Quellprobleme Problèmes de gonflement
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154<br />
MITTEILUNGEN <strong>de</strong>r Schweizerischen Gesellschaft für Bo<strong>de</strong>n- und Felsmechanik<br />
PUBLICATION <strong>de</strong> la Société Suisse <strong>de</strong> Mécanique <strong>de</strong>s Sols et <strong>de</strong>s Roches<br />
Frühjahrstagung, 27. April 2007, Freiburg – Réunion <strong>de</strong> printemps, 27 avril 2007, Fribourg<br />
<strong>Quellprobleme</strong><br />
in <strong>de</strong>r Geotechnik<br />
<strong>Problèmes</strong> <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong><br />
dans la géotechnique<br />
Inhalt<br />
Table <strong>de</strong>s matières<br />
Prof. Anagnostou Georg Zur Problematik <strong>de</strong>s Tunnelbaus in quellfähigem Gebirge 1<br />
Dr. Pimentel Erich Quellverhalten von Gesteinen - Erkenntnisse aus Laboruntersuchungen 11<br />
Mathier Jean-François Les essais <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> 21<br />
Scholer Christian Senkungstrichter Hard, A2 Basel-Augst 29<br />
Nyfeler Jürg<br />
Dr. Vietor Tim Tunnel- und Bohrloch<strong>de</strong>formation im Felslabor Mont Terri 39<br />
Prof. Aurèle Parriaux <strong>Problèmes</strong> liés au dépôt <strong>de</strong> marins gypseux 45<br />
Ma<strong>de</strong>r Pirmin Probleme mit Thaumasit und Ettringit in Recycling-Material 57
154<br />
MITTEILUNGEN <strong>de</strong>r Schweizerischen Gesellschaft für Bo<strong>de</strong>n- und Felsmechanik<br />
PUBLICATION <strong>de</strong> la Société Suisse <strong>de</strong> Mécanique <strong>de</strong>s Sols et <strong>de</strong>s Roches<br />
Réunion <strong>de</strong> printemps, 27 avril 2007, Fribourg, Frühjahrstagung, 27. April 2007, Freiburg<br />
Zur Problematik <strong>de</strong>s Tunnelbaus in<br />
quellfähigem Gebirge<br />
Prof. Dr. Georg Anagnostou<br />
1
Zur Problematik <strong>de</strong>s Tunnelbaus in quellfähigem Gebirge<br />
1 Einleitung<br />
“Quellen” ist die Eigenschaft gewisser Gesteine, ihr Volumen durch Wasseraufnahme zu vergrössern. Im<br />
Tunnelbau verursacht das Quellen eine Hebung <strong>de</strong>r Tunnelsohle, welche die Gebrauchstauglichkeit <strong>de</strong>s<br />
Bauwerks beeinträchtigen kann. Versucht man die Sohlhebung durch das Einziehen eines Sohlgewölbes zu<br />
verhin<strong>de</strong>rn, so entsteht <strong>de</strong>r sogenannte Quelldruck. Dieser kann das Tunnelgewölbe beschädigen o<strong>de</strong>r als<br />
Ganzes anheben. Quellfähiges Gebirge ist weit verbreitet im nordschweizerischen Raum. Es han<strong>de</strong>lt sich<br />
um Mergel <strong>de</strong>r Oberen Süsswassermolasse, Opalinuston sowie anhydritführen<strong>de</strong> Tonsteine <strong>de</strong>s<br />
Gipskeupers, wobei letztere eine Son<strong>de</strong>rstellung einnehmen. In <strong>de</strong>r Vergangenheit mussten in einer Reihe<br />
von älteren Eisenbahntunneln im Gipskeuper grössere Sanierungsarbeiten durchgeführt wer<strong>de</strong>n (z.B.<br />
Hauensteinbasistunnel). Vom Nationalstrassenbau ist <strong>de</strong>r Fall <strong>de</strong>s Belchentunnels gut bekannt. Das<br />
aktuellste Projekt in quellfähigem Gebirge ist <strong>de</strong>r Chienbergtunnel <strong>de</strong>r Umfahrung Sissach. Quellbedingte<br />
Schä<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n ferner im Adlertunnel <strong>de</strong>r SBB verzeichnet. Für eine umfassen<strong>de</strong> Darstellung <strong>de</strong>s Stan<strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>s Wissens und <strong>de</strong>r Technik über <strong>de</strong>n Tunnelbau in quellfähigem Gebirge wird auf [1] verwiesen. Thema<br />
<strong>de</strong>s vorliegen<strong>de</strong>n Beitrags sind die Ursachen und die tunnelbautechnische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Unsicherheit über<br />
das Verhalten anhydritführen<strong>de</strong>r Gebirgsformationen.<br />
Das Quellverhalten von Tonsteinen ohne Anhydrit ist für praktische Zwecke genügend gut verstan<strong>de</strong>n. Es<br />
wird hier nur soweit besprochen, wie es für das Verständnis <strong>de</strong>r sonstigen Ausführungen erfor<strong>de</strong>rlich ist.<br />
Unter <strong>de</strong>n Bedingungen <strong>de</strong>s Tunnelbaus ist das Quellen dieser Gesteine osmotischer Natur [2]: Im<br />
Porenwasser ist die Kationenkonzentration niedriger als in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r Tonteilchen, weil letztere (aufgrund<br />
ihrer negativen elektrostatischen Ladung) die Kationen anziehen (Bild 1a). Zum Ausgleich <strong>de</strong>s<br />
Konzentrationsunterschie<strong>de</strong>s dringt das Porenwasser in <strong>de</strong>n Raum zwischen <strong>de</strong>n Tonteilchen ein und<br />
schiebt diese auseinan<strong>de</strong>r. Letzteres kann durch einen Gegendruck σ verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, welcher<br />
theoretisch [2] mit <strong>de</strong>m Abstand δ <strong>de</strong>r Tonteilchen stark nichtlinear abnimmt (Bild 1a). Makroskopisch<br />
äussert sich diese Eigenschaft durch eine ebenfalls stark nichtlineare Beziehung zwischen <strong>de</strong>r<br />
Quell<strong>de</strong>hnung ε und <strong>de</strong>m Quelldruck p beim Oedometerversuch (Bild 1b): Die Quell<strong>de</strong>hnung von Tonsteinen<br />
nimmt mit <strong>de</strong>m Logarithmus <strong>de</strong>s Quelldrucks ab. Dieses sogenannte “halb-logarithmische Quellgesetz” liegt<br />
<strong>de</strong>n meisten kontinuumsmechanischen Mo<strong>de</strong>llen <strong>de</strong>s quellfähigen Gebirges zugrun<strong>de</strong> und führt zu<br />
rechnerischen Hebungen u <strong>de</strong>r Tunnelsohle, die mit <strong>de</strong>m Ausbauwi<strong>de</strong>rstand p stark abnehmen (Bild 1c).<br />
(a) (b) (c)<br />
Bild 1: (a) Theoretische Beziehung zwischen <strong>de</strong>m Quelldruck und <strong>de</strong>m Abstand <strong>de</strong>r Tonplättchen [2].<br />
(b) Makroskopisch beobachtetes Verhalten im Oedometerversuch.<br />
(c) Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r Sohlhebung und <strong>de</strong>m Ausbauwi<strong>de</strong>rstand bzw. Quelldruck.<br />
2
Bild 2: Ausbaukonzepte im quellfähigen Gebirge nach [3]. (a) Ausweichprinzip, (b) Kombiniertes<br />
System, (c) Wi<strong>de</strong>rstandsprinzip.<br />
In bautechnischer Hinsicht ist diese Gesetzmässigkeit konzeptuell wichtig. Einerseits be<strong>de</strong>utet sie, dass ein<br />
geringer Gegendruck ausreicht, um die Hebung erheblich zu beschränken. An<strong>de</strong>rerseits zeigt sie, dass eine<br />
beträchtliche Reduktion <strong>de</strong>r Belastung <strong>de</strong>s Ausbaus durch das Zulassen einer kleinen Sohlhebung erzielt<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Auf dieser Gesetzmässigkeit beruhen auch die verschie<strong>de</strong>nen Entwurfskonzepte für <strong>de</strong>n<br />
Tunnelausbau in quellfähigem Gebirge (Bild 2). Nach <strong>de</strong>m sogenannten Wi<strong>de</strong>rstandsprinzip soll das Quellen<br />
durch ein genügend tragfähiges und steifes, geschlossenes Tunnelgewölbe verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Nach <strong>de</strong>m<br />
Ausweichprinzip wird zwischen <strong>de</strong>r Fahrbahnplatte und <strong>de</strong>r Tunnelsohle ein Hohlraum angeordnet, so dass<br />
sich die Tunnelsohle ohne Beeinträchtigung <strong>de</strong>s Tunnelbetriebs heben kann. Zwischen diesen zwei<br />
Ausbaukonzepten liegt eine Reihe von verschie<strong>de</strong>nen konstruktiven Lösungen, welche beschränkte<br />
Sohlhebungen bei gleichzeitiger Aufnahme eines reduzierten Quelldruckes zulassen.<br />
2 Anhydrit<br />
Durch die Hydratation von Anhydrit entsteht Gips. Gips hat ein um rund 61% grösseres Volumen als <strong>de</strong>r<br />
ursprüngliche Anhydrit, jedoch ein um rund 10% kleineres Volumen als bei<strong>de</strong> Reaktanten zusammen<br />
(Anhydrit und Wasser). Die Stöchiometrie <strong>de</strong>r Reaktion und die molaren Volumen <strong>de</strong>r beteiligten Stoffe<br />
erlauben keine quantitative Aussage über die hydratationsbedingte Volumenän<strong>de</strong>rung einer Gesteinsprobe,<br />
weil diese nicht nur von <strong>de</strong>r Menge <strong>de</strong>s umgewan<strong>de</strong>lten Anhydrits, son<strong>de</strong>rn auch von <strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>s Porenvolumens und somit von <strong>de</strong>r Form, <strong>de</strong>r Grösse, <strong>de</strong>r Richtung und <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>r Gipskristalle<br />
abhängt. Je nach Porengeometrie, Chemismus <strong>de</strong>s Porenwassers, Porenwasserdruck und Druck in <strong>de</strong>r<br />
festen Phase können die Gipskristalle die Poren verstopfen o<strong>de</strong>r das Gesteinsgefüge sprengen. Im ersten<br />
Fall wür<strong>de</strong> das Porenvolumen abnehmen, im zweiten Fall zunehmen.<br />
Zu einer weiteren Komplexitätssteigerung führt die Tatsache, dass die Anhydritumwandlung über die<br />
Lösungsphase erfolgt. Anhydrit löst sich in Porenwasser auf - Gips fällt aus <strong>de</strong>r Lösung aus, wobei die<br />
Kalzium- und Sulfationen mit <strong>de</strong>m Porenwasser zirkulieren. Anhydritlösung und Gipsausfällung wer<strong>de</strong>n also<br />
durch Transportprozesse überlagert. Es ist unbekannt, ob und in welchem Masse diese Transportprozesse<br />
für das makroskopisch beobachtete Verhalten von Be<strong>de</strong>utung sind. Neben <strong>de</strong>r Reaktionskinetik dürfte dabei<br />
auch die Filtergeschwindigkeit <strong>de</strong>s Porenwassers, welche von <strong>de</strong>r Durchlässigkeit <strong>de</strong>s Gebirges und <strong>de</strong>n<br />
hydraulischen Randbedingungen abhängt, entschei<strong>de</strong>nd sein. Theoretisch ist es <strong>de</strong>nkbar, dass <strong>de</strong>r Kalziumund<br />
Sulfatgehalt durch die Transportprozesse in einem Bereich abnimmt (Abtransport <strong>de</strong>r Lösungsprodukte)<br />
während in einem an<strong>de</strong>ren zunimmt. Im ersten Bereich hätte man Auslaugung <strong>de</strong>s Gesteins, im zweiten<br />
Bereich Gipsbildung – selbst wenn dieser Bereich im natürlichen Zustand sulfatfrei wäre. Das in <strong>de</strong>n<br />
Entwässerungsleitungen mit <strong>de</strong>m Bergwasser anfallen<strong>de</strong> Sulfat, welches auch ein Lösungsprodukt ist,<br />
ver<strong>de</strong>utlicht, wie unsicher Massenbilanzen sind.<br />
3
(a)<br />
(b)<br />
Bild 3: Messergebnisse aus <strong>de</strong>m Untersuchungsstollen <strong>de</strong>s Freu<strong>de</strong>nsteintunnels (nach [1],<br />
nachgeführt nach [4]). (a) Zeitliche Entwicklung <strong>de</strong>r Sohlhebung bei verschie<strong>de</strong>nen<br />
Ausbauwi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong>n. (b) Abhängigkeit <strong>de</strong>r Sohlhebung vom Ausbauwi<strong>de</strong>rstand zu<br />
verschie<strong>de</strong>nen Zeitpunkten.<br />
Zusätzliche Unsicherheiten betreffen die Rolle <strong>de</strong>r Tonmatrix beim Quellvorgang. Bei massigen<br />
Anhydritgesteinen treten nur unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Quellerscheinungen auf. Tonsteine mit fein verteiltem Anhydrit<br />
weisen ein hohes Quellpotential auf, wobei keine ein<strong>de</strong>utige Korrelation zwischen mineralogischer<br />
Zusammensetzung und Quellvermögen festgestellt wer<strong>de</strong>n kann. Einerseits stellt die Tonmatrix, als poröses<br />
Medium, das für die Hydratation von Anhydrit erfor<strong>de</strong>rliche Wasser zur Verfügung (sie wirkt sich als<br />
“Zubringer” von Wasser aus). An<strong>de</strong>rerseits ist <strong>de</strong>r Wassergehalt anhydritführen<strong>de</strong>r Tonsteine im natürlichen<br />
Zustand extrem niedrig, was die Vermutung nahelegt, dass das Porenwasser durch die Tonmineralien stark<br />
gehalten wird. Ten<strong>de</strong>nziell wür<strong>de</strong> dies das thermodynamische Gleichgewicht zu Gunsten von Anhydrit<br />
solange verschieben, bis <strong>de</strong>r Ton aufgequollen ist und das Porenwasser weniger stark gehalten wird.<br />
Fallweise wer<strong>de</strong>n im Gipskeuper heftige Sohlhebungen beobachtet. So zum Beispiel hat sich die<br />
Kalottensohle <strong>de</strong>s Chienbergtunnels während eines dreimonatigen Vortriebsstillstands um 1.50 m gehoben.<br />
Verhältnismässig grosse Hebungen wur<strong>de</strong>n auch im Pilotstollen dieses Tunnels verzeichnet (16 cm in 6<br />
Monaten bei einem Durchmesser von 3.50 m). Hohe Hebungsraten weisen - angesichts <strong>de</strong>s langsamen<br />
Ablaufs <strong>de</strong>r Hydratation - auf eine relevante Beteiligung <strong>de</strong>r Tonmatrix min<strong>de</strong>stens in <strong>de</strong>r Anfangsphase <strong>de</strong>s<br />
Quellprozesses hin. An<strong>de</strong>rerseits aber ist es auch <strong>de</strong>nkbar, dass die Tonmatrix mit <strong>de</strong>m Fortschreiten <strong>de</strong>s<br />
Quellvorgangs aufgeweicht wird und in <strong>de</strong>r Folge als Puffer wirkt, d.h. durch Stauchung die Expansion <strong>de</strong>s<br />
Sulfats zum Teil kompensiert.<br />
Zusammenfassend gibt es beim Vorkommen von Anhydrit eine Vielfalt von möglichen Prozessen. An<strong>de</strong>rs als<br />
bei reinen Tonsteinen erlaubt die Komplexität <strong>de</strong>r zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong>n Mechanismen kaum zwingen<strong>de</strong><br />
Rückschlüsse über das makroskopische Verhalten, geschweige <strong>de</strong>nn quantitative Aussagen über Grössen,<br />
die in die Projektierung einfliessen (Quell<strong>de</strong>hnung, Quelldruck o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Beziehung).<br />
Beschränkt sind auch die diesbezüglichen Möglichkeiten <strong>de</strong>r Quellversuche. Der Quellvorgang dauert selbst<br />
bei kleinen Prüfkörpern sehr lange an (es ist z.B. bemerkenswert, dass die Laborversuche aus <strong>de</strong>r<br />
Projektierungsphase <strong>de</strong>s vor zwanzig Jahren fertiggestellten Freu<strong>de</strong>nsteintunnels <strong>de</strong>r DB noch nicht<br />
abgeschlossen sind). Aufgrund <strong>de</strong>r langen Versuchsdauer kann in <strong>de</strong>r Regel nur eine kleine Anzahl von<br />
Versuchen durchgeführt wer<strong>de</strong>n, wobei dann unsicher ist, ob <strong>de</strong>ren Ergebnisse repräsentativ für das<br />
Gebirge sind. Neben diesen und an<strong>de</strong>ren bekannten, praktischen Schwierigkeiten (wie verrostete<br />
Oedometerapparaturen, überlastete Druckmessdosen usw.) gibt es ein Problem grundsätzlicher Natur: Das<br />
Fehlen eines gesicherten Mo<strong>de</strong>lls, welches die unterschiedlichen Bedingungen im Feld und Labor<br />
zuverlässig erfasst. Mangels eines solchen Mo<strong>de</strong>lls müssen Quellversuche eher als In<strong>de</strong>xversuche<br />
angesehen wer<strong>de</strong>n, die lediglich zeigen, ob das Gestein stark o<strong>de</strong>r schwach quellfähig ist.<br />
Quelldruckversuche liefern i.d.R. Werte, die jenseits <strong>de</strong>r technischen Machbarkeitsgrenze liegen, wobei die<br />
Vermutung, dass die Laborwerte einen oberen Grenzwert <strong>de</strong>s Quelldrucks im Feld darstellen, begrün<strong>de</strong>t ist.<br />
4
Zum einen wird <strong>de</strong>m Quellvorgang bei <strong>de</strong>n Versuchen dauernd Wasser zur Verfügung gestellt. Selbst wenn<br />
dies auch im Feld <strong>de</strong>r Fall wäre, ist es <strong>de</strong>nkbar, dass die im Labor (nach mehreren Jahren) entstehen<strong>de</strong>n<br />
maximalen Quelldrücke im Feld (bedingt durch längere Sickerwege o<strong>de</strong>r teilweisen Abtransport <strong>de</strong>r<br />
Lösungsprodukte) innerhalb <strong>de</strong>r angestrebten Lebensdauer nicht erreicht wer<strong>de</strong>n. Solche Effekte entziehen<br />
sich allerdings einer Quantifizierung. Zum an<strong>de</strong>ren dürfte auch die Versuchsbedingung <strong>de</strong>r vollkommenen<br />
Dehnungsbehin<strong>de</strong>rung zu einer Überschätzung <strong>de</strong>s Quelldrucks führen. Dieser Effekt entzieht sich ebenfalls<br />
einer Quantifizierung. Es ist nicht einmal qualitativ bekannt, wie <strong>de</strong>r Endwert <strong>de</strong>s Quelldrucks mit <strong>de</strong>r<br />
Verformung zusammenhängt. Systematische Langzeitbeobachtungen liegen nur aus einer einzigen<br />
Versuchsserie (an Prüfkörpern aus <strong>de</strong>m Freu<strong>de</strong>nsteintunnel) und aus einem einzigen Feldversuch (<strong>de</strong>m vom<br />
K. Kovári konzipierten Versuchsfeld im Untersuchungsstollen <strong>de</strong>s gleichen Tunnels) vor. Der Quellvorgang<br />
ist bei bei<strong>de</strong>n noch nicht abgeschlossen (rund 20 Jahre nach Versuchsbeginn). Die vorläufigen Ergebnisse<br />
sind wi<strong>de</strong>rsprüchlich. Die Laborversuche scheinen die in [14] geäusserte Hypothese zu unterstützen, dass<br />
die Quell<strong>de</strong>hnung weitgehend unabhängig vom Druck ist [15], während die Feldmessungen eine <strong>de</strong>utliche<br />
Abnahme <strong>de</strong>r Sohlhebung mit <strong>de</strong>m Ausbauwi<strong>de</strong>rstand zeigen (Bild 3).<br />
Feldbeobachtungen und Erfahrungen aus ausgeführten Projekten bieten ebenfalls keine genügend<br />
zuverlässige Entscheidungsbasis. So zum Beispiel wur<strong>de</strong>n im westlichen Bereich <strong>de</strong>s Chienbergtunnels<br />
zwei Hebungszonen beobachtet, welche durch eine rund 100 m lange Tunnelstrecke getrennt sind, die keine<br />
messtechnisch feststellbare Hebung aufwies, obwohl die geologischen Bedingungen für das Auftreten von<br />
Hebungen auch dort grundsätzlich erfüllt waren. Im östlichen Tunnelbereich wur<strong>de</strong>n trotz vergleichbarer<br />
Geologie und Überlagerung ebenfalls keine Hebungen verzeichnet. Die Wechselhaftigkeit <strong>de</strong>s<br />
Gebirgsverhaltens ist vermutlich durch Unterschie<strong>de</strong> bezüglich Wasserzirkulation bedingt, welche<br />
mo<strong>de</strong>llmässig kaum erfassbar, geschweige <strong>de</strong>nn prognostizierbar sind. Die fallweise in ein und <strong>de</strong>mselben<br />
Tunnel beobachtete grosse Variabilität <strong>de</strong>s Gebirgsverhaltens zeigt, wie unsicher die Übertragbarkeit <strong>de</strong>r<br />
Erfahrungen aus an<strong>de</strong>ren, scheinbar vergleichbaren Bauwerken ist.<br />
Hinzu kommt, dass die Erfahrungen, auf die man zurückgreifen kann, meistens aus älteren Tunneln<br />
stammen, in welche ein tragfähiges Sohlgewölbe i.d.R. erst nach <strong>de</strong>m Auftreten von grossen Hebungen und<br />
nach wie<strong>de</strong>rholten Rekonstruktionen eingezogen wur<strong>de</strong>. Druckmessungen am Gewölbe o<strong>de</strong>r<br />
Rückrechnungen <strong>de</strong>s Quelldrucks anhand <strong>de</strong>r Tragfähigkeit <strong>de</strong>s installierten Ausbaus liefern <strong>de</strong>shalb nur<br />
einen unteren Grenzwert <strong>de</strong>s Quelldrucks, <strong>de</strong>r auf ein intaktes Sohlgewölbe unter <strong>de</strong>r Bedingung einer<br />
weitgehen<strong>de</strong>n Verformungsbehin<strong>de</strong>rung entstehen wür<strong>de</strong>. Dies gilt auch bezüglich <strong>de</strong>r Verwertbarkeit <strong>de</strong>r<br />
Erfahrungen aus neueren Bauwerken mit relevanten Hebungen o<strong>de</strong>r Beschädigungen <strong>de</strong>s Gewölbes (wie<br />
z.B. <strong>de</strong>m Belchentunnel o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Wagenburgtunnel).<br />
3 Ausbau<br />
Mitte <strong>de</strong>r 80-er-Jahre hat man beim Freu<strong>de</strong>nsteintunnel die ursprünglich vorgesehene, steife<br />
Tunnelverkleidung zugunsten eines nachgiebigen Ausbaus mit einer Knautschzone zwischen Sohlgewölbe<br />
und Gebirge verworfen. Die Grün<strong>de</strong> dafür waren einerseits die bei einem steifen Ausbau erwarteten, kaum<br />
aufnehmbaren Quelldrücke, an<strong>de</strong>rerseits die sehr hohen betrieblichen Anfor<strong>de</strong>rungen bezüglich <strong>de</strong>r<br />
Ebenheit <strong>de</strong>r Fahrbahn [3]. Der Freu<strong>de</strong>nsteintunnel stellte die erste Anwendung <strong>de</strong>s nachgiebigen Ausbaus<br />
in anhydritführen<strong>de</strong>m Gebirge dar und hat in <strong>de</strong>r Fachwelt eine Debatte ausgelöst (z.B. [5, 6, 7]). Bei<br />
späteren Publikationen wur<strong>de</strong> die Kritik am nachgiebigen Ausbau entschärft [8, 9, 10]. Die Lösung einer<br />
Knautschzone hat die Realisierung eines weiteren anspruchsvollen Tunnels im Gipskeuper, <strong>de</strong>s Engelberg<br />
Basistunnels, überhaupt ermöglicht. Sie ist ferner für die oberflächennahen Tunnelabschnitte <strong>de</strong>s Projektes<br />
Stuttgart 21 vorgesehen [11]. Die Auffassungen über <strong>de</strong>n Tunnelausbau in quellfähigem Gebirge befin<strong>de</strong>n<br />
sich also im Wan<strong>de</strong>l, wobei man eine zunehmen<strong>de</strong> Akzeptanz <strong>de</strong>s nachgiebigen Ausbaus durch die<br />
Fachwelt feststellen kann [12]. Jedoch auch diese Lösung weist Unsicherheiten auf, welche gleichen<br />
Ursprungs wie die Unsicherheiten eines steifen Ausbaus sind.<br />
Interessant in diesem Zusammenhang sind die nach <strong>de</strong>r Rekonstruktion <strong>de</strong>s Chienbergtunnels gemachten<br />
Beobachtungen. In diesem zunächst nach <strong>de</strong>m Wi<strong>de</strong>rstandsprinzip ausgeführten Tunnel traten<br />
bereichsweise Hebungen <strong>de</strong>r Tunnelröhre und <strong>de</strong>r Gelän<strong>de</strong>oberfläche auf. Als Massnahme wur<strong>de</strong> zwischen<br />
<strong>de</strong>r Fahrbahnplatte und <strong>de</strong>r Tunnelsohle ein begehbarer Raum mit <strong>de</strong>m Ziel, Sohlhebungen kontrolliert<br />
auftreten zu lassen, geschaffen [16]. Zur Beschränkung <strong>de</strong>r Hebungsgeschwindigkeit wur<strong>de</strong> die Sohle durch<br />
Vorspannanker gesichert, welche durch eine geeignete konstruktive Ausbildung einen konstanten<br />
Ausbauwi<strong>de</strong>rstand von rund 0.5 MPa erzeugen. Bis heute, 16 Monate seit Fertigstellung, hat sich die Sohle<br />
trotz dieses hohen Gegendrucks um bis 0.55 m gehoben. Eine Knautschzone wäre bereichsweise bald<br />
5
zusammengestaucht (siehe Bild 3 für einen Vergleich mit <strong>de</strong>n Messungen aus <strong>de</strong>m weniger breiten, dafür<br />
aber künstlich bewässerten Untersuchungsstollen <strong>de</strong>s Freu<strong>de</strong>nsteintunnels).<br />
