GEDOK Reutlingen eV - Hoefler-grafikdesign.de
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<strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong> 1951 - 2011<br />
58 Künstlerinnen<br />
Werkabbildungen und Portraits<br />
Vitae<br />
Wissenschaftliche Begleittexte<br />
Kunsthistorische Erfassung <strong>de</strong>r Künstlerin:<br />
Anke Bächtiger, Tübingen<br />
Dr. Evamarie Blattner, Tübingen<br />
Barbara Krämer, <strong>Reutlingen</strong><br />
Dr. Barbara Lipps-Kant, Tübingen<br />
Literaturwissenschaftliche und musikwissenschaftliche<br />
Erfassung <strong>de</strong>r Künstlerin:<br />
Hansdieter Werner, <strong>Reutlingen</strong><br />
1
Inhalt<br />
Vorwort von Gabriele Seeger,<br />
1. Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong> e.V. bis Mai 2011<br />
60 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong> - Frauen, Kunst, <strong>GEDOK</strong> S. 4<br />
Grußwort zum 60-jährigen Jubiläum <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong><br />
von Ingrid Scheller, Präsi<strong>de</strong>ntin Bun<strong>de</strong>sverband <strong>GEDOK</strong> e.V. S. 6<br />
Grußwort zum 60-jährigen Jubiläum <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong><br />
von Barbara Bosch, Oberbürgermeisterin von <strong>Reutlingen</strong> S. 8<br />
Anmerkung von Agnete Bauer-Ratzel,<br />
1. Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong> e.V. seit Mai 2011 S. 9<br />
Geschichte <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong><br />
Ein Bericht von Dorothea Goltermann S. 10<br />
Dorothea und Frank Goltermann - För<strong>de</strong>rn ohne zu for<strong>de</strong>rn<br />
von Hansdieter Werner S. 14<br />
Chronologie <strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong> S. 18<br />
Katalog<br />
Angewandte Kunst S. 20<br />
Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kunst S. 70<br />
Literatur S. 208<br />
Musik S. 218<br />
Biografien <strong>de</strong>r Kunsthistorikerinnen<br />
Anke Bächtiger, Dr. Evamarie Blattner,<br />
Barbara Krämer, Dr. Barbara Lipps-Kant<br />
und <strong>de</strong>s Kulturredakteurs Hansdieter Werner S. 252<br />
Künstlerinnen Adressenverzeichnis S. 254<br />
Sponsoren S. 258<br />
Impressum S. 259<br />
2
Künstlerinnen<br />
<strong>de</strong>r Angewandten Kunst<br />
Maria Brunner-Heber S. 22<br />
Gisella Codara S. 26<br />
Eva Funk-Schwarzenauer S. 30<br />
Sybille Groh S. 34<br />
Therese Höfler-Neumann S. 38<br />
Randi Kvanka S. 42<br />
Susanne Lukàcs-Ringel S. 46<br />
Lissi Maier-Rapaport S. 50<br />
Gisela Meyer S. 54<br />
Gabriele Nocker S. 58<br />
Barbara Thom-Kollross S. 62<br />
Ute Zeiher S. 66<br />
Künstlerinnen<br />
<strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Kunst<br />
Uta Albeck S. 72<br />
Sukhi Barber S. 76<br />
Petra Blum-Jelinek S. 80<br />
Heidi Degenhardt S. 84<br />
Ellen Eckel S. 88<br />
Ulla Frenger S. 92<br />
Renate Gaisser S. 96<br />
Maria Heyer-Loos S. 100<br />
Birgit Hofmann-Birkenhall S. 104<br />
Ulrike Holzapfel S. 108<br />
Frie<strong>de</strong>rike Just S. 112<br />
Doris Knapp S. 116<br />
Helga Koch S. 120<br />
Edith Kosellek S. 124<br />
Birgit Krins-Gudat S. 128<br />
Christa Langenscheid S. 132<br />
Gisela List S. 136<br />
Margarete List S. 140<br />
Sigrid Lokowandt S. 144<br />
Sabine Lorenzen S. 148<br />
Helga Mack-Scharnbeck S. 152<br />
MAMU<br />
Anne Rossipaul S. 156<br />
Helga Mayer S. 160<br />
Jutta Peikert S. 164<br />
Uli W. Pommer S. 168<br />
Renate Quast S. 172<br />
Susanne Reusch S. 176<br />
Gu<strong>de</strong> Schaal S. 180<br />
Gabriele Seeger S. 184<br />
Gabriele Sieber S. 188<br />
Margot Spuhler S. 192<br />
Ingrid Swoboda S. 196<br />
Birgit Weber S. 200<br />
Izumi Yanagiya S. 204<br />
Künstlerinnen<br />
<strong>de</strong>r Literatur<br />
Renate Hausmann S. 210<br />
Annette A. L. Koppenborg S. 214<br />
Künstlerinnen<br />
<strong>de</strong>r Musik<br />
Angelika Ben<strong>de</strong>r S. 220<br />
Angela-Charlott Bieber S. 224<br />
Bettina Gajewski S. 228<br />
Julia Galic S. 231<br />
Shoko Hayashizaki S. 234<br />
Gefion Landgraf-Mauz S. 237<br />
Anna di Mauro<br />
Annette Biswenger S. 240<br />
Karin Mielich S. 243<br />
Anne Munding S. 246<br />
Petra Wallach S. 249<br />
3
60 Jahre<br />
<strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong><br />
Frauen, Kunst, <strong>GEDOK</strong><br />
Inzwischen ist es unbestritten, Frauen<br />
haben einen wesentlichen Anteil an <strong>de</strong>r<br />
Entwicklung <strong>de</strong>r Kunst und sie wer<strong>de</strong>n die<br />
Kunst <strong>de</strong>s 21. Jahrhun<strong>de</strong>rts maßgeblich<br />
mitgestalten.<br />
Die Sozialgeschichte <strong>de</strong>r Frauen ist weithin<br />
eine Geschichte <strong>de</strong>r Einschränkungen.<br />
Auch die Kunstgeschichte stellt sich, soweit<br />
sie vom schöpferischen Anteil von Frauen<br />
han<strong>de</strong>lt, bis ins 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt hinein vor<br />
allem dar als eine Geschichte <strong>de</strong>r Unterprivilegierung<br />
und <strong>de</strong>r Chancenlosigkeit.<br />
Der Beruf <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Künstlers, auch<br />
<strong>de</strong>s Kunsthandwerkers war jahrhun<strong>de</strong>rtelang<br />
durch Zunft und Aka<strong>de</strong>miewesen ein<br />
männliches Monopol.<br />
Erst in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
traten Künstlerinnen in größerer<br />
Zahl an die Öffentlichkeit. Bis zu diesem<br />
Zeitpunkt waren Frauen aus <strong>de</strong>m A<strong>de</strong>l und<br />
<strong>de</strong>m gebil<strong>de</strong>ten Bürgertum oft vorzüglich<br />
in verschie<strong>de</strong>nen Kunstgattungen ausgebil<strong>de</strong>t,<br />
das aber war keineswegs verbun<strong>de</strong>n<br />
mit professionellen Ambitionen. Beschäftigung<br />
mit Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Kunst, Literatur<br />
und Musik diente, bis auf Ausnahmen, <strong>de</strong>r<br />
Reputation und Zerstreuung.<br />
Erst die Weimarer Republik brachte <strong>de</strong><br />
jure die Gleichberechtigung und damit die<br />
Öffnung <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mien.<br />
Die <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong> wur<strong>de</strong> 1951 gegrün<strong>de</strong>t,<br />
angeregt durch die Malerin und<br />
Klöpplerin Leni Matthaei.<br />
<strong>Reutlingen</strong> hat we<strong>de</strong>r eine Musikhochschule,<br />
noch eine Kunstaka<strong>de</strong>mie. Die Frauen<br />
in <strong>de</strong>r Reutlinger <strong>GEDOK</strong> sind Künstlerinnen,<br />
die aus persönlichen, familiären und<br />
beruflichen Grün<strong>de</strong>n hier in <strong>de</strong>r Region<br />
leben und arbeiten. Hart arbeiten, wie<br />
alle Künstler und Künstlerinnen. Nur ein<br />
geringer Prozentsatz <strong>de</strong>r Kulturschaffen<strong>de</strong>n<br />
kann von <strong>de</strong>m erlernten Beruf leben,<br />
einem Beruf, <strong>de</strong>r im Allgemeinen ein Studium<br />
voraussetzt.<br />
Frauen sind im Nachteil, trotz aller Fortschritte,<br />
in öffentlichen Sammlungen<br />
spielen sie immer noch die zweite Geige,<br />
und das, obwohl sie an Aka<strong>de</strong>mien und in<br />
Meisterklassen die Mehrheit bil<strong>de</strong>n.<br />
Die <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong> bietet Frauen <strong>de</strong>r<br />
Region Heimat, Austausch, Unterstützung<br />
auf <strong>de</strong>m beglücken<strong>de</strong>n, aber schweren Weg<br />
als Künstlerin – und das seit 60 Jahren.<br />
Gabriele Seeger<br />
1. Vorsitzen<strong>de</strong><br />
im Februar 2011<br />
1919 war die Zulassung an Kunstaka<strong>de</strong>mien<br />
möglich.<br />
1920 wur<strong>de</strong> das Bauhaus gegrün<strong>de</strong>t. Hier<br />
waren Frauen von Anfang an zugelassen<br />
und auch als Dozentinnen tätig.<br />
In diese Zeit, 1926, fällt die Gründung <strong>de</strong>r<br />
<strong>GEDOK</strong> durch Ida Dehmel, Ehefrau <strong>de</strong>s<br />
Dichters Erich Dehmel und selbst Schriftstellerin.<br />
<strong>GEDOK</strong> das ist <strong>de</strong>r Verband <strong>de</strong>r Gemeinschaften<br />
<strong>de</strong>r Künstlerinnen und Kunstför<strong>de</strong>rer<br />
e.V. das älteste und europaweit<br />
größte Netzwerk für Künstlerinnen aller<br />
Sparten mit heute über 3600 Mitglie<strong>de</strong>rn<br />
in 23 <strong>de</strong>utschen Städten und Regionen<br />
und in Wien.<br />
Die <strong>GEDOK</strong> ist offen für alle Sparten, die<br />
Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> und Angewandte Kunst, Musik,<br />
Literatur, Darstellen<strong>de</strong> Künste, Tanz und<br />
Neue Medien. Diese Interdisziplinarität ist<br />
für Künstlerinnen ein hervorragen<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>ll<br />
künstlerischen Schaffens.<br />
›Portrait Gabriele Seeger‹<br />
Foto: Marinko Belanov<br />
4
Grußwort<br />
Zum 60-jährigen Jubiläum <strong>de</strong>r<br />
<strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong><br />
Mit diesem spartenübergreifen<strong>de</strong>n Katalog<br />
für 58 Künstlerinnen würdigt die<br />
<strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong> 2011 ihr 60jähriges<br />
Gründungsjubiläum. Die Gründungsinitiative<br />
unternahmen Anfang Mai 1951<br />
Elle Hoffmann, die erste Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
<strong>GEDOK</strong> Stuttgart nach <strong>de</strong>m 2. Weltkrieg,<br />
Lisa Krieser, die aus Hannover stammen<strong>de</strong><br />
Spitzenkünstlerin Leni Matthaei,<br />
Marianne Schnei<strong>de</strong>r und Ruth Vogt. Der<br />
Schwerpunkt lag zunächst auf Angewandter<br />
Kunst und Musik. Es dauerte 20 Jahre,<br />
bis die Gruppe ›Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kunst‹ ein Eigenleben<br />
bekam, inzwischen ist auch die<br />
Literatursparte im Aufbau begriffen. In<br />
<strong>Reutlingen</strong> gibt es keine klassischen Ausbildungsstätten<br />
für künstlerische Berufe<br />
und so verdankt diese <strong>GEDOK</strong> Gruppe ihre<br />
60jährige Entwicklung <strong>de</strong>r unbeirrbaren<br />
und hartnäckigen Arbeit einiger starker<br />
und solidarischer Frauen, die in eigener<br />
Person erlebt hatten, wie wichtig es für<br />
Künstlerinnen ist, auf ihrem Weg in die<br />
Öffentlichkeit geför<strong>de</strong>rt zu wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Gruppe umfasst heute ca. 100 Mitglie<strong>de</strong>r.<br />
Ihr Aktionsradius reicht bis zum Bo<strong>de</strong>nsee.<br />
Den noch fehlen<strong>de</strong>n Ausstellungsraum<br />
ersetzen Kooperationen mit <strong>de</strong>m Heimatmuseum,<br />
<strong>de</strong>m Städtischen Kunstmuseum<br />
›Spendhaus‹, <strong>de</strong>m Spitalhofsaal und mit<br />
<strong>de</strong>r Produzentengalerie Pupille.<br />
Auch <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong> Katalog kommt <strong>de</strong>n<br />
Künstlerinnen zugute, die in unserer Gesellschaft<br />
immer noch hart zu kämpfen<br />
haben und für ihre Kunst auf viele Annehmlichkeiten<br />
verzichten.<br />
Die <strong>GEDOK</strong> zeichnet in beson<strong>de</strong>rem Maße<br />
aus, dass sie sich seit ihrer Gründung<br />
1926 in Hamburg durch die Mäzenin Ida<br />
Dehmel (1870-1942) immer als Solidargemeinschaft<br />
von Künstlerinnen und<br />
För<strong>de</strong>rern betrachtet hat. Als ›Gemeinschaft<br />
Deutscher und Österreichischer<br />
Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen‹<br />
wur<strong>de</strong> sie gegrün<strong>de</strong>t und auch heute<br />
noch bezeichnet sie sich als ›Verband <strong>de</strong>r<br />
Gemeinschaften <strong>de</strong>r Künstlerinnen und<br />
Kunstför<strong>de</strong>rer e.V.‹. Die Gemeinschaft, die<br />
respektvolle Zusammenarbeit miteinan<strong>de</strong>r<br />
und das Einstehen füreinan<strong>de</strong>r ist ein unverzichtbarer<br />
Kerngedanke <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>.<br />
Nur so konnte sie wohl wer<strong>de</strong>n, was sie<br />
heute ist: mit ihren ca. 3.600 Mitglie<strong>de</strong>rn<br />
in 24 regionalen Gruppen die größte und<br />
traditionsreichste interdisziplinäre Künstlerinnenorganisation<br />
in Deutschland und<br />
Europa.<br />
Warum aber brauchen wir heute – im Jahre<br />
2011 – immer noch die <strong>GEDOK</strong> – warum<br />
müssen Frauen in <strong>de</strong>r Kunst immer noch<br />
geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n? Sind sie nicht auch in<br />
<strong>de</strong>r Kunst emanzipierter <strong>de</strong>nn je, in einer<br />
Bun<strong>de</strong>srepublik, die von einer Bun<strong>de</strong>skanzlerin<br />
regiert wird? So meinen auch<br />
viele junge Künstlerinnen während ihrer<br />
Zeit im Schutzraum <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mien. Doch<br />
einmal in <strong>de</strong>n freien Kunstmarkt entlassen,<br />
spüren sie <strong>de</strong>utlich die Benachteiligungen,<br />
<strong>de</strong>nen Künstlerinnen immer noch<br />
ausgesetzt sind, sei es bei <strong>de</strong>n Galeristen,<br />
in <strong>de</strong>r Presse und auch in <strong>de</strong>n Museen. In<br />
<strong>de</strong>n oberen Segmenten <strong>de</strong>s Kunstmarkts<br />
spielen sie, bis auf wenige Auserwählte,<br />
kaum mit. Auch die För<strong>de</strong>rung von<br />
staatlichen Stellen ist unzureichend und<br />
wird zunehmend zurückgefahren. Das ist<br />
entmutigend, <strong>de</strong>sillusionierend und keine<br />
Basis für die kreative künstlerische Arbeit<br />
– schon gar nicht für Frauen im Kunstbetrieb.<br />
Die <strong>GEDOK</strong>, die in allen Sparten, <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
und Angewandten Kunst, <strong>de</strong>r Musik,<br />
Literatur und Darstellen<strong>de</strong>n Kunst <strong>de</strong>n<br />
Künstlerinnen ein vielfältiges Netzwerk<br />
anbietet, ist hier Chance und Gemeinschaft<br />
zugleich. Zur solidarischen Arbeit in<br />
<strong>de</strong>n Teams <strong>de</strong>r Regionalgruppen kommen<br />
auf Bun<strong>de</strong>sebene vor allem Wettbewerbe<br />
6
und Preise für herausragen<strong>de</strong> künstlerische<br />
Leistungen hinzu – ein wichtiges<br />
Alleinstellungsmerkmal in <strong>de</strong>r Landschaft<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Künstlerverbän<strong>de</strong>. Dabei<br />
wird in <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> Qualität großgeschrieben:<br />
alle Künstlerinnen müssen z.B. eine<br />
Aufnahmejury durchlaufen, selbst für<br />
einzelne Ausstellungsprojekte gilt diese<br />
Auflage. Auch anschließend ist die GE-<br />
DOK keine ›Hängematte‹, in <strong>de</strong>r Ausstellungs-<br />
o<strong>de</strong>r Konzerterfolge fertig serviert<br />
wer<strong>de</strong>n – künstlerische Weiterentwicklung<br />
und nachhaltige Aktivität in <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong><br />
sind angesagt. Solidarität und kreative<br />
Lösungen wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Künstlerinnen<br />
erwartet.<br />
Auch <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong> Katalog ist <strong>de</strong>r Eigeninitiative<br />
<strong>de</strong>r Künstlerinnen zu verdanken.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re Anne Rossipaul, bekannt<br />
unter ihrem Künstlernamen MAMU,<br />
setzte sich für sein Gelingen ein. Über das<br />
hohe künstlerische Niveau <strong>de</strong>r ausgewählten<br />
Arbeiten freue ich mich und gratuliere<br />
<strong>de</strong>n Künstlerinnen <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong><br />
ganz herzlich.<br />
Gerne möchte ich die <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong><br />
<strong>de</strong>n Verantwortlichen ihrer Stadt ans Herz<br />
legen und ermuntern, diese wichtige kulturelle<br />
Kraft in <strong>Reutlingen</strong> zu för<strong>de</strong>rn.<br />
Dem Jubiläumskatalog wünsche ich guten<br />
Erfolg, seinen Lesern wie <strong>de</strong>n Besuchern<br />
künftiger Ausstellungen, Konzerte, Lesungen<br />
und interdisziplinärer Projekte<br />
<strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong> wünsche ich eine<br />
spannen<strong>de</strong> Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>n<br />
Kunstwerken. Sie sind natürlich in <strong>de</strong>r<br />
<strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong> auch als Kunstfreun<strong>de</strong><br />
und För<strong>de</strong>rer herzlich willkommen.<br />
Mein Dank gilt <strong>de</strong>r bisherigen Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Gabriele Seeger,<br />
die seit 2007 mit charismatischem Talent<br />
die Gruppe geleitet hat.<br />
Der <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong> und ihrem Vorstand<br />
wünsche ich eine lebendige und<br />
dynamische Zukunft, ihren Künstlerinnen<br />
gute Unterstützung auf <strong>de</strong>m Weg in die<br />
verdiente Öffentlichkeit!<br />
Ingrid Scheller<br />
Präsi<strong>de</strong>ntin Bun<strong>de</strong>sverband <strong>GEDOK</strong> e.V.<br />
Köln, im Februar 2011<br />
›Atelier Ingrid Scheller‹<br />
Foto: Atelier Ingrid Scheller<br />
7
Als Gemeinschaft tritt die <strong>GEDOK</strong> in unserer<br />
Stadt in erster Linie durch ihre Jahresausstellung,<br />
die regelmäßig im Herbst im<br />
Spitalhof stattfin<strong>de</strong>t, öffentlich in Erscheinung.<br />
Diese alljährliche Leistungsschau<br />
wird allerdings durch eine Vielzahl von Einzelveranstaltungen<br />
über <strong>de</strong>n Verlauf eines<br />
Jahres ergänzt. So organisiert die Reutlinger<br />
<strong>GEDOK</strong> regelmäßig weitere Ausstellungen<br />
– zum Beispiel immer wie<strong>de</strong>r auch<br />
in <strong>de</strong>r Eingangshalle unseres Rathauses –,<br />
sowie Atelierbesuche, Werkstattgespräche,<br />
Kunstfahrten, Lesungen, Konzerte<br />
und Symposien. Diese verschie<strong>de</strong>nen<br />
Projekte dienen nicht nur <strong>de</strong>m intensiven<br />
Austausch unter <strong>de</strong>n Künstlerinnen selbst,<br />
sie ermöglichen auch wertvolle Kontakte<br />
mit <strong>de</strong>m an Kultur interessierten Publikum<br />
und zu an<strong>de</strong>ren Kultureinrichtungen in<br />
Stadt und Region. So trägt die Ortsgruppe<br />
ganz wesentlich zum vielfältigen kulturellen<br />
Angebot <strong>Reutlingen</strong>s und somit auch<br />
zur Lebensqualität in unserer Stadt bei.<br />
Grußwort<br />
Das Kunst- und Kulturleben einer Stadt<br />
wird vom Wirken zahlreicher einzelner<br />
Künstlerinnen und Künstler, aber auch<br />
von <strong>de</strong>n Aktivitäten <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Verbän<strong>de</strong> und Institutionen geprägt. Seit<br />
nunmehr 60 Jahren wirkt in <strong>Reutlingen</strong> <strong>de</strong>r<br />
Verband <strong>de</strong>r Gemeinschaften <strong>de</strong>r Künstlerinnen<br />
und Kunstför<strong>de</strong>rer e.V. <strong>GEDOK</strong> mit<br />
seiner 1951 gegrün<strong>de</strong>ten Regionalgruppe,<br />
die Mitglie<strong>de</strong>r bis in die Bo<strong>de</strong>seeregion<br />
hat. Mit 23 <strong>de</strong>utschen sowie einer österreichischen<br />
Ortsgruppe und insgesamt<br />
circa 3.600 Mitglie<strong>de</strong>rn stellt die <strong>GEDOK</strong><br />
die größte und traditionsreichste interdisziplinäre<br />
Künstlerinnenorganisation in<br />
Deutschland dar. Das Ziel <strong>de</strong>s bereits 1926<br />
in Hamburg gegrün<strong>de</strong>ten Verban<strong>de</strong>s, die<br />
spezifische Lebens- und Arbeitssituation<br />
von Künstlerinnen innerhalb unserer Gesellschaft<br />
zu verbessern, ist gestern wie<br />
heute und sicher auch für die Zukunft<br />
aktuell. Als zukunftweisend hat sich dabei<br />
<strong>de</strong>r von Anfang an spartenübergreifend<br />
angelegte Ansatz <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> erwiesen,<br />
<strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kunst, Angewandte Kunst,<br />
Musik, Literatur und Darstellen<strong>de</strong> Kunst<br />
zusammenführt.<br />
Das eindrucksvollste Projekt <strong>de</strong>r letzten<br />
Jahre war vielleicht die Ausstellung<br />
›Achtung Spannung‹, für das sich die<br />
<strong>GEDOK</strong>–Regionalgruppen aus ganz Süd<strong>de</strong>utschland<br />
zusammengefun<strong>de</strong>n haben<br />
und die im Frühjahr 2009 in <strong>de</strong>r Eingangshalle<br />
<strong>de</strong>s Reutlinger Rathauses<br />
ihre Premiere erlebte. Nicht zuletzt hier<br />
konnte man unmittelbar sinnlich erfahren,<br />
mit welcher Energie und Lei<strong>de</strong>nschaft die<br />
Künstlerinnen ihrer Berufung nachgehen.<br />
Ich gratuliere <strong>de</strong>r Reutlinger <strong>GEDOK</strong> zu<br />
ihrem Jubiläum, danke ihr für die in <strong>de</strong>n<br />
vergangenen sechs Jahrzehnten geleistete<br />
Arbeit und wünsche ihr auch für die Zukunft<br />
viel Erfolg. In <strong>de</strong>r Stadt <strong>Reutlingen</strong><br />
wird die <strong>GEDOK</strong> auch zukünftig einen<br />
wohlwollen<strong>de</strong>n und verlässlichen Partner<br />
haben.<br />
Barbara Bosch<br />
Oberbürgermeisterin von <strong>Reutlingen</strong><br />
›Barbara Bosch‹<br />
Foto: Stadt <strong>Reutlingen</strong><br />
8
Anmerkungen<br />
Mitten in <strong>de</strong>n Vorbereitungen zum 60-<br />
jährigen Jubiläum <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong><br />
wählten die Mitglie<strong>de</strong>r einen neuen<br />
Vorstand. Als frisch gebackene Vorsitzen<strong>de</strong><br />
nahm ich an <strong>de</strong>m spannen<strong>de</strong>n<br />
Entstehungsprozess dieses Katalogs teil.<br />
Beeindruckt vom Engagement <strong>de</strong>s Künstlerinnenteams<br />
im Katalogausschuss, von<br />
<strong>de</strong>r ernsthaften Suche im Vorstand nach<br />
Ausgleich zwischen Qualität, Finanzvorgaben<br />
und Marktorientierung wünsche ich<br />
diesem vorliegen<strong>de</strong>n eigenen Kunstwerk<br />
›Katalog‹ öffentliche Anerkennung <strong>de</strong>r<br />
Künstlerinnen und eine breite Wirkung auf<br />
die regionale und überregionale Kunstszene.<br />
Möge er in gleichem Maße informative<br />
Rückschau auf 60 Jahre Wer<strong>de</strong>n und<br />
Wachsen einer stolzen traditionsreichen<br />
Künstlerinnengemeinschaft sein, als auch,<br />
darüber hinaus, motivieren<strong>de</strong> Strahlkraft<br />
auf das künstlerisch professionelle Schaffen<br />
von Frauen entfalten.<br />
<strong>Reutlingen</strong> bietet dafür gute Voraussetzungen:<br />
eine in <strong>de</strong>n letzten Jahren <strong>de</strong>utlich<br />
gewachsene Szene <strong>de</strong>r Kulturvernetzung<br />
beim ›Run<strong>de</strong>n Tisch Kultur‹ und in<br />
spartenübergreifen<strong>de</strong>n Kulturprojekten,<br />
eine kunstför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Oberbürgermeisterin<br />
und Umlandgemein<strong>de</strong>n bis hinauf auf die<br />
Schwäbische Alb, in <strong>de</strong>nen sich inspirieren<strong>de</strong><br />
Kunstnischen entwickelt haben. Der<br />
Katalog wird die Konzerte und Ausstellungen<br />
<strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong> im Jubiläumsherbst<br />
2011 begleiten und darüber hinaus<br />
auf <strong>de</strong>m öffentlichen Buchmarkt präsentiert<br />
und zu erwerben sein.<br />
Alle, die zum Gelingen dieses Werkes<br />
beigetragen haben, seien an dieser Stelle<br />
herzlich bedankt, insbeson<strong>de</strong>re jedoch<br />
das Ehepaar Goltermann, unnachahmliche<br />
Stütze und unentwegte För<strong>de</strong>rer <strong>de</strong>s Vereins,<br />
Anne Rossipaul (MAMU), künstlerischer<br />
Kopf, Herz und Motor <strong>de</strong>s vorliegen<strong>de</strong>n<br />
Werkes in enger Zusammenarbeit mit<br />
Susanne Krisch, Grafik und Layout, und<br />
Gabriele Seeger, die bis zum En<strong>de</strong> ihrer<br />
Amtszeit im Mai 2011 unermüdlich wirken<strong>de</strong><br />
1. Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>.<br />
Agnete Bauer-Ratzel<br />
1. Vorsitzen<strong>de</strong><br />
im Juni 2011<br />
›Agnete Bauer-Ratzel‹<br />
Foto: Optimal Foto <strong>Reutlingen</strong><br />
9
Die Geschichte <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong><br />
Ein Bericht von Dorothea Goltermann<br />
Diese Geschichte gäbe es gar nicht, hätte<br />
nicht die international anerkannte Klöpplerin<br />
Leni Matthaei ihren Alterssitz von<br />
Hannover nach <strong>Reutlingen</strong> verlegt. Die<br />
dortige <strong>GEDOK</strong>-Gruppe war ihre künstlerische<br />
Heimat gewesen, welche sie nun in<br />
<strong>Reutlingen</strong> vermisste.<br />
Also suchte sie und fand genügend kunstinteressierte,<br />
sowie gebil<strong>de</strong>te Frauen, die<br />
am Aufbau einer hiesigen <strong>GEDOK</strong>-Gruppe<br />
interessiert waren. Die 1. Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
<strong>GEDOK</strong>-Stuttgart, Elle Hoffmann, unterstützte<br />
mit ihrer Erfahrung die Reutlinger<br />
Aufbauarbeit, sodass bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Jahres 1950 alle Formalitäten erledigt<br />
waren und die Arbeit im folgen<strong>de</strong>n Jahr<br />
aufgenommen wur<strong>de</strong>.<br />
Der erste Vorstand bestand aus folgen<strong>de</strong>n<br />
Damen: Lise Krieser wur<strong>de</strong> 1. Vorsitzen<strong>de</strong>,<br />
Ruth Vogt ihre Vertreterin. Marianne<br />
Schnei<strong>de</strong>r-Goltermann wur<strong>de</strong> Schatzmeisterin.<br />
Diese drei Damen behielten<br />
ihre Posten über 31 Jahre. Der Name <strong>de</strong>r<br />
ersten Schriftführerin ist lei<strong>de</strong>r nicht mehr<br />
bekannt, doch aus Erzählungen weiß man,<br />
dass sie nach sechs Jahren aufhörte und<br />
alle bisherigen Schriftstücke vernichtete.<br />
Diese sehr i<strong>de</strong>alistisch ausgerichtete Gemeinschaft<br />
bekam vom Reutlinger Kulturamt<br />
große Unterstützung. Der Saal <strong>de</strong>s<br />
Heimatmuseums stand ihr zur Verfügung,<br />
ohne Mietzahlung für eine Jahresausstellung,<br />
für Konzerte wohl gegen geringes<br />
Entgelt. Zu En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r achtziger Jahre wur<strong>de</strong><br />
das Heimatmuseum umgestaltet, wir<br />
durften als Ersatz unsere Veranstaltungen<br />
im Spitalhofsaal durchführen. Doch hier<br />
wäre die Miete sehr hoch gewesen, für uns<br />
nicht zahlbar. Die damalige 1. Vorsitzen<strong>de</strong><br />
fand ein offenes Ohr für unsere Sorgen und<br />
Kulturbürgermeister Albert Schuler konnte<br />
im Gemein<strong>de</strong>rat für uns freien Raum für<br />
die Jahresausstellung erwirken, sowie für<br />
vier bis sechs Einzelveranstaltungen. Diese<br />
Regelung gilt bis heute, wofür wir sehr<br />
dankbar sind.<br />
Der jungen Gemeinschaft schlossen sich<br />
bald viele kunstinteressierte Kunstfreun<strong>de</strong><br />
und -freundinnen an, die Zahl <strong>de</strong>r<br />
Künstlerinnen aller Gruppen kam vielleicht<br />
auf zwanzig. Wir hatten Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Künstlerinnen,<br />
Kunsthandwerkerinnen (heute<br />
Angewandte Kunst) Literatinnen und<br />
Musikerinnen in unseren Reihen. Als die<br />
Gruppen sich später vergrößerten, wählte<br />
je<strong>de</strong> Sparte eine Fachbeirätin, welche die<br />
Organisation und die Vertretung beim Vorstand<br />
übernahm.<br />
Die vorweihnachtliche Ausstellung <strong>de</strong>r<br />
Kunsthandwerkerinnen war zunächst <strong>de</strong>r<br />
Höhepunkt im <strong>GEDOK</strong>-Leben und wur<strong>de</strong><br />
von vielen Menschen besucht, ja gera<strong>de</strong>zu<br />
vor Weihnachten erwartet. Man suchte gediegene<br />
Weihnachtsgeschenke, wie man<br />
diese in Lä<strong>de</strong>n nicht fand. Auch Kunsthandwerkerinnen<br />
an<strong>de</strong>rer <strong>GEDOK</strong>-Gruppen<br />
stellten aus.<br />
Das brachte nicht nur diesen gute Einnahmen,<br />
auch die <strong>GEDOK</strong> konnte mit <strong>de</strong>n Prozenten<br />
wie<strong>de</strong>r für die Künstlerinnen tätig<br />
wer<strong>de</strong>n. An <strong>de</strong>n Wän<strong>de</strong>n hingen Bil<strong>de</strong>r unserer<br />
Malerinnen und die einzige Bildhauerin<br />
zeigte kleine Mo<strong>de</strong>lle ihrer Plastiken.<br />
Bei <strong>de</strong>n feierlichen Eröffnungen konnten<br />
sich gute Schüler unserer Musiklehrerinnen<br />
profilieren. Unsere Musikerinnen<br />
gaben jährliche Konzerte, auch Gäste<br />
an<strong>de</strong>rer Gruppen. Ein beson<strong>de</strong>res Konzert<br />
gab es jährlich mit einer Preisträgerin <strong>de</strong>s<br />
<strong>GEDOK</strong>-Bun<strong>de</strong>swettbewerbs, das sogenannte<br />
Prämienspiel. Die jungen Mädchen<br />
wur<strong>de</strong>n durch 10 <strong>GEDOK</strong>-Gruppen<br />
zu einem Konzert geschickt. Manch eine<br />
von ihnen konnte danach ihre Karriere<br />
starten.<br />
Bis zur Gründung <strong>de</strong>r musica nova Reihe<br />
1969 und <strong>de</strong>r Kammermusikreihe in <strong>de</strong>r<br />
Listhalle 1975 konnte man in <strong>Reutlingen</strong><br />
nur bei <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> Kammermusik hören.<br />
Beliebt waren gelegentliche Teenachmittage,<br />
die neben Gesprächen auch die Literatur<br />
zu Wort kommen ließen. Organisierte<br />
Busfahrten zu beson<strong>de</strong>ren Ausstellungen<br />
wur<strong>de</strong>n ebenfalls gern angenommen. Diese<br />
Angebote gibt es heute nicht mehr. Die<br />
Zahl <strong>de</strong>r Kunstfreun<strong>de</strong> ist zu gering gewor<strong>de</strong>n,<br />
die Angebote aller Kunstsparten<br />
haben sich auch hier sehr erweitert.<br />
›Portrait Dorothea Goltermann‹ 1996, aus <strong>de</strong>m Familienalbum<br />
1986-96, zehn Jahre lang, war Dorothea Goltermann 1934* die 1. Vorsitzen<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong> und von 1984-2009, fünfundzwanzig Jahre lang, Fachbeirätin Musik.<br />
10
›Frank Goltermann und seine Mutter Marianne Schnei<strong>de</strong>r‹ 1982, aus <strong>de</strong>m Familienalbum<br />
Marianne Schnei<strong>de</strong>r 1901* war im Urvorstand <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong> Schatzmeisterin.<br />
Dem Urvorstand gehörten Lisa Krieser, als 1. Vorsitzen<strong>de</strong> und Ruth Vogt als 2.Vorsitzen<strong>de</strong>,<br />
und nach <strong>de</strong>ren Tod Gabriele Braitinger als 2. Vorsitzen<strong>de</strong>, an.<br />
12
Der erweiterte, ehrenamtlich arbeiten<strong>de</strong><br />
Vorstand hatte seine Höhepunkte in <strong>de</strong>n<br />
jährlichen Fahrten zur <strong>GEDOK</strong>-Bun<strong>de</strong>stagung.<br />
Man lernte nicht nur entfernte Städte<br />
kennen, son<strong>de</strong>rn ebenfalls viele interessante<br />
Frauen aus allen <strong>GEDOK</strong>-Gruppen<br />
Deutschlands und aus Wien. Die mitgereisten<br />
Fachbeirätinnen gesellten sich zu<br />
ihren Gruppen, die 1. Vorsitzen<strong>de</strong> zu ihren<br />
Kolleginnen. Man beriet über anstehen<strong>de</strong><br />
allgemeine Probleme und holte sich Rat für<br />
die eigenen. Außer<strong>de</strong>m organisierten die<br />
Gastgeber Busfahrten zu Sehenswertem<br />
in ihrer Gegend.<br />
Auch in <strong>Reutlingen</strong> fand dieses Treffen<br />
zweimal statt, ein Mal während <strong>de</strong>r ersten<br />
30 Jahre, ein an<strong>de</strong>rmal vor etwa 10 Jahren.<br />
Lei<strong>de</strong>r fiel die Teilnahme <strong>de</strong>s Reutlinger<br />
Vorstands in <strong>de</strong>n letzten Jahren total aus,<br />
das Zugehörigkeitsgefühl zu einem großen<br />
Ganzen ist wohl jetzt weniger ausgeprägt.<br />
Im Laufe dieser ersten 31-jährigen Phase<br />
im Leben <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>-<strong>Reutlingen</strong>, mit gleichem<br />
Vorstand, hatten sich die Mitglie<strong>de</strong>r<br />
in <strong>de</strong>n Fachgruppen vermehrt. Man fühlte<br />
sich nicht mehr recht verstan<strong>de</strong>n, da alle<br />
drei Damen nun über 80 Jahre alt waren.<br />
Es gab eine etwas schwierige Übergangsphase<br />
von vier Jahren, ehe sich nochmals<br />
eine 1. Vorsitzen<strong>de</strong> für 10 Jahre zur Verfügung<br />
stellte. Es bestand ein gutes Einvernehmen<br />
innerhalb <strong>de</strong>s Vorstands auch mit<br />
<strong>de</strong>n Fachbeirätinnen.<br />
So stießen diese auf offene Ohren, <strong>de</strong>n Stil<br />
<strong>de</strong>r Jahresausstellung zu verän<strong>de</strong>rn. Man<br />
wünschte reine Kunstausstellungen bei<strong>de</strong>r<br />
Gruppen, Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> und Angewandte<br />
Kunst.<br />
1991 fand diese erstmals statt, inzwischen<br />
im größeren Spitalhofsaal. Natürlich erschienen<br />
alle früheren Gäste auf die Einladung<br />
hin und zogen mit enttäuschten Gesichtern<br />
von dannen, <strong>de</strong>nn ihre Geschenke<br />
fan<strong>de</strong>n sie nicht. Das wie<strong>de</strong>rholte sich<br />
nochmals, ehe sie ganz wegblieben.<br />
Dieser Wechsel hatte zu radikal stattgefun<strong>de</strong>n,<br />
an<strong>de</strong>re Gruppen gingen gemäßigtere<br />
Wege. Denn die Prozente <strong>de</strong>r früheren<br />
Verkäufe entfielen, sodass man über <strong>de</strong>n<br />
geringen Beitrag hinaus für die Arbeit auf<br />
Spen<strong>de</strong>n angewiesen ist. Drei Jahre später<br />
versuchte man nochmals, kunsthandwerkliche<br />
Arbeiten im Obergeschoss anzubieten,<br />
aber dafür war es zu spät, es kam<br />
niemand mehr.<br />
Bis heute ist diese Jahreskunstausstellung<br />
ein Höhepunkt im Leben unserer Arbeit.<br />
Die Eröffnungen sind nun von unseren<br />
Musikerinnen umrahmt, eine kompetente<br />
Kunsthistorikerin bespricht die Werke.<br />
Seit einigen Jahren wählt man Themen,<br />
was die Bestückung <strong>de</strong>r Ausstellung mit<br />
Werken <strong>de</strong>r Angewandten Kunst sehr erschwert.<br />
Die Presse ist stets zugegen und<br />
berichtet ausführlich.<br />
In <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r Musikerinnen, die sich<br />
auch vergrößerte, hat sich nichts verän<strong>de</strong>rt.<br />
Sie gestaltet jährlich drei Konzerte,<br />
je<strong>de</strong>s Mitglied kommt alle zwei bis drei<br />
Jahre dran. In Zusammenkünften wer<strong>de</strong>n<br />
die Termine nach Wunsch vergeben.<br />
Diese Konzerte schlossen in Abstän<strong>de</strong>n<br />
auch die Rezitation mit ein. Kritiken bezeugen<br />
die hohe Kunst <strong>de</strong>r Interpretation<br />
unserer Mitglie<strong>de</strong>r.<br />
Run<strong>de</strong> Geburtstage <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> bringen<br />
weitere Höhepunkte, zum Beispiel eine<br />
Ausstellung im Rathaus, als Geschenk <strong>de</strong>r<br />
Stadt. Für diese Anerkennung unserer Arbeit<br />
sind wir dankbar. Die gesamte Gruppe<br />
<strong>de</strong>r Musik gestaltet gemeinsam ein Jubiläumskonzert.<br />
Man könnte sagen, eine dritte Phase unserer<br />
Arbeit läuft seit etwa 10 Jahren. Sie<br />
stellt auch an künftige 1. Vorsitzen<strong>de</strong> neue<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen. Wir haben es jetzt mit<br />
selbstbewussten Künstlerinnen zu tun, die<br />
nach <strong>de</strong>r Einjurierung zu uns kommen. Sie<br />
haben feste Vorstellungen ihrer Ansprüche.<br />
Dafür muss eine Vorsitzen<strong>de</strong> offene<br />
Ohren haben, unter gleichzeitiger Berücksichtigung<br />
unserer Satzung und <strong>de</strong>s Vereinsrechts;<br />
das ergab häufige Wechsel im<br />
Vorstand, auch in manchen Gruppen.<br />
So schauen wir abwartend in die Zukunft,<br />
zumal bei <strong>de</strong>n leeren Kassen <strong>de</strong>r Kommunen.<br />
Doch das Grundanliegen <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong><br />
wird bleiben, wie in <strong>de</strong>n Jahren zuvor. Sie<br />
wird neben <strong>de</strong>n regelmäßigen Veranstaltungen<br />
hier versuchen, Orte im weiteren<br />
räumlichen Umfeld für Präsentationen<br />
ihrer Mitglie<strong>de</strong>r zu fin<strong>de</strong>n um ihnen damit<br />
hilfreich zur Seite zu stehen.<br />
13
Dorothea und Frank Goltermann<br />
För<strong>de</strong>rn ohne zu for<strong>de</strong>rn<br />
Wie es mit uns bei<strong>de</strong>n begonnen hat? Diese<br />
Frage beantworten Dorothea und Frank<br />
Goltermann zunächst mit einem Lächeln,<br />
in <strong>de</strong>m so viel Freu<strong>de</strong> und gemeinsamer<br />
Charme liegen, als wür<strong>de</strong> aus Erinnerung<br />
Gegenwart, in <strong>de</strong>r Glück lebendig bleibt.<br />
Er erklärt dann, dass alles mit einer Annonce<br />
in <strong>de</strong>r Zeitschrift ›Constanze‹ angefangen<br />
hat. Die Frank Goltermann aufgegeben<br />
hat mit <strong>de</strong>m Ziel, für sein Cello<br />
ein weibliches Klavier zu suchen, das auch<br />
gut kochen kann. So ähnlich war es wohl<br />
gemeint, auch wenn <strong>de</strong>r Text bestimmt<br />
seriöser formuliert gewesen ist. Auf je<strong>de</strong>n<br />
Fall bekam er viele Zuschriften, aber nur<br />
eine hat ihn interessiert. Die von Dorothea<br />
Engelbrecht. Es entwickelte sich ein reger<br />
Briefwechsel zwischen Essen, wo die Sozialpädagogin<br />
und ausgebil<strong>de</strong>te Kirchenmusikerin<br />
lebte, und Böblingen, wo er als<br />
Ingenieur arbeitete. Eine wun<strong>de</strong>rbare Geschichte<br />
aus einer Zeit, als sich Menschen<br />
noch Liebesbriefe geschrieben haben. In<br />
<strong>de</strong>n sechziger Jahren wur<strong>de</strong> dann geheiratet.<br />
Und seit<strong>de</strong>m sind ›Die Goltermanns‹<br />
ein Paar, das klein angefangen hat und das<br />
mit seiner Liebe zu <strong>de</strong>n Künsten und mit<br />
seinem beispielhaften sozialen Engagement<br />
viel bewegt und erreicht hat. Auch<br />
als er eine <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Persönlichkeiten<br />
in <strong>de</strong>r Wirtschaft <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s wur<strong>de</strong>, sind<br />
sie beschei<strong>de</strong>n geblieben und wirken mehr<br />
im Hintergrund. Sie motivieren. Ebnen<br />
manchen Weg. Beraten und unterstützen<br />
auf eine noble Weise, die sie als wahre,<br />
weil selbstlose und feinsinnig kluge Mäzene<br />
charakterisiert.<br />
Gera<strong>de</strong> auch die <strong>GEDOK</strong> darf sich auf ihre<br />
großzügige Hilfe verlassen, die manches<br />
Projekt erst möglich macht. Wobei anzumerken<br />
wäre, dass sich Goltermann’sches<br />
Mäzenatentum keineswegs auf die GE-<br />
DOK beschränkt. Jüngstes und bei Nacht<br />
weithin sichtbares Beispiel hierfür ist die<br />
Illumination <strong>de</strong>s Erzengels Gabriel auf<br />
<strong>de</strong>m Turm <strong>de</strong>r Reutlinger Marienkirche.<br />
Hier, ganz oben über <strong>de</strong>m be<strong>de</strong>utendsten<br />
Bauwerk <strong>de</strong>r Stadt, leuchtet im Gold <strong>de</strong>s<br />
himmlischen Boten auch die Freu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r irdischen<br />
Vermittler solch stillen und hehren<br />
Glanzes. In <strong>de</strong>r Marienkirche haben Frank<br />
und Dorothea übrigens auch geheiratet.<br />
Frank Goltermann, ein gebürtiger Stuttgarter,<br />
spielt seit frühester Jugend Cello.<br />
Er verkörpert die fünfte Generation von<br />
Musikliebhabern o<strong>de</strong>r ausüben<strong>de</strong>n Musikern.<br />
Der Urgroßvater hat komponiert,<br />
auch Werke für Cello, die <strong>de</strong>r Urenkel<br />
schon aufgeführt hat. Frank Goltermann<br />
hat Paul Hin<strong>de</strong>mith noch als Dirigent erlebt<br />
und ebenfalls Alfred Cortot, wie er stocksteif<br />
zum Flügel geschritten ist, um dann<br />
unvergesslich zu musizieren.<br />
Dorothea Goltermann - inzwischen Ehrenvorsitzen<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong> - hat<br />
sich große Verdienste um diese Gemeinschaft<br />
erworben. Rund 25 Jahre lang hat<br />
sie die Musikfachgruppe betreut und geleitet<br />
und dafür gesorgt, dass hier ein hoher<br />
Qualitätsmaßstab gilt. Zehn Jahre hatte<br />
sie zusätzlich zu dieser Tätigkeit das Amt<br />
<strong>de</strong>r ersten Vorsitzen<strong>de</strong>n inne. Wichtig war<br />
es ihr, für einen Ausgleich in allen Gruppen<br />
zu sorgen. 2009 hat sie sich aus <strong>de</strong>r Leitung<br />
<strong>de</strong>r Musikfachgruppe zurückgezogen.<br />
Das starke soziale Engagement Dorothea<br />
Goltermanns blieb keineswegs auf die<br />
<strong>GEDOK</strong> begrenzt.<br />
Ihre und ihres Mannes Unterstützung für<br />
die <strong>GEDOK</strong> erstreckt sich auf die Musik<br />
und auf die bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kunst. Diese stand<br />
sogar am Anfang <strong>de</strong>s gemeinsamen Interesses.<br />
Viele Ankäufe, die bei Goltermanns<br />
in Haus und Garten versammelt sind, bezeugen<br />
es. Bei <strong>de</strong>r Musik reicht ihre Unterstützung<br />
von <strong>de</strong>r CD-Produktion bis zum<br />
Einfä<strong>de</strong>ln von Kontakten etwa im Bereich<br />
<strong>de</strong>r Kammermusik, von <strong>de</strong>r Vermittlung<br />
von Konzerten bis zur Übernahme <strong>de</strong>s gesamten<br />
organisatorischen Aufwan<strong>de</strong>s für<br />
ein Konzert wie Bereitstellung <strong>de</strong>s Saales,<br />
Drucken von Plakaten und Programmen,<br />
<strong>de</strong>m Stimmen <strong>de</strong>s Klaviers und manch<br />
an<strong>de</strong>rem.<br />
Bei Goltermanns wird selbstverständlich<br />
auch musiziert. In vielen Hauskonzerten,<br />
bei <strong>de</strong>nen immer auch die menschliche<br />
Begegnung zählt, erklangen und erklingen<br />
Werke aus Klassik und Romantik. Klaviertrios<br />
oft, <strong>de</strong>nn gera<strong>de</strong> die Kammermusik<br />
steht bei Dorothea Goltermann ganz oben.<br />
Außer<strong>de</strong>m hat sie <strong>de</strong>n von ihr gegrün<strong>de</strong>ten<br />
Flötenkreis 32 Jahre lang geleitet<br />
und zu erstaunlichen Leistungen geführt.<br />
Erwachsene und Schüler haben in diesem<br />
Kreis mitgemacht. Einige daraus entschie<strong>de</strong>n<br />
sich später für ein Studium <strong>de</strong>r Musik.<br />
Immer dabei in diesem Kreis: Frank<br />
Goltermann mit seinem <strong>de</strong>n Bass geben<strong>de</strong>n<br />
Cello.<br />
Dorothea Goltermann liebt es, mit einem<br />
Partner o<strong>de</strong>r einer Partnerin vierhändig<br />
Klavier zu spielen. Sie wür<strong>de</strong> auch gerne<br />
dirigieren. Einen Chor zum Beispiel. Mit<br />
Werken von Heinrich Schütz vielleicht,<br />
um Stimmverläufe innerhalb eines Klang-<br />
Ganzen herauszuarbeiten. Auch wenn sie<br />
für sich Klavier spielt, geht es ihr um die<br />
<strong>de</strong>utliche polyphone Wahrnehmung.<br />
14
›Ehepaar Frank und Dorothea Goltermann‹ 1991, aus <strong>de</strong>m Familienalbum<br />
Man darf solches Wollen durchaus auf<br />
das Verhältnis von Dorothea und Frank<br />
Goltermann zur <strong>GEDOK</strong> übertragen:<br />
Auch hier geht es <strong>de</strong>m Paar um eine<br />
gleichberechtigte Vielstimmigkeit und um<br />
die Stiftung künstlerischen Gemeinsinns.<br />
Um För<strong>de</strong>rung nach innen und außen,<br />
ohne dafür etwas zu for<strong>de</strong>rn.<br />
Hansdieter Werner<br />
15
›Dorothea Goltermann dirigierend, Frank Goltermann mit Cello‹ 2006, aus <strong>de</strong>m Familienalbum<br />
17
Chronologie <strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong><br />
1. Vorsitzen<strong>de</strong><br />
Lisa Krieser<br />
1951 - 1982 (31 Jahre lang)<br />
Ingeborg Bengel 1982 - 1986<br />
Dorothea Goltermann 1986 - 1996 (10 Jahre lang)<br />
Astrid Olpp-Bau<strong>de</strong>r 1996 - 1997<br />
Martina Kornfeld 1997 - 2001<br />
Brigitte Koch 2001 - 2003<br />
Elisabeth Wesselmann 2003 - 2005<br />
Eva Gottschalk 2005 - 2007<br />
Gabriele Seeger 2007 - 2011<br />
Agnete Bauer-Ratzel 2011<br />
2. Vorsitzen<strong>de</strong><br />
Ruth Vogt 1951 - 1982<br />
Gabriele Braitinger 1982 - 1986<br />
Christine Hütter 1986 - 1989<br />
Minni Beckmann 1989 - 1993<br />
Heidrun Theis 1993 - 1997<br />
Astrid Olpp-Bau<strong>de</strong>r 1997 - 2007<br />
Anne Rossipaul 2007 - 2011<br />
Anne Munding 2011<br />
Schatzmeisterin<br />
Marianne Schnei<strong>de</strong>r 1951 - 1982<br />
Lise Rummel 1982 - 1983<br />
Carla Müller-Sauer 1983 - 1993<br />
Lisl Brändle 1993 - 2007<br />
Renate Quast 2007 - 2011<br />
Renate Quast 2011<br />
Schriftführerin<br />
Albertine Elwert 1982 - 1986<br />
Sophie Lehmann 1986 - 1989<br />
Astrid Olpp-Bau<strong>de</strong>r 1989 - 1993<br />
Heidrun Theis 1993 - 2007<br />
Renate Gaisser 2007 - 2011<br />
Susanne Reusch 2011<br />
Gu<strong>de</strong> Schaal ›Bildnis Frank Goltermann‹ 1988, Öl auf Hartfaser, 90x65<br />
18
Künstlerinnen <strong>de</strong>r Angewandten Kunst<br />
Maria Brunner-Heber<br />
Gisella Codara<br />
Eva Funk-Schwarzenauer<br />
Sybille Groh<br />
Therese Höfler-Neumann<br />
Randi Kvanka<br />
Susanne Lukàcs-Ringel<br />
Lissi Maier-Rapaport<br />
Gisela Meyer<br />
Gabriele Nocker<br />
Barbara Thom-Kollross<br />
Ute Zeiher<br />
20
Maria M. Brunner-Heber<br />
Plastik<br />
lebt und arbeitet in <strong>Reutlingen</strong><br />
1986-93 Studium <strong>de</strong>r angewandten und freien Keramik an <strong>de</strong>r FKH-Nürtingen<br />
1994-97 Studium <strong>de</strong>r Urgeschichte und Kunstgeschichte an <strong>de</strong>r Universität Tübingen<br />
1991 Aufbau eines eigenen Ateliers ›Keramik und Kultur‹<br />
Arbeitsschwerpunkt: die menschliche Gestalt in <strong>de</strong>r experimentellen Keramik<br />
Ausführung verschie<strong>de</strong>ner Aufbautechniken im Material Ton, Keramikmalerei,<br />
Baukeramik<br />
Kunstvermittlung durch Workshops<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1991 FKHN Keramikklassen, Lan<strong>de</strong>sgewerbemuseum Karlsruhe (G)<br />
1994 FKHN Keramikklasse Schenk-Ruoff, Zehntscheuer Münsingen (G)<br />
seit 1994 Sommeratelierwochen im eigenen Atelier (E)<br />
1995 FKHN Keramikklasse D. Varkonji, Rathaus Nürtingen (G)<br />
1997 ›Ursprung‹, Kulturforum Airport Stuttgart (G)<br />
1998 ›Metamorphosen‹, Rosensteinmuseum Stuttgart (G)<br />
1998 ›Das kleine Format‹, Grassi-Museum Leipzig (G)<br />
2008 ›Stationen‹, <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2008 ›Augenlust‹, <strong>GEDOK</strong>, AK, Klosterkirche Pfullingen (G)<br />
2009 ›Im Fluss‹, <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong><br />
Veröffentlichungen: Reutlinger Künstler Lexikon, Thomas L. Heck, J. Liebchen, <strong>Reutlingen</strong> 1999;<br />
50 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 2001<br />
Private Ankäufe<br />
Es ist das Phänomen <strong>de</strong>s Wer<strong>de</strong>ns und Wachsens. Die Materialisierung eines Gedankens,<br />
eines Gefühls, eines Augenblickes. Im Zusammenklang von Innen und Außen. Dem Ton die<br />
Führung überlassen, seiner großartigen Anpassungsfähigkeit folgen, die materialimmanenten<br />
Qualitäten – Dauerhaftigkeit bei gleichzeitiger Zerbrechlichkeit, Verän<strong>de</strong>rungen während<br />
<strong>de</strong>s Schaffensprozesses – Sprö<strong>de</strong> – Starre – Zersetzung – Risse – im Feuer ›... <strong>de</strong>n Ursinn<br />
keramischen Schaffens ...‹ erforschen. Zusammenklang von Innen und Außen. Nach langer<br />
konzentrierter gedanklicher Vorbereitung entsteht ein I<strong>de</strong>ogramm für Plastiken.<br />
Maria M. Brunner-Heber ›Bozetti‹ 2009, Kleinplastiken, 15x18<br />
S. 24-25: Maria M. Brunner-Heber ›Venus I‹ 2009, Keramikplastik, 25x30<br />
22
Maria Brunner-Heber<br />
Im Mittelpunkt von Maria Brunner-Hebers<br />
Plastiken steht <strong>de</strong>r Mensch. Oft fragmentarisch,<br />
in natürlicher Bewegung wie bei<br />
<strong>de</strong>n spontanen Bozzetti o<strong>de</strong>r in ruhen<strong>de</strong>r<br />
Pose wie bei <strong>de</strong>n großen Ur-Frauen. Die<br />
figürlichen Plastiken aus Ton, getrocknet<br />
o<strong>de</strong>r gebrannt, wären auch in Bronze<br />
<strong>de</strong>nkbar.<br />
Die Plastiken erinnern an antike Statuen,<br />
Kultfiguren <strong>de</strong>r prähistorischen Kunst o<strong>de</strong>r<br />
an frühgotische sakrale Steinplastik. Das<br />
ist kein Zufall. Maria Brunner-Heber setzt<br />
sich inhaltlich mit archäologischen und<br />
geschichtlichen Themen, <strong>de</strong>ren Kultur<br />
und Mythologie, auseinan<strong>de</strong>r. Es reizt sie,<br />
anthropomorphe Eigenschaften im Ton<br />
sichtbar zu machen, immer auf <strong>de</strong>r Suche<br />
nach Verfestigung eines Gedankens, eines<br />
Gefühls o<strong>de</strong>r eines Augenblicks.<br />
Bei <strong>de</strong>r Plastik ›Venus I‹ liegt in über<strong>de</strong>hnter<br />
Rückenlage ein Frauenkörper auf einer<br />
Art ›Maschinerie‹, die aus einem aufgeschnittenen<br />
Tonblock geformt wur<strong>de</strong>. Seine<br />
scheinbar mechanischen Bewegungen<br />
beeinflussen die Haltung <strong>de</strong>r weiblichen<br />
Figur, die sich kraftvoll aus dieser Zwangslage<br />
zu lösen versucht. Die Künstlerin<br />
ver<strong>de</strong>utlicht damit <strong>de</strong>n Gegensatz von Bewegung<br />
und Anpassung, Gleichförmigkeit<br />
und Ausbruch. Alle ihre Figuren suggerieren<br />
Verwan<strong>de</strong>lbarkeit und Verletzlichkeit,<br />
die auch durch <strong>de</strong>n Menschen und die Umwelt<br />
verursacht wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Verwandlung spielt eine große Rolle im<br />
Schaffen <strong>de</strong>r Künstlerin. Aus <strong>de</strong>r unbelebten<br />
Rohmasse entstehen tönerne Gebil<strong>de</strong><br />
mit spannen<strong>de</strong>n Oberflächen: sprö<strong>de</strong>,<br />
rissig, geschmeidig, stark o<strong>de</strong>r zerbrechlich.<br />
Dadurch erhalten sie ein Eigenleben,<br />
ebenso durch <strong>de</strong>n Feuerbrand. Die sichtbaren<br />
Spuren assoziieren mitunter Alterungsprozesse,<br />
so als wür<strong>de</strong>n die Plastiken<br />
gelebtes Leben in sich tragen.<br />
Für Maria Brunner-Heber sind die Beziehungen<br />
zwischen Mensch und Maschine<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Gegensatz zwischen Innen und<br />
Außen zentrale Themen ihrer Arbeit. Das<br />
wird auch bei ihrer Spiegelplastik <strong>de</strong>utlich.<br />
Ein aus Toner<strong>de</strong> gebranntes gitterartiges<br />
Rankenwerk wur<strong>de</strong> vor einen Spiegel<br />
montiert, so dass sich <strong>de</strong>r Betrachter beim<br />
Hineinsehen fragen muss: Bin ich außen<br />
o<strong>de</strong>r innen - gefangen o<strong>de</strong>r frei? Dabei<br />
geht es im Grun<strong>de</strong> immer um die eigenen<br />
Sichtweisen und Standpunkte und um persönliche<br />
Befreiung, in <strong>de</strong>m man Immaterielles<br />
in Materie umwan<strong>de</strong>lt.<br />
Anke Bächtiger<br />
23
Gisella Codara<br />
Keramik Plastik Installation<br />
Geboren in Italien. Kin<strong>de</strong>r - David *1985, Jonah *1989. 1981-1984 - Keramikausbildung am<br />
King‘s Way College in London. Längere Studienreisen zu traditionellen Keramikern nach Süd-,<br />
Nordamerika und Afrika. Seit 1984 in Deutschland. Zwischendurch weitere Studien in Keramik<br />
u.a. in England bei Jane Perryman und Peter Beard. Experimentelle Arbeiten v.a. mit Rakuund<br />
Rauchbrand, sowie mit Porzellan. Seit 1989 - Tätigkeit als Keramikdozentin für Kin<strong>de</strong>r und<br />
Erwachsene; Konzeption und Durchführung von Weiterbildungsveranstaltungen für Dozenten<br />
<strong>de</strong>s VHS-Verban<strong>de</strong>s Ba<strong>de</strong>n-Württemberg.<br />
Schwerpunkte <strong>de</strong>r Arbeit: Rauchbrand, Raku; Installationen in Papier-Porzellan.<br />
Ausstellungen (Auswahl):<br />
1996-10 Jahresausstellungen <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
1999 Völkerkun<strong>de</strong>-Museum Hamburg (G)<br />
1999 Kultur-Café Luxem, Stuttgart (E)<br />
1999-01 Kulturhalle Tübingen (G)<br />
2000 Ehrenpreis, Kunstmesse Offenburg (G)<br />
2000 Augustinum Stuttgart, Frau und Kunst (G)<br />
2002 Stadtmuseum Tübingen (G)<br />
2002-06 Badisches Lan<strong>de</strong>smuseum Karlsruhe, BdK (G)<br />
2003 ›Feuerboot‹ Pyro-Performance mit Renate Zee<strong>de</strong>n, Tübingen (E)<br />
2004 Museum Arti <strong>de</strong>l Fuoco, Nova Milanese, Italien (G)<br />
2005 Goldmedaille, ›Concorso nazionale di ceramica‹,<br />
Museum Arti <strong>de</strong>l Fuoco, Nova Milanese, Italien (G )<br />
2005/08/09 Lan<strong>de</strong>museum im Alten Schloß, Stuttgart, BdK (G)<br />
2006 ›Dialogue‹, The Gallery at Chelsea Library, London, GB,<br />
mit Izumi Yanagiya, Helene Gross und Ben Yates (G)<br />
2007 ›Mondreisen‹, Paracelsus Krankenhaus, Bad Liebenzell (E)<br />
2008 ›Zum Thema Mensch‹, Galerie im alten Schloß, Gaildorf,<br />
mit Eva Funk-Schwarzenauer (G)<br />
2009-10 Ausstellung zeitgenössischer Kunstkeramik, Schloß Ludwigsburg, BdK (G)<br />
2010 ›Leicht und schwebend‹, Galerie Uli Lang, Biberach (G)<br />
2010 Swiss Cottage Library, London (E)<br />
2010 ›Gestaltung Kunst Handwerk 2010‹, Lan<strong>de</strong>sausstellung Kunsthandwerk,<br />
Städtische Galerie <strong>Reutlingen</strong> (G, K)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>; BdK Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
Veröffentlichungen: 50 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 2001; áthidalni überBrücken,<br />
Katalog zur ungarisch-<strong>de</strong>utschen Kunsthandwerkausstellung im Regierungspräsidium Karlsruhe,<br />
Stuttgart 2010; villa biener – arte in natura – natura in arte, Internazionale esibizione<br />
permanente d’arte in Villa Biener, Cipressa, Italien, 2010; Gestaltung Kunst Handwerk 2010,<br />
Katalog zur Lan<strong>de</strong>sausstellung für das Kunsthandwerk Ba<strong>de</strong>n-Wüttemberg 2010 in <strong>Reutlingen</strong>,<br />
Stuttgart 2010; www.Gisella-Codara.eu<br />
Ich bewege mich in meiner keramischen Arbeit gern zwischen zwei Gegensätzen: Zum einen ist<br />
es die Spontaneität, bei <strong>de</strong>r die scheinbare Lässigkeit <strong>de</strong>r Formgebung mit <strong>de</strong>r Unberechenbarkeit<br />
<strong>de</strong>r primitiven Brennmetho<strong>de</strong>n Raku und Rauchbrand Hand in Hand geht. Zum an<strong>de</strong>ren mag<br />
ich meinen Keramiken eine von streng gezogenen Linien diktierte Form geben, welche aber<br />
die Statik eines toten Objektes überwin<strong>de</strong>n, eine Bewegung vortäuschen, zuweilen an eine<br />
minimalisierte Humanform erinnern soll. Die Objekte stehen dabei oft nicht für sich, son<strong>de</strong>rn in<br />
einem Dialog miteinan<strong>de</strong>r. An die strenge Form ist eine monochrome, o<strong>de</strong>r fast monochrome<br />
Oberfläche angepasst.<br />
Gisella Codara ›Spiralen‹ 2009<br />
Handaufbau aus Papier-Porzellan, Elektro-Brand, Durchmesser 25-30 H 3-4<br />
26
Gisella Codara<br />
Ausgesprochen vielseitig und immer wie<strong>de</strong>r<br />
überraschend sind die Arbeiten von<br />
Gisella Codara. Porzellan und Ton sind die<br />
Protagonisten ihres keramischen Theaters,<br />
in <strong>de</strong>m alle ihrer Bestimmung nach sich<br />
frei auf <strong>de</strong>r Bühne entfalten können. Die<br />
Keramikerin konzentriert sich gern auf das<br />
Wesentliche, sucht nach <strong>de</strong>m, was zeitlos<br />
beständig bleibt. Da sie selbst verschie<strong>de</strong>ne<br />
Heimaten und Kulturen in sich vereint,<br />
sind auch ihre Formen und Strukturen Zeichen<br />
dieser Fülle und Anregung.<br />
Es entstehen neben freien und spontan inspirierten<br />
Objekten auch Themengruppen,<br />
wie beispielsweise Arbeiten zur Rolle <strong>de</strong>r<br />
Frau in unserer Gesellschaft. Das Streben<br />
nach Perfektion und einem scheinbar allgemeingültigen<br />
Schönheitsi<strong>de</strong>al hat seinen<br />
Preis. Hauchdünne Porzellanschachteln<br />
mit blutrotem Farbspiegel bringen<br />
dies kontrastreich zum Ausdruck.<br />
Gefäße bil<strong>de</strong>n bei Gisella Codara in unterschiedlichster<br />
Form einen Schwerpunkt.<br />
Sie erinnern an frühzeitliche Aufbewahrung,<br />
an Urbarmachung und an das Entwickeln<br />
von Kulturen. So vielfältig die Formen<br />
sind, so unterschiedlich die Farbgebung.<br />
Hier überlässt die Künstlerin gerne<br />
einer an<strong>de</strong>ren Macht das Geschehen: <strong>de</strong>m<br />
Feuer. Im Raku- und Rauchbrand herrscht<br />
