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Ems ohne Lachse, Wesergebiet glänzt - Fischereiverein ...

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<strong>Ems</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Lachse</strong>, <strong>Wesergebiet</strong> <strong>glänzt</strong><br />

25 Jahre Lachswiedereinbürgerung in der <strong>Ems</strong> - ein<br />

enttäuschendes Jubiläum – <strong>Ems</strong> war der erste deutsche Fluss mit<br />

Lachsprogramm lange vor „Lachs 2000“ - Sportfischer wollen für<br />

den Fluss kämpfen<br />

Nach einem gründlichen Vergleich zwischen Weser- und <strong>Ems</strong>gebiet während zweier Jahre<br />

müssen die rd. 20.000 Sportfischer im Einzugsgebiet der <strong>Ems</strong> eine traurige Bilanz ziehen:<br />

Im <strong>Ems</strong>gebiet wurde bei Kontrollbefischungen kein einziger Lachs und nur eine<br />

Meerforelle oberhalb des Tidengebiets festgestellt. In zwei Zuflüssen des unteren<br />

<strong>Wesergebiet</strong>s (Hunte und Delme) dagegen konnten im Hochwasserjahr 2002 über 90<br />

zurückgekehrte <strong>Lachse</strong> und Meerforellen zwischen ca. 50 cm und über 1 m Länge<br />

nachgewiesen werden. Im Dürrejahr 2003 lag die Relation immer noch bei 20 : 0<br />

zugunsten Delme und Hunte. Dabei war der „Besatzdruck“ in den Vergleichszonen des<br />

<strong>Ems</strong>gebiets über vier Jahre fast zehnmal höher als in den Weserzuflüssen.<br />

Dies sind die wichtigsten Ergebnisse der während zweier Jahre durchgeführten<br />

Kontrollbefischungen. Durchgeführt hat sie Dipl.-Biologe Jens Salva im Auftrag des<br />

Sportfischerverbands in Zusammenarbeit mit den Gewässerwarten der anliegenden<br />

Sportfischervereine und Ede Brumund-Rüther, der die Lachsprojekte für den<br />

Sportfischerverband betreut. Brumund-Rüther. ist auch Sprecher der Arbeitsgemeinschaft<br />

für Fischarten- und Gewässerschutz in Norddeutschland (AFGN) und bewertet die<br />

Ergebnisse im <strong>Ems</strong>gebiet als absolute Ausnahme in Norddeutschland: „Alle<br />

Aussetzungsgewässer in Norddeutschland haben in diesen zwei Jahren in irgendeiner<br />

Weise Rückkehrer gesehen, nur die <strong>Ems</strong> nicht“.<br />

Zeitgleich lief im <strong>Ems</strong>gebiet eine Untersuchung des Sportfischerverbands, wie viele und<br />

welche Beifänge die Hamenfischerei in der Unteren <strong>Ems</strong> mit sich bringt. Sie wurde von<br />

Karl Groenewold (ASV Leer), Bernhard Pieper (LFV-S Weser-<strong>Ems</strong>, SFV Papenburg) u.a.,<br />

unter Beteiligung des damaligen Leiters des Fischereireferats der Landwirtschaftskammer<br />

Weser-<strong>Ems</strong> (P. Breckling) durchgeführt und ausgewertet.<br />

Sie erbrachte die Feststellung einer angesichts der derzeitigen ökologischen Verhältnisse<br />

in der unteren <strong>Ems</strong> überhaupt nicht erwarteten Artenvielfalt (38 Fischarten), die vom Aal<br />

bis zu Stör und Maifisch reicht. Leider kam auch an den Tag, dass an nur zwei<br />

Hamenstellen von über 35 binnen zweier Monate rd. 800 ins Meer abwandernde junge<br />

<strong>Lachse</strong> und Meerforellen getötet wurden. Sie überlebten Strömungsdruck und Stress im<br />

Netz nicht. Ferner endeten ein Lachs von ca. 70 cm und drei etwas kleinere Meerforellen<br />

im Netzsack.<br />

Für die Sportfischer steht daher fest, dass eine Schonzeit für abwandernde<br />

Jungsalmoniden gefordert werden muss, zumal in der fraglichen Zeit auch die<br />

Wanderungen des geschützten Meerneunauges und des Maifischs stattfinden. Letzterer<br />

gilt in Deutschland als verschollen. Der Verband Deutscher Sportfischer (VDSF) hat ihn<br />

zum „Fisch des Jahres 2004“ erklärt.


