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Quellprobleme Problèmes de gonflement

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154<br />

MITTEILUNGEN <strong>de</strong>r Schweizerischen Gesellschaft für Bo<strong>de</strong>n- und Felsmechanik<br />

PUBLICATION <strong>de</strong> la Société Suisse <strong>de</strong> Mécanique <strong>de</strong>s Sols et <strong>de</strong>s Roches<br />

Frühjahrstagung, 27. April 2007, Freiburg – Réunion <strong>de</strong> printemps, 27 avril 2007, Fribourg<br />

<strong>Quellprobleme</strong><br />

in <strong>de</strong>r Geotechnik<br />

<strong>Problèmes</strong> <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong><br />

dans la géotechnique<br />

Inhalt<br />

Table <strong>de</strong>s matières<br />

Prof. Anagnostou Georg Zur Problematik <strong>de</strong>s Tunnelbaus in quellfähigem Gebirge 1<br />

Dr. Pimentel Erich Quellverhalten von Gesteinen - Erkenntnisse aus Laboruntersuchungen 11<br />

Mathier Jean-François Les essais <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> 21<br />

Scholer Christian Senkungstrichter Hard, A2 Basel-Augst 29<br />

Nyfeler Jürg<br />

Dr. Vietor Tim Tunnel- und Bohrloch<strong>de</strong>formation im Felslabor Mont Terri 39<br />

Prof. Aurèle Parriaux <strong>Problèmes</strong> liés au dépôt <strong>de</strong> marins gypseux 45<br />

Ma<strong>de</strong>r Pirmin Probleme mit Thaumasit und Ettringit in Recycling-Material 57


154<br />

MITTEILUNGEN <strong>de</strong>r Schweizerischen Gesellschaft für Bo<strong>de</strong>n- und Felsmechanik<br />

PUBLICATION <strong>de</strong> la Société Suisse <strong>de</strong> Mécanique <strong>de</strong>s Sols et <strong>de</strong>s Roches<br />

Réunion <strong>de</strong> printemps, 27 avril 2007, Fribourg, Frühjahrstagung, 27. April 2007, Freiburg<br />

Zur Problematik <strong>de</strong>s Tunnelbaus in<br />

quellfähigem Gebirge<br />

Prof. Dr. Georg Anagnostou<br />

1


Zur Problematik <strong>de</strong>s Tunnelbaus in quellfähigem Gebirge<br />

1 Einleitung<br />

“Quellen” ist die Eigenschaft gewisser Gesteine, ihr Volumen durch Wasseraufnahme zu vergrössern. Im<br />

Tunnelbau verursacht das Quellen eine Hebung <strong>de</strong>r Tunnelsohle, welche die Gebrauchstauglichkeit <strong>de</strong>s<br />

Bauwerks beeinträchtigen kann. Versucht man die Sohlhebung durch das Einziehen eines Sohlgewölbes zu<br />

verhin<strong>de</strong>rn, so entsteht <strong>de</strong>r sogenannte Quelldruck. Dieser kann das Tunnelgewölbe beschädigen o<strong>de</strong>r als<br />

Ganzes anheben. Quellfähiges Gebirge ist weit verbreitet im nordschweizerischen Raum. Es han<strong>de</strong>lt sich<br />

um Mergel <strong>de</strong>r Oberen Süsswassermolasse, Opalinuston sowie anhydritführen<strong>de</strong> Tonsteine <strong>de</strong>s<br />

Gipskeupers, wobei letztere eine Son<strong>de</strong>rstellung einnehmen. In <strong>de</strong>r Vergangenheit mussten in einer Reihe<br />

von älteren Eisenbahntunneln im Gipskeuper grössere Sanierungsarbeiten durchgeführt wer<strong>de</strong>n (z.B.<br />

Hauensteinbasistunnel). Vom Nationalstrassenbau ist <strong>de</strong>r Fall <strong>de</strong>s Belchentunnels gut bekannt. Das<br />

aktuellste Projekt in quellfähigem Gebirge ist <strong>de</strong>r Chienbergtunnel <strong>de</strong>r Umfahrung Sissach. Quellbedingte<br />

Schä<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n ferner im Adlertunnel <strong>de</strong>r SBB verzeichnet. Für eine umfassen<strong>de</strong> Darstellung <strong>de</strong>s Stan<strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>s Wissens und <strong>de</strong>r Technik über <strong>de</strong>n Tunnelbau in quellfähigem Gebirge wird auf [1] verwiesen. Thema<br />

<strong>de</strong>s vorliegen<strong>de</strong>n Beitrags sind die Ursachen und die tunnelbautechnische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Unsicherheit über<br />

das Verhalten anhydritführen<strong>de</strong>r Gebirgsformationen.<br />

Das Quellverhalten von Tonsteinen ohne Anhydrit ist für praktische Zwecke genügend gut verstan<strong>de</strong>n. Es<br />

wird hier nur soweit besprochen, wie es für das Verständnis <strong>de</strong>r sonstigen Ausführungen erfor<strong>de</strong>rlich ist.<br />

Unter <strong>de</strong>n Bedingungen <strong>de</strong>s Tunnelbaus ist das Quellen dieser Gesteine osmotischer Natur [2]: Im<br />

Porenwasser ist die Kationenkonzentration niedriger als in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r Tonteilchen, weil letztere (aufgrund<br />

ihrer negativen elektrostatischen Ladung) die Kationen anziehen (Bild 1a). Zum Ausgleich <strong>de</strong>s<br />

Konzentrationsunterschie<strong>de</strong>s dringt das Porenwasser in <strong>de</strong>n Raum zwischen <strong>de</strong>n Tonteilchen ein und<br />

schiebt diese auseinan<strong>de</strong>r. Letzteres kann durch einen Gegendruck σ verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, welcher<br />

theoretisch [2] mit <strong>de</strong>m Abstand δ <strong>de</strong>r Tonteilchen stark nichtlinear abnimmt (Bild 1a). Makroskopisch<br />

äussert sich diese Eigenschaft durch eine ebenfalls stark nichtlineare Beziehung zwischen <strong>de</strong>r<br />

Quell<strong>de</strong>hnung ε und <strong>de</strong>m Quelldruck p beim Oedometerversuch (Bild 1b): Die Quell<strong>de</strong>hnung von Tonsteinen<br />

nimmt mit <strong>de</strong>m Logarithmus <strong>de</strong>s Quelldrucks ab. Dieses sogenannte “halb-logarithmische Quellgesetz” liegt<br />

<strong>de</strong>n meisten kontinuumsmechanischen Mo<strong>de</strong>llen <strong>de</strong>s quellfähigen Gebirges zugrun<strong>de</strong> und führt zu<br />

rechnerischen Hebungen u <strong>de</strong>r Tunnelsohle, die mit <strong>de</strong>m Ausbauwi<strong>de</strong>rstand p stark abnehmen (Bild 1c).<br />

(a) (b) (c)<br />

Bild 1: (a) Theoretische Beziehung zwischen <strong>de</strong>m Quelldruck und <strong>de</strong>m Abstand <strong>de</strong>r Tonplättchen [2].<br />

(b) Makroskopisch beobachtetes Verhalten im Oedometerversuch.<br />

(c) Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r Sohlhebung und <strong>de</strong>m Ausbauwi<strong>de</strong>rstand bzw. Quelldruck.<br />

2


Bild 2: Ausbaukonzepte im quellfähigen Gebirge nach [3]. (a) Ausweichprinzip, (b) Kombiniertes<br />

System, (c) Wi<strong>de</strong>rstandsprinzip.<br />

In bautechnischer Hinsicht ist diese Gesetzmässigkeit konzeptuell wichtig. Einerseits be<strong>de</strong>utet sie, dass ein<br />

geringer Gegendruck ausreicht, um die Hebung erheblich zu beschränken. An<strong>de</strong>rerseits zeigt sie, dass eine<br />

beträchtliche Reduktion <strong>de</strong>r Belastung <strong>de</strong>s Ausbaus durch das Zulassen einer kleinen Sohlhebung erzielt<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Auf dieser Gesetzmässigkeit beruhen auch die verschie<strong>de</strong>nen Entwurfskonzepte für <strong>de</strong>n<br />

Tunnelausbau in quellfähigem Gebirge (Bild 2). Nach <strong>de</strong>m sogenannten Wi<strong>de</strong>rstandsprinzip soll das Quellen<br />

durch ein genügend tragfähiges und steifes, geschlossenes Tunnelgewölbe verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Nach <strong>de</strong>m<br />

Ausweichprinzip wird zwischen <strong>de</strong>r Fahrbahnplatte und <strong>de</strong>r Tunnelsohle ein Hohlraum angeordnet, so dass<br />

sich die Tunnelsohle ohne Beeinträchtigung <strong>de</strong>s Tunnelbetriebs heben kann. Zwischen diesen zwei<br />

Ausbaukonzepten liegt eine Reihe von verschie<strong>de</strong>nen konstruktiven Lösungen, welche beschränkte<br />

Sohlhebungen bei gleichzeitiger Aufnahme eines reduzierten Quelldruckes zulassen.<br />

2 Anhydrit<br />

Durch die Hydratation von Anhydrit entsteht Gips. Gips hat ein um rund 61% grösseres Volumen als <strong>de</strong>r<br />

ursprüngliche Anhydrit, jedoch ein um rund 10% kleineres Volumen als bei<strong>de</strong> Reaktanten zusammen<br />

(Anhydrit und Wasser). Die Stöchiometrie <strong>de</strong>r Reaktion und die molaren Volumen <strong>de</strong>r beteiligten Stoffe<br />

erlauben keine quantitative Aussage über die hydratationsbedingte Volumenän<strong>de</strong>rung einer Gesteinsprobe,<br />

weil diese nicht nur von <strong>de</strong>r Menge <strong>de</strong>s umgewan<strong>de</strong>lten Anhydrits, son<strong>de</strong>rn auch von <strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s Porenvolumens und somit von <strong>de</strong>r Form, <strong>de</strong>r Grösse, <strong>de</strong>r Richtung und <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>r Gipskristalle<br />

abhängt. Je nach Porengeometrie, Chemismus <strong>de</strong>s Porenwassers, Porenwasserdruck und Druck in <strong>de</strong>r<br />

festen Phase können die Gipskristalle die Poren verstopfen o<strong>de</strong>r das Gesteinsgefüge sprengen. Im ersten<br />

Fall wür<strong>de</strong> das Porenvolumen abnehmen, im zweiten Fall zunehmen.<br />

Zu einer weiteren Komplexitätssteigerung führt die Tatsache, dass die Anhydritumwandlung über die<br />

Lösungsphase erfolgt. Anhydrit löst sich in Porenwasser auf - Gips fällt aus <strong>de</strong>r Lösung aus, wobei die<br />

Kalzium- und Sulfationen mit <strong>de</strong>m Porenwasser zirkulieren. Anhydritlösung und Gipsausfällung wer<strong>de</strong>n also<br />

durch Transportprozesse überlagert. Es ist unbekannt, ob und in welchem Masse diese Transportprozesse<br />

für das makroskopisch beobachtete Verhalten von Be<strong>de</strong>utung sind. Neben <strong>de</strong>r Reaktionskinetik dürfte dabei<br />

auch die Filtergeschwindigkeit <strong>de</strong>s Porenwassers, welche von <strong>de</strong>r Durchlässigkeit <strong>de</strong>s Gebirges und <strong>de</strong>n<br />

hydraulischen Randbedingungen abhängt, entschei<strong>de</strong>nd sein. Theoretisch ist es <strong>de</strong>nkbar, dass <strong>de</strong>r Kalziumund<br />

Sulfatgehalt durch die Transportprozesse in einem Bereich abnimmt (Abtransport <strong>de</strong>r Lösungsprodukte)<br />

während in einem an<strong>de</strong>ren zunimmt. Im ersten Bereich hätte man Auslaugung <strong>de</strong>s Gesteins, im zweiten<br />

Bereich Gipsbildung – selbst wenn dieser Bereich im natürlichen Zustand sulfatfrei wäre. Das in <strong>de</strong>n<br />

Entwässerungsleitungen mit <strong>de</strong>m Bergwasser anfallen<strong>de</strong> Sulfat, welches auch ein Lösungsprodukt ist,<br />

ver<strong>de</strong>utlicht, wie unsicher Massenbilanzen sind.<br />

3


(a)<br />

(b)<br />

Bild 3: Messergebnisse aus <strong>de</strong>m Untersuchungsstollen <strong>de</strong>s Freu<strong>de</strong>nsteintunnels (nach [1],<br />

nachgeführt nach [4]). (a) Zeitliche Entwicklung <strong>de</strong>r Sohlhebung bei verschie<strong>de</strong>nen<br />

Ausbauwi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong>n. (b) Abhängigkeit <strong>de</strong>r Sohlhebung vom Ausbauwi<strong>de</strong>rstand zu<br />

verschie<strong>de</strong>nen Zeitpunkten.<br />

Zusätzliche Unsicherheiten betreffen die Rolle <strong>de</strong>r Tonmatrix beim Quellvorgang. Bei massigen<br />

Anhydritgesteinen treten nur unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Quellerscheinungen auf. Tonsteine mit fein verteiltem Anhydrit<br />

weisen ein hohes Quellpotential auf, wobei keine ein<strong>de</strong>utige Korrelation zwischen mineralogischer<br />

Zusammensetzung und Quellvermögen festgestellt wer<strong>de</strong>n kann. Einerseits stellt die Tonmatrix, als poröses<br />

Medium, das für die Hydratation von Anhydrit erfor<strong>de</strong>rliche Wasser zur Verfügung (sie wirkt sich als<br />

“Zubringer” von Wasser aus). An<strong>de</strong>rerseits ist <strong>de</strong>r Wassergehalt anhydritführen<strong>de</strong>r Tonsteine im natürlichen<br />

Zustand extrem niedrig, was die Vermutung nahelegt, dass das Porenwasser durch die Tonmineralien stark<br />

gehalten wird. Ten<strong>de</strong>nziell wür<strong>de</strong> dies das thermodynamische Gleichgewicht zu Gunsten von Anhydrit<br />

solange verschieben, bis <strong>de</strong>r Ton aufgequollen ist und das Porenwasser weniger stark gehalten wird.<br />

Fallweise wer<strong>de</strong>n im Gipskeuper heftige Sohlhebungen beobachtet. So zum Beispiel hat sich die<br />

Kalottensohle <strong>de</strong>s Chienbergtunnels während eines dreimonatigen Vortriebsstillstands um 1.50 m gehoben.<br />

Verhältnismässig grosse Hebungen wur<strong>de</strong>n auch im Pilotstollen dieses Tunnels verzeichnet (16 cm in 6<br />

Monaten bei einem Durchmesser von 3.50 m). Hohe Hebungsraten weisen - angesichts <strong>de</strong>s langsamen<br />

Ablaufs <strong>de</strong>r Hydratation - auf eine relevante Beteiligung <strong>de</strong>r Tonmatrix min<strong>de</strong>stens in <strong>de</strong>r Anfangsphase <strong>de</strong>s<br />

Quellprozesses hin. An<strong>de</strong>rerseits aber ist es auch <strong>de</strong>nkbar, dass die Tonmatrix mit <strong>de</strong>m Fortschreiten <strong>de</strong>s<br />

Quellvorgangs aufgeweicht wird und in <strong>de</strong>r Folge als Puffer wirkt, d.h. durch Stauchung die Expansion <strong>de</strong>s<br />

Sulfats zum Teil kompensiert.<br />

Zusammenfassend gibt es beim Vorkommen von Anhydrit eine Vielfalt von möglichen Prozessen. An<strong>de</strong>rs als<br />

bei reinen Tonsteinen erlaubt die Komplexität <strong>de</strong>r zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong>n Mechanismen kaum zwingen<strong>de</strong><br />

Rückschlüsse über das makroskopische Verhalten, geschweige <strong>de</strong>nn quantitative Aussagen über Grössen,<br />

die in die Projektierung einfliessen (Quell<strong>de</strong>hnung, Quelldruck o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Beziehung).<br />

Beschränkt sind auch die diesbezüglichen Möglichkeiten <strong>de</strong>r Quellversuche. Der Quellvorgang dauert selbst<br />

bei kleinen Prüfkörpern sehr lange an (es ist z.B. bemerkenswert, dass die Laborversuche aus <strong>de</strong>r<br />

Projektierungsphase <strong>de</strong>s vor zwanzig Jahren fertiggestellten Freu<strong>de</strong>nsteintunnels <strong>de</strong>r DB noch nicht<br />

abgeschlossen sind). Aufgrund <strong>de</strong>r langen Versuchsdauer kann in <strong>de</strong>r Regel nur eine kleine Anzahl von<br />

Versuchen durchgeführt wer<strong>de</strong>n, wobei dann unsicher ist, ob <strong>de</strong>ren Ergebnisse repräsentativ für das<br />

Gebirge sind. Neben diesen und an<strong>de</strong>ren bekannten, praktischen Schwierigkeiten (wie verrostete<br />

Oedometerapparaturen, überlastete Druckmessdosen usw.) gibt es ein Problem grundsätzlicher Natur: Das<br />

Fehlen eines gesicherten Mo<strong>de</strong>lls, welches die unterschiedlichen Bedingungen im Feld und Labor<br />

zuverlässig erfasst. Mangels eines solchen Mo<strong>de</strong>lls müssen Quellversuche eher als In<strong>de</strong>xversuche<br />

angesehen wer<strong>de</strong>n, die lediglich zeigen, ob das Gestein stark o<strong>de</strong>r schwach quellfähig ist.<br />

Quelldruckversuche liefern i.d.R. Werte, die jenseits <strong>de</strong>r technischen Machbarkeitsgrenze liegen, wobei die<br />

Vermutung, dass die Laborwerte einen oberen Grenzwert <strong>de</strong>s Quelldrucks im Feld darstellen, begrün<strong>de</strong>t ist.<br />

4


Zum einen wird <strong>de</strong>m Quellvorgang bei <strong>de</strong>n Versuchen dauernd Wasser zur Verfügung gestellt. Selbst wenn<br />

dies auch im Feld <strong>de</strong>r Fall wäre, ist es <strong>de</strong>nkbar, dass die im Labor (nach mehreren Jahren) entstehen<strong>de</strong>n<br />

maximalen Quelldrücke im Feld (bedingt durch längere Sickerwege o<strong>de</strong>r teilweisen Abtransport <strong>de</strong>r<br />

Lösungsprodukte) innerhalb <strong>de</strong>r angestrebten Lebensdauer nicht erreicht wer<strong>de</strong>n. Solche Effekte entziehen<br />

sich allerdings einer Quantifizierung. Zum an<strong>de</strong>ren dürfte auch die Versuchsbedingung <strong>de</strong>r vollkommenen<br />

Dehnungsbehin<strong>de</strong>rung zu einer Überschätzung <strong>de</strong>s Quelldrucks führen. Dieser Effekt entzieht sich ebenfalls<br />

einer Quantifizierung. Es ist nicht einmal qualitativ bekannt, wie <strong>de</strong>r Endwert <strong>de</strong>s Quelldrucks mit <strong>de</strong>r<br />

Verformung zusammenhängt. Systematische Langzeitbeobachtungen liegen nur aus einer einzigen<br />

Versuchsserie (an Prüfkörpern aus <strong>de</strong>m Freu<strong>de</strong>nsteintunnel) und aus einem einzigen Feldversuch (<strong>de</strong>m vom<br />

K. Kovári konzipierten Versuchsfeld im Untersuchungsstollen <strong>de</strong>s gleichen Tunnels) vor. Der Quellvorgang<br />

ist bei bei<strong>de</strong>n noch nicht abgeschlossen (rund 20 Jahre nach Versuchsbeginn). Die vorläufigen Ergebnisse<br />

sind wi<strong>de</strong>rsprüchlich. Die Laborversuche scheinen die in [14] geäusserte Hypothese zu unterstützen, dass<br />

die Quell<strong>de</strong>hnung weitgehend unabhängig vom Druck ist [15], während die Feldmessungen eine <strong>de</strong>utliche<br />

Abnahme <strong>de</strong>r Sohlhebung mit <strong>de</strong>m Ausbauwi<strong>de</strong>rstand zeigen (Bild 3).<br />

Feldbeobachtungen und Erfahrungen aus ausgeführten Projekten bieten ebenfalls keine genügend<br />

zuverlässige Entscheidungsbasis. So zum Beispiel wur<strong>de</strong>n im westlichen Bereich <strong>de</strong>s Chienbergtunnels<br />

zwei Hebungszonen beobachtet, welche durch eine rund 100 m lange Tunnelstrecke getrennt sind, die keine<br />

messtechnisch feststellbare Hebung aufwies, obwohl die geologischen Bedingungen für das Auftreten von<br />

Hebungen auch dort grundsätzlich erfüllt waren. Im östlichen Tunnelbereich wur<strong>de</strong>n trotz vergleichbarer<br />

Geologie und Überlagerung ebenfalls keine Hebungen verzeichnet. Die Wechselhaftigkeit <strong>de</strong>s<br />

Gebirgsverhaltens ist vermutlich durch Unterschie<strong>de</strong> bezüglich Wasserzirkulation bedingt, welche<br />

mo<strong>de</strong>llmässig kaum erfassbar, geschweige <strong>de</strong>nn prognostizierbar sind. Die fallweise in ein und <strong>de</strong>mselben<br />

Tunnel beobachtete grosse Variabilität <strong>de</strong>s Gebirgsverhaltens zeigt, wie unsicher die Übertragbarkeit <strong>de</strong>r<br />

Erfahrungen aus an<strong>de</strong>ren, scheinbar vergleichbaren Bauwerken ist.<br />

Hinzu kommt, dass die Erfahrungen, auf die man zurückgreifen kann, meistens aus älteren Tunneln<br />

stammen, in welche ein tragfähiges Sohlgewölbe i.d.R. erst nach <strong>de</strong>m Auftreten von grossen Hebungen und<br />

nach wie<strong>de</strong>rholten Rekonstruktionen eingezogen wur<strong>de</strong>. Druckmessungen am Gewölbe o<strong>de</strong>r<br />

Rückrechnungen <strong>de</strong>s Quelldrucks anhand <strong>de</strong>r Tragfähigkeit <strong>de</strong>s installierten Ausbaus liefern <strong>de</strong>shalb nur<br />

einen unteren Grenzwert <strong>de</strong>s Quelldrucks, <strong>de</strong>r auf ein intaktes Sohlgewölbe unter <strong>de</strong>r Bedingung einer<br />

weitgehen<strong>de</strong>n Verformungsbehin<strong>de</strong>rung entstehen wür<strong>de</strong>. Dies gilt auch bezüglich <strong>de</strong>r Verwertbarkeit <strong>de</strong>r<br />

Erfahrungen aus neueren Bauwerken mit relevanten Hebungen o<strong>de</strong>r Beschädigungen <strong>de</strong>s Gewölbes (wie<br />

z.B. <strong>de</strong>m Belchentunnel o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Wagenburgtunnel).<br />

3 Ausbau<br />

Mitte <strong>de</strong>r 80-er-Jahre hat man beim Freu<strong>de</strong>nsteintunnel die ursprünglich vorgesehene, steife<br />

Tunnelverkleidung zugunsten eines nachgiebigen Ausbaus mit einer Knautschzone zwischen Sohlgewölbe<br />

und Gebirge verworfen. Die Grün<strong>de</strong> dafür waren einerseits die bei einem steifen Ausbau erwarteten, kaum<br />

aufnehmbaren Quelldrücke, an<strong>de</strong>rerseits die sehr hohen betrieblichen Anfor<strong>de</strong>rungen bezüglich <strong>de</strong>r<br />

Ebenheit <strong>de</strong>r Fahrbahn [3]. Der Freu<strong>de</strong>nsteintunnel stellte die erste Anwendung <strong>de</strong>s nachgiebigen Ausbaus<br />

in anhydritführen<strong>de</strong>m Gebirge dar und hat in <strong>de</strong>r Fachwelt eine Debatte ausgelöst (z.B. [5, 6, 7]). Bei<br />

späteren Publikationen wur<strong>de</strong> die Kritik am nachgiebigen Ausbau entschärft [8, 9, 10]. Die Lösung einer<br />

Knautschzone hat die Realisierung eines weiteren anspruchsvollen Tunnels im Gipskeuper, <strong>de</strong>s Engelberg<br />

Basistunnels, überhaupt ermöglicht. Sie ist ferner für die oberflächennahen Tunnelabschnitte <strong>de</strong>s Projektes<br />

Stuttgart 21 vorgesehen [11]. Die Auffassungen über <strong>de</strong>n Tunnelausbau in quellfähigem Gebirge befin<strong>de</strong>n<br />

sich also im Wan<strong>de</strong>l, wobei man eine zunehmen<strong>de</strong> Akzeptanz <strong>de</strong>s nachgiebigen Ausbaus durch die<br />

Fachwelt feststellen kann [12]. Jedoch auch diese Lösung weist Unsicherheiten auf, welche gleichen<br />

Ursprungs wie die Unsicherheiten eines steifen Ausbaus sind.<br />

Interessant in diesem Zusammenhang sind die nach <strong>de</strong>r Rekonstruktion <strong>de</strong>s Chienbergtunnels gemachten<br />

Beobachtungen. In diesem zunächst nach <strong>de</strong>m Wi<strong>de</strong>rstandsprinzip ausgeführten Tunnel traten<br />

bereichsweise Hebungen <strong>de</strong>r Tunnelröhre und <strong>de</strong>r Gelän<strong>de</strong>oberfläche auf. Als Massnahme wur<strong>de</strong> zwischen<br />

<strong>de</strong>r Fahrbahnplatte und <strong>de</strong>r Tunnelsohle ein begehbarer Raum mit <strong>de</strong>m Ziel, Sohlhebungen kontrolliert<br />

auftreten zu lassen, geschaffen [16]. Zur Beschränkung <strong>de</strong>r Hebungsgeschwindigkeit wur<strong>de</strong> die Sohle durch<br />

Vorspannanker gesichert, welche durch eine geeignete konstruktive Ausbildung einen konstanten<br />

