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Studierendeninitiative "HWP rauchfrei! Frische Luft. Für alle." Wenn ...

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<strong>Studierendeninitiative</strong> "<strong>HWP</strong> <strong>rauchfrei</strong>! <strong>Frische</strong> <strong>Luft</strong>. <strong>Für</strong> <strong>alle</strong>."<br />

Claudia Ranft (FG VWL; Fon 0175 730 41 12), Marie Janackova und Nevenka Lübbing<br />

<br />

Im IKRA Wettbewerb ausgezeichnet!<br />

(Berlin, Februar 2003)<br />

Postadresse: c/o AStA der <strong>HWP</strong><br />

Von-Melle-Park 9 / 20146 Hamburg<br />

E-Mail: hwp-<br />

II. Hamburger Fachtagung zur Raucherentwöhnung – Nichtraucherschutz<br />

LBK Hamburg * 07. Mai 2003<br />

<strong>Wenn</strong> uns nicht geholfen wird, dann helfen wir uns selbst!<br />

Das Positivprojekt „<strong>HWP</strong> <strong>rauchfrei</strong>!“<br />

und die Grenzen demokratischer Aushandlungsprozesse<br />

Referentin: Claudia Ranft<br />

1 Startseite<br />

Guten Tag,<br />

ich stelle Ihnen heute das studentische Positivprojekt „<strong>HWP</strong> <strong>rauchfrei</strong>! <strong>Frische</strong> <strong>Luft</strong>. <strong>Für</strong> <strong>alle</strong>.“<br />

vor. Im Namen meines kleinen Teams darf ich mich bei Herrn Hoff für die Einladung ganz<br />

herzlich bedanken.<br />

Nach dem Motto „<strong>Wenn</strong> uns nicht geholfen wird, dann helfen wir uns selbst!“ wurden die<br />

Mitglieder der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik, <strong>HWP</strong>, in einen demokratischen<br />

Aushandlungsprozeß zur einvernehmlichen Lösung unseres Rauchproblems eingebunden.<br />

2 Die Ausgangslage<br />

An der <strong>HWP</strong> ist das Rauchen in den öffentlich zugänglichen Bereichen seit über sieben Jahren<br />

nicht mehr erlaubt.<br />

Dieses Rauchverbot wurde im Zuge der Durchsetzung <strong>rauchfrei</strong>er Seminarräume erlassen. Ein<br />

extra ausgewiesener Rauchbereich wurde damals als Übergangslösung eingerichtet, es gibt<br />

ihn immer noch.<br />

Das Rauchverbot in Foyer, Treppenhäusern usw. wurde seitdem von vielen Studierenden und<br />

auch einigen Lehrkräften ignoriert. Was bisher von Seiten der Hochschulleitung toleriert<br />

wurde.<br />

Hinweise auf das geltende Rauchverbot brachten in der Regel nichts außer frechen Antworten.<br />

Einzelne Beschwerden bei der Hochschulleitung stießen zwar auf Verständnis, zogen aber<br />

keinerlei Konsequenzen nach sich.


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Die Vergangenheit hatte gezeigt, dass vereinzeltes Handeln kaum Druck erzeugte. Ein koordiniertes<br />

Vorgehen im Rahmen eines Projekts erschien vielversprechender.<br />

Also entschlossen sich Ute Herkströter und ich am Anfang des Sommersemsters, das Problem<br />

anders anzupacken und eine richtige Kampagne gegen das Zwangsmitrauchen an der <strong>HWP</strong><br />

auf die Beine zu stellen, denn wir waren aus gesundheitlichen, ästhetischen und sozialen<br />

Gründen nicht mehr bereit, die gegebene Situation hinzunehmen.<br />

Zu einem Punkt möchte ich an dieser Stelle noch etwas sagen:<br />

Die Konzeption des Projekts „<strong>HWP</strong> <strong>rauchfrei</strong>!“ hängt wesentlich mit meinem ganz persönlichen<br />

Bild einer Universität zusammen. Ich studiere, um mich weiter zu entwickeln. Durch das<br />

Studium partizipiere ich an der Ergründung und Verknüpfung von Wissen – ich tauche ein in<br />

den geistigen Reichtum der Welt, um größere Zusammenhänge zu verstehen. Es ist ein bißchen<br />

anders als in einer – ich benutze zur Verdeutlichung ein Klischee – Bauarbeiterbude. An<br />

der Universität geht es um persönliches Wachstum, in der Bauarbeiterbude meist eher um<br />

BILD.<br />

Rücksichtslosigkeit hat keinen Platz in einer demokratisch verfaßten Gemeinschaft. Gewalt<br />

darf nicht das erste Mittel der Wahl in Auseinandersetzungen sein. Nehmen wir den Demokratiegedanken<br />

ernst, dann gehört zu dieser Gesellschaft ein permanentes, bewußtes Austarieren<br />

individueller Interessen unter Beteiligung <strong>alle</strong>r.<br />

Daher ist „<strong>HWP</strong> <strong>rauchfrei</strong>!“ ein Positivprojekt. Es geht nicht um die Stigmatisierung und<br />

Ausgrenzung der Raucher/innen, sondern um eine Lösung, die ihren Bedürfnissen so weit wie<br />

möglich gerecht wird.<br />

3 Zielgruppen und Ziele<br />

Die Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik ist eine kleine Universität, die ganz<br />

besonders auf Studierende des zweiten Bildungswegs ausgerichtet ist. Ich bin eine davon.<br />

Unser Studienalltag ist davon geprägt, dass 40% der ca. 2.600 Studierenden eine Berufsausbildung<br />

haben, viele verfügen über langjährige Berufserfahrung.<br />

Von diesen 2.600 Studierenden sind einer Untersuchung aus dem Sommersemester 2001 zufolge<br />

38,2% Raucher/innen, 61,8% rauchen nicht.<br />

Neben den Studierenden arbeiten an der <strong>HWP</strong> grob geschätzt etwa 90 Personen in der Verwaltung<br />

und ca. 50 in der Lehre.<br />

Wir haben es also mit drei Zielgruppen zu tun, die sich in jeweils zwei Gruppen splitten lassen<br />

und unterschiedliches zu leisten haben:<br />

Rauchende Studierende, die sich in Zukunft an das Rauchverbot halten sollen.<br />

Nichtrauchende Studierende, die ihre rauchenden Kommilitoninnen und Kommilitonen zur<br />

Einhaltung des Rauchverbots auffordern sollen.


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Rauchende Verwaltungsangestellte, die selbst auf das Rauchen in den öffentlichen Bereichen<br />

verzichten sollten.<br />

Nichtrauchende Verwaltungsangestellte, die innerhalb ihrer Statusgruppe und vor <strong>alle</strong>m rauchende<br />

Studierende auf das Rauchverbot aufmerksam machen sollen.<br />

Rauchende Mitglieder des Lehrkörpers, die sich ihre Vorbildfunktion vergegenwärtigen und<br />

auf das Rauchen in den öffentlichen Bereichen verzichten sollen.<br />

Und schlußendlich... nichtrauchende Lehrkräfte, die ebenfalls innerhalb ihrer Statusgruppe<br />

und rauchende Studierende auf das Rauchverbot aufmerksam machen sollen. Außerdem wird<br />

von den Lehrkräften erwartet, dass sie die Problematik in ihre Vorlesungen integrieren, sofern<br />

sich das Thema dazu eignet.<br />

Das Projekt hat drei klar priorisierte Ziele:<br />

Erstens die Rauchfreiheit in <strong>alle</strong>n öffentlich zugänglichen Bereichen der <strong>HWP</strong>, als da wären<br />

