05.11.2013 Aufrufe

Erlösung ARBEITSHILFE - of materialserver.filmwerk.de ...

Erlösung ARBEITSHILFE - of materialserver.filmwerk.de ...

Erlösung ARBEITSHILFE - of materialserver.filmwerk.de ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Erlösung</strong><br />

Arbeitshilfe<br />

www.<strong>filmwerk</strong>.<strong>de</strong>


<strong>Erlösung</strong><br />

ERLÖSUNG (OmU)<br />

OT: ALUMBRAMIENTO (Englischer Titel: LIGHTBORNE)<br />

Spanien 2007, 16 Min., Kurzspielfilm<br />

Drehbuch und Regie: Eduardo Chapero-Jackson, Kamera: Juan Carlos Gómez<br />

Schnitt: Iván Aledo, Musik: Pascal Gaigne, Sound: David Rodríguez<br />

Produzent: Pepe Jordana, Produktion: Prosopopeya Producciones<br />

Darsteller: Mariví Bilbao (Maria), Cristina Plazas (Sara), Manolo Solo (Rafa), Marta Belenguer (Julia),<br />

Sara Párbole (Raquel)<br />

Preise und Auszeichnungen<br />

Europäischer Filmpreis 2007: Bester Kurzfilm, Concurso Iberoamericano <strong>de</strong> Cortometrajes Versión<br />

Española/SGAE 2008: Bester Kurzfilm und Beste Darstellerin in einem Kurzfilm (Cristina Plazas), Krakau<br />

2008: Gol<strong>de</strong>ner Drachen, Malaga 2008: Bester Kurzfilm.<br />

Kurzcharakteristik<br />

Eine Familie verbringt die letzte Nacht am Sterbebett einer Angehörigen. Der Film zeigt, wie unterschiedlich<br />

sie damit umgehen, bis es einer endlich schafft, <strong>de</strong>r Sterben<strong>de</strong>n zu begleiten. „Dem Tod<br />

Leben geben. LIGHTBORNE ist die Synthese aller Dinge, die ich wahrgenommen habe, als die älteren<br />

Mitglie<strong>de</strong>r meiner Familie gegangen sind.“ (Regisseur Eduardo Chapero-Jackson)<br />

Einsatzmöglichkeiten<br />

ERLÖSUNG ist für <strong>de</strong>n Einsatz in unterschiedlichen Bereichen sehr gut geeignet: Im schulischen Ethikund<br />

Religionsunterricht (höhere Klassen <strong>de</strong>r SEK I und SEK II) - vor allem zu <strong>de</strong>n Themenbereichen<br />

Ethik, Menschenwür<strong>de</strong>, Tod / Sterben, Sinn <strong>de</strong>s Lebens, Beziehungen / Familie o<strong>de</strong>r Alter / Krankheit<br />

– wie auch in <strong>de</strong>r außerschulischen Jugendarbeit. Dies gilt auch für das Feld <strong>de</strong>r Erwachsenenbildung<br />

(v. a. Altenarbeit und Familienarbeit) und für die Pastoral (Krankenhausseelsorge).<br />

Kapitelüberblick<br />

1. Anruf (00:00)<br />

2. Fahrt (02:02)<br />

3. Ankunft (03:14)<br />

4. Rafa und Maria (04:10)<br />

5. Symbole (07:49)<br />

6. Sara und Maria (08:18)<br />

7. Inserts (14:40)<br />

8. Abspann (15:00)<br />

Kapitel und Inhalt<br />

1. Ein Schlafzimmer im Dunkeln. Ein Telefon klingelt: „Hallo? … Wir kommen.“ Das Licht geht an: Ein<br />

Mann (Rafa) und (s)eine Frau (Sara) im Bett. Er sitzt aufrecht, sie richtet sich auf: „Wie geht es ihr? …<br />

Los komm!“<br />

Titel: ALUMBRAMIENTO. UT: ERLÖSUNG.<br />

2. Nächtliche Aut<strong>of</strong>ahrt durch die Stadt. Rafa und Sara im Auto. Er: „Das Medikament zur Erweiterung<br />

<strong>de</strong>r Bronchien hilft nicht mehr.“ Sie: „Bekommt sie nicht schon zu viele Medikamente?“ Er: „Doch schon,<br />

aber was sollen wir <strong>de</strong>nn sonst machen?“ Sie legt ihre Hand auf seine. Er zieht seine Hand weg.<br />

3. Ankunft. Sara und Rafa treten in eine Wohnung ein. Zwei Frauen (Raquel und Julia) sind bereits dort<br />

und begrüßen sie. Rafa zu Raquel: „Wann bekam sie Salbutamol?“ „Vor 20 Minuten. Aber es scheint<br />

nicht zu wirken. … Sie kann kaum atmen und hat große Schmerzen. Sie ist auch sehr unruhig. Stimmt’s<br />

Julia?“ Er: „Wenn sie nicht bald reagiert, versuchen wir’s mit Corticosteroid und Atrovent.“ Raquel: „Ich<br />

2 kfw 2009


glaube nicht, dass sie diese Nacht…“ „Wie versuchen es mit <strong>de</strong>m Corticoid und Atrovent.“ „Versuchen<br />

wir’s. Ich bereite es vor.“ Julia: „Sie wird es schaffen. Sie schafft es immer. Stimmt’s Rafa?“<br />

4. Am Krankenbett. Eine alte Frau liegt mit Sauerst<strong>of</strong>fschlauch in <strong>de</strong>r Nase im Bett. Sie röchelt und atmet<br />

mühsam. Raquel tritt hinzu: „Inhalier noch einmal. Los.“ Rafa tritt hinzu und drängt sie zurück. Er<br />

setzt sich ans Bett: „Hallo Mutter. Ich hör dich noch mal ab. Mal hören wie du klingst. Ruhig, ganz ruhig!“<br />

Er holt ein Stethoskop heraus. Julia kommt ans Bett: „Mama sieh mal. Rafa ist dich besuchen gekommen.“<br />

Sie streichelt lächelnd die Wange <strong>de</strong>r Mutter. „Und Sara ist auch hier.“ Zu Sara, die an <strong>de</strong>r Tür<br />

steht: „Sie sieht dich nicht.“ Sara tritt zwei Schritte näher, kommt aber nicht ans Bett. Während Julia die<br />

Mutter streichelt, hört Rafa sie mit <strong>de</strong>m Stethoskop ab. Rafa: „Ich messe jetzt <strong>de</strong>n Blutdruck, okay?“ Die<br />

Mutter: „Räum <strong>de</strong>ine Spielsachen weg! Ich hab dir gesagt, du sollst sie wegräumen.“ Rafa: „Ich habe<br />

sie weggeräumt, Mutter:“ Die Mutter: „Räum sie weg! (mit halb geschlossenen Augen:) Mutter. Komm<br />

und hol mich aus <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong>rgarten! Mama. Mama.“ „Sch … Einen Moment.“ Rafa steht auf und geht<br />

zu Raquel: „Das Atrovent wollte sie nicht?“ „Gar nicht, sie lehnt es ab.“ „Mach mir 40 mg Morphin fertig.“<br />

„Okay.“ Er setzt sich wie<strong>de</strong>r ans Bett. Sara beobachtet weiterhin die Szene. Rafa zur Mutter während er<br />

das Medikament injiziert: „Ist schon gut. Halt noch ein bisschen durch! Schon gut. Ist schon gut.“ Die<br />

Mutter: „Sie kommt nicht zurück.“ „Schon gut. Schlaf jetzt“ Die Mutter wird ruhiger.<br />

5. Montagesequenz: Eine Uhr, ein Schmetterling hinter Glas, Bücher, eine Fotografie.<br />

6. Rafa im Dunkeln. Er hört die Mutter im Bett husten und röcheln. Das Licht geht an und er geht zu ihr<br />

ins Krankenzimmer. Julia und Raquel sind bereits dort. Sara folgt ihm und stellt sich wie<strong>de</strong>r an die Tür.<br />

Die Mutter richtet sich gequält auf, weint, ruft nach ihrer Mutter. Rafa: „Ganz ruhig, Mutter, ganz ruhig.“<br />

Dann tritt Sara plötzlich hinzu. Sie setzt sich ans Bett <strong>de</strong>r Mutter, legt ihren Arm um <strong>de</strong>n Kopf <strong>de</strong>r Mutter<br />

und beginnt ihre Wange zu streicheln: „Ganz ruhig, Maria. Ganz ruhig, meine Hübsche.“ Und nach einer<br />

Pause: „Maria. Du wirst sterben. Ganz ruhig, ja, ganz ruhig. Halt dich fest, ja. Atme. Atme, Maria. …“<br />

Die Mutter wird ruhiger. „Atme Maria. Ganz ruhig. Ich wer<strong>de</strong> dir das hier abmachen. Langsam.“ Sie<br />

entfernt <strong>de</strong>n Sauerst<strong>of</strong>fschlauch aus <strong>de</strong>r Nase <strong>de</strong>r Mutter. „Du wirst nicht mehr lei<strong>de</strong>n. Okay?“ Die Mutter<br />

schaut sie an. „Genau so. Langsam.“ Die Mutter beginnt zu lächeln. „Atme, Maria. Entspanne dich.<br />

Ganz ruhig. Lass dich gehen. Genau so, Maria. – Du hattest ein langes Leben, ein sehr langes. Und das<br />

hast du sehr gut gelebt, sehr gut. Ich weiß dass du manchmal auch schwere Zeiten hattest. Aber jetzt<br />

darfst du dich nicht an diese Zeiten erinnern, okay? Nur an die guten Dinge. Denk an <strong>de</strong>ine Kin<strong>de</strong>r. Und<br />

wie sie immer über <strong>de</strong>ine Witze lachten.“ Die Mutter lächelt. „Und erinnere dich, wie sie zur dir ins Bett<br />

gekrochen sind, weil sie Angst vor Gewittern hatten.“ Julia verlässt <strong>de</strong>n Raum. „Erinnere dich an die<br />

Lie<strong>de</strong>r! Erinnere dich an die Lie<strong>de</strong>r, die du ihnen vor gesungen hast. Die gleichen, die du gesungen<br />

hast, als du klein warst – Schon gut, Maria, schon gut, meine Hübsche.“ Rafa mit Tränen in <strong>de</strong>n Augen<br />

beginnt leise zu singen: „Die kleinen Spatzen liegen schon im Bett. Viele Küsse gibt ihnen ihre Mutter.<br />

Alle eingehüllt in ihre Pyjamas träumen und träumen sie…“ Die Mutter schließt lächelnd die Augen. „…<br />

und … noch einmal… träumen sie.“ Sara lächelt und küsst die Mutter: „Es ist vorbei. Es ist vorbei.“ Rafa<br />

legt seine Hand auf Saras Hand, die auf <strong>de</strong>r Mutter liegt. Die Kamera fährt rückwärts aus <strong>de</strong>m Zimmer,<br />

vorbei an Raquel, die an <strong>de</strong>r Tür lehnt und ins Zimmer schaut, <strong>de</strong>n dunklen Gang entlang vorbei an<br />

Julia, die an <strong>de</strong>r Wand lehnt. Schwarzblen<strong>de</strong>.<br />

7. Inserts:<br />

„In Erinnerung an Maysel Moore, Dale Jackson, Laurie Jackson, Victoria Chapero und Carmelo Chapero,<br />

die gegangen sind.“<br />

„Für Maridale, Manu, Donna, Phillis, Pilar, Junajo und Antonio, die ihnen geholfen haben zu gehen.“<br />