Als gesichert darf heute betrachtet wer<strong>de</strong>n, dass die Geschwindigkeit <strong>de</strong>r Sohlhebung min<strong>de</strong>stens für eine<br />
Perio<strong>de</strong> durch einen Gegendruck erheblich reduziert wird ([3], siehe auch Bild 3). Auf dieser Hypothese<br />
basiert das Diagramm im Bild 4, welches das Kräftespiel anhand <strong>de</strong>s Kennlinienverfahrens anschaulich<br />
darstellt. Die sogenannte Gebirgskennlinie stellt <strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>m Ausbauwi<strong>de</strong>rstand und<br />
<strong>de</strong>r Sohlhebung dar. Da die Sohlhebung (unter einem konstanten Ausbauwi<strong>de</strong>rstand) bzw. <strong>de</strong>r Quelldruck<br />
(für eine gegebene Sohlhebung) mit <strong>de</strong>r Zeit zunehmen, kann dieser Zusammenhang durch eine<br />
Kurvenschar visualisiert wer<strong>de</strong>n (je<strong>de</strong> Kurve entspricht einem an<strong>de</strong>ren Zeitpunkt), wobei verlässliche<br />
Voraussagen über die zeitliche Entwicklung und die Grösse <strong>de</strong>s Quelldruckes und <strong>de</strong>r Quellhebung in <strong>de</strong>r<br />
Praxis nicht möglich sind, weil sich die massgeben<strong>de</strong>n Faktoren (Gebirgsdurchlässigkeit, hydraulische<br />
Randbedingungen, Reaktionskinetik) einer Erkundung und Quantifizierung entziehen.<br />
(a)<br />
(b)<br />
Bild 4:<br />
Interaktion zwischen Ausbau und Gebirge (a) bei einem tiefliegen<strong>de</strong>n Tunnel, (b) bei einem<br />
oberflächennahen Tunnel.<br />
„t“, „S“ und „N“:<br />
p krit (bzw. u krit):<br />
t S (bzw. t N):<br />
Kennlinien <strong>de</strong>s Gebirges, <strong>de</strong>s steifen und <strong>de</strong>s nachgiebigen Ausbaus.<br />
Kritischer Wert <strong>de</strong>s Quelldrucks (bzw. <strong>de</strong>r Sohlhebung), bei welchem Massnahmen<br />
zur Gewährleistung <strong>de</strong>r Betriebssicherheit getroffen wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Zeitpunkt, zu welchem <strong>de</strong>r kritische Wert bei einem steifen (bzw. einem<br />
nachgiebigen) Ausbau erreicht wird.<br />
6
Die Kennlinie <strong>de</strong>s Ausbaus stellt <strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen seiner Hebung und Belastung dar. Sie hängt<br />
von <strong>de</strong>n Steifigkeiten <strong>de</strong>s Ausbaus und <strong>de</strong>s darüberliegen<strong>de</strong>n Gebirges ab und ist in Bild 4a für einen<br />
tiefliegen<strong>de</strong>n Tunnel mit steifem Ausbau dargestellt (Kurve S). Die Kurve N gilt für einen nachgiebigen<br />
Ausbau mit einer Knautschzone zwischen Sohlgewölbe und Gebirge. In diesem Fall ergibt sich die Hebung<br />
<strong>de</strong>s Ausbaus (Unterkante Knautschzone) additiv aus <strong>de</strong>r Hebung <strong>de</strong>s Gewölbes und <strong>de</strong>r Stauchung <strong>de</strong>r<br />
Knautschzone. Die Form <strong>de</strong>r Kennlinie <strong>de</strong>s nachgiebigen Ausbaus ist durch das Stauchen <strong>de</strong>r<br />
Knautschzone beim Erreichen ihrer Fliessgrenze und durch das Wie<strong>de</strong>ransteigen <strong>de</strong>s Drucks nach <strong>de</strong>r<br />
Ausschöpfung ihres Verformungsvermögens bedingt.<br />
Bild 4b enthält die entsprechen<strong>de</strong> Darstellung für einen oberflächennahen Tunnel. In diesem Fall steigt die<br />
Hebung <strong>de</strong>s Gewölbes mit <strong>de</strong>r Belastung zunehmend rascher an, weil <strong>de</strong>r Druck einen bestimmten<br />
kritischen Wert, welcher von <strong>de</strong>r Festigkeit <strong>de</strong>s Gebirges und von <strong>de</strong>r Überlagerungshöhe abhängt, nicht<br />
überschreiten kann. Dafür wird das Gewölbe und das darüberliegen<strong>de</strong> Gebirge bis zur Oberfläche durch das<br />
Quellen <strong>de</strong>s Gebirges unterhalb <strong>de</strong>r Sohle angehoben. Man erkennt, dass sich <strong>de</strong>r Quelldruck und die<br />
Hebung sich aus <strong>de</strong>r Interaktion von drei Elementen ergeben: <strong>de</strong>s Gebirges oberhalb <strong>de</strong>s Tunnels, <strong>de</strong>s<br />
Ausbaus (Gewölbe und allenfalls Knautschzone) und <strong>de</strong>s quellfähigen Gebirges unterhalb <strong>de</strong>r Sohle.<br />
Die Nutzung eines Tunnels im Gipskeuper kann fallweise entwe<strong>de</strong>r durch eine unzulässig grosse Belastung<br />
p krit , die die Tragsicherheit <strong>de</strong>s Gewölbes gefähr<strong>de</strong>t und daher eine vorzeitige Sanierung erfor<strong>de</strong>rt, o<strong>de</strong>r<br />
durch eine unzulässige Gewölbehebung u krit eingeschränkt wer<strong>de</strong>n. Das erste Kriterium dürfte eher (aber<br />
nicht ausschliesslich) für tiefliegen<strong>de</strong> Tunnel, das zweite eher für oberflächennahe Tunnel relevant sein. Die<br />
Grösse <strong>de</strong>r kritischen Belastung p krit bzw. <strong>de</strong>r kritischen Hebung u krit hängt von <strong>de</strong>r Dimensionierung und <strong>de</strong>r<br />
konstruktiven Durchbildung <strong>de</strong>s Ausbaus (z.B. Blockfugenabstand), von <strong>de</strong>r Nutzungsart (z.B.<br />
Ausbaugeschwindigkeit), <strong>de</strong>n Toleranzen <strong>de</strong>s Lichtraumprofils und <strong>de</strong>s Fahrbahnunterbaus sowie von <strong>de</strong>r<br />
Längsverteilung <strong>de</strong>r Hebungen ab.<br />
Der Schnittpunkt <strong>de</strong>r Kennlinie <strong>de</strong>s Ausbaus mit je<strong>de</strong>r Gebirgskennlinie erfüllt die Bedingung <strong>de</strong>s<br />
Gleichgewichtes und <strong>de</strong>r Verschiebungskompatibilität und zeigt <strong>de</strong>n Quelldruck und die Hebung <strong>de</strong>s<br />
Ausbaus zum jeweiligen Zeitpunkt an. Im Fall <strong>de</strong>s tiefliegen<strong>de</strong>n Tunnels (Bild 4a) wird <strong>de</strong>r Quelldruckwert<br />
p krit beim steifen Ausbau zum Zeitpunkt t S erreicht. Ob dieser Zeitpunkt innerhalb <strong>de</strong>r angestrebten<br />
Lebensdauer liegt o<strong>de</strong>r nicht, ist grundsätzlich nicht prognostizierbar. Die im Schrifttum geäusserten<br />
Meinungen, dass durch einen steifen Ausbau <strong>de</strong>r Quellvorgang abgewürgt wer<strong>de</strong> [7] o<strong>de</strong>r das Gebirge sich<br />
selbst abdichte [13], stellen keine verlässliche Projektierungsgrundlage dar. Es ist bemerkenswert, dass die<br />
postulierten Effekte nicht einmal unter <strong>de</strong>n hierfür i<strong>de</strong>alen Bedingungen <strong>de</strong>s Oedometerversuchs beobachtet<br />
wer<strong>de</strong>n (<strong>de</strong>r Quellvorgang schreitet bei Drücken von 2 – 3 MPa o<strong>de</strong>r mehr weiter fort).<br />
Betrachten wir jetzt <strong>de</strong>n nachgiebigen Ausbau und nehmen einfachheitshalber an, dass die Tragfähigkeit p krit<br />
<strong>de</strong>s Gewölbes gleich hoch ist wie beim steifen Ausbau, was abhängig von <strong>de</strong>r Querschnittsgeometrie<br />
grössere Betonquerschnitte und Bewehrungsmengen erfor<strong>de</strong>rn kann. Aus Bild 4a erkennt man, dass <strong>de</strong>r<br />
kritische Quelldruck beim nachgiebigen Ausbau später erreicht wird (t N ) als beim steifen Ausbau (t S ). Der<br />
nachgiebige Ausbau hat also eine längere Lebensdauer als <strong>de</strong>r steife Ausbau, diese kann aber, abhängig<br />
von <strong>de</strong>r kaum prognostizierbaren Hebungsentwicklung, kürzer sein als die angestrebte Lebensdauer.<br />
Ähnliche Überlegungen gelten für <strong>de</strong>n oberflächennahen Tunnel (Bild 4b). Auch in diesem Fall wür<strong>de</strong> ein<br />
nachgiebiger Ausbau <strong>de</strong>n Zeitpunkt <strong>de</strong>r ersten Sanierungsintervention verzögern.<br />
Bei <strong>de</strong>r vorherigen Diskussion wur<strong>de</strong> davon ausgegangen, dass für bei<strong>de</strong> Ausbaukonzepte die gleichen<br />
Gebirgskennlinien gelten. Die Gebirgskennlinien stellen die Hebung <strong>de</strong>r Sohle in Funktion <strong>de</strong>r Zeit und <strong>de</strong>s<br />
Ausbauwi<strong>de</strong>rstan<strong>de</strong>s dar und enthalten die Effekte aller gebirgsspezifischen Einflussfaktoren (Aufbau und<br />
mineralogische Zusammensetzung, Durchlässigkeit, Hydratationsgeschwindigkeit). Die Sohlhebung hängt<br />
aber im Allgemeinen auch von <strong>de</strong>n hydraulischen Randbedingungen ab, welche für die zwei<br />
Ausbaukonzepte unterschiedlich sein können. Eine Knautschzone begünstigt die Wasserzirkulation längs<br />
<strong>de</strong>s Tunnels und könnte daher <strong>de</strong>n Quellvorgang beschleunigen (dann hätten die Gebirgskennlinien im Bild<br />
4 für <strong>de</strong>n Fall eines nachgiebigen Ausbaus ten<strong>de</strong>nziell nach oben und rechts verschoben wer<strong>de</strong>n müssen).<br />
Es ist ungewiss, ob dieser Nachteil <strong>de</strong>n oben dargelegten Vorteil <strong>de</strong>s nachgiebigen Ausbaus ausgleicht o<strong>de</strong>r<br />
gar überwiegt. Die Beobachtung von be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Sohlhebungen in Fällen ohne „sichtbares“ Wasser auf <strong>de</strong>r<br />
Tunnelsohle (wie z.B. im maschinell aufgefahrenen Pilotstollen <strong>de</strong>s Chienbergtunnels) zeigt, dass die<br />
mögliche Vorfluterwirkung einer Knautschzone von untergeordneter Be<strong>de</strong>utung sein kann.<br />
7
4 Schluss<br />
Beim anhydritführen<strong>de</strong>n Gebirge sind we<strong>de</strong>r die mikroskopischen Mechanismen hinreichend verstan<strong>de</strong>n,<br />
noch die makroskopischen Gesetzmässigkeiten <strong>de</strong>s Quellvorgangs bekannt. Bei einer Unterschätzung <strong>de</strong>r<br />
Geschwindigkeit <strong>de</strong>s Quellvorgangs wird ein steifer Ausbau vorzeitig beschädigt o<strong>de</strong>r unzulässige Hebungen<br />
erfahren. Die konzeptuelle Begründung <strong>de</strong>s nachgiebigen Ausbaus liegt darin, dass die Hebung <strong>de</strong>r Sohle<br />
erst dann das Tunnelgewölbe erfasst, wenn die Knautschzone gestaucht wird. Die Hebung <strong>de</strong>s Gewölbes<br />
wird verzögert. Bei gleichen Bedingungen bezüglich Wasserzufuhr hat ein Tunnel mit nachgiebigem Ausbau<br />
eine längere Lebensdauer als ein Tunnel mit steifem Ausbau. Dafür sind die Erstellungskosten höher. Ob die<br />
mit einem nachgiebigen Ausbau erzielbare Verlängerung <strong>de</strong>r Lebensdauer genügend ist o<strong>de</strong>r nicht, hängt<br />
von <strong>de</strong>r nicht progonostizierbaren Geschwindigkeit <strong>de</strong>s Quellvorgangs ab. Die Quelle <strong>de</strong>r Unsicherheit bei<br />
einem nachgiebigen Ausbau ist also die gleiche wie beim Wi<strong>de</strong>rstandsprinzip, wobei <strong>de</strong>r Vergleich <strong>de</strong>r zwei<br />
Ausbautypen durch die Unsicherheit bezüglich <strong>de</strong>r Wasserzufuhr erschwert wird.<br />
Das beschränkte Wissen über die Gesetzmässigkeiten <strong>de</strong>s Quellvorgangs in anhydritführen<strong>de</strong>m Gebirge<br />
und die grossen Prognoseunsicherheiten bezüglich <strong>de</strong>s Endwertes und <strong>de</strong>r zeitlichen Entwicklung <strong>de</strong>r<br />
Quellhebung bzw. <strong>de</strong>s Quelldrucks haben zur Folge, dass in <strong>de</strong>r Phase <strong>de</strong>r Projektierung ein grosser<br />
Ermessensspielraum für Entscheidungen offen bleibt, weshalb man beim Tunnelbau im Gipskeuper häufig<br />
Rückschläge verzeichnet. Bezeichnend für <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>s Wissens und <strong>de</strong>r Technik ist auch die Tatsache,<br />
dass in <strong>de</strong>r Fachwelt keine einheitliche Auffassung über das angemessene Tragwerkskonzept herrscht. Der<br />
Tunnelbau im Gipskeuper gehört heute noch, trotz <strong>de</strong>r über hun<strong>de</strong>rtjährigen Tunnelbauaktivität in solchem<br />
Gebirge, zu <strong>de</strong>n Ingenieuraufgaben, die mit grossen inhärenten Unsicherheiten verknüpft sind.<br />
Fallweise kann die Auswirkung dieser Unsicherheiten durch eine geeignete vertikale und horizontale<br />
Linienführung eliminiert o<strong>de</strong>r beschränkt wer<strong>de</strong>n. Ist dies aufgrund <strong>de</strong>r Projektbedingungen nicht möglich, so<br />
muss bei <strong>de</strong>r Planung eine sorgfältige Risikoabwägung unter Beachtung <strong>de</strong>r während <strong>de</strong>r gesamten<br />
Lebensdauer <strong>de</strong>s Bauwerks anfallen<strong>de</strong>n Folgekosten vorgenommen wer<strong>de</strong>n. Wichtig ist auch die<br />
Kommunikation gegenüber <strong>de</strong>n Entscheidungsträgern hinsichtlich <strong>de</strong>r Restrisiken, welche in solchem<br />
Gebirge je nach Ausbaukonzept höher sein können als bei Ingenieurbauwerken üblich. Wer<strong>de</strong>n die Risiken<br />
einer beschränkten Verfügbarkeit <strong>de</strong>s Bauwerks im konkreten Fall als nicht akzeptabel betrachtet, so muss<br />
man auf Ausbaukonzepte zurückgreifen, die spätere Interventionen ohne Beeinträchtigung <strong>de</strong>s Tunnelbetriebs<br />
erlauben. Solche Lösungen können durchaus einen erhöhten planmässigen Erhaltungsaufwand<br />
bedingen. Ob <strong>de</strong>r hiermit erzielte Vorteil einer uneingeschränkten Verfügbarkeit <strong>de</strong>s Bauwerks diesen<br />
Aufwand rechtfertigt o<strong>de</strong>r nicht, ist fallweise zu beurteilen.<br />
5 Literatur<br />
[1] Ch. Amstad & K. Kovári (2001): Untertagbau in quellfähigem Fels. ETHZ Forschungsauftrag 52/94 auf<br />
Antrag <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>samtes für Strassen (ASTRA), März 2001.<br />
[2] F. Madsen & M. Müller-Vonmoos (1988): Das Quellverhalten <strong>de</strong>r Tone. In M. Müller-Vonmoos u.a.<br />
(Hrsg.), “Tonmineralogie und Bo<strong>de</strong>nmechanik”, Mitt. <strong>de</strong>s Instituts für Grundbau und Bo<strong>de</strong>nmechanik,<br />
ETH Zürich, Nr. 133.<br />
[3] K. Kovári, Ch. Amstad & G. Anagnostou (1987): Tunnelbau in quellfähigem Gebirge. Mitt. <strong>de</strong>r<br />
Schweiz. Gesellschaft für Bo<strong>de</strong>n- und Felsmechanik, 115, 19-26.<br />
[4] W. Wittke, M. Wittke & R. Wahlen (2004): Zum Quellgesetz für <strong>de</strong>n anhydritführen<strong>de</strong>n,<br />
unausgelaugten Gipskeuper. Geotechnik 27, Nr. 2, 112-117.<br />
[5] L. Wichter (1989): Quellen anhydrithaltiger Tongesteine. Bautechnik 66, 1989.<br />
[6] H. Beiche (1990): Bemessung und Bau eines Tunnels in anhydrithaltigem Gebirge (B-14 Tunnel in<br />
Stuttgart). 9. Nationales Felsmechanik Symposium 1990 in Aachen, Son<strong>de</strong>rheft Geotechnik 1991.<br />
[7] J. J. Kälin & L. R. Schmid (1995): Eine Quelldruckberechnung eröffnet neue Erkenntnisse. Tunnel<br />
2/95.<br />
8
[8] A. Paul & L. Wichter (1996): Das Langzeitverhalten von Tunnelbauwerken im quellen<strong>de</strong>n Gebirge –<br />
Neuere Messergebnisse vom Stuttgarter Wagenburgtunnel. Taschenbuch für <strong>de</strong>n Tunnelbau 1996,<br />
Verlag Glückauf GmbH, Essen.<br />
[9] B. Pierau & J. R. Kiehl (1996): Wi<strong>de</strong>rstands- und Ausweichprinzip: Vergleich zweier<br />
Entwurfsmetho<strong>de</strong>n für Tunnelbauten in quellfähigem Gebirge. Taschenbuch für <strong>de</strong>n Tunnelbau 1996,<br />
Verlag Glückauf GmbH, Essen.<br />
[10] W. Wittke (1999): Tunnelstatik – Grundlagen. Geotechnik in Forschung und Praxis, WBI-Print 4,<br />
Verlag Glückauf GmbH, Essen, 1999.<br />
[11] P. Marquart (2004): Die Geologie weist ihren Weg – Tunnelbau in <strong>de</strong>n Gebirgsformationen rund um<br />
Stuttgart und auf <strong>de</strong>r Schwäbischen Alb. Geotechnik 27 (2004), Nr. 2, S. 99-103.<br />
[12] W. Wittke (2004): Planung, Bau und Überwachung von Tunneln in quellfähigem Gipskeuper.<br />
Geotechnik 27 (2004), Nr. 2, S. 104-111.<br />
[13] M. Wittke & W. Wittke (2004): Begrenzung <strong>de</strong>r Quelldrücke durch Selbstabdichtung beim Tunnelbau<br />
im anhydritführen<strong>de</strong>n Gebirge. Taschenbuch für <strong>de</strong>n Tunnelbau, 41-70. Verlag Glückauf GmbH,<br />
Essen.<br />
[14] D. Kirschke (1996): Neue Versuchstechniken und Erkenntnisse zum Anhydritschwellen. Taschenbuch<br />
für <strong>de</strong>n Tunnelbau, 203-225. Verlag Glückauf GmbH, Essen.<br />
[15] E. Pimentel (2007): Quellverhalten von Gesteinen – Erkenntnisse aus Laboruntersuchungen. Beitrag<br />
in diesem Tagungsband.<br />
[16] R. Hofer, K. Kovári & F. Chiaverio (2007): Chienbergtunnel Sissach – Tunnelhebung infolge Quellen.<br />
Swiss Tunnel Congress ’07, Luzern.<br />
Autor:<br />
Prof. Dr. Georg Anagnostou<br />
IGT – PF 133<br />
ETH – Hönggerberg<br />
CH – 8093 Zürich<br />
georg.anagnostou@igt.baug.ethz.ch<br />
9
154<br />
MITTEILUNGEN <strong>de</strong>r Schweizerischen Gesellschaft für Bo<strong>de</strong>n- und Felsmechanik<br />
PUBLICATION <strong>de</strong> la Société Suisse <strong>de</strong> Mécanique <strong>de</strong>s Sols et <strong>de</strong>s Roches<br />
Réunion <strong>de</strong> printemps, 27 avril 2007, Fribourg, Frühjahrstagung, 27. April 2007, Freiburg<br />
Quellverhalten von Gesteinen<br />
Erkenntnisse aus Laboruntersuchungen<br />
Dr. Erich Pimentel<br />
10
Quellverhalten von Gesteinen –<br />
Erkenntnisse aus Laboruntersuchungen<br />
1. Einführung<br />
Viele Tonsteine und anhydrithaltige Gesteine besitzen die Eigenschaft, Wasser in ihrer Struktur aufzunehmen,<br />
was zu einer Volumenzunahme <strong>de</strong>s Gesteins und einer Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Kontakteigenschaften zwischen<br />
Partikeln führt. Bei einer Behin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Volumenzunahme entstehen sogenannte Quelldrücke. Die Auswirkungen<br />
dieser Vorgänge auf Tunnelbauwerke in <strong>de</strong>r Form von Sohlhebungen und Druck auf das Sohlgewölbe<br />
sind seit langem bekannt und stellen oft eine nicht zu vernachlässigen<strong>de</strong> Belastung dar (Bild 1).<br />
Bild 1: Folgen einer Überbeanspruchung <strong>de</strong>s Tunnelausbaus infolge Quellens am Beispiel <strong>de</strong>s<br />
Tunnels „Umfahrung Sissach“<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Einflussgrössen, wie mineralogische Zusammensetzung, Genese, Gefüge o<strong>de</strong>r<br />
mit <strong>de</strong>r Zeit verän<strong>de</strong>rlichen Randbedingungen in-situ, ist es zweckmässig, die Parameter zur Beschreibung<br />
<strong>de</strong>s Quellpotentials anhand von Laborversuchen, sogenannten Quellversuchen, zu ermitteln. Geeignete<br />
Stoffgesetze in Verbindung mit einer genaueren Bestimmung <strong>de</strong>r Parameter ermöglichen eine realistische<br />
Beschreibung <strong>de</strong>s Materialverhaltens. Bei<strong>de</strong>s ist für die sichere Projektierung von Bauwerken von<br />
Be<strong>de</strong>utung. Im vorliegen<strong>de</strong>n Beitrag wird eine neue Versuchstechnik vorgestellt, welche die<br />
Unzulänglichkeiten klassischer Quellversuche behebt und damit eine realistischere Bestimmung <strong>de</strong>r<br />
Quellparameter ermöglicht. Ferner wer<strong>de</strong>n Messergebnisse von Langzeitquellversuchen an anhydrithaltigem<br />
Gestein ausgewertet und daraus wesentliche Mechanismen erkannt.<br />
2. Mechanismen und Eigenschaften <strong>de</strong>s Quellens und Schwellens<br />
Die bautechnisch relevanten Mechanismen beim Quellen und Schwellen können unterteilt wer<strong>de</strong>n in [1]:<br />
‣ Physikalische Vorgänge:<br />
- Rein mechanisch (steife Tone)<br />
- Intrakristallines Quellen (hochverdichtete Bentonite)<br />
- Osmotisches Quellen (diagenetisch verfestigte Tonsteine)<br />
11
‣ Chemische Vorgänge:<br />
- Oxidation (Posidonienschiefer)<br />
- Anhydrit-Gips-Umwandlung (Gipskeuper)<br />
Im vorliegen<strong>de</strong>n Beitrag wer<strong>de</strong>n nur das osmotische Quellen und die Anhydrit-Gips-Umwandlung weiter<br />
behan<strong>de</strong>lt.<br />
Das osmotische Quellen ist stark abhängig von <strong>de</strong>r Mikrostruktur <strong>de</strong>r Tonpartikel. Diese setzen sich<br />
zusammen aus mehreren Elementarschichten, bestehend aus einer Aneinan<strong>de</strong>rreihung von Tetrae<strong>de</strong>r-,<br />
Oktae<strong>de</strong>r- und Tetrae<strong>de</strong>r-Schichten und weisen eine blättchenartige Form aus. Aufgrund <strong>de</strong>r Verwitterung<br />
fin<strong>de</strong>t ein Kationenaustausch statt, wodurch die Tonpartikel negativ gela<strong>de</strong>n sind. Hinzu kommt, dass<br />
bedingt durch ihre blättchenartige Struktur und ihre Ladungsverteilung die Tonpartikel eine stark negative<br />
Ladungskonzentration aufweisen. Dadurch haben sie die Ten<strong>de</strong>nz, Anionen und Wasserdipole gerichtet<br />
anzulagern, um diese Ladungs<strong>de</strong>fizite auszugleichen. Die negativ gela<strong>de</strong>ne Tonmineraloberfläche und <strong>de</strong>r<br />
positive Ionenschwarm bil<strong>de</strong>n zusammen eine sogenannte „diffuse Doppelschicht“. Dieser Vorgang wird<br />
osmotisch bezeichnet, weil er u. a. stark von <strong>de</strong>r Ionenkonzentration abhängig ist.<br />
Die Anhydrit (CaSO 4 ) – Gips (CaSO 4 x 2 H 2 O) - Umwandlung fin<strong>de</strong>t unter Aufnahme von Wasser statt.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r unterschiedlichen Kristallform <strong>de</strong>s Anhydrites (orthorhombisch) und <strong>de</strong>s Gipses (monoklin) ist<br />
eine reine Festkörperreaktion (topochemische Reaktion) nicht möglich. Die Hydratation kann nur über eine<br />
Lösungsphase erfolgen, d.h. das Anhydrit muss sich zuerst lösen und in Verbindung mit Wasser als Gips<br />
ausfällen. Dieser Hydratationsvorgang ist wesentlich komplizierter, als <strong>de</strong>r o. g. osmotische Vorgang. Die<br />
Anwesenheit einiger Kationen, insbeson<strong>de</strong>re K + and Na + Ionen, aktiviert und beschleunigt <strong>de</strong>n Vorgang. Die<br />
Salinität <strong>de</strong>s Grundwassers in Evaporitgesteinen ist weitgehend abhängig von <strong>de</strong>n löslicheren K-, Mg- und<br />
Na-Salzablagerungen [2]. Nach <strong>de</strong>ren Aktivierung können diese Salze komplexe Doppelsalze bil<strong>de</strong>n, welche<br />
vorübergehend für bestimmte Konzentrationen und Randbedingungen (Druck und Temperatur) stabil bleiben<br />
um sich danach zu lösen und als Gips auszufällen. In ähnlicher Form, wird sich ein Teil <strong>de</strong>s Anhydrits lösen<br />
und dabei Calciumsulfat-Halbhydrat (CaSO 4 x 0.5 H 2 O) bil<strong>de</strong>n, welches sich ebenfalls lösen und als Gips<br />
ausfällen wird [3]. Auf <strong>de</strong>r Basis von Versuchsergebnissen mit Anhydritpulver schlugen Sievert et al. [4] ein<br />
Hydratationsmechanismus vor: In einer ersten, schnellen Phase fin<strong>de</strong>t eine teilweise Lösung <strong>de</strong>s Anhydrits<br />