Foyer, Treppenhäuser, Kellerräume, Toiletten. Das innerhalb der <strong>HWP</strong> gelegene, autonome<br />

studentische Café „Knallhart“ ist bereits <strong>rauchfrei</strong>.<br />

Diese Rauchfreiheit sollte durch Überzeugungsarbeit erreicht werden. Wir wollten der Hochschulleitung<br />

beweisen, dass <strong>rauchfrei</strong>e <strong>Luft</strong> auch ohne Sanktionen, <strong>alle</strong>in durch entschlossenes,<br />

klares Auftreten, erreicht werden kann.<br />

Eng damit zusammenhängend wollten wir unter Beteiligung <strong>alle</strong>r betroffenen Gruppen annehmbare<br />

Alternativen für die Raucher/innen finden, z.B. eine zusätzliche Überdachung eines<br />

der Nebenausgänge oder durch eine Verbesserung der Lüftungsbedingungen im bestehenden<br />

Rauchbereich.<br />

Und schließlich war mit dem Projekt auch der Wunsch verbunden, als positives Beispiel für<br />

Studierende an anderen Universitäten zu dienen, die mit einer ähnlichen Problematik konfrontiert<br />

sind.<br />

4 Projektphase 1<br />

Das Projekt gliedert sich in drei Phasen:<br />

1.Sommersemester 2002,<br />

2.Wintersemester 2002/03 und<br />

3.Sommersemester 2003.<br />

Ob wir im Wintersemester 2003/04 aktiv werden müssen, wird sich im Laufe der kommenden<br />

Monate zeigen.<br />

Das Projekt begann im Sommersemester 2002. Ende April fingen Ute Herkströter und ich an,<br />

das Rauchproblem in die Hochschulöffentlichkeit zu tragen und nach Mitstreiterinnen zu<br />

suchen. Die Aushänge wurden im 1- bis 2-wöchigen Rhythmus ausgewechselt, um einer<br />

Gewöhnung vorzubeugen. Klassische Anbringungsorte waren (und sind) die Eingangsbereiche,<br />

Flurtüren, Toilettenvorräume und das Tutorienbrett. Teilweise wurden die Aushänge mit<br />

Kommentaren versehen, kleine pro-und-contra-Dialoge konnten dort nachgelesen werden.


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Wir haben hauptsächlich mit der direkten Ansprache der Raucherinnen gearbeitet und z.B.<br />

deren Motivation mit der Umfrage „Lüfte Dein Geheimnis“, zu der ich noch kommen werde,<br />

abgefragt. Oberstes Gebot bei <strong>alle</strong>n direkten Kontaktaufnahmen war Freundlichkeit.<br />

Eine Kontaktaufnahme mit uns war von den Studierenden aus sowohl persönlich als auch<br />

über e-Mail möglich. Wer wollte, konnte sich in unseren Verteiler aufnehmen und so über den<br />

Fortgang des Projekts informieren lassen.<br />

Über ein eigenes Projektverzeichnis im Intranet der <strong>HWP</strong> bestand und besteht für <strong>alle</strong> Hochschulangehörigen<br />

die Möglichkeit, sich umfassend über unser Vorhaben zu informieren.<br />

Durch die Einbindung der Präsidentin der <strong>HWP</strong>, Frau Dr. Dorothee Bittscheidt sowie intensive<br />

Gremienarbeit haben wir den Grundstein für die zweite Projektphase gelegt: wir waren<br />

im Hochschulsenat, in den Fachschaften, haben uns mit der AG Bau und Technik wegen<br />

möglicher Lösungen beraten und – erfolglos – versucht, eine finanzielle Unterstützung des<br />

AStA zu bekommen.<br />

Im hochschuleigenen <strong>HWP</strong> Magazin haben wir einen Artikel über unser Anliegen veröffentlicht<br />

und im letzten Drittel des Semesters bildete sich dann das Kernteam der Initiative heraus.<br />

Neben den Initiatorinnen Ute Herkströter und mir kamen noch Marie Janackova und Nevenka<br />

Lübbing dazu.<br />

5 Der einzige Mann im Team: Ziggi<br />

Interessanterweise haben sich keine Männer zur Mitarbeit im Kernteam gefunden.<br />

Anfängliche Unterstützungsangebote entpuppten sich als nicht belastbar, sobald sie in Anspruch<br />

genommen werden sollten. Ein - von mir sehr geschätzter - Kommilitone sprach mich<br />

zur Mitte des Wintersemesters erstaunt an. Er hatte angenommen, wir würden uns nur einmal<br />

kurz im Sommersemester aufbäumen und das wär‘s dann. Mit unserem Durchhaltevermögen<br />

hatte er überhaupt nicht gerechnet.<br />

Auch dass das Projekt „nur“ von Frauen getragen wird, hat so manche/n dazu verleitet, es<br />

nicht ernst zu nehmen.<br />

Die Figur, die hier zu sehen ist, entstand erst gegen Ende des Wintersemesters. Sie war für ein<br />

Rauchaustreibungsritual nach ecuatorianischem Vorbild gedacht 1 , dass dann nicht stattfand,<br />

weil wir Ziggi viel zu schön für den Scheiterhaufen fanden.<br />

Ein Randphänomen des Projekts war das Auftauchen des (altbekannten?) Männer/Frauen-<br />

Gegensatzes. Widerstand gegen das Rauchverbot scheint männlich konnotiert und sexy zu<br />

sein – auch für Frauen. Die „bessere“, „toughe“ Frau raucht und läßt sich nichts verbieten –<br />

schon gar nicht von anderen Frauen. Sie ist attraktiver als die farblosen „Zicken“, die das<br />

Zwangsmitrauchen abstellen wollen.<br />

1 In Ecuador ist es Brauch, am 31.12. um Mitternacht lebensgroße Puppen zu verbrennen, die das alte Jahr<br />

symbolisieren.


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Der „echte“ Mann läßt sich ebenfalls auf gar keinen Fall von einer Frau etwas sagen – zumindest<br />

nicht in der Öffentlichkeit. Zudem weiß er viel besser, wie sie vorzugehen hätte. Würde<br />

er im Projekt mitarbeiten wollen, dann würde er das sowieso <strong>alle</strong>s ganz anders aufziehen. Er<br />

will aber nicht. Und deswegen darf das Projekt auch keinen Erfolg haben bzw. es wird sowieso<br />

keinen Erfolg haben, weil er es ja unwichtig findet. „Ich darf nicht mitspielen“ (was<br />

nicht stimmt) wird zur Ausrede für „ich traue mich nicht, mitzuspielen, weil ihr so stark zu<br />

sein scheint und ich nicht <strong>alle</strong>in bestimmen darf, wo’s langzugehen hat“.<br />

Es ist das alte Lied. Wir haben einfach weggehört.<br />

6 Beschlüsse der akademischen Selbstverwaltung<br />

Ab Mai 2002 stützte sich unsere Arbeit auf die am 14.5. erfolgte grundsätzlich Zusage der<br />

Präsidentin, das Rauchverbot durchzusetzen. Mit dieser Zusage im Rücken erwirkten wir einen<br />

Unterstützungsbeschluß im Hochschulsenat. Dazu kam eine Selbstverpflichtung der<br />

Fachschaften, die <strong>alle</strong>rdings eher appellativen Charakter hatte und zunächst nicht zu vermehrtem<br />

Einsatz der Lehrkräfte führte.<br />

Naturgemäß ist mit den genannten Gremien die Notwendigkeit permanenten Nachfragens und<br />

Insistierens verbunden, um die Weiterverfolgung einmal gefaßter Beschlüsse sicherzustellen.<br />