Ausbauwi<strong>de</strong>rstand von rund 0.5 MPa erzeugen. Bis heute, 16 Monate seit Fertigstellung, hat sich die Sohle<br />

trotz dieses hohen Gegendrucks um bis 0.55 m gehoben. Eine Knautschzone wäre bereichsweise bald<br />

5


zusammengestaucht (siehe Bild 3 für einen Vergleich mit <strong>de</strong>n Messungen aus <strong>de</strong>m weniger breiten, dafür<br />

aber künstlich bewässerten Untersuchungsstollen <strong>de</strong>s Freu<strong>de</strong>nsteintunnels).<br />

Als gesichert darf heute betrachtet wer<strong>de</strong>n, dass die Geschwindigkeit <strong>de</strong>r Sohlhebung min<strong>de</strong>stens für eine<br />

Perio<strong>de</strong> durch einen Gegendruck erheblich reduziert wird ([3], siehe auch Bild 3). Auf dieser Hypothese<br />

basiert das Diagramm im Bild 4, welches das Kräftespiel anhand <strong>de</strong>s Kennlinienverfahrens anschaulich<br />

darstellt. Die sogenannte Gebirgskennlinie stellt <strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>m Ausbauwi<strong>de</strong>rstand und<br />

<strong>de</strong>r Sohlhebung dar. Da die Sohlhebung (unter einem konstanten Ausbauwi<strong>de</strong>rstand) bzw. <strong>de</strong>r Quelldruck<br />

(für eine gegebene Sohlhebung) mit <strong>de</strong>r Zeit zunehmen, kann dieser Zusammenhang durch eine<br />

Kurvenschar visualisiert wer<strong>de</strong>n (je<strong>de</strong> Kurve entspricht einem an<strong>de</strong>ren Zeitpunkt), wobei verlässliche<br />

Voraussagen über die zeitliche Entwicklung und die Grösse <strong>de</strong>s Quelldruckes und <strong>de</strong>r Quellhebung in <strong>de</strong>r<br />

Praxis nicht möglich sind, weil sich die massgeben<strong>de</strong>n Faktoren (Gebirgsdurchlässigkeit, hydraulische<br />

Randbedingungen, Reaktionskinetik) einer Erkundung und Quantifizierung entziehen.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Bild 4:<br />

Interaktion zwischen Ausbau und Gebirge (a) bei einem tiefliegen<strong>de</strong>n Tunnel, (b) bei einem<br />

oberflächennahen Tunnel.<br />

„t“, „S“ und „N“:<br />

p krit (bzw. u krit):<br />

t S (bzw. t N):<br />

Kennlinien <strong>de</strong>s Gebirges, <strong>de</strong>s steifen und <strong>de</strong>s nachgiebigen Ausbaus.<br />

Kritischer Wert <strong>de</strong>s Quelldrucks (bzw. <strong>de</strong>r Sohlhebung), bei welchem Massnahmen<br />

zur Gewährleistung <strong>de</strong>r Betriebssicherheit getroffen wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Zeitpunkt, zu welchem <strong>de</strong>r kritische Wert bei einem steifen (bzw. einem<br />

nachgiebigen) Ausbau erreicht wird.<br />

6


Die Kennlinie <strong>de</strong>s Ausbaus stellt <strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen seiner Hebung und Belastung dar. Sie hängt<br />

von <strong>de</strong>n Steifigkeiten <strong>de</strong>s Ausbaus und <strong>de</strong>s darüberliegen<strong>de</strong>n Gebirges ab und ist in Bild 4a für einen<br />

tiefliegen<strong>de</strong>n Tunnel mit steifem Ausbau dargestellt (Kurve S). Die Kurve N gilt für einen nachgiebigen<br />

Ausbau mit einer Knautschzone zwischen Sohlgewölbe und Gebirge. In diesem Fall ergibt sich die Hebung<br />

<strong>de</strong>s Ausbaus (Unterkante Knautschzone) additiv aus <strong>de</strong>r Hebung <strong>de</strong>s Gewölbes und <strong>de</strong>r Stauchung <strong>de</strong>r<br />

Knautschzone. Die Form <strong>de</strong>r Kennlinie <strong>de</strong>s nachgiebigen Ausbaus ist durch das Stauchen <strong>de</strong>r<br />

Knautschzone beim Erreichen ihrer Fliessgrenze und durch das Wie<strong>de</strong>ransteigen <strong>de</strong>s Drucks nach <strong>de</strong>r<br />

Ausschöpfung ihres Verformungsvermögens bedingt.<br />

Bild 4b enthält die entsprechen<strong>de</strong> Darstellung für einen oberflächennahen Tunnel. In diesem Fall steigt die<br />

Hebung <strong>de</strong>s Gewölbes mit <strong>de</strong>r Belastung zunehmend rascher an, weil <strong>de</strong>r Druck einen bestimmten<br />

kritischen Wert, welcher von <strong>de</strong>r Festigkeit <strong>de</strong>s Gebirges und von <strong>de</strong>r Überlagerungshöhe abhängt, nicht<br />

überschreiten kann. Dafür wird das Gewölbe und das darüberliegen<strong>de</strong> Gebirge bis zur Oberfläche durch das<br />

Quellen <strong>de</strong>s Gebirges unterhalb <strong>de</strong>r Sohle angehoben. Man erkennt, dass sich <strong>de</strong>r Quelldruck und die<br />

Hebung sich aus <strong>de</strong>r Interaktion von drei Elementen ergeben: <strong>de</strong>s Gebirges oberhalb <strong>de</strong>s Tunnels, <strong>de</strong>s<br />

Ausbaus (Gewölbe und allenfalls Knautschzone) und <strong>de</strong>s quellfähigen Gebirges unterhalb <strong>de</strong>r Sohle.<br />

Die Nutzung eines Tunnels im Gipskeuper kann fallweise entwe<strong>de</strong>r durch eine unzulässig grosse Belastung<br />

p krit , die die Tragsicherheit <strong>de</strong>s Gewölbes gefähr<strong>de</strong>t und daher eine vorzeitige Sanierung erfor<strong>de</strong>rt, o<strong>de</strong>r<br />

durch eine unzulässige Gewölbehebung u krit eingeschränkt wer<strong>de</strong>n. Das erste Kriterium dürfte eher (aber<br />

nicht ausschliesslich) für tiefliegen<strong>de</strong> Tunnel, das zweite eher für oberflächennahe Tunnel relevant sein. Die<br />

Grösse <strong>de</strong>r kritischen Belastung p krit bzw. <strong>de</strong>r kritischen Hebung u krit hängt von <strong>de</strong>r Dimensionierung und <strong>de</strong>r<br />

konstruktiven Durchbildung <strong>de</strong>s Ausbaus (z.B. Blockfugenabstand), von <strong>de</strong>r Nutzungsart (z.B.<br />

Ausbaugeschwindigkeit), <strong>de</strong>n Toleranzen <strong>de</strong>s Lichtraumprofils und <strong>de</strong>s Fahrbahnunterbaus sowie von <strong>de</strong>r<br />

Längsverteilung <strong>de</strong>r Hebungen ab.<br />

Der Schnittpunkt <strong>de</strong>r Kennlinie <strong>de</strong>s Ausbaus mit je<strong>de</strong>r Gebirgskennlinie erfüllt die Bedingung <strong>de</strong>s<br />

Gleichgewichtes und <strong>de</strong>r Verschiebungskompatibilität und zeigt <strong>de</strong>n Quelldruck und die Hebung <strong>de</strong>s<br />

Ausbaus zum jeweiligen Zeitpunkt an. Im Fall <strong>de</strong>s tiefliegen<strong>de</strong>n Tunnels (Bild 4a) wird <strong>de</strong>r Quelldruckwert<br />

p krit beim steifen Ausbau zum Zeitpunkt t S erreicht. Ob dieser Zeitpunkt innerhalb <strong>de</strong>r angestrebten<br />

Lebensdauer liegt o<strong>de</strong>r nicht, ist grundsätzlich nicht prognostizierbar. Die im Schrifttum geäusserten<br />

Meinungen, dass durch einen steifen Ausbau <strong>de</strong>r Quellvorgang abgewürgt wer<strong>de</strong> [7] o<strong>de</strong>r das Gebirge sich<br />

selbst abdichte [13], stellen keine verlässliche Projektierungsgrundlage dar. Es ist bemerkenswert, dass die<br />

postulierten Effekte nicht einmal unter <strong>de</strong>n hierfür i<strong>de</strong>alen Bedingungen <strong>de</strong>s Oedometerversuchs beobachtet<br />

wer<strong>de</strong>n (<strong>de</strong>r Quellvorgang schreitet bei Drücken von 2 – 3 MPa o<strong>de</strong>r mehr weiter fort).<br />

Betrachten wir jetzt <strong>de</strong>n nachgiebigen Ausbau und nehmen einfachheitshalber an, dass die Tragfähigkeit p krit<br />

<strong>de</strong>s Gewölbes gleich hoch ist wie beim steifen Ausbau, was abhängig von <strong>de</strong>r Querschnittsgeometrie<br />

grössere Betonquerschnitte und Bewehrungsmengen erfor<strong>de</strong>rn kann. Aus Bild 4a erkennt man, dass <strong>de</strong>r<br />

kritische Quelldruck beim nachgiebigen Ausbau später erreicht wird (t N ) als beim steifen Ausbau (t S ). Der<br />

nachgiebige Ausbau hat also eine längere Lebensdauer als <strong>de</strong>r steife Ausbau, diese kann aber, abhängig<br />

von <strong>de</strong>r kaum prognostizierbaren Hebungsentwicklung, kürzer sein als die angestrebte Lebensdauer.<br />

Ähnliche Überlegungen gelten für <strong>de</strong>n oberflächennahen Tunnel (Bild 4b). Auch in diesem Fall wür<strong>de</strong> ein<br />

nachgiebiger Ausbau <strong>de</strong>n Zeitpunkt <strong>de</strong>r ersten Sanierungsintervention verzögern.<br />

Bei <strong>de</strong>r vorherigen Diskussion wur<strong>de</strong> davon ausgegangen, dass für bei<strong>de</strong> Ausbaukonzepte die gleichen<br />

Gebirgskennlinien gelten. Die Gebirgskennlinien stellen die Hebung <strong>de</strong>r Sohle in Funktion <strong>de</strong>r Zeit und <strong>de</strong>s<br />

Ausbauwi<strong>de</strong>rstan<strong>de</strong>s dar und enthalten die Effekte aller gebirgsspezifischen Einflussfaktoren (Aufbau und<br />

mineralogische Zusammensetzung, Durchlässigkeit, Hydratationsgeschwindigkeit). Die Sohlhebung hängt<br />

aber im Allgemeinen auch von <strong>de</strong>n hydraulischen Randbedingungen ab, welche für die zwei<br />

Ausbaukonzepte unterschiedlich sein können. Eine Knautschzone begünstigt die Wasserzirkulation längs<br />

<strong>de</strong>s Tunnels und könnte daher <strong>de</strong>n Quellvorgang beschleunigen (dann hätten die Gebirgskennlinien im Bild<br />

4 für <strong>de</strong>n Fall eines nachgiebigen Ausbaus ten<strong>de</strong>nziell nach oben und rechts verschoben wer<strong>de</strong>n müssen).<br />

Es ist ungewiss, ob dieser Nachteil <strong>de</strong>n oben dargelegten Vorteil <strong>de</strong>s nachgiebigen Ausbaus ausgleicht o<strong>de</strong>r<br />

gar überwiegt. Die Beobachtung von be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Sohlhebungen in Fällen ohne „sichtbares“ Wasser auf <strong>de</strong>r<br />

Tunnelsohle (wie z.B. im maschinell aufgefahrenen Pilotstollen <strong>de</strong>s Chienbergtunnels) zeigt, dass die<br />

mögliche Vorfluterwirkung einer Knautschzone von untergeordneter Be<strong>de</strong>utung sein kann.<br />

7


4 Schluss<br />

Beim anhydritführen<strong>de</strong>n Gebirge sind we<strong>de</strong>r die mikroskopischen Mechanismen hinreichend verstan<strong>de</strong>n,<br />

noch die makroskopischen Gesetzmässigkeiten <strong>de</strong>s Quellvorgangs bekannt. Bei einer Unterschätzung <strong>de</strong>r<br />

Geschwindigkeit <strong>de</strong>s Quellvorgangs wird ein steifer Ausbau vorzeitig beschädigt o<strong>de</strong>r unzulässige Hebungen<br />

erfahren. Die konzeptuelle Begründung <strong>de</strong>s nachgiebigen Ausbaus liegt darin, dass die Hebung <strong>de</strong>r Sohle<br />

erst dann das Tunnelgewölbe erfasst, wenn die Knautschzone gestaucht wird. Die Hebung <strong>de</strong>s Gewölbes<br />

wird verzögert. Bei gleichen Bedingungen bezüglich Wasserzufuhr hat ein Tunnel mit nachgiebigem Ausbau<br />

eine längere Lebensdauer als ein Tunnel mit steifem Ausbau. Dafür sind die Erstellungskosten höher. Ob die<br />

mit einem nachgiebigen Ausbau erzielbare Verlängerung <strong>de</strong>r Lebensdauer genügend ist o<strong>de</strong>r nicht, hängt<br />

von <strong>de</strong>r nicht progonostizierbaren Geschwindigkeit <strong>de</strong>s Quellvorgangs ab. Die Quelle <strong>de</strong>r Unsicherheit bei<br />

einem nachgiebigen Ausbau ist also die gleiche wie beim Wi<strong>de</strong>rstandsprinzip, wobei <strong>de</strong>r Vergleich <strong>de</strong>r zwei<br />

Ausbautypen durch die Unsicherheit bezüglich <strong>de</strong>r Wasserzufuhr erschwert wird.<br />

Das beschränkte Wissen über die Gesetzmässigkeiten <strong>de</strong>s Quellvorgangs in anhydritführen<strong>de</strong>m Gebirge<br />

und die grossen Prognoseunsicherheiten bezüglich <strong>de</strong>s Endwertes und <strong>de</strong>r zeitlichen Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

Quellhebung bzw. <strong>de</strong>s Quelldrucks haben zur Folge, dass in <strong>de</strong>r Phase <strong>de</strong>r Projektierung ein grosser<br />

Ermessensspielraum für Entscheidungen offen bleibt, weshalb man beim Tunnelbau im Gipskeuper häufig<br />

Rückschläge verzeichnet. Bezeichnend für <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>s Wissens und <strong>de</strong>r Technik ist auch die Tatsache,<br />

dass in <strong>de</strong>r Fachwelt keine einheitliche Auffassung über das angemessene Tragwerkskonzept herrscht. Der<br />

Tunnelbau im Gipskeuper gehört heute noch, trotz <strong>de</strong>r über hun<strong>de</strong>rtjährigen Tunnelbauaktivität in solchem<br />

Gebirge, zu <strong>de</strong>n Ingenieuraufgaben, die mit grossen inhärenten Unsicherheiten verknüpft sind.<br />

Fallweise kann die Auswirkung dieser Unsicherheiten durch eine geeignete vertikale und horizontale<br />

Linienführung eliminiert o<strong>de</strong>r beschränkt wer<strong>de</strong>n. Ist dies aufgrund <strong>de</strong>r Projektbedingungen nicht möglich, so<br />

muss bei <strong>de</strong>r Planung eine sorgfältige Risikoabwägung unter Beachtung <strong>de</strong>r während <strong>de</strong>r gesamten<br />

Lebensdauer <strong>de</strong>s Bauwerks anfallen<strong>de</strong>n Folgekosten vorgenommen wer<strong>de</strong>n. Wichtig ist auch die<br />

Kommunikation gegenüber <strong>de</strong>n Entscheidungsträgern hinsichtlich <strong>de</strong>r Restrisiken, welche in solchem<br />

Gebirge je nach Ausbaukonzept höher sein können als bei Ingenieurbauwerken üblich. Wer<strong>de</strong>n die Risiken<br />

einer beschränkten Verfügbarkeit <strong>de</strong>s Bauwerks im konkreten Fall als nicht akzeptabel betrachtet, so muss<br />

man auf Ausbaukonzepte zurückgreifen, die spätere Interventionen ohne Beeinträchtigung <strong>de</strong>s Tunnelbetriebs<br />

erlauben. Solche Lösungen können durchaus einen erhöhten planmässigen Erhaltungsaufwand<br />

bedingen. Ob <strong>de</strong>r hiermit erzielte Vorteil einer uneingeschränkten Verfügbarkeit <strong>de</strong>s Bauwerks diesen<br />

Aufwand rechtfertigt o<strong>de</strong>r nicht, ist fallweise zu beurteilen.<br />

5 Literatur<br />

[1] Ch. Amstad & K. Kovári (2001): Untertagbau in quellfähigem Fels. ETHZ Forschungsauftrag 52/94 auf<br />

Antrag <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>samtes für Strassen (ASTRA), März 2001.<br />

[2] F. Madsen & M. Müller-Vonmoos (1988): Das Quellverhalten <strong>de</strong>r Tone. In M. Müller-Vonmoos u.a.<br />

(Hrsg.), “Tonmineralogie und Bo<strong>de</strong>nmechanik”, Mitt. <strong>de</strong>s Instituts für Grundbau und Bo<strong>de</strong>nmechanik,<br />

ETH Zürich, Nr. 133.<br />

[3] K. Kovári, Ch. Amstad & G. Anagnostou (1987): Tunnelbau in quellfähigem Gebirge. Mitt. <strong>de</strong>r<br />

Schweiz. Gesellschaft für Bo<strong>de</strong>n- und Felsmechanik, 115, 19-26.<br />

[4] W. Wittke, M. Wittke & R. Wahlen (2004): Zum Quellgesetz für <strong>de</strong>n anhydritführen<strong>de</strong>n,<br />

unausgelaugten Gipskeuper. Geotechnik 27, Nr. 2, 112-117.<br />

[5] L. Wichter (1989): Quellen anhydrithaltiger Tongesteine. Bautechnik 66, 1989.<br />

[6] H. Beiche (1990): Bemessung und Bau eines Tunnels in anhydrithaltigem Gebirge (B-14 Tunnel in<br />

Stuttgart). 9. Nationales Felsmechanik Symposium 1990 in Aachen, Son<strong>de</strong>rheft Geotechnik 1991.<br />

[7] J. J. Kälin & L. R. Schmid (1995): Eine Quelldruckberechnung eröffnet neue Erkenntnisse. Tunnel<br />

2/95.<br />

8


[8] A. Paul & L. Wichter (1996): Das Langzeitverhalten von Tunnelbauwerken im quellen<strong>de</strong>n Gebirge –<br />

Neuere Messergebnisse vom Stuttgarter Wagenburgtunnel. Taschenbuch für <strong>de</strong>n Tunnelbau 1996,<br />

Verlag Glückauf GmbH, Essen.<br />

[9] B. Pierau & J. R. Kiehl (1996): Wi<strong>de</strong>rstands- und Ausweichprinzip: Vergleich zweier<br />

Entwurfsmetho<strong>de</strong>n für Tunnelbauten in quellfähigem Gebirge. Taschenbuch für <strong>de</strong>n Tunnelbau 1996,<br />

Verlag Glückauf GmbH, Essen.<br />

[10] W. Wittke (1999): Tunnelstatik – Grundlagen. Geotechnik in Forschung und Praxis, WBI-Print 4,<br />

Verlag Glückauf GmbH, Essen, 1999.<br />

[11] P. Marquart (2004): Die Geologie weist ihren Weg – Tunnelbau in <strong>de</strong>n Gebirgsformationen rund um<br />

Stuttgart und auf <strong>de</strong>r Schwäbischen Alb. Geotechnik 27 (2004), Nr. 2, S. 99-103.<br />

[12] W. Wittke (2004): Planung, Bau und Überwachung von Tunneln in quellfähigem Gipskeuper.<br />

Geotechnik 27 (2004), Nr. 2, S. 104-111.<br />

[13] M. Wittke & W. Wittke (2004): Begrenzung <strong>de</strong>r Quelldrücke durch Selbstabdichtung beim Tunnelbau<br />

im anhydritführen<strong>de</strong>n Gebirge. Taschenbuch für <strong>de</strong>n Tunnelbau, 41-70. Verlag Glückauf GmbH,<br />

Essen.<br />

[14] D. Kirschke (1996): Neue Versuchstechniken und Erkenntnisse zum Anhydritschwellen. Taschenbuch<br />

für <strong>de</strong>n Tunnelbau, 203-225. Verlag Glückauf GmbH, Essen.<br />

[15] E. Pimentel (2007): Quellverhalten von Gesteinen – Erkenntnisse aus Laboruntersuchungen. Beitrag<br />

in diesem Tagungsband.<br />

[16] R. Hofer, K. Kovári & F. Chiaverio (2007): Chienbergtunnel Sissach – Tunnelhebung infolge Quellen.<br />

Swiss Tunnel Congress ’07, Luzern.<br />

Autor:<br />

Prof. Dr. Georg Anagnostou<br />

IGT – PF 133<br />

ETH – Hönggerberg<br />

CH – 8093 Zürich<br />

georg.anagnostou@igt.baug.ethz.ch<br />

9


154<br />

MITTEILUNGEN <strong>de</strong>r Schweizerischen Gesellschaft für Bo<strong>de</strong>n- und Felsmechanik<br />

PUBLICATION <strong>de</strong> la Société Suisse <strong>de</strong> Mécanique <strong>de</strong>s Sols et <strong>de</strong>s Roches<br />

Réunion <strong>de</strong> printemps, 27 avril 2007, Fribourg, Frühjahrstagung, 27. April 2007, Freiburg<br />

Quellverhalten von Gesteinen<br />

Erkenntnisse aus Laboruntersuchungen<br />

Dr. Erich Pimentel<br />

10


Quellverhalten von Gesteinen –<br />

Erkenntnisse aus Laboruntersuchungen<br />

1. Einführung<br />

Viele Tonsteine und anhydrithaltige Gesteine besitzen die Eigenschaft, Wasser in ihrer Struktur aufzunehmen,<br />

was zu einer Volumenzunahme <strong>de</strong>s Gesteins und einer Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Kontakteigenschaften zwischen<br />

Partikeln führt. Bei einer Behin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Volumenzunahme entstehen sogenannte Quelldrücke. Die Auswirkungen<br />

dieser Vorgänge auf Tunnelbauwerke in <strong>de</strong>r Form von Sohlhebungen und Druck auf das Sohlgewölbe<br />

sind seit langem bekannt und stellen oft eine nicht zu vernachlässigen<strong>de</strong> Belastung dar (Bild 1).<br />

Bild 1: Folgen einer Überbeanspruchung <strong>de</strong>s Tunnelausbaus infolge Quellens am Beispiel <strong>de</strong>s<br />

Tunnels „Umfahrung Sissach“<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Einflussgrössen, wie mineralogische Zusammensetzung, Genese, Gefüge o<strong>de</strong>r<br />

mit <strong>de</strong>r Zeit verän<strong>de</strong>rlichen Randbedingungen in-situ, ist es zweckmässig, die Parameter zur Beschreibung<br />

<strong>de</strong>s Quellpotentials anhand von Laborversuchen, sogenannten Quellversuchen, zu ermitteln. Geeignete<br />

Stoffgesetze in Verbindung mit einer genaueren Bestimmung <strong>de</strong>r Parameter ermöglichen eine realistische<br />

Beschreibung <strong>de</strong>s Materialverhaltens. Bei<strong>de</strong>s ist für die sichere Projektierung von Bauwerken von<br />

Be<strong>de</strong>utung. Im vorliegen<strong>de</strong>n Beitrag wird eine neue Versuchstechnik vorgestellt, welche die<br />

Unzulänglichkeiten klassischer Quellversuche behebt und damit eine realistischere Bestimmung <strong>de</strong>r<br />

Quellparameter ermöglicht. Ferner wer<strong>de</strong>n Messergebnisse von Langzeitquellversuchen an anhydrithaltigem<br />

Gestein ausgewertet und daraus wesentliche Mechanismen erkannt.<br />

2. Mechanismen und Eigenschaften <strong>de</strong>s Quellens und Schwellens<br />

Die bautechnisch relevanten Mechanismen beim Quellen und Schwellen können unterteilt wer<strong>de</strong>n in [1]:<br />

‣ Physikalische Vorgänge:<br />

- Rein mechanisch (steife Tone)<br />

- Intrakristallines Quellen (hochverdichtete Bentonite)<br />

- Osmotisches Quellen (diagenetisch verfestigte Tonsteine)<br />

11


‣ Chemische Vorgänge:<br />

- Oxidation (Posidonienschiefer)<br />

- Anhydrit-Gips-Umwandlung (Gipskeuper)<br />

Im vorliegen<strong>de</strong>n Beitrag wer<strong>de</strong>n nur das osmotische Quellen und die Anhydrit-Gips-Umwandlung weiter<br />

behan<strong>de</strong>lt.<br />

Das osmotische Quellen ist stark abhängig von <strong>de</strong>r Mikrostruktur <strong>de</strong>r Tonpartikel. Diese setzen sich<br />

zusammen aus mehreren Elementarschichten, bestehend aus einer Aneinan<strong>de</strong>rreihung von Tetrae<strong>de</strong>r-,<br />

Oktae<strong>de</strong>r- und Tetrae<strong>de</strong>r-Schichten und weisen eine blättchenartige Form aus. Aufgrund <strong>de</strong>r Verwitterung<br />

fin<strong>de</strong>t ein Kationenaustausch statt, wodurch die Tonpartikel negativ gela<strong>de</strong>n sind. Hinzu kommt, dass<br />

bedingt durch ihre blättchenartige Struktur und ihre Ladungsverteilung die Tonpartikel eine stark negative<br />

Ladungskonzentration aufweisen. Dadurch haben sie die Ten<strong>de</strong>nz, Anionen und Wasserdipole gerichtet<br />

anzulagern, um diese Ladungs<strong>de</strong>fizite auszugleichen. Die negativ gela<strong>de</strong>ne Tonmineraloberfläche und <strong>de</strong>r<br />

positive Ionenschwarm bil<strong>de</strong>n zusammen eine sogenannte „diffuse Doppelschicht“. Dieser Vorgang wird<br />

osmotisch bezeichnet, weil er u. a. stark von <strong>de</strong>r Ionenkonzentration abhängig ist.<br />