und eine Aufnahme <strong>de</strong>r hydratisierten Ca 2 + und SO 4 - Ionen auf <strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>r Anhydrit Partikel statt. Es<br />
folgt ein langsamer Wachstum dieser absorbierten Schicht bis eine kritische spezifische Oberfläche erreicht<br />
wird. Nach <strong>de</strong>r Bildung von Rissen in dieser Schicht können Wassermolekülen diese Schicht eindringen und<br />
somit eine Migration <strong>de</strong>r Ca 2 + und SO 4 - Ionen nach Aussen ermöglichen. Diese bil<strong>de</strong>n Gipskeime auf <strong>de</strong>r<br />
Oberfläche <strong>de</strong>s Anhydritkernes. In einer letzten und schnelleren Phase beginnen die Gipskristalle zu<br />
wachsen.<br />
Diffusion steuert die Kinetik <strong>de</strong>s osmotischen Quellens an. Für anhydrithaltige Gesteine ist die Beschreibung<br />
<strong>de</strong>r Kinetik während <strong>de</strong>r Gipsumwandlung wesentlich komplizierter. Verschie<strong>de</strong>ne kinetische Mo<strong>de</strong>lle wur<strong>de</strong>n<br />
nur für <strong>de</strong>n einfacheren Fall <strong>de</strong>r Hydratation <strong>de</strong>s Halbhydraten CaSO 4 x 0.5 H 2 O vorgeschlagen. Diese<br />
unterschei<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>n Annahmen bezüglich <strong>de</strong>r Raten <strong>de</strong>r Keim- und Kristalloberflächenbildung. Keines<br />
dieser Mo<strong>de</strong>lle verfügt über eine allgemeine Akzeptanz [5].<br />
Der Gipskeuper zählt zu <strong>de</strong>n Formationen mit anhydrithaltigem Gestein, <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>re Probleme beim<br />
Tunnelbau bereitet. Er ist in Südwest<strong>de</strong>utschland sowie in <strong>de</strong>r Nordwestschweiz anzutreffen. Der Anhydrit<br />
bzw. Gips kann in diesen Gesteinen fein verteilt in einer tonigen bis mergeligen Matrix vorkommen sowie als<br />
Knollen, dünne Schichten o<strong>de</strong>r als Füllmaterial älterer Klüfte. Es ist bekannt, dass die Wechsellagerungen<br />
Tonstein-Anhydrit bzw. fein verteiltes Anhydrit in toniger Matrix über das grösste Quellpotential verfügen,<br />
sowie dass die Quellvorgänge in diesem Gestein wesentlich länger dauern, als bei einem reinen Tonstein.<br />
Im Gegensatz zum Tonstein verfügt Anhydrit über keine elektrische Feldwirkung, d.h. es kann die<br />
Wassermoleküle nicht elektrisch anziehen. Aufgrund <strong>de</strong>r geringen Durchlässigkeit <strong>de</strong>s Gesteins ist <strong>de</strong>r<br />
Wassertransport bei niedrigen Wasserdruckgradienten primär auf Quellvorgänge im Tonstein<br />
zurückzuführen, d.h. <strong>de</strong>r Tonstein transportiert Wassermoleküle in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Anhydrits. Im<br />
bautechnischen Temperaturbereich (T < 40C) ist Anhydrit metastabil und wird sich daher im stabileren Gips<br />
umwan<strong>de</strong>ln. Wie oben beschrieben, können bestimmte Kationen <strong>de</strong>s Tonsteins diesen Vorgang aktivieren<br />
und beschleunigen. Damit wirkt <strong>de</strong>r Tonstein nicht nur als „Wasserträger“ son<strong>de</strong>rn auch als „Katalysator“ bei<br />
<strong>de</strong>r Anhydrit-Gips-Umwandlung. Bislang gibt es keine theoretische kinetische Mo<strong>de</strong>lle, die die<br />
Umwandlungsrate von anhydrithaltigen Gesteinen beschreiben können.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r ausgeprägten Einregelung <strong>de</strong>r Tonpartikel infolge <strong>de</strong>r Diagenese und wegen <strong>de</strong>ren<br />
blättchenartigen Struktur, ist beim Tonstein von einem transversal isotropen Quellverhalten auszugehen.<br />
Abhängig von <strong>de</strong>n herrschen<strong>de</strong>n Bedingungen in <strong>de</strong>r Vergangenheit (Überlagerung, Temperatur,<br />
12
Wasserzirkulation, Salinität usw.) kann <strong>de</strong>r Maximaldruck zwischen mehreren kPa und einigen MPa<br />
variieren. Bei anhydrithaltigen Gesteinen setzt sich <strong>de</strong>r Quelldruck aus <strong>de</strong>m osmotischen Druck und <strong>de</strong>m<br />
erfor<strong>de</strong>rlichen Druck zur Unterbindung eines Wachstums <strong>de</strong>r Gipskristalle zusammen, wobei letzteres vom<br />
Betrag her ausschlaggebend sein sollte. Nach Correns [6] hängt dieser Druck von <strong>de</strong>r Temperatur und<br />
<strong>de</strong>m Übersättigungsgrad ab, d.h. vom Verhältnis C/C s :<br />
RT C<br />
ln<br />
V C<br />
(1)<br />
s<br />
s<br />
hierin be<strong>de</strong>uten R die Gaskonstante, T die Temperatur, V s das Molarvolumen <strong>de</strong>s Salzes, C die momentane<br />
Konzentration <strong>de</strong>s gelösten Salzes und C s die Konzentration bei Sättigung. In anhydritführen<strong>de</strong>m Gebirge<br />
dürften diese Übersättigungsgra<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Wert C/C s < 2 nicht überschreiten [7], womit maximale theoretische<br />
Schwelldrücke von bis zu max = 30 MPa möglich wären. Im Rahmen <strong>de</strong>r Untersuchung <strong>de</strong>r Sulfatquellung<br />
von Zement und Beton und unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Thermodynamik leiteten, Ping & Beaudoin [8] einen<br />
allgemeinen Ausdruck zur Bestimmung <strong>de</strong>s Kristallisationsdruckes ab:<br />
<br />
i<br />
N<br />
RT a <br />
i<br />
ln 0 <br />
Vs<br />
1 a<br />
(2)<br />
i <br />
hierin be<strong>de</strong>uten N die Anzahl <strong>de</strong>r Reaktanten, a 0 i die Aktivität <strong>de</strong>s Festproduktes ohne die Interaktion <strong>de</strong>r<br />
Reaktanten, a i die Aktivität <strong>de</strong>r Reaktanten und i <strong>de</strong>r jeweilige stöchiometrische Koeffizient. Flückiger et<br />
al. [9] errechneten nach Gl. 2 einen Kristallisationsdruck von 3.7 MPa. Da im Labor häufig <strong>de</strong>utlich höhere<br />
Werte gemessen wor<strong>de</strong>n sind, erscheint dieser Wert eher fraglich.<br />
Die Aktivität (Gl. 2) wird als die effektiv an seiner Reaktion teilnehmen<strong>de</strong> Konzentration eines Reaktan<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>finiert. Daher können Gl. 1 und Gl. 2 als vergleichbar angesehen wer<strong>de</strong>n. Demnach bedarf es von einer<br />
Übersättigung <strong>de</strong>s Gipses, d.h. C/C s > 1, damit es zu einer Gipskristallbildung kommt bzw. bei seiner<br />
Behin<strong>de</strong>rung zu einem entsprechen<strong>de</strong>n Kristallisationsdruck. Die Bestimmung repräsentativer Parameter für<br />
das Gesteinsmaterial ist äusserst schwierig. Daher können diese Gleichungen höchstens zur Schätzung<br />
potentieller maximalen Drücke herangezogen wer<strong>de</strong>n, geben aber keine Auskunft über das Spannungs-<br />
Dehnungsverhalten.<br />
3. Versuchstechnik<br />
Die Bemessung von Bauwerken im quellen<strong>de</strong>n Gebirge erfor<strong>de</strong>rt eine realistische Annahme <strong>de</strong>r Druck- und<br />
Verformungsentwicklung, die sich infolge <strong>de</strong>s instationären Quellvorganges gegen einen neuen<br />
Gleichgewichtszustand entwickeln. Wie oben beschrieben, hängt die Menge Wasser, die angelagert wer<strong>de</strong>n<br />
kann von <strong>de</strong>r mineralogischen Zusammensetzung, vom Spannungszustand sowie von <strong>de</strong>r Verfügbarkeit von<br />
Wasser und <strong>de</strong>ren Chemismus ab. Überlegungen im mikroskopischen Massstab können uns helfen<br />
beobachtete Vorgänge im makroskopischen Massstab zu verstehen. Aufgrund <strong>de</strong>r Komplexität <strong>de</strong>s<br />
Quellvorganges sind jedoch nur Laborquellversuche geeignet um das Quellpotential zu bestimmen.<br />
In <strong>de</strong>r Literatur wer<strong>de</strong>n mehrere Quellversuche vorgeschlagen, wie z. B. nach Hu<strong>de</strong>r & Amberg [10] o<strong>de</strong>r<br />
nach ISRM [11]. Hierfür wer<strong>de</strong>n meistens konventionelle Ödometerversuche aus <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nmechanik<br />
eingesetzt (Bild 2 links). Diese Apparaturen haben <strong>de</strong>n grossen Nachteil, dass sie ausschliesslich<br />
kraftgeregelte Versuchsabläufe ermöglichen. Aus diesem Grund müssen die Proben vor <strong>de</strong>m eigentlichen<br />
Quellversuch erheblich vorbelastet wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>n Versuchen nach Hu<strong>de</strong>r & Amberg müssen die Proben<br />
sogar einem Ent- und Wie<strong>de</strong>rbelastungszyklus unterworfen wer<strong>de</strong>n. Diese Vorbelastungen sollen auch einen<br />
besseren Kraftschluss zwischen Prüfkörper und Ödometerring gewährleisten, <strong>de</strong>nn oft sind die<br />
Mantelflächen <strong>de</strong>r Prüfkörper nicht genau kreisrund o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Metallring hat ein Übermass. Bei allen diesen<br />
Versuchen ist die Festlegung <strong>de</strong>s Betrages <strong>de</strong>r Vorbelastung willkürlich und oft Funktion <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen<br />
Überlagerung. Diese Last kann die Mikrostruktur <strong>de</strong>r Proben schädigen und somit die Ergebnisse bezüglich<br />
<strong>de</strong>s Quellpotentials verfälschen. Eine weitere Unzulänglichkeit dieser Apparaturen ist, dass sie oft für eine<br />
maximale Last 10 kN ausgelegt sind. Als Ergebnis dieser Versuche erhält man Wertepaare <strong>de</strong>r<br />
Quellspannungs-Dehnungsbeziehung. Allerdings kann <strong>de</strong>r maximale Quelldruck in <strong>de</strong>r Regel nur durch<br />
Extrapolation ermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />
Als Alternative zu <strong>de</strong>n konventionellen Ödometergeräten aus <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nmechanik wur<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r Universität<br />
Karlsruhe eine Quellapparatur entwickelt, die sowohl kraft- als auch weggeregelte Versuchsabläufe zulässt<br />
13
(Bild 2 rechts). Das Gerät besteht aus einem viersäuligen Reaktionsrahmen. Die Lastaufbringung erfolgt<br />
mechanisch über eine Spin<strong>de</strong>l und eine Handkurbel. Durch Blockierung <strong>de</strong>r Spin<strong>de</strong>l wird eine axiale<br />
Dehnungsbehin<strong>de</strong>rung eingestellt. Die Last wird mittels einer Kraftmessdose und die Verformungen mittels<br />
einer Messuhr gemessen. Der Prüfkörperaufbau ist analog zu <strong>de</strong>n o. g. Quellversuchen, allerdings mit <strong>de</strong>m<br />
Unterschied, dass <strong>de</strong>r Prüfkörper (1 auf Bild 2 links) im unteren Bereich nahezu bündig mit <strong>de</strong>m Ring (2)<br />
en<strong>de</strong>t, während sich im Bild 2 rechts <strong>de</strong>r Prüfkörper tiefer im Ring befin<strong>de</strong>t. Dadurch können bei grösseren<br />
Quellverformungen ödometrische Bedingungen eingehalten wer<strong>de</strong>n. Um eine Passgenauigkeit <strong>de</strong>s<br />
Prüfkörpers im Ring zu gewährleisten, wer<strong>de</strong>n die Bohrkerne auf einer Gesteinsdrehbank bearbeitet. Die<br />
maximale Last beträgt 50 kN, womit bei Prüfkörperdurchmessern von 80 mm, maximale Drücke von 10 MPa<br />
darstellbar sind.<br />
Bild 2: Prüfgeräte zur Bestimmung <strong>de</strong>r axialen Spannung in Abhängigkeit <strong>de</strong>s axialen Quellens -<br />
links konventionelles Ödometergerät, rechts Alternativgerät: (1) Prüfkörper, (2) rostfreier Stahlring,<br />
(3) Filterplatten, (4) rostfreie Stahllastplatte, (5) Wasserbehälter, (6) Messuhr, (7) Belastungsrahmen,<br />
(8) Spin<strong>de</strong>l, (9) Handkurbel, (10) Kraftmessdose.<br />
Bild 3: Kombinierter Quelldruck- und mehrstufiger Quellhebungsversuch – links Spannungs-Zeit<br />
Kurve, rechts Dehnungs-Zeit Kurve<br />
Die hier vorgeschlagene Versuchstechnik kann als kombinierter Quelldruck- und mehrstufiger<br />
Quellhebungsversuch angesehen wer<strong>de</strong>n. Um Schä<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Mikrostruktur <strong>de</strong>s Prüfkörpers gänzlich zu<br />
vermei<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n keine nennenswerten externen Lasten aufgebracht. Die eingebaute Probe wird daher<br />
nur minimal mit einer Last von ca. 0.02 MPa vorbelastet und <strong>de</strong>r Quellvorgang wird unter Blockierung <strong>de</strong>r<br />
Verformung ( vol = 0%) durch Zugabe entmineralisiertem Wasser eingeleitet (Bild 3). Die Zunahme <strong>de</strong>s<br />
14
Quelldruckes wird über die Zeit erfasst bis <strong>de</strong>r maximale Quelldruck max erreicht wor<strong>de</strong>n ist, d.h. bis sich ein<br />
neues Gleichgewicht eingestellt hat. Nachfolgend wird die Probe stufenweise entlastet. Hierbei wird bei je<strong>de</strong>r<br />
Laststufe die Last konstant gehalten und die Verformung über die Zeit erfasst bis sich wie<strong>de</strong>rum ein neues<br />
Gleichgewicht eingestellt hat. Die jeweiligen Lastwerte können als Fraktion <strong>de</strong>s zuvor ermittelten<br />
maximalen Quelldruckes festgelegt wer<strong>de</strong>n, z.B. / max = 50%, 25%, 10%, 5% usw. bis ein minimaler Druck<br />
unterschritten wird. Als Ergebnis so durchgeführter Versuche erhält man nicht nur Wertepaare <strong>de</strong>r<br />
Quellspannungs-Dehnungsbeziehung, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>n maximalen Quelldruck und zwar ohne<br />
Extrapolation.<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>s Projektes NBS Nürnberg-Ingolstadt wur<strong>de</strong>n Quellversuche aus <strong>de</strong>m gleichen<br />
Gesteinshorizont (Feuerletten) nach Hu<strong>de</strong>r & Amberg, nach ISRM und nach <strong>de</strong>r vorgestellten neuen<br />
Versuchstechnik durchgeführt (Bild 4). Die Ergebnisse zeigen, wie oben postuliert, dass eine Vorbelastung<br />
<strong>de</strong>s Prüfkörpers insbeson<strong>de</strong>re bei schwach verfestigtem Material zu einer <strong>de</strong>utlichen Überschätzung sowohl<br />
<strong>de</strong>s Quelldruckes, als auch <strong>de</strong>r Quell<strong>de</strong>hnungen führt.<br />
Bild 4: Quellversuchsergebnisse nach verschie<strong>de</strong>nen Versuchstechniken [12]<br />
4. Spannungs-Dehnungsbeziehung bei <strong>de</strong>r Anhydrit-Gips-Umwandlung<br />
Grob [13] schlug eine Spannungs-Dehnungsbeziehung für das Quellen vor, die besagt, dass die<br />
Quell<strong>de</strong>hnung linear mit <strong>de</strong>m Logarithmus <strong>de</strong>s Quelldruckes abnimmt. Diese Beziehung beschreibt in <strong>de</strong>r<br />
Regel gut das osmotische Quellen. Für die Anhydrit-Gips-Umwandlung gibt es bislang dagegen keine<br />
gesicherte Beziehung zur Beschreibung <strong>de</strong>r Spannungs-Dehnungsabhängigkeit. Grund hierfür ist, dass<br />
wesentlich weniger Quellversuche mit anhydrithaltigem Gestein als mit Tonstein durchgeführt, aber<br />
insbeson<strong>de</strong>re, dass bei diesen Versuchen keine Endzustän<strong>de</strong> erreicht wor<strong>de</strong>n sind. Dies ist auf die extrem<br />
lange Versuchsdauer zurückzuführen, die für eine Laststufe im Labor unter optimalen<br />
Bewässerungsbedingungen mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann.<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>r Untersuchungen für <strong>de</strong>n Bau eines Eisenbahntunnels in Südwest<strong>de</strong>utschland wur<strong>de</strong>n<br />
mehrere Quellversuche an Proben aus <strong>de</strong>n Gesteinshorizonten Gipskeuper und Dunkelroter Mergel<br />
durchgeführt. Nur die Proben aus <strong>de</strong>m Gipskeuper waren stark anhydrithaltig. Bei all diesen Versuchen<br />
wur<strong>de</strong>n die Proben analog zu Hu<strong>de</strong>r & Amberg vorbelastet und bewässert. Im Laufe <strong>de</strong>r Versuche wur<strong>de</strong>n<br />
mehrere Entlastungen und in einigen Fällen sogar Wie<strong>de</strong>rbelastungen nach Anweisungen <strong>de</strong>s<br />
Auftraggebers vorgenommen. Hierbei wur<strong>de</strong> wahlweise die Last o<strong>de</strong>r die Verformung konstant gehalten. Die<br />
Gesamtdauer einiger dieser Versuche betrug bei einigen Versuchen mehr als 20 Jahre. Trotz <strong>de</strong>r sehr<br />
langen Versuchsdauer wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Mehrzahl <strong>de</strong>r Laststufen keine Endzustän<strong>de</strong> (Einstellung neuer<br />
Gleichgewichtzustän<strong>de</strong>) erreicht. Daher, und um ein Höchstmass an Informationen aus <strong>de</strong>n Versuchen zu<br />
gewinnen wur<strong>de</strong>n mit Hilfe einer nicht-linearen Extrapolation Endzustän<strong>de</strong> prognostiziert. Hierfür wur<strong>de</strong> als<br />
Extrapolationsverfahren die indirekte Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r kleinsten Fehlerquadrate angewen<strong>de</strong>t [14]. Untersucht<br />
wur<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong> mathematische Ansätze:<br />
15
A<br />
y CB t<br />
(3)<br />
y CBexp( t A)<br />
(4)<br />
B<br />
y C (5)<br />
t A<br />
y C B t A<br />
1<br />
tan ( )<br />
(6)<br />
Bild 5: Ergebnisse <strong>de</strong>r Quellversuche Abl. 1 (166/85.3) links und Abl. 2 (166/83.6) rechts<br />
Exemplarisch wer<strong>de</strong>n in Bild 5 die Ergebnisse zweier Versuche wie<strong>de</strong>rgegeben. Der gemessene zeitliche<br />
Verlauf (Volllinie) <strong>de</strong>s Druckes (Bild 5a) und <strong>de</strong>r Dehnung (Bild 5b) sowie <strong>de</strong>r extrapolierten Kurven für die<br />
jeweiligen Laststufen (gestrichelte Linien) wer<strong>de</strong>n dargestellt. Die Aufzeichnung <strong>de</strong>r durch Extrapolation<br />
ermittelten Endwerte <strong>de</strong>r Spannungen bzw. Dehnungen (Bild 5c) in einem halblogarithmischen Massstab<br />
lässt grob drei Spannungsbereiche erkennen:<br />
● Im höheren Spannungsbereich sind die Dehnungen sehr gering. In dieser Phase fin<strong>de</strong>t die Lösung eines<br />
Teiles <strong>de</strong>s Anhydrites statt. Die hohe Spannung ( > 6 MPa) ist hauptsächlich auf <strong>de</strong>n Druck um eine<br />
Gipsauskristallisation weitestgehend zu unterbin<strong>de</strong>n zurückzuführen. Da es daher kaum zu einer<br />
Kristallisation kommt, fin<strong>de</strong>t auch keine ausgeprägte Volumenzunahme statt und in Folge <strong>de</strong>ssen bleiben<br />
die Dehnungen gering.<br />
● Im Spannungsbereich um einen Grenzwert von etwa 4 MPa führt eine relativ geringe Entlastung zu einer<br />
dramatischen Zunahme <strong>de</strong>r Dehnung. Der dann herrschen<strong>de</strong> Druck reicht nicht mehr aus um das<br />
Wachstum von Gipskristallen zu unterbin<strong>de</strong>n. Diese Gipskristallbildung führt lokal zu Überbeanspruchun-<br />
16
gen und somit vermutlich zu Zugbrüchen zwischen <strong>de</strong>n Tonschichten, was letztendlich die Bildung von<br />
Makroporen verursacht. Makroskopisch gesehen, fin<strong>de</strong>t ein Aufblättern <strong>de</strong>s Materials statt. Demnach sind<br />
die grossen Dehnungen nicht nur auf die Anlagerung von Wassermolekülen im Kristallgitter<br />
zurückzuführen, son<strong>de</strong>rn insbeson<strong>de</strong>re auf die Bildung <strong>de</strong>r Makroporen. Diese Strukturän<strong>de</strong>rung ist<br />
irreversibel. Sie kann als Zustandsän<strong>de</strong>rung angesehen wer<strong>de</strong>n, womit diese Phase einen kritischen<br />
Zustand darstellt.<br />
● Im Spannungsbereich unterhalb <strong>de</strong>s o. g. Grenzwertes führen weitere Entlastungen zu zusätzlichen,<br />
relativ gemässigten Dehnungen. Die oben beschriebene Bildung <strong>de</strong>r Makroporen führt zu einer <strong>de</strong>utlichen<br />
Abnahme <strong>de</strong>r Steifigkeit <strong>de</strong>s Materials und zu einer höheren Durchlässigkeit. Ein weiteres Wachstum <strong>de</strong>r<br />
Kristalle in dieser Phase kann diese Makroporen teilweise verdichten o<strong>de</strong>r das Kristallwachstum kann in<br />
einige <strong>de</strong>r Makroporen unter einem nahezu drucklosen Zustand erfolgen. Begünstigt durch die höhere<br />
Durchlässigkeit kann, in Abhängigkeit <strong>de</strong>r Konzentration, eine Lösung <strong>de</strong>s Gipses und eine Auslaugung<br />
stattfin<strong>de</strong>n. Durch die Auslaugung erlei<strong>de</strong>t das Material einen Masseverlust.<br />
Analog zu diesem Versuch wur<strong>de</strong>n weitere 8 Versuche ausgewertet. Die Ergebnisse wer<strong>de</strong>n in Bild 6<br />
zusammengefasst. Alle ausgewerteten Versuche zeigen einen ähnlichen Spannungs-Dehnungsverlauf wie<br />
oben beschrieben. Sie unterschei<strong>de</strong>n sich im Einzelnen bezüglich <strong>de</strong>r Grenzspannung für die<br />
Gipskristallbildungsphase (zwischen 4 und 5.5 MPa) sowie <strong>de</strong>s Quellmasses bei niedriger Spannung<br />
(zwischen 6 und 30%). Die Streuung <strong>de</strong>r Ergebnisse, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>s Quellmasses, ist hauptsächlich auf<br />
Heterogenitäten bezüglich <strong>de</strong>s Anteiles und Verteilung <strong>de</strong>s Anhydrites in <strong>de</strong>n Prüfkörpern zurückzuführen.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r Vorbelastung <strong>de</strong>r Proben kann <strong>de</strong>r maximale Schwelldruck nicht ein<strong>de</strong>utig bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />
Dieser dürfte, je nach Probe, 7 bis 10 MPa o<strong>de</strong>r mehr betragen.<br />
Bild 6: Extrapolierte Endwerte von 10 Versuchen <strong>de</strong>s Gipskeupers<br />
5. Schlussfolgerungen und Ausblick<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Das Quellpotential eines Gesteines kann nur anhand von Laborversuchen bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />
Vorbelastungen <strong>de</strong>s Prüfkörpers, wie z.B. bei Versuchen nach Hu<strong>de</strong>r & Amberg o<strong>de</strong>r ISRM, führen zu<br />
einer Schädigung <strong>de</strong>r Gesteinsstruktur und zu einer Verfälschung <strong>de</strong>s Quellpotentials.<br />
Versuchsapparaturen, die sowohl kraft- als auch wegregelbar sind, erlauben die Durchführung von<br />
kombinierten Quelldruck- und mehrstufigen Quellhebungsversuchen. Damit kann mit einem Versuch ein<br />
Höchstmass an Information gewonnen wer<strong>de</strong>n (max. Quelldruck und Spannungs-Dehnungsbeziehung).<br />
Beson<strong>de</strong>rs bei zu erwarten<strong>de</strong>n grossen Quellverformungen sollen die Höhe <strong>de</strong>s Ringes und die Position<br />
<strong>de</strong>r Probe im Ring so ausgelegt wer<strong>de</strong>n, dass stets ödometrische Bedingungen herrschen.<br />
Für Gesteine, bei <strong>de</strong>nen die Anhydrit-Gips-Umwandlung massgebend ist, konnten mit Hilfe einer<br />