Wie viele Hamen in diesem Flussabschnitt wann fängig gestellt sind, lässt sich nur schwer<br />

prüfen, denn wie viele der mit einer durchschnittlichen Öffnungsweite von ca. 8 m<br />

versehenen Großfanggeräte auf eine zugeteilte Hamenstelle passen, bleibt laut Auskunft<br />

des Fischereiamts in Bremerhaven dem jeweiligen Fischer überlassen, ebenso, wann er<br />

sie stellt. Die mögliche Zahl an Hamen auf den amtlich zugelassenen Stellen wird von<br />

Experten auf etwa 230 beziffert. Bei einer üblichen Öffnungsweite von 8 m wäre dies bei<br />

einer Mündungsbreite von 1,8 km immerhin eine ebenso lange Netzfront.<br />

Selbstverständlich stehen all diese Hamengruppen nicht in einer Reihe, sondern um<br />

jeweils mindestens 500m versetzt, da ja zumindest das Fahrwasser für die Schiffe offen<br />

bleiben muss.<br />

Die Sportfischer gehen allerdings davon aus, dass die Hamen so geschickt gestellt sind,<br />

dass ein Großteil der wandernden Fische auch gefangen wird, zumal das Wasser ja längst<br />

nicht immer geradeaus fließt und Fische auch nicht völlig geradlinig wandern.<br />

Jedenfalls bleiben offensichtlich am Ende so wenige übrig, dass es für<br />

Rückkehrernachweise in den Aussetzungsgebieten nicht mehr gereicht hat. Aussetzungen<br />

in verbürgten ehemaligen Lachsgewässern des Leda- Jümmegebiets beweisen, dass es<br />

nicht an anderen Wanderhindernissen liegen kann, denn in mehreren dieser Gewässer<br />

gibt es vom Meer bis zu den Aussetzungsgebieten überhaupt keine! Dass die jungen<br />

Wandersalmoniden dort ebenso wie im Hasegebiet und den Zuflüssen der oberen <strong>Ems</strong> bei<br />

Salzbergen und Rheine bestens gedeihen, ist durch Kontrollbefischungen vielfach belegt.<br />

Auch dass die abwandernden Junglachse lebend die Brackwasserzone erreichen und<br />

dass Rückkehrer aus dem Meer in der <strong>Ems</strong>mündung ankommen, ist durch Hamenfänge<br />

belegt.<br />

Bei Hase und oberer <strong>Ems</strong> sind selbstverständlich Wanderhindernisse als mögliche<br />

Faktoren zu berücksichtigen. „Ob die Fische aber die Fischtreppen oder die Schleusen<br />

finden, ob sie durchgehen oder eventuell einzelne Wehre überspringen würden, werden<br />

wir <strong>ohne</strong> Fische nicht erfahren“, kommentiert Ede Brumund-Rüther lakonisch.<br />

Der Konflikt zwischen den Interessen der hegenden Sportfischer am Fluss und der<br />

fangenden Hamen- und Reusenfischer im Unterlauf schwelt schon lange. Letztere<br />

bestreiten allerdings vehement, dass der Salmonidenfang für sie ökonomisch überhaupt<br />

eine Rolle spielt.<br />

Schon allein deshalb ist es den Sportfischern völlig unerfindlich, warum diese Fische dort<br />

gefangen und sogar vermarktet werden dürfen, denn mit der Tatsache, dass es wieder<br />

welche gibt, haben jene Fischer im Tidengebiet absolut nichts zu tun. „Das ist zu hundert<br />

Prozent das Werk der organisierten Sportfischer“, betont Ede Brumund-Rüther.<br />

Er kritisiert, dass die gesetzlichen Grundlagen im Küstenfischereirecht es den Behörden<br />

selbst beim besten Willen unmöglich machen, auch nur irgendwelche Vorkehrungen zum<br />

Schutz der Wanderfische zu treffen. „Ein derartig laxes Küstenfischereigesetz, das<br />

obendrein bis über 30 km in die <strong>Ems</strong> hinein gilt, gibt es in sonst keinem Lachsland der<br />

Welt...Wir sehen ja, warum!“<br />

Nach Brumund-Rüthers Ansicht gehören der Fang der wildlebenden Wandersalmoniden<br />

mit anderen Geräten als der Handangel und die Vermarktung in Niedersachsen verboten,<br />

„so wie es in anderen zivilisierten Ländern längst gehandhabt wird“. Ob das geplante<br />

Aalprogramm der EU Erleichterungen bringt, wissen die Sportfischer noch nicht. Sie<br />

gehen aber davon aus, dass derzeit von den für fast eine Million Euro jährlich<br />

ausgesetzten Jungaalen im <strong>Ems</strong>gebiet viel zu wenige die Laichgründe im Sargassomeer<br />

erreichen, denn die Glasaalaufstiege gehen immer mehr zurück und liegen heute unter<br />

einem Prozent der Mengen, die noch in den 70er Jahren ankamen.


Es wird daher für den Sportfischerverband immer schwieriger, die Angelvereine weiter zu<br />

motivieren, Aal- und Lachsbesatz zu kaufen, um der gesetzlichen Verpflichtung<br />

nachzukommen, gewässergerechte Fischbestände aufrecht zu erhalten.<br />

Ein endgültiges Scheitern der Wiederansiedlungsprogramme für Wandersalmoniden im<br />

<strong>Ems</strong>gebiet wäre nach Brumund-Rüthers Ansicht ein fatales Signal für den deutschen<br />

Gewässerschutz, denn immerhin ist das <strong>Ems</strong>lachsprogramm mit 25 Jahren das älteste in<br />

Deutschland überhaupt, weit älter als das bekannte „Lachs 2000“.<br />

Bildunterschrift für beiliegendes Foto: „Auf solche zum Laichen zurückkehrenden <strong>Lachse</strong><br />

warteten die hegenden Sportfischer im <strong>Ems</strong>gebiet vergeblich –in vielen anderen<br />

deutschen Flüssen trafen sie ein. Foto: F. Moquette

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