"Off-Label-Use" in der Onkologie - Der Arzneimittelbrief
"Off-Label-Use" in der Onkologie - Der Arzneimittelbrief
"Off-Label-Use" in der Onkologie - Der Arzneimittelbrief
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Arzneimittel(des)<strong>in</strong>formation<br />
Jubiläumsveranstaltung aus Anlass des 40. Jahrgangs DER ARZNEIMITTELBRIEF<br />
2. September 2006, Berl<strong>in</strong><br />
Beispiele für Arzneimittel(des)<strong>in</strong>formation an speziellen<br />
Präparategruppen – "<strong>Off</strong>-<strong>Label</strong>-Use" <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Onkologie</strong><br />
Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Robert-Rössle-Kl<strong>in</strong>ik im HELIOS Kl<strong>in</strong>ikum Berl<strong>in</strong>-Buch,<br />
Mediz<strong>in</strong>ische Kl<strong>in</strong>ik m. S. Hämatologie, <strong>Onkologie</strong> und Tumorimmunologie, Charité,<br />
Campus Berl<strong>in</strong>-Buch<br />
<strong>Der</strong> zulassungsüberschreitende E<strong>in</strong>satz von Arzneimitteln (<strong>Off</strong>-<strong>Label</strong>-Use) ist bisher<br />
<strong>in</strong> Deutschland we<strong>der</strong> im Arzneimittelgesetz (AMG) noch im Sozialrecht verb<strong>in</strong>dlich<br />
geregelt. Valide und nachprüfbare Daten zur Häufigkeit des <strong>Off</strong>-<strong>Label</strong>-Use <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Onkologie</strong> liegen für Deutschland nicht vor. Von mediz<strong>in</strong>ischen Fachgesellschaften<br />
und Berufsverbänden genannte Zahlen (<strong>Off</strong>-<strong>Label</strong>-Use bei bis zu 60 % <strong>der</strong><br />
onkologischen Patienten) entsprechen jedoch Schätzungen aus den USA, die <strong>in</strong><br />
etwa <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Verordnungen von onkologischen Wirkstoffen e<strong>in</strong>en<br />
zulassungsüberschreitenden E<strong>in</strong>satz vermuten. Es ist heute unbestritten, dass es<br />
sich bei dem <strong>Off</strong>-<strong>Label</strong>-Use <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Onkologie</strong>, aber auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en mediz<strong>in</strong>ischen<br />
Fachgebieten, um e<strong>in</strong> wichtiges Problem mit nicht e<strong>in</strong>deutig abschätzbaren<br />
Sicherheitsrisiken, erheblichen sozioökonomischen Auswirkungen und rechtlicher<br />
Unsicherheit für Ärzte und Patienten handelt. Für den empirischen <strong>Off</strong>-<strong>Label</strong>-Use <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Onkologie</strong> gibt es verschiedene Gründe, wie z. B. die Dynamik des<br />
mediz<strong>in</strong>ischen Fortschritts, die durch die Zulassung häufig nicht abgedeckten<br />
Therapiepotentiale e<strong>in</strong>es neuen Wirkstoffs, das persönliche Forschungs<strong>in</strong>teresse<br />
von Ärzten bei <strong>der</strong> Verordnung neuer Arzneimittel sowie unzureichende Kenntnisse<br />
<strong>der</strong> Ärzte über den tatsächlichen Zulassungsstatus von Arzneimitteln. Häufig führt<br />
jedoch auch das Interesse <strong>der</strong> pharmazeutischen Industrie, durch<br />
Indikationsausweitungen ohne entsprechende Anträge auf Zulassungserweiterung<br />
Umsatz und Gew<strong>in</strong>n zu steigern, zu e<strong>in</strong>em nicht evidenzbasierten <strong>Off</strong>-<strong>Label</strong>-Use.<br />
Angesichts <strong>der</strong> eher stagnierenden Fortschritte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung häufiger<br />
Tumorerkrankungen mit konventionellen Zytostatika und <strong>der</strong> Vielzahl neuer<br />