fast unkontrollierbare Freiheit. Gera<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>shalb fasziniert sie dieses Verfahren immer<br />
wie<strong>de</strong>r aufs Neue.<br />
Ganz sinnlich erscheinen ihre hauchzarten<br />
Kompositionen von Porzellanblättern<br />
o<strong>de</strong>r Rollen, wie handgeschöpftes Papier,<br />
das auf tintenfarbige Liebesbriefe wartet.<br />
In anmutigen Stillleben inszeniert Gisella<br />
Codara ihre Formen und Skulpturen, wobei<br />
auch hier das Spiel <strong>de</strong>r Illusionen perfekt<br />
gespielt wird.<br />
Stets auf <strong>de</strong>r Suche nach Erweiterung<br />
und neuen Möglichkeiten experimentiert<br />
Gisella Codara mit <strong>de</strong>r Gestaltung von<br />
Oberflächen. Durch aufgebrachte Texte und<br />
Bil<strong>de</strong>r sprechen ihre Arbeiten <strong>de</strong>n Betrachter<br />
zum Teil <strong>de</strong>utlicher und direkter an und<br />
bauen damit eine Brücke zwischen sinnlicher<br />
und intellektueller Wahrnehmung.<br />
Anke Bächtiger<br />
Gisella Codara ›Drei Türme‹ 2006<br />
Handaufbau aus Steinzeug, Rauchbrand<br />
H 50, 40, 30 B je 15 T je 5<br />
29
Eva Funk-Schwarzenauer<br />
Gefäßkeramik Raku Installation<br />
1973-77 Studium an <strong>de</strong>r Hochschule <strong>de</strong>r Künste (HdK) in Berlin<br />
Fachrichtung: Keramik und Porzellan<strong>de</strong>sign<br />
1977-79 Werkstattgemeinschaft in Berlin<br />
*1979 Sebastian Valentin; *1980 Anna Franziska<br />
1983-96 eigene Werkstatt in Pliezhausen<br />
seit 1998 eigene Werkstatt in Tübingen<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1978 Galerie Handwerk, Berlin (G)<br />
seit 1983 Jahresausstellungen <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
1988 Galerie Villa Kayser, Stuttgart (G)<br />
1989 Jal Plaza Galerie, Frankfurt/M (E)<br />
1990 Convention Center, New York, USA (G, K)<br />
1991 Kreissparkasse <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
1992 Galerie Flora Terra, Augsburg (G)<br />
1993 Stadtmuseum Bretten (G, K)<br />
1994 Maison <strong>de</strong> Pays <strong>de</strong> Mornant, Mornant, Frankreich (G)<br />
1995 Museum, Lasko, SLO (G)<br />
1996 Galerie Faita, Hameln (E)<br />
1997 Bund <strong>de</strong>r Kunsthandwerker BW, KSK, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
1998 Museum, Laupheim (G)<br />
2001 Kulturhalle Tübingen (G)<br />
2004 Stadtmuseum, Tübingen (G)<br />
2005 Rathaus Hüfingen (G)<br />
2008 VHS <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>; 1978-2009 Kunsthandwerk Berlin, BdK Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
Veröffentlichungen: German Crafts, Katalog zur Ausstellung im Convention Center, New York,<br />
USA, Herausgeber: Bun<strong>de</strong>sverband Kunsthandwerk e. V., Frankfurt a. M. 1990; Who’s who<br />
in Contemporary Ceramic Arts, München 1996; Deutsches Kunsthandwerk, Düsseldorf 1986;<br />
Bretten, Stadt <strong>de</strong>s guten Tons – 8000 Jahre Keramik, Bretten 1993; Reutlinger Künstler Lexikon,<br />
Thomas L. Heck, J. Liebchen, <strong>Reutlingen</strong> 1999; 50 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Katalog, <strong>Reutlingen</strong><br />
2001<br />
www.f13-keramik.<strong>de</strong><br />
Öffentlicher Ankauf: Keramikmuseum Bürgel<br />
...<strong>de</strong>r Reiz <strong>de</strong>r Toner<strong>de</strong>, gestalten, verwerfen, experimentieren und immer wie<strong>de</strong>r neue Formen<br />
schaffen – raumgreifend, schön, eigenwillig, ausdrucksstark... sowohl in Gefäßformen als auch<br />
in Plastiken und Installationen. Je<strong>de</strong> Arbeit ist auch ein haptischer Genuss für mich. ›Kein Fluss<br />
fließt rückwärts‹, eine Metapher auf das Leben, auf Empfindungen und Gefühle <strong>de</strong>r Menschen.<br />
Polypen, halb Tier, halb Pflanze, äußerlich freundlich in Pastelltönen, bereit, alles zu fressen.<br />
Unausweichlich? Unumgänglich? Kein Fluss fließt rückwärts...<br />
30
Eva Funk-Schwarzenauer<br />
Nicht nur in <strong>de</strong>r Ruhe, son<strong>de</strong>rn auch in <strong>de</strong>r<br />
beständigen Wie<strong>de</strong>rholung liegt die Kraft,<br />
mit <strong>de</strong>r Eva Funk-Schwarzenauer sich <strong>de</strong>r<br />
Gestaltung von Keramik widmet. Sie tritt<br />
damit in einen andauern<strong>de</strong>n Dialog mit<br />
sich und <strong>de</strong>m Material. Es bil<strong>de</strong>t das Gegenüber,<br />
das die Künstlerin zu neuen Ausdrucksformen<br />
und I<strong>de</strong>en herausfor<strong>de</strong>rt.<br />
Auf <strong>de</strong>r einen Seite steht ihr Bedürfnis<br />
nach Klarheit und Struktur. Dazu eignet<br />
sich die Arbeit mit <strong>de</strong>r Gefäßkeramik. Das<br />
Material lädt zu Experimenten ein, verlangt<br />
aber eine formale Reduzierung. Das<br />
Ziel ist hier die Schaffung von Form und<br />
Oberfläche. Die Farben <strong>de</strong>r Glasur und die<br />
gestalterische Optimierung spielen dabei<br />
eine gleichwertige Rolle.<br />
Spezialisiert hat sich Eva Funk-<br />
Schwarzenauer auf Raku-Brand, in <strong>de</strong>m<br />
sie Geplantes und Zufälliges vereint. Diese<br />
vor allem in Japan kultivierte Technik, bei<br />
<strong>de</strong>r einzelne Objekte aus <strong>de</strong>m glühen<strong>de</strong>n<br />
Ofen genommen wer<strong>de</strong>n, erzielt einmalige<br />
Farbeffekte von beson<strong>de</strong>rer Vielfalt<br />
und Schönheit. Das Spektrum geht von<br />
schillern<strong>de</strong>n durch Zufall entstan<strong>de</strong>nen<br />
Farbgemäl<strong>de</strong>n bis zu strengen Craquelés<br />
auf weißem Grund.<br />
Eva Funk-Schwarzenauer sucht ein ausgewogenes<br />
Verhältnis zwischen gesteuertem<br />
Prozess und formaler Gestaltung.<br />
Sie sucht die Herausfor<strong>de</strong>rung, in <strong>de</strong>m<br />
sie sich immer wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n klassischen<br />
Grundformen zuwen<strong>de</strong>t. Die Fülle an Variationen<br />
und die damit verbun<strong>de</strong>ne Bemühung<br />
um Vervollkommnung treiben sie<br />
an. Geschmack mag sich im Laufe eines<br />
Lebens än<strong>de</strong>rn, aber <strong>de</strong>r Anspruch an Ästhetik<br />
und Harmonie ist eine künstlerische<br />
Grun<strong>de</strong>ntscheidung und für Eva Funk-<br />
Schwarzenauer eine ständige Antriebsquelle.<br />
Das Arbeiten mit inhaltlichen Zielen, die<br />
sie in Installationen und <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r<br />
Kleinplastik fin<strong>de</strong>t, eröffnet ihr ein Feld <strong>de</strong>r<br />
spontaneren und freieren Arbeit. Es sind<br />
Geschichten und poetische Gedanken, die<br />
sie inspirieren. Die zum Teil ironischen<br />
o<strong>de</strong>r witzigen Titel von zwei Tellerinstallationen<br />
machen dies beispielhaft <strong>de</strong>utlich:<br />
›Keinen Heiratsantrag beim Spaghettiessen‹<br />
und ›Ich löffle Deine Suppe nicht<br />
aus‹. Geheimnisvoll wirken die Objekte<br />
zu ›Kein Fluss fließt zurück‹. Je<strong>de</strong>s Stück<br />
führt ein Eigenleben und doch sind sie ein<br />
Ganzes.<br />
Anke Bächtiger<br />
›Portrait Eva Funk-Schwarzenauer‹ 2010<br />
Foto: Helene Herb<br />
S. 32-33: Eva Funk-Schwarzenauer<br />
›Kein Fluss fließt rückwärts‹ 2009<br />
Installation, Ton, gedreht, verformt, engobiert<br />
größte Plastik L 59 Durchmesser 19<br />
kleinste Plastik L 34 Durchmesser 12<br />
Installationsfläche: 105x105<br />
31
Sybille Groh<br />
Schmuck<br />
1947 geboren am 19. Juli in Karlsruhe<br />
Ausbildung zur Goldschmiedin<br />
Ehe mit <strong>de</strong>m Goldschmied Wolfgang Groh<br />
Kin<strong>de</strong>r: Silke, Ulla, Mischa und Jannis<br />
lebt in <strong>Reutlingen</strong> und am Bo<strong>de</strong>nsee<br />
seit 1964<br />
seit 1994<br />
tätig als Goldschmiedin, eigene Werkstatt<br />
Dozentin für Schmuck- und Metalltherapie an <strong>de</strong>r<br />
Ergotherapieschule in <strong>Reutlingen</strong><br />
seit 1999 Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s För<strong>de</strong>rvereins <strong>de</strong>s Kunsthandwerks Ba<strong>de</strong>n-Württemberg e. V.<br />
seit 2003 Fachgruppenleiterin <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Angewandte Kunst<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1987 1. Designer’s Connection Stuttgart (G), Auszeichnung<br />
1988 2. Designer’s Connection Stuttgart (G), Auszeichnung<br />
1988 Philipp Morris Designpreis, Alte Reithalle, Stuttgart,<br />
Auszeichnung für Zelluloid-Schmuck<br />
1989/02 Innovationspreis <strong>de</strong>r Kreissparkasse <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
seit 1990 Lan<strong>de</strong>sausstellungen Bund <strong>de</strong>r Kunsthandwerker Ba<strong>de</strong>n-Württemberg (G)<br />
1994 ›Herz-Schmuck-Herz‹, Stuttgart (G)<br />
1995 ›Von Ameise bis Zebra‹, Stuttgart und München (G)<br />
1997 ›Alltagslust‹, Lan<strong>de</strong>sgewerbeamt Stuttgart (G)<br />
1997 ›Eleganz aus <strong>de</strong>r Retorte‹, Bad Homburg (G)<br />
1998 Innovationspreis <strong>de</strong>r Kreissparkasse <strong>Reutlingen</strong> für Zelloloid-Schmuck<br />
1998 ›Faltungen‹, Lan<strong>de</strong>sgewerbeamt Stuttgart (G)<br />
1998 ›Schmuck und Gerät‹, Rathaus Pliezhausen (G)<br />
seit 1998 Jahresausstellungen <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2002 ›Gestaltung Kunst Handwerk 2002‹, Lan<strong>de</strong>sausstellung Kunsthandwerk,<br />
Altes Rathaus, Esslingen (G, K)<br />
2005 ›Gegenübergestellt‹, historisches und mo<strong>de</strong>rnes Kunsthandwerk,<br />
<strong>GEDOK</strong>, AK, Heimatmuseum <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2007 ›Vierfalt‹, Haus <strong>de</strong>s Gastes, Uhldingen-Mühlhofen (G)<br />
2009 Maison <strong>de</strong>s métiers d’Art, Roanne, Frankreich (G)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>, Fachbeirätin AK;<br />
För<strong>de</strong>rverein <strong>de</strong>s Kunsthandwerks Ba<strong>de</strong>n-Württemberg e.V.<br />
Veröffentlichungen: Lan<strong>de</strong>sschau Ba<strong>de</strong>n-Württemberg 1997, Fernsehvorstellung; Reutlinger<br />
Künstler Lexikon, Thomas L. Heck, J. Liebchen, <strong>Reutlingen</strong> 1999; 50 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>,<br />
Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 2001; Gestaltung Kunst Handwerk 2002, Katalog zur Lan<strong>de</strong>sausstellung<br />
für das Kunsthandwerk Ba<strong>de</strong>n-Württemberg 2002 in Esslingen, Stuttgart 2002;<br />
www.goldschmie<strong>de</strong>-groh.<strong>de</strong><br />
Öffentliche Ankäufe: Ba<strong>de</strong>n-Württembergisches Lan<strong>de</strong>smuseum Stuttgart;<br />
Museum im Gotischen Haus Bad Homburg<br />
34
Sybille Groh<br />
Seit 1964 arbeitet Sybille Groh als freiberufliche<br />
Goldschmiedin, seit 1988 zusammen<br />
mit ihrem Mann in einer eigenen<br />
Werkstatt in <strong>Reutlingen</strong>. Sie kennt die Herzenswünsche<br />
von Frauen und formt diese<br />
kreativ zu Ansteckna<strong>de</strong>ln, Anhängern, Ringen,<br />
Ketten o<strong>de</strong>r Ohrringen. So taucht das<br />
Herz immer wie<strong>de</strong>r in unterschiedlichen<br />
Gestaltungen und Materialien auf: Stein,<br />
Metall, Zelluloid. Es entsteht ein bildhafter<br />
Schmuck, mal zart und sinnlich, dann wie<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>korativ und farbenfroh.<br />
Gerne arbeitet sie auch mit klassischen<br />
Schmuckelementen wie Perlen. Die gestalteten<br />
Ketten und Armbän<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n<br />
durch ihre Fülle zur wahren Augenlust. Inspiration<br />
bieten selbstgewählte Themengruppen,<br />
wie beispielsweise ›Weibsbil<strong>de</strong>r‹.<br />
In kleinen silbernen Bildkästchen gestaltet<br />
Sybille Groh die biblische Szene <strong>de</strong>r Verführung<br />
durch die Schlange mit <strong>de</strong>m Apfel.<br />
Als Hinweis auf die Sammellei<strong>de</strong>nschaft<br />
von Schuhen stellt sie mehrere feine Silberschuhe<br />
in ein Kästchen hinein, o<strong>de</strong>r ein<br />
manchmal selbstgewählter gol<strong>de</strong>ner Käfig<br />
wird erträglich durch einen funkeln<strong>de</strong>n Diamanten.<br />
Auch die Liebe für <strong>de</strong>n Garten,<br />
<strong>de</strong>m sich Frauen gerne widmen, kommt<br />
nicht zu kurz. So entstehen künstlerische<br />
Unikate mit teilweise witziger und ironischer<br />
Anspielung.<br />
Neben Schmuck im klassischen Schmuck<strong>de</strong>sign<br />
überzeugt Sybille Groh vor allem<br />
durch ungewöhnliche Motive und Materialien.<br />
Die Verarbeitung von gefärbtem Zelluloid<br />
ist überraschend vielfältig und individuell.<br />
Die <strong>de</strong>korativen Halsstücke stehen<br />
in <strong>de</strong>r Tradition <strong>de</strong>s opulenten Halskragens<br />
und verbin<strong>de</strong>n Klassisches mit Zeitgeist.<br />
Auch bei Verwendung von sogenannten<br />
Fundstücken in <strong>de</strong>r Kombination mit Silber<br />
und Gold entstehen eigenwillige Unikate.<br />
Frau Groh versteht es, mit Phantasie und<br />
handwerklichem Können, die Schönheit<br />
<strong>de</strong>r einzelnen Schmuckmaterialien stilvoll<br />
miteinan<strong>de</strong>r zu verbin<strong>de</strong>n.<br />
Neben <strong>de</strong>r ehrenamtlichen Tätigkeit als<br />
Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s För<strong>de</strong>rvereins <strong>de</strong>s Kunsthandwerks<br />
Ba<strong>de</strong>n-Württemberg e.V. und<br />
Sprecherin <strong>de</strong>r Gruppe für Angewandte<br />
Kunst ist Sybille Groh seit 1994 auch als<br />
Dozentin für Schmuck- und Metalltherapie<br />
an <strong>de</strong>r Ergotherapieschule in <strong>Reutlingen</strong><br />
tätig.<br />
Anke Bächtiger<br />
Sybille Groh ›Weibsbil<strong>de</strong>r‹ 2005,<br />
Unikatschmuck: Broschen und Anhänger<br />
oben: ›alle Frauen sammeln Schuhe‹<br />
rechts: ›es gibt Frauen, die für Brillianten<br />
einen gol<strong>de</strong>nen Käfig wählen‹<br />
Mitte: ›das war <strong>de</strong>r Anfang‹<br />
links: ›lass mich in <strong>de</strong>n Garten gehen,<br />
Bäume umarmen‹<br />
unten: ›es soll welche geben,<br />
die rechnen können‹<br />
S. 36-37: ›Atelier Sybile Groh‹ 2010<br />
Foto: Wolfgang Groh<br />
35
Therese Höfler-Neumann<br />
Schmuck Plastik Skulptur<br />
1952 geboren<br />
1973-76 nach Fachabitur für Gestaltung Lehre in <strong>de</strong>r Goldschmie<strong>de</strong>schule Pforzheim<br />
und bei Rainer Loewe, Goldschmie<strong>de</strong>meister und freischaffen<strong>de</strong>r Künstler in<br />
Hei<strong>de</strong>lberg<br />
1976-79 Gesellenjahre in Hei<strong>de</strong>lberg und Stuttgart<br />
1979 Anerkennung als freischaffen<strong>de</strong> Künstlerin vom Verband<br />
freischaffen<strong>de</strong>r KünstlerInnen in Stuttgart<br />
seit 1979 selbständig in Tübingen und bis 1987 La<strong>de</strong>nwerkstatt mit Kollegin<br />
verheiratet, zwei Kin<strong>de</strong>r: * 1981 Judith, *1986 Simon<br />
1989-92 Teilnahme an Kursen <strong>de</strong>s Zeicheninstituts <strong>de</strong>r Uni Tübingen<br />
in Aktzeichnen, Bildhauerei, Malerei, Bildbetrachtung<br />
seit 1987 freischaffend, Schmuckwerkstatt zu Hause, Herstellung von<br />
Unikatschmuck, Schmuckanfertigungen, Plastik und Skulptur<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1975 Degussa Wettschmie<strong>de</strong>n, Idar-Oberstein, Auszeichnung 3. Preis (G)<br />
seit 1980 Teilnahme an Ausstellungen und Kunsthandwerkermärkten;<br />
Schmuck in Kommission in verschie<strong>de</strong>nen Geschäften (G / E)<br />
1980 Map Galerie, Köln (G); ›Das kleine Format‹, Stuttgart (G);<br />
Modischer Schmuck, dt. Schmuck- und E<strong>de</strong>lsteinpreis, Idar-Oberstein (G)<br />
1988/91 Regionalausstellung Verband Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Künstler, Äußere Kelter, Metzingen (G, K)<br />
1998 ›Silberschmuck und Schmuck‹, Reihe ›Silber und Sei<strong>de</strong>‹, Galerie Gunzoburg <strong>de</strong>r<br />
Textil<strong>de</strong>signerin Gisela Schrö<strong>de</strong>r-Fröhlich, Überlingen (E);<br />
›Reine Männersache‹, Schmuck für Männer, Galerie am alten Rathaus,<br />
Regensburg (G)<br />
seit 1997 Jahresaustellungen <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> Stuttgart, <strong>GEDOK</strong> Galerie (G)<br />
seit 2001 Jahresausstellungen <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2008 Krawatte und Krawattenna<strong>de</strong>l, Handwerksmuseum Deggendorf (G)<br />
2009 Krawatte und Krawattenna<strong>de</strong>l, Kreismuseum Zons, Dormagen (G)<br />
Mitgliedschaften: VBKW, Berufsverband in Stuttgart, 1979-93; <strong>GEDOK</strong> Stuttgart, 1997; seit<br />
2001 <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>; 2004 Gründungsmitglied <strong>de</strong>r Galeriegemeinschaft für Kunst und<br />
Kunsthandwerk ›atelieracht‹ in Tübingen-Bebenhausen<br />
Veröffentlichungen: Verband Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Künstler / Region Neckar-Alb, Ausstellungskatalog,<br />
Stuttgart 1988; über Möbeltürbeschläge: Beschläge Magazin, 12/96; Schreinerzeitung, 9/98;<br />
BM, Bau- und Möbelschreiner, 1998; dds, das magazin für möbel und ausbau, 5/98; Zur<br />
Ausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> Stuttgart, Märchen von A bis Z, Aschenputtel sprach zum Zaunkönig,<br />
Goldschmie<strong>de</strong>zeitung 11/98; 50 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 2001; Krawatte<br />
und Krawattenna<strong>de</strong>l, Deggendorfer Museumsheft 8/08;<br />
www.goldschmie<strong>de</strong>-hoefler-neumann.<strong>de</strong><br />
Handwerkliche Goldschmie<strong>de</strong>techniken sind meine Passion. Am liebsten arbeite ich in Silber<br />
und in <strong>de</strong>r klassischen Technik <strong>de</strong>s Treibens. Themen entwickelten sich von Schmuck-<br />
Landschaften, Bäumen und Natur, zu Formen, Figuren und Strukturen. Das feine Farbenspiel<br />
<strong>de</strong>s Silbers, oxydiert, weiß gesu<strong>de</strong>t, poliert, matt, in Kombination mit Gold, Messing, Kupfer,<br />
Perlen, E<strong>de</strong>lsteinen, Fundstücken ist Ausdrucksmittel meiner Schmuckunikate. Zwischenzeitliche<br />
Beschäftigung mit Skulpturen, in <strong>de</strong>nen Individuen/Charaktere zum Ausdruck kommen. Sie<br />
entstehen spontan im Arbeitsprozess, meist aus Draht, Papier und Farbe o<strong>de</strong>r aus Ton, Stein<br />
und Beton.<br />
38
Therese Höfler-Neumann<br />
Seit über 30 Jahren arbeitet Therese<br />
Höfler-Neumann als Goldschmiedin. Nebenher<br />
beschäftigt sie sich immer wie<strong>de</strong>r<br />
mit an<strong>de</strong>ren Bereichen <strong>de</strong>s plastischen<br />
Formens, wie Skulpturen aus Draht, Papier,<br />
Stein o<strong>de</strong>r Ton, woraus sie auch<br />
Anregungen für ihre Schmuckobjekte<br />
übernimmt.<br />
In <strong>de</strong>r Goldschmie<strong>de</strong>technik hat sie sich<br />
intensiv mit <strong>de</strong>r traditionellen Technik <strong>de</strong>s<br />
Treibens von Metall auseinan<strong>de</strong>rgesetzt<br />
und diese zu ihrem typischen Markenzeichen<br />
entwickelt. Daran reizt sie beson<strong>de</strong>rs<br />
die direkte handwerkliche Arbeit mit wenig<br />
Maschinentechnik und maschinellen<br />
Verfahren.<br />
Durch die unkonventionelle Bearbeitung<br />
<strong>de</strong>s Silbers, ihres Lieblingsmaterials,<br />
entstehen Schmuckformen mit haptischen<br />
Oberflächenstrukturen, die von <strong>de</strong>r<br />
Künstlerin durch Oxydieren, Weißsu<strong>de</strong>n,<br />
Polieren, Mattieren o<strong>de</strong>r Vergol<strong>de</strong>n ver<strong>de</strong>utlicht<br />
wer<strong>de</strong>n. Zum Teil setzt Therese<br />
Höfler-Neumann E<strong>de</strong>lsteine o<strong>de</strong>r Perlen<br />
als beson<strong>de</strong>re Gestaltungselemente ein.<br />
Es entstehen unverwechselbare Schmuckunikate.<br />
Gera<strong>de</strong> die archaisch anmuten<strong>de</strong>n<br />
getriebenen Metallstrukturen ihrer<br />
Arbeiten bil<strong>de</strong>n eine lebendig anmuten<strong>de</strong><br />
Oberfläche, auf <strong>de</strong>r das Licht verschie<strong>de</strong>nartig<br />
bricht.<br />
Das Treiben hat neben <strong>de</strong>r handwerklichen<br />
auch eine musikalische Dimension,<br />
wenn <strong>de</strong>r Treibhammer auf <strong>de</strong>m Metall<br />
aufschlägt und das Metall klingt, wenn es<br />
hart geschmie<strong>de</strong>t ist: Aus diesem Erleben<br />
heraus entstand unter an<strong>de</strong>rem eine Serie<br />
von Klingel-Ringen aus Silber, Messing und<br />
Kupfer.<br />
Eine an<strong>de</strong>re Spezialität sind die handgetriebenen<br />
Möbelbeschläge, Haarspangen<br />
und klassischer Männerschmuck in mo<strong>de</strong>rnem<br />
Design wie Fliegen und Krawattenspangen.<br />
Gemeinsame Schmuckarbeiten<br />
entstan<strong>de</strong>n mit gemalten Öl-Miniaturen<br />
von <strong>de</strong>r Malerin Susanne Höfler sowie<br />
mit eingearbeiteten Sei<strong>de</strong>ngeweben <strong>de</strong>r<br />
Handweberein Beate Lorenz.<br />
Therese Höfler-Neumann nimmt immer<br />
wie<strong>de</strong>r Anregungen auf, zum Teil auch<br />
inspiriert durch die Wünsche von Kun<strong>de</strong>n,<br />
die sie individuell umsetzt. Dabei versteht<br />
sie es, traditionelle Handwerkskunst mit<br />
einer zeitgemäßen Formensprache zu<br />
verbin<strong>de</strong>n, die vor allem das Material zum<br />
Hauptgestaltungselement wer<strong>de</strong>n lässt.<br />
Anke Bächtiger<br />
Therese Höfler-Neumann<br />
›<strong>de</strong>r Sandwurm tanzt‹ 1998<br />
Brosche, 935 Silber, getrieben und oxydiert,<br />
750 Gold, Turmaline<br />
Reihe ›Figur und Form‹<br />
S. 40-41: Therese Höfler-Neumann<br />
›Struktur und Form‹ 2003<br />
Brosche und Ohrschmuck,<br />
935 Silber, getrieben<br />
Reihe ›Struktur und Form‹<br />
39
Randi Kvanka<br />
Schmuck und Schmuckobjekte<br />
1968 geboren in Hermannstadt, Rumänien<br />
1988 Abitur in Pfullingen, Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
1988-92 Ausbildung zur Goldschmiedin an <strong>de</strong>r Staatlichen Zeichenaka<strong>de</strong>mie Hanau<br />
1993-95 Gesellenjahre in Freiburg und Stuttgart<br />
1995-97 Staatliche Zeichenaka<strong>de</strong>mie Hanau, Abschluss: Staatlich Geprüfter Gestalter,<br />
Meisterprüfung<br />
seit 1997 freischaffend<br />
2000 Geburt <strong>de</strong>s ersten Sohnes<br />
2002 Geburt <strong>de</strong>s zweiten Sohnes<br />
seit 2008 Mitglied <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong><br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1991 Abschlussklasse Schmuck<strong>de</strong>sign, Staatliche Zeichenaka<strong>de</strong>mie Hanau (G)<br />
1991 Abschlussarbeiten, Deutsches Goldschmie<strong>de</strong>haus Hanau (G)<br />
1992 Museum für Kunstgeschichte Stavanger/ Norwegen (G)<br />
1997 Atelier SchmuckMuck, Heitersheim (E)<br />
1997/08 Goldschmie<strong>de</strong>atelier Krainer, Wien (G)<br />
2000 ›Internationaler Museumstag‹, Deutsches Goldschmie<strong>de</strong>haus Hanau (G)<br />
2008 ›Kunst im Wald‹, <strong>Reutlingen</strong><br />
2008 Jahresausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2009 Klosterkirche Pfullingen (G)<br />
2009 Jahresausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2009 Kunst im Schloss, Schloss Lichtenstein, Lichtenstein (G)<br />
2009 <strong>GEDOK</strong> Partnerstadtsjubiläum, Roanne, Frankreich (G)<br />
2010 ›Gestaltung Kunst Kunsthandwerk 2010‹, Lan<strong>de</strong>sausstellung Kunsthandwerk,<br />
Städtische Galerie <strong>Reutlingen</strong> (G, K)<br />
2010 ›Kunst im Kloster‹, Klosterkirche Pfullingen (G)<br />
Veröffentlichung: Gestaltung Kunst Handwerk 2010, Katalog zur Lan<strong>de</strong>sausstellung für das<br />
Kunsthandwerk Ba<strong>de</strong>n-Württemberg 2010 in <strong>Reutlingen</strong>, Stuttgart 2010<br />
Wichtig ist mir, dass mein Schmuck leicht, luftig und außergewöhnlich wirkt und neugierig<br />
macht. Ich verwen<strong>de</strong> gerne Papier als Material für meine Schmuckstücke, weil es so wan<strong>de</strong>lbar<br />
und vor allem günstig ist. Für mich ist <strong>de</strong>r Wert eines Schmuckstückes, eines Objektes, nicht nur<br />
die Summe seiner Materialien. Ich habe meine Stücke für ganz beson<strong>de</strong>re Anlässe entworfen.<br />
Sie können ebenso als Objekt betrachtet und befühlt wer<strong>de</strong>n.<br />
›Portrait Randi Kvanka I‹ 2010, Foto: Birgit Hofmann-Birkenhall<br />
Randi Kvanka ›Dreisam‹ 2008, Ring, Silber, Papier; ›Rundherum‹ 2009<br />
Halsschmuck: Draht, 925/00 Silber, Papier<br />
42
Randi Kvanka<br />
Ihre Kreationen sind so ungewöhnlich und<br />
fantasievoll, dass es im ersten Moment<br />
schwer fällt, sie einer bestimmten Gattung<br />
zuzuordnen. Ist es Schmuck, ist es<br />
ein Kunstobjekt? Die Schmuck<strong>de</strong>signerin<br />
Randi Kvanka ist eine Grenzgängerin. Das<br />
betrifft sowohl die Gestaltung als auch<br />
das Material, mit <strong>de</strong>m sie arbeitet. Neben<br />
konventionellen Goldschmie<strong>de</strong>arbeiten<br />
mit E<strong>de</strong>lmetall und Steinen braucht sie<br />
als Gegenpart freies Arbeiten o<strong>de</strong>r wie<br />
sie selbst sagt: ›ein Schaffen ins Blaue<br />
hinein‹. Häufig besteht ihr Schmuck aus<br />
eher untypischen Materialien wie Papier,<br />
Plastik, Bin<strong>de</strong>draht. Das Beson<strong>de</strong>re und<br />
Wertvolle entsteht durch die Komposition<br />
und die Einmaligkeit.<br />
Anregungen bekommt die Schmuck<strong>de</strong>signerin<br />
vor allem aus <strong>de</strong>r Natur. So nimmt<br />
sie gerne Blüten-, Libellen- o<strong>de</strong>r Schmetterlingsformen<br />
auf. Oft beginnt sie mit<br />
einer impulsartigen I<strong>de</strong>e, die dann beim<br />
Arbeiten spontan weiter entwickelt wird.<br />
Ihre Lieblingsfarbe Weiß unterstreicht die<br />
Leichtigkeit und Zartheit ihrer Kreationen.<br />
Wer Randi Kvankas Schmuck trägt, fällt<br />
auf und soll es auch. Fast hat man <strong>de</strong>n<br />
Eindruck, als bestimme <strong>de</strong>r Schmuck<br />
das übrige Gewand, ja sogar die ganze<br />
Erscheinung. Ihr Halsschmuck ›Rundherum‹<br />
wirkt wie ein Elfenreigentanz im<br />
Mondschein. Das Material schimmert darin<br />
papierweiß und silbern. Dahinter tritt alles<br />
an<strong>de</strong>re zurück. Technisch einfach und<br />
raffiniert zugleich gemacht, entwickelt <strong>de</strong>r<br />
Schmuck am Hals eine eigene Dynamik.<br />
Ebenso wie <strong>de</strong>r Kopfschmuck ›Morgentau‹<br />
aus Draht und Kunststoff, <strong>de</strong>r wie ein Blütenschauer<br />
über <strong>de</strong>m Haupt schwebt.<br />
Randi Kvanka mag es, wenn Dinge in Bewegung<br />
und Verän<strong>de</strong>rung sein dürfen. Sie<br />
fin<strong>de</strong>t es schön, dass sich ihre Arbeiten<br />
durch das Tragen mit <strong>de</strong>r Zeit verän<strong>de</strong>rn.<br />
Damit haben sie, wie die tragen<strong>de</strong> Person,<br />
ein Eigenleben.<br />
Die Künstlerin möchte mit ihrer Arbeit<br />
Freu<strong>de</strong> schaffen. Wer ihren Schmuck<br />
trägt, fühlt sich vielleicht etwas leichter<br />
und beschwingter. Daher sucht sie nicht<br />
die strenge und klassische Form, son<strong>de</strong>rn<br />
macht sich auf die Suche nach unkonventionellen<br />
und erfindungsreichen Lösungen.<br />
›Portrait Randi Kvanka II‹ 2010<br />
Foto: Birgit Hofmann-Birkenhall<br />
Randi Kvanka ›Morgentau‹ 2009<br />
Kopfschmuck: Draht, Plastikfolie<br />
Anke Bächtiger<br />
45
Susanne Lukàcs-Ringel<br />
Keramik<br />
geboren 1963 in Bietigheim-Bissingen. 1980-83 Ausbildung zur Keramikerin.<br />
1984 Geburt <strong>de</strong>r Tochter Marieke; 1987 Geburt <strong>de</strong>s Sohns Julian. 1990 Fachhochschulreife. 1999<br />
Mitgründung <strong>de</strong>r Töpferwerkstatt ›Die Kanne‹ in Riedlingen an <strong>de</strong>r Donau. 2004-2007 mehrere<br />
Studienreisen nach England. Praktika in England bei Jane Perryman, Nic Collins und Svend<br />
Bayer. 2005 Organisation und Bau eines Zweikammer-Holzbrandofens von 3 Quadratmetern<br />
in Zwiefalten-Mörsingen mit Fred Olsen im Rahmen eines Kalkspatz Seminars. Seit 2008 neue<br />
Werkstatt in Zwiefalten-Mörsingen. Keramikdozentin für Kin<strong>de</strong>r und Erwachsene an Schulen und<br />
in <strong>de</strong>r eigenen Werkstatt.<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
2005 ›Weibsbil<strong>de</strong>r‹, <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2006 ›Gestaltung Kunst Handwerk 2006‹ Lan<strong>de</strong>sausstellung Kunsthandwerk Ba<strong>de</strong>n-<br />
Württemberg, Regierungspräsidium Karlsruhe (G, K)<br />
2006 Kreissparkasse Riedlingen (G)<br />
2007 ›Gebrannte Er<strong>de</strong>‹, Städtische Galerie Riedlingen (G)<br />
2009 Kreissparkasse Zwiefalten (E)<br />
2009 ›Westerwaldpreis 2009‹, Keramikmuseum Höhr-Grenzhausen (G, K)<br />
2010 ›Gestaltung Kunst Handwerk 2010‹, Lan<strong>de</strong>sausstellung Kunsthandwerk,<br />
Städtische Galerie <strong>Reutlingen</strong> (G, K)<br />
seit 1999 Teilnahme an internationalen Töpfermärkten im In- und Ausland (G)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>, BdK Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, BK Deutschland<br />
Veröffentlichungen: Look-book, Fachzeitschrift für Holzbrand, 4/2005; Neue Keramik, 2/2006;<br />
Gestaltung Kunst Handwerk 2009, Katalog zur Lan<strong>de</strong>sausstellung für das Kunsthandwerk Ba<strong>de</strong>n-<br />
Württemberg 2006 in Karlsruhe, Stuttgart 2006; 12. Westerwaldpreis 2009 – Keramik Europas,<br />
Ausstellungskatalog, Höhr-Grenzhausen 2009; Gestaltung Kunst Handwerk 2010, Katalog zur<br />
Lan<strong>de</strong>sausstellung für das Kunsthandwerk Ba<strong>de</strong>n-Württemberg 2010 in <strong>Reutlingen</strong>, Stuttgart<br />
2010; www.holzbrandkeramik.<strong>de</strong><br />
Einige Arbeiten in privaten Sammlungen<br />
›Wandle Dich zum Gefäß<br />
Hohlraum und ungefüllt<br />
Dass die Stimmen <strong>de</strong>r Vögel<br />
Die <strong>de</strong>r Bäume <strong>de</strong>r Wolken<br />
Wi<strong>de</strong>rhallend beherbergt<br />
Auch die Worte <strong>de</strong>r Tiefe<br />
Wie sie <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>nlosen<br />
Wie<strong>de</strong>r und wie<strong>de</strong>r entsteigen‹<br />
aus ›Zen in einerTasse Tee‹<br />
Mein Weg und meine keramische Arbeit haben ihre Wurzeln im Handwerk. Die Begegnung mit<br />
<strong>de</strong>r Ostasiatischen Keramik hat mich zutiefst in meinem Werk beeinflusst.<br />
Die großartige Tradition <strong>de</strong>r Japanischen und Koreanischen Holzbrandkeramik und auch<br />
expressive Arbeitsweisen zeitgenössischer Keramikkünstler haben meinen Weg begleitet.<br />
Kraft und Ruhe für meine Arbeit fin<strong>de</strong> ich in <strong>de</strong>r Natur, Inspiration durch all meine Sinne.<br />
46
›Susanne Lucàcs-Ringel im Anagamaofen‹ 2010, Foto: Claudia Lamprecht<br />
S. 47-48: Susanne Lucàcs-Ringel ›Softness and Strongness‹ 2009,<br />
Porzellan und Steinzeug, Salzglasur im Holzbrandofen, H 50<br />
Susanne Lukàcs-Ringel<br />
Stille und Langsamkeit, Ausgewogenheit<br />
und Harmonie – das alles gibt Susanne<br />
Lukàcs-Ringel mit in ihre Arbeit aus Ton<br />
und Porzellan. In ihren Gefäßen lässt sie<br />
Berge und Täler, Ozeane und Quellen entstehen.<br />
Ihr Ziel ist es, Gegenstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
täglichen Gebrauchs für ein harmonisches<br />
Lebensumfeld zu gestalten und Schönheit<br />
auch in scheinbar einfachen Dingen zu<br />
fin<strong>de</strong>n.<br />
Der Arbeitsprozess spielt dabei eine wichtige<br />
Rolle. Beim Kneten <strong>de</strong>s Tons und beim<br />
Drehen befreit sie sich von stören<strong>de</strong>n<br />
Gedanken, und in fast meditativer Weise<br />
lässt sie ihren Hän<strong>de</strong>n einen ruhigen und<br />
bestimmten Lauf. Nach <strong>de</strong>m Trocknen<br />
überprüft sie ihre Arbeit kritisch und überarbeitet<br />
nach Bedarf.<br />
Nicht alle Gefäße erhalten eine Glasur,<br />
manches wird auch <strong>de</strong>m Brand so überlassen.<br />
Gern verwen<strong>de</strong>t sie bei Schalen<br />
und Teekeramik die klassische japanische<br />
Shino-Glasur, <strong>de</strong>ren typische Farbigkeit<br />
von milchig-weiß bis zu hellorange reicht.<br />
Der Brand im Holzbrandofen stellt <strong>de</strong>n<br />
Höhepunkt im Schaffensprozess dar. Hier<br />
treten alle Element zusammen: Feuer,<br />
Wasser, Er<strong>de</strong> und Luft. Über fast vier<br />
Tage muss im Ofen alle fünf Minuten Holz<br />
nachgelegt wer<strong>de</strong>n. Dieses rituelle Vorgehen<br />
wird nur durch Mithilfe verschie<strong>de</strong>ner<br />
Menschen möglich. Sie wer<strong>de</strong>n eins<br />
mit <strong>de</strong>m Feuer und überlassen sich <strong>de</strong>m<br />
Rhythmus <strong>de</strong>s Holznachlegens. Mit Dankbarkeit<br />
empfin<strong>de</strong>t die Keramikerin diesen<br />
Moment, <strong>de</strong>r auch mit Spannung erlebt<br />
wird, da man beim Brand nie ein 100%-<br />
Ergebnis vorhersagen kann.<br />
Neben Schalen, Tassen und Gefäßen fertigt<br />
Susanne Lukàcs-Ringel auch Vasen an. Sie<br />
verwen<strong>de</strong>t dazu gerne grobschamottierten<br />
Steinzeugton für Vasen mit einer kräftigen<br />
und starken Ausstrahlung - und für Vasen<br />
mit einer sanften und zarten Erscheinung<br />
ein spezielles Material: Porzellanpaperclay.<br />
Durch die Zugabe von Zellulose entsteht<br />
eine sehr weiche und dünn mo<strong>de</strong>llierbare<br />
Porzellanmasse. Die daraus von <strong>de</strong>r<br />
Künstlerin geformten lichtdurchlässigen<br />
Vasen erinnern an Meereswellen, Zen-<br />
Gärten o<strong>de</strong>r Gewandfalten. Ihre Freu<strong>de</strong><br />
an <strong>de</strong>r Gestaltung, die sinnliche Erfahrung<br />
und die Suche nach innerer und äußerer<br />
Harmonie, bleiben für <strong>de</strong>n Betrachter<br />
spürbar.<br />
Anke Bächtiger<br />
47
Lissi Maier-Rapaport<br />
Mosaik<br />
1963 in München geboren<br />
1990 Abschluss <strong>de</strong>s Studiums zur Diplom-Sozialpädagogin<br />
1990 Heirat mit einem Israeli<br />
seit 1990<br />
bewegtes Leben im Spannungsfeld zweier Kulturkreise<br />
*1994 Mayan, Jerusalem; *1998 Noam, München<br />
1990-95 Aufenthalt in Israel<br />
1990-91 Weiterbildung in Israel zur Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache<br />
1990-06 Berufstätigkeit in bei<strong>de</strong>n Bereichen<br />
seit 1990<br />
in bei<strong>de</strong>n Kulturen intensiver Austausch mit KünstlerInnen und Fortbildungen im<br />
künstlerischen und kunsthandwerklichen Bereich<br />
1991-95 Keramikstudio, Irit Gabrieli, Israel<br />
2001 autodidaktische Ausbildung als Mosaikkünstlerin<br />
2005 ff GlasArtig, Stephanie Könen-Waisman, Köln<br />
Mosaikschule Hamburg, Catherine Massey<br />
Glascenter, Jose Gomez, Stuttgart<br />
Mosaikhandwerk, Bruno Rodi, Konstanz<br />
2007 Mosaikwerkstatteröffnung in Tübingen<br />
2010 September bis Dezember Mosaikstudienaufenthalt in Israel<br />
Mosaiktechnik nach Ilana Shafir, bei Naama Geiz, Modiin<br />
Skulptur, Yoshko Artcenter, Kibbuz HaHogen<br />
Kontaktaufbau mit <strong>de</strong>r israelischen Mosaikorganisation OIMA<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
2005 ›Schmuck und Mosaik‹, bei Rafaela Bohsung, München (G)<br />
2006 ›Zeit für Mosaik‹, Princess, München (E)<br />
2009 ›Im Fluss‹, <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2009/10 ›Rhythmus‹, DOMO Online-Ausstellung (G)<br />
2010 ›Muse Mosaik 2‹, Artisan Center, Jerusalem, Israel (G)<br />
2010 ›ConneXion‹, Zeitgenössische Mosaikkunst, Haus Maikammer, Maikammer (G, K)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>; DOMO, Deutsche Organisation für Mosaikkunst e.V.<br />
Veröffentlichungen: Makor Rishon, Zeitung, Tel Aviv, 02.04.2010, Artikel: Avnei’Jezira - Kreation<br />
mit Steinen, zur Ausstellung ›Muse Mosaik 2‹ in Jerusalem; ConneXion, Zeitgenössische<br />
Mosaikkunst 2010, Ausstellungskatalog, Herausgeber DOMO, Wiesba<strong>de</strong>n 2010<br />
www.mosaik-scherbenglueck.<strong>de</strong><br />
Diverse private Ankäufe und Auftragsarbeiten<br />
Lissi Maier-Rapaport ›Art of Balance‹ 2008, Mosaik-Skulptur, H 51 B 48 T 18<br />
50
Lissi Maier-Rapaport<br />
Dass Mosaikwerke zur Gattung <strong>de</strong>r Maltechnik<br />
gehören, versteht man, wenn man<br />
die Mosaik-Kunstobjekte von Lissi Maier-<br />
Rapaport betrachtet. Sie bringt leuchten<strong>de</strong><br />
Farben mit freien Formen in Fliesen- o<strong>de</strong>r<br />
Glasteilen zu faszinieren<strong>de</strong>n Bildwerken<br />
zusammen. Aber auch mit an<strong>de</strong>ren Materialien<br />
wie Muscheln o<strong>de</strong>r Steinen formt<br />
sie Landschaften, die durch ihre Farbigkeit<br />
und Struktur wie in Bewegung wirken.<br />
Ohne ihren mehrjährigen Aufenthalt in<br />
Israel wären sicher an<strong>de</strong>re künstlerische<br />
Ausdrucksformen entstan<strong>de</strong>n. Der Kontakt<br />
mit dieser reichen Kultur und das Leben in<br />
diesem Land hat ein Bedürfnis entstehen<br />
lassen, vereinzelte Dinge zu einer Einheit<br />
zusammenzufügen. Das bringen ihre politisch<br />
motivierten Arbeiten wie ›Schmetterlinge<br />
über <strong>de</strong>r Grenze Israel-Gaza‹ o<strong>de</strong>r<br />
›Im Fluss‹ zum Ausdruck. Ein Fluss kann<br />
eine grenzenlose Verbindung von Län<strong>de</strong>rn,<br />
Kulturen und Religionen sein und dadurch<br />
Chancen für ein besseres menschliches<br />
Miteinan<strong>de</strong>r geben.<br />
Bei Mosaikbil<strong>de</strong>rn ergibt sich immer ein<br />
Zusammenspiel von verschie<strong>de</strong>nen Elementen.<br />
Das macht die Faszination dieser<br />
Metho<strong>de</strong> aus. Das Einzelne erscheint<br />
unbe<strong>de</strong>utend, ein zerbrochenes Teil. Aber<br />
durch Zusammenfügen erstrahlt alles zu<br />
einem sinnvollen und schönen Ganzen.<br />
Neben klassischen Mosaikbil<strong>de</strong>rn fertigt<br />
Lissi Maier-Rapaport große und kleine Mosaik-Figuren<br />
o<strong>de</strong>r Mosaik-Objekte an. Die<br />
tanzen<strong>de</strong> Skulptur ›Art of Balance‹ wur<strong>de</strong><br />
durch ein Lied <strong>de</strong>r israelischen Sängerin<br />
Achinoam Nini inspiriert und macht <strong>de</strong>utlich,<br />
dass wir oft im Leben nach <strong>de</strong>r richtigen<br />
Balance suchen. Daneben entstehen<br />
Spiegel, Tischplatten aus Glas-, Keramikund<br />
Geschirrbruch und großzügige Raumarbeiten<br />
wie auch Schalen, Brunnen o<strong>de</strong>r<br />
Leuchtkugeln. Vor allem diese farbigen<br />
Mosaikarbeiten aus Glas erhalten durch<br />
das Licht eine beson<strong>de</strong>re Ausstrahlung.<br />
Den Mosaikwerken von Lissi Maier-Rapaport<br />
merkt man die Begeisterung und Experimentierfreu<strong>de</strong><br />
an. Aber ebenso die Ruhe<br />
und die Fähigkeit zum exakten Arbeiten.<br />
Ihr Wunsch ist es, mehr davon in die alltägliche<br />
Lebenswelt miteinzubeziehen und<br />
sich durch Muster und Farben inspirieren<br />
zu lassen. Ihr Wissen und ihre Freu<strong>de</strong> an<br />
dieser Arbeit gibt sie auch in unterschiedlichen<br />
Kursen und Workshops weiter.<br />
Lissi Maier-Rapaport ›Schmetterlinge<br />
über <strong>de</strong>r Grenze Israel-Gaza‹, 2008<br />
Mosaik-Relief, H 50 B 20<br />
Anke Bächtiger<br />
53
Gisela Meyer<br />
Kostüm Maske Skulptur Keramik<br />
1937 geboren in Neuss am Rhein<br />
Studium an <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>schule Düsseldorf bei Professor Otto Piene,<br />
1960 Diplom und Meisterprüfung<br />
1961 Geburt <strong>de</strong>r Zwillingssöhne; 1963 und 1968 Geburt <strong>de</strong>r Töchter<br />
1971-72 VHS <strong>Reutlingen</strong>, Aktzeichen, Mo<strong>de</strong>llieren bei H. Pfingsten, M. Degenhardt<br />
bei H. Pfingsten und M. Degenhardt<br />
1973-90 Dozentin an <strong>de</strong>r VHS <strong>Reutlingen</strong><br />
1978 Dozentin an <strong>de</strong>r VHS Pfullingen: Mo<strong>de</strong>llieren in Ton, Malerei, Masken<br />
1976-78 Kostümbildnerin beim Theater in <strong>de</strong>r Tonne, <strong>Reutlingen</strong><br />
1988 Kunstsymposium <strong>de</strong>r KFH Metzingen<br />
1992 Kostümentwürfe und Realisierung für das erste Opernprojekt<br />
in <strong>Reutlingen</strong> ›Die Entführung aus <strong>de</strong>m Serail‹<br />
seit 2009 Studium <strong>de</strong>r Bildhauerei bei Jonas Balena, Bildhauerschule Pfullingen<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1978/79 Galerie 2000, Pfullingen (E)<br />
seit 1979 Jahresausstellungen <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
1980/83 Aula <strong>de</strong>r Schule Efringen-Kirchen bei Lörrach (G)<br />
seit 1981 Klosterkirche Pfullingen, Jahresausstellungen: Pfullinger Kunstkreis (G)<br />
1982 Galerie am Haagtor, Tübingen (E)<br />
1985 Galerie ›H‹, Beuren (E)<br />
1987 Handwerkskammer <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
1991 KSK <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
1993 Stadtbibliothek Pfullingen (E)<br />
1994/96/99 ›ORFA‹, Oberrheinhalle, Offenburg (G, K)<br />
1996 Haus <strong>de</strong>s Gastes, Uhldingen (G)<br />
1996 Schwarzes Kloster, Freiburg (G)<br />
1998 Brecht-Ausstellung im AOK-Haus, Augsburg (G)<br />
2005 Amtshaus, Bad Wurzach (E)<br />
2001 Klosterkirche Pfullingen (E)<br />
2006 Steinenbergklinik, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2006 Dozentenausstellung <strong>de</strong>s VHS-Verban<strong>de</strong>s, Hüfingen (G, K)<br />
2010 Neske-Verlag, Klosterkirche Pfullingen (G)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>; Pfullinger Kunstkreis<br />
Veröffentlichungen: 40 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 1991; Reutlinger<br />
Künstler Lexikon, Thomas L Heck, J. Liebchen, <strong>Reutlingen</strong> 1999; Gebranntes und Glasiertes,<br />
Ausstellungskataloge ORFA, Offenburg 1994/96/99; 50 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Katalog,<br />
<strong>Reutlingen</strong> 2001; www.gedok-reutlingen.<strong>de</strong>/Gisela_Meyer<br />
Ankäufe: 2001 Bürgermeisteramt Pfullingen; 2005 Regierungspräsidium Tübingen;<br />
2006 Professor Braun, Steinenbergklinik <strong>Reutlingen</strong><br />
In <strong>de</strong>r Kindheit malte ich intensiv. Meine kriegsgeprägten Eltern rieten zu einem praktischen<br />
Beruf: ›Kunst ist brotlose Kunst.‹. So fand ich über eine handwerkliche Lehre in einem<br />
Mo<strong>de</strong>atelier zum Mo<strong>de</strong>- und Textil<strong>de</strong>sign und hatte das Glück, an <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>- und Meisterschule in<br />
Düsseldorf bei Prof. Otto Piene zu studieren. Der Grundstein für meine Kunst war gelegt. Nach <strong>de</strong>r<br />
Familienpause ging ich wie<strong>de</strong>r ans Werk. Das Material Ton faszinierte mich, ich experimentierte.<br />
Interessante Objekte zwischen Figuration und Abstraktion entstan<strong>de</strong>n. Gegenwärtig arbeite<br />
ich als Bildhauerin in Marmor und Sandstein. Zentrum meiner Arbeit ist <strong>de</strong>r Mensch in seinem<br />
sozialen Umfeld.<br />
54
Gisela Meyer<br />
Schon seit über 45 Jahren beschäftigt sich<br />
Gisela Meyer mit <strong>de</strong>r Herstellung von keramischer<br />
Kunst. Die Malerei, die sie schon<br />
sehr früh ausprobierte, kam als zweiter<br />
Schwerpunkt kurze Zeit später hinzu. Die<br />
intensive Beschäftigung mit bei<strong>de</strong>n Richtungen<br />
wirkt sich auf die jeweiligen Objekte<br />
aus. In <strong>de</strong>r Skulptur, <strong>de</strong>m handgeformten<br />
Objekt aus Ton, können sinnliche<br />
Erfahrungen geformt wer<strong>de</strong>n. Die Malerei<br />
ermöglicht an<strong>de</strong>re emotionale und stilistische<br />
Darstellungen. Bei<strong>de</strong>s sind Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>s Sichtbarmachens von Nichtsagbarem<br />
und von inneren Bewegungen.<br />
Der Mensch in seinen sozialen Beziehungen<br />
und seinem Umfeld bil<strong>de</strong>n Dreh- und<br />
Angelpunkt in Gisela Meyers Arbeiten.<br />
So verarbeitet sie auf unterschiedliche<br />
Art und Weise persönliche Lebensthemen<br />
und auch politische Ereignisse. Themen<br />
wie Apartheid o<strong>de</strong>r Flucht <strong>de</strong>r Boatpeople<br />
wer<strong>de</strong>n aufgegriffen und umgesetzt.<br />
Manchmal entstehen auch Installationen<br />
zu einem Thema.<br />
Gisela Meyer arbeitet mit unterschiedlichsten<br />
Techniken, wobei <strong>de</strong>r Raku-Brand<br />
durch seine eigenwilligen Färbung zu <strong>de</strong>r<br />
bevorzugten Brennmetho<strong>de</strong> gehört. Die<br />
sparsame Farbgebung bis zur ten<strong>de</strong>nziellen<br />
Farblosigkeit zugunsten <strong>de</strong>r Oberflächenstruktur<br />
ist typisch für ihre Werke.<br />
Farbe steht nicht im Vor<strong>de</strong>rgrund, dient<br />
jeweils <strong>de</strong>r Form und <strong>de</strong>r Lebendigkeit<br />
einer Arbeit.<br />
Gisela Meyers Arbeiten sprechen beson<strong>de</strong>rs<br />
durch die Linienführung und die<br />
Gestaltung <strong>de</strong>r Oberflächen an. Dabei<br />
überrascht sie immer wie<strong>de</strong>r mit neuen<br />
Lösungen. Die keramische Oberfläche hat<br />
eine Holzstruktur. Ton wirkt wie Marmor.<br />
Textiles Gewebe wird zusätzlich aufgebracht<br />
und glasiert.<br />
Auch handwerklich und technisch raffinierte<br />
Objekte fin<strong>de</strong>n sich in ihrem Œuvre:<br />
dünnwandige Schalen ineinan<strong>de</strong>r gesteckt,<br />
gebrannt und glasiert. Da bleibt <strong>de</strong>r Blick<br />
<strong>de</strong>s Betrachters fasziniert hängen.<br />
Seit einiger Zeit wen<strong>de</strong>t sich Gisela Meyer<br />
<strong>de</strong>r Bildhauerei in Marmor, Alabaster und<br />
Sandstein zu. In umgekehrter Weise wer<strong>de</strong>n<br />
Figuren und Formen aus einer Substanz<br />
herausgelöst, anstatt selbst mit <strong>de</strong>r<br />
Hand diese Substanz zu bil<strong>de</strong>n. Das eröffnet<br />
<strong>de</strong>r Künstlerin neue Sichtweisen und<br />
gestalterische Möglichkeiten.<br />
Anke Bächtiger<br />
Gisela Meyer<br />
›Wohin <strong>de</strong>r Weg uns führen wird‹ 2007<br />
Tonplastik, L 52 B 13 H 24,<br />
S. 56-57: Gisela Meyer ›Objekt‹ 2001<br />
Tonplastik, L 15,5 B 22 H 32<br />
55
Gabriele Nocker<br />
Keramik Raku Installation<br />
1962 geboren<br />
1981-92 Arbeit mit verschie<strong>de</strong>nen keramischen Techniken,<br />
Teilnahme an keramischen Workshops im In– und Ausland<br />
seit 1993 Atelier in Riedlingen, Zwiefaltendorf<br />
seit 1996 Beschäftigung mit Raku-Keramik<br />
1999 Studium Plastisches Gestalten am Kunstseminar, Freie Hochschule Metzingen<br />
seit 2002 regelmäßige Workshops und Ausstellungen<br />
im eigenen Atelier<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
seit 1998 Jahresausstellungen <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2000 Galerie Kreissparkasse, Riedlingen (E)<br />
2001 Galerie Kunstverein, Riedlingen (E)<br />
seit 2002<br />
regelmäßige Ausstellungen im eigenen Atelier mit an<strong>de</strong>ren Künstlern, z.B. Klaus<br />
Schultze, Nica Haug, Bob An<strong>de</strong>rson, Ellen Schöpf, Jochen Rüth, Monika Debus<br />
u.a. (G)<br />
2003 Installation mit <strong>de</strong>m Schriftsteller Volker Demuth<br />
anlässlich <strong>de</strong>s ›Hausacher Leselenz 2003‹, Hausach, Schwarzwald (E)<br />
2004 Galerie TEMPORÄR, Calw (E)<br />
2007 Galerie Fre<strong>de</strong>rik Bollhorst, Freiburg (E)<br />
mit Silvia Siemes und Tanja Nie<strong>de</strong>rmann<br />
2007 ›Feuer, Wasser, Er<strong>de</strong>‹, Schloss Großlaupheim, Laupheim (E)<br />
2008 ›SprachRÄUME‹, Installation, Galerie auf <strong>de</strong>m Po<strong>de</strong>st, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2009 ›LIAISON‹, Galerie Günter Lang, Eichstätt (E)<br />
2010 ›Dialoge‹, Stadtbibliothek Leonberg / Warmbronn (E)<br />
2010 ›Gestaltung Kunst Handwerk 2010‹, Lan<strong>de</strong>sausstellung Kunsthandwerk,<br />
Städtische Galerie <strong>Reutlingen</strong> (G, K)<br />
Veröffentlichungen: 50 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 2001; Gabriele Nocker,<br />
OBJEKTE – Raku- und Rauchbrand-Keramik, 2006; Anke Bächtiger, Kunst zum Neu-Denken,<br />
2007; Neue Keramik, 2/07, Höhr-Grenzhausen; Werner Dürrson, Versuch über das Gefäß,<br />
2008; Neue Keramik, 2/08, Höhr-Grenzhausen; Gestaltung Kunst Handwerk 2010, Katalog zur<br />
Lan<strong>de</strong>sausstellung für das Kunsthandwerk Ba<strong>de</strong>n-Württemberg 2010 in <strong>Reutlingen</strong>, Stuttgart<br />
2010<br />
www.gabriele-nocker.<strong>de</strong><br />
Ankäufe in öffentlichen und privaten Sammlungen<br />
Gabriele Nocker ›o.T.‹ 2003, Raku Keramik, Metall, H 68<br />
58
Gabriele Nocker<br />
Die Arbeiten von Gabriele Nocker stehen<br />
für klare Formen und überraschen<strong>de</strong> Materialverbindungen.<br />
Sie reichen von gegenständlicher<br />
bis zu abstrakter Darstellung.<br />
Gerne stellt sie die Dinge auf <strong>de</strong>n Kopf:<br />
Schweres steht auf Leichtem o<strong>de</strong>r umgekehrt.<br />
Sie bringt damit ihre Suche nach<br />
neuen Sichtweisen und Ausgewogenheit<br />
zum Ausdruck.<br />
Alte Metallteile – meist Fundstücke – kombiniert<br />
Gabriele Nocker mit keramischen<br />
Elementen, mit <strong>de</strong>m Effekt, dass bei<strong>de</strong><br />
sich gegenseitig einen neuen Sinn mit<br />
einer neuen Ästhetik geben. Die Fundstücke<br />
reichen von Gebrauchsgegenstän<strong>de</strong>n<br />
wie einer alten Heugabel bis hin zur<br />
ausrangierten Gleisschiene o<strong>de</strong>r einem alten<br />
Grabsteinsockel. Ganz bewusst bleibt<br />
die ehemalige Zweckbestimmung dieser<br />
Teile sichtbar. Der Betrachter soll erkennen,<br />
dass durch die schöpferische Hand<br />
<strong>de</strong>r Künstlerin eine neue Sinngebung<br />
stattgefun<strong>de</strong>n hat.<br />
Nicht ohne Witz und Charme begegnen <strong>de</strong>m<br />
Betrachter die Objekte. Gabriele Nocker<br />
geht es auch um Sehgewohnheiten und<br />
Lust am Experimentieren. Auf <strong>de</strong>r Suche<br />
nach neuen Ausdrucksformen geht die<br />
Künstlerin auch auf archaische Muster<br />
zurück. Es fließen Anspielungen vergangener<br />
Kulturen in ihre Arbeit hinein. Stelen,<br />
Königspaare, Stierköpfe erinnern an Kultobjekte.<br />
Das verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Element ist das Feuer.<br />
Ton und Metall brauchen Hitze, um entstehen<br />
zu können. Erst dadurch fin<strong>de</strong>t<br />
das Material seine endgültige Form und<br />
Färbung. Bei<strong>de</strong> Materialien verschmelzen<br />
so zu etwas Gemeinsamen.<br />
Wichtiges Gestaltungselement bei Gabriele<br />
Nocker ist <strong>de</strong>r Raku- o<strong>de</strong>r Rauchbrand,<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Keramiken ihr typisches Aussehen<br />
verleiht. Dabei spielt die Ästhetik <strong>de</strong>s Zufalls<br />
eine große Rolle.<br />
In letzter Zeit bezieht Gabriele Nocker in<br />
ihre Arbeiten verstärkt <strong>de</strong>n Raum mit ein.<br />
Mit verschie<strong>de</strong>nen Objekten inszeniert sie<br />
Situationen, in <strong>de</strong>nen durch das Zusammenspiel<br />
aller Komponenten ein neues<br />
Ganzes entsteht, und schafft so ein Raumgefüge.<br />
Anke Bächtiger<br />
Gabriele Nocker ›Entourage IV‹ 2005<br />
Raku Keramik, Metall, H 59<br />
61
Barbara Thom-Kollross<br />
Schmuck<br />
1966 geboren am 1. März<br />
1985 Abitur<br />
1986-88 Berufsfachschule für Goldschmie<strong>de</strong> Pforzheim<br />
1988-90 Lehrzeit: Wolfgang Groh/ Goldschmie<strong>de</strong> Uschi Klüppel<br />
1990-95 Gesellenzeit : Goldschmie<strong>de</strong> Uschi Klüppel, <strong>Reutlingen</strong> und<br />
Juwelier Depperich, <strong>Reutlingen</strong><br />
1995 Auslandsaufenthalt als Stipendiatin <strong>de</strong>r Carl Duisberg Gesellschaft Köln<br />
in Westafrika zum Studium <strong>de</strong>r traditionellen Guss- und Filigrantechniken<br />
1995/96 Meisterschule Pforzheim<br />
Meisterstelle : Juwelier Depperich / <strong>Reutlingen</strong><br />
1998 ff Familienzeit: * Nora Zoe 1998; * Ann Leonie 2001<br />
Arbeit in eigener Werkstatt<br />
2004 Aufnahme in die <strong>GEDOK</strong><br />
2005 Gründung <strong>de</strong>s Goldschmie<strong>de</strong>ateliers UNIKAT&SCHMUCK<br />
2006 Aufnahme in <strong>de</strong>n BdK (Bund <strong>de</strong>r Kunsthandwerker Ba<strong>de</strong>n-Württemberg)<br />
2010 Mitgliedschaft im BK (Bun<strong>de</strong>sverband Kunsthandwerk)<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
2004 Jahresausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2005 ›Gegenübergestellt‹,<br />
Historisches und mo<strong>de</strong>rnes Kunsthandwerk, <strong>GEDOK</strong>,<br />
Heimatmuseum <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2005 ›Weibsbil<strong>de</strong>r‹, <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2006 ›Aufbruch‹, <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2006 ›Gestaltung Kunst Handwerk 2006‹, Lan<strong>de</strong>sausstellung Kunsthandwerk,<br />
Regierungspräsidium Karlsruhe (G, K)<br />
2007 Einzelausstellung und Schmuckperformance<br />
im Reutlinger Kultursalon Heinzelmann (E)<br />
2007 ›Rot‹, <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2008 ›Augenlust‹, <strong>GEDOK</strong>, AK, Klosterkirche Pfullingen (G)<br />
2008 ›Stationen‹, <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2008 Tübinger Kulturnacht, <strong>GEDOK</strong>, Regierungspräsidium Tübingen (G)<br />
2009 ›Im Fluss‹, <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2009 Reutlinger Kulturnacht, <strong>GEDOK</strong>, AK, Osian<strong>de</strong>r (G)<br />
2010 ›Die Romantik lebt‹, <strong>GEDOK</strong> Hannover (E)<br />
2010 ›Gestaltung Kunst Handwerk 2010‹, Lan<strong>de</strong>sausstellung Kunsthandwerk,<br />
Städtische Galerie <strong>Reutlingen</strong> (G, K)<br />
2011 Museumsmesse 2011, Schloss, Stuttgart (G)<br />
Veröffentlichungen: Gestaltung Kunst Handwerk 2006, Katalog zur Lan<strong>de</strong>sausstellung für das<br />
Kunsthandwerk Ba<strong>de</strong>n-Württemberg 2006 in Karlsruhe, Stuttgart 2006; Gestaltung Kunst<br />
Handwerk 2010, Katalog zur Lan<strong>de</strong>sausstellung für das Kunsthandwerk Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
2010 in <strong>Reutlingen</strong>, Stuttgart 2010; www.unikatundschmuck.<strong>de</strong><br />
Metho<strong>de</strong> und Ziel meiner Arbeit ist es, die rein ornamentale Oberfläche zu verlassen und<br />
statt<strong>de</strong>ssen lebendige, mehrdimensionale, sinnliche und poetische Schmuckstücke zu entwickeln.<br />
Kunstwerke, die für <strong>de</strong>n Träger eine persönliche Be<strong>de</strong>utung erlangen können durch das sinnliche<br />
Gefühl, das sie erzeugen, durch <strong>de</strong>n Gedanken, aus <strong>de</strong>m sie entspringen<br />
Barbara Thom-Kollross ›von groß zu fein‹ 2008<br />
Ohrschmuck, Schweißen / Schmie<strong>de</strong>n, farbige Metallverbindung aus Silber, Palladium, 750/°°°<br />
62
Barbara Thom-Kollross<br />
Ihre Schmuckstücke scheinen häufig eine<br />
Geschichte erzählen zu wollen. In <strong>de</strong>n Arbeiten<br />
von Barbara Thom-Kollross erkennt<br />
man ein inneres Anliegen o<strong>de</strong>r eine geistige<br />
I<strong>de</strong>e, die Gestalt angenommen hat. Nicht<br />
zufällig tragen Ringe, Ketten und Ohrgehänge<br />
Zeichen und Symbole, die über das<br />
Dekorative hinausweisen. Dabei greift sie<br />
auf Urformen zurück: eine schwarze Haarkette<br />
trägt ein magisches Auge, ein Ring<br />
mit einer versteinerten Koralle erzählt von<br />
Vorzeiten, das Schneeherz aus mikrokristallinem<br />
Achat reflektiert Zustän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Wassers und <strong>de</strong>s Herzens. Die Schmuckkünstlerin<br />
setzt sich gerne mit Themen<br />
auseinan<strong>de</strong>r und schafft es, in ihren Arbeiten<br />
etwas tiefer Liegen<strong>de</strong>s zu transportieren.<br />
Einige ihrer Schmuckkreationen<br />
tragen Titel, die dies <strong>de</strong>utlich machen,<br />
wie: ›Wasser und Feuer‹, ›Kristallberg‹,<br />
›Aufbruch‹ o<strong>de</strong>r ›Lebendige Ordnung‹.<br />
Je<strong>de</strong>s ihrer Schmuckstücke und häufig<br />
auch die Verarbeitungstechnik sind einmalig<br />
und oft ungewohnt. Wie<strong>de</strong>rholungen<br />
wer<strong>de</strong>n vermie<strong>de</strong>n. An ihre handwerkliche<br />
Leistung stellt Barbara Thom-Kollross<br />
ständig hohe Anfor<strong>de</strong>rungen. Dabei lässt<br />
