br />
Hinweis: Fachlich begrün<strong>de</strong>t kann von dieser Reihenfolge<br />
abgewichen wer<strong>de</strong>n; fachlich unbegrün<strong>de</strong>t sollte das<br />
nicht geschehen.<br />
31<br />
Beispiel Frankfurt: Kenntnisfeststellung <strong>Deutsch</strong><br />
<br />
bietet <strong>de</strong>m PaP fachliche Entscheidungshilfe<br />
Erhoben wird<br />
• Kenntnisse <strong>de</strong>r Zweitsprache <strong>Deutsch</strong> nach <strong>de</strong>m GER<br />
• Lese- <strong>und</strong> Schreibfähigkeit in <strong>Deutsch</strong><br />
• Lernerbiografie <strong>und</strong>, soweit relevant, Erwerbsbiografie <strong>de</strong>s<br />
K<strong>und</strong>en<br />
Ziel bislang<br />
• Feststellung, ob eine <strong>Deutsch</strong>-För<strong>de</strong>rmaßnahme nötig bzw.<br />
sinnvoll ist <strong>und</strong> welche genau (Kurstyp, ggf. Niveaustufe)<br />
• Erfolgsbeobachtung bzgl. <strong>de</strong>s Lernerfolgs in <strong>de</strong>n<br />
<strong>Deutsch</strong>kursen<br />
Angestrebte Zielerweiterung<br />
• Empfehlung hinsichtlich <strong>de</strong>r Eignung für eine<br />
<strong>Qualifizierung</strong>smaßnahme bezogen auf die <strong>Deutsch</strong>kenntnisse<br />
32<br />
16
Aus <strong>de</strong>r Zielerweiterung erwachsen<strong>de</strong><br />
Aufgaben<br />
Festlegung empfehlenswerter Min<strong>de</strong>stkenntnisse in<br />
<strong>Deutsch</strong> für die jeweils eingekauften bzw. beauftragten<br />
Maßnahmen<br />
Kontinuierliche Kommunikation <strong>und</strong> Abstimmung<br />
- mit <strong>de</strong>n durchführen<strong>de</strong>n Maßnahmeträgern,<br />
- mit <strong>de</strong>m Träger <strong>de</strong>r Kenntnisfeststellung<br />
<strong>Deutsch</strong><br />
- mit <strong>de</strong>n PaP‘s<br />
33<br />
<strong>Deutsch</strong> <strong>und</strong> interkulturelle Öffnung von<br />
Einglie<strong>de</strong>rungsleistungen -<br />
einige Hinweise<br />
Berücksichtigung <strong>de</strong>r Heterogenität <strong>de</strong>r kulturellen<br />
Hintergrün<strong>de</strong>,<br />
z.B. an<strong>de</strong>re Vorstellung von Berufen, Akzeptanz von<br />
Berufen, Umgang mit Hierarchie, fehlen<strong>de</strong> Netzwerke im<br />
beruflichen Feld, Diskriminierungserfahrungen<br />
Berücksichtigung, dass die Teilnehmer in einer<br />
Zweitsprache lernen bzw. kommunizieren.<br />
Berücksichtigung <strong>de</strong>r bildungssprachlichen<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
34<br />
17
Konsequenzen für die Ausgestaltung von<br />
Maßnahmen <strong>und</strong> die Eignung von Trägern<br />
Planer, Berater, Ausbil<strong>de</strong>r, Fachlehrer <strong>und</strong> Vermittler<br />
sollten interkulturell fortgebil<strong>de</strong>t sein;<br />
Sie sollten min<strong>de</strong>stens sensibilisiert sein für das Lernen<br />
in einer Zweitsprache;<br />
Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Bildungssprache sollte bekannt sein;<br />
Festlegung eines empfohlenen Niveaus für<br />
die <strong>Deutsch</strong>kenntnisse als Teilnahmevoraussetzung;<br />
Infoveranstaltungen <strong>und</strong> Infomaterialien zu Maßnahmen<br />
etc. sollten sprachlich einfach <strong>und</strong> klar verständlich<br />
gehalten sein.<br />
35<br />
Konsequenzen für die Ausgestaltung von Maßnahmen<br />
<strong>und</strong> die Eignung von Trägern, Forts.<br />
Berufsorientierung <strong>und</strong> Bewerbungstraining müssen <strong>de</strong>n<br />
ggf. erhöhten Infobedarf berücksichtigen, Diskriminierungserfahrungen<br />
berücksichtigen; ggf. höhere Laufzeiten, kleinere<br />
Gruppen<br />
Lernen in <strong>de</strong>r Zweitsprache <strong>und</strong> ggf. <strong>de</strong>r Erwerb bildungssprachlicher<br />
Strukturen muss im Unterricht berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, z.B. bei<br />
didaktischen Metho<strong>de</strong>n, Gruppengröße, Teamteaching mit einer<br />
Daz-Fachkraft, ggf. För<strong>de</strong>runterricht.<br />
Lernen in <strong>de</strong>r Zweitsprache <strong>und</strong> ggf. <strong>de</strong>r Erwerb bildungssprachlicher<br />
Strukturen braucht auch mehr Zeit; das muss Berücksichtigung<br />
fin<strong>de</strong>n z.B. in Laufzeit, Lernen in Kleingruppen, ggf.<br />
För<strong>de</strong>runterricht.<br />
Bei Maßnahmen für sog. Benachteiligte U25 auf Bildungssprache<br />
achten.<br />
36<br />
18
Informationsquellen<br />
• www.<strong>de</strong>utsch-am-arbeitsplatz.<strong>de</strong><br />
• www.integranet.org<br />
Hier: Handlungsempfehlungen – <strong>Qualifizierung</strong> ist mehr<br />
Ohm u.a.: Sprachtraining für Fachunterricht <strong>und</strong><br />
Beruf: Fachtexte knacken - mit<br />
Fachsprache arbeiten<br />
http://spas.gfbm.org/ : Integrierte Sprachför<strong>de</strong>rung in<br />
Berufsvorbereitung, Berufsausbildung,<br />
Jugendberufshilfe <strong>und</strong> Schule<br />
37<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />
38<br />
19