„Für meine Schwester Elvira Bilbao-Goyaroga. Marivi.“<br />

8. Abspann<br />

Gestaltung<br />

Auch wenn das Sequenzprotokoll einen dialoghaltigen Film zu beschreiben scheint, sind es weniger die<br />

Worte als vielmehr Gesten, Blicke und das Schweigen, die <strong>de</strong>m Film seine nachhaltige Wirkung verleihen.<br />

Dies inszeniert Regisseur Chapero-Jackson in ruhigem Rhythmus und in wohl komponierten Bil<strong>de</strong>rn.<br />

Auffällig ist dabei vor allem die Lichtdramaturgie <strong>de</strong>s Films, die mit starken Hell-Dunkel-Kontrasten<br />

3


<strong>Erlösung</strong><br />

arbeitet. Schon die Exposition <strong>de</strong>s Films (Kap. 1) zeigt einen harten Übergang vom Dunklen ins Helle,<br />

<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Films (zu Beginn von Kap. 6) noch einmal ähnlich <strong>de</strong>utlich ins Bild gesetzt wird. Der<br />

dunkle Grundton <strong>de</strong>s Films (auch in <strong>de</strong>r nächtlichen Aut<strong>of</strong>ahrt noch einmal betont) wird dabei immer<br />

wie<strong>de</strong>r von hellen Lichtakzenten aufgebrochen. Ganz charakteristisch etwa in je<strong>de</strong>r Szene, in <strong>de</strong>r Sara<br />

an <strong>de</strong>r Tür ganz im Dunkeln stehend langsam hervortritt und ihr Gesicht erkennbar wird (Kap. 4). Sehr<br />

pointiert wer<strong>de</strong>n dabei gera<strong>de</strong> die Gesichter ins Bild gesetzt, wobei vor allem die Mutter (gera<strong>de</strong> am<br />

En<strong>de</strong>) aus <strong>de</strong>r Bildachse beleuchtet wird, ihre Gesichtszüge treten daher klar und hell hervor, während<br />

beson<strong>de</strong>rs auffallend Rafas Gesicht häufig von <strong>de</strong>r Seite ausgeleuchtet wird, was eine starke Schattenwirkung<br />

verursacht. Auch die abschließen<strong>de</strong> Kamerafahrt lässt solche Kontraste noch einmal hervortreten.<br />

Das Zimmer mit <strong>de</strong>r toten Maria ist <strong>de</strong>r Lichtquell von <strong>de</strong>m aus Helligkeit auf das Gesicht <strong>de</strong>r<br />

beobachten<strong>de</strong>n Raquel fällt, während die Kamera weiter in <strong>de</strong>n dunklen Raum <strong>de</strong>s Flures einfährt, aus<br />

<strong>de</strong>m dann nur noch sehr diffuses Licht auf das Gesicht Julias fällt, bevor eine Schwarzblen<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Film<br />

been<strong>de</strong>t.<br />

Auch im Titel <strong>de</strong>s Films – je<strong>de</strong>nfalls im spanischen Originaltitel bzw. in <strong>de</strong>r englischen Fassung – ist das<br />

Licht semantisch präsent: ALUMBRAMIENTO meint im Spanischen sowohl „Beleuchtung“ also „hell<br />

wer<strong>de</strong>n“, wie auch im Sinne von „ins Licht, ins Leben kommen“: „Entbindung“ / „Nie<strong>de</strong>rkunft“, was im<br />

englischen Titel „LIGHTBORNE“ eher auch in dieser doppelten Be<strong>de</strong>utung zum Ausdruck kommt als in<br />

<strong>de</strong>m semantisch <strong>de</strong>utlich an<strong>de</strong>rs gelagerten und zu<strong>de</strong>m sehr theologisch konnotierten <strong>de</strong>utschen Titel<br />

„ERLÖSUNG“.<br />

Regisseur<br />

Eduardo Chapero-Jackson wur<strong>de</strong> 1971 in Madrid als Kind eines spanischen Vaters und einer USamerikanischen<br />

Mutter geboren. Er studierte Kunst und Film in New York und kehrte 1996 nach Spanien<br />

zurück, wo er als freier Künstler arbeitete. Von 1997 bis 2004 war er bei <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n spanischen<br />

Produktionsfirma Sogecine tätig und nahm nebenbei Schauspielunterricht. Seit 2007 arbeitet er wie<strong>de</strong>r<br />

freiberuflich und studiert Psychologie. Derzeit bereitet er die Produktion seines ersten Spielfilms vor.<br />

Filmografie: 2005 CONTRACUERPO, 2007 ALUMBRAMIENTO.<br />

Interpretation<br />

Nimmt man <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Titel als Ansatzpunkt, so gerät schnell die Tat Saras (sie nimmt <strong>de</strong>r Mutter<br />

<strong>de</strong>n Sauerst<strong>of</strong>fschlauch aus <strong>de</strong>r Nase) in <strong>de</strong>n Blick. Will man jenes Han<strong>de</strong>ln dann als „erlösen<strong>de</strong> Tat“<br />

sehen, dann gerät <strong>de</strong>r Film leicht zu einem Plädoyer für passive Sterbehilfe, was ihm nicht gerecht wird.<br />

Der Film lässt sich Zeit die Figuren zu beobachten, und er zeigt sehr differenziert, wie sie mit <strong>de</strong>r Situation<br />

umgehen. Die Unterschiedlichkeit von Rafa und Sara wird bereits in <strong>de</strong>r Exposition betont: Während<br />

er nach<strong>de</strong>nklich und zumin<strong>de</strong>st äußerlich ruhig am Bett sitzt, richtet Sara sich auf und wird s<strong>of</strong>ort<br />

aktiv. Auf ihre Frage „Wie geht es ihr?“ erhält sie keine Antwort (Kap. 1). Auch die Szene im Auto führt<br />

bei<strong>de</strong> zwar in einem Raum zusammen, betont aber auch hier die Unterschie<strong>de</strong>: Seine erster Satz <strong>of</strong>fenbart<br />

eine eher pr<strong>of</strong>essionell-medizinische Perspektive („Das Medikament zur Erweiterung <strong>de</strong>r Bronchien<br />

hilft nicht mehr“), gegen die ihre Replik sich wen<strong>de</strong>t („Bekommt sie nicht schon zu viele Medikamente?“),<br />

auf die er nur mit einem Eingeständnis eigener Hilflosigkeit antworten kann („Doch schon,<br />

aber was sollen wir <strong>de</strong>nn sonst machen“). Ihr Angebot von Nähe (die zärtliche, mitfühlen<strong>de</strong>, Hilfe o<strong>de</strong>r<br />

Verständnis signalisieren<strong>de</strong> Geste, seine Hand zu ergreifen) lehnt er ab.<br />

Auch bei <strong>de</strong>r Ankunft in Haus <strong>de</strong>r Sterben<strong>de</strong>n ist seine erste (verbale) Reaktion die <strong>de</strong>s Arztes Rafa: es<br />

geht um die Verabreichung <strong>de</strong>r Medikamente. Selbst und gera<strong>de</strong> auf Raquels Versuch, die Unausweichlichkeit<br />

<strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Mutter auszusprechen („Ich glaube nicht, dass sie diese Nacht…“), reagiert<br />

er insistierend mit seinem therapeutischen Vorschlag („Wir versuchen es mit <strong>de</strong>m Corticoid und<br />

Atrovent“) 1 . Bei aller „Pr<strong>of</strong>essionalität“ wird Rafa jedoch auch als (mit-)fühlen<strong>de</strong>r Sohn gezeichnet: So<br />

gibt es immer wie<strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s ruhigen, eher nach innen gewen<strong>de</strong>ten Rafa, gleich zu Beginn, am Bett<br />

1 Bei<strong>de</strong> Medikamente sind krampflösend bzw. wer<strong>de</strong>n gegen Asthma und Bronchitis eingesetzt. Gleiches<br />

gilt auch für das zuvor angesprochene Salbutamol.<br />

4 kfw 2009


<strong>de</strong>r Mutter und nicht zuletzt durch die Montagesequenz, in <strong>de</strong>r bezeichnen<strong>de</strong>rweise „Erinnerungsbil<strong>de</strong>r“<br />

gezeigt wer<strong>de</strong>n, bevor dann nach <strong>de</strong>m Schnitt Rafas Gesicht zu sehen ist. So lässt sich die Szenenfolge<br />

auch als Blick auf <strong>de</strong>n erinnern<strong>de</strong>n Rafa <strong>de</strong>uten.<br />

Dem mehr rational-pr<strong>of</strong>essionell han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Sohn Rafa steht die Tochter Julia gegenüber. Ihr Umgang<br />

mit <strong>de</strong>r sterben<strong>de</strong>n Mutter liegt auf einer etwas an<strong>de</strong>ren Ebene: sie berührt und streichelt sie zärtlich,<br />

versucht ihren Blick auf die Welt, auf die vertrauten Menschen zu lenken („Mama sieh mal. Rafa ist dich<br />

besuchen gekommen Und Sara ist auch hier“). Dies zeigt zum einen ihre spezifische, eher „emotionale“<br />

Zuwendung zur Mutter und <strong>of</strong>fenbart dabei aber zugleich auch, wie schwer es ihr fällt, die Unausweichlichkeit<br />

<strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Mutter anzunehmen. Schon bei <strong>de</strong>r Begrüßung <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren sagt sie fast beschwörend:<br />

„Sie wird es schaffen. Sie schafft es immer. Stimmt’s Rafa?“ (Kap. 3) Sie ist es auch, die im<br />

Moment <strong>de</strong>s Sterbens das Zimmer verlässt. Von hier aus lässt sich ihre Art <strong>de</strong>r Zuwendung u. U. auch<br />

als eine Art <strong>de</strong>r Verdrängung <strong>de</strong>uten. In diesem Aspekt sind sich Julia und Rafa nahe, bei<strong>de</strong> wollen die<br />

Unabwendbarkeit <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s (zunächst noch) nicht akzeptieren – auch wenn sie ihnen bei<strong>de</strong>n letztlich<br />

wohl bewusst sein mag. Sehr schön fin<strong>de</strong>t dies – Ähnlichkeit wie Unterschie<strong>de</strong> - bildlichen Ausdruck in<br />

<strong>de</strong>r Einstellung, in <strong>de</strong>r die Blutdruck messen<strong>de</strong> Hand Rafas und die streicheln<strong>de</strong> Hand Julias die Mutter<br />

berühren.<br />

In diese Bemühungen greift schließlich Sara ein. Sie, die anfangs noch aktive, ist in <strong>de</strong>r gesamten ersten<br />

Szene am Sterbebett (Kap. 3) die passive. Sie beobachtet aus <strong>de</strong>r Distanz, wagt sich nur wenig<br />

näherzukommen – sei es weil sie sich als nicht so enge Verwandte 2 nicht „einmischen“ will, o<strong>de</strong>r weil<br />

sie (noch) keine an<strong>de</strong>re „Begleitung“ anzubieten hat. In <strong>de</strong>r zweiten Szene am Sterbebett (Kap. 6) greift<br />

sie aber plötzlich ein. In die Qual <strong>de</strong>r Mutter, in die (vergeblichen) Bemühungen Rafas und Julias tritt sie<br />

ein. Ihre Reaktion ist zunächst ähnlich <strong>de</strong>r Julias. Sie streichelt die Mutter, zugleich nimmt sie sie aber<br />

auch viel enger zu sich: sie umfasst <strong>de</strong>n Kopf <strong>de</strong>r Mutter mit <strong>de</strong>m Arm, nimmt ihn gleichsam zu sich –<br />

eine Geste, die die Distanz verringert; Sara lässt Maria und ihr Lei<strong>de</strong>n quasi näher an sich heran, und<br />

zugleich hat die Geste auch etwas „Schützen<strong>de</strong>s“. Nach einer Pause spricht sie dann das aus, was die<br />

an<strong>de</strong>ren nicht aussprechen und auch in ihrem Han<strong>de</strong>ln nicht ausdrücken wollten: „Maria. Du wirst sterben.“<br />

