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Musikalische Überleitung zur Predigt Lea Hausigk (Klarinette) und ...

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<strong>Predigt</strong> am 9. Sonntag nach Trinitatis (28. Juli 2013) in St. Salvator, Gera<br />

(R<strong>und</strong>funkgottesdienst MDR Figaro).<br />

<strong>Musikalische</strong> <strong>Überleitung</strong> <strong>zur</strong> <strong>Predigt</strong> <strong>Lea</strong> <strong>Hausigk</strong> (<strong>Klarinette</strong>) <strong>und</strong> Felix Lorber<br />

(Akkordeon), Ballade – getragen<br />

Kanzelgruß<br />

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus <strong>und</strong> die Liebe Gottes<br />

<strong>und</strong> die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.<br />

Amen.<br />

<strong>Predigt</strong> I<br />

1. ALLES KLAR?<br />

Liebe Gemeinde,<br />

„Habt ihr alles verstanden?“<br />

Sie sagten zu ihm: „Ja!“ (Mt 13, 51).<br />

...<br />

So endet das 13. Kapitel des Matthäusevangeliums.<br />

Ein Kapitel voller Gleichnisse,<br />

voller rätselhafter Geschichten,<br />

die eins gemeinsam haben:<br />

Sie wollen auf überraschende <strong>und</strong> verblüffende Weise deutlich machen,<br />

was das Reich Gottes ist.<br />

Das Reich Gottes -<br />

Davon redete Jesus, wenn er redete.<br />

Ein Reich, das in den Menschen beginnt,<br />

die sich auf Gott verlassen.<br />

Ein Reich, das anders ist,<br />

als wir uns es vorstellen können.<br />

...<br />

„Habt ihr alles verstanden?“<br />

Sie sagten zu ihm: „Ja!“ (Mt 13, 54).<br />

...<br />

Dieses einfache „Ja!“ der Jünger verblüfft mich.<br />

Genauer gesagt: Es amüsiert mich.<br />

Es wirkt so wie beim Kasperletheater,<br />

wenn der Kasperl gefragt hat: „Seid ihr alle da?“<br />

Und alle Kinder rufen: „Jaaah!“<br />

Jesus sagt dann auch nicht:<br />

„Das ist ja fein, dass ihr alles verstanden habt,<br />

da habt ihr aber gut aufgepasst!“<br />

Sondern einen weiteren rätselhaften Satz,<br />

der gar nicht zu diesem klaren „Ja!“ zu passt:<br />

Darum gleicht jeder Schriftgelehrte,<br />

der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist,<br />

einem Hausvater,<br />

der aus seinem Schatz Neues <strong>und</strong> Altes hervorholt. [Mt 13, 52]<br />

Das tut Jesus.


Er verbindet die alte jüdische Tradition<br />

mit dem Neuen, das er fühlt, weiß, erfährt.<br />

„Versteht mich nicht zu schnell!“,<br />

sagt er uns <strong>und</strong> den Jüngern.<br />

„Achtet darauf, was passiert,<br />

wenn ich euch Geschichten erzähle,<br />

die ganz einfach sind,<br />

vertraut <strong>und</strong> fremd zugleich.“<br />

Wenn wir an Bord gehen<br />

lassen Sie uns abstoßen<br />

vom Ufer des Gewöhnlichen,<br />

hinein in das Meer des Außergewöhnlichen.<br />

Zwei kleine Geschichten diesmal.<br />

Beide nur einen Satz lang.<br />

Was wollen sie sagen?<br />

...<br />

Hören wir genau zu [Mt 13, 44-46]:<br />

Das Himmelreich gleicht einem Schatz,<br />

verborgen im Acker,<br />

den ein Mensch fand <strong>und</strong> verbarg;<br />

<strong>und</strong> in seiner Freude ging er hin<br />

<strong>und</strong> verkaufte alles, was er hatte,<br />

<strong>und</strong> kaufte den Acker.<br />

Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann,<br />

der gute Perlen suchte,<br />

<strong>und</strong> als er eine kostbare Perle fand,<br />

ging er hin <strong>und</strong> verkaufte alles, was er hatte<br />

<strong>und</strong> kaufte sie.<br />

Intermezzo <strong>Lea</strong> <strong>Hausigk</strong> (<strong>Klarinette</strong>) <strong>und</strong> Felix Lorber (Akkordeon)Ozhidanje -<br />

beschwingter Walzer<br />

<strong>Predigt</strong> II<br />

2. DAS BANKGEHEIMNIS<br />

Einen Schatz im Acker finden.<br />

Was war das damals?<br />

Damals gab es ja noch gar keine Banken.<br />

Damals brachte man das Geld noch nicht <strong>zur</strong> Sparkasse Gera-Greiz.<br />

