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PIT/patient information text - Dr. Martina Reiter

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Blinddarmentzündung (Appendizitis)<br />

Der Blinddarm ist Teil des menschlichen Dickdarms und endet als<br />

sogenannter Wurmfortsatz (Appendix) in der Bauchhöhle. Dieser<br />

Wurmfortsatz kann sich entzünden und eine Appendizitis (umgangssprachlich<br />

Blinddarmentzündung) hervorrufen.<br />

Bei einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) ist nicht der ganze Blinddarm<br />

betroffen, sondern nur der kleine Endteil des Darms, der sogenannte Wurmfortsatz.<br />

Die Ursachen für eine Blinddarmentzündung sind unterschiedlich, meist führt jedoch<br />

ein Verschluss des Wurmfortsatzes zu einer Entzündung. Dies kann durch<br />

Abknickung, Kotsteine oder Fremdkörper (z.B. Kirschkerne) hervorgerufen werden.<br />

Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit können erste Symptome bei einer<br />

Blinddarmentzündung sein. Diese gehen einher mit Schmerzen im Bauchraum,<br />

welche vom Bauchnabel in den unteren Bauchraum ziehen.<br />

Therapie der Wahl ist das operative Entfernen des entzündeten Wurmfortsatzes.<br />

Definition<br />

Der Blinddarm (Coecum) ist eine Ausstülpung des Dickdarms und endet in einen<br />

dünnen, ca. 20cm langen wurmartigen Darmschlauch (Wurmfortsatz). Dieser<br />

besteht zum einen aus schleimbildenden Zellen, welche Schleim in den Darm<br />

abgeben. Zudem finden sich darin Zellen des Immunsystems, ähnlich wie die<br />

Rachenmandeln. Bei entzündlichen Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn kann<br />

der Wurmfortsatz daher angeschwollen sein.<br />

Die Lage des Blinddarms kann sich verändern, insbesondere bei Frauen in der<br />

Schwangerschaft. Daher können Symptome mit Unterleibsschmerzen verwechselt<br />

werden und die Diagnose bei Frauen erschweren. Die Symptomatik mit schweren<br />

Bauchschmerzen wird auch als „aktues Abdomen“ bezeichnet.<br />

Eine akute Appendizitis tritt mit einer Häufigkeit von 5 Erkrankten pro 100<br />

Einwohnern auf, meist im Schulalter zwischen dem 5. bis 12. Lebensjahr. Im<br />

Erwachsenenalter ist die Wahrscheinlichkeit daran zu erkranken deutliche geringer.


Ursache<br />

Eine bakterielle Infektion ist die häufigste Ursache der Appendizitis. Diese wiederum<br />

entsteht durch die Verengung oder Verlegung des Hohlraumes im Wurmfortsatz<br />

(mechanische Obstruktion), wodurch sich der Inhalt staut. Darmbakterien können<br />

sich leichter ansiedeln und lösen eine Entzündung des Gewebes aus.<br />

Fremdkörper, wie Kirschkerne, Würmer oder Kotsteine können ebenfalls die<br />

Ursache für die Verengung sein.<br />

Symptome<br />

Der Krankheitsverlauf beginnt meist mit einer kurzen Phase der Übelkeit,<br />

Erbrechen, Durchfall und Appetitlosigkeit. Bauchschmerzen, welche im Bereich des<br />

Nabels beginnen und sich in den Unterbauch verlagern, gehen damit einher.<br />

Linderung der Schmerzen wird durch das Anziehen des rechten Beines im Liegen<br />

erzielt. Auch Fieber von über 38,5°C kann auftreten.<br />

Die Symptome treten nicht immer zusammen oder in Reihenfolge auf. Bei manchen<br />

Patienten äußert sich die Appendizitis nur als starker Bauchschmerz (akutes<br />

Abdomen). Daher kann die sichere Diagnose oft nur nach einer Beobachtung im<br />

Krankenhaus erfolgen.<br />

Diagnose<br />

Um eine Blinddarmentzündung sicher feststellen zu können, wird der Arzt folgende<br />

Maßnahmen ergreifen:<br />

• Schilderung der Vorgeschichte des Patienten<br />

• Körperliche Untersuchung mit Abtasten von Schmerzpunkten: z.B.<br />

McBurney-Punkt oder der Loslaß-Schmerz (Schmerz bei <strong>Dr</strong>uck auf der<br />

linken Bauchseite mit plötzlichen Loslassen)<br />

• Blutbild: häufig Erhöhte Konzentration der weißen Blutkörperchen<br />

(Leukozyten) durch die Entzündung<br />

• Temperaturmessung und Ultraschalluntersuchung (Sonographie)<br />

Insbesondere die Sonographie sollte bei Frauen zusätzliche durchgeführt werden,<br />

um gynäkologische Probleme, wie Unterleibs- oder Schwangerschaftsbeschwerden<br />

auszuschließen. Nierensteine und urologische Erkrankungen können damit<br />

2


ebenfalls erkannt werden. Nur der entzündete Wurmfortsatz ist mit dem Ultraschall<br />

zu erkennen.<br />

Eine stationäre Beobachtung von 1-2 Tagen hilft dem Arzt eine sichere Diagnose<br />

stellen zu können.<br />

Behandlung<br />

Bei einer Appendizitis oder falls diese nicht ausgeschlossen werden kann, muss der<br />

entzündete Wurmfortsatz operativ entfernt werden. Dies sollte innerhalb von 48<br />