sie sich sowohl vom Material als auch von<br />
<strong>de</strong>r Verarbeitungstechnik anregen, wobei<br />
sie <strong>de</strong>n Zufall als Mitgestalter einlädt.<br />
Als Goldschmie<strong>de</strong>meisterin arbeitet sie mit<br />
hochwertigen Metalllegierungen, beson<strong>de</strong>ren<br />
E<strong>de</strong>lsteinen, Perlen, aber auch mit<br />
scheinbar ›unedlen‹ Materialien wie Holz,<br />
Horn, Glas, Knochen, Pfer<strong>de</strong>haar, Kupfer,<br />
Eisen, Le<strong>de</strong>r und an<strong>de</strong>ren Stoffen. Auch<br />
Fundstücke sind willkommen. Hier fügt sie<br />
sensibel ergänzend o<strong>de</strong>r ausgleichend das<br />
hinzu, was die Objekte brauchen, um in<br />
ein Kunstwerk verwan<strong>de</strong>lt zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Barbara Thom-Kollross hört <strong>de</strong>n Menschen<br />
und Dingen zu und erspürt <strong>de</strong>ren Wünsche<br />
und Anliegen. Mit ihrem Sinn für Poesie<br />
verschmilzt sie I<strong>de</strong>e und Material zu einer<br />
einzigartigen Form. Dadurch gehen ihre<br />
Arbeiten häufig über ein reines Accessoire<br />
hinaus und dienen im I<strong>de</strong>alfall zur sinnlichen<br />
Charakterisierung <strong>de</strong>r Trägerin o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s Trägers.<br />
Anke Bächtiger<br />
Barbara Thom-Kollross ›Schneeherz‹<br />
2010, Collier, Drahtmontage, Feingold,<br />
mikrokristalliner Achat, Süßwasserperlen<br />
65
Ute Zeiher<br />
Filz – tragbare Unikate<br />
1957 geboren in <strong>Reutlingen</strong><br />
2002-05 Studiengruppe im Werkraum Textil Nürtingen,<br />
Schwerpunkt Filzgestaltung<br />
seit 2002 eigenes Atelier in Pfullingen<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
2006 ›Gestaltung Kunst Handwerk 2006‹, Lan<strong>de</strong>sausstellung Kunsthandwerk,<br />
Regierungspräsidium Karlsruhe (G, K)<br />
2007 Bun<strong>de</strong>sverband Kunsthandwerk,<br />
Regierungspräsidium Karlsruhe (G, K)<br />
2007 Galerie Kusmølle, Dänemark (E)<br />
2007 ›60 Jahre BDK‹, Haus <strong>de</strong>r Wirtschaft, Stuttgart (G)<br />
2008 ›Unikate‹, Dominikanermuseum, Rottweil (G, K)<br />
2008 ›Augenlust‹, <strong>GEDOK</strong>, Klosterkirche Pfullingen (G)<br />
2008 ›UNIKO‹, Taito Helsky Helsinki, Finnland (E)<br />
2008/09 ›Soft 3/Suave 3‹, Museu Textil <strong>de</strong> Terrassa,<br />
Barcelona, Spanien (G, K)<br />
2008-11 ›Aufbruch – Angewandte Kunst auf Deutschlandreise‹, Ausstellung <strong>de</strong>s<br />
Bun<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s Kunsthandwerk (G, K)<br />
2009 ›MINIATUREXV‹, Galleri Sulegaar<strong>de</strong>n, Dänemark (G)<br />
2010 ›MINIATUR‹, Galleri Sulegaar<strong>de</strong>n, Dänemark (G)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>; BdK Ba<strong>de</strong>n-Württemberg; BK Frankfurt<br />
Veröffentlichungen: Gestaltung Kunst Handwerk 2006, Katalog zur Lan<strong>de</strong>sausstellung<br />
für das Kunsthandwerk Ba<strong>de</strong>n-Württemberg 2006 – Karlsruhe, Stuttgart 2006; Soft 3/<br />
Suave 3, Ausstellungskatalog, Barcelona 2008; Aufbruch, Bun<strong>de</strong>sverband Kunsthandwerk,<br />
Regierungspräsidium Karlsruhe, Ausstellungskatalog, Karlsruhe 2007; Unikate,<br />
Dominikanermuseum, Rottweil 2008<br />
www.gedok-reutlingen.<strong>de</strong>/ute_zeiher<br />
www.kunsthandwerk.<strong>de</strong>/ute_zeiher<br />
www.bun<strong>de</strong>sverband-kunsthandwerk.<strong>de</strong>/ute_zeiher<br />
Mit <strong>de</strong>m Material Textil zu experimentieren be<strong>de</strong>utet, immer neue Erfahrungen zu machen.<br />
Was ist noch machbar? Sei<strong>de</strong> und Wolle zusammenzubringen zu einer Fläche o<strong>de</strong>r zu einem<br />
Hohlkörper, ist das eine. Wolle, Stoffe in Form und Fläche zu bemalen, zerschnei<strong>de</strong>n und neu<br />
zusammenzufügen, ist die an<strong>de</strong>re sehr spannen<strong>de</strong> Möglichkeit. Der Grundstoff Textil bietet ein<br />
breites Spektrum an, sich mit ihm kreativ ausein-an<strong>de</strong>rzusetzen. Seit mehr als zehn Jahren<br />
arbeite ich mit Stoffen und Wolle. Hierbei bin ich auf das Thema Färben gestoßen. Farbe ist<br />
ein sehr wichtiges Element in meiner Kunst. Mit Farbe drücke ich meine Stimmungen aus. Oft<br />
arbeite ich mit Naturpigmenten o<strong>de</strong>r auch mit Pflanzenfarben.<br />
›Portrait Ute Zeiher I‹ 2010, Foto: Antje Zeiher, Diplom<strong>de</strong>signerin<br />
66
Ute Zeiher<br />
Dass Ute Zeiher Freu<strong>de</strong> an ihrer Arbeit<br />
hat, sieht man <strong>de</strong>n Objekten an. Farbenfroh<br />
und verspielt, zart und verwoben sind<br />
die gefilzten Stoffe. Sie formt daraus Hüte,<br />
Schals, Kissen und Bil<strong>de</strong>r. Die Kombination<br />
verschie<strong>de</strong>ner Rohstoffe gibt ihren Objekten<br />
einen beson<strong>de</strong>ren Reiz. Ute Zeiher<br />
spielt gerne mit Farben. Ursprünglich<br />
kommt sie aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Malerei,<br />
vielleicht haben <strong>de</strong>shalb ihre Textilarbeiten<br />
manchmal etwas Malerisches.<br />
In ihrer Farbküche probiert sie Neues aus,<br />
lässt sich gerne auch von <strong>de</strong>n Jahreszeiten<br />
und <strong>de</strong>ren natürlichen Pigmenten inspirieren.<br />
Sie mischt ihre ganz persönliche<br />
Farbpalette, um <strong>de</strong>r Wolle und Sei<strong>de</strong> einen<br />
eigenen Charakter zu verleihen. Alle Arbeiten<br />
sind Unikate und je<strong>de</strong>m Stück sieht<br />
man die individuelle Zuwendung an.<br />
Die Textilkünstlerin nimmt die durch das<br />
Färben entstan<strong>de</strong>nen Muster in ihren Arbeitsprozess<br />
auf und fertigt daraus neue<br />
Formen und Strukturen. Beim Filzen wer<strong>de</strong>n<br />
Wolle und Sei<strong>de</strong> miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n.<br />
Es entstehen verzauberte Gewebe<br />
voller Poesie: feine Schals, luftige Tücher<br />
und phantasievolle Hüte.<br />
Neu hinzugekommen ist das Anfertigen<br />
von textilen Skulpturen. Ute Zeiher gestaltet<br />
sogenannte Stehpuppen, die zum<br />
Teil genäht und dann übermalt wer<strong>de</strong>n.<br />
Es können Einzelfiguren und Gruppen<br />
sein. Anregung fin<strong>de</strong>t sie dazu in Galerien<br />
und Museen, bei <strong>de</strong>r Klassischen Mo<strong>de</strong>rne,<br />
wie beispielsweise bei Paul Klee, <strong>de</strong>r<br />
Handpuppen bemalt hat, aber auch in <strong>de</strong>r<br />
indianischen Kunst o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>n Berbern.<br />
Die Herausfor<strong>de</strong>rung besteht für sie dann<br />
darin, die Ur-Formen und -Zeichen in ihre<br />
eigene Bildsprache umzusetzen und diese<br />
in groben Filz einzuarbeiten und zum Teil<br />
mit an<strong>de</strong>ren Materialien zu verbin<strong>de</strong>n.<br />
Häufig arbeitet Ute Zeiher mit verschie<strong>de</strong>nen<br />
Künstlergruppen, vor allem mit Textil-<br />
und Filzgestaltern zusammen. So stellt<br />
sie regelmäßig mit bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Künstlern in<br />
Dänemark ihre Arbeiten aus. Mehrmals im<br />
Jahr arbeitet Ute Zeiher in ihrem Atelier<br />
in Finnland, wo sie Inspiration fin<strong>de</strong>t und<br />
neue I<strong>de</strong>en entwickelt.<br />
Anke Bächtiger<br />
›Portrait Ute Zeiher II‹ 2010<br />
Foto: Antje Zeiher, Diplom<strong>de</strong>signerin<br />
Ute Zeiher Unikat ›erdverbun<strong>de</strong>n‹ 2010<br />
Sei<strong>de</strong> und hochfeine Merinowolle,<br />
verbun<strong>de</strong>n in Filztechnik, 240x110<br />
69
Künstlerinnen <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Kunst<br />
Uta Albeck<br />
Sukhi Barber<br />
Petra Blum-Jelinek<br />
Heidi Degenhardt<br />
Ellen Eckel<br />
Ulla Frenger<br />
Renate Gaisser<br />
Maria Heyer-Loos<br />
Birgit Hofmann-Birkenhall<br />
Ulrike Holzapfel<br />
Frie<strong>de</strong>rike Just<br />
Doris Knapp<br />
Helga Koch<br />
Edith Kosellek<br />
Birgit Krins-Gudat<br />
Christa Langenscheid<br />
Gisela List<br />
Margarete List<br />
Sigrid Lokowandt<br />
Sabine Lorenzen<br />
Helga Mack-Scharnbeck<br />
MAMU Anne Rossipaul<br />
Helga Mayer<br />
Jutta Peikert<br />
Uli W. Pommer<br />
Renate Quast<br />
Susanne Reusch<br />
Gu<strong>de</strong> Schaal<br />
Gabriele Seeger<br />
Gabriele Sieber<br />
Margot Spuhler<br />
Ingrid Swoboda<br />
Birgit Weber<br />
Izumi Yanagiya<br />
70
Uta Albeck<br />
Malerei<br />
1938 Geburt in München. Kindheit und erste Schuljahre am Starnberger See. Grafikschule<br />
und Studium <strong>de</strong>r Malerei an <strong>de</strong>r Kunstaka<strong>de</strong>mie München bei Professor H. Heise und Professor<br />
E. Glette. Mitarbeit im Grafik-Atelier Roggenkamp in Stuttgart. Sommerkurs Malerei bei<br />
H. Losert. Nach <strong>de</strong>r Erziehung <strong>de</strong>r drei Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n siebziger Jahren erneuter Beginn <strong>de</strong>r künstlerischen<br />
Arbeit. Schwerpunkte: Spezielle Techniken in Fe<strong>de</strong>r, Aquarell, Acryl. Stark prägen<strong>de</strong><br />
Kindheitseindrücke <strong>de</strong>r Landschaft am Starnberger See wer<strong>de</strong>n später in sublimierter Form zum<br />
künstlerischen Hauptthema ›Landschaft und Himmel‹. Daraus entwickeln sich Darstellungen von<br />
›Schöpfungsprozessen‹. Reisen in die Nationalparks <strong>de</strong>r USA vermitteln Eindrücke gewaltiger<br />
Natur, die neues Licht und intensive Farbe in die Bil<strong>de</strong>r bringen. In jüngster Zeit kommt Gold<br />
hinzu; daraus ergibt sich letztlich ein starkes Zurücknehmen <strong>de</strong>r Vielfarbigkeit zugunsten einer<br />
Farbe und eines gol<strong>de</strong>nen Quadrats – als Urbild <strong>de</strong>r Ordnung in Schöpfungsprozessen.<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1999 Sparkasse Balingen, <strong>GEDOK</strong> (G)<br />
2000 Präsidialamt Universität <strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s, Saarbrücken (E)<br />
2000 Gemein<strong>de</strong>zentrum Darmstadt (E)<br />
seit 2000 Jahresausstellungen <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2001 Paracelsus Krankenhaus, Bad Liebenzell (E)<br />
2001 Kulturhalle Tübingen, <strong>GEDOK</strong> (G)<br />
2002 Galerie Peripherie im Sudhaus, Tübingen (E)<br />
2003 Paul-Lechler-Krankenhaus, Tübingen (E)<br />
2003 Galerie Fil<strong>de</strong>rklinik, Stuttgart-Fil<strong>de</strong>rn (E)<br />
2002/03 Wilhelmsstift Tübingen (G)<br />
2004 Daimler-Chrysler, Stuttgart-Möhringen (E)<br />
2006 Rathaus Dußlingen, <strong>GEDOK</strong> (G)<br />
2006 Nikolaus-Cusanus-Haus, Stuttgart (E)<br />
2006/07 ›Der Re<strong>de</strong> wert‹, Wan<strong>de</strong>rausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> (G):<br />
Rathaus <strong>Reutlingen</strong> und Galerie Dorothea Schra<strong>de</strong>, Diepoldshofen<br />
2007 Galerie Gutekunst, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2007 Galerie Alpirsbach (G)<br />
2008 Galerie Johannes-Haus, Öschelbronn-Niefern (E)<br />
2009 Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2009 Galerie Geiselhart, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2010 Lukas-Kirche, Hamburg (E)<br />
2010 Gallery Schmidt, Reading, USA (G)<br />
2010 Galerie im Kulturcenter Pfeiffer, Leonberg (G)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>; Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong><br />
Ankäufe: Landratsamt <strong>Reutlingen</strong>; Privatsammlungen im In- und Ausland<br />
Veröffentlichung:<br />
50 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 2001;<br />
Uta Albeck, Malerei – Bil<strong>de</strong>r von 2004-2006, Katalog, Stuttgart 2007<br />
www.gedok-reutlingen.<strong>de</strong>/uta_albeck<br />
72
Uta Albeck<br />
Uta Albeck, die 1938 geborene Bayerin,<br />
die an <strong>de</strong>r Kunstaka<strong>de</strong>mie München studiert<br />
hat und seit vielen Jahren in Tübingen<br />
lebt, ist eine wahrhafte Aquarell-<br />
Farb-Meisterin. Mit ihrer in jahrelanger<br />
Feinstabstimmung selbst ent- und stetig<br />
weiterentwickelten speziellen Nass-in-<br />
Nass-Technik hat sie eine für sich stimmige<br />
Ausdrucksform gefun<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>r<br />
sie ihre künstlerische Aussage stringent<br />
transportieren kann. Traditionelle Sehgewohnheiten<br />
wer<strong>de</strong>n von ihr in Frage<br />
gestellt und verformt. Meist zuerst gedanklich<br />
ausgehend von Landschaft und<br />
Himmel als ungegenständlichem Ausdruck<br />
erreicht sie in ihren tiefgründigen, häufig<br />
recht kleinformatigen Arbeiten damit eine<br />
enorme – für sie sehr typische - Leuchtkraft<br />
und Tiefe. In <strong>de</strong>r Regel ausgehend<br />
von einem Farb-Grundton entwickelt sie<br />
feine Linien und Schattierungen, wobei<br />
sie frei mit <strong>de</strong>r Linie arbeitet und dabei<br />
zarte Schwingungen auf einen manchmal<br />
beinahe monochromen Bildhintergrund<br />
beschreibt. Sehr häufig kommt bei diesem<br />
Ansatz ein leuchten<strong>de</strong>s Rot zum Vorschein<br />
o<strong>de</strong>r auch ein konzentriertes Grün sowie<br />
ein tiefes, viel versprechen<strong>de</strong>s Blau.<br />
Dabei geht es Uta Albeck keinesfalls um<br />
oberflächliches Abbil<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Gestalten<br />
von räumlichen o<strong>de</strong>r naturhaften Gegebenheiten;<br />
sie sucht in ihren Arbeiten<br />
Darstellungen von Schöpfungsprozessen<br />
herauszuarbeiten und philosophisch zu filtrieren,<br />
Gedanken ihrer eigenen Weltsicht,<br />
ihres wachen Hinschauens und aufmerksamen<br />
Wahrnehmens wer<strong>de</strong>n von ihr bildnerisch<br />
und kompositorisch eingebracht.<br />
Bei vielen ihrer Werke schwingt daher<br />
auch immer etwas Geheimnisvolles, etwas<br />
Mystisches mit, vor allem, seit sie verstärkt<br />
– ursprünglich beflügelt durch einen<br />
Traum – auch mit <strong>de</strong>r Farbe Gold arbeitet.<br />
Wie lässt sich mit Gold malen? Was lässt<br />
sich mit Gold malen? Gold kann nicht wie<br />
ein beliebiger Farbton verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n,<br />
es verlangt nach einer festen Form, damit<br />
sein originärer Sonnenglanz wirken kann.<br />
Bei <strong>de</strong>m Pigment Goldbronze spielt daher<br />
nicht nur <strong>de</strong>r eigentliche Farbton, son<strong>de</strong>rn<br />
auch seine Teilchenform eine wesentliche<br />
Rolle. Mit ihrer malerisch gefun<strong>de</strong>nen<br />
Antwort, <strong>de</strong>m Quadrat als Urbild <strong>de</strong>r<br />
Schöpfung, hat sie eine neue reduzierte<br />
Bildwelt entwickelt, die ein gestalterisches<br />
Kraftzentrum enthält. In <strong>de</strong>n Werken von<br />
Uta Albeck entsteht unter ihren Hän<strong>de</strong>n<br />
eine Bildwelt, die einen Transfer von Form<br />
und Be<strong>de</strong>utung ermöglicht und einen<br />
›Atelier Uta Albeck‹<br />
Foto: Hermann Albeck 2010<br />
Uta Albeck ›Atempause 4‹ 2010, Aqua, 51x51,5<br />
aufmerksamen Betrachter erfor<strong>de</strong>rt. Ursprünglich<br />
eher schwarz-weiß arbeitend,<br />
ent<strong>de</strong>ckte Uta Albeck En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Siebziger<br />
Jahre bei Reisen nach Amerika, dort speziell<br />
in <strong>de</strong>n Nationalparks, Licht und Farbe<br />
in ihrer vollen Pracht und Einmaligkeit für<br />
sich und setzt diese einmal gewonnenen<br />
und immer wie<strong>de</strong>r neu erlebten Einsichten<br />
seither in immer weiterentwickelte Bildfindungen<br />
um. Dabei arbeitet sie nicht<br />
ausschließlich mit ihrer speziellen Aquarelltechnik,<br />
son<strong>de</strong>rn nutzt abwechselnd<br />
auch immer wie<strong>de</strong>r Acryl als adäquate<br />
Ausdrucksform. Uta Albeck ist als Künstlerin<br />
auf <strong>de</strong>m Weg, die Geheimnisse <strong>de</strong>s<br />
Universums näher zu erforschen. Und<br />
bestätigt damit die Aussage <strong>de</strong>r Schriftstellerin<br />
Bettina von Arnim (1785-1859):<br />
›Kunst ist Zeugnis <strong>de</strong>r Sprache einer<br />
höheren Welt.‹ Uta Albeck hat mit ihren<br />
Arbeiten eine gültige Formel zur ›Übersetzung‹<br />
gefun<strong>de</strong>n.<br />
Barbara Krämer<br />
73
Uta Albeck ›Contemplativa I‹ 2009, Acryl auf Papier, 25x25<br />
74
Uta Albeck ›Contemplativa IV‹ 2009, Acryl auf Papier, 25x25<br />
75
Sukhi Barber<br />
Skulptur<br />
1990-91 Cambridge Arts Tutors, Cambridge, GB, Art Foundation Course<br />
1992-95 City and Guilds of London Art School, Kennington, London, GB, Fine Art<br />
Sculpture Degree bei Allan Sly<br />
1996 Ausbildung in traditioneller Steinmetzarbeit, Mahabalipuram, Indien<br />
2000-07 Studium und Arbeiten mit <strong>de</strong>r tradtionellen Technik <strong>de</strong>s einmaligen Wachsschmelzverfahrens<br />
zur Herstellung von Bronzeguss in Patan, Nepal<br />
Ausstellungen, Aufträge, Auswahl<br />
1994 Juli City and Guilds; Graduate Exhibition, Waterloo Train Station, London, GB (G)<br />
1995 City and Guilds of London Art School, GB (G), Auszeichnung im Bereich Plastik<br />
und Bildhauerei<br />
1995 Stipendium und Auszeichnung von Madame Tussauds, London, GB<br />
1998-02 Koordinatorin für traditionell ausgeführte Steinmetzarbeiten im Auftrag <strong>de</strong>s<br />
Hotels Yak & Yeti - Hyatt, Kathmandu, Nepal<br />
2004-07 Restaurieren und Neumo<strong>de</strong>llieren in situ einer lebensgroßen Statue <strong>de</strong>r Göttin<br />
Lakshmi am Weltkulturerbe ›Gar<strong>de</strong>n of Dreams‹, Kathmandu, Nepal, im Auftrag<br />
<strong>de</strong>r Österreichischen NGO ›Eco Himal‹ finanziert von <strong>de</strong>r Britischen Regierung<br />
Ihrer Majestät<br />
2008 Zwei Plastiken in <strong>de</strong>r engeren Auswahlliste <strong>de</strong>r Royal Aca<strong>de</strong>my of Arts Summer<br />
Exhibition, London, GB (G)<br />
2009 Dez Albemarle Gallery, Piccadilly, London, GB (G, K)<br />
2010 März Royal Society of British Artists Annual Exhibition, Mall Galleries London (G,K)<br />
2010 April Galerie Strassacker, Süssen (G)<br />
2010 Mai ›Blaupause‹, Kulturnacht, <strong>GEDOK</strong>, Kulturhalle Tübingen (G)<br />
2010 Juni Eunique Kunst & Design Messe, Karlsruhe (G)<br />
2010 Sep ›Natur-Mensch‹, Nationalpark Harz, Sankt Andreasberg (G, K)<br />
2010 Nov Albemarie Gallery, Piccadilly, London, GB (G)<br />
2010 Nov ›Art en Capital‹, Le Salon <strong>de</strong>s Artistes Français, Grand Palais <strong>de</strong>s Champs-<br />
Elysées, Paris, Frankreich (G, K)<br />
Veröffentlichungen: Albemarle Gallery, Winter Show 2009, Katalog, London 2009; Strassacker<br />
Kunstgiesserei, Jahreskalen<strong>de</strong>r 2010; The Woo<strong>de</strong>d Pleasure Grounds at Pelham - Trees, Follies<br />
and Sculptures in 2010, London 2010; Kunstausstellung Natur–Mensch, Nationalpark Harz,<br />
St. Andreasberg 2010; Univers <strong>de</strong>s Arts, Le Salon 2010, Paris 2010; The Royal Society of British<br />
Artists 239rd Exhibition, Ausstellungskatalog, London 2010<br />
www.sukhibarber.com<br />
Sukhi Barber ›Crystal Clear‹ 2009, Bronze and Kristall, 39 x 23 x 24<br />
76
Sukhi Barber<br />
Der materielle Raum steht bei Sukhi Barber<br />
gleichwertig neben <strong>de</strong>m negativen Raum<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Hohlraum. Der geformte Körper<br />
bil<strong>de</strong>t das äußere Erscheinungsbild<br />
von Personen o<strong>de</strong>r benennbaren Gegenstän<strong>de</strong>n<br />
ab. Mittels Physiognomie und<br />
Körperhaltung sind zentrale Aussagen<br />
über einen Menschen möglich, <strong>de</strong>nnoch<br />
macht das allein die Persönlichkeit nicht<br />
aus. Sie umschreiben lediglich die Hülle<br />
eines Individuums, <strong>de</strong>ssen Inneres sich<br />
allein durch Geist und Intelligenz motiviert.<br />
Aus diesen Zwischenschichten – aus<br />
<strong>de</strong>m Nichtmateriellen – för<strong>de</strong>rt Sukhi<br />
Barber die visualisierten Potentiale <strong>de</strong>s<br />
Menschen zu Tage. In zwei Situationen<br />
sieht Barber <strong>de</strong>n Dualismus zwischen<br />
Innen und Außen beson<strong>de</strong>rs ausgedrückt:<br />
im Tanz und in <strong>de</strong>r Meditation.<br />
Je offener die Figuren gestaltet sind,<br />
<strong>de</strong>sto direkter ist <strong>de</strong>r Zugang zum Geistigen,<br />
<strong>de</strong>sto stabiler und ausgeprägter die<br />
Persönlichkeit. So oszillieren die Figuren<br />
zwischen Körper und Geist. Bei<strong>de</strong> stehen<br />
im ständigem Austausch und Dialog<br />
miteinan<strong>de</strong>r. Ihren Figuren nähert sich<br />
die Künstlerin zeichnend, übt sich in <strong>de</strong>n<br />
unterschiedlichen Körperhaltungen, bevor<br />
sich dann die I<strong>de</strong>en konkretisieren,<br />
um in <strong>de</strong>r Plastik umgesetzt zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Sukhi Barber gießt ihre als Einzelfiguren<br />
gestaltete Plastiken in Bronze – ein altes,<br />
zeitloses Material, das Haltbarkeit und<br />
Stabilität vereint und an <strong>de</strong>r Luft einem<br />
stetigen Verän<strong>de</strong>rungsprozess unterzogen<br />
ist. Für das künstlerische Schaffen <strong>de</strong>r<br />
gebürtigen Englän<strong>de</strong>rin waren drei Stationen<br />
prägend: Nach <strong>de</strong>m Art Foundation<br />
Course in Cambridge absolviert sie ihre<br />
Ausbildung im bildnerischen Mo<strong>de</strong>llieren<br />
in Ton und im Aktzeichnen an <strong>de</strong>r City<br />
and Guilds Art School in London, bevor sie<br />
für 15 Jahre nach Indien reist, um sich in<br />
künstlerischen Techniken fortzubil<strong>de</strong>n und<br />
sich mit <strong>de</strong>r buddhistischen Philosophie<br />
auseinan<strong>de</strong>rzusetzen, was nun maßgeblich<br />
ihre Inhalte bestimmt. Balance und Ruhe,<br />
innere Zufrie<strong>de</strong>nheit und Ausgeglichenheit<br />
sind wichtige Themen ihrer Kunst, die sich<br />
oftmals beson<strong>de</strong>rs direkt in ihren Menschenkörpern,<br />
aber auch in abstrakten<br />
Gegenstän<strong>de</strong>n ausdrücken.<br />
Dr. Evamarie Blattner<br />
Sukhi Barber ›Appearance/Emptiness‹<br />
2007, Bronze, 31 x 24 x 17<br />
79
Petra Blum-Jelinek<br />
Malerei<br />
1950 geboren in Völpke/Mag<strong>de</strong>burg<br />
2000 Studium FH für Kunst und Medien, Metzingen<br />
Studien bei Crista Gipser, Stuttgart;<br />
Professor G. Meerwein, FH Mainz; Mark Krause, Tübingen<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
2001 Viva Stuttgart (E)<br />
2002 Rathaus Dettingen (E)<br />
2003 Rathaus Grafenberg (E)<br />
2004 Galerie Art & Deco, Metzingen (E)<br />
2005 Dominohaus <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2005 Volksbank Grafenberg (E)<br />
2006 Volksbank Frickenhausen (E)<br />
2006/07 ›Der Re<strong>de</strong> wert‹, Wan<strong>de</strong>rausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> (G):<br />
Rathaus <strong>Reutlingen</strong> und Galerie Dorothea Schra<strong>de</strong>, Diepoldshofen<br />
2008 Kulturnacht, <strong>GEDOK</strong>, Regierungspräsidium Tübingen (G)<br />
2008 Kreissparkasse Metzingen (E)<br />
2009 Rathaus Dettingen (E)<br />
2009 Galerie Geiselhart, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2009 Kulturnacht, <strong>GEDOK</strong>, Landratsamt <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2010 Galerie Art & Deko, Metzingen (E)<br />
2010 Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2010 ›Blaupause‹ Kulturnacht, <strong>GEDOK</strong>, Kulturhalle Tübingen (G)<br />
2010 Gallery Schmidt, Reading, USA (G)<br />
Mauritiuskirche, Betzingen(G); <strong>GEDOK</strong>-Ausstellungen im Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G); Wilhelmsstift<br />
Tübingen; Rathaus Dusslingen(G); ›Reutlinger Künstler‹ Ausstellungen, Städtische Galerie<br />
<strong>Reutlingen</strong> (G), ständige Ausstellung bei Flohr’s, Überlingen (G)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>; Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong><br />
Ankäufe: Rathaus Dettingen und zahlreiche Privatsammlungen<br />
Veröffentlichungen: GEA <strong>Reutlingen</strong> vom 10.06.2005; im RT-ART-QUARTAL 3/2008 auf <strong>de</strong>m<br />
Cover; www.gedok-reutlingen.<strong>de</strong>/blum_jelinek<br />
Meine künstlerische Tätigkeit lässt mich unendlich viel Neues erleben.<br />
Durch experimentelles Arbeiten mit Pigmenten, Acrylfarben und Gouache auf unterschiedlichen<br />
Malgrün<strong>de</strong>n entsteht immer wie<strong>de</strong>r etwas Überraschen<strong>de</strong>s und Spannen<strong>de</strong>s. Eindrücke meiner<br />
Umwelt und die Suche nach <strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>rn in mir inspirieren mich dazu.<br />
Petra Blum-Jelinek ›Stromschnelle I‹ 2010, Gouache, Mischtechnik, 20x20<br />
Petra Blum-Jelinek ›Stromschnelle II‹ 2010, Gouache, Mischtechnik, 20x20<br />
80
Petra Blum-Jelinek ›Kontinente II‹ 2010, Acryl, Gouache, 60x80<br />
82
Petra Blum-Jelinek<br />
Petra Blum-Jelinek ist ein lebhafter Farbenmensch,<br />
<strong>de</strong>r von einer formvollen<strong>de</strong>ten<br />
Ästhetik und <strong>de</strong>m steten Ringen um<br />
die richtige Farbgebung stark geprägt ist.<br />
Als Künstlerin eher eine ›Spätberufene‹<br />
– sie ist seit 1997 künstlerisch aktiv – und<br />
fast mehr zufällig zur Kunst gekommen,<br />
hat sie nach einer gründlichen und intensiven<br />
künstlerischen Ausbildung ihren<br />
persönlichen Stil und ihre Ausdrucksweise<br />
gefun<strong>de</strong>n. Heute ist für sie ein Leben<br />
ohne Kunst, ohne eigenes schöpferisches<br />
Empfin<strong>de</strong>n und Erleben, nur noch schwer<br />
vorstellbar. Ihre bevorzugten Techniken<br />
sind die Gouache, Acryl o<strong>de</strong>r Lack, dazu<br />
experimentiert sie sehr gerne mit verschie<strong>de</strong>nen<br />
Beifügungen wie Asche, Sand,<br />
Sägespänen o<strong>de</strong>r Wachs. Fläche, Farbe,<br />
Form – das sind die drei großen ›F‹, die<br />
ihre künstlerische Arbeit bestimmen. Petra<br />
Blum-Jelinek entwickelt ihre Werke<br />
aus einem ausbalancierten, geschichteten<br />
Aufbau, sehr häufig ist eine <strong>de</strong>utliche diagonale<br />
Trennung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen zueinan<strong>de</strong>r<br />
in Beziehung gesetzten Flächen<br />
zu erkennen und bildnerisch nach zu verfolgen.<br />
Dabei gestaltet sie ihre kleineren<br />
Arbeiten auf Papier gerne etwas wil<strong>de</strong>r<br />
und spontaner, bei ihren großen Formaten<br />
– normalerweise nicht größer als 1m x 1m<br />
– bevorzugt sie Leinwand, damit sie mehr<br />
aus und vor allem mit ihren Bil<strong>de</strong>rn ›machen‹<br />
kann. Ein Werk <strong>de</strong>r Künstlerin Petra<br />
Blum-Jelinek durchläuft vor seiner Vollendung<br />
einen intensiven, aber keinesfalls<br />
aggressiv geprägten Malprozess, <strong>de</strong>r aus<br />
Kratzen, Farbe Auswaschen, Reiben o<strong>de</strong>r<br />
Tupfen bestehen kann. Das Ergebnis: Ausdrucksstarke<br />
Kunstwerke mit einer Lust<br />
auf Berührung machen<strong>de</strong>n haptischen<br />
Oberfläche – samtig, glänzend o<strong>de</strong>r matt,<br />
die eruptiv warme Farben explodieren<br />
lässt. Petra Blum-Jelinek arbeitet seriell,<br />
dabei nimmt sie sehr gerne Einflüsse aus<br />
<strong>de</strong>r Natur auf wie beispielsweise vor Ort<br />
beobachtete geografische Gegebenheiten<br />
wie Stromschnellen, Wasserfälle, aber<br />
auch Abbildungen von Kontinenten o<strong>de</strong>r<br />
gedachte parallel aufgebaute Welten, die<br />
sie später grafisch o<strong>de</strong>r malerisch weiterverarbeitet.<br />
Ein häufig wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>s<br />
Farbmuster in ihren Werken fin<strong>de</strong>t sich<br />
in <strong>de</strong>r bevorzugten Verwendung von Grau<br />
und Gelb, aber auch ganz hart konstrastierend<br />
von Schwarz und Weiß. Rot als<br />
zentrale Farbe taucht ebenfalls häufig<br />
in <strong>de</strong>n Werken <strong>de</strong>r Künstlerin auf, genau<br />
wie ein entschie<strong>de</strong>nes Blau. Blum-Jelinek<br />
bevorzugt die reine Farbe, sie verbin<strong>de</strong>t<br />
Flächen und Farben zeichenartig, entwickelt<br />
dabei häufig als Verbindungselement<br />
Gitterstrukturen, die <strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Leinwand<br />
gemischten Farben Halt geben. Ebenso offensichtlich<br />
ist ihre Freu<strong>de</strong> an choreographischen<br />
Elementen, die ihren Arbeiten<br />
etwas Leichtes, etwas Spontanes geben.<br />
Die Künstlerin übersetzt kraftvolle Naturimpressionen<br />
und vibrieren<strong>de</strong>s Licht in<br />
dynamische Farbkompositionen und folgt<br />
damit einer Prämisse von Fernando Botero,<br />
<strong>de</strong>m 1932 geborenen kolumbianischen<br />
Künstler: ›Nicht die Abbildung <strong>de</strong>r Wirklichkeit<br />
ist das Ziel <strong>de</strong>r Kunst, son<strong>de</strong>rn die<br />
Erschaffung einer eigenen Welt.‹<br />
Barbara Krämer<br />
83
Heidi Degenhardt<br />
Figürliche Keramik<br />
1958 geboren in Hayingen. 1985 Geburt <strong>de</strong>r Tochter Julia Verena. Eigenes Atelier seit 1985 und<br />
Fernstudium Funkkolleg Kunst. Keramische Kurse 1991 auf Hydra, Griechenland.<br />
1994–98 Studium <strong>de</strong>r figürlichen Keramik, Freie Kunstaka<strong>de</strong>mie Nürtingen.<br />
2005 Studienaufenthalt im Atelierhaus in Ubud, Bali, Indonesien<br />
2005 Freundschaftsring mit <strong>de</strong>utschen und französischen Kin<strong>de</strong>rn, Mably, Frankreich<br />
2006 Studienaufenthalt und Besuch von Keramikateliers in Neuseeland<br />
2006 IAC International Aca<strong>de</strong>mie of Ceramics Meeting, Riga, Lettland<br />
2008 IAC Bejing, Xian und Shanghai, China<br />
2009 ›Art of Resi<strong>de</strong>nce‹, New York<br />
2010 ›Götter und Mythen‹, Mitorganisation einer Studienreise in die Türkei<br />
2010 Internationales Fliesenprojekt mit Kin<strong>de</strong>rn, Deutsche Botschaftsschule, Istanbul<br />
2010 IAC Paris, Limoges, Vallauris, Frankreich<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1997 Galerie in <strong>de</strong>r Fabrik, Nürtingen (G)<br />
1998 Flughafen Stuttgart (G); Kunstdorf, Unterjesingen (G, K)<br />
1999 Rosensteinmuseum, Stuttgart (G); Galerie Schrägstrich, Weilheim (E)<br />
2000 Casinogalerie, Zwiefalten (G)<br />
2001 Kulturhalle Tübingen (G)<br />
2002/05 Stadtmuseum, Varaždin, Kroatien (G, K)<br />
2003/08 Gemein<strong>de</strong>galerie, Mably, Frankreich (G)<br />
2004 Galerie Temporär, Calw (G); Maquette, Zwiefaltendorf (G)<br />
2005 Shedhalle, Tübingen (G); Kunstpfad, Poltringen (G)<br />
2005 Die Galerie, Hüfingen, Freiburg (G)<br />
2006 Kreissparkasse, Zwiefalten (G)<br />
2006/07 Keramikmuseum, Höhr-Grenzhausen (G)<br />
2007 ›KiSte‹, Keramik im Steinbruch, Oberpullendorf, Österreich (G, K)<br />
2007/09 Fliegen<strong>de</strong> Galerie Planie, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2009 Porzellanmuseum, Selb (G)<br />
2009 ›Unicum‹, Triennale, Nationalmuseum Lublijana, Slowenien (G)<br />
2009 Ceramic Biennale, Keramikmuseum Icheon, Korea (G, K)<br />
2010 ›Gestaltung Kunst Handwerk 2010‹, Lan<strong>de</strong>sausstellung Kunsthandwerk,<br />
Städtische Galerie <strong>Reutlingen</strong> (G, K)<br />
2010 Villa Eugenia, Hechingen (G), Klosterkirche Pfullingen (G)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>, Kulturinitiative Kulti, Wannweil; Kalkspatz e. V.;<br />
Kunstinitiative Ursprung; Shedhalle, Tübingen<br />
Veröffentlichungen: Kunstdorf, Katalog, Unterjesingen 1998; Reutlinger Künstler Lexikon,<br />
Thomas L. Heck, J. Liebchen, <strong>Reutlingen</strong> 1999; Postmo<strong>de</strong>rne Keramik, Katalog, Kroatien 2002;<br />
Neue Keramik, Keramikzeitschrift, Berlin 2004; Keramika Multiplex, Katalog, Varaždin, Kroatien<br />
2005; KiSte Katalog, Oberpullendorf, Österreich, 2007; Neue Keramik, Keramikzeitschrift, Höhr-<br />
Grenzhausen 2009; 5th World Ceramic Biennale, CEBICO, Ausstellungskatalog, Icheon, Korea<br />
2009; Gestaltung Kunst Handwerk 2010, Katalog zur Lan<strong>de</strong>sausstellung für das Kunsthandwerk<br />
Ba<strong>de</strong>n-Württemberg 2010 in <strong>Reutlingen</strong>, Stuttgart 2010<br />
www.atelier-<strong>de</strong>genhardt.<strong>de</strong><br />
Ankäufe: Regierungspräsidium Tübingen; Honorary Mentions Lilliput Ceramics, Kroatien; Honorary<br />
Mentions CEBIKO, Korea; Stadtmuseum in Varaždin, Kroatien; T-Pot Museum Yixing, China<br />
84
Heidi Degenhardt<br />
Zeitgenössische keramische Arbeiten auf<br />
höchstem ästhetischen Niveau – das charakterisiert<br />
in Kurzform die künstlerische<br />
Aussage <strong>de</strong>r in Wannweil bei <strong>Reutlingen</strong><br />
leben<strong>de</strong>n Keramikerin Heidi Degenhardt.<br />
Ausgehend von ihrem Kernthema ›Frau‹<br />
variiert und erforscht sie <strong>de</strong>n Mythos<br />
Frau mittels immer neuer Figurationen<br />
und plastischer Gedankenüberlegungen.<br />
Als ›Vogelfrau‹ in bildhauerischer Ausgestaltung<br />
o<strong>de</strong>r als Teil einer Installation:<br />
Frauenfiguren in verschie<strong>de</strong>nen Größen<br />
und künstlerischen Ausprägungen durchziehen<br />
als roter Fa<strong>de</strong>n und gedanklicher<br />
Ausgangspunkt Heidi Degenhardts Œuvre.<br />
Und wer<strong>de</strong>n dabei aber von ihr in ihren<br />
Arbeiten nie naturalistisch-voyeuristisch<br />
bloßgestellt, son<strong>de</strong>rn immer achtungsund<br />
respektvoll präsentiert. Häufig bezieht<br />
die Künstlerin Degenhardt <strong>de</strong>n Betrachter<br />
mit ein, da er die von ihr angebotenen<br />
Figuren in seiner eigenen Vorstellung vollen<strong>de</strong>n<br />
muss und daher einen aktiven Part<br />
einnimmt – so gilt es manchmal, beispielsweise<br />
Gesicht und Hän<strong>de</strong> zu ergänzen<br />
o<strong>de</strong>r einen Torso zusammenzusetzen. Bei<br />
Heidi Degenhardts Keramik, die durchaus<br />
auch einmal ein Nutz- zu einem Kunstobjekt<br />
umwidmen kann, vereinbart sich das<br />
scheinbar Gegensätzliche zu einer sehr<br />
gelungenen Symbiose. Erdhaft schwer<br />
trifft auf luftig leicht, grober Schamott auf<br />
feines Limoges-Porzellan, erotischer Touch<br />
auf kecke Lieblichkeit – und das alles mit<br />
einem hohen ästhetischen Anspruch und<br />
einem ausgeprägten Gespür für das technisch<br />
Machbare. Heidi Degenhardt arbeitet<br />
themenbezogen mit einem Material, das<br />
eigentlich für die Ewigkeit wie gemacht<br />
erscheint und doch von <strong>de</strong>r unumstösslichen<br />
Vergänglichkeit <strong>de</strong>s Menschen zeugt.<br />
So erreicht sie mit ihren Frauenakten eine<br />
teilweise archaische Zeitlosigkeit in <strong>de</strong>r<br />
Darstellung, eine immerwähren<strong>de</strong> Gültigkeit<br />
und interpretiert damit eines <strong>de</strong>r großen<br />
Themen <strong>de</strong>r Kunstgeschichte auf ihre<br />
ganz eigene persönlich-lebendige Art neu,<br />
wobei gleichzeitig unter ihren Hän<strong>de</strong>n eine<br />
Art weiblicher ›Schutzraum‹ entsteht, <strong>de</strong>r<br />
die Verletzbarkeit <strong>de</strong>r menschlichen Existenz<br />
thematisiert. Dabei erforscht sie neugierig-handwerklich<br />
die unterschiedlichen<br />
Handhabungen von Ton und Porzellan und<br />
sucht gerne und möglichst oft als wichtige<br />
Inspirationsquelle <strong>de</strong>n Kontakt zu an<strong>de</strong>ren<br />
Künstlerinnen und Künstlern, um im regen<br />
Gedankenaustausch zu bleiben, <strong>de</strong>r ihr<br />
sehr wichtig ist. Einflüsse von ihren Reisen<br />
nach Griechenland, in die USA, nach China<br />
o<strong>de</strong>r in die Türkei wer<strong>de</strong>n in ihre künstlerische<br />
Arbeit eingespeist, aufgenommen<br />
und künstlerisch verarbeitet – ihre Vorliebe<br />
für Türkis hat unter an<strong>de</strong>rem hier ihren<br />
Ursprung. Türkis ist ein nicht einheitlich<br />
<strong>de</strong>finierter Farbton, <strong>de</strong>r zwischen Blau und<br />
Grün schwanken kann, eine erfrischen<strong>de</strong><br />
und kühle Farbe, die einen klaren schöpferischen<br />
Ausdruck symbolisiert und eine<br />
große Gestaltungskraft besitzt. Die Farbe<br />
Türkis erleichtert die Kommunikation<br />
durch Kunst und drückt Mitgefühl und Empathie<br />
aus; ganz Heidi Degenhardt eben.<br />
So passt ein Zitat <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Malers<br />
und Schriftstellers Kurt Schwitters (1887-<br />
1948) bestens zu Heidi Degenhardts vielfältigen<br />
künstlerischen Arbeiten: ›Denn<br />
Kunst ist nichts an<strong>de</strong>res als Gestaltung<br />
mit beliebigem Material.‹<br />
Barbara Krämer<br />
›Portrait Heidi Degenhardt‹ 2010<br />
Foto: Julia Degenhardt<br />
S. 86-87: Heidi Degenhardt<br />
›Körperfragment _1 und Körperfragment_2‹<br />
2008, Grobschamottierter Ton und Porzellan,<br />
B 24 H 18 L 32<br />
85
Ellen Eckel<br />
Druckgrafik Fotografie Malerei<br />
1939 geboren in Königsberg/Ostpreußen<br />
1966-70 Wiesba<strong>de</strong>n: Malerei bei H. R. Müller, Freie Grafik bei H. Rothfuchs,<br />
Kleinplastik bei E. Altdorf<br />
1999 Salzburg: Internationale Sommeraka<strong>de</strong>mie für Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kunst,<br />
Radierung bei Professor Dora Maurer<br />
2000 Salzburg: Internationale Sommeraka<strong>de</strong>mie für Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kunst,<br />
Fotografie – Visual Culture bei Professor Katharina Sieverding<br />
lebt in Oberndorf/Neckar<br />
Ausstellungen, Auswahl aus über 100<br />
1992 Goethe-Institut, Mexico City (E)<br />
1996 Evangelische Aka<strong>de</strong>mie Bad Boll (E)<br />
1997 Galerie Hilton, Straßburg (E)<br />
1999 Städtische Galerie Kornhaus, Kirchheim/Teck (G)<br />
2000 ›Milleniumsausstellung‹, Sharjah Art Museum, U.A.E. Sharjah (G)<br />
Kunst Konzept Manda, Dres<strong>de</strong>n (G)<br />
2001 ›Großes Format‹, Kulturamt Stuttgart, Rathaus (E)<br />
2002 ›Schwerpunkte‹, Stadt Fellbach, Kulturamt, Alte Kelter (G, K)<br />
2004 Klosterkirche Pfullingen (E)<br />
2005 ›Wüsten und Gärten‹, St. Michael, Schwäbisch Hall (G)<br />
2005 forum art, Konstanz (E)<br />
2006 Stadtmuseum Ebersbach (E)<br />
2007 Städtische Galerie Ditzingen (E, K)<br />
2007 ›leichtSinn und schwerKraft‹, Alpirsbacher Galerie (G)<br />
2008 ›Gereiftes Werk‹, Stadtmuseum im Spital, Crailsheim (G)<br />
2009 Galerie <strong>de</strong>r Stadt Bad Wimpfen (E, K)<br />
2009 Galerie <strong>de</strong>r Stadt Tuttlingen (G)<br />
Mitgliedschaften: VBKW; <strong>GEDOK</strong>; Künstlergil<strong>de</strong> Buslat; Bund Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Künstlerinnen<br />
Württembergs e.V. (BBK) Stuttgart<br />
Veröffentlichungen: Monografien, Lexika, Kataloge, Kunstzeitschriften<br />
Auswahl: Saur Allgemeines Künstlerlexikon, die Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Künstler aller Zeiten und Völker,<br />
Band 32, München, Leipzig 2002<br />
Barbara Lipps-Kant, in: Katalog Ellen Eckel, eigenSinn auf <strong>de</strong>r ganzen linie, VBKW (Hg.),<br />
Stuttgart 2010<br />
www.gedok-reutlingen.<strong>de</strong>/ellen_eckel<br />
Zahlreiche Arbeiten in öffentlichen und privaten Sammlungen<br />
88
Ellen Eckel ›o.T.‹ 2003, Kaltna<strong>de</strong>lradierung, 14x17<br />
89
Ellen Eckel<br />
Ellen Eckel arbeitet als engagierte Künstlerin<br />
malerisch, zeichnerisch, druckgraphisch<br />
und photographisch. Geprägt ist<br />
ihr Oeuvre vor allem durch <strong>de</strong>n Willen zur<br />
zeichnerischen Form. Während die Malerei<br />
seit langem in <strong>de</strong>n Hintergrund getreten<br />
ist, spielen die an<strong>de</strong>ren künstlerischen<br />
Techniken eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle. Sie<br />
bestehen nebeneinan<strong>de</strong>r her. Das reiche<br />
Werk ist in Zyklen geglie<strong>de</strong>rt. Auf diese<br />
Weise fin<strong>de</strong>t die Diskussion eines Themas<br />
aus verschie<strong>de</strong>nen Positionen statt.<br />
Ihre Motive, vielfach entrückt, scheinen<br />
<strong>de</strong>r Abstraktion nahe zu stehen, grün<strong>de</strong>n<br />
jedoch im Nach<strong>de</strong>nken über die Schöpfung,<br />
stellen eine Beschäftigung mit <strong>de</strong>r<br />
verborgenen Welt <strong>de</strong>s Mikrokosmos dar,<br />
beziehen sich auf in <strong>de</strong>r Natur vorgefun<strong>de</strong>ne,<br />
von Fall zu Fall modifizierte Strukturen<br />
und Zeichen. In<strong>de</strong>m sie Muster <strong>de</strong>utet<br />
o<strong>de</strong>r Rhythmen aufnimmt, diese im Bild<br />
bewusst vereinzelt und visionär mit Farbe<br />
erfüllt, gelingen ihr künstlerische Mitteilungen,<br />
die in ihrer Fremdheit verzaubern.<br />
Und es ist dieses Geheimnisvolle, das ihrer<br />
künstlerischen Sprache innewohnt, das<br />
mich seit Jahren beschäftigt und immer<br />
wie<strong>de</strong>r staunen macht.<br />
Ist es neben <strong>de</strong>r ausgeprägten Formensprache<br />
nicht auch ein Eingehen auf Melodie<br />
und Tempi, das unaufhörliche Fließen<br />
von Materie, auf Pracht und Vergehen, das<br />
sich in Ellen Eckels Arbeiten abzeichnet?<br />
Bizarre Formen, unvermutete Übergänge,<br />
imaginäre Räume, und immer wie<strong>de</strong>r<br />
Strukturen, die fremd sind und in ihrer<br />
Fremdheit vertraut.<br />
Auch in <strong>de</strong>r Photographie, von Anfang<br />
an eines ihrer Medien, entwickelt sie diese<br />
strenge metaphorische Sprache. In<br />
Schwarz-Weiss und Farbe entstehen Lichtbil<strong>de</strong>r,<br />
die in ihrer Hintergründigkeit bestechen.<br />
Detailaufnahmen von Rosen können<br />
das sein, so streng komponiert, so verfrem<strong>de</strong>t,<br />
so in Gelbtönen träumend. Aber<br />
auch Beinpaare, die gehen, rennen, stolpern,<br />
sich verschlingen, o<strong>de</strong>r Strukturen,<br />
aufgenommen am Sraßenrand, minimalistische<br />
Zeichen, Aussagen über Bewegung.<br />
Ellen Eckel erscheint mir in ihrer bewusst<br />
auf das Rätselhafte setzen<strong>de</strong>n künstlerischen<br />
Aussage als Deuterin einer Welt <strong>de</strong>r<br />
kleinen und kleinsten Erscheinungen.<br />
Dr. Barbara Lipps-Kant<br />
Ellen Eckel ›o.T.‹ 2005<br />
Monotypie mit Zeichnung, 44x44<br />
91
Ulla Frenger<br />
Plastische Keramik<br />
geboren 1958 in Nürnberg; *1981 Ivy; 1983–1987 Studium an <strong>de</strong>r Freien Kunstaka<strong>de</strong>mie in<br />
Nürtingen, Mo<strong>de</strong>llierklasse bei <strong>de</strong>r ungarischen Dozentin Dora Varkonyi<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
seit 1989 Jahresausstellungen <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
1992 Stadtbibliothek <strong>Reutlingen</strong> (E);<br />
1993 Turmatelier, Bleichstetten (E)<br />
1994 ›Gestaltung Kunst Handwerk 1994‹, Lan<strong>de</strong>sausstellung Kunsthandwerk,<br />
Prediger, Schwäbisch Gmünd (G,K)<br />
1998 Prediger, Schwäbisch Gmünd (E)<br />
1999 <strong>GEDOK</strong> Galerie, Eningen, mit Eva Mösene<strong>de</strong>r (E)<br />
2000 ›Gestaltung Kunst Handwerk‹, Lan<strong>de</strong>sausstellung Kunsthandwerk, Hällisch<br />
Fränkisches Museum, Schwäbisch Hall (G,K)<br />
2002 The International Festival Of Postmo<strong>de</strong>rn Ceramics, Kerameikon, Varaždin,<br />
Kroatien (G)<br />
2004/05 Stiftung Anton Geiselhart, Gun<strong>de</strong>lfingen (G)<br />
2005 Atelier Maquette, Zwiefaltendorf (G)<br />
2006 Dominikanermuseum Rottweil (G)<br />
2007 ›KiSte‹, Keramik im Steinbruch, Oberpullendorf, Österreich (G, K)<br />
2008 ›Gestaltung Kunst Handwerk 2008‹, Lan<strong>de</strong>sausstellung Kunsthandwerk,<br />
Museum im Ritterhaus, Offenburg (G,K)<br />
Kulturnacht, <strong>GEDOK</strong>, Regierungspräsidium Tübingen (G)<br />
Rathausgalerie, Hüfingen (G)<br />
Klosterkirche Pfullingen (G)<br />
2009 ›Produkt Kunst‹, Galerie Geiselhart, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
Kulturnacht <strong>Reutlingen</strong>, <strong>GEDOK</strong>, Landratsamt (G)<br />
2010 Keramikmuseum, Schloß Ludwigsburg (G)<br />
Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
›Blaupause‹, Kulturnacht, <strong>GEDOK</strong>, Kulturhalle Tübingen (G)<br />
›Kunst Handwerk 2010‹, Lan<strong>de</strong>sausstellung Kunsthandwerk,<br />
Städtische Galerie <strong>Reutlingen</strong> (G, K)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>; Bund <strong>de</strong>r Kunsthandwerker; Kunstverein Rosenheim<br />
Veröffentlichungen: Reutlinger Künstler Lexikon, Thomas L. Heck, J. Liebchen, <strong>Reutlingen</strong> 1999;<br />
›50 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>‹, Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 2001; The International Festival Of Postmo<strong>de</strong>rn<br />
Ceramics, Katalog, Varaždin, Kerameikon, Kroatien; KiSte, Katalog, Oberpullendorf, Österreich,<br />
2007; Gestaltung Kunst Handwerk, Kataloge zur Lan<strong>de</strong>sausstellung für das Kunsthandwerk<br />
Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, Stuttgart 1994, 2000, 2008, 2010; www.ullafrenger.<strong>de</strong><br />
Öffentliche Ankäufe und Aufträge: Landratsamt <strong>Reutlingen</strong>; Wandrelief ›Arche Noah‹, Städtischer<br />
Kin<strong>de</strong>rgarten Rosenheim; ›Kin<strong>de</strong>rfiguren‹, Plastiken, Ortskern Gönningen; ›Stier und Mädchen‹,<br />
Plastiken, Kin<strong>de</strong>rgarten Gönningen; För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Hermann-Haake Stiftung Stuttgart<br />
Für mich liegt ein großer Reichtum an Inspiration in <strong>de</strong>r Natur, beson<strong>de</strong>rs im Wald. Die Natur als<br />
Lehrer lässt mich meine inneren kreativen Quellen ent<strong>de</strong>cken. In meinen neuen Werken ist es<br />
mir ein Anliegen, <strong>de</strong>r Kraft und Ursprünglichkeit <strong>de</strong>r Natur nahe zu kommen, sie wie<strong>de</strong>rzugeben<br />
und spürbar zu machen.<br />
92
Ulla Frenger<br />
Die heute in Gönningen leben<strong>de</strong> Künstlerin<br />
Ulla Frenger ist mit Leib und Seele Keramikerin,<br />
Ton ist das ihrer künstlerischen<br />
Aussage absolut entsprechen<strong>de</strong> Material.<br />
Und ihre Liebe zu diesem Werkstoff wird<br />
in ihren vielfältigen, technisch wie künstlerisch<br />
anspruchsvollen Werken offensichtlich.<br />
Die Künstlerin, die an <strong>de</strong>r Freien<br />
Kunstaka<strong>de</strong>mie in Nürtingen studiert<br />
hat, arbeitet souverän mit <strong>de</strong>m Material<br />
Ton in all seinen Variationen. Von eher<br />
naturalistischen Tier- und Menschenfiguren<br />
herkommend, arbeitet sie heute<br />
wesentlich abstrakter und freier; ein prägnantes<br />
Beispiel hierfür ist ihre aktuelle<br />
Serie ›Köpfe‹. Schmale, beeindrucken<strong>de</strong><br />
Kopfpersönlichkeiten mit jeweils völlig<br />
individueller Oberflächengestaltung, die<br />
doch zu einem gemeinsamen Ganzen verschmelzen.<br />
Reduktion, Stilisierung, eigene<br />
Assoziationen <strong>de</strong>s Betrachters, das sind<br />
wichtige Stichworte bei <strong>de</strong>r Betrachtung<br />
ihrer von bewusster Wahrnehmung geprägten<br />
Werke. Die Gedanken- und Kunstwelt<br />
<strong>de</strong>r Künstlerin Ulla Frenger ist von <strong>de</strong>r<br />
Natur inspiriert, in ihren Arbeiten spielen<br />
ihre eigenen Empfindungen und ihre Gefühle<br />
eine große Rolle: ›Wie fühlt sich<br />
<strong>de</strong>r Mensch in <strong>de</strong>r Natur?‹ ist eine ihrer<br />
zentralen Fragen, die sie in und mit ihren<br />
Arbeiten schlüssig beantwortet. Gera<strong>de</strong><br />
ihre Köpfe in Halbmondform, bei <strong>de</strong>nen in<br />
<strong>de</strong>r Regel Mün<strong>de</strong>r und Augen lediglich zart<br />
ange<strong>de</strong>utet sind, zeigen starke Strukturen<br />
und entwickeln ein ganz spezielles Eigenleben.<br />
Als Doppelfigur ergibt sich dabei<br />
ein gedachter Dialog, ein Verschmelzen<br />
zweier Individuen mit <strong>de</strong>utlich sichtbarer<br />
Nahtstelle zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Köpfen.<br />
Die Künstlerin gestaltet die Oberflächen<br />
ihrer Objekte immer wie unterschiedliche<br />
Unikate, eine glatte und marmorähnliche<br />
Haptik fin<strong>de</strong>t sich ebenso wie eine an zerfurchte<br />
Elefantenhaut erinnern<strong>de</strong> Flächigkeit.<br />
Die Tonkünstlerin Frenger bevorzugt<br />
die technisch aufwändige Plattentechnik,<br />
die Arbeiten wer<strong>de</strong>n dabei häufig im<br />
zweiten Brand im Rauch-(o<strong>de</strong>r Schwarz-)<br />
brand gebrannt. Bei diesem ursprünglichen<br />
Brennverfahren wird das Brenngut<br />
mit <strong>de</strong>m Brennmaterial (Hobelspäne,<br />
Heu, Stroh, Papier) vermischt und unter<br />
Luftentzug geschmaucht, wodurch die<br />
geheimnisvollen Schattierungen entstehen,<br />
die <strong>de</strong>n großen Reiz <strong>de</strong>r Arbeiten von<br />
Ulla Frenger ausmachen sowie <strong>de</strong>n ihnen<br />
eigenen atmosphärischen Reiz vermitteln.<br />
Die Künstlerin vermag weiterhin mit ihren<br />
Frauenfiguren – wie zum Beispiel <strong>de</strong>n<br />
Ulla Frenger ›Gespräch mit <strong>de</strong>r Nacht I‹ 2009<br />
Tonplastik, L 42 B 14 H 28<br />
S. 94-95: Ulla Frenger<br />
›Gespräch mit <strong>de</strong>r Nacht‹ (Detail) 2009<br />
Tonplastik, L 45 B 15 H 28<br />
von <strong>de</strong>r ursprünglichen Mittelmeerkultur<br />
Sehnah inspirierten ungemein reizvollen<br />
kleinen Figurinen in Blattform – eine komplexe<br />
künstlerische Vorstellungswelt zu<br />
vermitteln, die die göttliche Ausstrahlung<br />
erdverbun<strong>de</strong>n charakterisiert. Ulla Frenger<br />
drückt als Momentaufnahme ihre sie in<br />
ihrem künstlerischen Tun bestimmen<strong>de</strong>n<br />
Gedanken beispielhaft in einem Gedicht<br />
aus:<br />
›Morgenlicht<br />
Ein starker Moment<br />
Zwischen Tag und Nacht<br />
Die Seele wiegt<br />
In Licht und Schatten<br />
Gegenwärtig.‹<br />
Barbara Krämer<br />
93
Renate Gaisser<br />
Malerei Zeichnung<br />
1961 geboren in <strong>Reutlingen</strong><br />
1980-88 Architekturstudium TU Stuttgart<br />
1988 Diplom bei Professor W. M. För<strong>de</strong>rer, TU Stuttgart<br />
1988-96 Mitarbeit Büro Domenig, Graz<br />
1990 Sommeraka<strong>de</strong>mie Salzburg, Klasse Malerei Professor Mikl<br />
1993 Künstlerklausur im Sinai; Kulturzentrum bei <strong>de</strong>n Minoriten, Graz<br />
1997 1. Preis im Wettbewerb ›Denkmal für Deserteure in Stuttgart‹<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1993/95/97/ Schloß Bauschlott bei Pforzheim (E)<br />
2000<br />
1995 ›Meditation‹, Kulturzentrum bei <strong>de</strong>n Minoriten, Graz (G, K)<br />
1995 ›Frauen imaginieren Gott‹, Kulturzentrum bei <strong>de</strong>n Minoriten, Graz (G)<br />
1996 ›Kunst zur europäischen Frauensyno<strong>de</strong>‹, Gmun<strong>de</strong>n (G)<br />
1996 ›Natura morta‹, Galerie Dobida, Weiz, Steiermark (E)<br />
1997 ›Im Umbruch‹, Slowenisches Kulturzentrum, Wien (E, K)<br />
1999 Rathaus Kernen i. R. – Rommelshausen (E)<br />
1999 ›Tektonische Ten<strong>de</strong>nzen‹, Galerie unterm Turm, Stuttgart (G)<br />
1999 ›Aktzeichnungen‹, Kunstverein Tübingen (G)<br />
1999 ›Heimat – gestern, heute, morgen‹, Pfullingen (G)<br />
2000 ›Reutlinger Künstler 2000‹, Städtische Galerie <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2000 ›Stilleben mit Glasflaschen‹, Stadtbibliothek <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2004 ›Reutlinger Künstler 2004‹, Städtische Galerie <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2008 ›Station 4/08‹, Produzentengalerie Pupille e.V., <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2008 Kunstpreis <strong>de</strong>r Stiftung Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen (G)<br />
2009 ›Produkt Kunst‹, Galerie Geiselhart, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2009 ›Spannungsfel<strong>de</strong>r‹, Museum+Stiftung Anton Geiselhart,<br />
Gun<strong>de</strong>lfingen (E)<br />
2010 ›vor Ort‹, bru<strong>de</strong>rhausDIAKONIE, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2010 Kunstpreis <strong>de</strong>r Stiftung Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen (G)<br />
2010 Gallery Schmidt, Reading, USA (G)<br />
2010 ›Bildfolge‹, Rathausfoyer Winnen<strong>de</strong>n (E)<br />
2011 Donaueschinger Regionale (G)<br />
Mitgliedschaften: Schriftführerin in <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>;<br />
Schriftführerin in <strong>de</strong>r Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong><br />
Veröffentlichungen: Meditation, Ausstellungskatalog, Graz 1995; Im Umbruch,<br />
Ausstellungskatalog, Klagenfurt 1997; Reutlinger Künstler Lexikon,<br />
Thomas L. Heck, J. Liebchen, <strong>Reutlingen</strong> 1999; 50 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Katalog,<br />
<strong>Reutlingen</strong> 2001<br />
www.gedok-reutlingen.<strong>de</strong>/renate_gaisser<br />
Öffentliche Ankäufe: Universitätsbibliothek Graz; Regierungspräsidium Karlsruhe;<br />
Regierungspräsidium Tübingen; Kunstsammlung <strong>de</strong>s Landkreises <strong>Reutlingen</strong><br />
96
Renate Gaisser<br />
Landschaftsmalerei ist eine <strong>de</strong>r Lieblingsgattungen<br />
sehr vieler Malerinnen und<br />
Maler – und sie ist das bis heute auch bei<br />
<strong>de</strong>r 1961 in <strong>Reutlingen</strong> geborenen Künstlerin<br />
Renate Gaisser. Ihre Begeisterung für<br />
Landschaftsmalerei wur<strong>de</strong> ursprünglich im<br />
Rahmen eines gleichnamigen Seminars an<br />
<strong>de</strong>r TU Stuttgart 1984/85 geweckt und<br />
danach bei mehreren Studienaufenthalten<br />
in Frankreich und Italien intensiviert.<br />
Verständlich, dass sie, die studierte Architektin,<br />
daher ein ganz an<strong>de</strong>res Verhältnis<br />
zu Landschaft als umgeben<strong>de</strong>m Raum<br />
hat und ihren Platz in dieser traditionellen<br />
malerischen Ahnenreihe erst fin<strong>de</strong>n<br />
musste. Ihr persönlicher künstlerischer<br />
›Landschafts-Durchbruch‹ erfolgte Anfang<br />
<strong>de</strong>r Neunziger Jahre, als sie mit radikal<br />
reduzierten und farblich eher ungewöhnlichen<br />
Landschaftsbil<strong>de</strong>rn, die zwischen Abstraktion<br />
und realer Abbildung changieren,<br />
ihre eigene künstlerische Ausdrucksform<br />
gefun<strong>de</strong>n hat, an <strong>de</strong>r sie bis heute unermüdlich<br />
feilt und arbeitet. Seither lässt<br />
sie das Thema Landschaft nicht mehr los,<br />
wenngleich es immer auch noch an<strong>de</strong>re<br />
starke Vorlieben wie Portrait- o<strong>de</strong>r Aktdarstellungen<br />
in ihrem Werk gegeben hat<br />
und sicherlich auch weiterhin geben wird.<br />
Gera<strong>de</strong> das Thema Mensch gewinnt in<br />
letzter Zeit innerhalb ihrer künstlerischen<br />
Arbeit zunehmend an Be<strong>de</strong>utung. Renate<br />
Gaisser arbeitet sehr gerne im Freien<br />
– zum Beispiel auf <strong>de</strong>r Schwäbischen Alb<br />
– und die dabei entstehen<strong>de</strong>n Werke sind<br />
häufig wie <strong>de</strong>r Menschenschlag <strong>de</strong>r Älbler:<br />
beson<strong>de</strong>rs und auf je<strong>de</strong>n Fall eigen. Speziell<br />
die Gaisserschen Winterlandschaften in<br />
sparsamen Grau- und Brauntönen zeigen<br />
das Raue und Karge <strong>de</strong>r Alb, wohingegen<br />
ihre Sommerbil<strong>de</strong>r großzügig Wärme und<br />
Farbe verströmen. Die von <strong>de</strong>r Künstlerin<br />
fein ausbalancierten, mal kräftig dominante,<br />
mal schwebend zarte Grün- und<br />
Gelbtöne entwickeln dabei ihre eigene<br />
Bildatmosphäre. Renate Gaisser erfasst<br />
– nach einem intensiven Prozess <strong>de</strong>s Sehens<br />
– ihre Landschaften intuitiv, ohne sie<br />
dabei fotografisch abzubil<strong>de</strong>n; sie entwickelt<br />
räumliche Gegebenheiten und erhebt<br />
Schattenbildungen zum bevorzugten<br />
Gestaltungselement. Die Künstlerin lotet<br />
bildnerisch Grenzen aus und macht Brüche<br />
<strong>de</strong>utlich, die sichtbare Welt wird von ihr<br />
malerisch neu konstruiert. Dabei wechselt<br />
sie souverän zwischen weich geprägter<br />
Pinselführung und farblich hart gesetzten<br />
Kontrasten. Die sich daraus ergeben<strong>de</strong><br />
Spannung im Bild wird fast greifbar und<br />
Renate Gaisser ›bei <strong>de</strong>r Arbeit‹ 2010<br />
Foto: Marinko Belanov<br />
eröffnet einen Blick auf das ›hinter‹ <strong>de</strong>r<br />
Leinwand Liegen<strong>de</strong>. Starke, lang gezogene<br />
Pinselstriche voller Energie wer<strong>de</strong>n<br />