Die Anhydrit (CaSO 4 ) – Gips (CaSO 4 x 2 H 2 O) - Umwandlung fin<strong>de</strong>t unter Aufnahme von Wasser statt.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r unterschiedlichen Kristallform <strong>de</strong>s Anhydrites (orthorhombisch) und <strong>de</strong>s Gipses (monoklin) ist<br />

eine reine Festkörperreaktion (topochemische Reaktion) nicht möglich. Die Hydratation kann nur über eine<br />

Lösungsphase erfolgen, d.h. das Anhydrit muss sich zuerst lösen und in Verbindung mit Wasser als Gips<br />

ausfällen. Dieser Hydratationsvorgang ist wesentlich komplizierter, als <strong>de</strong>r o. g. osmotische Vorgang. Die<br />

Anwesenheit einiger Kationen, insbeson<strong>de</strong>re K + and Na + Ionen, aktiviert und beschleunigt <strong>de</strong>n Vorgang. Die<br />

Salinität <strong>de</strong>s Grundwassers in Evaporitgesteinen ist weitgehend abhängig von <strong>de</strong>n löslicheren K-, Mg- und<br />

Na-Salzablagerungen [2]. Nach <strong>de</strong>ren Aktivierung können diese Salze komplexe Doppelsalze bil<strong>de</strong>n, welche<br />

vorübergehend für bestimmte Konzentrationen und Randbedingungen (Druck und Temperatur) stabil bleiben<br />

um sich danach zu lösen und als Gips auszufällen. In ähnlicher Form, wird sich ein Teil <strong>de</strong>s Anhydrits lösen<br />

und dabei Calciumsulfat-Halbhydrat (CaSO 4 x 0.5 H 2 O) bil<strong>de</strong>n, welches sich ebenfalls lösen und als Gips<br />

ausfällen wird [3]. Auf <strong>de</strong>r Basis von Versuchsergebnissen mit Anhydritpulver schlugen Sievert et al. [4] ein<br />

Hydratationsmechanismus vor: In einer ersten, schnellen Phase fin<strong>de</strong>t eine teilweise Lösung <strong>de</strong>s Anhydrits<br />

und eine Aufnahme <strong>de</strong>r hydratisierten Ca 2 + und SO 4 - Ionen auf <strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>r Anhydrit Partikel statt. Es<br />

folgt ein langsamer Wachstum dieser absorbierten Schicht bis eine kritische spezifische Oberfläche erreicht<br />

wird. Nach <strong>de</strong>r Bildung von Rissen in dieser Schicht können Wassermolekülen diese Schicht eindringen und<br />

somit eine Migration <strong>de</strong>r Ca 2 + und SO 4 - Ionen nach Aussen ermöglichen. Diese bil<strong>de</strong>n Gipskeime auf <strong>de</strong>r<br />

Oberfläche <strong>de</strong>s Anhydritkernes. In einer letzten und schnelleren Phase beginnen die Gipskristalle zu<br />

wachsen.<br />

Diffusion steuert die Kinetik <strong>de</strong>s osmotischen Quellens an. Für anhydrithaltige Gesteine ist die Beschreibung<br />

<strong>de</strong>r Kinetik während <strong>de</strong>r Gipsumwandlung wesentlich komplizierter. Verschie<strong>de</strong>ne kinetische Mo<strong>de</strong>lle wur<strong>de</strong>n<br />

nur für <strong>de</strong>n einfacheren Fall <strong>de</strong>r Hydratation <strong>de</strong>s Halbhydraten CaSO 4 x 0.5 H 2 O vorgeschlagen. Diese<br />

unterschei<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>n Annahmen bezüglich <strong>de</strong>r Raten <strong>de</strong>r Keim- und Kristalloberflächenbildung. Keines<br />

dieser Mo<strong>de</strong>lle verfügt über eine allgemeine Akzeptanz [5].<br />

Der Gipskeuper zählt zu <strong>de</strong>n Formationen mit anhydrithaltigem Gestein, <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>re Probleme beim<br />

Tunnelbau bereitet. Er ist in Südwest<strong>de</strong>utschland sowie in <strong>de</strong>r Nordwestschweiz anzutreffen. Der Anhydrit<br />

bzw. Gips kann in diesen Gesteinen fein verteilt in einer tonigen bis mergeligen Matrix vorkommen sowie als<br />

Knollen, dünne Schichten o<strong>de</strong>r als Füllmaterial älterer Klüfte. Es ist bekannt, dass die Wechsellagerungen<br />

Tonstein-Anhydrit bzw. fein verteiltes Anhydrit in toniger Matrix über das grösste Quellpotential verfügen,<br />

sowie dass die Quellvorgänge in diesem Gestein wesentlich länger dauern, als bei einem reinen Tonstein.<br />

Im Gegensatz zum Tonstein verfügt Anhydrit über keine elektrische Feldwirkung, d.h. es kann die<br />

Wassermoleküle nicht elektrisch anziehen. Aufgrund <strong>de</strong>r geringen Durchlässigkeit <strong>de</strong>s Gesteins ist <strong>de</strong>r<br />

Wassertransport bei niedrigen Wasserdruckgradienten primär auf Quellvorgänge im Tonstein<br />

zurückzuführen, d.h. <strong>de</strong>r Tonstein transportiert Wassermoleküle in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Anhydrits. Im<br />

bautechnischen Temperaturbereich (T < 40C) ist Anhydrit metastabil und wird sich daher im stabileren Gips<br />

umwan<strong>de</strong>ln. Wie oben beschrieben, können bestimmte Kationen <strong>de</strong>s Tonsteins diesen Vorgang aktivieren<br />

und beschleunigen. Damit wirkt <strong>de</strong>r Tonstein nicht nur als „Wasserträger“ son<strong>de</strong>rn auch als „Katalysator“ bei<br />

<strong>de</strong>r Anhydrit-Gips-Umwandlung. Bislang gibt es keine theoretische kinetische Mo<strong>de</strong>lle, die die<br />

Umwandlungsrate von anhydrithaltigen Gesteinen beschreiben können.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r ausgeprägten Einregelung <strong>de</strong>r Tonpartikel infolge <strong>de</strong>r Diagenese und wegen <strong>de</strong>ren<br />

blättchenartigen Struktur, ist beim Tonstein von einem transversal isotropen Quellverhalten auszugehen.<br />

Abhängig von <strong>de</strong>n herrschen<strong>de</strong>n Bedingungen in <strong>de</strong>r Vergangenheit (Überlagerung, Temperatur,<br />

12


Wasserzirkulation, Salinität usw.) kann <strong>de</strong>r Maximaldruck zwischen mehreren kPa und einigen MPa<br />

variieren. Bei anhydrithaltigen Gesteinen setzt sich <strong>de</strong>r Quelldruck aus <strong>de</strong>m osmotischen Druck und <strong>de</strong>m<br />

erfor<strong>de</strong>rlichen Druck zur Unterbindung eines Wachstums <strong>de</strong>r Gipskristalle zusammen, wobei letzteres vom<br />

Betrag her ausschlaggebend sein sollte. Nach Correns [6] hängt dieser Druck von <strong>de</strong>r Temperatur und<br />

<strong>de</strong>m Übersättigungsgrad ab, d.h. vom Verhältnis C/C s :<br />

RT C<br />

ln<br />

V C<br />

(1)<br />

s<br />

s<br />

hierin be<strong>de</strong>uten R die Gaskonstante, T die Temperatur, V s das Molarvolumen <strong>de</strong>s Salzes, C die momentane<br />

Konzentration <strong>de</strong>s gelösten Salzes und C s die Konzentration bei Sättigung. In anhydritführen<strong>de</strong>m Gebirge<br />

dürften diese Übersättigungsgra<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Wert C/C s < 2 nicht überschreiten [7], womit maximale theoretische<br />

Schwelldrücke von bis zu max = 30 MPa möglich wären. Im Rahmen <strong>de</strong>r Untersuchung <strong>de</strong>r Sulfatquellung<br />

von Zement und Beton und unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Thermodynamik leiteten, Ping & Beaudoin [8] einen<br />

allgemeinen Ausdruck zur Bestimmung <strong>de</strong>s Kristallisationsdruckes ab:<br />

<br />

i<br />

N<br />

RT a <br />

i<br />

ln 0 <br />

Vs<br />

1 a<br />

(2)<br />

i <br />

hierin be<strong>de</strong>uten N die Anzahl <strong>de</strong>r Reaktanten, a 0 i die Aktivität <strong>de</strong>s Festproduktes ohne die Interaktion <strong>de</strong>r<br />

Reaktanten, a i die Aktivität <strong>de</strong>r Reaktanten und i <strong>de</strong>r jeweilige stöchiometrische Koeffizient. Flückiger et<br />

al. [9] errechneten nach Gl. 2 einen Kristallisationsdruck von 3.7 MPa. Da im Labor häufig <strong>de</strong>utlich höhere<br />

Werte gemessen wor<strong>de</strong>n sind, erscheint dieser Wert eher fraglich.<br />

Die Aktivität (Gl. 2) wird als die effektiv an seiner Reaktion teilnehmen<strong>de</strong> Konzentration eines Reaktan<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>finiert. Daher können Gl. 1 und Gl. 2 als vergleichbar angesehen wer<strong>de</strong>n. Demnach bedarf es von einer<br />

Übersättigung <strong>de</strong>s Gipses, d.h. C/C s > 1, damit es zu einer Gipskristallbildung kommt bzw. bei seiner<br />

Behin<strong>de</strong>rung zu einem entsprechen<strong>de</strong>n Kristallisationsdruck. Die Bestimmung repräsentativer Parameter für<br />

das Gesteinsmaterial ist äusserst schwierig. Daher können diese Gleichungen höchstens zur Schätzung<br />

potentieller maximalen Drücke herangezogen wer<strong>de</strong>n, geben aber keine Auskunft über das Spannungs-<br />

Dehnungsverhalten.<br />

3. Versuchstechnik<br />

Die Bemessung von Bauwerken im quellen<strong>de</strong>n Gebirge erfor<strong>de</strong>rt eine realistische Annahme <strong>de</strong>r Druck- und<br />

Verformungsentwicklung, die sich infolge <strong>de</strong>s instationären Quellvorganges gegen einen neuen<br />

Gleichgewichtszustand entwickeln. Wie oben beschrieben, hängt die Menge Wasser, die angelagert wer<strong>de</strong>n<br />

kann von <strong>de</strong>r mineralogischen Zusammensetzung, vom Spannungszustand sowie von <strong>de</strong>r Verfügbarkeit von<br />

Wasser und <strong>de</strong>ren Chemismus ab. Überlegungen im mikroskopischen Massstab können uns helfen<br />

beobachtete Vorgänge im makroskopischen Massstab zu verstehen. Aufgrund <strong>de</strong>r Komplexität <strong>de</strong>s<br />

Quellvorganges sind jedoch nur Laborquellversuche geeignet um das Quellpotential zu bestimmen.<br />

In <strong>de</strong>r Literatur wer<strong>de</strong>n mehrere Quellversuche vorgeschlagen, wie z. B. nach Hu<strong>de</strong>r & Amberg [10] o<strong>de</strong>r<br />

nach ISRM [11]. Hierfür wer<strong>de</strong>n meistens konventionelle Ödometerversuche aus <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nmechanik<br />

eingesetzt (Bild 2 links). Diese Apparaturen haben <strong>de</strong>n grossen Nachteil, dass sie ausschliesslich<br />

kraftgeregelte Versuchsabläufe ermöglichen. Aus diesem Grund müssen die Proben vor <strong>de</strong>m eigentlichen<br />

Quellversuch erheblich vorbelastet wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>n Versuchen nach Hu<strong>de</strong>r & Amberg müssen die Proben<br />

sogar einem Ent- und Wie<strong>de</strong>rbelastungszyklus unterworfen wer<strong>de</strong>n. Diese Vorbelastungen sollen auch einen<br />

besseren Kraftschluss zwischen Prüfkörper und Ödometerring gewährleisten, <strong>de</strong>nn oft sind die<br />

Mantelflächen <strong>de</strong>r Prüfkörper nicht genau kreisrund o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Metallring hat ein Übermass. Bei allen diesen<br />

Versuchen ist die Festlegung <strong>de</strong>s Betrages <strong>de</strong>r Vorbelastung willkürlich und oft Funktion <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen<br />

Überlagerung. Diese Last kann die Mikrostruktur <strong>de</strong>r Proben schädigen und somit die Ergebnisse bezüglich<br />

<strong>de</strong>s Quellpotentials verfälschen. Eine weitere Unzulänglichkeit dieser Apparaturen ist, dass sie oft für eine<br />

maximale Last 10 kN ausgelegt sind. Als Ergebnis dieser Versuche erhält man Wertepaare <strong>de</strong>r<br />

Quellspannungs-Dehnungsbeziehung. Allerdings kann <strong>de</strong>r maximale Quelldruck in <strong>de</strong>r Regel nur durch<br />

Extrapolation ermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Als Alternative zu <strong>de</strong>n konventionellen Ödometergeräten aus <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nmechanik wur<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r Universität<br />

Karlsruhe eine Quellapparatur entwickelt, die sowohl kraft- als auch weggeregelte Versuchsabläufe zulässt<br />

13


(Bild 2 rechts). Das Gerät besteht aus einem viersäuligen Reaktionsrahmen. Die Lastaufbringung erfolgt<br />

mechanisch über eine Spin<strong>de</strong>l und eine Handkurbel. Durch Blockierung <strong>de</strong>r Spin<strong>de</strong>l wird eine axiale<br />

Dehnungsbehin<strong>de</strong>rung eingestellt. Die Last wird mittels einer Kraftmessdose und die Verformungen mittels<br />

einer Messuhr gemessen. Der Prüfkörperaufbau ist analog zu <strong>de</strong>n o. g. Quellversuchen, allerdings mit <strong>de</strong>m<br />

Unterschied, dass <strong>de</strong>r Prüfkörper (1 auf Bild 2 links) im unteren Bereich nahezu bündig mit <strong>de</strong>m Ring (2)<br />

en<strong>de</strong>t, während sich im Bild 2 rechts <strong>de</strong>r Prüfkörper tiefer im Ring befin<strong>de</strong>t. Dadurch können bei grösseren<br />

Quellverformungen ödometrische Bedingungen eingehalten wer<strong>de</strong>n. Um eine Passgenauigkeit <strong>de</strong>s<br />

Prüfkörpers im Ring zu gewährleisten, wer<strong>de</strong>n die Bohrkerne auf einer Gesteinsdrehbank bearbeitet. Die<br />

maximale Last beträgt 50 kN, womit bei Prüfkörperdurchmessern von 80 mm, maximale Drücke von 10 MPa<br />

darstellbar sind.<br />

Bild 2: Prüfgeräte zur Bestimmung <strong>de</strong>r axialen Spannung in Abhängigkeit <strong>de</strong>s axialen Quellens -<br />

links konventionelles Ödometergerät, rechts Alternativgerät: (1) Prüfkörper, (2) rostfreier Stahlring,<br />

(3) Filterplatten, (4) rostfreie Stahllastplatte, (5) Wasserbehälter, (6) Messuhr, (7) Belastungsrahmen,<br />

(8) Spin<strong>de</strong>l, (9) Handkurbel, (10) Kraftmessdose.<br />

Bild 3: Kombinierter Quelldruck- und mehrstufiger Quellhebungsversuch – links Spannungs-Zeit<br />

Kurve, rechts Dehnungs-Zeit Kurve<br />

Die hier vorgeschlagene Versuchstechnik kann als kombinierter Quelldruck- und mehrstufiger<br />

Quellhebungsversuch angesehen wer<strong>de</strong>n. Um Schä<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Mikrostruktur <strong>de</strong>s Prüfkörpers gänzlich zu<br />

vermei<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n keine nennenswerten externen Lasten aufgebracht. Die eingebaute Probe wird daher<br />

nur minimal mit einer Last von ca. 0.02 MPa vorbelastet und <strong>de</strong>r Quellvorgang wird unter Blockierung <strong>de</strong>r<br />

Verformung ( vol = 0%) durch Zugabe entmineralisiertem Wasser eingeleitet (Bild 3). Die Zunahme <strong>de</strong>s<br />

14


Quelldruckes wird über die Zeit erfasst bis <strong>de</strong>r maximale Quelldruck max erreicht wor<strong>de</strong>n ist, d.h. bis sich ein<br />

neues Gleichgewicht eingestellt hat. Nachfolgend wird die Probe stufenweise entlastet. Hierbei wird bei je<strong>de</strong>r<br />

Laststufe die Last konstant gehalten und die Verformung über die Zeit erfasst bis sich wie<strong>de</strong>rum ein neues<br />

Gleichgewicht eingestellt hat. Die jeweiligen Lastwerte können als Fraktion <strong>de</strong>s zuvor ermittelten<br />

maximalen Quelldruckes festgelegt wer<strong>de</strong>n, z.B. / max = 50%, 25%, 10%, 5% usw. bis ein minimaler Druck<br />

unterschritten wird. Als Ergebnis so durchgeführter Versuche erhält man nicht nur Wertepaare <strong>de</strong>r<br />

Quellspannungs-Dehnungsbeziehung, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>n maximalen Quelldruck und zwar ohne<br />

Extrapolation.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>s Projektes NBS Nürnberg-Ingolstadt wur<strong>de</strong>n Quellversuche aus <strong>de</strong>m gleichen<br />

Gesteinshorizont (Feuerletten) nach Hu<strong>de</strong>r & Amberg, nach ISRM und nach <strong>de</strong>r vorgestellten neuen<br />

Versuchstechnik durchgeführt (Bild 4). Die Ergebnisse zeigen, wie oben postuliert, dass eine Vorbelastung<br />

<strong>de</strong>s Prüfkörpers insbeson<strong>de</strong>re bei schwach verfestigtem Material zu einer <strong>de</strong>utlichen Überschätzung sowohl<br />

<strong>de</strong>s Quelldruckes, als auch <strong>de</strong>r Quell<strong>de</strong>hnungen führt.<br />

Bild 4: Quellversuchsergebnisse nach verschie<strong>de</strong>nen Versuchstechniken [12]<br />

4. Spannungs-Dehnungsbeziehung bei <strong>de</strong>r Anhydrit-Gips-Umwandlung<br />

Grob [13] schlug eine Spannungs-Dehnungsbeziehung für das Quellen vor, die besagt, dass die<br />

Quell<strong>de</strong>hnung linear mit <strong>de</strong>m Logarithmus <strong>de</strong>s Quelldruckes abnimmt. Diese Beziehung beschreibt in <strong>de</strong>r<br />

Regel gut das osmotische Quellen. Für die Anhydrit-Gips-Umwandlung gibt es bislang dagegen keine<br />

gesicherte Beziehung zur Beschreibung <strong>de</strong>r Spannungs-Dehnungsabhängigkeit. Grund hierfür ist, dass<br />

wesentlich weniger Quellversuche mit anhydrithaltigem Gestein als mit Tonstein durchgeführt, aber<br />

insbeson<strong>de</strong>re, dass bei diesen Versuchen keine Endzustän<strong>de</strong> erreicht wor<strong>de</strong>n sind. Dies ist auf die extrem<br />

lange Versuchsdauer zurückzuführen, die für eine Laststufe im Labor unter optimalen<br />

Bewässerungsbedingungen mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Untersuchungen für <strong>de</strong>n Bau eines Eisenbahntunnels in Südwest<strong>de</strong>utschland wur<strong>de</strong>n<br />

mehrere Quellversuche an Proben aus <strong>de</strong>n Gesteinshorizonten Gipskeuper und Dunkelroter Mergel<br />

durchgeführt. Nur die Proben aus <strong>de</strong>m Gipskeuper waren stark anhydrithaltig. Bei all diesen Versuchen<br />

wur<strong>de</strong>n die Proben analog zu Hu<strong>de</strong>r & Amberg vorbelastet und bewässert. Im Laufe <strong>de</strong>r Versuche wur<strong>de</strong>n<br />

mehrere Entlastungen und in einigen Fällen sogar Wie<strong>de</strong>rbelastungen nach Anweisungen <strong>de</strong>s<br />

Auftraggebers vorgenommen. Hierbei wur<strong>de</strong> wahlweise die Last o<strong>de</strong>r die Verformung konstant gehalten. Die<br />

Gesamtdauer einiger dieser Versuche betrug bei einigen Versuchen mehr als 20 Jahre. Trotz <strong>de</strong>r sehr<br />

langen Versuchsdauer wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Mehrzahl <strong>de</strong>r Laststufen keine Endzustän<strong>de</strong> (Einstellung neuer<br />

Gleichgewichtzustän<strong>de</strong>) erreicht. Daher, und um ein Höchstmass an Informationen aus <strong>de</strong>n Versuchen zu<br />

gewinnen wur<strong>de</strong>n mit Hilfe einer nicht-linearen Extrapolation Endzustän<strong>de</strong> prognostiziert. Hierfür wur<strong>de</strong> als<br />

Extrapolationsverfahren die indirekte Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r kleinsten Fehlerquadrate angewen<strong>de</strong>t [14]. Untersucht<br />

wur<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong> mathematische Ansätze:<br />

15


A<br />

y CB t<br />

(3)<br />

y CBexp( t A)<br />

(4)<br />

B<br />

y C (5)<br />

t A<br />

y C B t A<br />

1<br />

tan ( )<br />

(6)<br />

Bild 5: Ergebnisse <strong>de</strong>r Quellversuche Abl. 1 (166/85.3) links und Abl. 2 (166/83.6) rechts<br />

Exemplarisch wer<strong>de</strong>n in Bild 5 die Ergebnisse zweier Versuche wie<strong>de</strong>rgegeben. Der gemessene zeitliche<br />

Verlauf (Volllinie) <strong>de</strong>s Druckes (Bild 5a) und <strong>de</strong>r Dehnung (Bild 5b) sowie <strong>de</strong>r extrapolierten Kurven für die<br />

jeweiligen Laststufen (gestrichelte Linien) wer<strong>de</strong>n dargestellt. Die Aufzeichnung <strong>de</strong>r durch Extrapolation<br />

ermittelten Endwerte <strong>de</strong>r Spannungen bzw. Dehnungen (Bild 5c) in einem halblogarithmischen Massstab<br />

lässt grob drei Spannungsbereiche erkennen:<br />

● Im höheren Spannungsbereich sind die Dehnungen sehr gering. In dieser Phase fin<strong>de</strong>t die Lösung eines<br />

Teiles <strong>de</strong>s Anhydrites statt. Die hohe Spannung ( > 6 MPa) ist hauptsächlich auf <strong>de</strong>n Druck um eine<br />

Gipsauskristallisation weitestgehend zu unterbin<strong>de</strong>n zurückzuführen. Da es daher kaum zu einer<br />

Kristallisation kommt, fin<strong>de</strong>t auch keine ausgeprägte Volumenzunahme statt und in Folge <strong>de</strong>ssen bleiben<br />

die Dehnungen gering.<br />

● Im Spannungsbereich um einen Grenzwert von etwa 4 MPa führt eine relativ geringe Entlastung zu einer<br />

dramatischen Zunahme <strong>de</strong>r Dehnung. Der dann herrschen<strong>de</strong> Druck reicht nicht mehr aus um das<br />

Wachstum von Gipskristallen zu unterbin<strong>de</strong>n. Diese Gipskristallbildung führt lokal zu Überbeanspruchun-<br />

16


gen und somit vermutlich zu Zugbrüchen zwischen <strong>de</strong>n Tonschichten, was letztendlich die Bildung von<br />

Makroporen verursacht. Makroskopisch gesehen, fin<strong>de</strong>t ein Aufblättern <strong>de</strong>s Materials statt. Demnach sind<br />

die grossen Dehnungen nicht nur auf die Anlagerung von Wassermolekülen im Kristallgitter<br />

zurückzuführen, son<strong>de</strong>rn insbeson<strong>de</strong>re auf die Bildung <strong>de</strong>r Makroporen. Diese Strukturän<strong>de</strong>rung ist<br />

irreversibel. Sie kann als Zustandsän<strong>de</strong>rung angesehen wer<strong>de</strong>n, womit diese Phase einen kritischen<br />

Zustand darstellt.<br />

● Im Spannungsbereich unterhalb <strong>de</strong>s o. g. Grenzwertes führen weitere Entlastungen zu zusätzlichen,<br />

relativ gemässigten Dehnungen. Die oben beschriebene Bildung <strong>de</strong>r Makroporen führt zu einer <strong>de</strong>utlichen<br />

Abnahme <strong>de</strong>r Steifigkeit <strong>de</strong>s Materials und zu einer höheren Durchlässigkeit. Ein weiteres Wachstum <strong>de</strong>r<br />

Kristalle in dieser Phase kann diese Makroporen teilweise verdichten o<strong>de</strong>r das Kristallwachstum kann in<br />

einige <strong>de</strong>r Makroporen unter einem nahezu drucklosen Zustand erfolgen. Begünstigt durch die höhere<br />

Durchlässigkeit kann, in Abhängigkeit <strong>de</strong>r Konzentration, eine Lösung <strong>de</strong>s Gipses und eine Auslaugung<br />

stattfin<strong>de</strong>n. Durch die Auslaugung erlei<strong>de</strong>t das Material einen Masseverlust.<br />

Analog zu diesem Versuch wur<strong>de</strong>n weitere 8 Versuche ausgewertet. Die Ergebnisse wer<strong>de</strong>n in Bild 6<br />

zusammengefasst. Alle ausgewerteten Versuche zeigen einen ähnlichen Spannungs-Dehnungsverlauf wie<br />

oben beschrieben. Sie unterschei<strong>de</strong>n sich im Einzelnen bezüglich <strong>de</strong>r Grenzspannung für die<br />

Gipskristallbildungsphase (zwischen 4 und 5.5 MPa) sowie <strong>de</strong>s Quellmasses bei niedriger Spannung<br />