zielgerichteter medikamentöser Therapiestrategien <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Onkologie</strong>, die sich<br />
größtenteils noch im Entwicklungsstadium bef<strong>in</strong>den, wird das Problem des <strong>Off</strong>-<br />
<strong>Label</strong>-Use <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Onkologie</strong> weiter an Bedeutung gew<strong>in</strong>nen. Dabei ist zu<br />
berücksichtigen, dass <strong>der</strong> zunehmende Verordnungsdruck von zielgerichteten<br />
Wirkstoffen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Onkologie</strong>, <strong>der</strong>en Wirksamkeit und Unbedenklichkeit häufig noch<br />
nicht ausreichend geprüft s<strong>in</strong>d, zu e<strong>in</strong>er deutlichen Erhöhung <strong>der</strong><br />
1
Arzneimittel(des)<strong>in</strong>formation<br />
Jubiläumsveranstaltung aus Anlass des 40. Jahrgangs DER ARZNEIMITTELBRIEF<br />
2. September 2006, Berl<strong>in</strong><br />
Arzneimittelausgaben und zu e<strong>in</strong>er Abnahme <strong>der</strong> Arzneimittelsicherheit führen<br />
werden. Insbeson<strong>der</strong>e vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> prognostizierten weltweiten<br />
Ausgaben für Arzneimittel <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Onkologie</strong> (ca. 50 Milliarden € im Jahre 2008), <strong>der</strong><br />
bereits heute bis zu 30.000 - 50.000 €/Patient und Therapiephase betragenden<br />
Arzneimittelkosten und Umsatzsteigerungen für e<strong>in</strong>zelne Wirkstoffe von 40 % bis ><br />
300 %, benötigen wir mehr als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit e<strong>in</strong>e angemessene Distanz<br />
zwischen pharmazeutischer Industrie und den über den rationalen E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong><br />
Arzneimittel entscheidenden Onkologen. Am Beispiel supportiver Arzneimittel (z. B.<br />
Erythropoiet<strong>in</strong>) und zielgerichteter Wirkstoffe zur Behandlung von soliden Tumoren<br />
bzw. hämatologischen Neoplasien (z.B. Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer, monoklonale<br />
Antikörper) wird auf (1) offensichtliche Mängel kl<strong>in</strong>ischer Studien <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Onkologie</strong>,<br />
(2) Probleme, die aus <strong>der</strong> häufig beschleunigten Zulassung von Arzneimitteln <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Onkologie</strong> resultieren, (3) die nur zum Teil bekannten Risiken neuer Wirkstoffe und<br />
(4) unseriöse Vermarktungsstrategien <strong>der</strong> pharmazeutischen Industrie e<strong>in</strong>gegangen.<br />
Kürzlich publizierte Studien, die über das Auftreten schwerer unerwünschter<br />
Arzneimittelwirkungen von Arzneimitteln nach <strong>Off</strong>-<strong>Label</strong>-Use <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Onkologie</strong><br />
berichten, verdeutlichen, dass die <strong>der</strong>zeit den Ärzten zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Zulassung<br />
zur Verfügung stehenden kl<strong>in</strong>ischen Ergebnisse h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> mittel- bis<br />
langfristigen Risiken neuer Wirkstoffe häufig unvollständig s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong>e adäquate<br />
Risikoaufklärung von Tumorpatienten verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />
2
Jubiläumsveranstaltung<br />
umsveranstaltung<br />
40 Jahre DER ARZNEIMITTELBRIEF<br />
Beispiele für f Arzneimittel(des)<strong>in</strong>formation<br />
an speziellen Präparategruppen<br />
parategruppen:<br />