Sie sagt es ihr und zugleich - aber erst in zweiter Linie - <strong>de</strong>n Anwesen<strong>de</strong>n. Erst mit und nach <strong>de</strong>m<br />

Aussprechen <strong>de</strong>s Unausweichlichen, in <strong>de</strong>m auch ein Annehmen liegt, beginnt eine Begleitung <strong>de</strong>r<br />

Sterben<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>r das Abnehmen <strong>de</strong>s Schlauches nur eine Dimension unter vielen ist: Da ist das „Halten“<br />

und <strong>de</strong>r Auftrag (in <strong>de</strong>m ja auch eine Zusage steckt, nämlich gehalten zu wer<strong>de</strong>n) sich halten zu<br />

lassen („Halte dich fest. Ja.“); da ist das Abnehmen <strong>de</strong>s Schlauches, <strong>de</strong>r das Lei<strong>de</strong>n bislang nur verlängert<br />

hat („Du wirst nicht mehr lei<strong>de</strong>n, okay?“); da gibt es <strong>de</strong>n Perspektivenwechsel weg von <strong>de</strong>m was<br />

hier im Raum passiert (Julias Perspektive) hin zum vergangenen Leben, <strong>de</strong>n Blick auf eine Erinnerung,<br />

die ein sinnvolles Leben und glückliches Leben zeigen kann und damit <strong>de</strong>n Tod als Abschluss eines –<br />

theologisch gesprochen – „gesegneten Lebens“ annehmen lässt. Es gibt auch so etwas wie ein beruhigen<strong>de</strong>s<br />

Ritual <strong>de</strong>r Ansprache, das sich in <strong>de</strong>n immer wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Auffor<strong>de</strong>rungen (wenn es <strong>de</strong>nn<br />

noch solche sind) ausdrückt wie „atme“, „ganz ruhig“, „entspanne dich“, „lass dich gehen“, die von ganz<br />

an<strong>de</strong>rer Qualität sind als Rafas „Sch…“: Ist jenes eher eine suppressive (= unterdrücken<strong>de</strong>) Geste, so<br />

scheint mir Saras Ritual eher etwas Eröffnen<strong>de</strong>s, Zulassen<strong>de</strong>s zu haben. Mit all <strong>de</strong>m weist Sara <strong>de</strong>r<br />

Sterben<strong>de</strong>n gleichsam einen Weg im Prozess <strong>de</strong>s Sterbens, wobei sie sich zugleich immer wie<strong>de</strong>r<br />

rückversichert, nichts gegen ihren Willen zu tun. Dies drückt sich zum einen (eher formal o<strong>de</strong>r ritualisiert)<br />

in ihrem „Okay?“ aus, zum an<strong>de</strong>ren aber auch in ihrem beständigen Blick auf die Sterben<strong>de</strong>: Die<br />

Sterben<strong>de</strong> wird ruhiger, beginnt zu lächeln, lässt zu was passiert …<br />

Mit diesen Beobachtung wird vielleicht auch nachvollziehbarer, was unter <strong>de</strong>m (Original-)Titel <strong>de</strong>s Films<br />

verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n kann: Das Sterben als ein Prozess <strong>de</strong>s „Gebärens“ und die Begleitung als eine Hilfe<br />

dazu, zugleich ein „Licht“ und „hell wer<strong>de</strong>n“, was sich in <strong>de</strong>r Annahme dieses To<strong>de</strong>s als eines Über-<br />

2 Das Geflecht <strong>de</strong>r Figuren klärt <strong>de</strong>r Film selbst nur partiell auf. Da Rafa wie Julia die Sterben<strong>de</strong> Mutter<br />

nennen, können sie ein<strong>de</strong>utig als Sohn und Tochter gelten. Sara nennt die alte Frau hingegen mit ihrem<br />

Vornamen Maria, und da sie <strong>of</strong>fenbar mit Rafa zusammenlebt, kann sie als (Ehe-)Frau Rafas und damit<br />

als Schwiegertochter Marias angesehen wer<strong>de</strong>n. Ob Raquel eine beauftragte Krankenschwester ist o<strong>de</strong>r<br />

auch eine Tochter (vielleicht mit medizinischer Ausbildung) muss wohl <strong>of</strong>fen bleiben.<br />

5


<strong>Erlösung</strong><br />

gangs sowohl in <strong>de</strong>r Figur <strong>de</strong>r Sterben<strong>de</strong>n selbst als auch in an<strong>de</strong>ren Figuren ausdrückt: zumin<strong>de</strong>st bei<br />

Sara und am En<strong>de</strong> wohl auch bei Rafa scheint so etwas wie ein Annehmen-Können spürbar zu sein…<br />

Und die „<strong>Erlösung</strong>“? Als eine eher pr<strong>of</strong>an als theologisch zu verstehen<strong>de</strong> „<strong>Erlösung</strong> vom Lei<strong>de</strong>n“ gerät<br />

dann doch wie<strong>de</strong>r Saras Entfernung <strong>de</strong>s Sauerst<strong>of</strong>fschlauchs in <strong>de</strong>n Fokus. Das Lei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Mutter<br />

zeigt <strong>de</strong>r Film manchmal in nur schwer erträglicher Deutlichkeit. Wenn also Sara eingreift, dann wird <strong>de</strong>r<br />

Zuschauer das sicher noch auf einer ganz unreflektierten und unbewussten Ebene als Befreiung vom<br />

Schmerz und „<strong>Erlösung</strong>“ nachempfin<strong>de</strong>n können. Für eine - im Anschluss an <strong>de</strong>n Film möglicherweise<br />

zu thematisieren<strong>de</strong> – ethische o<strong>de</strong>r juristische Bewertung <strong>de</strong>s Dargestellten, müsste aber sicher auch<br />

noch die Figur <strong>de</strong>r Mutter selbst in <strong>de</strong>n Blick genommen wer<strong>de</strong>n. Sie ist zumeist eher Objekt <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lns<br />

An<strong>de</strong>rer, weniger Subjekt <strong>de</strong>s Geschehens und <strong>of</strong>fenbar auch schon nicht mehr ganz in dieser<br />

Welt. Gibt es so etwas wie Einverständnis o<strong>de</strong>r gar Zustimmung? Kann solches hier überhaupt ausgesprochen<br />

wer<strong>de</strong>n? Der Film selbst lässt manches <strong>of</strong>fen. Im Blick, in <strong>de</strong>r Reaktion <strong>de</strong>r Mutter am En<strong>de</strong><br />

(Lächeln) könnte man dies erkennen - aber es wäre Deutung. Auch an einer an<strong>de</strong>ren Stelle wäre noch<br />

anzusetzen. Als Rafa sein Stethoskop hervorholt, spricht Maria <strong>de</strong>n mehr<strong>de</strong>utigen Satz „Räum <strong>de</strong>ine<br />

Spielsachen weg! Ich hab dir gesagt, du sollst sie wegräumen.“ Es bleibt <strong>of</strong>fen, ob mit <strong>de</strong>n Spielsachen<br />

nun die medizinischen Instrumente <strong>de</strong>s Sohnes gemeint sein könnten o<strong>de</strong>r tatsächlich Spielsachen eines<br />

Kin<strong>de</strong>s. Da in <strong>de</strong>r Folge die Mutter sich ganz <strong>of</strong>fenbar in seine bzw. ihre Kindheit hinein fantasiert,<br />

spricht vieles für letzteres. Denkbar wäre auch eine an<strong>de</strong>re Deutung, nach <strong>de</strong>r sich in einem solchen<br />

Satz (gera<strong>de</strong> an dieser Stelle im Kontext <strong>de</strong>r Erzählung) <strong>de</strong>r Wunsch ausdrückt, von allen medizinischen<br />

Geräten und <strong>de</strong>r damit verbun<strong>de</strong>nen Behandlung befreit zu wer<strong>de</strong>n. Als Grundlage für eine solche<br />

Diskussion – im Blick auf <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>s Films im Religions- o<strong>de</strong>r Ethikunterricht – sollen im Folgen<strong>de</strong>n<br />

einige Aspekte zum Themenfeld „Sterbehilfe“ angeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Sachinformationen<br />

Begriffe<br />

Der Begriff „Euthanasie“ entstammt <strong>de</strong>m Griechischen (eu = gut, leicht und „thanatos = Tod“) und meint<br />

also wörtlich „guter Tod“ o<strong>de</strong>r auch „mil<strong>de</strong>r“, „leichter Tod“. In <strong>de</strong>r antiken Vorstellung, die noch bis ins<br />

20. Jahrhun<strong>de</strong>rt hinein wirksam war, verstand man darunter ein gutes Sterben in Ansehen und Ehre<br />

begleitet von Zuwendung nahestehen<strong>de</strong>r Personen. Durch <strong>de</strong>n Missbrauch <strong>de</strong>s Begriffs im Dritten<br />

Reich durch die Nationalsozialisten, als sogenannte „Euthanasie-Ärzte“ etwa 100.000 geistig und körperliche<br />

Behin<strong>de</strong>rte ermor<strong>de</strong>ten, bleibt <strong>de</strong>r Begriff belastet, so dass heute eher die <strong>de</strong>utsche Bezeichnung<br />

„Sterbehilfe“ gebräuchlich ist. Folgen<strong>de</strong> Unterscheidungen wer<strong>de</strong>n dabei getr<strong>of</strong>fen:<br />

Aktive Sterbehilfe: Um das Lei<strong>de</strong>n eines Schwerkranken zu verkürzen, wird <strong>de</strong>r Tod durch aktive<br />

Maßnahmen, etwa durch Giftinjektion, vorsätzlich herbeigeführt.<br />

Passive Sterbehilfe: Der Arzt verzichtet auf lebenserhalten<strong>de</strong> Maßnahmen, schaltet etwa die Beatmungsmaschine<br />

ab o<strong>de</strong>r stellt künstliche Ernährung ein, auch wenn dies <strong>de</strong>n Tod <strong>de</strong>s Patienten zur<br />

Folge haben wird.<br />

Indirekte Sterbehilfe: Hier wer<strong>de</strong>n Lei<strong>de</strong>ns mil<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Maßnahmen gesetzt, die nicht <strong>de</strong>n Tod <strong>de</strong>s<br />

Patienten beabsichtigen, <strong>de</strong>n Prozess <strong>de</strong>s Sterbens aber beschleunigen, z. B. starke schmerzlin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />

Mittel. Der Arzt verabreicht z. B. Morphine und nimmt dabei in Kauf, dass <strong>de</strong>ren Nebenwirkungen die<br />