Extrapolation Endzustän<strong>de</strong> ermittelt und damit wesentliche Mechanismen erkannt wer<strong>de</strong>n.<br />
Das Grob´sche Quellgesetz ist für die Beschreibung <strong>de</strong>r Anhydrit-Gips-Umwandlung nicht geeignet.<br />
Diese Umwandlung ist stark druckabhängig und kann in drei Phasen unterteilt wer<strong>de</strong>n:<br />
17
– Bei Zulassung einer nur geringen Verformung bil<strong>de</strong>t sich ein hoher Kristallisationsdruck ( > 6 MPa).<br />
– Beim mittleren Spannungsniveau ( 4 bis 5.5 MPa) fin<strong>de</strong>t eine ausgeprägte Gipskristallbildung<br />
statt, begleitet von einer überproportionalen Verformung infolge eines „Aufblätterns“ <strong>de</strong>r Struktur.<br />
– Im niedrigen Spannungsniveau nimmt die Verformung nur mo<strong>de</strong>rat zu. Auslaugungen sind hierbei<br />
nicht auszuschliessen.<br />
Es muss hervorgehoben wer<strong>de</strong>n, dass die hier dargestellten Ergebnisse auf Extrapolationen basieren und<br />
somit naturgemäss mit einer Unsicherheit behaftet sind. Hinzu kommt dass die Versuchsapparaturen einige<br />
Unzulänglichkeiten aufweisen, wie aussenliegen<strong>de</strong> Messung <strong>de</strong>r Verformung, Nullpunktdrift <strong>de</strong>r<br />
Kraftmessdose nach langer Versuchsdauer, teilweise zu duktiler Rahmen und zu kurz geratene Metallringe.<br />
Es bleibt auch offen, ob die ermittelten Werte auf an<strong>de</strong>re anhydritführen<strong>de</strong> Gesteine übertragbar sind.<br />
An <strong>de</strong>r Professur für Untertagbau <strong>de</strong>r ETH Zürich hat man ein Forschungsvorhaben zum Thema<br />
Langzeitquellversuche an anhydritführen<strong>de</strong>n Gesteinen gestartet. Dieses beinhaltet u. a. die Entwicklung<br />
und <strong>de</strong>n Bau neuer Versuchsapparaturen unter Behebung <strong>de</strong>r o. g. Unzulänglichkeiten sowie die<br />
Durchführung von Quellversuche mit einer vorgesehenen Versuchsdauer von min<strong>de</strong>stens 10 Jahren.<br />
6. Literaturverzeichnis<br />
[1] Pimentel, E. (2003): Swelling behaviour of sedimentary rocks un<strong>de</strong>r consi<strong>de</strong>ration of micromechanical<br />
aspects and its consequences on structure <strong>de</strong>sign. Proc. GTMM 2003: Karlsruhe, pp. 367-374<br />
[2] Conley, R.F. & Bundy, W.M. (1958): Mechanism of gypsification. Geochimica et Cosmochimica Acta<br />
Vol. 15, pp. 52 – 72. London: Pergamon Press Ltd.<br />
[3] Hand, R.J. (1997): Calcium sulphate hydrates: a review. British ceramic transactions: Vol. 96, No. 3:<br />
pp. 116-120.<br />
[4] Sievert, T., Wolter, A. & Singh, N. B. (2005): Hydration of anhydrite of gypsum (CaSO 4 .II) in a ball mill.<br />
Cement and concrete research: Vol. 35, pp. 623-630. USA: Elsevier Science Ltd.<br />
[5] Hand, R.J. (1994): The kinetics of hydration of calcium sulphate hemihydrate: a critical comparison of<br />
the mo<strong>de</strong>ls in the literature. Cement and concrete research: Vol. 24, No. 5, pp. 885-895. USA: Elsevier<br />
Science Ltd.<br />
[6] Winkler, E. M. (1973): Stone: Properties, Durability in Man’s Environment. Springer Verlag<br />
[7] Wichter, L. (1989): Quellen anhydrithaltiger Tongesteine. Bautechnik: 66, Heft 1<br />
[8] Ping, X. & Beaudoin, J. (1992): Mechanism of sulphate expansion. Cement and concret research:<br />
Vol. 22, pp. 631-640. Pergamon Press Ltd.<br />
[9] Flückiger, A., Nüesch, R. & Madsen, F. (1994). Anhydritquellung. Berichte <strong>de</strong>r Deutschen Ton- und<br />
Tonmineralgruppe DTTG: Beiträge zur Jahrestagung 13. – 14. September 1994, pp. 146 – 153.<br />
[10] DGEG. (1986): Empfehlung Nr. 11 <strong>de</strong>s Arbeitskreises 19 – Versuchstechnik in Fels – <strong>de</strong>r DGEG.<br />
Quellversuche an Gesteinsproben. Bautechnik: 3, pp. 100-104.<br />
[11] ISRM (1989): Suggested methods for laboratory testing of argillaceous swelling rocks. Int. J. Rock<br />
Mech. Sci. & Geomech.: Abstr. Vol. 26, No. 5, pp. 415 – 426<br />
[12] v. Wolffersdorff, P.-A. & Fritsche, S. (2003): Laboratory swell tests on overconsolidated clay and<br />
diagenetic solidified clay rocks. Proc. GTMM 2003: Karlsruhe 2003, pp. 407-412<br />
[13] Grob, H. (1972): Schwelldruck im Belchentunnel. Proc. Int. Symp. für Untertagbau: pp. 99-119, Luzern,<br />
1972<br />
[14] Pimentel, E. (1996): Quellverhalten von diagenetisch verfestigtem Tonstein, Veröffentlichungen <strong>de</strong>s<br />
Institutes für Bo<strong>de</strong>nmechanik und Felsmechanik, Universität (TH) Fri<strong>de</strong>riciana in Karlsruhe: Heft 139<br />
Autor:<br />
Dr.-Ing. Erich Pimentel<br />
Institut für Geotechnik<br />
ETH Zürich<br />
CH-8093 Zürich<br />
erich.pimentel@igt.baug.ethz.ch<br />
18
154<br />
MITTEILUNGEN <strong>de</strong>r Schweizerischen Gesellschaft für Bo<strong>de</strong>n- und Felsmechanik<br />
PUBLICATION <strong>de</strong> la Société Suisse <strong>de</strong> Mécanique <strong>de</strong>s Sols et <strong>de</strong>s Roches<br />
Réunion <strong>de</strong> printemps, 27 avril 2007, Fribourg, Frühjahrstagung, 27. April 2007, Freiburg<br />
Les essais <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong><br />
Jean-François Mathier<br />
19
Les essais <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong><br />
1. Introduction<br />
Le <strong>gonflement</strong> <strong>de</strong>s roches argileuses est la cause <strong>de</strong> nombreux dommages tant pour les constructions en<br />
surface que pour les ouvrages souterrains. La maîtrise <strong>de</strong> ce phénomène est un facteur important dans la<br />
construction. Il est <strong>de</strong>venu également un paramètre déterminant dans le cadre du stockage <strong>de</strong>s déchets<br />
radioactifs.<br />
Le <strong>gonflement</strong> peut provenir <strong>de</strong> phénomènes d’hydratation par adsorption (théorie <strong>de</strong> la double couche<br />
diffuse), par osmose (influence du chimisme <strong>de</strong> l’eau contenue dans les pores), par capillarité ou émaner <strong>de</strong><br />
modifications chimiques, comme la transformation <strong>de</strong> l’anhydrite en gypse ou encore l’oxydation <strong>de</strong> la pyrite.<br />
De nombreux auteurs se sont penchés sur ce problème en tentant <strong>de</strong> le caractériser par <strong>de</strong>s essais en<br />
laboratoire (Grob [1], Hu<strong>de</strong>r et Amberg [2], Madsen [3,4], Robert [5], Serratrice [6], Steiner [8]). L’essai <strong>de</strong><br />
<strong>gonflement</strong> Hu<strong>de</strong>r-Amberg est à la base <strong>de</strong> toute une série <strong>de</strong> réflexions et <strong>de</strong>s procédures d’essais, qui ont<br />
suivi, comme par exemple les normes et recommandations [9] publiées par ASTM, BS, ISRM, ISSMFE,<br />
AFNOR. La nouvelle norme suisse SN 670 356 s’est largement inspirée <strong>de</strong> ces travaux.<br />
2. Types d’essais<br />
Les essais les plus connus sont : l’essai <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> libre, l’essai à volume constant ou l’essai type Hu<strong>de</strong>r-<br />
Amberg. Serratrice [6] dresse un inventaire <strong>de</strong> tous les types et procédures d’essais.<br />
L’essai <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> libre consiste à mesurer le déplacement axial d’une éprouvette immergée dans l’eau.<br />
On peut également mesurer la variation <strong>de</strong> circonférence <strong>de</strong> l’éprouvette à l’ai<strong>de</strong> d’une ban<strong>de</strong> métallique<br />
souple graduée pour évaluer le <strong>gonflement</strong> libre radialement.<br />
L’essai <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> à volume constant est pratiqué dans un oedomètre ; il permet <strong>de</strong> déterminer une<br />
pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong>. Une faible contrainte <strong>de</strong> 10 kPa est appliquée initialement. On ajoute l’eau et la<br />
contrainte appliquée est augmentée <strong>de</strong> manière à compenser aussi finement que possible la déformation<br />
axiale due au <strong>gonflement</strong>.<br />
Dans l’essai Hu<strong>de</strong>r-Amberg [2], l’échantillon est soumis à un premier chargement jusqu’à une valeur <strong>de</strong><br />
contrainte o correspondant au poids <strong>de</strong>s terres, suivi d’un déchargement jusqu’à une pression <strong>de</strong> l’ordre <strong>de</strong><br />
10 à 15 kPa, et d’une recharge jusqu’à o . Cette phase <strong>de</strong> reconfinement à sec tend à corriger les effets du<br />
prélèvement et à refermer les microfissures (figure 2).<br />
L’échantillon est alors mis en eau et on laisse le <strong>gonflement</strong> se développer, jusqu’à stabilisation : en général<br />
on retient comme critère que le <strong>gonflement</strong> doit être inférieur à 10 microns en 12 heures. On décharge alors<br />
l’échantillon et on mesure le <strong>gonflement</strong> correspondant. On répète l’opération pour les paliers suivants.<br />
La droite reliant les valeurs du <strong>gonflement</strong> <strong>de</strong>s divers paliers <strong>de</strong> charge nous donne la droite <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong>.<br />
3. Pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong><br />
La détermination <strong>de</strong> la pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> reste problématique et controversée.<br />
Sridharan [7] a comparé différentes métho<strong>de</strong>s pour la détermination <strong>de</strong> la pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong>. Les<br />
résultats obtenus ont montré que la pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> est fortement tributaire du chemin <strong>de</strong><br />
chargement (figure 1). Il semble selon certains auteurs que les valeurs <strong>de</strong> la pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong><br />
déterminées par l’essai à volume constant soient les plus proches <strong>de</strong> celles effectivement mesurées in situ.<br />
20
6<br />
cycles <strong>de</strong> charge<br />
<strong>gonflement</strong><br />
<strong>de</strong>f. instantanée sous eau<br />
4<br />
2<br />
0<br />
-2<br />
B<br />
A<br />
-4<br />
10 100 Contrainte [kPa]<br />
1000<br />
Figure 1. Pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong><br />
Figure 2. Essai <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> Hu<strong>de</strong>r-Amberg<br />
Selon Hu<strong>de</strong>r-Amberg (figure 2) la pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> correspond à la contrainte axiale qu’il faut<br />
appliquer sur l’éprouvette pour que, lors <strong>de</strong> l’hydratation, il ne se développe pas <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> axial. Cette<br />
pression (point A) est égale à l’intersection <strong>de</strong> la courbe <strong>de</strong> recharge et <strong>de</strong> la droite <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong>. Cette<br />
notion a été abandonnée dans la norme SN, car l’erreur commise peut être gran<strong>de</strong>. On propose <strong>de</strong><br />
considérer la pression en B comme pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> maximum ; elle correspond à la prolongation <strong>de</strong><br />
la déformation instantanée sous eau avec la droite <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong>. On peut discuter <strong>de</strong> l’opportunité <strong>de</strong> tenir<br />
compte <strong>de</strong> la déformation élastique sous eau plutôt que la déformation élastique à sec. Mais en général ces<br />
courbes sont confondues.<br />
ASTM propose trois métho<strong>de</strong>s pour définir cette pression.<br />
La métho<strong>de</strong> A du <strong>gonflement</strong> libre : charge à o , décharge rapi<strong>de</strong>, mise en eau, <strong>gonflement</strong> libre, puis<br />
recharge par paliers pour ramener l’éprouvette à sa hauteur initiale. La pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> correspond<br />
alors à l’intersection <strong>de</strong> la droite <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> pour une déformation nulle.<br />
La métho<strong>de</strong> B du <strong>gonflement</strong> sous une charge constante égale à o , mise en eau, puis recharge par paliers<br />
progressifs pour ramener l’éprouvette à sa hauteur initiale.<br />
La métho<strong>de</strong> C du <strong>gonflement</strong> à volume constant : charge à o , mise en eau et mesure <strong>de</strong> la pression<br />
développée en empêchant le <strong>gonflement</strong>. L’essai est poursuivi par un essai oedométrique conventionnel<br />
avec boucles <strong>de</strong> chargement-déchargement, afin d’évaluer le potentiel <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong>.<br />
Les normes ISSMFE et AFNOR proposent <strong>de</strong>s métho<strong>de</strong>s d’essais différentes, basées sur <strong>de</strong>s essais<br />
oedométriques en parallèle. Plusieurs éprouvettes sont mises en eau dans <strong>de</strong>s oedomètres sous différentes<br />
charges, ce qui permet <strong>de</strong> déterminer une pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong>. L’inconvénient <strong>de</strong> ces métho<strong>de</strong>s est qu’il<br />
est souvent difficile d’obtenir plusieurs éprouvettes <strong>de</strong> nature minéralogique parfaitement i<strong>de</strong>ntiques.<br />
4. Exemple<br />
Trois essais <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> Hu<strong>de</strong>r-Amberg (figure 3) ont été effectués sur une marne provenant du tunnel <strong>de</strong><br />
Büttenberg à 15 m <strong>de</strong> profon<strong>de</strong>ur. Un premier essai a été réalisé avec une contrainte correspondant à la<br />
hauteur <strong>de</strong> couverture (340 kPa), les <strong>de</strong>ux autres avec <strong>de</strong>s contraintes inférieure (150 kPa) et supérieure<br />
(720 kPa) pour comparer les valeurs <strong>de</strong> pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> obtenues. On a représenté sur le graphique<br />
le <strong>gonflement</strong> et la décharge instantanée sous eau. Les pressions obtenues par les trois essais Hu<strong>de</strong>r-<br />
Amberg se situent en moyenne autour <strong>de</strong> 360 kPa.<br />
Un essai <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> à volume constant, effectué sur le même matériau, a donné une valeur <strong>de</strong> 290 kPa,<br />
que l’on peut considérer comme relativement proche. Puis l’essai a été poursuivi en diminuant la contrainte<br />
et en mesurant le <strong>gonflement</strong> correspondant. On constate que la droite <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> est grossièrement<br />
parallèle à la droite <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> <strong>de</strong>s essais Hu<strong>de</strong>r-Amberg, mais inférieure.<br />
21
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
2B<br />
6B<br />
7B<br />
40<br />
30<br />
dh/h [% ]<br />
20<br />
10<br />
Figure 3. Gonflement sur marne<br />
0<br />
10 100 1000 [kPa] 10000<br />
Figure 4. Influence du chargement<br />
5. Autres facteurs<br />
D’autres facteurs peuvent avoir un effet sur la valeur <strong>de</strong> la pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong>, comme par exemple, le<br />
taux <strong>de</strong> chargement, la rigidité <strong>de</strong> la bague oedométrique et la teneur en eau initiale.<br />
Effet du chargement<br />
La figure 4 montre les résultats d’essais Hu<strong>de</strong>r-Amberg effectués sur un matériau remanié constitué <strong>de</strong> 75%<br />
d’opalinuston et 25% <strong>de</strong> bentonite, avec une teneur en eau initiale <strong>de</strong> 11.2% et une <strong>de</strong>nsité <strong>de</strong> 2.25 t/m 3 . On<br />
constate que la pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> augmente en fonction du chargement appliqué ; elle est<br />
respectivement <strong>de</strong> 450, 600 et 2000 kPa pour <strong>de</strong>s chargements <strong>de</strong> 125, 250 et 1000 kPa.<br />
Effet <strong>de</strong> la rigidité <strong>de</strong> la bague<br />
Les résultats montrent que l’augmentation <strong>de</strong> la rigidité <strong>de</strong> la bague induit une augmentation <strong>de</strong> la<br />
déformation axiale et <strong>de</strong> la pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> latérale (figure 5). Cela indique que le matériel peut avoir<br />
une influence non négligeable sur les résultats <strong>de</strong>s essais et qu’il y aurait peut être lieu <strong>de</strong> comparer les<br />
divers équipements <strong>de</strong>s laboratoires d’essais.<br />
Figure 5. Effet <strong>de</strong> la rigidité <strong>de</strong> la bague<br />
22
Effet <strong>de</strong> la teneur en eau<br />
La pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> est étroitement liée à la teneur en eau naturelle du matériau (figure 6). Dans un<br />
essai Hu<strong>de</strong>r-Amberg on peut recalculer la teneur en eau pour chaque palier, en admettant que l’échantillon a<br />
atteint un <strong>de</strong>gré <strong>de</strong> saturation <strong>de</strong> 100% à la fin du cycle <strong>de</strong> chargement et au terme <strong>de</strong> chaque palier.<br />
Dans notre cas le point A correspond à la teneur en eau d’équilibre (w = 11.7%) pour la contrainte in situ vo<br />
<strong>de</strong> 100 kPa. Les points A et B, sur et au-<strong>de</strong>ssus <strong>de</strong> la courbe <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> ont <strong>de</strong>s teneurs en eau naturelle<br />
égale et supérieure à la teneur en eau d’équilibre après <strong>gonflement</strong>. Si la teneur en eau augmente après<br />
hydratation, la pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> sera inférieure. Si, au contraire la teneur en eau initiale (point C) est<br />
inférieure à la teneur en eau d’équilibre, la pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> augmentera.<br />
20<br />
15<br />
B<br />
vo = 100 kPa<br />
w [%]<br />
10<br />
5<br />
C<br />
A<br />
0<br />
[kPa]<br />
10 100 1000<br />
Figure 6. Effet <strong>de</strong> la teneur en eau initiale<br />
6. Conclusions et perspectives<br />
Certains aspects du <strong>gonflement</strong> <strong>de</strong>man<strong>de</strong>nt à être clarifiés, par exemple l’existence d’une corrélation entre<br />
<strong>gonflement</strong>, pression <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> et teneur en argiles, le rôle dans le <strong>gonflement</strong> due à l’hydratation et à<br />
l’état <strong>de</strong> contrainte, l’amélioration <strong>de</strong>s procédures d’essais, etc.<br />
La création d’un réseau <strong>de</strong> laboratoires et la réalisation d’essais croisés permettraient d’affiner nos<br />
connaissances sur le <strong>gonflement</strong>.<br />
Références.<br />
[1] Grob H., 1972, Schwelldruck in Belchen tunnel, Int. Symp. on Un<strong>de</strong>rground Openings, Lucerne, pp. 99-<br />
119<br />
[2] Hu<strong>de</strong>r J., Amberg G., 1970, Quellung in Mergel, Opalinuston und Anhydrit, Schweizer. Bauzeitung, no 43,<br />
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[3] Madsen F.T., 1979, Determination of the swelling pressure of claystones and marlstones using<br />
mineralogical data, 4 th Int. Cong. on Rock Mech., Montreux<br />
[4] Madsen F.T., 1999, Suggested methods for laboratory testing in swelling rocks, Int. J. Rock Mech. Min.<br />
Sc., vol. 36, no 3, pp 291-306<br />
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[8] Steiner W., 1993, Swelling rock in tunnel : Rock characterisation, effect of horizontal stresses and<br />
construction procedures, Int. J. Rock Mech. Min. Sc., vol. 30, pp 361-380<br />
23
[9] Normes et recommendations<br />
American Society for Testing and Materials ASTM D4546-03 Standard test methods for onedimensional<br />
swell or settlement potential of cohesive soils<br />
ISRM Recommendations, 1989, Suggested method for laboratory testing of argillaceous swelling<br />
rocks, Int. J. Rock Mech. Min. Sc., vol. 26, no 5, pp 415-426<br />
British Standard BS 1377, 1990<br />
ISSMFE (International Society for Soil Mechanics and Foundation Engineering)<br />
Association Française <strong>de</strong> Normalisation AFNOR P 94-091, 1995 Essai <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong> à l’oedomètre<br />
Schweizer Normung SN 670 356, 2006 Essais <strong>de</strong> <strong>gonflement</strong><br />
Auteur:<br />
Jean-François Mathier<br />
EPFL-ENAC-LMR<br />
Laboratoire <strong>de</strong> mécanique <strong>de</strong>s roches<br />
Station 18<br />
1015 Lausanne<br />
jean-francois.mathier@epfl.ch<br />
http://lmr.epfl.ch<br />
24
154<br />
MITTEILUNGEN <strong>de</strong>r Schweizerischen Gesellschaft für Bo<strong>de</strong>n- und Felsmechanik<br />
PUBLICATION <strong>de</strong> la Société Suisse <strong>de</strong> Mécanique <strong>de</strong>s Sols et <strong>de</strong>s Roches<br />
Réunion <strong>de</strong> printemps, 27 avril 2007, Fribourg, Frühjahrstagung, 27. April 2007, Freiburg<br />
Senkungstrichter Hard<br />
A2 Basel-Augst<br />
Christian Scholer<br />
Jürg Nyfeler<br />
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1. SENKUNGSTRICHTER HARD<br />
1.1. Überblick<br />
1.1.1 Einleitung<br />
Das Gebiet Hard, westlich von Basel gelegen, ist für die immer wie<strong>de</strong>r auftreten<strong>de</strong>n Dolineneinbrüche<br />
bekannt. Während <strong>de</strong>s Baus <strong>de</strong>r N2 in <strong>de</strong>n 60-er Jahren öffnete sich im Bereich <strong>de</strong>s Hardwal<strong>de</strong>s im Trassee<br />
<strong>de</strong>r neuen Autobahn eine Doline. Der entstan<strong>de</strong>ne Krater wur<strong>de</strong> damals mit Kiesmaterial verfüllt und mit<br />
einer Magerbetonplombe verschlossen.<br />
Mitte <strong>de</strong>r 90-er Jahre haben sich im Belag <strong>de</strong>r Autobahn in unmittelbarer Nähe <strong>de</strong>s alten Dolineneinbruches<br />
erneut Setzungen abzuzeichnen begonnen, welche bis heute anhalten. Die Abklärungen haben gezeigt,<br />
dass die Setzungen auf Karstphänomene im Untergrund zurückzuführen sind. Die nachfolgen<strong>de</strong>n<br />
Ausführungen beschreiben die geologischen Verhältnisse sowie die eingeleiteten Massnahmen zur<br />
Sicherung dieser neuen Doline.<br />
1.1.2 Überblick die regionale Nutzung betreffend<br />
Wir befin<strong>de</strong>n uns im intensiv genutzten Raum östlich von Basel. Dieser wird nördlich begrenzt durch <strong>de</strong>n<br />