„<strong>Off</strong>-<strong>Label</strong>-Use“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Onkologie</strong><br />
Wolf-Dieter Ludwig<br />
Robert-Rössle-Kl<strong>in</strong>ik im HELIOS Kl<strong>in</strong>ikum Berl<strong>in</strong>-Buch<br />
Mediz<strong>in</strong>ische Kl<strong>in</strong>ik m. S.<br />
Hämatologie, <strong>Onkologie</strong> u.Tumorimmunologie<br />
www.<strong>der</strong>-arzneimittelbrief.de
Chemotherapy and the War on Cancer<br />
Übergang vom empirischen <strong>in</strong>s molekulare Zeitalter?<br />
Chabner BA & Roberts TG: Nature Reviews Cancer, January 2005
Chemotherapy and the war on cancer:<br />
Number of approved new molecules by the FDA*<br />
‣ 50% für solide Tumore<br />
‣ ca. 30% für<br />
hämatologische Npl.<br />
‣ ca. 20% für bei<strong>der</strong><br />
Anwendungsgebiete<br />
*Update im<br />
August 2004 (FDA)
Medikamentöse Tumortherapie: Status quo (1)<br />
• ger<strong>in</strong>ge Fortschritte mit Zytostatika, „Durchbrüche“ mit<br />
„targeted therapy“ bisher selten (z.B. Imat<strong>in</strong>ib, Trastuzumab)<br />
• Umsatz <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Onkologie</strong> e<strong>in</strong>gesetzten Wirkstoffe:<br />
– 2003: 37 Mrd. $<br />
– 2008: 60 Mrd. $<br />
Quelle: Nature Reviews Cancer, January 2005<br />
• neue Wirkstoffe (33%) > supportive Wirkstoffe (32%)<br />
> Zytostatika (24%) > Hormontherapie (11%)<br />
• Umsatz ⇑ >40% bis zu > 300% für e<strong>in</strong>zelne Wirkstoffe<br />
• Gew<strong>in</strong>ne nicht selten 15-20%
Medikamentöse Tumortherapie: Status quo (2)<br />
• Europa 2004: 2.9 Mio. Erkrankungen, 1.7 Mio. Todesfälle<br />
• große Zahl (> 400) an neuen Arzneimitteln <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Onkologie</strong><br />
<strong>in</strong> Phasen <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Prüfung<br />
• Qualitätsdefizite kl<strong>in</strong>ischer Studien/Metaanalysen<br />
• Zulassungsgeschw<strong>in</strong>digkeit neuer Arzneimittel ⇑<br />
• mittel-/langfristige UAW unbekannt<br />
• Kosten-Effektivitäts-Analysen?, „EBM“-Empfehlungen?<br />
• Zytostatika, monoklonale Antikörper, “targeted therapy“<br />
sehr häufig h<br />
off-label<br />
e<strong>in</strong>gesetzt
Def<strong>in</strong>ition des <strong>Off</strong>-<strong>Label</strong><br />
<strong>Label</strong>-Use<br />
• alle Abweichungen von den<br />
Zulassungsangaben, die den Gebrauch des<br />
Arzneimittels betreffen<br />
(z.B. Verän<strong>der</strong>ungen bzgl. Darreichungsform,<br />
Anwendungsgebiete, Dosierung, Dauer <strong>der</strong><br />
Anwendung, Gegenanzeigen, Warnh<strong>in</strong>weise,<br />
Vorsichtsmaßnahmen, Wechselwirkungen, ...)<br />
(Präsentationsfolie <strong>der</strong> Food & Drug Adm<strong>in</strong>istration, 1997)<br />
• zentrale Bedeutung Arzneimittelgesetz:<br />
zentrale Bedeutung Arzneimittelgesetz:<br />
– Kennzeichnung <strong>der</strong> Fertigarzneimittel (§ 10)<br />
– Packungsbeilage, Fach<strong>in</strong>formation (§ 11/§ 11a)
<strong>Off</strong>-<strong>Label</strong>-Use <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Onkologie</strong>: (e<strong>in</strong>ige) Fakten<br />
• seit Jahren/Jahrzehnten praktiziert<br />
• trotz großer Verbreitung nicht immer<br />
(o<strong>der</strong> auch nur häufig) <strong>in</strong>diziert<br />
• nicht isoliertes Problem,<br />
z.B. bei seltenen soliden Tumoren<br />
• Häufigkeit: ke<strong>in</strong>e validen Daten<br />
(D/USA: bei bis zu 50-60% <strong>der</strong> onkologischen<br />
Patienten)<br />
‣ Sicherheitsrisiko<br />
‣ sozioökonomische Auswirkungen<br />
‣ rechtliche Unsicherheit für f Ärzte/Patienten