Stellen Sie sich das wie einen Terrier vor, der sich in ihr Hosenbein verbissen hat und partout<br />

nicht abschütteln läßt – so ungefähr war (und ist) unsere Rolle.<br />

Die Verwaltungsangestellten wurden übrigens in dieser Phase noch nicht in unsere Arbeit<br />

einbezogen.<br />

7 Aktionszettel „Lüfte Dein Geheimnis“<br />

Unsere Art der direkten Kontaktaufnahme kann mit dem Aktionszettelchen „Lüfti“ gut verdeutlicht<br />

werden. Im A6-Format wurden sie im Foyer rauchenden Studierenden in die Hand<br />

gedrückt mit der Bitte, sie ausgefüllt zurückzugeben.<br />

Gefragt wurde nach dem unterstellten „guten Grund“, weswegen diese Person das Rauchverbot<br />

ignorierte und nach einem Vorschlag, unter welcher Voraussetzung sie es beachten würde.<br />

Auf der Rückseite haben wir die üblichen Strukturdaten abgefragt. Von ca. 300 verteilten<br />

Zettelchen bekamen wir 23 zurück.<br />

8 Frage, und Dir wird geantwortet<br />

Zum Welt-Nichtraucher-Tag am 31.05. haben wir das Ergebnis der Umfrage im Originalwortlaut<br />

und unkommentiert veröffentlicht. Es wurden hauptsächlich Angaben zum „guten<br />

Grund“ gemacht und kaum welche zur „guten Idee“. Deutlich wurde auf jeden Fall – ich<br />

denke, dass kann so gesagt werden -, dass es keinen guten Grund gibt. Aus der Reaktion vieler<br />

Raucher/innen (und dem geringen Rücklauf) kann geschlossen werden, dass dies den<br />

meisten auch bewußt ist.<br />

Am Ende der Kampagne hätten wir diese Ausreden quasi mitsingen können. „Recht auf Entfaltung<br />

meiner Persönlichkeit“; „die Mehrheit raucht, sieht man doch“; „geh Du doch raus“;


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„ja, wenn die Hochschulleitung Sanktionen ergreift, DANN würde ich das lassen, aber<br />

sonst?“; “ich will nicht mit Dir reden“, usw. usf. Wer sich einmal solchen Diskussionen ausgesetzt<br />

hat, kennt die gängigen Begründungen.<br />

9 Übergang Projektphase 1 zu 2<br />

Nach der „Bewußtmachungsphase“ im Sommersemester 2002 mußte nun der eigentliche<br />

Projektzeitraum – Wintersemester 2002/03 – vorbereitet und den Aktivitäten ein orientierender<br />

Rahmen gegeben werden. Nachdem die Planung für 14 Wochen Projektarbeit stand – ein<br />

Semester dauert immer 14 Wochen -, wurde bei der Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft für<br />

Gesundheitsförderung ein Unterstützungsantrag eingereicht.<br />

Außerdem wurde u.a. versucht, Hamburger Krankenkassen zur Mitarbeit im Projekt zu gewinnen.<br />

An dieser Stelle möchte ich darauf aufmerksam machen, dass <strong>alle</strong> Vorarbeiten ausschließlich<br />

in meiner Hand lagen und von mir zu Hause erledigt wurden. Hätte ich damals<br />

geahnt, wie zeit-, energie- und nervenintensiv dieses Projekt werden würde, hätte ich ein<br />

Urlaubssemester genommen.<br />

10 Finanzierung<br />

Der soeben angesprochene Förderungsantrag bei der HAG war zu unserem großen Glück erfolgreich.<br />

Aufgrund unseres detaillierten Finanzplans erhielten wir ein Budget für Sachmittel<br />

und für eine externe Honorarkraft zur kontinuierlichen Betreuung unseres Infostands, die<br />

möglichst erfahren sein sollte in der konstruktiven Kommunikation mit schwierigen Gesprächspartner/innen.<br />

„Extern“ bedeutet hier „nicht zur <strong>HWP</strong> gehörend“, denn wir wollten<br />

gerne eine nicht nur den Studierenden, sondern auch der Universität gegenüber neutral eingestellte<br />

Person.<br />

Leider haben wir trotz intensiven Bemühens keine entsprechende Kraft finden können, so<br />

dass auch dieser Teil der Arbeit von unserem kleinen Team geleistet werden mußte – neben<br />

dem Studium.<br />

Hier gilt hervorzuheben, dass unser Projekt ohne die finanzielle Unterstützung der HAG in<br />

dieser Form unter keinen Umständen möglich gewesen wäre.<br />

11 Kooperation<br />

Mit der kleinen und relativ jungen Betriebskrankenkasse SPAR hatte sich bereits in der vorlesungsfreien<br />

Zeit eine inhaltliche Zusammenarbeit konkretisiert, für die ich mich an dieser<br />

Stelle ausdrücklich und herzlichst bedanken möchte.<br />

Mit kreativem Elan und gewissermaßen „zu jeder Schandtat bereit“ trug die BKK Spar wesentlich<br />

zu zwei sehr gelungenen Aktionstagen im Foyer der <strong>HWP</strong> bei. Gemeinsam wurde ein<br />

„Saft-Tag“ veranstaltet, dessen Einnahmen dem Kinderhospiz Sternenbrücke zugute kamen.<br />

Und es gab einen „Entspannungs-Tag“, an dem auch die BGf Consulting – Betriebliche Gesundheitsförderung<br />

– aktiv beteiligt war. Ebenfalls am 9.12. konnten die Hochschulangehö-


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rigen ihr Lungenvolumen testen – wer danach vor Schreck aus der Puste war, konnte bei einer<br />

viertelstündigen Traumreise im Entspannungszelt wieder zu Kräften kommen.<br />

12 Projektphase 2<br />

Die Tutor/innen der Orientierungseinheiten wurden explizit darauf angesprochen, das Rauchverbot<br />

entsprechend zu kommunizieren. Ich war selber OE-Tutorin und mußte hier zum ersten<br />

Mal erfahren, dass Menschen, die ich mochte, plötzlich nicht mehr mit mir reden wollten:<br />

ausdrücklich wegen des Projekts. Die Annahme von Informationsmaterial wurde von diesen<br />

Personen ohne genaue Angabe von Gründen verweigert.<br />

Die Präsidentin der <strong>HWP</strong> hat die Studienanfänger/innen bei ihrer Begrüßung ausführlich und<br />

deutlich auf die veränderte Sachlage hingewiesen und später noch eine offizielle Mitteilung<br />

herausgegeben, die sich an ausnahmslos <strong>alle</strong> Hochschulangehörigen wandte. Wir haben diese<br />

Mitteilung auf A2 hochgezogen und an gut sichtbaren Stellen in der Universität plakatiert.<br />

Zum Vorlesungsbeginn am 7. Oktober begann dann die zweite Projektphase. Der mobile Infostand<br />

wurde in dieser Woche geliefert. Die Lehrkräfte wurden erneut aufgefordert, sich<br />

verstärkt an der direkten Ansprache der RaucherInnen zu beteiligen und daran erinnert, dass<br />

der Erfolg des Projekts wesentlich von einer breiten Beteiligung <strong>alle</strong>r Hochschulangehörigen<br />

abhängt. Wir haben im Laufe des Semesters drei Veranstaltungen als zusätzliche Möglichkeit<br />

der Diskussion angeboten. <strong>Für</strong> die Veranstaltung am 27.11. haben wir 2 Stunden vorlesungsfrei<br />

bekommen.<br />

Es gab Aktionen wie z.B. „Obst gegen Zigaretten“, eine tolle Idee, die wir uns von Siemens<br />

abgekuckt haben, oder die Umfrage „Schrei nach Liebe“; wir haben im Foyer Hintergründe<br />

zum Projekt und Informationen zum Rauchen bzw. Passivrauchen ausgestellt, die bewährten<br />

