festsitzende versorgung des zahnlosen oberkiefers - Praxis für ...
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<strong>festsitzende</strong> <strong>versorgung</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>zahnlosen</strong> <strong>oberkiefers</strong> –<br />
ohne augmentation<br />
Neue Möglichkeiten durch anguliert inserierte distale<br />
Implantate und das Multi-Purpose-Abutment anguliert<br />
| Steffen Kistler | Frank Kistler<br />
Stephan Adler | Jörg Neugebauer<br />
1_ 2_<br />
1_Ausgangssituation im Oberkiefer von okklusal<br />
2_OPG der Ausgangssituation: Zahn 13 ist nicht erhaltungswürdig.<br />
Immer häufiger wird von Patienten mit stark reduziertem<br />
Zahnbestand der Wunsch nach schönen, <strong>festsitzende</strong>n<br />
Zähnen geäußert – möglichst schnell und ohne große<br />
chirurgische Eingriffe. Solche Anforderungen sind nur<br />
mit einem eingespielten Team aus Chirurg, Zahnarzt und<br />
Zahntechniker vorhersagbar zu lösen. Viele Behandlungsoptionen<br />
stehen zur Wahl und die Auswahlkriterien<br />
sind vielfältig – insbesondere die Anzahl der Implantate,<br />
die Einbeziehung erhaltungswürdiger natürlicher Zähne,<br />
die Art <strong>des</strong> Zahnersatzes (festsitzend oder herausnehmbar)<br />
sowie die technische Gestaltung der Versorgung.<br />
Aus Patientensicht ist der Wunsch nach <strong>festsitzende</strong>m Zahnersatz<br />
groß. Die verbreitete Angst vor großen augmentativen<br />
Eingriffen bewirkt jedoch, dass schon seit einiger Zeit nach<br />
Behandlungsalternativen gesucht wird. Die maximale Ausnutzung<br />
der vorhandenen anatomischen Strukturen spielt daher<br />
eine wichtige Rolle, und die Insertion von anguliert gesetzten<br />
Implantaten ist heute ein anerkannter Behandlungsweg.<br />
Wichtige anatomische Strukturen wie der nervus mandibularis<br />
im Unterkiefer oder der sinus maxillaris im Oberkiefer können<br />
mit dieser Methode geschont werden. Zudem ist dadurch eine<br />
Vergrößerung <strong>des</strong> prothetischen tischen Unterstützungspolygons<br />
nach distal häufig ausreichend e möglich, sodass der Patient<br />
festsitzend versorgt werden kann.<br />
In der vorliegenden Fallpräsentation wird gezeigt, wie eine<br />
<strong>festsitzende</strong> Oberkieferrestauration bei vorheriger relativer<br />
Zahnlosigkeit gestaltet werden kann. Hierbei sind die Parameter<br />
Patientenzufriedenheit, chirurgischer Aufwand und vor<br />
allem neue technische Möglichkeiten von Bedeutung. Gerade<br />
bei der technischen Realisation großer implantatgetragener<br />
Suprakonstruktionen kann heute die CAD/CAM-Technologie<br />
helfen, die Konstruktionen einfacher und dadurch kostengünstiger<br />
zu gestalten. Sogar Materialien wie Titan oder Zirkondioxid<br />
sind auch bei komplexen Versorgungen frästechnisch<br />
so präzise und sicher herzustellen, dass sie jedem Anspruch<br />
der Implantatprothetik genügen und dabei erheblich kostengünstiger<br />
sowie exakter sind als bei manueller Fertigung.<br />
Da aber diese neue, vernetzte Art der Zahntechnik abgewandelte<br />
Vorgehensweisen und ein angepasstes Produktportfolio<br />
seitens <strong>des</strong> Implantatherstellers bedingen, müssen durch den<br />
Anwender ebenfalls einige Arbeitsschritte im Rahmen <strong>des</strong><br />
Behandlungsprotokolls modifiziert werden.