Da war der Dieb,<br />

der in der Nacht ins Haus schlich<br />

noch eine Bedrohung der ganzen Existenz,<br />

wenn er das Geld für's Saatgut erbeutete.<br />

Wer eine große Summe Geldes sein eigen nannte,<br />

legte es besser an in Immobilien,<br />

die bis heute weniger leicht zu stehlen sind<br />

<strong>und</strong> deswegen in der Altersvorsorge<br />

immer noch eine große Rolle spielen.<br />

Oder eben er vergrub das Geld.<br />

Wenn jemand starb,


der sein Geld vergraben hatte,<br />

hinterließ er oft - irgendwo in der Erde - einen Schatz.<br />

Und andere wiederum konnten diesen Schatz finden.<br />

Sie machten sich dann über die Altersvorsorge eines anderen her,<br />

besser gesagt einer anderen Familie.<br />

...<br />

Aber verderben wir unserem Mann nicht die Freude.<br />

Er freut sich einfach.<br />

Das wird doch erlaubt sein.<br />

Er hat gar nicht gesucht,<br />

So erzählt es die Geschichte.<br />

Er fand einfach -<br />

<strong>und</strong> machte das Loch gleich wieder zu.<br />

Er rechnet.<br />

Wenn er das da,<br />

was er gesehen hat, verkauft,<br />

wird er insgesamt Gewinn machen.<br />

Deswegen verkauft er sodann alles, was er hat.<br />

Ist es so?<br />

Sucht der Mann seinen Vorteil?<br />

...<br />

Ich denke,<br />

wir Heutigen haben immer große Schwierigkeiten,<br />

wenn Jesu Geschichten<br />

im Bereich der Ökonomie spielen.<br />

Unser Denken ist so durchsetzt <strong>und</strong> gefärbt<br />

von der Logik des klugen Wirtschaftens,<br />

dass wir an dieser Stelle stets durcheinander geraten.<br />

Wie wäre es,<br />

wenn der Mann sich an dem Schatz so freute,<br />

dass er ihn besitzen will,<br />

egal, was es ihn kostet.<br />

Wenn er also gar nicht darüber nachdenkt,<br />

was ihm die Transaktion bringt,<br />

sondern einfach eine große unvernünftige Lust bekommt,<br />

den Schatz zu besitzen?<br />

3. DER PERLENKAUFMANN IST GAR KEINER<br />

Er hatte gar nicht gesucht, der Mann,<br />

der den Schatz im Acker fand;<br />

wohl aber der Perlenkaufmann.<br />

So nennen die meisten Bibelwissenschaftler<br />

den Mann, der die Perle fand.<br />

Aber vielleicht ist es gar kein Mann,<br />

der mit Perlen handelt,<br />

sondern einer, der Perlen liebte.<br />

Perlen sind w<strong>und</strong>ervolle Geschöpfe der Natur.<br />

Keine gleicht der anderen.<br />

Sie wachsen im weichen Leib der Muscheln heran


<strong>und</strong> jede braucht Jahrzehnte bis sie Schmuckgröße hat.<br />

Schon Zuchtperlen, die von eigens dazu bestimmten Muscheln heran gezogen werden,<br />

sind nicht mehr einzigartig.<br />

Eigenartigerweise!<br />

Sie sind - wenn auch schwer - von den Naturperlen zu unterscheiden,<br />

obwohl sie auch in Muscheln gezüchtet werden.<br />

Auf diese Weise ist es möglich,<br />

eine besondere Perle zu finden,<br />

eine die keiner anderen gleicht.<br />

Und dann geschieht es wieder.<br />

Der eine Satz, der in beiden Gleichnisse vorkommt<br />

<strong>und</strong> offenbar die Klammer bildet:<br />

Er ging hin <strong>und</strong> verkaufte alles,<br />

was er hatte <strong>und</strong> kaufte sie.<br />

...<br />

Gibt es etwas,<br />

wofür Sie alles verkaufen würden,<br />

was sie haben,<br />

wenn sie es finden würden?<br />

Was ist das?<br />

Wofür würden Sie alles verkaufen?<br />

Intermezzo <strong>Lea</strong> <strong>Hausigk</strong> (<strong>Klarinette</strong>) <strong>und</strong> Felix Lorber (Akkordeon)<br />

Tango - (La fortezza dei Grandi Perché)- langsam <strong>und</strong> sehr ruhig beginnend, später<br />

schnell <strong>und</strong> schwungvoll<br />

<strong>Predigt</strong> III<br />

4. EIN GLÜCK, DAS GRÖSSER NICHT ZU DENKEN IST<br />

Wofür würden sie alles verkaufen?<br />

Neulich fragte ich einen jungen Mann bei einem Taufgespräch:<br />

Was ist denn überhaupt Ihre Hoffnung?<br />

Und er antwortete:<br />

„Das alles so bleibt, wie es ist!“<br />

Ich fand diese Antwort Atem beraubend.<br />

Die meisten von uns Christen<br />

hätten sich was ganz Besonderes ausgedacht,<br />

Weltfriede oder Ähnliches.<br />

Aber er hat ehrlich geantwortet.<br />

Es war auch ein Kompliment an seine Frau,<br />

die neben ihm saß.<br />

Es sollte heißen: „Ich bin glücklich mit dir!“<br />

Aber es steckte auch ein:<br />

„Als Mann muss ich funktionieren!“ darin,<br />

„Worauf soll ich schon hoffen?“<br />

Und vor allem eine Furcht davor,<br />

dass sein Leben wieder einmal zerbrechen könnte.<br />

Arbeitslosigkeit, Beziehungsende, Unfall,<br />

die Krebserkrankung eines nahe stehenden Menschen,<br />

irgendetwas Unvorhergesehenes.