Rhein. Südlich wird <strong>de</strong>r Raum durch das Plateau <strong>de</strong>s Tafeljuras ( Gempenplateau und Adlerhofgewölbe) und<br />
westlich durch die Birs begrenzt.<br />
Wir haben als Nutzer dieses Raumes<br />
- die Siedlungsgebiete <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>n Birsfel<strong>de</strong>n, Muttenz, Pratteln<br />
- das Grundwasseranreicherungsgebiet „Hard“ <strong>de</strong>r Hardwasser AG<br />
- das Industriegebiet Schweizerhalle<br />
- die Basellandschaftlichen Rheinhäfen mit ihren Strassen und bahnseitigen Anbindungen an das<br />
übergeordnete Verkehrsnetz<br />
- die Bahnlinien Basel – Bern / Luzern, Chiasso / Zürich mit <strong>de</strong>m Rangierbahnhof Muttenz<br />
- die Nationalstrasse A2/3 Basel Bern / Luzern / Zürich und die Hauptstrassen 3 / 7 (Zürich / Winterthur) und<br />
2 / 12 (Luzern/Solothurn).<br />
1.2. Allgemeine Geologische Situation<br />
1.2.1 Einleitung<br />
Das Untersuchungsgebiet liegt im Rheintal und gehört geologisch zum Tafeljura. Tektonisch prägend ist <strong>de</strong>r<br />
unmittelbar an das Untersuchungsgebiet angrenzen<strong>de</strong> Einbruch <strong>de</strong>s Oberrheingrabens zwischen Vogesen<br />
und Schwarzwald. Der Einbruch <strong>de</strong>s Rheintals bewirkte eine Schar von Störungen / Verwerfungen in NNW /<br />
SSE- Richtung im nordwestlichen Tafeljura. Als solitäres Element kann auch die Kompressionsstruktur <strong>de</strong>s<br />
Adlerhofgewölbes genannt wer<strong>de</strong>n. Weiter ist das Subrosionsgebiet im Umfeld <strong>de</strong>s Tagbautunnels <strong>de</strong>r SBB<br />
zu erwähnen.<br />
Wie eingangs erwähnt, ist das Gebiet Hardwald für seine Dolinen bekannt. Ungefähr 400 Meter nördlich <strong>de</strong>r<br />
N2 haben sich in <strong>de</strong>n letzten Jahren zwei grosse Dolinen im Hardwald geöffnet. Der Durchmesser <strong>de</strong>r<br />
beinahe kreisrun<strong>de</strong>n Einsturztrichter beträgt ca. 5 bis 8 Meter. Diese jüngsten Einbrüche wie auch ältere<br />
Ereignisse aus <strong>de</strong>n 60-er und 70-er Jahren auf <strong>de</strong>m Areal <strong>de</strong>s Rangierbahnhofs belegen eindrücklich, dass<br />
die Gefahr von Tagbrüchen durch einstürzen<strong>de</strong> Dolinen in diesem Gebiet real und latent vorhan<strong>de</strong>n ist.<br />
Ein Dolineneinbruch auf <strong>de</strong>r A2 mit einem DTV von 130`000 Fahrzeugen pro Tag hätte fatale Folgen. Die<br />
betroffenen Fahrspuren wären für Tage gesperrt – <strong>de</strong>r Verkehrskollaps vorprogrammiert!<br />
Es muss <strong>de</strong>shalb das Ziel sein, mit geeigneten Massnahmen ein entsprechen<strong>de</strong>s Ereignis zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />
1.2.2 Untergrund<br />
Die Schichten <strong>de</strong>s Felsuntergrun<strong>de</strong>s liegen flach und sind an steilen Verwerfungen in mehrere hun<strong>de</strong>rt<br />
Meter breite Schollen zerbrochen. Durchs Untersuchungsgebiet zieht eine solche Verwerfung in<br />
nordöstlicher Richtung. Auf <strong>de</strong>r Nordwestscholle ist als Felsuntergrund unter <strong>de</strong>n Schottern <strong>de</strong>r Obere<br />
Muschelkalk vorhan<strong>de</strong>n, während auf <strong>de</strong>r SE- Scholle als Felsuntergrund die Keupermergel anstehen. Die<br />
SE- Scholle ist gegenüber <strong>de</strong>r NW- Scholle im Lauf <strong>de</strong>s Tertiärs im Gefolge <strong>de</strong>r Oberrheingrabenbildung<br />
mit entsprechen<strong>de</strong>r Zerbrechung und Krusten<strong>de</strong>hnung abgesunken.<br />
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Der Rhein hat sich in <strong>de</strong>r Wurm-Eiszeit durch die Hochterrassenschotter (nur am Talrand erhalten)<br />
hindurch in <strong>de</strong>n Felsuntergrund eingegraben und die grösstenteils alpinen Nie<strong>de</strong>rterrassenschotter<br />
abgelagert. Die Schotter bestehen aus einem sandigen Kies und führen reichlich Steine. Sandlagen und<br />
Rollkieslagen kommen vor. Die Schottermächtigkeiten betragen in <strong>de</strong>r Umgebung im Sü<strong>de</strong>n 7 m, im E<br />
>26 m, im N um 20 m und im W um 10 m. Grössere Schottermächtigkeiten sind erst weiter<br />
nordwestlich in <strong>de</strong>r Hard (Trinkwasserwerk mit ca. 27-30 m Schotter) vorhan<strong>de</strong>n. Im<br />
Untersuchungsgebiet wer<strong>de</strong>n gegenüber <strong>de</strong>r Umgebung grössere Lockergesteinsmächtigkeiten<br />
festgestellt.<br />
Figur 1: Geologisch-geotechnisches Profil<br />
[Quelle: Pfirter, Nyfeler + Partner AG]<br />
Offensichtlich ist hier eine umfangreiche Dolinenbildung vorhan<strong>de</strong>n. Analog <strong>de</strong>n Verwerfungen sind sie<br />
NE – SW ausgerichtet. Diese Doline ist auch auf <strong>de</strong>r geologischen Karten (Geol. Atlas, Blatt Ariesheim)<br />
vermerkt. In <strong>de</strong>r Hohlform sind unter <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rterrassenschotter feinkörnige Gesteinsschichten aus Sand<br />
und Silt vorhan<strong>de</strong>n. Diese wur<strong>de</strong>n in mehreren Bohrungen nachgewiesen. Es ist möglich, dass es sich bei<br />
diesen feinkörnigen Ablagerungen um geschichtete Tümpelbildungen han<strong>de</strong>lt, welche in <strong>de</strong>n<br />
Mul<strong>de</strong>nformen <strong>de</strong>r Doline zur Ablagerung kamen. Ebenso könnte es sich um einen Totarm <strong>de</strong>s früheren<br />
Rheins han<strong>de</strong>ln, welcher mit Feinmaterial verfüllt wur<strong>de</strong>.<br />
In geologisch jüngster Zeit wur<strong>de</strong> in einer Grube südlich <strong>de</strong>r Autobahn Schotter bis zur dort über <strong>de</strong>m<br />
Grundwasserspiegel gelegenen Felsunterlage abgebaut. Diese Grube ist mit Aushubmaterial (künstliche<br />
Auffüllung) verfüllt. Die Grube erstreckte sich möglicherweise bis an <strong>de</strong>n Rand <strong>de</strong>r N2, o<strong>de</strong>r reicht<br />
eventuell noch lokal bis in die Fahrspur Richtung Luzern hinein. Der exakte Grubenrand ist nicht bekannt.<br />
1.2.3 Grundwasser<br />
In <strong>de</strong>n Schottern zirkuliert Grundwasser, welches im ungestörten Zustand <strong>de</strong>m Rhein zufliesst. Der<br />
Grundwasserspiegel liegt im Untersuchungsgebiet ca. 14 m unter <strong>de</strong>r Autobahn. Das Grundwasser wird an<br />
<strong>de</strong>r Untergrenze im SE über Keupermergeln gestaut. Im Dolinenbereich selbst bil<strong>de</strong>n die Silte <strong>de</strong>r<br />
Tümpelbildungen einen Grundwasserstauer. Im NW <strong>de</strong>s Untersuchungsgebietes steht das<br />
Schottergrundwasser mit <strong>de</strong>m Felsgrundwasser im kalkigen Felsuntergrund in hydraulischem<br />
Zusammenhang. In diesem Gebiet liegt <strong>de</strong>r Grundwasserstauer erst an <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>s oberen<br />
Muschelkalks.<br />
1.3. Aufbau <strong>de</strong>s Untergrun<strong>de</strong>s<br />
Der Untergrund baut sich, aus <strong>de</strong>r künstlichen Auffüllung, <strong>de</strong>n Rheinschottern, <strong>de</strong>n Tümpelbildungen, <strong>de</strong>r<br />
27
Dolinenfüllung in <strong>de</strong>r Tiefe und <strong>de</strong>m Felsuntergrund aus Keupermergeln (im SE) und von verkarstetem<br />
Oberem Muschelkalk im NW auf. Ten<strong>de</strong>nziell sind im NW die tieferen Karstschlote vorhan<strong>de</strong>n (in SB 6 bis<br />
in eine Tiefe von 56 m ab OK Terrain erbohrt, ohne dass Fels erreicht wor<strong>de</strong>n ist).<br />
Reichen Karsthöhlen im Felsuntergrund bis an die Felsoberfläche, so kann <strong>de</strong>r Rheinkies in diese<br />
Hohlräume eingeschwemmt wer<strong>de</strong>n, bzw. nachsacken. Im Kies entsteht ein Schlot, welcher im Extremfall<br />
sich bis an die Terrainoberfläche aus<strong>de</strong>hnen kann.<br />
Der heute tragfähige Felsuntergrund liegt in mehr als 30 – 40 m Tiefe ab heutiger Oberfläche. Er wur<strong>de</strong> im<br />
Senkungszentrum in 43..20 m Tiefe nicht erreicht.<br />
Der Grundwasserspiegel liegt in 13 - 14 m Tiefe unter <strong>de</strong>r N2 und ist beeinflusst insbeson<strong>de</strong>re auch durch<br />
die künstliche Grundwasseranreicherung im Hardwald ca. 150 m N <strong>de</strong>s Untersuchungsgebietes<br />
Aussagen über die Grosse von Hohlräumen im Untergrund sind nicht möglich.<br />
1.4. Setzungsmessungen<br />
Seit Mitte <strong>de</strong>r 90- er Jahre machten sich Setzungen im Standstreifen auf <strong>de</strong>r Südseite <strong>de</strong>r A2 bemerkbar.<br />
Im Mai 1997 wur<strong>de</strong> eine erste Bohrung (SB1) in <strong>de</strong>n Fels abgeteuft und mit einem<br />
Gleitmikrometermessrohr ausgerüstet. Die Bohrung wird seither systematisch gemessen und ausgewertet.<br />
Es zeigte sich rasch, dass die Bewegungen mit gleich bleiben<strong>de</strong>r Geschwindigkeit anhalten. In <strong>de</strong>r Folge<br />
wur<strong>de</strong> das Überwachungsnetz mit 5 weiteren Bohrungen ergänzt. Seit Beginn <strong>de</strong>r Überwachungsmessungen<br />
hat sich die Messstelle SB1 um rund 10.5 mm gesenkt, was einem Setzungsmass von rund<br />
1.75 mm pro Jahr entspricht.<br />
Weiter wur<strong>de</strong> das Setzungsverhalten <strong>de</strong>r Fahrbahn mit einem Präzisionsnivellement systematisch<br />
überwacht. Die Messwerte belegen eine Setzungsrate innerhalb von einem Jahr von bis zu 4mm. Die<br />
Setzungen halten an. Das kumulierte Mass <strong>de</strong>r eigentlichen Setzungsmul<strong>de</strong> beträgt ca. 3 bis 5 cm.<br />
Die auf relativ kurze Distanz vorhan<strong>de</strong>ne Mul<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Durchmesser <strong>de</strong>r Setzungsmul<strong>de</strong> beträgt rund 30 m, ist<br />
beim Vorbeifahren mit <strong>de</strong>m PW äusserst markant spürbar. Kommt dazu, dass je<strong>de</strong>s Fahrzeug beim<br />
Passieren <strong>de</strong>r Mul<strong>de</strong> eine zusätzliche dynamische Belastung (Schlag) auf <strong>de</strong>n Untergrund erzeugt. Diese<br />
Schläge wirken sich auf das Setzungsverhalten <strong>de</strong>s Untergrun<strong>de</strong>s negativ aus. Die zunehmen<strong>de</strong> Anzahl von<br />
schweren Fahrzeugen verdichtet <strong>de</strong>n aufgelockerten Kies unter <strong>de</strong>r Fahrbahn im Bereich <strong>de</strong>r Doline<br />
zusätzlich. Dadurch wird die Setzungsmul<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Fahrbahn zunehmend ausgeprägter, was wie<strong>de</strong>rum die<br />
Intensität <strong>de</strong>r Schläge auf <strong>de</strong>n Untergrund erhöht.<br />
1.5. Schlussfolgerungen und Sanierungsi<strong>de</strong>e<br />
<br />
<br />
Der tragfähige Fels ist erst in grösserer Tiefe anstehend.<br />
Tiefenfundationen wie z.B. Pfähle können somit erst in grosser Tiefe im tragfähigen Fels abgestellt<br />
wer<strong>de</strong>n. Aus Kosten- und Termingrün<strong>de</strong>n ist eine Lösung mittels Pfählen kaum angängig.<br />
Siltig- toniges Material ist infolge kleiner o<strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>r Durchlässigkeit nicht o<strong>de</strong>r kaum injizierbar.<br />
Eine Verbesserung <strong>de</strong>s Baugrun<strong>de</strong>s unter <strong>de</strong>r N2 mittels Injektionen ist wegen <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen<br />
künstlichen Auffüllung im südlichen Bereich eher schwierig und mit grossem Aufwand verbun<strong>de</strong>n.<br />
Eine Lösung zur Verhin<strong>de</strong>rung eines Tagbruches muss wegen <strong>de</strong>n Baugrundverhältnissen im<br />
Oberflächenbereich gesucht wer<strong>de</strong>n. Dabei steht eine Baugrundverbesserung / Überbrückung <strong>de</strong>s<br />
gefähr<strong>de</strong>ten Bereiches direkt unter <strong>de</strong>r Fahrbahn im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />
1.6. Risikobeurteilung<br />
1.6.1 Allgemeines<br />
Die Auslaugung im oberen Muschelkalk erfolgt kontinuierlich und über einen ausge<strong>de</strong>hnten Bereich. Sie<br />
wird durch Grundwasserschwankungen begünstigt. Ebenso kann ein Mischwasser korrosiver als das<br />
ursprüngliche Formationswasser wirken (Erkenntnis <strong>de</strong>r Speläologen). Es ist von Karsthohlräumen mit<br />
hun<strong>de</strong>rten von m 3 auszugehen, welche gemäss <strong>de</strong>m Ereignis beim Bau in <strong>de</strong>n späten Sechzigerjahren<br />
mit unmittelbarer Heftigkeit auftreten und eine solche Menge Lockergesteins aufnehmen können, dass<br />
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Trichter von 0 bis ca. 15 m entstehen können. Das heute erkennbare Bild <strong>de</strong>r langgezogenen<br />
Setzungsmul<strong>de</strong> lässt darauf schliessen, dass beim Ereignis in <strong>de</strong>n 60er-Jahren nicht alle Hohlräume in <strong>de</strong>r<br />
Tiefe verfüllt wur<strong>de</strong>n und Grundsätzlich weiteres Material zur Tiefe nachsacken kann.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>s festgestellten Zustan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Gesteinsschichten und <strong>de</strong>r gemessenen<br />
Setzungen beurteilen wir das Risiko von Tagbrüchen im Fahrbahnbereich als mittel. Beson<strong>de</strong>rs im Bereich<br />
<strong>de</strong>r starken Belagskrümmung (Setzungsmul<strong>de</strong>) kann ein plötzliches Aufbrechen <strong>de</strong>s Belages als Folge<br />
<strong>de</strong>r Auflockerung <strong>de</strong>s Untergrun<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>r starken Schlageinwirkung infolge <strong>de</strong>r durchfahren<strong>de</strong>n<br />
Lastwagen nicht ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />
1.6.2 Risiko Zunahme <strong>de</strong>r Setzungen<br />
Die laufen<strong>de</strong>n Messungen belegen, dass die Setzungen anhalten. Das Risiko <strong>de</strong>r weiteren<br />
Setzungszunahme beurteilen wir als hoch. Diese Beurteilung stützt auch die spürbare Setzungsmul<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />
Fahrbahn, welche sich erst in <strong>de</strong>n letzten ca. 2 bis 3 Jahren eingestellt hat.<br />
1.7. SANIERUNGSMASSNAHMEN<br />
1.7.1 Sanierungsziel<br />
Mit <strong>de</strong>r anzustreben<strong>de</strong>n Sanierung sind folgen<strong>de</strong> Randbedingungen zu erfüllen:<br />
Das Risiko eines Tagbruches muss ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n können.<br />
<br />
<br />
Mit <strong>de</strong>n anzustreben<strong>de</strong>n Sanierungsmassnahmen muss eine Fläche von ca. 40 Meter Länge und<br />
pro Fahrtrichtung von ca. 12 Meter Breite stabilisiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Der Übergangsbereich zum sanierten Abschnitt muss sanft erfolgen. Bei einem abrupten Übergang<br />
besteht die Gefahr, dass er sich mittelfristig an <strong>de</strong>r Fahrbahnoberfläche durch lokale differentielle<br />
Setzungen abzeichnet und es so zu neuen Schä<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Fahrbahn kommen kann.<br />
1.7.2 Wahl <strong>de</strong>r Sanierungsmassnahme<br />
Nach eingehen<strong>de</strong>r Diskussion aller Fakten und Bedingungen, wur<strong>de</strong> zusammen mit <strong>de</strong>r Bauherrschaft<br />
festgelegt, dass die vorgeschlagene Sanierungslösung mit einer Betonplatte im Bereich <strong>de</strong>s<br />
Senkungstrichters Hard umgesetzt wer<strong>de</strong>n soll.<br />
1.7.3 Randbedingungen<br />
Mit <strong>de</strong>n aufgeführten Randbedingungen wird <strong>de</strong>finiert, wie sich die Sanierungsmassnahme in das<br />
Gesamtprojekt Erhaltungsabschnitt Basel-Augst (EABA) sowie in das vorhan<strong>de</strong>ne Umfeld einpassen<br />
muss. Die Randbedingungen sind in <strong>de</strong>r Nutzungsvereinbarung <strong>de</strong>finiert. Folgen<strong>de</strong> relevanten Punkte<br />
können aufgeführt wer<strong>de</strong>n:<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen an die Betonplatte<br />
Die Autobahn muss trotz differentieller Setzungen befahrbar bleiben.<br />
Die Betonplatte soll lokale Setzungsmul<strong>de</strong>n im Untergrund überbrücken resp. ausgleichen. Die<br />
Setzungsmul<strong>de</strong>n sollen sich dank <strong>de</strong>r Betonplatte möglichst flach und in die Länge gezogen an <strong>de</strong>r<br />
Fahrbahnoberfläche bemerkbar machen.<br />
Werkleitungen<br />
Die im Projektperimeter vorhan<strong>de</strong>nen Leitungen müssen bei <strong>de</strong>r Projektierung und Realisierung<br />
berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Sie bestimmen die Höhenlage <strong>de</strong>r Betonplatte.<br />
Unterhalt und spätere, zusätzliche Massnahmen<br />
Die Betonplatte muss <strong>de</strong>rart geplant und umgesetzt wer<strong>de</strong>n, dass auch zu einem späteren Zeitpunkt<br />
weitere Massnahmen zur Stabilisierung <strong>de</strong>s Untergrun<strong>de</strong>s ergriffen und ausgeführt wer<strong>de</strong>n könnten.<br />
Der Unterhalt <strong>de</strong>r in Betrieb bleiben<strong>de</strong>n Werkleitungen muss gewährleistet sein.<br />
Dem Grundwasserschutz im Bereich Hard ist entsprechen<strong>de</strong> Beachtung zu schenken.<br />
Berücksichtigung Bauablauf Sanierung Fahrbahn<br />
Die Arbeiten für <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>r Betonplatte können nur gleichzeitig mit <strong>de</strong>r Sanierung <strong>de</strong>s<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Fahrbahnstreifens ausgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Durchfahrt auch im Ereignisfall im Bereich Doline muss je<strong>de</strong>rzeit gewährleistet sein (Baupiste<br />
o<strong>de</strong>r Sanierungsbereich)<br />
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Die einzelnen Bauphasen <strong>de</strong>r Betonplatte richten sich nach <strong>de</strong>r Verkehrsführung in <strong>de</strong>r einzelnen<br />
Bauphasen <strong>de</strong>r Fahrbahnbaustelle.<br />
Der Bauablauf muss <strong>de</strong>rart gewählt wer<strong>de</strong>n, dass die angrenzen<strong>de</strong>n Fahrspuren je<strong>de</strong>rzeit ohne<br />
Einschränkung befahren wer<strong>de</strong>n können.<br />
Akzeptierte Risiken<br />
Es wird akzeptiert, dass die Setzungen anhalten wer<strong>de</strong>n, dass es zu Rissbildungen im Belag infolge<br />
differentieller Setzungen und Verformungen <strong>de</strong>r Betonplatte kommen kann.<br />
1.8. Grundlagen für die Dimensionierung <strong>de</strong>r Betonplatte<br />
1.8.1 Aus<strong>de</strong>hnung und Lage <strong>de</strong>r Betonplatte<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r Setzungsmessungen im Umfeld <strong>de</strong>r aktiven Doline wur<strong>de</strong>n die Plattenabmessungen mit<br />
einer Länge von 57 Meter und einer Breite von rund 29 Meter festgelegt.<br />
Die Betonplatte überspannt somit die Fahrspuren in Richtung Basel und Luzern inkl. <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />
Standstreifen.<br />
Die vorhan<strong>de</strong>nen Leitungen <strong>de</strong>finierten die Höhenlage <strong>de</strong>r Platte. Diese kommt einen Meter unter die<br />
Fahrbahn zu liegen. Die Plattenstärke beträgt 50 cm.<br />
Figur 2: Sanierungsprojekt Betonplatte, Schnitt<br />
[Quelle: Pfirter, Nyfeler + Partner AG]<br />
1.8.2 Wirkungsweise <strong>de</strong>r Betonplatte<br />
Die Betonplatte wirkt als steifes, aber sehr duktiles Element, welches lokale Setzungen zu<br />
überbrücken vermag und diese lokalen Setzungen auf eine grössere Fläche verteilen hilft. Die<br />
Setzungsmul<strong>de</strong> wird dadurch flacher und etwas ausge<strong>de</strong>hnter.<br />
Die Platte vermag einen Durchbruch eines Dolinenschlotes von folgen<strong>de</strong>n Durchmessern mit <strong>de</strong>r<br />
vollen Verkehrslast zu überbrücken:<br />
In <strong>de</strong>r Fahrbahn = 7 m<br />
Am Plattenrand = 6.5 m<br />
Bei grösseren Ereignissen nehmen die Setzungen in <strong>de</strong>r Fahrbahn überproportional zu.<br />
1.8.3 Überwachung <strong>de</strong>s Setzungsverhaltens<br />
Das Setzungsverhalten <strong>de</strong>r Doline muss weiterhin überwacht wer<strong>de</strong>n. Das folgen<strong>de</strong> Messdispositiv ist<br />
aufzubauen resp. das vorhan<strong>de</strong>ne Dispositiv ist zu erweitern:<br />
Setzungsmessungen auf <strong>de</strong>n Fahrbahnstreifen an <strong>de</strong>finierten Messpunkten (Messpunktraster<br />
über die gesamte Fahrbahn verteilt)<br />
<br />
Die vorhan<strong>de</strong>nen Gleit<strong>de</strong>formetermessstellen müssen erhalten bleiben.<br />
30
Unter <strong>de</strong>r Betonplatte wer<strong>de</strong>n Setzungspegel <strong>de</strong>r Firma SOLEXPERTS AG eingebaut. Das<br />
System sieht wie folgt aus:<br />
Figur 3: Schema Setzungspegel<br />
[Quelle: Solexperts AG]<br />
<br />
<br />
Der Messrhythmus wird z.B. auf ein Jahr festgelegt.<br />
Die Randbereiche <strong>de</strong>r Platte sind dabei speziell zu überwachen.<br />
1.8.4 Möglichkeiten späterer zusätzlicher Massnahmen<br />
Wer<strong>de</strong>n zu grosse Deformationen im Plattenbereich festgestellt, resp. wird über die Messsysteme ein<br />
Hohlraum unter <strong>de</strong>r Betonplatte nachgewiesen, so sind weitere Massnahmen zur Verbesserung <strong>de</strong>r<br />
Tragstruktur im Bereich <strong>de</strong>r Betonplatte zu ergreifen.<br />
In <strong>de</strong>r Betonplatte wer<strong>de</strong>n in einem Raster von 5 x 5 Meter Zementrohre d=30 cm eingebaut (ca. 52<br />
Stück), welche die Ausführung von späteren Injektionen zulassen wür<strong>de</strong>n. Die Lage <strong>de</strong>r Schächte ist<br />
immer in Fahrspurmitte zu wählen und sie sind <strong>de</strong>tailliert einzumessen.<br />
Ereignisfall 1: Zu grosse Durchbiegung <strong>de</strong>r Betonplatte<br />
Das Lockergestein unter <strong>de</strong>r Fahrbahn resp. unter <strong>de</strong>m Strassenkoffer wird systematisch injiziert. Die<br />
Injektionen wer<strong>de</strong>n ab <strong>de</strong>r Fahrbahnoberfläche ausgeführt. Die Tiefe <strong>de</strong>r Injektionen hängt davon ab,<br />
in welchem Tiefenbereich die Setzungen am grössten sind (Auswertung <strong>de</strong>r Gleit<strong>de</strong>formeter).<br />
Ziel <strong>de</strong>r Massnahme: Erhöhung <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nsteifigkeit <strong>de</strong>s Lockergesteins und damit Reduktion <strong>de</strong>r<br />
Setzungsrate. Die Massnahme kann zu einem späteren Zeitpunkt wie<strong>de</strong>rholt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Verkehrsbehin<strong>de</strong>rung: Sperren jeweils einer Fahrspur<br />