Lebenserwartung verkürzen.<br />

Beihilfe zur Selbsttötung (assistierter Suizid): Wenn etwa ein Giftcocktail zur Verfügung gestellt<br />

wird und <strong>de</strong>m Betreffen<strong>de</strong>n die Möglichkeit eingeräumt wird, ihn selbst zu sich zu nehmen - ein Verhalten,<br />

das in jüngster Zeit vor allem als Praxis einzelner Sterbehilfe-Organisationen in <strong>de</strong>n Medien präsent<br />

und in <strong>de</strong>r Kritik war.<br />

6 kfw 2009


Rechtslage(n)<br />

In Deutschland ist die aktive Sterbehilfe verboten. Als eine „Tötung auf Verlangen“ wird sie mit bis zu<br />

fünf Jahren Haft bestraft. Eine Tötung ohne Vorliegen einer Willensäußerung <strong>de</strong>s Betr<strong>of</strong>fenen wird allgemein<br />

nicht als aktive Sterbehilfe, son<strong>de</strong>rn als Totschlag o<strong>de</strong>r Mord aufgefasst und entsprechend abgeurteilt.<br />

Im Fall <strong>de</strong>r passiven Sterbehilfe gilt, dass <strong>de</strong>utsche Gerichte dies verschie<strong>de</strong>ntlich für zulässig erklärt<br />

haben. Nach <strong>de</strong>utschem Recht gilt als passive Sterbehilfe <strong>de</strong>r Verzicht auf lebensverlängern<strong>de</strong> Maßnahmen<br />

bei einer tödlich verlaufen<strong>de</strong>n Erkrankung o<strong>de</strong>r Verletzung. Dieses bewusste Sterbenlassen<br />

etwa durch Abschalten eines Beatmungsgerätes ist zulässig, wenn eine entsprechen<strong>de</strong> Willenserklärung<br />

<strong>de</strong>s Patienten vorliegt o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Angehörigen glaubhaft nachgewiesen wer<strong>de</strong>n kann. Entschei<strong>de</strong>nd<br />

ist dabei zum einen <strong>de</strong>r Charakter <strong>de</strong>r Krankheit (tödlicher Verlauf, Sterbeprozess muss eingesetzt<br />

haben, unumkehrbar), zum an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>r Patientenwille, <strong>de</strong>r entwe<strong>de</strong>r erklärt o<strong>de</strong>r in Form einer<br />

Patientenverfügung/Vollmacht hinterlegt wer<strong>de</strong>n kann. Wer also wünscht, dass ihn die Ärzte nicht mehr<br />

o<strong>de</strong>r nur noch schmerzlin<strong>de</strong>rnd behan<strong>de</strong>ln, o<strong>de</strong>r wer künstliche Ernährung ablehnt, kann das in Deutschland<br />

durchsetzen – s<strong>of</strong>ern er bei klarem Bewusstsein ist.<br />

Selbsttötung ist juristisch erlaubt und damit auch die Beihilfe dazu. Tatsächlich kollidiert dieser Grundsatz<br />

aber mit <strong>de</strong>r Pflicht zur Hilfeleistung, so dass sie auch in Deutschland geahn<strong>de</strong>t wird. Zu<strong>de</strong>m dürfen<br />

entsprechen<strong>de</strong> Medikamente zu diesem Zweck nicht verordnet wer<strong>de</strong>n (Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz).<br />

Um mögliche Prozesse zu vermei<strong>de</strong>n sind (gera<strong>de</strong> in jüngster Zeit auch wie<strong>de</strong>r unter<br />

starker medialer Aufmerksamkeit) Sterbehilfe-Organisationen in die Schweiz ausgewichen, in <strong>de</strong>r Beihilfe<br />

zum Selbstmord und passive Sterbehilfe erlaubt sind, auch wenn <strong>de</strong>r Sterbeprozess noch nicht<br />

eingesetzt hat. Der Helfer hat hier keine Strafverfolgung zu befürchten, s<strong>of</strong>ern er „nicht eigennützig<br />

han<strong>de</strong>lt“.<br />

Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n meisten europäischen Län<strong>de</strong>rn verfügen die Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> (Belgien und Luxemburg<br />

folgten <strong>de</strong>m holländischen Mo<strong>de</strong>ll wenige Jahre später) über die mit Abstand freizügigste wie<br />

umstrittenste rechtliche Regelung. So war die umstrittene aktive Sterbehilfe seit einer Gesetzesreform<br />

im Jahr 1993 in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n bereits <strong>of</strong>fiziell toleriert - wenn <strong>de</strong>r han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> Arzt die Tat <strong>de</strong>m<br />

Staatsanwalt mel<strong>de</strong>te. Im Jahr 2000 wur<strong>de</strong> die Duldung <strong>de</strong>r Tötung auf Verlangen dann sogar legalisiert:<br />

Am 28. November genehmigt die zweite Kammer <strong>de</strong>s Haager Parlaments das s. g. Euthanasie-<br />

Gesetz mit 46 zu 28 Stimmen. Nach <strong>de</strong>n Buchstaben dieses Gesetzes ist das Töten eines unheilbar<br />

Kranken zwar immer noch strafbar. Aber wenn <strong>de</strong>r Patient aktive Sterbehilfe mündlich o<strong>de</strong>r in einer<br />

Patientenverfügung schriftlich verlangt, kann ein Arzt diese angebliche Hilfe leisten. Dabei muss er<br />

Auflagen beachten: Das Lei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Patienten muss „unerträglich“ sein, er muss mehrfach „aus freiem<br />

Willen“ <strong>de</strong>n Wunsch geäußert haben zu sterben. Nach <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>s Patienten entschei<strong>de</strong>t eine regionale<br />

Kontrollkommission selbstständig, ob <strong>de</strong>r Arzt alle 28 Sorgfaltskriterien eingehalten hat. Das weltweit<br />

erste Gesetz zur aktiven Sterbehilfe regelt das Töten von einwilligungsfähigen Patienten. Für die<br />

Befürworter ist die Regelung ein Ausdruck holländischer Toleranz, Offenheit und Autonomie. Für Euthanasie-Gegner<br />

han<strong>de</strong>lt es sich dabei allerdings um „eine von emanzipatorischen Inhalten entleerte<br />

Selbstbestimmungsrhetorik“. Die Deutsche Hospiz Stiftung (DHS) spricht von einer „Lizenz zum Töten“,<br />

die das Haager Parlament erteilt habe: „Anstatt menschenwürdiges Sterben durch effiziente und mo<strong>de</strong>rne<br />

Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Hospizarbeit und Palliativmedizin, die mo<strong>de</strong>rne Schmerztherapie, zu sichern, öffnen<br />

die Nie<strong>de</strong>rlän<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Missbrauch Tür und Tor.“ 3 Nicht an<strong>de</strong>rs sehen die Stellungnahmen <strong>de</strong>r<br />

christlichen Kirchen aus.<br />

Kirchliche Positionen<br />

Dass die Positionen <strong>de</strong>r christlichen Kirchen in <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r sittlichen Beurteilung <strong>de</strong>r Sterbehilfe weitgehend<br />

übereinstimmen zeigt sich u. a. in <strong>de</strong>r Veröffentlichung einer „gemeinsamen Erklärung <strong>de</strong>s<br />

Rates <strong>de</strong>r Evangelischen Kirche in Deutschland und <strong>de</strong>r Deutschen Bisch<strong>of</strong>skonferenz“ mit <strong>de</strong>m Titel<br />

„Gott ist ein Freund <strong>de</strong>s Lebens“ aus <strong>de</strong>m Jahr 1989. Mit Verweis auf Gott als Schöpfer allen Lebens<br />

3 http://www.wdr.<strong>de</strong>/themen/kultur/stichtag/2005/11/28.jhtml<br />

7


<strong>Erlösung</strong><br />

und auf die Gottebenbildlichkeit <strong>de</strong>s Menschen in Gen 1 wer<strong>de</strong>n das unbedingte Lebensrecht je<strong>de</strong>s<br />

einzelnen Menschen und die ebenso unbedingte Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Menschen – eben auch als Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

durch Krankheit, Behin<strong>de</strong>rung und Tod gezeichneten Lebens - als zentrale christliche Positionen herausgestellt<br />

(Kap. IV). In Kap. VI/5 greift <strong>de</strong>r Text dann die Fragen im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

menschlichen Lebens auf. Dort heißt es u. a.:<br />

a) Von <strong>de</strong>r Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Sterben<strong>de</strong>n<br />

Christliches Sterben ist gewiss kein angstloses, aber ein angst-bestehen<strong>de</strong>s, angst-überwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s<br />

Sterben, ein Sterben im Frie<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Sterben<strong>de</strong> mit seiner Lebensgeschichte und mit seinen<br />

Angehörigen ins Reine kommt. Christen wünschen und wollen, dass es ein Sterben sei, das <strong>de</strong>r Betr<strong>of</strong>fene<br />

als die letzte Phase seines Lebens selbst lebt, nicht umgeht und nicht auslässt. Aber da je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Umstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Sterbens immer auch ausgeliefert ist, ist würdig zu sterben Gna<strong>de</strong> und eigenes Werk<br />

zugleich.<br />

Von <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren ist je<strong>de</strong>r Sterben<strong>de</strong> als <strong>de</strong>r zu achten, <strong>de</strong>r sein Sterben selbst lebt. Deshalb kann auch<br />

beim Sterben eines Menschen alle Hilfe nur Lebenshilfe sein. Die Hilfe im Sterben, <strong>de</strong>rer <strong>de</strong>r Betr<strong>of</strong>fene<br />

angesichts <strong>de</strong>r Einsamkeit <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s bedarf, besteht folglich in intensiver Zuwendung und in bestmöglicher<br />

ärztlicher Versorgung und Pflege. Sie will ihm darin beistehen, dass er sein körperliches Lei<strong>de</strong>n<br />

ertragen und <strong>de</strong>n bevorstehen<strong>de</strong>n Tod selbst annehmen kann. Darin wird sie die Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Sterben<strong>de</strong>n,<br />

seine letzte, ihm als Person angehören<strong>de</strong> Unantastbarkeit, wahren und achten. Auch ein unheilbar<br />

Kranker, <strong>de</strong>r für an<strong>de</strong>re nur noch eine Belastung ist, hat das ungeschmälerte Recht auf Leben. Kein Arzt<br />

darf ihn, solange er lebt, als einen sogenannten „h<strong>of</strong>fnungslosen Fall“ aufgeben und ihm nicht mehr die<br />

ärztliche Grundversorgung zuteil wer<strong>de</strong>n lassen.<br />

Je<strong>de</strong>r Umgang mit einem Sterben<strong>de</strong>n hat in diesem fundamentalen Respekt vor ihm zu geschehen.<br />

Alle medizinischen und pflegerischen Maßnahmen sind in dieser Achtung vor seiner Wür<strong>de</strong> vorzunehmen.<br />

Es darf nicht verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r Sterben<strong>de</strong> auch am En<strong>de</strong> seines Lebens selbst über<br />

sich bestimmt. Das schließt ein, dass man <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Weise, sterben zu wollen, selbst dann achtet,<br />

wenn man an sich sein Vorgehen nicht billigt. Wenn ein Sterbenskranker äußerungsfähig ist und bewusst<br />

weitere medizinische Maßnahmen ablehnt, so ist ihm zu folgen. Und wenn er nicht mehr äußerungsfähig<br />

ist, dann soll <strong>de</strong>r Arzt wie ein guter Anwalt im wohlverstan<strong>de</strong>nen Interesse <strong>de</strong>s Sterben<strong>de</strong>n<br />

und zu <strong>de</strong>ssen individuellem Wohl han<strong>de</strong>ln. Dieser Grundsatz kann im Einzelfall sehr wohl das Unterlassen<br />

o<strong>de</strong>r Einstellen von (weiteren) medizinischen Eingriffen zur Folge haben, wenn diese - statt das<br />