(zwischen 6 und 30%). Die Streuung <strong>de</strong>r Ergebnisse, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>s Quellmasses, ist hauptsächlich auf<br />

Heterogenitäten bezüglich <strong>de</strong>s Anteiles und Verteilung <strong>de</strong>s Anhydrites in <strong>de</strong>n Prüfkörpern zurückzuführen.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r Vorbelastung <strong>de</strong>r Proben kann <strong>de</strong>r maximale Schwelldruck nicht ein<strong>de</strong>utig bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />

Dieser dürfte, je nach Probe, 7 bis 10 MPa o<strong>de</strong>r mehr betragen.<br />

Bild 6: Extrapolierte Endwerte von 10 Versuchen <strong>de</strong>s Gipskeupers<br />

5. Schlussfolgerungen und Ausblick<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Das Quellpotential eines Gesteines kann nur anhand von Laborversuchen bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />

Vorbelastungen <strong>de</strong>s Prüfkörpers, wie z.B. bei Versuchen nach Hu<strong>de</strong>r & Amberg o<strong>de</strong>r ISRM, führen zu<br />

einer Schädigung <strong>de</strong>r Gesteinsstruktur und zu einer Verfälschung <strong>de</strong>s Quellpotentials.<br />

Versuchsapparaturen, die sowohl kraft- als auch wegregelbar sind, erlauben die Durchführung von<br />

kombinierten Quelldruck- und mehrstufigen Quellhebungsversuchen. Damit kann mit einem Versuch ein<br />

Höchstmass an Information gewonnen wer<strong>de</strong>n (max. Quelldruck und Spannungs-Dehnungsbeziehung).<br />

Beson<strong>de</strong>rs bei zu erwarten<strong>de</strong>n grossen Quellverformungen sollen die Höhe <strong>de</strong>s Ringes und die Position<br />

<strong>de</strong>r Probe im Ring so ausgelegt wer<strong>de</strong>n, dass stets ödometrische Bedingungen herrschen.<br />

Für Gesteine, bei <strong>de</strong>nen die Anhydrit-Gips-Umwandlung massgebend ist, konnten mit Hilfe einer<br />

Extrapolation Endzustän<strong>de</strong> ermittelt und damit wesentliche Mechanismen erkannt wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Grob´sche Quellgesetz ist für die Beschreibung <strong>de</strong>r Anhydrit-Gips-Umwandlung nicht geeignet.<br />

Diese Umwandlung ist stark druckabhängig und kann in drei Phasen unterteilt wer<strong>de</strong>n:<br />

17


– Bei Zulassung einer nur geringen Verformung bil<strong>de</strong>t sich ein hoher Kristallisationsdruck ( > 6 MPa).<br />

– Beim mittleren Spannungsniveau ( 4 bis 5.5 MPa) fin<strong>de</strong>t eine ausgeprägte Gipskristallbildung<br />

statt, begleitet von einer überproportionalen Verformung infolge eines „Aufblätterns“ <strong>de</strong>r Struktur.<br />

– Im niedrigen Spannungsniveau nimmt die Verformung nur mo<strong>de</strong>rat zu. Auslaugungen sind hierbei<br />

nicht auszuschliessen.<br />

Es muss hervorgehoben wer<strong>de</strong>n, dass die hier dargestellten Ergebnisse auf Extrapolationen basieren und<br />

somit naturgemäss mit einer Unsicherheit behaftet sind. Hinzu kommt dass die Versuchsapparaturen einige<br />

Unzulänglichkeiten aufweisen, wie aussenliegen<strong>de</strong> Messung <strong>de</strong>r Verformung, Nullpunktdrift <strong>de</strong>r<br />

Kraftmessdose nach langer Versuchsdauer, teilweise zu duktiler Rahmen und zu kurz geratene Metallringe.<br />

Es bleibt auch offen, ob die ermittelten Werte auf an<strong>de</strong>re anhydritführen<strong>de</strong> Gesteine übertragbar sind.<br />

An <strong>de</strong>r Professur für Untertagbau <strong>de</strong>r ETH Zürich hat man ein Forschungsvorhaben zum Thema<br />

Langzeitquellversuche an anhydritführen<strong>de</strong>n Gesteinen gestartet. Dieses beinhaltet u. a. die Entwicklung<br />

und <strong>de</strong>n Bau neuer Versuchsapparaturen unter Behebung <strong>de</strong>r o. g. Unzulänglichkeiten sowie die<br />

Durchführung von Quellversuche mit einer vorgesehenen Versuchsdauer von min<strong>de</strong>stens 10 Jahren.<br />

6. Literaturverzeichnis<br />

[1] Pimentel, E. (2003): Swelling behaviour of sedimentary rocks un<strong>de</strong>r consi<strong>de</strong>ration of micromechanical<br />

aspects and its consequences on structure <strong>de</strong>sign. Proc. GTMM 2003: Karlsruhe, pp. 367-374<br />

[2] Conley, R.F. & Bundy, W.M. (1958): Mechanism of gypsification. Geochimica et Cosmochimica Acta<br />

Vol. 15, pp. 52 – 72. London: Pergamon Press Ltd.<br />

[3] Hand, R.J. (1997): Calcium sulphate hydrates: a review. British ceramic transactions: Vol. 96, No. 3:<br />

pp. 116-120.<br />

[4] Sievert, T., Wolter, A. & Singh, N. B. (2005): Hydration of anhydrite of gypsum (CaSO 4 .II) in a ball mill.<br />

Cement and concrete research: Vol. 35, pp. 623-630. USA: Elsevier Science Ltd.<br />

[5] Hand, R.J. (1994): The kinetics of hydration of calcium sulphate hemihydrate: a critical comparison of<br />

the mo<strong>de</strong>ls in the literature. Cement and concrete research: Vol. 24, No. 5, pp. 885-895. USA: Elsevier<br />

Science Ltd.<br />

[6] Winkler, E. M. (1973): Stone: Properties, Durability in Man’s Environment. Springer Verlag<br />

[7] Wichter, L. (1989): Quellen anhydrithaltiger Tongesteine. Bautechnik: 66, Heft 1<br />

[8] Ping, X. & Beaudoin, J. (1992): Mechanism of sulphate expansion. Cement and concret research:<br />

Vol. 22, pp. 631-640. Pergamon Press Ltd.<br />

[9] Flückiger, A., Nüesch, R. & Madsen, F. (1994). Anhydritquellung. Berichte <strong>de</strong>r Deutschen Ton- und<br />

Tonmineralgruppe DTTG: Beiträge zur Jahrestagung 13. – 14. September 1994, pp. 146 – 153.<br />

[10] DGEG. (1986): Empfehlung Nr. 11 <strong>de</strong>s Arbeitskreises 19 – Versuchstechnik in Fels – <strong>de</strong>r DGEG.<br />

Quellversuche an Gesteinsproben. Bautechnik: 3, pp. 100-104.<br />

[11] ISRM (1989): Suggested methods for laboratory testing of argillaceous swelling rocks. Int. J. Rock<br />

Mech. Sci. & Geomech.: Abstr. Vol. 26, No. 5, pp. 415 – 426<br />

[12] v. Wolffersdorff, P.-A. & Fritsche, S. (2003): Laboratory swell tests on overconsolidated clay and<br />

diagenetic solidified clay rocks. Proc. GTMM 2003: Karlsruhe 2003, pp. 407-412<br />

[13] Grob, H. (1972): Schwelldruck im Belchentunnel. Proc. Int. Symp. für Untertagbau: pp. 99-119, Luzern,<br />

1972<br />

[14] Pimentel, E. (1996): Quellverhalten von diagenetisch verfestigtem Tonstein, Veröffentlichungen <strong>de</strong>s<br />

Institutes für Bo<strong>de</strong>nmechanik und Felsmechanik, Universität (TH) Fri<strong>de</strong>riciana in Karlsruhe: Heft 139<br />

Autor:<br />

Dr.-Ing. Erich Pimentel<br />

Institut für Geotechnik<br />

ETH Zürich<br />

CH-8093 Zürich<br />

erich.pimentel@igt.baug.ethz.ch<br />

18


154<br />

MITTEILUNGEN <strong>de</strong>r Schweizerischen Gesellschaft für Bo<strong>de</strong>n- und Felsmechanik<br />

PUBLICATION <strong>de</strong> la Société Suisse <strong>de</strong> Mécanique <strong>de</strong>s Sols et <strong>de</strong>s Roches<br />

Réunion <strong>de</strong> printemps, 27 avril 2007, Fribourg, Frühjahrstagung, 27. April 2007, Freiburg<br />

Les essais <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong><br />

Jean-François Mathier<br />

19


Les essais <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong><br />

1. Introduction<br />

Le <strong>gonflement</strong> <strong>de</strong>s roches argileuses est la cause <strong>de</strong> nombreux dommages tant pour les constructions en<br />

surface que pour les ouvrages souterrains. La maîtrise <strong>de</strong> ce phénomène est un facteur important dans la<br />

construction. Il est <strong>de</strong>venu également un paramètre déterminant dans le cadre du stockage <strong>de</strong>s déchets<br />

radioactifs.<br />

Le <strong>gonflement</strong> peut provenir <strong>de</strong> phénomènes d’hydratation par adsorption (théorie <strong>de</strong> la double couche<br />

diffuse), par osmose (influence du chimisme <strong>de</strong> l’eau contenue dans les pores), par capillarité ou émaner <strong>de</strong><br />

modifications chimiques, comme la transformation <strong>de</strong> l’anhydrite en gypse ou encore l’oxydation <strong>de</strong> la pyrite.<br />

De nombreux auteurs se sont penchés sur ce problème en tentant <strong>de</strong> le caractériser par <strong>de</strong>s essais en<br />

laboratoire (Grob [1], Hu<strong>de</strong>r et Amberg [2], Madsen [3,4], Robert [5], Serratrice [6], Steiner [8]). L’essai <strong>de</strong><br />

<strong>gonflement</strong> Hu<strong>de</strong>r-Amberg est à la base <strong>de</strong> toute une série <strong>de</strong> réflexions et <strong>de</strong>s procédures d’essais, qui ont<br />

suivi, comme par exemple les normes et recommandations [9] publiées par ASTM, BS, ISRM, ISSMFE,<br />

AFNOR. La nouvelle norme suisse SN 670 356 s’est largement inspirée <strong>de</strong> ces travaux.<br />

2. Types d’essais<br />

Les essais les plus connus sont : l’essai <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> libre, l’essai à volume constant ou l’essai type Hu<strong>de</strong>r-<br />

Amberg. Serratrice [6] dresse un inventaire <strong>de</strong> tous les types et procédures d’essais.<br />

L’essai <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> libre consiste à mesurer le déplacement axial d’une éprouvette immergée dans l’eau.<br />

On peut également mesurer la variation <strong>de</strong> circonférence <strong>de</strong> l’éprouvette à l’ai<strong>de</strong> d’une ban<strong>de</strong> métallique<br />

souple graduée pour évaluer le <strong>gonflement</strong> libre radialement.<br />

L’essai <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> à volume constant est pratiqué dans un oedomètre ; il permet <strong>de</strong> déterminer une<br />

pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong>. Une faible contrainte <strong>de</strong> 10 kPa est appliquée initialement. On ajoute l’eau et la<br />

contrainte appliquée est augmentée <strong>de</strong> manière à compenser aussi finement que possible la déformation<br />

axiale due au <strong>gonflement</strong>.<br />

Dans l’essai Hu<strong>de</strong>r-Amberg [2], l’échantillon est soumis à un premier chargement jusqu’à une valeur <strong>de</strong><br />

contrainte o correspondant au poids <strong>de</strong>s terres, suivi d’un déchargement jusqu’à une pression <strong>de</strong> l’ordre <strong>de</strong><br />

10 à 15 kPa, et d’une recharge jusqu’à o . Cette phase <strong>de</strong> reconfinement à sec tend à corriger les effets du<br />

prélèvement et à refermer les microfissures (figure 2).<br />

L’échantillon est alors mis en eau et on laisse le <strong>gonflement</strong> se développer, jusqu’à stabilisation : en général<br />

on retient comme critère que le <strong>gonflement</strong> doit être inférieur à 10 microns en 12 heures. On décharge alors<br />

l’échantillon et on mesure le <strong>gonflement</strong> correspondant. On répète l’opération pour les paliers suivants.<br />

La droite reliant les valeurs du <strong>gonflement</strong> <strong>de</strong>s divers paliers <strong>de</strong> charge nous donne la droite <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong>.<br />

3. Pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong><br />

La détermination <strong>de</strong> la pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> reste problématique et controversée.<br />

Sridharan [7] a comparé différentes métho<strong>de</strong>s pour la détermination <strong>de</strong> la pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong>. Les<br />

résultats obtenus ont montré que la pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> est fortement tributaire du chemin <strong>de</strong><br />

chargement (figure 1). Il semble selon certains auteurs que les valeurs <strong>de</strong> la pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong><br />

déterminées par l’essai à volume constant soient les plus proches <strong>de</strong> celles effectivement mesurées in situ.<br />

20


6<br />

cycles <strong>de</strong> charge<br />

<strong>gonflement</strong><br />

<strong>de</strong>f. instantanée sous eau<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

B<br />

A<br />

-4<br />

10 100 Contrainte [kPa]<br />

1000<br />

Figure 1. Pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong><br />

Figure 2. Essai <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> Hu<strong>de</strong>r-Amberg<br />

Selon Hu<strong>de</strong>r-Amberg (figure 2) la pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> correspond à la contrainte axiale qu’il faut<br />

appliquer sur l’éprouvette pour que, lors <strong>de</strong> l’hydratation, il ne se développe pas <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> axial. Cette<br />

pression (point A) est égale à l’intersection <strong>de</strong> la courbe <strong>de</strong> recharge et <strong>de</strong> la droite <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong>. Cette<br />

notion a été abandonnée dans la norme SN, car l’erreur commise peut être gran<strong>de</strong>. On propose <strong>de</strong><br />

considérer la pression en B comme pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> maximum ; elle correspond à la prolongation <strong>de</strong><br />

la déformation instantanée sous eau avec la droite <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong>. On peut discuter <strong>de</strong> l’opportunité <strong>de</strong> tenir<br />

compte <strong>de</strong> la déformation élastique sous eau plutôt que la déformation élastique à sec. Mais en général ces<br />

courbes sont confondues.<br />

ASTM propose trois métho<strong>de</strong>s pour définir cette pression.<br />

La métho<strong>de</strong> A du <strong>gonflement</strong> libre : charge à o , décharge rapi<strong>de</strong>, mise en eau, <strong>gonflement</strong> libre, puis<br />

recharge par paliers pour ramener l’éprouvette à sa hauteur initiale. La pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> correspond<br />

alors à l’intersection <strong>de</strong> la droite <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> pour une déformation nulle.<br />

La métho<strong>de</strong> B du <strong>gonflement</strong> sous une charge constante égale à o , mise en eau, puis recharge par paliers<br />

progressifs pour ramener l’éprouvette à sa hauteur initiale.<br />

La métho<strong>de</strong> C du <strong>gonflement</strong> à volume constant : charge à o , mise en eau et mesure <strong>de</strong> la pression<br />

développée en empêchant le <strong>gonflement</strong>. L’essai est poursuivi par un essai oedométrique conventionnel<br />

avec boucles <strong>de</strong> chargement-déchargement, afin d’évaluer le potentiel <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong>.<br />

Les normes ISSMFE et AFNOR proposent <strong>de</strong>s métho<strong>de</strong>s d’essais différentes, basées sur <strong>de</strong>s essais<br />

oedométriques en parallèle. Plusieurs éprouvettes sont mises en eau dans <strong>de</strong>s oedomètres sous différentes<br />

charges, ce qui permet <strong>de</strong> déterminer une pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong>. L’inconvénient <strong>de</strong> ces métho<strong>de</strong>s est qu’il<br />

est souvent difficile d’obtenir plusieurs éprouvettes <strong>de</strong> nature minéralogique parfaitement i<strong>de</strong>ntiques.<br />

4. Exemple<br />

Trois essais <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> Hu<strong>de</strong>r-Amberg (figure 3) ont été effectués sur une marne provenant du tunnel <strong>de</strong><br />

Büttenberg à 15 m <strong>de</strong> profon<strong>de</strong>ur. Un premier essai a été réalisé avec une contrainte correspondant à la<br />

hauteur <strong>de</strong> couverture (340 kPa), les <strong>de</strong>ux autres avec <strong>de</strong>s contraintes inférieure (150 kPa) et supérieure<br />

(720 kPa) pour comparer les valeurs <strong>de</strong> pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> obtenues. On a représenté sur le graphique<br />

le <strong>gonflement</strong> et la décharge instantanée sous eau. Les pressions obtenues par les trois essais Hu<strong>de</strong>r-<br />

Amberg se situent en moyenne autour <strong>de</strong> 360 kPa.<br />

Un essai <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> à volume constant, effectué sur le même matériau, a donné une valeur <strong>de</strong> 290 kPa,<br />

que l’on peut considérer comme relativement proche. Puis l’essai a été poursuivi en diminuant la contrainte<br />

et en mesurant le <strong>gonflement</strong> correspondant. On constate que la droite <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> est grossièrement<br />

parallèle à la droite <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> <strong>de</strong>s essais Hu<strong>de</strong>r-Amberg, mais inférieure.<br />

21


80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

2B<br />

6B<br />

7B<br />

40<br />

30<br />

dh/h [% ]<br />

20<br />

10<br />

Figure 3. Gonflement sur marne<br />

0<br />

10 100 1000 [kPa] 10000<br />

Figure 4. Influence du chargement<br />

5. Autres facteurs<br />

D’autres facteurs peuvent avoir un effet sur la valeur <strong>de</strong> la pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong>, comme par exemple, le<br />

taux <strong>de</strong> chargement, la rigidité <strong>de</strong> la bague oedométrique et la teneur en eau initiale.<br />

Effet du chargement<br />

La figure 4 montre les résultats d’essais Hu<strong>de</strong>r-Amberg effectués sur un matériau remanié constitué <strong>de</strong> 75%<br />

d’opalinuston et 25% <strong>de</strong> bentonite, avec une teneur en eau initiale <strong>de</strong> 11.2% et une <strong>de</strong>nsité <strong>de</strong> 2.25 t/m 3 . On<br />

constate que la pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> augmente en fonction du chargement appliqué ; elle est<br />

respectivement <strong>de</strong> 450, 600 et 2000 kPa pour <strong>de</strong>s chargements <strong>de</strong> 125, 250 et 1000 kPa.<br />

Effet <strong>de</strong> la rigidité <strong>de</strong> la bague<br />

Les résultats montrent que l’augmentation <strong>de</strong> la rigidité <strong>de</strong> la bague induit une augmentation <strong>de</strong> la<br />

déformation axiale et <strong>de</strong> la pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> latérale (figure 5). Cela indique que le matériel peut avoir<br />

une influence non négligeable sur les résultats <strong>de</strong>s essais et qu’il y aurait peut être lieu <strong>de</strong> comparer les<br />

divers équipements <strong>de</strong>s laboratoires d’essais.<br />

Figure 5. Effet <strong>de</strong> la rigidité <strong>de</strong> la bague<br />

22


Effet <strong>de</strong> la teneur en eau<br />

La pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> est étroitement liée à la teneur en eau naturelle du matériau (figure 6). Dans un<br />

essai Hu<strong>de</strong>r-Amberg on peut recalculer la teneur en eau pour chaque palier, en admettant que l’échantillon a<br />

atteint un <strong>de</strong>gré <strong>de</strong> saturation <strong>de</strong> 100% à la fin du cycle <strong>de</strong> chargement et au terme <strong>de</strong> chaque palier.<br />

Dans notre cas le point A correspond à la teneur en eau d’équilibre (w = 11.7%) pour la contrainte in situ vo<br />

<strong>de</strong> 100 kPa. Les points A et B, sur et au-<strong>de</strong>ssus <strong>de</strong> la courbe <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> ont <strong>de</strong>s teneurs en eau naturelle<br />

égale et supérieure à la teneur en eau d’équilibre après <strong>gonflement</strong>. Si la teneur en eau augmente après<br />

hydratation, la pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> sera inférieure. Si, au contraire la teneur en eau initiale (point C) est<br />

inférieure à la teneur en eau d’équilibre, la pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> augmentera.<br />

20<br />

15<br />

B<br />

vo = 100 kPa<br />

w [%]<br />

10<br />

5<br />

C<br />

A<br />

0<br />

[kPa]<br />

10 100 1000<br />

Figure 6. Effet <strong>de</strong> la teneur en eau initiale<br />

6. Conclusions et perspectives<br />

Certains aspects du <strong>gonflement</strong> <strong>de</strong>man<strong>de</strong>nt à être clarifiés, par exemple l’existence d’une corrélation entre<br />

<strong>gonflement</strong>, pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> et teneur en argiles, le rôle dans le <strong>gonflement</strong> due à l’hydratation et à<br />

l’état <strong>de</strong> contrainte, l’amélioration <strong>de</strong>s procédures d’essais, etc.<br />

La création d’un réseau <strong>de</strong> laboratoires et la réalisation d’essais croisés permettraient d’affiner nos<br />

connaissances sur le <strong>gonflement</strong>.<br />

Références.<br />

[1] Grob H., 1972, Schwelldruck in Belchen tunnel, Int. Symp. on Un<strong>de</strong>rground Openings, Lucerne, pp. 99-<br />

119<br />

[2] Hu<strong>de</strong>r J., Amberg G., 1970, Quellung in Mergel, Opalinuston und Anhydrit, Schweizer. Bauzeitung, no 43,<br />

pp 975-980<br />

[3] Madsen F.T., 1979, Determination of the swelling pressure of claystones and marlstones using<br />

mineralogical data, 4 th Int. Cong. on Rock Mech., Montreux<br />

[4] Madsen F.T., 1999, Suggested methods for laboratory testing in swelling rocks, Int. J. Rock Mech. Min.<br />

Sc., vol. 36, no 3, pp 291-306<br />

[5] Robert A., Fabre D., 1987, Rapport sur le <strong>gonflement</strong>, Comité Français <strong>de</strong> Mécanique <strong>de</strong>s Roches<br />

[6] Serratrice J.F., Soyez B., 1996, Les essais <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong>, Bull. Labo. Ponts et Chaussées, no 204, pp<br />

65-85<br />

[7] Sridharan A. & al., 1986, Swelling pressure of clays, Geotechnical testing journal, vol 9, no 1, pp. 24-33<br />

[8] Steiner W., 1993, Swelling rock in tunnel : Rock characterisation, effect of horizontal stresses and<br />

construction procedures, Int. J. Rock Mech. Min. Sc., vol. 30, pp 361-380<br />

23


[9] Normes et recommendations<br />

American Society for Testing and Materials ASTM D4546-03 Standard test methods for onedimensional<br />

swell or settlement potential of cohesive soils<br />

ISRM Recommendations, 1989, Suggested method for laboratory testing of argillaceous swelling<br />

rocks, Int. J. Rock Mech. Min. Sc., vol. 26, no 5, pp 415-426<br />

British Standard BS 1377, 1990<br />

ISSMFE (International Society for Soil Mechanics and Foundation Engineering)<br />

Association Française <strong>de</strong> Normalisation AFNOR P 94-091, 1995 Essai <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> à l’oedomètre<br />

Schweizer Normung SN 670 356, 2006 Essais <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong><br />

Auteur:<br />

Jean-François Mathier<br />

EPFL-ENAC-LMR<br />

Laboratoire <strong>de</strong> mécanique <strong>de</strong>s roches<br />

Station 18<br />

1015 Lausanne<br />

jean-francois.mathier@epfl.ch<br />

http://lmr.epfl.ch<br />

24


154<br />

MITTEILUNGEN <strong>de</strong>r Schweizerischen Gesellschaft für Bo<strong>de</strong>n- und Felsmechanik<br />

PUBLICATION <strong>de</strong> la Société Suisse <strong>de</strong> Mécanique <strong>de</strong>s Sols et <strong>de</strong>s Roches<br />

Réunion <strong>de</strong> printemps, 27 avril 2007, Fribourg, Frühjahrstagung, 27. April 2007, Freiburg<br />

Senkungstrichter Hard<br />

A2 Basel-Augst<br />

Christian Scholer<br />

Jürg Nyfeler<br />

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1. SENKUNGSTRICHTER HARD<br />

1.1. Überblick<br />

1.1.1 Einleitung<br />

Das Gebiet Hard, westlich von Basel gelegen, ist für die immer wie<strong>de</strong>r auftreten<strong>de</strong>n Dolineneinbrüche<br />

bekannt. Während <strong>de</strong>s Baus <strong>de</strong>r N2 in <strong>de</strong>n 60-er Jahren öffnete sich im Bereich <strong>de</strong>s Hardwal<strong>de</strong>s im Trassee<br />

<strong>de</strong>r neuen Autobahn eine Doline. Der entstan<strong>de</strong>ne Krater wur<strong>de</strong> damals mit Kiesmaterial verfüllt und mit<br />

einer Magerbetonplombe verschlossen.<br />

Mitte <strong>de</strong>r 90-er Jahre haben sich im Belag <strong>de</strong>r Autobahn in unmittelbarer Nähe <strong>de</strong>s alten Dolineneinbruches<br />

erneut Setzungen abzuzeichnen begonnen, welche bis heute anhalten. Die Abklärungen haben gezeigt,<br />

dass die Setzungen auf Karstphänomene im Untergrund zurückzuführen sind. Die nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

Ausführungen beschreiben die geologischen Verhältnisse sowie die eingeleiteten Massnahmen zur<br />

Sicherung dieser neuen Doline.<br />

1.1.2 Überblick die regionale Nutzung betreffend<br />

Wir befin<strong>de</strong>n uns im intensiv genutzten Raum östlich von Basel. Dieser wird nördlich begrenzt durch <strong>de</strong>n<br />

