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2.3. Oktaederabflachung und ditrigonale Verzerrung

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16 2.2. Isomorphe Substitution<br />

Werden nun unter Erhalt der Anionengerüststruktur die Kationen X 2+ <strong>und</strong> Z 4+<br />

durch niederwertigere A + <strong>und</strong> Y 3+ ersetzt, so spricht man von isomorpher Substitution.<br />

Das Silicatgerüst 8 weist nun eine negative Ladung auf, die durch sog.<br />

Zwischenschichtkationen M z+ kompensiert wird. Die Zwischenschichtkationen besetzen<br />

die hexagonalen Kavitäten zweier aufeinanderfolgender Silicatschichten (Abb. 3).<br />

Man gelangt so zur allgemeinen Formel<br />

M z+<br />

h; 2+<br />

(x+y) X3−xA z hex.<br />

+ x okt. Z4+ 4−yY3+ y<br />

tet. O10 (OH,F) 2<br />

i (x+y)−<br />

eines geladenen Dreischichttonminerals. Der Betrag der negativen Ladungen pro<br />

Formeleinheit wird als Schichtladung bezeichnet.<br />

<strong>2.3.</strong> <strong>Oktaederabflachung</strong> <strong>und</strong> <strong>ditrigonale</strong> <strong>Verzerrung</strong><br />

Die im Abschnitt 2.1 aufgezeigte Struktur stellt ein ideales Silicatgerüst mit hexagonaler<br />

Symmetrie dar. Im gleichen Abschnitt wurde erläutert, daß die Oktaeder<strong>und</strong><br />

Tetraederlücken durch Kationen, deren Ionenradien in einem bestimmten Intervall<br />

liegen, besetzt werden können. Aus den unterschiedlichen Kationen sowie deren<br />

Ladungen resultieren aber unterschiedliche Bindungslängen dO im Oktaeder <strong>und</strong> dT<br />

im Tetraeder zwischen den Zentralkationen <strong>und</strong> den koordinierenden Anionen. Da<br />

Tetraeder- <strong>und</strong> Oktaederschicht fest aneinander kondensiert sind, muß das System<br />

durch <strong>Verzerrung</strong> auf die unterschiedlichen Polyederdimensionen reagieren.<br />

Verschiedene Autoren, wie M. Hazen 9 et al., H. Takeda 10 <strong>und</strong> H. Toraya 11 ,<br />

haben dieses Thema ausführlich diskutiert. Meist greifen sie dabei auf G. Donnay<br />

12 et al. zurück. Deshalb seien hier seine Definitionen angeführt. Der Ausgleich<br />

zwischen Tetraeder- <strong>und</strong> Oktaederschicht erfolgt über die Anpassung der a- <strong>und</strong> b-<br />

Achsendimensionen einer jeden Schicht, wobei das Achsenverhältnis b a p 3 erhalten<br />

bleibt.<br />

Bei der Oktaederschicht geschieht dies durch die Vergrößerung der parallel zur<br />

b-Achse verlaufenden Oktaederkanten (Abb. 4). Das Oktaeder verzerrt zum trigonalen<br />

Antiprisma. Da die Oktaederschicht dadurch flacher wird, spricht man hier<br />

von <strong>Oktaederabflachung</strong>. Den Grad der <strong>Verzerrung</strong> beschreibt man durch den sog.<br />

<strong>Oktaederabflachung</strong>swinkel Ψ. Dies ist der Winkel zwischen der zur c ∗ -Achse parallelen<br />

Flächennormalen <strong>und</strong> der Raumdiagonalen des Oktaeders. Im idealen Oktaeder<br />

8 Man bezeichnet das starre, durch die Anionen vorgegebene Gerüst meist als Silicatgerüst, da<br />

die Tetraederlücken häufig mit Si 4+ Kationen besetzt sind.<br />

9 R.M. Hazen, The Effect of Cation Substitutions on the Physical Properties of Trioctahedral<br />

Micas, American Mineralogist, 57, (1972), 103 – 129<br />

10 H. Takeda, B. Morosin, Comparison of Observed and Predicted Structual Parameters of Mica<br />

at High Temperature, Acta Cryst., B31, (1975), 2444 – 2452<br />

11 H. Toraya, Distortions of Octahedra and Octahedral Sheets in 1 M Micas and the Relation to<br />

their Stability, Zeitschrift für Kristallographie, 157, (1981), 173 – 190<br />

12 G. Donnay, J.D.H. Donnay, H. Takeda, Trioctahedral One-Layer Micas. II. Prediction of the<br />

Structure from Composition and Cell Dimensions, Acta Cryst., 17, (1964), 1374 – 1381


2. Tonminerale 17<br />

√<br />

2<br />

beträgt Ψ = arcsin √ =54.74<br />

3 ◦ . Berücksichtigt man die beobachtete b-Achse, so<br />

erhält man als Grad der <strong>Verzerrung</strong><br />

Ψ=arcsin<br />

p b<br />

3 p 3 dO<br />

Man sieht leicht, daß für b>bideal der Winkel Ψ > 54.74 ◦ wird.<br />

Abb. 4. Schematische Darstellung der Oktaederab achung 9 . Blick auf die 001 Ebene.<br />

Abb. 5. Schematische Darstellung der <strong>ditrigonale</strong>n <strong>Verzerrung</strong> 9 . Blick auf die 001 Ebene.<br />

.