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AUSGANGSSITUATION<br />
Der 66-jährige Patient stellte sich in unserer <strong>Praxis</strong> mit<br />
einem nicht-erhaltungswürdigen Restzahnbestand im Oberkiefer<br />
bei insuffizienter herausnehmbarer Versorgung vor<br />
(Abb. 1 und 2). Während der Beratung und Fallplanung wurde<br />
deutlich, dass der Patient eine feste implantatgetragene Rehabilitation<br />
bevorzugte – solange da<strong>für</strong> keine augmentativen<br />
Maßnahmen nötig wären.<br />
VORGEHEN<br />
Um diesem Wunsch nachzukommen, entschieden wir uns<br />
<strong>für</strong> das in unserer <strong>Praxis</strong> erfolgreich integrierte Konzept<br />
der distal-anguliert inserierten Implantate zur Vermeidung<br />
einer Sinusbodenaugmentation. Die Methode, durch schräg<br />
gesetzte Implantate anatomisch sensible Bereiche zu umgehen<br />
und dennoch eine posteriore Abstützung zu erlangen, gibt<br />
uns in diesem Fall die Möglichkeit, trotz <strong>des</strong> starken Knochenabbaus<br />
im Oberkiefer-Seitenzahnbereich eine beiderseits<br />
bis regio 6 abgestützte feste Brücke zu planen und auch vorhersagbar<br />
zu inkorporieren (Abb. 3). 6<br />
Eine denkbare Alternative, um eine <strong>festsitzende</strong> Arbeit zu<br />
ermöglichen, wäre eine Knochenaugmentation mit externer<br />
Sinusbodenaugmentation gewesen. 5 Jedoch geht dieses Vorgehen<br />
mit erheblichen finanziellen, zeitlichen und operativen<br />
Belastungen <strong>des</strong> Patienten einher, die durch das Konzept der<br />
anguliert gesetzten Implantate in einigen Fällen vermieden<br />
werden können.<br />
Außerdem beinhalten diese operativen Eingriffe ein deutlich<br />
höheres Risiko von Komplikationen. 4 Zusammen mit einer<br />
dreidimensionalen Diagnostik, exakter Planung der Implantatpositionen<br />
und deren intraoperativer Umsetzung mit Schablonentechnik<br />
wird der chirurgische Aufwand sowie das Risiko<br />
7, 8, 9<br />
<strong>für</strong> eine Fehlpositionierung minimiert.<br />
Nach der komplikationslos verlaufenen Insertion von sechs<br />
Xive-S-Implantaten bis in die Bereiche der beiden ersten<br />
Oberkiefer-Molaren und einer Einheilphase von drei Monaten,<br />
konnte drei Wochen nach Implantatfreilegung mit der prothetischen<br />
Versorgung begonnen werden (Abb. 4 und 5).<br />
In diesem Fall haben wir uns <strong>für</strong> eine okklusal verschraubte<br />
ISUS-Titan-Brücke als definitive Versorgung entschieden.<br />
Um diese realisieren zu können, müssen beim Xive-System<br />
angulierte MP-Aufbauten eingesetzt werden. Die provisorische<br />
Versorgung erfolgte mit der vorhandenen Teleskopprothese,<br />
die zur Totalprothese umgearbeitet wurde.<br />
3_ 4_<br />
5_<br />
6_<br />
7_ 8_ 9_<br />
10_<br />
11_<br />
3_Implantatinsertion: distale Implantate um<br />
etwa 40 Grad anguliert gesetzt<br />
4_Situation vier Wochen nach Wiedereröffnung<br />
5_Situs nach Entfernung <strong>des</strong><br />
Friadent-Gingivaformers an Implantat 26<br />
6, 7_Einsetzen <strong>des</strong> angulierten Friadent-Xive MP-Aufbaus<br />
8_Einsetzen <strong>des</strong> angulierten MP-Aufbaus mit flexibler Einbringhilfe<br />
9_Basisteil <strong>des</strong> Aufbaus in situ<br />
10_Sekundärteil <strong>des</strong> Aufbaus in der Einbringhilfe<br />
11_Einsetzen <strong>des</strong> Sekundärteils
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12_Komplett platzierter angulierter Xive MP-Aufbau in regio 26<br />
13_Xive-MP-Aufbauten im Oberkiefer komplett in situ<br />
14_Röntgenkontrolle eines Xive-MP-Aufbaus mit Abformpfosten<br />
15_Intra-oral gesplintete Abformpfosten vor Abformung<br />
16_Virtuelle Konstruktion <strong>des</strong> ISUS-Gerüstes<br />
17_Fertiges ISUS-Gerüst zur okklusalen Verschraubung<br />
18_Gerüstanprobe – Ansicht von frontal<br />
19_Gerüstanprobe – Ansicht von okklusal<br />
12_<br />
13_ 14_ 15_<br />
16_<br />
17_ 18_ 19_<br />
Mit den neuen angulierten MP-Aufbauten ist die entscheidende<br />
Produktlücke geschlossen worden. Nun steht mit dem<br />
Protokoll der anguliert gesetzten Implantate die gesamte<br />
Palette der prothetischen Möglichkeiten einschließlich <strong>des</strong><br />
ISUS-CAD/CAM-Systems zur Verfügung (Abb. 6 bis 12).<br />
Die neu vorgestellten angulierten Abutments zeichnen sich,<br />
unserer Meinung nach, vor allem durch ihren sehr grazilen<br />
Aufbau aus, der keinerlei Limitationen <strong>für</strong> den späteren<br />
Zahnersatz bewirkt. Die MP-Aufbauten werden im weiteren<br />