Rhein. Südlich wird <strong>de</strong>r Raum durch das Plateau <strong>de</strong>s Tafeljuras ( Gempenplateau und Adlerhofgewölbe) und<br />

westlich durch die Birs begrenzt.<br />

Wir haben als Nutzer dieses Raumes<br />

- die Siedlungsgebiete <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>n Birsfel<strong>de</strong>n, Muttenz, Pratteln<br />

- das Grundwasseranreicherungsgebiet „Hard“ <strong>de</strong>r Hardwasser AG<br />

- das Industriegebiet Schweizerhalle<br />

- die Basellandschaftlichen Rheinhäfen mit ihren Strassen und bahnseitigen Anbindungen an das<br />

übergeordnete Verkehrsnetz<br />

- die Bahnlinien Basel – Bern / Luzern, Chiasso / Zürich mit <strong>de</strong>m Rangierbahnhof Muttenz<br />

- die Nationalstrasse A2/3 Basel Bern / Luzern / Zürich und die Hauptstrassen 3 / 7 (Zürich / Winterthur) und<br />

2 / 12 (Luzern/Solothurn).<br />

1.2. Allgemeine Geologische Situation<br />

1.2.1 Einleitung<br />

Das Untersuchungsgebiet liegt im Rheintal und gehört geologisch zum Tafeljura. Tektonisch prägend ist <strong>de</strong>r<br />

unmittelbar an das Untersuchungsgebiet angrenzen<strong>de</strong> Einbruch <strong>de</strong>s Oberrheingrabens zwischen Vogesen<br />

und Schwarzwald. Der Einbruch <strong>de</strong>s Rheintals bewirkte eine Schar von Störungen / Verwerfungen in NNW /<br />

SSE- Richtung im nordwestlichen Tafeljura. Als solitäres Element kann auch die Kompressionsstruktur <strong>de</strong>s<br />

Adlerhofgewölbes genannt wer<strong>de</strong>n. Weiter ist das Subrosionsgebiet im Umfeld <strong>de</strong>s Tagbautunnels <strong>de</strong>r SBB<br />

zu erwähnen.<br />

Wie eingangs erwähnt, ist das Gebiet Hardwald für seine Dolinen bekannt. Ungefähr 400 Meter nördlich <strong>de</strong>r<br />

N2 haben sich in <strong>de</strong>n letzten Jahren zwei grosse Dolinen im Hardwald geöffnet. Der Durchmesser <strong>de</strong>r<br />

beinahe kreisrun<strong>de</strong>n Einsturztrichter beträgt ca. 5 bis 8 Meter. Diese jüngsten Einbrüche wie auch ältere<br />

Ereignisse aus <strong>de</strong>n 60-er und 70-er Jahren auf <strong>de</strong>m Areal <strong>de</strong>s Rangierbahnhofs belegen eindrücklich, dass<br />

die Gefahr von Tagbrüchen durch einstürzen<strong>de</strong> Dolinen in diesem Gebiet real und latent vorhan<strong>de</strong>n ist.<br />

Ein Dolineneinbruch auf <strong>de</strong>r A2 mit einem DTV von 130`000 Fahrzeugen pro Tag hätte fatale Folgen. Die<br />

betroffenen Fahrspuren wären für Tage gesperrt – <strong>de</strong>r Verkehrskollaps vorprogrammiert!<br />

Es muss <strong>de</strong>shalb das Ziel sein, mit geeigneten Massnahmen ein entsprechen<strong>de</strong>s Ereignis zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />

1.2.2 Untergrund<br />

Die Schichten <strong>de</strong>s Felsuntergrun<strong>de</strong>s liegen flach und sind an steilen Verwerfungen in mehrere hun<strong>de</strong>rt<br />

Meter breite Schollen zerbrochen. Durchs Untersuchungsgebiet zieht eine solche Verwerfung in<br />

nordöstlicher Richtung. Auf <strong>de</strong>r Nordwestscholle ist als Felsuntergrund unter <strong>de</strong>n Schottern <strong>de</strong>r Obere<br />

Muschelkalk vorhan<strong>de</strong>n, während auf <strong>de</strong>r SE- Scholle als Felsuntergrund die Keupermergel anstehen. Die<br />

SE- Scholle ist gegenüber <strong>de</strong>r NW- Scholle im Lauf <strong>de</strong>s Tertiärs im Gefolge <strong>de</strong>r Oberrheingrabenbildung<br />

mit entsprechen<strong>de</strong>r Zerbrechung und Krusten<strong>de</strong>hnung abgesunken.<br />

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Der Rhein hat sich in <strong>de</strong>r Wurm-Eiszeit durch die Hochterrassenschotter (nur am Talrand erhalten)<br />

hindurch in <strong>de</strong>n Felsuntergrund eingegraben und die grösstenteils alpinen Nie<strong>de</strong>rterrassenschotter<br />

abgelagert. Die Schotter bestehen aus einem sandigen Kies und führen reichlich Steine. Sandlagen und<br />

Rollkieslagen kommen vor. Die Schottermächtigkeiten betragen in <strong>de</strong>r Umgebung im Sü<strong>de</strong>n 7 m, im E<br />

>26 m, im N um 20 m und im W um 10 m. Grössere Schottermächtigkeiten sind erst weiter<br />

nordwestlich in <strong>de</strong>r Hard (Trinkwasserwerk mit ca. 27-30 m Schotter) vorhan<strong>de</strong>n. Im<br />

Untersuchungsgebiet wer<strong>de</strong>n gegenüber <strong>de</strong>r Umgebung grössere Lockergesteinsmächtigkeiten<br />

festgestellt.<br />

Figur 1: Geologisch-geotechnisches Profil<br />

[Quelle: Pfirter, Nyfeler + Partner AG]<br />

Offensichtlich ist hier eine umfangreiche Dolinenbildung vorhan<strong>de</strong>n. Analog <strong>de</strong>n Verwerfungen sind sie<br />

NE – SW ausgerichtet. Diese Doline ist auch auf <strong>de</strong>r geologischen Karten (Geol. Atlas, Blatt Ariesheim)<br />

vermerkt. In <strong>de</strong>r Hohlform sind unter <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rterrassenschotter feinkörnige Gesteinsschichten aus Sand<br />

und Silt vorhan<strong>de</strong>n. Diese wur<strong>de</strong>n in mehreren Bohrungen nachgewiesen. Es ist möglich, dass es sich bei<br />

diesen feinkörnigen Ablagerungen um geschichtete Tümpelbildungen han<strong>de</strong>lt, welche in <strong>de</strong>n<br />

Mul<strong>de</strong>nformen <strong>de</strong>r Doline zur Ablagerung kamen. Ebenso könnte es sich um einen Totarm <strong>de</strong>s früheren<br />

Rheins han<strong>de</strong>ln, welcher mit Feinmaterial verfüllt wur<strong>de</strong>.<br />

In geologisch jüngster Zeit wur<strong>de</strong> in einer Grube südlich <strong>de</strong>r Autobahn Schotter bis zur dort über <strong>de</strong>m<br />

Grundwasserspiegel gelegenen Felsunterlage abgebaut. Diese Grube ist mit Aushubmaterial (künstliche<br />

Auffüllung) verfüllt. Die Grube erstreckte sich möglicherweise bis an <strong>de</strong>n Rand <strong>de</strong>r N2, o<strong>de</strong>r reicht<br />

eventuell noch lokal bis in die Fahrspur Richtung Luzern hinein. Der exakte Grubenrand ist nicht bekannt.<br />

1.2.3 Grundwasser<br />

In <strong>de</strong>n Schottern zirkuliert Grundwasser, welches im ungestörten Zustand <strong>de</strong>m Rhein zufliesst. Der<br />

Grundwasserspiegel liegt im Untersuchungsgebiet ca. 14 m unter <strong>de</strong>r Autobahn. Das Grundwasser wird an<br />

<strong>de</strong>r Untergrenze im SE über Keupermergeln gestaut. Im Dolinenbereich selbst bil<strong>de</strong>n die Silte <strong>de</strong>r<br />

Tümpelbildungen einen Grundwasserstauer. Im NW <strong>de</strong>s Untersuchungsgebietes steht das<br />

Schottergrundwasser mit <strong>de</strong>m Felsgrundwasser im kalkigen Felsuntergrund in hydraulischem<br />

Zusammenhang. In diesem Gebiet liegt <strong>de</strong>r Grundwasserstauer erst an <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>s oberen<br />

Muschelkalks.<br />

1.3. Aufbau <strong>de</strong>s Untergrun<strong>de</strong>s<br />

Der Untergrund baut sich, aus <strong>de</strong>r künstlichen Auffüllung, <strong>de</strong>n Rheinschottern, <strong>de</strong>n Tümpelbildungen, <strong>de</strong>r<br />

27


Dolinenfüllung in <strong>de</strong>r Tiefe und <strong>de</strong>m Felsuntergrund aus Keupermergeln (im SE) und von verkarstetem<br />

Oberem Muschelkalk im NW auf. Ten<strong>de</strong>nziell sind im NW die tieferen Karstschlote vorhan<strong>de</strong>n (in SB 6 bis<br />

in eine Tiefe von 56 m ab OK Terrain erbohrt, ohne dass Fels erreicht wor<strong>de</strong>n ist).<br />

Reichen Karsthöhlen im Felsuntergrund bis an die Felsoberfläche, so kann <strong>de</strong>r Rheinkies in diese<br />

Hohlräume eingeschwemmt wer<strong>de</strong>n, bzw. nachsacken. Im Kies entsteht ein Schlot, welcher im Extremfall<br />

sich bis an die Terrainoberfläche aus<strong>de</strong>hnen kann.<br />

Der heute tragfähige Felsuntergrund liegt in mehr als 30 – 40 m Tiefe ab heutiger Oberfläche. Er wur<strong>de</strong> im<br />

Senkungszentrum in 43..20 m Tiefe nicht erreicht.<br />

Der Grundwasserspiegel liegt in 13 - 14 m Tiefe unter <strong>de</strong>r N2 und ist beeinflusst insbeson<strong>de</strong>re auch durch<br />

die künstliche Grundwasseranreicherung im Hardwald ca. 150 m N <strong>de</strong>s Untersuchungsgebietes<br />

Aussagen über die Grosse von Hohlräumen im Untergrund sind nicht möglich.<br />

1.4. Setzungsmessungen<br />

Seit Mitte <strong>de</strong>r 90- er Jahre machten sich Setzungen im Standstreifen auf <strong>de</strong>r Südseite <strong>de</strong>r A2 bemerkbar.<br />

Im Mai 1997 wur<strong>de</strong> eine erste Bohrung (SB1) in <strong>de</strong>n Fels abgeteuft und mit einem<br />

Gleitmikrometermessrohr ausgerüstet. Die Bohrung wird seither systematisch gemessen und ausgewertet.<br />

Es zeigte sich rasch, dass die Bewegungen mit gleich bleiben<strong>de</strong>r Geschwindigkeit anhalten. In <strong>de</strong>r Folge<br />

wur<strong>de</strong> das Überwachungsnetz mit 5 weiteren Bohrungen ergänzt. Seit Beginn <strong>de</strong>r Überwachungsmessungen<br />

hat sich die Messstelle SB1 um rund 10.5 mm gesenkt, was einem Setzungsmass von rund<br />

1.75 mm pro Jahr entspricht.<br />

Weiter wur<strong>de</strong> das Setzungsverhalten <strong>de</strong>r Fahrbahn mit einem Präzisionsnivellement systematisch<br />

überwacht. Die Messwerte belegen eine Setzungsrate innerhalb von einem Jahr von bis zu 4mm. Die<br />

Setzungen halten an. Das kumulierte Mass <strong>de</strong>r eigentlichen Setzungsmul<strong>de</strong> beträgt ca. 3 bis 5 cm.<br />

Die auf relativ kurze Distanz vorhan<strong>de</strong>ne Mul<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Durchmesser <strong>de</strong>r Setzungsmul<strong>de</strong> beträgt rund 30 m, ist<br />

beim Vorbeifahren mit <strong>de</strong>m PW äusserst markant spürbar. Kommt dazu, dass je<strong>de</strong>s Fahrzeug beim<br />

Passieren <strong>de</strong>r Mul<strong>de</strong> eine zusätzliche dynamische Belastung (Schlag) auf <strong>de</strong>n Untergrund erzeugt. Diese<br />

Schläge wirken sich auf das Setzungsverhalten <strong>de</strong>s Untergrun<strong>de</strong>s negativ aus. Die zunehmen<strong>de</strong> Anzahl von<br />

schweren Fahrzeugen verdichtet <strong>de</strong>n aufgelockerten Kies unter <strong>de</strong>r Fahrbahn im Bereich <strong>de</strong>r Doline<br />

zusätzlich. Dadurch wird die Setzungsmul<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Fahrbahn zunehmend ausgeprägter, was wie<strong>de</strong>rum die<br />

Intensität <strong>de</strong>r Schläge auf <strong>de</strong>n Untergrund erhöht.<br />

1.5. Schlussfolgerungen und Sanierungsi<strong>de</strong>e<br />

<br />

<br />

Der tragfähige Fels ist erst in grösserer Tiefe anstehend.<br />

Tiefenfundationen wie z.B. Pfähle können somit erst in grosser Tiefe im tragfähigen Fels abgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Aus Kosten- und Termingrün<strong>de</strong>n ist eine Lösung mittels Pfählen kaum angängig.<br />

Siltig- toniges Material ist infolge kleiner o<strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>r Durchlässigkeit nicht o<strong>de</strong>r kaum injizierbar.<br />

Eine Verbesserung <strong>de</strong>s Baugrun<strong>de</strong>s unter <strong>de</strong>r N2 mittels Injektionen ist wegen <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen<br />

künstlichen Auffüllung im südlichen Bereich eher schwierig und mit grossem Aufwand verbun<strong>de</strong>n.<br />

Eine Lösung zur Verhin<strong>de</strong>rung eines Tagbruches muss wegen <strong>de</strong>n Baugrundverhältnissen im<br />

Oberflächenbereich gesucht wer<strong>de</strong>n. Dabei steht eine Baugrundverbesserung / Überbrückung <strong>de</strong>s<br />

gefähr<strong>de</strong>ten Bereiches direkt unter <strong>de</strong>r Fahrbahn im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />

1.6. Risikobeurteilung<br />

1.6.1 Allgemeines<br />

Die Auslaugung im oberen Muschelkalk erfolgt kontinuierlich und über einen ausge<strong>de</strong>hnten Bereich. Sie<br />

wird durch Grundwasserschwankungen begünstigt. Ebenso kann ein Mischwasser korrosiver als das<br />

ursprüngliche Formationswasser wirken (Erkenntnis <strong>de</strong>r Speläologen). Es ist von Karsthohlräumen mit<br />

hun<strong>de</strong>rten von m 3 auszugehen, welche gemäss <strong>de</strong>m Ereignis beim Bau in <strong>de</strong>n späten Sechzigerjahren<br />

mit unmittelbarer Heftigkeit auftreten und eine solche Menge Lockergesteins aufnehmen können, dass<br />

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Trichter von 0 bis ca. 15 m entstehen können. Das heute erkennbare Bild <strong>de</strong>r langgezogenen<br />

Setzungsmul<strong>de</strong> lässt darauf schliessen, dass beim Ereignis in <strong>de</strong>n 60er-Jahren nicht alle Hohlräume in <strong>de</strong>r<br />

Tiefe verfüllt wur<strong>de</strong>n und Grundsätzlich weiteres Material zur Tiefe nachsacken kann.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>s festgestellten Zustan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Gesteinsschichten und <strong>de</strong>r gemessenen<br />

Setzungen beurteilen wir das Risiko von Tagbrüchen im Fahrbahnbereich als mittel. Beson<strong>de</strong>rs im Bereich<br />

<strong>de</strong>r starken Belagskrümmung (Setzungsmul<strong>de</strong>) kann ein plötzliches Aufbrechen <strong>de</strong>s Belages als Folge<br />

<strong>de</strong>r Auflockerung <strong>de</strong>s Untergrun<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>r starken Schlageinwirkung infolge <strong>de</strong>r durchfahren<strong>de</strong>n<br />

Lastwagen nicht ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />

1.6.2 Risiko Zunahme <strong>de</strong>r Setzungen<br />

Die laufen<strong>de</strong>n Messungen belegen, dass die Setzungen anhalten. Das Risiko <strong>de</strong>r weiteren<br />

Setzungszunahme beurteilen wir als hoch. Diese Beurteilung stützt auch die spürbare Setzungsmul<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />

Fahrbahn, welche sich erst in <strong>de</strong>n letzten ca. 2 bis 3 Jahren eingestellt hat.<br />

1.7. SANIERUNGSMASSNAHMEN<br />

1.7.1 Sanierungsziel<br />

Mit <strong>de</strong>r anzustreben<strong>de</strong>n Sanierung sind folgen<strong>de</strong> Randbedingungen zu erfüllen:<br />

Das Risiko eines Tagbruches muss ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n können.<br />

<br />

<br />

Mit <strong>de</strong>n anzustreben<strong>de</strong>n Sanierungsmassnahmen muss eine Fläche von ca. 40 Meter Länge und<br />

pro Fahrtrichtung von ca. 12 Meter Breite stabilisiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Übergangsbereich zum sanierten Abschnitt muss sanft erfolgen. Bei einem abrupten Übergang<br />

besteht die Gefahr, dass er sich mittelfristig an <strong>de</strong>r Fahrbahnoberfläche durch lokale differentielle<br />

Setzungen abzeichnet und es so zu neuen Schä<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Fahrbahn kommen kann.<br />

1.7.2 Wahl <strong>de</strong>r Sanierungsmassnahme<br />

Nach eingehen<strong>de</strong>r Diskussion aller Fakten und Bedingungen, wur<strong>de</strong> zusammen mit <strong>de</strong>r Bauherrschaft<br />

festgelegt, dass die vorgeschlagene Sanierungslösung mit einer Betonplatte im Bereich <strong>de</strong>s<br />

Senkungstrichters Hard umgesetzt wer<strong>de</strong>n soll.<br />

1.7.3 Randbedingungen<br />

Mit <strong>de</strong>n aufgeführten Randbedingungen wird <strong>de</strong>finiert, wie sich die Sanierungsmassnahme in das<br />

Gesamtprojekt Erhaltungsabschnitt Basel-Augst (EABA) sowie in das vorhan<strong>de</strong>ne Umfeld einpassen<br />

muss. Die Randbedingungen sind in <strong>de</strong>r Nutzungsvereinbarung <strong>de</strong>finiert. Folgen<strong>de</strong> relevanten Punkte<br />

können aufgeführt wer<strong>de</strong>n:<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an die Betonplatte<br />

Die Autobahn muss trotz differentieller Setzungen befahrbar bleiben.<br />

Die Betonplatte soll lokale Setzungsmul<strong>de</strong>n im Untergrund überbrücken resp. ausgleichen. Die<br />

Setzungsmul<strong>de</strong>n sollen sich dank <strong>de</strong>r Betonplatte möglichst flach und in die Länge gezogen an <strong>de</strong>r<br />

Fahrbahnoberfläche bemerkbar machen.<br />

Werkleitungen<br />

Die im Projektperimeter vorhan<strong>de</strong>nen Leitungen müssen bei <strong>de</strong>r Projektierung und Realisierung<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Sie bestimmen die Höhenlage <strong>de</strong>r Betonplatte.<br />

Unterhalt und spätere, zusätzliche Massnahmen<br />

Die Betonplatte muss <strong>de</strong>rart geplant und umgesetzt wer<strong>de</strong>n, dass auch zu einem späteren Zeitpunkt<br />

weitere Massnahmen zur Stabilisierung <strong>de</strong>s Untergrun<strong>de</strong>s ergriffen und ausgeführt wer<strong>de</strong>n könnten.<br />

Der Unterhalt <strong>de</strong>r in Betrieb bleiben<strong>de</strong>n Werkleitungen muss gewährleistet sein.<br />

Dem Grundwasserschutz im Bereich Hard ist entsprechen<strong>de</strong> Beachtung zu schenken.<br />

Berücksichtigung Bauablauf Sanierung Fahrbahn<br />

Die Arbeiten für <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>r Betonplatte können nur gleichzeitig mit <strong>de</strong>r Sanierung <strong>de</strong>s<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Fahrbahnstreifens ausgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Durchfahrt auch im Ereignisfall im Bereich Doline muss je<strong>de</strong>rzeit gewährleistet sein (Baupiste<br />

o<strong>de</strong>r Sanierungsbereich)<br />

29


Die einzelnen Bauphasen <strong>de</strong>r Betonplatte richten sich nach <strong>de</strong>r Verkehrsführung in <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Bauphasen <strong>de</strong>r Fahrbahnbaustelle.<br />

Der Bauablauf muss <strong>de</strong>rart gewählt wer<strong>de</strong>n, dass die angrenzen<strong>de</strong>n Fahrspuren je<strong>de</strong>rzeit ohne<br />

Einschränkung befahren wer<strong>de</strong>n können.<br />

Akzeptierte Risiken<br />

Es wird akzeptiert, dass die Setzungen anhalten wer<strong>de</strong>n, dass es zu Rissbildungen im Belag infolge<br />

differentieller Setzungen und Verformungen <strong>de</strong>r Betonplatte kommen kann.<br />

1.8. Grundlagen für die Dimensionierung <strong>de</strong>r Betonplatte<br />

1.8.1 Aus<strong>de</strong>hnung und Lage <strong>de</strong>r Betonplatte<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r Setzungsmessungen im Umfeld <strong>de</strong>r aktiven Doline wur<strong>de</strong>n die Plattenabmessungen mit<br />

einer Länge von 57 Meter und einer Breite von rund 29 Meter festgelegt.<br />

Die Betonplatte überspannt somit die Fahrspuren in Richtung Basel und Luzern inkl. <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />

Standstreifen.<br />

Die vorhan<strong>de</strong>nen Leitungen <strong>de</strong>finierten die Höhenlage <strong>de</strong>r Platte. Diese kommt einen Meter unter die<br />

Fahrbahn zu liegen. Die Plattenstärke beträgt 50 cm.<br />

Figur 2: Sanierungsprojekt Betonplatte, Schnitt<br />

[Quelle: Pfirter, Nyfeler + Partner AG]<br />

1.8.2 Wirkungsweise <strong>de</strong>r Betonplatte<br />

Die Betonplatte wirkt als steifes, aber sehr duktiles Element, welches lokale Setzungen zu<br />

überbrücken vermag und diese lokalen Setzungen auf eine grössere Fläche verteilen hilft. Die<br />

Setzungsmul<strong>de</strong> wird dadurch flacher und etwas ausge<strong>de</strong>hnter.<br />

Die Platte vermag einen Durchbruch eines Dolinenschlotes von folgen<strong>de</strong>n Durchmessern mit <strong>de</strong>r<br />

vollen Verkehrslast zu überbrücken:<br />

In <strong>de</strong>r Fahrbahn = 7 m<br />

Am Plattenrand = 6.5 m<br />

Bei grösseren Ereignissen nehmen die Setzungen in <strong>de</strong>r Fahrbahn überproportional zu.<br />

1.8.3 Überwachung <strong>de</strong>s Setzungsverhaltens<br />

Das Setzungsverhalten <strong>de</strong>r Doline muss weiterhin überwacht wer<strong>de</strong>n. Das folgen<strong>de</strong> Messdispositiv ist<br />

aufzubauen resp. das vorhan<strong>de</strong>ne Dispositiv ist zu erweitern:<br />

Setzungsmessungen auf <strong>de</strong>n Fahrbahnstreifen an <strong>de</strong>finierten Messpunkten (Messpunktraster<br />

über die gesamte Fahrbahn verteilt)<br />

<br />

Die vorhan<strong>de</strong>nen Gleit<strong>de</strong>formetermessstellen müssen erhalten bleiben.<br />

30


Unter <strong>de</strong>r Betonplatte wer<strong>de</strong>n Setzungspegel <strong>de</strong>r Firma SOLEXPERTS AG eingebaut. Das<br />

System sieht wie folgt aus:<br />

Figur 3: Schema Setzungspegel<br />

[Quelle: Solexperts AG]<br />

<br />

<br />

Der Messrhythmus wird z.B. auf ein Jahr festgelegt.<br />

Die Randbereiche <strong>de</strong>r Platte sind dabei speziell zu überwachen.<br />

1.8.4 Möglichkeiten späterer zusätzlicher Massnahmen<br />

Wer<strong>de</strong>n zu grosse Deformationen im Plattenbereich festgestellt, resp. wird über die Messsysteme ein<br />

Hohlraum unter <strong>de</strong>r Betonplatte nachgewiesen, so sind weitere Massnahmen zur Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

Tragstruktur im Bereich <strong>de</strong>r Betonplatte zu ergreifen.<br />

In <strong>de</strong>r Betonplatte wer<strong>de</strong>n in einem Raster von 5 x 5 Meter Zementrohre d=30 cm eingebaut (ca. 52<br />

Stück), welche die Ausführung von späteren Injektionen zulassen wür<strong>de</strong>n. Die Lage <strong>de</strong>r Schächte ist<br />

immer in Fahrspurmitte zu wählen und sie sind <strong>de</strong>tailliert einzumessen.<br />

Ereignisfall 1: Zu grosse Durchbiegung <strong>de</strong>r Betonplatte<br />

Das Lockergestein unter <strong>de</strong>r Fahrbahn resp. unter <strong>de</strong>m Strassenkoffer wird systematisch injiziert. Die<br />

Injektionen wer<strong>de</strong>n ab <strong>de</strong>r Fahrbahnoberfläche ausgeführt. Die Tiefe <strong>de</strong>r Injektionen hängt davon ab,<br />

in welchem Tiefenbereich die Setzungen am grössten sind (Auswertung <strong>de</strong>r Gleit<strong>de</strong>formeter).<br />

Ziel <strong>de</strong>r Massnahme: Erhöhung <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nsteifigkeit <strong>de</strong>s Lockergesteins und damit Reduktion <strong>de</strong>r<br />

Setzungsrate. Die Massnahme kann zu einem späteren Zeitpunkt wie<strong>de</strong>rholt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Verkehrsbehin<strong>de</strong>rung: Sperren jeweils einer Fahrspur<br />

