05.11.2013 Aufrufe

Semitische Völker im alten Ägypten und der Auszug der Israeliten

Semitische Völker im alten Ägypten und der Auszug der Israeliten

Semitische Völker im alten Ägypten und der Auszug der Israeliten

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>der</strong> progressiven Forscher sind erdrückend <strong>und</strong> die Tendenz, dass konservative Positionen<br />

<strong>im</strong>mer mehr an den Rand gedrängt werden, scheint sich fortzusetzen.<br />

5. Der <strong>Auszug</strong> <strong>und</strong> die jüdische Identität: Das Exodus-Erlebnis<br />

Die Diskussionen <strong>und</strong> Kontroversen zwischen konservativen <strong>und</strong> progressiven<br />

Bibelforschern haben den Blick auf das zentrale Motiv des Exodus in den Hintergr<strong>und</strong> treten<br />

lassen. Der Exodus ist vielmehr ein nationaler Mythos. Finkelstein <strong>und</strong> Silberman sehen den<br />

Mythos des Exodus <strong>im</strong> Kontext <strong>der</strong> damaligen Zeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> politischen Verhältnisse eines<br />

geschwächten Nordreiches Israel <strong>und</strong> eines kleinen Gebiets Juda. Das starke <strong>Ägypten</strong> <strong>der</strong><br />

26. Dynastie versuchte stets seinen Machtbereich bis hin nach Syrien auszuweiten <strong>und</strong> dafür<br />

Juda <strong>und</strong> Teile Israels zu annektieren. Dadurch bekommt die Exodusgeschichte eine enorme<br />

politische <strong>und</strong> vor allem militärische D<strong>im</strong>ension. Das Volk Israel sollte durch einen solchen<br />

nationalen <strong>und</strong> vor allem identitätsstiftenden Mythos geeint <strong>und</strong> gegen den mit Argwohn<br />

betrachteten Nachbarn mobilisiert werden. 76 König Josia von Juda, <strong>der</strong> sich dem Pharao in<br />

den Weg stellte, ließ die bis dato verschiedenen Quellen zu einem Epos zusammenfassen,<br />

um seine politischen Ziele verwirklichen zu können. 77 Vor allem das Pessachfest erlangte<br />

von nun an eine zentrale Bedeutung: „Passa ist kein Ereignis, das für sich allein steht,<br />

son<strong>der</strong>n eine anh<strong>alten</strong>de Erfahrung nationalen Wi<strong>der</strong>standes gegen die jeweils<br />

herrschenden Mächte.“. 78 Desweiteren ist die Sage des <strong>Auszug</strong>es „<strong>der</strong> machtvolle Ausdruck<br />

von Erinnerung <strong>und</strong> Hoffnung, entstanden in einer Welt, die sich mitten <strong>im</strong> Wandel befand“. 79<br />

Bei nationalen Mythen ist es stets irrelevant, ob sich diese tatsächlich zugetragen haben<br />

o<strong>der</strong> nicht. Das entscheidende ist ein gemeinsames identitätsstiftendes Erlebnis. Im Laufe<br />

<strong>der</strong> Jahrtausende entwickelte sich bei den Juden, die seit <strong>der</strong> Vertreibung durch die Römer<br />

in <strong>der</strong> Diaspora lebten, eine kollektive Erfahrung eines solchen Exodus-Erlebnisses. Dies<br />

kommt vor allem bei dem heutigen Zelebrieren des bereits erwähnten Pessach zum<br />

Ausdruck, das an die unmittelbare Vorbereitung für den <strong>Auszug</strong> Israels aus <strong>Ägypten</strong> erinnern<br />

76 Vgl. Finkelstein, Israel; Neil A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die<br />

Bibel, deutsche Ausgabe, München 2002, S. 84.<br />

77 Vgl. ebd.<br />

78 Finkelstein, Israel; Neil A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel,<br />

deutsche Ausgabe, München 2002, S.85.<br />

79 Ebd.<br />

16

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!