Ereignisfall 2: Flächiger Hohlraum (Spalt) unter <strong>de</strong>r Betonplatte<br />
Wird über die Messpegel eine klaffen<strong>de</strong> Fuge unter <strong>de</strong>r Betonplatte festgestellt, so ist diese<br />
auszuinjizieren. Dabei wer<strong>de</strong>n ebenfalls die in <strong>de</strong>r Betonplatte eingelassenen Betonrohre aktiviert.<br />
Ziel <strong>de</strong>r Massnahme: Ganzflächige Lagerung <strong>de</strong>r Betonplatte. Damit wer<strong>de</strong>n die Verformungen<br />
<strong>de</strong>r Betonplatte reduziert. Die Massnahme kann später wie<strong>de</strong>rholt wer<strong>de</strong>n.<br />
Verkehrsbehin<strong>de</strong>rung: Sperren jeweils einer Fahrspur<br />
Ereignisfall 3: Dolineneinbruch unter <strong>de</strong>r Betonplatte<br />
Wird festgestellt, dass sich ein Dolinenschlot bis unter die Betonplatte geöffnet hat, so muss das<br />
Ausmass <strong>de</strong>s Einbruches bestimmt wer<strong>de</strong>n. Dieses kann z.B. mit <strong>de</strong>m Georadar bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />
Anschliessend muss <strong>de</strong>r Schlot resp. <strong>de</strong>r Dolinentrichter wie<strong>de</strong>r mit Magerbeton verfüllt wer<strong>de</strong>n.<br />
Damit <strong>de</strong>r Beton eingebracht wer<strong>de</strong>n kann, sind Öffnungen in <strong>de</strong>r Betonplatte nötig.<br />
31
Ziel <strong>de</strong>r Massnahme:<br />
Verkehrsbehin<strong>de</strong>rung:<br />
Verhin<strong>de</strong>rn, dass die Betonplatte bricht. Neue Stützung <strong>de</strong>r Platte<br />
Für diese Arbeiten müssten wahrscheinlich zwei Fahrspuren gesperrt<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Verkehrsbehin<strong>de</strong>rung wäre sehr gross.<br />
1.8.5 Risiken <strong>de</strong>r Sanierungsmassnahme<br />
Mit <strong>de</strong>r Betonplatte wird ein relativ steifes und duktiles Element unter <strong>de</strong>m Kieskoffer eingebaut. Je<br />
nach Verformungsverhalten <strong>de</strong>s Lockergesteins unter <strong>de</strong>r Platte wird sich diese selber unterschiedlich<br />
verformen.<br />
Es muss <strong>de</strong>shalb davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n, dass sich im Belag im Übergangsbereich Betonplatte /<br />
Kieskoffer im Verlaufe <strong>de</strong>r Zeit Risse einstellen wer<strong>de</strong>n.<br />
Treten Setzungen in einem gewissen Abstand zum Plattenrand auf, so kann sich dieser bei einer<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Lagerung infolge <strong>de</strong>r Setzung heben. Je nach <strong>de</strong>r Steifigkeit <strong>de</strong>s Plattenran<strong>de</strong>s<br />
können solche Hebungen zu einem Absatz im Belag führen. Durch die Verjüngung <strong>de</strong>r Betonplatte<br />
von 50 cm auf 30 cm über eine Länge von 5 Meter soll <strong>de</strong>r Gefahr von solchen Hebungen begegnet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Das Risiko <strong>de</strong>r Hebungen und von Belagsrissen kann durch konstruktive Massnahmen reduziert aber<br />
nicht gänzlich ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />
1.9. Statisches Mo<strong>de</strong>ll und Schnittkraftberechnung<br />
1.9.1 Prozess Dolineneinbruch<br />
Wir wissen aus <strong>de</strong>m nahen Umfeld, dass Dolineneinbrüche an <strong>de</strong>r Erdoberfläche kreisrun<strong>de</strong> Schlote<br />
erzeugen. Dieser Bruchprozess hängt mit <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r Rheinnie<strong>de</strong>rterrassenschotter zusammen.<br />
Diese sind grundsätzlich sehr stabil und dicht gelagert.<br />
Konsequenzen<br />
Im Randbereich <strong>de</strong>s Dolinenschlotes kommt es im Untergrund zu Spannungsspitzen. Diese<br />
Spannungsspitzen führen solange zu einem Nachbrechen <strong>de</strong>s Dolinenran<strong>de</strong>s, bis sich ein<br />
Gleichgewicht im Untergrund eingestellt hat.<br />
1.9.2 Berechnungsablauf<br />
In einem ersten Schritt wur<strong>de</strong>n die Schnittkräfte in <strong>de</strong>r Betonplatte sowie die Reaktionen auf <strong>de</strong>n<br />
Baugrund ermittelt. Die Anzahl Berechnungen richtete sich nach <strong>de</strong>n möglichen Extremlagen eines<br />
Dolineneinbruches. Die Reaktionen am Plattenrand wur<strong>de</strong>n ermittelt.<br />
In einem zweiten Schritt wur<strong>de</strong> die Stabilität <strong>de</strong>s Dolinenschlotes unter Einwirkung <strong>de</strong>r<br />
Randspannungen <strong>de</strong>r Betonplatte nachgewiesen. Es wur<strong>de</strong> dazu folgen<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>ll verwen<strong>de</strong>t:<br />
Infolge <strong>de</strong>r relativ grossen Randspannung stellt sich <strong>de</strong>r Bruchkörper ein. Dieser drückt nach innen,<br />
weshalb sich in Richtung Ring Druckkräfte aktivieren. Diese Druckkräfte können nicht grösser als <strong>de</strong>r<br />
passive Erdwi<strong>de</strong>rstand sein. Mit <strong>de</strong>r Kesselformel kann die sich daraus ergeben<strong>de</strong> Stützkraft<br />
abgeschätzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Spannungsspitzen am Dolinenrand führen zuerst zu einer Überbeanspruchung <strong>de</strong>r Randzone.<br />
Die Randzone bricht nach.<br />
Die Schlotoberfläche wird sich von <strong>de</strong>r Senkrechten in eine geneigte Fläche zurückbil<strong>de</strong>n.<br />
Mit <strong>de</strong>m Reibungswinkel = 30° und einer Kohäsion von c=13 kN/m2 muss eine Ringzone von<br />
einem Meter aktiviert wer<strong>de</strong>n, um die Stabilität <strong>de</strong>s Schlotes zu gewährleisten.<br />
1.9.3 Interpretation <strong>de</strong>r Resultate<br />
1. Das Nachbrechen <strong>de</strong>s Erdreiches am Schlotrand infolge <strong>de</strong>r Spannungsspitzen kann nicht<br />
verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
2. Durch das Nachbrechen <strong>de</strong>s Materials wird die Spannweite <strong>de</strong>r Betonplatte grösser.<br />
3. Die mit <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llberechnung erhaltenen Bo<strong>de</strong>nkennwerte (Reibungswinkel, Kohäsion)<br />
müssen effektiv vorhan<strong>de</strong>n sein.<br />
4. Der Dolinenschlot wird sich von anfänglich D1 = 7.0 m auf D2= 8.0 m vergrössern wobei die<br />
angrenzen<strong>de</strong> Randzone plastisch wird (D3 = 9.0m)<br />
1.9.4 Resultate Prüfingenieur<br />
Das Tiefbauamt Basel-Landschaft hat ab Projektbeginn verlangt, dass die Massnahme durch einen<br />
Prüfingenieur begleitet wird. Herr Dr. B. Hourriet <strong>de</strong>s Ingenieurbüros GVH Delémont SA hat diese<br />
32
Aufgabe übernommen. Er hat eine Vergleichsrechnung mit <strong>de</strong>m FE Programm Z-Soil-3D<br />
durchgeführt. Die Berechnung hat unsere Resultate grundsätzlich bestätigt. Eine gewisse Abweichung<br />
wur<strong>de</strong> im Bereich <strong>de</strong>r plastischen Zone festgestellt. Aus diesem Grun<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Durchmesser <strong>de</strong>r<br />
Mo<strong>de</strong>lldoline von 7 auf 9 Meter erhöht.<br />
1.10. Schlussbemerkung<br />
Die Sanierungsmassnahme wird seit <strong>de</strong>m Frühjahr 2006 umgesetzt. Bis heute sind keine<br />
nennenswerte Probleme o<strong>de</strong>r Überraschungen aufgetreten. Die Betonplatte ist im Bereich <strong>de</strong>r<br />
Fahrbahn Richtung Luzern Bern eingebaut und <strong>de</strong>r Verkehr roll seit <strong>de</strong>m Herbst 2006 über diesen<br />
sanierten Abschnitt.<br />
Gegenwärtig ist die Betonplatte in Fahrtrichtung Basel in Ausführung. Die Arbeiten sind im Zeitplan<br />
und Verlaufen ohne Probleme.<br />
Autoren:<br />
Dipl. Bauing. ETH Christian Scholer<br />
Dipl. Bauing. ETH Jürg Nyfeler<br />
Tiefbauamt Kanton Basel-Landschaft<br />
Pfirter, Nyfeler + Partner AG<br />
Rheinstrasse 29 Langmattstr. 14<br />
4410 Liestal 4132 Muttenz<br />
33
154<br />
MITTEILUNGEN <strong>de</strong>r Schweizerischen Gesellschaft für Bo<strong>de</strong>n- und Felsmechanik<br />
PUBLICATION <strong>de</strong> la Société Suisse <strong>de</strong> Mécanique <strong>de</strong>s Sols et <strong>de</strong>s Roches<br />
Réunion <strong>de</strong> printemps, 27 avril 2007, Fribourg, Frühjahrstagung, 27. April 2007, Freiburg<br />
Tunnel- und Bohrloch<strong>de</strong>formation im Felslabor<br />
Mont Terri<br />
Dr. Tim Vietor<br />
34
Tunnel- und Bohrloch<strong>de</strong>formation im Felslabor Mont Terri<br />
Tim Vietor, Peter Blümling (Nagra, Wettingen, Schweiz)<br />
Gilles Armand (Andra, Bure, Frankreich)<br />
1. Einleitung<br />
Im Felslabor Mont Terri untersucht die Nagra die Eigenschaften <strong>de</strong>s Opalinustons, um seine Eignung als<br />
Wirtgestein eines geologischen Tiefenlagers für radioaktive Abfälle zu prüfen [1]. Schä<strong>de</strong>n durch<br />
Quellvorgänge in Folge von Wasserzutritten sind aus untertägigen Bauwerken in tonigen Gesteinen vielfach<br />
bekannt. Auch zeigt <strong>de</strong>r Opalinuston im Laborversuch freie Quellhebungen bis zu 25% und Quelldrücke von<br />
mehreren Megapascal. Allerdings sind im Felslabor Schä<strong>de</strong>n durch Wasserzutritt kaum zu erwarten. Die<br />
Isotopenverhältnisse im Porenwasser <strong>de</strong>uten darauf hin, dass seit <strong>de</strong>r Ablagerung <strong>de</strong>s Opalinustons<br />
lediglich einen diffusiver Austausch mit <strong>de</strong>n angrenzen<strong>de</strong>n Aquiferen durch die Gesteinsmatrix stattgefun<strong>de</strong>n<br />
hat [1]. Allerdings treten auch im Felslabor langfristige zeitabhängige Deformationen auf. Diese wer<strong>de</strong>n aber<br />
nicht durch Quellen verursacht, son<strong>de</strong>rn sind im Wesentlichen spannungsinduziert.<br />
2. Der Opalinuston im Felslabor Mont Terri<br />
Das Felslabor umfasst 300 m Galerien und Nischen im Opalinuston angelehnt an <strong>de</strong>n Mont Terri<br />
Strassentunnel im Kanton Jura zwischen Delemont und Porrentruy (Bild 1). Beim Opalinuston han<strong>de</strong>lt es<br />
sich um ein jurassisches flach marines tonreiches Sedimentgestein, <strong>de</strong>ssen Verbreitungsgebiet sich über<br />
weite Teile <strong>de</strong>r Nordschweiz (Mittelland und Jura) sowie S-Deutschlands erstreckt. Der Opalinuston ist im<br />
Bereich <strong>de</strong>s Mont Terri Sattels ca. 110 m mächtig und fällt mit 35 bis 45° nach Südsüdosten ein. Der<br />
Spannungszustand im Bereich <strong>de</strong>s Labors wird von <strong>de</strong>r lokalen Topographie kontrolliert [3,4]. Die grösste<br />
Hauptnormalspannung entspricht mit ca. 6.5 MPa <strong>de</strong>r Überlagerung und ist etwa vertikal orientiert o<strong>de</strong>r leicht<br />
nordwärts geneigt - in Richtung <strong>de</strong>r höchsten Erhebung <strong>de</strong>s Mont Terri. Die mittlere Hauptnormalspannung<br />
beträgt ca. 4.4 MPa und liegt subhorizontal senkrecht zum Autobahntunnel und ist damit in etwa parallel zur<br />
Faltenachse <strong>de</strong>s Mont Terri Sattels. Die kleinste Hauptnormalspannung hat einen Betrag von 2.2 MPa ist<br />
subhorizontal und senkrecht zur Faltenachse orientiert. Die beträchtlichen Unsicherheiten bei <strong>de</strong>r<br />
Bestimmung <strong>de</strong>s Spannungstensors sind auf die Eigenschaften <strong>de</strong>s Tonsteins zurückzuführen. Erhebliche<br />
nicht-elastische Verformungsanteile bei <strong>de</strong>r Erstellung von Bohrungen und eine starke Anisotropie<br />
erschweren die Interpretation <strong>de</strong>r Ergebnisse herkömmlicher Spannungsbestimmungen (overcoring,<br />
borehole slotter).<br />
Bild 1: Geologischer Schnitt<br />
durch die Mont Terri<br />
Antiklinale nach [2] mit<br />
Lokationskarte <strong>de</strong>s Labors.<br />
35
3. Felsmechanische Eigenschaften <strong>de</strong>s Opalinuston aus<br />
Laboruntersuchungen<br />
Beim Opalinuston han<strong>de</strong>lt es sich um einen überkonsolidierte Tonstein. Er weist eine <strong>de</strong>utliche Anisotropie<br />
<strong>de</strong>r physikalischen und felsmechanischen Parameter auf, die auf die sedimentär und diagenetisch<br />
eingeregelten Schichtsilikate zurückgeht (Bild 2 und 3). Bild 2 zeigt die Anisotropie <strong>de</strong>s<br />
Deformationsverhaltens. Das Material ist <strong>de</strong>utlich steifer parallel zur Schichtung als senkrecht o<strong>de</strong>r schief<br />
dazu. Genauso wer<strong>de</strong>n höchste Festigkeiten parallel zur Schichtung erreicht (Bild 3). Die Schichtflächen<br />
sind hingegen sehr schwach. Zu<strong>de</strong>m ist <strong>de</strong>r Opalinuston in Folge <strong>de</strong>r Jurafaltung durchsetzt von Gleitflächen,<br />
die subparallel zur Schichtung verlaufen.<br />
14.00<br />
12.00<br />
S Z P<br />
10.00<br />
Ecyc (GPa)<br />
8.00<br />
6.00<br />
4.00<br />
2.00<br />
0.00<br />
0.00 2.00 4.00 6.00 8.00 10.00 12.00<br />
S3 (MPa)<br />
Bild 2. Anisotropie <strong>de</strong>s Deformationsverhaltens für Opalinustonproben aus <strong>de</strong>m Felslabor Mont Terri.<br />
Wie<strong>de</strong>rbelastungsmodule von 22 Triaxialversuchen in drei verschie<strong>de</strong>nen Orientierungen und bei<br />
drei verschie<strong>de</strong>nen Manteldrücken (S-Proben: 1 senkrecht zur Schichtung, Z-Proben: 1 45° zur<br />
Schichtung; P-Proben: 1 parallel zur Schichtung). Deformationsgeschwindigkeit 10 -6 /s<br />
60.00<br />
S1max (MPa)<br />
50.00<br />
40.00<br />
30.00<br />
S<br />
Z<br />
P<br />
Linear (Z)<br />
Linear (S)<br />
Linear (P)<br />
20.00<br />
10.00<br />
0.00<br />
0.00 2.00 4.00 6.00 8.00 10.00 12.00 14.00<br />
S3 (MPa)<br />
Bild 3. Festigkeitsanisotropie <strong>de</strong>s Opalinustons aus <strong>de</strong>m Felslabor Mont Terri. Maximalfestigkeit im<br />
undrainierten Triaxialtest bei drei verschie<strong>de</strong>nen Manteldrücken in drei verschie<strong>de</strong>nen<br />
Orientierungen (Legen<strong>de</strong> wie Bild2)<br />
36
4. Deformationsverhalten <strong>de</strong>s Opalinustons um Galerien und<br />
Bohrlöcher<br />
4.1 Kurzzeit<strong>de</strong>formation im Zusammenhang mit Tunnelbauten und Bohrungen<br />
Die Deformationsstrukturen in <strong>de</strong>r Umgebung von Tunneln und Bohrlöchern im Felslabor Mont Terri lassen<br />
sich generell in zwei Kategorien einteilen.<br />
Einerseits ist ein Versagen entlang <strong>de</strong>r Schichtflächen zu beobachten. Häufig auftreten<strong>de</strong><br />
Harnischstriemungen auf diesen Flächen aus feinstfaserigen Schichtsilikaten wer<strong>de</strong>n als bereits tektonisch<br />
angelegt interpretiert. Somit sind die zahlreiche Schichtflächen als reaktivierte tektonische<br />
Schwächezonenen zu interpretieren. Die so abgelösten Schichten können in die unterirdischen Hohlräume<br />
hineinknicken und relativ grosse Verformungen <strong>de</strong>r Tunnelkonturen erzeugen (Bild 4a).<br />
a) b)<br />
Bild 4. Versagen entlang diskreter Strukturen: a) Einknicken von Schichtflächen in die<br />
Bohrlochkontur; b) Spannungsinduzierte Zugrisse folgen <strong>de</strong>r Tunnelkontur und schnei<strong>de</strong>n die<br />
Schichtung (Schichtflächen fallen mit 45° nach links)<br />
An<strong>de</strong>rerseits wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r unmittelbaren Umgebung von Tunneln und Galerien Trennflächen beobachtet,<br />
die <strong>de</strong>r Kontur <strong>de</strong>s Hohlraums folgen und die Schichtung in hohem Winkel schnei<strong>de</strong>n. Diese wer<strong>de</strong>n als<br />
spannungsinduzierte Zugrisse interpretiert (Bild 4b).<br />
Bild 5 zeigt schematisch die Anordnung <strong>de</strong>r Versagensflächen für Galerien und Bohrlöchern die im Streichen<br />
<strong>de</strong>r Schichtung liegen. Zusammen bil<strong>de</strong>n sie die Auflockerungszone. Diese Auflockerungszone ist durch<br />
eine <strong>de</strong>utlich höhere hydraulische Durchlässigkeit als das Nebengestein gekennzeichnet. Allerdings zeigen<br />
vielfältige Experimente, dass diskrete Brüche in dieser Zone nach <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>raufsättigung hydraulisch<br />
wie<strong>de</strong>r abgedichtet wer<strong>de</strong>n. Dies ist eine Folge <strong>de</strong>s Quellens <strong>de</strong>r Tonminerale im Opalinuston.<br />
1<br />
3<br />
Bild 5. Schematische<br />
Anordnung <strong>de</strong>r<br />
Versagensflächen um<br />
Tunnel und Bohrlöcher. 1<br />
und 3: Orientierungen <strong>de</strong>r<br />
maximalen und minimalen<br />
Hauptnormalspannungen<br />
4.2 Langzeit<strong>de</strong>formation um Tunnel und Galerien<br />
Langzeitliche Beobachtungen <strong>de</strong>r Deformation <strong>de</strong>r Tunnel und Galerien im Felslabor Mont Terri zeigen ein<br />
episodisches Ansteigen <strong>de</strong>r Verformungsraten. Diese Ereignisse treten stets zeitgleich mit <strong>de</strong>m Bau neuer<br />
Stollen auf und sind somit im Wesentlichen auf Spannungsumlagerungen zurückzuführen. Bild 6 zeigt <strong>de</strong>n<br />
Verlauf <strong>de</strong>r Verformungen an <strong>de</strong>r Tunneloberfläche <strong>de</strong>r EZ-A Nische von Januar 2004 bis Mai 2005. Nach<br />
<strong>de</strong>r Installation <strong>de</strong>r Sensoren ist zunächst eine Abnahme <strong>de</strong>r Verformungsraten erkennbar. Während <strong>de</strong>r<br />
37
Sommermonate kommen sie sogar zum Stillstand. Unmittelbar nach Wie<strong>de</strong>reröffnung <strong>de</strong>s Labors allerdings<br />
beschleunigen die Verformungsraten <strong>de</strong>utlich. Diese Phase fällt zusammen mit <strong>de</strong>m Bau <strong>de</strong>r Galerie 04. Bild<br />
7 zeigt die Anordnung <strong>de</strong>s Messprofils (EZ-A Nische) und <strong>de</strong>r Galerie 04, sowie <strong>de</strong>n zeitlichen Verlauf <strong>de</strong>s<br />
Ausbruchs. Der Vergleich <strong>de</strong>s Baufortschritts mit <strong>de</strong>n Deformationsdaten zeigt, dass die maximalen<br />
Verformungsraten auftraten als die Ortsbrust eine Position genau im Streichen <strong>de</strong>s Messprofils erreichte.<br />
Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n die höchsten Raten und absoluten Verformungen auf <strong>de</strong>r Messstrecke 5-6 erzielt, die einen<br />
kleinen Winkel mit <strong>de</strong>r Schichtung einnimmt. Dies <strong>de</strong>utet darauf hin, dass die sehr schwachen<br />
Schichtflächen die Deformation kontrollieren.<br />
Bild 6. Daten <strong>de</strong>r Oberflächenextensometer in <strong>de</strong>r EZ-A Nische und Anordnung <strong>de</strong>r Messstrecken<br />
(gleiche Nummerierung).<br />
Bild 7. Position <strong>de</strong>s Messprofils in EZ-A Nische (Ellipse in <strong>de</strong>r linken Graphik) und Baufortschritt <strong>de</strong>r<br />
Galerie 04 (rechts).<br />
Literaturverzeichnis<br />
1 Nagra, Projekt Opalinuston – Synthese <strong>de</strong>r geowissenschaftlichen Untersuchungsergebnisse.<br />
Entsorgungsnachweis für abgebrannte Brennelemente, verglaste hochaktive sowie langlebige<br />
mittelaktive Abfälle. Nagra Technischer Bericht, NTB 02-03, Wettingen, Schweiz, www.nagra.ch, 2002.<br />
2 Freivogel M, Diplomkartierung im Gebiet La Croix – Mont Terri (JU). Diplomarbeit <strong>de</strong>r Universität Basel,<br />
2001.<br />
3 Vietor T, Blümling P, Armand G, Failure mechanisms of the Opalinus Clay around un<strong>de</strong>rground<br />
excavations. In Cotthem A, Charlier R, Thimus J-F, Tshiangbu J-P (Hrsg.) EUROCK 2006 – Multiphysics<br />
Coupling and Long Term behaviour in Rock Mechanics, 2006.<br />
4 Martin, C. D. & Lanyon, G.W., Measurements of in-situ stress in weak rocks at Mont Terri Rock<br />
Laboratory, Switzerland. Intern. J. Rock Mechanics and Mining Sci., 40, p. 1077-1088, 2003.<br />
Adresse <strong>de</strong>s Erstautors<br />
Dr. Tim Vietor, Nagra, Hardstrasse 73, 5430 Wettingen (tim.vietor@nagra.ch)<br />
38
154<br />
MITTEILUNGEN <strong>de</strong>r Schweizerischen Gesellschaft für Bo<strong>de</strong>n- und Felsmechanik<br />
PUBLICATION <strong>de</strong> la Société Suisse <strong>de</strong> Mécanique <strong>de</strong>s Sols et <strong>de</strong>s Roches<br />
Réunion <strong>de</strong> printemps, 27 avril 2007, Fribourg, Frühjahrstagung, 27. April 2007, Freiburg<br />
<strong>Problèmes</strong> liés au dépôt <strong>de</strong> marins gypseux<br />
Prof. Aurèle Parriaux<br />
39
<strong>Problèmes</strong><br />
liés au<br />
dépôt <strong>de</strong> marins gypseux<br />
Prof. Aurèle<br />
Parriaux<br />
Laboratoire <strong>de</strong> géologie<br />
<strong>de</strong> l’ingénieur et <strong>de</strong> l’environnement<br />
(GEOLEP)<br />
Ecole Polytechnique Fédérale <strong>de</strong> Lausanne (EPFL)<br />
Résumé<br />
La mise en remblai <strong>de</strong>s marins du tunnel <strong>de</strong> Pomy sur l’A1 a causé quelques problèmes sur le<br />
développement du parc<br />
technologique Y-Parc d’Yverdon-le<br />
es-Bains. Ils proviennent<br />
du gypse présent dans<br />
les marnes <strong>de</strong> la molasse chattienne. L’article montre comment les sulfates sont distribués dans la masse et<br />
comment ils cheminent dans l’environnement. Par l’utilisation <strong>de</strong> reconnaissances in-situ, <strong>de</strong> modèles<br />
d’écoulement et d’essais en laboratoire, il est possible <strong>de</strong> quantifier <strong>de</strong> manière crédible les flux<br />
d’eau et <strong>de</strong><br />
sulfates. Les inci<strong>de</strong>nces<br />
sur la construction <strong>de</strong>s<br />
bâtiments et <strong>de</strong>s infrastructures ainsi que sur les eaux sont<br />
décrites et <strong>de</strong>s recommandations sont données pour éviter <strong>de</strong>s effets dommageables. Il faudra entre 200 et<br />
300 ans pour que le stock <strong>de</strong> gypse soit entièrement exporté<br />
du site.<br />
Zusammenfassung<br />
Die Aufschüttung <strong>de</strong>s Ausbruchsmaterials <strong>de</strong>s Pomy Tunnels <strong>de</strong>r A1 hat bei <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s<br />
Technologiee Parks Y-Parc in Yverdon-les-Bains einige Probleme verursacht. Diese stammen<br />
vom Gips,<br />
welcher in <strong>de</strong>n Mergeln<br />
<strong>de</strong>r Chattien Molasse enthalten ist. Der Artikel zeigt wie die Sulfate in<br />
<strong>de</strong>r Masse<br />
verteilt sind<br />
und wie sie sich in <strong>de</strong>r Umwelt bewegen. Unter Verwendung von Gelän<strong>de</strong>untersuchungen,<br />
Fliessmo<strong>de</strong>llen und Laborversuch<br />
hen, ist es<br />
möglich die Wasser- und Gips-Flüsse realistisch zu<br />
quantifizieren. Die Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Bau von Gebäu<strong>de</strong>n und Infrastrukturen,<br />