<strong>Off</strong>-<strong>Label</strong><br />
<strong>Label</strong>-Use<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Onkologie</strong>: (e<strong>in</strong>ige) Gründe<br />
• aus Versorgungssicht wünschenswerte<br />
Therapiepotenziale e<strong>in</strong>es Wirkstoffes durch<br />
Zulassung nicht immer abgedeckt<br />
• Anwendungsgebiet unklar formuliert bzw.<br />
Arzt nicht bekannt<br />
• große Anfor<strong>der</strong>ungen an kl<strong>in</strong>ische Studien bei<br />
M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen, ger<strong>in</strong>ges Marktpotenzial<br />
pädiatrischer onkologischer Indikationen<br />
• Weiterbehandlung nach stationärem Aufenthalt/<br />
Teilnahme an kl<strong>in</strong>ischer Studie (mit <strong>Off</strong>-<strong>Label</strong>-Use)<br />
• persönliches Forschungs<strong>in</strong>teresse, Profilierung<br />
• Patienten<strong>in</strong>teresse<br />
• Umsatz- und Gew<strong>in</strong>nsteigerung durch<br />
(problemlose) Indikations- u. Marktausweitung
The Influence of the<br />
Pharmaceutical Industry*<br />
‣ „The consequences of lax oversight is that the <strong>in</strong>dustry‘s<br />
<strong>in</strong>fluence has expanded and a number of practices have<br />
developed which act aga<strong>in</strong>st the public <strong>in</strong>terest. The <strong>in</strong>dustry<br />
affects every level of healthcare provision, from the drugs that<br />
are <strong>in</strong>itially discovered and developed through cl<strong>in</strong>ical trials,<br />
to the promotion of drugs to the prescriber and the patient<br />
groups, , to the prescription of medic<strong>in</strong>es and the compilation of<br />
cl<strong>in</strong>ical guidel<strong>in</strong>es…..<br />
..“.<br />
‣ “TheThe <strong>in</strong>dustry is by no means solely to blame for the<br />
difficulties we describe. The regulators and<br />
prescribers are also open to criticism“.<br />
‣ * House of Commons Health Committee 22. März 2005<br />
(Sachverständigenrat Gutachten 2005)
Ebenen <strong>der</strong> Bee<strong>in</strong>flussung/<br />
(Des)<strong>in</strong>formation<br />
• kl<strong>in</strong>ische Studien (Phase-I bis Phase-III)<br />
• Anwendungsbeobachtungen/Phase-IV-Studien<br />
• Mediz<strong>in</strong>ische Fachzeitschriften<br />
• Mediz<strong>in</strong>ische Fachgesellschaften<br />
• Leitl<strong>in</strong>ien<br />
• „Key Op<strong>in</strong>ion Lea<strong>der</strong>s“ (38 Mio. $/Medikament)<br />
• Patientenselbsthilfegruppen<br />
• verschreibende Ärzte<br />
• „Cancer Coalition“/“Cancer United Campaign“<br />
• Market<strong>in</strong>g
3. Auflage 2006<br />
Mamazone<br />
BREAST HEALTH<br />
PA.T.H.<br />
24 ExpertInnen im<br />
Wissenschaftlichen<br />
Beirat
„Chemo-Anämie<br />
– vorbeugen und behandeln<br />
mit e<strong>in</strong>em Blutbildungshormon“*<br />
„Da Erythropoet<strong>in</strong>-Medikamente teuer s<strong>in</strong>d, werden sie lei<strong>der</strong><br />
noch nicht regelmäßig als Begleitbehandlung zur<br />
Chemotherapie e<strong>in</strong>gesetzt……“<br />
„Unser Rat: Bestehen Sie darauf, dass Ihnen als erkrankte Frau<br />
<strong>der</strong> Hb-Wert e<strong>in</strong>er gesunden Frau zugestanden wird – im<br />
Interesse <strong>der</strong> Lebensqualität und ihres Therapieerfolges“.<br />
Phase 7: Strahlentherapie und Sozialmediz<strong>in</strong><br />
„Wenn Ihr Hb-Wert niedriger als 11 g/dl ist, ermutigen Sie Ihren<br />
Arzt, umgehend mit e<strong>in</strong>er Erythropoet<strong>in</strong>-Behandlung zu<br />
beg<strong>in</strong>nen. Denn manche Ärzte neigen dazu, diese Medikamente<br />