Leben dieses Menschen zu verlängern - nur <strong>de</strong>ssen Sterben verlängern. Nicht jedoch folgt daraus,<br />

dass jegliches Ansinnen eines Sterben<strong>de</strong>n an an<strong>de</strong>re, etwa an einen Arzt, von diesen zu befolgen<br />

wäre.<br />

b) Die Unverfügbarkeit <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren<br />

Die Unverfügbarkeit <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren, seine Unantastbarkeit als Person, be<strong>de</strong>utet die Einräumung eines<br />

unbedingten Lebensrechts <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren und die prinzipielle Respektierung seines Eigenrechts, seines<br />

Selbstbestimmungsrechts. Der Mensch darf <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Menschen nicht absichtlich so zum bloßen<br />

verfügbaren Objekt machen, dass dieser nicht mehr zugleich Subjekt eigener Entscheidung sein kann,<br />

sich nicht mehr zu <strong>de</strong>m verhalten kann, was ihm da geschieht. Sein Leben selbst und das Eintreten<br />

seines To<strong>de</strong>s stehen nicht in <strong>de</strong>r Verfügung an<strong>de</strong>rer. Ohne solche prinzipielle Grenze für alle Eingriffe<br />

wäre die Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Menschen preisgegeben. Dies auch gegenüber verwirrten alten Menschen festzuhalten<br />

und durchzuhalten wird in <strong>de</strong>r voraussehbaren Zukunft eine Aufgabe von zunehmen<strong>de</strong>m Gewicht<br />

sein.<br />

(…) Daraus folgt: Das Töten eines an<strong>de</strong>ren Menschen kann unter keinen Umstän<strong>de</strong>n eine Tat <strong>de</strong>r Liebe,<br />

<strong>de</strong>s Mitleids mit <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren, sein, <strong>de</strong>nn es vernichtet die Basis <strong>de</strong>r Liebe.<br />

c) Die Selbsttötung<br />

In <strong>de</strong>r Selbsttötung verneint ein Mensch sich selbst. Vieles kann zu einem solchen letzten Schritt führen.<br />

Doch welche Grün<strong>de</strong> es auch sein mögen - keinem Menschen steht darüber von außen ein Urteil<br />

zu. Die Beweggrün<strong>de</strong> und die Entscheidungsmöglichkeiten eines an<strong>de</strong>ren bleiben ebenso wie eventuelle<br />

Auswirkungen einer Krankheit im letzten unbekannt. Für <strong>de</strong>n Christen be<strong>de</strong>utet die Selbsttötung<br />

8 kfw 2009


eines an<strong>de</strong>ren Menschen eine enorme Herausfor<strong>de</strong>rung: Er kann diese Tat im letzten nicht verstehen<br />

und nicht billigen - und kann <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r so han<strong>de</strong>lt, seinen Respekt doch nicht versagen. Eine Toleranz<br />

gegenüber <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren noch über das Verstehen seiner Tat hinaus ist dabei gefor<strong>de</strong>rt. Doch die<br />

Selbsttötung billigen und gutheißen kann <strong>de</strong>r Mensch nicht, <strong>de</strong>r begriffen hat, dass er nicht nur für sich<br />

lebt. Je<strong>de</strong>r Selbsttötungsversuch kann für ihn nur ein „Unfall“ und ein Hilfeschrei sein.<br />

d) Lei<strong>de</strong>nsvermin<strong>de</strong>rung mit <strong>de</strong>m Risiko <strong>de</strong>r Lebensverkürzung<br />

Mit <strong>de</strong>n pharmakologischen und operativen Mitteln, <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Medizin ist, wenn <strong>de</strong>r Patient das<br />

will, eine weitgehen<strong>de</strong> Schmerzlin<strong>de</strong>rung möglich. Dabei kann <strong>de</strong>r Fall eintreten, dass solche Lei<strong>de</strong>nsvermin<strong>de</strong>rung<br />

mit <strong>de</strong>m Risiko <strong>de</strong>r Lebensverkürzung behaftet ist. Wenn das Eintreten <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s nicht<br />

beabsichtigt ist, Zweck <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lns vielmehr ist, das noch verbliebene Leben eines Sterben<strong>de</strong>n erträglich<br />

zu machen, so kann das tödliche Risiko als Nebenwirkung hingenommen wer<strong>de</strong>n. Auch in<br />

diesem Fall gilt, dass bei einem nicht mehr äußerungsfähigen Patienten <strong>de</strong>r Arzt aufgrund seines ärztlichen<br />

Wissens überzeugt sein muss, sein Tun sei unter <strong>de</strong>n gegebenen Umstän<strong>de</strong>n zum Besten <strong>de</strong>s<br />

Patienten.<br />

e) „Tötung auf Verlangen“ bei einem Todkranken<br />

Das Problem kann sich nur stellen bei einem bewussten, äußerungsfähigen Kranken, <strong>de</strong>ssen Tod nach<br />

ärztlichem Wissen absehbar und unaufhaltsam bevorsteht. Eine beabsichtigte Tötung eines Kranken<br />

gegen <strong>de</strong>ssen Willen kann niemand ernsthaft erwägen. Beim sogenannten „To<strong>de</strong>swunsch“ eines Kranken<br />

ist zu unterschei<strong>de</strong>n:<br />

1. ob er sich nach <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> sehnt, sterben will; o<strong>de</strong>r<br />

2. ob er seinen Lebenswillen aufgibt, sich <strong>de</strong>m Weiterleben verweigert; o<strong>de</strong>r<br />

3. ob er sich aktiv selbst das Leben nehmen will; o<strong>de</strong>r<br />

4. ob er an einen an<strong>de</strong>ren, an <strong>de</strong>n Arzt o<strong>de</strong>r einen Angehörigen, das Ansinnen stellt, er solle ihn<br />

töten, also die letzte Verantwortung übernehmen,<br />

Der Unterschied zwischen <strong>de</strong>r Bereitschaft o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Sehnsucht zu sterben und <strong>de</strong>m an einen an<strong>de</strong>ren<br />

gerichteten Verlangen zu töten ist unübersehbar. Nur von diesem letzteren ist hier die Re<strong>de</strong>.<br />

Es kann die Situation eintreten, dass ein Mensch sein Leben nicht mehr annehmen und führen möchte,<br />

dass ihm <strong>de</strong>r Tod „besser“ zu sein scheint als sein schreckliches Leben. Ist er zu<strong>de</strong>m in einer hilflosen<br />

Lage, so kann es auch dazu kommen, dass er an einen an<strong>de</strong>ren jenes Verlangen, ihn zu töten, stellt.<br />

Doch müsste ihm dann nicht - schonend, aber klar - gesagt wer<strong>de</strong>n, warum dies sein Verlangen von<br />

einem an<strong>de</strong>ren nicht übernehmbar ist? Ein Verzweifelter braucht intensive Zuwendung, um die Wahrheit<br />

zu erfahren, dass auch sein Leben nicht sinnlos ist.<br />

Käme ein Arzt solchem Verlangen nach, so zöge er sich einen zerreißen<strong>de</strong>n Konflikt zu zwischen seiner<br />

ärztlichen Berufspflicht, Anwalt <strong>de</strong>s Lebens zu sein, und <strong>de</strong>r ganz an<strong>de</strong>ren Rolle, einen Menschen<br />

zu töten. Täte er es auch aus Mitleid - ließe sich dann vermei<strong>de</strong>n, dass man ihm auch noch an<strong>de</strong>re<br />

Motive zu unterstellen beginnt? Das wäre das En<strong>de</strong> je<strong>de</strong>s Vertrauensverhältnisses zwischen Arzt und<br />

Patient. Zuweilen ist es für einen Angehörigen sehr bedrückend, mit ansehen zu müssen, wie schwer<br />

und qualvoll ein Mensch stirbt. Er prüfe sich selbst, ob es nicht seine Erschöpfung und seine ratlose<br />

Ohnmacht sind, die ihn zu <strong>de</strong>m Wunsch verleiten, dies sei nicht mehr auszuhalten, man möge das Leben<br />

<strong>de</strong>s Sterben<strong>de</strong>n been<strong>de</strong>n, also ihn töten, um - wie man dann sich rechtfertigend sagt - ihm Lei<strong>de</strong>n<br />

zu ersparen.<br />

f) Sterbebegleitung<br />

Begleitung <strong>de</strong>s sterben<strong>de</strong>n Menschen wur<strong>de</strong> und wird durch ganz elementare Handreichungen wie<br />

durch trösten<strong>de</strong>n Zuspruch in vielen Familien praktiziert. Heute stellt sich die Aufgabe, diese Form <strong>de</strong>r<br />

Sterbehilfe wie<strong>de</strong>r stärker einzuüben und ihr auch in <strong>de</strong>n Bereichen <strong>de</strong>r pr<strong>of</strong>essionellen Krankenbetreuung,<br />

also in <strong>de</strong>n Krankenhäusern, <strong>de</strong>n Pflegeheimen und <strong>de</strong>r ambulanten Krankenversorgung, mehr<br />

Raum zu schaffen. In dieser Hinsicht hat die „Hospiz“-Bewegung wichtige Impulse und Anregungen<br />

gegeben.<br />

9


<strong>Erlösung</strong><br />

g) Mutmachen zum Leben<br />

Alle Teilnahme an <strong>de</strong>r Krankheit und am Lei<strong>de</strong>n eines Sterben<strong>de</strong>n wird darauf zielen, gemeinsam mit<br />

ihm herauszufin<strong>de</strong>n, was sein Leben auch unter <strong>de</strong>n Einschränkungen, die ihm auferlegt sind, in <strong>de</strong>r<br />

ihm noch verbliebenen Spanne Zeit lebenswert und sinnvoll macht. Alles Bestreben und Gutzure<strong>de</strong>n<br />

wird ihm nahebringen wollen, dass sein Leben wie das je<strong>de</strong>s Menschen, und sei es noch so behin<strong>de</strong>rt,<br />

für an<strong>de</strong>re be<strong>de</strong>utsam und wichtig ist. In <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>seintritts geht solche Teilnahme über in<br />

die Bitte, <strong>de</strong>r Sterben<strong>de</strong> möge mit <strong>de</strong>m Bewusstsein in <strong>de</strong>n Tod gehen, dass sein Leben nicht vergeblich,<br />

son<strong>de</strong>rn von Gott gewollt und gesegnet war. 4<br />

Diese längeren Auszüge aus <strong>de</strong>r Erklärung machen <strong>de</strong>utlich, dass eine kirchliche Beurteilung nicht<br />

kasuistisch, son<strong>de</strong>rn nur im Kontext eines unbedingten Lebensrechtes und umfassen<strong>de</strong>n Lebensschutzes<br />

gesehen wer<strong>de</strong>n muss, welche in <strong>de</strong>r im Schöpfungsakt begrün<strong>de</strong>ten Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Menschen grün<strong>de</strong>n.<br />