sowie auf das Wasser<br />
wer<strong>de</strong>n beschrieben und Empfehlungen um schädliche Effekte zu vermei<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n gegeben. Es wird 2000<br />
bis 300 Jahre dauern bis die abgelagerte Mengee Gips durch Wasser vom<br />
Standort exportiert sein<br />
wird.<br />
1. Introduction<br />
Le site d’Y-Partunnel <strong>de</strong> Pomy sur l’autoroute A1 (fig. 2). Ces<br />
remblais contiennent <strong>de</strong>s marins <strong>de</strong> marnes à gypse <strong>de</strong> la<br />
molasse chattienne. La<br />
constructionn d’un tronçon <strong>de</strong> la pénétrante d’Yverdon-les-Bains, fait en<br />
utilisant ce<br />
remblai comme fondation après traitement au ciment, a révélé <strong>de</strong> manière spectaculaire les<br />
effets <strong>de</strong>s<br />
réactions avec les sulfates (fig. 1). Le Service <strong>de</strong>s routes du canton <strong>de</strong> Vaud a mandaté le GEOLEP-EPFLL<br />
pour déterminer l’ampleur du problème que constituent les sulfates dans ces terrains, sur le plan techniquee<br />
et environnemental.<br />
à Yverdon-les-Bains a été construit en bonne partie sur un remblai issu <strong>de</strong>s marins du<br />
Figure 1 : détérioration<br />
<strong>de</strong> la nouvelle chaussée issue du<br />
<strong>gonflement</strong> <strong>de</strong> la fondation<br />
40
2. <strong>Problèmes</strong> à résoudre<br />
Les questions suivantess ont été posées par le maître <strong>de</strong> l’ouvrage :<br />
A : les teneurs en sulfates présentes dans les<br />
eaux du site nécessitent-elles <strong>de</strong>s<br />
mesures constructives<br />
s<br />
particulières<br />
pour les bâtiments nouveaux ?<br />
B : si les eaux véhiculées dans les collecteurs et drainages contiennent trop <strong>de</strong><br />
sulfates, peuvent-elles<br />
détériorer, voire détruire, les canalisations et les organes <strong>de</strong> récolte ?<br />
C : l’eau véhiculée dans les collecteurs et les drainages peut-elle<br />
d’Y-PARC et les exutoires (Canal Oriental) ?<br />
contaminer<br />
le lac artificiel du site<br />
D : l’eau contenue dans<br />
les marins peut-elle contaminer la nappe phréatique ?<br />
Pendant combien <strong>de</strong> temps ?<br />
3. Contextes géographique, géologique<br />
et hydrologique<br />
Le remblai <strong>de</strong>s marins du tunnel <strong>de</strong><br />
Pomy ont été épandus sur quelque trente hectares au <strong>de</strong>vant du portail<br />
Yverdon, sur <strong>de</strong>s épaisseurs variant entre 1 et<br />
3m. Ces remblais reposent sur les<br />
sédiments du cône <strong>de</strong><br />
déjection du<br />
Buron à son arrivée dans la Plaine alluviale <strong>de</strong> l’Orbe (fig. 2). Le Buron est canalisé sur la<br />
bordure orientale du cône. Au-<strong>de</strong>vant <strong>de</strong> la zone <strong>de</strong> remblai coule le Canal oriental qui draine les eaux <strong>de</strong><br />
cette partie <strong>de</strong> la plaine.<br />
Figure 2 : situation avec grands traits géologiques<br />
4. Stratégie d’investigation <strong>de</strong> la<br />
zone d’ étu<strong>de</strong><br />
Pour répondre aux questions posées, il a été nécessaire <strong>de</strong> décomposer le problème <strong>de</strong>s sulfates en trois<br />
compartiments :<br />
- le remblai contenant <strong>de</strong>s sulfates sous forme soli<strong>de</strong><br />
- les eaux d’imbibition du remblai<br />
- les eaux <strong>de</strong> la nappe alluviale sous le remblai autoroutier<br />
41
4.1. Stock <strong>de</strong> gypse soli<strong>de</strong> dans le remblai<br />
Il s’est agi d’abord d’établir une typologie <strong>de</strong>s remblais, puis <strong>de</strong> déterminer l’épaisseur <strong>de</strong> chaque type dans<br />
les différentes zones <strong>de</strong> remblayage et d’en calculer le volume, puis enfin d’analyser le contenu en gypse<br />
dans chaque type. Le résultat global est une carte du stock en gypse soli<strong>de</strong> ainsi qu’une masse totale sur<br />
l’ensemble du remblai.<br />
4.1.1. Typologie <strong>de</strong>s remblais<br />
Par une série <strong>de</strong> fouilles et <strong>de</strong> sondages carottés, il a été possible <strong>de</strong> distinguer cinq types <strong>de</strong> remblais :<br />
Type 1 : Débris et pâte <strong>de</strong> marne grise à gypse<br />
- matrice limoneuse à sable fin et peu d’éléments <strong>de</strong> taille gravier<br />
- présence <strong>de</strong> gypse visible pouvant avoir une taille centimétrique<br />
- <strong>de</strong> couleur grise, voire parfois beige<br />
Granulométrie moyenne (%) :<br />
- argile : 30<br />
- limon : 35<br />
- sable : 20<br />
- gravier : 15<br />
Type 2 : Grès molassique altéré décomposé<br />
- matrice <strong>de</strong> sable moyen, avec peu d’élément <strong>de</strong> la taille gravier, constituées par du grès molassique<br />
altéré<br />
- pas <strong>de</strong> gypse visible à l’œil nu<br />
Granulométrie moyenne (%) :<br />
- argile : 0<br />
- limon : 10<br />
- sable : 85<br />
- gravier : 5<br />
Type 3 : Débris gréseux dans une matrice marneuse<br />
- matrice <strong>de</strong> débris <strong>de</strong> marne<br />
- granulométrie assez étendue avec un peu d’argile<br />
- <strong>de</strong> couleur globalement beige avec <strong>de</strong>s passages lie <strong>de</strong> vin, gris, bruns<br />
- pas <strong>de</strong> gypse visible à l’œil nu<br />
Granulométrie moyenne (%) :<br />
- argile : 10<br />
- limon : 25<br />
- sable : 20<br />
- gravier : 45<br />
Type 4 : Débris <strong>de</strong> moraine<br />
- Matrice limono argileuse à éléments grossiers centimétriques. Pas <strong>de</strong> gypse visible à l’œil nu<br />
Granulométrie moyenne (%) :<br />
- argile : 12<br />
- limon : 28<br />
- sable : 30<br />
- gravier : 30<br />
Type 5 : Anciens remblais, antérieurs aux tunnels<br />
- très hétérogène. Consiste principalement en déchets <strong>de</strong> maçonnerie (briques, tuiles, blocs <strong>de</strong> béton)<br />
- parfois blocs calcaires et graviers<br />
- présence parfois <strong>de</strong> débris <strong>de</strong> bois<br />
4.1.2. Stratigraphie <strong>de</strong>s types <strong>de</strong> remblais dans la masse<br />
Par la gran<strong>de</strong> <strong>de</strong>nsité <strong>de</strong> sondages et <strong>de</strong> fouilles, il a été possible <strong>de</strong> dresser une carte <strong>de</strong>s isopaques <strong>de</strong><br />
chaque type <strong>de</strong> remblai. Il s’est avéré que la carte dressée sur la base du suivi du chantier du tunnel était<br />
passablement différente <strong>de</strong> la réalité issue <strong>de</strong>s sondages. Les masses totales <strong>de</strong> chaque type sont données<br />
au tableau 1.<br />
42
4.1.3. Essais <strong>de</strong> lixiviation en batch<br />
Après plusieurs essais analytiques, il est apparu que le moyen le plus sûr et le<br />
plus économique pour<br />
mesurer la masse <strong>de</strong> gypse soli<strong>de</strong><br />
dans les échantillons <strong>de</strong> remblais était un essai <strong>de</strong> lixiviation <strong>de</strong> type<br />
batch. L’échantillon est<br />
mis en barbotage dans un bécher contenant <strong>de</strong> l’eau en<br />
excès. La conductivité<br />
électrique est mesurée jusqu’à son asymptote. La concentration en sulfates est mesurée dans<br />
la solution.<br />
On rapporte cette concentration à la masse <strong>de</strong> l’échantillon pour calculer la masse <strong>de</strong> gypse soli<strong>de</strong><br />
(CaSO 4 .2H 2 2O). Les contenus en gypse <strong>de</strong>s différents types<br />
sont donnés au tableau<br />
1. On note<br />
que seul le<br />
type 1 contient <strong>de</strong>s quantités significatives en gypse, avec une moyennee légèrement supérieure à 5 g/m 3 .<br />
4.1.4 Distribution spatiale du gypse soli<strong>de</strong><br />
La répartition du stock <strong>de</strong> gypse selon l’extension <strong>de</strong>s remblais est donnée à la figure 3. On voit que les<br />
quantités les plus importantes se trouvent dans la partie nord-est avec un maximum à plus <strong>de</strong> 10<br />
kg SO 4 /m 2 .<br />
La partie sud-ouest, sensée ne pas<br />
avoir <strong>de</strong> sulfates selon les cartes <strong>de</strong> l’enquête sur le dépôt <strong>de</strong>s marins,<br />
présente <strong>de</strong>s quantités moyennes, vers 50 kg SO 4 /m 2 . La partie aval du remblai est moins chargée, avec<br />
moins <strong>de</strong> 20<br />
kg SO 4 /m 2 .<br />
Figure 3 : carte <strong>de</strong>s masses <strong>de</strong> gypse soli<strong>de</strong> selon les zones du remblai.<br />
La masse totale <strong>de</strong> gypse soli<strong>de</strong> se situe au<br />
sulfates <strong>de</strong> quelque 15'000 tonnes ( tab. 1).<br />
voisinage <strong>de</strong><br />
30'000 tonnes, ce qui<br />
correspond<br />
à stock <strong>de</strong><br />
Type<br />
remblai<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Total<br />
% gypse<br />
Masse<br />
Volume<br />
estimé (m 3 (essai gypse<br />
)<br />
batch) estimée (kg)<br />
220'000 150'000 297'000 14'000 681'000 5,4<br />
0,4<br />
0,4<br />
0,07<br />
-<br />
2,53 x 10 7<br />
1,26 x 10 6<br />
2,5 x 10 5<br />
2,06 x 10 4<br />
2,9 x 10 7<br />
Masse<br />
sulfate<br />
estimée (kg)<br />
1,41 x 10 7<br />
7,03 x 10 5<br />
1,4 x 1<br />
0 6<br />
1,15 x 10 4<br />
1,62 x 10 7<br />
Tableau 1 : volume <strong>de</strong>s types <strong>de</strong> remblai et masse <strong>de</strong> gypse soli<strong>de</strong> par type <strong>de</strong> remblai<br />
43
5. Modélisation<br />
<strong>de</strong>s flux<br />
Les réponses portant sur la concentration en gypse en solution nécessitent <strong>de</strong> connaître les principaux flux<br />
d’eau dans les différents compartiments hydrologiques : eau <strong>de</strong> surface, eau dans<br />
la zone non saturée et<br />
eau dans la<br />
nappe. Dans le cas <strong>de</strong>s conditions<br />
hydrogéologiques du site, le modèle conceptuel décrit à la<br />
figure 4 a été établi.<br />
L’eau <strong>de</strong>s précipitations s’infiltre en bonne partie, vu la faible pente <strong>de</strong>s terrains. Elle traverse la terree<br />
végétale puis la zone saturée constituée essentiellement du<br />
remblai. L’ ’arrivée dans<br />
la nappe correspond à<br />
peu près avec le contact remblai – série palustre naturelle <strong>de</strong> la Plaine <strong>de</strong> l’Orbe. Ce sont<br />
<strong>de</strong>s limons<br />
argileux et <strong>de</strong>s tourbes. Au toit <strong>de</strong> la nappe, l’eau rencontre l’ancien système <strong>de</strong> drainage, resté en place<br />
sous les remblais, mais en partie<br />
détruit. Sous les dépôts palustres, la nappe est présente dans les<br />
sédiments plus grossiers du cône du Buron, nettement sableux, par places graveleux. En profon<strong>de</strong>ur, on<br />
pénètre dans les sédiments lacustres fins du remplissage <strong>de</strong><br />
la Plaine <strong>de</strong> l’Orbe. Un <strong>de</strong>s sondages effectués<br />
a atteint la profon<strong>de</strong>ur <strong>de</strong> 102 m pour tester si <strong>de</strong>s eaux séléniteuses pouvaient parvenir du fond <strong>de</strong> l’auge<br />
glaciaire. Il n’a pas touché le substratum rocheux et est resté dans les sédiments lacustres. Au point <strong>de</strong> vue<br />
<strong>de</strong>s écoulements, l’eau qui a parcouru les remblais se charge en sulfates. Une fois au toit <strong>de</strong> la<br />
nappe, ellee<br />
est exportée du système d’une part par le vieux réseau <strong>de</strong> drainage, d’autre part par le corps le plus<br />
perméable <strong>de</strong> l’aquifère<br />
du cône. L’ eau subit dans ce cas une dilution par les eaux provenant <strong>de</strong><br />
l’amont du<br />
cône <strong>de</strong> déjection.<br />
Figure 4 : modèle conceptuel <strong>de</strong> la circulation <strong>de</strong>s eaux, avec logiciels choisis pour la modélisation<br />
numérique.<br />
Une série <strong>de</strong> piézomètres a été implantée dans le secteur pour connaître les concentrations<br />
en sulfatess<br />
selon la situation et selon la profon<strong>de</strong>ur. Ce sont<br />
:<br />
- <strong>de</strong>s<br />
piézomètres courts placés lors <strong>de</strong>s fouilles dans<br />
la zone nonn saturée (fig. 5)<br />
- <strong>de</strong>s<br />
piézomètres profonds placés dans <strong>de</strong>s sondages carottés pour permettre un échantillonnage <strong>de</strong><br />
l’eau souterraine par niveau<br />
(fig. 7).<br />
44
Sur la base <strong>de</strong> prélèvements répétés, nous obtenons une image géochimique <strong>de</strong>s différents compartiments<br />
hydrologiques :<br />
- eau <strong>de</strong> la zone non saturée : <strong>de</strong>s teneurs extrêmes ont été découvertes dans ces eaux d’imbibition<br />
du remblai, atteignant 3000 mg/l <strong>de</strong> sulfates (fig. 5)<br />
- eau du toit <strong>de</strong> la nappe collectée par le vieux réseau <strong>de</strong> drainage : <strong>de</strong>s teneurs nettement plus<br />
mo<strong>de</strong>stes mais tout <strong>de</strong> même assez marquées, en moyenne vers 300 mg/l <strong>de</strong> sulfates ; l’effet <strong>de</strong><br />
dilution avec les eaux du toit <strong>de</strong> la nappe en amont <strong>de</strong>s remblais est donc bien net (fig. 6)<br />
- eau du corps <strong>de</strong> la nappe : là, la dilution est encore plus marquée avec <strong>de</strong>s teneurs <strong>de</strong> l’ordre <strong>de</strong><br />
150 mg/l (fig. 7). A noter tout <strong>de</strong> même ponctuellement et temporairement <strong>de</strong>s concentrations <strong>de</strong><br />
800 mg/l.<br />
Figure 5 : teneurs en sulfates (mg/l) dans les piézomètres courts (SO 3 ) dans la zone non saturée<br />
(situation 20.11.2003)<br />
Figure 6 : teneurs en sulfates (mg/l) dans les collecteurs anciens <strong>de</strong> drainage sous le remblai<br />
45
Figure 7 :<br />
profonds.<br />
teneurs en<br />
sulfates (mg/l) dans<br />
la nappe<br />
souterraine, mesurée<br />
dans les piézomètres<br />
Cette répartition géochimique témoigne bien <strong>de</strong>s effets <strong>de</strong> dilution issus du contextee hydrogéologique. Il met<br />
en évi<strong>de</strong>nce le rôle fondamental joué par le vieux système <strong>de</strong> drainage qui sert partiellement d’écran<br />
hydraulique<br />
au toit <strong>de</strong> la<br />
nappe en exportant une<br />
bonne part <strong>de</strong>s flux <strong>de</strong> percolation issus du remblai.<br />
Pour obtenir <strong>de</strong>s résultats quantitatifs, le modèle<br />
conceptuel a passé à une chaîne <strong>de</strong><br />
modèles numériques :<br />
- COUPMODEL pour le calcul <strong>de</strong> l’infiltration dans la zone non saturée<br />
- FEFLOW pour le calcul <strong>de</strong>s écoulements en zone saturée<br />
Les flux d’eau et <strong>de</strong> sulfates mesurés sur l’ancien réseau<br />
<strong>de</strong> drainage et ceux calculés sur la base <strong>de</strong>s<br />
données hydrodynamiques <strong>de</strong> la nappe (champ <strong>de</strong> perméabilité obtenu par essaiss <strong>de</strong> pompage, gradient<br />
hydraulique<br />
mesuré sur<br />
les piézomètres, teneurs<br />
en sulfates) ont servi à la calibration <strong>de</strong>s modèles.<br />
Finalement,<br />
le fonctionnement du système <strong>de</strong> transport <strong>de</strong>s<br />
sulfates est résumé à la figure 8. Il permet <strong>de</strong><br />
répondre <strong>de</strong><br />
la manière la plus précise possible aux questions posées par le maître d’ouvrage.<br />
Figure 8 : mo<strong>de</strong> <strong>de</strong> transport <strong>de</strong>s<br />
sulfates <strong>de</strong>puis le stock <strong>de</strong> gypse jusque dans les différents flux<br />
hydrologiques.<br />
46
Une donnée importante <strong>de</strong>vait encore être acquise pour faire un pronostique d’évolution au cours du temps :<br />
la vitesse <strong>de</strong> dissolution du gypse soli<strong>de</strong>, en fonction du terrain qui le contient et <strong>de</strong> sa distribution dans ce<br />
terrain. Pour obtenir un ordre <strong>de</strong> gran<strong>de</strong>ur <strong>de</strong> cette vitesse, nous avons procédé à un essai <strong>de</strong> lixiviation en<br />
colonne sur un échantillon <strong>de</strong> remblai <strong>de</strong> type 1 (fig. 9).<br />
Figure 9 : A : essai <strong>de</strong> lixiviation sur colonne. B : graphique <strong>de</strong> mise en solution du gypse au cours<br />
du temps.<br />
Le graphique montre en fait la concentration du lixiviat en fonction du volume lixivié. Au début <strong>de</strong> l’essai,<br />
beaucoup <strong>de</strong> gypse passe en solution. Il s’agit <strong>de</strong> l’effet piston qui chasse les eaux d’imbibition fortement<br />
concentrées hors <strong>de</strong> l’échantillon. Après 5 à 10 litres, la vitesse d’exportation <strong>de</strong>s sulfates diminue fortement<br />
et décroît linéairement jusqu’à 200 litres. Au-<strong>de</strong>là, la vitesse <strong>de</strong> lessivage <strong>de</strong>vient beaucoup plus lente. Pour<br />
le calcul du lessivage en fonction du temps, la fonction volume lixivié est remplacée par la fonction recharge<br />
issue <strong>de</strong> la modélisation par COUPMODEL.<br />
6. Réponses aux questions posées<br />
A la question A sur les recommandations à faire aux maîtres d’ouvres pour les nouvelles constructions sur le<br />
site d’Y-Parc, nous pouvons répondre que les fondations qui sont dans la nappe souterraine sont en contact<br />
avec <strong>de</strong>s eaux légèrement agressives, localement agressives (> 800 mg/l SO 4 ). Mais les parties d’ouvrages<br />
qui sont dans la zone non saturée (partie supérieure <strong>de</strong>s pieux, radiers) peuvent être exposés à <strong>de</strong>s eaux<br />
capillaires fortement agressives dans les zones <strong>de</strong> remblai gypseux.<br />
Nous avons recommandé d’utiliser <strong>de</strong>s ciments composés HS pour tout ce qui est en contact avec le soussol<br />
A la question B sur le danger que courent les canalisations existantes, nous pouvons dire que seules celles<br />
qui sont en ciment sont vulnérables et que celles transportent <strong>de</strong>s eaux faiblement agressives. Mais<br />
localement, le contact avec les eaux d’imbibition du remblai peut conduire à leur fragilisation puis ensuite à<br />
leur éventuel effondrement. Il convient <strong>de</strong> les inspecter par caméra régulièrement pour détecter<br />
d’éventuelles faiblesses visibles <strong>de</strong>puis l’intérieur du tuyau.<br />
47
A la question C sur une éventuelle contamination du lac artificiel d’Y-Parc ou <strong>de</strong>s autres exutoires, on peut<br />
répondre :<br />
- pour le lac artificiel : les eaux <strong>de</strong> surface qui l’alimentent possè<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s teneurs en sulfates<br />
comprises entre 250 et 800 mg/l. Ces teneurs ne posent pas <strong>de</strong> problème significatif pour l’écologie<br />
du lac.<br />
- pour le Canal Oriental : celui-ci est alimenté par <strong>de</strong> nombreux drainages <strong>de</strong> la plaine <strong>de</strong> l’Orbe, dont<br />
le vieux réseau <strong>de</strong> drainage agricole sous Y-Parc, encore partiellement fonctionnel, qui joue un rôle<br />
majeur dans l’évacuation <strong>de</strong>s eaux sulfatées ayant percolés à travers le remblai. Les teneurs en<br />
sulfates y restent cependant assez mo<strong>de</strong>stes dans ce réseau, inférieures à celles du lac artificiel. A<br />
l’arrivée du collecteur dans le Canal oriental, une forte dilution se produit encore.<br />
- pour la nappe souterraine : les concentrations <strong>de</strong> sulfates dans la nappe souterraine sont modérées,<br />
généralement inférieures à 250 mg/l. Elles sont cependant trop élevées pour <strong>de</strong>s eaux <strong>de</strong> boisson<br />
(50 mg/l).<br />
Quant à la question (D) <strong>de</strong> l’origine <strong>de</strong>s sulfates et <strong>de</strong> la durée nécessaire pour obtenir un lessivage complet<br />
du stock <strong>de</strong> gypse, on peut affirmer que la quasi-totalité <strong>de</strong>s sulfates provient bien du remblai autoroutier. En<br />
effet, le sondage <strong>de</strong> 102 m n’a pas rencontré <strong>de</strong> substratum <strong>de</strong> marne à gypse sous la nappe. Les teneurs<br />
en amont du site sont également insignifiantes. Il a montré aussi qu’il n’y avait aucune perspective<br />
d’exploitation <strong>de</strong> cette nappe en raison <strong>de</strong> sa faible perméabilité, même à gran<strong>de</strong> profon<strong>de</strong>ur. On peut donc<br />
dire que la situation est <strong>de</strong> fait acceptable, malgré le statut <strong>de</strong> secteur A <strong>de</strong> protection <strong>de</strong>s eaux.<br />
En ce qui concerne le temps nécessaire au lessivage complet du gypse soli<strong>de</strong>, nous avons pu estimer le<br />
stock à environ 15’000 t. Sur la base <strong>de</strong>s essais <strong>de</strong> lixiviation et du calcul <strong>de</strong>s flux massiques <strong>de</strong> sulfates en<br />
base <strong>de</strong> remblai, le temps nécessaire pour lixivier la totalité du stock <strong>de</strong> gypse <strong>de</strong>s remblais est compris<br />
entre 200 et 300 ans. Durant ce temps, il y aura une péjoration croissante <strong>de</strong> la nappe en raison <strong>de</strong> la<br />
détérioration progressive du vieux réseau <strong>de</strong> drains agricoles sous le remblai.<br />
7. Morale et conclusion<br />
De cette étu<strong>de</strong> <strong>de</strong> cas, on peut tirer quelques enseignements généraux :<br />
- il n’y pas que les caractéristiques mécaniques <strong>de</strong>s marins qui sont importantes dans la gestion <strong>de</strong>s<br />
matériaux d’excavation.<br />
- les marins à gypse restent un problème délicat car leur usage en remblai entraîne <strong>de</strong>s effets massifs<br />
et durables sur les eaux.<br />
- dans les reconnaissances géotechniques, se méfier <strong>de</strong> facteurs d’origine minéralogique et<br />
hydrogéologiques qui peuvent donner lieu à <strong>de</strong>s mesures constructives particulières et à <strong>de</strong>s effets<br />
très différés dans le temps. En fait, cette règle <strong>de</strong> base est trop souvent oubliée.<br />