zu spät e<strong>in</strong>zusetzen“.<br />
*Über-Lebensbuch Brustkrebs, 2006
Erythropoiet<strong>in</strong> may impair,<br />
not improve, cancer survival<br />
„A substantial body of precl<strong>in</strong>ical studies demonstrates<br />
that EPO receptors are present on a variety of<br />
malignant cell l<strong>in</strong>es as well as primary tumor cells.<br />
Primary tumor cells have been shown to respond to EPO<br />
adm<strong>in</strong>istration by proliferat<strong>in</strong>g and form<strong>in</strong>g vasculature.<br />
This <strong>in</strong>formation, coupled with the knowledge that EPO<br />
elicits anti-apoptotic effects <strong>in</strong> stem cells … mandates<br />
the <strong>in</strong>vestigation of the potential role of EPO <strong>in</strong><br />
tumor progression“.<br />
FDA Brief<strong>in</strong>g Document. . May 4, 2004.<br />
Oncologic Drugs Advisory Committee
Was sagen unabhängige ngige Analysen*?<br />
• „..the comb<strong>in</strong>ed HR for the outcome of survival<br />
<strong>der</strong>ived from these RCTs (trials populations similar to<br />
those <strong>in</strong>dicated <strong>in</strong> the SPC) was 0.94 (CI, 0.68-1.30)“<br />
• „<strong>in</strong>cremental cost-effectiveness ratio (ICER) <strong>in</strong> the<br />
range of £65,000 – over £100,000 per additional<br />
QALY<br />
• „Some positive results (health-related QoL) <strong>in</strong> favor<br />
of treatments were found, but <strong>in</strong> general the quality of<br />
the analyses was poor“.<br />
*NICE – F<strong>in</strong>al Appraisal Determ<strong>in</strong>ation, March 2006
hEPO (ESF):<br />
ökonomische Aspekte<br />
• kosten<strong>in</strong>tensive Medikamente<br />
• Verordnungsvolumen <strong>in</strong> letzten 10 Jahren mehr<br />
als zehnfach gestiegen<br />
• AVR 2005: Antianämika<br />
Umsatz von 427,6 Mio. €,<br />
davon ca. 90% für f rhEPO<br />
• Rote Liste 2006:<br />
6 Erypo ® FS 10000 € 957,34 (= 2 Wo.)<br />
6 NeoRecormon ® FS 10000 € 957,34 (= 2 Wo.)<br />
4 Erypo ® FS 40000 € 2527,19 (= 4 Wo.)<br />
4 Aranesp ® FS 150 µg € 1928,91 (= 4 Wo.)
Werbebroschüre<br />
re<br />
Hoffmann-La<br />
Roche AG<br />
Plateau suggeriert<br />
Kosten für f r die<br />
Erhaltungstherapie:<br />
20.508,48 €<br />
700 mg alle 3 Monate<br />
über 2 Jahre<br />
Zulassungserweiterung:<br />
Erhaltungstherapie bei Pat. mit rezidiv./refrakt. follikulärem Lymphom,<br />
die auf e<strong>in</strong>e Induktionstherapie (Chemotherapie ± Rituximab) angesprochen haben.
Rituximab ma<strong>in</strong>tenance <strong>in</strong> follicular lymphoma<br />
3 Jahre: 77,1% vs. 85,1%<br />
mediane Beobachtungsdauer: 33 Monate<br />
* Van Oers M et al.: Blood, prepublished onl<strong>in</strong>e July 27, 2006
Rituximab ma<strong>in</strong>tenance <strong>in</strong> follicular lymphoma<br />
3 Jahre: 72% vs. 82,5%<br />
* Van Oers M et al.: Blood, prepublished onl<strong>in</strong>e July 27, 2006
Was ÄrztInnen auch noch wissen sollten<br />
• N=465; 130 Zentren; Rekrutierungsdauer: 11/1998 – 4/2004<br />
• e<strong>in</strong>geschlossen <strong>in</strong>dolente und aggressive NHL (Grad 1-3)<br />
• ausgeschlossen Pat. mit Rituximab-Vorbehandlung<br />
• Grad 3 o. 4 Infektionen: 9% unter Erhaltung mit Rituximab<br />
• <strong>der</strong>zeitiger „Standard“ für primäre Therapie von<br />
fortgeschrittenen follikulären NHL:<br />
Chemotherapie plus Rituximab (externe Validität?)<br />
• Rituximab als Erhaltungstherapie auch überlegen bei<br />
Induktionstherapie mit Rituximab bzw. primärer Therapie<br />
mit Rituximab?<br />
• optimale Verabreichung und Dauer von Rituximab?