„Das alles so bleibt!“ reichte ihm zum Leben,<br />

reichte ihm als große Hoffnung.<br />

...<br />

Und ich denke,<br />

es geht den meisten Menschen in unserer Gesellschaft nicht anders.<br />

Die Angst zu verlieren,<br />

ist größer als die Hoffnung zu gewinnen.<br />

Das hängt mit den Risiken unseres Wirtschaftssystems zusammen,<br />

überhaupt mit den Gefährlichkeiten der Freiheit.<br />

Aber ich wage jetzt einfach mal zu sagen:<br />

Das war damals nicht anders.<br />

Vielleicht war es sogar riskanter,<br />

im Israel der Jahrtausendwende zu leben,<br />

in jenem besetzten Land <strong>zur</strong> Zeit Jesu,<br />

als Sie, wenn Sie zum Bäcker gingen<br />

von einem römischen Soldaten gezwungen werden konnten,<br />

sein Gepäck bis <strong>zur</strong> nächsten Stadt zu tragen.<br />

…<br />

Und müde <strong>und</strong> kaputt wie Sie sind,<br />

finden Sie auf dem Heimweg<br />

in der sengenden Sonne,<br />

die wir uns heute gut vorstellen können,<br />

einen Schatz oder sonst etwas,<br />

was Ihnen wichtiger ist,<br />

als Geld <strong>und</strong> Gut<br />

<strong>und</strong> Heim <strong>und</strong> Hof<br />

<strong>und</strong> Sicherheit <strong>und</strong> Freiheit?<br />

...<br />

Unwahrscheinlich.<br />

Aber genau so erzählt Jesus<br />

die kleine Geschichte vom Reich Gottes.<br />

Der Mann fand etwas - <strong>und</strong> gab alles dafür her.<br />

Nicht weil er die Sache zu Geld machen konnte.<br />

Beim Perlenkaufmann, der keiner war, ist das klar.<br />

Alles verkaufen für eine Perle,<br />

die er gleich darauf wieder zu Geld macht,<br />

zu mehr Geld natürlich?<br />

Das ist unsere Logik.<br />

Jesu Logik ist diese:<br />

Wenn du wissen willst,<br />

was für dich richtig ist<br />

dann lass dich vom Glück leiten,<br />

das du empfindest!<br />

Wenn du geflutet wirst von Glück,<br />

dann ist es das, was du suchst,<br />

auch wenn du gar nicht danach gesucht hast<br />

wie der Mann, der den Schatz im Acker fand.<br />

...


So ist das Evangelium.<br />

Wenn du es findest,<br />

weißt du, das ist es.<br />

Aber schon kurz danach<br />

fängst du an zu überlegen.<br />

Dann musst du dein Glück bestätigen,<br />

indem du Haus <strong>und</strong> Hof verkaufst.<br />

Das nun wieder konnten die Jünger gut verstehen,<br />

denn sie hatte ja allesamt alles verlassen,<br />

was sie hatten <strong>und</strong> waren Jesus nachgefolgt.<br />

Und sie hatten gar nicht gesucht,<br />

als Jesus sie ansprach <strong>und</strong> sie einfach mitnahm.<br />

...<br />

Und so sollten auch wir tun.<br />

Wenn Jesus uns anspricht: Hören!<br />

Und wenn wir nicht wissen,<br />

ob er es ist: In uns hineinhorchen.<br />

Es muss ein Gefühl sein,<br />

als ob ein Kaufmann<br />

die Art von Perle gef<strong>und</strong>en hat,<br />

die er lange suchte,<br />

so ein Jubeln von unten herauf,<br />

so ein langsames Geflutetwerden von Glück.<br />

So fühlt sich das an.<br />

Dann ist es echt.<br />

Amen<br />

Kanzelsegen<br />

Und der Friede Gottes,<br />

der höher ist als alle unsere Vernunft,<br />

bewahre eure Herzen <strong>und</strong> Sinne in Christus Jesus. Amen.<br />

Nachklang <strong>Lea</strong> <strong>Hausigk</strong> (<strong>Klarinette</strong>) <strong>und</strong> Felix Lorber (Akkordeon)<br />

Finale allegro

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