Prof. Aurèle Parriaux<br />
Ecole Polytechnique Fédérale <strong>de</strong> Lausanne (EPFL)<br />
Laboratoire <strong>de</strong> géologie <strong>de</strong> l’ingénieur et <strong>de</strong> l’environnement (GEOLEP)<br />
GC B1 383 (Bâtiment GC)<br />
CH – 1015 Lausanne<br />
Remerciements<br />
L’auteur remercie le Service <strong>de</strong>s routes du canton <strong>de</strong> Vaud pour l’avoir autorisé à présenter cette<br />
communication à la journée <strong>de</strong> la Société suisse <strong>de</strong> mécanique <strong>de</strong>s sols et <strong>de</strong>s roches.<br />
48
154<br />
MITTEILUNGEN <strong>de</strong>r Schweizerischen Gesellschaft für Bo<strong>de</strong>n- und Felsmechanik<br />
PUBLICATION <strong>de</strong> la Société Suisse <strong>de</strong> Mécanique <strong>de</strong>s Sols et <strong>de</strong>s Roches<br />
Réunion <strong>de</strong> printemps, 27 avril 2007, Fribourg, Frühjahrstagung, 27. April 2007, Freiburg<br />
Probleme mit Thaumasit und Ettringit<br />
in Recycling-Material<br />
Pirmin Ma<strong>de</strong>r<br />
49
Probleme mit Thaumasit und Ettringit in Recycling-Material<br />
Einleitung<br />
Bei min<strong>de</strong>stens zwei Baustellen in <strong>de</strong>r Schweiz waren nach <strong>de</strong>m Einbau von Recycling-Material in <strong>de</strong>n<br />
letzten Jahren Probleme aufgetreten.<br />
Im ersten Fall waren im Jahre 2003 umfangreiche Werkleitungsarbeiten und eine Erneuerung <strong>de</strong>s<br />
Strassenbelages ausgeführt wor<strong>de</strong>n. Im Frühjahr 2004 wur<strong>de</strong>n über <strong>de</strong>n Werkleitungsgräben leichte<br />
Verformungen festgestellt. Im Laufe <strong>de</strong>r Sommermonate wuchsen die Verformungen kontinuierlich an. Es<br />
waren Hebungen im Dezimeterbereich und an an<strong>de</strong>ren Stellen auch grössere Setzungen zu beobachten.<br />
Für die Verfüllung <strong>de</strong>r Leitungsgräben war Recycling-Betongranulat bzw. Recycling-Kiessand B (mit bis zu<br />
20% Betongranulat) gemäss Bauabfall-Richtlinie [1] bzw. Merkblatt ARV [2] verwen<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n.<br />
Offensichtlich hingen die Probleme mit <strong>de</strong>m eingefüllte Recycling-Material zusammen. Über 350 Meter<br />
Werkleitungsgräben mussten <strong>de</strong>shalb wie<strong>de</strong>r ausgehoben, neues Material eingefüllt und <strong>de</strong>r Strassenbelag<br />
wie<strong>de</strong>r neu erstellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Beim zweiten Fall zeigten sich bei einem grösseren Gewerbehaus-Neubau einige Zeit nach Fertigstellung<br />
grosse Schä<strong>de</strong>n in Form von Rissen bzw. richtiggehend eingedrückten Untergeschoss-Wän<strong>de</strong>n. Auch hier<br />
war Betonrecycling-Material als Gebäu<strong>de</strong>hinterfüllung eingebaut wor<strong>de</strong>n. Infolge Volumenzunahme hatte die<br />
Hinterfüllung sehr grosse Drücke auf die Wän<strong>de</strong> ausgeübt. Auch in diesem Fall waren umfangreiche<br />
Sanierungsmassnahmen erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Die Ursachen für die eingetretenen Verformungen im aufgefüllten Material konnten vorerst nicht ein<strong>de</strong>utig<br />
geklärt wer<strong>de</strong>n, normalerweise zeigt Betongranulat keine Quellerscheinungen.<br />
Abklärungen über die Materiallieferanten ergaben, dass <strong>de</strong>r im Recyclingmaterial enthaltene Beton bei<br />
bei<strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>nfällen aus <strong>de</strong>r Sanierung eines Tunnels im sogenannten Gipskeuper stammt.<br />
Diese Schichten bestehen aus Anhydrit-, Gips- und Tongesteinen (siehe Bild 1). Der Tunnel wies im damals<br />
sanierten Bereich Schä<strong>de</strong>n wie Abplatzungen und Verformungen an Wän<strong>de</strong>n und Sohle auf, die behoben<br />
wer<strong>de</strong>n mussten. Im Gewölbebereich war im rückzubauen<strong>de</strong>n Teil eine Abdichtung zwischen Aussenschale<br />
(aus Gunit) und <strong>de</strong>r Innenschale vorhan<strong>de</strong>n, das Sohlgewölbe war dagegen direkt auf <strong>de</strong>n Fels betoniert<br />
wor<strong>de</strong>n (siehe Bild 2). Das beschädigte Betongewölbe wur<strong>de</strong> örtlich in zwei Phasen abgebrochen,<br />
zusätzlicher Fels ausgebrochen und ein neues, teilweise verstärktes Gewölbe betoniert (siehe Bild 3).<br />
Die Schä<strong>de</strong>n am Tunnel entstan<strong>de</strong>n durch die Quelldrücke aus <strong>de</strong>m Fels. Bereits beim Bau mussten<br />
Gewölbeverstärkungen gemacht wer<strong>de</strong>n und es wur<strong>de</strong>n Messeinrichtungen eingebaut. Die Quellproblematik<br />
<strong>de</strong>r Gesteine <strong>de</strong>s Gipskeupers ist ein seit langem bekanntes Problem. Die Umwandlung von Anhydrit zu<br />
Gips (CaSO 4 + 2H 2 O → CaSO 4 •2H 2 O) in Anwesenheit von Tonmineralien führt zu einer grossen<br />
Volumenzunahme <strong>de</strong>s Gesteins und damit zu grossen Quelldrücken auf <strong>de</strong>n Tunnelausbau. Die Problematik<br />
<strong>de</strong>s druckhaften Verhaltens von Gesteinen infolge von Tonmineralen und Sulfaten war und ist immer wie<strong>de</strong>r<br />
Thema von Forschungen. Neueste Erkenntnisse zu dieser Problematik sind zum Beispiel in <strong>de</strong>n<br />
Ergebnissen eines Forschungsauftrages <strong>de</strong>s ASTRA [3] und einer Publikation von W. Steiner [4] enthalten.<br />
50
Bild 1: Schichtprofil Grundgebirge bis obere Malm (aus [5])<br />
51
Bild 2: Querschnitt Tunnel mit Anordnung Abdichtung<br />
Bild 3: Tunnelsanierung mit Totalersatz Gewölbe<br />
52
Ausgeführte Untersuchungen am verwen<strong>de</strong>ten Recyclingmaterial<br />
Durch ein mineralogisches Labor war im Jahre 2004 eine röntgenographische Analyse an je einer Probe <strong>de</strong>s<br />
Beton-Recyclingranulats von Fall 1 (aus einem Son<strong>de</strong>rschlitz) und einer Probe von noch beim Lieferanten<br />
vorhan<strong>de</strong>nem gebrochenem Beton aus <strong>de</strong>m Tunnelausbruch durchgeführt wor<strong>de</strong>n. In bei<strong>de</strong>n Proben wur<strong>de</strong>n<br />
die Tonminerale Illit, Smectit, Chlorit und Kaolinit nachgewiesen, in <strong>de</strong>r Probe aus <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>nstelle<br />
zusätzlich Gips/Anhydrit und Thaumasit.<br />
2005 führte ein zweites mineralogisches Labor Analysen an Proben <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>nfälle durch. Die<br />
mineralogische Zusammensetzung wur<strong>de</strong> mittels Röntgendiffraktometrie bestimmt und zusätzlich wur<strong>de</strong>n<br />
elektronenmikroskopische Untersuchungen durchgeführt.<br />
Bei <strong>de</strong>r Probe Fall 1 han<strong>de</strong>lte es sich einerseits um eine feuchte, weisse Masse (ca. 100 g) und an<strong>de</strong>rerseits<br />
um ein Granulat mit grau bis weiss erscheinen<strong>de</strong>n Bruchstücken (ca. 200 g). Mit <strong>de</strong>n röntgenographischen<br />
Untersuchungen konnten an bei<strong>de</strong>n Proben Quarz, Minerale <strong>de</strong>r Sulfatgruppe mit Gips, Thaumasit, Ettringit,<br />
die Minerale Calcit und Dolomit und Minerale <strong>de</strong>r Feldspatgruppe nachgewiesen wer<strong>de</strong>n. An Tonmineralien<br />
wur<strong>de</strong>n nachgewiesen: Illit, Chlorit, Vermiculit und Kaolinit. Smectite wur<strong>de</strong>n nicht beobachtet, ebenso kein<br />
Corrensit.<br />
Bild 4: Diffraktogramme Probe Fall 1<br />
Die elektronenmikroskopische Untersuchung bestätigte bei <strong>de</strong>r Probe aus <strong>de</strong>r weissen Masse das<br />
Vorkommen von na<strong>de</strong>ligen Kristallen aus Ettringit/Thaumasit.<br />
An <strong>de</strong>r Probe von Fall 2 wur<strong>de</strong>n ebenfalls röntgenographische und elektronenmikroskopische<br />
Untersuchungen und zusätzlich chemische und thermische Analysen durchgeführt. Die Probe bestand aus<br />
ca. 5 kg Granulat, die einzelnen Bruchstücke waren teilweise von einem weissen Belag überzogen (siehe<br />
Bild 5).<br />
53
Bild 5: Untersuchtes Betongranulat<br />
Die röntgenographischen Analysen zeigen bei <strong>de</strong>r Probe Fall 2 das Vorkommen von Gips, Anydrit,<br />
Thaumasit, Ettringit und Calcit sowie Illit, ev. Chlorit, ev. Vermiculit, Kaolinit und Smectit. Das Vorkommen<br />
von Corrensit kann nicht ganz ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />
Die elektronenmikroskopische Untersuchung ergab, dass <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>ne weisse Belag aus na<strong>de</strong>ligen<br />
Kristallen von Ettringit/Thaumasit besteht. Hier die wichtigsten Ergebnisse <strong>de</strong>r chemischen Analysen:<br />
Mittlerer Sulfatgehalt total 8.9 %<br />
Mittlerer Karbonatgehalt 19.7 %<br />
Mittlerer Sulfatgehalt wasserlöslich 4.1 %<br />
Der Sulfatanteil in <strong>de</strong>r Betongranulat-Probe Fall 2 liegt damit weit über <strong>de</strong>m Gehalt, <strong>de</strong>r in Beton<br />
üblicherweise zu fin<strong>de</strong>n ist.<br />
Labor A<br />
Labor B<br />
Probe Fall 1 Probe Fall 2 Probe Betongranulat<br />
bei Hersteller<br />
Illit, Smectit, Chlorit und<br />
Kaolinit<br />
Gips/Anhydrit<br />
Thaumasit<br />
Calcit und Dolomit<br />
Illit, Chlorit, Vermiculit und<br />
Kaolinit, Smectit (Spuren)<br />
Gips<br />
Thaumasit, Ettringit<br />
Calcit und Dolomit<br />
- Illit, Smectit, Chlorit<br />
und Kaolinit<br />
Illit, ev. Chlorit, ev.<br />
Vermiculit, Kaolinit,<br />
Smectit<br />
Gips, Anhydrit<br />
Thaumasit, Ettringit<br />
Calcit<br />
-<br />
Tabelle 1: Zusammenstellung Resultate <strong>de</strong>r röntgenographischen Untersuchungen<br />
54
Fazit: An <strong>de</strong>n Proben aus bei<strong>de</strong>n problematischen Auffüllungen wur<strong>de</strong>n durch Labor B grössere Mengen an<br />
Ettringit und Thaumasit nachgewiesen. Ebenfalls vorhan<strong>de</strong>n ist in <strong>de</strong>n Proben Gips bzw. teilweise Gips und<br />
Anhydrit. Quellfähige Tonminerale sind nur in sehr geringem Ausmass vorhan<strong>de</strong>n, insbeson<strong>de</strong>re wur<strong>de</strong> das<br />
für die Gesteine <strong>de</strong>s Gipskeupers im entsprechen<strong>de</strong>n Tunnel typische Tonmineral Corrensit mit <strong>de</strong>n<br />
Laboruntersuchungen nicht nachgewiesen. Ettringit und Thaumasit sind zwei im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m<br />
Sulfatangriff auf Beton berüchtigte Mineralien.<br />
Zum Sulfatangriff auf Beton<br />
Der Sulfatangriff auf Beton ist seit über 50 Jahren bekannt. Der Wi<strong>de</strong>rstand von Beton gegen Sulfatangriff ist<br />
einerseits chemischer und an<strong>de</strong>rerseits physikalischer Natur. Für <strong>de</strong>n chemischen Wi<strong>de</strong>rstand ist im<br />
Wesentlichen <strong>de</strong>r eingesetzte Zement bzw. die eingesetzte Zement-Flugasche-Kombination massgebend,<br />
für <strong>de</strong>n physikalischen Wi<strong>de</strong>rstand die Dichte <strong>de</strong>s Betongefüges, gesteuert hauptsächlich über Wasser-/<br />
Zementfaktor und Verdichtung.<br />
Im Allgemeinen wird unterschie<strong>de</strong>n zwischen <strong>de</strong>m konventionellen Sulfatangriff unter Bildung von Ettringit,<br />
(auch als „Betonbazillus“ bekannt) zusammen mit Gips, und <strong>de</strong>m Thaumasit-Sulfat-Angriff. Scha<strong>de</strong>nfälle im<br />
Zusammenhang mit Ettringit sind ein seit langem bekanntes Problem auch in <strong>de</strong>r Schweiz. Die Verwendung<br />
von sulfatresistentem Portlandzement (SRPC) verhin<strong>de</strong>rt weitgehend die Bildung von Ettringit, nicht aber<br />
unbedingt die Bildung von Thaumasit.<br />
Das für <strong>de</strong>n Sulfatangriff erfor<strong>de</strong>rliche Sulfat kommt entwe<strong>de</strong>r in Form sulfathaltiger Wässer in <strong>de</strong>n Beton<br />
o<strong>de</strong>r kann auch in Form eines erhöhten Gipsgehaltes bereits im Beton vorhan<strong>de</strong>n sein.<br />
Beim konventionellen Sulfatangriff reagieren Sulfationen mit <strong>de</strong>n Calcium-Aluminat-Phasen und <strong>de</strong>m<br />
Calciumhydroxid <strong>de</strong>s Zementsteines unter Bildung von Ettringit und Gips.<br />
(3CaO•Al 2 O 3 • 3CaSO 4 • 31H2O)+ (CaSO 4 •H 2 O)<br />
Da die Bildung von Ettringit mit einer starken Volumenzunahme (7 - 8fach!) verbun<strong>de</strong>n ist, treten bei diesem<br />
Prozess meist grosse Schä<strong>de</strong>n auf.<br />
Beim Thaumasit-Sulfatangriff reagieren Sulfationen mit <strong>de</strong>n Calcium-Silikat-Hydraten (CSH) <strong>de</strong>s<br />
Zementsteines unter <strong>de</strong>r Bildung von Thaumasit:<br />
Ca 6 [Si(OH) 6 ] 2 (CO 3 ) 2 (SO 4 )24H 2 O o<strong>de</strong>r einfacher (CaSiO 3 • CaCO 3 • CaSO 4 •15H 2 O)<br />
Die genauen Bildungsreaktionen und Stabilitätsbedingungen von Thaumasit sind noch nicht bis ins Detail<br />
verstan<strong>de</strong>n. Für die Bildung braucht es nach [6] und [7] vereinfacht gesagt:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Sulfat<br />
SiO 3 (kommt hauptsächlich aus CSH)<br />
grössere Mengen an Karbonat (CO 2- 3 -Ionen gelöst im Wasser o<strong>de</strong>r aus Baustoff (Karbonatkies)<br />
Wasser (Bo<strong>de</strong>nfeuchte aus <strong>de</strong>r Umgebung o<strong>de</strong>r Wasserzufluss)<br />
Temperaturen unter 15° (darüber entsteht Ettringit)<br />
pH-Wert über 10.5 (darunter wird Thaumasit instabil, es entstehen „Popcorn-Calcit“ + Sulfat-Ionen)<br />
Die Reaktion führt zu einer vollständigen Umwandlung <strong>de</strong>r CSH-Phasen <strong>de</strong>s Zementsteines in Thaumasit<br />
und damit zu einer vollständigen Entfestigung <strong>de</strong>s Betons. Der Beton wird zu „Brei“. Thaumasit hat aber<br />
keine treiben<strong>de</strong> Wirkung. Thaumasit kann entwe<strong>de</strong>r direkt gemäss <strong>de</strong>r beschriebenen Reaktion, aber auch<br />
über <strong>de</strong>n Umweg von „solid solutions“ aus Ettringit gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n [8]. Kristallographisch sind Ettringit und<br />
Thaumasit mit na<strong>de</strong>lförmigem Erscheinungsbild sehr ähnlich. Scha<strong>de</strong>nfälle durch Entfestigung von<br />
Fundamentbeton wegen Thaumasitbildung sind vor allem aus England bekannt.<br />
Als Quelle für Sulfationen kommen in <strong>de</strong>r Schweiz vor allem die gips- und anhydrithaltigen Gesteine in<br />
Frage, daneben aber auch pyrithaltige Tongesteine wie etwa <strong>de</strong>r Opalinuston. Weitere Sulfatquellen können<br />
Auftausalz, Gipsverputze o<strong>de</strong>r Verunreinigungen sein. Das Sulfat kann durch stark mineralisierte<br />
Bergwässer auch über weitere Distanzen transportiert wer<strong>de</strong>n.<br />
55
Folgerungen<br />
Die ausgeführten Laboruntersuchungen zeigen, dass die Volumenaus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s aufgefüllten<br />
Betongranulates wahrscheinlich hauptsächlich auf die Bildung von Ettringit und Gips zurückzuführen ist.<br />
Quellfähige Tonminerale wur<strong>de</strong>n nur in sehr geringem Ausmass nachgewiesen. Durch die Bildung von<br />
Thaumasit wur<strong>de</strong>n Betonbruchstücke im Granulat teilweise völlig entfestigt, weshalb auch Setzungen<br />
auftreten konnten.<br />
Das für die Bildung von Ettringit und Gips notwendige Sulfat könnte einerseits aus Felsbruchstücken aus<br />
<strong>de</strong>m Gipskeuper stammen, welche allenfalls beim Gewölberückbau mit <strong>de</strong>m Beton vermischt wur<strong>de</strong>n.<br />
Gemäss mineralogischer Proben beträgt <strong>de</strong>r Sulfatanteil (Gips + Anhydrit) im Gipskeuper bis gegen 70 -90%<br />
und <strong>de</strong>r Tonanteil liegt zwischen ca. 7 und 14% [9]. Gegen diese Annahme spricht, dass das für <strong>de</strong>n<br />
Gipskeuper typische Mineral Corrensit nicht nachgewiesen wer<strong>de</strong>n konnte. Der Rückbau-Beton musste<br />
zu<strong>de</strong>m sortenrein an <strong>de</strong>n Weiterverarbeiter geliefert wer<strong>de</strong>n. Das Sulfat könnte aber auch bereits in Teilen<br />
<strong>de</strong>s Betons vorhan<strong>de</strong>n gewesen sein. Die Betonstrukturen im nun sanierten Tunnelteil wiesen Schä<strong>de</strong>n auf,<br />
was das Eindringen von sulfathaltigem Bergwasser in <strong>de</strong>n Beton sicher begünstigte. Das Sohlgewölbe war<br />
zu<strong>de</strong>m direkt auf <strong>de</strong>n Gipskeuper-Fels betoniert; dort war keine Abdichtung vorhan<strong>de</strong>n. Auch die äussere<br />
Betonschale war in direktem Kontakt mit <strong>de</strong>m Fels, kann also Sulfat enthalten. Der Beton war gemäss <strong>de</strong>n<br />
Erfahrungen im Rückbau allerdings nicht entfestigt, son<strong>de</strong>rn musste mit <strong>de</strong>m Abbauhammer abgebaut<br />
wer<strong>de</strong>n. Als dritte Möglichkeit könnte das Sulfat schliesslich aus im Einbaubereich bereits vorhan<strong>de</strong>nem<br />
o<strong>de</strong>r neben <strong>de</strong>m Recyclingmaterial eingebautem Material stammen.<br />
Es genügt bereits eine relativ geringe Verunreinigung <strong>de</strong>s Betons, um <strong>de</strong>n Sulfatangriff beim Betongranulat<br />
auszulösen, da dieses eine grosse spezifische Oberfläche aufweist. Nach <strong>de</strong>m Einbau <strong>de</strong>s Granulats als<br />
Auffüllmaterial kam aus Nie<strong>de</strong>rschlag und Bo<strong>de</strong>nfeuchtigkeit genügend Wasser für <strong>de</strong>n Ablauf <strong>de</strong>r Reaktion<br />
dazu. Die im Bo<strong>de</strong>n eher tieferen Temperaturen begünstigten die Bildung von Thaumasit gegenüber<br />
Ettringit.<br />
Aus welcher Quelle das im Recycling-Material nachgewiesene Sulfat stammt, kann mit <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n<br />
Daten nicht schlüssig ausgesagt wer<strong>de</strong>n.<br />
Schlussbemerkungen<br />
Die bisher nur bei <strong>de</strong>r Herstellung von Beton beachtete Sulfatproblematik muss auch beim Einsatz von<br />
Recyclingmaterial mit Betonanteilen berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>r Herstellung von Beton-Recyclingmaterial<br />
ist sicherzustellen, dass <strong>de</strong>r Ausgangsbeton nicht sulfathaltig ist. Insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>r Herkunft aus<br />
Bereichen mit sulfathaltigen Gesteinen o<strong>de</strong>r Wässern muss <strong>de</strong>r Beton geprüft wer<strong>de</strong>n. Falls das Material<br />
erhöhte Sulfatgehalte aufweist, darf es nicht im Recycling verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn muss <strong>de</strong>poniert<br />
wer<strong>de</strong>n, wobei das Verhalten mit möglicherweise starkem Quellen bzw. Entfestigung durch<br />
Thaumasitbildung auch beim Einbau in Deponie zu berücksichtigen ist. In <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Richtlinien<br />
bzw. Merkblättern [1], [2] sollte ein entsprechen<strong>de</strong>r Hinweis angebracht wer<strong>de</strong>n.<br />
Auch bei Schüttungen mit Gipskeuper-Sedimenten ist entsprechend Vorsicht geboten. Der Aspekt <strong>de</strong>r<br />
Thaumasitbildung wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Schweiz bis jetzt wenig berücksichtigt. Bei Fundationen auf sulfathaltigen<br />
Gesteinen sollten in Zukunft Massnahmen ergriffen wer<strong>de</strong>n, um einen Thaumasit-Sulfatangriff auf <strong>de</strong>n Beton<br />
zu verhin<strong>de</strong>rn. Es wäre auch empfehlenswert, z.B. einige auf sulfathaltigen Sedimenten fundierte Brücken<br />
auf Schä<strong>de</strong>n im Fundationsbereich zu untersuchen.<br />
Im Zusammenhang mit <strong>Quellprobleme</strong>n in Tunneln spielt die Wasserzirkulation längs <strong>de</strong>s Tunnels eine<br />
grosse Rolle, wie <strong>de</strong>r Forschungsbericht ASTRA zeigt [3]. Bei Tunneln mit Vorkommen von sulfathaltigen<br />
Gesteinen muss darauf geachtet wer<strong>de</strong>n, dass die sulfathaltigen Wässer sich nicht längs <strong>de</strong>s Tunnels hinter<br />
<strong>de</strong>n Abdichtungen weiterbewegen können („Zwischenschotts“ einbauen). Dies sollte bei <strong>de</strong>r Revision <strong>de</strong>r<br />
Norm Tunnelabdichtung berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, wie es <strong>de</strong>r Schweizer Geologenverband CHGEOL in seiner<br />
Stellungnahme angeregt hat.<br />
Die Regelung <strong>de</strong>r Verantwortlichkeiten für die eingetretenen Schä<strong>de</strong>n ist sehr komplex. Das Wissen um die<br />
Problematik <strong>de</strong>s Einsatzes von möglicherweise sulfathaltigem Beton-Recyclingmaterial war zum Zeitpunkt<br />
<strong>de</strong>s Scha<strong>de</strong>neintrittes sicher noch nicht sehr verbreitet in <strong>de</strong>r Baupraxis bzw. erst bei Spezialisten<br />
vorhan<strong>de</strong>n.<br />
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[1] Richtlinie für die Verwertung mineralischer Bauabfälle (Ausbauasphalt, Strassenaufbruch,<br />
Betonabbruch, Mischabbruch) Juli 1997, BUWAL.<br />
[2] Merkblatt: Prüfung <strong>de</strong>r Recyclingbaustoffe. ARV, März 1999.<br />
[3] Hauber, L. et al. (2005): Tonminerale und Sulfate als Ursache für druckhaftes Verhalten von<br />
Gesteinen. Bericht Forschungsauftrag ASTRA 1996/039, Oktober 2005.<br />
[4] Steiner, Walter (2007): Einfluss <strong>de</strong>r Horizontalspannungen auf das Quellverhalten von Gipskeuper.<br />
Felsbau, Nr. 1/2007.<br />
[5] Wildi, Walter (1983): Erdgeschichte und Landschaften im Kanton Aargau.<br />
[6] Madsen, F.T. : (2005): Die Bildung von Thaumasit durch Sulfat-Angriff auf Beton. Literaturstudie,<br />
unpubl.<br />
[7] Crammond, N.J. (2002): The Thaumasite Form of Sulphate Attack in the UK. Proceedings of the First<br />
International Conference on Thaumasite in Cementitious Materials, BRE, Garston, UK, 19-21 June<br />
2002.<br />
[8] Bensted, J. (2002): Thaumasite - Direct, Woodfordite and other possible Formation Routes.<br />
Proceedings of the First International Conference on Thaumasite in Cementitious Materials, BRE,<br />
Garston, UK, 19-21 June 2002.<br />
[9] Nüesch, R, Steiner, W. & Madsen, F.T (1995): ): Long time swelling of anhdritic rocks: mineralogical<br />
and microstructural evaluation. Proceedings for the 8th International Congress on Rock Mechanics,<br />
Tokyo, Japan, p. 133 -138.<br />
Adresse <strong>de</strong>s Verfassers:<br />
Pirmin Ma<strong>de</strong>r, dipl. phil. II, Geologe SIA / CHGEOL<br />
Gysi Leoni Ma<strong>de</strong>r AG<br />
Konradstrasse 54<br />
8005 Zürich<br />
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