„Targeted<br />
Therapy“:<br />
vierte Dimension <strong>der</strong> Tumortherapie?<br />
• Zielstrukturen:<br />
z.B. Wachstumsfaktoren bzw. <strong>der</strong>en Rezeptoren<br />
(Tumorzellen, Neoangiogenese), Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>asen,<br />
Zellzyklus-Prote<strong>in</strong>e, Modulatoren <strong>der</strong> Apoptose, 26S-Proteasom<br />
• richtiges Ziel?, überzeugende präkl<strong>in</strong>ische Aktivität?<br />
• Anfor<strong>der</strong>ung an Zielstrukturen/“targeted therapy“:<br />
– Wirksamkeit nur bei Anwesenheit <strong>der</strong> Zielstruktur<br />
– Spezifität für Zielstruktur/Tumorzelle<br />
– Zielstruktur für Tumorwachstum relevant<br />
– ke<strong>in</strong>e rasche Resistenzentwicklung<br />
• Werbeaussagen<br />
• Realität
<strong>Off</strong>-<strong>Label</strong><br />
<strong>Label</strong>-Use: Vermarktungsstrategien<br />
„Appeal to Authority“<br />
• „In Zukunft werden wir bei immer mehr Krebsarten sagen<br />
können: Nimm diese e<strong>in</strong>e Pille, und de<strong>in</strong>e Krankheit ist<br />
unter Kontrolle“<br />
Daniel Vasella, Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> Novartis<br />
• „ …. Neue Devise „zielen und kontrollieren“ statt „suchen<br />
und zerstören“<br />
Dr. Andrew von Eschenbach, Direktor des NCI<br />
• „ …., denn wenn die K<strong>in</strong>asen unter Kontrolle gebracht<br />
werden können, ist auch <strong>der</strong> Tumor unter Kontrolle“<br />
Dr. George Demetri, Dana-Farber-Krebs<strong>in</strong>stitut, Boston
Mechanismen <strong>der</strong> zielgerichteten Therapie: Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>asen<br />
Krause DS & Van Etten RA: NEJM 2005; 353:172
Patients (%)<br />
Survival time<br />
(months)<br />
Szenario 3:<br />
Erlot<strong>in</strong>ib<br />
bei NSCLC<br />
Kosten:<br />
86 €/150 mg<br />
2632 €/Monat
Fakten: Erlot<strong>in</strong>ib<br />
• Anwendungsgebiete: fortgeschrittene NSCLC<br />
(nach Versagen von vorausgegangener Chemotherapie);<br />
„beim Verschreiben sollen Faktoren, die im Zusammenhang mit<br />
e<strong>in</strong>er verlängerten Überlebenszeit stehen, berücksichtigt werden“<br />
• doppeltbl<strong>in</strong>de, Placebo-kontrollierte Phase-III-Studie*:<br />
– N=731, R 2:1, vorher 1 (ca. 50%)- 2 Chemotherapien<br />
– Kontrollarm Placebo, nicht „best supportive care“<br />
– Primärer Endpunkt: Gesamtüberleben<br />
– Ansprechrate: 8,9% (vorwiegend PR)<br />
– prädiktive Faktoren: Ethnie, Frauen, Adenoca.,<br />
Nichtraucher<br />
• EGFR Mutationen assoziiert mit Ansprechen/Resistenz<br />
• <strong>in</strong> primärer rer Therapie des NSCLC Erlot<strong>in</strong>ib<br />
nicht wirksamer als Placebo
Kaplan-Meier<br />
Curves for Overall Survival*<br />
Gesamtüberleben 6,7 vs. 4,7 Monate<br />
Shepherd FA et al.: NEJM 2005; 353:123
„EGFR<br />
– e<strong>in</strong> ideales Target <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tumortherapie“<br />
Szenario 4:<br />
Kosten:<br />
261 €/100 mg<br />
5200 €/Monat<br />
31200 €/24 Wo.<br />
NICE (8/2006):<br />
„...concluded,<br />
that cetuximab,<br />
… for metastatic<br />
colorectal cancer<br />
would not be a<br />
cost-effective<br />
use of NHS<br />
resources“.