Ereignisfall 2: Flächiger Hohlraum (Spalt) unter <strong>de</strong>r Betonplatte<br />

Wird über die Messpegel eine klaffen<strong>de</strong> Fuge unter <strong>de</strong>r Betonplatte festgestellt, so ist diese<br />

auszuinjizieren. Dabei wer<strong>de</strong>n ebenfalls die in <strong>de</strong>r Betonplatte eingelassenen Betonrohre aktiviert.<br />

Ziel <strong>de</strong>r Massnahme: Ganzflächige Lagerung <strong>de</strong>r Betonplatte. Damit wer<strong>de</strong>n die Verformungen<br />

<strong>de</strong>r Betonplatte reduziert. Die Massnahme kann später wie<strong>de</strong>rholt wer<strong>de</strong>n.<br />

Verkehrsbehin<strong>de</strong>rung: Sperren jeweils einer Fahrspur<br />

Ereignisfall 3: Dolineneinbruch unter <strong>de</strong>r Betonplatte<br />

Wird festgestellt, dass sich ein Dolinenschlot bis unter die Betonplatte geöffnet hat, so muss das<br />

Ausmass <strong>de</strong>s Einbruches bestimmt wer<strong>de</strong>n. Dieses kann z.B. mit <strong>de</strong>m Georadar bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />

Anschliessend muss <strong>de</strong>r Schlot resp. <strong>de</strong>r Dolinentrichter wie<strong>de</strong>r mit Magerbeton verfüllt wer<strong>de</strong>n.<br />

Damit <strong>de</strong>r Beton eingebracht wer<strong>de</strong>n kann, sind Öffnungen in <strong>de</strong>r Betonplatte nötig.<br />

31


Ziel <strong>de</strong>r Massnahme:<br />

Verkehrsbehin<strong>de</strong>rung:<br />

Verhin<strong>de</strong>rn, dass die Betonplatte bricht. Neue Stützung <strong>de</strong>r Platte<br />

Für diese Arbeiten müssten wahrscheinlich zwei Fahrspuren gesperrt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Verkehrsbehin<strong>de</strong>rung wäre sehr gross.<br />

1.8.5 Risiken <strong>de</strong>r Sanierungsmassnahme<br />

Mit <strong>de</strong>r Betonplatte wird ein relativ steifes und duktiles Element unter <strong>de</strong>m Kieskoffer eingebaut. Je<br />

nach Verformungsverhalten <strong>de</strong>s Lockergesteins unter <strong>de</strong>r Platte wird sich diese selber unterschiedlich<br />

verformen.<br />

Es muss <strong>de</strong>shalb davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n, dass sich im Belag im Übergangsbereich Betonplatte /<br />

Kieskoffer im Verlaufe <strong>de</strong>r Zeit Risse einstellen wer<strong>de</strong>n.<br />

Treten Setzungen in einem gewissen Abstand zum Plattenrand auf, so kann sich dieser bei einer<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Lagerung infolge <strong>de</strong>r Setzung heben. Je nach <strong>de</strong>r Steifigkeit <strong>de</strong>s Plattenran<strong>de</strong>s<br />

können solche Hebungen zu einem Absatz im Belag führen. Durch die Verjüngung <strong>de</strong>r Betonplatte<br />

von 50 cm auf 30 cm über eine Länge von 5 Meter soll <strong>de</strong>r Gefahr von solchen Hebungen begegnet<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Risiko <strong>de</strong>r Hebungen und von Belagsrissen kann durch konstruktive Massnahmen reduziert aber<br />

nicht gänzlich ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />

1.9. Statisches Mo<strong>de</strong>ll und Schnittkraftberechnung<br />

1.9.1 Prozess Dolineneinbruch<br />

Wir wissen aus <strong>de</strong>m nahen Umfeld, dass Dolineneinbrüche an <strong>de</strong>r Erdoberfläche kreisrun<strong>de</strong> Schlote<br />

erzeugen. Dieser Bruchprozess hängt mit <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r Rheinnie<strong>de</strong>rterrassenschotter zusammen.<br />

Diese sind grundsätzlich sehr stabil und dicht gelagert.<br />

Konsequenzen<br />

Im Randbereich <strong>de</strong>s Dolinenschlotes kommt es im Untergrund zu Spannungsspitzen. Diese<br />

Spannungsspitzen führen solange zu einem Nachbrechen <strong>de</strong>s Dolinenran<strong>de</strong>s, bis sich ein<br />

Gleichgewicht im Untergrund eingestellt hat.<br />

1.9.2 Berechnungsablauf<br />

In einem ersten Schritt wur<strong>de</strong>n die Schnittkräfte in <strong>de</strong>r Betonplatte sowie die Reaktionen auf <strong>de</strong>n<br />

Baugrund ermittelt. Die Anzahl Berechnungen richtete sich nach <strong>de</strong>n möglichen Extremlagen eines<br />

Dolineneinbruches. Die Reaktionen am Plattenrand wur<strong>de</strong>n ermittelt.<br />

In einem zweiten Schritt wur<strong>de</strong> die Stabilität <strong>de</strong>s Dolinenschlotes unter Einwirkung <strong>de</strong>r<br />

Randspannungen <strong>de</strong>r Betonplatte nachgewiesen. Es wur<strong>de</strong> dazu folgen<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>ll verwen<strong>de</strong>t:<br />

Infolge <strong>de</strong>r relativ grossen Randspannung stellt sich <strong>de</strong>r Bruchkörper ein. Dieser drückt nach innen,<br />

weshalb sich in Richtung Ring Druckkräfte aktivieren. Diese Druckkräfte können nicht grösser als <strong>de</strong>r<br />

passive Erdwi<strong>de</strong>rstand sein. Mit <strong>de</strong>r Kesselformel kann die sich daraus ergeben<strong>de</strong> Stützkraft<br />

abgeschätzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Spannungsspitzen am Dolinenrand führen zuerst zu einer Überbeanspruchung <strong>de</strong>r Randzone.<br />

Die Randzone bricht nach.<br />

Die Schlotoberfläche wird sich von <strong>de</strong>r Senkrechten in eine geneigte Fläche zurückbil<strong>de</strong>n.<br />

Mit <strong>de</strong>m Reibungswinkel = 30° und einer Kohäsion von c=13 kN/m2 muss eine Ringzone von<br />

einem Meter aktiviert wer<strong>de</strong>n, um die Stabilität <strong>de</strong>s Schlotes zu gewährleisten.<br />

1.9.3 Interpretation <strong>de</strong>r Resultate<br />

1. Das Nachbrechen <strong>de</strong>s Erdreiches am Schlotrand infolge <strong>de</strong>r Spannungsspitzen kann nicht<br />

verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

2. Durch das Nachbrechen <strong>de</strong>s Materials wird die Spannweite <strong>de</strong>r Betonplatte grösser.<br />

3. Die mit <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llberechnung erhaltenen Bo<strong>de</strong>nkennwerte (Reibungswinkel, Kohäsion)<br />

müssen effektiv vorhan<strong>de</strong>n sein.<br />

4. Der Dolinenschlot wird sich von anfänglich D1 = 7.0 m auf D2= 8.0 m vergrössern wobei die<br />

angrenzen<strong>de</strong> Randzone plastisch wird (D3 = 9.0m)<br />

1.9.4 Resultate Prüfingenieur<br />

Das Tiefbauamt Basel-Landschaft hat ab Projektbeginn verlangt, dass die Massnahme durch einen<br />

Prüfingenieur begleitet wird. Herr Dr. B. Hourriet <strong>de</strong>s Ingenieurbüros GVH Delémont SA hat diese<br />

32


Aufgabe übernommen. Er hat eine Vergleichsrechnung mit <strong>de</strong>m FE Programm Z-Soil-3D<br />

durchgeführt. Die Berechnung hat unsere Resultate grundsätzlich bestätigt. Eine gewisse Abweichung<br />

wur<strong>de</strong> im Bereich <strong>de</strong>r plastischen Zone festgestellt. Aus diesem Grun<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Durchmesser <strong>de</strong>r<br />

Mo<strong>de</strong>lldoline von 7 auf 9 Meter erhöht.<br />

1.10. Schlussbemerkung<br />

Die Sanierungsmassnahme wird seit <strong>de</strong>m Frühjahr 2006 umgesetzt. Bis heute sind keine<br />

nennenswerte Probleme o<strong>de</strong>r Überraschungen aufgetreten. Die Betonplatte ist im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Fahrbahn Richtung Luzern Bern eingebaut und <strong>de</strong>r Verkehr roll seit <strong>de</strong>m Herbst 2006 über diesen<br />

sanierten Abschnitt.<br />

Gegenwärtig ist die Betonplatte in Fahrtrichtung Basel in Ausführung. Die Arbeiten sind im Zeitplan<br />

und Verlaufen ohne Probleme.<br />

Autoren:<br />

Dipl. Bauing. ETH Christian Scholer<br />

Dipl. Bauing. ETH Jürg Nyfeler<br />

Tiefbauamt Kanton Basel-Landschaft<br />

Pfirter, Nyfeler + Partner AG<br />

Rheinstrasse 29 Langmattstr. 14<br />

4410 Liestal 4132 Muttenz<br />

33


154<br />

MITTEILUNGEN <strong>de</strong>r Schweizerischen Gesellschaft für Bo<strong>de</strong>n- und Felsmechanik<br />

PUBLICATION <strong>de</strong> la Société Suisse <strong>de</strong> Mécanique <strong>de</strong>s Sols et <strong>de</strong>s Roches<br />

Réunion <strong>de</strong> printemps, 27 avril 2007, Fribourg, Frühjahrstagung, 27. April 2007, Freiburg<br />

Tunnel- und Bohrloch<strong>de</strong>formation im Felslabor<br />

Mont Terri<br />

Dr. Tim Vietor<br />

34


Tunnel- und Bohrloch<strong>de</strong>formation im Felslabor Mont Terri<br />

Tim Vietor, Peter Blümling (Nagra, Wettingen, Schweiz)<br />

Gilles Armand (Andra, Bure, Frankreich)<br />

1. Einleitung<br />

Im Felslabor Mont Terri untersucht die Nagra die Eigenschaften <strong>de</strong>s Opalinustons, um seine Eignung als<br />

Wirtgestein eines geologischen Tiefenlagers für radioaktive Abfälle zu prüfen [1]. Schä<strong>de</strong>n durch<br />

Quellvorgänge in Folge von Wasserzutritten sind aus untertägigen Bauwerken in tonigen Gesteinen vielfach<br />

bekannt. Auch zeigt <strong>de</strong>r Opalinuston im Laborversuch freie Quellhebungen bis zu 25% und Quelldrücke von<br />

mehreren Megapascal. Allerdings sind im Felslabor Schä<strong>de</strong>n durch Wasserzutritt kaum zu erwarten. Die<br />

Isotopenverhältnisse im Porenwasser <strong>de</strong>uten darauf hin, dass seit <strong>de</strong>r Ablagerung <strong>de</strong>s Opalinustons<br />

lediglich einen diffusiver Austausch mit <strong>de</strong>n angrenzen<strong>de</strong>n Aquiferen durch die Gesteinsmatrix stattgefun<strong>de</strong>n<br />

hat [1]. Allerdings treten auch im Felslabor langfristige zeitabhängige Deformationen auf. Diese wer<strong>de</strong>n aber<br />

nicht durch Quellen verursacht, son<strong>de</strong>rn sind im Wesentlichen spannungsinduziert.<br />

2. Der Opalinuston im Felslabor Mont Terri<br />

Das Felslabor umfasst 300 m Galerien und Nischen im Opalinuston angelehnt an <strong>de</strong>n Mont Terri<br />

Strassentunnel im Kanton Jura zwischen Delemont und Porrentruy (Bild 1). Beim Opalinuston han<strong>de</strong>lt es<br />

sich um ein jurassisches flach marines tonreiches Sedimentgestein, <strong>de</strong>ssen Verbreitungsgebiet sich über<br />

weite Teile <strong>de</strong>r Nordschweiz (Mittelland und Jura) sowie S-Deutschlands erstreckt. Der Opalinuston ist im<br />

Bereich <strong>de</strong>s Mont Terri Sattels ca. 110 m mächtig und fällt mit 35 bis 45° nach Südsüdosten ein. Der<br />

Spannungszustand im Bereich <strong>de</strong>s Labors wird von <strong>de</strong>r lokalen Topographie kontrolliert [3,4]. Die grösste<br />

Hauptnormalspannung entspricht mit ca. 6.5 MPa <strong>de</strong>r Überlagerung und ist etwa vertikal orientiert o<strong>de</strong>r leicht<br />

nordwärts geneigt - in Richtung <strong>de</strong>r höchsten Erhebung <strong>de</strong>s Mont Terri. Die mittlere Hauptnormalspannung<br />

beträgt ca. 4.4 MPa und liegt subhorizontal senkrecht zum Autobahntunnel und ist damit in etwa parallel zur<br />

Faltenachse <strong>de</strong>s Mont Terri Sattels. Die kleinste Hauptnormalspannung hat einen Betrag von 2.2 MPa ist<br />

subhorizontal und senkrecht zur Faltenachse orientiert. Die beträchtlichen Unsicherheiten bei <strong>de</strong>r<br />

Bestimmung <strong>de</strong>s Spannungstensors sind auf die Eigenschaften <strong>de</strong>s Tonsteins zurückzuführen. Erhebliche<br />

nicht-elastische Verformungsanteile bei <strong>de</strong>r Erstellung von Bohrungen und eine starke Anisotropie<br />

erschweren die Interpretation <strong>de</strong>r Ergebnisse herkömmlicher Spannungsbestimmungen (overcoring,<br />

borehole slotter).<br />

Bild 1: Geologischer Schnitt<br />

durch die Mont Terri<br />

Antiklinale nach [2] mit<br />

Lokationskarte <strong>de</strong>s Labors.<br />

35


3. Felsmechanische Eigenschaften <strong>de</strong>s Opalinuston aus<br />

Laboruntersuchungen<br />

Beim Opalinuston han<strong>de</strong>lt es sich um einen überkonsolidierte Tonstein. Er weist eine <strong>de</strong>utliche Anisotropie<br />

<strong>de</strong>r physikalischen und felsmechanischen Parameter auf, die auf die sedimentär und diagenetisch<br />

eingeregelten Schichtsilikate zurückgeht (Bild 2 und 3). Bild 2 zeigt die Anisotropie <strong>de</strong>s<br />

Deformationsverhaltens. Das Material ist <strong>de</strong>utlich steifer parallel zur Schichtung als senkrecht o<strong>de</strong>r schief<br />

dazu. Genauso wer<strong>de</strong>n höchste Festigkeiten parallel zur Schichtung erreicht (Bild 3). Die Schichtflächen<br />

sind hingegen sehr schwach. Zu<strong>de</strong>m ist <strong>de</strong>r Opalinuston in Folge <strong>de</strong>r Jurafaltung durchsetzt von Gleitflächen,<br />

die subparallel zur Schichtung verlaufen.<br />

14.00<br />

12.00<br />

S Z P<br />

10.00<br />

Ecyc (GPa)<br />

8.00<br />

6.00<br />

4.00<br />

2.00<br />

0.00<br />

0.00 2.00 4.00 6.00 8.00 10.00 12.00<br />

S3 (MPa)<br />

Bild 2. Anisotropie <strong>de</strong>s Deformationsverhaltens für Opalinustonproben aus <strong>de</strong>m Felslabor Mont Terri.<br />

Wie<strong>de</strong>rbelastungsmodule von 22 Triaxialversuchen in drei verschie<strong>de</strong>nen Orientierungen und bei<br />

drei verschie<strong>de</strong>nen Manteldrücken (S-Proben: 1 senkrecht zur Schichtung, Z-Proben: 1 45° zur<br />

Schichtung; P-Proben: 1 parallel zur Schichtung). Deformationsgeschwindigkeit 10 -6 /s<br />

60.00<br />

S1max (MPa)<br />

50.00<br />

40.00<br />

30.00<br />

S<br />

Z<br />

P<br />

Linear (Z)<br />

Linear (S)<br />

Linear (P)<br />

20.00<br />

10.00<br />

0.00<br />

0.00 2.00 4.00 6.00 8.00 10.00 12.00 14.00<br />

S3 (MPa)<br />

Bild 3. Festigkeitsanisotropie <strong>de</strong>s Opalinustons aus <strong>de</strong>m Felslabor Mont Terri. Maximalfestigkeit im<br />

undrainierten Triaxialtest bei drei verschie<strong>de</strong>nen Manteldrücken in drei verschie<strong>de</strong>nen<br />

Orientierungen (Legen<strong>de</strong> wie Bild2)<br />

36


4. Deformationsverhalten <strong>de</strong>s Opalinustons um Galerien und<br />

Bohrlöcher<br />

4.1 Kurzzeit<strong>de</strong>formation im Zusammenhang mit Tunnelbauten und Bohrungen<br />

Die Deformationsstrukturen in <strong>de</strong>r Umgebung von Tunneln und Bohrlöchern im Felslabor Mont Terri lassen<br />

sich generell in zwei Kategorien einteilen.<br />

Einerseits ist ein Versagen entlang <strong>de</strong>r Schichtflächen zu beobachten. Häufig auftreten<strong>de</strong><br />

Harnischstriemungen auf diesen Flächen aus feinstfaserigen Schichtsilikaten wer<strong>de</strong>n als bereits tektonisch<br />

angelegt interpretiert. Somit sind die zahlreiche Schichtflächen als reaktivierte tektonische<br />

Schwächezonenen zu interpretieren. Die so abgelösten Schichten können in die unterirdischen Hohlräume<br />

hineinknicken und relativ grosse Verformungen <strong>de</strong>r Tunnelkonturen erzeugen (Bild 4a).<br />

a) b)<br />

Bild 4. Versagen entlang diskreter Strukturen: a) Einknicken von Schichtflächen in die<br />

Bohrlochkontur; b) Spannungsinduzierte Zugrisse folgen <strong>de</strong>r Tunnelkontur und schnei<strong>de</strong>n die<br />

Schichtung (Schichtflächen fallen mit 45° nach links)<br />

An<strong>de</strong>rerseits wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r unmittelbaren Umgebung von Tunneln und Galerien Trennflächen beobachtet,<br />

die <strong>de</strong>r Kontur <strong>de</strong>s Hohlraums folgen und die Schichtung in hohem Winkel schnei<strong>de</strong>n. Diese wer<strong>de</strong>n als<br />

spannungsinduzierte Zugrisse interpretiert (Bild 4b).<br />

Bild 5 zeigt schematisch die Anordnung <strong>de</strong>r Versagensflächen für Galerien und Bohrlöchern die im Streichen<br />

<strong>de</strong>r Schichtung liegen. Zusammen bil<strong>de</strong>n sie die Auflockerungszone. Diese Auflockerungszone ist durch<br />

eine <strong>de</strong>utlich höhere hydraulische Durchlässigkeit als das Nebengestein gekennzeichnet. Allerdings zeigen<br />

vielfältige Experimente, dass diskrete Brüche in dieser Zone nach <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>raufsättigung hydraulisch<br />

wie<strong>de</strong>r abgedichtet wer<strong>de</strong>n. Dies ist eine Folge <strong>de</strong>s Quellens <strong>de</strong>r Tonminerale im Opalinuston.<br />

1<br />

3<br />

Bild 5. Schematische<br />

Anordnung <strong>de</strong>r<br />

Versagensflächen um<br />

Tunnel und Bohrlöcher. 1<br />

und 3: Orientierungen <strong>de</strong>r<br />

maximalen und minimalen<br />

Hauptnormalspannungen<br />

4.2 Langzeit<strong>de</strong>formation um Tunnel und Galerien<br />

Langzeitliche Beobachtungen <strong>de</strong>r Deformation <strong>de</strong>r Tunnel und Galerien im Felslabor Mont Terri zeigen ein<br />

episodisches Ansteigen <strong>de</strong>r Verformungsraten. Diese Ereignisse treten stets zeitgleich mit <strong>de</strong>m Bau neuer<br />

Stollen auf und sind somit im Wesentlichen auf Spannungsumlagerungen zurückzuführen. Bild 6 zeigt <strong>de</strong>n<br />

Verlauf <strong>de</strong>r Verformungen an <strong>de</strong>r Tunneloberfläche <strong>de</strong>r EZ-A Nische von Januar 2004 bis Mai 2005. Nach<br />

<strong>de</strong>r Installation <strong>de</strong>r Sensoren ist zunächst eine Abnahme <strong>de</strong>r Verformungsraten erkennbar. Während <strong>de</strong>r<br />

37


Sommermonate kommen sie sogar zum Stillstand. Unmittelbar nach Wie<strong>de</strong>reröffnung <strong>de</strong>s Labors allerdings<br />

beschleunigen die Verformungsraten <strong>de</strong>utlich. Diese Phase fällt zusammen mit <strong>de</strong>m Bau <strong>de</strong>r Galerie 04. Bild<br />

7 zeigt die Anordnung <strong>de</strong>s Messprofils (EZ-A Nische) und <strong>de</strong>r Galerie 04, sowie <strong>de</strong>n zeitlichen Verlauf <strong>de</strong>s<br />

Ausbruchs. Der Vergleich <strong>de</strong>s Baufortschritts mit <strong>de</strong>n Deformationsdaten zeigt, dass die maximalen<br />

Verformungsraten auftraten als die Ortsbrust eine Position genau im Streichen <strong>de</strong>s Messprofils erreichte.<br />

Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n die höchsten Raten und absoluten Verformungen auf <strong>de</strong>r Messstrecke 5-6 erzielt, die einen<br />

kleinen Winkel mit <strong>de</strong>r Schichtung einnimmt. Dies <strong>de</strong>utet darauf hin, dass die sehr schwachen<br />

Schichtflächen die Deformation kontrollieren.<br />

Bild 6. Daten <strong>de</strong>r Oberflächenextensometer in <strong>de</strong>r EZ-A Nische und Anordnung <strong>de</strong>r Messstrecken<br />

(gleiche Nummerierung).<br />

Bild 7. Position <strong>de</strong>s Messprofils in EZ-A Nische (Ellipse in <strong>de</strong>r linken Graphik) und Baufortschritt <strong>de</strong>r<br />

Galerie 04 (rechts).<br />

Literaturverzeichnis<br />

1 Nagra, Projekt Opalinuston – Synthese <strong>de</strong>r geowissenschaftlichen Untersuchungsergebnisse.<br />

Entsorgungsnachweis für abgebrannte Brennelemente, verglaste hochaktive sowie langlebige<br />

mittelaktive Abfälle. Nagra Technischer Bericht, NTB 02-03, Wettingen, Schweiz, www.nagra.ch, 2002.<br />

2 Freivogel M, Diplomkartierung im Gebiet La Croix – Mont Terri (JU). Diplomarbeit <strong>de</strong>r Universität Basel,<br />

2001.<br />

3 Vietor T, Blümling P, Armand G, Failure mechanisms of the Opalinus Clay around un<strong>de</strong>rground<br />

excavations. In Cotthem A, Charlier R, Thimus J-F, Tshiangbu J-P (Hrsg.) EUROCK 2006 – Multiphysics<br />

Coupling and Long Term behaviour in Rock Mechanics, 2006.<br />

4 Martin, C. D. & Lanyon, G.W., Measurements of in-situ stress in weak rocks at Mont Terri Rock<br />

Laboratory, Switzerland. Intern. J. Rock Mechanics and Mining Sci., 40, p. 1077-1088, 2003.<br />

Adresse <strong>de</strong>s Erstautors<br />

Dr. Tim Vietor, Nagra, Hardstrasse 73, 5430 Wettingen (tim.vietor@nagra.ch)<br />

38


154<br />

MITTEILUNGEN <strong>de</strong>r Schweizerischen Gesellschaft für Bo<strong>de</strong>n- und Felsmechanik<br />

PUBLICATION <strong>de</strong> la Société Suisse <strong>de</strong> Mécanique <strong>de</strong>s Sols et <strong>de</strong>s Roches<br />

Réunion <strong>de</strong> printemps, 27 avril 2007, Fribourg, Frühjahrstagung, 27. April 2007, Freiburg<br />

<strong>Problèmes</strong> liés au dépôt <strong>de</strong> marins gypseux<br />

Prof. Aurèle Parriaux<br />

39


<strong>Problèmes</strong><br />

liés au<br />

dépôt <strong>de</strong> marins gypseux<br />

Prof. Aurèle<br />

Parriaux<br />

Laboratoire <strong>de</strong> géologie<br />

<strong>de</strong> l’ingénieur et <strong>de</strong> l’environnement<br />

(GEOLEP)<br />

Ecole Polytechnique Fédérale <strong>de</strong> Lausanne (EPFL)<br />

Résumé<br />

La mise en remblai <strong>de</strong>s marins du tunnel <strong>de</strong> Pomy sur l’A1 a causé quelques problèmes sur le<br />

développement du parc<br />

technologique Y-Parc d’Yverdon-le<br />

es-Bains. Ils proviennent<br />

du gypse présent dans<br />

les marnes <strong>de</strong> la molasse chattienne. L’article montre comment les sulfates sont distribués dans la masse et<br />

comment ils cheminent dans l’environnement. Par l’utilisation <strong>de</strong> reconnaissances in-situ, <strong>de</strong> modèles<br />

d’écoulement et d’essais en laboratoire, il est possible <strong>de</strong> quantifier <strong>de</strong> manière crédible les flux<br />

d’eau et <strong>de</strong><br />

sulfates. Les inci<strong>de</strong>nces<br />

sur la construction <strong>de</strong>s<br />

bâtiments et <strong>de</strong>s infrastructures ainsi que sur les eaux sont<br />

décrites et <strong>de</strong>s recommandations sont données pour éviter <strong>de</strong>s effets dommageables. Il faudra entre 200 et<br />

300 ans pour que le stock <strong>de</strong> gypse soit entièrement exporté<br />

du site.<br />

Zusammenfassung<br />

Die Aufschüttung <strong>de</strong>s Ausbruchsmaterials <strong>de</strong>s Pomy Tunnels <strong>de</strong>r A1 hat bei <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s<br />