Aushänge gemacht und Flugblätter für all diejenigen verteilt, die sich näher über den Projektverlauf<br />

informieren, aber niemanden ansprechen wollten.<br />

Außerdem haben wir im Wintersemester - neben den Artikeln im <strong>HWP</strong> Magazin - erstmals<br />

gezielt externe Pressearbeit gemacht. Mopo, Die Welt und das Hamburger Abendblatt haben<br />

zumindest ein Mal kurz über uns berichtet; die Uni Szene ist von sich aus auf uns zugekommen<br />

und hat einen kleinen Beitrag verfaßt. Im Uni-Spezial der taz sollte ein Bericht erscheinen<br />

– aus uns nicht bekannten Gründen ist das jedoch nicht in die Tat umgesetzt worden.<br />

Zum bundesweiten Wettbewerb für <strong>rauchfrei</strong>e Arbeitsplätze haben wir uns bzw. die <strong>HWP</strong><br />

angemeldet und außerdem haben wir uns am Aufbau des bundesweit aktiven Studentischen<br />

Netzwerks gegen das Zwangsmitrauchen beteiligt.<br />

13 Infostand<br />

Nun kurz zu unserem Infostand.<br />

Um unsere Präsenz im Foyer so flexibel wie möglich gestalten zu können, haben wir einen<br />

Werkstattwagen mit Rollen angeschafft, der in einem abschließbaren Raum der Hausmeister<br />

gelagert werden konnte.


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Mit dem Infostand als Basis sind wir zur Ansprache der Raucher/innen „ausgeschwärmt“, an<br />

ihm selber wurden natürlich auch viele Gespräche geführt. Wir haben dort Infos angeboten,<br />

z.B. eine Zusammenstellung des Krankenkassen-Angebots zur Rauchentwöhnung, Infos zum<br />

Rauchertelefon, Postkarten und Streichholzbriefchen der Landeszentrale für Gesundheitsförderung<br />

Rheinland-Pfalz („Eine Zigarette hat noch niemandem geschadet - es sei denn, man<br />

zündet sie an“) und Aufkleber „mir stinkt‘s“ der Deutschen Krebshilfe.<br />

In einem DIN A4-Aufsteller konnten immer die neuesten Infos zum Stand der Dinge nachgelesen<br />

werden.<br />

Mit unterschiedlichen Sorten von Hustenbonbons bedankten wir uns bei denjenigen, die an<br />

den Stand kamen und das Rauchen im Foyer unterließen - es war gewissermaßen ein freundlicher<br />

kleiner Handel: Du kannst jederzeit ein Bonbon haben, wenn Dir danach ist - und es<br />

wäre schön, wenn Du das Rauchen hier drin ließest. Nichtraucher/innen haben natürlich auch<br />

davon profitiert - übrigens ein wichtiger Punkt: Es gab durchaus Eifersüchteleien, dass den<br />

Raucher/innen so viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Es gab auch Studierende, die uns<br />

für schwachsinnig erklärten, weil wir uns „mit diesen Idioten“ solche Mühe machten. Sie kapitulierten<br />

aber in der Regel sehr schnell, wenn sie eine praktikable, friedliche Lösung für das<br />

Problem vorschlagen sollten.<br />

Da wir öfter danach gefragt wurden, haben wir eine Unterschriftenliste konzipiert und am<br />

Stand ausgelegt. Am Ende des Wintersemesters hatten wir 214 Unterschriften, wovon 37 von<br />

Raucher/innen sind, die unsere Forderung nach <strong>rauchfrei</strong>er <strong>Luft</strong> unterstützen. 214 mag wenig<br />

scheinen - bei insgesamt 2.600 Studierenden -, aber Sie müssen berücksichtigen, dass wir die<br />

Unterschriften nicht aktiv gesammelt haben. Unterschreiben konnten nur diejenigen, die an<br />

den Stand kamen.<br />

Das Buch „Kippen - Leben ohne Zigaretten“ lag zur Ansicht aus.<br />

14 Meinungsüberblick 1<br />

Durch Zufall erfuhren wir von einer Untersuchung, die im Sommersemester 2001 an der<br />

<strong>HWP</strong> durchgeführt worden war. Im Rahmen des Kurses „Empirische Sozialforschung“ wurde<br />

der Frage nachgegangen, wie Studierende gegenüber dem Problem des Rauchens in den<br />

Räumen der <strong>HWP</strong> eingestellt sind. Ich möchte kurz darauf eingehen und die Ergebnisse in<br />

Auszügen referieren:<br />

Insgesamt gingen 178 Studierende in die Auswertung ein; knapp 40% der Student/innen<br />

rauchen, 60% tun es nicht. Dieses Verhältnis ist derzeit (gesamtgesellschaftlich gesehen)<br />

normal.<br />

Und es zeigt, dass mitnichten die Mehrheit an der <strong>HWP</strong> raucht. Es ist vielmehr so, dass eine<br />

zwar starke, aber eben: Minderheit ihre Bedürfnisse anderen aufzwingt. Und sich die Mehrheit<br />

diesem gewaltförmigen Verhalten unterwirft.<br />

Die Frage, ob es generell störe, wenn Personen in ihrer Gegenwart rauchten, wurde von knapp<br />

50% positiv beantwortet, 35% fühlen sich nicht belästigt. Immerhin 14% mochten sich nicht<br />

entscheiden, was sich vielleicht auch damit erklären läßt, dass nicht <strong>alle</strong> Menschen negativ


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auf (Zigaretten-)Rauch reagieren. Es gibt durchaus Nichtraucher/innen, die gerne passivrauchen<br />

und das als angenehm empfinden.<br />

15 Meinungsüberblick 2<br />

Auf die weich formulierte Frage „Vielerorts ist Rauchen am Arbeitsplatz strikt untersagt.<br />

Halten Sie das auch für die <strong>HWP</strong> für empfehlenswert?“ antworteten knapp 60% zustimmend,<br />

davon die überwiegende Anzahl mit „unbedingt“. 22% lehnten ein Rauchverbot ab, 12% davon<br />

entschieden.<br />

Dies weist im übrigen auch darauf hin, dass das geltende Rauchverbot von vielen gar nicht<br />

mehr wahrgenommen wurde - es war ja schon längst eingeführt. Die überall gut sichtbar angebrachten<br />

Rauchverbots-Schilder hatten keine Wirkung mehr; teilweise ist auch versucht<br />

worden, sie mit Gewalt zu entfernen.<br />

Die harte Frage, ob „ein absolutes Rauchverbot an der <strong>HWP</strong> für sinnvoll und notwendig“<br />

gehalten würde, brachte zum ersten Mal zwei Blöcke zum Vorschein: Ein absolutes Rauchverbot<br />

wurde von 46% als positiv erachtet, 40% waren dagegen.<br />

Die Frage nach der Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit von Sanktionen spiegelt diese Haltung<br />

wider, wobei hier die Gruppe der Unentschiedenen größer ist: Knapp 42% halten Sanktionen<br />

für angebracht, knapp 40% sind dagegen.<br />

16 Glücksrad<br />

Wir haben nicht nur Texte ausgehangen, die über den Stand der Dinge oder unsere Forderungen<br />

informierten, sondern auch kleine Bewußtwerdungshilfen wie diese hier.<br />

17 Beschlüsse der studentischen Selbstverwaltung<br />

Mit unserem AStA hatten wir wenig Glück. Mit Ach und Krach war er dazu bereit, die Kopierkosten<br />

für das Sommersemester zu übernehmen - insgesamt 46 Euro -, aber mehr wollte<br />

er dann doch nicht für uns tun. Nach einer interessanten, aber fruchtlosen Auseinandersetzung,<br />

in der nur noch der Faschismus-Vorwurf fehlte, hat der AStA unsere Arbeit im Hintergrund<br />

torpediert. Auch die offene Zurschaustellung ihrer Ablehnung fehlte nicht: Mitglieder<br />

des AStA rauchen z.T. bis heute im Foyer.<br />

Im Konvent der <strong>HWP</strong> kam es zwar zu einem Unterstützungsbeschluß, aber keiner ausgedehnten<br />