Von hier aus sind alle Überlegungen zu möglichen Formen <strong>de</strong>r Sterbehilfe zunächst einmal Überlegungen<br />

zu einer Sterbebegleitung, die ausgerichtet ist auf das Leben – auch an seinem En<strong>de</strong>, auch<br />

und gera<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>n Bedingungen von Krankheit und Leid. Ein so verstan<strong>de</strong>nes Sterben in Wür<strong>de</strong><br />

erfor<strong>de</strong>rt eine Begleitung, die einen unausweichlichen Vorgang anzunehmen hilft, be<strong>de</strong>utet Leidmin<strong>de</strong>rung<br />

wo immer sie möglich ist, aber eben keinen „Abbruch“ <strong>de</strong>s Sterbeprozesses durch eine gezielte<br />

Tötung. Alle Texte sprechen sich klar gegen die aktive Sterbehilfe aus und auch die passive Sterbehilfe<br />

wird nur unter engen Bedingungen als zulässig angesehen. Im Unterschied zur juristischen Betrachtung<br />

liegt <strong>de</strong>r Hauptakzent in kirchlichen Fel<strong>de</strong>rn weniger auf <strong>de</strong>r Zustimmung <strong>de</strong>s Betr<strong>of</strong>fenen als auf <strong>de</strong>r<br />

Unausweichlichkeit <strong>de</strong>s Sterbens: Das Leben und eben auch sein En<strong>de</strong> sind in Gottes Hand. Wenn es<br />

zu En<strong>de</strong> geht, muss dieses En<strong>de</strong> nicht um je<strong>de</strong>n Preis hinausgeschoben wer<strong>de</strong>n, aber es darf nicht vom<br />

Menschen autonom gesetzt wer<strong>de</strong>n (aktive Sterbehilfe, assistierter Suizid). Wo dies nicht geschieht,<br />

sind alle Formen <strong>de</strong>r Leidmil<strong>de</strong>rung, auch wenn sie faktische eine Verkürzung <strong>de</strong>s Lebens zur Folge<br />

haben, zulässig (indirekte Sterbehilfe, im Einzelfall auch passive Sterbehilfe). Deutlich ist auch die Option<br />

für <strong>de</strong>n Ausbau <strong>de</strong>r palliativmedizinischen Versorgung: Sterbehilfe darf nicht die „billige Lösung“<br />

sein. Wenn es medizinisch möglich ist, das Sterben schmerzfreier zu halten, wird vielleicht auch <strong>de</strong>r<br />

Wunsch nach einem künstlich herbei geführten Tod als letztem Ausweg geringer.<br />

Didaktische Bausteine<br />

In <strong>de</strong>r bei aller Sensibilität doch sehr realistischen Darstellung <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns <strong>de</strong>r Sterben<strong>de</strong>n kann <strong>de</strong>r<br />

Film (gera<strong>de</strong> bei jüngeren Zuschauern, v. a. bei jenen, die mit <strong>de</strong>m Sterben von Verwandten bereits<br />

konfrontiert waren) auch belastend wirken. Es sollte daher ausreichend Zeit nach <strong>de</strong>m Sehen <strong>de</strong>r Films<br />

zur Verfügung stehen, solche emotionalen Wirkungen auffangen zu können.<br />

Bei einem Einsatz <strong>de</strong>s Films im Ethik- o<strong>de</strong>r Religionsunterricht kann – je nach Fragestellung – sehr<br />

schnell eine „Engführung“ <strong>de</strong>s Films auf das Thema „Sterbehilfe“ stattfin<strong>de</strong>n. Das mag – je nach Zielsetzung<br />

– durchaus sinnvoll und hilfreich sein, nimmt <strong>de</strong>m Film aber viel von seiner Vielschichtigkeit. Es<br />

wäre im Vorfeld <strong>de</strong>s Einsatzes gut zu überlegen, ob <strong>de</strong>r Film mit einer spezifischen Leitfrage o<strong>de</strong>r auch<br />

nur Einleitung angegangen wird, die die Wahrnehmung zu öffnen versucht (z. B. „Beobachten wie die<br />

Figuren auf die Situation reagieren“) o<strong>de</strong>r aber konzentriert (z. B. „Welche Form von Sterbehilfe?“ „Wie<br />

beurteilen Sie das Verhalten?“ o. a.).<br />

Bei einem Einsatz im Religionsunterricht wird naturgemäß auch eine Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit kirchlichen<br />

Positionen stattfin<strong>de</strong>n. Da hier – nicht zuletzt bei einem so umstrittenen und in <strong>de</strong>n Medien präsenten<br />

Thema – sehr schnell Wertungen einfließen (sei es Wertungen <strong>de</strong>s Verhaltens <strong>de</strong>r Figuren,<br />

seien es Wertungen <strong>de</strong>r vermeintlichen o<strong>de</strong>r tatsächlichen Positionen), ist es sinnvoll, <strong>de</strong>n Blick auf die<br />

Figuren, ihre Motive, Gefühle, Haltungen im Film nicht zu schnell abzuschließen, bevor die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit ethischen o<strong>de</strong>r theologischen Texten beginnt bzw. weitergeführt wird.<br />

4 http://www.ekd.<strong>de</strong>/EKD-Texte/gottist/freund<strong>de</strong>slebens.html<br />

10 kfw 2009


Zur Arbeit mit <strong>de</strong>m Film / Filmgespräch:<br />

Erschließungsfragen (Figuren)<br />

● Welche Gedanken bzw. welche Gefühle könnten die Figuren in <strong>de</strong>r Begegnung mit <strong>de</strong>r Sterben<strong>de</strong>n<br />

bewegen?<br />

● Wie <strong>de</strong>uten Sie ihr Verhalten? Wovon ist es bestimmt/geprägt?<br />

● Sehen Sie „Verän<strong>de</strong>rungen”, die Figuren im Film durchlaufen?<br />

● Charakterisieren Sie das Verhalten <strong>de</strong>r Figuren.<br />

● Welche Haltung zum Tod/Sterben erkennen Sie in <strong>de</strong>n Figuren?<br />

● Welches (Film-)Bild charakterisiert die jeweilige Figur am treffendsten?<br />

● In welchen Momenten zeigt sich <strong>de</strong>r Arzt Rafa, in welchen <strong>de</strong>r Sohn Rafa?<br />

● Stehen bei<strong>de</strong> (<strong>de</strong>r Arzt/<strong>de</strong>r Sohn) Ihrer Meinung nach in Konflikt miteinan<strong>de</strong>r?<br />

● Worin unterschei<strong>de</strong>t sich das Verhalten <strong>de</strong>r Geschwister von <strong>de</strong>m Saras?<br />

● Wie erklären Sie sich, dass Julia gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Raum verlässt?<br />

● Wie erklären Sie sich das Eingreifen Saras?<br />

● Welche „Hilfe(n)“ erfährt die Sterben<strong>de</strong>?<br />

● Sehen Sie Zeichen eines Einverständnisses bzw. eines Einspruchs bei <strong>de</strong>r Sterben<strong>de</strong>n?<br />

Weiterführen<strong>de</strong> Fragen<br />

● Sehen Sie im Verhalten einzelner Figuren Momente <strong>de</strong>r Verdrängung (<strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s)?<br />

● Wür<strong>de</strong>n Sie Saras Han<strong>de</strong>ln als Sterbehilfe o<strong>de</strong>r als Sterbebegleitung bezeichnen? Warum?<br />

● Der spanische Originaltitel <strong>de</strong>s Films „ALUMBRAMIENTO“ ist mehr<strong>de</strong>utig: er be<strong>de</strong>utet sowohl<br />

„Beleuchtung“ als auch „Entbindung, Geburt“. Erklären Sie diesen Titel!<br />

● Der <strong>de</strong>utsche Titel „<strong>Erlösung</strong>“ ist keine Übersetzung <strong>de</strong>s spanischen Originaltitels. Halten Sie ihn<br />

für passend o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st für zulässig? Sehen Sie im Film „<strong>Erlösung</strong>“?<br />

● In kirchlichen Texten zum Thema ist häufig von einem „Sterben in Wür<strong>de</strong>“ die Re<strong>de</strong>. Sehen sie<br />

das Sterben im Film als ein solches? Inwiefern?<br />

● „Gott will nicht <strong>de</strong>n Tod son<strong>de</strong>rn das Leben“. Können Sie diesen theologischen Satz mit <strong>de</strong>m Film<br />

in Verbindung bringen?<br />

Links (Stand: 28.04.2009)<br />

http://<strong>de</strong>.wikipedia.org/wiki/Hospizbewegung<br />

http://<strong>de</strong>.wikipedia.org/wiki/Palliativpflege<br />

http://<strong>de</strong>.wikipedia.org/wiki/Sterbebegleitung<br />

http://www.bun<strong>de</strong>saerztekammer.<strong>de</strong>/page.asp?his=0.6.5048.5049<br />

http://www.dbk.<strong>de</strong>/imperia/md/content/schriften/dbk6.gemeinsametexte/gt_17.pdf<br />

http://www.ekd.<strong>de</strong>/EKD-Texte/44666.html<br />

http://www.gesundheitpro.<strong>de</strong>/Sterbebegleitung-Trauern-A050829ANONI013746.html<br />

http://www.katholisch.<strong>de</strong>/24834.html<br />

http://www.theology.<strong>de</strong>/theologie/fachbereiche/ethik/sterbehilfesterbebegleitung.php<br />

Franz Günther Weyrich<br />

11


<strong>Erlösung</strong><br />

Unterrichtsvorschläge für <strong>de</strong>n Religions- o<strong>de</strong>r Ethikunterricht<br />

Phase<br />

Sozialform<br />

1. Einstieg:<br />

Einzelarbeit<br />

und/o<strong>de</strong>r<br />

LSG<br />

2. Film<br />

3. Erarbeitung:<br />

LSG zum<br />

Film<br />

(bzw. GA)<br />

4. mögliche<br />

Vertiefungen:<br />

(EA/GA/<br />

LSG)<br />

Fragestellung(en) mögliche Ergebnisse Kommentar<br />

●<br />

„Menschenwürdiges<br />

Sterben“ – EA: Was verbin<strong>de</strong>n<br />

Sie mit diesem<br />

Begriff?<br />

● Brainstorming zum Begriff<br />

„Sterbehilfe(n)“<br />

a) ohne Leitfragen<br />

b) Perspektive: Wie gehen<br />

die Figuren mit <strong>de</strong>r Situation<br />

um?<br />

c) Leitfrage: Welche<br />

„Sterbehilfe(n)“ zeigt <strong>de</strong>r Film?<br />

a) <strong>of</strong>fener Einstieg<br />

b) Gegenüberstellung Rafa<br />

– Julia – Sara - Raquel<br />

c) Diskussion <strong>de</strong>r<br />

Sterbehilfe(n)<br />

Anhand einzelner Arbeitsblätter<br />

(s.d.)<br />

● Direkte/indirekte Sterbehilfe<br />

● Aktive/passive Sterbehilfe<br />

● Juristische/moralische Problematik<br />

● Beim Sterben helfen: Trost, Begleitung,<br />

Nähe etc.<br />

● Beim Sterben<strong>de</strong>n sein<br />

● Hilfen <strong>de</strong>n Tod zu akzeptieren<br />

● Schmerzen lin<strong>de</strong>rn …<br />

● Wie wirkt <strong>de</strong>r Film (wi<strong>de</strong>rständig, bedrückend<br />

etc.)?<br />

● Was hat mich bewegt / was irritiert?<br />

● Was bleibt mir haften?<br />

Weite Perspektive, die für<br />

eine Einstiegsstun<strong>de</strong> sowie<br />

für eine anschließen<strong>de</strong> Diskussion<br />

theologischer Positionen<br />

besser geeignet ist<br />

Engführung auf die Diskussion<br />

„passive Sterbehilfe“<br />

o<strong>de</strong>r weite Perspektive<br />

„Sterbebegleitung“<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r Bildgestaltung<br />

sollte <strong>de</strong>r Film unbedingt in<br />

Großprojektion und in einem<br />

gut verdunkelten Raum gezeigt<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