durch einen häufig hoch angesetzten<br />
Horizont konstrastiert und spiegeln – gera<strong>de</strong><br />
bei ihren Rapsfel<strong>de</strong>rn - die Weite <strong>de</strong>r<br />
Landschaft. Renate Gaisser schafft in ihren<br />
Arbeiten, die von starker Tiefenräumlichkeit<br />
beziehungsweise einer Plastizität <strong>de</strong>s<br />
Gegenständlichen sowie flächiger Bildhaftigkeit<br />
geprägt sind, eine Malerei, die<br />
bei<strong>de</strong>s ist: gegenständlich und abstrakt<br />
und die dabei gleichzeitig Expression wie<br />
Impression vermittelt. Eine komprimierte<br />
künstlerische Aussage im kleinen wie im<br />
großen Format, so wie es <strong>de</strong>r russische<br />
Schriftsteller Maxim Gorki (1868-1936)<br />
beschrieben hat: ›Die Wissenschaft ist<br />
<strong>de</strong>r Verstand <strong>de</strong>r Welt, die Kunst ist ihre<br />
Seele.‹<br />
Barbara Krämer<br />
S. 98: Renate Gaisser<br />
›Waldrand‹ 2007,<br />
Öl auf Leinwand, 30x40<br />
›kleiner Albtrauf_1‹ 2009<br />
Öl auf Leinwand, 30x40<br />
›Gewitterlandschaft‹ 2007<br />
Öl auf Leinwand, 30x40<br />
S. 99: Renate Gaisser<br />
›Albtrauf_1‹ 2009, Öl auf Leinwand, 55x70<br />
›Albtrauf_2‹ 2009, Öl auf Leinwand, 55x70<br />
97
Maria Heyer-Loos<br />
Malerei Collage<br />
1936 geboren in Warnsdorf/Su<strong>de</strong>tenland<br />
1957-58 Studium <strong>de</strong>r Kunstgeschichte an <strong>de</strong>r Universität Frankfurt am Main.<br />
1958-62 Studium an <strong>de</strong>r Hochschule für Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Künste in Kassel:<br />
Hauptfach Malerei bei Professor Fritz Winter<br />
Abschluß mit <strong>de</strong>m Künstlerischen Staatsexamen<br />
1962-65 Schuldienst in Hamburg und Kiel<br />
1966 Jahresaufenthalt in <strong>de</strong>n USA, Seattle, Washington und Beginn <strong>de</strong>r freischaffen<strong>de</strong>n<br />
Tätigkeit<br />
seit 1970 lebt und arbeitet in Tübingen<br />
seit 1971 längere Auslandsaufenthalte in Brasilien, Südostasien und <strong>de</strong>r Schweiz<br />
seit 2000 regelmäßige Studienaufenthalte in <strong>de</strong>n USA und Japan<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1975 Studiengalerie, Universität Stuttgart (E, K)<br />
1977 ›Hommage à Cassel‹, Kassel (G, K)<br />
1979 Galerie Geiger, Kornwestheim (E)<br />
1982 Galerie ›Altes Schlachthaus‹, Tübingen (E)<br />
1987 Galerie manus presse, Stuttgart (E)<br />
1987 galeria cano, Berlin (E)<br />
1989 La Jolla Fine Arts Gallery, San Diego, USA (E)<br />
1992 ›Künstlergil<strong>de</strong> 92‹, Museum für Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Künste, Leipzig (G, K)<br />
1994 ›I<strong>de</strong>e-Werk‹, Villa Merkel, Esslingen (G, K)<br />
1996 Showa Gallery, Tokyo, Japan (E)<br />
1991 ›40 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>‹, Rathaus <strong>Reutlingen</strong> (G, K)<br />
1998 ›Künstlerbund 98‹, Kunsthalle Tübingen (G, K)<br />
1999 International Art Village, Akiyoshidai, Japan (E, K)<br />
2001 ›50 Jahre <strong>GEDOK</strong>‹, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G, K)<br />
2003 Del Mar Art Center, San Diego, USA (E)<br />
2005 Kulturhalle Tübingen (E)<br />
2005 ›shed-set‹, Shedhalle Tübingen (G)<br />
2006/07 ›Der Re<strong>de</strong> wert‹, Wan<strong>de</strong>rausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> (G):<br />
Rathaus <strong>Reutlingen</strong> und Galerie Dorothea Schra<strong>de</strong>, Diepoldshofen<br />
2007 International House of Japan, Tokyo, Japan (E)<br />
2009 Glashalle, Landratsamt Tübingen (E)<br />
2010 ›Young collector’s choice‹, Galerie Geiger, Konstanz (G)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>; Tübinger Künstlerbund; Esslinger Künstlergil<strong>de</strong><br />
Veröffentlichungen: Kataloge und Prospekte zu Ausstellungen; Artikel von Max Bense in Das<br />
Auge Epikurs, Stuttgart 1979; Kunst Handwerk Kunst, Herausgeber Reinhard Döhl, Galerie<br />
Geiger, 1986; 40 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Ausstellungskatalog, <strong>Reutlingen</strong> 1991; 50 Jahre<br />
<strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 2001<br />
www.kuenstlerbund-tuebingen.<strong>de</strong>/kuenstler/heyer_loos_maria/heyer_loos_maria.html<br />
Ankäufe: wie<strong>de</strong>rholte Ankäufe <strong>de</strong>s Regierungspräsidiums Tübingen; Öffentliche Sammlungen<br />
Land Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
100
Maria Heyer-Loos<br />
Maria Heyer-Loos gestaltet mit Bruchstücken<br />
gerissenen o<strong>de</strong>r geschnittenen<br />
Papiers. Papier unterschiedlicher Dicke,<br />
Farbigkeit und Konsistenz. Ein Material,<br />
das einfarbig sein kann, beschrieben o<strong>de</strong>r<br />
bedruckt, zerknittert o<strong>de</strong>r neu, glänzend,<br />
matt, transparent o<strong>de</strong>r geprägt. Wellpappe,<br />
Zeitungspapier, Hochglanzfarbseiten,<br />
Muster als Werkstoff. Und es ist <strong>de</strong>r Reiz<br />
<strong>de</strong>s Wie<strong>de</strong>r-Verwen<strong>de</strong>ns, <strong>de</strong>s zum Baustein-Wer<strong>de</strong>ns<br />
für eine neue Komposition,<br />
in <strong>de</strong>r sich vielfältig Welt<strong>de</strong>utung vollzieht,<br />
ein Reiz, <strong>de</strong>r mich unwi<strong>de</strong>rstehlich anzieht<br />
und staunen macht.<br />
Ganz im Sinne von Pablo Picasso und Juan<br />
Gris, die um 1908 in Paris aus Protest gegen<br />
eine Welt in Stücken die erste Collage<br />
geschaffen haben, damals ein künstlerischer<br />
Aufschrei und gleichzeitig eine ungeheure<br />
Provokation <strong>de</strong>r Kunstwelt, stellt<br />
die Künstlerin in ihren Arbeiten bewusst<br />
Fundstücke in einen neuen Kontext. Die<br />
auf diese Weise gewonnenen Mitteilungen<br />
atmen das Provisorische, Zufällige, das<br />
Collagen eignet und sie gleichzeitig hintergründig,<br />
fragil und kostbar macht.<br />
Streifen mit unregelmäßigen Rän<strong>de</strong>rn und<br />
Rissstellen, in <strong>de</strong>r Horizontale angeordnet,<br />
fügen sich zu imaginären Landschaften<br />
unter weiten Himmeln. Stücke gerissenen<br />
Papiers zu Haufen getürmt o<strong>de</strong>r<br />
paraphrasierend angeordnet assoziieren<br />
Hügel, Berge o<strong>de</strong>r Klippen. In Form eines<br />
Blumenstraußes arrangiert wer<strong>de</strong>n Collagepartikel<br />
zu Stillleben. Streifenausrisse<br />
in vertikaler Anordnung können Klamm<br />
o<strong>de</strong>r Waldinneres meinen o<strong>de</strong>r, und das ist<br />
wahrscheinlicher, losgelöst von jeglicher<br />
bemühten Verbindung zur realen Welt,<br />
künstlerische Orientierung in <strong>de</strong>r Vertikale.<br />
Mit Binnenzeichnug versehen o<strong>de</strong>r<br />
partiell aquarelliert gewinnen die Collagen<br />
von Maria Heyer-Loos jene Form geistiger<br />
Durchdringung, die sie vor allem auszeichnet.<br />
Neben Collagen gibt es in ihrem Oeuvre<br />
seit Jahren auch Streifengemäl<strong>de</strong> in die,<br />
von Fall zu Fall, gerissene einfarbige Stoffe<br />
integriert sind. Vertikale Streifen leuchten,<br />
steigern sich.<br />
Farbklänge, Farbakkor<strong>de</strong>, Farbarpeggien.<br />
Im Spiel mit Materialien, Formen und<br />
Farben entwickelt Maria Heyer-Loos ihre<br />
beson<strong>de</strong>re künstlerische Sprache, <strong>de</strong>r eine<br />
hintergründige, entrückte Weltsicht innewohnt.<br />
Dr. Barbara Lipps-Kant<br />
›Atelierfoto Maria Heyer-Loos ‹ 2010<br />
Foto: W. Kaup, Tübingen<br />
S. 102-103: Maria Heyer-Loos<br />
›VERTIKAL – FLIESSEND I‹ 2009<br />
Collage, Acryl, 27,5x30<br />
101
102
103
Birgit Hofmann-Birkenhall<br />
Foto Film Performance<br />
Vita 1 und Ausbildung<br />
Geboren Mitte <strong>de</strong>r Siebziger durch Beate und Dieter<br />
Freie Kunstschule Stuttgart<br />
1992-00 Assistenzen, langjaehrig, bei Dominique Issermann, Paris.<br />
sowie bei Sarah Moon und Peter Knaup. Werbe- wie Kunstfilme und Fotoaufnahmen<br />
weltweit.<br />
2000 Umzug nach Madrid und Beginn selbstaendigerArbeit als<br />
Kuenstlerin/Fotografin<br />
Vita 2, Stipendium und Projekte<br />
2004 Geburt von Mutter durch Sohn Nikolas Ruben.<br />
Umzug nach Berlin, Materialstipendium UDK mit Fotoemulsion-herstellung<br />
Zahlreiche Telefonzeichnungen ›she in process‹<br />
Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit oekologischen Projekten: Erdhaeuser etc; zahlreiche<br />
Reportagereisen in Oman, AbuDhabi, VAE<br />
2007 erste Performance, Berlin, Sophiensaele wo sie Bienen ›mietete‹, welche von<br />
ihrem eigenen Honig angezogen waren und die Form eines nervoesen Herzens<br />
abgaben.<br />
2008 Rueckzug und Umzug nach Pfullingen<br />
2010 GelebterGedanke:›Jetztistimmer‹, ›KunstistfürSie‹, ›4.Dimension‹,<br />
›drittesGeschlecht‹, ›seelischesVerkehrszeichen‹, ›Systemezufue(h)llen,<br />
miteigenerSensibiltaet Misstaen<strong>de</strong>n und Loesungsvorschlaegen auszustatten‹<br />
Momentaner Arbeitsplatz: ›weggepackte Familien‹<br />
Ausstellungsschritte<br />
1999 ›le rien‹,promena<strong>de</strong> photographique, Le petit opportun, Paris (E)<br />
2000 ›l’autre rien‹, fotogrammes musicales, Le petit opportun, Paris (E)<br />
2001 ›santé‹, fotogrammes musicales, Le petit opportun, Paris (E)<br />
2002 ›santé‹,fotogrammes musicales, Le petit opportun, Paris (E)<br />
2002 ›she‹, fotogrammes, Parterinsel, Berlin (E)<br />
›sportliche und schwimmen<strong>de</strong> Meinungen‹, Fotogramme, Berlin,<br />
Schlachtensee (G)<br />
2009 Jahresausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2010 ›Blaupause‹, Kulturhalle Tuebingen (G)<br />
2010 ›Reutlinger Künstler‹<br />
Veroeffentlichungen: Rencontres d’Arles, Ausstellungskatalog, Arles 2007; Royal Aca<strong>de</strong>my of<br />
Arts, Jahreskatalog, London 2009; Birkenhall, Telefonzeichnungen, 2010; Birkenhall, passi,<br />
Napoli al blu di prussia, galleria d’arte, 2010<br />
www.hofmann-birkenhall.eu<br />
Private Ankaeufe: Cadiz, Madrid, Uzès, Tuebingen, Berlin, Pfullingen, <strong>Reutlingen</strong><br />
›Portrait Birgit Hofmann Birkenhall‹ Foto: Dominique Issermann<br />
104
105
106
Birgit Hofmann-Birkenhall<br />
Birgit Hofmann-Birkenhalls privates und<br />
öffentliches Leben spielt sich zwischen<br />
<strong>de</strong>n Polen glamourös-polyglott und introvertiert-reflektierend<br />
ab. Sie bewegt sich<br />
für Auftragsarbeiten in schillern<strong>de</strong>n Londoner<br />
Werbekreisen und sucht dort nach<br />
anspruchvollen und ästhetisch gelungenen<br />
Lösungen für ihre Auftraggeber. Für sich<br />
selbst schafft sie mit alltäglichen, ganz<br />
gewöhnlichen Gegenstän<strong>de</strong>n eine eigene<br />
artifizielle Welt.<br />
Birgit Hofmann-Birkenhall ›Anonymes Kind‹ 2009, Foto Cibachrome, 120x180<br />
Die Fotografin stammt aus einem naturverbun<strong>de</strong>nen<br />
Elternhaus. Ihr Werk<br />
beschäftigt sich mit <strong>de</strong>m Augenblick,<br />
<strong>de</strong>r als Dauer o<strong>de</strong>r besser Kontinuum<br />
vom Betrachter begriffen wer<strong>de</strong>n soll:<br />
›Jetzttistimmer‹. Als visualisierte I<strong>de</strong>e soll<br />
<strong>de</strong>r festgehaltene Moment Anregungen<br />
und Denkanstöße sowie Empfindungen<br />
auslösen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rs ausgedrückt: einen<br />
Prozess beim Rezipienten in Gang setzen.<br />
Der Ausgangspunkt bleibt subjektiv und<br />
individuell, eine ausführliche Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
mit <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e geht voraus. Mehrere<br />
Experimente sind nötig, bevor sich Klarheit<br />
über die visuelle Umsetzung einstellt.<br />
Ungerechtigkeit und Ungleichheit kennzeichnen<br />
die Thematik in <strong>de</strong>n Arbeiten<br />
zu <strong>de</strong>n ›Weggepackten Familien‹.<br />
Die neue Generation von Vätern, die<br />
ihre Rolle selbstbewusst und verantwortlich<br />
übernehmen, sind genauso<br />
Gegenstand, wie das existentielle Bedürfnis<br />
nach Schutz und Geborgenheit.<br />
Ebenfalls gehört die Natur zu <strong>de</strong>n zentralen<br />
Inhalten Hoffmann-Birkenhalls,<br />
dargestellt anhand gestanzter Blätter und<br />
damit Industrienormen unterworfen. Auf<br />
unterschiedlichen, von unten beleuchteten<br />
Glasplatten sind Einzelteile geschichtet, so<br />
dass ein Arrangement von durchleuchteten,<br />
aber normierten Mikrokosmen entsteht.<br />
Auf Performances sind ebenfalls gesellschaftskritische<br />
Aspekte wie beispielsweise<br />
die professionelle Deformation humoristisch<br />
vorgeführt, als Anregung verstan<strong>de</strong>n<br />
zur Selbstreflexion und Ansporn<br />
zur eigenen authentischen Lebensweise.<br />
Bei aller Ein<strong>de</strong>utigkeit behalten die Arbeiten<br />
einen rätselhaften und ästhetischen Reiz.<br />
Dr. Evamarie Blattner<br />
107
Ulrike Holzapfel<br />
Malerei<br />
1949 geboren in Stuttgart<br />
1969 Abitur<br />
1970 Studium <strong>de</strong>r Psychologie in London und Tübingen<br />
1975 Diplom-Psychologin<br />
Tätigkeit in psychologischer Beratungsstelle<br />
1985 Kunstkurse u.a. bei Lothar Schall, Gerd Reinhardt,<br />
Hans Köhler, Ena Lin<strong>de</strong>nbaur<br />
1992-94 Studium <strong>de</strong>r Malerei im Seminar für Malerei Stuttgart<br />
Freischaffen<strong>de</strong> Malerin<br />
Kurstätigkeit<br />
Freie Praxis: Coaching, Supervision, Training<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1990 ›Frauenträume - Frauenrealität‹, Ludwigsburg (G, K)<br />
1992 Galerie im alten Rathaus, Stuttgart-Wangen (G)<br />
1993 Galerie im Rebstock, Stuttgart (E)<br />
1994 Therme, Böblingen (E)<br />
1996 Filharmonie, Bernhausen (G)<br />
2000 Burg Altmannstein, Altmühltal (E)<br />
2001 Zentrum Gorch Fock, Stuttgart (E)<br />
2006 Sternwarte, Tübingen (G)<br />
2007 Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2008 Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2009 Rathaus Altensteig (G)<br />
2009 Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2009 ›Produkt Kunst‹, Gallerie Geiselhart, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2010 Gallery Schmidt, Reading, USA (G)<br />
2010 ›Blaupause‹, Kulturnacht, <strong>GEDOK</strong>, Kulturhalle Tübingen (G)<br />
2010 ›Wer<strong>de</strong>n und Vergehen‹, Tropenklinik, Tübingen (E)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>; Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong><br />
Veröffentlichungen: Frauenträume – Frauenrealität, Ausstellungskatalog, Ludwigsburg 1990;<br />
Ulrike Holzapfel, Wer<strong>de</strong>n und Vergehen, Werkkatalog, Stuttgart 2011<br />
www.ulrikeholzapfel.eu<br />
Einige private Ankäufe<br />
108
Ulrike Holzapfel<br />
Geprägt von ihrer Ausbildung als Psychologin<br />
geht die Künstlerin Ulrike Holzapfel<br />
in ihrem bildnerischen Gestalten <strong>de</strong>n großen<br />
Fragen <strong>de</strong>r Menschheit nach: ›Woher<br />
kommen wir?‹, ›Wohin gehen wir?‹, ›Wer<br />
sind wir?‹ Diese Fragen nach Wer<strong>de</strong>n und<br />
Vergehen sind in <strong>de</strong>r Tradition <strong>de</strong>r Kunstgeschichte<br />
nicht ungewöhnlich, aber Ulrike<br />
Holzapfel vermag es, mit ihren eigenwillig<br />
stillen, atmosphärischen Bil<strong>de</strong>rn – meist<br />
Öl o<strong>de</strong>r Acryl auf Leinwand o<strong>de</strong>r Papier<br />
– eigenständige Antworten auf diese<br />
existentiellen Fragen zu geben. Wichtiger<br />
Ausdrucksträger ist dabei die Farbe, die in<br />
allen ihren Ausprägungen von <strong>de</strong>r Künstlerin<br />
Holzapfel erforscht beziehungsweise<br />
in ihre Be<strong>de</strong>utungsschichten zerlegt wird.<br />
Eigentlich fast selbstverständlich, dass sie<br />
bei diesem künstlerischen Ansatz in Serien<br />
arbeitet, ergrün<strong>de</strong>t und nachsinnt, um<br />
dabei <strong>de</strong>r Persönlichkeit einer Farbe – wie<br />
zum Beispiel einem flammen<strong>de</strong>n Rot, aber<br />
auch einem tiefen Blau o<strong>de</strong>r einem fröhlichen<br />
Gelb – auf <strong>de</strong>n Grund gehen zu können;<br />
bezeichnend, dass sie unter an<strong>de</strong>rem<br />
auch Kunstkurse bei <strong>de</strong>m großen Farbkünstler<br />
Lothar Schall belegt hat. Es ist interessant<br />
und spannend zu ent<strong>de</strong>cken, wie<br />
sie mit <strong>de</strong>r ausgewählten Technik Öl auf<br />
Papier und einem sehr glatten Papier eine<br />
polierte, spiegeln<strong>de</strong> Struktur zu zaubern<br />
vermag, an<strong>de</strong>rerseits aber durch Beimischungen<br />
von Asche o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Abrieb von<br />
Olivenkernen auf <strong>de</strong>m Papier wie<strong>de</strong>r eine<br />
völlig an<strong>de</strong>re Oberfläche und Farbwirkung<br />
entwickelt. Es entstehen unvergleichliche<br />
Farb-Licht-Kompositionen, aus <strong>de</strong>m Inneren<br />
Ich heraus geschichtete Farbräume,<br />
die vor Energie bersten können und in<br />
ihrer Abstraktion <strong>de</strong>nnoch warm und vertraut<br />
wirken sowie ein Eigenleben haben.<br />
Ihre Bil<strong>de</strong>r haben eine Tiefe, die <strong>de</strong>n eigenen<br />
Träumen und Fantasien reichlich Platz<br />
lassen, Assoziationen von Reiseeindrücken<br />
klingen ab und zu leicht an, manchmal<br />
lässt sich die Sonne <strong>de</strong>s Sü<strong>de</strong>ns riechen<br />
und erahnen. Völlig gleichberechtigt wie<br />
die Farbe wird von Holzapfel die Linie behan<strong>de</strong>lt,<br />
die jedoch auch häufig als eine<br />
vom Unterbewusstsein gelenkte Wesensäußerung<br />
kraftvoll als schwarze Akzentuierung<br />
in ihren Werken auftauchen kann.<br />
Wie persönliche Lebenswege kann die<br />
Lineatur verschlungen sein, die gesamte<br />
Spannbreite auslotend, manchmal sogar<br />
blind gesetzt sein, stets aber <strong>de</strong>r Prämisse<br />
folgend: Es geht immer weiter, gera<strong>de</strong> auch<br />
über <strong>de</strong>n Bildrand hinaus. Ulrike Holzapfel<br />
konstrastiert in ihren Arbeiten blockhafte<br />
Strukturen gegen freie Linienbildungen,<br />
wodurch variantenreiche Erlebniswelten<br />
entstehen, die Freiheiten lassen, Konzentration<br />
ermöglichen und eine positive Leere<br />
und Stille versinnbildlichen. Der <strong>de</strong>utsche<br />
Philosoph Martin Hei<strong>de</strong>gger (1889–1976)<br />
hat diese Vorliebe für Reduktion in Worte<br />
gefasst: ›Verzicht ist kein Verlust, er bringt<br />
die ungeheure Kraft <strong>de</strong>r Einfachheit.‹ Parallel<br />
zur Malerei arbeitet Ulrike Holzapfel<br />
auch sehr gerne dreidimensional mit<br />
Holz und Metall und entwirft Skulpturen<br />
– geschweißt und aus <strong>de</strong>n Überresten alter<br />
Balken entstehend –, die ihre malerischen<br />
Arbeiten in Thematik und Gestus ergänzen.<br />
Der Schwerpunkt ihrer künstlerischen<br />
Aussage liegt aktuell auf <strong>de</strong>r Malerei.<br />
Barbara Krämer<br />
Ulrike Holzapfel ›o.T.‹ 2009<br />
Öl auf Papier, 50x40<br />
S. 110-111: Ulrike Holzapfel ›Eingebun<strong>de</strong>n‹<br />
2009, Acryl auf Leinwand, 80x100<br />
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110
111
Frie<strong>de</strong>rike Just<br />
Malerei Zeichnung<br />
1966*<br />
1986 Abitur<br />
1986-87 Arbeitsaufenthalt in New York<br />
1987-93 Studium Germanistik und Sport an <strong>de</strong>r Universität Tübingen<br />
1993-99 Studium <strong>de</strong>r Kunsterziehung mit Schwerpunkt Malerei<br />
Kunstaka<strong>de</strong>mie Stuttgart bei <strong>de</strong>n Professoren P. Grau, H. Bachmayer<br />
und J. Hewel; Staatsexamen in Malerei<br />
1999 Arbeitsaufenthalt in Italien<br />
2001 Arbeitsaufenthalt in Kapstadt, Südafrika<br />
1994* Davi<strong>de</strong>; 1998* Matteo; 2002* Elia<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1998 Galleria Vargiu, Cagliari, Italien (E)<br />
1999 Galerie Teubner, Stuttgart (G)<br />
2000 Kunstdorf 2000, Tübingen (G)<br />
seit 2000 Jahresausstellungen <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2001 Stadtbibliothek <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2001 Klostermuseum, Steinheim (E)<br />
2002 SI-Centrum, Stuttgart (E)<br />
2002 Lahrensmühle, Leonberg (E)<br />
2002 Grosvenor Villa Art Gallery, Kapstadt, Südafrika (G)<br />
2003 ›Reutlinger Künstler‹, Städtische Galerie <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2004 Gotisches Haus, Berlin (G); ›Reutlinger Künstler‹, Städtische Galerie<br />
2004 <strong>Reutlingen</strong> (G); Stadtmuseum Tübingen (G)<br />
2005 Crouchers Manor Art Gallery, Kent, England (G)<br />
2005 ›Das Buch‹, VBKW, Stadtbibliothek <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2006 Stadtmuseum Tübingen (G)<br />
2006 Galeria das Salga<strong>de</strong>iras, Lissabon, Portugal (E, K)<br />
2006 Art Galerie Festl&Maas (E)<br />
2006 Centro Cultural do Cartaxo, Portugal (E)<br />
2006/07 ›Der Re<strong>de</strong> wert‹, Wan<strong>de</strong>rausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> (G):<br />
Rathaus <strong>Reutlingen</strong> und Galerie Dorothea Schra<strong>de</strong>, Diepoldshofen<br />
2007 ›Süsser die Glocken‹, Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2008 ›Sechserpack‹, Galerie 5, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2008 Stadtmuseum Tübingen (G)<br />
2009 ›Elastisch‹, Kulturhalle Tübingen (E, K)<br />
2010 ›Sympra‹, Deck-Galerie Stuttgart (G)<br />
2010 KLebrig, Osian<strong>de</strong>r, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2011 ›Das Ich im An<strong>de</strong>ren‹, Künstlerhaus am Lenbachplatz, München (G)<br />
2011 Pfleghofmuseum, Schrobenhausen (G, K)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>; Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong><br />
Veröffentlichungen: Reutlinger Künstler Lexikon, Thomas L Heck, J. Liebchen, <strong>Reutlingen</strong> 1999;<br />
50 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 2001; Frie<strong>de</strong>rike Just, Galeria <strong>de</strong> Salga<strong>de</strong>iras,<br />
Ausstellungskatalog, Lisbon 2006; Frie<strong>de</strong>rike Just, Grüße aus <strong>de</strong>r Provinz, Ausstellungskatalog,<br />
Kulturhalle Tübingen 2009; Frie<strong>de</strong>rike Just, Arbeiten aus <strong>de</strong>n Jahren 2006-2009, Werkkatalog,<br />
<strong>Reutlingen</strong> 2009;<br />
www.frie<strong>de</strong>rikejust.<strong>de</strong><br />
Öffentliche Ankäufe: Hypobank Stuttgart; Stadt <strong>Reutlingen</strong>; Bun<strong>de</strong>sjustizministerium Berlin<br />
112
Frie<strong>de</strong>rike Just ›Pussy <strong>de</strong> Luxe‹ 2010, Öl auf Leinwand, 150x160<br />
113
114
Frie<strong>de</strong>rike Just<br />
Frie<strong>de</strong>rike Just malt und zeichnet. Mit<br />
Ölfarbe, Pinsel und verschie<strong>de</strong>nen Stiften<br />
auf Leinwand o<strong>de</strong>r Papier wird sie zur<br />
wortmächtigen Verkün<strong>de</strong>rin von Welt, zur<br />
Deuterin <strong>de</strong>s Menschen. Und es sind ihre<br />
Motive von Menschen, diese Aussagen<br />
über ihn in seiner schillern<strong>de</strong>n, auch hässlichen<br />
Erscheinung, die mich bewegen und<br />
innerlich nicht los lassen. Dabei nimmt die<br />
kompromisslose Unmittelbarkeit <strong>de</strong>r Darstellung<br />
mal für mal gefangen. Das geht<br />
so weit, dass sie ein schreien<strong>de</strong>s Gesicht<br />
mit weit geöffnetem, verzerrtem Mund<br />
übergroß auf die Leinwand bannt. Ein<br />
Gesicht wie im Schreien erstarrt, das für<br />
das Schreien, <strong>de</strong>n Schmerz an sich steht.<br />
Nein, diese Gemäl<strong>de</strong> sind nicht immer<br />
schön, wollen es gar nicht sein. Sie sind<br />
in ihrer Wahrhaftigkeit jedoch weit getrieben.<br />
In<strong>de</strong>m sie das Grauen malt, <strong>de</strong>n Ekel,<br />
die Angst, in<strong>de</strong>m sie also als Künstlerin an<br />
<strong>de</strong>r Stelle ansetzt, die für <strong>de</strong>n Menschen<br />
existentiell ist, begibt sie sich in die Nähe<br />
jener Künstler, die mit sozialkritischem Ansatz<br />
Anfang <strong>de</strong>r Zwanziger Jahre lautstark<br />
ihre Sicht <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n Fugen geratenen<br />
Welt formulierten. Künstler wie George<br />
Grosz, Paul Kleinschmidt, Max Beckmann<br />
o<strong>de</strong>r Karl Meidner und An<strong>de</strong>re waren das,<br />
die damals Kriegskrüppel, Neureiche, die<br />
Gier, das Schlemmen o<strong>de</strong>r das schreckliche<br />
Gelächter thematisiert haben. Dabei<br />
bedienten sie sich etwa <strong>de</strong>r Verhässlichung<br />
<strong>de</strong>s Menschen, seiner Deformierung<br />
o<strong>de</strong>r karikieren<strong>de</strong>n Bloßstellung. Entworfen<br />
wird das Bild einer Gesellschaft, die<br />
in Maßlosigkeit zu ersticken droht. Hier<br />
also setzt das künstlerische Engagement<br />
von Frie<strong>de</strong>rike Just ein. Ihre Themen entspringen<br />
<strong>de</strong>m Umkreis von Gesellschaftskritik,<br />
sind darüber hinaus aber mit ihrem<br />
persönlichen Umfeld und <strong>de</strong>r kritischen<br />
Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>m Selbst verbun<strong>de</strong>n.<br />
In einer Installation, bestehend<br />
aus einer 24teiligen Folge von Steckbriefbil<strong>de</strong>rn<br />
<strong>de</strong>r RAF, mit dickem Pinsel 2002<br />
auf quadratische Leinwän<strong>de</strong> skizziert,<br />
begibt sich die Künstlerin in einen Dialog<br />
mit einer früheren Generation. In die<br />
Gesichter hat sie ihre Fragen an damals<br />
geschrieben. ›Großstadtliebe‹, ›Mamas<br />
Darling‹, ›Sucht macht süchtig‹, ›Bambi‹<br />
o<strong>de</strong>r ›Pussy <strong>de</strong> Luxe‹ sind nur einige ihrer<br />
Bildtitel von Gemäl<strong>de</strong>n, hinter <strong>de</strong>nen sich<br />
eine kritisch-ironische Weltsicht verbirgt.<br />
Frie<strong>de</strong>rike Just ›Versorgerin‹ 2010<br />
Öl auf Leinwand mit Fa<strong>de</strong>n, 125x100<br />
Dr. Barbara Lipps-Kant<br />
115
Doris Knapp<br />
Malerei Druckgrafik<br />
1923 geb. in Ostpreußen<br />
1946 Studium <strong>de</strong>r Zahnmedizin in Berlin und als Zahnärztin<br />
tätig in Berlin und <strong>Reutlingen</strong> bis 1986<br />
seit 1971<br />
seit 1992<br />
intensive Beschäftigung mit Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Kunst<br />
(Lehrer: Heinrich Pfingsten, Max Dentler, Frido Hohberger)<br />
Besuch mehrerer Seminare <strong>de</strong>r Sommeraka<strong>de</strong>mie Kloster<br />
Irsee (Uni Augsburg) und <strong>de</strong>r Europäischen Aka<strong>de</strong>mie<br />
BK Trier mit Schwerpunkt Radierung<br />
1997-99 Malerei im Kunstlabor Carola Dewor – Tübingen<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1979 ›Reutlinger Künstler‹, Städtische Galerie <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
82/83/85/88/89/90/92/94/96/98/00/02/04/06/10<br />
1980 ›Aquarelle und Zeichnungen‹, Buchhandlung Knödler, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
1981 ›Doris Knapp - Aquarelle‹, Galerie <strong>de</strong>r AOK, Tübingen (E)<br />
1985 ›Aquarelle‹, Galerie am Le<strong>de</strong>rgraben, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
1990 ›Aquarelle, Zeichnungen, Collagen‹, Kaplaneihaus, Riedlingen (E)<br />
seit 1991 Jahresendausstellungen <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
1991 ›40 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>‹, Rathaus <strong>Reutlingen</strong> (G, K)<br />
1998 ›Radierungen, Aquarelle, Zeichnungen‹, KSK <strong>Reutlingen</strong>, Lichtenstein (E)<br />
1999 ›Doris Knapp – Geschriebene Bil<strong>de</strong>r‹, <strong>GEDOK</strong>-Galerie, Eningen (E)<br />
2003 ›Doris Knapp - Stationen‹, kunst_raum haerten, Jettenburg (E, K)<br />
2005 ›Aquarell und Zeichnung‹, Galerie Gutekunst, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2006/07 ›Der Re<strong>de</strong> wert‹, Wan<strong>de</strong>rausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> (G):<br />
Rathaus <strong>Reutlingen</strong> und Galerie Dorothea Schra<strong>de</strong>, Diepoldshofen<br />
2008 ›Farbe bekennen‹, Aquarelle, Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2009 ›Produkt Kunst‹, Galerie Geiselhart, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2010 Gallery Schmidt, Reading, USA (G)<br />
zahlreiche Beteiligungen an <strong>de</strong>n Ausstellungen <strong>de</strong>r Stadt <strong>Reutlingen</strong> ›Reutlinger Künstler‹, <strong>de</strong>r<br />
Hans-Thoma-Gesellschaft (Reutlinger Kunstverein), und <strong>de</strong>r Radiergruppe <strong>Reutlingen</strong> (Galerie<br />
Gutekunst)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>; Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong>; Hans-Thoma-Gesellschaft<br />
(Reutlinger Kunstverein); Radiergruppe <strong>Reutlingen</strong><br />
Veröffentlichungen: Kunstför<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s BW, Katalog, Stuttgart 1992; Reutlinger<br />
Künstler Lexikon, Thomas L. Heck, J. Liebchen, <strong>Reutlingen</strong> 1999; 40 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>,<br />
Ausstellungskatalog, <strong>Reutlingen</strong> 1991; 50 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 2001;<br />
Doris Knapp - Stationen, Ausstellungskatalog, <strong>Reutlingen</strong> 2003;<br />
www.gedok-reutlingen.<strong>de</strong>/doris_knapp<br />
Ankäufe: Regierungspräsidium Tübingen; Landratsamt <strong>Reutlingen</strong>; KSK <strong>Reutlingen</strong><br />
116
Doris Knapp<br />
Von <strong>de</strong>r promovierten Zahnärztin zur<br />
bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Künstlerin – <strong>de</strong>r künstlerische<br />
Lebensweg <strong>de</strong>r 1923 in Ostpreußen geborenen<br />
und heute in <strong>Reutlingen</strong> leben<strong>de</strong>n<br />
Doris Knapp war nicht geradlinig, aber<br />
dafür umso zielstrebiger. Neben Beruf und<br />
Familie kam es in <strong>de</strong>n Jahren ab 1971 zum<br />
ersehnten künstlerischen Coming Out von<br />
Doris Knapp und all die lange brachliegen<strong>de</strong><br />
Kreativität, die seit ihrem kindlichen<br />
Berufswunsch ›Malerin‹ in ihr schlummerte,<br />
brach sich nun Bahn – und das bis<br />
heute mit gleich bleiben<strong>de</strong>m Elan. Kurse,<br />
Seminare und mehrere Sommeraka<strong>de</strong>mien<br />
folgten und verschafften ihr ein mehr<br />
als soli<strong>de</strong>s künstlerisches Fundament.<br />
Doris Knapp ist auch im fortgeschrittenen<br />
Alter eine äußerst experimentierfreudige<br />
Künstlerin, die begeistert neue Techniken<br />
o<strong>de</strong>r künstlerische Ausdrucksformen ausprobiert<br />
und alsbald perfekt beherrscht,<br />
wobei sie mit ihrem formvollen<strong>de</strong>ten<br />
Variationsreichtum immer wie<strong>de</strong>r überrascht.<br />
Ob Radierung, Aquatinta, Ätzung,<br />
Collage o<strong>de</strong>r Aquarell, Doris Knapp ist in<br />
vielen Techniken zu Hause und vermag es,<br />
ihre klein- wie großformatigen Arbeiten<br />
jeweils mit ihrem ganz speziellen Stil zu<br />
prägen und ihre Werke aus eigenem emotionalen<br />
Erleben zu entwickeln. Prägnant<br />
in <strong>de</strong>r künstlerischen Aussage, präzise in<br />
<strong>de</strong>r Ausgestaltung und traumwandlerisch<br />
sicher im Umgang mit Farbe gelingen ihr<br />
immer wie<strong>de</strong>r neue, gültige Bildfindungen.<br />
Ihr Wille zur Verdichtung und ihr Wunsch<br />
nach Vereinfachung wird dabei immer<br />
sichtbar wie beispielsweise bei ihren Kreisbil<strong>de</strong>rn,<br />
mittels <strong>de</strong>rer sie die komplexe Polarität<br />
von Schwarz und Weiß untersucht.<br />
Sie folgt darin <strong>de</strong>r Prämisse, dass Zeichnen<br />
eine wesentliche Disziplin bildkünstlerischer<br />
Arbeit ist. Zur eigenen Überprüfung<br />
arbeitet sie sehr gerne in Serien, um<br />
eine einmal gefun<strong>de</strong>ne Bildi<strong>de</strong>e von allen<br />
Seiten und Aspekten her auszuloten und<br />
um sämtliche Zustän<strong>de</strong> zu ergrün<strong>de</strong>n.<br />
Die Realität dient ihr dabei lediglich als<br />
Stichwortgeber, als Quelle <strong>de</strong>r Inspiration;<br />
in ihrer künstlerischen Bandbreite<br />
geht sie weit über eine rein abbildhafte<br />
Nachahmung von Naturzustän<strong>de</strong>n hinaus.<br />
Auffällig in ihrem Werkkanon ist eine immer<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Rhythmisierung <strong>de</strong>r<br />
Bildflächen durch lineare Strukturen und<br />
Formfindungen. Beson<strong>de</strong>rs schön lässt<br />
sich das zum Beispiel an ihrer ›Brief-Serie‹<br />
beobachten, in <strong>de</strong>r sie Wort und Bild<br />
vermischt sowie kalligraphische Notationen<br />
bil<strong>de</strong>t, die sie mit selbst erlebten Er-<br />
Doris Knapp ›Trabant‹ 2009<br />
Hochdruck von Radierplatte, 30x30<br />
S. 118-119: Doris Knapp<br />
›Vibration‹ 2007, Aquarell, 65x50; 50x65<br />
innerungen vermischt. Die Künstlerin entwickelt<br />
– speziell in ihren Aquarellen – eine<br />
musikalische Bildstruktur voller Schwingungen,<br />
Leichtigkeit und formschönem<br />
Klang. Ihre Kunst, die häufig etwas leicht<br />
Tänzerisches hat, kann man nicht nur<br />
sehen, son<strong>de</strong>rn auch ›hören‹ so wie <strong>de</strong>r<br />
große Kunstsammler Karl Ernst Osthaus<br />
(1874-1921) beschrieben hat: ›Malerei<br />
ist Musik <strong>de</strong>r Farbe‹. Doris Knapp sucht<br />
in und mit ihren Arbeiten die Komplexität<br />
unserer und ihrer eigenen Gegenwart zu<br />
ergrün<strong>de</strong>n und beschreibt diese gefun<strong>de</strong>nen<br />
Einsichten in ihren Werken. ›Alles,<br />
was ich tue, ist die Chronik meiner Tage.‹<br />
Barbara Krämer<br />
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119
Helga Magdalena Koch<br />
Malerei Collagen Objekte<br />
1947 geboren in Albstadt-Ebingen<br />
Schnei<strong>de</strong>rlehre, Besuch <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>schule <strong>de</strong>s LGA Stuttgart,<br />
Arbeit als Mo<strong>de</strong>stilistin<br />
1983 Gründung <strong>de</strong>s Ateliers für Malerei und textile Kunst in Oberuhldingen<br />
und seit dieser Zeit als freischaffen<strong>de</strong> Künstlerin tätig.<br />
1983–10 Dozentin VHS Bo<strong>de</strong>nseekreis, VHS Schwarzwald-Baarkreis<br />
1984–96 Sommeraka<strong>de</strong>mie Graz, Steiermark<br />
2002–06 Europäische Kunstaka<strong>de</strong>mie Trier<br />
2004 Gründung <strong>de</strong>s Galeriela<strong>de</strong>ns kunsTRaum Hagnau / Bo<strong>de</strong>nsee<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1983-03 jährlich, Klosterkirche Pfullingen (G)<br />
1985 Sparkasse Leutkirch(E)<br />
1986 Lan<strong>de</strong>sgirokasse Leonberg (E)<br />
1983/93/03 Rathaus Uhldingen (E)<br />
1990 Sparkasse Riedlingen, mit Margarete List (E)<br />
1990 Volksbank <strong>Reutlingen</strong>, mit Margarete List (E)<br />
1990 Alte Sparkasse Singen (G)<br />
1990 Galerie im Romanushaus, Leipzig (G)<br />
1992 Rathaus Hilzingen (G)<br />
1992 Körperbehin<strong>de</strong>rtenschule, Mössingen (E)<br />
1992 Neues Schloss, Meersburg (G)<br />
1995-98 Schloss Maurach, Bo<strong>de</strong>nsee (G)<br />
1998/06 Haus <strong>de</strong>s Gastes, Uhldingen (E)<br />
1998 Kulturhaus Konstanz (G)<br />
2005 Sparkasse Blumberg, Schwenningen (E)<br />
2010 ›Blaupause‹, Kulturnacht, <strong>GEDOK</strong>, Kulturhalle Tübingen, (G)<br />
Mitgliedschaften: IAPMA (International Association of Papermakers and Artists);<br />
<strong>GEDOK</strong>; Kunstreisen und Workshops zu Malerei und Papierkunst mit namhaften Künstlern im<br />
In- und Ausland<br />
Veröffentlichungen: Reutlinger Künstler Lexikon, Thomas L. Heck, J. Liebchen, <strong>Reutlingen</strong> 1999<br />
Ankäufe: viele Werke in öffentlichem und privatem Besitz im In- und Ausland, u.a.:<br />
Lan<strong>de</strong>sgirokasse Leonberg; Landratsamt Lindau; Stadt Singen a. Htw.; Gemein<strong>de</strong> Uhldingen-<br />
Mühlhofen; Sparkasse Leutkirch; diverse Firmen<br />
120
Helga Koch<br />
Farbenfroh, lebendig und bewegt, gleichzeitig<br />
komplex und rätselhaft präsentieren<br />
sich die Werke von Helga Koch. Zunächst<br />
kommen die Menschen – Begegnungen,<br />
Zuneigung o<strong>de</strong>r Liebe zur Darstellung: als<br />
Einzelperson sinnierend im Hintergrund<br />
aufgehend, in großzügige geometrische<br />
Formen zerlegt o<strong>de</strong>r als Gruppe in Beziehung<br />
zueinan<strong>de</strong>r gesetzt. Verfremdungseffekte,<br />
die starke Farbigkeit und formale<br />
Reduktion, verleihen <strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>rn etwas<br />
Geheimnisvolles – mannigfaltige Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>r Interpretation bieten sich für<br />
<strong>de</strong>n Rezipienten.<br />
An<strong>de</strong>re Arbeiten wen<strong>de</strong>n sich vom Gegenstand<br />
ab und konzentrieren sich auf Form<br />
und Farbe. Dabei entwickelt Helga Koch<br />
einen Tiefenraum, <strong>de</strong>r jedoch nicht etwa<br />
konstruiert wirkt, son<strong>de</strong>rn vielmehr <strong>de</strong>n<br />
unergründlichen, tiefsinnigen Charakter<br />
<strong>de</strong>r Kunstwerke unterstützt. Rhythmus<br />
und Struktur, Konzentration und Auflösung,<br />
Form und Fläche lassen auf <strong>de</strong>r<br />
Leinwand ein Spannungsverhältnis entstehen,<br />
das wie<strong>de</strong>rum eigene Akzente ins Bild<br />
setzt. Auch hier sind immer wie<strong>de</strong>r neue<br />
Assoziationsketten möglich, die Bildtitel<br />
geben nur vage Hinweise.<br />
Die Objekte aus Puzzleteilen auf einer<br />
Stange aufgespießt o<strong>de</strong>r in Draht gewickelt,<br />
treiben <strong>de</strong>n Kontrast von offen und<br />
geschlossen, von Positiv und Negativ und<br />
schließlich von Fläche, Körper und Linie<br />
nochmals auf die Spitze.<br />
Neben <strong>de</strong>n lebhaften Acrylbil<strong>de</strong>rn nimmt<br />
die Collage eine zentrale Stellung im Œuvre<br />
<strong>de</strong>r Künstlerin ein. Die Lust, Dinge <strong>de</strong>s<br />
Alltags aus ihrem Kontext zu nehmen und<br />
in ganz an<strong>de</strong>re Bezüge zu setzen, o<strong>de</strong>r unnütze<br />
Dinge zu neuer Be<strong>de</strong>utung zu verhelfen,<br />
treibt Helga Koch zu immer wie<strong>de</strong>r<br />
neuen bildlichen Experimenten an – eine<br />
stetige Herausfor<strong>de</strong>rung für ihr Publikum.<br />
Dr. Evamarie Blattner<br />
›Portrait Helga Magdalena Koch‹ 2010<br />
mit Arbeit ›People in Motion‹ 180x30<br />
Foto: Cläre Sick<br />
S. 122: Helga Magdalena Koch<br />
›Barbie trifft Gerhard‹ 2009<br />
Säule, mehrschichtige Acrylarbeit, 100x80<br />
S. 123: Helga Magdalena Koch<br />
›Barbie trifft‹ 2009<br />
Säule, mehrschichtige Acrylarbeit, 200x15<br />
121
122
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Edith Kosellek<br />
Malerei Druckgrafik<br />
1947 geboren in Ravensburg<br />
seit 1980<br />
intensive Beschäftigung mit Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Kunst<br />
Kunstkurse VHS <strong>Reutlingen</strong> und Tübingen<br />
Zeicheninstitut <strong>de</strong>r Universität Tübingen<br />
1993–02 Kunstlabor Carola Dewor, Tübingen<br />
seit 1996 Europäische Aka<strong>de</strong>mie für Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kunst Trier (K)<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1989/96 ›Reutlinger Künstler‹, Rathaus <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
1992 Kreissparkasse Gomaringen (E)<br />
1995/97 ›Kunst in Tübingen‹, Kunsthalle Tübingen (G)<br />
1998 ›Reutlinger Künstler‹, Städtische Galerie <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
1999 Arbeitsgericht <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
1999-09 Jahresausstellungen <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2001 ›<strong>GEDOK</strong> ganz groß‹, Kulturhalle Tübingen (G)<br />
2002-09 Schloss Gomaringen (G)<br />
2002/04 ›Kunst in Tübingen‹, Stadtmuseum Tübingen (G)<br />
2003 ›Hans-Thoma-Gesellschaft‹, Altes Rathaus <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2003 Paul-Lechler-Krankenhaus, Tübingen (E)<br />
2004 Volksbank Steinlach-Wiesaz, Gomaringen (G)<br />
2006/07 ›Der Re<strong>de</strong> wert‹, Wan<strong>de</strong>rausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> (G):<br />
Rathaus <strong>Reutlingen</strong> und Galerie Dorothea Schra<strong>de</strong>, Diepoldshofen<br />
2006/08 ›Kunst in Tübingen‹, Stadtmuseum Tübingen (G)<br />
2007 Klosterkirche Pfullingen (G)<br />
2008 ›<strong>GEDOK</strong> im Quartett‹, Villa Eugenia, Hechingen (G)<br />
Veröffentlichungen: Reutlinger Künstler Lexikon, Thomas L. Heck, J. Liebchen, <strong>Reutlingen</strong> 1999;<br />
50 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 2001; Wolfgang Nestler,<br />
HEILIGE HALLEN - 100 Bil<strong>de</strong>r für Trier, Trier 2010<br />
www.gedok-reutlingen.<strong>de</strong>/edith_kosellek<br />
Öffentliche Ankäufe: Landkreis <strong>Reutlingen</strong>; Kreissparkasse Tübingen;<br />
Deutsche Bun<strong>de</strong>spost Stuttgart; Gemein<strong>de</strong> Gomaringen<br />
Edith Kosellek ›Ich und die An<strong>de</strong>ren‹ 2006, Radierung, 30x40<br />
S. 126-127: Edith Kosellek ›Ich und Du‹ 2007, Radierung, 4 Arbeiten, je 30x40<br />
124
Edith Kosellek<br />
Die Bandbreite <strong>de</strong>r Radierung schöpft<br />
Edith Kosellek virtuos aus: Es fin<strong>de</strong>n sich<br />
Blätter, die ein Spannungsverhältnis von<br />
tiefschwarzer Fläche und <strong>de</strong>m Weiß <strong>de</strong>s<br />
Bildgrun<strong>de</strong>s aufbauen; Mittels <strong>de</strong>r filigranen<br />
Radierlinie schafft die Künstlerin<br />
massive, flächige Gegenstän<strong>de</strong>. Weitere<br />
Arbeiten leben von differenzierten Grauwerten,<br />
die auf subtile Weise die Leichtigkeit<br />
und Durchsichtigkeit eines Stoffes<br />
und damit eine Bewegtheit wie<strong>de</strong>rgeben.<br />
Manche Bil<strong>de</strong>r zeigen ein lebendiges Spiel<br />
von Senkrechten in unterschiedlichen<br />
Schattierungen und Rhythmen.<br />
Abwesen<strong>de</strong>s im Anwesen<strong>de</strong>n dazustellen,<br />
ist erklärtes Ziel <strong>de</strong>r Künstlerin. Edith<br />
Kosellek wählt häufig Abstrakta, die sie<br />
auf <strong>de</strong>n Radierungen einfangen möchte.<br />
Zwischenmenschliche Beziehungen<br />
visualisiert sie anhand von Stühlen, die<br />
sie in unterschiedlichen Konstellationen<br />
zueinan<strong>de</strong>r stellt, mal dicht beieinan<strong>de</strong>r,<br />
mal weit, die ganze Blattgröße ausnützend<br />
und sogar angeschnitten, mal mit<br />
<strong>de</strong>r Rückenlehne gegeneinan<strong>de</strong>r, mal die<br />
Sitzfläche zueinan<strong>de</strong>r gewandt platziert.<br />
Nähe und Distanz, Zugewandtheit und<br />
Abneigung, Isolation und Integration in<br />
einer Gruppe Gleichgesinnter, Dialog und<br />
Sprachlosigkeit lassen sich aus <strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>rn<br />
lesen. Die Titel ›Ich und Du‹ o<strong>de</strong>r ›Ich und<br />
die An<strong>de</strong>ren‹ konkretisieren die Interpretation.<br />
Kosellek arbeitet in Folgen: Mehrere<br />
Blätter entstehen zu einem Thema,<br />
womit <strong>de</strong>r erzählerische Charakter noch<br />
unterstrichen ist.<br />
Zeit und Vergänglichkeit ist eine weitere<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung, <strong>de</strong>r sich die Künstlerin<br />
stellt: Bewegte und durchsichtige Flächen<br />
symbolisieren Flüchtigkeit, ewiges<br />
Fortschreiten und Unaufhaltsamkeit. Der<br />
Raum steht bei <strong>de</strong>r Folge zu Resonanz<br />
und Rhythmus im Vor<strong>de</strong>rgrund: Leere,<br />
Dichte, Enge und Abstand, Davor und Dahinter,<br />
lang und kurz, unterschiedlich fein<br />
abgestufte Grauwerte neben Schwarz und<br />
Weiß formen eine spannungsreiche Komposition,<br />
die wie ein Text von links nach<br />
rechts gelesen wer<strong>de</strong>n kann, womit Dauer<br />
und die fortschreiten<strong>de</strong> Zeit einmal mehr<br />
thematisiert wäre.<br />
Koselleks Arbeiten, orientieren sich eng am<br />
Gegenstand. Dennoch besitzen sie einen<br />
hohen Abstraktionsgrad und bergen neben<br />
<strong>de</strong>m konkret Sichtbaren noch eine tiefere,<br />
menschlich existentielle Be<strong>de</strong>utung.<br />
Dr. Evamarie Blattner<br />
125
126
127
Birgit Krins-Gudat<br />
Malerei Zeichnung Objekt Textilkunst<br />
1965 geboren in Braunshardt<br />
verheiratet, zwei Kin<strong>de</strong>r<br />
1984 Abitur in Tübingen<br />
Schülerin von Professor Dr. Ingenhoff, Tübingen<br />
För<strong>de</strong>rung durch Professor Hug Mundiger, Tübingen<br />
1984-89 Textil<strong>de</strong>signstudium, Hochschule, <strong>Reutlingen</strong><br />
2002-05 Dozentin im Bereich Angewandte Kunst an <strong>de</strong>r Hochschule<br />
für Technik und Wirtschaft, <strong>Reutlingen</strong><br />
Betreuung von Diplom- und Masterarbeiten, Planung und<br />
Durchführung von Ausstellungen mit eigener Ausstellungstätigkeit und<br />
Wettbewerben<br />
2006 Kunstlehrerin: Höl<strong>de</strong>rlingymnasium, Nürtingen<br />
2007-09 Studium <strong>de</strong>r Germanistik an <strong>de</strong>r Universität Tübingen<br />
2008-10 Kunststudium an <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Künste in Karlsruhe,<br />
Schülerin von Professor Caramelle<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1989 ›Mensch im Raum‹, Universität Tübingen (G)<br />
2002 Klosterkirche Pfullingen (G)<br />
2004 ›Textiles‹ im Rathaus <strong>Reutlingen</strong>, Planen, Durchführen und aktive Teilnahme an<br />
<strong>de</strong>r Ausstellung <strong>de</strong>r Hochschule <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2003/05 ›Filz und Experimentelles‹, Alte Scheune, Eningen (G)<br />
2005 ›Weibsbil<strong>de</strong>r‹ <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2007 ›Rot‹, <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2009 Reutlinger Kulturnacht, <strong>GEDOK</strong>, Landratsamt <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2009 ›Im Fluss‹, <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>; Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong>; Pfullinger Künstler<br />
Veröffentlichung: www.gedok-reutlingen.<strong>de</strong><br />
Einige öffentliche Ankäufe<br />
Neben <strong>de</strong>r vorangegangenen Werkphase, in <strong>de</strong>r großformatige Insektenzeichnungen allegorisch<br />
für die menschliche Erfahrungs- und Gefühlswelt stehen, sind die aktuellen Arbeiten vorwiegend<br />
ungegenständlich und thematisieren die Linie im Raum.<br />
Dabei fin<strong>de</strong>t die zeichnerische, beziehungsweise malerische Linie ihre Entsprechnung auch in<br />
<strong>de</strong>r plastischen, materialisierten Umsetzung in Draht und gefestigter Mullbin<strong>de</strong>, sodass lineare<br />
Raumstrukturen entstehen.<br />
Mit Hilfe <strong>de</strong>r Linie als vorrangigem Gestaltungselement, versuche ich eine Sprache zu<br />
entwickeln, bei <strong>de</strong>r diese Wege und Charaktere markieren kann. Sie ist Zeichen und Modus<br />
Operandi <strong>de</strong>s sozialen Verhaltens und Miteinan<strong>de</strong>rs, sowie <strong>de</strong>r Vereinzelung in unserer<br />
Gesellschaft.<br />
So zeigt die Linie auf, sie verdichtet sich, löst sich, über<strong>de</strong>ckt darunter Liegen<strong>de</strong>s. Sie fließt<br />
und wird unterbrochen. Sie wird räumlich und ermöglicht das Sichtbarwer<strong>de</strong>n weiterer Ebenen.<br />
Somit weist sie auf die Vielschichtigkeit <strong>de</strong>r Charaktere und <strong>de</strong>s menschlichen Miteinan<strong>de</strong>rs<br />
hin. Der Betrachter kann sich durch Zeit und Raum führen lassen, und sein Blick kann sich auf<br />
vergangenes Erlebtes und auf mögliche zukünftige Wege lenken lassen.<br />
Birgit Krins-Gudat ›Linie im Raum I‹ 2009, Mullbin<strong>de</strong>n, Acrylat, Acryl, Tempera, 110x30<br />
S. 130-131: Birgit Krins-Gudat ›Linie im Raum II‹ 2009<br />
Malerei: Graphit, Acryl, Buntstift, 80x100<br />
128
Birgit Krins-Gudat<br />
›Wer zeichnet, ist ganz bei sich selbst<br />
und geht aus sich heraus; wer zeichnet,<br />
wechselt die Augen aus‹. Dieses Zitat <strong>de</strong>s<br />
Schweizer Professors für Bildnerisches<br />
Gestalten Peter Jenny (geboren 1942)<br />
scheint für die heute in Eningen leben<strong>de</strong><br />
Kunsterzieherin und freie Künstlerin Birgit<br />
Krins-Gudat geschrieben wor<strong>de</strong>n zu sein.<br />
Mit <strong>de</strong>m Rüstzeug einer profun<strong>de</strong>n künstlerischen<br />
Ausbildung im Rücken und einer<br />
enormen Neugier<strong>de</strong> aufs Leben erforscht<br />
Krins-Gudat in ihrem künstlerischen Tun<br />
auf immer neue Arten inhaltlich und formal<br />
die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Linie im Raum und<br />
das in <strong>de</strong>n unterschiedlichsten Techniken:<br />
Tempera, Acryl, Graphit, Mischtechniken<br />
o<strong>de</strong>r auch in plastischen – zwei- sowie<br />
dreidimensionalen – Arbeiten. Birgit Krins-<br />
Gudat arbeitet bevorzugt in Serien, so<br />
zieht sich beispielsweise eine immer wie<strong>de</strong>r<br />
neu aufgegriffene allegorische Bearbeitung<br />
<strong>de</strong>s großen Themas ›Lebensweg‹<br />
durch ihr Gesamtwerk. Mögliche Wege,<br />
die ein Einzelner o<strong>de</strong>r die Gesellschaft<br />
allgemein gehen können, die Vielschichtigkeit,<br />
die verschie<strong>de</strong>ne Lebensentwürfe<br />
mit sich bringen und die Vernetzung o<strong>de</strong>r<br />
Vereinsamung einzelner Individuen. Sehr<br />
häufig arbeitet sie dialektisch: Bildnerische<br />
Klarheit gegenüber linearer Verworrenheit,<br />
Chaos im Vergleich zu festen, Halt<br />
geben<strong>de</strong>n Strukturen. Birgit Krins-Gudat<br />
präsentiert in ihren oft großformatigen<br />
Werken, in <strong>de</strong>nen sie Farbe als zentrales<br />
Gestaltungmittel einsetzt, ihre skizzierten<br />
I<strong>de</strong>en in großer Offenheit und lässt durch<br />
ihre abstrakte Sichtweise viel Raum für<br />
eigene Gedanken und Interpretationen<br />
<strong>de</strong>s Betrachters, die auch durch lediglich<br />
an<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>, keine direkte Richtung angeben<strong>de</strong>,<br />
einengen<strong>de</strong> Bildtitel offen gehalten<br />
wer<strong>de</strong>n. Man kann die Inhalte ihrer Bil<strong>de</strong>r<br />
er- und nachspüren, organische Formen<br />
lassen sich bei einlassen<strong>de</strong>r Betrachtung<br />
<strong>de</strong>chiffrieren, wobei ihre Be<strong>de</strong>utung jedoch<br />
nicht kategorisch festgelegt ist, so<br />
wie Linien nicht schematisch angeordnet<br />
sind, son<strong>de</strong>rn spontan, intuitiv und miteinan<strong>de</strong>r<br />
verwoben auf und in <strong>de</strong>n von ihr<br />
geschaffenen Bildwelten tanzen. Die Lebenslust<br />
<strong>de</strong>r Künstlerin zeigt sich an ihrer<br />
Freu<strong>de</strong> auf Farbe, wobei ihre Vorliebe für<br />
Rot offensichtlich ist. Rot, die Farbe, die in<br />
ihrer ganzen komplexen Vielschichtig- und<br />
Unterschiedlichkeit bei Birgit Krins-Gudat<br />
zu fin<strong>de</strong>n ist. So lässt sich beispielsweise<br />
heißes Magma-Rot bei ihr gleichberechtigt<br />
neben eher ruhen<strong>de</strong>n Rot-Farbpolen<br />
ent<strong>de</strong>cken. Bemerkenswert ist auch ihr<br />
äußerst subtiler Bildaufbau in mehreren<br />
Schichten; wie ein Schmetterling seinen<br />
Kokon, so kann eine Arbeit von Krins-Gudat<br />
gleichsam Hülle um Hülle ablegen, um<br />
zum Kern zu gelangen – allerdings nur<br />
bei aufmerksamer Betrachtung. Bezeichnen<strong>de</strong>rweise<br />
gilt übrigens auch Insekten<br />
mit einer eigenen Serie ihre große Vorliebe.<br />
Zeichnen, Malen, plastisches Arbeiten<br />
– die Werke von Birgit Krins-Gudat sind<br />
vielfältig und spannend und zeigen genau<br />
jene qualitätvolle Konsequenz, die bereits<br />
mit <strong>de</strong>m ersten Kunstunterricht im Alter<br />
von zwölf Jahren und <strong>de</strong>r seitherigen zielstrebigen<br />
Weiterentwicklung in diesem Bereich<br />
gelegt wor<strong>de</strong>n ist. Birgit Krins-Gudat<br />
wechselt in und mit ihrer künstlerischen<br />
Arbeit regelmäßig die Augen aus, ihre und<br />
die <strong>de</strong>s Betrachters.<br />
Barbara Krämer<br />
129
130
131
Christa Langenscheid<br />
Plastik Malerei Zeichnung<br />
1944 geb. in Treuchtlingen, Kreis Weißenburg<br />
1963-66 abgeschlossenes Pädagogikstudium in München<br />
*1967 Sonja;*1969 Martin;*1971 Mario<br />
1976-79 Plastisches Gestalten bei Manfred Degenhardt<br />
bis 1992 plastische Arbeiten in Ton und Stein<br />
1982/91/92 Sommeraka<strong>de</strong>mie in Marburg<br />
1989 Hinwendung zur Malerei<br />
mehrjähriger Zeichen- und Malunterricht<br />
bei Marek Leszczynski und Carola Dewor<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1982 Congress-Centrum, Hamburg (G)<br />
1982–07 ›Pfullinger Künstler‹, Klosterkirche Pfullingen (G)<br />
1997 Körperbehin<strong>de</strong>rtenschule Mössingen (E)<br />
1997 Klosterkirche Pfullingen mit Edith Koschwitz (E)<br />
1997 Haus <strong>de</strong>s Gastes, Bad Ditzenbach (E)<br />
1997–09 Jahresausstellungen <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
1997 ›Kunst in Tübingen 97‹, Kunsthalle Tübingen (G)<br />
1997 Arbeitsgericht <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
1998 ›Berthold Brecht‹, AOK Augsburg (G)<br />
1998/03 Kulturhalle Tübingen (G)<br />
1998/06/08 ›Reutlinger Künstler‹, Städtische Galerie <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
1999 Firma Zeltwanger, Tübingen (E)<br />
1999 Sparkasse Zollernalb Balingen, <strong>GEDOK</strong> (G)<br />
1999 4. Preis <strong>de</strong>s Kunstwettbewerbs anlässlich <strong>de</strong>r Heimattage BW (G)<br />
2003 Schillerhöhe, Marbach a. Neckar( G); Kulturzentrum Eychmüllerhaus (G),<br />
Vöhringen, <strong>GEDOK</strong> (G)<br />
2004 Klosterkirche Pfullingen (E)<br />
2006 Galerie im Turm, Pfullingen (E)<br />
2006 ›Linientreu‹, <strong>GEDOK</strong>, Rathaus Dußlingen (G)<br />
2006/07 ›Der Re<strong>de</strong> wert‹, Wan<strong>de</strong>rausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> (G):<br />
Rathaus <strong>Reutlingen</strong> und Galerie Dorothea Schra<strong>de</strong>, Diepoldshofen<br />
2008/10 ›Kunst in Tübingen‹, Stadtmuseum Tübingen (G)<br />
2009 Kreissparkasse, Pfullingen (G)<br />
2010 Galerie im Culturcenter Pfeiffer, Leonberg (G)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>; Kunstkreis Pfullingen<br />
Veröffentlichungen: Reutlinger Künstler Lexikon, Thomas L. Heck, J. Liebchen, <strong>Reutlingen</strong> 1999;<br />
50 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 2001;<br />
Christa Langenscheid, in bewegung, Werkkatalog, Köln 2007<br />
Öffentliche Ankäufe: Regierungspräsidium Tübingen; Landratsamt <strong>Reutlingen</strong><br />
Christa Langenscheid ›the power of music‹ Serie New York, 2009<br />
Acryl, Ölpastellstift, auf Papier, 40x30<br />
132
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134
Christa Langenscheid<br />
Zunächst trat Christa Langenscheid mit<br />
Arbeiten in Ton und Stein in Erscheinung.<br />
Erst 1989 begann sie sich schrittweise <strong>de</strong>r<br />
Malerei zuzuwen<strong>de</strong>n. Es ist eine Vieles<br />
einschließen<strong>de</strong> Malerei, in <strong>de</strong>r heute Bild,<br />
Zeichnung und Text ebenso selbstverständlich<br />
ihren Platz haben wie Fundstück<br />
o<strong>de</strong>r Collage. Ihre künstlerische Sprache<br />
ist ganzheitlich-asssoziativ., d.h. sie kreist<br />
das Thema ein, diskutiert es kontrovers,<br />
ergänzt das gemalte, oft visionär erscheinen<strong>de</strong><br />
Bild durch Skizzen o<strong>de</strong>r Notizen,<br />
malt Übergänge und lässt auf diese Weise<br />
Zusammmenhänge <strong>de</strong>utlich wer<strong>de</strong>n. Sie<br />
verfährt in ihren vielschichtigen Kompositionen<br />
wie eine Wortfeldforscherin; eine<br />
Form <strong>de</strong>s Ausdrucks, die in Dichte und Invention<br />
besticht.<br />
Den einzelnen Kompositionen, die sich<br />
oft zu Zyklen fügen, liegen innere Bil<strong>de</strong>r<br />
zu Grun<strong>de</strong>. Zu ihnen treten in vielfältiger<br />
Form Erlebnisse und Gedanken. Im künstlerischen<br />
Arbeitsprozess wer<strong>de</strong>n zum<br />
Teil Bildteile verworfen, übermalt o<strong>de</strong>r<br />
überklebt. Assoziationen gleich stehen<br />
geschriebene Texte neben verfrem<strong>de</strong>ter<br />
Wirklichkeit. ›Mythos Amerika‹ könnte<br />
als großer übergreifen<strong>de</strong>r Titel über<br />