Diskussion unseres Anliegens. Ein lästiges Merkmal der Selbstverwaltung: es fehlt<br />

zu oft die Zeit, eine Angelegenheit wirklich auszudiskutieren. Da <strong>alle</strong> auch sonst mehr als<br />

genug zu tun haben, finden die Sitzungen in der Regel unter Zeitdruck statt. Natürlich ist der<br />

Beschluß trotzdem für unsere Öffentlichkeitsarbeit nützlich, schließlich ist der Konvent das<br />

Parlament der Studierenden und was er beschließt, wird im Namen <strong>alle</strong>r beschlossen.<br />

18 Schrei nach Liebe<br />

Mit der Aktion „Schrei nach Liebe“ wurden die Raucher/innen gefragt, was sie bräuchten, um<br />

sich an das Rauchverbot zu halten. Ob ihre Weigerung vielleicht daran läge, dass man sich


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nicht genug um sie kümmere. Und dass wir ihnen gerne einen Termin bei der Präsidentin<br />

vermitteln würden, damit sie ihr sagen könnten, was diese für sie tun solle.<br />

Diese Aktion hat uns wütende Proteste einiger weniger Raucher/innen eingetragen. Sie dachten,<br />

wir wollten sie veralbern. Was nur sehr eingeschränkt zutraf. Das Angebot, ihnen einen<br />

Termin mit der Präsidentin zu verschaffen, war absolut ernst gemeint. Wäre es gewollt gewesen,<br />

hätten wir uns darum gekümmert.<br />

Die Reaktion der Raucher/innen - und mancher Nichtraucher/innen – hat uns <strong>alle</strong>rdings auch<br />

bestätigt, dass der Aktionszettel auf jeden Fall Wirkung entfaltet hat.<br />

19 Mit einfachen Mitteln viele erreichen...<br />

Es gab viele Gelegenheiten für <strong>alle</strong>, sich an der Diskussion um die Lösungsfindung zu beteiligen.<br />

Nach der „Bewußtmachungsphase“ im Sommersemester 2002, aus der die Kippen-Installation<br />

stammt, wandten wir uns mit den bereits erwähnten Ausstellungen und z.B. einer<br />

Podiumsdiskussion am 27. November an die Hochschulöffentlichkeit.<br />

<strong>Für</strong> die Portrait-Ausstellung sind wir z.B. Anfang Januar mit einer Digitalkamera durch die<br />

Universität gelaufen und haben Studierende, Lehrkräfte und Verwaltungsangestellte um eine<br />

Stellungnahme zum Projekt gebeten. Sie wurden <strong>alle</strong> ausdrücklich darauf hingewiesen, dass<br />

wir auch negative Rückmeldungen in die Ausstellung aufnehmen würden – es kamen keine.<br />

Insgesamt 14 Bilder mit den dazu gehörenden Äußerungen wurden dann über mehrere Tage<br />

im Foyer gezeigt.<br />

Die Aussstellungstafeln standen zwei Wochen im Foyer, sie wurden morgens auf- und abends<br />

wieder abgebaut, um dem Vandalismus keine Chance zu geben. Ein von uns gestaltetes<br />

Transparent, das ohne eine Leiter nicht zu erreichen war, wurde geklaut - wir haben daraus<br />

ein Flugblatt gemacht „<strong>HWP</strong> <strong>rauchfrei</strong>! erreicht Kultstatus!“.<br />

<strong>Für</strong> die Veranstaltung am 27.11. haben wir das gesamte Foyer mit kleinen Rauchverbotszeichen<br />

ausgelegt, die wir am Ende auch selber wieder aufgekehrt haben. Das sah sehr gut aus<br />

und zog sehr viel Aufmerksamkeit auf sich.<br />

Bemerkenswerterweise wurden wir wegen dieser Aktion von einigen unserer „Kampfraucher“<br />

beschimpft, die sich über die Umweltverschmutzung und die Papierverschwendung aufregten.<br />

(Wobei wir letzteres gar nicht bestreiten möchten. Wir hatten uns jedoch durchaus mit der<br />

Frage auseinandergesetzt und uns bewußt für die Aktion in dieser Form entschieden.)<br />

20 „Mit einfachen Mitteln viele erreichen“ (2. Folie)<br />

Unser Foyer eignet sich sehr gut für das Aufhängen und Gestalten von Stoffbahnen.<br />

Auf DIN A3 hochkopiert, haben wir dort z.B. die Beschlüsse <strong>alle</strong>r Gremien publiziert, Informationen<br />

über gesundheitliche Implikationen des Rauchens bei Erwachsenen und Kindern<br />

weitergegeben und vor <strong>alle</strong>m das Ergebnis der eingangs erwähnten Untersuchung mitgeteilt:<br />

die Minderheit raucht, nicht die Mehrheit, wie immer wieder behauptet wurde.


<strong>Studierendeninitiative</strong> "<strong>HWP</strong> <strong>rauchfrei</strong>! <strong>Frische</strong> <strong>Luft</strong>. <strong>Für</strong> <strong>alle</strong>.“<br />

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Es schien nur die Mehrheit zu sein, weil sich viele Nichtraucher/innen dem Zwangsmitrauchen<br />

dadurch entzogen, dass sie das Foyer in den Pausen mieden. Das Feld war den Raucher/innen<br />

überlassen.<br />

Die direkte Ansprache Rauchender erforderte ein hohes Maß an Mut und Gelassenheit, und<br />

vor <strong>alle</strong>m eine freundliche, aber bestimmte Vertretung der Projektziele: <strong>alle</strong> öffentlich zugänglichen<br />

Bereichen sollten <strong>rauchfrei</strong> werden. Mit Ausnahme des Rauchbereichs, der eine<br />

schwierige Gratwanderung erzwingt: Seine Lage ist ungünstig, die Lüftung funktioniert nicht<br />

richtig und er ist auf jeden Fall zu klein, um eine wirkliche Alternative zu sein. Da ihn die<br />

Hochschulleitung nicht auflösen möchte, haben wir uns zumindest darum gekümmert, dass<br />

die Lüftung jetzt gewartet wird.<br />

Unsere Aushänge spiegeln eine ganze Palette mehr oder weniger spielerischer Versuche dar,<br />

das Thema in der Öffentlichkeit zu halten und immer wieder aufs Neue interessant zu machen.<br />

Dieses Fundstück aus dem Internet eignete sich ausgezeichnet für eine Persiflage der<br />

„coolen“ Raucher (Tipalet-Werbung aus den 60er Jahren).<br />

21 Alternative Pausen<br />

Der eingangs erwähnte Saft-Tag stand unter dem Motto „Vitamine statt Zigarette“. Hier<br />

konnten die Hochschulangehörigen Mitte November 2002 zwischen zwei frisch gemixten<br />

Säften – Orange/Banane und Grapefruit/Apfel/Himbeere – wählen.<br />

Am Entspannungstag fanden im Entspannungszelt und im Frauenraum – letzterer naturgemäß<br />

nur Frauen zugänglich – z.B. kleine Traumreisen statt und wer wollte, konnte sich von der<br />

Homöopathin Frauke Siedenburg, die unabhängig von der BKK Spar mit unserem Projekt<br />

kooperiert hat, probehalber akupunktieren lassen.<br />

Am Ende des Wintersemesters war die Rauchfreiheit - worauf wir realistischerweise aber eingerichtet<br />

waren - mitnichten durchgesetzt. Doch die Rauchdichte hatte enorm abgenommen -<br />

einzig ein kleines Grüppchen Unentwegter versuchte weiterhin, Streit zu provozieren. Zum<br />