Vorgehen nicht wieder entfernt und bleiben dauerhaft in situ,<br />
sodass die Reizung der peri-implantären Gewebe deutlich<br />
reduziert wird. 1, 2, 3 Hervorzuheben ist das einfache Einbringen<br />
der Abutments mittels einer speziellen Einbringhilfe. Der<br />
flexible Griff erleichtert das Einbringen insbesondere im<br />
distalen Bereich und bei geringer Mundöffnung.<br />
Nach Insertion der MP-Aufbauten und Röntgenkontrolle <strong>des</strong><br />
spaltfreien Sitzes aller Komponenten kam die bereits mehrfach<br />
von uns vorgestellte intra-orale Versplintung der Abformpfosten<br />
vor der Abformung mit offener Löffeltechnik zur<br />
Anwendung (Abb. 13 bis 15). Dies schafft die Voraussetzung<br />
<strong>für</strong> hochpräzise Arbeitsmodelle, die noch immer die entscheidende<br />
analoge Grundlage <strong>für</strong> die CAD/CAM-Technik darstellt.<br />
Nach Bestimmung der Kieferrelation und Festlegung der<br />
ästhetischen Relationen wurde ein virtueller Konstruktionsvorschlag<br />
durch ISUS erstellt und dieser nach geringen<br />
Korrekturen in ein Titan-Gerüst überführt (Abb. 16 und 17).<br />
Wie bereits erwähnt, wurde eine okklusal verschraubte Konstruktion<br />
als definitive Versorgung geplant – vor allem wegen<br />
<strong>des</strong> einfacheren Handlings und der leichten und sicheren<br />
Ver ankerung der Restauration. Außerdem ist bei einer verschraubten<br />
Restauration eine Nachbearbeitung schnell und<br />
einfach zu bewerkstelligen. Vor die endgültige Fertigstellung<br />
der Versorgung legen wir immer einen Termin zur intraoralen<br />
Kontrolle <strong>des</strong> unverblendeten Gerüstes. Hierbei wird die Auflage<br />
der polierten basalen Gerüstanteile auf der Schleimhaut<br />
überprüft und gegebenenfalls korrigiert sowie die okklusale<br />
Relation nochmals registriert (Abb. 18 und 19). Bei dieser Art<br />
der Restauration hat sich eine Verblendung mit Kunststoffmaterialien<br />
bewährt, da diese einfacher und sicherer zu<br />
verarbeiten sind als keramische Materialien und heutzutage<br />
trotzdem ähnliche ästhetische Möglichkeiten bieten. Die Abrasionsbeständigkeit<br />
der modernen Werkstoffe ist sehr hoch,<br />
und der mögliche Nachteil einer schnelleren Farbveränderung<br />
im Mundmilieu ist gering (Abb. 20 und 21). Das Inserieren der<br />
fertigen Restauration beschränkt sich im Wesentlichen auf die<br />
Kontrolle und gegebenenfalls Korrektur der statischen und
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dynamischen Okklusion – was wir heute meist auf elektrotaktile<br />
Weise tun – sowie den endgültigen Verschluss der okklusalen<br />
Schraubenzugänge mit einem passenden Kompositmaterial<br />
(Abb. 22 bis 24). Danach wird nochmals der dichte basale<br />
Abschluss der Arbeit sowie die Reinigungsfähigkeit aller Anteile<br />
der Restauration überprüft. Eine Röntgenkontrolle schließt die<br />
Sitzung ab (Abb. 25 und 26). Die Ergänzung der prothetischen<br />
Komponenten der Xive-S-MP-Linie um angulierte Komponenten<br />
war unserer Meinung nach ein wichtiger und sinnvoller<br />
Schritt, um die Konzepte der angulierten Implantation prothetisch<br />
einfach und sicher umsetzen zu können. So kann auch<br />
das hervorragend abgestimmte ISUS-System einfach eingebunden<br />
werden. Dies erweitert das Behandlungsspektrum<br />
im Bereich der <strong>zahnlosen</strong> Kiefer um eine weitere Möglichkeit,<br />
ohne auf die Vorzüge unserer sicheren und hochpräzisen prothetischen<br />
Möglichkeiten bei Xive verzichten zu müssen. ■<br />
Dr. Steffen Kistler (l.)<br />
steffenkistler@implantate-landsberg.de<br />
Dr. Frank Kistler (r.)<br />
frankkistler@implantate-landsberg.de<br />
ZTM Stephan Adler<br />
PD Dr. Jörg Neugebauer<br />
<strong>Praxis</strong> <strong>für</strong> Zahnheilkunde<br />
Von-Kühlmann-Straße 1<br />
86899 Landsberg am Lech/D<br />
www.implantate-landsberg.de<br />
Literaturverzeichnis unter www.dentsply-friadent.com/identity<br />
Smartphone:<br />
PDF <strong>des</strong> Fallberichts<br />
mit Literaturverzeichnis<br />
20_ 21_<br />
22_<br />
23_<br />
24_ 25_<br />
26<br />
20_Fertig verblendete Oberkiefer-Restauration<br />
21_Fertiggestellte Oberkiefer-Konstruktion von frontal<br />
22_Eingesetzte Oberkiefer-Restauration – Ansicht von okklusal<br />
23_Eingegliederte Rekonstruktion – Ansicht von frontal<br />
24_Detailansicht <strong>des</strong> Restaurationsabschlusses<br />
25_Abschließende Röntgenkontrolle<br />
26_Abschlussportrait <strong>des</strong> Patienten