vielen von Christa Langenscheids neueren<br />
Arbeiten stehen. Ein Vorbild für ihre<br />
künstlerische Handschrift ist jene Kunst,<br />
die sich in <strong>de</strong>n späten siebziger Jahren an<br />
<strong>de</strong>n Waggons <strong>de</strong>r New Yorker U-Bahn als<br />
Botschaft <strong>de</strong>r jungen amerikanischen Wil<strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>r Sprayer, manifestierte und wenig<br />
später Eingang in die Galerien fand. Jean<br />
Michel Basquiat, Keith Haring und an<strong>de</strong>re<br />
sind hier zu nennen. In einer Hommage<br />
an <strong>de</strong>rn 1988 verstorbenen Basquiat ›Jean<br />
Michel and me‹ formuliert die Künstlerin<br />
ihre große Verehrung <strong>de</strong>m gefeierten Idol<br />
gegenüber und versucht gleichzeitig sich<br />
künstlerisch von ihm abzugrenzen. In gewisser<br />
Weise gehört auch <strong>de</strong>r Amerikaner<br />
Fred Ayer, <strong>de</strong>r bis 2010 in Ulm gelebt hat,<br />
zu diesem Umkreis. Und dann natürlich<br />
Vorgänger <strong>de</strong>r gemalten Erzählung wie<br />
Paul Klee o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r frühe Cy Twombly mit<br />
Zeichnungen auf Büffelhaut in <strong>de</strong>r Art indianischer<br />
Mitteilungen. Christa Langenscheid<br />
stellt in ihrem malerischen Œuvre<br />
eine Deutung von Welt zur Diskussion, die<br />
heute, in unserer schnelllebigen Zeit, unmittelbar<br />
berührt.<br />
Christa Langenscheid<br />
›traffic‹ Serie New York, 2009, Acryl,<br />
Ölpastellstift, Collage auf Papier, 40x30<br />
Dr. Barbara Lipps-Kant<br />
135
Gisela List<br />
Metallplastik Installation Drucktechnik<br />
1964 Abschluss als Bekleidungstechnikerin an <strong>de</strong>r Lehr-und Versuchsanstalt<br />
Hohenstein<br />
1967–68 Studium am pädagogischen Institut Stuttgart: Bildhaftes Gestalten und Werken<br />
*1969, *1970 Geburt <strong>de</strong>r Töchter<br />
1970 Lehrtätigkeit in Stuttgart-Heuma<strong>de</strong>n<br />
1985–89 8–semestriges Gaststudium <strong>de</strong>r Bildhauerei an <strong>de</strong>r Staatlichen Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r<br />
Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Künste Stuttgart<br />
seit 1990 freischaffen<strong>de</strong> Künstlerin<br />
Meine Arbeitsschwerpunkte liegen bei <strong>de</strong>m Aufbau von Skulpturen und Reliefs, welche aus <strong>de</strong>m<br />
Material Schwarzblech hergestellt wer<strong>de</strong>n und autogen geschweißt sind und <strong>de</strong>m Steindruck,<br />
<strong>de</strong>r Lithographie. Sie ist <strong>de</strong>r zweidimensionale Gegenpol zu <strong>de</strong>n raumgreifen<strong>de</strong>n Eisenobjekten.<br />
Thematisch liegen bei<strong>de</strong> Techniken beieinan<strong>de</strong>r ›wachsend – gewachsen‹ .<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1986 Klasse Professor Seemann, Kunstaka<strong>de</strong>mie Stuttgart, Eislingen (G, K)<br />
1993 Druckgrafikwettbewerb, Kunstpreis 1993, Südwest LB Stuttgart (G, K)<br />
1994 ›Bildhauerzeichnungen‹, Künstlerverbän<strong>de</strong>, Rathaus Stuttgart (G)<br />
1996 ›Bildhauerzeichnungen‹, 16. Kunstpreis, KSK Esslingen-Nürtingen (G)<br />
1996/97 ›eine ganz an<strong>de</strong>re Bibliothek‹, Galerie unterm Turm, <strong>GEDOK</strong>, Stuttgart (G, K)<br />
1998 ›Durbin meets Stuttgart, Stuttgart meets Durbin‹,<br />
Art Gallery Durbin, Südafrika und VBKW Region Stuttgart (G, K)<br />
1999/00 ›die Farbe Rot‹, Litographien-Unikate, Rathaus Ilsfeld (E)<br />
2000 ›Tanne & Baum‹, 1. Preis im dreiteiligen Ausstellungszyklus,<br />
Podium Kunst, Schramberg (G, K)<br />
2001 ›Dinner for two‹, Installation, Kunstverein Neuhausen e. V. (G)<br />
2002 ›ab abore ars‹, 1. Preis-Ausstellung, Podium Kunst, Schramberg (E, K)<br />
2005 Lithographien-Unikate, Galerie Fino, Kornwestheim (E)<br />
2006 ›verbucht‹, Buchausstellung, Zehntscheuer Möglingen (G)<br />
2007 ›VISIT‹, Gruppe Halbton, Künstlerhaus Stuttgart (G)<br />
2008 ›Kunstbücher‹, Galerie Burgenlandzentrum, Stuttgart-Feuerbach (G)<br />
2008 ›Eiserne Gärten und Linienwege‹, Skulpturen, Lithographien, Bad Rappenau (E)<br />
2009 Skulpturenweg, Rechberghausen (E, K)<br />
2009 ›wachsend - gewachsen‹, Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2010 Gallery Schmidt, Reading, USA, (G)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>, VBKW, Kunstverein Feuerbach, Gründungsmitglied <strong>de</strong>r Gruppe<br />
Halbton, Künstlerhaus Stuttgart<br />
Veröffentlichungen: zahlreiche Ausstellungskataloge; Gisela List, Plastik und Graphik 1987-<br />
2002, mit einem Vorwort von Gerhard van <strong>de</strong>r Grinten, Ausstellungskatalog, Stuttgart 2002;<br />
www.Gisela-List.<strong>de</strong><br />
Ankäufe: Podium Kunst Schramberg, 2002, ›8 Baumhülsen‹, eine hängen<strong>de</strong>, verspannte<br />
Installation im Außenbereich <strong>de</strong>s Schlosses.<br />
Gisela List ›o.T.‹ 2009, Lithografie-Unikat, 70x50<br />
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137
138
Gisela List<br />
Als Künstlerin aus Lei<strong>de</strong>nschaft ist Gisela<br />
List eine <strong>de</strong>r wenigen Frauen, die raumgreifend<br />
mit Eisen arbeiten. Daneben<br />
zeichnet sie, auch auf <strong>de</strong>n Lithostein. Ihre<br />
Plastiken entstehen aus Schwarzblech,<br />
das sie autogen schweißt. Vereinzelt<br />
verwen<strong>de</strong>t sie auch Eisenbän<strong>de</strong>r, die sie<br />
wickelt. Papier und Pappe bil<strong>de</strong>n zusätzliche<br />
Materialien. Ganz vereinzelt sind<br />
auch Bronzen zu bewun<strong>de</strong>rn. Nicht alle<br />
Plastiken sind Solitäre. Vielmehr erscheinen<br />
sie in Installationen o<strong>de</strong>r Gruppen<br />
als Zeugnis und Gegenbild einer Welt im<br />
Fluss. Und es ist die Natur, <strong>de</strong>r Mensch,<br />
<strong>de</strong>r Baum, die gefun<strong>de</strong>ne Struktur, auf<br />
die sich <strong>de</strong>r prüfen<strong>de</strong> Blick <strong>de</strong>r Künstlerin<br />
richtet. Deren Zerfallsten<strong>de</strong>nzen sie<br />
in ihren Werken aufnimmt, dokumentiert<br />
und vielfältig hinterfragt. In geschun<strong>de</strong>nen<br />
Oberflächen manifestiert sich ein<br />
Naturerlebnis beson<strong>de</strong>rer Art. Hommage<br />
an die Schöpfung also und gleichzeitig:<br />
›Halt! Zerstört sie nicht!‹. Gelegentlich<br />
gesellt sich zum Mahnen auch Ironie o<strong>de</strong>r<br />
ein kleines Lächeln. Was ihre Werke in außergewöhnlicher<br />
Weise auszeichnet, das<br />
ist zum Einen das sperrige Material, das<br />
sie in Form zwingt und im vermeintlich<br />
Ungeschlachten, Unvollen<strong>de</strong>ten belässt,<br />
zum An<strong>de</strong>ren aber das differenzierte Spiel<br />
mit <strong>de</strong>m Raum, <strong>de</strong>m umhüllen<strong>de</strong>n, durchdringen<strong>de</strong>n<br />
und umschlossenen Raum,<br />
das in <strong>de</strong>n oft mit Schrun<strong>de</strong>n und Löchern<br />
prangen<strong>de</strong>n Eisengebil<strong>de</strong>n zum Ausdruck<br />
kommt. Daneben zeigt sich in ihnen nicht<br />
nur das große ökologische Engagement<br />
<strong>de</strong>r Künstlerin und ihre Liebe zur Natur;<br />
vielmehr klingt auch die Begeisterung für<br />
die gefun<strong>de</strong>ne Form, die das Amorphe<br />
feiert, an. Was mich an <strong>de</strong>n Werken von<br />
Gisela List beson<strong>de</strong>rs berührt, das ist die<br />
Nähe ihrer künstlerischen Handschrift zu<br />
Mal und Zeichen, Fragment und Fundstück.<br />
Ein eigenwilliges Vokabular! Hier<br />
zu erwähnen sind auch ihre kraftvollen,<br />
die Bewegung bannen<strong>de</strong>n, aus <strong>de</strong>r großen<br />
Geste entstan<strong>de</strong>nen Lithographien, die<br />
das Experimentelle in sich tragen.<br />
Dr. Barbara Lipps-Kant<br />
Gisela List ›o.T.‹ 2009<br />
Lithografie-Unikat, 70x50<br />
139
Margarete List<br />
Malerei Objekte Paperart<br />
verheiratet, 3 Kin<strong>de</strong>r<br />
1953-54 Graphische Fachschule Stuttgart<br />
1981-94 Dozentin VHS Pfullingen<br />
1984-96 Sommeraka<strong>de</strong>mie Graz<br />
2002-09 Europäische Kunstaka<strong>de</strong>mie Trier<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
seit<br />
Buchinger Klinik, Überlingen (E)<br />
1990 Kunstfoyer Ludwigsburg (E)<br />
Volksbank <strong>Reutlingen</strong> mit Helga Koch (E)<br />
Volksbank Pliezhausen (E)<br />
Kunst im Rohbau, Stadtzentrum Pfullingen (E)<br />
Volksbank Ebingen (E)<br />
Pro Arte Haus Sonntag (E)<br />
Stadtbibliothek <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
Klosterkirche Pfullingen mit Ruth Schleeh (E)<br />
Bankhaus Bauer mit Renate Schöck (E)<br />
bis 2010 Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
seit 1982 Klosterkirche Pfullingen (G)<br />
Alte Sparkasse Singen (G)<br />
Rathaus Hilzingen (G)<br />
›40 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>‹, Rathaus <strong>Reutlingen</strong> (G, K)<br />
Hans-Thoma-Gesellschaft, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
Fernmel<strong>de</strong>amt <strong>Reutlingen</strong>, Lan<strong>de</strong>skunstwochen (G, K)<br />
Sparkasse Riedlingen (G)<br />
Galerie Kleinebrahm - Forum Künstlerinnen, Gerlingen (G)<br />
›Post Mo<strong>de</strong>rn‹, <strong>GEDOK</strong> Hei<strong>de</strong>lberg (G)<br />
Jahresausstellungen <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
Rathaus Pliezhausen (G)<br />
Städtische Galerie Pirna, <strong>GEDOK</strong>, Pirna (G)<br />
Schwennebacher Kreis, Höchstedt/B (G)<br />
Stadtbücherei Tübingen (G)<br />
AOK Augsburg (G)<br />
Kreissparkasse Balingen (G)<br />
Santa Maria <strong>de</strong>lla Scala, Siena, Italien (G)<br />
›Blaupause‹ Kulturnacht, <strong>GEDOK</strong>, Kulturhalle Tübingen (G)<br />
›Der Re<strong>de</strong> wert‹, Wan<strong>de</strong>rausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> (G):<br />
Rathaus <strong>Reutlingen</strong> und Galerie Dorothea Schra<strong>de</strong>, Diepoldshofen<br />
Galerie Alpiersbach (G)<br />
›<strong>GEDOK</strong> im Quartett‹, Villa Eugenia, Hechingen (G)<br />
bis 2010 Gallery Schmidt, Reading, USA (G)<br />
Mitgliedschaften: VBKW; <strong>GEDOK</strong>; IAPMA, International Association of Handpapermakers and<br />
Paper Artists; Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong><br />
Veröffentlichungen: Lan<strong>de</strong>skunstwochen 1991, Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 1991; 40 Jahre <strong>GEDOK</strong><br />
<strong>Reutlingen</strong>, Ausstellungskatalog, <strong>Reutlingen</strong> 1991; Reutlinger Künstler Lexikon, Thomas L. Heck,<br />
J. Liebchen, <strong>Reutlingen</strong> 1999; 50 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 2001;<br />
Margarete List, Mein Weg, mit einem Vorwort von Hansdieter Werner, Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 2010<br />
www.gedok-reutlingen.<strong>de</strong>/margarete_list<br />
Öffentliche Ankäufe: Regierungspräsidium Tübingen; Stadt Pfullingen; Papiermuseum Lenningen;<br />
Volksbank Pliezhausen; Volksbank <strong>Reutlingen</strong><br />
140
Margarete List ›Portrait Margarete List, Kißlegger Kunstwoche‹ 2009, Foto: Dorothee Betz<br />
S. 142-143: Margarete List ›Fortsetzung‹ 2007, 3-teiliges Holzobjekt, 3 mal 60x60x20<br />
Margarete List<br />
Margarete List tritt heute vor allem als<br />
Malerin in Erscheinung, und, in Erweiterung<br />
<strong>de</strong>r planen Oberfläche in <strong>de</strong>n Raum<br />
hinein, als Objektkünstlerin. Sie formuliert<br />
ungegenständlich und erweist sich in ihrer<br />
sparsamen künstlerischen Sprache als <strong>de</strong>m<br />
Informel nahe stehend. Gleichwohl spielt<br />
die gegenständliche Welt als farbige o<strong>de</strong>r<br />
formale Anregung eine tragen<strong>de</strong> Rolle.<br />
Das zeigt sich vor allem in <strong>de</strong>n Bildtiteln,<br />
kommt aber auch in <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>r Farben,<br />
ihrer Konzentration o<strong>de</strong>r Kombination zum<br />
Ausdruck. Vulkane und Feuer, eines ihrer<br />
zentralen Themen, spielen, Erruptionen<br />
gleich, vielfältig mit Rot. Neben Gemäl<strong>de</strong>n<br />
und Objekten stehen frühere Arbeiten,<br />
etwa Collagen, sperrige Arbeiten aus<br />
handgeschöpftem Papier und textile Objekte.<br />
Bestimmen die gewebten Arbeiten,<br />
darunter großformatige, kostbare Tapisserien<br />
und Sei<strong>de</strong>nminiaturen, die Anfangszeit<br />
ihres künstlerischen Schaffens – die<br />
darin erlangte Klarheit wirkt auch heute in<br />
Vorstellungen und Kompositionen bewusst<br />
o<strong>de</strong>r unbewusst fort – so begab sich die<br />
Künstlerin anschließend auf <strong>de</strong>n Weg <strong>de</strong>r<br />
Erkundung von handgeschöpftem Papier.<br />
Das Material und seine vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten<br />
– auch ein Weg zwischen<br />
malerischer Form und plastischem<br />
Gebil<strong>de</strong> – faszinierte sie. Schließlich die<br />
Malerei in Acryl auf Papier und Holz. Sind<br />
damit Themenkreis und Material umrissen,<br />
so fehlt ein Wort zur Be<strong>de</strong>utung dieser<br />
Werke, zur Macht <strong>de</strong>r hier erklingen<strong>de</strong>n<br />
Botschaft. Mit großer Geste und dickem<br />
Pinsel auf das Papier geworfen, an <strong>de</strong>n<br />
Rän<strong>de</strong>rn bisweilen in Paraphrasen ausklingend,<br />
berühren die Gemäl<strong>de</strong> unmittelbar.<br />
Farben und Farbakzente sind sparsam<br />
gesetzt. Der Ton <strong>de</strong>s Grun<strong>de</strong>s agiert als<br />
Bühne für die Komposition. Immer fin<strong>de</strong>t<br />
sich die Begegnung mit archaischen<br />
Zeichen. Vielleicht aus <strong>de</strong>r Laune eines<br />
Augenblicks, einer Emotion entstan<strong>de</strong>n<br />
und im Schaffensprozess dieser Emotion<br />
nachspürend, gelingen wortmächtige<br />
Schöpfungen von großer Dichte und Kraft.<br />
Margarete List entwirft in ihren von <strong>de</strong>r<br />
Realität entrückten Arbeiten einen Blick in<br />
eine <strong>de</strong>m Traum nahe stehen<strong>de</strong>, poetische<br />
und gleichzeitig geordnete Welt. Hansdieter<br />
Werner spricht von <strong>de</strong>r ›Klarheit im<br />
Geistigen, die ihre Werke auszeichnet‹.<br />
Dr. Barbara Lipps-Kant<br />
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143
Sigrid Lokowandt<br />
Malerei Skulptur<br />
Vita: 1942 geboren in Penzig/Schlesien, Schulzeit und Jugend in Stuttgart, Ausbildung zur<br />
Chemotechnikerin. 1962 Heirat, danach Geburt dreier Kin<strong>de</strong>r und Umzug auf die Schwäbische<br />
Alb. 1972 erste Bil<strong>de</strong>r; Ausbildung bei Professor Shmuel Shapiro, Kisslegg, und bei Professor<br />
Martin Schmid im Zeicheninstitut Tübingen.<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1973 Galerie Eisenmann, Böblingen, jährlich bis 1983 (G)<br />
Kunsthaus Schaller, Stuttgart (G)<br />
Kunstverein Stuttgart, 75/77/78/80/81/82/84/88/89 (G)<br />
1975 Galerie <strong>de</strong> Benardi, Aachen (G)<br />
Nord<strong>de</strong>utsche Lan<strong>de</strong>sbank Hannover(G, K); Kunstverein Hei<strong>de</strong>nheim (E)<br />
1975/81/ erste und zweite Preise Galerie Eisenmann, Böblingen (G)<br />
82/83<br />
1976 Galerie Gerster, <strong>Reutlingen</strong> (E); Galerie An<strong>de</strong>rs, Sin<strong>de</strong>lfingen (E)<br />
1977 Galerie Raffel, Münsingen (E); Alpirsbacher Galerie (G)<br />
1978 Württ. Kunstverein, Stuttgart (G)<br />
1979 Altstadtgalerie Wien (G)<br />
1981 Galerie am Marktplatz, Esslingen (E)<br />
1982 Sparkasse Karlsruhe (G)<br />
1983 Museum for Contemporary Art, Chicago, USA (G, K)<br />
1985 Volksbank Ulm (E)<br />
1986 Kreissparkasse Riedlingen (E)<br />
1987 ›Aufgezeichnet, aufgemalt‹, Staatsgalerie Stuttgart (G)<br />
Augustinum Stuttgart (E)<br />
1989 ›Reutlinger Künstler‹ Städt. Galerie RT, 90/91/92/94/98/00/03/04/06 (G)<br />
1990 Einladung zu <strong>de</strong>n Ruhrfestspielen Recklinghausen (G)<br />
USSR-Künstlerbund Donezk, Kiew, Ukraine (G)<br />
1990 Zweiter Preis <strong>de</strong>r Alpiersbacher Galerie (G); KSK, Münsingen (E)<br />
1991 ›Künstliche Paradiese‹, Stu<strong>de</strong>ntenwerk Tübingen (E)<br />
1995 Kunsthalle Tübingen (G)<br />
1999 Dominohaus <strong>Reutlingen</strong> (E); Rocca Paolina, Perugia, Italien (G)<br />
2001 Centre Culturel Beaupréau, Frankreich (G, K)<br />
2003 Kunst für Grafeneck; ›Zu Gast bei...‹, Rathausgalerie <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2005 Zehntscheuer Münsingen (E);<br />
›Geistesgegenwart‹, Klosterkirche Pfullingen (G)<br />
2006/07 ›Der Re<strong>de</strong> wert‹, Wan<strong>de</strong>rausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> (G): Rathaus <strong>Reutlingen</strong> und<br />
Galerie Dorothea Schra<strong>de</strong>, Diepoldshofen<br />
2008 Gartenplastik in Firma Garten-Moser, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2009 VBKW, Rathaus <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
Mitgliedschaften: Künstlergil<strong>de</strong> Ulm; <strong>GEDOK</strong>; VBKW; Kunstverein Stuttgart<br />
Veröffentlichungen: Günther Wirth, Deutsche Sonntagsmaler, Karlsruhe 1978; Karl Diemer,<br />
Wie naiv ist mo<strong>de</strong>rne Kunst, Stuttgart 1981; Nord<strong>de</strong>utsche Lan<strong>de</strong>sbank, Ausstellungskatalog,<br />
Hannover 1975; Museum of Contemporary Art, Naive and Outsi<strong>de</strong>r Painting from Germany,<br />
Ausstellungskatalog, Chicago 1983; Vestionisches Museum, A. Schrö<strong>de</strong>r, Das Revier,<br />
Ansichten, Einsichten, Aussichten, Ausstellungskatalog, Recklinghausen 1990; VBKW, GARTen,<br />
Ausstellungskatalog, Stuttgart 1993; Reutlinger Künstler Lexikon, Thomas L. Heck, J. Liebchen,<br />
<strong>Reutlingen</strong> 1999; Nice, Les Paintres Naifs Allemands, Musée International d`Art Naif: Anatol<br />
Jakowsky, Ausstellungskatalog, Beaupréau 2001<br />
Ankäufe, Auswahl: Regierungspräsidien Stuttgart und Tübingen; Galerie Eisenmann, Böblingen;<br />
Sammlung Holzinger, München<br />
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Sigrid Lokowandt ›Im Wald‹ 2009, Acryl auf Papier, 50x65<br />
S. 146-147: Sigrid Lokowandt ›Köpfe‹ 2007, Skulptur, Kunststein H 30<br />
Sigrid Lokowandt<br />
›Im Wald‹ sind die Acrylarbeiten von<br />
Sigrid Lokowandt betitelt. Es sind Landschaftsbil<strong>de</strong>r,<br />
die jedoch keinen weiten<br />
perspektivischen Naturraum ausbreiten,<br />
son<strong>de</strong>rn sich auf einen kleinen Ausschnitt<br />
konzentrieren. Die Künstlerin sammelt in<br />
<strong>de</strong>r Alblandschaft ihre Eindrücke und sucht<br />
in <strong>de</strong>r Natur nach Motiven. Auf schnellen<br />
flüchtigen Bleistiftskizzen hält sie dann<br />
diese Eindrücke fest, um sie dann im Atelier<br />
auf <strong>de</strong>r Leinwand umzusetzen. Dabei<br />
entstehen Farbkompositionen, die äußerst<br />
differenzierte Grauwerte o<strong>de</strong>r Grünabstufungen<br />
aufweisen. Das primäre Interesse<br />
gilt <strong>de</strong>r Farbe, die – in feinen Nuancen<br />
gemischt – die Künstlerin zu immer wie<strong>de</strong>r<br />
neuen Kompositionen herausfor<strong>de</strong>rt.<br />
Diese weisen weniger eine klare räumliche<br />
Struktur und ein<strong>de</strong>utige Bezüge auf, son<strong>de</strong>rn<br />
zeigen vielmehr die Natur mit ihren<br />
Volumina und ihrer Körperlichkeit. Die<br />
noch sichtbaren Pinselstriche rhythmisieren<br />
die Farbklänge. Tiefe und strahlen<strong>de</strong><br />
Farbigkeit erreicht Lokowandt, in<strong>de</strong>m sie<br />
Acryl verdünnt Schicht für Schicht aufträgt.<br />
Die Motive – Bäume, Felsen, Gewässer<br />
– können durch die starke Nahsicht<br />
zu abstrakten Gebil<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Licht,<br />
Tages- und Jahreszeit sind auf diesen Eindrücken<br />
immer präsent. Sie stellen eher<br />
Stimmungsträger als Abbild von Natur dar.<br />
Die materiellen Qualitäten und die sichtbare<br />
Wirklichkeit treten zugunsten <strong>de</strong>s<br />
Eindrucks und <strong>de</strong>r Wahrnehmung in <strong>de</strong>n<br />
Hintergrund. Während Sigrid Lokowandt in<br />
ihren frühen Arbeiten große Erzählungen<br />
ausbreitete, entstehen nun Verdichtungen<br />
und Extrakte, bei <strong>de</strong>nen das Motiv, dargestellt<br />
durch fein austarierte Farbflächen,<br />
lediglich die Stimmung transportiert.<br />
Das künstlerische Schaffen von Sigrid<br />
Lokowandt umfasst – zwar zu einem be<strong>de</strong>utend<br />
kleineren Teil – auch Skulpturen:<br />
Hier ist sie <strong>de</strong>r menschlichen Figur verpflichtet<br />
und fertigt Köpfe aus Kunststein.<br />
Dr. Evamarie Blattner<br />
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Sabine Lorenzen<br />
Tiefdruck Skulptur Ikebana<br />
1960 geboren in Neuss<br />
1978-1985 abgeschlossenes Studium <strong>de</strong>r Biologie und Geschichte<br />
für das Lehramt an Gymnasien, Eberhard-Karls-Universität, Tübingen,<br />
*1986,*1987 Geburt <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />
und *1989<br />
1988-2003 Ausbildung zur Meisterin <strong>de</strong>r Stuttgarter Ikebanaschule e.V.<br />
mit Lehrerlaubnis<br />
seit 2004 Dozentin für Ikebana<br />
seit 1993 kontinuierliche Weiterbildung in <strong>de</strong>n Bereichen Kunst und Goldschmie<strong>de</strong>n<br />
seit 2000 Mitglied im Künstlerhaus Stuttgart; Arbeit in <strong>de</strong>r dortigen Tiefdruckwerkstatt<br />
2000-02 vertiefen<strong>de</strong> Kurse ›Radierung‹, Künstlerhaus Stuttgart<br />
2001 Kurs ›Radierung‹, Zeicheninstitut <strong>de</strong>r Universität Tübingen<br />
seit 2005 Gründungsmitglied <strong>de</strong>r GRUPPE HALBTON<br />
seit 2009 Mitglied <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong><br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
Tiefdruck und Skulptur<br />
2001–10 Künstlerhaus Stuttgart (G)<br />
2001 Bildungshaus Kloster Obermarchtal (G)<br />
2004 Stadtteilbücherei Untertürkheim, Stuttgart (G)<br />
2005 ›Wandlungen‹, Kunstverein Volkertshausen e.V. (G)<br />
2005 ›Eine Blaue Novelle‹, Galerie Blaues Haus, Böblingen (G)<br />
2007 ›Dialog ... ist mehr‹, Versöhnungskirche Goldberg, Sin<strong>de</strong>lfingen (E)<br />
2008 ›Seitenverkehrt‹, Galerie Helferhaus, Backnang (G)<br />
2008 ›Kunst in Tübingen 08‹, Stadtmuseum Tübingen (G)<br />
2009 ›Im Fluss‹, <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
Ikebana<br />
1995 Burg Kalteneck, Holzgerlingen (G)<br />
2004 ›Natur Poesie‹, Versöhnungskirche Goldberg, Sin<strong>de</strong>lfingen (G)<br />
2004 ›BlumenWege‹, Lan<strong>de</strong>sgartenschau, Kehl (G)<br />
2004 ›Impulse aus Asien‹, Elementartage, Schloss Neuenbürg (G)<br />
2005 ›Japanische Impressionen‹, Galerie Contact, Böblingen (G)<br />
2007 ›Wasser‹, RotebühlFestival, vhs TREFFPUNKT Rotebühlplatz, Stuttgart (G)<br />
2008 ›ZeiTräume‹, Zisterzienserkloster Bebenhausen, Tübingen (G)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>; Künstlerhaus Stuttgart; GRUPPE HALBTON;<br />
Stuttgarter Ikebana-schule e.V.<br />
Veröffentlichung: Gruppenarbeiten in: Contemporary Ikebana, English edition, Stichting<br />
Kunstboek, Oostkamp, Belgien, 2008;<br />
<strong>de</strong>utsche Ausgabe: Ikebana, Neue Wege <strong>de</strong>r Kunst, Stuttgart 2008<br />
Ankäufe: Marcela u. Bernhard Zervas, Ammerbuch; Jörg Alexan<strong>de</strong>r, Stuttgart;<br />
Britta u. Joachim Bin<strong>de</strong>r, Volkertshausen; Hannelore u. Volker Märtner, Renningen<br />
Sabine Lorenzen ›o.T.‹ 2005<br />
Objekt, Eiche gekalkt, Kupfer patiniert, Stahl, Sockel: D 22 H 22, Objekt: L 10 B 14 H 104<br />
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Sabine Lorenzen<br />
Die Grafik, in früheren Jahrhun<strong>de</strong>rten eine<br />
<strong>de</strong>r wichtigsten künstlerischen Techniken<br />
und heute fast beinahe ganz in Vergessenheit<br />
geraten, wird von <strong>de</strong>r in Rottenburg<br />
leben<strong>de</strong>n Künstlerin Sabine Lorenzen<br />
bevorzugt verwen<strong>de</strong>t – es war ›Liebe auf<br />
<strong>de</strong>n ersten Blick‹. Ihr spezieller Liebling:<br />
Die Radierung, an <strong>de</strong>r sie beson<strong>de</strong>rs die<br />
beim Druck entstehen<strong>de</strong> Prägung schätzt.<br />
Sabine Lorenzen übersetzt mittels <strong>de</strong>s traditionellen<br />
Tiefdruckverfahrens mo<strong>de</strong>rne<br />
Vorkommnisse wie beispielsweise eine immer<br />
größer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> globale Vernetzung<br />
in aktuelle Bildinhalte, häufig in ganz<br />
unerwarteten Kombinationen. Dabei ist<br />
sie jedoch keineswegs eine kühle Kunst-<br />
Technokratin, son<strong>de</strong>rn eine aufmerksam<br />
mitfühlen<strong>de</strong>, am Weltgeschehen stark interessierte<br />
Beobachterin: ›Kunst beginnt<br />
im Herzen je<strong>de</strong>s Einzelnen‹. Dieses Zitat<br />
<strong>de</strong>s österreichischen Dramatikers Johann<br />
Nepomuk Nestroy (1801–1862) charakterisiert<br />
schlüssig ihre persönliche künstlerische<br />
Herangehensweise. Nach einem Biologie-<br />
und Geschichts-Studium und einer<br />
anschließen<strong>de</strong>n gründlichen Ausbildung<br />
als Ikebana-Meisterin, daneben ist sie übrigens<br />
auch noch als Goldschmiedin kreativ,<br />
kam sie 1999 zur Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Kunst und<br />
erarbeitet seither mit ihren individuellen,<br />
häufig eher kleinformatigen Kunstwerken<br />
gültige Statements zu <strong>de</strong>n Fragen: ›Wo<br />
steht <strong>de</strong>r Mensch?‹, ›Wie gestalten sich<br />
Geschlechterbeziehungen?‹ o<strong>de</strong>r ›Gibt es<br />
eine höhere Gewalt?‹<br />
So fin<strong>de</strong>n sich in ihren Werken <strong>de</strong>s öfteren<br />
neben Bezügen zum Johannes-Evangelium<br />
auch Buchstaben-Notationen, unter an<strong>de</strong>rem<br />
auch aus <strong>de</strong>m asiatischen Kulturkreis,<br />
da ihr großes Thema <strong>de</strong>r Dialog über Grenzen<br />
hinweg ist. Die Künstlerin Lorenzen<br />
versucht mit ihren Arbeiten, die oft auch<br />
persönliche Begebenheiten verarbeiten,<br />
die vielen möglichen Missverständnisse<br />
zwischen frem<strong>de</strong>n Nationen o<strong>de</strong>r einzelnen<br />
Menschen durch unterschiedliche<br />
Interpretationen von Gesagtem zu entlarven.<br />
Der Mensch – inmitten einer globalen<br />
Gruppe o<strong>de</strong>r Gemeinschaft – und <strong>de</strong>nnoch<br />
allein, ist weiterhin eines ihrer großen Themen;<br />
neben Fluch und Segen einer immer<br />
stärker wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Dominanz <strong>de</strong>r digitalisierten<br />
Welt und <strong>de</strong>r daraus folgen<strong>de</strong>n<br />
permanenten Erreichbarkeit je<strong>de</strong>s Einzelnen.<br />
Ihre Werke <strong>de</strong>cken subtil die Spannung<br />
<strong>de</strong>s beiläufigen dokumentarischen<br />
und analysieren<strong>de</strong>n Zeigens und Sichtbarmachens<br />
auf. Sabine Lorenzen ist eine<br />
Künstlerin, die alle möglichen und scheinbar<br />
unmöglichen Variationen handwerklich<br />
äußerst präzise aus <strong>de</strong>r herkömmlichen<br />
Tiefdrucktechnik herauskitzelt und die<br />
sich dabei ständig künstlerisch weiterentwickelt.<br />
Sie experimentiert mit Filzwolle<br />
auf Vernis mou (Weichgrundätzung, bei<br />
<strong>de</strong>r ein wachsweicher Säureschutz auf<br />
die Druckplatte aufgebracht wird, in <strong>de</strong>n<br />
man strukturierte Gegenstän<strong>de</strong> pressen<br />
kann) o<strong>de</strong>r mit Zuckertusche (hier wird<br />
Ausziehtusche mit Zucker vermischt, auf<br />
die Platte gezeichnet und mit Ab<strong>de</strong>cklack<br />
bestrichen; im Wasserbad löst sich <strong>de</strong>r<br />
Zucker auf, sprengt <strong>de</strong>n Lack und lässt<br />
reizvolle Strukturen entstehen). Gemeinsam<br />
ist allen ihren Arbeiten die beobachten<strong>de</strong><br />
Teilhabe und eine fein ausgelotete<br />
Farbgestaltung, häufig in Blau- o<strong>de</strong>r in<br />
Grüntönen. Vorgegebene Titel engen ihrer<br />
Ansicht nach die Interpretationsmöglichkeiten<br />
<strong>de</strong>s Betrachters eher ein; das gilt in<br />
<strong>de</strong>r Regel auch für ihre häufig fernöstlich<br />
anmuten<strong>de</strong>n, reduzierten Skulpturen, bei<br />
<strong>de</strong>nen sie Holz mit Glas o<strong>de</strong>r Kupfer kombiniert<br />
o<strong>de</strong>r auch mit Ätzungen arbeitet.<br />
Bei <strong>de</strong>r Künstlerin Sabine Lorenzen ist<br />
sehr schön zu sehen, wie sich die von ihr<br />
angewandten und beherrschten verschie<strong>de</strong>nen<br />
kreativen Techniken gegenseitig<br />
befruchten und ergänzen.<br />
Barbara Krämer<br />
Sabine Lorenzen ›inmitten I‹<br />
aus <strong>de</strong>m Zyklus ›inmitten‹ 2008<br />
Unikat, Farbradierung von drei<br />
Kupferplatten, Hahnemühle 56x78<br />
151
Helga Mack-Scharnbeck<br />
Malerei Zeichnung<br />
1932 geb. in Braunsbach/Kocher als Tochter eines nord<strong>de</strong>utschen Arztes,<br />
Kindheit und Jugend in Metzingen.<br />
In Kriegs- und Nachkriegszeit Lei<strong>de</strong>n am Mangel an Unterricht in Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Kunst.<br />
1951 Abitur in <strong>Reutlingen</strong><br />
1951-52 Fachschule für das grafische Gewerbe Stuttgart<br />
1952-56 Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Künste Stuttgart, Kunsterzieherstudium, Studium <strong>de</strong>r<br />
Malerei bei <strong>de</strong>n Professoren Gollwitzer, Hils, Henninger.<br />
1956ff Studienreisen nach Paris<br />
1956-58 Universität Tübingen, Studium <strong>de</strong>r Romanistik<br />
1958-59 Studienreferendarin in Ehingen/Donau und Tübingen<br />
1960-63 Studienassessorin am Wielandgymnasium Biberach/Riß<br />
1963-73 Kunsterziehung, Studienrätin am Schillergymnasium Pfullingen<br />
1973 Heirat mit <strong>de</strong>m Philologen Dr. W. Mack Riedlingen.<br />
1973-87 Kunsterziehung und Französich am Progymnasium Dornstetten<br />
1987 Beendigung <strong>de</strong>s Schuldienstes wegen Krankheit <strong>de</strong>s Ehemannes<br />
seit 1988 freischaffen<strong>de</strong> Künstlerin: Ölmalerei, Zeichnungen <strong>de</strong>r Schwäbischen Alb<br />
1999 nach Tod <strong>de</strong>s Ehemannes Umzug nach Bad Urach, Atelier in Bad Urach<br />
2000/01 Studienreisen nach Sizilien und Malta<br />
2010 Umzug nach Stuttgart<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1980 Hans-Thoma-Gesellschaft, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
seit 1990 Jahresausstellungen <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
1991 ›40 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>‹, Rathaus <strong>Reutlingen</strong> (G, K)<br />
1992-96 Kurhaus Freu<strong>de</strong>nstadt, Künstlergemeinschaft Quadrat (G)<br />
1993 Martin-Haug-Stift, Freu<strong>de</strong>nstadt (E)<br />
1994-01 Kloster Horb, Rathaus Horb, Kunstverein Oberer Neckar (G)<br />
1997 Kurhaus Freu<strong>de</strong>nstadt (E)<br />
2004 Kreissparkasse Metzingen (E)<br />
2005 Stift Urach, Bad Urach (E)<br />
2006/07 ›Der Re<strong>de</strong> wert‹, Wan<strong>de</strong>rausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> (G):<br />
Rathaus <strong>Reutlingen</strong> und Galerie Dorothea Schra<strong>de</strong>, Diepoldshofen<br />
2007 Landratsamt Freu<strong>de</strong>nstadt, Künstlergemeinschaft Quadrat (G, K)<br />
2008 Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2008 ›Wildform‹, Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2009 ›Produkt Kunst‹, Galerie Geiselhart, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2010 Evangelische Tagungsstätte, Löwenstein (E)<br />
2010 Gallery Schmidt, Reading, USA (G)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>; Künstlergemeinschaft Quadrat; Kunstverein Oberer Neckar;<br />
Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong><br />
Veröffentlichungen: 40 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Ausstellungskatalog, <strong>Reutlingen</strong> 1991;<br />
Reutlinger Künstler Lexikon, Thomas L. Heck, J. Liebchen, <strong>Reutlingen</strong> 1999; 50 Jahre <strong>GEDOK</strong><br />
<strong>Reutlingen</strong>, Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 2001; 50 Jahre Künstlergemeinschaft Das Quadrat Freu<strong>de</strong>nstadt,<br />
Ausstellungskatalog, Freu<strong>de</strong>nstadt 2007; Helga Mack-Scharnbeck, Malerei und Zeichnung, mit<br />
einem Text von Barbara Lipps-Kant, Katalog, Tübingen 2009;<br />
www.gedok-reutlingen.<strong>de</strong>/helga_mack<br />
Öffentliche Ankäufe: Landratsamt Freu<strong>de</strong>nstadt; Landratsamt <strong>Reutlingen</strong>; Stadt Urach;<br />
Regierungspräsidium Tübingen<br />
152
Helga Mack-Scharnbeck ›Schlucht II‹ 2008, Acryl auf Leinwand, 80x80<br />
153
154
Helga Mack-Scharnbeck<br />
Helga Mack-Scharnbeck ist in Malerei und<br />
Zeichnung <strong>de</strong>m Naturerlebnis verpflichtet,<br />
das sie unmittelbar inspiriert. Dem Stillleben,<br />
vor allem aber <strong>de</strong>r Landschaft gilt ihre Kunst.<br />
Die schwäbische Alb wird ihr zum Ausgangspunkt<br />
wortgewaltiger Schil<strong>de</strong>rungen. Bizarre<br />
Felsen, klaffen<strong>de</strong> Schluchten, rauschen<strong>de</strong><br />
Wasser, aber auch Reiseeindrücke vom Feuer<br />
speien<strong>de</strong>n Ätna, von Gletschern und wil<strong>de</strong>n<br />
Wasserfällen gehören neben Zeiten überdauern<strong>de</strong>n<br />
Bäumen und Vogelschwärmen zu ihrem<br />
bevorzugten Themenkreis. Gelegentlich kann<br />
es auch <strong>de</strong>r Blick in einen alten Garten o<strong>de</strong>r<br />
Park sein, <strong>de</strong>r die Künstlerin zum Malen anregt.<br />
In kühnen, <strong>de</strong>r emotionalen Geste verpflichteten<br />
Schwüngen und Kürzeln verleiht sie <strong>de</strong>m inneren<br />
Bild, das <strong>de</strong>n Natureindruck aber auch das<br />
gespiegelte Selbst einschließt, in pastoser Fülle<br />
Gewicht. Manche ihrer Darstellungen gemahnen<br />
im Gebrauch <strong>de</strong>r Farbe an orgiastische Prozesse.<br />
An<strong>de</strong>re preisen in lyrischen, nach<strong>de</strong>nklich<br />
stimmen<strong>de</strong>n Farbfolgen die Schöpfung. Ihre Bil<strong>de</strong>r,<br />
einzustufen zwischen expressiver Farb- und<br />
Formgebung und Klassischer Mo<strong>de</strong>rne, spiegeln<br />
jene künstlerische Position wie<strong>de</strong>r, die heute, angesichts<br />
einer sich ständig wan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Welt und<br />
vieler neuer, auch experimenteller Ansätze in<br />
<strong>de</strong>r Kunst auf traditionelle Werte setzt und dabei<br />
gleichzeitig immer ein wenig <strong>de</strong>n Aufstand probt.<br />
Sensationell und keineswegs so einfach einzuordnen<br />
ist Helga Mack-Scharnbecks zeichnerisches<br />
Werk. In diesem Medium entwickelt sie<br />
eine ganz an<strong>de</strong>re, höchst sensibilisierte Sprache,<br />
die das Fragment einschließt. Hier wird<br />
die gegenständliche Welt mittels zarter Striche,<br />
Strichfolgen, ja Strichgewirre in visionärer<br />
Weise umge<strong>de</strong>utet. Zwar gibt es innerhalb <strong>de</strong>r<br />
großformatigen Blätter auch Täler und Erhebungen,<br />
Felsen, Wege o<strong>de</strong>r Zäune, aber sie scheinen<br />
nur als Vorwand zu dienen für Schwärze,<br />
Helligkeit und mancherlei Struktur. Das Charakteristische<br />
dieser brillianten Krei<strong>de</strong>-, Kohleo<strong>de</strong>r<br />
Graphitzeichnungen ist auch ihre Skizzenhaftigkeit.<br />
Wenn ich Helga Mack-Scharnbeck<br />
als wortgewaltigen Solitär innerhalb <strong>de</strong>r Kunst<br />
<strong>de</strong>s ausklingen<strong>de</strong>n 20. und beginnen<strong>de</strong>n 21.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts bezeichnet habe, dann, weil sie<br />
<strong>de</strong>r Diktion <strong>de</strong>s späten Lovis Corinth nahe steht<br />
und <strong>de</strong>nnoch ihren eigenen Weg beschreitet.<br />
Dr. Barbara Lipps-Kant<br />
Helga Mack-Scharnbeck ›Wasserfall I‹<br />
2006, Acryl auf Leinwand, 100x70<br />
155
MAMU<br />
Malerei Installation Performance<br />
*1951 als Anne Jeurink, Kindheit im 4-Häuser-Dorf Arkel, holländische Grenze. Abitur 1970<br />
am Gymnasium Nordhorn. 1970-72 Hochschule für Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Künste Hamburg, bei Professor<br />
Kai Su<strong>de</strong>ck, Zwischenprüfung, Kunstklasse Tiemann mit Otto Waalkes. 1972,73 Accra, Lomé,<br />
Cottonou, Abidjan/Abobogare mit <strong>de</strong>m Sänger El Maestro Laba Sosseh (1943-2007) (Wikipedia,<br />
YouTube). 1975 wissenschaftliche Arbeit ›Das Phänomen Maske und ihre Funktionen‹ bei<br />
Professor Klaus Sliwka, Osnabrück. 1984 Eheschließung mit Buchkulterer+Bibliosoph Günther<br />
Rossipaul, gemeinsame periodische Beteiligung an FLUXUS-Ausstellungen bei Michael Berger,<br />
Wiesba<strong>de</strong>n. *1985 Mira Xenia; *1987 Niels Christian. 1986 Bil<strong>de</strong>r zu Tschernobyl, metaphorischer<br />
Co<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Gau. Seit 1990 MAMU (Malen<strong>de</strong> Mutter). Spalt-Bil<strong>de</strong>r, Spalt-Performances auf <strong>de</strong>r<br />
›Gespaltenen Lebensrolle‹ mit rotem Schuh MA und schwarzem Schuh MU zwischen <strong>de</strong>n dualen<br />
Welten.<br />
I. Performances und II. Ausstellungen, Auswahl<br />
I.<br />
1990 ›MAMU und DIVA‹ (E), Bense-Geburtstag, Stiftung für Konkrete Kunst, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
1991 ›Korrespon<strong>de</strong>nz zwischen Uhr und Puppe‹ (E) und ›Nomadische Aktionen‹<br />
mit KOLI BABE, IngOhmes, Elke Gottschalk, Lan<strong>de</strong>sKunstWochen <strong>Reutlingen</strong> (G, K)<br />
1992 ›Schweigemauer‹; ›Stürzen<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>r‹ mit Roberta Braunschweig,<br />
Galerie Ingrid Kleinebrahm, Gerlingen (E)<br />
1998 Bronzeplakette ›Junge Kunst‹ für ›Diktat‹ (E), Städtische Galerie <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2000 ›Im Feuerkreis‹ mit Claudia Schmidt und Edith Koschwitz, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2004 ›Sein und Bewusstsein‹ (E), ›Junge Kunst‹, Städtische Galerie <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2006 ›panta rhei‹ (E), ›Junge Kunst‹, Städtische Galerie <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
II.<br />
1986 ›Reutlinger Künstler‹, Städtische Galerie <strong>Reutlingen</strong> (G): 87/90/91/96/02/10<br />
1996 ›XI Kunstmesse‹ Frauenmuseum Bonn (G, K)<br />
1998 Galerie Guth-Maas&Maas, Großengstingen (E)<br />
1999 Bil<strong>de</strong>r-Installation ›Krach mit Vase‹ am Stan<strong>de</strong>samt in ›Vorsicht Paradies‹<br />
mit Claudia Schmidt, Ute Kroll, Traute Schiffer-Renschler, VBKW, Rathaus <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2001 Galerie Dorothea Schra<strong>de</strong>, Illereichen (E, K)<br />
2004 Bil<strong>de</strong>r-Installationen, Städtische Galerie Fil<strong>de</strong>rstadt (E)<br />
2007 ›Dichter und an<strong>de</strong>re Serien‹, Kulturhalle Tübingen (E)<br />
2009 Bil<strong>de</strong>r-Installationen, Galerie Geiselhart, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2010 ›Zeichnungen aus <strong>de</strong>r Tube‹ Paul Jauch Haus, Eningen (E)<br />
Gallery Schmidt, Reading, USA (G)<br />
›Achtung Spannung‹, Wan<strong>de</strong>rausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>-SÜD (G):<br />
Rathaus <strong>Reutlingen</strong>; Orgelfabrik Karlsruhe; Kreissparkasse Freiburg<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>, VBKW, FORUM KÜNSTLERINNEN,<br />
Initiatorin und 2007-2010 Vorstandsmitglied <strong>de</strong>r Produzentengalerie Pupille e.V. <strong>Reutlingen</strong><br />
Veröffentlichungen: Lan<strong>de</strong>skunstwochen 1991, Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 1991; XI Kunstmesse Bonn,<br />
Messekatalog, Bonn 1996; Reutlinger Künstler Lexikon (Cover), Thomas L. Heck, J. Liebchen,<br />
<strong>Reutlingen</strong> 1999; ab 40, Heft 4/99 München 1999; Emmett Williams, My Life in Flux and Vice<br />
Versa, Bildteil S. 141 ff, Stuttgart, London 1991; MAMU, pro metapher, Ausstellungskatalog,<br />
Illereichen 2001; J. Thaler, R. Vor<strong>de</strong>regger: gedichtet ι gezeichnet – die sammlung hartmann,<br />
Ausstellungskatalog, Graz 2006; Sibylle Burr, Andrea Jahn, Sibyllen, Ausstellungskatalog,<br />
Uhingen 2007; www.mamu-kunst.<strong>de</strong><br />
Ankäufe: Städtische Kunstsammlung <strong>Reutlingen</strong>; Landratsamt <strong>Reutlingen</strong>; KSK <strong>Reutlingen</strong>;<br />
Hansjörg Geiselhart, <strong>Reutlingen</strong>; Helmut Märkt, <strong>Reutlingen</strong>; Dorothea und Frank Goltermann,<br />
<strong>Reutlingen</strong>; Familie Ripple, Eningen; Regierungspräsidium Tübingen; Gerhard Hartmann,<br />
Lindau; franz-michael-fel<strong>de</strong>r-Archiv, Bregenz, Österreich; Barbara und Rudolf Koopsingraven,<br />
Emlichheim<br />
156
MAMU<br />
Anne Jeurink-Rossipaul, genannt MAMU,<br />
spricht als Malerin und Zeichnerin. Denn<br />
sie ist Bei<strong>de</strong>s, oft Bei<strong>de</strong>s in Einem. Eine<br />
<strong>de</strong>utliche unüberhörbare Sprache. Zeigt<br />
sich doch in <strong>de</strong>n Arbeiten <strong>de</strong>r vergangenen<br />
Jahre <strong>de</strong>r Wille zur zeit- und gesellschaftskritischen<br />
Darstellung in eindrucksvoller<br />
Weise. Darüber hinaus Performances. Seit<br />
<strong>de</strong>n späten achtziger Jahren tritt sie mit<br />
einem roten und einem schwarzen Schuh<br />
auf. Metapher ihres gespaltenen Selbst<br />
zwischen Mutter und Malerin. In <strong>de</strong>m sie<br />
Mal für Mal <strong>de</strong>n Finger in die offene Wun<strong>de</strong><br />
legt, erzählt sie von <strong>de</strong>r Gespaltenheit <strong>de</strong>s<br />
Menschen, von Recht und Unrecht, <strong>de</strong>m<br />
verzweifelten Lebenskampf um zu bestehen.<br />
Sie artikuliert sich als Künstlerin<br />
in Werkzyklen. Sie kreist ein Thema ein,<br />
in<strong>de</strong>m sie es in einzelne Facetten zerlegt,<br />
erklärt, fragt, dokumentiert. Nicht zuletzt<br />
<strong>de</strong>shalb, weil ihr Mann, Günther Rossipaul,<br />
Einer ist, <strong>de</strong>r mit Büchern lebt und<br />
arbeitet, <strong>de</strong>nkt sie in Bil<strong>de</strong>rreihen über das<br />
Lesen, im weitesten Sinne die Aneignung<br />
von Wissen, die Kommunikation zwischen<br />
Menschen nach. An<strong>de</strong>re thematische<br />
Schwerpunkte bil<strong>de</strong>n etwa die Darstellung<br />
<strong>de</strong>r Künste, <strong>de</strong>r Tanz mit <strong>de</strong>m Tod o<strong>de</strong>r die<br />
Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>r Hohen Gerichtsbarkeit.<br />
Mit dickem, prall mit Farbe<br />
getränkten Pinsel, sind diese Bil<strong>de</strong>r wie<br />
auf die ungrundierte Leinwand geschrieben<br />
o<strong>de</strong>r geschleu<strong>de</strong>rt. Zeichenhaft stehen<br />
da Abbreviationen vom Menschen in<br />
seiner existentiellen Verstrickung. Striche,<br />
Strichfiguren, mehr<strong>de</strong>utig in <strong>de</strong>r gewählten<br />
Vielfarbigkeit. Denn oft ist <strong>de</strong>r Pinsel in<br />
mehrere Farben getaucht, die sich auf <strong>de</strong>r<br />
Leinwand im Duktus <strong>de</strong>s Pinselstrichs mischen.<br />
An- und abschwellen<strong>de</strong> Pastosität<br />
kennzeichnet die reduzierten, formelhaften<br />
Mitteilungen. Menschen und Manuskriptseiten<br />
in Bewegung etwa, Kürzel von<br />
Schreibmaschine, Computer, Tintenfass,<br />
Tisch und Stuhl. Anne Rossipaul erzählt<br />
zeichnerisch von <strong>de</strong>r Realität <strong>de</strong>s Menschen<br />
als entpersönlichtem Wesen. Ihre<br />
Betrachtungen haben einen hohen metaphysischen<br />
Stellenwert. Und sie sind, bei<br />
aller offensichtlichen Sozialkritik, poetisch.<br />
Dr. Barbara Lipps-Kant<br />
›MAMU in ihrer Gerichtsinstallation‹<br />
25.06.2010, Pressefoto: Marie-Louise Abele<br />
S. 158-159: MAMU ›Im Namen <strong>de</strong>s Volkes‹<br />
2004, Bil<strong>de</strong>r-Installation, Variante,<br />
Acryl auf Leinwand, von links nach rechts:<br />
210x100; 200x90; 210x90; 210x100; 210x90<br />
157
158
159
Helga Mayer<br />
Malerei Spraypaint<br />
seit 1990<br />
seit 2001<br />
Unterricht bei Carola Dewor, Tübingen<br />
Workshops bei Sandra Becker Karlsruhe-(ZKM)<br />
Wolf Pehlke, Karlsruhe<br />
Jörg Bachhofer,Tübingen<br />
Christof Kohlhofer – Los Angeles, USA, und Karlsruhe<br />
2005-09 Christof Kohlhofer<br />
2010 Zeichenunterricht bei Carola Dewor<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1997 Arbeitsgericht <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
1997 Tübinger Künstler, Kunsthalle Tübingen (G)<br />
1998 Pathologie Universität Tübingen (G)<br />
1999 Arbeitsgericht <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2002 Tübinger Künstler, Stadtmuseum Tübingen (G)<br />
2003 Kunstlaborantinnen <strong>de</strong>r Kulturhalle Tübingen (G)<br />
2004 Jahresausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2005 Shedhalle Tübingen (G)<br />
2006/07 ›Der Re<strong>de</strong> wert‹, Wan<strong>de</strong>rausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> (G):<br />
Rathaus <strong>Reutlingen</strong> und Galerie Dorothea Schra<strong>de</strong>, Diepoldshofen<br />
2007 ›so viel für heute‹, Gruppe 8, Klosterkirche Pfullingen (G)<br />
2007 ›40²‹, Produzentengalerie Pupille (G)<br />
2008 Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2008 Kulturnacht, <strong>GEDOK</strong>, Regierungspräsidium Tübingen (G)<br />
2009 ›Im Fluss‹, <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2009 ›Produkt Kunst‹, Galerie Geiselhart, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2010 Max-Planck-Haus, Tübingen (E)<br />
2010 ›Blaupause‹, Kulturnacht, <strong>GEDOK</strong>, Kulturhalle Tübingen (G)<br />
2010 ›works on paper‹, Produzentengalerie Pupille (G)<br />
2010 Gallery Schmidt, Reading, USA (G)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>; Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong>; Shedhalle Tübingen<br />
Zahlreiche private Ankäufe<br />
.... <strong>de</strong>r Fluxus-Bewegung nach wie vor verbun<strong>de</strong>n, sehe ich in allen Dingen und menschlichen<br />
Begebenheiten immer ›Das Innen und das Außen‹, gleichwertig siehe: ›Sieb: Durchlassen<br />
– festhalten‹; ›Gabel: Feste und flüssige Aufnahme‹ ; ›Grenze: Freiheit – Geschütztsein (ist oft<br />
Gefangensein)‹ ; ›Schleier: vor und hinter <strong>de</strong>m Schleier‹, ›Oberfläche – doch unergründliche<br />
Oberfläche‹; ›verklammert, verklemmt, unverklemmt‹ .Die Spirale, die aus einer Gera<strong>de</strong>n und<br />
einem Kreis besteht, männlich und weiblich, sollte eigentlich die Harmonieform darstellen, siehe:<br />
›schwarze Bil<strong>de</strong>r‹ ...das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Spirale, <strong>de</strong>r Tod, o<strong>de</strong>r abgebrochene Spirale ...<br />
160
Helga Mayer<br />
Helga Mayer arbeitet experimentell, <strong>de</strong>r<br />
Ausgangspunkt ihrer Bil<strong>de</strong>r ist in <strong>de</strong>r Regel<br />
eine Fotografie, die sie in einem ausgiebigen<br />
Prozess verfrem<strong>de</strong>t und bearbeitet.<br />
Die Künstlerin vergrößert zunächst die Fotovorlage<br />
auf Folie und kopiert sie mehrfach<br />
in unterschiedlichen Farben. Dann<br />
zerschnei<strong>de</strong>t sie die Folie. Die Einzelteile<br />
fügt sie wie<strong>de</strong>rum neu auf <strong>de</strong>m Bildgrund<br />
zusammen, bevor sie dieses Arrangement<br />
sprüht. Die Schnei<strong>de</strong>-Spritztechnik generiert<br />
Arbeiten von großer motivischer<br />
Tiefe. Sie wirken abstrakt und bieten <strong>de</strong>nnoch<br />
viele Rückbindungen und Assoziationsmöglichkeiten.<br />
Fotos von Schafszäumen waren Ausgangspunkt<br />
für eine Folge von Werken, die zum<br />
Überthema ›Begrenzung‹ entstan<strong>de</strong>n<br />
sind. Der dingliche Charakter <strong>de</strong>s Zaunes<br />
ist auf <strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>rn nicht mehr wie<strong>de</strong>r zu<br />
erkennen; die Konnotation führt in eine<br />
an<strong>de</strong>re Richtung: Gehirn und Nervenzellen<br />
sind mögliche Assoziationsstränge, noch<br />
verstärkt durch die in eine Kopfform eingeschriebene<br />
Struktur. Im Weiteren dienen<br />
politische Themen als Impuls, wie die<br />
Wahl in Afghanistan, verarbeitet in einer<br />
Bild-Serie über afghanische Frauen. Eine<br />
abgebrochene Spirale versinnbildlicht in<br />
einer an<strong>de</strong>ren Folge das Lebensthema <strong>de</strong>r<br />
Künstlerin. Die Spirale ist jeweils gut erkennbar<br />
und in unterschiedliche Konstellationen<br />
gebracht, so dass die verschlungenen,<br />
verstrickten, kurvenreichen Wege<br />
<strong>de</strong>s Lebens symbolisch zur Anschauung<br />
kommen.<br />
Helga Mayer transferiert die von <strong>de</strong>r Fläche<br />
bestimmten Schnitte in vielschichtige Bil<strong>de</strong>r.<br />
Die besitzen Räumlichkeit und bewirken<br />
über die Schattierung mannigfaltige<br />
Interpretationsmöglichkeiten. Die Effekte<br />
erreicht die Künstlerin auch durch Mischtechniken:<br />
Die Folie <strong>de</strong>r Kopien ist mit in<br />
eine Arbeit aufgenommen, wodurch ein<br />
matter Glanz entsteht, o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Bildgrund<br />
kann in Acryl gemalt sein. Mit diesem<br />
Vorgehen knüpft sie an <strong>de</strong>n Beginn ihrer<br />
künstlerischen Tätigkeit an. Helga Mayer<br />
malte nahezu 15 Jahre abstrakte Bil<strong>de</strong>r in<br />
Öl und Acryl. Ihre Ausbildung erhielt sie<br />
bei Carola Dewor sowie auf Workshops in<br />
Karlsruhe am Zentrum für Kunst- und Medientechnologie<br />
und an <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie in<br />
Rohenfels. Noch heute nimmt sie regelmäßig<br />
an Fortbildungen teil, um ihre Technik<br />
zu verfeinern und ihr Auge zu schulen.<br />
Dr. Evamarie Blattner<br />
Helga Mayer ›Anina III‹ 2009<br />
Spraypaint auf Leinwand, 100x70<br />
S. 162-163: Helga Mayer<br />
›Lebensspirale‹ 2009<br />
Triptychon, 70x150 (3 Bil<strong>de</strong>r, je 70X50)<br />
161
162
163
Jutta Peikert<br />
Keramik Plastik Zeichnung<br />
1952 geboren in Ludwigsburg, aufgewachsen in Nürtingen<br />
1971-83 PH- Karlsruhe und PH Hei<strong>de</strong>lberg<br />
Berufstätigkeit als Son<strong>de</strong>rschullehrerin<br />
1984–88 Freie Kunsthochschule Nürtingen<br />
Fachbereich Keramik bei Ilse Schenk-Ruoff<br />
1988-91 Praktika in Werkstätten in Frankreich und Deutschland<br />
1992-95 eigene Keramikwerkstatt in Wernau<br />
1995-05 regelmäßige Studienaufenthalte in <strong>de</strong>r Europäischen<br />
Aka<strong>de</strong>mie Trier – Aktzeichnen, Aktmalen, Bewegungs-<br />
Studien (Allan, Oellers, Mancini, Mannebach, Altrichter)<br />
Zeichen- und Mo<strong>de</strong>llierkurse in Tübingen zum Thema<br />
Mensch (Hohberger, Moser, von Seebach)<br />
1995-06 Keramikwerkstatt in Ammerbuch/Poltringen<br />
seit 2006 Atelier im Künstlerhof Rottenburg<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1988 Spotkania - Warschau (Kunstschule Nürtingen - Kunstaka<strong>de</strong>mie Warschau) (G)<br />
seit 1999 Jahresausstellungen <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
und <strong>de</strong>r KVA-Ammerbuch, Kelter, Entringen (G)<br />
2002 ›Studien und Beobachtungen zum Menschen‹, Kulturzentrum Herrenberg (E)<br />
2003 ›Menschen-Bil<strong>de</strong>r‹, Körperbehin<strong>de</strong>rtenschule Mössingen (E)<br />
2003 ›zwischen oben und unten‹, Wilhelmsstift Tübingen (G)<br />
2005 ›Menschen in Bewegung‹, Telefonseelsorge Tübingen (E)<br />
2005 ›Gruppenbild mit Dame‹, <strong>GEDOK</strong>, Rathaus Mössingen (G)<br />
2005 Kunstpfad Poltringen (G)<br />
2006 ›Tübinger Künstler‹, Kulturhalle Tübingen (G)<br />
2006/07 ›Der Re<strong>de</strong> wert‹, Wan<strong>de</strong>rausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> (G):<br />
Rathaus <strong>Reutlingen</strong> und Galerie Dorothea Schra<strong>de</strong>, Diepoldshofen<br />
2007 ›Kunstparcours Heimat‹, Großengstingen, Haid (G, K))<br />
2008 ›Mensch und Mensch‹, Villa Eugenia, Hechingen (E)<br />
2008 ›Augenlust‹, <strong>GEDOK</strong>, Klosterkirche Pfullingen (G)<br />
2009 ›Produkt Kunst‹, Galerie Geiselhart, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2009 ›12. Westerwaldpreis 2009 – Keramik Europas‹ Westerwaldmuseum,<br />
Höhr-Grenzhausen (G, K)<br />
2010 ›Blaupause‹, Kulturnacht, <strong>GEDOK</strong>, Kulturhalle Tübingen (G)<br />
2010 ›Tübinger Künstler‹, Kulturhalle Tübingen (G)<br />
2010 ›Gestaltung Kunst Kunsthandwerk 2010‹, Lan<strong>de</strong>sausstellung Kunsthandwerk,<br />
Städtische Galerie <strong>Reutlingen</strong> (G, K)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>; Gründungsmitglied <strong>de</strong>s Künstlerhofes Rottenburg; Künstlervereingung<br />
Ammerbuch; Kunstverein <strong>de</strong>r Diözese Rottenburg-Stuttgart; Produzentengalerie Pupille,<br />
<strong>Reutlingen</strong><br />
Veröffentlichungen: 50 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 2001; Heimat - ein<br />
Kunstparcours, Katalog, Engstingen-Haid 2007; Ein Gegenpol zur Hochglanzwelt von heute<br />
(Künstlerportrait), Gäubote 27.09.2007, Herrenberg; 12. Westerwaldpreis 2009 – Keramik<br />
Europas, Westerwaldmuseum, Ausstellungskatalog, Höhr-Grenzhausen 2009; Gestaltung Kunst<br />
Handwerk 2010, Katalog zur Lan<strong>de</strong>sausstellung für das Kunsthandwerk Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
2010 in <strong>Reutlingen</strong>, Stuttgart 2010<br />
www.gedok-reutlingen.<strong>de</strong>/jutta_peikert<br />
Jutta Peikert ›Hommage à E. Munch: Der Schrei‹ 2009 Keramikfigur H: 65<br />
S. 166-167: Jutta Peikert ›Aufbruch‹ 2009, Keramikrelief, zweiteilig, 70x50<br />
164
Jutta Peikert<br />
Zentrum von Jutta Peikerts Kunst ist die<br />
menschliche Figur in <strong>de</strong>r Zeichnung wie<br />
in <strong>de</strong>r plastischen Keramik: rundplastisch<br />
in Ton geformt o<strong>de</strong>r als umfangreiche<br />
Figurenkonstellationen. Nicht das äußere<br />
Erscheinungsbild, die Individualität <strong>de</strong>r<br />
Figur o<strong>de</strong>r die Physiognomie sind eigentliches<br />
Thema, als vielmehr die Bewegung<br />
– in unterschiedlicher Hinsicht: Formal<br />
äußert sich ihr Leitgedanke an überlängten,<br />
gedrehten und agieren<strong>de</strong>n Gestalten<br />
o<strong>de</strong>r an zusammengedrängten Figurenkonstellationen,<br />
die in Dialog miteinan<strong>de</strong>r<br />
stehen. Damit schil<strong>de</strong>rt die Künstlerin<br />
Bewegungsabläufe, bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Körper<br />
in Hintergrund tritt. Mit dieser äußeren<br />
Bewegung visualisiert sie die innere Bewegtheit<br />
<strong>de</strong>r Figuren, die sich innerhalb<br />
<strong>de</strong>r existentiellen Pole <strong>de</strong>s Lebens Liebe,<br />
Kampf und Tod o<strong>de</strong>r zwischenmenschliche<br />
Beziehungen bewegen. Innere Bedrängtheit,<br />
Alleinsein, Trauer, Begegnung, Austausch<br />
und Liebe fin<strong>de</strong>n in einer eindrücklichen<br />
Bildsprache ihren Ausdruck, nämlich<br />
in <strong>de</strong>r Reduktion und Konzentration auf die<br />
Gestik.<br />
Die menschliche Figur als Ausdrucksträger<br />
von Befindlichkeiten, seelischer Spannungen<br />
und Konflikte sowie Freu<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>n<br />
ihre Gestalt in biblischen Motiven o<strong>de</strong>r in<br />
Themen wie Krieg und Flucht.<br />
Als Material wählt die Künstlerin Ton und<br />
entwickelt eine eigene Technik, formt ihre<br />
Figuren häufig aus angetrocknetem Tonresten.<br />
Hierbei entsteht eine raue Oberfläche,<br />
die sie dann mit Schlicker (verdünntem<br />
Ton) bearbeitet. Das Resultat: eine<br />
erdige Farbigkeit. Manche mit feuchtem<br />
Ton gefertigte Figuren haben eine glatte,<br />
<strong>de</strong>tailliert ausformulierte Oberfläche. Bei<br />
<strong>de</strong>n Reliefs appliziert Julia Peikert die Figuren<br />
auf gebrannte Platten. Die Gebil<strong>de</strong><br />
zerfallen, um dann wie<strong>de</strong>r angeklebt zu<br />
wer<strong>de</strong>n – bildlich umgesetztes Thema <strong>de</strong>s<br />
gebrochenen Menschen. Die Farbigkeit ist<br />
bei <strong>de</strong>n gebrannten Werken stark reduziert<br />
und auf Braun-Töne beschränkt, selten mit<br />
einer an<strong>de</strong>ren Farbe kombiniert.<br />