Beispiel indem sie sich in die Nähe des Infostands stellten, demonstrativ rauchten und herausfordernd<br />

kuckten - wir haben sie angelächelt und nicht weiter beachtet.<br />

22 IKRA – ausgezeichnete Arbeit<br />

Unser Projekt – und damit die Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik – hat, wie<br />

schon erwähnt, als bundesweit einzige Hochschule am IKRA-Wettbewerb teilgenommen.<br />

Die Jury des Initiativkreises für <strong>rauchfrei</strong>e Arbeitsplätze würdigte unser Engagement am 10.<br />

Februar 2003 als „hervorragende, beispielhafte Leistung“ mit einem Sonderpreis. In ihrer<br />

engagierten Laudatio wies die Schirmfrau des Wettbewerbs, Ministerin Dagmar Schipanski,<br />

ausdrücklich darauf hin, dass sie aus eigener Erfahrung wisse, wie schwierig es sei, an einer<br />

Universität Veränderungen "von oben nach unten" durchzusetzen, ganz zu schweigen vom<br />

Versuch, ein Umdenken "von unten nach oben" zu erzielen.


<strong>Studierendeninitiative</strong> "<strong>HWP</strong> <strong>rauchfrei</strong>! <strong>Frische</strong> <strong>Luft</strong>. <strong>Für</strong> <strong>alle</strong>.“<br />

Seite 12<br />

Dass sie sich sehr über den Vorschlag der Jury gefreut habe und auf den weiteren Verlauf der<br />

Kampagne gespannt sei, haben wir ihr ohne weiteres abgenommen. Wir halten Frau Schipanski<br />

über den Fortgang unseres Projekts auf dem Laufenden und freuen uns sehr, in ihre<br />

eine engagierte <strong>Für</strong>sprecherin zu haben.<br />

„Anekdote“: Ein Journalist des Stern gehörte zur Jury. Auf unsere Anfrage, ob er eine kleine<br />

Notiz über unser Projekt bringen wolle, antwortete er, die Sache sei „zu klein“. Aber Sie wissen<br />

sicherlich selbst, wie schwierig es ist, die Presse für dieses Thema zu gewinnen.<br />

IKRA-Mitglieder sind:<br />

BDA, DGB, VDBW (Verband deutscher Betriebs- und Werksärzte),<br />

HVBG (Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften),<br />

BUK, BAuA (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin),<br />

IG Metall, BKK Bundesverband, WHO-Partnerschaftsprojekt Tabakabhängigkeit.<br />

23 Schwierigkeiten<br />

Natürlich ist nicht <strong>alle</strong>s immer glatt gelaufen und im Rückblick frage ich mich manchmal, wie<br />

das <strong>alle</strong>s überhaupt zu schaffen war.<br />

23.1 Intern<br />

Wir hatten zwar von Anfang an die uneingeschränkte Unterstützung der Präsidentin, doch<br />

äußerte sich diese ausschließlich in verbaler Form. Dass die Hochschulleitung über keinerlei<br />

konkrete Sanktionsmöglichkeiten verfügte, haben wir erst sehr spät erfahren. Aber eben auch,<br />

dass es durchaus die Möglichkeit gäbe, ein Sanktionsinstrument einzuführen, nämlich einen<br />

Gebührentatbestand „Verstoß gegen das Rauchverbot“.<br />

Es ist uns im Laufe der Kampagne nicht gelungen, weitere Personen in das Kernteam einzubinden.<br />

Wir bekamen zwar Zuspruch und Lob, aber dies war oft mit dem Nachsatz „ich<br />

glaube ja nicht, dass ihr es schafft, trotzdem viel Glück!“ verbunden. Es gab eine unglaubliche<br />

Resignation ob der vielen vergeblichen Versuche, die bisher gestartet worden waren, und<br />

ich konnte mich hin und wieder des Eindrucks nicht erwehren, dass so manche/r regelrecht<br />

auf ein Scheitern hoffte, um sich bestätigt zu fühlen.<br />

Hinderlich war auch, dass uns Informationen nur sehr selten zugetragen wurden, ohne dass<br />

wir konkret nachgefragt hätten. Es waren oftmals Zufälle, die uns wichtige Informationen<br />

zugänglich machten. Dass es zum Beispiel eine Untersuchung zur Rauchproblematik gibt,<br />

haben wir relativ spät und nur zufällig erfahren. Es hat dann noch längere Zeit gedauert, bis<br />

wir die zuständige Lehrkraft erreicht und drei Exemplare der Auswertung ergattert hatten.<br />

Oder die Tatsache, dass sich die <strong>HWP</strong> momentan lediglich auf das allgemeine Hausrecht<br />

stützt, oder dass es, wie bereits erwähnt, durchaus möglich wäre, eine Gebühr einzuführen.<br />

Diese Information wurde auch von keiner Behörde weitergegeben.


<strong>Studierendeninitiative</strong> "<strong>HWP</strong> <strong>rauchfrei</strong>! <strong>Frische</strong> <strong>Luft</strong>. <strong>Für</strong> <strong>alle</strong>.“<br />

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Ganz besonders belastend war die Tatsache, dass wir von der Hochschulleitung zu 98% nur<br />

auf Nachfrage über den Stand der Dinge auf ihrer Seite informiert wurden. Gerade in der<br />

vorlesungsfreien Zeit zwischen Winter- und dem jetzigen Sommersemester war diese Situation<br />

äußerst schwierig und auch vor dem Hintergrund der derzeitigen Diskussion um die<br />

Hochschulstrukturreform nicht nachvollziehbar. Es wäre schön gewesen, wenn es von Anfang<br />

eine konkrete, von der Hochschulleitung festgelegte Ansprechperson für uns gegeben hätte,<br />

die unser Anliegen ernst und den Schutz der Nichtraucher/innen ihrerseits in die Hand nimmt.<br />

Unser ursprünglicher Projekttitel „<strong>HWP</strong> <strong>rauchfrei</strong>!“ ist von manchen Raucher/innen als zu<br />

hart empfunden worden. Als Reaktion darauf haben sie unsere Aushänge und Flugblätter einfach<br />

nicht mehr gelesen - jedenfalls sagen das einige -, und so sind ihnen wesentliche Informationen<br />

entgangen, die wichtig gewesen wären für eine Beteiligung am Lösungsfindungsprozeß.<br />

Es mag seltsam anmuten, aber an Universitäten scheint es keine funktionierende Kultur der<br />

Auseinandersetzung zu geben. Weder unter den Studierenden, noch unter dem Rest der Hochschulangehörigen.<br />

Das ist an der <strong>HWP</strong> nicht anders als in Frankfurt, Passau, Köln oder Giessen.<br />

Es wird noch zu selten pragmatisch diskutiert und zu oft mit politischen Versatzstücken<br />

bzw. persönlichen Animositäten gearbeitet - kleine Gruppen von „Grundsatzdiskutierer/innen“<br />

schaffen es so, einen Entwicklungsprozeß zu blockieren.<br />

Dass wir keinen Rückhalt des AStA hatten, hat unser Arbeit unnötig erschwert. Auch deswegen,<br />

weil wir als studentische Initiative nicht über ein Büro an der Universität verfügen. Es<br />

wäre Sache des AStA gewesen, uns eine Nutzung seiner Infrastruktur zu ermöglichen, denn<br />

immerhin handeln wir auch im Namen zahlloser Studierender, die schon lange auf eine<br />

Durchsetzung des Rauchverbots warten.<br />

Die kleine Größe des Teams hat - ganz besonders nach dem Wegfall von Ute Herkströter –<br />

unleugbar zu Überforderung geführt. Es ist nur zu einem sehr hohen Preis möglich, die „normale“<br />