Technologiee Parks Y-Parc in Yverdon-les-Bains einige Probleme verursacht. Diese stammen<br />

vom Gips,<br />

welcher in <strong>de</strong>n Mergeln<br />

<strong>de</strong>r Chattien Molasse enthalten ist. Der Artikel zeigt wie die Sulfate in<br />

<strong>de</strong>r Masse<br />

verteilt sind<br />

und wie sie sich in <strong>de</strong>r Umwelt bewegen. Unter Verwendung von Gelän<strong>de</strong>untersuchungen,<br />

Fliessmo<strong>de</strong>llen und Laborversuch<br />

hen, ist es<br />

möglich die Wasser- und Gips-Flüsse realistisch zu<br />

quantifizieren. Die Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Bau von Gebäu<strong>de</strong>n und Infrastrukturen,<br />

sowie auf das Wasser<br />

wer<strong>de</strong>n beschrieben und Empfehlungen um schädliche Effekte zu vermei<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n gegeben. Es wird 2000<br />

bis 300 Jahre dauern bis die abgelagerte Mengee Gips durch Wasser vom<br />

Standort exportiert sein<br />

wird.<br />

1. Introduction<br />

Le site d’Y-Partunnel <strong>de</strong> Pomy sur l’autoroute A1 (fig. 2). Ces<br />

remblais contiennent <strong>de</strong>s marins <strong>de</strong> marnes à gypse <strong>de</strong> la<br />

molasse chattienne. La<br />

constructionn d’un tronçon <strong>de</strong> la pénétrante d’Yverdon-les-Bains, fait en<br />

utilisant ce<br />

remblai comme fondation après traitement au ciment, a révélé <strong>de</strong> manière spectaculaire les<br />

effets <strong>de</strong>s<br />

réactions avec les sulfates (fig. 1). Le Service <strong>de</strong>s routes du canton <strong>de</strong> Vaud a mandaté le GEOLEP-EPFLL<br />

pour déterminer l’ampleur du problème que constituent les sulfates dans ces terrains, sur le plan techniquee<br />

et environnemental.<br />

à Yverdon-les-Bains a été construit en bonne partie sur un remblai issu <strong>de</strong>s marins du<br />

Figure 1 : détérioration<br />

<strong>de</strong> la nouvelle chaussée issue du<br />

<strong>gonflement</strong> <strong>de</strong> la fondation<br />

40


2. <strong>Problèmes</strong> à résoudre<br />

Les questions suivantess ont été posées par le maître <strong>de</strong> l’ouvrage :<br />

A : les teneurs en sulfates présentes dans les<br />

eaux du site nécessitent-elles <strong>de</strong>s<br />

mesures constructives<br />

s<br />

particulières<br />

pour les bâtiments nouveaux ?<br />

B : si les eaux véhiculées dans les collecteurs et drainages contiennent trop <strong>de</strong><br />

sulfates, peuvent-elles<br />

détériorer, voire détruire, les canalisations et les organes <strong>de</strong> récolte ?<br />

C : l’eau véhiculée dans les collecteurs et les drainages peut-elle<br />

d’Y-PARC et les exutoires (Canal Oriental) ?<br />

contaminer<br />

le lac artificiel du site<br />

D : l’eau contenue dans<br />

les marins peut-elle contaminer la nappe phréatique ?<br />

Pendant combien <strong>de</strong> temps ?<br />

3. Contextes géographique, géologique<br />

et hydrologique<br />

Le remblai <strong>de</strong>s marins du tunnel <strong>de</strong><br />

Pomy ont été épandus sur quelque trente hectares au <strong>de</strong>vant du portail<br />

Yverdon, sur <strong>de</strong>s épaisseurs variant entre 1 et<br />

3m. Ces remblais reposent sur les<br />

sédiments du cône <strong>de</strong><br />

déjection du<br />

Buron à son arrivée dans la Plaine alluviale <strong>de</strong> l’Orbe (fig. 2). Le Buron est canalisé sur la<br />

bordure orientale du cône. Au-<strong>de</strong>vant <strong>de</strong> la zone <strong>de</strong> remblai coule le Canal oriental qui draine les eaux <strong>de</strong><br />

cette partie <strong>de</strong> la plaine.<br />

Figure 2 : situation avec grands traits géologiques<br />

4. Stratégie d’investigation <strong>de</strong> la<br />

zone d’ étu<strong>de</strong><br />

Pour répondre aux questions posées, il a été nécessaire <strong>de</strong> décomposer le problème <strong>de</strong>s sulfates en trois<br />

compartiments :<br />

- le remblai contenant <strong>de</strong>s sulfates sous forme soli<strong>de</strong><br />

- les eaux d’imbibition du remblai<br />

- les eaux <strong>de</strong> la nappe alluviale sous le remblai autoroutier<br />

41


4.1. Stock <strong>de</strong> gypse soli<strong>de</strong> dans le remblai<br />

Il s’est agi d’abord d’établir une typologie <strong>de</strong>s remblais, puis <strong>de</strong> déterminer l’épaisseur <strong>de</strong> chaque type dans<br />

les différentes zones <strong>de</strong> remblayage et d’en calculer le volume, puis enfin d’analyser le contenu en gypse<br />

dans chaque type. Le résultat global est une carte du stock en gypse soli<strong>de</strong> ainsi qu’une masse totale sur<br />

l’ensemble du remblai.<br />

4.1.1. Typologie <strong>de</strong>s remblais<br />

Par une série <strong>de</strong> fouilles et <strong>de</strong> sondages carottés, il a été possible <strong>de</strong> distinguer cinq types <strong>de</strong> remblais :<br />

Type 1 : Débris et pâte <strong>de</strong> marne grise à gypse<br />

- matrice limoneuse à sable fin et peu d’éléments <strong>de</strong> taille gravier<br />

- présence <strong>de</strong> gypse visible pouvant avoir une taille centimétrique<br />

- <strong>de</strong> couleur grise, voire parfois beige<br />

Granulométrie moyenne (%) :<br />

- argile : 30<br />

- limon : 35<br />

- sable : 20<br />

- gravier : 15<br />

Type 2 : Grès molassique altéré décomposé<br />

- matrice <strong>de</strong> sable moyen, avec peu d’élément <strong>de</strong> la taille gravier, constituées par du grès molassique<br />

altéré<br />

- pas <strong>de</strong> gypse visible à l’œil nu<br />

Granulométrie moyenne (%) :<br />

- argile : 0<br />

- limon : 10<br />

- sable : 85<br />

- gravier : 5<br />

Type 3 : Débris gréseux dans une matrice marneuse<br />

- matrice <strong>de</strong> débris <strong>de</strong> marne<br />

- granulométrie assez étendue avec un peu d’argile<br />

- <strong>de</strong> couleur globalement beige avec <strong>de</strong>s passages lie <strong>de</strong> vin, gris, bruns<br />

- pas <strong>de</strong> gypse visible à l’œil nu<br />

Granulométrie moyenne (%) :<br />

- argile : 10<br />

- limon : 25<br />

- sable : 20<br />

- gravier : 45<br />

Type 4 : Débris <strong>de</strong> moraine<br />

- Matrice limono argileuse à éléments grossiers centimétriques. Pas <strong>de</strong> gypse visible à l’œil nu<br />

Granulométrie moyenne (%) :<br />

- argile : 12<br />

- limon : 28<br />

- sable : 30<br />

- gravier : 30<br />

Type 5 : Anciens remblais, antérieurs aux tunnels<br />

- très hétérogène. Consiste principalement en déchets <strong>de</strong> maçonnerie (briques, tuiles, blocs <strong>de</strong> béton)<br />

- parfois blocs calcaires et graviers<br />

- présence parfois <strong>de</strong> débris <strong>de</strong> bois<br />

4.1.2. Stratigraphie <strong>de</strong>s types <strong>de</strong> remblais dans la masse<br />

Par la gran<strong>de</strong> <strong>de</strong>nsité <strong>de</strong> sondages et <strong>de</strong> fouilles, il a été possible <strong>de</strong> dresser une carte <strong>de</strong>s isopaques <strong>de</strong><br />

chaque type <strong>de</strong> remblai. Il s’est avéré que la carte dressée sur la base du suivi du chantier du tunnel était<br />

passablement différente <strong>de</strong> la réalité issue <strong>de</strong>s sondages. Les masses totales <strong>de</strong> chaque type sont données<br />

au tableau 1.<br />

42


4.1.3. Essais <strong>de</strong> lixiviation en batch<br />

Après plusieurs essais analytiques, il est apparu que le moyen le plus sûr et le<br />

plus économique pour<br />

mesurer la masse <strong>de</strong> gypse soli<strong>de</strong><br />

dans les échantillons <strong>de</strong> remblais était un essai <strong>de</strong> lixiviation <strong>de</strong> type<br />

batch. L’échantillon est<br />

mis en barbotage dans un bécher contenant <strong>de</strong> l’eau en<br />

excès. La conductivité<br />

électrique est mesurée jusqu’à son asymptote. La concentration en sulfates est mesurée dans<br />

la solution.<br />

On rapporte cette concentration à la masse <strong>de</strong> l’échantillon pour calculer la masse <strong>de</strong> gypse soli<strong>de</strong><br />

(CaSO 4 .2H 2 2O). Les contenus en gypse <strong>de</strong>s différents types<br />

sont donnés au tableau<br />

1. On note<br />

que seul le<br />

type 1 contient <strong>de</strong>s quantités significatives en gypse, avec une moyennee légèrement supérieure à 5 g/m 3 .<br />

4.1.4 Distribution spatiale du gypse soli<strong>de</strong><br />

La répartition du stock <strong>de</strong> gypse selon l’extension <strong>de</strong>s remblais est donnée à la figure 3. On voit que les<br />

quantités les plus importantes se trouvent dans la partie nord-est avec un maximum à plus <strong>de</strong> 10<br />

kg SO 4 /m 2 .<br />

La partie sud-ouest, sensée ne pas<br />

avoir <strong>de</strong> sulfates selon les cartes <strong>de</strong> l’enquête sur le dépôt <strong>de</strong>s marins,<br />

présente <strong>de</strong>s quantités moyennes, vers 50 kg SO 4 /m 2 . La partie aval du remblai est moins chargée, avec<br />

moins <strong>de</strong> 20<br />

kg SO 4 /m 2 .<br />

Figure 3 : carte <strong>de</strong>s masses <strong>de</strong> gypse soli<strong>de</strong> selon les zones du remblai.<br />

La masse totale <strong>de</strong> gypse soli<strong>de</strong> se situe au<br />

sulfates <strong>de</strong> quelque 15'000 tonnes ( tab. 1).<br />

voisinage <strong>de</strong><br />

30'000 tonnes, ce qui<br />

correspond<br />

à stock <strong>de</strong><br />

Type<br />

remblai<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Total<br />

% gypse<br />

Masse<br />

Volume<br />

estimé (m 3 (essai gypse<br />

)<br />

batch) estimée (kg)<br />

220'000 150'000 297'000 14'000 681'000 5,4<br />

0,4<br />

0,4<br />

0,07<br />

-<br />

2,53 x 10 7<br />

1,26 x 10 6<br />

2,5 x 10 5<br />

2,06 x 10 4<br />

2,9 x 10 7<br />

Masse<br />

sulfate<br />

estimée (kg)<br />

1,41 x 10 7<br />

7,03 x 10 5<br />

1,4 x 1<br />

0 6<br />

1,15 x 10 4<br />

1,62 x 10 7<br />

Tableau 1 : volume <strong>de</strong>s types <strong>de</strong> remblai et masse <strong>de</strong> gypse soli<strong>de</strong> par type <strong>de</strong> remblai<br />

43


5. Modélisation<br />

<strong>de</strong>s flux<br />

Les réponses portant sur la concentration en gypse en solution nécessitent <strong>de</strong> connaître les principaux flux<br />

d’eau dans les différents compartiments hydrologiques : eau <strong>de</strong> surface, eau dans<br />

la zone non saturée et<br />

eau dans la<br />

nappe. Dans le cas <strong>de</strong>s conditions<br />

hydrogéologiques du site, le modèle conceptuel décrit à la<br />

figure 4 a été établi.<br />

L’eau <strong>de</strong>s précipitations s’infiltre en bonne partie, vu la faible pente <strong>de</strong>s terrains. Elle traverse la terree<br />

végétale puis la zone saturée constituée essentiellement du<br />

remblai. L’ ’arrivée dans<br />

la nappe correspond à<br />

peu près avec le contact remblai – série palustre naturelle <strong>de</strong> la Plaine <strong>de</strong> l’Orbe. Ce sont<br />

<strong>de</strong>s limons<br />

argileux et <strong>de</strong>s tourbes. Au toit <strong>de</strong> la nappe, l’eau rencontre l’ancien système <strong>de</strong> drainage, resté en place<br />

sous les remblais, mais en partie<br />

détruit. Sous les dépôts palustres, la nappe est présente dans les<br />

sédiments plus grossiers du cône du Buron, nettement sableux, par places graveleux. En profon<strong>de</strong>ur, on<br />

pénètre dans les sédiments lacustres fins du remplissage <strong>de</strong><br />

la Plaine <strong>de</strong> l’Orbe. Un <strong>de</strong>s sondages effectués<br />

a atteint la profon<strong>de</strong>ur <strong>de</strong> 102 m pour tester si <strong>de</strong>s eaux séléniteuses pouvaient parvenir du fond <strong>de</strong> l’auge<br />

glaciaire. Il n’a pas touché le substratum rocheux et est resté dans les sédiments lacustres. Au point <strong>de</strong> vue<br />

<strong>de</strong>s écoulements, l’eau qui a parcouru les remblais se charge en sulfates. Une fois au toit <strong>de</strong> la<br />

nappe, ellee<br />

est exportée du système d’une part par le vieux réseau <strong>de</strong> drainage, d’autre part par le corps le plus<br />

perméable <strong>de</strong> l’aquifère<br />

du cône. L’ eau subit dans ce cas une dilution par les eaux provenant <strong>de</strong><br />

l’amont du<br />

cône <strong>de</strong> déjection.<br />

Figure 4 : modèle conceptuel <strong>de</strong> la circulation <strong>de</strong>s eaux, avec logiciels choisis pour la modélisation<br />

numérique.<br />

Une série <strong>de</strong> piézomètres a été implantée dans le secteur pour connaître les concentrations<br />

en sulfatess<br />

selon la situation et selon la profon<strong>de</strong>ur. Ce sont<br />

:<br />

- <strong>de</strong>s<br />

piézomètres courts placés lors <strong>de</strong>s fouilles dans<br />

la zone nonn saturée (fig. 5)<br />

- <strong>de</strong>s<br />

piézomètres profonds placés dans <strong>de</strong>s sondages carottés pour permettre un échantillonnage <strong>de</strong><br />

l’eau souterraine par niveau<br />

(fig. 7).<br />

44


Sur la base <strong>de</strong> prélèvements répétés, nous obtenons une image géochimique <strong>de</strong>s différents compartiments<br />

hydrologiques :<br />

- eau <strong>de</strong> la zone non saturée : <strong>de</strong>s teneurs extrêmes ont été découvertes dans ces eaux d’imbibition<br />

du remblai, atteignant 3000 mg/l <strong>de</strong> sulfates (fig. 5)<br />

- eau du toit <strong>de</strong> la nappe collectée par le vieux réseau <strong>de</strong> drainage : <strong>de</strong>s teneurs nettement plus<br />

mo<strong>de</strong>stes mais tout <strong>de</strong> même assez marquées, en moyenne vers 300 mg/l <strong>de</strong> sulfates ; l’effet <strong>de</strong><br />

dilution avec les eaux du toit <strong>de</strong> la nappe en amont <strong>de</strong>s remblais est donc bien net (fig. 6)<br />

- eau du corps <strong>de</strong> la nappe : là, la dilution est encore plus marquée avec <strong>de</strong>s teneurs <strong>de</strong> l’ordre <strong>de</strong><br />

150 mg/l (fig. 7). A noter tout <strong>de</strong> même ponctuellement et temporairement <strong>de</strong>s concentrations <strong>de</strong><br />

800 mg/l.<br />

Figure 5 : teneurs en sulfates (mg/l) dans les piézomètres courts (SO 3 ) dans la zone non saturée<br />

(situation 20.11.2003)<br />

Figure 6 : teneurs en sulfates (mg/l) dans les collecteurs anciens <strong>de</strong> drainage sous le remblai<br />

45


Figure 7 :<br />

profonds.<br />

teneurs en<br />

sulfates (mg/l) dans<br />

la nappe<br />

souterraine, mesurée<br />

dans les piézomètres<br />

Cette répartition géochimique témoigne bien <strong>de</strong>s effets <strong>de</strong> dilution issus du contextee hydrogéologique. Il met<br />

en évi<strong>de</strong>nce le rôle fondamental joué par le vieux système <strong>de</strong> drainage qui sert partiellement d’écran<br />

hydraulique<br />

au toit <strong>de</strong> la<br />

nappe en exportant une<br />

bonne part <strong>de</strong>s flux <strong>de</strong> percolation issus du remblai.<br />

Pour obtenir <strong>de</strong>s résultats quantitatifs, le modèle<br />

conceptuel a passé à une chaîne <strong>de</strong><br />

modèles numériques :<br />

- COUPMODEL pour le calcul <strong>de</strong> l’infiltration dans la zone non saturée<br />

- FEFLOW pour le calcul <strong>de</strong>s écoulements en zone saturée<br />

Les flux d’eau et <strong>de</strong> sulfates mesurés sur l’ancien réseau<br />

<strong>de</strong> drainage et ceux calculés sur la base <strong>de</strong>s<br />

données hydrodynamiques <strong>de</strong> la nappe (champ <strong>de</strong> perméabilité obtenu par essaiss <strong>de</strong> pompage, gradient<br />

hydraulique<br />

mesuré sur<br />

les piézomètres, teneurs<br />

en sulfates) ont servi à la calibration <strong>de</strong>s modèles.<br />

Finalement,<br />

le fonctionnement du système <strong>de</strong> transport <strong>de</strong>s<br />

sulfates est résumé à la figure 8. Il permet <strong>de</strong><br />

répondre <strong>de</strong><br />

la manière la plus précise possible aux questions posées par le maître d’ouvrage.<br />

Figure 8 : mo<strong>de</strong> <strong>de</strong> transport <strong>de</strong>s<br />

sulfates <strong>de</strong>puis le stock <strong>de</strong> gypse jusque dans les différents flux<br />

hydrologiques.<br />

46


Une donnée importante <strong>de</strong>vait encore être acquise pour faire un pronostique d’évolution au cours du temps :<br />

la vitesse <strong>de</strong> dissolution du gypse soli<strong>de</strong>, en fonction du terrain qui le contient et <strong>de</strong> sa distribution dans ce<br />

terrain. Pour obtenir un ordre <strong>de</strong> gran<strong>de</strong>ur <strong>de</strong> cette vitesse, nous avons procédé à un essai <strong>de</strong> lixiviation en<br />

colonne sur un échantillon <strong>de</strong> remblai <strong>de</strong> type 1 (fig. 9).<br />

Figure 9 : A : essai <strong>de</strong> lixiviation sur colonne. B : graphique <strong>de</strong> mise en solution du gypse au cours<br />

du temps.<br />

Le graphique montre en fait la concentration du lixiviat en fonction du volume lixivié. Au début <strong>de</strong> l’essai,<br />

beaucoup <strong>de</strong> gypse passe en solution. Il s’agit <strong>de</strong> l’effet piston qui chasse les eaux d’imbibition fortement<br />

concentrées hors <strong>de</strong> l’échantillon. Après 5 à 10 litres, la vitesse d’exportation <strong>de</strong>s sulfates diminue fortement<br />

et décroît linéairement jusqu’à 200 litres. Au-<strong>de</strong>là, la vitesse <strong>de</strong> lessivage <strong>de</strong>vient beaucoup plus lente. Pour<br />

le calcul du lessivage en fonction du temps, la fonction volume lixivié est remplacée par la fonction recharge<br />

issue <strong>de</strong> la modélisation par COUPMODEL.<br />

6. Réponses aux questions posées<br />

A la question A sur les recommandations à faire aux maîtres d’ouvres pour les nouvelles constructions sur le<br />

site d’Y-Parc, nous pouvons répondre que les fondations qui sont dans la nappe souterraine sont en contact<br />

avec <strong>de</strong>s eaux légèrement agressives, localement agressives (> 800 mg/l SO 4 ). Mais les parties d’ouvrages<br />

qui sont dans la zone non saturée (partie supérieure <strong>de</strong>s pieux, radiers) peuvent être exposés à <strong>de</strong>s eaux<br />

capillaires fortement agressives dans les zones <strong>de</strong> remblai gypseux.<br />

Nous avons recommandé d’utiliser <strong>de</strong>s ciments composés HS pour tout ce qui est en contact avec le soussol<br />

A la question B sur le danger que courent les canalisations existantes, nous pouvons dire que seules celles<br />

qui sont en ciment sont vulnérables et que celles transportent <strong>de</strong>s eaux faiblement agressives. Mais<br />

localement, le contact avec les eaux d’imbibition du remblai peut conduire à leur fragilisation puis ensuite à<br />

leur éventuel effondrement. Il convient <strong>de</strong> les inspecter par caméra régulièrement pour détecter<br />

d’éventuelles faiblesses visibles <strong>de</strong>puis l’intérieur du tuyau.<br />

47


A la question C sur une éventuelle contamination du lac artificiel d’Y-Parc ou <strong>de</strong>s autres exutoires, on peut<br />

répondre :<br />

- pour le lac artificiel : les eaux <strong>de</strong> surface qui l’alimentent possè<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s teneurs en sulfates<br />

comprises entre 250 et 800 mg/l. Ces teneurs ne posent pas <strong>de</strong> problème significatif pour l’écologie<br />

du lac.<br />

- pour le Canal Oriental : celui-ci est alimenté par <strong>de</strong> nombreux drainages <strong>de</strong> la plaine <strong>de</strong> l’Orbe, dont<br />

le vieux réseau <strong>de</strong> drainage agricole sous Y-Parc, encore partiellement fonctionnel, qui joue un rôle<br />

majeur dans l’évacuation <strong>de</strong>s eaux sulfatées ayant percolés à travers le remblai. Les teneurs en<br />

sulfates y restent cependant assez mo<strong>de</strong>stes dans ce réseau, inférieures à celles du lac artificiel. A<br />

l’arrivée du collecteur dans le Canal oriental, une forte dilution se produit encore.<br />

- pour la nappe souterraine : les concentrations <strong>de</strong> sulfates dans la nappe souterraine sont modérées,<br />

généralement inférieures à 250 mg/l. Elles sont cependant trop élevées pour <strong>de</strong>s eaux <strong>de</strong> boisson<br />

(50 mg/l).<br />

Quant à la question (D) <strong>de</strong> l’origine <strong>de</strong>s sulfates et <strong>de</strong> la durée nécessaire pour obtenir un lessivage complet<br />

du stock <strong>de</strong> gypse, on peut affirmer que la quasi-totalité <strong>de</strong>s sulfates provient bien du remblai autoroutier. En<br />

effet, le sondage <strong>de</strong> 102 m n’a pas rencontré <strong>de</strong> substratum <strong>de</strong> marne à gypse sous la nappe. Les teneurs<br />

en amont du site sont également insignifiantes. Il a montré aussi qu’il n’y avait aucune perspective<br />

d’exploitation <strong>de</strong> cette nappe en raison <strong>de</strong> sa faible perméabilité, même à gran<strong>de</strong> profon<strong>de</strong>ur. On peut donc<br />

dire que la situation est <strong>de</strong> fait acceptable, malgré le statut <strong>de</strong> secteur A <strong>de</strong> protection <strong>de</strong>s eaux.<br />

En ce qui concerne le temps nécessaire au lessivage complet du gypse soli<strong>de</strong>, nous avons pu estimer le<br />

stock à environ 15’000 t. Sur la base <strong>de</strong>s essais <strong>de</strong> lixiviation et du calcul <strong>de</strong>s flux massiques <strong>de</strong> sulfates en<br />

base <strong>de</strong> remblai, le temps nécessaire pour lixivier la totalité du stock <strong>de</strong> gypse <strong>de</strong>s remblais est compris<br />

entre 200 et 300 ans. Durant ce temps, il y aura une péjoration croissante <strong>de</strong> la nappe en raison <strong>de</strong> la<br />

détérioration progressive du vieux réseau <strong>de</strong> drains agricoles sous le remblai.<br />

7. Morale et conclusion<br />

De cette étu<strong>de</strong> <strong>de</strong> cas, on peut tirer quelques enseignements généraux :<br />

- il n’y pas que les caractéristiques mécaniques <strong>de</strong>s marins qui sont importantes dans la gestion <strong>de</strong>s<br />

matériaux d’excavation.<br />

- les marins à gypse restent un problème délicat car leur usage en remblai entraîne <strong>de</strong>s effets massifs<br />

et durables sur les eaux.<br />

- dans les reconnaissances géotechniques, se méfier <strong>de</strong> facteurs d’origine minéralogique et<br />

hydrogéologiques qui peuvent donner lieu à <strong>de</strong>s mesures constructives particulières et à <strong>de</strong>s effets<br />

très différés dans le temps. En fait, cette règle <strong>de</strong> base est trop souvent oubliée.<br />

Prof. Aurèle Parriaux<br />

Ecole Polytechnique Fédérale <strong>de</strong> Lausanne (EPFL)<br />

Laboratoire <strong>de</strong> géologie <strong>de</strong> l’ingénieur et <strong>de</strong> l’environnement (GEOLEP)<br />

GC B1 383 (Bâtiment GC)<br />

CH – 1015 Lausanne<br />

Remerciements<br />

L’auteur remercie le Service <strong>de</strong>s routes du canton <strong>de</strong> Vaud pour l’avoir autorisé à présenter cette<br />

communication à la journée <strong>de</strong> la Société suisse <strong>de</strong> mécanique <strong>de</strong>s sols et <strong>de</strong>s roches.<br />