Jutta Peikert absolvierte ihre Ausbildung in<br />
Nürtingen an <strong>de</strong>r Kunstschule vor allem in<br />
<strong>de</strong>r Klasse Gefäßkeramik und bil<strong>de</strong>te sich<br />
danach am Zeicheninstitut <strong>de</strong>r Universität<br />
Tübingen und an <strong>de</strong>r Europäischen Aka<strong>de</strong>mie<br />
Trier weiter.<br />
Ihre Keramiken entstehen ohne <strong>de</strong>zidierte<br />
Vorarbeit o<strong>de</strong>r reflektierte Vorüberlegungen.<br />
Dem Thema Körper und Figur nähert<br />
sich die Künstlerin allerdings in umfangreichen<br />
Studien und Zeichnungen. In einer<br />
Fülle von Akt- und Bewegungsskizzen<br />
erprobt sie Haltung und Bewegung sowie<br />
<strong>de</strong>n Ausdruck für Befindlichkeiten und<br />
Charakter <strong>de</strong>r Personen. Dadurch gewinnt<br />
Jutta Peikert Souveränität im Umgang mit<br />
Körper, Figuration und Ausdruck.<br />
Dr. Evamarie Blattner<br />
165
166
167
Uli W. Pommer<br />
Malerei Grafik<br />
geboren am 13.10.1949 in Donauwörth<br />
Studium <strong>de</strong>r Malerei und Graphik an <strong>de</strong>r<br />
Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Künste, München,<br />
bei Professor Joseph Oberberger<br />
Stipendium<br />
Diplom<br />
lebt und arbeitet in Neu-Ulm, Ulm<br />
und München<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1974-1978 Galerie Charlotte, Sin<strong>de</strong>lfingen (G )<br />
1974 Galerie ›Café Schmid‹, München (G )<br />
1980 Galerie Schreiber, München (G )<br />
1976-1983 Galerie Veith, Stuttgart (G )<br />
2003 Stadthaus Ulm, Ulm (G )<br />
2007 Atelier ›Hinter <strong>de</strong>m Brot‹, Ulm (E)<br />
2008 Galerie Rakel, Krumbach (G )<br />
2008 Atelier ›Hinter <strong>de</strong>m Brot‹, Ulm (E)<br />
2009 Atelier ›Hinter <strong>de</strong>m Brot‹,Ulm (E)<br />
2010 ›Hülle und Fülle‹, <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2010 Atelier ›Hinter <strong>de</strong>m Brot‹, Ulm (E)<br />
Mitgliedschaften:<br />
<strong>GEDOK</strong>; Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong><br />
Veröffentlichungen:<br />
www.gedok-reutlingen.<strong>de</strong>/Uli_W_Pommer<br />
Ankäufe: Europa, USA<br />
Die Bil<strong>de</strong>r, an <strong>de</strong>nen ich gera<strong>de</strong> arbeite, beschäftigen sich mit <strong>de</strong>r Natur. Natur, ihr Umfeld,<br />
im Zusammenspiel mit allem, was dort zu fin<strong>de</strong>n ist. Auch ›EINS wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Natur‹ ist ein<br />
Thema. Daher auch oftmals die Wahl von monochromer Farbigkeit. Es sind nicht die prachtvollen<br />
Formen, son<strong>de</strong>rn eher die unscheinbaren, nicht so spektakulären, die mich interessieren. Eine<br />
realistische, naturalistische Abbildung ist nicht mein Anliegen, es ist eher ein Gefühl, ein<br />
Eindruck, eine Stimmung, die ich vermitteln möchte.<br />
Uli W. Pommer ›Eins‹ 2010, Acryl auf Leinwand, 120x160, Foto: Micha Wolfsrom<br />
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169
170
Uli W. Pommer<br />
Stillleben nennt Uli W. Pommer ihre Kompositionen,<br />
eine Bezeichnung für Arrangements<br />
von in <strong>de</strong>r Regel leblosen Gegenstän<strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>ren Auswahl nach inhaltlichen<br />
o<strong>de</strong>r ästhetischen Gesichtspunkten erfolgte.<br />
In klarer räumlicher Disposition sind<br />
die einzelnen, realistisch dargestellten<br />
Dinge angeordnet und mit symbolischer<br />
Be<strong>de</strong>utung aufgela<strong>de</strong>n.<br />
Uli W. Pommer fin<strong>de</strong>t ihre Motive in <strong>de</strong>r<br />
Natur während ihrer regelmäßigen Läufe<br />
durch Wald und Fel<strong>de</strong>r. Ihr Blick richtet sich<br />
auf das Kleinteilige und Unspektakuläre,<br />
Einzelheiten wie Zweige, Beeren, Früchte<br />
stehen im Zentrum <strong>de</strong>r Beobachtung. Diese<br />
wer<strong>de</strong>n als Ausschnitt sehr <strong>de</strong>tailgetreu<br />
auf die Leinwand übertragen. Auffallend<br />
ist, wie klar räumlich strukturierte Werke<br />
aus Blättern, Ästen o<strong>de</strong>r Schoten entstehen;<br />
<strong>de</strong>nn lediglich feine Farbabstufungen<br />
stellen die Volumina dar und ein lebendiges<br />
Davor und Dahinter komponieren<br />
die räumliche Tiefe. Die Farbigkeit ist<br />
nicht realistisch: Ähnlich wie Grissaille-<br />
Arbeiten sind die Werke einem Grundton<br />
unterworfen, so dass es sich nicht um ein<br />
naturgerechtes Abbild han<strong>de</strong>lt, vielmehr<br />
sind Form, Raum und Licht Themen dieser<br />
Arbeiten. Damit verbin<strong>de</strong>t sich auf<br />
<strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>rn ein nüchterner, unwirklicher<br />
Realismus mit einer räumlichen Spannung.<br />
Entsprechend vermitteln sie kein<br />
Naturabbild, son<strong>de</strong>rn neben <strong>de</strong>r Raumsituation<br />
auch Stimmungen und Gefühle.<br />
Das Anliegen <strong>de</strong>r Künstlerin ist es, durch<br />
das Fokussieren eines Ausschnitts und die<br />
Überhöhung kleiner unscheinbarer Details<br />
<strong>de</strong>n Betrachten<strong>de</strong>n als direktes Gegenüber<br />
mit <strong>de</strong>m Gegenstand zu konfrontieren.<br />
Uli W. Pommer schafft Naturstillleben. Sie<br />
zeigen alltägliche Dinge und entfalten in<br />
<strong>de</strong>r spezifischen Form <strong>de</strong>r Darstellung<br />
und Kombination ihre ästhetische Wirksamkeit.<br />
Schließlich bleibt es nicht bei <strong>de</strong>r<br />
mimetischen Abbildung <strong>de</strong>r einzelnen Gegenstän<strong>de</strong>,<br />
die stets eine tiefer im Kunstwerk<br />
liegen<strong>de</strong> Botschaft enthalten, die <strong>de</strong>r<br />
Betrachter für sich ent<strong>de</strong>cken kann.<br />
Dr. Evamarie Blattner<br />
Uli W. Pommer ›Eins – Akanthus‹ 2010<br />
Acryl auf Leinwand, 120x160<br />
Foto: Micha Wolfsrom<br />
171
Renate Quast<br />
Fotografie Druckgrafik<br />
1949 in Berlin geboren<br />
1971 - 1977 Studium <strong>de</strong>r Rechtswissenschaft in Berlin und Tübingen<br />
autodidaktisch malend<br />
seit 1976<br />
seit 1986<br />
in <strong>Reutlingen</strong> lebend, seit 1980 selbständige Rechtsanwältin<br />
intensive Beschäftigung mit <strong>de</strong>r Malerei<br />
1989 Mitglied in <strong>de</strong>r Hans-Thoma-Gesellschaft, Kunstverein <strong>Reutlingen</strong><br />
seit 1991 eigenes Atelier<br />
Mitglied <strong>de</strong>r Reutlinger Radierwerkstatt<br />
1992 Atelier in <strong>de</strong>r Planie 22, <strong>Reutlingen</strong><br />
seit 1995 Gründungs- und Vorstandsmitglied <strong>de</strong>s FORUM KÜNSTLERINNEN e.V.<br />
Stuttgart, seit Frühjahr 2003 nicht mehr im Vorstand<br />
1997 Mitglied IG-Medien, Abtlg. Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kunst<br />
Beteiligung am Künstlerbuch ›Spiegelei‹<br />
1998 Mitglied Frauenmuseum, Bonn<br />
Beteiligung am Künstlerbuch ›Die Schönbildseherin‹<br />
1999 Mitglied Atelierhof Werenzhain e.V., Bran<strong>de</strong>nburg<br />
›Zauberwelt‹, Gouachen, Buch in Eigenherstellung<br />
verzeichnet im Reutlinger Künstler Lexikon (Heck, Liebchen)<br />
Beteiligungen ›Reutlinger Künstler‹ nach 1999 (G)<br />
2000 Mitglied Böblinger Kunstverein<br />
›Eingerüstete Köpfe‹, Tuschemalerei und Fotografie,<br />
Buch in Eigenherstellung<br />
CD-Cover: Lucia di Lammermoor – Donizetti, URACANT<br />
2001 5. Januar: erster Besuch in Portbou / Spanien<br />
Kontaktaufnahme mit Dani Karavan, Paris<br />
August – September: weitere Besuche in Portbou<br />
2002 3. – 18. Januar: Reise nach Südindien<br />
weitere Besuche in Portbou<br />
2003 weitere Besuche in Portbou<br />
Beteiligung am Künstlerbuch ›UND EWIG LOCKT DAS WEIB‹<br />
2004 Künstlerbücher ›Die Knolle I, II, III‹ mit je 12 Radierungen, Unikate<br />
im August: Besuch <strong>de</strong>s neuen Werks von Dani Karavan in Berlin<br />
›Grundrechte 49‹, weitere Besuche in Portbou<br />
2005 weitere Besuche in Portbou<br />
Atelierwechsel: Atelierhaus, Burgstr. 40, <strong>Reutlingen</strong><br />
Mitglied in VBKW und <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong> e.V.<br />
2006/7/8/9/10 Teilnahme am Ausstellungsprojekt ›in my dreams‹,<br />
Kanada, Deutschland, Australien:<br />
2007 Besuche in Portbou im Oktober und November<br />
2009 Atelierwechsel: Alte Spinnerei Wannweil, Hauptstr. 94<br />
weitere Besuche in Portbou im August und September<br />
Teilnahme an einer Foto-Ausstellung in Roanne<br />
seit 1991<br />
regelmäßige Einzelausstellungen<br />
und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland, Projekte seit 1995<br />
172
Renate Quast<br />
Zentrales Thema von Renate Quasts Fotografien<br />
ist das Licht. Für die Ausstellung<br />
in <strong>de</strong>r Münsinger Zehntscheuer 2010 entstand<br />
eine Folge von Fotografien, die sie in<br />
<strong>de</strong>m mittelalterlichen Gebäu<strong>de</strong> mit seinen<br />
massiven Holzbalken aufgenommen hat.<br />
Für die Session legte die Künstlerin <strong>de</strong>n<br />
Bo<strong>de</strong>n mit langen Papierbahnen aus und<br />
fotografierte eine Serie, die zeigt, wie sich<br />
das Licht im Verlauf eines Tages auf das<br />
neutrale Weiß <strong>de</strong>r Bahnen auswirkt. Bei<br />
<strong>de</strong>n Arbeiten verän<strong>de</strong>rn sich die Farben<br />
von unterschiedlichen Blautönen bis hin<br />
zu Orange und Gelb.<br />
Das gleich bleiben<strong>de</strong> Motiv formt sich im<br />
verän<strong>de</strong>rten Licht in unterschiedlicher<br />
Plastizität aus. Sichtbar ist nicht nur die<br />
Struktur <strong>de</strong>s Papiers. Die Künstlerin erreicht<br />
ebenso unter <strong>de</strong>m Eindruck <strong>de</strong>r<br />
variieren<strong>de</strong>n Farbigkeit eine immer wie<strong>de</strong>r<br />
neu ausdifferenzierte Bildhaftigkeit. Mit<br />
je<strong>de</strong>r Aufnahme hält Renate Quast einen<br />
kurzen Moment fest, <strong>de</strong>r sich im nächsten<br />
schon wie<strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rt. Jedoch bleibt es<br />
nicht beim Fixieren <strong>de</strong>s Augenblicks. Immer<br />
wie<strong>de</strong>r schafft sie filmähnliche Bildfolgen.<br />
Damit sind <strong>de</strong>n Fotos nicht nur<br />
Farbe und Form, son<strong>de</strong>rn auch Zeitlichkeit<br />
impliziert.<br />
Licht in seinen sakralen, lebensnotwendigen<br />
und verän<strong>de</strong>rlichen Funktionen ist<br />
eines <strong>de</strong>r wesentlichen Themen in Renate<br />
Quasts Kunst: Sie hält etwa <strong>de</strong>n Lichteinfall<br />
auf <strong>de</strong>r Wasseroberfläche fest; wie<strong>de</strong>rum<br />
tritt die Farbe in changieren<strong>de</strong>n<br />
Schattierungen auf. Aber auch auf <strong>de</strong>n<br />
gegenständlichen Fotografien ist das Thema<br />
präsent – das Augenmerk gilt Mikroorganismen,<br />
Strukturen von Pflanzen und<br />
Gerüsten, <strong>de</strong>r Fokus ist auf Kleinteiliges<br />
gerichtet. Die Präsentation als Bildfolge<br />
lenkt <strong>de</strong>n Blick schließlich auf die kleinen,<br />
kaum wahrnehmbaren Verän<strong>de</strong>rungen.<br />
Der ästhetisch reizvolle Verfremdungseffekt<br />
gelingt <strong>de</strong>r Künstlerin durch wie<strong>de</strong>rholte<br />
Doppelbelichtungen.<br />
Begleitend zur Fotografie entstehen kontinuierlich<br />
abstrakte grafische Arbeiten:<br />
Radierungen, Holz- und Linoldrucke.<br />
Dr. Evamarie Blattner<br />
Renate Quast<br />
›ohne Titel‹ 2009, Fotografie, 30x30<br />
S. 174-175: Renate Quast<br />
›ohne Titel‹ 2009, Fotografie, 30x30<br />
173
174
175
Susanne Reusch<br />
Malerei Zeichnung Hochdruck<br />
1955 geboren in Nürtingen<br />
1975-78 Studium an <strong>de</strong>r Pädagogischen Hochschule <strong>Reutlingen</strong>,<br />
Kunsterziehung und Religionspädagogik<br />
1982-85 Studium an <strong>de</strong>r Freien Kunstschule Nürtingen,<br />
Grafik, Malerei, Kunsttherapie<br />
1986 Beginn <strong>de</strong>r Ausstellungstätigkeit<br />
seit 1988 Mitglied <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong><br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1988-10 Jahresausstellungen <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
1991 ›40 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>‹, Rathaus <strong>Reutlingen</strong> (G, K)<br />
1992 Martin-Luther-Hof, Nürtingen (E)<br />
1995 Rathaus Rot am See (E)<br />
1996 <strong>GEDOK</strong>-Haus, Lübeck (G, K)<br />
1998 Kulturhalle Tübingen (G)<br />
1998 Tagungshaus Nordalb, Deggingen (E)<br />
2002 Martinskirche Dapfen (E)<br />
2003 Pauluskirche Geislingen (E)<br />
2004 Paul-Lechler-Krankenhaus, Tübingen (E)<br />
2006/07 ›Der Re<strong>de</strong> wert‹, Wan<strong>de</strong>rausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> (G):<br />
Rathaus <strong>Reutlingen</strong> und Galerie Dorothea Schra<strong>de</strong>, Diepoldshofen<br />
2010 Versöhnungskirche Sin<strong>de</strong>lfingen (E)<br />
Veröffentlichungen: 40 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Ausstellungskatalog, <strong>Reutlingen</strong> 1991; Republik<br />
<strong>de</strong>r Künste 70 Jahre <strong>GEDOK</strong>, Ausstellungskatalog <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>s-<strong>GEDOK</strong>, Lübeck 1996; Reutlinger<br />
Künstler Lexikon, Thomas L. Heck, J. Liebchen, <strong>Reutlingen</strong> 1999; 50 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>,<br />
Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 2001; Bildbetrachtungen in: Bibel aktuell, Zeitschrift <strong>de</strong>r Hauskreisarbeit,<br />
Stuttgart 1983-2002<br />
www.gedok-reutlingen.<strong>de</strong>/susanne_reusch_malerei<br />
Öffentliche Ankäufe: Regierungspräsidium Tübingen; KSK Tübingen<br />
Farben und Formen, Dunkelheit und Licht, Nähe und Ferne. Da ist ein Anfang. Ein Zweites kommt<br />
dazu, ein neuer Impuls, <strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rt und weiterführt. Innere Erfahrungen wer<strong>de</strong>n sichtbar.<br />
Malen heißt, Stimmungen einfangen. Bil<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n zu inneren Landschaften, spiegeln die<br />
eigene Geschichte. Malen ist Prozess. Vielleicht ist es ein Versuch, Sichtbares und Unsichtbares<br />
verstehen zu lernen.<br />
Susanne Reusch ›ohne Titel‹ 1990, Linolschnitt, 40x30<br />
176
177
178
Susanne Reusch<br />
›Kunst ist, was Menschen über die Notwendigkeit<br />
hinaus <strong>de</strong>r Mühe wert war.‹ So<br />
lautet eine <strong>de</strong>r eindrücklichsten Definitionen<br />
von Kunst, und sie trifft auch genau<br />
auf die farbintensiven, in <strong>de</strong>n Übergängen<br />
meist weichen Arbeiten <strong>de</strong>r in Lichtenstein<br />
leben<strong>de</strong>n Künstlerin Susanne Reusch zu.<br />
Die ausgebil<strong>de</strong>te Kunsterzieherin spürt in<br />
ihren Bildwerken <strong>de</strong>r Brechung <strong>de</strong>s Lichts<br />
nach, teilweise entsteht ange<strong>de</strong>utete<br />
Figürlichkeit durch <strong>de</strong>n Malprozess, <strong>de</strong>r<br />
sich jedoch in <strong>de</strong>r Regel durch die Wahrnehmung<br />
von jeweils einzelnen Farbsituationen<br />
wie<strong>de</strong>r verflüchtigt. Farbe kann<br />
ein Geheimnis sein, das Sichtbares von<br />
Unsichtbarem trennt, Volumina sowie freie<br />
Formen schafft und zu Abstraktion führen<br />
kann. Hierbei entsteht ein farbliches Kräftespiel,<br />
das in seiner wohl austarierten<br />
Balance mal nach<strong>de</strong>nklicher und auch mal<br />
turbulenter ausfallen kann. Die Künstlerin<br />
Susanne Reusch bevorzugt dabei die<br />
vielen Möglichkeiten <strong>de</strong>r Maltechnik <strong>de</strong>r<br />
Gouache, bei <strong>de</strong>r wasserlösliche Farben<br />
benutzt wer<strong>de</strong>n, die sowohl <strong>de</strong>ckend als<br />
auch lasierend aufgetragen wer<strong>de</strong>n können,<br />
beim schnellen Trocknen jedoch<br />
ihre farbliche Substanz än<strong>de</strong>rn und erst<br />
gerahmt unter Glas wie<strong>de</strong>r zum Strahlen<br />
kommen. Henri Matisse und Marc Chagall<br />
beispielsweise haben diese Technik ebenfalls<br />
sehr gerne und häufig verwen<strong>de</strong>t.<br />
Susanne Reusch hatte schon als Jugendliche<br />
großes Interesse am Malen und Zeichnen<br />
und kam über das Studium an <strong>de</strong>r Pädagogischen<br />
Hochschule und ein dreijähriges<br />
Studium an <strong>de</strong>r Freien Kunstschule<br />
in Nürtingen intensiv mit künstlerischem<br />
Gestalten in Berührung und fand darüber<br />
mehr und mehr zu ihrem eigenen Stil.<br />
Ursprünglich ausgehend von eher gegenständlichen<br />
Landschaftsskizzen mit Motiven<br />
<strong>de</strong>r Schwäbischen Alb, die sie zuerst<br />
grafisch in Holz- o<strong>de</strong>r Linoldrucken ausarbeitete,<br />
entwickelte sich in ihrer schöpferischen<br />
Arbeit diese Grundi<strong>de</strong>e mit neuen<br />
Impulsen immer weiter und abstrahierte<br />
zusehends. Assoziationen an Licht wer<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>utlich, farbige Lichtkörper entstehen<br />
auf <strong>de</strong>r Bildoberfläche. Zusätzlich haben<br />
die von Reusch bevorzugten Bildtitel wie<br />
›Lichttraum‹ o<strong>de</strong>r ›Lebensmelodie‹ häufig<br />
einen poetischen Klang und schaffen dadurch<br />
einen ersten Interpretationsbezug.<br />
Susanne Reusch hat sich früher auch<br />
mit <strong>de</strong>r Ikebana-Kunst beschäftigt, was<br />
teilweise auch heute noch an ihren Werken<br />
ablesbar ist, in <strong>de</strong>nen sie Natur- und<br />
Schöpfungsvorgänge bildnerisch darstellt<br />
und Wachstumsprozesse zeigt. Der Betrachter<br />
hat beim Anschauen dieser ungegenständlichen<br />
Arbeiten Anteil an inneren<br />
Prozessen <strong>de</strong>r Künstlerin, kann dadurch<br />
in die Malerei von Susanne Reusch eintauchen<br />
und ihre farblichen Kraftfel<strong>de</strong>r<br />
ent<strong>de</strong>cken.<br />
Barbara Krämer<br />
Susanne Reusch<br />
›Kraftfeld ‹ 2003, Gouache, 100x70<br />
179
Gu<strong>de</strong> Schaal<br />
Malerei Zeichnung<br />
1915 geboren in Hamburg-Altona<br />
als Tochter <strong>de</strong>r Romanschriftstellerin Grete Reh<strong>de</strong>r<br />
1935 Abitur im humanistischen Gymnasium in Stuttgart<br />
1936-39 Kunststudium in Hamburg:<br />
Professor Helms, Professor Neugebauer<br />
München: Professor Schinnerer<br />
und Leipzig: Meisterschülerin bei Professor Tiemann<br />
1940-42 freischaffend in Buchillustration<br />
1942 Heirat nach <strong>Reutlingen</strong><br />
*1943 Ehler; *1946 Silke<br />
1956 Neubeginn <strong>de</strong>r Malerei, Aquarell und Gouachen<br />
1960 Beginn <strong>de</strong>r Ölmalerei<br />
1970 Beginn von Linolschnitt und Monotypieen<br />
1980 Beginn mit Collagen<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
seit 1970 insgesamt über 60 Ausstellungsbeteiligungen (G) u. a.<br />
in <strong>Reutlingen</strong> z.B. zahlreiche Beteiligungen ›Reutlinger Künstler‹,<br />
in Tübingen, Meersburg, Lindau, Ulm, Freiburg, Graz, Roanne<br />
1970 Hans-Thoma-Gesellschaft, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
1972 Commerzbank <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
1973 Gemein<strong>de</strong>haus <strong>de</strong>r Eberhard-Kirche, Tübingen (E)<br />
1978 <strong>GEDOK</strong>-Haus, Stuttgart (E)<br />
1979 Galerie Knödler, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
1980 Kreissparkasse <strong>Reutlingen</strong> mit Gudrun Krüger (E)<br />
1985 Kreissparkasse <strong>Reutlingen</strong> (E, K)<br />
1986 Rathaus <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
1987 Kaplaneihaus, Riedlingen (E)<br />
1990 Kreissparkasse <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
1991 ›40 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>‹, Rathaus <strong>Reutlingen</strong> (G, K)<br />
1996 Kreissparkasse <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
1996 Kunstverein <strong>Reutlingen</strong> (E, K)<br />
2008 Schönbuch-Museum, Dettenhausen (E)<br />
2009 ›Neue Bil<strong>de</strong>r‹ Galerie Reinhold Maas, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2010 Galerie auf <strong>de</strong>m Po<strong>de</strong>st, Stadtbibliothek <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
Mitgliedschaften: Ehrenmitglied <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>; Hans-Thoma-Gesellschaft, Kunstverein <strong>Reutlingen</strong><br />
Veröffentlichungen: Malerkollegium <strong>Reutlingen</strong>, Ausstellungskatalog, <strong>Reutlingen</strong> 1979; Gerhard<br />
Grimm, Die Malerin Gu<strong>de</strong> Schaal, Ausstellungskatalog, <strong>Reutlingen</strong> 1985; 40 Jahre <strong>GEDOK</strong><br />
<strong>Reutlingen</strong>, Ausstellungskatalog, <strong>Reutlingen</strong> 1991; 20 Jahre Malerkollegium <strong>Reutlingen</strong>,<br />
Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 1992; Gu<strong>de</strong> Schaal – Bil<strong>de</strong>r aus 25 Jahren, mit einem Vorwort von<br />
Hermann Pfeiffer, Ausstellungskatalog, <strong>Reutlingen</strong> 1996; Reutlinger Künstler Lexikon, Thomas<br />
L. Heck, J. Liebchen, <strong>Reutlingen</strong> 1999; 50 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 2001;<br />
www.hamburgaltona.com<br />
Ankäufe: Regierungspräsidium Tübingen; Landratsamt <strong>Reutlingen</strong>; Stadt <strong>Reutlingen</strong>;<br />
Kreissparkasse <strong>Reutlingen</strong> und zahlreiche private Ankäufe<br />
Gu<strong>de</strong> Schaal ›Junger Mann‹ 1993, Öl auf Hartfaser, 90x65<br />
180
181
182
Gu<strong>de</strong> Schaal<br />
Die ›Gran<strong>de</strong> Dame‹ <strong>de</strong>r Reutlinger Kunstszene<br />
kann auf ein äußerst seltenes,<br />
nunmehr über sechzig Jahre andauern<strong>de</strong>s<br />
künstlerisches Schaffen zurückblicken.<br />
Inzwischen fünfundneunzigjährig ist Gu<strong>de</strong><br />
Schaal immer noch als schöpferische Persönlichkeit<br />
aktiv, was ihr Leben erfüllt: ›So<br />
lange ich malen kann, geht es mir gut.‹<br />
Gleichzeitig beäugt sie ihre Werke aber<br />
immer noch äußerst kritisch, da ihr künstlerischer<br />
Qualitätsanspruch an sich selbst<br />
sehr hoch ist und sie gegenüber ihren eigenen<br />
Arbeiten sehr unerbittlich sein kann.<br />
Gu<strong>de</strong> Schaal, die 1915 in Hamburg-Altona<br />
geborene Nord<strong>de</strong>utsche, die in <strong>Reutlingen</strong><br />
nie so richtig heimisch wur<strong>de</strong>, verleiht<br />
vielen ihrer ausdrucksstarken, magischen<br />
Bil<strong>de</strong>rn die meist eher wehmütige Erinnerung<br />
an <strong>de</strong>n Nor<strong>de</strong>n Deutschlands, wo sie<br />
aufgewachsen ist o<strong>de</strong>r an Nordseeinseln<br />
wie Spiekeroog und Sylt, wo sie sich sehr<br />
gerne und oft aufgehalten hat. Meer und<br />
Meereslandschaften sind daher ein wichtiges<br />
Sujet in ihrem Œuvre. Klassisch,<br />
melancholisch, eigenwillig, sprö<strong>de</strong>, das<br />
sind Adjektive, die zur Kunst von Gu<strong>de</strong><br />
Schaal in <strong>de</strong>r ihr eigenen Reduktion passen;<br />
unverkennbar hat sie über die Jahrzehnte<br />
künstlerischen Schaffens ihre eigene<br />
Handschrift entwickelt und geprägt.<br />
Technisch arbeitet sie in <strong>de</strong>r Regel in Öl<br />
auf Hartfaserplatte – häufig in recht großen<br />
Formaten -, wobei ihr das Lob auf die<br />
Schöpfung und eine präzise künstlerische<br />
Stimmigkeit <strong>de</strong>r Gesamtkonzeption sehr<br />
wichtig sind. Sie interpretiert die Aufgabe<br />
ihres Künstlerdaseins als Weitergabe <strong>de</strong>r<br />
Kraft, die ihr vom Schöpfer mitgegeben<br />
wur<strong>de</strong>; bezeichnend daher auch die Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>s Lichts als spirituelle Quelle<br />
für die Künstlerin Gu<strong>de</strong> Schaal. Mit ihren<br />
Arbeiten erforscht sie innere Zustän<strong>de</strong> in<br />
<strong>de</strong>likater Farbgebung; nie malt sie vor<br />
<strong>de</strong>r Natur, son<strong>de</strong>rn sie lässt die Bil<strong>de</strong>r vor<br />
ihrem imaginären Auge entstehen: ›Ich<br />
male nicht vor <strong>de</strong>m Motiv, son<strong>de</strong>rn aus<br />
<strong>de</strong>m Inneren.‹ Ihre Werke wirken häufig<br />
streng und entschie<strong>de</strong>n; örtlich sowie<br />
zeitlich oft nicht genau bestimmbar und<br />
dadurch zeitlos und immergültig, aber<br />
jeweils von großer menschlicher Empathie<br />
geprägt. Ein weiterer Schwerpunkt<br />
neben <strong>de</strong>n Landschaften sind ihre Menschendarstellungen<br />
und Portraits, gera<strong>de</strong><br />
in letzter Zeit ein sehr wichtiger Bereich<br />
ihrer künstlerischen Arbeit. In ihren Werken<br />
<strong>de</strong>ckt sie das existentielle spannungsgela<strong>de</strong>ne<br />
Nebeneinan<strong>de</strong>r von Mann und<br />
Frau auf, entlarvt Beziehungen zueinan<strong>de</strong>r<br />
o<strong>de</strong>r zeigt Menschen in Lebenskrisen. In<br />
jüngster Zeit greift die Künstlerin auch ab<br />
und zu Themen früherer abstrakter Bil<strong>de</strong>r<br />
wie<strong>de</strong>r auf. Die Kunst von Gu<strong>de</strong> Schaal ist<br />
nicht leicht verdaulich, sie for<strong>de</strong>rt uns mit<br />
ihren Arbeiten zum eigenen Nach<strong>de</strong>nken<br />
und Philosophieren auf und nicht zum<br />
schnellen, oberflächlichen Bild-Konsum.<br />
Die Werke <strong>de</strong>r Künstlerin sind eine meisterlich-intensive<br />
Sicht auf eine Welt, die<br />
von Fremdheit, Angst, Kühle und Verlust<br />
geprägt ist und <strong>de</strong>nen dabei das Kunststück<br />
gelingt, nicht <strong>de</strong>pressiv zu wirken,<br />
son<strong>de</strong>rn uns intensiv anregen, über die<br />
entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Fragen <strong>de</strong>s Lebens nachzu<strong>de</strong>nken.<br />
Der Sozialphilosoph Theodor<br />
Adorno (1903-1969) hat für diese Sichtweise<br />
die richtigen Worte gefun<strong>de</strong>n:<br />
›Kunstwerke, die <strong>de</strong>r Betrachtung und<br />
<strong>de</strong>m Gedanken ohne Rest aufgehen, sind<br />
keine.‹<br />
Barbara Krämer<br />
Gu<strong>de</strong> Schaal ›Leuchtturm in <strong>de</strong>r Brandung‹<br />
2009, Öl auf Hartfaser, 70x60<br />
183
Gabriele Seeger<br />
Malerei Keramik Installation<br />
1949 in Überlingen geboren. 1968 Abitur in Biberach. 1968-71 Studium <strong>de</strong>s Bibliothekswesens<br />
und <strong>de</strong>r Kunstgeschichte in Stuttgart. 1976-79 Freie Kunstschule München: Studium <strong>de</strong>r<br />
Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Kunst: Malerei, Zeichnung, Plastik und <strong>de</strong>r Angewandten Kunst: Gefäß, Baukeramik,<br />
Kachelofenbau. Seit 1985 Atelier in <strong>Reutlingen</strong>. Große Hausarbeit über DADA. Selbstbestimmung<br />
in <strong>de</strong>r Kunst. Deutsche, russische, hugenottische, baltische Vorfahren. Thema ›Exil‹. Seit 1975<br />
verheiratet mit <strong>de</strong>m Arzt Klaus-Peter Seeger, zwei Kin<strong>de</strong>r: Anna *1980 und Valentin *1983.<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1979 Concorso Internationale <strong>de</strong>lla Ceramica d’Arte, Faenza, Italien (G, K)<br />
1979 Auszeichnung: Diploma die Faenza<br />
1979 ›Tiere <strong>de</strong>r Arche‹, Stadtbibliothek, München-Obergiesing (E)<br />
1982 ›Weihnacht und Lebensbäume‹, Kleine Galerie im Stock, Traunstein (E)<br />
seit 1988 Jahresausstellungen <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
1999 ›Trau Dich‹, Haus <strong>de</strong>s Kunsthandwerks, Schwäbisch Gmünd (G)<br />
2001 ›<strong>GEDOK</strong> ganz groß‹, Kulturhalle Tübingen (G)<br />
2004 ›Engel über Tübingen‹, Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Tübingen (E)<br />
2004 ›Engel über Albstadt‹, Erlöserkirche Albstadt (E)<br />
2004 ›Projekt Abendmahl‹, Kreuzkirche Albstadt (E)<br />
2005 ›Gegenübergestellt‹, Heimatmuseum <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2005 ›Gruppenbild mit Dame‹, Rathaus Mössingen (G)<br />
2006 ›2x7 Bil<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r Januarproduktion‹, Rathaus Eningen, mit MAMU (E)<br />
2006 ›Engel über Geislingen‹, Pauluskirche Geislingen (E)<br />
2006/07 ›Der Re<strong>de</strong> wert‹, Wan<strong>de</strong>rausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> (G):<br />
Rathaus <strong>Reutlingen</strong> und Galerie Dorothea Schra<strong>de</strong>, Diepoldshofen<br />
2007 ›40²‹, Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2008 ›Hüttenfenster und Ikonen‹, Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2008 ›<strong>GEDOK</strong> im Quartett‹, Villa Eugenia, Hechingen (G)<br />
2009 Son<strong>de</strong>rausgabe ›Künstler-GEA‹, Kreissparkasse <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2009 Maison <strong>de</strong>s Métiers d‘ Art, Roanne, Frankreich (G)<br />
2009 ›Lass mich sein, was ich bin‹, Galerie Geiselhart, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2009 ›Produkt Kunst‹, Galerie Geiselhart, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2009/10 ›Achtung Spannung‹, Wan<strong>de</strong>rausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> SÜD (G):<br />
Rathaus <strong>Reutlingen</strong>; Orgelfabrik, Karlsruhe; KSK Freiburg<br />
2010 ›Selma Meerbaum-Eisinger‹, Stadtbibliothek <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2010 ›Lass mich sein, was ich bin‹, Gunzoburg, Überlingen (E)<br />
2010 ›Sprachgitter und Hüttenfenster‹, Stadtbücherei, Pfullingen (E)<br />
2010 ›Blaupause‹, Kulturnacht, <strong>GEDOK</strong>, Kulturhalle Tübingen (G)<br />
2010 ›Blick in die Pupille‹, Produzentengalerie <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2010 Gallery Schmidt, Reading, USA (G)<br />
Mitgliedschaften: 1. Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>; Gründungs- und Vorstandsmitglied <strong>de</strong>r<br />
Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong>; Internationaler Bo<strong>de</strong>nseeklub, Nördlicher Bo<strong>de</strong>nsee,<br />
Sektion Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kunst<br />
Veröffentlichungen: Reutlinger Künstler Lexikon, Thomas L. Heck, J. Liebchen, <strong>Reutlingen</strong><br />
1999; 50 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 2001; Kultur am Bo<strong>de</strong>nsee, 11/2010;<br />
www.gedok-reutlingen.<strong>de</strong>/gabriele_seeger<br />
Ankäufe: Evangelische Gemein<strong>de</strong> Albstadt; Evangelische Gemein<strong>de</strong> <strong>Reutlingen</strong>; Evangelische<br />
Gemein<strong>de</strong> Tübingen; Landratsamt <strong>Reutlingen</strong>; Sammlung Gerstenberg, <strong>Reutlingen</strong><br />
184
Gabriele Seeger<br />
Gabriele Seeger beruft sich in ihrer künstlerischen<br />
Arbeit auf zwei Bereiche kreativer<br />
Mitteilung: das plastische Arbeiten in<br />
Ton, das ihr Œuvre etwa bis 2003 dominiert<br />
– als Plastikerin hat sie einen be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n<br />
Namen – und die Malerei, die ihr<br />
Denken und alle Sinne heute erfüllt. Studiert<br />
hat sie bei<strong>de</strong>s an <strong>de</strong>r Münchner Aka<strong>de</strong>mie.<br />
Dass sie ursprünglich in die damals<br />
dort neu eingerichtete Keramikklasse von<br />
Bernhard Schulze wollte, spricht für die<br />
Qualität ihrer Entscheidungen. Auch ohne<br />
bei diesem berühmten Lehrer gearbeitet zu<br />
haben, zeigt sich in ihren figurativen Plastiken<br />
ein hoher Grad von Freiheit. Im Suchen<br />
und Fin<strong>de</strong>n unvermuteter plastischer<br />
Bil<strong>de</strong>r entstehen Menschendarstellungen,<br />
aber auch Engel, Tiere und Bäume. Zu<br />
Installationen gefügt, die immer an<strong>de</strong>rs,<br />
immer neu sind, erzählt sie Geschichten.<br />
Ein zusätzliches Moment bei <strong>de</strong>r Arbeit<br />
in Ton ist das Spiel mit Glasuren, das<br />
sie meisterhaft beherrscht. Immer haftet<br />
<strong>de</strong>n gebrannten, glasierten Figurinen auf<br />
diese Weise auch etwas Zufälliges an.<br />
In lebhafter Erinnerung ist mir die Reihe<br />
urtümlicher Baumkreationen, die in ihrer<br />
fest gefügten Gestalt wie mächtige Riesen<br />
aus <strong>de</strong>r Vorzeit anmuten.<br />
Die Gemäl<strong>de</strong>, die Gabriele Seeger heute erschafft,<br />
stehen <strong>de</strong>n machtvollen Kreationen<br />
in Ton an nichts nach. In ihnen sind Zeichen<br />
und innere Bil<strong>de</strong>r ins Große gewen<strong>de</strong>t,<br />
vereinfacht und quasi frei gestellt.<br />
Viele <strong>de</strong>r Arbeiten auf Leinwand fügen sich<br />
thematisch zu Zyklen. In <strong>de</strong>r Farbigkeit<br />
fast nur auf Schwarz, warmes Braun und<br />
dunkles Blau beschränkt, nur gelegentlich<br />
gibt es kleine Aufhellungen o<strong>de</strong>r Binnenzeichnungen<br />
mit <strong>de</strong>m Pinsel, arbeitet die<br />
Künstlerin vom Dunklen ins Helle. Schwarz<br />
ist also die Farbe <strong>de</strong>s Grun<strong>de</strong>s, von <strong>de</strong>m<br />
aus das monumentale Bildgeschehen entspringt.<br />
Großflächig beschwört sie Bil<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Kindheit. ›Krüge <strong>de</strong>r Erinnerung‹ heißt<br />
eine Folge. Der Winter damals, Ikonen,<br />
<strong>de</strong>r Heimatbegriff wer<strong>de</strong>n thematisiert.<br />
Die beeindruckendsten Darstellungen<br />
sind für mich aber jene entrückten Arbeiten,<br />
in <strong>de</strong>nen sie sich mit Gedichten von<br />
Marina Zwetajewa, Selma Meerbaum, Hil<strong>de</strong><br />
Domin, Paul Celan, Rose Auslän<strong>de</strong>r und<br />
Ilse Aichinger auseinan<strong>de</strong>rsetzt.<br />
Dr. Barbara Lipps-Kant<br />
›Portrait Gabriele Seeger‹ 2008<br />
Foto: Marinko Belanov<br />
S.186: Gabriele Seeger<br />
›Sprachgitter‹ 2007, Acryl/Leinwand, 120x90<br />
S.187: Gabriele Seeger ›Zu bei<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n‹<br />
2007, Acryl/Leinwand, 120x90<br />
185
186
187
Gabriele Sieber<br />
Malerei Grafik<br />
1923 in Mannheim geboren. Abitur und Musikstudium in Freiburg. Ausbildung in Aquarellmalen<br />
und Grafik bei Professor Losert, München/Wörth, sowie bei Professor Lucie Rivel, Paris, Frankreich.<br />
Ausbildung in Radierung an <strong>de</strong>r Internationalen Sommeraka<strong>de</strong>mie für Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kunst, Salzburg,<br />
bei <strong>de</strong>n Professoren Eglau, Meckseper, Bremer.Schwerpunkte: Landschaft, Natur, Verän<strong>de</strong>rung<br />
1949* Maren; 1953* Andreas; 1957* Ute<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1976-83 ›Le Salon <strong>de</strong>s Artistes Français‹: Grand Palais, Paris, Frankreich (G, K)<br />
Zentrum für Kunst, Vaduz, Liechtenstein (G)<br />
Galerie <strong>de</strong> Ville, Fribourg, Schweiz (G)<br />
1976 Medaille <strong>de</strong> Bronce <strong>de</strong> la Ville <strong>de</strong> Paris, Frankreich (G)<br />
1977/97 Städtische Galerie im Rathaus <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
1977/80 Künstlergil<strong>de</strong> Ulm (E)<br />
1978 Palais <strong>de</strong> Sully, Paris, Frankreich (G, K)<br />
1978 Ehrenpreis <strong>de</strong>s Salon <strong>de</strong>s Artistes Français - Mention Honorable,<br />
›Le Salon‹, Grand Palais Paris, Frankreich (G, K)<br />
1978 Galerie Von Kapf, München (E)<br />
1979 <strong>GEDOK</strong>-Haus, Stuttgart (E)<br />
1982 ›Le Salon Internationale d‘Automne‹, Grand Palais Paris, Frankreich (G,K)<br />
1983 Galerie Schloss Remseck, Neckarems (E)<br />
seit 1985 zahlreiche Beteiligungen ›Reutlinger Künstler‹, Städtische Galerie (G)<br />
1988 Kulturzentrum, Athen, Griechenland (G, K)<br />
1988 Äußere Stadtkelter, VBKW, Metzingen (G, K)<br />
1991 ›40 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>‹, Rathaus <strong>Reutlingen</strong> (G, K)<br />
1994 Galerie Goya, Saragossa, Spanien (G)<br />
1996 Rathaus Nürnberg (G)<br />
2000 Zeughaus, Insel Bréhat, Frankreich (G)<br />
Deutsche Botschaft, La Valetta, Malta (E)<br />
2006/07 ›Der Re<strong>de</strong> wert‹, Wan<strong>de</strong>rausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> (G):<br />
Rathaus <strong>Reutlingen</strong> und Galerie Dorothea Schra<strong>de</strong>, Diepoldshofen<br />
2009 ›Produkt Kunst‹, Galerie Geiselhart, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2009 Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2009 ›VBKW²‹, Rathaus <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2010 Gallery Schmidt, Reading, USA (G)<br />
2010 ›Kunst.Lesen‹, VBKW, Stadtbibliothek <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>; VBKW; Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong>; Fédération<br />
Internationale Culturelle Féminine, Paris; Société Internationale <strong>de</strong>s Artistes Français, Paris;<br />
Ulmer Künstlergil<strong>de</strong><br />
Veröffentlichungen: Kataloge zu <strong>de</strong>n Paris Salon – Ausstellungen 1976, 1978 und 1981 im<br />
Grand Palais <strong>de</strong>s Champs Elisées; Gerhard Grimm, Gabriele Sieber – Malerei und Grafik,<br />
Son<strong>de</strong>rdruck, <strong>Reutlingen</strong> 1982; Druckgrafik, Oberstdorfer Kulturtage, Katalog, Oberstdorf 1984;<br />
Katalog <strong>de</strong>r Ulmer Künstlergil<strong>de</strong> 1987; Kulturzentrum Athen, Ausstellungskatalog, Athen 1988;<br />
Verband Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Künstler/Region Neckar Alb, Ausstellungskatalog, Stuttgart 1988; Reutlinger<br />
Künstler Lexikon, Thomas L. Heck, J. Liebchen, <strong>Reutlingen</strong> 1999; 40 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>,<br />
Ausstellungskatalog, <strong>Reutlingen</strong> 1991; 50 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 2001<br />
Ankäufe: Augustinermuseum, Freiburg; Staatsgalerie Stuttgart; Städtisches Museum Ulm;<br />
Regierungspräsidium Stuttgart; Regierungspräsidium Tübingen; Städtische Sammlungen<br />
<strong>Reutlingen</strong>; Galerie im Schloss, Remseck<br />
188
Gabriele Sieber<br />
Zwei Themenkreise bestimmen Gabriele<br />
Siebers Arbeit: die Musik und die Landschaft.<br />
Bei<strong>de</strong> sind biografisch begrün<strong>de</strong>t<br />
– die Künstlerin stammt aus einem musikalischen<br />
Elternhaus und wohnte lange<br />
auf <strong>de</strong>r Schwäbischen Alb.<br />
In ihren Musikbil<strong>de</strong>rn erfasst die Künstlerin<br />
nicht nur ein kammermusikalisches<br />
Ensemble mit ihren Instrumenten, <strong>de</strong>ssen<br />
körperlichen Einsatz und die Konzentration<br />
während <strong>de</strong>s Spiels. Man meint durch<br />
Haltung und Art <strong>de</strong>r Darstellung auch <strong>de</strong>n<br />
Charakter <strong>de</strong>r Musik visualisiert zu sehen.<br />
Natur und Landschaft reflektiert sie kritisch:<br />
Neben großen Überschaulandschaften,<br />
mal wie selbstverständlich ausgebreitet,<br />
mal stürmisch emotional aufgewühlt,<br />
gibt es Arbeiten, die sich auf das Detail<br />
konzentrieren. Hier präsentiert Sieber<br />
Bäume, Blätter, Wolken in starker Nahsicht.<br />
Völlig aus <strong>de</strong>m Kontext genommen,<br />
richtet sich <strong>de</strong>r Blick auf das Einzelstück.<br />
Die Oberflächenstruktur ist mit <strong>de</strong>m Auge<br />
abzutasten, das Innenleben ist am Äußeren<br />
abzulesen, einzelne Details treten als<br />
grafische Elemente hervor, strukturieren<br />
und verleihen <strong>de</strong>m Bild eine räumliche<br />
Ordnung. Die Arbeiten leben von <strong>de</strong>r<br />
Spannung <strong>de</strong>r mimetischen Ausformulierung<br />
und <strong>de</strong>r abstrahierten o<strong>de</strong>r verfrem<strong>de</strong>ten<br />
Formgebung – von expressiven bis<br />
hin zu surrealen Anspielungen.<br />
Aktuelle Arbeiten extrahieren ein reiches<br />
künstlerisches Leben: Die zerbrochene<br />
Brille, zusammengeführt mit <strong>de</strong>m aufgeschlagenen<br />
Band (Tagebuch <strong>de</strong>r ›Lebenserinnerung‹),<br />
zwei gealterten Hän<strong>de</strong>n<br />
(Arbeitsinstrumente <strong>de</strong>r Künstlerin) und<br />
einem Blitz (Gedanken).<br />
Gabriele Sieber sieht sich zeitlebens <strong>de</strong>r<br />
Grafik verpflichtet: Mit <strong>de</strong>r Linie erfasst sie<br />
Körper, Charakter und Stimmung. Handwerklich<br />
meisterhaft und mit souveräner<br />
Präzision fixiert sie ihre Themen ohne<br />
ins Anekdotische abzudriften, mit großer<br />
räumlicher Tiefe, die eine interpretatorische<br />
Entsprechung hat.<br />
Dr. Evamarie Blattner<br />
Gabriele Sieber ›Was übrig bleibt‹ 1985/96<br />
Aquatintaradierung, 40x30<br />
S. 190-191: Gabriele Sieber<br />
›Am Altwasser‹ 1982/89, Aquarell, 48x60<br />
189
190
191
Margot Spuhler<br />
Skulptur<br />
1942 geboren in Brüx, Tschechien<br />
1981-85 Studium <strong>de</strong>r freien Kunstschule Nürtingen,<br />
Fachklasse Keramik<br />
1986 Eröffnung einer Werkstatt,<br />
Dozentin an <strong>de</strong>r VHS Tübingen<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1992 Lan<strong>de</strong>sgewerbeamt Karlsruhe (G)<br />
1994 Kunsthalle Tübingen (G)<br />
1999 Galerie Fil<strong>de</strong>rstadt, Bernhausen (E)<br />
2001 ›<strong>GEDOK</strong> ganz groß‹, Kulturhalle Tübingen (G)<br />
2001 Jahresausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G, K)<br />
2002 Stadtmuseum Tübingen (G)<br />
2002 Rathaus Dettenhausen (E)<br />
2004 Daimler Chrysler, Stuttgart (E)<br />
2005 Rudolf Steiner Haus, Stuttgart (E)<br />
2006/07 ›Der Re<strong>de</strong> wert‹, Wan<strong>de</strong>rausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> (G):<br />
Rathaus <strong>Reutlingen</strong> und Galerie Dorothea Schra<strong>de</strong>, Diepoldshofen<br />
2007 ›Rot‹, <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong><br />
2007 Galerie Gutekunst, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2009 Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2009 ›Produkt Kunst‹, Galerie Geiselhart, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2009 ›works on paper‹, Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2010 Gallery Schmidt, Reading, USA (G)<br />
2010 Galerie im Kulturcenter Pfeiffer, Leonberg (G)<br />
2010 ›Augen.Blick.Mal‹, Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2010 ›Hülle und Fülle‹, <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2010 ›Blaupause‹, Kulturnacht, <strong>GEDOK</strong>, Kulturhalle Tübingen<br />
Teilnahme an Workshops bei: Imre Schrammel, Porto Ronco;<br />
Gustav Weiss, Österreich und Ägypten<br />
Teilnahme an internationalen Symposien in Zagreb, Kroatien und Varaždin, Ungarn<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>, Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong><br />
Veröffentlichungen: ›Neue Keramik‹ 9/1997, Höhr-Grenzhausen 1997; ›Neue Keramik‹ 1/1998,<br />
Höhr-Grenzhausen 1998; 50 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 2001<br />
www.gedok-reutlingen.<strong>de</strong>/margot_spuhler<br />
Öffentlicher Ankauf: Rathaus Ellmendingen und zahlreiche private Ankäufe<br />
Die Welt <strong>de</strong>r Mythen und Sagen bietet mir immer wie<strong>de</strong>r Anknüpfungspunkte, um grundlegend<br />
Menschliches zu thematisieren. Die raue Materialität und Brüchigkeit meines Arbeitsmaterials<br />
vergegenwärtigt die Vergänglichkeit alles Seins.<br />
192
Margot Spuhler<br />
Margot Spuhlers Werk bewegt sich zwischen<br />
Plastik und Relief. Selbst die vollplastisch<br />
ausgestalteten Arbeiten sind auf<br />
Vor<strong>de</strong>ransicht hin angelegt. Der beson<strong>de</strong>re<br />
Reiz liegt in <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>r Oberfläche.<br />
Die Arbeiten sind auf die inhaltliche<br />
Aussage reduziert. Im Material Ton sieht<br />
die Künstlerin die größten Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>s Gestaltens und Formens. Mehrmaliges<br />
Brennen und Bearbeiten <strong>de</strong>r Figur<br />
mit Mineralien und Chemikalien sowie die<br />
bevorzugt erdige Farbigkeit verleiht <strong>de</strong>n<br />
Arbeiten eine archaische Anmutung.<br />
Ausgangspunkte sind in <strong>de</strong>r Regel Formen<br />
<strong>de</strong>s Alltags. Von diesen inspiriert, entwickelt<br />
Margot Spuhler ihre Gestalten. Der jeweilige<br />
Titel ergibt sich in <strong>de</strong>r Regel aus<br />
<strong>de</strong>m Alten Testament, <strong>de</strong>r griechischen<br />
Geschichte und Mythologie o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Sagenwelt.<br />
Naheliegend ist, dass <strong>de</strong>r Physiognomie<br />
<strong>de</strong>r Figuren eine zentrale Be<strong>de</strong>utung<br />
zukommt. Das eindringliche, fast<br />
mahnend erscheinen<strong>de</strong> Antlitz von Moses<br />
erfährt seine thematische Unterstreichung<br />
durch <strong>de</strong>n Zeigegestus, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Blick auf<br />
eine Fläche lenkt, auf <strong>de</strong>r man hebräische<br />
Schriftzeichen zu ent<strong>de</strong>cken glaubt. Die<br />
Assoziation an die Gesetzestafeln liegt<br />
nahe.<br />
Bei zahlreichen Arbeiten <strong>de</strong>r Künstlerin<br />
steht allein die Physiognomie im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />
– zunächst als Rundplastik o<strong>de</strong>r in<br />
<strong>de</strong>r Fläche. Spuhler experimentiert mit<br />
Deformationen, so dass verzerrte Gesichter<br />
entstehen. Außer<strong>de</strong>m spielt sie mit<br />
doppelten Gesichtern, lesbar als zwei getrennte<br />
Personen o<strong>de</strong>r als unterschiedliche<br />
Gesichter, die einer Person innewohnen<br />
können.<br />
Seit einigen Jahren arbeitet Margot Spuhler<br />
abstrakt: Sie baut ihre Objekte aus unterschiedlichen<br />
Materialien, teils aus<br />
Fundstücken, die sich in ihrer materiellen<br />
Gegensätzlichkeit sowie in Form und Leere<br />
in einem spannungsreichen Verhältnis zueinan<strong>de</strong>r<br />
befin<strong>de</strong>n.<br />
Dr. Evamarie Blattner<br />
›Atelier Margot Spuhler‹ 2010<br />
Foto: Nanna Engel-Bauschert<br />
S.194-195: Margot Spuhler<br />
›Melancholie‹ 2010, Skulptur, H 47 B 27<br />
193
194
195
Ingrid Swoboda<br />
Malerei Collage Grafik Fotografie<br />
bis 1981<br />
seit 1987<br />
geboren in Neu-Ulm<br />
lebt und arbeitet in Tübingen und <strong>Reutlingen</strong><br />
Ausbildung und Studium<br />
intensive Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit Kunst<br />
und Aneignung künstlerischer Techniken<br />
1990-93 Kunstschule Fil<strong>de</strong>rstadt, 6 Semester<br />
Zeichnung und Malerei (Hannes Steinert)<br />
2001 Aka<strong>de</strong>mie Irsee, Buchillustration (Sophie Bran<strong>de</strong>s)<br />
2002 Aka<strong>de</strong>mie Irsee, Malerei (Thomas Lange)<br />
seit 1992<br />
seit 1994<br />
seit 1995<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen<br />
Mitglied <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong><br />
Atelier in <strong>de</strong>r Alten Spinnerei, Wannweil<br />
1994 Triennale, Ulmer Museum (G, K)<br />
1995 Kunst in Tübingen, Kunsthalle (G)<br />
1997 Obere Stube Ulm, Künstlergil<strong>de</strong> (E)<br />
1997 Kunst in Tübingen, Kunsthalle (G)<br />
1997 Künstlergil<strong>de</strong> Ulm, Kornhaus (G)<br />
2000 ›Rot Sehen‹, Kulturhalle Tübingen (E)<br />
2000 ›Dreierlei‹, Volkshochschule Ulm (G)<br />
2001 Verband bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Künstler Württemberg, Ulm (G)<br />
2002 Haus am Gorisbrunnen, Bad Urach (E)<br />
2003 Forum Bo<strong>de</strong>lshausen (G)<br />
2004 Atelierausstellung Mably, Frankreich (G)<br />
2004 ›Kunst in Tübingen‹, Stadtmuseum (G)<br />
2005 Künstlerhaus Ulm (G)<br />
2006 Kunst in Tübingen, Stadtmuseum (G)<br />
2006/07 ›Der Re<strong>de</strong> wert‹, Wan<strong>de</strong>rausstellung <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> (G):<br />
Rathaus <strong>Reutlingen</strong> und Galerie Dorothea Schra<strong>de</strong>, Diepoldshofen<br />
2008 ›Im Quartett‹, Villa Eugenia, Hechingen (G)<br />
2008 Galerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2008 Reutlinger Künstler, Städtische Galerie, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2009 ›Produkt Kunst‹, Galerie Geiselhart, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2010 ›Blaupause‹, Kulturnacht, <strong>GEDOK</strong>, Kulturhalle Tübingen (G)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>; Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong><br />
Veröffentlichungen: Triennale Ulm 1994, Ausstellungskatalog, Ulm 1994;<br />
Reutlinger Künstler Lexikon, Thomas l. Heck, J. Liebchen, <strong>Reutlingen</strong> 1999;<br />
www.wwateliers.<strong>de</strong><br />
Öffentliche Ankäufe: Regierungspräsidium Tübingen; Landratsamt <strong>Reutlingen</strong><br />
196
Ingrid Swoboda<br />
Als lei<strong>de</strong>nschaftliche Malerin und Zeichnerin<br />
ist Ingrid Swoboda immer wie<strong>de</strong>r<br />
in Erscheinung getreten. Als Eine, die mit<br />
weit ausholen<strong>de</strong>m Arm, mit großer Geste<br />
aber auch mit kleinem Pizzicato malt und<br />
in ihren Kunstwerken, Gemäl<strong>de</strong>n aber<br />
auch Skizzen auf Leinwand und auf Papier,<br />
gewissermaßen lautstark aber auch verhalten<br />
<strong>de</strong>r inneren Vision Raum verleiht.<br />
Bis vor wenigen Monaten noch war Rot die<br />
Farbe ihrer Sehnsucht. In Rot, in einem<br />
ganz bestimmten, warmen, tief leuchten<strong>de</strong>n<br />
Rot drückte sie all das aus, wozu es<br />
gemein hin vieler Farben und Nuancen bedarf.<br />
Und das Ergebnis war in seiner Strenge<br />
und Konsequenz beeindruckend. Heute<br />
liegt diese Phase hinter ihr. Sie verwen<strong>de</strong>t<br />
auch an<strong>de</strong>re Farben, die Fülle differenzierter<br />
Weißnuancen etwa o<strong>de</strong>r Schwarz. Doch<br />
liegt Rot als unterste Schicht in einigen<br />
Fällen <strong>de</strong>n sich in Etappen aufbauen<strong>de</strong>n<br />
Kompositionen zu Grun<strong>de</strong>.<br />
In ihrer figurativen Malerei beschwört die<br />
Künstlerin Bil<strong>de</strong>r von frem<strong>de</strong>n, erst im<br />
Entstehungsprozess geschaffenen Welten.<br />
Im dynamischen Zeichnen begibt<br />
sie sich auf eine Reise, an <strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> die<br />
Figuration, das geheimnisvolle Mal, das<br />
Assoziationen auslösen<strong>de</strong> Zeichen steht.<br />
Leuchten<strong>de</strong> Farbräume können das sein,<br />
meditative Zonen <strong>de</strong>r Innerlichkeit o<strong>de</strong>r<br />
mit breitem Pinsel vollzogene, kühne Erkundungen.<br />
Immer fin<strong>de</strong>n sich Farbe und<br />
Form in vibrieren<strong>de</strong>r Spannung. Geheimnisvolle<br />
Bildräume la<strong>de</strong>n zum Verweilen,<br />
zum Träumen ein. Im Durchmessen <strong>de</strong>r<br />
unbekannten und <strong>de</strong>nnoch vertrauten<br />
Zonen, die wie Erzählungen ohne Worte<br />
scheinen, erschließt sich <strong>de</strong>r Reichtum und<br />
die Be<strong>de</strong>utung einer nicht am Gegenstand<br />
festgemachten Kunst. Und es ist dieses<br />
Eintauchen in eine mit Pinsel und Stift<br />
vorgegebene neue Wirklichkeit, dieses<br />
Eintauchen in die Vision, das mich immer<br />
wie<strong>de</strong>r begeistert. Kraftvoll und dicht sind<br />
ihre Mitteilungen. Erfüllt von geheimnisvoller<br />
Verheißung. Drängend in ihrer unbändigen<br />
Formsuche und Bildfindung.<br />
Welt<strong>de</strong>utung? Zeitzeugnis? Ja, aber weit<br />
entrückt.<br />
Dr. Barbara Lipps-Kant<br />
Ingrid Swoboda ›o.T.‹ 2009<br />
Acryl auf Papier, 30x30<br />
S.198-199: Ingrid Swoboda ›o.T.‹ 2009<br />
Acryl auf Leinwand, 100x160 (zweiteilig)<br />
197
198
199
Birgit Weber<br />
Malerei Zeichnung<br />
1958 geboren in Lahr<br />
seit 1991 im Großraum <strong>Reutlingen</strong>/Tübingen lebend<br />
1996–99 Besuch <strong>de</strong>s Kunstseminars Freie Hochschule Metzingen<br />
Kurse in Kloster Irrsee, Europäische Aka<strong>de</strong>mie Trier und<br />
Zeicheninstitut <strong>de</strong>r Universität Tübingen<br />
Ausstellungen, Auswahl<br />
1997 Galerie Bickel Lahr (E)<br />
seit 1997 ›Tübinger Künstler‹, Stadtmuseum Tübingen (G)<br />
seit 1997 Jahresausstellungen <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2001 Telekom Stuttgart–Vaihingen (E)<br />
2002 ›Außer Kontrolle‹, Neuer Botanischer Garten Tübingen (E)<br />
›Menschen-Bil<strong>de</strong>r‹, Körperbehin<strong>de</strong>rten-För<strong>de</strong>rung Mössingen (E)<br />
2003 ›Botanische Zeichnungen‹, Institut für Pathologie,<br />
Universität Tübingen (E)<br />
2003 ›Dunkelheit‹, Shedhalle Tübingen (G)<br />
2007 Villa Eugenia, Hechingen (E)<br />
2008 ›Reutlinger Künstler‹, Städtische Galerie, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2008 ›Spielart‹, VBKW, Regierungspräsidium am Ron<strong>de</strong>llplatz, Karlsruhe (G)<br />
2009 ›Kin<strong>de</strong>rspiele‹, Citykirche, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2010 ›Blickwinkel‹, Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2009 ›Produkt Kunst‹, Galerie Geiselhart, <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2010 Gallery Schmidt, Reading, USA (G)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>; VBKW; Produzentengalerie Pupille<br />
Veröffentlichungen: Reutlinger Künstler Lexikon, Thomas L. Heck, J. Liebchen, <strong>Reutlingen</strong> 1999;<br />
50 Jahre <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>, Katalog, <strong>Reutlingen</strong> 2001<br />
www.gedok-reutlingen.<strong>de</strong>/birgit_weber<br />
Öffentliche Ankäufe: Universität Tübingen; Landratsamt <strong>Reutlingen</strong><br />
200
Birgit Weber<br />
Birgit Weber tritt als lei<strong>de</strong>nschaftliche<br />
Zeichnerin in Erscheinung. Als Eine, die<br />
mit <strong>de</strong>m Stift nicht nur umreißt und charakterisiert,<br />
vielmehr ganzheitlich erfasst,<br />
protokolliert und erfin<strong>de</strong>t. Ihre oft viel<strong>de</strong>utigen<br />
Strichgebil<strong>de</strong> bestehen bisweilen<br />
als unentwirrbare Knäuel, aber auch als<br />
gedrängte Formulierungen o<strong>de</strong>r umschreiben<strong>de</strong>,<br />
paraphrasieren<strong>de</strong> Informationen.<br />
Viele ihrer Arbeiten sind in Zyklen zusammengefasst.<br />
Diese Werkreihen dienen<br />
<strong>de</strong>r Diskussion, <strong>de</strong>r Vertiefung eines<br />
Themas. Im Motivischen offen, spielen in<br />
<strong>de</strong>n Zeichnungen Mensch, Tier und Pflanze<br />
eine Rolle. Aber auch <strong>de</strong>r Raum, <strong>de</strong>r Ablauf<br />
einer Bewegung können Anregung zu weiterreichen<strong>de</strong>n<br />
Mitteilungen sein. Darüber<br />
hinaus ist sie eine begabte Porträtistin.<br />
Wie entrückt stehen da Zeichnungen von<br />
Knospe, Blüte und Spross. Skizzenblattartig<br />
in ihrer gewollten, aus <strong>de</strong>m Zusammenhang<br />
gelösten Vereinzelung. Nur entfernt<br />
an botanische Pflanzenporträts erinnernd<br />
kommen in <strong>de</strong>r zupacken<strong>de</strong>n, gleichwohl<br />
fabulieren<strong>de</strong>n Art <strong>de</strong>r Strichführung<br />
Emotionen <strong>de</strong>r Künstlerin zum Ausdruck.<br />
Hommage an die Schöpfung im weitesten<br />
Sinne! Im spannungsvollen Wechsel von<br />
Strichgewittern und Strichwüsten verbirgt<br />
sich eine Künstlerin, <strong>de</strong>r die Welt als geheimnisvolle<br />
Metapher erscheint.<br />
Es ist zum Einen <strong>de</strong>r Duktus <strong>de</strong>s Strichs,<br />
jener mit leichter o<strong>de</strong>r lasten<strong>de</strong>r Hand geführte<br />
Dialog von Graphit, Bleistift, Kohle<br />
o<strong>de</strong>r Pinsel und Papier, <strong>de</strong>m An- und Abschwellen,<br />
Verharren und Abbruch eignet,<br />
<strong>de</strong>r die Zeichnungen bestimmt. Gelegentlich<br />
tritt zu <strong>de</strong>m Schwarz, Grau und Weiß<br />
auch Farbe. Zum An<strong>de</strong>ren jedoch die Art<br />
und Weise, wie auf <strong>de</strong>m Papierbogen<br />
künstlerische Mitteilung gebün<strong>de</strong>lt ist. Hier<br />
zeigt sich das Sehen, Intuitiv-Erfassen und<br />
unmittelbar zu Papier-Bringen ganz unverstellt.<br />
Immer, und das kennzeichnet diese<br />
Arbeiten in beson<strong>de</strong>rer Weise, ist in ihnen<br />
auch das Wissen <strong>de</strong>r Künstlerin, und ihre<br />
Vision enthalten. So fin<strong>de</strong>n sich innere Bil<strong>de</strong>r<br />
und äußere Eindrücke in hintergründigen<br />
Strichfolgen zur Welt<strong>de</strong>utung vereint.<br />
Dr. Barbara Lipps-Kant<br />
Birgit Weber ›Alleskleber‹ 2009, Kohle, 100x70<br />
S. 202-203: Birgit Weber<br />