Organisation, interne und externe Pressearbeit, die Gewinnung von Kooperationspartner/innen<br />

und die Absprache von Aktionen, die Aufrechterhaltung des Kontakts mit der HAG,<br />

die Verhandlungen mit der Hochschulleitung, die Kommunikation mit Lehrkörper und Verwaltungsangestellten,<br />

ganz zu schweigen von der zuverlässigen Besetzung des Infostands<br />

usw. usf. unter einen Hut zu bringen.<br />

23.2 Extern<br />

Es gab keine konkreten Handlungstips Seitens der Behörden, auch kein Hinweis auf mögliche<br />

Sanktionen. Nevenka Lübbing hat sich z.B. um die rechtliche Seite gekümmert und keine<br />

wirklich hilfreichen Informationen bekommen, beim Amt für Arbeitsschutz konnte uns nicht<br />

weitergeholfen werden (trotz großem Verständnis für unsere Situation...) und dass wir zur<br />

Zeit einen Gesundheitssenator haben, der der Schill-Partei angehört, war einfach zu viel für<br />

uns.


<strong>Studierendeninitiative</strong> "<strong>HWP</strong> <strong>rauchfrei</strong>! <strong>Frische</strong> <strong>Luft</strong>. <strong>Für</strong> <strong>alle</strong>.“<br />

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Die politischen Gruppen an der <strong>HWP</strong> waren bis auf eine Ausnahme nicht daran interessiert,<br />

uns weiterzuhelfen, also z.B den Kontakt zu kompetenten Entscheidungsträger/innen im<br />

Hamburger Senat zu vermitteln. Frau Lübbing hat dann selber entsprechende Kontakte gesucht<br />

und gefunden, <strong>alle</strong>rdings ohne spürbare Auswirkungen.<br />

Es konnte keine Honorarkraft für die kontinuierliche Betreuung des Infostands gefunden<br />

werden. Weder über private Kontakte, noch über Nachfragen bei Beratungsstellen oder eine<br />

Stellenanzeige in der taz - <strong>alle</strong>s Fehlanzeige. Die zuletzt übrig gebliebene Interessentin sagte<br />

am Abend vor dem Vorstellungstermin mit der Begründung ab, für 9,90 Euro würde sie nicht<br />

mehr arbeiten.<br />

Die Pressearbeit war schwierig - das ist sie <strong>alle</strong>rdings immer. Manchmal schien es so, als<br />

wäre ein „Positivprojekt“ einfach nicht interessant und unsere Herangehensweise zu langweilig.<br />

Die Reporterin des Hamburger Abendblatts bspw. hat in ihrem Beitrag schwerpunktlich<br />

versucht, den Konflikt aufzubauschen, statt auf die ebenfalls übermittelten positiven Aspekte<br />

einzugehen.<br />

Wir haben sowohl bei gesetzlichen als auch privaten Krankenkassen angefragt. Durch die<br />

Förderung der HAG saßen die gesetzlichen Krankenkassen mit im Boot, was wir aber erst<br />

nach Abschluß der zweiten Projektphase erfahren haben. Insgesamt haben sich die Krankenkassen<br />

aber eher zurückhaltend gezeigt. Wobei durchaus unterschieden werden kann zwischen<br />

„netten“ Absagen und schlichtem Desinteresse.<br />

Es wäre jedoch wünschenswert, wenn sich die Krankenkassen gerade auf einem Feld wie dem<br />

Campus dazu entschließen könnten, sich aktiver an solchen Projekten zu beteiligen oder sie in<br />

ihre Arbeit zur Gesundheitsvorsorge einzubinden.<br />

24 Erfolge<br />

Das Projekt war - was uns betrifft - außerordentlich erfolgreich.<br />

Am Ende des Wintersemesters rauchte nur noch eine verschwindend geringe Minderheit, die<br />

durch entschlossene Ansprache durch Angehörige einer höheren Hierarchie-Ebene zur Einhaltung<br />

des Rauchverbots gebracht werden könnte.<br />

Auch wenn sich nur wenige Raucher/innen öffentlich mit positiven Beiträgen in den Prozeß<br />

eingemischt haben, so hat es doch sehr viele „Hintergrundgespräche“ und verständnisfördernde<br />

Begegnungen gegeben, die z.B. aus „Gesichtswahrungsgründen“ nicht allgemein<br />

sichtbar wurden.<br />

Aufgrund der Kooperationsbereitschaft der überwiegenden Anzahl der Raucher/innen konnte<br />

der Beweis erbracht werden, dass demokratische Aushandlungsprozesse durchaus funktionieren<br />

können - wenn beide Seiten „abrüsten“. Den Nichtraucher/innen wurde gezeigt, dass es<br />

auch ohne gewaltförmige Auseinandersetzungen zu einer zufriedenstellenden Problemlösung<br />

kommen kann.


<strong>Studierendeninitiative</strong> "<strong>HWP</strong> <strong>rauchfrei</strong>! <strong>Frische</strong> <strong>Luft</strong>. <strong>Für</strong> <strong>alle</strong>.“<br />

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Der von uns verfaßte Entwurf für den „Code of Conduct“, der eine Art Verhaltenskodex bzw.<br />

spezielle Hausordnung darstellt, befindet sich nun in der Verabschiedungsphase. Sämtliche<br />

Studierende werden sich bei ihrer Rückmeldung zum Wintersemester 2003/04 auf dieses<br />

Dokument zu verpflichten haben. Es regelt natürlich mehr als nur das Rauchen, aber eben<br />

auch dieses, und zwar in unmißverständlicher Form.<br />

Der Kanzler der <strong>HWP</strong> betreibt zur Zeit die Einrichtung eines neuen Gebührentatbestands<br />

„Verstoß gegen das Rauchverbot“. An diesem Zulassungsprozeß sind die Behörde für Wissenschaft<br />

und Forschung und, wenn ich das richtig verstanden habe, die Behörde für Finanzen<br />

beteiligt. Ich hoffe sehr, dass in unserem Sinne entschieden und die Gebühr eingeführt wird.<br />

Es wäre die auch von vielen Raucher/innen oft süffisant eingeforderte Sanktionsmöglichkeit,<br />

die bisher gefehlt hat.<br />

Wir sind ausgezeichnet worden!<br />

25 Vielen Dank an...<br />

Fünf Personen möchte ich an dieser Stelle besonders danken, die das Projekt in der Wintersemester-Phase<br />

in vielfältigster Form unterstützt haben:<br />

Irene Ehmke vom Büro für Suchtprävention hat mir sehr viel Zeit gewidmet, ihr verdanke ich<br />

sehr gute Tips zu Beginn der Projektplanung.<br />

Margrit Schlankardt von der HAG gebührt vor <strong>alle</strong>m Dank auch für das Vertrauen, dass sie in<br />

meinen gesunden Menschenverstand gesetzt hat, wenn es um die Umwidmung von<br />

Budgetposten ging, damit die eine oder andere spontan entstandene Aktion durchgeführt<br />

werden konnte.<br />

Jan Scharenberg von der BKK Spar war das, was sich jede Projektleitung nur wünschen kann:<br />

ein zuverlässiger, kreativer und immer gut gelaunter Kooperationspartner, der vor keinem<br />

Vorhaben zurückschreckt und flexibel auf veränderte Rahmenbedingungen eingehen kann.<br />

Detlef Christiansen aus der Behörde des Innern verdanke ich unschätzbare Unterstützung<br />

beim emotionalen Verarbeiten der Projektwidrigkeiten.<br />

Und Helga Müller von der Hamburger Universität hat nicht nur am 27.11. über das Programm<br />

„Rauchfrei in 10 Schritten“ referiert, sondern uns auch zuverlässig mit einer Liste der<br />

entsprechenden Krankenkassenangebote versorgt.<br />

Ihnen <strong>alle</strong>n gebührt Dank, genauso wie vielen anderen, die ich hier nicht gesondert auflisten<br />

werde, weil der Vortrag sich dann um mindestens eine halbe Stunde verlängern würde.<br />

26 Projektphase 3<br />

Die jetzige Projektphase ist eine, in der wir wieder ganz auf uns <strong>alle</strong>in gestellt sind. Es gibt<br />

weder eine finanzielle Förderung noch irgendwelche Planungen für größere Aktionen. Wobei<br />

die BKK Spar auf jeden Fall bereit stünde, falls uns etwas einfällt, was wir zusammen machen<br />

könnten.<br />

Der Infostand wird weiterhin von uns betreut, <strong>alle</strong>rdings nicht mehr in dem Ausmaß wie im<br />

Wintersemester, sondern nur noch an 2, 3 Tagen in der Woche für jeweils 2 bis 4 Stunden.