Stunden erfolgen, um einen Durchbruch (Perforation) des Wurmfortsatzes zu<br />

vermeiden. Bei einer Perforation öffnet sich die Darmwand durch die Entzündung<br />

und Flüssigkeit kann aus dem Darm in den Bauchraum fließen. Diese muss dann<br />

vor einer Operation mit <strong>Dr</strong>ainagen (Kunststoff-Röhrchen) abgeleitet werden, um<br />

eine weitere Entzündung des Bauchraumes zu vermeiden.<br />

Zwei Operationsmethoden sind möglich:<br />

• Offene Blinddarmoperation<br />

• Endoskopische (laraposkopische) Blinddarmoperation<br />

Nach wie vor wird die offene Variante häufiger durchgeführt. Dabei wird der<br />

Unterbauch wird vom Chirurgen mit einem kleinen Schnitt geöffnet und der<br />

Wurmfortsatz entfernt. Das offene Ende wird mit sich auflösendem Nähmaterial<br />

vernäht und verschlossen.<br />

Bei der endoskopischen Methode, auch als Bauchspiegelung bezeichnet, wird über<br />

drei kleine Schnitte ein Endoskop eingeführt. Dieses ermöglicht es dem Chirurgen<br />

das Bauchinnere zu erkennen. Weitere Instrumente, wie zwei selbstknotende<br />

Schlingen können eingeführt werden. Der Wurmfortsatz wird damit abgetrennt und<br />

ebenfalls mit sich auflösenden Fäden vernäht. Die Methode ermöglicht kleinere<br />

Schnitte im Bauchraum und somit weniger Vernarbungen oder Verwachsungen.<br />

Meist erholen sich die Patienten von dieser Operationsmethode schneller.<br />

Risiken und Komplikationen<br />

Wie bei allen Operationen können auch nach einer Blinddarmoperation Infektionen<br />

oder Nachblutungen auftreten. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist jedoch gering, da<br />

diese Operation auch einer der am häufigsten durchgeführten chirurgischen<br />

Eingriffe darstellt.<br />

3


Eines der größten Risiken ist der Durchbruch des Wurmfortsatzes. Dies kann bei<br />

sehr fortgeschrittenen Blinddarmentzündungen auftreten. Die Darmwand des<br />

Wurmfortsatzes kann durchbrechen und Flüssigkeit aus dem Darm in den<br />

Bauchraum gelangen. Dies kann zu einer Entzündung des Bauchraumes und<br />

Abszessen führen.<br />

Darmverschluss oder Fistelbildung (insbesondere bei Morbus Crohn Patienten)<br />

gehören ebenfalls zu möglichen Komplikationen.<br />

Nachsorge<br />

Im Regelfall kann nach einer Blinddarmoperation bereits am ersten Tag danach<br />

wieder feste Nahrung aufgenommen werden. Falls Komplikationen auftreten, kann<br />

sich dies verzögern.<br />

Nach ca. drei bis vier Tagen kann der Patient das Krankenhaus verlassen, nicht<br />

auflösbare Nähte werden etwa nach einer Woche entfernt.<br />

Jede Operation stellt eine Belastung für den Körper dar, weshalb Schonung und<br />

Ruhephasen (kein Sport) nach der Operation empfohlen werden. Die<br />

Arbeitsunfähigkeit ist unterschiedlich und kann zwei bis drei Wochen betragen.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.netdoktor.de<br />

www.apotheken-umschau.de<br />

Impressum:<br />

Autor: <strong>Dr</strong>. <strong>Martina</strong> <strong>Reiter</strong><br />

Medizinische Qualitätssicherung: XY<br />

Letzte Aktualisierung: April 2013<br />

Literatur:<br />

Greten, Rinninger, Greten (Hrsg.): Innere Medizin. Georg Thieme Verlag, 2010.<br />

Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. 259. Auflage<br />

4


Barmer GEK Krankenkasse, Blinddarmentzündung, URL: https://www.barmergek.de,<br />

Stand: März 2011<br />

Onmeda, Blinddarmentzündung, URL: http://www.onmeda.de, Stand November<br />

2012<br />

Klinik für Kinderchirurgie, Charité Berlin, Appendicitis, URL: http://www.<br />

kinderchirurgie.charite.de, Stand: 2013<br />

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