›Wasserspiele‹ 2008, Kohle, 32x44<br />
201
202
203
Izumi Yanagiya<br />
Malerei Plastik Tanz Performance<br />
Geburt am 4. Dezember 1957 in Sapporo, <strong>de</strong>r Hauptstadt von Japans nördlichster seiner vier<br />
größten Inseln. Abgeschlossene Ausbildung an <strong>de</strong>r Fachhochschule für Ernährungswesen und<br />
Hauswirtschaft in Sapporo. Abgeschlossene Ausbildung an <strong>de</strong>r Schauspielschule Butai Geijutsu<br />
Gakuin in Tokio (zwei jährige Ausbildung). Ab <strong>de</strong>m 5. Lebensjahr Unterricht in traditionellem<br />
japanischen Tanz in Sapporo. Mitwirkung bei <strong>de</strong>m Kotosono-Ensemble, mit <strong>de</strong>m verschie<strong>de</strong>ne<br />
Gastspielreisen in die ehemalige UdSSR mit Höhepunkten in Moskau und St. Petersburg. Erlernen<br />
<strong>de</strong>r japanischen Kalligraphie ab <strong>de</strong>m 7. Lebensjahr. Weiterführung mit `sho`, <strong>de</strong>r ostasiatischen<br />
Kunstform im Ausdruck <strong>de</strong>r Schrift, die zum Bild wird. Studium <strong>de</strong>s Faches Textil-Design an <strong>de</strong>r<br />
Fachhochschule für Wirtschaft und Technik, in <strong>Reutlingen</strong>. Abschluss <strong>de</strong>s Master-Studienganges<br />
Textil and Clothing Technologie.<br />
Ausstellungen und Aktionen, Auswahl<br />
seit 1995 Aufführungen <strong>de</strong>s traditionellen japanischen Tanzes<br />
1997 Dominohaus, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2002 ›Papierarbeiten, Aquarelle, Kalligraphie‹, Ausstellung im Atelier in Metzingen (E)<br />
2002 ›Papier, Aquarelle, Kalligraphie‹, Art Affairs, Galerie für internationale Kunst,<br />
Starzach-Bierlingen (E)<br />
2004 ›Papierarbeiten, Materialkollagen, Kalligraphien‹, Ausstellung in <strong>de</strong>r<br />
Katharinenkirche in <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
2005 Ausstellung im Heimatmuseum <strong>Reutlingen</strong> in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong><br />
<strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2006 Stadtmuseum Tübingen (G) und Kulturhalle Tübingen (G)<br />
2006 Chelsea Gallery, London, GB (G)<br />
2007 ›Rot‹, <strong>GEDOK</strong>, Spitalhof <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2008 Städtische Galerie <strong>Reutlingen</strong> (G)<br />
2009 ›Maison <strong>de</strong>s Métiers d’Art‹ Roanne, Frankreich (G)<br />
2010 ›Natur-Spuren / Natur spüren‹, Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong> (E)<br />
mit gleichnamiger Performance mit Andreas Hoffmann (P)<br />
2010 ›art Karlsruhe 2010‹, Internationale Messe (G, K)<br />
2010 Gallery Schmidt, Reading, USA (G)<br />
2010 ›Arbeiten auf Papier und mit Papier‹, Fritz und Hil<strong>de</strong>gard Ruoff Stiftung,<br />
Nürtingen (E)<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>; Produzentengalerie Pupille, <strong>Reutlingen</strong><br />
Veröffentlichungen: Reutlinger Künstler Lexikon, Thomas L. Heck, J. Liebchen, <strong>Reutlingen</strong><br />
1999; Art Karlsruhe, Messekatalog, Karlsruhe 2010<br />
www.gedok-reutlingen.<strong>de</strong>/izumi_yanagiya<br />
Ankäufe: MelissaGibbs, London, GB; Mike David, London, GB; Ute Wai<strong>de</strong>lich, Stuttgart; Ursel<br />
Wenzel, Fil<strong>de</strong>rstadt; Margarita Deho, Fil<strong>de</strong>rstadt; Fritz und Hil<strong>de</strong>gard Ruoff Stiftung, Nürtingen;<br />
ART AFFAIRS, Galerie für internationale Kunst in Starzach-Bierlingen; Dr. med Brigitte<br />
Strohmaier-Schmidt, <strong>Reutlingen</strong>; Inge Vollmer, <strong>Reutlingen</strong>; Barbara Thom-Kollross, <strong>Reutlingen</strong>;<br />
Max Heinzelmann, <strong>Reutlingen</strong><br />
204
Izumi Yanagiya<br />
Innere Stimmung zu visualisieren und<br />
Kraft zu zeigen, die Izumi Yanagiya aus <strong>de</strong>r<br />
Natur schöpft, ist die zentrale Motivation<br />
für ihre Arbeit. In <strong>de</strong>r Natur, <strong>de</strong>r belebten<br />
wie <strong>de</strong>r unbelebten, sieht die Künstlerin<br />
eigene Stimmungen wi<strong>de</strong>rgespiegelt. Außer<strong>de</strong>m<br />
bezieht sie formale Anregungen<br />
aus <strong>de</strong>r Naturbeobachtung.<br />
Izumi Yanagiya erlernt ab <strong>de</strong>m siebten<br />
Lebensjahr die Kalligrafie und wählt anschließend<br />
eine Ausbildung in ›sho‹ – <strong>de</strong>r<br />
›künstlerischen‹ Gestaltung von Schrift.<br />
Für die Kalligrafie mit <strong>de</strong>m Pinsel sind<br />
Konzentration, Fokussierung und <strong>de</strong>taillierte<br />
Vorüberlegungen erfor<strong>de</strong>rlich. Dem<br />
Zufall bleibt überlassen, wie die Farbe auf<br />
das Blatt kommt, wo Farbe appliziert ist,<br />
wo Auslassungen bleiben. Einige Arbeiten<br />
setzt die Künstlerin in kleinen Bleistiftstudien<br />
als Proben aufs Papier, an<strong>de</strong>re beginnt<br />
sie spontan. Zu einem Thema entstehen<br />
bis zu zehn Varianten, wovon sie die beste<br />
Arbeit aussucht.<br />
Die Umsetzung <strong>de</strong>r Naturbeobachtung in<br />
Schrift erfolgt abstrakt: Langgezogene<br />
breite, schwarze Linien führen von <strong>de</strong>r<br />
rechten zur linken Bildseite, liegen bildparallel,<br />
auf <strong>de</strong>m Japanpapier – eine direkte<br />
Umsetzung <strong>de</strong>s Themas Fluss o<strong>de</strong>r<br />
im übertragenen Sinn ›im Fließen sein‹.<br />
Auf das Blatt ›Im Wasser‹ komponiert die<br />
Künstlerin innerhalb <strong>de</strong>r breiten Pinselstriche<br />
lebendig kleine Kürzel zueinan<strong>de</strong>r.<br />
Papier setzt Izumi Yanagiya in weiteren<br />
Varianten ein: als Prägedrucke und Knitterarbeiten<br />
sowie als dreidimensionale,<br />
abstrakte Objekte. Sie sollen das Leben,<br />
die Bewegung und <strong>de</strong>n Übergang veranschaulichen.<br />
Die eher gegenständlichen<br />
Objekte lassen Gebäu<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Blumen erkennen.<br />
Sie thematisieren etwa Schutz und<br />
Geborgenheit. Die zarten und höchst differenzierten<br />
Arbeiten tragen häufig keinen<br />
Titel. In ihnen entfaltet sich ein lebendiges<br />
Lichtspiel, abhängig von Tages- und Jahreszeit<br />
sowie Lichteinfall.<br />
Izumi Yanagiya ›Emotionen‹ 2004<br />
Tusche, 70x80<br />
S. 206-207: Izumi Yangiya<br />
›Der Fluss‹ 2009, Tusche, 220x70,<br />
Papier und Linie o<strong>de</strong>r vielmehr Stoff und<br />
Fa<strong>de</strong>n sind auf <strong>de</strong>n Näharbeiten nochmals<br />
Thema. Zarte Linien, ausgeführt als Striche<br />
mit Fa<strong>de</strong>n verteilen sich auf <strong>de</strong>m Bildträger,<br />
verdichten sich zu festen Wolken<br />
o<strong>de</strong>r verflüchtigen sich. Wellenartig fließen<br />
sie über die Komposition und verkörpern<br />
anschaulich als Folge von mehreren Arbeiten<br />
das Thema Bewegung. Die reduzierte<br />
Farbigkeit von Rot und Blau ermöglicht<br />
Assoziationen an fließen<strong>de</strong>s Wasser und<br />
Fließen sowie Kraft und Leuchten.<br />
Dr. Evamarie Blattner<br />
205
206
207
Künstlerinnen <strong>de</strong>r Literatur<br />
Renate Hausmann<br />
Annette A. L. Koppenborg<br />
208
209
Renate Hausmann<br />
Gedichte Rezitation<br />
geboren in Dres<strong>de</strong>n. Studium <strong>de</strong>r Sprecherziehung und Vortragskunst bei Professor Marga Muff-<br />
Stenz an <strong>de</strong>r Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellen<strong>de</strong> Kunst, Stuttgart. Studium im<br />
Spezialgebiet ›Märchenerzählen‹ bei Profossor Vilma Mönckeberg-Kollmar, Hamburg.<br />
Rezitationen in Deutschland und <strong>de</strong>r Schweiz. Mitwirkung als Sprecherin in Konzerten <strong>de</strong>s<br />
Schwäbischen Symphonieorchesters bzw. <strong>de</strong>r Württembergischen Philharmonie. Plattenaufnahme<br />
von ›Die Bremer Stadtmusikanten‹ von Franz Hirtler mit <strong>de</strong>m Urban-Quartett.<br />
Gedichte. Übersetzungen aus <strong>de</strong>m Nie<strong>de</strong>rländischen.<br />
Lehrtätigkeit als Sprecherzieherin an <strong>de</strong>n Pädagogischen Hochschulen in <strong>Reutlingen</strong> und<br />
Schwäbisch Gmünd und an <strong>de</strong>r Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellen<strong>de</strong> Kunst,<br />
Stuttgart.<br />
seit 1971 in <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong><br />
O.T.<br />
Außen Schweigen,<br />
Tiefe Stille.<br />
Horch im Blute<br />
Rauschen, Schwellen,<br />
Singen Quellen,<br />
Brauset Sturm,<br />
Rollen Mächte,<br />
Gären Kräfte,<br />
Rufen stumm,<br />
Pochend, fragend,<br />
Steigend, fallend -<br />
Well‘ auf Welle<br />
Sinkt zum Meer.<br />
Meer, du Mutter<br />
Aller Wesen,<br />
Rauschst im Blut<br />
Du immer fort?<br />
Gibst du Träume<br />
Uns und Lie<strong>de</strong>r, Fließen zum Meer,<br />
Tanz und Rausch<br />
Und Welt und Gott?<br />
Nein, <strong>de</strong>s Feuers<br />
Geisterflamme<br />
Raset zischend<br />
Mittendrein,<br />
Zwei Gestalten<br />
Bil<strong>de</strong>n mächtig<br />
Eine reiche<br />
Volle Welt,<br />
Die <strong>de</strong>r Mensch<br />
In seinem Innern<br />
Liebend erst<br />
Zusammenhält.<br />
O.T.<br />
Hohe Bäume<br />
Weite Räume<br />
Strahlend‘ Lichter<br />
Glanz und Pracht<br />
Heil’ge Nacht<br />
<strong>de</strong>r Traumgesichter<br />
Augen ihr<br />
o saget mir:<br />
Was rührt ihr an?<br />
Renate Hausmann<br />
O.T.<br />
Untergetaucht in die Fluten;<br />
Welle auf Welle<br />
Bauet das Land.<br />
Tausend Tränen<br />
Der Strom <strong>de</strong>r uns alle bewegt.<br />
Manchmal tauchen wir auf,<br />
Öffnen die Augen<br />
Dem himmlischen Licht:<br />
Und staunen.<br />
Unser Blick ist<br />
Wie das Wasser so klar,<br />
Nichts Arges hat ihn getroffen.<br />
O, meine Er<strong>de</strong>, mein Meer!<br />
O, du mein Himmel!<br />
Renate Hausmann<br />
Renate Hausmann<br />
›Portrait Renate Hausmann‹ 2000, Foto: Karl Scheuring<br />
210
211
Die Lupinen<br />
Wenn die Lupinenschalen springen,<br />
Dann ist <strong>de</strong>r Sommer gereift:<br />
Die Vorsicht, Keimhaftes zu wahren,<br />
Wird abgestreift.<br />
Das Künft’ge, Ungewisse<br />
Wird gewagt;<br />
Wohin die Lose fallen,<br />
Wird nicht gefragt.<br />
Der helle Klang<br />
Weckt ahnend leise Worte:<br />
Aus Tod geht Leben<br />
Durch die enge Pforte.<br />
Renate Hausmann<br />
O.T.<br />
Über mir trauert die Wei<strong>de</strong><br />
Und Tränen führet <strong>de</strong>r Bach,<br />
Wer weiß, wie viele, wie viele...<br />
Dämmernd türmen sich Wolken<br />
Und glutrot bricht es hervor<br />
Und flutet <strong>de</strong>n Himmel entlang.<br />
Himmlisches Wolkenrot!<br />
Träumen<strong>de</strong>s Bachesfließen!<br />
Endloses Deinge<strong>de</strong>nken!<br />
Renate Hausmann<br />
O. T.<br />
O. T.<br />
Du hast ein brennen<strong>de</strong>s Scheit<br />
Schau die Pflanzen an<br />
In das Haus meines Lebens<br />
Und dir wer<strong>de</strong>n die Augen aufgehen. Geworfen! Alles fing Feuer! -<br />
Nun steht es ausgebrannt<br />
Schau auf die Tiere<br />
Und schaut mit hohlen Fenstern<br />
Und du wirst <strong>de</strong>n Ton hören, Hinaus in die dunkle, kalte Nacht. -<br />
Der durch die Schöpfung geht.<br />
Niemand wird es mehr bewohnen<br />
Wollen, höchstens ein armer Bettler,<br />
Schau das Mineral an<br />
Der Unterschlupf sucht<br />
Und du lernst das Schweigen kennen.<br />
Für eine Nacht<br />
Und dann weiterzieht<br />
Schau auf <strong>de</strong>n Menschen<br />
Auf <strong>de</strong>r Suche nach seinem<br />
Und du wirst sehen<br />
Verlorenen Leben.<br />
Und hören<br />
Und schweigen.<br />
Renate Hausmann<br />
Renate Hausmann<br />
Mein lieber Bru<strong>de</strong>r<br />
Mein lieber Bru<strong>de</strong>r<br />
Schlägt dir das Herz<br />
So wie meins<br />
Stark in <strong>de</strong>r Brust<br />
Nicht aus irdischer Lust<br />
So wie meins<br />
Son<strong>de</strong>rn vor Schmerz<br />
Um <strong>de</strong>n Bru<strong>de</strong>r?<br />
Renate Hausmann<br />
O. T.<br />
Wie von ferne<br />
senken sich<br />
die Schleier <strong>de</strong>r Traurigkeit<br />
mir über das Haupt,<br />
grüßt ein andres von weit<br />
und nickt mit stummer Gebär<strong>de</strong>.<br />
Zwei Herzen sind ausgegossen,<br />
versickert das Blut<br />
im Grauen <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>.<br />
Menschen gehn drüber hin,<br />
nicht ahnend, wes‘<br />
Heiligtum sie betreten.<br />
Renate Hausmann<br />
212
Renate Hausmann<br />
Sprache trägt das Leben<br />
Renate Hausmann kann in diesem Jahr ein<br />
Jubiläum feiern, <strong>de</strong>nn sie ist seit 40 Jahren<br />
Mitglied <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>. Mit ihrer<br />
Vortragskunst und ihrer Liebe zur Stimme<br />
und zur Sprache, als Sprecherzieherin,<br />
Autorin von Gedichten und als Übersetzerin<br />
und als Pendlerin zwischen Musik<br />
und Sprache ist sie eine weithin bekannte<br />
Persönlichkeit, die durch ihre ruhige und<br />
besonnene Art und durch ihr Sprachwissen<br />
und ihr Sprachgedächtnis, in <strong>de</strong>m viel<br />
Menschliches aufgehoben ist, breite Anerkennung<br />
gefun<strong>de</strong>n hat.<br />
Gesungen hat Renate Hausmann schon<br />
immer. ›Das Singen war mir in die Wiege<br />
gelegt‹, erzählt sie. Mit 17 Jahren hatte sie<br />
dann Gesangsunterricht. Auch heute singt<br />
sie noch oft. Meistens für sich allein. Sängerin<br />
wollte sie aber nicht wer<strong>de</strong>n, wohl<br />
aber sollte es ›etwas mit <strong>de</strong>r Stimme‹<br />
sein. Also studierte sie an <strong>de</strong>r Musikhochschule<br />
Stuttgart Sprecherziehung und<br />
Vortragskunst, <strong>de</strong>nn Sprache ist für sie<br />
gleichbe<strong>de</strong>utend mit einem Hineingehen<br />
in die Wirklichkeit <strong>de</strong>s Menschen und <strong>de</strong>s<br />
Lebens.<br />
Gleich nach <strong>de</strong>m Studium beginnt sie ihre<br />
Lehrtätigkeit an <strong>de</strong>r Pädagogischen Hochschule<br />
<strong>Reutlingen</strong> – zwanzig Jahre lang<br />
bis zu <strong>de</strong>ren Schließung. Zwanzig weitere<br />
Jahre folgten an <strong>de</strong>r Pädagogischen Hochschule<br />
Schwäbisch Gmünd. Mit beson<strong>de</strong>rer<br />
Hingabe widmete sie sich <strong>de</strong>r Ausbildung<br />
<strong>de</strong>r Sänger und Schulmusiker an <strong>de</strong>r Musikhochschule<br />
Stuttgart, wo sie auch über<br />
20 Jahre die Ausbildung <strong>de</strong>r Sprecherzieher<br />
auf pädagogischem Gebiet mitgestaltete.<br />
In <strong>Reutlingen</strong> hat Renate Hausmann<br />
<strong>de</strong>n ›Märchenkreis‹ mitbegrün<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>n es<br />
seit 15 Jahren gibt, und <strong>de</strong>n sie als eine<br />
›ganz erstaunliche Angelegenheit‹ bezeichnet,<br />
weil hier Menschen unterschiedlichster<br />
Profession zusammen kommen,<br />
die sich fernab von I<strong>de</strong>ologien geistig und<br />
seelisch austauschen. Das Märchen führt<br />
nach ihrer Meinung in tiefere Schichten<br />
<strong>de</strong>r Sprache und <strong>de</strong>s Seins.<br />
In vielen Veranstaltungen, vor allem <strong>de</strong>r<br />
<strong>GEDOK</strong>, hat Renate Hausmann rezitiert<br />
und ihr Publikum mit ihrer noblen, behutsam<br />
eindringlichen, je<strong>de</strong>s Wort be<strong>de</strong>nken<strong>de</strong>n<br />
Art zu sprechen tief berührt.<br />
Sie bevorzugt Anspruchsvolles. Goethe,<br />
Rilke, Mörike. Im letzten Herbst hat sie<br />
aus <strong>de</strong>n ›Griechischen Mythen‹ von Marie<br />
Luise Kaschnitz das Kapitel über Demeter<br />
gesprochen. Dichtung muss für sie zeitlos<br />
sein. Und tief gegrün<strong>de</strong>t. O<strong>de</strong>r voller<br />
Humor. Dann erlebt man die innere Weite<br />
und die Inspiration dieser Stimme, die<br />
nicht über die Sprache verfügt, aber alles<br />
aus ihr schöpft. Aus ihrem Atem. Ihrem<br />
Rhythmus. Ihrem Klang. Ihrem Sinn.<br />
Sie ist mit <strong>de</strong>m Schwäbischen Symphonie-<br />
Orchester <strong>Reutlingen</strong> aufgetreten. Hat bei<br />
<strong>de</strong>r Reutlinger Kulturnacht 2007 mitgemacht<br />
und hierbei die ›Tangogeschichten‹<br />
von Katrin Dorn präsentiert. Hat <strong>de</strong>n Text<br />
eines korsischen Märchens gesprochen, zu<br />
<strong>de</strong>m Karl Michael Komma das Klavierstück<br />
›Catarinella‹ geschrieben hat. Ließ sich in<br />
klug komponierten Programmen von Klavier,<br />
Harfe, Cembalo o<strong>de</strong>r einer Singstimme<br />
umgeben. War die Sprecherin in Franz<br />
Hirtlers ›Bremer Stadtmusikanten‹. Hatte<br />
in Stuttgart einen eigenen Mörike-Abend.<br />
Bei allen Begegnungen mit Renate Hausmann<br />
gilt: Sie hat sich in ihrem Sprechen<br />
<strong>de</strong>n jeweiligen Text profund erarbeitet und<br />
ist in ihn hineingewachsen, als wäre er ein<br />
Stück von ihr gewor<strong>de</strong>n.<br />
Hansdieter Werner<br />
213
Annette Anna Lucia Koppenborg<br />
Poetryperformance<br />
1963 geboren am 24.5. in Bottrop<br />
1981 Abitur<br />
4 semester studium anglistik und germanistik in aachen<br />
2 semester puppenspielschule in reutlingen<br />
1984-87 Ausbildung zur Schreinerin<br />
1990-93 Ausbildung zur Ergotherapeutin<br />
Wenn Annette Anna Lucia Koppenborg an <strong>de</strong>r roten Ampel steht o<strong>de</strong>r beim Zähne putzen in <strong>de</strong>n<br />
Spiegel schaut ketten Worte sich zu Sätzen und englische words spielen mit <strong>de</strong>utschen Reimen.<br />
Heraus kommt zeitgenössische Poesie <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Art: witzig, sprachgewaltig, nach<strong>de</strong>nklich.<br />
Unnachahmlich performed, zum Leben erweckt, Wortkaska<strong>de</strong>n tanzen einen bunten Reigen<br />
mit ruhigeren Gedichten. Viele Auftritte von München über Stuttgart bis Bottrop bei <strong>de</strong>nen sie<br />
beson<strong>de</strong>ren Plätzen Poesie einhaucht und Worte Wege in Gehirnbahnen und auf Netzhäute<br />
schaffen.<br />
Künstlerische Laufbahn: ›dichtet im Kopf seit sie <strong>de</strong>nken kann‹ (siehe: Gedicht ›Papier‹)<br />
Mitarbeit in einer freien Theatergruppe von 1978–1981<br />
Ein Balla<strong>de</strong>n rezitieren<strong>de</strong>r Großvater statt Fernsehen als Abendunterhaltung, ich wußte schon<br />
mit 8 Jahren ›wer John Maynard war!‹<br />
Gastvorlesungen in Literatur an <strong>de</strong>r Uni Aachen<br />
Seit 1998 öffentliche Auftritte, Lesungen, poetry performance, von München über Stuttgart bis<br />
Bochum<br />
Papier<br />
Ich liebte Papier schon als Kind<br />
suchte sorgfältig aus <strong>de</strong>m Papierkorb meines Vaters<br />
brauchbare Stücke heraus und sammelte sie<br />
Wenn ich Geld hatte, fuhr ich in die Stadt und kaufte<br />
Papier<br />
Es war ein Festtag für mich, als ich in die Schule kam,<br />
soviele Stifte, soviel Papier<br />
Ich liebte auch Wörter<br />
mit meinem alten Füller, <strong>de</strong>n ich wie<strong>de</strong>r betanken<br />
konnte,<br />
schrieb ich in alten Stun<strong>de</strong>n einfach Seiten aus<br />
Kin<strong>de</strong>rbüchern ab<br />
Das Lesen war mir ein köstlicher – nur mir gehöriger<br />
Zeitvertreib<br />
Die Stadtbücherei eine kostenlose Quelle,<br />
aus <strong>de</strong>r mein Lesehunger gespeist wur<strong>de</strong><br />
Die Liebe zu <strong>de</strong>n Wörtern ist mir geblieben<br />
Heute bin ich es, die die Worte auf Zetteln und in Bücher<br />
schreibt<br />
und die hofft, daß an<strong>de</strong>re sie lieben<br />
Annette Anna Lucia Koppenborg<br />
214
Annette Anna Lucia Koppenborg<br />
Süchtig nach Wörtern<br />
Meistens fährt Annette Koppenborg mit<br />
<strong>de</strong>m Fahrrad von Jettenburg nach <strong>Reutlingen</strong>.<br />
Hier arbeitet sie an <strong>de</strong>r Schule<br />
für Ergotherapie, die <strong>de</strong>r Volkshochschule<br />
angeglie<strong>de</strong>rt ist. Gelegentlich geht sie mit<br />
ihren Leuten in die dortige Holzwerkstatt.<br />
Der Praxis wegen. Mit Holz kennt sie sich<br />
aus, <strong>de</strong>nn Annette Koppenborg hat eine<br />
Schreinerlehre hinter sich. Drei Jahre hat<br />
sie bei einem Restaurator gelernt. Ebenso<br />
lang hat ihre Ausbildung zur Ergotherapeutin<br />
gedauert. Seit 15 Jahren arbeitet<br />
sie schon bei <strong>de</strong>r Volkshochschule. Das<br />
Gesellenstück <strong>de</strong>r Schreinerin ist übrigens<br />
eine Wäschetruhe. Vorbildlich mit Zinken<br />
an <strong>de</strong>n Verbindungsstellen gearbeitet. Das<br />
hält.<br />
Schon als Kind hat Annette Koppenborg<br />
›im Kopf‹ angefangen zu schreiben. Angeregt<br />
von einer kunstinteressierten Familie<br />
und vor allem vom Großvater, <strong>de</strong>r sie mit<br />
Balla<strong>de</strong>n gefüttert hat. Daher wohl die Liebe<br />
<strong>de</strong>r Tochter und Enkelin zur Sprache.<br />
Heute schreibt Annette Koppenborg am<br />
liebsten Gedichte. Sie ist sprachsüchtig<br />
und sprachmächtig. Spricht ihre Poesie<br />
bei vielen Gelegenheiten mit einer klaren,<br />
festen, gera<strong>de</strong>n Stimme. Bei Vernissagen,<br />
auch <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>. Im Stuttgarter Haus<br />
<strong>de</strong>s Wal<strong>de</strong>s. Von einem Stocherkahn aus<br />
in Tübingen. In einem Dessous-Geschäft<br />
in <strong>Reutlingen</strong> bei <strong>de</strong>n ›Wil<strong>de</strong>n Weibern‹.<br />
Sie rezitiert gerne. Kann blitzgescheit improvisieren.<br />
Bedichtet die kleinen Themen<br />
<strong>de</strong>s Lebens. Die Situationen am Rand. Die<br />
Gefühle, die so nebenher laufen und die<br />
sie <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong> wert hält. Der Alltag ist oft ihr<br />
dichterisches Feld. Die Jahreszeiten. Das<br />
Treiben in <strong>de</strong>r Stadt. Unsere Schwächen.<br />
Sie mag <strong>de</strong>n Rhythmus <strong>de</strong>r Sprache und<br />
sucht sich gern eine musikalische Partnerin<br />
wie etwa die Gitarristin Bettina<br />
Gajewski. Mitunter steigert sie <strong>de</strong>n Rhythmus<br />
<strong>de</strong>r Sprache bis zum rasanten Rap<br />
und verfrem<strong>de</strong>t damit auch schon mal<br />
einen ehrwürdigen Text. Sie spielt mit <strong>de</strong>r<br />
Sprache. Mischt Deutsch und Englisch.<br />
Bricht <strong>de</strong>n Reim. Verbin<strong>de</strong>t Klassisches<br />
mit ihren eigenen Texten zu einer Art<br />
Collage. Wechselt die Tonart und spricht<br />
zweistimmig. Und respektiert dabei die<br />
Überlieferung. Sie ist viel zu klug, um das<br />
literarische Erbe zu negieren. Sie lebt und<br />
arbeitet mit diesem Erbe – freilich auf eine<br />
stimulierend lebendige und erfrischend<br />
unverblümte Weise.<br />
Höl<strong>de</strong>rlin ist ihr wichtig. Auch <strong>de</strong>r späte<br />
wortverschweigen<strong>de</strong> Dichter. Sie besucht<br />
ihn im Tübinger Turm und auf <strong>de</strong>m Stadtfriedhof.<br />
Sie liest seine Dichtung mit Menschen<br />
mit Behin<strong>de</strong>rung.<br />
Wenn sie nicht unterrichtet o<strong>de</strong>r schreibt<br />
o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n Wörtern flirtet, wenn sie<br />
nicht gera<strong>de</strong> Gymnastik macht o<strong>de</strong>r joggen<br />
geht o<strong>de</strong>r mit ihrem Pferd über die Alb<br />
reitet, dann träumt Annette Koppenborg<br />
vielleicht davon, einmal ihre Sprachkunst<br />
mit einer Jazz-Combo zu präsentieren.<br />
Das wäre spannend.<br />
Hansdieter Werner<br />
S. 216-217:<br />
Annette Anna Lucia Koppenborg<br />
›Liebe wälzt lastkraftwagengroße, luftig<br />
rosafarbene Sahnetortenstücke<br />
vor mein Herz‹<br />
Poetryperformance, 10.11.2007<br />
Ateliers in <strong>de</strong>r Alten Spinnerei Wannweil<br />
Foto: Mail eines unbekannten Zuschauers<br />
215
216
217
Künstlerinnen <strong>de</strong>r Musik<br />
Angelika Ben<strong>de</strong>r<br />
Angela-Charlott Bieber<br />
Bettina Gajewski<br />
Julia Galic<br />
Shoko Hayashizaki<br />
Gefion Landgraf-Mauz<br />
Anna di Mauro - Annette Biswenger<br />
Karin Mielich<br />
Anne Munding<br />
Petra Wallach<br />
218
219
Angelika Ben<strong>de</strong>r<br />
Flöten<br />
Angelika Ben<strong>de</strong>r studierte an <strong>de</strong>r Hochschule für Musik und Darstellen<strong>de</strong> Kunst in Frankfurt<br />
am Main bei Klaus Pohlers und war in dieser Zeit Stipendiatin <strong>de</strong>r Polytechnischen Gesellschaft<br />
Frankfurt. Sie ist erste Preisträgerin <strong>de</strong>s Frankfurter Hochschulwettbewerbs. Die intensive Beschäftigung<br />
mit Kammermusik, insbeson<strong>de</strong>re mit Werken für Bläserquintett, führte sie zu Konzertreisen<br />
nach England und Israel.<br />
Seit 1986 ist sie stellvertreten<strong>de</strong> Soloflötistin <strong>de</strong>r Württembergischen Philharmonie <strong>Reutlingen</strong>.<br />
Als Mitbegrün<strong>de</strong>rin <strong>de</strong>s Ensemble Phorminx für zeitgenössische Musik, gastierte sie bei diversen<br />
Festivals (Schleswig-Holstein Musikfestival, Frankfurt Feste, Internationale Ferienkurse für<br />
Neue Musik Darmstadt, Rainy Days Festival Luxembourg, Hei<strong>de</strong>lberger Frühling, Contemporary<br />
Music Week Seoul). Konzertmitschnitte und Rundfunk-produktionen beim SWR, HR, SFB, BR<br />
und DeutschlandRadio liegen vor. Die mit <strong>de</strong>m Ensemble Phorminx entstan<strong>de</strong>ne CD ›Vom Eise<br />
befreit‹ (EMI99) wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m ›Preis <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Schallplattenkritik‹ ausgezeichnet.<br />
Das neueste Projekt mit <strong>de</strong>m Ensemble Phorminx ›...dass hinfort keine Zeit mehr sein soll‹<br />
(Kunstbuch mit CD / edition neue Zeitschrift für Musik) zeigt Max Beckmanns Apokalypse Zyklus<br />
im Fokus <strong>de</strong>r Neuen Musik und ist bestimmt von <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e, Musik und bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kunst konzeptionell<br />
zu verbin<strong>de</strong>n.<br />
Die unmittelbare und langfristige Kooperation zwischen Interpreten und Komponisten dokumentiert<br />
sich u. a. in <strong>de</strong>n Portrait CD´s von Helmut Lachenmann (Wergo) und Achim Bornhöft<br />
(Wergo).<br />
Konzerte in Verbindung mit Vermittlungsprojekten in Schulen und Musikschulen erweitern ihren<br />
Tätigkeitsbereich.<br />
Musik, insbeson<strong>de</strong>re Neue Musik, vermag einen zweckfreien, nicht zu instrumentalisieren<strong>de</strong>n<br />
Raum zu schaffen; sie könnte als subversive das partizipieren<strong>de</strong> Individuum in seiner Verfasstheit<br />
ganz einzigartig berühren und dadurch verän<strong>de</strong>rnd wirken.<br />
Weitere Informationen unter www.ensemble-phorminx.<strong>de</strong><br />
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Angelika Ben<strong>de</strong>r<br />
Lust auf Neues<br />
Seit 25 Jahren sind Sinfonien und manch<br />
an<strong>de</strong>res, was ein großes Orchester in seinem<br />
Pflichtenheft hat, für sie die Mitte ihres<br />
Berufs. Denn Angelika Ben<strong>de</strong>r ist Mitglied<br />
<strong>de</strong>r Württembergischen Philharmonie<br />
<strong>Reutlingen</strong> und <strong>de</strong>ren zweite Solo-Flötistin.<br />
Drei Dirigenten hat sie bis jetzt kommen<br />
und gehen sehen. Berühmte Solisten und<br />
solche, die es noch wer<strong>de</strong>n wollen, hat sie<br />
mit <strong>de</strong>m Orchester begleitet. Sie kennt<br />
sich aus und hat Erfahrung. Sitzt mit ihrer<br />
Querflöte mitten im Orchester und ist doch<br />
immer gut zu hören. Die Fans schätzen ihr<br />
kultiviertes, unaufdringlich präsentes,<br />
stilvolles und mit<strong>de</strong>nken<strong>de</strong>s Musizieren,<br />
das über das eigene Notenpult hinaus das<br />
Ganze eines Werkes in Kopf und Herz hat.<br />
Das ist die eine Seite <strong>de</strong>r Angelika Ben<strong>de</strong>r.<br />
Die an<strong>de</strong>re zeigt sich in ihrem großen Engagement<br />
für die neue Musik. Denn sie ist<br />
von Anfang an, vom Gründungsjahr 1993<br />
an, Mitglied im Ensemble Phorminx. Diese<br />
Gruppe, die in variabler Besetzung musiziert,<br />
aber bewusst beim Oktett als Obergrenze<br />
bleibt, gilt im Bereich <strong>de</strong>r neuen<br />
Musik als ein Exzellenz-Ensemble. An die<br />
100 Kompositionen wur<strong>de</strong>n für Phorminx<br />
geschrieben und von ihm auch uraufgeführt.<br />
Etliche Einspielungen liegen vor.<br />
Rund zwanzig Konzerte gibt das Ensemble<br />
im Jahr. Meist in Darmstadt und in Tübingen.<br />
Reisen führten es durch Europa und<br />
bis nach Korea. Die neue Musik ist durch<br />
Phorminx – das Wort bezeichnet die Leier<br />
aus Homers Ilias – näher zu <strong>de</strong>n Menschen<br />
gekommen.<br />
Angelika Ben<strong>de</strong>r ist die einzige Philharmonikerin<br />
innerhalb <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>.<br />
Die einzige mit so umfassen<strong>de</strong>r Orchestererfahrung.<br />
Und eben, dank Phorminx,<br />
eine berufene Werberin und Streiterin für<br />
die mo<strong>de</strong>rne Musik. Kaum eines ihrer Programme<br />
für die <strong>GEDOK</strong>, in <strong>de</strong>m sie nicht<br />
wenigstens ein Werk aus unserer Zeit aufführt.<br />
Das macht die Konzerte mit ihr so<br />
spannend. So mutig und auf Grund ihres<br />
hohen künstlerischen Ethos auch so eindringlich<br />
und überzeugend.<br />
Einen Solo-Abend hat Angelika Ben<strong>de</strong>r bei<br />
<strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> noch nicht gehabt. Aber viele<br />
Duo-Auftritte von höchstem Rang. So<br />
mit <strong>de</strong>r Pianistin und <strong>GEDOK</strong>-Schwester<br />
Angela-Charlott Bieber und sehr häufig<br />
mit <strong>de</strong>r Harfenistin Marina Paccagnella, die<br />
mittlerweile in Hamburg lebt. Das feinsinnige,<br />
bezaubernd klangschöne, technisch<br />
makellose, bei aller Harmonie auch vitale<br />
und for<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Zusammenspiel mit diesen<br />
Partnerinnen hat je<strong>de</strong>s Mal enthusiasmiert:<br />
Es war, als wäre da eine kammermusikalische<br />
Sonne aufgegangen.<br />
Klassische und mo<strong>de</strong>rne Musik gehören<br />
für Angelika Ben<strong>de</strong>r, die daheim gerne<br />
Mozart spielt, zusammen. Ihr Umgang mit<br />
neuer Musik und <strong>de</strong>ren Spielweisen, die<br />
sie virtuos und in einem ästhetischen Kontext<br />
vermittelt, scha<strong>de</strong>t ihrer Flötenkultur<br />
nicht. ›Dieser Umgang dient <strong>de</strong>m Klang‹,<br />
meint die Mainzerin. Sie muss es wissen.<br />
Hansdieter Werner<br />
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›Portrait Angelika Ben<strong>de</strong>r‹ 2010<br />
Foto: Thomas Löffler<br />
und Volker Blumenthaler<br />
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Angela-Charlott Bieber<br />
Klavier<br />
geboren in München. Sechzehnjährig wird sie als Jungstu<strong>de</strong>ntin am Richard-Strauss-<br />
Konservatorium München angenommen. Ihr Lehrer ist Hellmut Hi<strong>de</strong>ghéti, später Jürgen von<br />
Oppen. Schule und Studium laufen parallel. Nach <strong>de</strong>m Abitur setzt sie ihr Studium bei Jürgen<br />
von Oppen fort. Sie schließt das Studium 1983 mit Auszeichnung ab. Sie wird Stipendiatin <strong>de</strong>s<br />
bayerischen Musikrates.<br />
Sie setzt ihre musikalische Ausbildung fort in einem Aufbaustudium bei Alfons Kontarsky am<br />
Mozarteum Salzburg.<br />
1986-88 absolviert sie das Meisterklassenstudium bei Rudolf Buchbin<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Musikaka<strong>de</strong>mie<br />
Basel. In diese Zeit fällt die Geburt <strong>de</strong>r Tochter Isabella *1987. Sohn Anselm folgt *1989.<br />
1983 1. Preis beim Bun<strong>de</strong>swettbewerb <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Musikaka<strong>de</strong>mien<br />
Heute lebt und arbeitet sie als Musikerin und als Musikpädagogin in <strong>Reutlingen</strong>.<br />
U.a. leitet sie die Solistenklasse im Fach Klavier (künstlerische Son<strong>de</strong>rklasse) an <strong>de</strong>r Musikschule<br />
Pliezhausen.<br />
Seit 1994 gehört sie <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong> an.<br />
Sie bestreitet laufend Konzertauftritte, solistisch, als Liedbegleiterin und in verschie<strong>de</strong>nen<br />
Ensembles.<br />
Ihr umfangreiches Repertoire beinhaltet Werke aus allen Epochen bis hin zur neuesten Musik.<br />
Zahlreiche Rundfunkaufnahmen bei verschie<strong>de</strong>nen Sen<strong>de</strong>rn, ORF, BR, SWR. Regelmäßige<br />
Aufnahmen beim SWR Freiburg.<br />
CD-Produktion (Auswahl)<br />
- Musik um Bettina Brentano (Beethoven, Schumann, Komma)<br />
(MELISMA)<br />
- Klavierwerke von Robert Schumann (tacet)<br />
- Kammermusik von César Franck und Maurice Ravel (GENUIN)<br />
Mit Michael Dinnebier, Violine und Arvo Lang, Violoncello<br />
- Violinsonaten von Prokofjew und Schostakowitsch (GENUIN)<br />
Mit Michael Dinnebier, Violine<br />
224
Angela-Charlott Bieber<br />
Am liebsten Schubert<br />
Als Kind wollte sie Ziegenhirtin wer<strong>de</strong>n.<br />
Wenn Angela-Charlott Bieber heute in<br />
<strong>de</strong>n Alpen wan<strong>de</strong>rt, was sie sehr gerne<br />
macht, <strong>de</strong>nkt sie vielleicht an jenen entzücken<strong>de</strong>n<br />
frühen Wunsch zurück. An besonnte<br />
Kin<strong>de</strong>rtage, in <strong>de</strong>nen dann plötzlich<br />
das Klavier aufgetaucht ist und sie nicht<br />
mehr losgelassen hat. Musikbegeisterte<br />
Eltern sorgten in München dafür, dass die<br />
junge Angela-Charlott auf <strong>de</strong>n richtigen<br />
Weg kam. Frühreif ist sie gewesen. Mit 16<br />
durfte sie schon studieren. Sie fand großartige<br />
Lehrer. Jürgen von Oppen ist für<br />
sie die prägen<strong>de</strong> Gestalt gewesen. Sechs<br />
Jahre hat sie bei ihm gelernt. 2007, kurz<br />
nach seinem Tod, hat sie in München ein<br />
Ge<strong>de</strong>nkkonzert für <strong>de</strong>n verehrten Lehrer<br />
gespielt. Bei Rudolf Buchbin<strong>de</strong>r hat sie<br />
weitere Lehrjahre verbracht – ›eine wun<strong>de</strong>rbare<br />
Zeit‹, wie sie sich erinnert.<br />
Heute ist Angela-Charlott Bieber selbst<br />
eine wun<strong>de</strong>rbare Pianistin. Eine Persönlichkeit,<br />
die in ihrem Musizieren nicht nur<br />
hohes Können beweist, son<strong>de</strong>rn auch jene<br />
Bildung, bei <strong>de</strong>r Intelligenz, Wissen und<br />
die Sprache <strong>de</strong>s Herzens eine Summe<br />
bil<strong>de</strong>n. Sie formuliert es so: ›Ich verbin<strong>de</strong><br />
mich ganz mit <strong>de</strong>m, was ich tue.‹ Daraus<br />
ergibt sich dann <strong>de</strong>r Blick ins Innere <strong>de</strong>r<br />
Musik, <strong>de</strong>r ihre Wie<strong>de</strong>rgaben – etwa ihr<br />
berührend tiefes Schubert-Spiel – pianistisch<br />
wertvoll und auch menschlich teilnehmend<br />
wer<strong>de</strong>n lässt. Nachschöpferisch<br />
musiziert sie aus <strong>de</strong>n erforschten Intentionen<br />
<strong>de</strong>s Komponisten heraus. So wie das<br />
<strong>de</strong>r gedankenvolle Alfred Bren<strong>de</strong>l getan<br />
hat, ihr großes Vorbild neben und mit Angela<br />
Hewitt.<br />
In <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong> und darüber hinaus<br />
wird Angela-Charlott Bieber geschätzt<br />
und bewun<strong>de</strong>rt: Als Pianistin, <strong>de</strong>ren Anschlagskultur<br />
erlesen ist, als Partnerin in<br />
<strong>de</strong>r Kammermusik, die motiviert und nach<br />
vorne geht und packen<strong>de</strong> Balancen herzustellen<br />
vermag, und als Liedbegleiterin,<br />
die eine hochmusikalische Liedverstärkerin<br />
ist, weil sie klangvoll und fein zu musizieren<br />
vermag und <strong>de</strong>r Singstimme damit<br />
Raum und Rückhalt gibt.<br />
Die Pianistin spielt Haydn fantasievoll,<br />
lebhaft und mit Lust an <strong>de</strong>ssen kleinen<br />
Überraschungen. Sie spielt Mozart klar<br />
und bestimmt und mit <strong>de</strong>r ihr eigenen<br />
Gabe, je<strong>de</strong>r Stimme Gewicht zu geben. Vital<br />
von innen. Fließend leicht und so voller<br />
Ernst, dass Mozarts Vollkommenheit wie<br />
eine Aura ihres Musizierens mitschwingt.<br />
Sie spielt Schubert dicht und inwendig<br />
voller Passionen. Schumann verblüffend<br />
mo<strong>de</strong>rn in seinen Brüchen und in seiner<br />
verletzbaren Poesie. Und Meister unserer<br />
Zeit wie Komma o<strong>de</strong>r Schnebel mit einer<br />
Energie und einer Präzision, die pianistische<br />
Manifeste aufbauen. Zahlreiche CDs<br />
dokumentieren Rang und Spannweite ihres<br />
Klavierspiels. Ihre gestalterische Reife<br />
und ihr künstlerisches Credo grün<strong>de</strong>n sich<br />
auf <strong>de</strong>n ganzheitlichen Wert von Leben<br />
und Musik, <strong>de</strong>n sie vertritt.<br />
Seit 30 Jahren unterrichtet Angela-Charlott<br />
Bieber auch. Mit erstaunlichen Erfolgen.<br />
›Lehren und Konzertieren befruchten sich<br />
gegenseitig‹, sagt sie.<br />
Hansdieter Werner<br />
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›Portrait Angela-Charlott Bieber‹ Foto: Karl Scheuring<br />
227
Bettina Gajewski<br />
Gitarre<br />
Geboren in Hannover an einem schönen Junitag <strong>de</strong>s Jahres 1963.<br />
Aufgewachsen mit Musik: Blockflöten- und Klavierunterricht.<br />
Rhythmisch-Musische Erziehung an <strong>de</strong>r Doris-Reichmann-Schule.<br />
Mit 13 Jahren entflammte die Liebe zur Gitarre.<br />
Ausbildung<br />
1983-87 Studium an <strong>de</strong>r Hochschule für Musik und Theater Hannover<br />
in <strong>de</strong>r Gitarrenklasse von Professor Hans-Michael Koch<br />
1987-89 Aufbaustudiengang Elementare Musikerziehung<br />
mit instrumentalem Hauptfach Laute bei Professor Hans-Michael Koch<br />
Einige Jahre Beschäftigung mit Alter Musik, auch Viola da Gamba<br />
2001-03 Kontaktstudium im Fach Gitarre bei Professor Andreas Higi,<br />
Musikhochschule Trossingen<br />
Konzerttätigkeit<br />
– mit Christiane Zeul, Blockflöte und Saxophon,<br />
als Duo ›Sonidos <strong>de</strong>l Corazon‹<br />
– Teilnahme am Ensemble <strong>de</strong>r Gitarrenfestspiele Nürtingen mit Roland Dyens<br />
– Theaterproduktion ›Casanova‹ mit Dessislava Stoyanova, Violine,<br />
Theater in <strong>de</strong>r Tonne, <strong>Reutlingen</strong><br />
– Kammermusik u.a. mit Klavier und Violine<br />
seit 2005<br />
›Duo ¡ACORDADO!‹ mit Stephan Wach<br />
Unterrichtstätigkeit<br />
1988-90 Unterrichtstätigkeit an <strong>de</strong>r Musikschule <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>shauptstadt Hannover<br />
seit 1990<br />
seit 2007<br />
Lehrerin für Gitarre und elementare Musikerziehung<br />
an <strong>de</strong>r Musikschule <strong>Reutlingen</strong><br />
Unterrichtstätigkeit auch an <strong>de</strong>r Musikschule Rottenburg<br />
Musik ist für mich Lebensmittel, ›klingen<strong>de</strong> Luft zum Atmen‹. Kin<strong>de</strong>rn, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n<br />
Allerkleinsten, diese zu geben, ist für mich, neben <strong>de</strong>m eigenen Musizieren, Lebens-aufgabe und<br />
Berufung. Daraus entspringt auch die Lust, Musik für Kin<strong>de</strong>r zu komponieren.<br />
Ich lebe mit Mann und vier Kin<strong>de</strong>rn in Rottenburg-Wurmlingen.<br />
www.acordado.<strong>de</strong><br />
›Portrait Bettina Gajewski‹ 2009, Foto: Markus Oettel<br />
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Bettina Gajewski<br />
Die Gitarre bitten<br />
Eine Holzkiste mit sechs Saiten. Ganz<br />
einfach gebaut. So beschreibt Bettina<br />
Gajewski die Gitarre. Gera<strong>de</strong> diese Einfachheit<br />
fasziniert sie. Weil man daraus<br />
etwas machen kann. Weil sich aus <strong>de</strong>r<br />
Holzkiste, wenn sie gut gebaut ist und gut<br />
gespielt wird, ein Instrument mit einer<br />
Fülle von Möglichkeiten entwickelt. Ein Instrument,<br />
das hohe Ansprüche stellt und<br />
das glücklich macht.<br />
Die Bildung eines schönen Tons ist für<br />
Bettina Gajewski ›wahnsinnig wichtig‹;<br />
sie wird noch genauer, wenn sie sagt, dass<br />
man die Gitarre bitten muss, statt sie zu<br />
for<strong>de</strong>rn. Dass die Gitarre körperliche Nähe<br />
verlangt. ›Ich muss die Gitarre am Körper<br />
fühlen.‹ Das sinnliche Erleben gehört<br />
dazu, was wohl <strong>de</strong>r Grund ist nicht allein<br />
für die Attraktivität im Spiel von Bettina<br />
Gajewski, son<strong>de</strong>rn auch für <strong>de</strong>ssen starke<br />
Ausstrahlung. So konzentriert und gedankenvoll,<br />
so versunken und so hinreißend<br />
vital und farbig wie sie musizieren nur die<br />
Berufenen.<br />
Dazu gehört ein erstklassiges Instrument.<br />
Bettina Gajewski hat in Spanien eine Reihe<br />
von Gitarrenbauern besucht und <strong>de</strong>ren<br />
Instrumente ausprobiert, um dann doch<br />
einem Instrument <strong>de</strong>s Reutlinger Gitarrenbaumeisters<br />
Achim-Peter Gropius <strong>de</strong>n<br />
Vorzug zu geben. Seine Gitarre bezeichnet<br />
sie als ›die beste überhaupt‹. Auch ihr<br />
Mann, <strong>de</strong>r Gitarrist Stephan Wach, spielt<br />
eine Gropius.<br />
Sie und er musizieren seit 2005 im Duo<br />
¡ACORDADO! zusammen. Auf höchstem<br />
Niveau und mit einer Frische und Lust,<br />
die Bewun<strong>de</strong>rung auslösen. Beson<strong>de</strong>rs<br />
dann, wenn die Bei<strong>de</strong>n die von Rhythmus<br />
und Rasse angetriebenen Stücke südamerikanischer<br />
Komponisten spielen. Dann<br />
wird das prickelnd lebendige ihres Zusammenspiels,<br />
das Spannungsvolle ihrer<br />
Harmonie, ihr berauschen<strong>de</strong>r und starker<br />
Rhythmus zu einer Fiesta <strong>de</strong>s Wohllauts<br />
und Tanzes, die je<strong>de</strong>n ansteckt. Da gehen<br />
die Emotionen hoch, <strong>de</strong>nn ›hier kann man<br />
alles rauslassen‹, wie Bettina Gajewski<br />
zugibt.<br />
Neben <strong>de</strong>r Gitarre hat sie auch Laute und<br />
sogar Viola da Gamba gelernt. Die Gitarre<br />
blieb ihr Liebling. Sie ist solistisch aufgetreten,<br />
aber sehr oft auch mit Partnerinnen.<br />
So in <strong>Reutlingen</strong> mit <strong>de</strong>r Geigerin<br />
Dessislava Stoyanova und <strong>de</strong>r Blockflötistin<br />
Christiane Zeul o<strong>de</strong>r in Tübingen mit<br />
<strong>de</strong>r Blockflötistin Christine Schäfer o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Pianistin Konstanze Vincon. Bei <strong>de</strong>r<br />
<strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong> hat sie mit ihrem Mann<br />
einen von Programm und Ausführung her<br />
fulminanten Abend gestaltet – eine eigene<br />
Komposition war auch dabei.<br />
Seit zwanzig Jahren unterrichtet sie an <strong>de</strong>r<br />
Musikschule <strong>Reutlingen</strong> und hat hier beson<strong>de</strong>rs<br />
mit kleinen Kin<strong>de</strong>rn verblüffen<strong>de</strong><br />
Erfolge. Sie spielt gerne bei Vernissagen,<br />
auch <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>, weil sie Bil<strong>de</strong>r inspirieren.<br />
Sie mag <strong>de</strong>n Jazz und das Improvisieren.<br />
Sie schreibt Kin<strong>de</strong>rlie<strong>de</strong>r und hat<br />
in Tübingen ein Kin<strong>de</strong>rmusical auf die<br />
Bühne gebracht. Ein weiteres Musical von<br />
ihr wur<strong>de</strong> in Rottenburg aufgeführt, wo<br />
sie ebenfalls an <strong>de</strong>r Musikschule tätig ist.<br />
Es han<strong>de</strong>lt vom blin<strong>de</strong>n Barthimäus, <strong>de</strong>m<br />
Jesus das Augenlicht gegeben hat.<br />
Hansdieter Werner<br />
230
Julia Galic<br />
Nur die Geige kann es sein<br />
›Die Geige gehört zu mir‹, sagt Julia Galic<br />
ebenso freundlich wie bestimmt. Und fügt<br />
hinzu, dass ihr schon mit sechs Jahren<br />
klar war: ›Nur die Geige kann es sein.‹<br />
Kein Wun<strong>de</strong>r, möchte man meinen, <strong>de</strong>nn<br />
das Geigen-Gen legt in <strong>de</strong>r Familie. Die<br />
Mutter hat Geige gespielt. Die Brü<strong>de</strong>r<br />
spielen Geige und Cello. Sie bauen diese<br />
Instrumente auch. Geigen, Bratschen und<br />
Celli. Schwester Julia musiziert gern und<br />
häufig auf einer Geige aus <strong>de</strong>r Tübinger<br />
Galic-Werkstatt. Es ist ein klangreiches<br />
Instrument, auf <strong>de</strong>m ihr kraftvoller, warmer<br />
Ton sich wun<strong>de</strong>rbar entfalten kann.<br />
Auf diesem Instrument hat sie auch im<br />
Jubiläumskonzert <strong>de</strong>r Jungen Sinfonie<br />
<strong>Reutlingen</strong> das Violinkonzert von Alban<br />
Berg gespielt. Ihre ernste, mitfühlend<br />
klare Wie<strong>de</strong>rgabe hat tief beeindruckt.<br />
Julia Galic ist heute eine international<br />
gefragte und geschätzte Geigerin. Sie<br />
hat eine glänzen<strong>de</strong> Karriere hingelegt.<br />
Erfolge über Erfolge. Musiziert mit großen<br />
Orchestern und kleinen Ensembles.<br />
Schätzt Bach über alles. Mag die Romantiker<br />
beson<strong>de</strong>rs, ohne sich auf eine Epoche<br />
festzulegen. Auch Mo<strong>de</strong>rnes spielt sie aus<br />
Überzeugung. Mit <strong>de</strong>m von ihr gegrün<strong>de</strong>ten<br />
Ensemble ›Transcen<strong>de</strong>nt‹, das in<br />
unterschiedlichen Besetzungen auftritt,<br />
greift sie gern zu weniger bekannten Werken.<br />
Auch in ihrem eigenen Repertoire<br />
fin<strong>de</strong>n sich nicht so geläufige Namen: Karl<br />
Ama<strong>de</strong>us Hartmann, Joachim Raff o<strong>de</strong>r<br />
Johann Georg Distler. Sie ist Lehrerin aus<br />
Lei<strong>de</strong>nschaft. An <strong>de</strong>r Musikschule Tübingen<br />
und vertretungsweise auch an <strong>de</strong>r Musikhochschule<br />
Stuttgart. In jüngster Zeit<br />
hat sie Kammermusik-Werke von Brahms<br />
und Schumann gespielt - vor allem das<br />
Streichquartett ist für sie die vielleicht<br />
erfüllteste Form <strong>de</strong>s Musizierens. Bruchs<br />
erstes Violinkonzert, Beethovens Tripelkonzert,<br />
Brittens Violinkonzert und ein<br />
jüdisches Programm sind weitere Belege<br />
für die stilistische Breite dieser Geigerin.<br />
›Ich bin im Ernst verwurzelt‹, bekennt Julia<br />
Galic. Dieser Lebens-Ernst gehört zu ihrem<br />
Wesen. Bei aller virtuosen Brillanz dieser<br />
temperamentvollen Geigerin und bei all<br />
ihrer Gewandtheit ist da immer ein tiefer<br />
menschlicher cantus firmus in ihrem Musizieren,<br />
<strong>de</strong>r Nähe vermittelt und Ausstrahlung<br />
bewirkt. Jenen beson<strong>de</strong>ren Eigen-<br />
Klang, <strong>de</strong>r berührt. Und sich in <strong>de</strong>r Geige<br />
überträgt. ›Musik beginnt im Geist und im<br />
Herzen‹, davon ist Julia Galic überzeugt.<br />
Sie gehört erst seit kurzem zur <strong>GEDOK</strong><br />
<strong>Reutlingen</strong>. Ihren Einstand hat sie mit einem<br />
Kammermusikabend geben. Die ihn<br />
gehört haben, waren alle <strong>de</strong>r Meinung,<br />
dass diese Geigerin eine Bereicherung für<br />
die <strong>GEDOK</strong> darstellt. Sie und ihre Geige:<br />
da wer<strong>de</strong>n Spielfreu<strong>de</strong>, hohe Musikalität,<br />
Kraft und Schönheit <strong>de</strong>s Tons ein personales<br />
Ganzes.<br />
Hansdieter Werner<br />
231
Julia Galic<br />
Violine<br />
Julia Galic wur<strong>de</strong> in Tübingen geboren. Ihren ersten Violinunterricht bekam sie mit sechs Jahren<br />
bei Hanni Mayer-Schlichthärle, Stuttgart. Mit sechzehn Jahren wur<strong>de</strong> sie als Jungstu<strong>de</strong>ntin<br />
für das Fach Violine an <strong>de</strong>r Musikhochschule <strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s aufgenommen und studierte drei<br />
Semeste bei Professor Dierick. Ihr Lehr- und Orchesterdiplom erhielt sie an <strong>de</strong>r Musikhochschule<br />
Trossingen bei <strong>de</strong>n Professoren Baynow und Agostini. Es schlossen sich das künstlerische<br />
Aufbaustudium und die Solistenklasse an <strong>de</strong>r Hochschule für Musik und Darstellen<strong>de</strong> Kunst<br />
Stuttgart bei Professor Ingolf Turban an, welche Julia Galic 2001 mit <strong>de</strong>r Aufführung von Alban<br />
Bergs Violinkonzert mit Auszeichnung abschloss.<br />
Julia Galic bil<strong>de</strong>te sich zu<strong>de</strong>m in Meisterkursen weiter, u.a. bei Neaman, Ozim, Gradow,<br />
Zsigmondi, Pikaizen und Ricci. Als Kammermusikerin sammelte sie Erfahrungen bei etablierten<br />
Ensembles wie <strong>de</strong>m Melos-, <strong>de</strong>m Vermeer- sowie <strong>de</strong>m La Salle-Quartett.<br />
Sie war Finalistin beim <strong>de</strong>utschen Musikwettbewerb 1999.<br />
Als Solistin u.a. mit <strong>de</strong>m Moskauer Kammerorchester Kremlin, <strong>de</strong>n Zagreber Solisten,<br />
<strong>de</strong>m Stuttgarter Kammerorchester, <strong>de</strong>r Württembergischen Philharmonie, <strong>de</strong>m Tübinger<br />
Kammerorchester, <strong>de</strong>m Litauischen und <strong>de</strong>m Polnischen Kammerorchester und als<br />
Kammermusikerin in verschie<strong>de</strong>nsten Formationen gab sie Konzerte in Europa und Amerika,<br />
in Japan, China, Korea, Indonesien, <strong>de</strong>n Vereinigten Arabischen Emiraten und in ost- und<br />
westafrikanischen Staaten.<br />
Auf ihren Programmen stehen nicht nur die großen Solokonzerte von Beethoven, Brahms,<br />
Men<strong>de</strong>lssohn, Mozart o<strong>de</strong>r Paganini, son<strong>de</strong>rn auch Werke wie das zweite Violinkonzert von<br />
Joachim Raff, ein noch kaum bekanntes Virtuosenwerk <strong>de</strong>r Romantik, o<strong>de</strong>r das Concerto funebre<br />
von Karl Ama<strong>de</strong>us Hartmann.<br />
Mit <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s ›Ensemble Transcen<strong>de</strong>nt‹ 2006 verwirklichte sich für sie die künstlerische<br />
I<strong>de</strong>e, durch variable Kammermusikformation thematische Programmkonzeptionen jenseits <strong>de</strong>r<br />
klassischen Konzerttradition zu gestalten.<br />
Aufnahmen von Julia Galic produzierten <strong>de</strong>r Süd<strong>de</strong>utsche Rundfunk und <strong>de</strong>r frühere Südwestfunk,<br />
auch hier mit selten gespielten Werken wie etwa <strong>de</strong>m interessanten, lei<strong>de</strong>r vergessenen<br />
Violinkonzert <strong>de</strong>s Haydn-Schülers Distler.<br />
Julia Galic hat an <strong>de</strong>r Tübinger Musikschule seit 2002 einen Lehrauftrag für Violine, <strong>de</strong>n sie mit<br />
großem Engagement und sehr erfolgreich erfüllt. Zeitweilig übernahm sie die Vertretung von<br />
Professor I. Turban an <strong>de</strong>r Hochschule für Musik und Darstellen<strong>de</strong> Kunst Stuttgart.<br />
Zum Wintersemester 2011/2012 folgt sie einem Ruf als Professorin an die Hochschule für Musik<br />
und Theater München.<br />
›Portrait Julia Galic‹ 2010, Foto: Anne Munding<br />
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Shoko Hayashizaki<br />
Piano<br />
geboren in Kobe / Japan<br />
Studium an <strong>de</strong>r Universität Kobe und an <strong>de</strong>r Musikhochschule Freiburg i.Br.<br />
Klavierduo Shoko Hayashizaki – Michael Hagemann<br />
Shodô (Japanische Kalligraphie)<br />
Verheiratet, zwei Kin<strong>de</strong>r<br />
Diskographie<br />
Gustav Donath (CD) Präludium und Fuge D-Dur für zwei Klaviere (2008)<br />
Robert Fuchs (CD) Walzer für Klavier zu vier Hän<strong>de</strong>n (2007)<br />
Alma Mahler – Werfel und<br />
Josef Labor (CD)<br />
Aus <strong>de</strong>n Tagebuch-Suiten von Alma Mahler-Werfel<br />
Musik von Franz Schreker, Alexan<strong>de</strong>r von Zemlinsky,<br />
Josef Labor, Gustav Mahler u.v.a (2007)<br />
mit Alicia Aumüller, Rezitation<br />
Pasticcio-Preis <strong>de</strong>s ORF<br />
Jacqueline Fontyn (CD) Piano works (2006)<br />
Tango Fresco (CD) Tangos von Astor Piazzolla (2006)<br />
mit Roger Dittrich, Schlagzeug<br />
Sommer im Winter (CD) Tangos von Astor Piazzolla (2005)<br />
Tangogeschichten von Katrin Dorn,<br />
gelesen von <strong>de</strong>r Autorin<br />
Quartette, Duette und Lie<strong>de</strong>r Johannes Brahms und<br />
mit Klavier (CD) Heinrich von Herzogenberg (2002)<br />
Ironien (CD) Casella, Hin<strong>de</strong>mith, Satie, Schulhoff (1998)<br />
Walzer (CD) Brahms, Reger, Hin<strong>de</strong>mith und Rihm (1996)<br />
Klavierlandschaften (LP) Yoram Paporisz: Begegnungen am Klavier (1989)<br />
Tänze und Miniaturen (LP) Brahms, Bizet, Bohnke, Charles-Henry (1986)<br />
www.pianoduohayashizakihagemann.eu<br />
›Portrait Shoko Hayashizaki‹ 2007, Foto: Christina Hagemann<br />
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Shoko Hayashizaki<br />
Klavier und Kalligraphie<br />
Shodo: Der Weg <strong>de</strong>s Schreibens. In dieser<br />
alten japanischen Kunst <strong>de</strong>r Kalligraphie<br />
hat es die Pianistin Shoko Hayashizaki zu<br />
großer Meisterschaft gebracht. Im Alter<br />
von fünf Jahren – ein Jahr nach <strong>de</strong>m Beginn<br />
<strong>de</strong>s Klavierunterrichts – hat sie damit<br />
begonnen. Auch heute noch pflegt sie die<br />
kalligraphische Kunst. Sie be<strong>de</strong>utet ihr<br />
einen Gegenpol zur Musik. Konzentration<br />
und Vorstellungskraft wer<strong>de</strong>n geför<strong>de</strong>rt.<br />
›Ich lerne viel auf diese Weise‹, sagt<br />
Shoko Hayashizaki.<br />
Geboren wur<strong>de</strong> sie im japanischen Kobe.<br />
Dort schloss sie auch ihr Grundstudium<br />
mit Diplom ab. Über einen Klavierwettbewerb<br />
in Ettlingen kam sie an die Musikhochschule<br />
Freiburg zu Robert Alexan<strong>de</strong>r<br />
Bohnke. Er wur<strong>de</strong> ihr wichtigster Lehrer.<br />
Er bestand darauf, dass seine Stu<strong>de</strong>nten<br />
auch an<strong>de</strong>re Pianisten hören, um<br />
sich so die eigene musikalische Meinung<br />
aufzubauen. Diesen Rat befolgt Shoko<br />
Hayashizaki heute noch.<br />
In <strong>de</strong>r Bohnke-Klasse hat sie auch ihren<br />
Mann, <strong>de</strong>n Pianisten Michael Hagemann,<br />
kennen gelernt. Die Bei<strong>de</strong>n bil<strong>de</strong>n seit 25<br />
Jahren ein technisch perfektes und musikalisch<br />
hochintelligentes, ausdrucksstarkes<br />
Klavierduo – ein Traumpaar <strong>de</strong>r Tasten,<br />
das sich vor allem auch durch seinen<br />
Einsatz für die zeitgenössische Musik und<br />
für vergessene Komponisten einen Namen<br />
gemacht hat. Die Liste <strong>de</strong>r Einspielungen<br />
und Uraufführungen belegt dies auf beeindrucken<strong>de</strong><br />
Weise.<br />
Seit 1998 ist Shoko Hayashizaki Mitglied<br />
<strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong>. Als Kammermusikpartnerin<br />
und als Liedbegleiterin ist<br />
sie heiß begehrt. Als Solo-Pianistin zeichnet<br />
sie sich durch ihr klares, temperamentvoll<br />
mutiges und <strong>de</strong>m Werk gegenüber<br />
achtsames Musizieren aus. Sie sucht die<br />
Nähe zum Hörer. Die Übertragung im Ausdruck<br />
von Mensch zu Mensch. Sie schätzt<br />
Beethoven und Schumann. Spielt auch viel<br />
Chopin und vertieft sich in <strong>de</strong>n ›schweren‹<br />
Brahms. Sie braucht Zeit, um sich ein mo<strong>de</strong>rnes<br />
Stück anzueignen. Deshalb will sie<br />
auch stets <strong>de</strong>n Kontakt zum Komponisten:<br />
<strong>de</strong>nn ›mo<strong>de</strong>rne Musik darf nicht abstrakt<br />
bleiben‹. Sie und ihr Mann pflegen die<br />
Werte <strong>de</strong>s Menschlichen und Authentischen<br />
im Umgang mit <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne.<br />
Als Duo sind die Hagemanns viel unterwegs.<br />
Beim Brahms-Fest in Mürzzuschlag<br />
sind sie gewesen. Die Konzerte junger Pianisten<br />
im Kloster Bebenhausen haben sie<br />
betreut. In Entringen – wo sie mit ihren<br />
bei<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn leben – haben sie bei <strong>de</strong>n<br />
Werkstatt Musiktagen mitgemacht. Den<br />
Opfern <strong>de</strong>r Naturkatastrophe in Japan galt<br />
ihre Hilfe. Sie sind bo<strong>de</strong>nständig und weltoffen.<br />
In Karlsruhe haben sie vor einiger<br />
Zeit die ›Drei Haikus für Clavichord vierhändig‹<br />
<strong>de</strong>s Reutlinger Komponisten Veit<br />
Erdmann uraufgeführt. Bei diesem Konzert<br />
verschmolz auch die Schriftkunst Shoko<br />
Hayashizakis mit einer Clavichord-Komposition<br />
ihres Mannes zu einem wun<strong>de</strong>rsam<br />
zarten Gesamtkunstwerk. Ihre ästhetische<br />
und gereifte Kunst <strong>de</strong>r Kalligraphie wäre<br />
allemal eine Ausstellung wert.<br />
Hansdieter Werner<br />
236
Gefion Landgraf-Mauz<br />
Initialzündung mit Bach<br />
Mit sechs Jahren hatte die kleine Gefion<br />