<strong>Studierendeninitiative</strong> "<strong>HWP</strong> <strong>rauchfrei</strong>! <strong>Frische</strong> <strong>Luft</strong>. <strong>Für</strong> <strong>alle</strong>.“<br />

Seite 16<br />

In diesem Semester werden die Aushänge im Grunde genommen dieselbe Funktion erfüllen<br />

wie zu Beginn, im Sommersemester 2002. Es geht darum, das Thema in der Hochschulöffentlichkeit<br />

präsent zu halten und die Studierenden über den Fortgang der Dinge zu informieren,<br />

z.B. über den Code of Conduct, den Gebührentatbestand und die Tatsache, dass das Foyer<br />

ab dem Wintersemester unter kontinuierlicher Aufsicht stehen wird, da die lange geplante<br />

Hausmeisterloge nun endlich realisiert wird.<br />

Flugblätter sollen die Information, die auf den Aushängen nur sehr knapp vermittelt werden<br />

kann, detaillierter zugänglich machen. Im übrigen besteht auch weiterhin das Verzeichnis im<br />

Intranet, über das <strong>alle</strong> relevanten Informationen abgerufen werden können.<br />

Möglicherweise wird es ein, zwei kleinere Aktionen geben, aber das hängt ganz wesentlich<br />

von unseren persönlichen Kapazitäten und der Entwicklung, die die Diskussion um die Hochschulstrukturreform<br />

nimmt, ab.<br />

Wir werden nach wie vor in kleinerem Rahmen Pressearbeit betreiben und vor <strong>alle</strong>m auch das<br />

<strong>HWP</strong> Magazin nutzen und werden wir unsere Erfahrungen über das Studentische Netzwerk<br />

gegen das Zwangsmitrauchen allgemein verfügbar machen.<br />

27 Fazit<br />

Wie klar geworden sein dürfte, ist die Einbindung sämtlicher Hierarchie-Ebenen unverzichtbar,<br />

um frei an der Universität agieren zu können.<br />

Es muß zu jedem Zeitpunkt ganz klar und so detailliert wie möglich darüber informiert werden,<br />

was gewollt, geplant und Stand der Dinge ist. Vielfach interpretierbare Aussagen sollten<br />

auf jeden Fall vermieden und Mißverständnisse möglichst zeitnah ausgeräumt werden. Vor<br />

<strong>alle</strong>m im Umgang zwischen verschiedenen Hierarchie-Ebenen, aber nicht nur.<br />

Hierfür braucht es auch ein zuverlässiges Team, das neben einer Projektverantwortlichen<br />

mindestens über drei weitere Mitglieder mit unterschiedlichen Stärken und klaren Zuständigkeiten<br />

verfügen sollte.<br />

Ein Projekt mit Geldsorgen ist kein gutes Projekt und bei <strong>alle</strong>m ehrenamtlichen Engagement<br />

sollten größere Vorhaben nicht privat finanziert werden müssen. Eine verläßliche, mit Augenmaß<br />

bestimmte finanzielle Grundlage sollte also gegeben sein, und die korrekte Abwicklung<br />

<strong>alle</strong>r Finanzfragen muß für ausnahmslos <strong>alle</strong> Teammitglieder denselben hohen Stellenwert<br />

haben.<br />

Sehr hilfreich, wenn auch nicht zwingend notwendig, ist die Möglichkeit zur Supervision<br />

bzw. Inanspruchnahme dessen, was heute so schick als „Coaching“ bezeichnet wird. Der<br />

Blick von außen auf die projektimmanenten Spannungen kann eine gute Hilfe zu ihrer Lösung<br />

sein.


<strong>Studierendeninitiative</strong> "<strong>HWP</strong> <strong>rauchfrei</strong>! <strong>Frische</strong> <strong>Luft</strong>. <strong>Für</strong> <strong>alle</strong>.“<br />

Seite 17<br />

Und für das Team selber?<br />

Hier braucht es auf jeden Fall die innere Überzeugung, das Richtige zu tun und die Entschlossenheit,<br />

das einmal festgelegte Ziel zu erreichen.<br />

Beharrlichkeit sollte möglichst <strong>alle</strong>n Teammitgliedern eigen sein. Es ist zwar nicht immer die<br />

netteste Rolle, sich wie ein Terrier an Entscheidungsträger/innen festzubeißen und sie ein ums<br />

andere Mal freundlich und bestimmt an ihre Zusagen zu erinnern - denn das nervt -, aber sie<br />

lohnt sich.<br />

Sehr wichtig ist im Umgang miteinander auf jeden Fall Ehrlichkeit. Es macht durchaus Eindruck,<br />

wenn dem Kanzler das mit Zigarettenstummeln randvolle Einmachglas mit der „Ernte“<br />

eines Tages vor die Nase gehalten und gesagt wird: „Das würde ich Ihnen jetzt wirklich gerne<br />

auf den Schreibtisch kippen, ich bin nämlich stinksauer, weil Sie nichts tun!“ Wobei das eine<br />

rein rhetorische Angelegenheit bleiben sollte - es ist nicht zwingend notwendig, diese Drohung<br />

auch in die Tat umzusetzen.<br />

Zur Ehrlichkeit gehört auch der unbedingte Respekt vor den Bedürfnissen der Gegenseite.<br />

Natürlich sind viele Raucher/innen süchtig. Das entbindet sie aber nicht ihrer Verantwortung<br />

zu gesellschaftsverträglichem Verhalten. Und es sind nicht die Menschen, die uns krank machen,<br />

sondern der Rauch ihrer Zigarette, ihres Zigarillos, ihrer Pfeife usw. Das sollte nie<br />

vergessen werden.<br />

Wer sich in ein solches Projekt begibt, braucht auf jeden Fall viel gute Laune und die Bereitschaft,<br />

sich selbst einem „Automonitoring“-Programm zu unterwerfen. <strong>Wenn</strong> klar ist, dass<br />

eine entspannte Reaktion auf provokante Verhaltensweisen nicht möglich sein wird, dann ist<br />

es auf jeden Fall ratsamer, entsprechende Situationen zu vermeiden. Damit verbunden ist etwas,<br />

was immer wieder und viel zu leicht aus den Augen gerät: Sich selbst auch Gutes zu tun<br />

und sich die Chance zum Regenerieren zu geben. Am besten sollten solche „Entspannungseinheiten“<br />

von vornherein in die Projektplanung aufgenommen werden.<br />

Last but not least sind positive Lösungsansätze wichtig. Und diese müssen ernst gemeint und<br />

grundsätzlich praktikabel sein.<br />

Und darauf einen... Schadstoffcocktail!?<br />

Lieber nicht. Dafür sind wir schon zu weit. Danke!

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