Erarbeitung und Diskussion<br />

unter <strong>de</strong>r Perspektive „Sterbehilfe<br />

– Sterbebegleitung“<br />

● Rafa (Raquel): medizinische Perspektive<br />

aber auch Mitlei<strong>de</strong>n (Sohn)<br />

Erarbeitung <strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />

Verhaltensweisen und<br />

● Julia: Zuwendung, aber auch „Ablenkung“<br />

Haltungen<br />

● „Verdrängung“ ?<br />

● Sara: Akzeptieren <strong>de</strong>r Unausweichlichkeit<br />

<strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s<br />

● Ermöglichung eines „versöhnten To<strong>de</strong>s“<br />

(Sinnperspektive, „gutes Leben“)<br />

● Ist das Wegnehmen <strong>de</strong>s Schlauches<br />

„passive Sterbehilfe“?<br />

● Sterbenlassen – Euthanasie<br />

● „Einverständnis“ <strong>de</strong>s Sterben<strong>de</strong>n?<br />

● Schmerzlin<strong>de</strong>rung (Morphingabe)<br />

● Körperliche Nähe (Julia, Sara)<br />

● „gesegnetes Leben“<br />

● Sterben im Raum <strong>de</strong>r Familie<br />

● Saras Han<strong>de</strong>ln ist als umfassen<strong>de</strong> Sterbebegleitung<br />

Diskussion unter unter-<br />

im Sinne gera<strong>de</strong> auch <strong>de</strong>r schiedlichen theologischen/<br />

kirchlichen Texte und <strong>de</strong>s christlichen<br />

ethischen Prämissen<br />

Menschenbil<strong>de</strong>s verstehbar<br />

Erarbeitung <strong>de</strong>r kirchlichen<br />

● Problematik <strong>de</strong>r Verkürzung auf rein juristische<br />

und medizinische Aspekte<br />

Positionen<br />

● Menschenwürdiges Leben heißt auch Analyse <strong>de</strong>s Films im Kontexte<br />

menschenwürdiges Sterben. - Bedingungen?<br />

<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n texten ent-<br />

…<br />

falteten zentralen Begriffe<br />

(„Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Sterben<strong>de</strong>n“ etc.)<br />

12 kfw 2009


M 1<br />

DER RÖMISCHE KATECHISMUS ZUR FRAGE DER EUTHANASIE<br />

2258 „Das menschliche Leben ist heilig, weil es von seinem Beginn an ‚<strong>de</strong>r Schöpfermacht Gottes’<br />

bedarf und für immer in einer beson<strong>de</strong>ren Beziehung zu seinem Schöpfer bleibt, seinem einzigen Ziel.<br />

Nur Gott ist <strong>de</strong>r Herr <strong>de</strong>s Lebens von seinem Anfang bis zu seinem En<strong>de</strong>: Niemand darf sich, unter<br />

keinen Umstän<strong>de</strong>n, das Recht anmaßen, ein unschuldiges menschliches Wesen direkt zu zerstören“<br />

(…)<br />

Euthanasie<br />

2276 Menschen, die versehrt o<strong>de</strong>r geschwächt sind, brauchen beson<strong>de</strong>re Beachtung. Kranke o<strong>de</strong>r<br />

Behin<strong>de</strong>rte sind zu unterstützen, damit sie ein mög¬lichst normales Leben führen können.<br />

2277 Die direkte Euthanasie besteht darin, dass man aus welchen Grün<strong>de</strong>n und mit welchen Mitteln<br />

auch immer <strong>de</strong>m Leben behin<strong>de</strong>rter, kranker o<strong>de</strong>r sterben<strong>de</strong>r Menschen ein En<strong>de</strong> setzt. Sie ist sittlich<br />

unannehmbar.<br />

Eine Handlung o<strong>de</strong>r eine Unterlassung, die von sich aus o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Absicht nach <strong>de</strong>n Tod herbeiführt, um<br />

<strong>de</strong>m Schmerz ein En<strong>de</strong> zu machen, ist ein Mord, ein schweres Ver¬gehen gegen die Menschenwür<strong>de</strong><br />

und gegen die Achtung, die man <strong>de</strong>m lebendigen Gott, <strong>de</strong>m Schöpfer, schul<strong>de</strong>t. Das Fehlurteil, <strong>de</strong>m<br />

man gutgläubig zum Opfer fallen kann, än<strong>de</strong>rt die Natur dieser mör<strong>de</strong>rischen Tat nicht, die stets zu<br />

verbieten und auszu¬schließen ist.<br />

2278 Die Moral verlangt keine Therapie um je<strong>de</strong>n Preis. Außeror<strong>de</strong>ntliche o<strong>de</strong>r zum erh<strong>of</strong>ften Ergebnis<br />

in keinem Verhältnis stehen<strong>de</strong> aufwendige und gefährliche medizi¬nische Verfahren einzustellen, kann<br />

berechtigt sein. Man will dadurch <strong>de</strong>n Tod nicht herbeiführen, son<strong>de</strong>rn nimmt nur hin, ihn nicht verhin<strong>de</strong>rn<br />

zu können. Die Entschei¬dungen sind vom Patienten selbst zu treffen, falls er dazu fähig und imstan<strong>de</strong><br />

ist, an<strong>de</strong>rnfalls von <strong>de</strong>n gesetzlich Bevollmächtigten, wobei stets <strong>de</strong>r vernünftige Wille und die<br />

berechtigten Interessen <strong>de</strong>s Patienten zu achten sind.<br />

2279 Selbst wenn voraussichtlich <strong>de</strong>r Tod unmittelbar bevorsteht, darf die Pflege, die man für gewöhnlich<br />

einem kranken Menschen schul<strong>de</strong>t, nicht abgebrochen wer<strong>de</strong>n. Schmerzlin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Mittel zu verwen<strong>de</strong>n,<br />

um die Lei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Sterben<strong>de</strong>n zu erleichtern selbst auf die Gefahr hin, sein Leben abzukürzen,<br />

kann sittlich <strong>de</strong>r Men¬schenwür<strong>de</strong> entsprechen, falls <strong>de</strong>r Tod we<strong>de</strong>r als Ziel noch als Mittel gewollt,<br />

son<strong>de</strong>rn bloß als unvermeidbar vorausgesehen und in Kauf genommen wird.<br />

Die Betreuung <strong>de</strong>s Sterben<strong>de</strong>n ist eine vorbildliche Form selbstloser Nächstenliebe; sie soll aus diesem<br />

Grund geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

Aus: Katechismus <strong>de</strong>r katholischen Kirche, München u. a. 1993; Kap. V „Das fünfte Gebot“<br />

Arbeitsaufträge:<br />

● Welche Position in Bezug auf die Sterbehilfe vertritt dieser (<strong>of</strong>fizielle) römische Text?<br />

● Unter welchen Bedingungen wären bestimmte Formen <strong>de</strong>r „Sterbehilfe“ hiernach moralisch zu<br />

rechtfertigen? Welche?<br />

● Wie beurteilen Sie von diesem Text aus das Verhalten <strong>de</strong>r Personen im Film?<br />

13


<strong>Erlösung</strong><br />

M 2<br />

STATEMENTS – KIRCHLICHE POSITIONEN<br />

„Der Arzt muss alles tun, was er kann, um einen Menschen zu heilen, er muss aber nicht alles tun, was<br />

er kann, um <strong>de</strong>n vom Krankheitsprozess unaufhaltsam vorgegebenen Tod hinauszuzögern.“ (Franz<br />

Böckle, katholischer Moraltheologe)<br />

„Je<strong>de</strong>r Umgang mit einem Sterben<strong>de</strong>n hat in diesem fundamentalen Respekt vor ihm zu geschehen.<br />

Alle medizinischen und pflegerischen Maßnahmen sind in dieser Achtung vor seiner Wür<strong>de</strong> vorzunehmen.<br />

Es darf nicht verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, daß <strong>de</strong>r Sterben<strong>de</strong> auch am En<strong>de</strong> seines Lebens selbst über sich<br />

bestimmt. Das schließt ein, daß man <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Weise, sterben zu wollen, selbst dann achtet, wenn<br />

man an sich sein Vorgehen nicht billigt. Wenn ein Sterbenskranker äußerungsfähig ist und bewußt weitere<br />

medizinische Maßnahmen ablehnt, so ist ihm zu folgen. Und wenn er nicht mehr äußerungsfähig<br />

ist, dann soll <strong>de</strong>r Arzt wie ein guter Anwalt im wohlverstan<strong>de</strong>nen Interesse <strong>de</strong>s Sterben<strong>de</strong>n und zu <strong>de</strong>ssen<br />

individuellem Wohl han<strong>de</strong>ln. Dieser Grundsatz kann im Einzelfall sehr wohl das Unterlassen o<strong>de</strong>r<br />

Einstellen von (weiteren) medizinischen Eingriffen zur Folge haben, wenn diese - statt das Leben dieses<br />

Menschen zu verlängern - nur <strong>de</strong>ssen Sterben verlängern. Nicht jedoch folgt daraus, daß jegliches<br />

Ansinnen eines Sterben<strong>de</strong>n an an<strong>de</strong>re, etwa an einen Arzt, von diesen zu befolgen wäre.“ („Gott ist ein<br />

Freund <strong>de</strong>s Lebens“. Gemeinsame Erklärung <strong>de</strong>s Rates <strong>de</strong>r Evangelischen Kirche in Deutschland und<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Bisch<strong>of</strong>skonferenz)<br />

„Alle Teilnahme an <strong>de</strong>r Krankheit und am Lei<strong>de</strong>n eines Sterben<strong>de</strong>n wird darauf zielen, gemeinsam mit<br />

ihm herauszufin<strong>de</strong>n, was sein Leben auch unter <strong>de</strong>n Einschränkungen, die ihm auferlegt sind, in <strong>de</strong>r<br />

ihm noch verbliebenen Spanne Zeit lebenswert und sinnvoll macht. Alles Bestreben und Gutzure<strong>de</strong>n<br />

wird ihm nahebringen wollen, daß sein Leben wie das je<strong>de</strong>s Menschen, und sei es noch so behin<strong>de</strong>rt,<br />

für an<strong>de</strong>re be<strong>de</strong>utsam und wichtig ist. In <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>seintritts geht solche Teilnahme über in<br />

die Bitte, <strong>de</strong>r Sterben<strong>de</strong> möge mit <strong>de</strong>m Bewußtsein in <strong>de</strong>n Tod gehen, daß sein Leben nicht vergeblich,<br />

son<strong>de</strong>rn von Gott gewollt und gesegnet war“ („Gott ist ein Freund <strong>de</strong>s Lebens“. Gemeinsame Erklärung<br />

<strong>de</strong>s Rates <strong>de</strong>r Evangelischen Kirche in Deutschland und <strong>de</strong>r Deutschen Bisch<strong>of</strong>skonferenz)<br />

„Willentliche Euthanasie, gleich in welcher Form und aus welchen Beweggrün<strong>de</strong>n, ist Mord. Sie ist ein<br />

schwerer Verstoß gegen die Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Menschen und gegen die Ehrfurcht vor <strong>de</strong>m lebendigen Gott,<br />

seinem Schöpfer“ (Katechismus <strong>de</strong>r Katholischen Kirche, 2324)<br />