im Radio eines <strong>de</strong>r Bran<strong>de</strong>nburgischen<br />
Konzerte von Bach gehört. Das ist ihre<br />
Initialzündung gewesen, die sie zur Musik<br />
gebracht hat. Bach spielt Gefion Landgraf-Mauz<br />
auch heute noch am liebsten.<br />
Zur frühen Blockflöte kam bald die<br />
Querflöte, dann das Cello, das sie auch<br />
im Streichquartett gespielt hat. Bei ihrer<br />
künstlerischen Abschlussprüfung an <strong>de</strong>r<br />
Musikhochschule Stuttgart hat sie Werke<br />
von Bach, Ibert, Isang Yun, Mozart und<br />
Prokofjew gespielt. Kompositionen vom<br />
Barock bis zur Mo<strong>de</strong>rne also. Diese Offenheit<br />
für unterschiedliche Epochen und Stile<br />
ist bis heute bezeichnend für Gefion Landgraf-Mauz.<br />
Sie will keine Spezialistin sein,<br />
son<strong>de</strong>rn Flötistin mit wachem Sinn für das<br />
zeitlos Ganze <strong>de</strong>r Musik. Musik muss für<br />
sie dabei eine Aussage haben. Muss sie<br />
ansprechen.<br />
Sie hat in vielen Orchestern, größeren und<br />
kleineren, musiziert. Auch in zahlreichen<br />
Kammermusik-Ensembles. Die Kammermusik<br />
ist überhaupt ihre Lieblings-Formation.<br />
Von Schönbergs Kammersinfonie<br />
für 15 Instrumente, wo eine analytische<br />
Ästhetik gefor<strong>de</strong>rt war, bis zum Duo mit<br />
<strong>de</strong>r Pianistin und <strong>GEDOK</strong>-Kollegin Angela-<br />
Charlott Bieber, mit <strong>de</strong>r sie in <strong>Reutlingen</strong><br />
einen spannen<strong>de</strong>n und mitreißend impulsiven,<br />
von Brillanz und Eleganz und Vitalität<br />
zeugen<strong>de</strong>n Konzertabend gestaltet hat.<br />
Sie hat die Flötenkonzerte von Vivaldi,<br />
Mozart, Cimarosa und Carl Philipp Emanuel<br />
Bach geblasen. Hat in <strong>de</strong>n großen Passionen<br />
von Bach und in seiner h-Moll-Messe<br />
mitgewirkt. Hat an <strong>de</strong>r Jugendmusikschule<br />
Marbach-Bottwartal unterrichtet und tut<br />
es seit 1991 an <strong>de</strong>r Musikschule Tübingen.<br />
Bei einem Treffen in Fairbanks in Alaska<br />
hat sie sich mit <strong>de</strong>m Jazz angefreun<strong>de</strong>t<br />
und dabei vielleicht ihre Freu<strong>de</strong> am Improvisieren<br />
ent<strong>de</strong>ckt und <strong>de</strong>n Anreiz verspürt,<br />
eines Tages selbst zu komponieren. Sie<br />
hat Meisterkurse besucht und selbst Kurse<br />
abgehalten, etwa für Flötenchöre.<br />
Die Flötistin, für die Musik wie das Leben<br />
in seiner Fülle selbst ist, gehört <strong>de</strong>m<br />
Beirat <strong>de</strong>s Tonkünstlerverban<strong>de</strong>s Ba<strong>de</strong>n-<br />
Württemberg an. Außer<strong>de</strong>m hat sie ein<br />
Buch über ihr Lieblingsinstrument geschrieben:<br />
›Die Querflöte‹ ist bei Schott in<br />
<strong>de</strong>r Reihe ›Musikinstrumente ent<strong>de</strong>cken‹<br />
erschienen. Ein sehr liebevoll gemachtes<br />
Sachbuch, das Kompetenz mit Anschaulichkeit<br />
verbin<strong>de</strong>t und mit vielen Tipps und<br />
Anregungen Lust auf die Flöte macht. In<br />
diesen Tagen erscheint bei Schott aus ihrer<br />
Fe<strong>de</strong>r eine ›Querflötenschule.‹<br />
Wer Gefion Landgraf-Mauz spielen hört,<br />
hat seine Freu<strong>de</strong> an <strong>de</strong>m kompakten und<br />
flexiblen Ton dieser Flötistin, an ihrer<br />
Offenheit, an ihrer musikalischen Aussagekraft,<br />
an ihren flinken Fingern, ihrem<br />
leichten Vibrato, ihrer technischen Klasse<br />
und nicht zuletzt an ihrer feinen und präzisen<br />
Gabe <strong>de</strong>r Artikulation.<br />
Wenn sie einen Wunsch frei hätte, dann<br />
wür<strong>de</strong> sich Gefion Landgraf-Mauz eine<br />
Kontrabassflöte anschaffen. Und dann ein<br />
Ensemble grün<strong>de</strong>n.<br />
Hansdieter Werner<br />
237
Gefion Landgraf-Mauz<br />
Querflöte<br />
Geboren und aufgewachsen in Erlangen.<br />
Nach <strong>de</strong>m Abitur Studium an <strong>de</strong>n Musikhochschulen in Hannover und Stuttgart. Abschlüsse als<br />
›Staatlich geprüfter Musikerzieher‹ und ›Künstlerische Abschlussprüfung‹. Weitere Impulse bei<br />
internationalen Meisterkursen in Europa und Amerika u. a. bei P. L. Graf, G. Gilbert, T. Wye,<br />
R. Aitken, A. Jaunet, A. Nicolet, M. Debost und J. Barcellona.<br />
Orchestertätigkeiten:<br />
- Heilbronner Kammerorchester<br />
- Südwest-<strong>de</strong>utsches Kammerorchester Pforzheim<br />
- Stadttheater Heilbronn, Stadttheater in Pforzheim<br />
- Staatstheater Stuttgart<br />
- Staatstheater Karlsruhe<br />
- Württembergische Philharmonie <strong>Reutlingen</strong><br />
- Camerata viva Tübingen<br />
Darüber hinaus rege Konzerttätigkeit, Rundfunkaufnahmen und CD Einspielungen mit<br />
verschie<strong>de</strong>nen Kammermusikensembles und Orchestern.<br />
Seit 1991 pädagogische Tätigkeit an <strong>de</strong>r Tübinger Musikschule. Autorin bei ›Schott Mu-sic‹.<br />
Mitgliedschaften: Gründungsmitglied <strong>de</strong>s ›L’ensemble Taffanel‹, <strong>de</strong>s ›Trio op.90‹ und <strong>de</strong>r<br />
›Camerata viva Tübingen‹; <strong>GEDOK</strong><br />
›Portrait Gefion Landgraf-Mauz‹ 2007, Fotostudio Karin, Rottenburg<br />
238
239
Anna di Mauro<br />
Gesang Klavier<br />
Vita: Anna di Mauros Leben ist Musik. Bereits seit ihrem 5. Lebensjahr spielt sie Klavier und<br />
begann wenig später zu singen. Da ist es nicht verwun<strong>de</strong>rlich, dass sie Gesang und Klavier zu<br />
ihrem Beruf machte. Ihre Studienjahre führten sie von Stuttgart über München bis nach Italien.<br />
Namhafte Professoren wie Bruce Abel, Carl Davis, Konrad Richter, Dietrich F. Dieskau, Erik Werba,<br />
Jörg Demus, Rina <strong>de</strong>l Monaco und Rosanna Carteri durfte sie zu ihren Lehrmeistern zählen.<br />
Mit 18 gewann sie einen Preis bei ›Jugend musiziert‹ im Fach Klavier. Während <strong>de</strong>s Studiums<br />
war sie Stipendiatin <strong>de</strong>r Richard-Wagner-Gesellschaft und <strong>de</strong>r Kaminski-Stiftung. Einen ihrer<br />
be<strong>de</strong>utendsten Preise erlangte sie beim internationalen Gesangswettbewerb ›Mario <strong>de</strong>l Monaco‹<br />
in Italien. Ebenso in Italien wur<strong>de</strong> ihr im Fernsehen RAI <strong>de</strong>r ›Premio Crotone‹ für ihre Verdienste<br />
um <strong>de</strong>n italienischen Operngesang überreicht.<br />
Seit 1984 bis 1998 war sie für Opernproduktionen und Konzerte quer durch Europa unterwegs.<br />
Ihr Repertoire umfasst vor allem die wichtigsten Mezzosopranpartien <strong>de</strong>s italienischen und<br />
französischen Fachs sowie das klassische Lied, Oratorium und Musical.<br />
Hier eine Auswahl <strong>de</strong>r zahlreichen Stationen ihrer Karriere:<br />
1984 Galakonzert am Bolschoi-Theater Moskau mit Irina Archipova<br />
1985 Zweijahresvertrag am Theater Essen mit Rollen wie Charlotte (Werther),<br />
Carmen, Maddalena (Rigoletto), Niklas (Hoffmanns Erzählungen), u.v.a.<br />
1986 Opernkonzerte und –produktionen in Marseille, Dijon, Pesaro, Venedig<br />
1987 Salome an <strong>de</strong>r Deutschen Oper Berlin, Hoffmanns Erzählungen und Werther<br />
in Hannover<br />
1988 Faustszenen in Barcelona, Cavalleria rusticana in Taormina und Torre <strong>de</strong>l Lago,<br />
Troubadour in Liège, Werther in Avignon, Rigoletto in Nimes, Don Carlos in<br />
Cosenza<br />
1989 Nabucco in Strasbourg, Carmen in Burgas und Mantua, Cavalleria rusticana in<br />
<strong>de</strong>r Arena di Verona<br />
1990 Werther in Parma, Aida in <strong>de</strong>r Arena di Verona, Cavalleria rusticana und La Lupa<br />
(Welturaufführung) in Livorno und Pisa,Carmen in Cosenza<br />
1991 Les Noces (Strawinsky) in Barcelona, Troubadour und Aida in <strong>de</strong>r Arena von<br />
Plodiv und beim Verdifestival in Roncole, Operngala mit Eva Marton in Fano, Ein<br />
Maskenball in St. Gallen und Como<br />
1992 Stabat Mater (Rossini) in Catania, Werther in Barcelona, Troubadour in Koblenz,<br />
Werther in Perpignan, Les Noces in Sevilla, Cavalleria rusticana in Mannheim<br />
1993 Cavalleria rusticana in Luxembourg und Bonn, Werther in La Coruna, Messa<br />
›O Pulcritudo‹ (Menotti) in Catania<br />
1994-98 Butterfly auf Malta, Carmen in Rotterdam und Antwerpen, Der Zigeunerbaron in<br />
<strong>Reutlingen</strong><br />
Wichtige Dirigenten: Nello Santi, Heinz Wallberg, Antonio Guadagno, Roberto Paternostro,<br />
Alain Lombard, Giuseppe Patané.<br />
Wichtige Regisseure: Giancarlo <strong>de</strong>l Monaco, Clau<strong>de</strong> d’Anna, Peter Malvius, F.Zeffirelli<br />
Wichtige Sängerpartner: Eva Marton, Maria Chiara, Fiorenza Cossotto, Grace Bumbry,<br />
Alfredo Kraus, Luis Lima, Nicola Martinucci, Matteo Manuguerra,<br />
Renato Bruson, Gianfranco Cecchele, Edith Mathis, René Kollo,<br />
Silvano Carroli u.v.a.<br />
Anna di Mauro hatte zahlreiche Rundfunk- und Fernsehauftritte. Bei NAXOS nahm sie<br />
Mozart’s Krönungsmesse und Mascagni’s Cavalleria rusticana auf.<br />
Seit 1998 gibt sie nur noch vereinzelt Konzerte und widmet sich hauptsächlich <strong>de</strong>r Lehrtätigkeit<br />
und För<strong>de</strong>rung junger Talente.<br />
Ausführlichere Informationen fin<strong>de</strong>n Sie unter www.anna-di-mauro.<strong>de</strong><br />
›Portrait Anna die Mauro‹ 2009, Foto: Christine Biswenger<br />
240
241
Anna di Mauro<br />
Konzertieren für <strong>de</strong>n Tierschutz<br />
›Ich bin zur Anti-Sängerin gewor<strong>de</strong>n‹, bekennt<br />
Annette Biswenger. Wieso das, wo<br />
sie doch als Opernsängerin und gefeierte<br />
Mezzosopranistin eine Karriere hingelegt<br />
hat wie aus <strong>de</strong>m Bil<strong>de</strong>rbuch? Mit Erfolgen<br />
an be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Bühnen in Deutschland,<br />
Italien, Spanien und Russland? Sie ist<br />
Carmen gewesen, Salome, Charlotte in<br />
›Werther‹, hat <strong>de</strong>n Niklaus in ›Hoffmanns<br />
Erzählungen‹ gesungen, die Maddalena<br />
in ›Rigoletto‹, die Marzelline im ›Figaro‹,<br />
die Eboli in ›Don Carlos‹, die Fenena in<br />
›Nabucco‹, die Azucena im ›Troubadour‹,<br />
hat in Verdis Requiem mitgemacht und in<br />
Strawinskis ›Les Noces‹ auch. Und dann<br />
war einfach Schluss und aus <strong>de</strong>r hochgelobten<br />
und auch wegen ihrer schauspielerischen<br />
Intensität gepriesenen Anna di<br />
Mauro – so ihr Künstlername – wur<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r<br />
eine Annette Biswenger. Wie konnte<br />
das geschehen?<br />
1998 hat sie <strong>de</strong>r Oper <strong>de</strong>n Rücken gekehrt.<br />
Des unsteten Lebens und <strong>de</strong>r vielen<br />
kleinen Reibereien wegen. Das sollte<br />
nicht ihre Zukunft sein. Es gibt eine fast<br />
20 Jahre alte CD mit einer Aufnahme von<br />
Mascagnis ›Cavalleria Rusticana‹. Wer hier<br />
Anna di Mauro mit <strong>de</strong>m Lied <strong>de</strong>r Lola ›Fior<br />
di giaggiolo‹ hört, <strong>de</strong>r erlebt eine wahrlich<br />
große Stimme voller Schönheit und Kraft<br />
und Glanz. Aber das ist Vergangenheit.<br />
Anna di Mauro – wir lassen es bei diesem<br />
klangvollen Namen aus ihrem Lieblingsland<br />
Italien – hat sich auf das Lied, aufs<br />
Klavier und das Unterrichten verlegt. Die<br />
Tiere und <strong>de</strong>ren Schutz sind ihr wichtig<br />
gewor<strong>de</strong>n. Die Natur überhaupt. Für <strong>de</strong>n<br />
Tierschutz gibt sie ein Benefizkonzert nach<br />
<strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren. Dabei kann es schon mal<br />
vorkommen, dass die Pianistin Anna di<br />
Mauro die Sängerin Anna di Mauro begleitet.<br />
Auch <strong>de</strong>r Sport ist für sie ein Thema.<br />
Vom Joggen bis zum Bergsteigen und alpinen<br />
Skilauf.<br />
Als Sängerin hält sie sich heute mehr im<br />
Hintergrund. Sie liebt die romantischen<br />
Lie<strong>de</strong>r, kann sich aber auch für die Mo<strong>de</strong>rne<br />
erwärmen, wenn sie tonal ausgerichtet<br />
ist. Die häufige Überbewertung <strong>de</strong>s<br />
Technischen im Gesang ist ihr suspekt.<br />
Der Ausdruck zählt bei ihr. Die Ehrlichkeit<br />
<strong>de</strong>s Gefühls. Wärme und Rundung und<br />
Fülle <strong>de</strong>s Tons. Ihre Lie<strong>de</strong>raben<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r<br />
<strong>GEDOK</strong> sind geprägt von <strong>de</strong>r immer noch<br />
vorhan<strong>de</strong>nen dramatischen Kraft dieser<br />
Sängerin. Von einer Emphase, die mitreißen<br />
kann, und auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite von<br />
zarten lyrischen Momenten, wenn sich<br />
diese kraftvolle und volumenstarke Stimme<br />
ganz nach innen wen<strong>de</strong>t. Ihr dunkler<br />
Wohllaut verbin<strong>de</strong>t sich mit einem unbedingten<br />
Ernst <strong>de</strong>r Gestaltung. Mit <strong>de</strong>m<br />
Ergebnis, dass Anna di Mauros Liedkunst<br />
<strong>de</strong>n Zug ins Große, manchmal auch ins<br />
Üppige mit einem für sie verbindlichen<br />
Geschmack zu mo<strong>de</strong>rieren weiß. Ein kultiviertes<br />
Legato und ein nicht zu heftiges,<br />
son<strong>de</strong>rn das Körperhafte <strong>de</strong>s Singens vermitteln<strong>de</strong>s<br />
Vibrato gehören auf <strong>de</strong>r technischen<br />
Seite dazu.<br />
Auch wenn Anna di Mauro heute als Sängerin<br />
nicht mehr in <strong>de</strong>r ersten Reihe stehen<br />
will, kann sie <strong>de</strong>nnoch o<strong>de</strong>r gera<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>swegen sagen, dass Musik sie glücklich<br />
macht.<br />
Hansdieter Werner<br />
242
Karin Mielich<br />
Wi<strong>de</strong>r das Oberflächliche<br />
›Die Musik muss in einem drin sein‹. Davon<br />
ist Karin Mielich überzeugt. Für sie<br />
stand schon früh fest, dass Musik ihr Lebensinhalt<br />
wird. Sie hat sich dieses Ziel erkämpfen<br />
müssen – auch gegen die Familie,<br />
obwohl hier musiziert wur<strong>de</strong>. Aber die<br />
Musik als Beruf für die Tochter? Da gab es<br />
Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong>. Karin Mielich hat sich durchgesetzt.<br />
Als Pianistin und als Sängerin.<br />
Im Radio hatte sie einst Beethovens drittes<br />
Klavierkonzert gehört. Das ist für sie<br />
<strong>de</strong>r endgültige Anstoß gewesen, sich für<br />
die Musik zu entschei<strong>de</strong>n. Angefangen<br />
hat sie dann mit <strong>de</strong>m Klavier. Frie<strong>de</strong>mann<br />
Rieger, <strong>de</strong>r Pianistenmacher und <strong>de</strong>r begna<strong>de</strong>te<br />
Pädagoge, ist ihr Lehrer gewesen.<br />
Noch heute steht Karin Mielich mit ihm in<br />
Verbindung. Ihre besten Schüler schickt<br />
sie beispielsweise zu ihm. Mitunter unterrichten<br />
sie auch gemeinsam. Co-Training<br />
am Klavier für beson<strong>de</strong>rs Begabte.<br />
Sie selbst unterrichtet an <strong>de</strong>n Musikschulen<br />
in Pfullingen und <strong>Reutlingen</strong>. Mit<br />
schönen Erfolgen, auch wenn sie bewusst<br />
darauf verzichtet, ihre Schützlinge zu häufig<br />
zum Wettbewerb ›Jugend musiziert‹<br />
zu schicken. Druck und Ehrgeiz will sie<br />
vermei<strong>de</strong>n.<br />
Ihr Gesangslehrer ist Thomas Pfeiffer<br />
gewesen. Er hat ihren schlanken und<br />
klangvollen Mezzosopran zu einer klaren,<br />
natürlich und druckfrei ihre Kraft und ihren<br />
Glanz ausbreiten<strong>de</strong>n Stimme aufgebaut,<br />
die Karin Mielich pflegt und behütet und<br />
aufs schönste entfaltet. Dank ihrer Genauigkeit,<br />
dank ihrer kontrollierten Emotionalität,<br />
dank ihres weiten dynamischen<br />
Spektrums, dank feiner Phrasierung, dank<br />
ihrer kultivierten Technik, zu <strong>de</strong>r auch ein<br />
variables Vibrato gehört und die für sie untrennbar<br />
mit <strong>de</strong>m musikalischen Ausdruck<br />
einhergehen muss. Das Wahrhaftigsein ist<br />
ihr wichtig. Sie will ›die Stimme nicht größer<br />
machen, als sie ist‹. Alles Aufgesetzte,<br />
Oberflächliche ist ihr zuwi<strong>de</strong>r. Sie, die<br />
Bach-Kantaten ebenso gerne singt wie die<br />
Lie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Romantiker, die Rossinis und<br />
Mozarts Koloraturen liebt und <strong>de</strong>n Traum<br />
hat, einmal in Mahlers ›Lied von <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>‹<br />
singen zu dürfen: diese auf Natürlichkeit<br />
und Ehrlichkeit setzen<strong>de</strong> Sängerin hat<br />
Charakter durch und durch. Ihr lyrischer<br />
Mezzo besitzt zu<strong>de</strong>m Kraft und kann auch<br />
in Richtung Dramatik zulegen. Ihre Lie<strong>de</strong>raben<strong>de</strong><br />
bei <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> haben Stil bewiesen<br />
und die Verbindung von Schönheit und<br />
Gehalt.<br />
Als Pianistin spielt Karin Mielich Debussy,<br />
Brahms, Bach, Rachmaninoff, Chopin.<br />
Formbewusst und differenziert im Klang.<br />
Neugierig, immer wie zum ersten Mal und<br />
mit Achtung vor <strong>de</strong>m Werk. Gewissenhaft<br />
bis in die Ausführung von Verzierungen<br />
hinein, woran sie intensiv arbeitet. Dinu<br />
Lipatti, Clara Haskil, Claudio Arrau, die<br />
Argerich nennt sie als große Vorbil<strong>de</strong>r. Von<br />
<strong>de</strong>m jungen russischen Pianisten Nikolai<br />
Lugansky schwärmt sie gera<strong>de</strong>zu. Sie liebt<br />
das Meer und Heinrich Heine und die Natur<br />
und interessiert sich für medizinische<br />
Themen. Geht heute noch zu ihren Lehrern<br />
und besucht Meisterkurse, <strong>de</strong>nn ›man<br />
lernt nie aus‹.<br />
Hansdieter Werner<br />
243
Karin Mielich<br />
Mezzosopran<br />
Vita: Die Mezzosopranistin Karin Mielich wur<strong>de</strong> in <strong>Reutlingen</strong> geboren. Nach <strong>de</strong>m Abitur studierte<br />
sie an <strong>de</strong>r Musikhochschule Trossingen Klavier. Ihre be<strong>de</strong>utendsten Lehrer waren Professor<br />
Frie<strong>de</strong>mann Rieger und Professor Michael Uh<strong>de</strong>.<br />
Ihre Gesangsausbildung erhielt sie bei Professor Thomas Pfeiffer, Musikhochschule<br />
Stuttgart. Sie besuchte verschie<strong>de</strong>ne Meisterkurse, vorzugsweise bei Professor Julia Hamari.<br />
Rundfunkaufnahmen mit <strong>de</strong>m Pianisten Frie<strong>de</strong>mann Rieger und an<strong>de</strong>ren Partnern erfolgten.<br />
In <strong>de</strong>n darauffolgen<strong>de</strong>n Jahren war sie aus gesundheitlichen Grün<strong>de</strong>n nicht mehr in <strong>de</strong>r Lage,<br />
öffentlich aufzutreten. In dieser Zeit widmete sie sich intensiv <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung junger Talente.<br />
Aus ihren Klavierklassen sind inzwischen zahlreiche Preisträger verschie<strong>de</strong>ner Wettbewerbe<br />
hervorgegangen, auch mehrere Bun<strong>de</strong>spreisträger <strong>de</strong>s Wettbewerbs ›Jugend Musiziert‹.<br />
In <strong>de</strong>n letzten Jahren hatte sie ihr Comeback mit Lie<strong>de</strong>raben<strong>de</strong>n in Stuttgart, <strong>Reutlingen</strong> und<br />
Pfullingen. Diese Konzerte wur<strong>de</strong>n von Publikum und Presse begeistert aufgenommen.<br />
Zwei CDs mit Konzertmitschnitten liegen vor.<br />
2005 Lie<strong>de</strong>r von Hugo Wolf und Richard Strauss<br />
2007 Lie<strong>de</strong>r von Gabriel Fauré, Henri Duparc, Maurice Ravel und Clau<strong>de</strong> Debussy<br />
Ihr Repertoire umfasst neben umfangreicher Liedliteratur viele Werke aus Oper und Oratorium.<br />
Allerdings gilt ihre beson<strong>de</strong>re Liebe und Aufmerksamkeit <strong>de</strong>m Kunstlied <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen,<br />
französischen und slawischen Romantik und Mo<strong>de</strong>rne.<br />
Sie lebt in Tübingen und unterrichtet Klavier an <strong>de</strong>n Musikschulen <strong>Reutlingen</strong> und Pfullingen.<br />
Bei <strong>de</strong>r Interpretation eines Lie<strong>de</strong>s geht es mir nicht so sehr um die I<strong>de</strong>ntifikation, son<strong>de</strong>rn<br />
vielmehr um das Erzählen, Schil<strong>de</strong>rn, Berichten. Mein beson<strong>de</strong>res Anliegen ist es, eine<br />
Ausgewogenheit zwischen Emotionalität und intellektueller Distanz, Textbezogenheit und<br />
klanglicher Schönheit herzustellen.<br />
›Portrait Karin Mielich‹ 2010, Foto: Gudrun <strong>de</strong> Maddalena<br />
244
245
Anne Munding<br />
Sopran<br />
1954 in <strong>Reutlingen</strong> geboren und aufgewachsen<br />
1969 Beginn <strong>de</strong>s Gesangsunterrichts bei Elisabeth Wacker<br />
1972 Eheschließung mit Peter Munding<br />
1972-77 Studium an <strong>de</strong>r Hochschule für Musik und Darstellen<strong>de</strong> Kunst Stuttgart<br />
bei Professor Georg Jel<strong>de</strong>n<br />
1977 Künstlerische Abschlussprüfung<br />
Anschließend private Studien bei Professor Herrad Wehrung, Tübingen<br />
und Nikolai Iossifov, Stuttgart<br />
Meisterkurse bei Arleén Auger, Hanno Blaschke und Charlotte Lehmann<br />
1974 Beginn <strong>de</strong>r pädagogischen Tätigkeit<br />
- an <strong>de</strong>r Städtischen Musikschule Nürtingen bis 1977<br />
- an <strong>de</strong>r Musikschule <strong>de</strong>r vhs <strong>Reutlingen</strong> bis heute<br />
seit 1979 Betreuung <strong>de</strong>s vokalen Fachbereichs an <strong>de</strong>r Musikschule <strong>Reutlingen</strong><br />
Schülerinnen und Schüler ihrer Gesangsklasse verzeichnen Erfolge beim<br />
seit 1982<br />
Wettbewerb ›Jugend musiziert‹ bis hin zum Bun<strong>de</strong>spreis<br />
Familie und Beruf<br />
Christiane * 1982, Birgit * 1983, Dietmar * 1985, Ellen * 1988<br />
2000-2007 Mitglied im ›Trio obligato‹ mit Karin Hurle (Klarinette) und Valentin Derlig<br />
(Klavier) - mit Programmen, die Konzertliteratur sowie gehobene<br />
Unterhaltungsmusik umfassten, erreichte das Trio ein breites Publikum<br />
Konzerte<br />
1970 erstes Konzert in <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>nskirche Metzingen<br />
W.A. Mozart ›Missa brevis D-Dur‹, Leitung Wilfried Klaffke<br />
1990/91 W.A. Mozart ›Bastien und Bastienne‹ mit <strong>de</strong>m Jugendorchester RT<br />
Lie<strong>de</strong>raben<strong>de</strong> mit Karl Michael Komma, Charlott Bieber,<br />
Shoko Hayashizaki, Christian Knebel u.a.<br />
1994 Lie<strong>de</strong>rabend bei <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> Wien<br />
Auswahl J.S. Bach ›Weihnachtsoratorium‹<br />
u.a. Marienkirche <strong>Reutlingen</strong>, St. Laurentius Nürtingen,<br />
Bonhoeffer-Kirche Tübingen, Martinskirche Pfullingen<br />
G. Fauré ›Requiem‹ - Tübingen<br />
G.F. Hän<strong>de</strong>l<br />
›Der Messias‹ und ›Alexan<strong>de</strong>rfest‹<br />
u.a. in Pfullingen, Passy/Frankreich, Faversham/England<br />
J. Haydn ›Die Schöpfung‹ – Einweihung <strong>de</strong>s Georgensaals RT<br />
F. Men<strong>de</strong>lssohn ›Paulus‹ - Faversham/England<br />
G. Rossini ›Petite Messe solennelle‹ – Tübingen<br />
C. Saint-Saëns ›Oratorio <strong>de</strong> Noël‹ - Ulm und Metzingen<br />
A. Vivaldi ›Gloria‹<br />
Tübingen / Glyndwr-Universität Wrexham/Wales<br />
Uraufführungen – Werke von<br />
Karl Michael Komma, Veit Erdmann-Abele, Hansjörg Hummel, u.a.<br />
2006 Gerhard Kaufmann ›Anfang und En<strong>de</strong>‹ (Dietrich Bonhoeffer) - Tübingen<br />
2009 ›Anfang u. En<strong>de</strong>‹ wie<strong>de</strong>rholt in Tübingen, Heilbronn, Thomaskirche Leipzig<br />
Mitgliedschaften: <strong>GEDOK</strong>; Tonkünstlerverband Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
Die Musik ist die Melodie, zu <strong>de</strong>r die Welt <strong>de</strong>r Text ist. (Arthur Schopenhauer)<br />
›Portrait Anne Munding‹ Foto: Karl Scheuring<br />
246
247
Anne Munding<br />
›In die Musik hineinkriechen‹<br />
Vor vierzig Jahren hat Anne Munding ihr<br />
erstes Konzert gegeben. Heute ist die<br />
vierfache Mutter eine allseits beliebte und<br />
hochgeschätzte Sängerin und Pädagogin<br />
und eine verlässliche Größe innerhalb <strong>de</strong>r<br />
<strong>GEDOK</strong>. Ihre Vielseitigkeit und ihre stilistische<br />
Offenheit, ihre Freundlichkeit und<br />
ihre Gewissenhaftigkeit und Beständigkeit<br />
sind Tugen<strong>de</strong>n, die sie auszeichnen. Dazu<br />
ihre klare, frische, bewegliche und immer<br />
noch jung wirken<strong>de</strong> Stimme – ein Sopran<br />
für fast alle Fälle. Von <strong>de</strong>r Kirchenmusik<br />
bis zur Operette. Von <strong>de</strong>r barocken Arie<br />
bis zum Musical. Von anspruchsvoller<br />
Mo<strong>de</strong>rne bis zum Volkslied und Spiritual.<br />
Solche Breite fasziniert – und je<strong>de</strong>s Mal<br />
steht Anne Munding zu hun<strong>de</strong>rt Prozent<br />
hinter <strong>de</strong>m, was sie singt. Sie möchte<br />
überzeugend singen. Das tut sie nicht<br />
nur dank einer hervorragen<strong>de</strong>n Technik,<br />
son<strong>de</strong>rn auch kraft ihrer künstlerischen<br />
Persönlichkeit, die sie je<strong>de</strong>n einzelnen Ton<br />
bewusst formen heißt. Je<strong>de</strong>m Ton gibt sie<br />
ein Gesicht. Sie lässt ihn atmen, so dass<br />
auch die Seele mitschwingt. Sie will ›in<br />
die Musik hineinkriechen‹, wie sie sagt.<br />
Daher die Nähe und Dichte und die erlebte<br />
Wirklichkeit ihres Singens.<br />
Sie ist die Spezialistin für Uraufführungen.<br />
Karl Michael Komma wäre hier an erster<br />
Stelle zu nennen. Etwa mit seinen brillanten<br />
Nonsens-Lie<strong>de</strong>rn, die Anne Munding<br />
mit Humor und keck gesetzten Pointen aus<br />
<strong>de</strong>r Taufe gehoben hat. Mit Karl Michael<br />
Komma als Partner am Klavier – bei ihm<br />
hat sie auch Musikgeschichte studiert –<br />
verbin<strong>de</strong>t sie eine schöne Freundschaft,<br />
die sich in vielen hochkarätigen Lie<strong>de</strong>raben<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> bewährt hat und die<br />
zu erleben stets ein beson<strong>de</strong>res Ereignis<br />
gewesen ist. Auch Gerhard Kaufmann und<br />
Veit Erdmann stehen in Anne Mundings<br />
Liste ihrer Uraufführungen. Als Projektleiterin<br />
hat sie im Herbst 2010 erheblich zum<br />
großen Erfolg von Erdmanns Oper ›Die<br />
kleine Hexe‹ beigetragen, die zum 40.<br />
Geburtstag <strong>de</strong>r Musikschule <strong>Reutlingen</strong><br />
uraufgeführt wur<strong>de</strong>.<br />
Eine wichtige und künstlerisch beson<strong>de</strong>rs<br />
fruchtbare Zeit, die Anne Munding viel<br />
gegeben hat, ergab sich aus ihrer Zusammenarbeit<br />
mit <strong>de</strong>r Klarinettistin Karin<br />
Hurle und <strong>de</strong>m Pianisten Valentin Derlig<br />
im ›Trio obligato‹. Diese sieben Jahre sind<br />
für sie Jahre weiterer Reifung und für das<br />
Publikum Jahre <strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong> über seltene<br />
Stücke und über qualitätvolle und in ihrer<br />
Farbigkeit faszinieren<strong>de</strong> Wie<strong>de</strong>rgaben gewesen.<br />
Anne Munding ist in mehreren europäischen<br />
Län<strong>de</strong>rn aufgetreten. In England<br />
hat sie Hän<strong>de</strong>ls ›Messias‹ in <strong>de</strong>r Originalsprache<br />
gesungen. Ein unvergessliches Erlebnis<br />
für sie. Ebenfalls in England ist die<br />
Sopranistin in Mozarts Requiem zu hören<br />
gewesen.<br />
Seit 1974 ist Anne Munding auch pädagogisch<br />
tätig. Mit großem Erfolg. ›Der Umgang<br />
mit jungen Menschen hält jung. Und<br />
das Singen sowieso‹, sagt sie und lacht<br />
dabei. Wer sie sieht und diese begeisterte<br />
und begeistern<strong>de</strong> Sängerin hört, glaubt es<br />
ihr aufs Wort<br />
Hansdieter Werner<br />
248
Petra Wallach<br />
Die wun<strong>de</strong>rsame ›Katastrophe‹<br />
Sie ist das Nesthäkchen in <strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong>.<br />
Die 1983 in <strong>Reutlingen</strong> geborene Petra<br />
Wallach gehört erst seit kurzem zur<br />
Fachgruppe Musik. Eine junge Musikerin<br />
mit großer Liebe zum Klavier und dann<br />
auch zum Cembalo. Neugierig, lebendig in<br />
ihrem Wesen, offen, erstaunlich vielseitig,<br />
intelligent, nach<strong>de</strong>nklich, immer zu einem<br />
frischen Lachen bereit, erfolgreich und<br />
ein wun<strong>de</strong>rvoller Beweis dafür, dass<br />
persönliche und künstlerische Reife nicht<br />
an die Zahl <strong>de</strong>r Lebensjahre gebun<strong>de</strong>n<br />
sein muss.<br />
Schon immer stand für sie fest, dass Musik<br />
ihr Leben sein wird. Vielleicht noch nicht im<br />
Kin<strong>de</strong>rgarten, wo sie das Xylophon spielen<br />
durfte, aber später dann ganz sicher, als die<br />
Blockflöte kam, die Oboe und das Klavier.<br />
Erster Unterricht an <strong>de</strong>r Musikschule<br />
<strong>Reutlingen</strong> – wo sie heute selbst lehrt –<br />
bei Valentin Derlig und Frie<strong>de</strong>mann Rieger.<br />
Am Gymnasium ist sie das Klaviermädchen<br />
für alle Fälle gewesen. Parallel zum Abitur<br />
hat sie die Aufnahmeprüfung an <strong>de</strong>r<br />
Musikhochschule Stuttgart gemacht.<br />
Dort ist einer ihrer prägen<strong>de</strong>n Lehrer<br />
wie<strong>de</strong>rum Prof. Frie<strong>de</strong>mann Rieger<br />
gewesen. Ihre Abschlussexamina hat sie<br />
alle mit <strong>de</strong>r Bestnote bestan<strong>de</strong>n. Auch<br />
die theoretischen Fächer haben ihr Spaß<br />
gemacht. Die neue Musik hat sie schon<br />
früh interessiert. Mittlerweile hat die junge<br />
Pianistin, die Horowitz (wegen seiner<br />
Farben), Bren<strong>de</strong>l und Kissin bewun<strong>de</strong>rt,<br />
mit <strong>de</strong>n großen Orchestern in Stuttgart<br />
und <strong>Reutlingen</strong> musiziert.<br />
Das Cembalo mochte sie eigentlich gar<br />
nicht. Ihr erster Versuch auf diesem<br />
Instrument war ›katastrophal‹, wie sie<br />
bekennt. Aber sie hat geübt und geübt –<br />
und nach nur zweieinhalb Jahren erhielt sie<br />
im Fach Cembalo solo einen Preis, <strong>de</strong>r seit<br />
30 Jahren nicht mehr vergeben wor<strong>de</strong>n<br />
war. Eine fast unglaubliche Geschichte.<br />
Petra Wallach hat Phasen, in <strong>de</strong>nen sie<br />
sich mehr mit <strong>de</strong>r alten Musik beschäftigt,<br />
und solche, bei <strong>de</strong>nen die neue Musik im<br />
Vor<strong>de</strong>rgrund steht. Sie ist Mitgrün<strong>de</strong>rin<br />
das Ensembles Melothesia, das sich für<br />
die englische Musik <strong>de</strong>s Frühbarock stark<br />
macht. Das Ensemblespiel, bei <strong>de</strong>m sie<br />
vom Cembalo aus die Fä<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Hand<br />
hält, macht ihr große Freu<strong>de</strong>. Hier sieht<br />
sie auch ihre Zukunft. Aber sie spielt<br />
auch mo<strong>de</strong>rne Meister auf <strong>de</strong>m Cembalo.<br />
Hinreißend lebhaft. Spannend. Ja farbig.<br />
Ligeti zum Beispiel. Martinu. Kurtag.<br />
Voraussetzung aber ist für sie, dass ein<br />
Stück ›<strong>de</strong>n Kopf anspricht und das Gefühl.<br />
Dann wird’s grandios‹.<br />
Sie mag aber auch ganz an<strong>de</strong>re Musik.<br />
Beispielsweise die <strong>de</strong>r georgischen Gruppe<br />
›The Shin‹. Sie reist viel. War in Israel. Mit<br />
<strong>de</strong>m Theater hat sie sich angefreun<strong>de</strong>t. Bei<br />
zwei Produktionen <strong>de</strong>r Reutlinger ›Tonne‹<br />
hat sie instrumentiert und arrangiert,<br />
einstudiert und die musikalische Leitung<br />
übernommen: In ›Königin <strong>de</strong>r Nacht‹ und<br />
in ›Orpheus Un<strong>de</strong>rdog‹. Und sie, die schon<br />
ganz früh auch Musiktheorie gemocht hat,<br />
lernt weiter. Die trockenen Generalbass-<br />
Studien machen ihr Freu<strong>de</strong>, <strong>de</strong>nn sie<br />
fin<strong>de</strong>t hier Freiräume <strong>de</strong>r Gestaltung. Auch<br />
das passt zu ihrer Überzeugung, dass man<br />
zwar alle technischen Mittel einsetzen<br />
solle, um Musik darzustellen, dass man<br />
Musik aber vor allem verstehen müsse,<br />
um sie als Musik wie<strong>de</strong>rzugeben.<br />
Hansdieter Werner<br />
249
Petra Wallach<br />
Klavier Cembalo<br />
*1983 in <strong>Reutlingen</strong>, studierte nach ihrem Abitur Klavier, Neue Musik und Cembalo an <strong>de</strong>r<br />
Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellen<strong>de</strong> Kunst Stuttgart. Zu ihren Lehrern zählten<br />
Professor Friedmann Rieger, Professor Nicolas Hodges sowie Professor Kirill Gerstein. Ihr<br />
Masterstudium mit <strong>de</strong>m Hauptfach: Cembalo, Alte Musik, absolvierte sie bei Jörg Halubek an<br />
o.g. Hochschule. In Privatstudien bei Carsten Lorenz und Professor Marieke Spaans, Trossingen,<br />
erweiterte sie ihr cembalistisches Können. Seit September 2010 setzt sie ihre Studien in <strong>de</strong>r<br />
Schweiz an <strong>de</strong>r renommierten Schola Cantorum Basiliensis bei Professor Jesper Boje Christensen<br />
und Professor Andrea Marcon mit Schwerpunkt Generalbassspiel und Cembalo fort.<br />
Als Finalistin <strong>de</strong>s Deutschen Musikwettbewerbes 2009 in Berlin wur<strong>de</strong> Petra Wallach mit einem<br />
Stipendium ausgezeichnet, das in <strong>de</strong>r Kategorie ›Cembalo solo‹ bereits seit dreißig Jahren nicht<br />
mehr vergeben wur<strong>de</strong>. Es folgten zahlreiche Einladungen zu Konzerten sowie die Teilnahme an<br />
<strong>de</strong>r 54. Bun<strong>de</strong>sauswahl ›Konzerte Junger Künstler‹ <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Musikrates in <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n<br />
Konzertsaison 2010/2011. Hier ist sie bun<strong>de</strong>sweit mit <strong>de</strong>m ARCA-Trio: – Byol Kang, Violine; Anna<br />
Klie, Flöte und Petra Wallach, Cembalo – zu hören. In Pesaro, Italien, erhielt Petra Wallach beim<br />
13. Internationalen Wettbewerb für Alte Musik <strong>de</strong>n 1. Preis <strong>de</strong>r Kategorie Basso Continuo im Jahr<br />
2011.<br />
Petra Wallach arbeitete als Cembalistin mit Solisten <strong>de</strong>s SWR, <strong>de</strong>n Stuttgarter Philharmonikern,<br />
<strong>de</strong>m Stuttgarter Barockensemble ›Il Gusto Barock‹ und <strong>de</strong>r Klassischen Philharmonie Stuttgart<br />
unter <strong>de</strong>r Leitung von Frie<strong>de</strong>r Bernius, zusammen. Es erschienen CD- und Rundfunkaufnahmen<br />
bei <strong>de</strong>r Edition Hänssler, <strong>de</strong>m SWR und <strong>de</strong>m MDR.<br />
Petra Wallach grün<strong>de</strong>te 2009 das MELOTHESIA ENSEMBLE STUTTGART und hat seit<strong>de</strong>m die<br />
musikalische Leitung inne. Das Barockensemble spielt auf historischen Instrumenten und hat<br />
sich auf die Ausführung englischer Barockmusik spezialisiert.<br />
Am Theater ›Die Tonne‹ in <strong>Reutlingen</strong> übernahm sie im vergangenen Jahr zusammen mit Heiner<br />
Kondschak die musikalische Leitung in <strong>de</strong>r Produktion ›Die Königin <strong>de</strong>r Nacht‹ nach W. A. Mozarts<br />
Oper ›Die Zauberflöte‹ und ist in <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n Saison musikalische Leiterin bei <strong>de</strong>r Produktion<br />
›Orpheus Un<strong>de</strong>rdog‹, Regie führt Daniel Call. An <strong>de</strong>r Musikschule <strong>Reutlingen</strong> ist Petra Wallach<br />
bereits seit vielen Jahren Dozentin für Klavier und Cembalo.<br />
Aufnahmen<br />
SWR Stuttgart: Helmut Lachenmann, ›Ein Kin<strong>de</strong>rspiel‹, Klavier solo<br />
MDR, Deutschlandfunk: Johann Sebastian Bach, Trisonate G-Dur, Martinu ›Promena<strong>de</strong>s‹,<br />
Preisträgerkonzert <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Musikwettbewerbs ›Die besten bei uns‹ mit <strong>de</strong>m ARCA Trio in<br />
<strong>de</strong>r Philharmonie Essen<br />
Stuttgart Edition Häusler: Antonio Vivaldi, Oboenkonzerte mit Solisten <strong>de</strong>s RSO-Stuttgart und<br />
Lajos Lencsés, Oboe und Leitung<br />
www.petrawallach.<strong>de</strong> www.melothesia.<strong>de</strong><br />
›Portrait Petra Wallach‹<br />
250
251
Anke Bächtiger<br />
Die Kunsthistorikerin Anke Bächtiger wur<strong>de</strong><br />
1966 in Leipzig geboren. Nach einer<br />
Lehrausbildung und mehrjährigen Arbeit<br />
als Technische Zeichnerin wechselte sie<br />
<strong>de</strong>n Beruf und war zwei Jahre lang, von<br />
1987 bis 1989, am Museum <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Künste Leipzig als Assistentin in <strong>de</strong>r<br />
Graphischen Sammlung tätig. Nach <strong>de</strong>m<br />
Abitur am Kolping-Kolleg in Bad Cannstatt<br />
studierte sie von 1993 bis 2000 Kunstgeschichte<br />
und Allgemeine Rhetorik an <strong>de</strong>r<br />
Eberhard-Karls-Universität in Tübingen.<br />
Dort arbeitete sie über vier Jahre als<br />
Wissenschaftliche Hilfskraft in <strong>de</strong>r Graphischen<br />
Sammlung <strong>de</strong>s Kunsthistorischen<br />
Instituts.<br />
Nach <strong>de</strong>m Studium war Anke Bächtiger<br />
freiberuflich am Stadtmuseum Esslingen<br />
und am Heimatmuseum <strong>Reutlingen</strong> beschäftigt,<br />
wo sie auch von 2004 bis 2006<br />
ein Wissenschaftliches Volontariat absolvierte.<br />
In dieser Zeit war sie verantwortlich<br />
für die Ausstellung ›Gegenübergestellt‹,<br />
die zusammen mit einigen Künstlerinnen<br />
<strong>de</strong>r <strong>GEDOK</strong> stattfand. Seit 2007 ist Anke<br />
Bächtiger am Heimatmuseum <strong>Reutlingen</strong><br />
mit <strong>de</strong>m Aufbau eines Industriemuseums<br />
betraut.<br />
Freiberuflich hat sie 2007/2008 das Schulmuseum<br />
in Esslingen/Sulzgries neu konzipiert<br />
und ist immer wie<strong>de</strong>r als Rednerin zu<br />
Ausstellungseröffnungen, bei Katalogarbeiten<br />
und als Jurymitglied für die <strong>GEDOK</strong><br />
tätig. Anke Bächtiger lebt mit ihrem Mann<br />
und zwei Kin<strong>de</strong>rn in Tübingen.<br />
Dr. Evamarie Blattner<br />
Evamarie Blattner, geboren in Wangen /<br />
Allgäu. Studium <strong>de</strong>r Kunstgeschichte,<br />
Geschichte und Pädagogik an <strong>de</strong>r Eberhard<br />
Karls Universität Tübingen und an<br />
<strong>de</strong>r Freien Universität Berlin. Stipendiatin<br />
am Centro Te<strong>de</strong>sco di Studi Veneziani,<br />
Venedig. Leitung von Volkshochschulkursen<br />
zum Thema Kunst und von Studienreisen<br />
in die Schweiz, nach Frankreich<br />
und Italien. Studienaufenthalte in Italien<br />
und England. Promotion zum Thema ›Die<br />
druckgraphischen Folgen zu <strong>de</strong>n Metamorphosen<br />
<strong>de</strong>s Ovid. Venedig 1497 und Mainz<br />
1545‹. Mitarbeit am Projekt ›Genueser<br />
Zeichnungen‹ am Lan<strong>de</strong>smuseum Darmstadt.<br />
Wissenschaftliche Angestellte am<br />
Kunsthistorischen Institut Tübingen, Lehraufträge<br />
an unterschiedlichen Hochschulen,<br />
Geschäftsführerin <strong>de</strong>s Künstlerbunds<br />
Tübingen e.V., stellvertreten<strong>de</strong> Leiterin<br />
am Städtischen Kunstmuseum Spendhaus<br />
<strong>Reutlingen</strong>, seit 2005 am Stadtmuseum<br />
Tübingen. Zahlreiche Publikationen zu historischen<br />
Themen und zu mo<strong>de</strong>rner Kunst,<br />
Vortragstätigkeit.<br />
Barbara Krämer<br />
Die Kunsthistorikerin Barbara Krämer ist<br />
1961 in <strong>Reutlingen</strong> geboren und studierte<br />
nach <strong>de</strong>m Besuch <strong>de</strong>s Friedrich-List-Gymnasiums<br />
ab <strong>de</strong>m Wintersemester 1980<br />
in Tübingen Kunstgeschichte, Neuere<br />
Geschichte sowie Empirische Kulturwissenschaften.<br />
Nach <strong>de</strong>r Zwischenprüfung<br />
wechselte sie an die Ludwig-Maximilians-<br />
Universität in München, wo sie im Januar<br />
1986 ihr Studium mit <strong>de</strong>m aka<strong>de</strong>mischen<br />
Titel Magister Artium abschoss. Ihre Magisterarbeit<br />
beschäftigte sich mit <strong>de</strong>m<br />
norwegischen Künstler Edvard Munch.<br />
Von 1982 bis 1987 arbeitete sie studienbegleitend<br />
bei <strong>de</strong>r Münchner Volkshochschule,<br />
hauptsächlich in <strong>de</strong>r Neuen sowie<br />
<strong>de</strong>r Alten Pinakothek und <strong>de</strong>m Münchner<br />
Stadtmuseum. Nach einem Praktikum bei<br />
<strong>de</strong>n Bayerischen Staatsgemäl<strong>de</strong>sammlungen<br />
und einem Aufbaustudium <strong>de</strong>r Denkmalpflege<br />
an <strong>de</strong>r TU München wechselte<br />
sie 1987 ans Reutlinger Heimatmuseum,<br />
wo sie bis 1989 mit <strong>de</strong>r Inventarisierung<br />
<strong>de</strong>r Bestän<strong>de</strong> betraut war. Außer<strong>de</strong>m war<br />
sie Mitarbeiterin beim monatlich stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
›Reutlinger Galerienrundgang‹<br />
und gab ›Kunst für Kin<strong>de</strong>r‹-Kurse sowie<br />
252
spezielle Kin<strong>de</strong>rführungen an Reutlinger<br />
Grundschulen. Journalistisch arbeitete sie<br />
im Rahmen <strong>de</strong>r Rubrik ›Galerierundgang‹<br />
für das Schwäbische Tagblatt sowie als<br />
freie Mitarbeiterin für <strong>de</strong>n Reutlinger General-Anzeiger.<br />
Seit 1989 arbeitet sie als<br />
Dozentin an <strong>de</strong>r Pfullinger Volkshochschule<br />
sowie als freie museumspädagogische<br />
Mitarbeiterin im Kin<strong>de</strong>r- und Erwachsenenbereich<br />
am Städtischen Kunstmuseum<br />
Spendhaus <strong>Reutlingen</strong>. Für die Reutlinger<br />
Software-Firma tisoware Gesellschaft für<br />
Zeitwirtschaft mbH verantwortet sie eine<br />
jährlich erscheinen<strong>de</strong> tisoware.EDITION<br />
mit Werken von in <strong>de</strong>r Region tätigen<br />
Künstlerinnen. Daneben übernimmt<br />
Barbara Krämer Vernissagere<strong>de</strong>n und ist<br />
in Kunstjurys tätig.<br />
Barbara Krämer ist verheiratet, hat fünf<br />
Kin<strong>de</strong>r und lebt in <strong>Reutlingen</strong>.<br />
Dr. phil. Barbara Lipps-Kant<br />
Dr. phil. Barbara Lipps-Kant, geboren<br />
1938, studierte an <strong>de</strong>r Universität Tübingen<br />
Kunstgeschichte, Romanistik und<br />
Philosophie. Promotion in Kunstgeschichte<br />
bei Professor Dr. Georg Scheja mit einer<br />
Dissertation über <strong>de</strong>n Maler Paul Kleinschmidt<br />
(1883-1949). Studienaufenthalte<br />
in Paris, Edinburgh, New York, Boul<strong>de</strong>r/<br />
Colorado und Rom.<br />
Verheiratet mit <strong>de</strong>m an <strong>de</strong>r Universität<br />
Witten-Her<strong>de</strong>cke lehren<strong>de</strong>n und forschen<strong>de</strong>n<br />
Zellbiologen H.J. Lipps, ist sie als<br />
Kunsthistorikerin seit 1978 freiberuflich<br />
tätig. Forschungsschwerpunkte sind neben<br />
<strong>de</strong>r Kunst <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts bis zur Gegenwart<br />
Barockbaukunst, Eisenarchitektur<br />
sowie die Architektur <strong>de</strong>s Historismus.<br />
Zahlreiche wissenschaftliche Publikationen:<br />
Künstlermonographien, Aufsätze,<br />
Katalog- und Festschriftbeiträge, zum<br />
Teil in Übersetzung in englischer, französischer,<br />
italienischer, türkischer und russischer<br />
Sprache erschienen.<br />
1977/78 Lehrbeauftragte am Kunsthistorischen<br />
Institut <strong>de</strong>r Universität Tübingen.<br />
Seit 1978 Mitglied im Deutschen Nationalkomitee<br />
von ICOMOS. Seit 1990 wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin in <strong>de</strong>r Sammlung<br />
Ugge Bärtle, Tübingen. Im Stiftungsrat<br />
<strong>de</strong>r Kunststiftung Pro Arte, Ulm, und <strong>de</strong>r<br />
Stiftung Anton Geiselhart, Gun<strong>de</strong>lfingen.<br />
Kunstberaterin <strong>de</strong>s Regierungspräsidiums<br />
Tübingen. Tätigkeit als Gutachterin im internationalen<br />
Kunsthan<strong>de</strong>l.<br />
Hansdieter Werner<br />
Dieser grauenvolle Zweite Weltkrieg. Auch<br />
im Alter von 74 Jahren sind die Bil<strong>de</strong>r jener<br />
Zeit immer noch in meinem Kopf da.<br />
Die Bombenangriffe auf Karlsruhe. Die<br />
Angst im Keller, während das Haus bebt<br />
und brennt und zerfetzt wird. Feuer überall.<br />
Verletzte und Tote. Wir überleben. Aus<br />
einem brennen<strong>de</strong>n Haus wird ein Klavier<br />
auf die Straße geschoben. Jemand spielt<br />
inmitten <strong>de</strong>r Trümmer. Ein unvergesslicher<br />
Augenblick. Trost und Frie<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Musik.<br />
Dann bei <strong>de</strong>n Großeltern in Potsdam,<br />
die noch ein Haus haben. Der Endkampf<br />
um Berlin. Das infernalische Geheul <strong>de</strong>r<br />
Stalinorgeln. Russische Panzer. Neben <strong>de</strong>r<br />
Schule, es ist gera<strong>de</strong> große Pause, stürzt<br />
ein angeschossenes Jagdflugzeug ins<br />
Nachbarhaus. Keine 20 Meter von uns Kin<strong>de</strong>rn<br />
entfernt. Wir überleben. Wir hungern.<br />
Wir frieren. Wir spielen in Ruinen. Feilschen<br />
auf <strong>de</strong>m Schwarzmarkt. Im offenen<br />
Güterwagen zurück nach Karlsruhe, <strong>de</strong>r<br />
Geburtsstadt. Besuch <strong>de</strong>r humanistischen<br />
Gymnasien in Karlsruhe und Hei<strong>de</strong>lberg.<br />
1956 Abitur. Preis für <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Aufsatz<br />
über ein Gedicht von Rilke. Studium<br />
<strong>de</strong>r Altphilologie, Germanistik, Geschichte<br />
(auch <strong>de</strong>r Musik- und Kunstgeschichte)<br />
und Philosophie in Hei<strong>de</strong>lberg und Kiel. Die<br />
prägen<strong>de</strong> Persönlichkeit im aka<strong>de</strong>mischen<br />
Bereich, <strong>de</strong>n ich meist als steril und wenig<br />
kreativ empfun<strong>de</strong>n habe, ist <strong>de</strong>r hochverehrte<br />
Philosoph Hans-Georg Gadamer<br />
gewesen. Bei ihm habe ich das Verstehen<br />
zu verstehen gelernt. Sprache und Musik,<br />
Sprache und Kunst, Schreiben: In diese<br />
Richtung ging <strong>de</strong>r Berufswunsch. Also<br />
Zeitung. Nach langer Warteschleife hat es<br />
dann geklappt. Ausbildung zum Redakteur<br />
in Hei<strong>de</strong>lberg und als solcher dort tätig.<br />
Dann ein Zwischenspiel in Bielefeld. Die<br />
letzten 20 Jahre beim ›Reutlinger General-<br />
Anzeiger‹ als Leiter <strong>de</strong>r Redaktion Kultur.<br />
Gelernt für meinen Beruf hatte ich weniger<br />
an <strong>de</strong>n Hochschulen als durch eigenes<br />
Musizieren sowie durch die Nähe und <strong>de</strong>n<br />
Austausch mit Musikern, Komponisten,<br />
Schriftstellern und <strong>de</strong>n Malern selbst. Zur<br />
Maxime meiner Arbeit wur<strong>de</strong> ein Satz <strong>de</strong>s<br />
französischen Philosophen Luc <strong>de</strong> Clapiers,<br />
Marquis <strong>de</strong> Vauvenargues: ›Es ist leicht,<br />
ein Werk zu kritisieren. Aber es ist schwer,<br />
es zu würdigen.‹<br />
253
Kontakt: Künstlerinnen <strong>de</strong>r Angewandten Kunst<br />
1. Maria Brunner-Heber Charlottenstr.100 72764 <strong>Reutlingen</strong><br />
tel.: 07121/491588 emkuk@gmx.<strong>de</strong><br />
2. Gisella Codara Breslauer Str. 26 72072 Tübingen<br />
tel.: 07071/32615<br />
gisella.codara@web.<strong>de</strong><br />
3. Eva Funk-Schwarzenauer Froschgasse 13 72070 Tübingen<br />
tel.: 07071/26204<br />
eva.funk@nexgo.<strong>de</strong><br />
4. Sybille Groh Bergstr. 12 88690 Uhldingen-Mühlhofen<br />
tel.: 07556/2619144 info@goldschmie<strong>de</strong>-groh.<strong>de</strong><br />
5. Therese Höfler-Neumann Riekertstr. 5 72074 Tübingen<br />
tel.: 07071/83969<br />
t.hoefler-neumann@t-online.<strong>de</strong><br />
6. Randi Kvanka Große Heerstr. 38 72793 Pfullingen<br />
tel.: 07121/6956826 randikvanka@web.<strong>de</strong><br />
7. Susanne Lukàcs-Ringel Mörsingen 84 88529 Zwiefalten<br />
tel.: 07373/915035 info@holzbrandkeramik.<strong>de</strong><br />
8. Lissi Maier-Rapaport Engelfriedshal<strong>de</strong> 5 72076 Tübingen<br />
tel.: 07071/880601 mosaik-lissi@online.<strong>de</strong><br />
9. Gisela Meyer Hartweg 47/1 72793 Pfullingen<br />
tel.: 07121/756477 klaus-gisela.meyer@hotmail.<strong>de</strong><br />
10. Gabriele Nocker Sägmühlstr.14 88499 Zwiefaltendorf<br />
tel.: 07373/2552<br />
gabriele-nocker@t-online.<strong>de</strong><br />
11. Barbara Thom-Kollross Lerchenstr.49 72762 <strong>Reutlingen</strong><br />
tel.: 07121/928991 info@unikatundschmuck.<strong>de</strong><br />
12. Ute Zeiher Griesstr. 54 72793 Pfullingen<br />
tel.: 07121/9943960 utezeiher@gmx.net<br />
254
Kontakt: Künstlerinnen <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Kunst<br />
1. Uta Albeck Gertrud-Bäumer-Str. 15 72074 Tübingen<br />
tel.: 07071/87700<br />
2. Sukhi Barber Achalmstr. 12 72072 Tübingen<br />
tel.: 07071/365785 info@sukhibarber.com<br />
3. Petra Blum-Jelinek Zollernstraße 21 72661 Grafenberg<br />
tel.: 07123/33434<br />
Petra.Blum-Jelinek@gmx.<strong>de</strong><br />
4. Heidi Degenhardt Charlottenstr. 19 72827 Wannweil<br />
tel.: 07121/57383<br />
heidi.<strong>de</strong>genhardt@t-online.<strong>de</strong><br />
5. Ellen Eckel Sonnenhal<strong>de</strong> 52 78727 Oberndorf<br />
tel.: 07423/3266 fax.: 07423/8682953<br />
6. Ulla Frenger Backhausweg 10 72770 <strong>Reutlingen</strong><br />
tel.: 07072/3146<br />
info@ullafrenger.<strong>de</strong><br />
7. Renate Gaisser Öschbergweg 8 72766 <strong>Reutlingen</strong><br />
tel.: 07121/44185<br />
gaisser-geyer@t-online.<strong>de</strong><br />
8. Maria Heyer-Loos Bohnenbergerstr. 19 72076 Tübingen<br />
tel.: 07071/64195<br />
heyer-loos@gmx.<strong>de</strong><br />
9. Birgit Hofmann-Birkenhall Daimlerstr. 11 72393 Pfullingen<br />
tel.: 0151/25992781 mail@birkenhall.com<br />
10. Ulrike Holzapfel Panoramastr. 66 73760 Ostfil<strong>de</strong>rn<br />
tel.: 0711/455546<br />
ulrike@holzapfel.<strong>de</strong><br />
11. Frie<strong>de</strong>rike Just Nelkenstraße 21 72764 <strong>Reutlingen</strong><br />
tel.: 07121/44513<br />
f.just@frie<strong>de</strong>rikejust-malerei.<strong>de</strong><br />
12. Doris Knapp Hermann-Löns-Str. 11 72764 <strong>Reutlingen</strong><br />
tel.: 07121/270438<br />
13. Helga Koch Krummes Land 18 88690 Uhldingen<br />
tel.: 07556/6357<br />
14. Edith Kosellek Robert-Koch-Str. 10 72810 Gomaringen<br />
tel.: 07072/5571<br />
kosellek.gomaringen@t-online.<strong>de</strong><br />
15. Birgit Krins-Gudat Grasbergstr. 11 72800 Eningen u. A.<br />
tel.: 07121/47232<br />
birgit.krins-gudat@arcor.<strong>de</strong><br />
16. Christa Langenscheid Hartweg 47 72793 Pfullingen<br />
tel.: 07121/799570 christalangenscheid@web.<strong>de</strong><br />
17. Gisela List Kernenblickstr. 39 70619 Stuttgart<br />
tel.: 0711/472557<br />
list.gisela@web.<strong>de</strong><br />
255
18. Margarete List Schubertstr. 3 72793 Pfullingen<br />
tel.: 07121/77489<br />
19. Sigrid Lokowandt Eichbergstr. 37 72525 Münsingen<br />
tel.: 07381/3147<br />
lokowandt.su@t-online.<strong>de</strong><br />
20. Sabine Lorenzen Waldkapellenweg 6 72108 Rottenburg<br />
tel.: 07073/2200<br />
sabine.lorenzen@googlemail.com<br />
21. Helga Mack-Scharnbeck Florentiner Str.20 70619 Stuttgart<br />
tel.: 0711/47020<br />
im Augustinum<br />
22. MAMU Uelsener Str. 25 49828 Neuenhaus<br />
Anne Rossipaul tel.: 05941/3849941 mamuart@web.<strong>de</strong><br />
23. Helga Mayer Theodor-Fontane-Str. 29 72760 <strong>Reutlingen</strong><br />
tel.: 07121/380308 helgaaugustemayer_@hotmail.com<br />
24. Jutta Peikert Hohenbergstr. 10 72119 Ammerbuch<br />
tel.: 07073/5104<br />
juttapeikert@web.<strong>de</strong><br />
25. Uli W. Pommer Hinter <strong>de</strong>m Brot 19 89073 Ulm<br />
tel.: 0171/4997770 uli.waas@gmx.<strong>de</strong><br />
26. Renate Quast Gartenstraße 15 72764 <strong>Reutlingen</strong><br />
tel.: 07121/334522 Kanzlei-Quast@t-online.<strong>de</strong><br />
27. Susanne Reusch Römerstr. 9 72805 Lichtenstein-Holzelfingen<br />
tel.: 07129/5269<br />
SE.Reusch@gmx.<strong>de</strong><br />
28. Gu<strong>de</strong> Schaal Her<strong>de</strong>rstr. 38 72762 <strong>Reutlingen</strong><br />
tel.: 07121/239432<br />
29. Gabriele Seeger Gauss-Str. 9 72764 <strong>Reutlingen</strong><br />
tel.: 07121/290910 gabrieleseeger@web.<strong>de</strong><br />
30. Gabriele Sieber Osian<strong>de</strong>rstr. 13 72768 Degerschlacht<br />
tel.: 07121/670200<br />
31. Margot Spuhler Weinhal<strong>de</strong> 8 72135 Dettenhausen<br />
tel: 07157/62411<br />
spuhler-margot@t-online.<strong>de</strong><br />
32. Ingrid Swoboda Starenweg 6 72760 <strong>Reutlingen</strong><br />
tel.: 07121/4335536 ingrid.swoboda@googlemail.com<br />
33. Birgit Weber Hauptstraße 88/1 77960 Seelbach<br />
tel.: 07823 639 9496 biweber@yahoo.<strong>de</strong><br />
34. Izumi Yanagiya Hätzengeschrei 1 72766 <strong>Reutlingen</strong><br />
tel.: 07121/491458 Kobo-izumi@arcor.<strong>de</strong><br />
256
Kontakt: Künstlerinnen <strong>de</strong>r Literatur<br />
1. Renate Hausmann Hermann-Hesse-Str. 47 72762 <strong>Reutlingen</strong><br />
tel.: 07121/230397<br />
2. Annette A. L. Koppenborg Auchertstr. 9 72127 Kusterdingen<br />
tel.: 07071/33999<br />
annette.koppenborg@gmx.<strong>de</strong><br />
Kontakt: Künstlerinnen <strong>de</strong>r Musik<br />
1. Angelika Ben<strong>de</strong>r Leonhardstr. 33 72764 <strong>Reutlingen</strong><br />
tel.: 07121/470775 loeffler-ben<strong>de</strong>r@t-online.<strong>de</strong><br />
2. Angela-Charlott Bieber Tulpenstr. 5/4 72764 <strong>Reutlingen</strong><br />
tel.: 07121/210409 achbieber@t-online.<strong>de</strong><br />
3. Bettina Gajewski Hegelstr. 29 72108 Rottenburg<br />
tel.: 07472/160158 bettina@acordado.<strong>de</strong><br />
4. Julia Galic Eschenweg 46 72076 Tübingen<br />
tel.: 07071/63375<br />
elfrie<strong>de</strong>.ploeger@gmx.<strong>de</strong><br />
5. Shoko Hayashizaki Ringstr. 37 72119 Ammerbuch<br />
tel.: 07073/2709<br />
shokohayashizaki@aol.com<br />
6. Gefion Landgraf-Mauz Holzwiesenstr. 18 72127 Kusterdingen<br />
tel.: 07071/360062 querfloete@ogniland.<strong>de</strong><br />
7. Anna di Mauro Peter-Cornelius-Str. 7/1 72766 <strong>Reutlingen</strong><br />
Annette Biswenger tel.: 07121/46582 mail@anna-di-mauro.<strong>de</strong><br />
8. Karin Mielich Liststr. 18 72074 Tübingen<br />
tel.: 07071/22551<br />
kmielich@googlemail.com<br />
9. Anne Munding Friesenstr. 16 72793 Pfullingen<br />
tel.: 07121/78840<br />
AnneMunding@web.<strong>de</strong><br />
10. Petra Wallach Schöttlestr. 43 70597 Stuttgart<br />
tel.: 0711/2208831 petra.wallach@yahoo.<strong>de</strong><br />
257
Eine Ausstellung in <strong>de</strong>r Hauptstelle <strong>de</strong>r Kreissparkasse <strong>Reutlingen</strong>, am Marktplatz 6<br />
mit <strong>de</strong>m Künstler Armin Müller-Stahl im Juli 2004. © KSK <strong>Reutlingen</strong><br />
Wir bedanken uns<br />
für die freundliche Unterstützung:<br />
Kreissparkasse <strong>Reutlingen</strong><br />
www.ksk-reutlingen.<strong>de</strong><br />
Stiftung Lan<strong>de</strong>sbank Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
www.lbbw.<strong>de</strong>/stiftungen<br />
Industrie- und Han<strong>de</strong>lskammer <strong>Reutlingen</strong><br />
www.reutlingen.ihk.<strong>de</strong><br />
OEW Landkreis <strong>Reutlingen</strong><br />
www.kreis-reutlingen.<strong>de</strong><br />
Volksbank <strong>Reutlingen</strong><br />
www.vb-reutlingen.<strong>de</strong><br />
<br />
Volksbank Ammerbuch<br />
www.volksbank-ammerbuch.<strong>de</strong><br />
Verlag und Galerie<br />
für Kunst und Kunsttherapie GmbH<br />
www.verlag-kunst-kunsttherapie.<strong>de</strong><br />
DIE SAMMLUNG KÜNSTLERINNEN<br />
ingrid.kleinebrahm@googlemail.com<br />
www.museenkoeln.<strong>de</strong>/kmb/dsk<br />
258
Impressum<br />
Herausgeber: <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong> e.V.<br />
Konzeption: Anne Rossipaul in Abstimmung mit <strong>de</strong>m Katalogausschuss<br />
Gestaltung und Layout: Susanne Krisch www.hoefler-<strong>grafik<strong>de</strong>sign</strong>.<strong>de</strong><br />
Bildbearbeitung und Repro: Reinhard Brunner www.brunner-layout.<strong>de</strong><br />
Druck und Bindung: Druckerei Gul<strong>de</strong>, Tübingen<br />
Fotos: © bei <strong>de</strong>n genannten Fotografinnen, Fotografen und Künstlerinnen<br />
Beiträge: © bei <strong>de</strong>n genannten Autorinnen, Autoren und Künstlerinnen<br />
Auflage: 1300 Exemplare<br />
Verlag: <strong>GEDOK</strong><br />
co <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong> e.V.<br />
1. Vorsitzen<strong>de</strong> Agnete Bauer-Ratzel<br />
Aulberstr. 35<br />
72764 <strong>Reutlingen</strong><br />
tel: 07121/491967<br />
lavinee@web.<strong>de</strong><br />
Für die Richtigkeit <strong>de</strong>r Beiträge ist je<strong>de</strong> Künstlerin selbst verantwortlich.<br />
© 2011 <strong>GEDOK</strong> <strong>Reutlingen</strong><br />
Alle Rechte vorbehalten<br />
ISBN 978-3-940757-18-0<br />
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