18 <strong>2.3.</strong> <strong>Oktaederabflachung</strong> <strong>und</strong> <strong>ditrigonale</strong> <strong>Verzerrung</strong><br />

Im Gegenzug zur Expansion der b-Dimension der Oktaederschicht findet in der<br />

Tetraederschicht eine Kontraktion der b-Achse statt. Dies geschieht, indem unter<br />

Erhalt der monoklinen Spiegelebene sowie unter Wahrung des Achsenverhältnisses<br />

b a p 3 je zwei benachbarte Tetraeder gegensätzlich um den Winkel α verdreht<br />

werden (Abb. 5). Die hexagonale Symmetrie (α =0 ◦ ) geht dabei in eine <strong>ditrigonale</strong><br />

über. Man spricht deshalb auch von <strong>ditrigonale</strong>r <strong>Verzerrung</strong>. UnterBerücksichtigung<br />

des Bindungsabstandes dT <strong>und</strong> der beobachteten b-Achse erhält man den Grad der<br />

<strong>Verzerrung</strong> als<br />

α = arccos<br />

p b<br />

4 p 2 dT<br />

Man erkennt wiederum sehr schnell, daß für b 0 ◦ wird.<br />

Abbildung 5 zeigt sehr schön, daß bei α =30 ◦ die maximale Kontraktion der b-Achse,<br />

nämlich auf 86.6 % der idealen Größe, erreicht wird.<br />

2.4. Stapelfehlordnungen<br />

Wie in Abschnitt 2.1 beschrieben wurde, werden die Silicatschichten in Richtung der<br />

c∗-Achse gestapelt. Im Vergleich zur starren, durch kovalente Bindungen aufgebauten<br />

Silicatschicht sind die Wechselwirkungen der einzelnen Schichten untereinander<br />

relativ schwach. Bei ungeladenen Tonmineralen liegen nur Dipol- <strong>und</strong> Van-der-Waals<br />

Wechselwirkungen vor. Liegen geladene Dreischichttonminerale vor, so kommen elektrostatische<br />

<strong>und</strong> sterische Wechselwirkungen hinzu.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser vergleichsweise schwachen Wechselwirkungen kommt es zu Stapelfehlordnungen.<br />

Man unterscheidet mehrere Grade der Fehlordnung. Ausgangspunkt<br />

ist eine reguläre Stapelung, wie sie bei Anwesenheit eines sehr gut in die hexagonalen<br />

Vertiefungen passenden Kations, wie z.B. K + auftreten kann. Der nächste Schritt<br />

geht zu einer halbzufälligen Stapelung über. Dabei ist die nachfolgende Schicht um<br />

einen festen Winkel in Einheiten von n 60◦ oder n 120◦ gegenüber der ersten verdreht,<br />

oder um einen festen Betrag, z.B. n b/3 in eine Richtung verschoben. Den<br />

Extremfall der Stapelfehlordnung stellt die zufällige Stapelung dar. In diesem Fall<br />

spricht man von turbustratischer Stapelung.<br />

2.5. Klassifizierung der Tonminerale<br />

Anhand des Schichttyps (Abschn. 2.1) <strong>und</strong> der Schichtladung (Abschn. 2.2) lassen sich<br />

die Tonminerale in acht Hauptgruppen unterteilen, von denen jede wiederum in eine<br />

di- <strong>und</strong> trioktaedrische Untergruppe aufgespalten wird (Tab. 1). Die Unterscheidung<br />

zwischen di- <strong>und</strong> trioktaedrischen Tonmineralen bezieht sich auf die Besetzung der<br />

Oktaederlücken. Bei dioktaedrischen Tonmineralen sind nur 2/3 der Oktaederlücken<br />

besetzt.<br />

Ein anderes Unterscheidungskriterium bezieht sich auf das Kationenaustauschvermögen<br />

der Tonminerale des Schichttyps 2:1. Während Smectite <strong>und</strong> Vermiculite<br />

alle Zwischenschichtkationen gegen andere austauschen, werden bei den Illiten <strong>und</strong><br />

Glimmern nur die an den Schichträndern befindlichen Kationen ausgetauscht.<br />

Zur Gruppe der Chlorite sei nur erwähnt, daß anstelle der Zwischenschichtkationen<br />

Einfachschichten kantenverknüpfter M (O, (OH, F)) 6 -Oktaeder eingelagert sind.<br />

.

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