Arbeitsaufträge:<br />

● Vergleichen Sie die o. a. Texte miteinan<strong>de</strong>r.<br />

● Liegen Sie auf einer Linie o<strong>de</strong>r sehen Sie unterschiedliche Positionen bzw. Gewichte?<br />

● Welche Texte / Textpassagen (ein Satz) wür<strong>de</strong>n Sie mit <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>r Figuren im Film in Verbindung<br />

bringen (können)?<br />

● Diskutieren Sie von diesen Texten her das Verhalten <strong>de</strong>r Figuren im Film.<br />

14 kfw 2009


M 3a<br />

MAXIME UND NORMEN – PHILOSOPHIE UND BIBEL<br />

1. Die „gol<strong>de</strong>ne Regel“<br />

„Alles, was ihr für euch von <strong>de</strong>n Menschen erwartet, das tut ihnen auch.“ (Mt 7,12 par.)<br />

„Handle stets so, dass die Maxime <strong>de</strong>ines Han<strong>de</strong>lns zu einem allgemeinen Gesetz erhoben wer<strong>de</strong>n<br />

kann“ (Immanuel Kant)<br />

2. Die Zehn Gebote (Ex 20,2-17)<br />

Das 5. Gebot: „Du sollst nicht mor<strong>de</strong>n“<br />

3. Der Utilitarismus<br />

Gutes Han<strong>de</strong>ln ist jenes, „das das größtmögliche Glück einer größtmöglichen Zahl“ Menschen hervorbringt.<br />

(Jeremy Bentham, 1748-1832)<br />

(Wenn ein Mensch vor mehreren Handlungsalternativen steht, so soll er diejenige Handlung wählen,<br />

welche in ihrer Konsequenz aller Wahrscheinlichkeit nach das größtmögliche Glück trägt. Im Kern geht<br />

es darum die Konsequenzen <strong>de</strong>r jeweiligen Handlungen für die direkt wie indirekt Betr<strong>of</strong>fenen zu bestimmen<br />

und gleichsam aufzurechnen welche <strong>de</strong>r Handlungsalternativen am ehesten dazu führt allgemein<br />

das Glück zu mehren o<strong>de</strong>r Leid zu erzeugen.)<br />

4. Der Eid <strong>de</strong>s Hippokrates<br />

Ich schwöre und rufe Apollon, <strong>de</strong>n Arzt, und Asklepios und Hygeia und Panakeia und alle Götter und<br />

Göttinnen zu Zeugen an, dass ich diesen Eid und diesen Vertrag nach meiner Fähigkeit und nach meiner<br />

Einsicht erfüllen wer<strong>de</strong>. (…) Ärztliche Verordnungen wer<strong>de</strong> ich treffen zum Nutzen <strong>de</strong>r Kranken<br />

nach meiner Fähigkeit und meinem Urteil, hüten aber wer<strong>de</strong> ich mich davor, sie zum Scha<strong>de</strong>n und in<br />

unrechter Weise anzuwen<strong>de</strong>n. Auch wer<strong>de</strong> ich nieman<strong>de</strong>m ein tödliches Gift geben, auch nicht wenn<br />

ich darum gebeten wer<strong>de</strong>, und ich wer<strong>de</strong> auch nieman<strong>de</strong>n dabei beraten; auch wer<strong>de</strong> ich keiner Frau<br />

ein Abtreibungsmittel geben. Rein und fromm wer<strong>de</strong> ich mein Leben und meine Kunst bewahren. (…) In<br />

alle Häuser, in die ich komme, wer<strong>de</strong> ich zum Nutzen <strong>de</strong>r Kranken hineingehen, frei von je<strong>de</strong>m bewussten<br />

Unrecht und je<strong>de</strong>r Übeltat (...)<br />

Aufgaben:<br />

● Diskutieren Sie das Han<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>r Protagonisten unter <strong>de</strong>n oben aufgeführten ethischen Prinzipien.<br />

● Unter welchen Prinzipien erscheint es als erlaubt o<strong>de</strong>r sogar geboten, unter welchen ist es ethisch<br />

nicht zu rechtfertigen?<br />

● Unter welchen Voraussetzungen gilt Ihr Urteil?<br />

15


<strong>Erlösung</strong><br />

M3b DIE GENFER DEKLARATION DES WELTÄRZTEBUNDES (1948, ZULETZT REVIDIERT 2006)<br />

Bei meiner Aufnahme in <strong>de</strong>n ärztlichen Berufsstand:<br />

Ich gelobe feierlich mein Leben in <strong>de</strong>n Dienst <strong>de</strong>r Menschlichkeit zu stellen;<br />

Ich wer<strong>de</strong> meinen Lehrern die Achtung und Dankbarkeit erweisen, die ihnen gebührt;<br />

Ich wer<strong>de</strong> meinen Beruf mit Gewissenhaftigkeit und Wür<strong>de</strong> ausüben;<br />

Die Gesundheit meines Patienten soll oberstes Gebot meines Han<strong>de</strong>lns sein;<br />

Ich wer<strong>de</strong> die mir anvertrauten Geheimnisse auch über <strong>de</strong>n Tod <strong>de</strong>s Patienten hinaus wahren;<br />

Ich wer<strong>de</strong> mit allen meinen Kräften die Ehre und die edle Überlieferung <strong>de</strong>s ärztlichen Berufes aufrechterhalten;<br />

Meine Kolleginnen und Kollegen sollen meine Schwestern und Brü<strong>de</strong>r sein;<br />

Ich wer<strong>de</strong> mich in meinen ärztlichen Pflichten meinem Patienten gegenüber nicht beeinflussen lassen<br />

durch Alter, Krankheit o<strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rung, Konfession, ethnische Herkunft, Geschlecht, Staatsangehörigkeit,<br />

politische Zugehörigkeit, Rasse, sexuelle Orientierung o<strong>de</strong>r soziale Stellung;<br />

Ich wer<strong>de</strong> je<strong>de</strong>m Menschenleben von seinem Beginn an Ehrfurcht entgegenbringen und selbst unter<br />

Bedrohung meine ärztliche Kunst nicht in Wi<strong>de</strong>rspruch zu <strong>de</strong>n Geboten <strong>de</strong>r Menschlichkeit anwen<strong>de</strong>n;<br />

Dies alles verspreche ich feierlich, frei und auf meine Ehre.<br />

Fragestellungen<br />

● Diskutieren Sie von diesem Text her das Verhalten Rafas und Raquels.<br />

● Lässt ein solcher Text Ihrer Meinung nach Sterbehilfe zu?<br />

● Welche Formen? Unter welchen Bedingungen?<br />

● O<strong>de</strong>r: Wie beurteilen Sie unter dieser Perspektive das Han<strong>de</strong>ln Saras?<br />

● Diskutieren Sie, was in diesem Zusammenhang unter <strong>de</strong>m Begriff „Menschlichkeit“ bzw. „Gebote<br />

<strong>de</strong>r Menschlichkeit“ zu verstehen ist.<br />

16 kfw 2009


M4<br />

UNTERSCHEIDUNGEN<br />

1. Aktive Sterbehilfe<br />

Aktive Sterbehilfe ist die Durchführung von lebensverkürzen<strong>de</strong>n Maßnahmen auf Grund <strong>de</strong>s tatsächlichen<br />

o<strong>de</strong>r mutmaßlichen Wunsches einer Person.<br />

Aktive Sterbehilfe erfolgt <strong>of</strong>t durch Verabreichung einer Überdosis eines Schmerz- und Beruhigungsmittels,<br />

Narkosemittels, Muskelrelaxans, Insulin, durch Kaliuminjektion o<strong>de</strong>r eine Kombination davon.<br />

Ist <strong>de</strong>r tatsächliche Wille <strong>de</strong>r Person nicht zu ermitteln, kann eine Patientenverfügung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r früher<br />

geäußerte Wille hierfür Anhaltspunkte geben. Eine Tötung ohne Vorliegen einer Willensäußerung <strong>de</strong>s<br />

Betr<strong>of</strong>fenen wird allgemein nicht als aktive Sterbehilfe, son<strong>de</strong>rn als Totschlag o<strong>de</strong>r Mord aufgefasst.<br />

Die aktive Sterbehilfe ist in Deutschland (§ 216 <strong>de</strong>s Strafgesetzbuches) und an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn verboten.<br />

2. Passive Sterbehilfe<br />

Passive Sterbehilfe ist das Nichtergreifen o<strong>de</strong>r Nichtfortführen lebenserhalten<strong>de</strong>r Maßnahmen aus ethischen,<br />

medizinischen und humanitären Grün<strong>de</strong>n bei nichteinwilligungsfähigen Personen, bei <strong>de</strong>nen<br />

vorbereiten<strong>de</strong> Gespräche nicht möglich waren o<strong>de</strong>r keine Patientenverfügung vorliegt. Dies geschieht<br />

auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>s Respekts vor <strong>de</strong>m Leben und Sterben eines Menschen, um damit ein leidvolles<br />

Sterben nicht zu verlängern und das Sterben als natürlichen Prozess zuzulassen. Obwohl es sich dabei<br />

um einen international etablierten Begriff han<strong>de</strong>lt, halten ihn viele für missverständlich und unglücklich<br />

gewählt und meinen, man solle besser und ein<strong>de</strong>utiger von „Sterbenlassen“ sprechen.<br />

3. Indirekte Sterbehilfe (Gabe von schmerzstillen<strong>de</strong>n, aber evtl. lebensverkürzen<strong>de</strong>n Medikamenten)<br />

Indirekte Sterbehilfe ist <strong>de</strong>r Einsatz von Medikamenten zur Lin<strong>de</strong>rung von Beschwer<strong>de</strong>n, die als Nebenwirkung<br />

die Lebensdauer evtl. verkürzen können. Dies erfolgt in Krankenhäusern regelmäßig mit Morphin<br />

im Endstadium <strong>de</strong>r Krebserkrankungen. Dieser Fall ist in <strong>de</strong>r Strafrechtswissenschaft in Deutschland<br />

diskutiert wor<strong>de</strong>n. Im Ergebnis sind sich alle Meinungen einig, dass <strong>de</strong>r Arzt hier straffrei bleiben<br />

muss.<br />

4. Beihilfe zur Selbsttötung (assistierter Suizid)<br />

Selbsttötung mit Hilfe einer Person, welche ein Mittel zur Selbsttötung bereitstellt; dies geschieht <strong>of</strong>t in<br />

<strong>de</strong>r Form, dass ein Arzt eine tödliche Dosis eines Barbiturats verschreibt und sie <strong>de</strong>m Patienten zur<br />

Verfügung stellt. Die Beihilfe zur Selbsttötung ist in Deutschland nicht strafbar, die dafür geeigneten<br />

Wirkst<strong>of</strong>fe dürfen aber für diesen Zweck nicht verordnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Quelle: http://<strong>de</strong>.wikipedia.org/wiki/Sterbehilfe<br />

17


Katholisches <strong>filmwerk</strong> Gmbh<br />

Ludwigstr. 33<br />

60327 Frankfurt a.M.<br />

Telefon: +49-(0) 69-97 14 36- 0<br />

Telefax: +49-(0) 69-97 14 36- 13<br />

E-Mail: info@<strong>filmwerk</strong>.<strong>de</strong><br />

www.<strong>filmwerk</strong>.<strong>de</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!