48


154<br />

MITTEILUNGEN <strong>de</strong>r Schweizerischen Gesellschaft für Bo<strong>de</strong>n- und Felsmechanik<br />

PUBLICATION <strong>de</strong> la Société Suisse <strong>de</strong> Mécanique <strong>de</strong>s Sols et <strong>de</strong>s Roches<br />

Réunion <strong>de</strong> printemps, 27 avril 2007, Fribourg, Frühjahrstagung, 27. April 2007, Freiburg<br />

Probleme mit Thaumasit und Ettringit<br />

in Recycling-Material<br />

Pirmin Ma<strong>de</strong>r<br />

49


Probleme mit Thaumasit und Ettringit in Recycling-Material<br />

Einleitung<br />

Bei min<strong>de</strong>stens zwei Baustellen in <strong>de</strong>r Schweiz waren nach <strong>de</strong>m Einbau von Recycling-Material in <strong>de</strong>n<br />

letzten Jahren Probleme aufgetreten.<br />

Im ersten Fall waren im Jahre 2003 umfangreiche Werkleitungsarbeiten und eine Erneuerung <strong>de</strong>s<br />

Strassenbelages ausgeführt wor<strong>de</strong>n. Im Frühjahr 2004 wur<strong>de</strong>n über <strong>de</strong>n Werkleitungsgräben leichte<br />

Verformungen festgestellt. Im Laufe <strong>de</strong>r Sommermonate wuchsen die Verformungen kontinuierlich an. Es<br />

waren Hebungen im Dezimeterbereich und an an<strong>de</strong>ren Stellen auch grössere Setzungen zu beobachten.<br />

Für die Verfüllung <strong>de</strong>r Leitungsgräben war Recycling-Betongranulat bzw. Recycling-Kiessand B (mit bis zu<br />

20% Betongranulat) gemäss Bauabfall-Richtlinie [1] bzw. Merkblatt ARV [2] verwen<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n.<br />

Offensichtlich hingen die Probleme mit <strong>de</strong>m eingefüllte Recycling-Material zusammen. Über 350 Meter<br />

Werkleitungsgräben mussten <strong>de</strong>shalb wie<strong>de</strong>r ausgehoben, neues Material eingefüllt und <strong>de</strong>r Strassenbelag<br />

wie<strong>de</strong>r neu erstellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Beim zweiten Fall zeigten sich bei einem grösseren Gewerbehaus-Neubau einige Zeit nach Fertigstellung<br />

grosse Schä<strong>de</strong>n in Form von Rissen bzw. richtiggehend eingedrückten Untergeschoss-Wän<strong>de</strong>n. Auch hier<br />

war Betonrecycling-Material als Gebäu<strong>de</strong>hinterfüllung eingebaut wor<strong>de</strong>n. Infolge Volumenzunahme hatte die<br />

Hinterfüllung sehr grosse Drücke auf die Wän<strong>de</strong> ausgeübt. Auch in diesem Fall waren umfangreiche<br />

Sanierungsmassnahmen erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Die Ursachen für die eingetretenen Verformungen im aufgefüllten Material konnten vorerst nicht ein<strong>de</strong>utig<br />

geklärt wer<strong>de</strong>n, normalerweise zeigt Betongranulat keine Quellerscheinungen.<br />

Abklärungen über die Materiallieferanten ergaben, dass <strong>de</strong>r im Recyclingmaterial enthaltene Beton bei<br />

bei<strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>nfällen aus <strong>de</strong>r Sanierung eines Tunnels im sogenannten Gipskeuper stammt.<br />

Diese Schichten bestehen aus Anhydrit-, Gips- und Tongesteinen (siehe Bild 1). Der Tunnel wies im damals<br />

sanierten Bereich Schä<strong>de</strong>n wie Abplatzungen und Verformungen an Wän<strong>de</strong>n und Sohle auf, die behoben<br />

wer<strong>de</strong>n mussten. Im Gewölbebereich war im rückzubauen<strong>de</strong>n Teil eine Abdichtung zwischen Aussenschale<br />

(aus Gunit) und <strong>de</strong>r Innenschale vorhan<strong>de</strong>n, das Sohlgewölbe war dagegen direkt auf <strong>de</strong>n Fels betoniert<br />

wor<strong>de</strong>n (siehe Bild 2). Das beschädigte Betongewölbe wur<strong>de</strong> örtlich in zwei Phasen abgebrochen,<br />

zusätzlicher Fels ausgebrochen und ein neues, teilweise verstärktes Gewölbe betoniert (siehe Bild 3).<br />

Die Schä<strong>de</strong>n am Tunnel entstan<strong>de</strong>n durch die Quelldrücke aus <strong>de</strong>m Fels. Bereits beim Bau mussten<br />

Gewölbeverstärkungen gemacht wer<strong>de</strong>n und es wur<strong>de</strong>n Messeinrichtungen eingebaut. Die Quellproblematik<br />

<strong>de</strong>r Gesteine <strong>de</strong>s Gipskeupers ist ein seit langem bekanntes Problem. Die Umwandlung von Anhydrit zu<br />

Gips (CaSO 4 + 2H 2 O → CaSO 4 •2H 2 O) in Anwesenheit von Tonmineralien führt zu einer grossen<br />

Volumenzunahme <strong>de</strong>s Gesteins und damit zu grossen Quelldrücken auf <strong>de</strong>n Tunnelausbau. Die Problematik<br />

<strong>de</strong>s druckhaften Verhaltens von Gesteinen infolge von Tonmineralen und Sulfaten war und ist immer wie<strong>de</strong>r<br />

Thema von Forschungen. Neueste Erkenntnisse zu dieser Problematik sind zum Beispiel in <strong>de</strong>n<br />

Ergebnissen eines Forschungsauftrages <strong>de</strong>s ASTRA [3] und einer Publikation von W. Steiner [4] enthalten.<br />

50


Bild 1: Schichtprofil Grundgebirge bis obere Malm (aus [5])<br />

51


Bild 2: Querschnitt Tunnel mit Anordnung Abdichtung<br />

Bild 3: Tunnelsanierung mit Totalersatz Gewölbe<br />

52


Ausgeführte Untersuchungen am verwen<strong>de</strong>ten Recyclingmaterial<br />

Durch ein mineralogisches Labor war im Jahre 2004 eine röntgenographische Analyse an je einer Probe <strong>de</strong>s<br />

Beton-Recyclingranulats von Fall 1 (aus einem Son<strong>de</strong>rschlitz) und einer Probe von noch beim Lieferanten<br />

vorhan<strong>de</strong>nem gebrochenem Beton aus <strong>de</strong>m Tunnelausbruch durchgeführt wor<strong>de</strong>n. In bei<strong>de</strong>n Proben wur<strong>de</strong>n<br />

die Tonminerale Illit, Smectit, Chlorit und Kaolinit nachgewiesen, in <strong>de</strong>r Probe aus <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>nstelle<br />

zusätzlich Gips/Anhydrit und Thaumasit.<br />

2005 führte ein zweites mineralogisches Labor Analysen an Proben <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>nfälle durch. Die<br />

mineralogische Zusammensetzung wur<strong>de</strong> mittels Röntgendiffraktometrie bestimmt und zusätzlich wur<strong>de</strong>n<br />

elektronenmikroskopische Untersuchungen durchgeführt.<br />

Bei <strong>de</strong>r Probe Fall 1 han<strong>de</strong>lte es sich einerseits um eine feuchte, weisse Masse (ca. 100 g) und an<strong>de</strong>rerseits<br />

um ein Granulat mit grau bis weiss erscheinen<strong>de</strong>n Bruchstücken (ca. 200 g). Mit <strong>de</strong>n röntgenographischen<br />

Untersuchungen konnten an bei<strong>de</strong>n Proben Quarz, Minerale <strong>de</strong>r Sulfatgruppe mit Gips, Thaumasit, Ettringit,<br />

die Minerale Calcit und Dolomit und Minerale <strong>de</strong>r Feldspatgruppe nachgewiesen wer<strong>de</strong>n. An Tonmineralien<br />

wur<strong>de</strong>n nachgewiesen: Illit, Chlorit, Vermiculit und Kaolinit. Smectite wur<strong>de</strong>n nicht beobachtet, ebenso kein<br />

Corrensit.<br />

Bild 4: Diffraktogramme Probe Fall 1<br />

Die elektronenmikroskopische Untersuchung bestätigte bei <strong>de</strong>r Probe aus <strong>de</strong>r weissen Masse das<br />

Vorkommen von na<strong>de</strong>ligen Kristallen aus Ettringit/Thaumasit.<br />

An <strong>de</strong>r Probe von Fall 2 wur<strong>de</strong>n ebenfalls röntgenographische und elektronenmikroskopische<br />

Untersuchungen und zusätzlich chemische und thermische Analysen durchgeführt. Die Probe bestand aus<br />

ca. 5 kg Granulat, die einzelnen Bruchstücke waren teilweise von einem weissen Belag überzogen (siehe<br />

Bild 5).<br />

53


Bild 5: Untersuchtes Betongranulat<br />

Die röntgenographischen Analysen zeigen bei <strong>de</strong>r Probe Fall 2 das Vorkommen von Gips, Anydrit,<br />

Thaumasit, Ettringit und Calcit sowie Illit, ev. Chlorit, ev. Vermiculit, Kaolinit und Smectit. Das Vorkommen<br />

von Corrensit kann nicht ganz ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die elektronenmikroskopische Untersuchung ergab, dass <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>ne weisse Belag aus na<strong>de</strong>ligen<br />

Kristallen von Ettringit/Thaumasit besteht. Hier die wichtigsten Ergebnisse <strong>de</strong>r chemischen Analysen:<br />

Mittlerer Sulfatgehalt total 8.9 %<br />

Mittlerer Karbonatgehalt 19.7 %<br />

Mittlerer Sulfatgehalt wasserlöslich 4.1 %<br />

Der Sulfatanteil in <strong>de</strong>r Betongranulat-Probe Fall 2 liegt damit weit über <strong>de</strong>m Gehalt, <strong>de</strong>r in Beton<br />

üblicherweise zu fin<strong>de</strong>n ist.<br />

Labor A<br />

Labor B<br />

Probe Fall 1 Probe Fall 2 Probe Betongranulat<br />

bei Hersteller<br />

Illit, Smectit, Chlorit und<br />

Kaolinit<br />

Gips/Anhydrit<br />

Thaumasit<br />

Calcit und Dolomit<br />

Illit, Chlorit, Vermiculit und<br />

Kaolinit, Smectit (Spuren)<br />

Gips<br />

Thaumasit, Ettringit<br />

Calcit und Dolomit<br />

- Illit, Smectit, Chlorit<br />

und Kaolinit<br />

Illit, ev. Chlorit, ev.<br />

Vermiculit, Kaolinit,<br />

Smectit<br />

Gips, Anhydrit<br />

Thaumasit, Ettringit<br />

Calcit<br />

-<br />

Tabelle 1: Zusammenstellung Resultate <strong>de</strong>r röntgenographischen Untersuchungen<br />

54


Fazit: An <strong>de</strong>n Proben aus bei<strong>de</strong>n problematischen Auffüllungen wur<strong>de</strong>n durch Labor B grössere Mengen an<br />

Ettringit und Thaumasit nachgewiesen. Ebenfalls vorhan<strong>de</strong>n ist in <strong>de</strong>n Proben Gips bzw. teilweise Gips und<br />

Anhydrit. Quellfähige Tonminerale sind nur in sehr geringem Ausmass vorhan<strong>de</strong>n, insbeson<strong>de</strong>re wur<strong>de</strong> das<br />

für die Gesteine <strong>de</strong>s Gipskeupers im entsprechen<strong>de</strong>n Tunnel typische Tonmineral Corrensit mit <strong>de</strong>n<br />

Laboruntersuchungen nicht nachgewiesen. Ettringit und Thaumasit sind zwei im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m<br />

Sulfatangriff auf Beton berüchtigte Mineralien.<br />

Zum Sulfatangriff auf Beton<br />

Der Sulfatangriff auf Beton ist seit über 50 Jahren bekannt. Der Wi<strong>de</strong>rstand von Beton gegen Sulfatangriff ist<br />

einerseits chemischer und an<strong>de</strong>rerseits physikalischer Natur. Für <strong>de</strong>n chemischen Wi<strong>de</strong>rstand ist im<br />

Wesentlichen <strong>de</strong>r eingesetzte Zement bzw. die eingesetzte Zement-Flugasche-Kombination massgebend,<br />

für <strong>de</strong>n physikalischen Wi<strong>de</strong>rstand die Dichte <strong>de</strong>s Betongefüges, gesteuert hauptsächlich über Wasser-/<br />

Zementfaktor und Verdichtung.<br />

Im Allgemeinen wird unterschie<strong>de</strong>n zwischen <strong>de</strong>m konventionellen Sulfatangriff unter Bildung von Ettringit,<br />

(auch als „Betonbazillus“ bekannt) zusammen mit Gips, und <strong>de</strong>m Thaumasit-Sulfat-Angriff. Scha<strong>de</strong>nfälle im<br />

Zusammenhang mit Ettringit sind ein seit langem bekanntes Problem auch in <strong>de</strong>r Schweiz. Die Verwendung<br />

von sulfatresistentem Portlandzement (SRPC) verhin<strong>de</strong>rt weitgehend die Bildung von Ettringit, nicht aber<br />

unbedingt die Bildung von Thaumasit.<br />

Das für <strong>de</strong>n Sulfatangriff erfor<strong>de</strong>rliche Sulfat kommt entwe<strong>de</strong>r in Form sulfathaltiger Wässer in <strong>de</strong>n Beton<br />

o<strong>de</strong>r kann auch in Form eines erhöhten Gipsgehaltes bereits im Beton vorhan<strong>de</strong>n sein.<br />

Beim konventionellen Sulfatangriff reagieren Sulfationen mit <strong>de</strong>n Calcium-Aluminat-Phasen und <strong>de</strong>m<br />

Calciumhydroxid <strong>de</strong>s Zementsteines unter Bildung von Ettringit und Gips.<br />

(3CaO•Al 2 O 3 • 3CaSO 4 • 31H2O)+ (CaSO 4 •H 2 O)<br />

Da die Bildung von Ettringit mit einer starken Volumenzunahme (7 - 8fach!) verbun<strong>de</strong>n ist, treten bei diesem<br />

Prozess meist grosse Schä<strong>de</strong>n auf.<br />

Beim Thaumasit-Sulfatangriff reagieren Sulfationen mit <strong>de</strong>n Calcium-Silikat-Hydraten (CSH) <strong>de</strong>s<br />

Zementsteines unter <strong>de</strong>r Bildung von Thaumasit:<br />

Ca 6 [Si(OH) 6 ] 2 (CO 3 ) 2 (SO 4 )24H 2 O o<strong>de</strong>r einfacher (CaSiO 3 • CaCO 3 • CaSO 4 •15H 2 O)<br />

Die genauen Bildungsreaktionen und Stabilitätsbedingungen von Thaumasit sind noch nicht bis ins Detail<br />

verstan<strong>de</strong>n. Für die Bildung braucht es nach [6] und [7] vereinfacht gesagt:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Sulfat<br />

SiO 3 (kommt hauptsächlich aus CSH)<br />

grössere Mengen an Karbonat (CO 2- 3 -Ionen gelöst im Wasser o<strong>de</strong>r aus Baustoff (Karbonatkies)<br />

Wasser (Bo<strong>de</strong>nfeuchte aus <strong>de</strong>r Umgebung o<strong>de</strong>r Wasserzufluss)<br />

Temperaturen unter 15° (darüber entsteht Ettringit)<br />

pH-Wert über 10.5 (darunter wird Thaumasit instabil, es entstehen „Popcorn-Calcit“ + Sulfat-Ionen)<br />

Die Reaktion führt zu einer vollständigen Umwandlung <strong>de</strong>r CSH-Phasen <strong>de</strong>s Zementsteines in Thaumasit<br />

und damit zu einer vollständigen Entfestigung <strong>de</strong>s Betons. Der Beton wird zu „Brei“. Thaumasit hat aber<br />

keine treiben<strong>de</strong> Wirkung. Thaumasit kann entwe<strong>de</strong>r direkt gemäss <strong>de</strong>r beschriebenen Reaktion, aber auch<br />

über <strong>de</strong>n Umweg von „solid solutions“ aus Ettringit gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n [8]. Kristallographisch sind Ettringit und<br />

Thaumasit mit na<strong>de</strong>lförmigem Erscheinungsbild sehr ähnlich. Scha<strong>de</strong>nfälle durch Entfestigung von<br />

Fundamentbeton wegen Thaumasitbildung sind vor allem aus England bekannt.<br />

Als Quelle für Sulfationen kommen in <strong>de</strong>r Schweiz vor allem die gips- und anhydrithaltigen Gesteine in<br />

Frage, daneben aber auch pyrithaltige Tongesteine wie etwa <strong>de</strong>r Opalinuston. Weitere Sulfatquellen können<br />

Auftausalz, Gipsverputze o<strong>de</strong>r Verunreinigungen sein. Das Sulfat kann durch stark mineralisierte<br />

Bergwässer auch über weitere Distanzen transportiert wer<strong>de</strong>n.<br />

55


Folgerungen<br />

Die ausgeführten Laboruntersuchungen zeigen, dass die Volumenaus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s aufgefüllten<br />

Betongranulates wahrscheinlich hauptsächlich auf die Bildung von Ettringit und Gips zurückzuführen ist.<br />

Quellfähige Tonminerale wur<strong>de</strong>n nur in sehr geringem Ausmass nachgewiesen. Durch die Bildung von<br />

Thaumasit wur<strong>de</strong>n Betonbruchstücke im Granulat teilweise völlig entfestigt, weshalb auch Setzungen<br />

auftreten konnten.<br />

Das für die Bildung von Ettringit und Gips notwendige Sulfat könnte einerseits aus Felsbruchstücken aus<br />

<strong>de</strong>m Gipskeuper stammen, welche allenfalls beim Gewölberückbau mit <strong>de</strong>m Beton vermischt wur<strong>de</strong>n.<br />

Gemäss mineralogischer Proben beträgt <strong>de</strong>r Sulfatanteil (Gips + Anhydrit) im Gipskeuper bis gegen 70 -90%<br />

und <strong>de</strong>r Tonanteil liegt zwischen ca. 7 und 14% [9]. Gegen diese Annahme spricht, dass das für <strong>de</strong>n<br />

Gipskeuper typische Mineral Corrensit nicht nachgewiesen wer<strong>de</strong>n konnte. Der Rückbau-Beton musste<br />

zu<strong>de</strong>m sortenrein an <strong>de</strong>n Weiterverarbeiter geliefert wer<strong>de</strong>n. Das Sulfat könnte aber auch bereits in Teilen<br />

<strong>de</strong>s Betons vorhan<strong>de</strong>n gewesen sein. Die Betonstrukturen im nun sanierten Tunnelteil wiesen Schä<strong>de</strong>n auf,<br />

was das Eindringen von sulfathaltigem Bergwasser in <strong>de</strong>n Beton sicher begünstigte. Das Sohlgewölbe war<br />

zu<strong>de</strong>m direkt auf <strong>de</strong>n Gipskeuper-Fels betoniert; dort war keine Abdichtung vorhan<strong>de</strong>n. Auch die äussere<br />

Betonschale war in direktem Kontakt mit <strong>de</strong>m Fels, kann also Sulfat enthalten. Der Beton war gemäss <strong>de</strong>n<br />

Erfahrungen im Rückbau allerdings nicht entfestigt, son<strong>de</strong>rn musste mit <strong>de</strong>m Abbauhammer abgebaut<br />

wer<strong>de</strong>n. Als dritte Möglichkeit könnte das Sulfat schliesslich aus im Einbaubereich bereits vorhan<strong>de</strong>nem<br />

o<strong>de</strong>r neben <strong>de</strong>m Recyclingmaterial eingebautem Material stammen.<br />

Es genügt bereits eine relativ geringe Verunreinigung <strong>de</strong>s Betons, um <strong>de</strong>n Sulfatangriff beim Betongranulat<br />

auszulösen, da dieses eine grosse spezifische Oberfläche aufweist. Nach <strong>de</strong>m Einbau <strong>de</strong>s Granulats als<br />

Auffüllmaterial kam aus Nie<strong>de</strong>rschlag und Bo<strong>de</strong>nfeuchtigkeit genügend Wasser für <strong>de</strong>n Ablauf <strong>de</strong>r Reaktion<br />

dazu. Die im Bo<strong>de</strong>n eher tieferen Temperaturen begünstigten die Bildung von Thaumasit gegenüber<br />

Ettringit.<br />

Aus welcher Quelle das im Recycling-Material nachgewiesene Sulfat stammt, kann mit <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Daten nicht schlüssig ausgesagt wer<strong>de</strong>n.<br />

Schlussbemerkungen<br />

Die bisher nur bei <strong>de</strong>r Herstellung von Beton beachtete Sulfatproblematik muss auch beim Einsatz von<br />

Recyclingmaterial mit Betonanteilen berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>r Herstellung von Beton-Recyclingmaterial<br />

ist sicherzustellen, dass <strong>de</strong>r Ausgangsbeton nicht sulfathaltig ist. Insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>r Herkunft aus<br />

Bereichen mit sulfathaltigen Gesteinen o<strong>de</strong>r Wässern muss <strong>de</strong>r Beton geprüft wer<strong>de</strong>n. Falls das Material<br />

erhöhte Sulfatgehalte aufweist, darf es nicht im Recycling verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn muss <strong>de</strong>poniert<br />

wer<strong>de</strong>n, wobei das Verhalten mit möglicherweise starkem Quellen bzw. Entfestigung durch<br />

Thaumasitbildung auch beim Einbau in Deponie zu berücksichtigen ist. In <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Richtlinien<br />

bzw. Merkblättern [1], [2] sollte ein entsprechen<strong>de</strong>r Hinweis angebracht wer<strong>de</strong>n.<br />

Auch bei Schüttungen mit Gipskeuper-Sedimenten ist entsprechend Vorsicht geboten. Der Aspekt <strong>de</strong>r<br />

Thaumasitbildung wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Schweiz bis jetzt wenig berücksichtigt. Bei Fundationen auf sulfathaltigen<br />

Gesteinen sollten in Zukunft Massnahmen ergriffen wer<strong>de</strong>n, um einen Thaumasit-Sulfatangriff auf <strong>de</strong>n Beton<br />

zu verhin<strong>de</strong>rn. Es wäre auch empfehlenswert, z.B. einige auf sulfathaltigen Sedimenten fundierte Brücken<br />

auf Schä<strong>de</strong>n im Fundationsbereich zu untersuchen.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>Quellprobleme</strong>n in Tunneln spielt die Wasserzirkulation längs <strong>de</strong>s Tunnels eine<br />

grosse Rolle, wie <strong>de</strong>r Forschungsbericht ASTRA zeigt [3]. Bei Tunneln mit Vorkommen von sulfathaltigen<br />

Gesteinen muss darauf geachtet wer<strong>de</strong>n, dass die sulfathaltigen Wässer sich nicht längs <strong>de</strong>s Tunnels hinter<br />

<strong>de</strong>n Abdichtungen weiterbewegen können („Zwischenschotts“ einbauen). Dies sollte bei <strong>de</strong>r Revision <strong>de</strong>r<br />

Norm Tunnelabdichtung berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, wie es <strong>de</strong>r Schweizer Geologenverband CHGEOL in seiner<br />

Stellungnahme angeregt hat.<br />

Die Regelung <strong>de</strong>r Verantwortlichkeiten für die eingetretenen Schä<strong>de</strong>n ist sehr komplex. Das Wissen um die<br />

Problematik <strong>de</strong>s Einsatzes von möglicherweise sulfathaltigem Beton-Recyclingmaterial war zum Zeitpunkt<br />

<strong>de</strong>s Scha<strong>de</strong>neintrittes sicher noch nicht sehr verbreitet in <strong>de</strong>r Baupraxis bzw. erst bei Spezialisten<br />

vorhan<strong>de</strong>n.<br />

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[1] Richtlinie für die Verwertung mineralischer Bauabfälle (Ausbauasphalt, Strassenaufbruch,<br />

Betonabbruch, Mischabbruch) Juli 1997, BUWAL.<br />

[2] Merkblatt: Prüfung <strong>de</strong>r Recyclingbaustoffe. ARV, März 1999.<br />

[3] Hauber, L. et al. (2005): Tonminerale und Sulfate als Ursache für druckhaftes Verhalten von<br />

Gesteinen. Bericht Forschungsauftrag ASTRA 1996/039, Oktober 2005.<br />

[4] Steiner, Walter (2007): Einfluss <strong>de</strong>r Horizontalspannungen auf das Quellverhalten von Gipskeuper.<br />

Felsbau, Nr. 1/2007.<br />

[5] Wildi, Walter (1983): Erdgeschichte und Landschaften im Kanton Aargau.<br />

[6] Madsen, F.T. : (2005): Die Bildung von Thaumasit durch Sulfat-Angriff auf Beton. Literaturstudie,<br />

unpubl.<br />

[7] Crammond, N.J. (2002): The Thaumasite Form of Sulphate Attack in the UK. Proceedings of the First<br />

International Conference on Thaumasite in Cementitious Materials, BRE, Garston, UK, 19-21 June<br />

2002.<br />

[8] Bensted, J. (2002): Thaumasite - Direct, Woodfordite and other possible Formation Routes.<br />

Proceedings of the First International Conference on Thaumasite in Cementitious Materials, BRE,<br />

Garston, UK, 19-21 June 2002.<br />

[9] Nüesch, R, Steiner, W. & Madsen, F.T (1995): ): Long time swelling of anhdritic rocks: mineralogical<br />

and microstructural evaluation. Proceedings for the 8th International Congress on Rock Mechanics,<br />

Tokyo, Japan, p. 133 -138.<br />

Adresse <strong>de</strong>s Verfassers:<br />

Pirmin Ma<strong>de</strong>r, dipl. phil. II, Geologe SIA / CHGEOL<br />

Gysi Leoni Ma<strong>de</strong>r AG<br />

Konradstrasse 54<br />

8005 Zürich<br />

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