Fakten: Cetuximab<br />
• Dezember 2003: „Ich habe erfahren, dass e<strong>in</strong> neues Mittel<br />
gegen Krebs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz zugelassen ist …“<br />
• Anwendungsgebiete: <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit<br />
<strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit Ir<strong>in</strong>otecan zur<br />
Behandlung von Pat. mit EGFR.exprimierendem<br />
metastasierendem Kolorektalkarz<strong>in</strong>om, wenn Chemotherapie<br />
mit Ir<strong>in</strong>otecan versagt hat; fortgeschrittenes Plattenepithelca.<br />
plus Strahlentherapie<br />
• <strong>Off</strong>ene, randomisierte Phase-II<br />
II-Studie<br />
(Sponsor: Merck):<br />
– Cetuximab vs. Ir<strong>in</strong>otecan plus Cetuximab<br />
– N=329, R 2:1; Progress nach Ir<strong>in</strong>otecan-haltiger<br />
Chemotherapie<br />
– primärer Endpunkt: Ansprechrate (RR): 11% vs. 23%<br />
– ke<strong>in</strong>e Korrelation zwischen EGFR-Expression und RR<br />
– Hautreaktionen bei 80%, Grad 3 o<strong>der</strong> 4 bei ca. 10%
Gesamtüberleben <strong>in</strong> den Therapiearmen*<br />
Überleben 8,6 vs. 6,9 Monate (n.s(<br />
n.s.) .)<br />
*Cunn<strong>in</strong>gham D et al.: NEJM 2004; 351:337
CHMP: Guidel<strong>in</strong>e on the Evaluation of Anticancer<br />
Medic<strong>in</strong>al Products <strong>in</strong> Man*<br />
„A very large number of anti-cancer compounds have been and<br />
are currently un<strong>der</strong> devlopment. Only a m<strong>in</strong>ority, however,<br />
have completed the cl<strong>in</strong>ical development and reached a<br />
market<strong>in</strong>g authorisation, due to <strong>in</strong>sufficient evidence of<br />
efficacy or evidence of a detrimental safety profile.<br />
Until non-cl<strong>in</strong>ical<br />
models with good predictive properties have<br />
been def<strong>in</strong>ed, this situation is likely to rema<strong>in</strong> essentially<br />
unchanged ……“<br />
*European Medic<strong>in</strong>es Agency, June 2006
(<strong>Off</strong>-<strong>Label</strong>) Arzneimitteltherapie <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Onkologie</strong><br />
• Häufigkeit eher als <br />
• Stand <strong>der</strong> wissenschaftlichen Erkenntnis:<br />
Beurteilung durch (unabhängige) ngige) Expertengruppen<br />
• kontrollierter <strong>Off</strong>-<strong>Label</strong>-Use/“Flugsche<strong>in</strong>“-Lösung: Ne<strong>in</strong>!<br />
• unabhängige, ngige, kritische Beurteilung kl<strong>in</strong>ischer Studien<br />
(ISDB, AkdÄ, PLoS Cl<strong>in</strong>ical Trials)<br />
• „Aufbereitungen“ <strong>in</strong> Hochglanzbroschüren<br />
ren, kostenlos<br />
zugeschickten „Fachzeitschriften“ etc. unnütz u. irreführend<br />
• Skepsis gegenüber und kritisches H<strong>in</strong>terfragen von<br />
Stellungnahmen <strong>der</strong> Fachgesellschaften, Leitl<strong>in</strong>ien etc.: Ja!<br />
• Satellitensymposien, Studiengruppen mit begleitenden, von <strong>der</strong><br />
Industrie gesponserten Symposien meiden<br />
• Ausbildung verbessern (siehe WHO/HAI/EU Survey)<br />
• F<strong>in</strong>anzierung patientenorientierter kl<strong>in</strong>ischer Forschung
Zulassung von Arzneimitteln<br />
Balance zwischen Pat.nutzen,<br />
regulatorischen Anfor<strong>der</strong>ungen,<br />
ökonomischem Interesse<br />
Wirksamkeit?, Sicherheit?<br />
Kardiotoxizität:<br />
Trastuzumab, Imat<strong>in</strong>ib<br />
RPLS, arterielle Thromboembolien:<br />
Bevacizumab<br />
Interstitielle Pneumonie:<br />
Gefit<strong>in</strong>ib, Erlot<strong>in</strong>ib<br />
Hypothyreose:<br />
u.a. Tyros<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase-Hemmer<br />
N < 500<br />
Okie S: Safety <strong>in</strong> numbers –<br />
Monitor<strong>in</strong>g risk <strong>in</strong> approved drugs<br />
NEJM 2005; 352:1173